— 4 — den Grund zu einer freieren Entwickelung des Staats- und bürgerlichen Lebens. Seine edle Gemahlin Mathilde, die Tochter Ludwigs I. von Bayern, war besonders daraus bedacht, in leutseligster Weise Werke der Barmherzigkeit und Liebe an Armen und Kranken zu üben (Mathilden-Landkrankenhaus), sowie sich der elternlosen und hilfsbedürftigen Kinder anzunehmen. Sie starb leider schon 1862. Unter dem Protektorate der Prinzessin Karl wurde 1858 das Diakonissenhaus zu Darmstadt errichtet. Ludwig IV., welcher als Divisionär die hessischen Truppen in dem deutsch-französischen Kriege ruhmvoll geführt (Gravelotte, Chambord, Orleans :c.), bestieg nach dem Tode seines Oheims 1877 den Thron. Leider starb er schon am 13. März 1892, ties betrauert von dem ganzen hessischen Volke. Seine Gemahlin Alice, Tochter der Königin Viktoria von England, hat sich durch milde und segensreiche Stiftungen (Aliceverein für Frauenbildung und -Erwerb, Alicefrauenverein für Krankenpflege, Jdiotenanstalt) ein bleibendes, dankbares Andenken in unserem engeren Vaterlande erworben. Sie starb allzu- früh am 14. Dezember 1878. Kinder: S. K. H. der jetzige Großherzog Ernst Ludwig; Prinzessin Viktoria, vermählt mit dem Prinzen Ludwig von Batten- berg; Prinzessin Elisabeth, vermählt mit dem Großfürsten Sergius von Ruß- land; und Prinzessin Irene, vermählt mit dem Prinzen Heinrich von Preußen. Prinzessin Alix, geb. den 6. Juni 1872, vermählte sich 1894 mit dem Kaiser Nikolaus II. von Rußland. Es ist die zweite hessische Prinzessin, welche Kaiserin von Rußland wurde (vgl. S. 10). — Zum ehrenden Andenken sind Ludwig IV. Denkmäler in Darmstadt und Worms errichtet worden. Ernst Ludwig, geb. am 25. Noobr. 1868, übernahm 1892 die Regierung und führt dieselbe in segensreicher Weise in den bisherigen Bahnen weiter. Er vermählte sich 1894 mit Viktoria Melita, Prinzessin von Sachseu-Coburg und Gotha. — Prinzessin Elisabeth geb. 1895. II. KeogrctphiscHer Aberbtick. 1 Kage> Größe, Grenzen und allgemeine Einteilung des Handes. Das Großherzogtum Hessen liegt im westlichen Teil von Mittel- Deutschland, ist nicht ganz 140 □ Meilen (7682 □ km.) groß und hat 1 120000 Einwohner, von welchen etwa 747000 Evangelische, 342 000 Katholiken, 24500Jsraelitenuud etwa 7 600Andersgläubige sind. Es besteht aus drei Provinzen, nämlich Starkeuburg mit 55, Rheinhessen mit 25 und Oberhessen mit 60 EU Meilen. Jede Provinz ist in Kreise uud Amtsgerichte eingeteilt. Starkenburg, mit 7 Kreisen uud 489500 E., wird im Westen vom Rhein, im Norden vom Main, im Osten von Bayern, im Süden vom Neckar und von Baden begrenzt. Auch Wimpfen bei Heilbronn am Neckar gehört dazu. — Rhein¬ hessen, mit 5 Kreisen und 348300 E., hat im N. und O. den Rhein, im W. Rheinpreußen uud im S. und S.-W. die bayerische Pfalz zur Grenze. Auf dem rechten Ufer des Rheines und Maines gehören auch Kastel und Kostheim noch zum hessischen Gebiet. — Oberhessen mit 6 Kreisen und 282000 E., ist von der preußischen Provinz Hessen-