90 erbaute, wuchs Hannovers Einwohnerzahl sehr rasch wegen der Sicher¬ heit, welche die Burg den Anwohnern gewährte. Der Raum iu un- mittelbarer Nähe der Burg wurde jedoch dadurch bald so beschränkt, daß ein Teil der Ansiedler neue Wohnplätze jenseits der Leine auf- suchen mußte, und die erste Straße, welche dadurch entstand, hieß zuerst Stadtstraße, weil Heinrich der Löwe Hannover im Jahre 1169 zur Stadt erhoben hatte; später aber erhielt die Stadtstraße den Namen Burgstraße nach den Erbauern, den Angehörigen der Burg. Die Fortsetzung dieser Burgstraße an der Leine hin wurde dann Leinestraße genannt, und die folgenden neuen Straßen bekamen immer aus bestimmten Gründen die betreffenden Namen; die Breitestraße z. B. war damals die breiteste, die Osterstraße lag am meisten östlich, und au der Schmiede-, Schuh- und Rademacherstraße wohnten die entsprechenden Handwerker. Die Bürger beeilten sich darauf, die Stadt mit Mauern, Wall und Stadtgraben zu umgeben. Die alte Stadtmauer mit 33 Türmen zog sich vom Friedrichswalle nach dem Klostergange hin und vou dem noch jetzt vorhandenen Beghinenturme weiter an dem alten Marstalle entlang über die Marstall-, Reitwall- und Georgstraße nach dem Ägidienthore zu, und hiermit gleichlausend waren, wo nicht die Leine die Grenze bildete, Wall und Stadtgraben angelegt. Bon den alten Mauertürmen stehen noch fünf, von welchen aber nur drei ihre ur- sprüngliche Form behalten haben: der erste befindet sich aus dem Hose des Hauses Nr. 11 an der Friedrichstraße, ein zweiter 50 Schritt davon aus dem Schulhose der Bürgerschule I, und der dritte ist der Beghinenturm. Zu größerer Sicherheit wurden auch im Weichbilde der Stadt Befestigungstürme gebaut, aus welchen die Bürger abwechselnd die Wache übernehmen mußten, z. B. der Listerturm, der Döhreuerturm, der Bischossholerturm uud der Pferdeturm; von diesen sind der Pferde- türm und der Döhrenerturm noch vorhanden. An der Ostseite der Ägidienkirche steht unter einem in Stein ge- hauenen Bilde mit der Jahreszahl 1491 die Inschrift: Iii Ricken und Armen, Lat't jnk düssen Dod erbarmen. Die Erzählung von den aus dem Döhrenerturme durch Feinde ver- brannten sieben Bürgern, deren Bild aus der Steiutasel dargestellt ist, gehört aber in das Reich der Sagen. Hannovers Wohlstand nahm immer mehr zu, nachdem schon 1191 die Stadt Mitglied der Hansa geworden war. Aus unserm Bilde sehen wir Hannover aus dem 16. Jahrhundert. Im dreißigjährigen Kriege wütete die Pest, wie an vielen Orten, leider auch in Han- nover; außerdem hatte die Stadt unter dem Drncke des Krieges schwer zu leideu, und dadurch erlahmten Handel und Gewerbe für lange Zeit. Da war es der hochherzige Bürger Johann Duve, welcher