— 5 — Ein Hauptzweck dieses Unterrichts kann daher als erreicht gelten, wenn die Sinne entwickelt, die Lust, selbständig zu beobachten, geweckt, und die Fähigkeit, mit aktiver Aufmerksamkeit Thatsachen selbst aufzufassen, aus- gebildet wurde. 3. Da erfahrungsmäßig die Welt der sinnlichen Erscheinungen noch wie ein nnzerpflücktes Ganze vor dem Kinderauge steht, so haben wir es vermieden, die Lehrobjekte in einem systematischen Zusammenhange vor- zuführen und die Außenwelt nach den abstrakten Gesichtspunkten ver- schiedener Lehrfächer zu zerpflücken. Weil aber die schulmäßige BeHand- lung einen festen Gang erfordert, so haben wir die Lehrstoffe in konzen- irischen Kreisen aufgebaut, nach den Schuljahren abgestuft und in die Rahmen der zu behandelnden Zeiten und Lokale eingefügt, so daß die Gliederung so einfach und natürlich als möglich, ganz der Natur der Dinge und der Vorstellungsweise der Jugend entsprechend erscheinen dürfte. Die zu betrachtenden Gegenstände liegen sowohl zeitlich als räumlich dem Kinde nahe; es kann daher leicht aus den Quellen der Anschauung ge- schöpft werden; Lehren und Erfahrungen lassen sich bequem verknüpfen. Zugleich erhalten die Elemente der verschiedensten Wissenschaften die natür- lichste Begründung und Verknüpfung; sie reichen sich ungezwungen die Hand, wohnen nachbarlich neben einander oder durchdringen sich so gegen- seitig, wie sie das Leben vorführt. Indem fo die unklaren Vorstelluugs- massen der Schüler entwirrt und zu deutlich gezeichneten Bildern des Natur- und Menschenlebens umgestaltet werden, wird dieser Unterricht zu- gleich zu einer Vorschule oder nach Harnisch zu einem „Stammunter- richt" aller derjenigen Unterrichtsfächer, die vom 5. Schuljahre an erst selbständig auftreten sollten. Auf dem so gewonnenen soliden Untergrunde dürfte dann mit viel sicherem Erfolge weiter gebaut werden können. Wer unserem Lehrbuche eine eingehende Durchsicht widmet, wird finden, daß wir manche Stoffe wiederholt auftreten lassen. Es ist dies geschehen, weil die Wichtigkeit mancher Stoffe nicht nur eine wieder- holte, erweiterte Besprechung, sondern auch eine Beleuchtung von neuen Gesichtspunkten zu erfordern schien. Überdies gilt uns die möglichste Beherrschung des Gelernten, namentlich auch in sprachlicher Hinsicht, mehr als ein großer Umfang fremdartigen Wissens. Das möchten wir zugleich im voraus allen denen entgegenhalten, die uns den Vorwurf machen möchten, daß unsere Lehrstoffe teilweise zu leicht seien. 4. Zu den Kreisen des Ganzen müssen wir folgendes bemerken: Den ersten Anschauungskreis bilden Schule und Elternhaus, Räume, in denen das Kind sich täglich bewegt, Räume, in denen das Kind sich schon heimisch fühlt oder bald heimisch fühlen soll, Räume, in denen sich Dinge befinden, welche auch während des Unterrichts vor die Sinne treten oder doch täglich vor den Sinnen stehen. Reiner An- schanungsnnterricht, d. h. ein Unterricht, welcher sich vorzugsweise mit vorzeigbaren Einzeldingen zum Zwecke der Sinnen- und Sprach- bilduug beschäftigt, ist hier die obwaltende Disziplin; er wird selbständig betrieben, hat feinen Zweck in sich selbst und verrichtet nicht Frondienste