22 in den Römer. Der Weg dorthin war mit Brettern belegt, darüber wurden Teppiche ausgebreitet, die, sobald der Zug vorüber war, der jubelnden Meuge überlassen wurden. Gar lustig ging es bei einer solchen Krönung auf dem Römerberge zu. Da war der Springbrunnen mit zwei Kufen rechts und links, in die der Doppeladler weißen und roten Wein aus seinen Schnäbeln goß. Auf- geschüttet lag dort der Hafer. Eifrig bemühte sich die Menge, hiervon soviel als möglich zu bekommen. Hier stand die große Bretterhütte, in der man einen ganzen, fetten Ochsen an einem ungeheuren Spieße über dem Kohlenfeuer braten und schmoren ließ. Gold- und Silbermünzen wurden anf des Kaisers Befehl unter die Meuge geworfen, wodurch sich das Gedränge oft bedenklich steigerte. Das bunte Treiben dauerte bis in die späte Nacht. Der Dichter Goethe (geb. am 28. Ang. 1749 zu Frankfurt a. M. im Goethehause, gest. am 22. März 1832 als Minister des Herzogs von Weimar) hat uns in seinen Werten eine treffliche Schilderung einer solchen Kaijerkrönung hinterlassen. f) Die Jndustri e. In 1. Linie ist Frankfurt Handels-, in 2. Linie Industriestadt. Je uach den Stoffen, die verarbeitet werden, unterscheidet man: Woll-, Baumwoll-, Leinen-, Leder-, Eisen-, Holz-, Glasindustrie :c. In Frankfurt gibt es Maschiuenfabriken (Näh-, Schreib-, Dampf- und landwirtschaftliche Ma- schinen), Lederindustrie, Elektrizitätswerke, Fahrradwerke, Großbrauereien, eine Gold- und Silberscheideanstalt :c. Zahlreiche Bewohner verdienen in diesen Arbeitsstätten ihr Brot. g) Garten- und Gemüsebau. Berühmt ist Frankfurts Garten- und Gemüsebau (Vororte). Tie Erträge des Garteubaues decken jedoch lange nicht den Bedarf, vielmehr wird der größte Teil der Erzeugniffe der Landwirtschaft des ganzen Maingaues und der angrenzenden Gebiete nach Frankfurt auf deu Markt gebracht und daselbst abgesetzt. Im Laufe der Zeit sind dem Maine entlang, besonders in Mühl- heim a. M., auf der Mainkur, in Fechenheim, Griesheim und Höchst Farbwarenfabriken entstanden (Grund?). Der Main liefert für die Fabriken das Wasser, nimmt die übelriechenden Abfallstoffe auf und ermöglicht billige Beförderung der Güter. (Nachteile: Verunreinigung des Flußwassers, Gefährdung der Fischzucht durch die gesundheitsschäd- lichen Abwässer :c.). Weltberühmt sind die Anilinfarbwerke von Leopold Caffella u. Comp, in Fechenheim und die Höchster Farbwerke, vormals Meister, Lucius und Brüning. — Höchst a. M. ist eine Kreisstadt mit über 15 T. Einwohnern^). Es liegt an der Mündung der Nidda in den Main. Die großartigen Farbwerke beschäftigten im Jahre 1904 5000 Arbeiter, 200 Aufseher, 185 Chemiker und 400 Beamte. Sie stellen vorzugsweise Anilinfarben her, deren Zahl bereits 4000 übersteigt^). 1) Am 1. X. 1904 = 15 232 Einwohner. 2) Außer den Anilinfarben werden in den Farbwerken künstlicher Indigo, Säuren, Alizarinfarbstoffe :c., pharmazeutische Präparate hergestellt. Das Anwesen zählt 50 Dienstwohnungen für Beamte, 670 Arbeiter- und Aufseherwohnungen (Arbeiterfürsorge). Der tägliche Kohlenverbrauch beträgt 60 Doppelwaggons, der tägliche Wasserverbrauch 55 T. cbm, der tägliche Gasverbrauch 15 T. cbm und der tägliche Eisverbrauch 350 T. kg.