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der
Provinz Schlesien.
Von
L. Sturm,
ordentlichem Lehrer an der Schwcibe-Priesemuthschen VZcnsenstiftung
zu Goldberg in Schlesien.
1. Teil. Geographie. | 2. Teil: Geschichte.
Mit zwer Karten und einem Unljang von Ubbitdnngen.
W Ferdinand Hirt,
igliche Universitäts- und Verlags-Buchhandlung.
Breslau.
.188?) !M J<
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W Iie auf diesem Umschlag werden geneigter IZeachtnng empfohlen.
Verlag von Ferdinand Hirt & Hohn in Leipzig.
N. Ilüffiier's llcrflciuuerli für die Dotftsfdiufe.
Für den Unterricht in der gesamten Preußischen Monarchie seitens des Herrn Kultus-
Ministers genehmigt laut Erlaß II. lila. Nr. 12383.
A. Büttner, Anleitung zum Rechenunterricbte in der Volksschule. Neunte, der-
mehrte und verbesserte Auflage. 2 Jl. drosch,, 2,50 Jl. geb.
Das Werk leitet nicht nur zur uitterrichtlichen Behandlung aller Stoffe an, welche die ..Allgemeinen
Bestimmungen" vorschreiben, sondern giebl auch eine Anweisung zum ganzen ZZctrieve des Rechenunter-
richts in ein- und mehrklassigen Schulen. Der Verfasser ist unbestritten der erste, der Vereinfachung
des Acchenunterrichtes gefordert hat; sein bahnbrechendes Buch zeigt, loie diese Vereinfachung sich in den
verschiedenen Arten der Schulen gestaltet.
A. Büttner, lvandrechenfibel. Sie dient zur veranschaulichung der grundlegenden
Rechenstoffe, sowie zur ßinüvung derselben. Zwei Tafeln (Metertafeln) bilden einen Meranschau-
lichungsapparat zur ersten Hinführung in die Aezimalvruchrechnung. In Mappe 5 Jh.
A. Büttner, Welches ist die richt ge Stelle der Dezimalbruchrechnung im Lehrgänge
des Volksschulrechnens l Eine Rechenstudie. 35 zji.
Schülerhefte.
A. Büttner, Rechenfibel. Stufenmäßig geordnete Übungen und Aufgaben für den
Recheuunterrichl im Zahlenraum bis Ivo, eine Vorstufe zu jeder Ausgabeiisammluug. 15 3}.
Wechenaufgaöen:
Ausgabe A. Kin Keft. Herausgegeben von A. Büttner und I. Rückert. 25^.
— Fazitbuch 25 3$.
Ausgabe B. In 3 Kesten. Herausgegeben von A. Büttner.
Heft I: 15 3). Das Rechnen mit größeren Zahlen.
Heft II: 20 3]f. Das Rechnen mit mehrfach benannten Zahlen, einfache Negeldetri, Durchschnitts-
und Zeitrechnung.
Heft III: 20 Dezimal- 'und geineine Bruchrechnung und deren Anwendung in den bürgerlichen
Rechnungsarten. — Fazitbücher I. II. III. ä 25 O.
Ausgabe C. An 5 Kesten. A, Büttner und E. Kirchhoff, Rechenaufgaben für die
mehrklasfige Volks- (stadt-)schule.
Heft 1: 20 9}. Das Rechnen mir größeren Zahlen.
Heft II: 20 Das Rechnen mit mehrfach benannten Zahlen, vorzugsweise mit solchen in dezi-
maler Schreibung.
Heft III: 25 Dezimalbruchrechuung. einfache Regeldetri, Durchschnitts- und Zeitrechnung.
Heft IV: 25 9}. Bruchrechnung und deren Anwendung in den bürgerlichen Rechnungsarten.
Heft V: 30 A. Erweiterung des angewandten Rechnens. Wurzelextraktionen. Raumberech-
nungen, — Fazitbücher I. II. III. IV. V. ä 25
Ergänzungsheft: Yaumlehre von E. Kirchhoff. 35 S. — Lehrerheft, zugleich die Lösungen ent-
haltend. 60 fy.
Die Hefte sind mit gleichmStziger Berücksichtigung des Kopf- und Tafelrechnens und aus-
schließlicher Anwendung der anttlich festgestellten abgekürzte» Mak- und Gewichtsbezeichnungen
bearbeitet. ^ . ___
Alle Schiilerheste
sind auf Grund der uns zngegang-'»''- «N"-neu bearbeitet worden. Die neuen
Hefte haben größeres Format, i, £ icheren Druck, der, durchweg mit
Kupferplatten ausgeführt, co roßte Schonung gewährt.
Die Ausgaben AB «>d ^ _____ »bei in unveränderter Form be-
stehen. v
Bei Bestellungen auf die Ne» J2 =--- ö m wir zu bemerken:
mr Neue ' t £ 1886.
BT Die Verlagsbuchhandlung auf Verlangen ein Exemplar der ein.
schlSgigen Hette. sowohl der neue " <«- bisherige» Ausgabe, sowie der
Rechenfibel, gratis und franko zu.
In Kürze wird nunmehr erfche _
Aöungsstoffe für das Ko, CD und mehrklassigen Schulen.
ÜBERSICHT DER
PROVINZ SCHLESIEN. ^
Maßstab Ii 4.000.000
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der
Provinz Schlesie n.
Von
L. Sturm,
ordentlichem Lehrer an der Schwcibe-Priesemuthschen Waisenstiftung
zu Goldberg in Schlesien.
1. Teil: Geographie. 2. Teil: Geschichte.
Mit zwei Karten und einem UnHang von Uöbisdungen.
Ausgabe B.
(Mit Heimatskarten.
ixemplar, j
Ferdinand Hirt,
Königliche Itniversiläts- und Verlags-Buchhandlnng.
Breslau 1887.
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Br»unschwe<c
Bchuibuchbibitotho«
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Alle Rechte vorbehalten.
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3
Inhalt.
Erster Teil. Geographie. Seue
A. Überblick......................................................5
B. Bilder aus Schlesien......................15
Die Bevölkerung des Landes...............15
I. In den Sudeten.............- - -.....16
1. Eine Fußwanderung über den Kamm des Riesengebirges ... 16
2. Rübezahl.......................18
3. Die Beschäftigung der Gebirgsbewohner . . .........20
4. Ein Steinkohlenbergwerk im Waldenburger Steinkohlengebiet . . 21
5. Die Grafschaft Glatz...................22
6. Schlesiens Heilquellen..................24
II. Im Thale der Oder?...................25
1. Von den Quellen der Oder bis Breslau..........25
2. Breslau, die Hauptstadt Schlesiens............26
3. Von Breslau die Oder abwärts.............27
III. In der Ebene zwischen dem Gebirge und der Oder.......28
1. Die Kornkammer Schlesiens................28
2 Die Vorberge der Sudeten................29
3. Liegnitz und Umgebung..................30
IV. In der Preußischen Oberlausitz und der Niederschlesischen Heide . . 31
1. Görlitz, der Hauptort der Preußischen Oberlausitz.......31
2. Die Niederschlesische Heide................32
V. Auf der rechten Oderseite..................33
1. Im Oberschlesischen Bergwerksrevier............33
2. Das Trebnitzer- oder Katzengebirge.............34
C. Rückblick...........................34
Schlesien (Gedicht)....................35
Zweiter Teil. Geschichte.
1. Schlesien vor Einführung des Christentums.............36
2. Die Einführung des Christentums.................37
3. Herzog Heinrich I. und die heilige Hedwig.............37
4. Die Mongolen in Schlesien....................38
5. Karls IV. Bedeutung für Schlesien................39
6. Die Husitischen Unruhen in Schlesien...............40
7. Die Erbverbrüderung......................41
8. Der Dreißigjährige Krieg.....................41
9. Schlesien unter Preußischen Herrschern...............41
10. Generalfetdmarschall Gras Moltke.................45
11. Fürst Bismarck........................45
12. Kaiser Wilhelm 1........................46
13. Kronprinz Friedrich Wilhelm...................48
r
1* 5
Erster Teil. Geographie.
A. Überblick.
1. Lage. Unsere Heimatsprovinz Schlesien liegt zu beiden Seiten
der Oder und bildet den südöstlichsten Teil des Königreichs Preußen.
2. Grenzen. Die natürliche Grenze wird gebildet im W. von
den Sudeten, im S. von den Ausläufern der Beskiden und im
NO. vom Polnischen Landrücken.
3. Größe. Schlesien hat einen Flächenraum von über 40 000 qkm
und ist die größte Provinz des Preußischen Staates.
4. Bodengestalt. Im SW. ziehen sich die Sudeten hin, welche
aus dem Lausitzer-, Jser-, Riesen-, Waldenburger-, Glatzer-
Gebirgeund dem Mährischen Gesenke bestehen (Bilderanhang Nr. 2).
Das Lausitzer Gebirge und das Mährische Gesenke liegen außerhalb
Schlesiens. Ungefähr in der Mitte des Landes zieht sich von SO.
nach NW. das Thal der Oder hin, welches auf der rechten Seite
von dem niedrigen Polnischen Landrücken begrenzt wird.
a. Das Isergebirge. Es liegt zwischen der Lausitzer Neiße
und dem Zacken und ist ein Waldgebirge mit Sümpfen und Mooren.
Man unterscheidet mehrere Kämme. Der bedeutendste Kamm ist der
hohe Jserkamm mit der Tafelfichte (1150m, höchster Punkt)
und dem Hochstein (1100m). Südlich von dem Hauptkamme liegen
die Böhmischen Kämme, und nördlich davon zieht sich zwischen
Queis und Zacken der Kemnitzkamm hin.
d. Das Niesengebirge. (Bilderanhang Nr. 1). Es liegt zwischen
Zacken und Bober und Ist das schönste und großartigste Gebirge
unserer Provinz, sowie die höchste Erhebung im nördlichen Deutsch-
laud. Wie ein riesiger Wall steigt es aus dem Hirschberger Thale
auf. Nach N. ist sein Abfall steil; nach S. (Böhmen) fällt es all-
mählich ab. Es besteht aus zwei gleichlaufenden Kämmen, dem nörd-
lichen Schlesischen und dem südlichen Böhmischen Kamme. Beide
sind im O. durch den Brunnenberg, im W. durch die Kesselkoppe
miteinander verbunden. Die zwischen beiden Kämmen liegenden engen
6 1. Teil. Geographie.
Thäler heißen die Sieben Gründe. Die höchsten Erhebungen auf
dem nördlichen Kamme sind von W. nach O. der Reifträger (über
1300m), das Hohe Rad (1500m), die Große Sturmhaube
(über 1400m), die KleineStnrmhaube (etwas höher als die vorige),
die Schneekoppe (1600m) und die Schwarze Koppe (1400m).
Eigentümlich siud dem nördlichen Kamme die tiefen Abstürze, wie die
Schneegruben uud der Große (Bild 5) uud Kleine Teich. Der
südliche Kamm ist durch einen tiefen Einschnitt, in welchem die Elbe
fließt, in zwei Teile geteilt; der östliche Teil heißt Ziegenrücken,
der westliche Korkonosch. Zahlreiche Wasserfälle zieren das Gebirge,
wie der Zacken- (Bild 7), Elb-, Kochel-, Hainfall u. a.
Das Vorgebirge des Riesengebirges führt den Namen das
Bober-Katzbach-Gebirge. Es wird bei Kupferberg durch den
Vober vom Landeshnter Kamm nud nordwestlich von Hirschberg
ebenfalls durch den Bober vom Riesen- uud Jsergebirge getrennt.
Zwischen ihm und dem Riesengebirge liegt das an Naturschönheiten
reiche Hirschberger Thal. Die höchste Erhebung des Vorgebirges
ist die Hogolie (700 m). Nördlich vorgelagert sind einzelne Basalt-
kegel, wie der Probsthayner Spitzberg (500m), der Gröditzberg
(400m), der Wolfsberg bei Goldberg (350m), der Heßberg bei
Jauer u. a.
c. Das Waldenburgs Gebirge liegt zwischen Bob er und Weis-
tritz. Steigt man aus der Ebene zu ihm auf, so gelangt man auf
ein großes Plateau, auf welchem sich eine Anzahl Bergkuppen erheben.
Die höchsten davon sind der Hochwald (850m) und Sattelwald
(800m); südlich von Waldenburg liegt der Heidelberg (900m).
Das Schlesierthal und der Fürstensteiner Grund sind zwei
prächtige Thäler (Bilderanhang Nr. 17). Die Höhen bei Freiburg
und die Striegauer Berge (Bild 10) mit Basalt- und Granit-
brüchen sind Vorberge des Waldenburger Gebirges.
ä. Die Glatzer Gebirge bilden ein längliches Viereck und um-
schließen die an Naturschöuheiten reiche Grafschaft Glatz. Die
Nordostseite bildet das Eulen- (Bild 11) und Reichensteiner
Gebirge, welche durch den Paß von Wartha getrennt sind. Durch
diesen fließt die Gl atz er Neiße. Die höchsten Erhebungen des
Euleugebirges sind die Hohe Eule (1000m) und die Sonnenkoppe
(900m). Östlich vom Eulengebirge liegt das Zobtengebirge bei
Schweidnitz und der Rummelsberg bev Strehlen. Im Reichen-
steiner Gebirge liegen der Heidelberg (900m) bei Landeck und der
Janersberg bei Reichenstein. Der südöstliche Rand heißt das
Glatzer Schneegebirge; in ihm liegt der Schneeberg (über
1400m). Der Südwestrand wird gebildet durch das Mensegebirge,
welches durch den Paß von Mittelwalde vom Schneegebirge ge-
schieden ist und sich bis zum Paß von Nach od hinzieht. Es besteht
aus zwei gleichlaufenden Kämmen, dem Habelschwerdter Gebirge
A. Überblick. 7
und dem Böhmischen Kamme, welche durch das Thal der Erlitz
getrennt, im NW. aber durch die Hohe Mense (fast 1100m) ver-
bunden sind. Nördlich vom Paß von Nachod liegt das aus Sand-
steinfelsen gebildete Heuscheuer-Gebirge mit der Heuscheuer-
(über 900 m). Den nordwestlichen Teil bilden die berühmten Aders-
bacher und Weckelsdorser Sandsteinfelsen.
e. Der polnische Landrücken. Dieser liegt zum größten Teil
auf der rechten Oderseite nahe an der schlesisch-polnischen Grenze und
bildet ein niedriges Hügelland. Man unterscheidet die Tarnowitzer
Höhen, die Trebnitzer Höhen oder das Katzengebirge und die
Niederschlesischen Sandhügel bei Glogau und Grünberg.
Von den Tarnowitzer Höhen geht ein Zug nach Westen, welcher im
Annaberge (400m) nahe an die Oder herantritt. Die Trebnitzer
Hügel liegen zwischen der Weida und der Bartsch und die Nieder-
schleichen Sandhügel auf der linken Oderseite.
f. Die Zchlesische Ebene liegt zwischen den Sudeten und dem
Polnischen Landrücken. Nördlich von Breslau, Liegnitz und
Görlitz ist sie mit Ausnahme der Flnßthäler sandig und bildet
ausgedehnte Heiden, südlich aber von Breslau und Liegnitz ist sie
fruchtbar.
5. Die Gewässer, a. Flüsse. Der Hauptfluß des Landes ist
die Oder. Sie entspringt auf dem Lieselberge im niederen Gesenke.
Vor ihrem Eintritt in Schlesien nimmt ihr Lauf verschiedene Rich-
tnngen an. In unserer Provinz verfolgt sie jedoch die Hanptrichtnng
von SO. nach NW. Da auf der linken Seite die höchsten Gebirge
liegen, so empfängt sie auch von dieser Seite die meisten Nebenflüsse.
Diese haben ein bedeutendes Gefälle und daher einen raschen Lauf.
Ihr Bett ist im Gebirge steinig und in der Ebene sandig. Auf der
rechten Seite nimmt die Oder weniger Nebenflüsse auf, als auf der
linken; denn die Hügel des Polnischen Landrückens sind bedeutend
niedriger, als die Sudeten. Die Flüsse haben hier einen langsamen
Lauf, weniger klares Wafser und ein nicht sandiges, sondern oft
schlammiges Bett.
b. Feeen und Ceiche. An Seeen ist Schlesien arm. Durch ihre
hohe Lage sind der Große und Kleine Teich auf dem Riesen-
gebirge merkwürdig. Der größte See ist der nördlich von Glogau
liegende Schlawa-See. Teiche giebt es eine große Anzahl auf der
rechten Oderseite: bei Pleß, im Gebiet der St ob er, der oberen
Weida und der Bartsch. Auf der linken Oderseite liegen Teiche
im Gebiet der Falkenberger Steina, in der Niederschlesischen
und Lausitzer Heide.
6. Das Klima. Unter dem Klima verstehen wir die Beschaffen-
heit der Luft nach ihrer Wärme, Feuchtigkeit und Bewegung.
Das Klima ist nicht überall gleich; in den höher gelegenen Orten ist
8 1. Teil. Geographie.
es kälter, als in der Ebene. In letzterer wechseln die vier Jahres-
zeiten regelmäßig ab; im Gebirge dagegen sind dieselben von sehr
ungleicher Dauer. Schnee bedeckt die Berge oft ein halbes Jahr.
Im Gebirge regnet es häufiger, als in der Ebene, weil die Wolken
von den Bergen und hochgelegenen Wäldern festgehalten werden; im
Sommer sind im Gebirge Gewitter nicht selten, die oft von heftigen
Stürmen begleitet werden.
Die Bewegungen der Luft nennt man Winde. Am häufigsten
wehen die Westwinde, welche von Regen und unbeständigem Wetter
begleitet sind. Die Ostwinde sind in der Regel kalt und trocken, und
Süd- und Nordwinde wehen selten.
7. Bodenerzeugnisse. Von dem Klima und der Beschaffenheit
des Bodens sind die Erzeugnisse aus dem Tier- und Pflanzenreiche
abhängig. Die Wälder sind reich an Wild aller Art; Teiche und
Flüsse bergen gute Fische, auch die Fischzucht ist lohnend. In den
fruchtbaren Landstrichen werden alle Getreidearten, wie Weizen, Roggen,
Hafer, Gerste, sowie Kartoffeln, Zuckerrüben und Gemüsepflanzen reich-
lich angebaut. Die Berge sind mit schönen Laub- und Nadelholz-
Wäldern geziert. Die sandigen Ebenen Niederschlesiens sowie einen
Teil der rechten Oderseite bedecken Kieferwälder, und an der Oder
dehnen sich schattige Eichenwälder aus. In der Umgegend von Grün-
berg wird sogar ein ansehnlicher Weinbau getrieben.
An Mineralien ist Schlesien sehr reich. Ausgebreitete Stein-
kohlen läge r sinden wir in Oberschlesien (rechte Oderseite) und
um Waldenburg; Braunkohlen und Tors werden in Nieder-
schlesien gewonnen. Eisen, Zink, Blei und Silber liefert Ober-
schlesien, und Granit, Kalk und Sandstein sind weit verbreitet.
8. Die Bewohner.
a. Abstammung. Schlesien wird von zwei Volksstämmen, Deut-
scheu und Slaven bewohnt. Slaven sind: Polen, Böhmen,
Mähren und Wenden.
b. Aeligion. Die kleinere Hälfte der Bewohner ist evangelisch,
die größere katholisch. Juden sind überall verbreitet.
c. Gemerbefleiß. In den fruchtbaren Gegenden beschäftigen sich
die Bewohner mit Ackerbau und Viehzucht. Da, wo Schätze in
der Erde liegen, besonders in Oberschlesien und dem Waldenburger
Berglande, wird Bergbau getrieben. Im Gebirge giebt die Blei-
cherei, Spinnerei und Weberei den Bewohnern Beschäftigung.
Gewerbe- und Fabrikthätigkeit blüht in den großen und mittleren
Städten, sowie in vielen Dörfern.
ä. Handel und Verkehr. Die durch den Gewerbefleiß erzeugten
Produkte werden nicht sämtlich im Lande verbraucht und deshalb
zum Teil nach auswärts verkauft (Ausfuhr). Diejenigen Produkte
dagegen, an denen Schlesien arm ist, werden aus andern Ländern zu
A. Überblick.
9
uns gebracht (Einfuhr). Diese Ein- und Ausfuhr der Waren aller
Art bilden den Handel und Verkehr. Im Dienste des Handels stehen
die Eisenbahnen. Wasser- (Oder) und Landstraßen. Post und
Telegraphie. Das Eisenbahnnetz Schlesiens tsi ein weitverzweigtes.
Die Hauptbahnen sind:
1. Die Oberschlesische Eisenbahn, von Breslau bis Oswiecim.
2. Die Breslau-Mittelwalder Bahn.
3. Die Breslau - Schweidnitz - Freiburger Eisenbahn, von
Breslau bis Halbstadt in Böhmen einerseits. Raudten und Fran-
kenstein andrerseits.
4. Die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn, von Breslau
über Kohlfurt (andere Linie über Sagau) nach Sommerfeld und
Berlin.
5. Die Breslau - Stettiuer Eisenbahn, von Breslau über
Glogau nach Stettiu.
6. Die Breslau-Posener Eisenbahn, von Breslau über Tra-
cheuberg und Lissa nach Posen.
7. Die Rechte-Oder-Ufer-Bahn, von Breslau über Ö!s, Kreuz-
bürg, Beutheu nach Österreichisch-Schlesien.
8. Die Gebirgsbahn, von Kohlfurt und Görlitz durch das Gebirge
bis Glatz.
9. Die Berliu-Görlitzer Bahn, von Berlin über Kottbns nach
Görlitz.
Von diesen Hauptbahnen gehen eine große Anzahl Nebenbahnen aus.
9. Die Einteilung und Verwaltung des Landes.
a. Dorf- und 5tadtgemeinden. Die Bewohner eines Ortes
bilden eine Gemeinde, welche eine Dorf- oder Stadtgemeinde
fein kann. An der Spitze einer Landgemeinde steht der Gemeinde-
Vorsteher. Dieser hat die Befehle der höheren Behörden den Ge-
meindegliedern bekannt zu machen, die Abgaben zu erheben und für
Ordnung in der Gemeinde zu forgen. In den Stadtgemeinden heißt
die Ortsobrigkeit der Magistrat, an dessen Spitze der Bürger-
meister steht.^ Über nene Einrichtungen, Einnahmen und Ausgaben
hat der Magistrat im Einvernehmen mit den Stadtverordneten
zu beschließen, welche aus der Mitte der Bürgerschaft gewählt werdeu.
b. Ämtsbezirke. Mehrere Landgemeinden (mit Gutsbezirken)
bilden einen Amtsbezirk. Jeder Amtsbezirk hat einen Amtsvor-
st eh er, der für feinen Bezirk gültige Polizeivorschriften erlassen uud
die Übertreter derselben mit Strafen belegen kann.
c. Areise. Wie mehrere Gemeinden einen Amtsbezirk bilden, so
bilden mehrere Amtsbezirke einen Kreis, an dessen Spitze der Land-
rat steht, der die Aufsicht über den ganzen Kreis zu führen hat.
Vom Kreistage (Versammlung von Abgeordneten aus dem Kreise)
werden die gemeinsamen Angelegenheiten des Kreises beraten und vom
10 1. Teil. Geographie.
Kreisausschusse die Höhe der Kreisabgaben festgestellt und in
Streitfällen entschieden. Die Gesundheitspflege des Kreises ist
einem Kreisphysikns, einem Kreiswundarzt und einem Kreis-
tierarzt übertragen.
d. Ilegiernngsbezirke. Eine Anzahl von Kreisen bildet einen
Regierungsbezirk, dessen gemeinsame Angelegenheiten durch eine
Königliche Regierung besorgt werden. Jede Regierung hat mehrere
Abteilungen. Die Abteilung des Innern (1. Abteilung) sorgt für
die Wohlfahrt und Sicherheit ihres Bezirkes; der 2. Abteilung
liegt die Sorge für Kirchen und Schulen ob, uud der 3. Abteilung
sind die Steuern, Domänen und Forsten zugewiesen. Das Ober-
Haupt eines Regierungsbezirkes ist der Regierungspräsident.
6. Provinz. Mehrere Regierungsbezirke bilden eine Provinz.
Die Provinz Schlesien zählt drei Regierungsbezirke: Breslau (mit 24),
Liegnitz (mit 21) und Oppeln (mit 19 Kreisen). An der Spitze
der Provinz steht der Oberpräsident, welchem die Ausführung der
Verordnungen des Ministeriums übertragen ist und der über die Ord-
nung in der ganzen Provinz zu wachen hat. Wie es sür jeden
Amtsbezirk, Kreis und Regierungsbezirk gemeinsame Angelegenheiten
giebt, so giebt es solche auch sür die ganze Provinz.
f. Stact. Mehrere Provinzen bilden einen Staat. Schlesien
gehört zu dem Staate Preußen.
g. Rirche und Schule. Außer den obengenannten Kreisen giebt
es auch Kirchen- und Schulkreise, deren Grenzen nicht immer mit
jenen zusammenfallen. Der oberste Beamte eines Kirchenkreises ist
der KöniglicheSuperintendent (bei den Evangelischen) oder Erz-
Priester (beidenKatholiken) und der eines Schulkreises der Königliche
Kreisschulinspektor.
10. Rechtspflege, a. Amtsgerichte. Diejenigen Personen, welche
in streitigen Füllen oder bei Vergehen Recht zu sprechen haben, nennt
man Richter. Die kleinsten Gerichte, welche nach der Größe des
Ortes mit einem oder mehreren Richtern besetzt sind, heißen Amts-
gerichte. Die Vormundschafts-, Erbschafts- uud Testamentssachen,
die Führung des Grundbuches und der Handelsregister, sowie die
Konkursangelegenheiten gehören vor das Amtsgericht. Mit jedem
Amtsgerichte ist ein Schöffengericht verbunden. Alle Schöffen-
gerichte bestehen aus einem Amtsrichter und zwei aus dem Volke
erwählten Schöffen. Das Schöffengericht entscheidet bei Vergehen,
welche nur mit Gefängnis bis zu 3 Monaten oder mit Geldstrafe
bis zu 600 Mark bedroht sind, bei Beleidigungen und Körperver-
letzungen, bei Diebstahl und Betrug, bei einfacher Unterschlagung und
Sachbeschädigung, wenn der Wert die Summe von 25 Mark nicht
übersteigt.
b. Landgerichte. Wer sich bei der Entscheidung der Amts- und
Schöffengerichte nicht beruhigen will, ruft die Landgerichte zu noch-
A.. Überblick. 11
maligem Rechtsspruch an. In Strafkammern (aus 5 Richtern
bestehend) entscheiden sie bei Vergehen, welche mit Zuchthausstrafe bis
zu 5 Jahren bedroht sind. Mit jedem Landgericht ist ein Schwur-
gericht verbunden, welches über schwere Verbrechen urteilt, die mit
Tod, lebenslänglicher oder langjähriger Zuchthausstrafe zu aHuden sind.
c. Das Oberlanvesgericht hat seinen Sitz in Breslau und ent-
scheidet über die Berufungen und Beschwerden, welche gegen die
Urteile der Landgerichte eingelegt werden.
ä. Das Keichsgericht. Dieses ist der oberste deutsche Gerichts-
Hof, der seinen Sitz in Leipzig hat. Das Reichsgericht spricht bei
Hoch- und Landesverrat das Urteil und entscheidet in Beschwerden
gegen die Urteile der Schwurgerichte und Strafkammern.
Übersicht der Kreise.
Kegierungsöezirk Breslau.
Kreise. Größe qkm. Einwohner- zahl. Städte. Einwohner- zahl.
1 Brieg 607. 59000 Brieg 19000
Löwen 2300
2 Ohlau 616 57000 Ohlau 8600
Mausen 2300
3 Breslau (Stadtkr.) 30 300000 Breslau 300000
4 Breslau (Landkr.) 750 78500
5 Neumarkt 710 58000 Neumarkt 6000
Wohlau Canth 3000
6 803 48000 Wohlau 3100
Auras 1000
Dyhernsurth 1500
Steinau Winzig 2400
7 422 25000 Steinau 3600
Köben 1100
Raudten 1500
8 Namslau 583 38000 Namslau 5900
Reichthal 1300
9 Öls 899 68000 Öls 10200
Bernstadt 4200
Hundsfeld 1400
Juliusburg 800
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14
1. Teil. Gevgraphie.
Kreise. Größe qkm. Einwohner- zahl. Städte. Einwolmcr- zahl.
18 Görlitz (Stadt) 18 Görlitz 55000
19 Görlitz (Land) 867 51500 Reichenbach 1900
20 Rothenburg 1125 51200 Rothenburg 1300
Muskau 3000
21 Hoyerswerda 868 32900 Hoyerswerda 2700
Wittichenau 2200
Ruhland 1900
Regierungsbezirk Oppeln.
Kreise. Größe qkm. Einwohner- zahl. Städte. Einwohner- zahl.
1 Ratibor 858 126500 Ratibor Hultschin 19100 3000
2 Kosel 675 69000 Kosel 5000
3 Oppeln 1425 111000 Oppeln 15000
Krapp itz 2700
4 Pleß 1062 96000 Pleß 4100
Nicolai 5800
5 Rybnik 852 79000 Rybnik 4000
Sohran Loslau 4400 2300
6 Beuthen 127 113800 Beuthen 23000
Königshütte 31800
7 Tarnowitz 324 44200 Tarnowitz 8000
Georgenberg 1300
8 Kattowitz 186 96500 Kattowitz 14500
Myslowitz 7400
9 Zabrze 121 51000 17500
10 Tost-Gleiwitz 906 92500 Gleiwitz
Peiskretscham Tost Kieferstädtel 3900 1800 1100
11 Lublinitz 1010 43400 Lublinitz 2300
Guttentag 2400
12 Groß-Strehlitz 895 64000 Groß-Strehlitz Ujest Leschuitz 4100 2600 1500
A. Überblick.
15
Kreise. Größe qkm. Einwohner- zahl. Städte. Einwohner- zahl.
13 Rosenberg 899 46800 Rosenberg 3600
Landsberg 1100
14 Kreuzburg 553 o c CO Kreuzburg 6100
Konstadt 2400
Püschen 2300
15 Leobschütz 690 86500 Leobschütz 12400
Bauerwitz 2800
Katscher 3800
16 Neustadt 798 93300 Neustadt 16000
Ober-Glogau 5100
Zülz 2800
17 Neiße 711 99500 Neiße 21400
Ziegenhals 6100
Patschkau 5800
18 Falkenberg 602 40200 Falkenberg 1900
Friedland 2000
Schurgast 700
19 Gottkau 519 45400 Grottkau 4500
Ottmachau 3800
B. iZilder aus Schlesien.
Die Bevölkerung des Landes.
Die Provinz Schlesien wird von zwei Volksstämmen bewohnt,
Deutschen und Slaven. Die Deutschen sind in überwiegender
Zahl vorhanden, und nur ein Viertel der Bewohner ist slavischen
Stammes. Zu den Slaven gehören die Polen, die zum größten
Teile auf der rechten Oderseite wohnen. In den Kreisen Ratibor
und Leobschütz giebt es Mähren, in den Kreisen Strehlen,
Glatz, Polnisch-Wartenberg und Oppeln Böhmen, und die
Kreise Rothenburg und Hoyerswerda werden zum Teil von
W enden bewohnt. In dem übrigen Teile Schlesiens wohnen Deutsche,
während gegen 52000 Juden über die ganze Provinz verbreitet sind.
Die Sprache der Bewohner ist verschieden. Oberschlesien hat
nur in zwei Kreisen, Neiße und Grottkau, reindeutsche Bevölkerung
16 1. Teil. Geographie.
mit deutscher Sprache; in den Kreisen Neustadt, Falkenberg und
Leobschütz überwiegt die deutsche, in den andern die polnische Sprache.
In allen Grenzkreisen der rechten Oderseite spricht der gemeine Mann
polnisch. Diese Sprache ist ein verdorbenes Polnisch und wird das
Wasserpolnische genannt. An der Grenze von Österreichisch-
Schlesien und Mähren wird mährisch gesprochen, und in einigen
Ortschaften sind noch Einwohner mit böhmischer Muttersprache vor-
zufinden. Die Wenden in der Lausitz sprechen wendisch.
Die deutsche Sprache wird von den Landbewohnern in der so-
genannten schlesischen Mundart gesprochen. Man unterscheidet
die Sprache der Gebirgsbewohner oder den Gebirgsdialekt und
die Sprache der Bewohner der Ebene oder den Niederländischen
Dialekt (Schlesische Trachten Bild 24, 26 und 27).
Ihrer Religion nach sind die Bewohner zur größeren Hälfte
katholisch, zur kleineren evangelisch. Die Bevölkerung Ober-
schlesiens ist katholisch, und nur im Kreise Kreuz bürg überwiegen
die Evangelischen. In Mittelschlesien sind die Grafschaft Glatz
und die Kreise Münsterberg und Frankenstein fast ganz katho-
lisch; in Niederschlesien dagegen wohnt nur eiue geriuge Anzahl
Katholiken.
Schlesien ist dicht bevölkert. Die Zahl der Bewohner beträgt
über 4 Millionen, welche in 149 Städten, 40 Marktflecken und mehr
als 9000 Dörfern nnd Gutsbezirken wohnen. Nicht alle Kreise haben
eine gleich starke Bevölkerung; am dichtesten ist dieselbe in den durch
Fruchtbarkeit uud Bergbau ausgezeichneten Gegenden. Während die
Zahl der Bewohner auf 1 qkm im Kreise Beuthen 900 (Katto-
witz 500, Zabrze 400 uud Waldenburg 300) Seelen beträgt, erreicht
sie im Kreise Hoyerswerda nur 38 Seelen (Rothenburg 46, Lub-
liuitz 43).
Aufgaben. 1. Von welchen Volksstämmen wird Schlesien be-
wohnt? 2. Welche Völkerschaften gehören zu den Slaven? 3. In
welchen Teilen Schlesiens wohnen die Slaven? 4. Welche Sprachen
werden in Schlesien gesprochen? 5. Was weißr du von der schleichen
Mundart? 6. Erzähle von der Religion der Bewohuer! 7. Welche
Kreise sind am dichtesten bevölkert? 8. Welche Kreise sind am wenigsten
bevölkert?
I. In den Sudeten.
1. Eine Fußwanderung über den Kamm des Riesengebirges.
Das Riesengebirge ist das großartigste Gebirge der Sudeten.
In ihm liegt die höchste Erhebung des ganzen nördlichen Deutsch-
lands, die Riesen- oder Schneekoppe. Wie ein mächtiger Wall
steigt das Gebirge aus dem Thale auf, über dessen Kamm sich eine
I. In den Sudeten. 17
Anzahl Bergkuppen erheben (Siehe Anhang S. 49 Nr. 1.). Dem
Hauptkamme sind viele dicht bewaldete Berge vorgelagert, die eine
schöne Aussicht über das Hirschberger Thal und auch auf den Kamm
gewähren. Zu den schönsten Punkten gehört der mit einer Burgruine
geschmückte Kynast bei Hermsdorf, die Annakapelle bei Seidorf
und die Kirche Wang. Auch im Thale erheben sich einzelne Berge,
die wegen ihrer Aussicht sehr besucht werden. Solche Berge sind der
Prudelberg bei Stonsdors, die Heinrichsburg und die Falken-
berge bei Fischbach.
Von der Josephinenhütte in Schreiberhau aus gelangen wir
nach dem Zackenfall (Bild 7), dessen Wasser in eine 26 Meter tiefe
Felsschlucht in drei Absätzen hinabstürzt. Eine Stunde oberhalb des
Zackenfalles treten wir aus dem Walde heraus. Wir haben die Grenze
der Waldregion erreicht und finden nur noch das strauchartige Knie-
holz, welches breite Striche bedeckt, sowie Zwergformen der Fichte und
einiger Laubhölzer. Zahlreiche Gebirgspflanzen, Moose, Flechten,
Gräser und Alpenkräuter bedecken zum Teil den Boden. Die mit
Felsen und Steingeröll bedeckten Stellen zeigen kaum noch Spuren
des Pflanzenwuchses.
Auch menschlichen Wohnungen, Bauden (Bild 6) genannt, be-
gegnen wir in dieser Höhe. Dieselben sind auf steinernem Grunde aus
Holz gebaut und bestehen aus einem Hausflur, einer großen und kleinen
Stube und dem Kuhstall. Große Viehherden, denen das saftige Gras
der Gebirgswiesen sehr nahrhaftes Futter liefert, sind der einzige
Reichtum der Baudenbewohner. Im Winter sind die Bauden oft
vollständig verschneit, so daß die Bewohner ihren Ausgang durch den
Dachgiebel nehmen müssen. Wird eine Wanderung zu einer benach-
barten Baude nötig, so kann diese nur mit Hilfe der Schneeschuhe
und bei Glatteis mit Hilfe der Fußeisen ausgeführt werden. Die
Wege sind durch Stangen gekennzeichnet, an denen Strohbüschel be-
festigt sind.
Auf dem Kamme umgiebt uns eine feierliche Stille; denn nur
wenige Tiere (einige Vögel und Insekten) wagen sich in diese Höhe.
An vielen Stellen ist der Boden sumpfig und moorig, so daß man
ihn nicht betreten kann; au anderen Stellen ist nur nacktes Steingeröll
zu sehen. Der Weg führt an der Spitze des Reifträgers vorüber,
der aus gewaltigen Steinmaffen besteht. Mit Nummern versehene
Steine (Grenzsteine) zeigen uns an, daß wir auf der Grenze zwischen
Schlesien und Böhmen wandern. Wenden wir uns nach rechts, so
gelangen wir auf die Elbwiese, wo sich die Elbe aus mehreren Quellen
bildet. Nach kurzem Laufe stürzt das Wasser über Felsblöcke 70 Meter
tief schäumend in den Elbgrund hinab (Elbfall).
Von der Elbbaude steigen wir zur Schneegrubenbaude hinauf,
welche dicht an den Schneegruben und an einem zerklüfteten Felsen
(Teufelskanzel) liegt. Die Schneegruben sind mächtige Felswände,
Sturm, Heimatskunde. 2
18 1. Teil. Geographie.
welche 300 Meter tief fast senkrecht abfallen. An einzelnen Stellen
dieser Wände liegt das ganze Jahr hindurch Schnee. Über das ans
Steingeröll bestehende Hohe Rad gelangen wir nach der Großen
Sturmhaube und von dieser nach einer Einsenkung des Kammes,
welche Mädel wiese genannt wird. Haben wir diese überschritten,
so führt der Weg an der Kleinen Sturmhaube (höher als die
Große) vorüber uach den Mittag st einen (Bild 4), von welchen aus
man eine prächtige Aussicht über das Hirschberger Thal und die da-
hinter sich erhebenden Höhen genießt. Bald aber stehen wir wiederum
an steilen Felswänden, welche 200 Meter senkrecht abfallen. Tief
unten erblicken wir eiuen dunkeln Wasserspiegel. Das ist der Große
Teich (Bild 5). Weiterhin gelangen wir zu dem hohen Ufer des
Kleinen Teiches, dessen Felswände ebenfalls steil abfallen, und dann
anf den Koppenplan, über den sich der Koppenkegel noch 220 Meter
erhebt. Von der Koppe aus genießt man bei schönem Wetter eine
weite Aussicht, und staunend schweift der Blick in die weite Ferne
über Städte und Dörfer, Berge und Thäler oder in die grausigen
Tiefen des Melzer- und Riesengrundes hiuab.
Nach dem Thale können wir viele Wege einschlagen, über die
Schwarze Koppe und die Grenzbauden nach Schmiedeberg,
durch den Melzergrnnd oder über das Gehänge nach Krumm-
hübel, über die Hampelbaude, Kirche Wang, Annakapelle,
Seidorf nach Warmbrunn oder Hirschberg.
Aufgaben. 9. Zwischen welchen Flüfsen liegt das Riesengebirge?
10. Aus welchen Hauptkämmen besteht es? 11. Wie heißen die Thäler
zwischen beiden Kämmen? 12. Welche Berge liegen auf dem nördlichen
Kamme? 13. Welche steilen Abstürze sind dem nördlichen Kamme eigen-
tümlich? 14. Beschreibe den südlichen Hauptkamm! 15. Nenne Wasser-
fälle im Riesengebirge! 16. Beschreibe eine Gebirgsbaude! 17. Erzähle
vom Winter im Gebirge! 18. Wie heißt die Einsenkung des nördlichen
Kammes? 19. Erzähle von den Pflanzen des Riesengebirges! 29. Welche
Wege kann man von der Koppe nach dem Thale einschlagen?
2. Rübezahl.
Von dem Berggeiste Rübezahl erzählt die Sage gar wunderbare
Geschichten, so z. B. folgende:
Eine arme Frau ging in das Gebirge, um Wurzeln und Kräuter
zu suchen. Sie verirrte sich jedoch im Walde und konnte den rechten
Weg nicht finden. Da erschien ihr der Berggeist in Jägerkleidung,
zeigte ihr den rechten Weg und gab ihr den Rat, die Wurzeln im
Korbe wegzuwerfen und ihn dafür mit Laub von einem nebenstehenden
Strauche zu füllen. Die arme Frau glaubte ihm jedoch nicht, behielt
ihre Wurzeln, uud Rübezahl warf ihr selbst eiue Menge Laub in den
Korb, welches sie aber auf dem Heimwege entfernte. Als sie zu
Hause angelangt war, fand sie, daß sich die noch am Korbe hängen
I. In den Sudeten. 19
gebliebenen Blätter in pures Gold verwandelt hatten. Jetzt erst
merkte die Frau, wer der verkleidete Jäger gewesen war, eilte zurück,
um das weggeworfene Laub zu suchen, fand aber nichts mehr.
Als Rübezahl einmal im Gebirge spazieren ging, traf er einen
Glaser, der keuchend seinen Glaskasten über das Gebirge trug. „Du
sollst mir ein wenig die Zeit vertreiben!" dachte Rübezahl und ver-
wandelte sich schnell in einen Holzklotz. Als der Glaser diesen sah.
stellte er mit Freuden seinen Glaskasten daran und setzte sich darauf.
Ermüdet schlief er ein und dachte im Einschlafen: „Wenn doch Rübe-
zahl käme und mir den Glaskasten nach Hanse trüge!" Plötzlich
begann sich der Klotz zu regen, der Glaskasten fiel um, und die Glas-
scheiben wurden in tausend Stücke zerschlagen. Trostlos trat der
arme Glaser seinen Heimweg an. Rübezahl aber hatte den Kasten
nach dem Hause des Glasers gebracht, der ihn bei seiner Ankunft mit
den unversehrten Scheiben wiederfand.
Drei fröhliche Studenten zogen über das Gebirge und verirrten
sich iu demselben. Sie kamen an ein Wirtshaus und baten den Wirt,
ihnen den rechten Weg zu zeigen. Dieser lud sie freundlich ein, bei
ihm zu bleiben. Sie hatten aber ihre ganze Barschaft verzehrt, so
daß sie den Wirt nicht bezahlen konnten. Er beruhigte sie jedoch,
bereitete ihnen ein gutes Mahl uud forderte sie auf, sich die Zeit mit
Kegelschieben zu verkürzen. Nachdem sie das Mahl verzehrt hatten,
brachte sie der Wirt auf den rechten Weg und gab jedem von ihnen
einen Kegel mit. Zwei Studenten verachteten diese Gabe und warfen
sie weg, der dritte jedoch nahm den Kegel mit in die Herberge. Als
er ihn am nächsten Morgen betrachtete, fand er ihn ganz schwer und
schwarz. Er schnitt mit einem Messer hinein und fand ihn mit Gold-
stücken gefüllt. Die beiden Gefährten bedauerten, ihre Kegel wegge-
worfen zu haben; sie gingen schnell zurück, um sie zu holen, fanden
sie aber nirgends.
In einem Städtchen am Riesengebirge arbeitete ein Schuhmacherge-
selle bei einem Meister. Zu den Lieblingsgewohnheiten des Gesellen ge-
hörte es, des Sonntags nach dem Gebirge zu gehen und in seinem Über-
mut den Berggeist zu verhöhnen. Nichts aber erzürnte Rübezahl
mehr, als wenn er verspottet wurde. Er bestrafte den kecken Gesellen
zwar stets mit einem plötzlichen Unwetter, konnte ihm aber nicht viel
schaden, da er niemals tief in das Gebirge hinein ging. Rübezahl
sann daher auf Rache. Als der Geselle vom Meister Abschied nahm,
um weiter zu wandern, steckte ihm Rübezahl heimlich aus des Meisters
Schrank einen silbernen Becher, einen silbernen Löffel und viele schöne
Schaupfennige in das Felleisen. Freudigen Mutes zog der Geselle
fort. Es dauerte aber nicht lange, fo öffnete der Meister den Schrank
und bemerkte zu seinem Schrecken den großen Verlust. Der Verdacht
fiel auf den Gesellen. Schnell machte sich der Meister auf den Weg,
holte den Gesellen ein und fand bei ihm die aus seinem Schrank
2*
20 1. Teil. Geographie.
verschwundenen Sachen. Dieser war ganz starr vor Schrecken und
beteuerte seine Unschuld. Ter Meister aber glaubte ihm nicht und
schleppte ihn vor das Gericht, wo er zum Tode verurteilt wurde.
Bevor er seinen letzten Gang antrat, erschien ihm Rübezahl und fragte
ihn, was er hier mache. Der Geselle erwiderte mit betrübter Miene,
daß er heute noch wegen eines Diebstahls, welchen er uicht begangen,
gehängt werden solle. „Siehe", sprach Rübezahl, indem er sich zu
erkennen gab, „diese Schande habe ich dir bereitet, weil du mich immer
verhöhnt hast. Jetzt aber hast du genug geduldet, und ich gebe dich
wieder frei!" Darauf löste er ihm die Ketten, schloß sich selbst in
dieselben, machte ihn unsichtbar und ließ ihn aus dem Gefängnis
entwischen. Man führte Rübezahl zum Thore hinaus an den Galgen,
an den man ihn hängte. Groß aber war das Entsetzen der An-
wesenden, als sie, nachdem die Henkersknechte von der Leiter gestiegen
waren, am Galgen nur ein Bund Stroh sahen.
Ausgaben. 21. Erzähle von Rübezahl und der armen Frau,
welche Kräuter suchte! 22. Erzähle van Rübezahl und dem Glaser!
23. Erzähle von Rübezahl und den Studenten! 24. Erzähle, wie Rübe-
zahl einen Schumachergesellen vom Galgen erlöst!
Z. Die Beschäftigung der Gebirgsbewohner.
Die Beschäftigung der Gebirgsbewohner richtet sich meistenteils
nach der Beschaffenheit des Bodens; sie ist also nicht in allen Teilen
des Gebirges dieselbe. Im Hirschberger Thale bis hinauf zu den dem
Hauptkamme vorgelagerten Bergen wird ein lohnender Ackerbau ge-
trieben. In den Städten Hirschbera und Schmiedeberg, sowie in
vielen Dörfern des Thales, blühen Handel und Gewerbe, besonders
Weberei und Spinnerei. Weit und breit bekannt sind die ausgezeich-
neten Glaswaren, welche die Josephinenhütte liefert, die mehrere
hundert Arbeiter beschäftigt. Viele Leute finden durch Glasschleiferei
und Glasmalerei ihren Unterhalt.
Der Bergbau ist im Riesengebirge nicht bedeutend; nur bei
Schmiedeberg befindet sich ein Bergwerk, welches Magneteisenerze
liefert.
Von der Beschäftigung der Bewohner des Hirschberger Thales
unterscheidet sich die der hochgelegenen Orte und der Baudenbewohner.
In den hoch im Gebirge liegenden Orten werden aus dem Knie-
holze allerlei Drechslerwaren angefertigt, die man im Sommer an
die das Gebirge besuchenden Fremden verkaust. Kräutersucher durch-
streifen das Gebirge, um heilkräftige Kräuter zu suchen, ans denen
Arzeneien bereitet werden. Gebirgssührer (Bild 25) begleiten die
Fremden über das Gebirge und dienen ihnen als Führer und Träger
des Reisegepäckes. Holzhauer sällen die Bäume im Walde und sahren
die Stämme im Winter auf Schlitten in das Thal hinab. Diese
Arbeit ist aber sehr gefährlich, und schon mancher hat dabei seinen
I. In den Sudeten. 21
Tod gefunden. Viele Fremde kommen im Winter in das Gebirge,
um eine Hörnerschlittenfahrt zu unternehmen. Mit rasender Ge-
schwindigkeit saust der Schlitten in das Thal hinab, gelenkt von einein
kräftigen Führer.
Die Baudenbewohner sind zum größten Teil auf die Erträge
der Viehzucht angewiesen, und nur einige haben durch den Fremden-
besuch im Sommer einen lohnenden Nebenverdienst. Über das ganze
Gebirge sind gegen 3000 Bauden zerstreut. Manche liegen so ein-
sam, daß sie kaum einmal im Jahre von einem Fremden besucht
werden.
Auch das Jsergebirge ist bewohnt, besonders die Thäler auf der
böhmischen Seite, in denen große Fabrikdörfer liegen. Auf der Jfer-
wiese befinden sich 30 Hänser, deren Bewohner sich nur von Vieh-
zucht und Waldarbeit nähren. Kein Obstbaum gedeiht hier oben,
Kartoffeln, Roggen, Gerste und Hafer reifen nicht und werden des-
halb gar nicht angebaut. Die Wiesen liefern jedoch ein saftreiches,
würziges Gras, uud die Kühe geben daher vortreffliche Milch, aus
welcher Butter und Käse bereitet wird. In den Vorbergen des
Jsergebirges wird lohnender Ackerbau getrieben.
Aufgaben. 25. Erzähle von der Beschäftigung der Bewohner des
Hirfchberger Thales! 26. Welches ist die Beschäftigung der Bewohner
der hochgelegeueu Orte? 27. Womit beschäftigen sich die Baudenbewohner?
28. Erzähle von der Beschäftigung der Bewohner des Jsergebirges!
4. Ein Steinkohlenbergwerk im Waldenburger Kohlengebiet (Bild 19).
In der Umgegend von Waldenburg giebt es viele Steinkohlen-
Bergwerke, welche man Kohlengruben nennt. Jede Grube hat
ihren besonderen Namen, z. B. Fnchsgrnbe, Glückhilf u. s. w.
In diesen Bergwerken verrichten mehrere tausend fleißiger Bergleute
beim Schein der Grubenlampen ihre gefährliche Arbeit.
Die Steinkohle bildet in der Erde Schichten, die von verschiedener
Mächtigkeit, d. h. Höhe und Breite sind. Diese Kohlenschichten
nennt der Bergmann Flöze. Um sie aufzusuchen, treiben die Berg-
leute entweder ziemlich wagerechte Gänge (Stollen), oder sie graben
einen Schacht, welcher senkrecht in die Erde geht. Die Stollen und
Schächte dienen den Bergleuten zum Hinein- und Herausgehen (Ein-
und Ausfahren), wozu in den Schächten feste, starke Leitern angebracht
sind. Unter der Erde führen Gänge kreuz und quer, je nach der
Richtung der Flöze. Manche Gänge sind so niedrig, daß man ganz
gebückt gehen muß. Durch zahlreiche Holzstützen wird das Herab-
fallen von Stein- und Erdmassen, die der Bergmann Berge nennt,
und das Zusammenbrechen der Gänge verhindert.
Befindet sich der Bergmann an dem Platze, wo er arbeitet
(vor Ort), so hackt er entweder mit der Spitzhane Kohle los, oder
er sprengt mit Pulver oder Dynamit gewaltige Massen ab. Die ge-
22 1. Teil. Geographie.
wonnene Kohle wird in kleine, vierrädrige Wagen (Hunde) geladen
und bis zum Förderschachte gefahren, wo mächtige Maschinen die
schwarzen Schätze an das Tageslicht heben. Nun wird die Kohle
entweder sofort verladen und nach allen Himmelsgegenden verschickt
oder vor dem Versand sortiert. Viele Steinkohlengruben sind durch
Schienenwege mit der nächsten Eisenbahnstrecke verbunden, damit die
Verschickung der Kohle schnell erfolgen kann.
In manchen Kohlenbergwerken giebt es Wasser, welches die
Arbeit hindert uud erschwert. Dieses wird durch große Dampfpumpen
herausgepumpt. Znweileu sammeln sich auch in der Grube schla-
gende Wetter; das ist Kohlen-Wasserstoff-Gas, welches sehr leicht
entzündlich ist. Schon mancher brave Bergmann hat durch schlagende
Wetter seiuen Tod gefunden.
Ehe die Bergleute einfahren, versammeln sie sich im Zechen-
Hause, woselbst sie von ihrem nächsten Vorgesetzten, dem Steiger,
ihre Arbeit angewiesen erhalten. Die Bergleute und Grubenbeamten
grüßen sich untereinander mit dem schönen Gruße: Glück auf!
Horch, das Glöcklein ruft zur Schicht!
Braver Bergmann, säume nicht!
Segen bringt erfüllte Pflicht!
Auf, durch Finsternis zum Licht!
Aufgaben. 29. Wie find die Kohlenflöze entstanden? 30. Erkläre
die Ausdrücke: Mächtigkeit, Stollen, Schicht, Schacht, Ein- und Ausfahren,
Berge, vor Ort, Hund! 31. Beschreibe das Bild Nr. 19! 32. Wie ge-
langt man zu den unterirdischen Schätzen? 33. Wodurch wird das Ein-
stürzen der Schächte und Gänge verhindert? 34. Erzähle von der Arbeit
des Bergmanns unter der Erde? 35. Welchen Gefahren ist der Berg-
mann ausgesetzt? 36. Wie lautet der Bergmannsgruß? 37. Sprich ein
Verschen, welches sich auf die Thätigkeit des Bergmanns bezieht!
5. Die Grafschaft Glatz.
Die Grafschaft Glatz ist ein mit Naturschönheiten reich gesegnetes
Ländchen, welches rings von Bergen eingeschlossen ist. Die hohen
Gebirgsränder umgeben ein Thal, so daß das ganze Ländchen einem
Kessel gleicht und darum auch eine Kessellandschaft genannt wird.
Durch die Mitte des Laudes fließt die vom Glatzer Schneegebirge
kommende Glatz er Neiße, welche das Land in eine Ost- und West-
Hälfte teilt. Durch den Paß von Wartha tritt sie nach Schlesien
ein; durch ihn führt die Bahn von Breslau nach Mittelwalde.
Mit dem Warthaer Kapellenberge, der häufig von Wall-
fahrern besucht wird, beginnt das Reichensteiner Gebirge, dessen be-
deutendster Berg der Jauersberg ist. An seinem Fuße liegt das
Städtchen Reichen stein. Über dieses Gebirge führt die an Natur-
schönheiten reiche Straße von Kamenz nach Landeck. Landeck ist
I. In den Sudeten. 23
eins der größten und schönst gelegenen Bäder Schlesiens. Zu den
warmen Schwefelquellen kommen jährlich Tausende, die dort Heilung
suchen. Von Landeck aus besteigt man den Großen Schneeberg,
die höchste Erhebung der Grasschast Glatz. Sein Gipfel ist nicht
spitz, sondern bildet eine ebene Fläche. Von der Mitte derselben hat
man keine Aussicht, wohl aber von dem Rande aus. Auf der Hoch-
fläche (dem Plateau) des Berges entspringen nicht weit voneinander
zwei Flüsse, die aber eine entgegengesetzte Richtung annehmen und
ihr Wasser ganz verschiedenen Meeren zusenden. Nach Süden fließt
die March, der Hauptfluß Mährens, zu der Donau, welche in das
Schwarze Meer mündet. Das nach Norden herabspringende Bächlein
heißt die Wülfel, deren Wasser durch die Glatzer Neiße der Oder
und durch sie der Ostsee zugeführt wird. Eine Schweizerei unterhalb
der Hochfläche ladet den müden Wanderer zur Ruhe ein und gewährt
ihm Erquickung nach angestrengtem Marsche. Meistens herrscht hier
oben eine Totenstille, nur selten unterbrochen von dem ängstlichen
Rufe einer Schneelerche oder dem Gesumme eines Insekts. Der
ganze Berg ist mit Wald bedeckt; in der Höhe aber sind die Fichten
und Tannen nur zwergartig.
Vom Schneeberge steigen wir in den Wölfelsgrund hinab,
um uns den schönsten der schleichen Wasserfälle, den Wölselsfall,
anzuschauen. 25 Meter stürzt das Wasser in einen kesselartigen Fels-
schlnnd hinab. Die ganze Umgebung des Wölselssalles bietet ein so
reizendes und schönes Bild, daß der Wölselsgrnnd jährlich von
vielen Reisenden besucht wird. Wo die Wölfel ihre schöne Umgebung
verläßt, erhebt sich der Spitzberg zu Maria Schnee, einer der
schönsten Aussichtspunkte der Grafschaft. Vom Wölfelsfalle begeben
wir nns nach der Kreisstadt Habelschwerdt und von da mit der
Eisenbahn bis Glatz, dem Hauptorte des Ländchens (Bild 8). Glatz
ist eine bedeutende Festung.
Der Südwestrand der Glatzer Gebirge wird durch das Mense-
gebirge gebildet. Es besteht aus zwei gleichlaufenden Kämmen, dem
Habelfchwerdter und dem Böhmischen Kamme. Beide sind
durch das Thal der Erlitz getrennt, die auf den Seefeldern,
einem Hochgebirgsmoore auf der Hohen Mense, entspringt. Im Norden
sind beide Kämme durch die Hohe Mense verbunden. Der südwest-
üche Teil der Grafschaft Glatz ist rauh und kalt und deshalb auch
wenig bewohnt.
Nördlich von der Hohen Mense liegt das Heuscheuergebirge
und zwischen beiden der Paß von Nach od, der ein wichtiges Ein-
gangsthor nach Böhmen bildet. Auf einem Plateau erheben sich als
höchste Berge die Große und Kleine Heuscheuer. Die erstere
trägt sehenswerte Sandsteingebilde, unter denen der Großvaterstuhl
besonders bemerkenswert ist. Südlich von der Heuscheuer liegen die
Badeorte Reinerz und Kndowa. Das Gebirge setzt sich nach
24 I. Teil. Geographie.
Nordwesten fort und endet südlich von dem schleichen Städtchen
Friedland mit den wunderbar zerklüfteten Weckelsdvrfer und
Adersbacher Sandsteinfelsen.
Nordöstlich vom Heuscheuergebirge liegt zwischen der Weistritz
und der Glatzer Neiße das Eulengebirge. Es ist ein bewaldetes
Gebirge, dessen höchster Punkt die Hohe Eule ist; niedriger sind die
Sonnenkoppe und die zum Teil verfallenen Festungswerke von
Silberberg (Bild 9). Aus der Südwestseite liegt die Kreisstadt
Neurode und nordwestlich die großen Fabrikdörfer Langenbielan,
Peilau und Peterswaldau.
Die fanft gewölbten Kuppen und die waldigen Thäler der Graf-
fchaft sind lieblich und schön und ziehen jährlich immer mehr Besucher
an. Die Thäler der Glatzer Steina, der Reinerzer Weistritz
und der Landecker Biela sind fruchtbar. Auch die steilen Berg-
lehnen sind bebaut, obgleich hier die Bestellung des Ackers mit vieler
Mühe verbunden ist.
Aufgaben. 38. Welcher Fluß durchfließt die Grafschaft Glatz?
39. Wo entspringt die Glatzer Neiße? 40. Wo tritt sie in Schlesien ein?
41. Erzähle vom Reichensteiner Gebirge! 42. Welches ist die höchste
Erhebung der Grafschaft Glatz? 43. Beschreibe den Großen Schneeberg
44. Erzähle vom Wölfelsfall! 45. Erzähle vom Südwestrande der Graf-
schaft Glatz! 46. Beschreibe das Heuschenergebirge! 47. Erzähle vom
Eulengebirge! 48. Von welchen Gebirgen wird die Grasschaft Glatz ein-
geschlossen? 49. Nenne einzelne Berge in diesen Gebirgen! 50. Welche
Badeorte liegen in der Grafschaft Glatz? 51. Nenne Städte in der Graf-
schaft Glatz! 52. Welche Städte liegen an der Glatzer Neiße? 53. Er-
zähle von der Fruchtbarkeit des Landes!
6. Schlesiens Heilquellen.
An verschiedenen Orten uuserer Provinz sprudeln aus der Erde
Quellen hervor, deren Wasser eine heilkräftige Wirkung auf den
menschlichen Körper ausübt. Man nennt sie daher Heilquellen. Am
meisten sind die Sudeten damit gesegnet, und nur wenige finden sich
in der Ebene. Im Jsergebirge liegen Flinsberg und Schwarz-
bach, im Riesengebirge Warmbrunn, im Hochwaldgebirge Salz-
brunn und Charlottenbrunn, in der Grafschaft Glatz Landeck,
Reinerz, Kndowa und Langenau. Ein bedeutender Luftkurort
ist Görbersdors bei Friedland im Waldenburger Gebirge.
Die Beschaffenheit des Wassers dieser Heilquellen ist nicht überall
dieselbe. Quillt das Wasser warm aus der Erde und ist es schwefel-
haltig, so nennt man die Quellen warme Schwefelquellen.
Solche finden sich zu Warmbrunn (29 Grad) und Landeck (22Grad);
die übrigen genannten Heilquellen haben kaltes Wasser. Salzhaltig
ist es zu Salz brunn und an zwei Orten Oberschlesiens. Enthält
es vorwiegend Eisen und Kohlensäure, so nennt man solche
I. In den Sudeten. 25
Quellen Eisenquellen oder Säuerlinge; solche sind Flinsberg,
Schlvarzbach. Charlottenbrunn, Reinerz, Kudowa und
Langenau. Das Wasser der Schwefelquellen wird zu Badekuren,
das der Säuerlinge zum Trinken, aber auch zum Baden benutzt.
Die Orte, welche Heilquellen besitzen, nennt man deshalb Bade-
orte. Sie werden jährlich von Tausenden von Kranken besucht, und
ihre Benutzung bringt, wenn nicht vollständige Heilung, so doch in
den meisten Fällen eine Linderung der Leiden. Soll der Besuch
eines Bades aber recht von Nutzen sein, so muß der Arzt den Ort
bestimmen; denn die Wirkung der Bäder ist nach der Beschaffenheit
des Wassers eine verschiedene.
Die Umgebung der im Gebirge liegenden Bäder ist meist reich
mit Naturschönheiten ausgestattet. Waldbedeckte Berge und liebliche
Thäler wechseln miteinander ab. Nach allen in der Nähe liegenden
hübschen Punkten sichren Wege, die von den Badegästen fleißig benutzt
werden. Nicht nur die Bäder wirken vorteilhaft auf den Körper,
sondern auch der Aufenthalt in der frischen Gebirgslnst ist sehr gesund.
Im Hochsommer sind die meisten Bäder von Fremden überfüllt.
Aufgaben. 54. Welche Quellen nennt man Heilquellen? 55. Wo
liegen die meisten Badeorte? 56. Nenne sie! 57. Welcher Art sind die
Heilquellen? 58. Welches ist die Wirkimg der Bäder? 59. Wie ist die
Umgebung der Bäder beschaffen?
II. Im Mate der Oder.
t. Von den Quellen der Oder bis Breslau.
Die Quellen der Oder liegen an der Nordwestseite des Liesel-
berges im Niederen Gesenke. Die umliegenden Oderberge senden
ihr zahlreiche Bächlein zu, und bald wird sie zum mächtigen Berg-
ström, der zwischen Tannen- und Buchenwäldern die Anhöhen herab-
rauscht. Bis zu ihrem Eintritt in Schlesien hat ihr Lauf verschiedene
Richtungen; durch Schlesien aber behält sie ihre Hauptrichtung von
Südost nach Nordwest fast immer bei. Den ersten größeren Neben-
fluß erhält sie links vom Altvatergebirge; es ist die Oppa mit
der Mora.
Die erste schlesische Stadt an der Oder ist Ratibor; ihre Um-
gegend ist sehr fruchtbar. Nördlich von Ratibor ziehen sich die Höhen
an beiden Seiten mehr zurück, und die Oder tritt in das Tiefland
ein. Bei Kofel wird sie schiffbar. Sie richtet oft große Uber-
schwemmungen an, besonders im Frühjahr, wenn der Schnee auf den
Bergen schmilzt. Um das Austreten des Wassers zu verhindern, hat
man an den Ufern Dämme oder Deiche errichtet. Unterhalb Kofel
liegt der Annaberg, auf welchem ein Kloster steht, unfern des
Stromes. Wegen seiner freien Lage ist der Annaberg in weitem
Umkreise sichtbar. Bei Krappitz wird die Oder auf beiden Seiten
26 1. Teil. Geographie.
von Kieferwäldern begleitet, die auf dem sandigen und kalkhaltigen
Boden gedeihen. Der bei Gogolin gewonnene Kalk wird weithin
verschickt.
Weiter nördlich fließt der Strom an der Stadt Oppeln vorüber.
Holzflößer haben eine Anzahl Baumstämme zusammengeklammert und
fahren mit diesen den Strom hinab (Bild 18). Unterhalb Oppeln
münden links die Glatzer Neiße, rechts die Malapane und die
Stober. Nördlich von der Mündung dieser Flüsse liegt die alte
Stadt Brieg und westlich davon das Dorf Mollwitz, wo Friedrich
der Große seinen ersten Sieg über die Österreicher errang (1741).
Die letzte Stadt vor Breslau ist Ohl au, in deren Nähe viel Tabak
gebaut wird. Die ganze Gegend um Brieg, Ohlau und Breslau
ist sehr sruchtbar. Herrliche Eichen- und Buchenwälder begleiten den
Strom.
Aufgaben. 60. Wo liegen die Quellen der Oder? 61. Welche
Richtungen nimmt der Fluß? 62. Welches ist die erste schlesische Stadt
an der Oder? 63. Welcher Berg tritt unterhalb Kofel nahe an den Fluß?
61. Wie sucht man die Überschwemmungen zu verhüten? 65. Welche
Nebenflüsse nimmt die Oder Vvn der Ouelle bis Breslau links auf?
66. Welche rechts? 67. Welche Städte liegen an der Oder?
2. Breslau, die Hauptstadt Schlesiens.
Breslau ist nicht nur die Hauptstadt unserer Provinz, sondern
auch die dritte Haupt- und Residenzstadt 'Preußens. Ihrer Ein-
Wohnerzahl nach ist sie die zweitgrößte Stadt des Preußischen Staates.
Ihr Handel ist ganz bedeutend, und die Fabrikthätigkeit wächst von
Jahr zu Jahr. Aus einem kleinen slavischen Dorfe hat sie sich im
Laufe der Jahrhunderte zu einer Stadt von über 300 000 Ein-
wohnern emporgehoben. Sie liegt ungefähr in der Mitte Schlesiens.
Sieben Eisenbahnen gehen von ihr nach verschiedenen Richtungen ans,
so daß alle Teile der Provinz mit ihr in Verbindung stehen.
Breslau hat zehn Stadtteile. Auf den Oderinseln liegen das Bür-
gerwerder und der Sand, auf dem rechten Ufer der Dom, die Sand-
und Odervorstadt, auf dem linken User die Altstadt, Neustadt,
Nikolai-, Ohlauer- und Schweidnitzer-Vorstadt. Die innere Stadt,
auf dem linken Oderuser gelegen, wird im Halbkreise von dem Stadtgraben
(früher Festungsgraben) begrenzt und ist von der Promenade (früher
Festungswälle) umgeben. Der Glanzpunkt derselben ist die Liebichshöhe;
von ihrem Turm aus übersieht man die ganze Stadt, ja der Blick schweift
bis zu den Sudeten hin. Der botanische und zoologische Garten,
der Scheitniger Park und der Schießwerdergarten sind sehenswert
und bieten dem Fremden viel Unterhaltung uud Belehrung.
Breslau trägt das Gepräge einer Großstadt, obgleich die Straßen
der inneren Stadt eng und wenig ansehnlich erscheinen. Dagegen
II. Im Thals der Oder. 27
überrascht die innere Stadt den Fremden durch ihre vielen Türme
und durch die zum Teil mittelalterliche Bauart ihrer Häuser. Die
neueren Stadtteile zeigen freundliche, breite Straßen, in denen ein
reges Leben herrscht.
Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Ring, ein großes von
Häusern begrenztes regelmäßiges Viereck. Er wurde in dieser Größe
1242 angelegt, als ob man damals schon geahnt hätte, welche Be-
deutuug Breslau eiust gewinnen würde. An die westlichen Ecken
schließen sich zwei kleinere Plätze, der Vlücherplatz uud der Platz
an der Elisabethkirche. Andere Plätze sind der Neumarkt, der
Exerzierplatz, der Tauentzienplatz, Königsplatz u.s.w. Sehens-
werte Gebäude sind das aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammende
Rathaus (Bild 13), das Stadthaus, Königliche Schloß, Stände-
haus, Universitätsgebäude, die neue Börse, der Neubau der
Königl. Regierung (Bild 14) u. a. Kirchen besitzt Breslau eine große
Zahl; evangelisch sind die Kirchen zu St. Elisabeth (Bild 16), St.
Maria Magdalena, St. Bernhardin u. a., katholisch sind die
Dom-, Kreuz-, Sandkirche, die Michaeliskirche (Bild 15) u. s. w.
Breslau besitzt alle Arten von Schulen, von der Volksschule bis
hinauf zur Universität, dazu eine Anzahl Kindergärten, eine
Taubstummen- und Blindenanstalt. Kunst und Wissenschaft
haben hier ihre Stätte aufgeschlagen, vielfach durch Vereine gepflegt
und gefördert. In dem Museum schlesischer Altertümer werden
die Erzeugnisse der Kuust und Wissenschaft und des Handwerks aus
vergangenen Jahrhunderten gesammelt uud aufbewahrt. In Breslau
haben die Provinzialbehörden der verschiedensten Verwaltungen ihren
Sitz. Breslau ist also fast in jeder Beziehung der Mittelpunkt unserer
Provinz.
Aufgaben. 68. Erzähle von der Bedeutung Breslaus für Schle-
sien! 69. Aus welchen Stadtteilen besteht Breslau? 70. Wovon wird
die innere Stadt umgeben? 71. Welche Gärten sind sehenswert? 72. Er-
zähle von der Beschaffenheit,der inneru und äußern Stadt! 73. Nenne
öffentliche Plätze Breslaus! 74. Nenne sehenswerte Gebäude der Stadt!
75. Was für Schulanstalten besitzt Breslau? 76. Was wird in dem
Museum schlesischer Altertümer ausbewahrt?
3. Von Breslau die Oder abwärts.
Unterhalb Breslau münden zwei Flüsse einander gegenüber in
die Oder, rechts die Weida, links die Weist ritz. Nördlich von dem
Städtchen Au ras treten die Hügel des Katzengebirges rechtsseitig an
den Strom heran und zwingen ihn, einen westlichen Lauf zu nehmen.
An dem westlichsten Punkte mündet die Katzbach. Der nach Norden
gerichtete Lauf ist als Durchbruchsstelle durch den Landrücken zu be-
zeichnen, und das Flußthal bildet hier eine schmale Furche zwischen
Sand- und Lehmhügeln. Am Anfange des Durchbruches liegt das
28 1. Teil. Geographie.
frühere Kloster Leubus, in dessen Räumen sich jetzt eine Pro-
viuzial-Jrreu anstatt befindet. Weiter nördlich Steinau a. d.
Oder. Wo die fischreiche Bartsch mündet, tritt die Oder in den
Regierungsbezirk Liegnitz ein und durchfließt in demselben die Kreise
Glogan, Freistadt und Grünberg. Auf dieser letzten Strecke
macht sich ein großer Unterschied zwischen der linken und rechten Oder-
seite bemerkbar; denn die linke Seite zeichnet sich durch ihre Frucht-
barkeit aus, während die rechte fast durchweg sandig ist. Die Ufer
sind sehr flach, und um das Austreten des Wassers zu verhindern,
hat man an beiden Ufern starke Dämme aufgeführt. Großen Schaden
aber richtet das Hochwasser an, wenn der Damm durchbrochen wird.
Da werden die umliegenden Felder unter Wasser gesetzt, und die Be-
wohner der Dörfer kommen in große Gefahr.
Die volkreichste Stadt auf dieser Strecke ist Groß-Glogau,
eine bedeutende Handelsstadt und sehr starke Festung. Weiter unter-
halb liegen die Städte Beuthen und Neu salz. Bei letzterer Stadt
führt eine große Brücke über die Oder, während bei erfterer der Ver-
kehr zwischen beiden Ufern durch eine Fähre vermittelt wird. In
der Umgebung von Beuthen findet man schon zahlreiche Weingärten,
und die weiter nördlich liegenden Grünberger Nebenhügel liefern jähr-
lich eine bedeutende Menge Wein. Die Trauben werden weithin
verschickt. Nordöstlich von Neusalz liegt der fischreiche Schlawasee,
der größte See Schlesiens. Unweit des Städtchens Rothenburg
verläßt die Oder Schlesien und tritt in die Provinz Brandenburg ein,
um über Krossen, Frankfurt und Stettin der Ostsee zuzueilen.
Von großer Bedeutung für Handel und Verkehr ist die Schiff-
sahrt auf der Oder. Dampfschiffe fahren bis Breslau, 5—7 schwer-
beladene Kähne hinter sich herziehend, so daß der Strom zuweilen
ein sehr belebtes Bild gewährt.
Aufgaben. 77. Welches ist die Durchbruchsstelle der Oder?
78. Welche Kreise des Liegnitzer Regierungsbezirks durchfließt die Oder?
79. Erzähle von der Bodenbeschaffenheit der beiden Oberseiten! 80. Er-
zähle von den Überschwemmungen der Oder. 81. Erzähle von Glogau,
Beuthen und Neusalz! 82. Wo liegt der Schlawasee? 83. Welche
Städte liegen außerhalb Schlesiens an der Oder? 84. Welche Flüsse
nimmt die Oder unterhalb Breslau rechts auf? 85. Welche links?
86. Erzähle von der Schiffahrt auf der Oder! 87. Welche Städte liegen
in Schlesien an der Oder? 88. Welche Nebenflüsse nimmt die Oder in
Schlesien links auf? 89. Welche rechts?
IH. In der Kbene zwischen dem Gebirge und der Oder.
1. Die Kornkammer Schlesiens.
Von den Städten Ratibor und Le ob schütz zieht sich bis
Liegnitz, Goldberg, Löwenberg, Laubau und Görlitz am
III. In der Ebene zwischen dem Gebirge und der Oder. 29-
Fuße der Sudeten ein Streifen sehr fruchtbaren Landes hin. Dieser
ist nicht nur eine Kornkammer, sondern auch eine Weizenkammer;-
denn die Gegend um Frankenstein, Münsterberg, Strehlen,
Reichend ach und Schweidnitz besitzt den besten Weizenboden. Die
Fruchtbarkeit wird dadurch noch erhöht, daß das Klima in der Ebene
viel günstiger ist als im Gebirge; dort ist es rauh und kalt, hier
mild und warm. Bewässert wird dieser Strich reichlich durch die
Glatzer Neiße, die Ohle, die Lohe, die Weistritz, die Katzbach
und den Bober. Außer Weizen uud Roggen werden besonders
Zuckerrüben gebaut, aus denen in zahlreichen Fabriken Zucker ge-
wonueu wird. Gemüse aller Art, Futterkräuter und Flachs bringen
ebenfalls guten Ertrag, so daß nicht nur das Bedürfnis der Provinz
vollständig gedeckt wird, sondern noch viel Getreide, Flachs und Lein-
wand, Zucker und Vieh nach außerhalb verkauft werden kann.
Da diese Gegend so fruchtbar ist, ist sie auch stark bevölkert, wie
die zahlreichen Städte und Dörfer beweisen, welche in ihr liegen. Die
größte Stadt ist die starke Festung Neiße an der Glatzer Neiße.
Außer den schon genannten Städten finden wir hier noch Neustadt
in Oberschlesien und Freiburg, Striegau und Jauer.
In den Dörfern erblickt man stattliche Gehöfte (Bild 22), welche
von der Wohlhabenheit der Bewohner zeugen und beweisen, daß die
Mühe des Landmannes reichlich belohnt wird. In den Ställen stehen
vorzügliche Rinderherden und stattliche Pferde, welche der Stolz des
Landmannes sind. Große Obstgärten umgeben die Häuser und bringen
den Besitzern einen reichen Ertrag an gutem Obst. Eisenbahnen durch-
ziehen die Gegend und vermitteln den Verkehr.
Aufgaben. 90. Welches ist der fruchtbarste Strich Schlesiens?
91. Erzähle von der Fruchtbarkeit dieses Striches! 92. Welche Städte
liegen am Fuße der Sudeten? 93. Erzähle von den Dörfern in der
Ebene zwischen den Sudeten und der Oder!
2. Die Vorberge der Sudeten.
Die fruchtbare Ebeue zwischen dem Gebirge und der Oder weist
eine Reihe einzelner Berge auf, die den Sudeten vorgelagert sind.
Da sich diese Berge kegelförmig aus der Ebene erheben, fo genießt
man von ihnen nach allen Seiten eine fchöne Aussicht. Dem Lausitzer
Gebirge ist die Land es kröne (Bild 3) bei Görlitz, dem Jsergebirge
der mit einer großen Burgruine gezierte Greifs enstein vorgelagert.
Nördlich vom Riesengebirge liegt, durch den Bober von ihm getrennt,
ein Gebirge, welches einen halbkreisförmigen Bogen bildet. Da in
diesem Vorgebirge auch die Katzbach (an den Bleibergen) entspringt,
so nennt man es das Bober-Katzbach-Gebirge, dessen höchster
Punkt die Hogolie (der Name ist wahrscheinlich entstanden aus „hoher
Kohlenhöhe") ist. Von dem Rosengarten und der Kapelle ans
hat man die schönste Aussicht aus das Hirschberger Thal und den
30 1. Teil. Geographie.
ganzen Kamm des Niesengebirges. Nördlich von dem Bober-Katzbach-
Gebirge liegen der Probsthayner Spitzberg, der Wolfsberg bei
Goldberg und die Heßberge bei Janer. Am weitesten nach der
Ebene vorgeschoben ist der Gröditzberg, dessen Gipfel eine Burgruine
trägt. Bei Striegan liegen die Striegauer Berge mit Basalt- und
Granitbrüchen. Am bekanntesten ist der weithin sichtbare Zobten,
(Bild 10), der alte Slenz, im ehemaligen Schlesiergau gelegeu.
Bei Strehlen liegt der Rummelsberg und bei Ziegenhals die
Bischofskoppe, an der die Hotzenplotz entspringt.
Der Zutabarg.
Ach Zntabarg! Du schiener blooer Hübel,
Du bist urnär a Wächter uf em Turm,
Du meldst uns iglich Guttes, iglich Übel,
Du meldst uns Regen, Sonneschein und Sturm,
Wie uste ha ich nich gelinzt aus meinem Stiibel,
Nach dir gelinzt und deiner Ohneform;
Denn war sche blau, do kunnt ma Regen spieren,
Und war sche grau, do gingen der spazieren.
Do stiest de noch uf deiner alten Stelle
Und fist uf die Verwirrung um dich her!
's is viel passiert, du schläscher Altgeselle,
Mitunter gings och blutig zu und schwer;
Bis üben nuff zu deiuer Waldkapelle
Drung jn der Krieg mit seinem Schißgewähr.
Du aber stichst, a Hirte, mit a Lammeln,
De Lammelwölkel thuste um dich sammeln.
>(Holtci.)
Aufgaben. 94. Nenne die Vorberge der Sudeten! 95. Wo
liegt das Bober-Kcchbach-Gebirge? 96. Welche Vorberge tragen Burg-
ruinen?
3. Liegnih und Umgebung.
Liegnitz ist die Hauptstadt des Lieguitzer Regierungsbezirks. Sie
liegt an der Katzbach, da wo das Schwarzwasser mündet. Vor hundert
Jahren war Liegnitz eine kleine Stadt von etwa 5000 Einwohnern;
jetzt hat sie etwa 45000 Einwohner und ist eine bedeutende Fabrik-
und Handelsstadt geworden. Hergestellt werden Tuche, Wollwaren,
Hüte, landwirtschaftliche Maschinen, Möbel u. a. — Ziegel und
Thonwaren werden weithin versandt zum Aufbau stattlicher Häuser.
Die Lampen und kunstvollen Drechslerarbeiten gehen bis über den
Ozean. Besonders bekannt ist es durch seine Pianosorte-Fabrikation,
welche dem Namen der Stadt in allen Erdteilen einen guten Klang
verschafft hat.
Das alte herzogliche Schloß ist jetzt der Sitz der Regierung.
Auf dem Friedrichsplatze steht das Standbild Friedrichs des Großen.
Eine so große Stadt wie Liegnitz besitzt auch alle Arten von Schulen.
Gotteshäuser sind 4 vorhanden, 3 evangelische und 1 katholisches.
IV. In der Preußischen Oberlausitz und der Niederschlesischen Heide. 31
Umgeben wird die Stadt von schönen, schattigen Promenaden,
die von Spaziergängern fleißig benutzt werden. Die Umgebung der
Stadt zeichnet sich durch große Fruchtbarkeit aus; hier findet sich der
beste Gemüseboden Schlesiens. Die Anbauer des Gemüses nennt man
Kräuter und ihre Besitzungen Kränrereien. Diese Kräutereien
verschicken ihre Erzeugnisse in ganzen Wagenladungen durch die Eisen-
bahn bis nach Berlin, Breslau, Dresden und anderen Städten.
Nicht weit von Liegnitz befinden sich die Seeen von Kunitz,
Koischwitz und Jäschkendorf.
In südöstlicher Richtung von Liegnitz liegt Wahlstatt, wo Her-
zog Heinrich II. 1241 die Mongolen besiegte. Bei dem Dorse Eichholz,
südlich von Liegnitz, schlug Blücher 1813 die Franzosen (die Schlacht
an der Katzbach genannt). Im Norden liegt Pfaffendorf, wo
Friedrich der Große 1760 einen glänzenden Sieg über die Österreicher
errang. Als Schlachtorte sind außer den genannten noch bekannt
Leuthen, Hohensriedeberg, Burkersdorf und Mollwitz.
Aufgaben. 97. Wo liegt Liegnitz? 98. Erzähle von der Gewerb-
thätigkeit der Stadt! 99. Erzähle von den öffentlichen Gebäuden der
Stadt! 100. Welche Seeen liegen bei Liegnitz? 101. Erzähle von den
Kräutereien! 102. Nenne Schlachtorte in der Nähe von Liegnitz!
103. Welche Schlachtorte liegen in der Ebene zwischen dem Gebirge und
der Oder?
IV. In der 'Preußischen Hbertausitz und der Wiederschlestschen
Keide.
1. Görlitz, der Hauptort der Preußischen Oberlausitz.
Der Teil Schlesiens, welcher westlich vom Queis liegt, heißt die
Preußische Oberlausitz; sie wurde nach Beendigung der Besreiungs-
kriege (1815) von Sachsen an Preußen abgetreten. Im Süden ist
sie gebirgig, im Norden dagegen eben und zum größten Teil nn-
fruchtbares Heideland. Da dehnen sich Kieferwaldungen, Sümpfe
und Moore aus, durchflössen von der Lausitzer Neiße und der
Spree.
Der Hauptort der Oberlausitz (auch Markgrafentnm Oberlausitz)
ist Görlitz, zum größten Teil an dem linken Ufer der Lausitz er
oder Görlitzer Neiße gelegen. Einst ein slavisches Dorf, ist Görlitz
jetzt zur zweitgrößten Stadt Schlesiens mit 55 000 Einwohnern
emporgeblüht. Sehr bedeutend ist die Fabrikthätigkeit. Die Gegen-
stände, welche in den Fabriken hergestellt werden, finden nach Städten
und Dörfern der Provinz, sowie nach anderen Ländern reichlich
Absatz.
Sehr schön und gut gepflegt sind die Parkanlagen an den Ufern
der Neiße. Das Neißethal, durch welches eine Eisenbahn führt,
32 1. Teil. Geographie.
zeichnet sich durch seine Lieblichkeit aus. Über den Fluß führt eine
große Eisenbahnbrücke (Viadukt). Eine Zierde der ganzen Gegend ist
die westlich von der Stadt liegende Landes kröne (Bild 3), die
wegen ihrer schönen Aussicht viel besucht wird.
Die Wenden. In den Kreisen Hoyerswerda und Rothen-
bürg wohnen viel Wenden. Das sind Nachkommen der Sorben,
die an ihren Sitten und ihrer Sprache festgehalten haben. Die wen-
dischen Dörfer sind meist klein. Bei Taufen, Hochzeiten und Begrab-
niffen haben ihre Bewohner zum Teil andere Sitten als die Deutschen,
so trauern sie z. B. weiß. — Die wendische Sprache ist mit der
Polnischen und böhmischen verwandt und unterscheidet sich ganz und
gar von der deutschen. In den Schulen lernen die Kinder Wendisch
und Deutsch, und in den Kirchen wird wendisch gepredigt.
Die Herrnhuter. In der Lausitz liegt die Herrnhuter-Kolonie
Niesky, deren Bewohner meist der Brüdergemeinde angehören. Die
Mitglieder der Gemeinde nennen sich Brüder und Schwestern. Spiel,
Tanz und Trunksucht duldet man nicht, ebensowenig die Bettelei.
Ihre Kirchen sind Betsäle mit weißgetünchten Wänden ohne jeden
Schmuck.
Die schleichen Herrnhuter-Kolonien sind Niesky, Neusalz,
Gnadenberg bei Bunzlau, Gnadenfrei bei Reichenbach und
Gnadenfeld bei Kofel.
Aufgaben. 104. Welcher Teil Schlesiens heißt die Oberlausitz?
105. Wann kam sie an Preußen? 106. Wie ist die Bodengestaltung
derselben? 107. Erzähle von dem Hauptorte der Oberlausitz! 108. Wie
ist die Umgebung von Görlitz beschaffen? 109. Erzähle von den Wenden!
110. Erzähle von den Herrnhutern!
2. Die Niederschlesische Heide.
Nördlich von den Städten Görlitz, Bunzlau und Liegnitz
breitet sich eine große Ebene aus, die nur bei Glogau von niedrigen
Hügeln unterbrochen wird. Diese Ebene wird die Niederschlesische
Heide genannt. Da findet man nur mageren Sandboden, bedeckt mit
einförmigen Kieferwäldern, Heidekraut und niedrigem Preißel- und
Heidelbeergestrüpp. Die Heiden von Lüben, Bunzlau, <sagan,
Sp rottau und Görlitz bilden einen einzigen großen Wald. Die
in demselben zerstreut liegenden Heidedörfer sind meist klein und sehen
oft ärmlich aus. An vielen Stellen ringen die Beroohner nur müh-
sam dem sandigen Boden einigen Ertrag ab. Durch Waldarbeit, in
Torsgräbereieu und Braunkohlenbergwerken finden sie Beschäftigung
und einigen Verdienst. In den großen Wäldern lebt viel Wild; die
Hirsche und Rehe, besonders aber die wilden Schweine, richten auf
den angrenzenden Feldern oft großen Schaden an. Etwas frucht-
barer ist der Boden an den Flußläufen. Eine Ausnahme macht die
Y. Auf der rechten Oderseite. 33
Gegend um Glogau, Beuthen, Neusalz und Grünberg, die
sich an einzelnen Stellen durch große Fruchtbarkeit auszeichnet.
Seeen, Teiche und Moore liegen in der Heide zerstreut, bei
Primkenan das Primkenauer und bei Greulich das Greulicher
Bruch, aus dem das Schwarzwasser kommt.
Aufgaben. III. Wo liegt die Niederschlesische Heide? 112. Be-
schreibe die Heide! 113. Was für Gewässer liegen in der Heide zerstreut?
V. Auf der rechten Uberseite.
1. Im Oberschleflschen Bergwerksrevier.
Die rechte Oderseite ist wenig fruchtbar; aber die Fruchtbarkeit
wird ersetzt durch wertvolle Mineralien, welche in der Erde verborgen
liegen. Das Steinkohlenlager, welches sich von Beuthen bis Ryb-
nik und Pleß ausbreitet, ist so groß, daß es nach Jahrhunderten
noch nicht erschöpft sein wird. In der Nähe der Steinkohlen stndet
man große Lager von Eisen-, Zink- und Bleierzen.
Unzählige Schornsteine ragen in die Wolken; die Häuser der
Städte und Dörfer, sowie die in den Berg- und Hüttenwerken arbei-
tenden Menschen sind von Rauch und Ruß geschwärzt. Städte und
Dörfer haben in kurzer Zeit eine große Einwohnerzahl erhalten. So
hat Zabrze, ein Dorf, jetzt 25000 Einwohner. Die Königin-
Luisen-Steinkohlengrube, die größte Oberschlesiens, beschäftigt
über 4300 Bergleute. Kattowitz war 1840 noch ein unansehnliches
Dorf und zählt jetzt 14500 Einwohner. In der Nähe bestnden sich
14 Steinkohlengruben, 6 Eisen- und 11 Zinkhütten. Der bevölkertste
Kreis Schlesiens ist Beuthen, und die Stadt Beuthen ist der Mittel-
Punkt des Oberschlesischen Bergbaues. In der Nähe liegen die großen
Galmeigruben von Scharlei. Aus dem unbedeutenden Dorfe Königs-
Hütte ist in kurzer Zeit eine Stadt von beinahe 32000 Einwohnern
geworden. Am Trockenberge bei Tarnowitz wird viel Bergbau
auf Eifen, Silber und Blei getrieben. Fast alle Orte sind durch ein
Netz von Eisenbahnen (teilweise Pferdebahnen) und Telegraphendrähten
verbunden. In diesen Hüttenbezirken herrscht ein sehr reges Leben.
Da aber soviel Menschen auf einem kleinen Räume zusammengedrängt
leben, so sind die Lebensmittel sehr teuer.
Gewinnung des Eisens. Das Eisen sindet man in der Erde
nicht gediegen, sondern in Verbindung mit Sauerstoff oder Schwefel.
Diefe Verbindungen nennt man Eisenerze. Aus btefen muß das Eisen
ausgeschmolzen werden. Das Ausschmelzen des Eisens aus den Erzen
ersolgt in großen Ofen, die man Hochöfen nennt (Bild 20). In
Walzwerken wird das Eisen gewalzt (Bild 21).
Aufgaben. 114. Nenne Mineralien, welche in Oberschlesien gefun-
den werden! 115. Welches sind die bedeutendsten Hüttenorte Oberschle-
Sturm, Heimatskunde. Z
34 1. Teil. Geographie.
siens? 116. Weise nach, wie schnell sich viele Orte entwickelt haben!
117. Wie wird das Eisen aus den Erzen gewonnen?
2. Die Trebnitzer Hügellandschast. (Katzengebirge.)
Mit diesem Ausdrucke bezeichnet man denjenigen Teil des Schle-
sisch-polnischen Landrückens, der sich zwischen den Flüssen Weida
und Bartsch von Poluisch-Wartenberg aus in westlicher Rich-
tuug bis an die Oder erstreckt und die Kreise Polnisch-Wartenberg
und Trebnitz, sowie den nördlichen Teil des Kreises Öls erfüllt.
Hügel und Hügelreihen, die in ihren höchsten Erhebungen bei Oberni gk
und Trebnitz kaum 250 Meter erreichen, wechseln miteinander ab.
Die ansehnlichste Erhebung ist der Wartenberg bei Auras, von
dem aus man einen herrlichen Blick auf das Thal der Oder genießt.
Der östliche Teil der Hügelreihen besteht größtenteils aus Sand und
ist deshalb zumeist mit Kiefernwald bedeckt. Ganz anders ist der West-
liche Teil beschaffen, besonders in der Nähe von Trebnitz. Hier bestehen
die Hügel aus Lehm und sind fleißig bebaut. Getreide und Raps
gedeihen hier ebenso gut wie in dem fruchtbaren Landstriche am
Gebirge. Obstbäume werden mit Vorliebe und gutem Erfolge gepflanzt;
selbst der Walnußbaum spendet reichen Ertrag. Die Kuppen der
Hügel sind oft mit freundlichen Buchen- und Birkenwaldungen bedeckt.
Die Dörfer sind freundlich und ihre Bewohner wohlhabend.
Die Stadt Trebnitz breitet sich in einem lieblichen Thalkessel im
westlichen Teile des Hügellandes aus; ganz im Westen liegt Ober-
nigk, durch die Poseuer Eisenbahn mit Breslau verbunden. Dieser
Ort und seine anmutige Umgebung wird im Sommer von Breslau
aus gern aufgesucht, und viele Breslauer nehmen hier im Sommer
ihren Aufenthalt. Im östlichen Teile befindet sich die Stadt Pol-
nisch-Wartenberg in ziemlich unfruchtbarer Gegend. Im Süden
der Hügellandschaft liegt Öls und nicht weit davon Sibyllen ort
in lieblicher Gegend. Nördlich sließt die Bartsch, in deren Gebiet
sich eine große Anzahl Teiche befinden. Die größte Stadt an ihr
ist Militsch. (Ein polnisches Gehöft zeigt Bild 23.)
Aufgaben. 118. Gieb die Lage der Trebnitzer Hügellandschaft
an! 119. Beschreibe dieselbe! 120. Erzähle von den Ortschaften in
derselben!
C. Rückblick.
Aus dem Vorangegangenen haben wir gesehen, daß Schlesien ein
reich gesegnetes Land ist und daher eine Perle unter den preußischen
Provinzen genannt werden kann. Es ist mit Naturschönheiten reich
ausgestattet und bietet eine so große Abwechselung von Gebirgen und
Rückblick. 35
Thälern, Hochland und Ebene, daß es als eins der schönsten Länder
Mitteleuropas gelten kann. Das Land ist dicht bevölkert, und zwei
Volksstämme haben sich hier vereinigt, Slaven und Deutsche. Beide
Stämme haben ihre Eigentümlichkeiten in Sprache und Sitte vielfach
bewahrt. Große Fruchtbarkeit zeichnet einzelne Landstriche aus, und
wo diese nicht vorhanden ist, birgt die Erde oft einen großen Reich-
tum an kostbaren mineralischen Schätzen, wie in Oberschlesien. Große
Wälder bedecken die Berge, von denen einzelne mit Burgruinen geziert
sind. Schlesiens Industrie ist hoch entwickelt, Handel und Gewerbe
blühen; Straßen und Eisenbahnen durchziehen das Land nach allen
Richtungen und vermitteln einen lebhaften Verkehr. Zahlreiche Schulen,
unter denen einige große Berühmtheit erlangt haben, sorgen für die
geistige Bildung des Volkes, und die vielen Wohlthätigkeitsanstalten
sind ein Beweis für die Mildthätigkeit der Bewohner. Ein poetischer
Sagenkreis umschlingt Burgen und Städte, und die Geschichte des
Landes ist reich an wechselvollen Schicksalen. Oft ist es der Schau-
platz blutiger Schlachten gewesen. Dichtung, Wissenschaft und Kunst
standen stets in hoher Blüte und erfahren fortdauernd die liebevollste
Pflege. Deshalb hat das Land eine große Zahl berühmter Männer
aufzuweisen, Helden, Gelehrte, Dichter und Künstler. Alles in allem:
Schlesien ist ein gesegnetes Land!
Schlesien.
Deiner Schönheit, teure Heimat,
Deiner stolzen Berge Pracht,
Deiner srühlingsdnst'gen Auen
Hat manch Sänger schon gedacht.
Bringst du auch nicht, wie der Rheingau,
Grüner Rebe feurig Blut,
Ist's doch heller Gottessegen,
Der auf deinen Bergen ruht.
Deine grauen Burgen ragen
Hell im Morgensonnenglanz,
Winden um das Haupt der Berge
Blütenvollen Sagenkranz.
Reicher Felder schwanke Ähren
Nicken schwer vom Morgentau;
Sast'ge Halden, schatt'ge Wälder,
Drüber hin des Himmels Blau.
Und Gesang, soweit im Felde
Rüstig deiner Söhne Hand:
So bist du, mein liebes Schlesien,
Sonnigschönes Heimatland!
Alexis Lomnitz.
3*
Zweiter Teil. Geschichte.
t. Schlesien vor Einführung des Christentums.
Die Ureinwohner Schlesiens waren Deutsche. Sie verließen im
5. und 6. Jahrhundert ihre Wohnsitze nnd zogen nach den Niederungen
der Theiß. An ihre Stelle traten Slaven, und unser Heimatland
wurde sechs Jahrhunderte hindurch ein ganz slavisches Land. Im
12. und 13. Jahrhundert begann die Einwanderung der Deutschen,
wodurch Schlesien nach und nach wieder deutsch wurde. Die schleichen
Herzöge heirateten deutsche Fürstinnen und begünstigten das Deutsch-
tum in jeder Weise.
Damals kannte man den Namen Schlesien noch nicht. Der
Zobten hieß der Berg Slenz oder der silensische Berg. Das
Flüßchen Lohe hieß damals Slenza und das zu beiden Seiten
derselben liegende Land Slenz an e. Nach und nach ist der Name
von einem einzigen Gau auf das ganze Land übertragen worden.
Vor tausend Jahren waren die Bewohner Schlesiens noch Heiden.
Sie verehrten als höchstes Wesen den weißen Gott, Belbog, den
sie auch Gott des Lichtes nannten. In Czernebog verehrten sie
einen schwarzen oder bösen Gott. Neben diesen beiden Göttern
hatten sie noch viele andere. Auf Bergen und in heiligen Hainen
standen ihre Altäre. Auch das Feuer war ihnen heilig, und deshalb
zündeten sie am längsten Tage des Jahres Freudenfeuer an. Daran
erinnern noch jetzt die Johannisfeuer. Die Toten verbrannten sie,
sammelten die Asche in thönernen Gefäßen, Urnen genannt, und
verbargen diese in der Erde. Neben den Urnen findet man auch die
Lieblingsgeräte der Toten. Solche heidnische Begräbnisplätze hat man
sast in allen Teilen Schlesiens gefunden. Die Beschaffenheit der
Gräber zeigt die Sorgfalt, welche man auf ihre Anlage verwendete.
Um die irdischen Überreste der Toten vor Fäulnis zu schützen, legte
man die Grabstätten auf dürren und trockenen Sandbergen an. Oft
stehen diese Hügel mitten im fruchtbaren Lande und sind wahrscheinlich
aufgeschüttet worden. Die aufgefundenen Urnen sind fast alle von
Thon, von Farbe gelb, rot oder schwarz und mit Zeichnungen ver-
2. Die Einführung des Christentums. 37
sehen. Diese bestehen aus Linien, welche oft so zusammengestellt sind,
daß Dreiecke entstehen.
2. Die Einführung des Christentums.
Lange Zeit stritten sich die polnischen und böhmischen Herzöge
um Schlesien, bis es endlich von den Polen behauptet wurde und
bis zum Jahre 1163 einen Teil des großen Polnischen Reiches
bildete.
Die Zeit der Polenherrschaft war sür Schlesien von großem
Segen; denn von Polen her kam das Christentum. Der Piast
Miesko I. (Mesko) hatte sich mit der böhmischen Prinzessin Dom-
browka vermählt, welche eine Christin war. Ihr zuliebe nahm
er das Christentum an. Die Großen seines Hofes folgten bald nach;
aber das Volk mußte zum Christentum gezwungen werden. Am
Sonntage Lätare (966) soll es gewesen sein, als im Polnischen Reiche
die Götzentempel niedergerissen, die Götzenbilder zerschlagen oder in
die Sümpfe versenkt wurden. Die Neugetauften aber waren nicht
sogleich fromme Christen. Sie stellten sich Gott und Christum immer
noch wie heidnische Götter vor. Hundert Jahre vergingen, ehe das
Christentum feste Wurzel in dem Volke schlug. Nach und nach kamen
Priester in das Land, und es entstanden Kirchen und Klöster. Die
erste christliche Kirche wurde zu Schmograu (Kreis Namslau) erbaut.
Von 1050 an war Breslau der Sitz eines Bischofs.
Unter den Wohlthätern Schlesiens wird ein Mann genannt, der
am Hose Herzog Boleslans III. lebte; er hieß Peter Wlast. Auf
dem ihm gehörigen Zobtenberge errichtete er ein Kloster (um 1100).
welches später, da die Mönche das rauhe Klima nicht ertragen konnten,
auf die Sandinsel nach Breslau verlegt und das Sandstift genannt
wurde. Noch viele andere Kirchen soll Peter Wlast in Schlesien
erbaut haben. Im 13. Jahrhundert entstanden die Klöster Leubus,
Trebnitz, Heiurichau, Grüssau und Kamenz, welche mit
deutschen Mönchen besetzt wurden. Dadurch verbreitete sich mit dem
Christentnme zugleich das Deutschtum.
3. Herzog Heinrich I. und die heilige Hedwig.
Von 1163 an wurde Schlesien von eigenen Herzögen regiert.
Es bestand fortan aus zwei Hauptteilen, aus Ober- und Niederschlesien.
Der erste Herzog von Niederschlesien war Boleslans der Lange,
der das Land nach verschiedenen Kämpfen behauptete. Sein Nachfolger
war seit 1201 Heinrich I., mit dem Zunamen der Bärtige. Da
er seinen Sitz in Breslau nahm, so wurde dies der Hauptort Schlesiens.
Seiner Tapferkeit gelang es, seine Herrschaft selbst über Polen, die
Lausitz und einen Teil der Mark Brandenburg auszudehnen. Durch
38 2. Teil. Geschichte.
Erbauung von Klöstern suchte er das Christentum zu verbreiten und
zu befestigen, und deutsche Ansiedler zog er in das Land, welche den
Ackerbau einführten.
Heinrich I. wurde besonders auch in Verbreitung deutscher Sitte
und Sprache von seiner Gemahlin, der heiligen Hedwig, treulich unter-
stützt. Sie war die Tochter des Grafen von Merane und hatte eine
deutsche Erziehung erhalten. Seltene Gaben des Geistes, wahre, nn-
geheuchelte Frömmigkeit, Gottesfurcht und Nächstenliebe zeichneten sie
ans. Aus ihren Wunsch gründete ihr Gemahl das Nonnenkloster zu
Trebnitz, welches sehr reich ausgestattet wurde. Eine ihrer Töchter
(Gertrud) hatte den Schleier genommen und wurde Äbtissin des Klosters.
Dorthin zog sich die heilige Hedwig zurück, um Gott in klösterlicher
Einsamkeit zu dienen. Lange Jahre lebte sie hier den Werken der
Barmherzigkeit; durch Fasten, Bußübungen und Geißelungen suchte
sie sich den Himmel zu verdienen. Dadurch kam sie bei ihren Zeit-
genossen in den Ruf großer Heiligkeit, und kurze Zeit nach ihrem Tode
wurde sie vom Papste heilig gesprochen. In Trebnitz ruhen auch die
Gebeine der heiligen Hedwig, und in einer Kapelle der katholischen
Kirche befindet sich ihr Grabmal. Noch jetzt wallfahrten alljährlich
viele Katholiken dahin, um an ihrem Grabe zu beten.
4. Die Mongolen in Schlesien.
Die Mongolen oder Tataren kamen unter dem Nachfolger Hein-
richs des Bärtigen, Heinrich II. oder Frommen, aus dem fernen
Asten mit Weibern, Kindern und Viehherden herangezogen. Es waren
häßliche Gestalten, klein, mit tiefliegenden Augen, hervorstehenden
Backenknochen uud kleinen Nasen. Wohin sie kamen, sengten und
brannten sie alles nieder, Städte und Dörfer, Kirchen und Klöster.
Die Bewohner wurden erbarmungslos niedergehauen oder in die
Sklaverei geschleppt. So zogen sie verheerend und mit Beute beladen
einher, und einige ihrer Haufen kamen auch uach Schlesien. Die
wilden Feinde trafen in der Gegend von Liegnitz, da wo später das
Kloster Wahlstatt erbaut wurde, ein christliches Heer unter Heinrich II.
an. Am 9. April 1241 entbrennt die heiße Schlacht gegen die
fünfmal so zahlreichen Feinde. Diese sprengen auf ihren kleinen,
aber ausdauernden Pferden wild heran, werfen ihre Lanzen, schießen
einen Hagel von Pfeilen ab und wenden sich plötzlich zur Flucht.
Die christlichen Reiter setzen ihnen nach. Da kehren die Mongolen
nach ihrer gewöhnlichen Kriegslist unerwartet um und greifen ihre
Verfolger von allen Seiten an. Das Schlachtgetümmel wird immer
furchtbarer. Doch an den eisernen Rüstungen der deutschen Ritter
prallen die Pfeile der Feinde ab, brechen der Lanzen Spitzen. Aber-
mals schicken sich die Wilden zum Rückzüge an. Da erhebt es sich
aus ihren Reihen wie ein Menschenhaupt, fürchterlich anzusehen; es
Karls IV. Bedeutung für Schlesien. 39
speit Rauch, Feuerflammen und Steine. Den christlichen Reitern
sinkt der Mut; sie meinen, der Teufel selbst kämpfe für die Heiden.
Viele flohen, nur Herzog Heinrich nicht. Er fiel im wilden Ge-
tümmel; die Mongolen hieben ihm den Kopf ab, steckten denselben
auf eine Stange und zogen damit vor das Schloß zu Liegnitz. Doch
hier wurden sie blutig abgewiesen, und sie eilten durch Oberschlesien
zurück, weil ein deutsches Heer im Anzüge war.
Das Land aber war durch den sechswöchentlichen Aufenthalt der
Mongolen in Schlesien zur Wüste geworden. Die polnische Be-
völkerung nahm in den westlichen Teilen Schlesiens von dieser Zeit
an zusehends ab. Dagegen wanderten immer mehr Deutsche ein,
gründeten Städte und Dörfer und förderten den Anbau des Landes.
(Löschte.)
5. Karls IV. Bedeutung für Schlesien.
Nach dem Tode Heinrichs II. zerfiel Niederschlesien in die drei
Herzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau. Da später wieder
eine Teilung dieser Länder stattfand, so wurden die Herzöge immer
ohnmächtiger. Ohne Kampf zwischen den fürstlichen Verwandten
ging es bei diesen Teilungen selten ab. Unter diesen fortdauernden
Streitigkeiten hatten die Bürger und Bauern am meisten zu leiden.
Einige Herzöge waren sehr verschwenderisch, uud um Geld zu erlangen,
verpfändeten sie ihr Land. Bald waren sie so machtlos geworden,
daß sie sich nach einem mächtigeren Beschützer umsahen. Diesen
fanden sie in dem Könige Johann von Böhmen. Sie stellten sich
unter seinen Schutz und besaßen ihr Fürstentum nur als ein ge-
geliehenes Gut (Lehn). Wenn ihre Familie ausstarb, fiel das Land
an den König von Böhmen.
Um das Jahr 1350 kam über ganz Deutschland eine snrchtbare
Krankheit, der Schwarze Tod genannt. Die Pest wütete so schreck-
lich, daß ganze Ortschaften ausstarben und die Menge der Leichen
kaum noch beerdigt werden konnte. Diese Krankheit war jedenfalls
aus dem Morgenlande eingeschleppt worden; das unwissende Volk
aber schob die Schuld auf die Juden und meinte, sie hätten die
Brunnen vergiftet. Daher wurden viele Juden in die Gefängniffe
geschleppt und auf den Scheiterhaufen verbrannt.
In dieser Not bedurfte das Land eines kräftigen Herrschers; es
fand ihn in Karl IV.. der ein rechter Landesvater für Schlesien ge-
worden ist. Die verödeten Städte wurden wieder aufgebaut. Be-
fonders wandte er seine Fürsorge der Stadt Breslau zu. Diese war
durch eine Feuersbrunst zum Teil niedergebrannt. Karl IV. sorgte
nicht nur für den Wiederaufbau derselben, sondern erweiterte sie noch
ansehnlich bis über die Ohle hinaus. Die Straßen wurden gepflastert,
und die Karlsftraße erhielt nach ihm den Namen. Die Freiheiten
und Rechte der Stadt bestätigte er und vermehrte sie noch. Ins-
40 2. Teil. Geschichte.
besondere begünstigte er den Handel und suchte Breslau zu einem
zweiten Prag zu machen. Von Venedig am Adriatischen Meere
ging damals eine bedeutende Handelsstraße über Prag und Breslau
nach Polen und dem nördlichen Deutschland, welche der Stadt großen
Gewinn brachte. Die Oder suchte er durch Entfernung von Mühlen
und Wehren schiffbar zu machen. So wuchs durch Karls Fürsorge
der Wohlstand der Bürger immer mehr. Durch den Handel kamen
große Geldsummen in das Land. Der Wohlstand erzeugte Üppigkeit
und Verschwendung, so daß der Rat der Stadt dagegen einschreiten
mußte. Bei einer Bürgerhochzeit durften nicht mehr als 24 Schüsseln
aufgetragen und zu einer Schüssel nicht mehr als 4 Gäste geladen
werden. Die Haube der Bürgersfrau durfte nicht länger als eine Elle
sein, und das Kleid keine Schleppe haben. Wer sich nicht fügte, wurde
bestraft und das Kleid mancher eitlen Frau auf dem Rathause ab-
geschnitten.
6. Die Hussitischen Unruhen in Schlesien.
Zu Anfang des 15. Jahrhunderts trat ein Lehrer an der Hoch-
schule zu Prag gegen die damals in der Kirche herrschenden Mißbräuche
auf. Dieser Mann war Johann Hnß. Da sich seine Lehre in
Böhmen schnell verbreitete, so wurde er von dem Papste vor die
Kirchenversammlung zu Kostnitz gefordert. Hier wurde Huß
zum Feuertode verurteilt (1415).
Der größte Teil der Schlesier war den hussitischen Lehren ab-
geneigt, und deshalb unternahmen die Hussiten schon 1421 einen
Kriegszug nach Schlesien. Einige Jahre später kamen sie nach
Landeshut, verbrannten die Stadt und töteten die Einwohner. Im
Kloster Grüssau ermordeten sie 70 Geistliche, und in Haynau
und Goldberg hieben sie den Priestern vor dem Hochaltare die
Köpfe ab. Sehr verwüstet wurde die Gegend um Frankenstein,
Reichenbach, Strehlen und Neiße; selbst bis nach Brieg und
in die Vorstädte von Breslau drangen sie. Die festen Schlösser
auf dem Zobten, zu Nimptsch und Kreuzburg eroberten und das
Land ringsum verwüsteten sie. Bis 1435 dauerte der Hussitenkrieg,
der Schlesien schrecklich schädigte. Kaiser Sigismund hatte das
Land seinem Schicksale überlassen. Die kleinen Orte waren zerstört,
und nur die großen befestigten Städte hatten einen Zuwachs an Ein-
wohnerzahl erhalten, da viele Landbewohner hinter ihren festen Mauern
Schutz suchten.
Als Prediger gegen die hussitischen Lehren sandte der Papst den
beredten Franziskanermönch Capistrano nach Schlesien. Es gelang
ihm, Uneinigkeit zwischen den Schlesiern und Böhmen zu stiften, und
daher dauerten die Unruhen fort. ^Sie vergrößerten sich sogar, als
Georg Podiebrad, der bisherige Statthalter Böhmens, zum Könige
von Böhmen gewählt wurde, und hörten erst mit dessen Tode auf (1471).
Die Erbverbrüderung. 41
7. Die Erbverbrüderung.
Durch die fortwährende Teilung der schlesischen Fürstentümer
unter die Verwandten waren die Herzogtümer immer kleiner und die
Fürsten immer schwächer geworden. Ans diesem Grunde sahen sie sich
nach dem Schutze eines mächtigeren Herrschers um, welchen sie in dem
Könige von Böhmen sanden. So war Schlesien nach und nach unter
österreichische Herrschaft gekommen. Der Herzog Friedrich II. von
Liegnitz aber wollte fein Land nach dem Aussterben seiner Familie
nicht an Österreich fallen lassen und schloß daher mit dem Kurfürsten
Joachim II. von Brandenburg einen Vertrag ab, der die Erbver-
brüderuug (1537) genannt wird. In diesem Vertrage wurde
folgendes bestimmt:
„Stirbt das Hohenzollernfche Fürstenhaus zuerst aus, so fallen
Teile der Mark Brandenburg an den Herzog von Liegnitz; stirbt da-
gegen das Fürstenhaus der Herzöge von Liegnitz, Brieg und Wohlan
zuerst aus, so sallen diese Herzogtümer an Brandenburg." Auf diese
Erbverbrüderung gründete fpäter Friedrich der Große seine Ansprüche
auf Schlesien.
8. Der Dreißigjährige Krieg.
Der 30jährige Krieg dauerte von 1618 bis 1648. In den ersten
Jahren desselben blieb Schlesien von den Leiden des Krieges fast ganz
verschont; desto schlimmer aber wurde es vom Jahre 1628 an. Freund
und Feind plünderten das Land aus. Nicht nur die Kaiserlichen
hausten schrecklich, sondern auch die Schweden, Brandenburger und
Sachsen. Den Bewohnern wurde Hab und Gut weggenommen, und
die rohen Soldaten quälten sie so lange, bis sie ihnen verrieten, wo
ihre Kostbarkeiten versteckt waren. Zu alledem kam noch Hungersnot
und Pest. In Schweidnitz allein starben an manchen Tagen gegen
200 Personen, und die Totengräber waren nicht im stände, die Ver-
storbenen alle zu begraben. Auf den Kirchhöfen, in den Straßen und
Häusern lagen die Leichen umher und verpesteten die Luft. Breslau
verlor durch den Krieg 13000 Menschen, und manche Stadt starb
fast ganz aus; in Guhrau z. B. standen 600 unbewohnte Häuser.
Als die Kaiserlichen und Schweden 1634 Schlesien verließen, sah es
schrecklich in dem Lande aus. Aber noch 14 Jahre dauerte es, ehe
der Westfälische Friede dem furchtbaren Kriege ein Ende machte. Der
Wohlstand der Bewohner war zerrüttet, die Jugend verwildert, und
gegen 200000 Menschen waren dem Kriege zum Opfer gefallen.
9. Schlesien unter Preußischen Herrschern.
a. Der 1. Fchlesische Arieg. Im Jahre 1675 war der letzte
Herrscher ans dem Hause der Plasten, Herzog Georg Wilhelm von
42 2. Teil. Geschichte.
Liegnitz, gestorben, und nach der Erbverbrüderung hätten die Herzog-
tümer Liegnitz, Brieg und Wohlau an Brandenburg fallen müssen.
Der Kaiser nahm jedoch diese Länder für sich in Besitz, und Friedrich
Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg, hatte uicht die Macht,
seine Rechte auf Schlesien mit Waffengewalt zu verteidigen. Als aber
König Friedrich II. 1740 zur Regierung kam, erhob er Ansprüche
auf Schlesien. Die Kaiserin Maria Theresia jedoch wies Friedrich II.
ab, uud daher mußte das Schwert entscheiden. Ende Dezember 1740
brach Friedrich II. in aller Stille mit einem Heere von 28000 Mann
von Berlin auf und rückte in Schlesien ein. Wenige Wochen darauf
war ganz Schlesien bis aus die Festungen Glogau, Brieg und
Neiße in den Händen des Königs.
Maria Theresia aber war nicht gesonnen, ihr schönes Schlesien
ohne Schwertstreich hinzugeben. Sie sandte den General Neipperg
nach Schlesien, und am 10. April 1741 kam es zu einem harten
Kampfe bei dem Dorfe Mollwitz, westlich von Brieg. Mit Ungestüm
warfen sich die österreichischen Reiter auf die Kavallerie der Preußen.
Diefe wich zurück und brachte das Fußvolk der Preußen mit in Un-
ordnung; ja der König selbst geriet in Lebensgefahr. Schon träumten
die Österreicher vom Siege. Da stand das Fußvolk wie,, eine eherne
Mauer, und eine Gewehrsalve nach der andern krachte den Österreichern
entgegen. Ein solches mörderisches Feuer konnten sie nicht aushalten,
und sie flohen. Nach diesem ersten Siege waren auch die von den
Österreichern besetzten Festungen in Friedrichs Händen; er drang sogar
in Böhmen ein und besiegte dort die Feinde noch einmal. Da Maria
Theresia auch von andern Feinden bedrängt war, so schloß sie 1742
mit Friedrich den Breslauer Frieden. Dadurch erhielt Friedrich II.
ganz Schlesien mit der Grafschaft Glatz.
I). Der 2. Fchlefische Rrieg. Maria Theresia konnte ihr schönes
Schlesien nicht verschmerzen und brach in Thränen aus, wenn sie einen
Schlesier sah. Als Friedrich merkte, daß Maria Theresia Schlesien
zurückerobern wollte, brach er 1744 mit seinem Heere in Böhmen ein
und eroberte Prag. Am 4. Juni 1745. erfocht er bei Hohenfrieds-
berg einen glänzenden Sieg über die Österreicher und Sachsen, und
nachdem die letzteren von dem alten Dessauer noch bei Kessels-
dors besiegt worden waren, wurde 1745 der Friede zu Dresden ge-
schlössen, in welchem Maria Theresia die Abtretung Schlesiens
bestätigte.
c. Der siebenjährige Rrieg. Zum dritten Male mußte Friedrich
das Schwert ziehen, um Schlesien zu verteidigen. Maria Theresia
hatte sich mächtige Verbündete gesucht, und nun wollte man den
preußischen König wieder zum Markgrafen von Brandenburg er-
niedrigen. Friedrich jedoch kam feinen Feinden zuvor, siel 1756 in
Sachsen ein, nahm die Sachsen bei Pirna gefangen uud besiegte einen
Feind nach dem andern. Auf Schlesiens Boden wurde am 5. Dezember
Schlesien unter preußischen Herrschern. 43
1757 die Entscheidungsschlacht bei Leuthen geschlagen, in welcher
Friedrich II. mit 30000 Mann 80—90000 Feinde besiegte.
Die Schlacht bei Zeuthen.
Friedrich der Große war entschlossen, die Österreicher anzugreisen,
und wäre es „hoch auf dem Zobtenberge." Vor der Entscheidungs-
schlacht versammelte er seine Feldherren um sich, um ihueu seine gefähr-
liche Lage zu schildern. „Ich muß diesen Schritt wagen", sagte er,
„oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen oder uns
vor seinen Batterien begraben lassen." Mit Begeisterung hatte jeder
die Worte des Königs gehört, und diese Begeisterung teilte sich dem
ganzen Heere mit; denn lauter Jubel durchhallte das preußische Lager.
Am Morgen des 5. Dezember winkte der König Zieten; dieser
mußte ihm einen Ofsizier mit 50 Husaren zur Bedeckung erwählen.
Zu diesem sprach er: „Ich werde mich heute bei der Schlacht mehr
aussetzen müssen, als sonst. Er mit seinen 50 Mann soll mir zur
Deckung dienen. Er verläßt mich nicht und giebt acht, daß ich dem
Feinde nicht in die Hände falle. Bleib' ich, so bedeckt Er den Körper
gleich mit seinem Mantel und läßt einen Wagen holen. Er legt den
Körper in den Wagen und sagt keinem ein Wort. Die Schlacht geht
fort, und der Feind, der wird geschlagen." Mit dem Gesänge des
Verses: „Gieb, daß ich thu mit Fleiß, was mir zu thun gebühret,"
ging es vorwärts. Gegen 1 Uhr begann der Angriff; ein harter
Kampf wütete den ganzen Nachmittag; aber mit der hereinbrechenden
Dunkelheit war das österreichische Heer vollständig geschlagen. „Rette
sich,..wer kann!" erscholl es, und in wilder Unordnung ergriffen
die Österreicher die Flucht.
Der Lärm der Schlacht war verklungen, und still nnd ernst schritt
jeder einher. Schaurig strich der kalte Nachtwind über die Felder,
die vom Ächzen und Wimmern der Verwundeten erfüllt waren. Da
stimmte ein Soldat das Danklied an: „Nun danket alle Gott," und
alle, Gesunde und Verwundete, sangen aus tiefster Seele diesen
Lobgesang.
Zieten (Bild 28) verfolgte am andern Tage den Feind, so daß
von der großen österreichischen Armee nur etwa die Hälfte nach
Böhmen entkam.
Im weiteren Verlauf des Krieges wurde erst 1760 wieder auf
schlesischer Erde gekämpft. In diesem Jahre gewann Friedrich der
Große die wichtige Schlacht bei Liegnitz, in welcher schon um 5 Uhr
morgens die Österreicher geschlagen waren. 1761 hatte sich Friedrich nur
auf die Verteidigung beschränkt und ein festes Lager bei Bnnzelwitz
in der Nähe von Schweidnitz bezogen. Hier wäre er durch Verrat
beinahe in die Hände der Feinde gefallen. Die letzte Schlacht des
Siebenjährigen Krieges war die Schlacht auf den Höhen von Burkers-
44 2. Teil. Geschichte.
dorf bei Schweidnitz (1762). 1763 wurde der Friede zu Hubertus-
bürg in Sachsen geschlossen und Friedrich dem Großen abermals
der Besitz Schlesiens bestätigt.
Die Waffen ruhten, und nun begann Friedrichs großartige
Friedensarbeit. Unter den vom Kriege betroffenen Provinzen hatte
besonders Schlesien viel gelitten. Der König öffnete seine Getreide-
magazine und schenkte den Armen Korn oder verkaufte es ihnen zu
billigen Preisen. 17000 Pferde gab er zur Bestellung des Ackers
her. 15 Städte und mehr als 200 durch den Krieg verwüstete Dörfer
ließ er auf seine Kosten wieder aufbauen. 1783 wurde die Stadt
Greiffenberg durch eine Feuersbrunst verheert; zum Wiederaufbau
schenkte Friedrich eine große Summe. Als er einige Zeit darauf nach
Schlesien kam, schickten die Greiffenberger Abgesandte zu ihm, um
ihm zu danken. Dies rührte ihn zu Thräuen. Er sprach: „Ihr habt
nicht nötig, euch dafür bei mir zu bedanken. Es ist meine Schuldig-
keit, meinen verunglückten Unterthanen wieder aufzuhelfen, dafür bin
ich da." Um die großen Grundbesitzer vor dem Untergange zu schützen,
wurde die Schlesische Landschaft gegründet, welche den Großgrnnd-
befitzern Geld zu niedrigen Zinsen lieh. Eine große Anzahl von
Schulen wurde errichtet, der Bergbau in Oberschlesien gefördert und
so auf alle Weise für das Wohl Schlesiens gesorgt.
d. Die Befreiungskriege. Zu Anfange diefes Jahrhunderts be-
siegte der französische Kaiser Napoleon unser preußisches Vaterland.
Die meisten Festungen ergaben sich ohne Schwertstreich. Unter den
schleichen Festungen hielten sich nur Kosel, Silberberg und Glatz
bis zum Frieden von Tilsit (1807). Als aber Napoleon 1812 in
Rußlaud eine große Niederlage erlitten hatte, da erhob sich Preußen,
um das fremde Joch abzuschütteln. Der König Friedrich Wilhelm III.
kam zu Beginn des Jahres 1813 von Berlin nach Breslau und erließ
von hier aus den Aufruf „An mein Volk!" Da drängte sich alles
zu den Waffen. Nach den ersten beiden Schlachten bei Groß-
Görschen und Bautzen wurde zu Poischwitz bei Jauer ein
sechswöchentlicher Waffenstillstand geschlossen. Nach Ablauf desselben
begann der Kampf in Schlesien, wo die schlesische Armee stand. Diese
wurde vom General Blücher befehligt. Er errang am 26. August
1813 einen herrlichen Sieg über die Franzosen an der Katzbach. Blücher
wollte über die Katzbach gehen, um den Feind ans der andern Seite
des Flusses anzugreifen. Da bemerkte er, daß die Franzosen schon
in vollem Anmärsche sind. Er läßt sich aber dadurch nicht stören
und ruft: „Nun, Kinder, Hab' ich genug Franzosen herüber, nun vor-
wärts!" Die Soldaten rufen: „Es lebe der König!" Der Regen
floß in Strömen, die Schuhe der Soldaten blieben im Kote stecken,
und die Gewehre gingen nicht los. Da drehten die Preußen die
Gewehre um, und drauf giug es mit Bajonett und Kolben. „Hör',
Vater Blücher, heute geht's gut!" rufen die tapfern Soldaten ihrem
Generalfeldmarschall Graf Moltke. 45
Feldherrn zu, der mit seiner Reiterei immer voran ist. Die Franzosen
werden in die vom Regen angeschwollene Katzbach und Neiße getrieben,
und Tauseude finden in dem Wasser ihren Tod. Blücher verfolgte
den Feind bis an den Bober und Queis. Bei den Soldaten war
Blücher von jetzt ab nur der Marschall Vorwärts, und der König
ernannte ihn später zum Feldmarschall und Fürsten von Wahlstatt.
Blücher (Bild 29) wurde 1742 in Rostock in Mecklenburg ge-
boren und hatle im Siebenjährigen Kriege schon unter Friedrich dem
Großen gekämpft. Er ftarb 1819 und liegt zu Krieblowitz bei
Breslau begraben.
10. Generalfeldmarschall Graf Moltke. <Bild 32.)
In der Nähe von Schweidnitz liegt das Gut Kreisau, welches
dem Feldmarschall Moltke gehört. Er hält sich hier sehr gern auf,
um von seiner schweren Arbeit auszuruhen. In den Kriegen, welche
unser Kaiser Wilhelm I. geführt hat, war Moltke einer seiner treuesten
Ratgeber. Er hat alles so trefflich geordnet, daß unsere Soldaten
in drei Kriegen keine Schlacht verloren haben. Sein Ruhm ist über
die ganze Erde verbreitet; nur er rühmt sich nicht seiner Thaten; ja
er spricht wenig und wird daher der große Schweiger genannt.
Als im Jahre 1866 der König Wilhelm I. von Preußen gegen
Osterreich Krieg führte, da war Schlesien recht gefährdet. Aber Moltke
hatte den Feldzugsplan so ausgearbeitet, daß unsere Heere in Böhmen
einrücken mußten und die Österreicher in ihrem eigenen Lande geschlagen
werden konnten. Kein Feind hat nnsern Boden betreten. Auch der
Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871 wurde nach den
Plänen Moltkes geführt.
Moltke wurde am 26. Oktober 1800 in dem Städtchen Parchim
in Mecklenburg geboren.
11. Fürst Bismarck. (Bild 33.)
Otto von Bismarck, geboren 1815 zu Schönhausen in der Alt-
mark, war früher preußischer Gesandter in Petersburg und Paris.
1862 berief ihn König Wilhelm I. zum Ministerpräsidenten, da er
seine Beharrlichkeit kannte. Neben Roon und Moltke verdankt ihm
Preußen zunächst die Durchführung der Heeresorganisation. Bis zum
Jahre 1866 war er, weil er sich um die Einreden der Abgeordneten
nicht kümmerte, der „bestgehaßte Mann" in Deutschland. Aber nach
den Erfolgen der Jahre 1866, 70 und 71 wurde er, vom Kaiser in
den Fürstenstand erhoben, der allverehrte Liebling des Volkes, das
sehr wohl weiß, daß Deutschland seiner Tüchtigkeit in den Unter-
Handlungen mit den fremden Mächten einen großen Teil seiner Er-
rungenschaften verdankt. Er, „der Baumeister des neuen Deutschen
46 2. Teil. Geschichte.
Reiches", ist unbestritten der erste Staatsmann der Welt. Wie hoch
das deutsche Volk ihn ehrt, das zeigte der 1. April 1885, sein 70.
Geburtstag. Aus allen Gauen des Vaterlandes wurden ihm Glück-
wünsche dargebracht; allerorten ward seiner Verdienste um den äußeren
und inneren Ausbau des Vaterlandes in dankbarster Weise gedacht.
(Hirts Realienbuch.)
12- Kaiser Wilhelm I.
a. Feine Jugend. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März
1797 geboren. Sein Vater war der König Friedrich Wilhelm III.
und seine Mutter die Königin Luise. Die Gesundheit des Prinzen
erregte in seinen Kinderjahren manche Besorgnis. Wer hätte damals
geglaubt, daß aus dem schwachen Knaben einst ein so kräftiger Mann
werden würde, der als Greis auf den zahlreichen Schlachtfeldern der
Begründer von Preußens Ruhm und Deutschlands Einigkeit gewesen
ist. Schon im Alter von sieben Jahren mußte er militärische Übungen
machen. Freudig strahlten seine Augen, als er in seinem siebenten
Jahre eines Morgens neben seinem Bette eine schmucke kleine Husaren-
Uniform fand. Der Soldatenrock wurde sein Lieblingsrock, und er ist
es geblieben bis in sein spätestes Alter. Im Jahre 1806 mußte er
mit seiner Mutter von Berlin nach Königsberg und Memel vor den
Franzosen fliehen, und im Alter von 13 Jahren raubte ihm der Tod
die geliebte Mutter. So hat er schon in seiner Jugend des Lebens
Leid und Schmerz erfahren müssen.
I). Teilnahme am Vefreiungskampfe. Als Friedrich Wilhelm III.
1813 gegen die Franzosen ins Feld rückte, wäre der Prinz Wilhelm
gern dem Heere gefolgt. Aber wegen seiner Schwächlichkeit und Jugend
hatte ihm der Köuig die Teilnahme am Kampfe versagen müssen. Doch
schon im folgenden Jahre konnte er in verschiedenen Gefechten Beweise
seines kriegerischen Mutes und seiner Unerschrockenheit geben. Dafür
erhielt er am Geburtstage seiner Mutter als Auszeichnung das Eiserne
Krenz. Nach Beendigung des Krieges widmete er sich vorzugsweise
der Pflege des preußischen Militärwesens.
c. Prinz Negent und Rönig von Preußen. Die Krankheit
seines Bruders, des Königs Friedrich Wilhelm IV., rief ihn 1857
nach Berlin, und im folgenden Jahre übernahm er für seinen Bruder
die Regierung unter dem Titel Prinz Regent. Der Tod Friedrich
Wilhelms IV. rief ihn 1861 auf Preußens Thron. Seine Haupt-
fürsorge widmete er dem Heere, denn er hatte erkannt, daß nur ein
tüchtiges Kriegsheer das Bestehen seines Landes sichern könne. Schon
1864 konnte das Heer die Feuerprobe bestehen; denn in diesem Jahre
brach ein Krieg mit Dänemark aus. Die Dänen wurden vollständig
geschlagen. Bedeutend schwerer als die Besiegung der Dänen war
der Kampf gegen Österreich und einen Teil der deutschen Staaten
im Jahre 1866. Als die ersten Siegesnachrichten nach Berlin kamen,
Kaiser Wilhelm I. 47
begab sich der König zu seinem Heere nach Böhmen. Hier wurden
unter seiner Oberleitung die Österreicher in der blutigen Schlacht bei
Königgrätz vollständig besiegt.
d. Raiser von Deutschland. Den schwersten Krieg hatte Wilhelm I.
in den Jahren 1870 und 1871 gegen Frankreich zu führen. Da
wurden blutige Schlachten geschlagen, aber auch glänzende Siege ge-
Wonnen. Die Folge davon war, daß König Wilhelm I. am 18. Januar
1871 in Versailles (werßahj) zum Deutschen Kaiser gekrönt wurde.
Tief ergriffen sprach der greise Kaiser bei der Krönuug die Worte:
„Uns und unsern Nachfolgern in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen,
allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen
Eroberungen, sondern in Werken des Friedens." So entstand unter
seiner Regierung das mächtige Deutsche Kaiserreich, von dessen Ruhm
und Größe man in der ganzen Welt erzählt.
e. Äus dem Leben des Raisers. Kaiser Wilhelm ist ein großer,
stattlicher Herr; seine Haltung ist streng militärisch. Leutseligkeit und
Wohlwollen spricht aus seinem Angesicht. Der Ruhm hat ihn nicht
übermütig gemacht. Nach der Schlacht von Sedan schrieb er an
die Kaiserin: „Ich beuge mich vor Gott, der allein mich, mein Heer
und meine Verbündeten ausersehen hat, das Geschehene zu vollbringen,
und uns zu Werkzeugen seines Willens bestellt hat. Nur in diesem
Sinne vermag ich das Werk aufzufassen, um in Demut Gottes Führung
und seine Gnade zu preisen." In den Kriegen hat er sich oft den
größten Gefahren ausgesetzt. So geschah es auch in der Schlacht bei
Königgrätz (3. Juli 1866). Der König wäre beinahe von den
Österreichern mit sortgerissen worden, und im Ernst der Schlacht
geriet er mitten hinein ins Fener. Da machte ihn Fürst Bismarck
auf die Gefahr aufmerksam. Lächelnd entgegnete der König: „Sie
haben recht gethan, mich daran zu erinnern. Aber wie kann ich
davonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht."
Während der Schlacht bei Gravelotte (18. August 1870) hatte
der greise Kriegsherr fast den ganzen Tag zu Pferde gesessen. Gegen
Abend bereitete man ihm einen Sitz an einer Gartenmauer, indem
man eine Leiter von einem Bauernwagen mit dem einen Ende auf
eine Dezimalwage, mit dem andern auf einen verendeten Granschimmel
legte. Tiefes Schweigen herrschte in des Königs Umgebung; denn
die Schlacht tobte noch fort. Da sprengte Moltke heran mit den
Worten: „Majestät, der Sieg ist unser!" In der Nacht, die dem
heißen Tage folgte, schlief der König in einem kleinen Stübchen, da
alle Räume weit und breit mit Verwundeten erfüllt waren, denen
t>er König den Platz nicht nehmen wollte.
Wer ist der greise Siegesheld,
Der uns zu Schutz und Wehr
Fürs Vaterland zog in das Feld
Mit Deutschlands ganzem Heer?
48 2. Teil. Geschichte.
Wer ist es, der vom Vaterland
Den schönsten Dank empfing?
Vor Frankreichs Haupstadt siegreich stand
Und heim als Kaiser ging?
Du edles Deutschland, freue dich,
Dein König, hoch und ritterlich,
Dein Wilhelm, dein Wilhelm,
Dein Kaiser Wilhelm ist's!
13. Kronprinz Friedrich Wilhelm.
a. Seine Person. Unser Kronprinz Friedrich Wilhelm ist am
18. Oktober 1831 geboren. Seine Erziehung war von srüher Jugend
an eine streng militärische. Trotzdem mußte er aber auch fleißig
studieren, und schon im Alter von 17 Jahren bezog er die Universität
Bonn. Er ist ein großer, stattlicher Herr, und sein Blick ist wohl-
wollend und freundlich. Durch sein liebenswürdiges uud herablassendes
Wesen gewinnt er die Herzen aller, die ihn kennen.
I). Feine Gemahlin. Die Gemahlin des Kronprinzen ist die
Kronprinzessin Viktoria, die älteste Tochter der Königin Viktoria
von England. Sie ist eine zärtliche Mutter und eine verständnisvolle
Pflegerin von Kunst und Wissenschaft.
c. Der Rriegsheld. In den großen Kriegen von 1866, 1870
und 1871 hat sich der Kronprinz als ein vorzüglicher Feldherr aus-
gezeichnet. In dem Kriege gegen Österreich (1866) befehligte er eine
große Armee, und durch sein rechtzeitiges Eingreifen wurde die Schlacht
bei Königgrätz gewonnen. Im Deutsch-französischen Kriege (1870 u. 71)
stand er an der Spitze eines aus Preußen, Bayern und Württembergern
gebildeten Heeres, mit welchem er die Siege bei Weißenburg und Wörth
erfocht. An der Schlacht bei Sedan, in der Kaiser Napoleon ge-
fangen wurde, nahm er ruhmreichen Anteil. Seine Verdienste belohnte
Kaiser Wilhelm dadurch, daß er ihn zum General-Feldmarschall ernannte.
Mit den Soldaten stand er auf freundschaftlichem Fuße. Er unter-
hielt sich auch mit dem geringsten Soldaten, und dadurch wurden sie
so zutraulich, daß sie ihn nur „Unser Fritz" nannten.
Unser Kronprinz, der heißt „Fritze",
Und er fährt gleich einem Blitze
Mitten in die Feinde rein!
Kilder - Anfang.
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2. Marke der Sudeken.
Bilder-Anhang.
51
3. Die Landeskrone bei Görlitz.
5. Der GroHe Teich im Niesengebirge.
4. Die Miltagssteine auf dem Kamm des Niesengebirges.
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Bilder-Anhang.
53
9. ^Uberberg im CulLNgebirgx.
56 Bilder-Anhang.
13. Das Rathaus in Breslau.
14. Der Neubau der Vgl. Regierung in Breslau.
Bilder-Anhang.
57
16. Die Elisabethkirche in Breslau.
60 Bilder-Anhang.
61
20. Hochofenanlage.
21. Inneres eines Walzwerkes.
62
22. Deutscher Bauernhof.
23. Polnisches Gehöfk.
Bilder-Anhang.
63
i. Polnisches Vauernmädchrn. 27. Schlesischer Bauer.
64
Bilder-Anhang.
30. Kaiser Wilhelm.' r 31. Kronprinz Friedrich Wilhelm.
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und Grammatik, sowie in der Anfertigung von Briefen und Geschäftsaufsätzen. Die drei Hefte der
Ausgabe B entsprechen im allgemeinen den drei Unterr.chtsstufen der Volksschule. J"^es Heft bildet ein
abgeschlossenes Ganze für sich; im folgenden hat immer das Wesentlichste des vorhergehenden Aufnahme
gesunde'!. Shstematiiche Vollitändigkeit t,'t nicht erstrebt, kunstgerechte Definitionen, Übersichten, Ein-
teilungen sind möglichst vermieden worden. Dagegen ist aufs sorgfältigste ausgewählt worden, was dem
Praktischen Bedürfnisse dient, was der gemeine Mani im täglichen Leben braucht, um sei"? Gedanken
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9"' Dasselbe, Ausgabe für Katholiken, also mit dem historischen Bilderanhang des
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10. Abriß der alten Geschichte von H. Sieber. Wird nur auf Verlangen als
Ergänzung der Hefte 1, 2 bez. 5 u. 6. geliefert. 8 3}. (ßirt's Realienbuch Nr. jo.)
Gebundene Gesamt Ausgabe der größeren Ausgabe B.*)
(Hierbei sind die Hefte 3, 5, 5a, 6 u. 6a ohne Jlluftrationsanhänge zu verstehen.)
11. Gesamt-Ansgabe B., enthaltend Heft 3, 5a, 7, 8. (protestantisch). Geb. 1,25 Jl.
12. ___„ „ 3, 6a, 7, 8, (katholisch). Geb. 1,25 Jl.
13. __„ „ 3,5, 7, 8, (protestantisch). Geb. 1,40 Jl.
14. __„ „ 3,6, 7, 8, (katholisch). Geb. 1,40 JL
15. __„ „ 3, 5a, 7,8, 10, (protestantisch). Gebi 1,30 Jf>
16. __„ „ 3,6a, 7, 8, 10, (katholisch). Geb. 1.H
17. __„ „ 3,5, 7,8, 10, (protestantisch). Geb! 1,50 Jl,
18. ■ __„ „ 3,6, 7, 8, 10, (katholisch). Geb. 1,50 JL
*) Weitere Kombinationen einzelner Teile, beziehentlich Heranziehung der geographischen Abbildungen
oder der histori'chen aus den Hefren 3, 5, 5a, 6 und 6a, die in 11—18 nicht aufgenomine» sind,
können auf Wunsch gemacht werden, doch sind solche bei der Verlagsbuchhandlung zu bestellen, die über de»
Preis Auskunft giebl, während die eigentliche Lieferung durch die Sortimentsbuchhandlungen erfolgt. Der
supplementarische Bezug der Hefte g oder 9a empfiehlt sich aber mehr, weil die wohlhabenderett^Kmder sich
diese anschaffen können, während den ärmeren die Ausgabe erspart bliebe.
Eine simultane Bearbeitung auch der größeren Ausgabe ist in Vorbereitung.
Frankenstein & Wagner. Leipzig