— 117 — Nachdem die Kinder angegeben haben, wie die genannten Festtage bei uns gefeiert werden, wird folgender Stoff erarbeitet. 1. Der Sonntag im elsäfxischen Dorfe. Am Sonntag trifft man nachmittags in einem elsäßischen Dorfe die Bevölkerung in Gruppen beisammen. Die Alten sitzen beim Schoppen, trinken den Wein der eigenen Feldmark, das helle, selbstgebraute Bier, sprechen „vom Prüß und vom Schwobe" und verabreden wohl auch eine Verlobung. Währenddem schieben die Burschen, die kurze Pfeife im Munde, mit der kurzen Jacke bekleidet, unverdrossen die großen, ungefügen Kegeln nach den weitauseiuanderstehenden Kegeln. Die Mädchen aber gehen Arm in Arm in langer Reihe auf der Dorfgasse auf und nieder singend nnd plaudernd. 2. Das Johannisfest im elsäßischen Dorfe. Am Abend des Johannistages werden Feuer angezündet, durch welche die Knaben hindurchspringen. Auf den benachbarten Höhen kommt man zusammen und schleudert brennende, aus harzigem Holze geschnittene Scheiben in die Luft. Wie Raketen stiegen „Schiwälä" (Scheibchen, denen man mit Stäbchen einen besonderen Schwung zu geben versteht) durch die Nacht. 3. Hochzeit im elsäßischen Dorfe. Schon 8 oder 14 Tage vor der Hochzeit werden die Gäste vom Bräutigam uud dem Brautführer eingeladen. Der Hut des letzteren ist mit Bändern, Rosmarin und künstlichen Blumen geschmückt, und auch an der Reitpeitsche und dem Zaum der Pferde sind bunte Bänder zu be- merken. Vor jedem Hause eiuer Familie, die eingeladen wird, erdröhnt ein Pistolenschuß. Die Einladungsformel wird von dem Brautführer in Reimen hergesagt. Am Morgen des sorgfältig ausgewählten Trautages erscheinen der Brautführer und eine der Brautjungfern vor der Wohnung des Pfarrers, melden sich mit einem Pistolenschuß an und überbringen dem geistlichen Herrn eine Flasche Wein, die „Brautsuppe" (wobei ein gewaltiges Stück Rindfleisch die Hauptrolle spielt), sowie ein Schnupstuch, aus welchem ein Stengel Rosmarin herausragt. Bei der Hochzeit trügt die Braut ein aus Flittergold verfertigtes Häubchen, das, auf dem Wirbel sitzend, einer goldenen Krone gleichsieht. Ein rotes seidenes Band wallt weit über ihren Rücken hinab. Im übrigen gehen Bräutigam und Braut in schwarzer Abendmahlskleidung. Der Bräutigam schreitet im Zuge an der Seite des Pfarrers, die Braut an der des Brautführers; die Tauf- paten, welche im Elsaß sehr hoch gehalten werden, folgen gleich hinter den Eltern des Brautpaares. Junge Burschen, die auf dem Kirchhofe mit ihren Flinten und Pistolen bereitstehen, geben bei der Ankunft des Zuges einige Salven. Auch in dem Augenblicke, wo der Bräutigam der Braut vor dem Altare den Ring ansteckt und der Geistliche seinen Segen