17 Nach vier- bis fünfstündigem Marsche sehen wir die sieben Stein- Häuser vor uns, welche seitwärts eines schmalen Wiesenthales an einem mit düsteren Fuhren bewachsenen Hügel liegen. Wir ruhen aus auf einem der großen Granitblöcke, und der Nadelwald begünstigt unser Zurücksinnen in die dunkle Vorzeit, in welcher diese Grabdenkmäler irgend welchen tapferen Heerführern errichtet worden sind. Vielleicht war es die Zeit, in der die Ägypter ihren Königen die Pyramiden als letzte Ruhestätten erbauten. Kein Lied und keine Weltgeschichte melden uns etwas von den Erbauern der Steinhäuser, aber die in diesen Hünenbetten aufgefundenen steinernen Streitäxte und zugespitzten Geweihe geben uns Nachricht über die Waffen und Hausgeräte damaliger Zeit. Und von diesen Gerätschaften machen wir weitere Folgerungen auf Wohnung, Kleidung und Lebensart der Ureinwohner dieser Gegenden. Äxte und Sägen sind ihnen unbekannt, und ohne dieses Hand- werkszeng können sie weder Häuser bauen, noch Spinnräder und Webe- stühle anfertigen. Bekleidet sind sie daher nur mit einem Bären- oder Wolfsfelle, oder mit einem Umhange, aus Binsen und Bast geflochten, und gegen Wind und Wetter suchen sie Schutz in Höhlen und Erd- Hütten. Das erlegte Wild, dazu Wurzeln, Rüben, Rettiche und Beeren aller Art liefern ihnen Nahrung, und als Messer dienen ihnen scharfe Feuer- oder Flintsteine, womit die Heideflächen an manchen Orten förmlich übersäet sind. Hebemaschinen und Wagen besitzen sie nicht, deshalb vereinigen sie sich zur Zeit des Glatteises, um die vor uns liegenden Granitblöcke mit gemeinsamer Kraft auf den Schurrbahnen mühsam herbeiznschleisen und aufzurichten zu Begräbnisstätten für ihre gefallenen, tapfersten Krieger. Zwei hohe Steine stellen sie aufrecht als Thorpfeiler, und darüber legen sie als Dach einen breiten Deckstein. Unverbrannt be- graben sie ihre toten Helden darin und geben ihnen Streitäxte und ihre besten Gerätschaften mit in das Grab. Nach den steinernen Waffen nennt man diese Zeit die Steinzeit. Der hierauf folgenden Zeit gehören die Hünengräber an. Das sind größere Hügel, in welchen aus Thon geformte Krüge (Urnen) vergraben sind, angefüllt mit Asche von verbrannten Toten. Zwischen der Asche findet man kleine Schwerter, Spangen und andere Schmuck- fachen aus Bronze, das ist ein Gemisch aus Kupfer und Zinn. Diese Wiermann, Heimatskunde. y