115 schuldster Staat, der in seiner weiteren Entwicklung hauptsächlich auf fremdes Kapital an- gewiesen ist. 10. England und Rußland stehen durch Natur und Geschichte mit Deutschland in sehr engen Beziehungen. Es herrschte infolgedessen zwischen Deutschland und diesen beiden Ländern vor dem Kriege ein sehr lebhafter geistiger und wirtschaftlicher Austausch. England war unser wichtigster Käufer fertiger Industriewaren, Rußland unser wichtigster Getreidelieferant. Das Königreich Italien. 290000 qkm. 34,5 Mill. Einw. 121 auf 1 qkm. (Preußen: 350000 qkm, 40 Mill. Einw., 115 auf 1 qkm). Italien ist die kleinste, aber von der Natur am meisten begünstigte der drei südeuropäischen Halbinseln. Von dem übrigen Europa wird Italien durch den Alpenwall geschieden, die andern Grenzen bildet das Meer. Gib nach der Karte die einzelnen Grenzmeere und die verbindenden Meeresstraßen an! Nach Lage und Bodenaufbau unterscheiden wir drei natürliche Gebiete: die junge Schwemmlandebene des Po (Nord- oder Festland-Jtalien), die vom Apennin durchzogene Halbinsel (Halbinsel-Italien) und die Inseln Sizilien, Sardinien, Elba, sowie mehrere kleinere Inseln und Inselgruppen (Insel-Italien). Die überall scharf ausgeprägten Naturgrenzen haben die Bil- dung eines in jeder Beziehung einheitlichen Volkes begünstigt. Die Italiener sind Romanen; sie sprechen alle eine Sprache und bekennen sich sämt- lich zu der römisch-katholischen Kirche. Die Volksbildung ist zwar noch gering, besonders im Süden, steht aber doch bedeutend höher als in den übrigen süd- europäischen Ländern. Trotz der geographischen und nationalen Geschlossenheit ist Italien (ähnlich wie Deutschland) erst spät zur staatlichen Einigung ge- langt. (1859/60, 1866, 1870). Das heutige Königreich Italien ist eine konstitutionelle Monarchie unter dem Herrscherhaus Saooyen; die Volksver- tretung bilden Senat und Deputiertenkammer. Wirtschaftliche Verhältnisse. Die natürlichen Verhältnisse weisen Italien besonders auf Handel und Verkehr, sowie auf Acker- und Gartenbau hin. I. Günstig sür Handel und Verkehr sind: A. die Lage. 1. Italien hat zwar nicht Anteil am Atlantischen Ozean, dem wichtig- sten Verkehrsmeere der Gegenwart, aber als mittlere der drei südeuropäischen Halbinseln nimmt Italien eine beherrschende Stellung zwischen dem westlichen und dem östlichen AUttel- meerbecken ein. Durch Sizilien nähert es sich dem Erdteil Afrika auf 140 km. Die Längs¬ achse der Halbinsel liegt in der Richtung Nordwesteuropa — Snezkanal, so daß Italien „die Landungsbrücke für den Verkehr mit dem Orient" darstellt. 2. Durch die Poebeue, in der sich sämtliche Alpenquerstraßen wie in einem Zentrum vereinigen, tritt Italien in lebhafte Wechselbeziehungen zu sämtlichen Ländern West- und Mitteleuropas. B. die langgestreckte Gestalt der Halbinsel und die reiche Küstengliederung. Be- sonders weist die Westseite in den Golfen von Genua, Spezia, Gaeta, Neapel und Salerno prächtige Naturhäfen auf; zudem besitzt sie ein geräumiges, gut aufgeschlossenes und dicht be- siedelles Kulturgebiet als Hinterland und reiche Produktionsländer als Gegengestade. (Nach- weis!) Die Ostseite ist im Gegensatz dazu wenig gegliedert und hafenarm und außerdem der verkehrsfeindlichen Westküste der Balkanhalbinsel zugekehrt. C. der für die Verkehrsentwicklung günstige Bodenaufbau. Die geringsten 8*