Mittel zur Orientierung. § 3. Durch Beobachtung des Auf- uud Unterganges der Sonne oder ihrer Kulminationshöhe lassen sich die Richtungen der Himmelsgegenden nur ganz im allgemeinen bestimmen. Genauer können sie schon durch Beobachtung des Polarsterns oder mit Hilfe des Kompasses festgestellt werden. Doch be- zeichnet auch der Polarstern den Nordpol des Himmels nur annähernd, und die im Kompaß aufgehäugte Maguetuadel weist auf deu magnetischen Nord- pol der Erde, der sich mit dem geographischen nicht deckt, sondern ungefähr unter 70° nördl. Breite und 96° westl. Länge im arktischen Nordamerika liegt. Den Winkel, welchen die Magnetnadel an einem Orte mit der Nordsüd- oder Meridianlinie des Ortes bildet, nennt man die magnetische Deklination des Ortes (für Berlin etwa 11° groß). Wenn man die magnetische Dekli- nation eines Ortes genan kennt, so kann man durch den Kompaß die Himmels- gegenden am Horizonte bestimmen. Sicherer bestimmt man die Mittagslinie und den Mittagskreis durch wieder- holte Beobachtung eines verbesserten Gnomons (oder Sonnenweisers), indem man die beiden Schnittpunkte des Gnomonschattens mit einem um den Gnomon beschriebenen Horizoutalkreise zu verschiedenen Zeiten feststellt und das zwischen ihnen liegende Kreisbogenstück halbiert. Die Verbindungslinie dieses Halbie- rnngspnnktes mit dem Kreiscentrum trifft hinreichend verlängert den Nord- und den Südpunkt des Horizonts. Eine durch den Mittelpunkt rechtwinklig zur Nordsüdlinie gelegte Gerade bildet die Ostwestlinie. Die Polhöhe. § 4-. Dem Auge erscheint der Polarstern als der unbewegliche Nordpol der Himmelsachse. Stellt man jedoch eine enge Röhre so auf, daß der Stern in ihrer Öffnung sichtbar ist, und beobachtet ihn alsdann, so sieht man ihn nach kurzer Zeit aus dem Gesichtsfelde verschwinden: ein Beweis dafür, daß er nicht den wirklichen Nordpol bezeichnet, sondern auch zu den Cirenmpolar- sternen gehört und mit diesen im Verlaufe von 24 Stunden zweimal durch deu Mittagskreis geht (untere und obere Kulmination). Den eigentlichen Ort des Nordpols am Himmel ermittelt man durch Beobachtung des Polarsterns oder eines anderen Cireumpolarsternes. Zu dem Zwecke stellt man mit Hilfe des Gnomons genau die Mittagslinie fest und beobachtet bei Anbruch der Nacht mit Hilfe eines Winkelmessers, in welchem Abstände vom Nordpnnkte des Horizonts ein bestimmter Stern kulminiert. Ist diese Kulmination die obere gewesen, so gewinnt man 12 Stunden später durch eine zweite Be- obachtnng vor Tagesanbruch die untere desselben Gestirns. In Fig. 2 sei Punkt 0 der Ort der oberen, Punkt II die Stelle der unteren Kulmination.