§. 14. 27 I. Der Rhein zeichnet sich vor allen größeren Flüssen Deutschlands und Europa's durch seine schönen und fruchtbaren Ufer aus. Seine zahlreichen Quellflüsse kommen vom St. Gotthard und führen alle den Namen Rhein und unterscheiden sich durch Zunamen; der Vorder-Medels - und Hinter- rhein sind die wichtigsten derselben. Der Vorderrhein entsteht aus dem kleinen über 2200 m. hoch gelegenen Tomafee; der Medels- oder Mittel¬ rhein kommt ebenfalls aus eiuem hoch gelegenen kleinen See (Lac Dim) und vereinigt sich bald mit dem Vorderrhein. Der Hinterrhein entsteht aus dem Rheinwald-Gletscher, durchfließt das Schreckensthal, Via mala, und ver- einigt sich bei Reichenau mit dem Vorderrhein. Als wirklicher Rhein fließt er nun, durch mehrere kleine Zuflüsse verstärkt, zwischen der Schweiz nnd Oe- sterreich bis zum Bodensee, durchfließt denselben seiner ganzen Länge nach und tritt bei Stein wieder heraus. Bald darauf bildet er unterhalb Schaff- Hausen bei dem Schlosse Laufenden berühmten 28 M. hohen Wasserfall und fließt in vorherrschend westlicher Richtung bis Basel, wo er das schwei- zerische Gebiet verlässt und zwischen Badei^ und dem Reichslande hinfließt. Nachdem er sich zwischen dem Jura und Schwarzwald hindurch gedrängt hat, durchfließt er die fruchtbare 36 Meilen lange ob er rh einisch e Ti eseb ene. Bei Mainz durchbricht er das niederrheinische Gebirgsland, welches ihn auf beiden Ufern bis Bonn begleitet. Nachdem er auch diese reizenden Gegenden verlassen hat, bewässert er das niederrheinische Tiefland und ergießt seine immer langsamer fließenden Gewässer in verschiedenen Armen (Assel, Vecht, Alter Rhein) in die Nordsee. Während man den Theil vom Ursprung bis Mainz Oberrhein nennt, heißt die Strecke bis Bonn Mittelrhein und von da bis zum Ausflusse Niederrhein. „Auf den Rhein mag Deutschland stolz sein. Seine Ufer sind die wahre Heimat der Deutschen, der ehrwürdige Herd aller deutschen Kultur. Religion, Recht, Kunst und Sitte haben von ihm aus über die Gauen unseres Vaterlandes Verbreitung gefunden. An seinen Ufern liegen die Städte: Straßburg, Speier, Mannheim, Worms; dann Mainz, Coblenz und Bonn, ferner Düsseldorf, Wesel und endlich in Holland Amsterdam, Haag, Rotterdam und Utrecht. Alle diese Städte sind Orte von Bedeutung und mit vielen historischen Merkwürdigkeiten. Aber auch für den Verkehr ist der Rhein der wichtigste Fluss, nicht nur Deutschlands, sondern von ganz Mitteleuropa. An seinen alpinischen Quellen begegnen sich Burgund, Italien, das südliche Deutschland. Seine oceanische Niederung schiebt sich zwischen den Norden Frankreichs und die Ebenen des alten Sachsenlandes ein und führt zu den britischen Inseln hin- über. Aus der schönen Strom - Ebene des mittleren Rheines, einem berguminauerten Centralgebiet, führen natürliche Wasserstraßen durch lange, enge Felsenthore zu reichen, herrlichen Landschaften tief in das Innere Deutschlands und Frankreichs hinein. Der Rheinstrom selber aber und seine Ufer sind die große Handelsstraße zwischen Süden und Norden, zwischen Holland und der Schweiz, England und Italien." (Kutzen.) Von den vielen Nebenflüssen des Rheins merken wir nur folgende: a. Links: 1) Die Aar, vom St. Gotthard kommend, geht durch den Brienzer und Thuner See und nimmt rechts die Reuß und die Limmat auf, von denen die erstere den Vierwaldstädter und die letztere den Züricher See bildet. Auf der linken Seite nimmt die Aar auch die Abflüsse des Murtener, Neuenburger und Bieler Sees auf. 2) Die Jll entfließt den Vorhöhen des Schweizer Jura. 3) Die Nahe mündet bei Bingen. 4) Die Mosel kommt aus den Vogesen, wird bei Metz schiffbar und bildet von Trier bis zu ihrer Mündung bei Coblenz ein vielfach gewundenes Thal, an dessen Usern viele Weinberge prangen. Ein Nebensluss der Mosel ist die Saar. 5) Die Ahr ist ein kleines, von der Eifel kommendes Flüsschen, an dessen Ufern ebenfalls Weinbau getrieben wird. 6) Die Maas kommt vom Plateau von Langres in Frankreich und vereinigt