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Anschauungsunterricht
und
Heimatkunde
für das
1.—4. Schuljahr mehrklassiger Schulen.
Grundscihe, Lehrstoffe xtxxö Lehrproben.
Leipzig.
Verlag von Julius Klinkhardt.
1899. .
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I U..V.\L. i JHI
Georg-Eckert-Instltut
für internationale
Schulbuchforschung
Braunschweig
-Schulbuchbibiiothek -
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Grundsätze.
„Die Geisteskraft der Kinder darf nicht in
ferne Weiten gedrängt werden, ehe sie durch
nahe Übung Stärke erlangt hat; der Kreis des
Wissens fängt nahe um den Menschen an und
dehnt sich von da ab konzentrisch aus."
Pestalozzi.
I. Sachliche Grundsätze.
1. In jedem Kinde, das in die Schule eintritt, liegt schon eine
reiche psychische EntWickelung vor. Die Außenwelt mit ihren tausenderlei
Formen und Farben, Bildungen und Erscheinungen tritt ja täglich an
die Sinne des Kindes heran; die Natur der Umgebung, das Leben der
Familie, die Ordnung und Sitte des Hauses haben schon unzählige
Sinnes- und Gemütsempfindungen im Kinde erzeugt, ein reiches Bor-
stellnngsmaterial angehäuft und Eindrücke hinterlassen, die für das ganze
Menschenleben oft bleibend und bestimmend sind. Mit Recht fordert da-
her die Pestalo zzische Schule, daß der erste Unterricht an die schon
im Kinde vorhandenen Gedanken und Empfindungen anzuknüpfen habe;
mit Recht weist sie ihm als nächste Aufgabe zu, die unmethodisch und
planlos gewonnenen Anschauungen und Erfahrungen, die unaufhörlich der
Seele zugeführt werden, zu ergänzen, zu berichtigen, zu klären, zu ordnen
und von neuen, dem Kinde bisher fremden, aber angemessenen Gesichts-
punkten zu beleuchten.
Den dabei einzuschlagenden Weg hat uns die Natur selbst durch
Pestalozzi verraten, es ist der Weg der unmittelbaren Anschauung,
der Beobachtung, der Erfahrung. Wird dieser Weg planvoll und
stetig von der Schule eingeschlagen, so wird diese auch helle, klardenkende
Köpse heranbilden, die mit freisteigendem Interesse sich der Lehrstoffe be-
mächtigen; die Wirkungen der Schule werden bis in jene Tiefen der
Seele eindringen, in denen die Gesinnungen reifen und die Keime des
Charakters schlummern.
Diejenigen Disziplinen, denen zunächst die Lösung der Aufgabe zu-
fällt, den engen Vorstellungskreis der Jugend anzubauen und allmählich
zu erweitern, sind Anschauungsunterricht und Heimatkunde. Es
ist aber eine Thatsache der Erfahrung, daß diese Disziplinen die Wünschens-
1*
— 4 —
werte Anerkennung und Verbreitung uoch nicht gefunden haben, daß sie
an einer merkwürdig schillernden Planlosigkeit leiden, daß die Schulpraxis
infolge falscher Auffassung der Zwecke zu Einseitigkeiten und Verirrnngen
mancherlei Art geführt hat. Während der Anschauungsunterricht oft in
leeres Gerede ausgeartet ist oder sich zu abstrakten Denk- und Spreche
übungen abgeblaßt hat, ist die Heimatkunde vielfach zur reinen Topo-
graphie geworden, in der den Straßen, Plätzen, Omnibuslinien und
ähnlichen Dingen eine so breite Behandlung zugewiesen wird, daß man
sich unwillkürlich fragt, ob denn die Jugend vorzugsweise zu Fremden-
sührern oder Droschkenkutschern ausgebildet werden solle.
2. Durch die Herausgabe dieser Lehrgänge, die in der Hauptsache
zugleich Bestandteile unseres „Lehr- und Lesebuches zur Pflege
nationaler Bildung" sind, haben wir versucht, die Fragen nach Zweck,
Stoff, Methode und Ausdehnung der in Rede stehenden Unterrichtszweige
in praktischer Weise zu beantworten. Die Grundsätze, die uns bei
Abfassung dieser Lehrgänge geleitet haben, wurzeln in den Werken
unserer Meister. Wir lassen sie für uns sprechen.
Pestalozzi sagt: „Die Anfangsgründe der Geographie vermischen
sich lange beim Kinde mit den Anfangsgründen der Zoologie, Minera-
logie und Botanik. Auch die Anfangsgründe der Geschichte, die Kennt-
nis der menschlichen und bürgerlichen Verhältnisse fallen in das große
Gemisch seiner allgemeinen Anschauung der Welt. Es ist gut, daß das
Gemisch von Anschauung in jeder einzelnen Absicht zum Bewußtsein reife,
ehe es dahin geführt wird, die Gegenstände seiner Anschauung als Gegen-
stände irgend einer Wissenschaft gesondert ins Auge zu fassen."
Fröbel sagt: „Nichts giebt den Kindern, den Knaben, der Jugend
mehr Kraftgefühl, regeres und sicheres Gefühl höheren geistigen Lebens,
nichts wirkt stärkender, entwickelnder und erhebender dafür, als das sichere
Gefühl und lebendige Bewußtsein, in der nächsten Umgebung, in der
Gegend seiner Geburt und seines sich entfaltenden Lebens recht zu Hause,
recht heimisch mit der Natur und mit den Naturerzeuguisseu seiner Um-
gegend recht bekannt und vertraut zu sein."
Diesterweg sagt: „Den Menschen recht fest machen in der Heimat,
nicht bloß sie ihn lieben lehren, sein Gemüt für sie, ihre Wesenheit und
Eigentümlichkeit beleben, heißt mit nichten, das Pfahlbürgertum befördern,
sondern die Wurzeln seiner Kraft begießen und stärken. Diese liegen ini
Boden der Heimat."
Wir bedürfen wohl keiner rechtfertigenden Zeugnisse weiter, wenn
wir, uni die natürlichen, aus der Quelle der Anschauung fließenden
Unterlagen, die so notwendigen Maßstäbe und Bilder für
das Entlegene und Vergangene zum Aufbaue einer gesunden Volks-
bildung zu gewinnen, Anschauungsunterricht und Heimatkunde
zum Mittelpunkte des Unterrichts für die 6—10 jährige Jugend gemacht
sehen möchten. Zugleich ist es auf Weckung der eigenen Beobachtungs-
kraft und der freien Selbstthätigkeit abgesehen; denn die zu ver-
mittelnden Kenntnisse sollen möglichst selbsterlebte Erfahrungen sein.
— 5 —
Ein Hauptzweck dieses Unterrichts kann daher als erreicht gelten, wenn
die Sinne entwickelt, die Lust, selbständig zu beobachten, geweckt, und die
Fähigkeit, mit aktiver Aufmerksamkeit Thatsachen selbst aufzufassen, aus-
gebildet wurde.
3. Da erfahrungsmäßig die Welt der sinnlichen Erscheinungen noch
wie ein nnzerpflücktes Ganze vor dem Kinderauge steht, so haben wir es
vermieden, die Lehrobjekte in einem systematischen Zusammenhange vor-
zuführen und die Außenwelt nach den abstrakten Gesichtspunkten ver-
schiedener Lehrfächer zu zerpflücken. Weil aber die schulmäßige BeHand-
lung einen festen Gang erfordert, so haben wir die Lehrstoffe in konzen-
irischen Kreisen aufgebaut, nach den Schuljahren abgestuft und in die
Rahmen der zu behandelnden Zeiten und Lokale eingefügt, so daß die
Gliederung so einfach und natürlich als möglich, ganz der Natur der Dinge
und der Vorstellungsweise der Jugend entsprechend erscheinen dürfte. Die
zu betrachtenden Gegenstände liegen sowohl zeitlich als räumlich dem
Kinde nahe; es kann daher leicht aus den Quellen der Anschauung ge-
schöpft werden; Lehren und Erfahrungen lassen sich bequem verknüpfen.
Zugleich erhalten die Elemente der verschiedensten Wissenschaften die natür-
lichste Begründung und Verknüpfung; sie reichen sich ungezwungen die
Hand, wohnen nachbarlich neben einander oder durchdringen sich so gegen-
seitig, wie sie das Leben vorführt. Indem fo die unklaren Vorstelluugs-
massen der Schüler entwirrt und zu deutlich gezeichneten Bildern des
Natur- und Menschenlebens umgestaltet werden, wird dieser Unterricht zu-
gleich zu einer Vorschule oder nach Harnisch zu einem „Stammunter-
richt" aller derjenigen Unterrichtsfächer, die vom 5. Schuljahre an erst
selbständig auftreten sollten. Auf dem so gewonnenen soliden Untergrunde
dürfte dann mit viel sicherem Erfolge weiter gebaut werden können.
Wer unserem Lehrbuche eine eingehende Durchsicht widmet, wird
finden, daß wir manche Stoffe wiederholt auftreten lassen. Es ist
dies geschehen, weil die Wichtigkeit mancher Stoffe nicht nur eine wieder-
holte, erweiterte Besprechung, sondern auch eine Beleuchtung von neuen
Gesichtspunkten zu erfordern schien. Überdies gilt uns die möglichste
Beherrschung des Gelernten, namentlich auch in sprachlicher Hinsicht, mehr
als ein großer Umfang fremdartigen Wissens. Das möchten wir zugleich
im voraus allen denen entgegenhalten, die uns den Vorwurf machen
möchten, daß unsere Lehrstoffe teilweise zu leicht seien.
4. Zu den Kreisen des Ganzen müssen wir folgendes bemerken:
Den ersten Anschauungskreis bilden Schule und Elternhaus,
Räume, in denen das Kind sich täglich bewegt, Räume, in denen das
Kind sich schon heimisch fühlt oder bald heimisch fühlen soll, Räume, in
denen sich Dinge befinden, welche auch während des Unterrichts vor die
Sinne treten oder doch täglich vor den Sinnen stehen. Reiner An-
schanungsnnterricht, d. h. ein Unterricht, welcher sich vorzugsweise
mit vorzeigbaren Einzeldingen zum Zwecke der Sinnen- und Sprach-
bilduug beschäftigt, ist hier die obwaltende Disziplin; er wird selbständig
betrieben, hat feinen Zweck in sich selbst und verrichtet nicht Frondienste
— 6 —
bei dem Schreibleseunterrichte. Mindestens muß er in der zweiten Hälfte
des Schuljahres aus diesem Abhängigkeitsverhältnisse ganz heraustreten.
Den zweiten Anschauugskreis bildet der Wohnort. Er erstreckt
sich mit seinen mannigfaltigen und lehrreichen Objekten über das 2. und
3. Schuljahr. Anschauungsunterricht und Heimatkunde berühren
sich hier. Die innerhalb des Weichbildes liegenden Dinge werden, dem
Laufe der Jahreszeiten folgend, besprochen, nachdem Aufforderungen
zu selbständigen Beobachtungen und gemeinsame Spaziergänge vor-
ausgegangen sind; in vielen Fällen müssen die Objekte zur Schule in natura
gebracht oder doch wenigstens in guten Abbildungen anschaubar gemacht
werden. Ein kleines Schulmuseum, z.B. Pslanzenblätter, Früchte, Zähne
und Pfoten von bekannteren Tieren, Steine und Metalle ?c. würde oft auf
sehr billige Weise hergestellt werden können und treffliche Dienste leisten.
Hat übrigens das erste Schuljahr seine Schuldigkeit gethan, so wird das
Anschauungsvermögen auch außerhalb der Schule iu gesteigerter Weise
thätig sein. Man wird zuweilen die Schüler nötigen müssen, Gegenstände
oder Erscheinungen, die nicht der unmittelbaren Anschauung unterworfen
werden können, sich im Geiste vorzustellen, indem man an frühere An-
fchauuugen erinnert. Hierbei wird zwar nur die Einbildungskraft
in Thätigkeit gesetzt, aber man wird dies um so berechtigter thun können,
je gründlicher man die wirklich unmittelbar zu betrachtenden Dinge zur
Entwickelung der Beobachtungsgabe benutzt hat. Überdies ist auch die
Einbildungskrast im hohen Grade der Ausbildung und Pflege bedürftig.
Den dritten Anschauungskreis bildet die Heimat. Heimatkunde
ist daher die vorwaltende Disziplin des 4. Schuljahres; der Anschannngs-
Unterricht erweitert sich zu einer geordneten, zusammenhängenden Über-
sicht der Dinge und Erscheinungen des Natur- und Menschenlebens in
der weitern Heimat.
Wir gehen wiederum aus von dem Zentrum, dem Wohnhause,
neue Objekte der Anschauung darin aufsuchend, durchschreiten, aber ge-
leitet von anderen Gesichtspunkten, noch einmal den Wohnort, durch-
wandern dann das weite Gebiet der heimatlichen Landschaft, soweit
die Füße tragen, soweit der Blick nur reicht, und begeben uns endlich,
zunächst den Flüssen, Straßen und Eisenbahnen folgend, an der Hand der
Phantasie und der Karte über die Grenzen des Anschaubaren hinaus in
das größere, weitere Heimatland. Ein Blick auf das menschliche Leben
der Heimat schließt unsere Wanderung ab.
5. Der heimatkundliche Unterricht hat es zunächst zu thun mit den
Örtlichkeiten der näheren und weiteren Umgebung, mit dem Topischen:
mit dem Wohnorte uud seinen Straßen und Plätzen, den Wegen und
Chausseen, mit der Lage von Feld, Wald und Wiese, mit Flüssen, Teichen
und Seen, die sich in der Nähe befinden; dann mit den umliegenden zu
einem Verband (Stadtbezirk, Kreis, Amt 2c.) gehörigen Ortschaften
nebst deren gegenseitiger Lage, Entfernung, Größe uud Wichtigkeit. Doch
wäre der heimatkundliche Unterricht ein höchst armseliger, einseitiger und
fruchtloser Unterricht, wenn er sich ganz auf solche dürre Topographie
beschränken ober diese nicht als bloße Vorstufe für den geographischen
Unterricht, sondern als wesentlichen Teil desselben ansehen, und als solchen
nach allen denkbaren Beziehungen hin ausbeuten wollte. Wir haben ver-
sucht, wenn auch nur in kurzen Lehrskizzen und wenigen ausgeführten
Lektionen, diesen Unterricht weniger gründlich in der Topographie, aber
desto anziehender für die Jugend zu gestalten, indem wir Kultur-
geschichtliches, Naturkundliches, selbst aus der Naturlehre, und vor
allem die Menschenkunde mit der Topographie verknüpft haben, wie
die Wirklichkeit es zeigt.
Es sind manche Kapitel mit kulturgeschichtlichem Materiale in
einfachster Form durchflochten worden, um den Sinn für die deutsche Ver-
gangenheit schon auf dieser Unterrichtsstufe wachzurufen. Für die Kultur-
gefchichte ist schon oft der Einlaß in die Volksschule begehrt worden, aber
niemand hat recht zu sagen gewußt, durch welche Thür sie eintreten soll.
Vielleicht ist der von uns eingeschlagene Weg, sie einzuführen, nicht ein
verfehlter. Auf alle Fälle ist aber da, wo das ehrwürdige Moos der
Sage und Geschichte an den Überresten der Vergangenheit sich ansetzt,
wie z. B. an der vom Berge schauenden Burg, an den Denkstätten und
Denkmalen der Heimat, der rechte Ort, die Kunde der Vorzeit an-
zuHeben und dem späteren Unterrichte in der Geschichte Fußpunkte aller
Art darzubieten. Je urwüchsiger, je unmittelbarer die Ferne oder Ver-
gangenheit hereinragt in die Nähe und Gegenwart, desto gesteigerter ist
die Wirkung auf das Gemüt. Einen spröden, lange brach gelegenen, in
unserer Zeit aber um so sorgfältiger zu bebauenden Lehrstoff haben wir
in dem Kapitel vom „menschlichen Leben" darzubieten versucht. Es
ist geschehen, um auch nach der sozialen Seite hin Leben und Schule
in einen innigeren Zusammenklang zu bringen und dem Religionsunter-
richte den Boden vorzubereiten.
Reichlich ist das Lehrbuch mit naturgeschichtlichem Stoffe be-
dacht worden, weil gerade die Schüler der Altersstufe, für welche das
Buch bestimmt ist, noch die frischen, jungen Sinne zu jenem ansprnchs-
losen, treuen Beobachten haben, das zur Begründung der Naturgeschichte
so nötig ist. Dabei ist alles Systematisieren noch vermieden worden;
die Tiere, Pflanzen und Mineralien treten bei Besprechung der
Lokale auf, in denen sie sich vorfinden. Übrigens sind sie so gewählt
worden, daß die wichtigsten Klassen ihre Vertreter erhalten. Wir empfehlen
dem Lehrer, die Naturgeschichte, weil sie es am ehesten zuläßt, zwar
im Rahmen der Heimatkunde, mit 9—10jährigen Schülern, aber in
einem besonderen Gange zu betreiben. Die Pflanzenkunde
wenigstens erfordert dies, weil sie sich der Jahreszeit anbequemen muß.
Der Lehrer bespreche daher immerhin die Schlüsselblume uud den Wald-
meister, wenn auch das Kapitel „vom Walde" noch nicht an der Reihe
ist; ist das endlich der Fall, so ist eine willkommene Gelegenheit zur
kurzen Wiederholung geboten. Da wir die Pflanzenkunde so gut wie
ganz aus dem ersten Jahreskursus ausgeschlossen haben, so glauben wir
ihr in dem folgenden Kursus, besonders im vierten mehr Platz ein-
— 8 —
räumen zu müssen. Die Tiere und Mineralien kann der Lehrer unter
Umständen bei Besprechung der einzelnen Kapitel zunächst nur aufführungs-
weise berühren, für den Winter zurückstellen und dann in einem beliebigen
Zusammenhange eingehender behandeln; doch ist es wünschenswert, daß
die Kapitel, in welchen sie ihren Platz im Lehrbuche gefunden haben,
dann ihrem wichtigsten Inhalte nach rekapituliert werden.
6. In unserem Lehrbuche der Heimatkunde fiuden sich ferner auch
Elemente der Naturlehre und selbst der Chemie vor, weil wir der
Überzeugung sind, daß gerade diesen so wichtigen Gegenständen nicht genug
vorgearbeitet werden kann. Der allgemein beklagte geringe Erfolg in
diesen Disziplinen, die gewöhnlich in sehr vornehmer Weise erst in den
Oberklassen auftreten, hat seinen Grund darin, daß die Schüler zu wenig
Vorstellungen und Erfahrungen zu diesem Unterrichte mitbringen, der
leider zu oft mir auf einigen künstlichen Versuchen mit seltsamen Appa-
raten ruht. Das physikalische Wissen aber muß beginnen mit einfachen
Hinweisen aus das iu Natur und Menschenleben Vorhandene und dem
Kinde schon Entgegentretende, muß ruhen auf der Beobachtung natur-
wissenschaftlicher Thatsachen, welche die Heimat auch dem 10jährigen
Kinde schon reichlich darbietet. Wenn wir daher einige Elemente dieser
Wissenschaften^ natürlich in genießbarer Form, in die Heimatkunde ver-
weisen, so haben wir wenigstens den Vorteil, daß die Fülle des Unterrichts-
stosses, der die Oberklassen zu erdrücken droht, um etwas vermindert wird.
7. Da eine bestimmte Heimat von uns bei der Bearbeitung dieses
Buches nicht ins Auge gefaßt werden konnte, so mußten wir eine ideale
deutsche Landschaft zum Vorwurfe nehmen. Infolgedessen fiel der
Lehrstoff sehr reichlich aus. Selbstverständlich werden die Lehrer den-
selben dem Charakter ihrer Heimat und dem geistigen Standpunkte ihrer
Schüler gemäß gestalten und färben, vereinfachen oder erweitern
müssen. Manches Kapitel wird der eine in Rücksicht auf die Physiognomie
seiner Landschaft breiter, der andere kürzer behandeln können.
Bezüglich des Heimatlandes (Provinz, engeres Vaterland) konnten
wir natürlich nur die Gesichtspunkte andeuten, von welchen aus die Be-
sprechung erfolgen soll; denn hier hört das Gebiet einer allgemeinen
Heimatkunde gänzlich auf. Überdies liegen zahlreiche Bearbeitungen von
„Vaterlandskunden", beziehentlich „Heimatkunden" (f. z. B. für
das Königreich Sachsen die Heimatkunde von Hugo Weber, bez. die An-
hänge zur sächsischen Ausgabe der Lesebücher Heimat und Mittelstufe)
vor, deren Benutzung bei nnferem allgemein gehaltenen Lehrgange wir
besonders Anfängern im Unterrichte nachdrücklich empfehlen. Freilich sind
diese in der Regel zu stoffreich, da sie aus dem Bestreben entstanden sind,
alles darzubieten, was das Heimatland an speziellen geographischen und
geschichtlichen Wissensstoffen aufzuweisen vermag. Sie dürften daher nur
mit weiser Beschränkung zur Ergänzung unseres Lehrbuches heranzuziehen
sein; denn wir halten es für eine Verfrühung, wenn man, wie es in
vielen Schulen geschieht, auf einer bestimmten Stufe und zwar meist im
4. Schuljahre, die Kunde des inneren Vaterlandes erschöpfend und ab-
— 9 —
schließend zu behandeln bemüht ist. Lokal- und Territorialgeschichte
werden nach unserer Meinung erst dann mit dem rechten Erfolg gelehrt,
wenn der Schüler einen Einblick in die geschichtliche EntWickelung des
ganzen Volkes gewonnen hat. Erst aus dem Rahmen der deutschen Ge-
schichte heraus kann die Partikulargeschichte richtig verstanden werden;
erst müssen in jener die richtigen Maßstäbe zur Beurteilung dieser
aufgesucht werden. Auch in geographischer Beziehung halten wir eine
allzubreite Behandlung des engeren Heimatlandes auf dieser Stufe nicht für
ratsam; denn nur zu leicht wird dann manchen Dingen eine Bedeutung
beigelegt, die nur vom Standpunkte eines beschränkten Partikularismus
gerechtfertigt erscheint. Überdies gewinnt die Vorstellung vom Heimat-
lande erst dann die nötige Klarheit, wenn eine Übersicht des Vaterlandes
gegeben worden ist. Aus diesen Erwägungen heraus haben wir dem
Wohnorte und der heimatlichen Landschaft, als unmittelbar der
Anschauung unterliegenden und für Bildungszwecke fruchtbareren Gebieten,
mehr Raum als herkömmlich gegönnt und der Kunde des engeren Vater-
landes zunächst nur soviel zugewiesen, als zu einer vorläufigen Orieu-
tieruug notwendig ist. Dabei setzen wir voraus, daß in dem oder, wenn
die Zeit reicht, nach dem Unterrichte in der Geographie auf der Ober-
stufe dem Heimatlande eine eingehendere Behandlung zuteil wird. Die
für die Oberstufe geeigneten Partien aus der Geschichte der engeren
Heimat sind jedenfalls besser dem allgemeinen Geschichtskursus einzufügen,
nachdem Sagen und einfache Einzelbilder aus der Heimat in den Heimat-
kundlichen Unterricht der Mittelstufe aufgenommen sind.
8. Es ist schon bemerkt, daß wir den Unterricht in der Pflanzen-
knnde zurückgedrängt, den in der Tierkunde anfänglich beschränkt
haben und den naturkundlichen Unterricht auf dieser Stuse weseut-
lich anders erteilt wissen wollen, als auf der Mittel- und Oberstufe.
Das hat seinen Grund zunächst und wesentlich in der Hauptaufgabe
des Anschauungsunterrichts, in der Pflege formaler Bildung.
Wir wollen auch in betreff dieser Stoffe, wie überall sonst, zunächst die Auf-
merksamkeit der Schüler auf einen bestimmten Gegenstand — nicht
auf einen allgemeinen Begriff — richten; wir lassen ihn genau und nach
mehrfachen Beziehungen anschauen, um über die Gestalt (Form), Größe,
die Hauptteile, über Farben und Stoffe, ferner über etwaige Verände-
rungen an und mit dem Gegenstande, sein Thun und Lassen und endlich
noch über Herkunft (Wachstum) und Gebrauch (Nutzen und Schaden) die
entsprechenden Vorstellungen (abstrakte Anschauungen) zu gewinnen.*)
Aus den Vorstellungen, die an mehreren ähnlichen oder unähnlichen Gegen-
ständen gewonnen werden, bilden sich dann die Allgemein-Vorstellungen
oder die Begriffe, die ihrerseits wieder den Urteilen und Schlüssen
zu Grunde liegen. Selbstverständlich bewegt sich unsere Arbeit zumeist in
den niederen Regionen des Denkens, beschränkt sich mithin auf das Wahr-
nehmen, Anschauen, Vorstellen und Begreifen, und alles dieses
*) Eingehender ist hierüber gehandelt in Dr. Jüttings: Unterricht im
Deutschen für das 1. Schuljahr, S. 132 n. f.
— 10 —
bezieht sich auf Einzeldinge, die eben jetzt in natura, oder im Modell
oder Bilde vor den Augen und anderen Sinnesorganen stehen oder kurz
vorher gestanden haben, so daß die Erinnerung daran noch lebhaft und
uuverwischt ist. In Beziehung aus die in Frage kommenden Naturkörper
(Pflanzen, Tiere, Gesteine) ist es nun hier auf der Unterstufe nicht, wie
auf den folgenden Stufen, Aufgabe, die Gattungen wissenschaftlich zu
bestimmen, sie von anderen ähnlichen Gattungen, sowie von über- und
untergeordneten Ordnungen, also nach ihren wesentlichen Merkmalen
zu unterscheiden. Das wäre für 6—8jährige Kinder der Allgemeinheit
des Erkennens wegen kaum möglich, auch viel zu abstrakt; sondern wir
haben es naturkundlich hier im Unterrichte mit den Einzeldingen, den
Individuen, selbstverständlich nur mit den gewöhnlicheren, bekanntereu,
weil fast täglich mehr oder weniger unabsichtlich wahrgenommen, zu thun,
und von diesen werden obige Vorstellungen, natürlich samt den ent-
sprechenden Ausdrücken, gewonnen; also werden nicht allein wesent-
liche, sondern fast unterschiedslos wesentliche und unwesentliche (zu-
fällige) Merkmale ins Auge gesaßt. So werden hier z. B. ganz zu-
fällige, aber äugen- oder sinnenfällige Thätigkeiten, Bewegungen (wie laufen,
sitzen, hüpfen, oder singen, pfeifen, heulen, oder ziehen, tragen), desgl.
Umstände des Ortes, der Zeit, manche Ähnlichkeiten und anderes be-
obachtet, was auf der Oberstufe ganz außer acht bleibt, weil es für die
wissenschaftliche Erkenntnis der Gegenstände selbst ganz unwesentlich ist.
Für richtiges Sehen, Hören, Fühlen, für das Erkennen und Benennen
der Dinge, überhaupt also für die formale Bildung, ist das alles
freilich sehr wesentlich. Es kann und darf nämlich nicht übersehen wer-
den, daß sich der Anschauungsunterricht an den Naturobjekten allmählich
aus dieser Allgemeinheit der Betrachtungen erhebt, daß sich der Blick
mehr und mehr auf die naturhistorisch wesentlicheren Merkmale (Gegen-
stände, Thätigkeiten, Zustände :c.) richtet, sich also im 3. und besonders
im 4. Kursus einem eigentlichen Unterrichte in den Naturwissenschaften
nähert, wenn fchon der Charakter des anschaulichen Unterrichtes nie
verloren gehen darf. — Sodann bietet sich für den Vorrang, den wir
den Tieren vor den Pflanzen gegeben haben, ein Umstand dar, der für
die Arbeit mit kleineren Kindern ganz besonders ins Gewicht fällt. Die
Pflanzen, so schön und gefällig mitunter ihre Formen und Farben
auch sein mögen — Kinder erfreuen sich indes mehr an den Farben als
an den Formen —: es fehlt ihnen eines, was die Tiere mit den Menschen
selbst gemein haben, die Bewegungen und die Stimme oder genauer
das sich in freier Bewegung und in der Stimme kundgebende
Leben. Gleich und gleich gesellt sich gern, Leben zieht Leben an. Wie
sollten nicht lebhafte Kinder gern mit lebenden und vertrauten (gezähmten)
Tieren verkehren, sich an ihren Bewegungen, die dazu oft possierlich sind,
ergötzen und mit ihnen als ihres Gleichen spielen! Spielen sie doch sogar
gerne mit den Abbildern des Lebendigen, mit Puppe und Schaukelpferd,
mit Modellen unserer Haustiere, denen sie in ihrer Phantasie gleichfalls
Lebensregungen und Thätigkeiten, selbst die Fähigkeit der Sprache zu-
schreiben. Hieran hat also der erste naturkundliche Unterricht anzuknüpfen.
Aus demselben Grunde haben auch andere Bewegungen und Stimmen
im Natur- und Kulturleben für die Kindernatur Interesse. Kinder,
bei denen Eindrücke aller Art tiefer gehen als bei Erwachsenen, schauen
darum mit besonderer Teilnahme dem Spiel der Wellen, dem fließenden
oder herabstürzenden Wasser, dem segelnden Schiffe, der dahinsauseudeu
Lokomotive samt dem ganzen Zug, dem «beschossenen Pfeil, dem ge-
wandten Schlittschuhläufer oder Seiltänzer und ähnlichen Erscheinungen
zu. Desgleichen horchen sie gern auf das Ticken der Taschenuhr, auf
die sprudelnde Quelle wie auf den fingenden und kochenden Wassertopf,
auf die prasselnden und flackernden Flammen wie auf den im Geäste uud
Gezweige wühlenden und heulenden Sturm und den rollenden Donner.
Vollends erfreut das Kind sich an allen Bewegungen und an den
verschiedenartigsten Lauten in der Tierwelt. Und die kindlich naive
Anschauungsweise unserer Voreltern hat das ganze sich in Bewegungen und
Tönen offenbarende geheimnisvolle Naturleben personifiziert, wie uralte
Poesien und Tausende von metaphorischen Ausdrücken unserer Sprache
beweisen, die als solche in der Schule aufgefaßt und gedeutet werden müssen.
9. Mit diesen selten genügend verstandenen Erscheinungen im Zu-
sammenhange steht auch der allbekannte, aber in der Schule immer noch
nicht genug gewürdigte Thätigkeitstrieb der Kinder. Der Thätigkeits-
und Schaffenstrieb der Kleinen ist gerade um desto mehr zu befriedigen,
je weniger der anfängliche Unterricht in seiner abstrakten Monotonie das
Kind fesselt. Das unbeschäftigte oder nicht genügend, nicht angemessen
beschäftigte Kind langweilt sich in der Schule viel leichter als daheim.
Wenn es in der Schule dadurch weniger leicht unartig zu werden pflegt
— die neue Umgebung und die Schulordnung hindern es meistens daran —
so liegt die Gefahr geistiger Gleichgültigkeit und Abstumpfung für
den Unbeschäftigten fehr nahe, und diefer Gefahr vorzubeugen, ist eine Haupt-
Pflicht des Lehrers. Das Schreiben und Lesen kann in den ersten
Wochen noch nicht als Ersatz für die gewohnte Beschäftigung im Eltern-
hause eintreten; Zeichnen und Singen nur in sehr unzureichender
Weise; für das Erzählen sind die Kinder in den ersten Wochen auch
noch kaum empfänglich, wenigstens im günstigsten Falle täglich nur aus
kurze Zeit; überdies ist dies noch keine rechte Beschäftigung der Kinder,
da an ein Nacherzählen gar nicht zu denken ist. Es ist darum Tag für
Tag, Stunde nm Stunde darauf zu sinnen, wie man die Schulrekruten
auf befriedigende und zugleich bildende Weise beschäftigen kann. Wir
haben den Versuch dazu gemacht in den „10 Vorübungen zur Eiufüh-
rung in das Schulleben überhaupt", die wir unter den Lehr- uud Übungs-
stoffen des 1. Schuljahres etwas genauer darauf hin anzusehen bitten,
weshalb wir auch darauf verzichten, uns hier über den Inhalt dieser
Stoffe und die sich daraus beziehenden Übungen (vgl. die Lehrproben)
weiter auszulassen. Wir vermeinen zwar damit überhaupt nichts Nagel-
neues, wohl aber nach dieser Seite hin etwas Vollständigeres, Plan-
mäßigeres und Praktischeres geboten zu haben, als was man in unseren
— 12 —
Schulen durchgängig findet. Im übrigen müssen wir betreffs der Vor-
Übungen auf den bezüglichen Abschnitt in Dr. Jüttings „Unterricht
im Deutschen für das erste Schuljahr", S. 81—117, verweisen, wo
sich außer den Vorübungen für den Anschauungsunterricht auch solche für
den Schreibleseunterricht und besondere „Grundsätze und Winke für
den Vorkursus" finden, die gerade für einen gedeihlichen Anfchauungs-
Unterricht von Belang sein dürften. Dahin gehören namentlich die Kapitel
über „die geistige Armut und die Sprache des in die Schule eiutre-
tenden Kindes", über die „Antworten in einzelnen Worten und in Sätzen",
über „das Vor- und Chorsprechen" und endlich das Kapitel über „Schule
und Haus", worin dem Lehrer der gelegentliche Verkehr mit den Eltern
der Kinder warm empfohlen wird.
10. Aus dem Streben, den Thätigkeitstrieb der Kinder auf der
Unterstufe thunlichst zu befriedigen, sind auch die Zeichnungen hervor-
gegangen, welche wir auch der neuen Auflage dieses Bnches wie den
ersten Lesebüchern glaubten beifügen zu müssen. Daß nach neueren An-
sichten das Zeichnen viel früher in die Schule gebracht werden kann, als
man bisher ziemlich allgemein für möglich hielt, zeigt die neueste be-
treffende Anordnung des preußischen Unterrichtsministeriums vom Jahre
1887, wonach in mehrklassigen Schulen der Zeichenunterricht schon vom
zweiten Schuljahre an auftreten soll. Wir sind uns dessen wohl bewußt,
daß unsere Zeichnungen nur wenig zu den bezüglichen Vorschriften des
Preußischen Ministeriums stimmen, und daß von denselben nur wenige im
1. und 2. Schuljahre formgerecht nachgezeichnet werden können. So-
weit dies aber mit deu einfachsten Formen, wie sie hier und in Dr. Jüt-
tings Fibel zum Nachzeichnen dargeboten werden, der Fall ist, mögen
auch die anfänglichen Leistungen noch so schwach sein, soweit gewähren
sie dem Schüler eine außerordentlich angenehme Selbstbeschäftigung. Daß
aber sämtliche 95 in scharfen Umrissen ausgeführte und den verschie-
densten Gebieten des täglichen Lebens angehörige Zeichnungen besonders
geeignet sind, den hochwichtigen Formensinn der Schüler zu wecken, wird
niemand bezweifeln. Wird derselbe frühzeitig durch genaue, vom Lehrer
geleitete Anschauung, sowie thunlichst durch gleichfalls geleitete Nach-
bilduug, also in beiden Fällen durch Selbstthätigkeit beim Schüler
geweckt, so wird auch die innere Anschauung dessen, was der Unter-
richt an Natur- und Kunstformen geboten hat, an Deutlichkeit, Genanig-
keit und Dauerhaftigkeit gewinnen. Die wenigen Bildertafeln enthalten
daher, abgesehen von den ersten Elementarformen, auch nur solche
Gegenstände, die zu einzelnen Lektionen des Lehrbuches in enger Be-
ziehnng stehen. Ist z. B. vom Militär die Rede, so sind die Waffen
vom Lehrer an die Wandtafel zu zeichnen und kurz zu besprechen, bei
den verschiedenen Gewerben die Werkzeuge, beim Hause die Leiter, der
Stuhl, die Kommode, das Bett, der Schrank, der Tisch, bei den Tauben
das Taubenhaus, bei dem Garten und der Gartenarbeit der Zaun, die
Laube, der Spaten, die Hacke, die Gießkanne und bei den Tieren und
Pflanzen selbstverständlich die betreffenden Figuren, auch selbst einfachere
— 13 —
Teile derselben, welche allenfalls nachgezeichnet werden können. Es ist
bekannt, daß man sich vielfach gegen die Aufnahme einfacher Kunst-
Produkte in den Anschauungsunterricht sträubt, daß man Betrachtungen
über Tische, Stühle, Tafeln, Thüren, Fenster, Ösen, Wagen, Pflug und
Egge, Waffen, Geschirre und Geräte aller Art u. dgl. für viel zu un-
interessant und zu wenig geistbildend für 6—8 jährige Kinder hält. Wir
stellen sie auch den Lebensgebilden und Lebenserscheinungen in der Natur
keineswegs gleich, wie ja die verhältnismäßig spärliche Auswahl derselben
zeigt; allein sie bieten eine große Fülle von Formen dar, die wir bei-
spielsweise im Tierreiche gar nicht und im Pflanzenreiche selten finden;
sie gehören ebenso gut wie diese dem Leben der Menschen und seinen
Bedürfnissen an, sind außerdem Bildungen seiner Hand und darum schon
wichtig für einen guten Lebensunterricht. Können manche dieser Formen
nun in ihren Gründzügen erfaßt und nachgebildet werden, so werden sie
uns für den Unterricht besonders wertvoll. Und kann man mit Thüren
uud Fenstern, mit Kleidern und Schulgeräten, mit Waffen und musika-
lischen Instrumenten, mit Geschirren und Handwerksgeräten aller Art auch
im Unterricht nicht viel mehr „machen" an Bewegungen und Thätig-
keiten als selbst mit zahlreichen Tieren und Pflanzen, die man nur in
Bildern oder höchstens in Modellen vorführen kann? Selbst mit meh-
reren Naturgebilden läßt sich nach dieser Seite im Unterrichte viel mehr
„anfangen", als gewöhnlich versucht wird. Zum Erweise dessen erlauben
wir uns auf die folgenden Lektionen des 1. Schuljahres aufmerksam zu
machen: außer den Vorübungen Nr. 12, 13, 15, 16, 17—20, 34 (das
Ei), 38, 39, 43 (Käfig), 46 und 47, 48, 49 und 50, 51, 52, 54, 63
und 64, 65 und 66 (bezüglich der Thätigkeiten), 85 u. a. Welchen außer-
ordentlichen Gewinn die Sprachbildung aus der Bildung des Formen-
sinn es zieht, werden wir sogleich hören.
II. Sprachliche Grundsätze.
1. Es wird dem einen oder anderen sinnigen Leser aufsallen, daß
wir bisher des Hauptzweckes des ganzen fraglichen Unterrichtes, der
Sprachbildung, noch nicht gedacht haben. Sollten wir die Bedeutung
der Sprachbildung im Anschauungsunterrichte unterschätzen, da wir den-
selben nach realen, der Wirklichkeit entsprechenden Gesichtspunkten an-
geordnet haben? Das sei fern. Wir möchten auch hierin uns der
EntWickelung der Kindesnatur anschließen. Das Kind wächst in einer Um-
gebung äußerst zahlreicher realer Dinge, Erscheinungen und Zustände auf,
die ihm erst im Laufe der Jahre ganz allmählich zum Bewußtsein kommen,
von deren Namen uud sprachlicher Darstellung es die ersten Jahre seines
Lebens nichts und auch zur Zeit, wo es in die Schule tritt, noch sehr
wenig weiß. Die Sprachbildung des Kindes, auch wo sie durch Eltern,
Angehörige und Lehrer frühzeitig eine gute Pflege findet, hält längst nicht
gleichen Schritt mit dem Wachstum feiner Vorstellungswelt; in der
Regel beginnt ihre Pflege erst mit dem Schulunterrichte. Wie außer-
— 14 —
ordentlich arm an Anschauungen und Vorstellungen sind die allermeisten
Kinder der Volksschule, besonders die aus den ärmeren Volksschichten, und
noch viel größer ist ihre Spracharmut in betreff der hochdeutschen
Sprache, besonders in allen denjenigen deutschen Gegenden, wo dem Hoch-
deutschen des Gebildeten eine ganz anders geartete Mundart zur Seite
laust. Hier kann man auch sagen: „Mit sehenden Augen sehen sie nicht,
mit hörenden Ohren hören sie nicht" (Matth. 13, 13. 14), darum vermögen
sie auch uicht zu reden. Allein auch die Kinder unserer mittleren und selbst
die der höheren Volksklassen, welche zu Hause ein leidlich gutes Hoch-
deutsch schon vor der Schulzeit gelernt haben, sind verhältnismäßig immer
noch arm an der Kraft hochdeutscher sprachlicher Darstellung dessen, was
sie hören und sehen, fühlen und denken. Und der Abstand zwischen der
hochdeutschen Umgangssprache der mittleren Volkskreise und dem schrift-
gemäßen Hochdeutschen, zwischen der Volks- und der Büchersprache,
die sie doch erlernen sollen und müssen, ist ein sehr bedeutender.
Es kann darum die Pflege der sprachlichen Bildung nicht
früh und nicht energisch genug von dem Lehrer in Angriff
genommen werden.
Die Sprachbildung schließt sich im Anschauungsunterricht an die
formale Denkbildung an; sie bildet sogar einen Teil derselben. Die
Wörter, welche das Kind richtig sprechen und gebrauchen lernt, ent-
sprechen den Vorstellungen, psychologisch genommen den Allgemein-
Vorstellungen oder Begriffen, also den Erzeugnissen unserer Vernunft.
Das aus der Bibel allgemein bekannte griechische Wort lögos für Wort
(Joh. 1, 1 u. 14) bedeutet auch die Rede, ja die Vernunft selbst, wie
die Sprache des Menschen sein ihn vom Tiere unterscheidendes Cha-
raktermerkmal ist, das er sich allerdings erst durch unsägliche An-
strengung von seiner Umgebung aneignen muß. Das deutsche Wort
Mensch bezeichnet sogar den Denker, wie das lateinische domo sapiens
den „Weisen", im Gegensatze zu dem „unvernünftigen" Tier. Danach
ist erst die Sprachbildung die eigentliche Bildung zur Vernunft, zur
Menschenwürde und zur Humanität.
Es ist also nicht bloß eine notwendige, sondern zugleich eine
erhabene Aufgabe der Schularbeit, die Sprache des Kindes zu
bilden. Allein wie unsäglich mühevoll und schwierig ist solche Arbeit!
Davon weiß jeder Lehrer ein Liedchen zu singen, besonders natürlich in
großen Volksschulklassen auf dem Lande, aber auch in den Städten. Ver-
wischen sich zahlreiche empfangene Eindrücke von vorübergehend ange-
schauten Gegenständen leicht bei kleinen Kindern; so daß die Borstel-
lnngen davon eher wieder verblassen, als man das zu erwarten pflegt,
so zeigt sich erst recht im Zusammenhange damit das Gedächtnis für
bestimmte Begriffe und für die diesen entsprechenden Ausdrücke von einer
auffallenden Schwäche, gegen welche nur mit Aufbietung aller Kraft und
durch planmäßige, unausgesetzte Anstrengung anzukämpfen ist.
Es kann nicht unsere Aufgabe sein hier den ganzen Sprachbil-
dungsprozeß, wie er sich iu den ersten Schuljahren auch in den übrigen
— 15 —
Unterrichtsfächern vollziehen sollte, auch nur annähernd vollständig dar-
zulegen. Wir beschränken uns daraus, die wichtigsten Gesichtspunkte
und sprachbildeuden Übungen anzudeuten, die im Anschannngs-
unterrichte besonders zu berücksichtigen sind.
2. Es empfiehlt sich nicht, in allen Volksschulen von vorn-
herein bei den sprachlich vernachlässigten oder doch zurückgebliebenen
Schülern strenge auf vollständige Antworten in Sätzen zu dringen.
Wie im „Unterricht im Deutschen", S. 85, ausführlicher nachgewiesen,
ist das weder der Weg der sprachgeschichtlichen EntWickelung gewesen,
noch erfordert das Verhältnis der Antwort zu der Frage ein solches
Verfahren, das, wie jeder Praktiker weiß, in der ersten Zeit überdies
unnatürlich erscheint. Die Antwort ist eine syntaktische Ergänzung der
Frage und bildet erst in Verbindung mit dieser einen vollständigen Satz.
Die Sprachbildung der Menschheit hat ohne Zweifel — von einer vorauf-
gegangenen Lallperiode abgesehen mit der Namengebung für die
Gegenstände der Umgebung, ihrer hervorstechendsten Merkmale und
Thätigkeiten begonnen, nach 1. Mos. 2, 19 mit der Benennung der
Tiere, die dem Menschen am nächsten standen und ihm am auffälligsten
sein mußten. Wir dürfen annehmen, daß die Beziehungen der Begriffe
(für die Dinge, ihre Eigenschaften und Merkmale), die wir durch Sätze
einfachster Art auszudrücken pflegen, lange Zeit durch bloße Hindeutung
(Hinweisung mit dem Zeigefinger oder der Hand) ausgedrückt worden
sind. Thatsächlich machen es unsere sprachlernenden 2—3 jährigen Kleinen
nicht viel anders und für Taubstumme bildet ein solches Unterrichts-
verfahren die Regel. Daraus folgt freilich noch nicht, daß wir es mit
Sechsjährigen in der Schule ebenso machen müßten, wohl aber, daß wir
bei allen solchen Kindern, denen die Bildung vollständiger Sätze schwer
wird, im Anfange nachsichtig sein und uns nur mit ganz kurzen, aber
der Form nach richtigen Antworten begnügen sollten, da sie dessen nicht
gewohnt sind, und es ihnen ganz unnatürlich vorkommen muß, in die
Antwort die Frageglieder des Lehrers mit aufzunehmen. Weiter folgt
aber daraus, daß es auch im ersten Schulunterricht und lange Jahre
hindurch bei der Sprachbildung wesentlich auf das Vokabellernen an-
kommt. Wie viele Wörter, Begriffswörter und dann auch Form-
Wörter (Fürwörter, Geschlechtswörter, Vorwörter, Umstandswörter und
Bindewörter) es schon in den ersten Schuljahren zu den schon bekannten
hinzuzulernen gilt, zeigt unter andern eine flüchtige Durchsicht unserer
Lehrstoffe und Lehrproben; und wie viele bisher von Kindern gehörte
Ausdrücke fiud nicht wieder vergessen, oder werden nicht ungenau oder
geradezu falsch gesprochen oder angewendet; von wie vielen andern haben
sie weiter nichts als tote Wortschälle ohne eigentliche Anschauungen behalten!
3. Gleichwohl zeigt eine Durchsicht der ersten Unterredungen,
wie wir sie angestellt wissen wollen, daß wir mit der Forderung voll-
ständiger Antworten in kurzen Sätzen nicht zu lange gewartet haben
wollen, unter günstigeren Bedingungen schon nach wenigen Tagen. Steife
Sprachformen, wie: das ist ein Tisch; das ist ein Hund; das ist
— 16 —
blau 2c. sollten schon nach wenigen Wochen vermieden und durch gehalt-
vollere ersetzt werden, wie: „Ich heiße Friedrich Kraft", Mein Vater
heißt Heinrich Kraft", „Ich bin jetzt in der Schule", „Wir sind alle
Schüler", „In der Schule sind (später: befinden sich) ein Pult, ein Stuhl,
Tische und Bänke, eine Wandtafel" zc. Doch wird es für die Schüler
sehr lange dauern, unter ungünstigeren Verhältnissen vielleicht jahrelang,
ehe sie dahin gelangen, etwas ausgebildetere Antworten, als wie sie
im Elternhause gegeben werden, ohne besondere Hilfe des Lehrers, in
korrekter Form geben zu lernen. In den meisten Fällen wird der Lehrer,
nachdem er gefragt und eine einfache natürliche Antwort erhalten hat,
noch an das „vollständig" durch Wort oder Zeichen (Handbewegung) zu
erinnern und schwierigere und zugleich wichtigere Antworten vorzusprechen
haben, denen das genaue, gut betonte Nachsprechen, teils im Chor, teils
von einzelnen auf dem Fuße folgt. Das Chorsprechen findet besonders
dann Anwendung im Unterricht, wenn es sich um EinPrägung wichtiger
Begriffe oder Begriffsbestimmungen handelt, die mit fähigeren
Schülern vorher entwickelt, also durch Frage und Antwort gewonnen
sind und nun zum bleibenden Gemeingute für die Klasse gemacht werden
sollen. In der RePetition tritt das Chorsprechen selbstverständlich mehr
zurück. Vgl. den „Unterricht im Deutschen", S. 88, „vom Vor-
und Chorsprechen".
4. Welcher Art die ersten Antwortsätze sein sollen, ist aber schon
kurz angedeutet. Haupterfordernis ist Einfachheit, nicht Eintönigkeit.
Den Anfang machen die einfachsten Verbindungen des Prädikates
(Eigenschafts-, Zeit- oder Hauptwortes) mit dem Subjekte, wie: der
Hund beißt; der Hund ist treu; der Hund ist ein Haustier. Dann
folgen nach und nach Erweiterungen des einfachen Satzes: der Schäfer-
Hund beißt das Schaf; der Hund ist ein (treues) Haustier zc. Nach den
gewöhnlicheren Objekterweiterungen können auch Attributivbildungen
des Subjektes eintreten, doch im allgemeinen nicht zu früh und zu oft:
„der Hund ist wachsam — er beißt das Schaf"; (zusammengezogen) „der
wachsame Schäferhund beißt das Schaf", woran sich die adverbialen
Bestimmungen anschließen, wie: „der wachsame Schäferhund beißt das
verirrte Schaf ins Bein". Das ist freilich immer noch nur ein ein-
facher (genauer erweiterter einfacher), jedoch keineswegs ein für
Schüler des 1. Schuljahres leichter Satz, auch wenn er gut entwickelt
und gut vorgesprochen worden ist. Wir denken natürlich nicht daran,
solche Erweiterungen einfachster Satzgebilde um ein und dasselbe Subjekt
(z. B. wie hier den Hund) zu gruppieren. Das würde eine unerträglich
langweilige Schablone für die Unterrichtskunst abgeben, die nur in freier
Bewegung gedeihen kann. Ebensowenig wollen wir alle möglichen Formen
des einfachen Satzes erst auftreten lassen, ehe wir zu deu Satzgefügen
übergehen. Das würde die notwendige freie Bewegung des Unterrichts
ebenso unnatürlich hemmen; denn es giebt viele zusammengezogene Sätze
und Satzgefüge einfachsten Baues, welche in ihrer Schwierigkeit nicht
entfernt an jene durch Objekte, Attribute und adverbiale Bestimmungen
— 17 —
erweiterten „einfachen Sätze" hinanreichen und welche sogar im Gegensatze
zu diesen sehr populär und darum auch sehr leicht sind, z. B. „Der Hund
frißt Knochen und Fleisch. Schafe und Ziegen gehören zu den Haustieren.
Wer nicht sehen kann, ist blind. Wer nicht hören kann, ist taub. Fensterglas
ist durchsichtig, aber dünnes Papier ist nur durchscheinend. Der Esel ist
ein Haustier, welches Säcke (zur Mühle) trägt" und sehr viele ähnliche.
Will und muß man darum den bekannten Unterrichtsgesetzen gemäß vom
„Leichteren zum Schwereren", vom „Einfacheren zum Zusammen-
gesetzteren" bei der sprachlichen Arbeit, die sich ja hier nirgends
von der sachlichen Durcharbeitung trennt, vorgehen, so kann man
zwar unter gewöhnlichen Verhältnissen den Grundsatz befolgen, daß im
ersten Schuljahre überhaupt nur einfachere Sprachbildungen in den
Antworten verlangt werden können, und daß es sich im allgemeinen
empfiehlt, im ersten Semester durchweg nur in leichteren einfachen
Sätzen und erst von der Mitte des zweiten Semesters an auch in leichten
zusammengesetzten Sätzen oder Satzgefügen antworten zu laffen.
Indes ist hierin kaum ein bestimmter syntaktischer Gang zu befolgen, auch
keine bindende Vorschrift zu geben, da einerseits die Sprachformen be-
züglich der Leichtigkeit und Verständlichkeit sich nicht durchweg nach dem
grammatischen Aufbau der Sätze richten, und da andererseits die Sprach-
fähigkeit der Elementarschüler eine außerordentlich verschiedene ist. Nur
das ist schlechterdings zu fordern, daß die Kraft, in schwierigeren Satz-
formen sich auszudrücken, mit den Jahren sich erheblich steigern muß,
und daß der Lehrer später auch ohne Vorsprechen auf solche Bildungen
halten muß. Will er sie aber ohne Vor- und Nachsprechen erzielen, so
muß er seine Fragen darauf einrichten, diese also auch für die antwor-
tenden Schüler vorbildlich, syntaktisch vollständiger gestalten. Das führt uns
5. auf die Kunst der katechetischen EntWickelung, in welcher
der Lehrer sich eine Meisterschaft zu erwerben suchen muß, die höchste,
welche es überhaupt in der Arbeit des Lehrers giebt, welche er aber auch
in keiner Arbeit nötiger hat, als in dem Anschauungsunterricht und
der Heimatkunde. Wenn die allerdings äußerst bequeme vortragende
(dozierende und wieder abfragende) Lehrweise, welcher Lehranfänger sich
leider noch allzugern bedienen, irgendwo schlecht am Platze ist, so ist sie
es hier und in den Naturwissenschaften. Die Schüler sollen und können
hier fast alles selbst sehen und hören, anschauen und erkennen und darum
auch das Erkannte sprachlich gestalten, alles aber unter geschickter Lei-
tung des Lehrers. Der Zauberstab für folche Arbeit der Schüler ist
die Frage uud erstes, wenn auch keineswegs höchstes Erfordernis ist die
korrekte Fragestellung. Der Lehrer muß sich völlig klar darüber
sein, daß die Fragewörter stets zu Anfange der Fragen stehen sollen,
wie in den Antworten der Schüler durchgängig das Subjekt des Satzes,
den sie bilden; daß das Fragewort wer? oder was? nach dem Namen
der Dinge; wie? nach der prädikativen Eigenschaft; was für ein? oder
welcher, e, es? nach der attributiven Eigenschaft; was thut? (ode
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 2 t
— 18 —
was muß, soll, will, kann zc.) nach der Thätigkeit fragt; daß wen? oder
was? (mit dem Verbum) die Objektsergänzung bezwecken — die aber in
der Antwort nicht voranzustellen ist —; ferner daß wo? woher? und
wohin? sich auf die Örtlichkeit; wann? wie lange? sich auf zeitliche
Verhältnisse; wie? oder auf welche Weife? sich aus die Art und Weise
der Thätigkeit beziehen; und daß die mannigfaltigen kausalen Verhält-
nisse verschiedener Fragewörter bedürfen: warum? weshalb? wes-
wegen? beziehen sich auf den Erkenntnis- oder Beweggrund; wo-
durch? oder wovon? auf den Sachgrund (Ursache); wozu? (wobei?)
auf den Zweck; wodurch? oder womit? auf das Mittel; woraus? auf
den Stoff u. f. w. Unter folchen Fragen ist eine der schwierigsten nach
der Thätigkeit, wozu man sich des Fragewortes was thut? (oder was?
mit einem modalen Verb: muß, will zc.) zu bedienen pflegt. Allein die
Frage leidet meistens an allzu großer Unbestimmtheit, da die Hilfs-
verben thun, wollen, follen :e. sehr allgemeiner, viel umfassender
Natur sind. Es empfiehlt sich darum, die Frage noch durch irgend eine
nähere Bestimmung genauer zu präzisieren, z. B. Was thut der Haus-
Hund, wenn ein Fremder kommt? (wobei dann natürlich diese Bestimmung
auch mit in die Antwort aufzunehmen ist). In gar vielen Fällen wird
man sich auch dieses Mittels nicht bedienen können und aus das Verbum
in der Antwort so verzichten müssen, daß der Lehrer dasselbe in die
Frage aufnimmt und es, falls es neu ist, gut betont und nach einem anderen
Satzteile fragt, z. B. Wo (oder wann) Pflegen die Tauben zu girren?
Was apportiert oder bringt der Jagdhund dem Jäger? In noch
anderen Fällen, z. B. bei den Stimmen und Bewegungen der Tiere
oder in der Natur (Nr. 68 und 69 des 1. Jahrganges), behilft man
sich dadurch, daß man nach den Subjekten fragt, z. B. Welche Tiere
brummen? brüllen? wiehern? hüpfen? springen? watscheln? ic.
Allein gar oft versagt der Zauberstab der Frage den Dienst, da
den Kindern für einen gewissen Begriff das rechte Wort noch
unbekannt ist. Der Unterricht wäre weder sach- noch sprachbildend, wenn
er aus solchem Grunde die Sache selbst und den Ausdruck dafür ganz ver-
meiden wollte. Auch ist die Frage darum meist nicht überflüssig. Es
wird sehr oft an einem gewöhnlicheren synonymen Ausdrucke dafür uicht
fehlen; wenigstens wird das eine oder andere geweckte Kind einen solchen,
vielleicht auch einen nicht ganz passenden oder mundartlichen dafür be-
sitzen, den man natürlich nicht zurückweisen darf, fondern mit schonender
Hand korrigieren muß. Fragen, auf welche die Antwort nicht sogleich
erfolgt, gleichen in den Augen der Kinder den Rätseln, welche bekannt-
lich die Aufmerksamkeit vielmehr spannen als die trockene Lehre. Sie
sind darum nicht wertlos, wenn sie nicht zu oft erfolgen und wenn sie
— wie es sein sollte — wichtige Wahrheiten einleiten.
6. Die Hauptsache aber in der ganzen Kunst der Begriffsentwicke-
luugeu ist die richtige Verauschaulichung der Begriffe, denen natürlich
unmittelbare Anschauungen (Wahrnehmungen) und dadurch erzielte
Vorstellungen zu Grunde liegen müssen. Diese Veranschaulichung er-
— 19 —
scheint uns als so wichtig und wesentlich, daß wir auch heute noch den ganzen
Unterricht, den man seiner realen Grundlage nach vielleicht mit einem Passen-
deren Namen, etwa als Wohnortskunde benennen könnte, als Anschau-
ungsunterricht bezeichnen. Erst im 4. Schuljahre tritt unsers Erachtens
die formal bildende Seite des Unterrichts soweit hinter die reale zurück
und gewinnt dieser eine den folgenden einzelnen Disziplinen so ähnliche
Gestalt, daß wir den Vorbereitungsunterricht dafür als Heimatkunde
benennen; sachlich ist dieselbe nichts als eine erweiterte und vertiefte
Wohnortskunde.
Was hat nun der Lehrer zur Veranschaulichung der Be-
griffe zu thun? Daraus glauben wir eine gedrängte Antwort geben
zu müssen, ohne uns indes hier weiter aus eine genauere Analyse des
psychologischen Vorgangs einzulassen, Es handelt sich nur um die Prak-
tischen Seiten der Arbeit. Die Kinder bringen zwar eine gewisse Summe
von Vorstellungen mit für den Unterricht, die sich sowohl in der Schule
wie außerhalb derselben gelegentlich und zufällig vermehrt. Aber wie
viele früher empfangene Eindrücke sind bis auf undeutliche Spuren wieder
erloschen, wie viele ganz entstellt oder verworren, wie viele unklar geblieben!
Soll sich die Vorstellungsmasse klären und mehren wie der Sprachschatz, so
bedarf sie der unausgesetzten, regelmäßigen und wohlgeordneten Erneuerung
und Ergänzung. Zu dem Zwecke ist es notwendig, daß der Lehrer,
besonders da, wo er auf Unterstützung durch das Elternhaus kaum rechnen
kann, seinen Schülern nach Kräften neue Anschauungen zu verschaffen
sucht, aber nicht zunächst dadurch, daß er ihnen die Welt der Umgebung, die
sie genauer kennen lernen sollen, in Bildern vorführt. Bilder haben für
bereits Gebildete als Hilfsmittel des weiteren Erkennens ohne Zweifel einen
hohen Wert, zumal in unseren Tagen, wo es an künstlerisch gut aus-
geführten für kein Gebiet des Lebens und der Natur fehlt. Allein für
Kinder von 3—7 bez. 8 Jahren haben Bilder als Ersatz für die uu-
mittelbare Naturanschauung große Bedenken, denn, abgesehen von der
Darstellung im verjüngten Maßstabe und in der Perspektive, sind sie,
auch die vorzüglichsten unter ihnen, im eigentlichen wie im abgezogenen
Sinne des Wortes „einseitig" — man sieht aus den Bildern von körper-
lichen Dingen stets nur die eine Seite, wie vom Monde, so daß die
schauenden Kinder sich nicht von der Beschaffenheit der Rückseite über-
zeugen können. Dieser Mangel in der bildlichen Darstellung hat nur
bei ganz symmetrisch gestalteten Gebilden keinen Nachteil, indes auch nur
von der Zeit an, wo die Kinder durch Vergleichung und Abstraktion eine
dunkle Ahnung von dem symmetrischen Bau gewonnen haben, wie es
z. B. bei bekannteren Tieren am leichtesten möglich ist. Zum anderen
fehlt den Bildern gerade das, was den angeschauten Objekten am meisten
zu wünschen wäre, das Leben und damit die Beweglichkeit, was sür
das Interesse und die Entwicklung des Kindes, wie wir gesehen haben,
vom höchsten Werte ist. Somit bieten Bilder den Kindern für den
Thätigkeitstrieb, die Lust am freigewählten, selbständigen Gestalten
so gut wie gar nichts, höchstens können sie an der Farbenpracht, vielleicht
2*
— 20 —
auch an schönen Formen, eine vorübergehende, kurze Freude haben. In-
folgedesseu pflegt das Blättern der Kinder in den Bilderbüchern auch
die Flüchtigkeit uud Ungenauigkeit in der Anschauung und damit
in der Erzeugung von Vorstellungen zu vermehren und dem sammelnden
Unterrichte eher zu schaden als zu nützen. Tierbilder haben nur dann
für geistig gewecktere Kinder einigen Wert, wenn die Tiere in charak-
teristischen Stellungen dargestellt sind, aus denen die rege Phantasie
Schlüsse auf die Thätigkeit und die Lebensweise der Tiere ziehen kann,
für welche das Interesse überall größer ist als für den Bau derselben.
Besser als Bilder dienen im Anfange jedenfalls gute Modelle oder
plastische Bilder von Tieren und Menschen, Gebäuden und Geräten,
Instrumenten, Möbelu, Ackergeräten n. s. w. Solche lassen sich von allen
Seiten besichtigen, mitunter auch auseinanderlegen und wieder zusammen-
setzen, kurz, es läßt sich allerlei mit ihnen „machen". Daher haben
Kinder an denselben als an Spielzeugen ihre Freude. Der Lehrer
wird darum auch keine besseren Anschauungsmittel künstlicher Art ge-
Winnen können, als Modelle aller Art, wie sie in Spielwarenhandlungen
für billige Preise zu haben sind. Bei der Auswahl mag er sich nach
dem Bedürfnisse richten, wie wir es in unseren Lehrstoffen und Lehr-
proben angedeutet haben. Anderes, wie Messer, Gabeln, Spiegel, Lampen,
Vogelbauer u. s. w., läßt sich wie Kleidungsstücke, Schulgeräte in Wirk-
lichkeit für den Unterricht herbeischaffen.
Die Wirklichkeit läßt sich auch durch die besten künstlichen Ver-
anschaulichuugsmittel nicht ganz ersetzen, am wenigsten für Kinder in dem
zarten Alter, in welchem sie mehr für die Umgebung leben als mit sich selbst,
gerne mit Leiblichem und Lebendigem spielen und sich an allem, was
ihnen vor Augen und Ohren und unter die Hände kommt, von Herzen
erfreuen. Es wäre darum auch geradezu grausam, wenn die Schule
ihnen die wirklichen Dinge in der Welt mehr oder weniger entziehen und
ihnen dafür Bilder, nichts als Bilder, oder — was noch schlimmer wäre
— Worte, nichts als Worte, bieten wollte. Und wie oft ist das leider
geschehen, daß man ihnen so statt des Brotes Steine gab, daß man in so
geisttötender Arbeit den bethlehemitischen Kindermord in veränderter Form
wiederholte!
Das beste Mittel, solche Gefahren abzuwenden, sind die auch in
unsere Lehrgänge aufgenommenen Wanderungen, welche der Lehrer den
Sommer hindurch wöchentlich einmal, im Winter spärlicher anstellen kann.
Am besten ist es, wenn er dabei jedesmal ein bestimmtes Ziel zu er-
reichen sucht: das eine Mal wird der Garten, das andere Mal der
Wohnort, falls er nicht zu groß ist, in allen Straßen durchwandert,
größere Wohnorte können auch im Winter durchwandert werden — und
was auf solchen Wanderungen im Garten und Wohnorte anzuschauen
ist, deuten mehrere Lektionen genugsam an. Ein anderes Mal sei die
Wiese oder die Viehtrift, dann das Ackerfeld, der Fluß (Bach),
der Teich, der Wald, der Berg (Hügel), der Jahrmarkt, die Tier-
bude, die Eisenbahn u.s.w. das Ziel einer 1—2stündigen Wanderung.
— 21 —
Gelegentlich, besonders zu freundlicher Winterzeit, können außer der
Eisfläche (und Schlittenbahn) auch Besuche bei den für die uotwen-
digsten Bedürfnisse der Menschen arbeitenden Handwerkern gemacht
werden; je einfacher es in den Werkstätten der Müller uud Bäcker,
der Schuster und Schneider, der Tischler und Zimmerleute, der Schmiede
und Schlosser aussieht, desto besser. Auch ein Bauernhof, eine Bau-
ftätte, wie eine Brandstätte sind nicht zu versäumen; später kommen
an die Reihe: Kirchen und andere öffentliche Gebäude und einfache
Fabriken. Unsere Schaufenster bieten ja auch eine überaus große Fülle
von Anschauungsmaterial dar; allein für die jüngeren Kinder ist diese Fülle
und Mannigfaltigkeit leicht von erdrückender oder zerstreuender Wirkung.
Überall steht das Naturleben mit dem Kulturleben im Zu-
sammenhange, uud die Schule hat ganz gewiß auch die Pflicht, die Kinder
mit beiden soweit bekannt zu machen, daß sie später den Zusammenhang
beider, wie die Organisation der menschlichen Gesellschaft (das
Staatsleben in feinen größten und kleinsten Organen), ihren Grund-
zügen nach erkennen uud achten lernen. Ist es nicht von jeher
unsere Losung gewesen, „für das Leben, nicht für die Schule" zu
bilden? Wohlan, hier und hier zuerst und am nachhaltigsten ist der
Grund für eine gesunde Lebensbildung zu geben! — Welch großen Wert
solche Wanderungen für die Gesundheitspflege und für die sittliche
Erziehung bieten, kann sich jeder Lehrer selbst sagen, ebenso, daß er
größere Klassen gruppenweise führen und anweisen müsse, wenn ihr Wert
nicht beeinträchtigt werden soll; daß die Wanderungen teils in der Schul-
zeit, teils außerhalb derselben liegen können n. a. m.
7. Durch solche Wanderungen erfrischt und belebt, gehe der Lehrer
mit seinen Zöglingen mutig wieder an die Schularbeit. Hat er über-
dies für gewisse Lektionen die Schüler einige Tage vorher ermahnt, in
dieses oder jenes Geschäft zu gehen, oder sich dieses oder jenes Tier
anzusehen, sich in der Küche oder im Keller, in Ställen uud Höfen nach
diesem oder jenem genau umzusehen oder zu erkundigen, so kann er sicherer
auf einen guten Vorrat von Vorstellungen und jedenfalls auf gespanntere
Aufmerksamkeit auch dann rechnen, wenn ihm für die Veranschaulichung
nur einige Anschauungsmittel oder auch nur Bilder zur Verfügung stehen.
Kann er die Unterredung durch ein leichtes Rätsel oder einen
kleinen Vers einleiten, so ist gleich alles Auge und Ohr. Die Unter-
redung beginnt unter Vorzeigung des Veranschaulichuugsmittels mit
Fragen, die sich zuerst an das Einleitungsrätsel anschließen und den
Gegenstand selbst als Ganzes nebst seinem Namen, dann seine Gestalt,
seine Farbe, seine Größe etwa, manchmal auch seine Teile, ins Auge
fassen. Hierauf kann er bei Tieren zu der Lebensweise, dem Nutzen
oder Schaden, oder den Thätigkeiten (z. B. dem Gang, die Stimme,
die Nahrung, den Angriff oder die Verteidigung) derselben übergehen,
wobei die entsprechenden Körperteile, wie die Schnauze nebst dem Ge-
biß, die Füße uud ihre Teile (Flossen) eine knrze Erwähnung finden.
Bei Pflanzen und anderen Gegenständen, z. B. Möbeln, Geschirren,
— 22 —
Häusern u. dgl., kommt es auch auf den Stoff und besonders auf die
Formen und Farben, sowie endlich auf den Gebrauch an.
Es ist ausdrücklich zu bemerken, daß diese dürftige Skizze weder
überall, noch auch in der angegebenen Reihenfolge mustergültig sein soll,
daß vielmehr auch weniger wichtige Gesichtspunkte, zufällige Eigenschaften
und Benutzungsweisen in der Besprechung eine Stätte finden können, und
daß sich die Besprechung anfänglich in möglichst freier, ungezwungener
Weise bewegen soll.
Auf die richtig gestellten Fragen wird in den meisten Fällen von
vielen Kindern eine richtige, wenn auch sofort keine vollständige Antwort
gegeben werden, falls es an der nötigen Veranschaulichung nicht fehlt.
Werden über einen der angedeuteten Punkte, z. B. über die Beschaffenheit
des Tierkopfes, über die Körperfarbe, über die Pflanzenblüten, die Blatt-
formen, die Früchte einer gewissen Pflanze, den Zweck oder den Nutzen
eines Gegenstandes n. s. w. mehrere Fragen gestellt und vollständig be-
antwortet, so ist es überaus bildend, die sachlich zusammengehörigen Ant-
Worten baldthunlichst auch gruppenweise durch Vor- und Nachsprechenlaffen
zusammenzufassen. Kann mit den fortgeschritteneren Schülern etwa im
2. oder 3. Schuljahre schon auf eine kompliziertere Frage eine vollständige
gebildete Antwort erfolgen und von dem Chor wiederholt werden, desto
besser. Dadurch bahnt sich die immer energischer anzustrebende Wieder-
holung des Entwickelnden an, die im Laufe der Zeit in immer umfang-
reicheren Abschnitten zu erfolgen hat. Wir haben bei den Lehrproben
auf diese Zusammenfassungen und abschnittweisen Wiederholungen auch
mehrfach Rücksicht genommen, indes sie in der letzteren Hälfte der Lehr-
proben des 2. Schuljahres nur noch sehr selten ausdrücklich angedeutet.
Natürlich gelingt solche Reproduktion des Entwickelten oder Gelernten um
so besser, je klarer und bestimmter die EntWickelung war und je besser
die Stoffe miteinander verknüpft waren. Der Lehrer mag einen Gang
einschlagen, welchen er gerade durch besondere Umstände, wie durch das
vorhandene Veranschanlichnngsmittel oder durch deu Rückblick auf eine
Wanderung, für paffend erachtet, immer ist auf eine gewisse Vollständig-
keit, Zweckmäßigkeit und Sorgsamkeit in der Stoffauswahl, auf
sachlich und sprachlich korrekte Darstellungsweise und eine möglichst
zusammenschließende Verbindung der Gedanken zu halten. Dafür
mögen ihm besonders im Anfange seiner Lehrthätigkeit unsere Lehrstoffe
nebst den entsprechenden Lehrproben einstweilen mustergültig sein, so-
lange bis er überzeugt ist, es für feine Verhältnisse besser machen zu können.
8. Auch unter den allergünstigsten Umständen wird es dem ge-
schicktesten Lehrer nicht immer gelingen, auf seine maßvollen und korrekten
Fragen sofort eine genügende Antwort zu erhalten. Falls der erwartete
Ausdruck in irgend einer schon angedeuteten unvollkommenen Weise
erfolgt, so läßt er sich ja korrigieren, am besten durch eine geschickte Hin-
leitung auf den richtigen Begriff, sonst ist das Richtige vom Lehrer
einfach zu sagen, ohne daß er katechetisch viel darum herumschwatzt;
denn wenn Langweiligkeit geisttötend wirkt, so ist eine langweilige und
— 23 —
dazu meist ergebnislose Entwickelungskünstelei für Kinder und andere Zn-
Hörer unerträglich. Doch wollen wir nicht unterlassen, Anfänger in der
Unterrichtskunst auf ein paar katechetische Mittel aufmerksam zu machen,
von deren geschickter Anwendung — immer unter der Voraussetzung der
nötigen sachlichen Veranschaulichung — eine sprachlich wie sachlich korrekte
Anschauung (Vorstellung) gewonnen zu werden Pflegt. Das erste dieser
Mittel ist — man stoße sich nicht an dem gelehrten Ausdrucke — ein
etymologisches und das andere gewissermaßen ein poetisches. Dazu
werden manche unserer Leser den Kopf schütteln. Deshalb wird es nötig
sein, unsern Vorschlag mit wenigen Worten und Beispielen zu erläutern.
Beide Mittel erfordern zwar oft angestrengtes Nachdenken, aber glücklicher-
weise keine eigentliche Gelehrsamkeit.
Das etymologische Unterrichts- und Veranschaulichuugsmittel besteht
darin, manche den Kindern noch unbekannte oder ungeläufige Ausdrücke
auf bekanntere und einfachere Grundformen zurückzuführen, die
der Lehrer geschickt in den Fragen zu verwenden suchen muß.
Am leichtesten pflegt sich das bezüglich der adjektivischen Ab-
leitungen und der Zusammensetzungen zu machen, z. B. (die Schüler
haben schon eine ziemliche Übung in der Bildung der Adjektive auf ig ge-
Wonnen): Wie ist ein Haus, welches nur einen Stock (ein Gebälke) hat?
(einstöckig); wie eines, das zwei (drei) solcher Stöcke hat? (zweistöckig,
dreistöckig). Vorausgesetzt wird dabei freilich, daß der Ausdruck Stock
für Balkengerüst (weil aus „Stöcken" oder Holzteilen) bestehend, nicht
ganz fremd sei. Wie ist das Glas, weil man hindurch sehen kann?
(durchsichtig); wie das Milchglas der Lampe, durch welches das Licht
hindurch scheint? (durchscheinend). (Natürlich müssen zur sicheren
Anwendung dieser Ausdrücke weitere Beispiele für durchsichtig und
durchscheinend herangezogen werden.) Wie ist ein Schäfer- oder Flei-
scherhnnd, der die Leute beißt? (bissig). Zu welchen Tieren gehört der
Hund, da er gern Fleisch frißt? (zu den fleischfressenden Tieren),
der Wolf, da er gern Schafe raubt? (zu den Raubtieren) u. s. w.
Manchmal wird der Lehrer allerdings den Ausdruck sagen müssen; es ist
aber auch dann stets von großem Vorteil, wenn eine derartige etymo-
logisch-veranschaulicheude Hindeutung vorausgegangen ist, z. B. (die Schüler
sollen statt des monotonen „machen" den synonymen Ausdruck „verfertigen"
gebrauchen lernen, sind aber mit „fertig machen" schon vertraut): Wer
macht die Schuhe fertig? (Schuster). Sprecht: der Schuster verfertigt
Schuhe (es folgen weitere Beispiele). Zur Einführung des Ausdrucks
senkrecht oder lotrecht zeige der Lehrer am besten ein wirkliches an
einem Faden hängendes Lot vor, wie Maurer es gebrauchen: der
Maurer will wissen, ob er eine Mauer recht und gerade gebaut hat; er
nimmt dieses Lot (Bleistück mit Faden) zur Hand und läßt es herab-
hängen—seht so! Wie hängt das Lot immer herunter? (gerade, recht).
Sprecht: Was recht herunter geht wie ein Lot, ist lotrecht. Wie können
wir das auch nennen, da das Lot sich herunter senkt? senkrecht —
(weitere Beispiele). (So ist wagerecht durch eine Wagschale zu ver-
— 24 —
anschaulichen). In der 48. Lektion vom Messer sind auf diese Weise
verschiedene Stammformen aus ihren sprachlichen Grundformen ent-
wickelt, z. B. der Lehrer ergreift ein Messer und fragt: Wie können wir
den Teil des Messers nennen, an dem ich es soeben griff (den Griff),
und wie den Teil, der klingt, wenn ich mit dem Schlüssel daran schlage?
(die Klinge); wie diese Kante, die sehr scharf ist (die Schärfe — ist
volksüblicher Ausdruck); wie können wir die Schärfe aber besser nennen,
da wir damit schneiden? (die Schneide); wie das obere spitze Ende?
(die Spitze) u. f. w.
In solcher Arbeit liegt ein um so größerer Wert, als wir damit
den Spuren der natürlichen Sprachentwickelung an der Hand der Wirk-
lichkeit nachgehen. Außerdem haben alt und jung daran ihre Freude.
9. Die Ausdrücke lotrecht und wagerecht sind in ihrer sprach-
lichen Entwicklung darum so bildend, weil diese sich zugleich auf das
angedeutete poetische Verauschaulichungsmittel stützt, nämlich die Ver-
gleichuug. Wer verschiedene Begriffe durch Vergleichuug klar macht,
stellt sie nebeneinander und läßt die überstimmenden (gleichen, ähu-
lichen), wie die nicht übereinstimmenden (unähnlichen, entgegen-
gesetzten) Merkmale aufsuchen — den Lernenden selbst suchen und finden
lassen, das ist das punctum saliens in dem Bildungsprocesse; und daß
die Vergleichuug dabei vou so bedeutendem Werte ist, erkennen wir
erst, wenn wir die hier gestellte Aufgabe mit jenem bekannten weitreichen-
den Grundsätze in Zusammenhang bringen: qui bene docet, bene distinguit —
wer gut lehrt, unterscheidet gut. Es mag nicht schwer sein, durchaus
entgegengesetzte oder weit voneinander abstehende Begriffe voneinander
zu sondern; dennoch liegt in der vergleichenden Gegenüberstellung derselben
ein für den Unterricht treffliches Mittel des Unterscheidens und Erkennens.
Wie viel Licht fällt z. B. auf die Begriffe Feind, Tag, Jugend, Schwäche u. f. w.,
weun wir ihnen Freund, Nacht, Alter, Stärke n. f. w. gegenüberstellen?
Man vergleiche ferner die Adjektivbegriffe: faul (träge) — steißig
(eifrig), wahrhaft — lügenhaft, fröhlich — ernst, würfelförmig — kugel-
förmig, glatt — rauh (höckerig) u. s. w.; oder die Verbalbegriffe
lieben — hassen, steigen — sinken, vermehren — vermindern, fortgehen
— ankommen, sich freuen — sich betrüben, verhindern — befördern u. a.
Schwieriger wird die Unterscheidung natürlich, wenn es sich um Ahn-
liches handelt. Die Wissenschast hat überall die Aufgabe, gerade zwischen
ähnlichen, sich also nahe stehenden und doch nicht gleichen (identischen)
Begriffen zu unterscheiden uud so die betreffenden Begriffe in ihrer Son-
derung erkennen zu lassen, z. B. in der Unterscheidung der Tier- und
Pflanzenarten uud selbst der Spezies, der Wort- und Satzarten, der syno-
nymen und homonymen Ausdrücke. Auch im Unterrichte, selbst im Anfangs-
unterrichte ist solche feinere Unterscheidung um so notwendiger, als bekanntlich
ähnliche Dinge, Erscheinungen, Thätigkeiten, Zustände, Eigenschaften u.f.w.
gerade so gut verwechselt werden wie ähnlich klingende oder ähnlich gebil-
dete Wörter.
Stehen uns für den naturkundlichen Unterricht Gruppenbilder zu
— 25 —
Gebote, so dürfte es z. B. nicht schwer fallen, den Hahn von der Henne,
die Ziege von dem Schafe, den Mops von dem Spitz und Pudel, die
Ente von Gans und Schwan, den Tauber von der Taube, den Enterich
von der Ente, die Kralle vom Nagel der Tiere, in der Pflanzenkunde
gezähnt von gezackt oder ausgeschnitten, wechselständig von gegenständig
und so tausend andere Begriffe sachlich und sprachlich zu unterscheiden,
wenn unsere Schüler auch nur in sehr wenigen Fällen eine genauere,
allerdings wichtige Begriffsbestimmung (Definition) durch anschauliche
EntWickelung lernen. Ähnlich könnten uns Gruppenbilder zur Unter-
scheidung von Topf und Tiegel, Krug und Flasche, Lokomotive und Kohlen-
wagen, Personen- und Güterwagen, Dampfschiff und Segelschiff, Kanone
und Flinte, Säbel und Degen u. v. a. verhelfen, oder wenigstens in der
einmal gelehrten Unterscheidung weiter befestigen helfen. Als sehr bedeu-
tendes Unterscheidungsmittel steht dem zeichenkundigen Lehrer die rasche
Anzeichnung der charakteristischen Formen zu Gebote. Am bedeutendsten
ist die Vergleichung im Anschauungsunterrichte und überhaupt im Schul-
unterrichte dadurch, daß wir recht oft Veranlassung nehmen, das Un-
bekannte durch das Bekannte, das Ferne und Fremde durch das Nahe
und Heimische, das Verwickeltere und Zusammengesetztere durch Einfacheres
klar zu machen. Die Beläge dazu bietet jede Lektion genugsam dar.
Am interessantesten sind aber diejenigen Begleichungen, die das Konkrete
und Sinnenfällige in die Region des Abstrakten und Übersinnlichen
erheben, so daß die gebrauchten Wörter nicht in ihrer eigentlichen und
nächsten, sondern in uneigentlicher, bildlicher Bedeutung verstanden werden.
Tiere und Pflanzen, wie Sonne und Mond, Winter und Sommer,
Frühling und Herbst, kurz die ganze leblose und lebendige Natur persoui-
fiziert sich in der Phantasie des sinnigen Beobachters, und alles das
beruht auf der poetischen Figur der Metapher, dessen Wesen die Ver-
gleichung ist.
10. Unsere Lehrstoffe und Lehrproben haben es zwar zunächst
nur mit dem Sinnlichen und Wirklichen zu thun, und das ist
gewiß kein Nachteil, da dieses die erklärende Grundlage für die poetisch-
bildliche Auffassung der Dinge bietet; allein wer sich in die Kindesnatur
zu versetzen versteht, der wird auch neben dem Verstände der lebhaften
kindlichen Phantasie und dem naiven Gemütsleben der Kinderwelt
gerecht zu werden sich bemühen. Zu dem Zwecke haben wir öfter mit einem
Rätsel begonnen, welches ja nichts anderes als eine umschreibende Ver-
gleichung ist, auch in die Lehrstoffe und noch öfter in die Lehrproben
poetische Stoffe aufgenommen und fo in die übersinnliche Welt hinüber-
geleitet.
Streng genommen gehören diese Stoffe nicht dem Anschauungsunter-
richte und der Heimatkunde, sondern dem Lesebuche an. In Dr. Jüttings
„Unterricht im Deutschen" ist näher dargelegt worden, warum wir
mit Karl Richter und anderen Sachkennern dem Anschauungsunter-
richte eine selbständige, weil allen andern Unterricht begründende Stel-
lung einräumen, dem wir seines Zweckes und Umfanges wegen auch nicht
— 26 -
weniger als 3—4 Wochenstunden — in 6—8 selbständigen Lek-
tionen — für die beiden ersten und 3—4 Wochenstunden für die
beiden folgenden Schuljahre zuweisen möchten. Aber wir wünschen
einen möglichst baldigen und innigen Anschluß des Anschauungsunter-
richts an das Lesebuch mit seinen poetisch-gemütvollen Erzählungen,
Schilderungen und Gedichten, nicht bloß der wenigen poetischen, dem
Lesebuche entnommenen und in die Anschauungslektionen verflochtenen Stoffe
wegen, sondern auch aus dem ganz allgemeinen Grundsatze der Konzen-
tration verwandter Stoffe, Betrachtungen und Übungen. Oft wird es
zweckmäßig fein, bei der ersten Behandlung irgend eines Lehrstoffes sofort von
einem passenden Lesestücke auszugehen, um dadurch unmittelbar das Reale
mit dem Idealen zu verbinden, das Gemüt des Kindes für den Gegen-
stand zu erwärmen und seine Aufmerksamkeit zu spannen. Dieser Weg
ist jedenfalls der beste für eine wiederholende Behandlung; denn
bei diesem kann dann manches lebensvolle Moment und Wort aus der
Lektüre, die der ersten Behandlung zu folgen hat, aufgegriffen werden.
Auf alle Fälle ist aber das, was in den einzelnen Anschauungslektionen
in konkreter Gestalt begonnen hat, in den Lesestunden auf veränderte
Weise fortzusetzen oder auch lesend und schreibend zu wiederholen,
denn auch für kleine, einfache schriftliche Arbeiten glauben wir durch
mehreren Lektionen angehängte Fragen die Hand bieten zu sollen, wenn es
an anderweiten Hilfsmitteln für solche Arbeiten fehlen möchte. Zu diesen
gehören unter andern: Hugo Weber, Lehr- und Übungsbuch der deutschen
Sprache (Leipzig, Klinkhardt 1888). 1. Heft, 2. Schuljahr, 15 Pf.; 2. Heft.
3. Schuljahr. 20 Pf.; 3. Heft. 4. Schuljahr. 20 Pf. und die von Dr.
Jütting mitbearbeitete Deutsche Sprachschule (das.) in verschiedenen
Ausgaben.
Dem 2., 3. und 4. Jahrgange unserer Lehrstoffe konnten wir im
Anschlüsse an die Lesebücher Wohnort I (2. Schuljahr), Wohnort II
(3. Schuljahr) und Heimat (4. Schuljahr) aus Grund der Jahreszeiten
einen festen, räumlich geregelten Plan geben, der mit den entsprechen-
den idealen Stoffen der Lesebücher in gegenseitig fördernden Wechselver-
kehr tritt, gleichwohl aber von so ausgesprochener Selbständigkeit ist,
daß auch andere weniger planvoll angelegte Lesebücher, denen es ja an
ähnlichen Stoffen nicht fehlt, neben unseren Lehrstoffen benutzt werden
können. Die Lehrpläne unserer Schulen sollten überall selbst Anschlüsse
für die verwandten realen und idealen Stoffe suchen. Indes glaubten wir
bezüglich derjenigen poetischen Stoffe, die unfern obigen Lesebüchern ent-
nommen sind, hier des Raumes wegen auf eiuen Abdruck verzichten zu
müssen. Ebenso sind manche aus Dr. Jüttings weitverbreiteter Fibel an-
gezogenen Stoffe hier nicht abgedruckt worden, die mit dem Anschannngs-
plane für das 1. Schuljahr in Verbindung gesetzt sind.
Eine Durchsicht der für das 1. Schuljahr gegebenen Lehrstoffe zeigt
eine weniger planvolle Ordnung, als die folgenden Jahrgänge sie haben.
Das rührt von dem Bemühen her, dieselben mit den Fibelstoffen zu verbinden,
so weit dies thunlich erschien. Während der 6—8 Wochen, wo in dem
— 27 —
Schreibleseunterricht die Normalwörter oder Grundwörter anschaulich
behandelt werden, glaubten wir dem Anschauungsunterrichte seine Selb-
ständigkeit nicht nehmen zu sollen; desgl. während derjenigen 2 oder 3 Wochen
zu Anfange des Herbstes, wo im Schreibleseunterricht Wörter und Sätze
mit schwierigeren Konsonantenverbindungen und Wortbildungen nach der
Fibel an der Reihe sind. Demnach ist fast 3/4 Jahr hindurch die Fibel
mit dem Anschauungsunterrichte in Beziehung gesetzt, indes reichen die
Stoffe für den letzteren im allgemeinen weit über die Fibel hinaus. Nur
glaubten wir gerade im ersten Jahrgange eine Wiederholung gewisser
Stoffe der Vergeßlichkeit der 6—7 jährigen Kinder wegen öfter eintreten
lassen zu müssen, als für die Folgezeit. —
11. Schließlich noch ein paar Worte über die Gemütsbildung
und den Anschluß gewisser Lektionen an Bilderwerke. Was wir für
den Anfangsunterricht von Bildern halten, ist unter Nr. 6 gesagt. Wenn
aber anderweit für Natur- und Weltanschauung genugsam gesorgt wird,
so leisten gute Bilder später ausgezeichnete Dienste. Gut sind sie aber,
wenn sie groß genug find, Tiere und Menschen in charakteristischen Mo-
menten vorführen, von denen wir Rückschlüsse auf die Geschichte des
Lebens machen können, und wenn sie weder zu dürftig noch zu überladen
ausgestattet und selbstverständlich auch von Künstlerhänden ausgeführt sind.
Ein paar geschickte Fragen genügen, die Phantasie und das Gemüt
der Kinder beim Anblicke solcher Bilder in die lebhafteste Bewegung zu
setzen, so daß die Lebhaftesten unter ihnen selbständig den angefangenen
Faden weiter zu spinnen vermögen. Wer wollte also den guten Bildern
teils zur Einleitung, teils zur Belebung einer Besprechung in bedeutungs-
vollen Momenten und besonders auch zur Reproduktion gewonnener Vor-
stellnngen den hohen Wert absprechen?
Wir glaubten aber, in unseren Skizzen und Lehrproben von der Be-
Nutzung bestimmter Bilder ganz absehen zu sollen, da es derselben hentzu-
tage sehr viele giebt, so daß man in den Schulen die mannigfaltigsten
Bilderwerke findet, für welche die Benutzung des einen oder andern Stoffes
sehr selten paffen würde. Wir haben auch zu den Lehrern das Vertrauen,
daß sie es wohl verstehen werden, die in der Klasse befindlichen Bilder
geschickt zur Anregung der Phantasie und des Gemüts, sowie zur Ein-
leitung oder Belebung unserer Skizzen zu verwenden.
Außerdem haben wir es nicht verabsäumt, dem Gemütsleben der
Kinder in verschiedenen Lektionen passende Stoffe darzubieten, und zwar
teils in solchen, welche das Leben, die Tätigkeiten und Pflichten in der Schule
und im Elternhaufe, die Geschichte der Familie, die Arbeiten und Feste
der Menschen, die Jahres- und Tageszeiten, eine Feuersbrunst oder ein
Gewitter u. s. w. vorführen, teils in der Heranziehung und Benutzung
lyrischer Lesebuchstoffe und endlich auch in besonderen Erzählungen der
Fibel, deren Behandlung zwar, streng genommen, nicht hierher gehört,
über deren geistigen Gehalt wir indes im VI. Abschnitte des 1. Schul-
jahres einige didaktische Bemerkungen gemacht haben; desgl. über das Fol-
gende (den VII. Abschnitt) „Vom lieben Gott."
— 28 —
Zum Schlüsse möchten wir den jungen Lehrer auf einige Schriften
und Bilderwerke für den Anschauungsunterricht aufmerksam machen,
deren Studium ihm nach verschiedenen Seiten recht förderlich sein dürfte:
Dr. Jüttiug, Unterricht im Deutschen für das 1. Schuljahr. Leipzig,
Klinkhardt 1886. 316 S. Pr. 3,60 Mk.
Ernst Linde, Die Muttersprache im Elementarunterricht. Leipzig,
Julius Klinkhardt.
Karl Richter, Der Anschauungsunterricht für Elementarklassen.
3. Aufl. Leipzig, Braudstetter 1887. 302 S.
Von grundlegender Bedeutung.
Dr. Deusing, Der Anschauungsunterricht in der deutschen Schule.
Frankenberg, bei Roßberg 1885. — Eine historisch-kritische Darstellung.
Die folgenden dienen vorzugsweise der Praxis:
Franz Wiedemann, Präparationen für den Anfchanuugsunter-
richt. Dresden, Meinhold u. Söhne. 5. Aufl. 1882.
Enthält allzureichliche Stoffskizzen.
L. Heinemann, Handbuch sür den Anschauungsunterricht und
die Heimatskunde. 4. Aufl. Braunschweig, Wreden 1884. 312 S.
Pr. 3,20 Mk.
Methodisch gut gewählte und geordnete Lehrstoffe.
A. Grüllich, Entwürfe für den Anschauungsunterricht. Meißen,
Schlimpert. 2. Aufl. 380 S. Pr. 3 Mk.
Gemütvolle Lehrproben, vorwiegend beschränkt auf das Naturleben.
Unter den vielen Bild er werken der neueren Zeit für den An-
schauuugsunterricht wären zu empfehlen (vgl. K. Richter, S. 252 ff.):
Die Bilder zum Anschauungsunterricht für die Jugend, bei Schreiber
in Eßlingen. 1882 in 8. Aufl. erschienen. 1. Teil mit 30 Tafeln (Geräte
und Tiere), 2. Teil mit Pflanzen, ä 5,50 Mk.
Nur in kleineren Klassen und im Privatunterricht brauchbar.
Wilkes Bildertafeln für den Anschauungsunterricht. Brauuschweig,
Wreden. „Nach pädagogischen Vorschlägen von L. Heinemann, neu
gezeichnet von Toller." 16 Tafeln zu 8 Mk.
In dieser wesentlich verbesserten Gestalt auch von dem Seminarlehrer Heine-
mann für die obige Schrift benutzt. Lebens- oder Gruppenbilder.
Neueren Datnms sind:
Neue Bilder für den Anschanungs- und Sprachunterricht. Berlin,
Winkelmann u. Söhne. 8 große vortreffliche Gruppenbilder, zu denen
Seminarlehrer Strübing 3 Hefte „Sprachstoff" geschrieben hat, von
denen jedes Bild nnansgezogen 3 Mk., auf Leinwand mit Rollen 6 Mk.
kostet. Ähnlicher Art sind die nach jeder Beziehung ausgezeichneten:
Holzels Wandbilder für den Anfchaunngs- und Sprachunterricht
(Wien, E- Hölzel 1885). — 4 große Tafeln, die Jahreszeiten dar-
stellend, zum Aufhängen aufgezogen ä 5 Mk. (refp. 6,60 u. 8,60 Mk.),
nebst 4 Heften „Materialien" von Jordan.
— 29 —
Ebenso ausgezeichnet ist
Schweizerisches Bilderwerk für den Anschauungsunterricht. Bern,
I. Antenen. 10 Tafeln Gruppenbilder ä 4 Mk. Dazu der „Kom-
mentar" von Franz Wiedemann (10 Hefte ä 60 Pf.).
Desgleichen:
Theodor Schultz, (Hamburger) Wandbilder für Schule und Haus.
(Leipzig, Dietz u. Zieger.) In 12 Bildern s.4Mk. Dazu Joh. Schmarje,
Handbuch in 2 Heften zu 1,60 Mk. Hamburg, Schönwandt.
Über die Bedenken gegen solche „Lebensbilder" vgl. K. Richter S. 256.
Vortreffliche Einzelbilder bieten:
Ad. Lehmann, 15 Tierbilder für den Anschauungsunterricht in
der Volksschule, nebst 3 Tafeln Supplemente, ä 1,40 Mk., resp.
1,60 Mk. Nach Aquarellen von Leutemann und E. Schmidt.
Leipzig, Heitmann.
Wandbilder sür den Unterricht in der Zoologie. Dresden, Meinhold
u. Söhne. Bis 1893 16 Lieferungen, jede mit 5 Bildern ä 5 Mk.
Aus der großen Sammlung kann eine beliebige Auswahl getroffen
werden; Einzelpreis ä Blatt 1,20 Mk.
Bilder sür den ersten Anschauungsunterricht und zur Grundlage für
den Naturgeschichtsunterricht. Nach Aquarellen von Fröhlich. München,
Oldenbourg. 16 Bilder, meistens mit je 2 Abbildungen, a 1,50 Mk.
Sehr empfehlenswert sind
die Kehr-Pseisferschen Bilder für den Anschauungsunterricht und
die Hey-Spekterschen Fabeln (Gotha, I. Perthes). 12 Bilder zu 24 Mk.
Nebst Text von Schulrat Dr. Kehr.
Außerdem sind mehrere Wandtafeln erschienen, die sich an die sog.
„Normalwörter" der analytifch-fynthetischen Methode anschließen, von
Wagner (Pirna, Kopitz), dann von Justus Naumann herausgegeben;
ferner von Espey (Bädeker in Essen).
Schule und Elternhaus
oder
Der Anschauungsunterricht im ersten Schuljahre.
A. Die Lehr- und Übungsstoffe.
I. Vorübungen zur Einführung in das Schulleben überhaupt.
(Stoffskizzen für die anfänglichen ungezwungenen Unterhaltungen und Thätig-
feiten, die sich bei Wiederholungen nach und nach schnlmäßig zu gestalten haben.)
1. Rückblick ins Elternhaus.
Einzelne gewecktere Schüler sind zu veranlassen, dem Lehrer an-
zugeben: den Namen, das Alter und womöglich den Geburtstag des
Kindes selbst; den Namen des Vaters, der Mutter, der Geschwister;
vielleicht auch die Namen anderer Hausgenossen (Dienstmädchen, Knecht,
Gehilfe, Geselle, Lehrling); ferner ob und welche Verwandten sie außer-
dem Elternhause haben: Onkel und Tante; Großvater und Großmutter;
— wo Bater und Mutter wohnen (Straße, Dorf- oder Stadtname);
wer sonst etwa mit im Hause wohne; was der Vater ist; ob das Haus
einen Garten, eine Scheune ic. habe; — ferner wann das Kind auf-
gestanden sei, wer es aufgeweckt und angezogen und gewaschen habe (ob
es das selbst allein gethan habe); wann zu Hause gegessen werde; —
wo und mit wem es spiele und womit; wann es sich ausziehe und
schlafen lege.
NB. Wiederholung des Einen oder Andern in den folgenden Tagen, aber
mit anderen, auch weniger geweckten Schülern.
2. Der Eintritt in die Schule.
Die Kinder sind in der Schule; sie sitzen auf der Bank; jedes Kind
hat seinen (bestimmten) Platz aus der Bank.*) Jedes Kind hat einen Namen,
den es dem Lehrer (noch einmal) deutlich nennt. Alle sind in der
Schule, sind Schüler und Schülerinnen. Jeder hat Mitschüler,
Mitschülerinnen. •—
Die Schüler sind „von Hause" gekommen, in dem sie wohnen.
Das Wohnhaus von N. N. liegt in der . . . Straße. Einige Schüler
*) Über den Platz der Schüler vgl. Jüttings Unterricht im Deutschen ic.
S. 100, Anmkg.
. — 31 —
sind allein gekommen, andere gebracht worden. Jeder hat Sachen, Schul-
fachen, mitgebracht: ein Buch, eine Tafel, einen Ranzen (eine Bücher-
tasche). Diese werden unter den Tisch gelegt, dann Tafel und Buch aus
dem Ranzen genommen und auf den Tisch gelegt. Einzelne Kinder
wissen, daß sie auf der Tafel schreiben und ans dem Buche lesen
(lernen) wollen.
3. Was in der Schule ist.
Der Lehrer, Name desselben; auch wohl, wo er wohne. — Namen
der Knaben (Schüler) aus der ersten Bank, auf der zweiten zc.; Namen
der Mädchen (Schülerinnen) zc.; wie viele Kinder auf der ersten Bank
sitzen, auf der zweiten zc. — Weiter wird die Aufmerksamkeit gelenkt auf
die Tische und Bänke (wie viele?), das Pult, den Stuhl oder Tisch
des Lehrers; aus die Wandtafel, den Schwamm und die Kreide zc. Was
mau damit machen kann (vorläufig).
NB. Etwaige andere in und am Schulzimmer vorhandene Gegenstände
bleiben vor der Hand unberücksichtigt.
4. u. 5. Die ersten Beschäftigungen in der Schule.
Die Kinder sagen: Guten Morgen (g. Tag), Herr Lehrer! (später
Herr N.) — sie grüßen ihn, nehmen dabei den Hut ab, verbeugen
sich auch wohl (Übungen darin) und reichen ihm die rechte Hand; —
sie legen ihre Überkleider ab und hängen sie an die Wand (oder die
Kleiderhaken); sie setzen sich an ihren Platz. — Sie lernen abwechselnd
sitzen und aufstehen, aus der Bank heraustreten, sich wieder an den
Platz setzen. Sie stehen auf Kommando zusammen auf, lassen die
Arme herunterhängen, erheben die Hände (die rechten, die linken), strecken
sie nach verschiedenen Richtungen aus, nach oben, unten, vorne, hinten;
sie strecken die Finger, breiten sie aus, schließen sie zusammen, ballen
die Faust, falten die Hände, legen dieselben auf oder unter den
Tisch, auf die Schiefertafel, das Buch; dann auf die Brust, den Kops,
hinter den Rücken ?c.; die Schüler kreuzen die Arme, klatschen in die
Hände, zeigen mit den Fingern nach verschiedenen Gegenständen und
Richtungen; sie drehen den Kopf nach der einen (rechten), dann nach
der anderen Seite, biegen ihn nach hinten, nach vorn; sie richten die
Augen nach dem Lehrer (sehen ihn an), auch nach verschiedenen Gegen-
ständen im Zimmer (wobei diese stets genannt werden); sie schließen die
Augen und öffnen sie wieder. Das Husten, Lachen und Weinen, Atmen,
Schnauben zc. später.
NB. Die meisten dieser Thätigkeiten sind sowohl außer als in der Schule
zu wiederholen und stets mit entsprechenden Worten zu begleiten.
6. u. 7. Beschäftigungen mit den Schulgeräten.
a. Die Kleider werden wieder abgelegt oder aufgehäugt; Ranzen
und Tafel mit Kasten unter den Tisch gelegt. — Die Tafel wird (auf
— 32 —
Kommando und unter Begleitung mit Worten) angefaßt, aufgehoben,
mit einer Hand, mit beiden Händen; auf den Tisch gelegt, umgedreht,
ausrecht gestellt (gehalten), wieder niedergelegt, zur Seite (seitwärts) ge-
schoben; sie wird oben, unten, an der rechten, der linken Seite angefaßt,
am Faden aufgehängt. — Der Griffel (in anderen Gegenden „Schiefer-
stist", auch wohl ganz unzweckmäßig „Rechenstein" genannt) wird aus
dem Kasten (Federkasten, Pennal) in die Hand genommen, auf die Tafel
gelegt, wieder mit den Fingern der rechten Hand gefaßt, mit den drei
ersten Fingern (wie zum Schreiben erforderlich) und etwas damit auf
die Tafel gekritzelt.
d. Das Buch (die Fibel) wird hervorgesucht, aus den Tisch ge-
legt, mit beiden Händen oder mit einer Hand ausgehoben, dann auf-
geschlagen (wie zum Lesen), es wird darin geblättert: die Blätter werden
ordentlich umgewendet, aber nicht zerrissen oder beschmutzt. Sind die Hände
rein? hat die Fibel einen Umschlag? die Tafel einen Schwamm
(oder Wischlappen) am Bändchen? Der Schwamm ist weich, läßt sich
zusammendrücken, dehnt sich wieder aus; er muß feucht sein oder feucht
gemacht (angefeuchtet) werden. Die Tafel wird mit dem Schwämme ab-
gewischt, gereinigt; der schmutzige Schwamm muß ausgewaschen werden.
Das (etwa noch vorhandene) Läppchen muß rein und trocken sein,
dient zum Wischen.
NB. In diesen und den folgenden Beschäftigungen sind auch mancherlei
Bestimmungen des Ortes und der Richtung gelegentlich zu beachten.
8. Bewegungen im Schulzimmer.
Nachdem verschiedene der in Nr. 4 aufgeführten Bewegungen teils
von einzelnen Schülern, von Schülergruppen oder auch vom ganzen
Cötus wiederholt sind, wobei nicht direkt beteiligte Schüler aufmerk-
sam zuhören und zuschauen, läßt der Lehrer eine Gruppe (Bank) aus-
den Bänken treten und sich in dem seitwärts etwa freien Zimmerraum
aufstellen, wo sich noch andere Bewegungen wiederholen.
Hinzu kommen dann: sich umdrehen (halb, ganz; rechts, links her-
um), sich bücken (tief), mit angezogenen Händen (Hände herunter, Hände
auf!); niederkauern (hocken), auf einem Beine stehen (dem rechten, linken),
den (rechten, linken) Fuß heben: vorwärts, seitwärts, rückwärts;
die Füße aus-, einwärts, gerade stellen; auf den Fußspitzen, Absätzen
stehen :c. Endlich gruppenweise gehen (marschieren), soweit der Zimmer-
räum es gestattet. •
9. Bewegungen im Freien
(aus dem Schulhofe, Spielplatze).
Die Schüler stehen auf Kommando aus; einer öffnet die Thür; die
1. Bank geht hinaus, die 2., 3. zc. Der Lehrer geht voran und führt
so die Schüler nach dem Spielplatze. Hier stellen diese sich in langer
Reihe auf, dann in 2, 3 Reihen hintereinander; ferner im Kreise um
— 33 —
den Lehrer, zu beiden Seiten desselben; Knaben und Mädchen (oder
Gruppen von Knaben oder Mädchen) einander gegenüber iz. Dann
folgt (was vor- und nachzumachen, aber stets mit Worten zu begleiten
ist): gehen (langsam, schneller), laufen, im Schritte gehen oder mar-
schieren (zu zweien, dreien, vieren), wobei die Hände in verschiedener
Lage und Stellung sind; ferner niederhocken, hinken (mit dem rechten,
dem linken Fuße), hüpfen, springen, tanzen (nach und nach von allen
zu üben als Vorbereitungen zu deu Turnübungen und Turn spielen).
10. Volle Namen der Kinder nnd die Schulordnung.
a. Der Lehrer läßt sich die einfachen Namen, dann die vollen
Namen der Kinder nochmals nennen und lehrt sie Vornamen (Tauf-
namen) und Vaternamen (Stammnamen) unterscheiden.
NB. Der vertraulichen Stellung, in welcher der Lehrer, besonders der erste
Lehrer des Kindes, zu den Kindern und zu dem Elteruhause steht, entspricht es,
daß er seine Schüler, wie Vater und Mutler es thuu, beim Vornamen (Ruf-
namen), nicht beim Familiennamen ruft, wie es mit älteren Kindern und in höheren
Lehranstalten üblich ist. Allein es geziemt auch der Würde der Anstalt und der
Wahrheit und Richtigkeit des Unterrichts, die Kinder mit ihren richtigen
Taufnamen, nicht mit den familiären, entstellten Kosenamen (Lili, Toni, Lene:c.)
zu benennen.
b. Die Kinder lernen, wie sie den Lehrer am Morgen und am Mittag
zu begrüßen und sich nach dem Unterricht von ihm zu verabschieden
haben; ferner, daß sie überall rein sein, daß das Haar gekämmt, die
Hände gewaschen, die Kleider gebürstet und (unter Umständen) die
Schuhe und Stiefel gewichst sein müssen; daß die Tafeln gereinigt,
die Bücher sauber und ganz sein müssen.
e. Ferner lernen die Kinder, daß sie in der Schule nicht sprechen
dürfen (schweigen), wenn sie vom Lehrer dazu nicht aufgefordert werden;
daß sie auch draußen nicht lärmen und schreien, sich nicht schlagen,
schelten oder zanken dürfen; daß sie sich stille und ruhig auf ihren
Platz setzen, beim Unterrichte aufmerken, beim Antworten die Finger
erheben (aufzeigen) und dem Lehrer wie Vater und Mutter gehorchen
müssen (aber nicht alles auf einmal, sondern nach und nach; bei den
nächsten sich darbietenden Gelegenheiten ist auf diese gegebenen Lebens-
regeln zu verweisen).
NB. 1. Die meisten dieser Thätigkeiten (Bewegungen, Übungen) sind
nach Anweisung und Vorbild des Lehrers auch später noch öfter zu wiederholen
und mit Worten zu begleiten. Vgl. die später folgenden Lehrübungen (Lehr-
proben.)
2. Etwa 2 Wochen nach dem Eintritte in die Schule beginnen, teils neben,
teils nach den^obigen Übungen, die den eigentlichen Anschauungsunterricht
einleiten, die S. 96 in der Schrift von Dr. Jütting, Der Unterricht im Deut-
scheu :c., skizzierten Vorübungen für Auge und Hand zur Bildung des
Formensinnes und der Handfertigkeit, besonders zur Vorbereitung des
Schreibens und Zeichnens.
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht.
3
— 34 —
II. Stoffe für den Anschauungsunterricht im ersten Halbjahre.
a. Unabhängig von den Stoffen der Aiöet (dem Schreivtesen).
NB. Die mit * bezeichneten Lektionen können unter Umständen gekürzt
oder fortgelassen werden.
11. Tie Tinge im Schulzimmer.
Diese sind in ganz freier Weise nach ihrem Namen, ihrer Zahl,
womöglich auch nach ihrer Art zu bestimmen, einige auch nach der Farbe,
der Gestalt, den Hauptteilen und dem Gebrauche: die Schule (das
Schulhaus), das Schulzimmer (Klassenzimmer), die Thür, die Bänke und
Tische (oder der Tisch des Lehrers), der Ofen, die Wandtafel, das Pult
und der Stuhl, der Schwamm und die Kreide — und was sich sonst
im Zimmer findet. Wichtig ist auch der Gebrauch des Geschlechts-
Wortes und bei einigen die Mehrzahlbildung.
NB. Wem diese Lektion in ihrer ganzen Ausdehnung ungeeignet, viel-
leicht zu trocken erscheint — was freilich in der Regel dem Lehrer und nicht den
Stoffen zur Last fällt — der kann sie ja in mehrere Abschnitte teilen und diese
gelegentlich, etwa zur Einleitung der folgenden Lektionen benutzen.
12. Die Thür.*
R. Wenn man zu jemand gehen will,
so pocht man dran und wartet still.
Die Thür ist (befindet sick) in der Wand (Mauer). Sie hat einen
Rahmen, Gewände und unten eine Schwelle. Sie steht aufrecht
und hängt fest in der Wand. Sie hat vier Ecken, ist viereckig. An
der einen Seite ist ein Schloß mit einem Griff (einem Drücker oder
eiuer Klinke). Ich kann die Thür öffnen und mit dem Schlosse
schließen (zu zeigen). Ich stecke den Schlüssel in das Schloß und
drehe ihn um; ich drücke auf den Griff; ich kann die Thür aber fo
nicht öffnen, das Zimmer ist verschlossen (geschlossen). An der andern
Seite der Thür sind Angeln, in denen die Thür hängt und sich dreht.
Die Thür ist aus Holz gemacht; sie ist von dem Tischler (Schreiner,
Zimmermann) aus Holz gemacht und von dem Maler gefärbt (au-
gestrichen). Sie sieht weiß (grau oder braun) aus und fühlt sich glatt an.
Wenn ich hinaus will, so muß ich die Thür öffnen; wenn ich hin-
ausgegangen bin, so schließe ich die Thür hinter mir zu (wenn du hinaus
willst 2C., wenn er hinaus zc.). Wer eintreten will, muß erst anklopfen;
dann rufe ich: herein! Wer eintritt, nimmt die Mütze oder den Hut vom
Kopfe und grüßt, sagt: guten Tag, guten Morgen! (Nachdem die Thür
gemessen ist:) Die Thür ist ein Meter breit; sie ist zwei Meter hoch.
13. Tas Fenster.*
a. In den Mauern der Stube sind zwei (drei) Fenster. Das Fenster
hat einen Rahmen von Holz (einen Holzrahmen). Der Fensterrahmen
— 35 —
ist viereckig und geht um die Scheibe (umschließt die Scheibe.) Mitten
im Fenster ist ein Kreuz von Holz, das Fensterkreuz. Zu beiden
Seiten sind Sprossen von Holz. Ich kann einen Teil des Fensters
bewegen; der bewegliche Teil ist der Flügel, der Fensterflügel (wie
viele?); der Rahmen ist fest (unbeweglich). In den Flügeln sind die
Scheiben; sie sind von Glas (Glasscheiben), der Glaser hat sie
eingesetzt. Ich kann durch die Scheiben sehen: sie sind durchsichtig (hell,
glänzend). Wie viele? Jede Scheibe ist viereckig; sie kann leicht zer-
brachen werden, ist leicht zerbrechlich; sei darum vorsichtig! Schlag
oder wirf die Scheiben nicht entzwei!
b. Ich kann die Fensterflügel öffnen und schließen. Wie? Ich drehe
den Wirbel (Griff) um und ziehe. Wenn das Fenster geöffnet ist,
dann dringt frische Luft in das Zimmer; das Zimmer wird gelüftet.
Ich darf aber nicht vor offenem Fenster (in Zugluft) sitzen, sonst er-
kälte ich mich (bekomme Husten und Schnupfen). Die Sonne scheint
durch das Fenster; das helle Sonnenlicht fällt (dringt) in das Zim-
mer. Wenn es uns zu grell wird, so lassen wir den Vorhang her-
nieder (oder ziehen ihn zu).
Wir zählen: einen Vorhang (oder 2 Vorhänge), zwei Flügel
(unten) und 2 Flügel (oben); in jedem unteren Flügel sind 2 (oder 3)
Scheiben; in beiden unteren Flügeln —. Wie viele sind es im ganzen?
Jedes Fenster in dieser Stube hat — Scheiben. Ich kann die Höhe
und die Breite des Fensters meffen (geschieht mit einem Metermaße).
Das Fenster ist beinahe ein Meter breit und zwei Meter hoch (die
Höhe des Fensters beträgt —).
Ich kann das Fenster auch malen (zeichnen). Vgl. die Lehrprobe.
41. Schuttische und Bänke.*
a. Wir sitzen auf (den) Bänken und an (den) Tischen; beide sind
miteinander verbunden. Sie stehen in zwei Reihen; wie viele an jeder
Seite? Die Bank hat ein Brett zum Sitzen, ein Sitzbrett und (zwei)
Füße; der Tisch hat eine (Tisch-) Platte, darunter ein Brett für die
Schulfachen (ein Bücherbrett) und (2) Füße. Können die Tischplatten
aufgehoben oder zurückgeschoben werden? Die Tischplatte ist eben
und glatt, braun oder gelblich; dick oder dünn; liegt sie schräg
oder nicht? Der Tisch ist höher als die Bank; warum? „daß wir daran
schreiben können". Tische und Bänke sind von dem Tischler aus Holz
gemacht; sie sind hölzern; er hat sie glatt gehobelt.
b. Wer macht den Tisch?
Zisch, zisch, zisch! Der Tischler hobelt den Tisch.
Tischler, hoble den Tisch mir glatt, daß er keine Löcher hat.
Lang, lang, lang! Der Tischler hobelt die Bank.
Tischler, hoble sie recht blank,
daß daran kein Span mehr hang! Fröbel.
Dann folgen Übungen im Aufstehen und Niedersitzen (im Aus-
klappen oder Zurückschieben der Tischplatten); ferner im Messen und
endlich im Zeichnen (Malen).
3 *
— 36 —
13. Das Buch (die Fibel).
a. Ich habe ein Buch; alle Schulkinder haben Bücher. Wir ge-
brauchen das Buch in der Schule, darum ist es ein Schulbuch. Es
ist viereckig; es ist genäht, eingebunden (vom Buchbinder); der Ein-
band hat einen Rücken und an den Seiten zwei Deckel, die das Buch
zudecken. Dieses Buch heißt eine Fibel. (Nach Vorzeigung eines anderen
Buches): die Fibel ist ein dünnes nud leichtes Buch. Ich kann die Fibel
in die Hand nehmen und sie tragen, hinlegen und aufschlagen. In der
Fibel sind viele Blätter (wo sind sonst Blätter?); diese Blätter sind von
Papier. Ich schlage (wende) die Blätter um: ich blättere in der Fibel.
Ich kann eine Ecke des Blattes umschlagen (umknicken, einschlagen); aber
ich darf es nicht thnn (das Buch darf keine „Ohren" haben). Ich darf
das Buch auch nicht schmutzig machen, beschmutzen (wie geschieht das?);
ich muß es immer rein halten. Ich darf das Buch noch viel weniger
entzweireißen (zerreißen); ich muß es rein und ganz halten, es
zu Hause gut aufbewahren (an einem bestimmten Platze; wo denn?).
NB. Da mittlerweile der Schreibunterricht nach der Fibel schon begonnen
hat, so kann der Lehrer wie folgt fortfahren.
d. Ich kann in dem Buche lesen, benutze es zum Lesen; es ist mein
Lesebuch. Ich lese Wörter; ich schreibe die Wörter auch nach; das
Buch (die Fibel) dient mir zum Lesen und Schreiben. In dem Buche
sind auch schöne Bilder. Einige davon kann ich auch nachmachen
(malen, zeichnen). Die Fibel dient also zum Lesen, Schreiben und Malen.
Mein Vater hat das Buch für . . . . Pfennige gekauft; es ist beim
Buchhändler X. N. (Buchbinder) gekauft (vom Buchdrucker später). Die
Blätter des Buches sind aus weißem Papier, die Wörter und Bilder
sind aber schwarz (was ist sonst noch schwarz oder weiß?). Die Deckel
find aus starkem Papier, aus Pappe, es sind Pappendeckel; die Deckel
sind mit buntem Papier beklebt. Der Rücken ist aus Leinewand
(Leder); die Leinewand (das Leder) ist schwarz gefärbt. Ich kenne
noch andere Bücher: dicke Lesebücher, Schreibbücher n. s. w.
1. Kind und Buch.
„Komm her einmal, du liebes Buch;
sie sagen immer, du bist so klug.
Mein Vater und Mutter die wollen gerne,
daß ich was Gutes von dir lerne;
drum will ich dich halten an mein Ohr;
nun sag' mir deine Sachen vor."
Das Buch blieb still und sprach kein Wort,
der Knabe wartet fort und fort;
zuletzt verlor er alle Lust
und sprach: „O hätt' ich das gewußt,
daß du nicht sprechen kannst mit mir,
ich hätte lieber gelernt in dir." Hey. Wohnort I.
2. Die beiden Leser. S. Jüttings Fibel. S. 86.
— 37 —
16. Die Wandtafel uud die Kreide.
NB. Womöglich sind hierbei zwei in der Klasse vorhandene Tafeln zu be-
nutzen, eine hängende und eine (auf einem Gestell) stehende.
a. An der Wand hängt eine Tafel; es ist eine Wandtafel.
Wo steht diese Tafel? (. . . . auf einem Gestell). Es ist auch eine
große Schultafel. Beide Tafeln sind größer (länger und breiter) als
unsere Schiefertafeln. Sie sind auch dicker und fester als diese. Ver-
sucht die Schultafeln auszuheben! Wenn ich mit dem Finger über die
Wandtafel streiche, dann fühlt sie sich glatt an; sie glänzt auch, ist glän-
zend schwarz; sie ist viereckig. Sie ist vom Tischler aus Holz gemacht,
verfertigt, ist hölzern. Sie hängt an einem Haken (Nagel) in der Wand.
Ich kann die Schnltasel von dem Gestell nehmen, sie wieder hinstellen;
sie höher uud niedriger stellen (herunter lassen): ich kann sie verstellen.
Ich muß aber einen Pflock darunter stecken (die Wandtafel möglicher-
weise umdrehen, umwenden). Verschiedene Stellungen werden versucht.
b. Die Benutzung der Wandtafel. Ich habe ein Stück Kreide
in der Hand. Sie ist weiß, kann leicht „kaput gemacht" (zerstoßen,
zerbrochen) werden, ist also bröckelich. Sie färbt auch ab. Sie
dient zum Schreiben (und Malen) an der Wandtafel. Der Lehrer schreibt
mit der Kreide an der Wandtafel. Der Schüler schreibt mit dem Griffel
auf der Schiefertafel. Wandtafel und Schiefertafel dienen zum Schreiben
und Malen (Zeichnen). Die Buchstaben und Bilder an der Wandtafel
sind groß; sie sind größer als die Buchstaben und Bilder auf der Schiefer-
tafel. Warum müssen sie so groß sein?
NB. Es folgen Übungen im Messen und Zeichnen der Wandtafel.
17. Meider für die Hände: die Handschuhes
Die Schnecke hat ein Haus,
ein Fellchen hat die Maus;
der Vogel hat auch Federn fein, ■
der Schmetterling schöne Flügelein.
Nun sage mir, was hast denn du?
„Ich habe Kleider und auch Schuh,
und Vater und Mutter, Lust und Leben;
das hat mir der liebe Gott gegeben."
Wir tragen Schuhe an den Füßen, zuweilen auch Handschuhe an
den Händen. Sie sind aus Garn (Zeug, Baumwolle oder Leder) gemacht.
Der Handschuh hat einen Däumling für den Daumen und 4 Finger-
linge für die Finger. Der Handschuh und die Fingerlinge müssen hohl
und weit genug für die Finger sein. Der Handschuh fühlt sich weich
an, läßt sich ausdehnen, ist etwas dehnbar (für Fähigere: elastisch).
Handschuhe halten im Winter die Hände warm und schützen im Sommer
vor der Sonne (wie so?).
— 38 —
18. Kleidung für die Füße: Schuhe, Stiefel, Strümpfe.* .
a. Schuhe und Stiefel. An den Füßen tragen wir Schuhe
oder Stiefel, außerdem Strümpfe. Schuhe und Stiefel hat der Schuh-
macher (Schuster) gemacht; sie sind aus Leder (Kalbs-, Rindsleder) ge-
macht, das sich glatt und weich anfühlt. Leder ist fester als Zeug; es
zerreißt nicht so leicht. Schuhe und Stiefel sehen (gewöhnlich) schwarz
aus; wenn sie gepntzt (gewichst) werden, so glänzen sie; gewichste
Schuhe und Stiefel sind glänzend schwarz. Wer putzt bei euch die
Stiefel? Schuhe und Stiefel werden leicht schmutzig (wo?). Schmutzige
Schuhe werden erst gereinigt, gebürstet (womit?) und dann gewichst
(womit?). Sind sie hart, so werden sie geschmiert (womit?). — Stiefel
sind höher als Schuhe; sie haben oben einen Schaft. Der unterste Teil
der Schuhe und Stiefel heißt die Sohle; diese muß dick und sest sein.
Der Hintere Teil des Stiesels (des Schuhes) heißt der Absatz (die Hacke);
dieser ist auch wohl mit Nägeln beschlagen; er darf aber nicht zu hoch
sein. Im Sommer tragen viele Kinder (welche?) keine Schuhe und Stiefel;
sie gehen dann barfuß. Abends ziehen wir alle unsere Schuhe und
Stiefel aus.
d. Die Strümpfe. Wenn wir aufstehen, dann ziehen wir zuerst
Strümpfe an die Füße, dann Stiefel oder Schuhe. Der Strumpf ist
aus Garn gestrickt (von wem?). Wenn der Strumpf ein Loch bekommt,
so muß er mit Garn gestopft werden. Zerrissene oder ganz
schmutzige Strümpfe dürfen wir nicht tragen; wir dürfen aber auch nicht
in bloßen Strümpfen gehen. Das Strumpfgarn wird aus Wolle
gesponnen; die Wolle kommt von den Schafen; die Baumwolle aber
wächst auf Bäumen und Sträuchern. Strümpfe von Schafwolle sind
wärmer als Strümpfe von Baumwolle. Strümpfe lassen sich ausdehnen
wie Handschuhe aus Zeug oder Garn; sie sind auch dehnbar (für
Fähigere: elastisch). — Schuhe, Stiefel und Strümpfe dienen zur
Fußbekleidung, wie die Handschuhe zur Handbekleiduug.
19. Kleidung für den Kopf und Hals: Hut und Mutzet
Männer und Frauen tragen Hüte; die Hüte der Männer sehen aber
anders aus als die Hüte der Frauen. Auf den Hüten der Frauen sind
Federn oder Blumen; Knaben und Mädchen tragen auch Hüte; Knaben
tragen aber auch Kappen oder Mützen. Mützen sind kleiner als Hüte;
die Hüte haben (gewöhnlich) einen breiteren Rand. Hüte und Mützen
sind rund wie der Kopf; sie sind hohl und oben dicht, daß im Regen
der Kopf nicht naß wird. Halte den Hut fest, wenn es windig ist oder
stürmt. Vorn an der Mütze ist ein Schirm, mit dem wir die Mütze
abnehmen. Wann nimmst du Hut und Mütze ab? Ein höflicher
Knabe nimmt die Mütze (den Hut) ab, wenn er grüßt (wen?). Was
macht das Mädchen?
— 39 —
Sei höflich.
Wer auf dem Kopf hat einen Hut
dem steht er noch einmal so gut,
wenn er ihn oft herunter thut.
Wer seine Mutz' trägt auf dem Kopf
wie angewachsen an den Schopf,
der heißt mit Recht
ein grober Knecht.
20. Kleider für den Leib: Rock, Weste, Jacke und Hose*
(für Männer und Knaben).
Am Leibe (aus der Haut) tragen wir ein Hemd; wer kein Hemd
anhat, ist sehr arm. Über dem Hemde tragen wir im Sommer bloß
eine Weste und darüber einen Rock; viele Knaben tragen bloß eine
Jacke. Unten am Leibe tragen wir eine Hose. — Das Hemd ist aus
Leinen gemacht; Leinen wird aus Flachs gesponnen und gewebt. Der
Rock (die Jacke) und die Weste sind aus Wolle oder Baumwolle. Der
Rock hat zwei Ärmel, einen Rücken, einen Kragen, zwei Schöße und
mehrere Knöpfe. Mit diesen wird er zugeknöpft. Die Hosen bedecken
den Unterleib und die Beine; darum heißen sie auch die Beinkleider.
— Ein Schulkind muß sich die Kleider selbst anziehen und sie auch rein
halten. Kleider halten warm, besonders wollene; sie dienen zur Er-
wärmung des Körpers. Sie kosten die Eltern viel Geld; darum müssen
wir sie schonen, ganz und rein halten.
Die Sternthaler.
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter
gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin
zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar nichts
mehr, als die Kleider, die es auf dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot,
das es in der Hand hielt, und das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt
hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es fo von aller Welt
verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins
Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gieb mir
doch etwas zu essen, ich bin so hungrig!" — Es reichte ihm das ganze
Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir's!" und ging weiter. Da
kam ein Kind, das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem
Kopfe, schenke mir doch etwas, womit ich mich bedecken kann!" — Da
that es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch ein bißchen
gegangen war, kam wieder ein Kind, das hatte kein Leibchen an und fror;
da gab es ihm seins. Und da kam noch eins und bat ums Röcklein,
das gab es auch von sich hin. Endlich kam es in einen Wald, und es
war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemd-
lein; und das arme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht, da kannst du
wohl dein Hemd weggeben" — und gab es auch hin. Und wie es so
stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf eiumal die Sterne vom Himmel
— 40 —
und waren lauter harte, blanke Thaler, und ob es gleich sein Hemdchen
weggegeben, so hatte es ein neues vom allerfeinsten Leinen. Da sammelte
es sich die Thaler hinein und ward reich für sein Lebtag. Grimm.
21. Die Kirsche und der Kirschbaum.
R. Erst weiß wie Schnee, dann grün wie Klee;
dann rot wie Blut, dann schmeckt es gut.
a. Ich habe euch Kirschen mitgebracht, die ich unter euch verteile.
Ihr dürft sie aber nicht sogleich essen. Wir wollen sie erst betrachten.
Sie sehen jetzt rot aus; einige sind dunkelrot, fast schwarz; vorher
waren sie blaßrot, noch früher grün wie Klee. Sie sind am Kirsch-
bäume gewachsen, der im Garten steht. Als ihr in die Schule kamt,
blühte der Kirschbaum noch; jetzt sind die Kirschen reif. Die Blüten
sahen weiß, schneeweiß aus; aus diesen sind die roten Kirschen ge-
worden — das hat der liebe Gott gethan! — Die Kirsche ist rund
wie eine Kugel, kugelrund; inwendig ist das Fleisch, welches viel Saft
hat, saftig ist; das saftige Fleisch schmeckt süß (augenehm, ist wohl-
schmeckend). Im Fleische steckt ein harter Kern (ein Stein), den wir
nicht essen können. Daraus kann ein neuer Kirschbaum wachsen, wenn
er in die Erde gesteckt (gepflanzt) wird.
d. Der Kirschbaum hat Wurzeln in der Erde, einen Stamm
(Baumstamm) über der Erde und eine Krone in der Luft. Der Stamm
hat eine Rinde und Holz. Die Krone besteht aus Ästen, Zweigen,
Blättern und Blüten. Die Vögel wohnen und hüpfen in den Zweigen;
die Sperlinge fressen die Kirschen auch; die Raupen fressen die Blätter;
die Bienen faugen den Honig aus den Blüten — und die Kinder
essen die Kirschen sehr gerne. Der liebe Gott sorgt für alle.
22. Die Birne und der Birnbaum.
NB. Jeder Schüler hat eine frühreife Birne zur Schule mitgebracht.
Die Birne ist wie ein Kreisel oder eine Glocke, unten ziemlich rund
(rundlich), oben ziemlich spitz; sie hängt an einem kurzen Stiel; dieser
saß am Baume. Reife Birnen sind gelb, rötlich gelb; sie fallen ab
oder werden abgeschüttelt oder gepflückt. Sie werden leicht weich,
madig oder faulig. Darum müssen sie schnell gegessen werden. Wir
essen sie meist roh (ungekocht), auch mit der dünnen Haut (der Schale);
sie sind saftig und schmecken süß. Die Birnen wachsen am Birnbaum;
sie wuchsen aus den Blüten, waren anfangs klein und wurden allmählich
dicker, saftiger und schöner von Aussehen. Der Birnbaum hat wie der
Kirschbaum Wurzeln in der Erde, einen dicken Stamm, der eine rauhe
Rinde (Borke) hat, und eine hohe Krone. Die Äste und Zweige
der Krone richten sich mehr in die Höhe als beim Kirsch- und Apsel-
bäum. Wann haben die Birnbäume geblüht? Vgl. Nr. 46.
— 41 —
b. Der Anschauungsunterricht des 1. Kal'öjahres im Anschlüsse an einige
Stoffe der Aiöel (an das Schreiöteseu).
Vgl. Dr. Jüttings Fibel, Lesestücke mit einfachen Lautverbin-
düngen, S. 32—42.
23. Die Hausordnung für das Schulkind.
(Nr. 1 der Fibel.)
Wir sind in der Schule; wir wollen jetzt aber in Gedanken in euer
Elternhaus zurückkehren und sehen, was ihr dort alle Tage macht. Es
ist Sommer; im Sommer ist es länger hell als im Winter; darum steht
man auch früher auf. Wir sind um 6 Uhr (bald nach 6) erwacht,
haben gebetet (was?), sind aufgestanden, haben uns angezogen
(angekleidet) und gewaschen (was?). Dann haben wir gegessen
und getrunken (was?), haben unsere Schulsacheu genommen (welche?)
und sind zur Schule gegangen (wann?). — Nach der Schulzeit essen
wir zu Hause das Mittagsbrot (was gewöhnlich? und wann?), wobei
wir beten (wie heißt euer Tischgebet?) und gehen am Nachmittag
wieder zur Schule. Nach der Schulzeit trinken wir Kaffee (Milch) und
essen ein Butterbrot (Vesperbrot). Nun machen wir erst unsere Ar-
beiten für die Schule (die Schularbeiten, welche? wer hilft dabei?) und
dann spielen wir zu Hause oder draußen (mit wem? was denn?). Um
7 Uhr wird zu Abend gegessen und darauf gehen wir zu Bette. Nach
dem Abendgebet (welchem?) schlafen wir ein. Das ist unsere Haus-
orduuug, bei der wir gesund bleiben und gedeihen.
1. Wie bleibt man gesund.
Iß und trink mit Mäßigkeit;
wach' und schlaf zu rechter Zeit;
reinlich sei in allen Sachen:
das wird recht gesund dich machen.
2. Der Schlaf.
b. Kommt die Nacht mit ihren Sternen,
hört das Kindlein auf zu lernen,
legt sich still ins Bettelein,
betet fromm und schlummert ein.
Und die Englein steigen nieder,
singen ihm viel schöne Lieder.
An dem Bettchen leis und sacht
wachen sie die ganze Nacht.
3. Abendgebet (auch zum Singen).
Müde bin ich, geh' zur Ruh, schließe beide Äuglein zu:
Vater, laß die Augen dein über meinem Bette sein!
a. Wenn die Kinder schlafen ein,
wachen auf die Sterne,
und es steigen Engelein
nieder aus der Ferne,
halten wohl die ganze Nacht
bei den frommen Kindern Wacht.
— 42 —
Alle die mir sind verwandt, Gott, laß ruh'n in deiner Hand.
Alle Menschen groß und klein sollen dir befohlen sein.
Kranken Herzen sende Ruh', nasse Augen schließe zu.
Laß den Mond am Himmel stehn und die stille Welt besehn.
Luise Hensel.
S. Wegweiser zum Liederbuch von Dr. Jütting u. Billig. Nr. 38.
34. Unsere Schulordnung. (Nr. 2.)
Wir gehen vor 8 Uhr zur Schule; wir dürfen nicht zu spät kom-
men, aber auch nicht zu früh. Beim Eintritt in die Schule reichen
wir dem Herrn Lehrer die Hand und grüßen ihn (wie?). .Wir hängen
die Mütze (den Hut) an den Nagel und setzen uns stille an unfern Platz.
Wenn der Unterricht beginnt, dann singen und beten wir zuerst
(was?), wobei wir die Hände falten und auf den Tisch legen. Wenn
der Herr Lehrer mit uns spricht (unterrichtet), dann müssen wir recht
aufmerksam sein (aufmerken, genau zuhören, aufzeigen, aufstehen?c.),
ihm auch immer gehorsam sein (gehorchen). Wir antworten, wenn
wir gefragt werden. Wir lesen aus dem Buche (der Fibel) und
schreiben, was darin steht. Wir zeichnen auch einige Bilder. Nachher
rechnen und singen wir. Ich höre auch gerne schöne Geschichtchen.
Wir dürfen nicht plaudern, stören, uns nicht zanken und schlagen, müssen
verträglich sein, unsere Mitschüler und den Herrn Lehrer lieb haben.
1. Das Schulkind.
Sonst war ich klein, jetzt bin ich groß,
lern' lesen, rechnen, schreiben,
sitz' nicht mehr auf der Mutter Schoß,
die Zeit mir zu vertreiben.
Will aber auch recht fleißig sein!
Wie werden sich die Eltern freun,
wenn mich die Lehrer loben!
2. Morgengebet.
Gelobet seist du 2c. (Wohnort S. 5.)
8. Spruch.
1. Lerne was, so kannst du was.
2. Bin ich auch noch jung und klein,
fleißig kann ich doch schon sein.
25. Was in der Schule ist. (Nr. 3.)
Wiederholung der 3. Vorbereitungsübung mit Bezug auf Nr. 3 der Fibel.
26. Was an und in dem Hanse ist. (Nr. 4.)
a. Wir wohnen in einem Hause; es ist uufer Wohnhaus. Das
Wohnhaus ist gebaut, ist ein Gebäude wie die Schule. Es ist aus
Stein, Holz, Kalk, Eisen 2c. gebaut; Maurer, Zimmermann, Tischler,
Schlosser, Glaser und Maler haben daran gearbeitet. Es hat zwei
— 43 —
oder drei Stockwerke; es ist zwei- oder dreistöckig. Kleine Häuser sind
einstöckig. Die Mauern sind aus Stein (Backsteinen, Bruchsteinen:c.),
Lehm und Kalk (Mörtel). Die Mauern haben Öffnungen; in den-
felben sind die Fenster und Thüren. Auf dem Haufe ist das Dach mit
den Ziegeln (auch wohl mit Schiefer). Aus dem Dache erhebt sich
der Schornstein oder die Esse.
b. In dem Hause befinden sich Stuben und Kammern (Zimmer),
Küche, Keller und dazwischen Gänge (oder Korridore). Wir halten
uns am Tage in der Wohnstube auf und schlafen nachts in der Schlaf-
kammer. Die Mutter und das Dienstmädchen arbeiten in der Küche und
in den Stuben (was?). Wo arbeitet der Vater? (der Knecht oder Ge-
Hilfe?) Der Keller dient zur Aufbewahrung von Lebensmitteln
(welche?). Welche Tiere (Haustiere) habt ihr? hat euer Haus auch
einen Stall? eine Scheune?
NB. Am besten in Form einer Wanderung durch das Wohnhaus.
Vgl. die betr. Lehrprobe.
27. Unsere Familie.
Vater und Mutter sind meine Eltern. Ich habe einen Bruder und
eine Schwester (. . . . Brüder zc.). Bruder und Schwester sind meine
Geschwister. Wie alt sind sie? Eltern und Kinder bilden eine Familie.
Zu der Familie gehören auch unsere Verwandten (welche?). Unsere
Familie ist groß (klein). Ich bin meines Vaters (meiner Mutter) Sohn
(Tochter). Vater und Mutter haben mich sehr lieb; sie geben mir Essen
und Trinken (Nahrung) und Kleidung; sie sorgen für mich; sie schicken
mich auch in die Schule, damit ich etwas lerne. Ich habe sie aber auch
von Herzen lieb und will auch immer artig, folgsam (gehorsam), dankbar
und verträglich sein. Dann hat mich auch der liebe Gott lieb, der aller
Menschen Vater im Himmel ist.
1. Unsere Familie.
Zwei Eltern hat ein Menschenkind,
doch einen Gott, nicht mehr;
und wenn gestorben jene sind,
am Leben ist noch Er. Rückert. Wohnort I.
2. Jakob und Anna (Fibel Nr. 6).
Diese Erzählung aus dem Familienleben veranschaulicht den ungleichen Cha-
rakter zweier Kinder: Jakob ist» naschhaft und ungehorsam; Anna ist folgsam,
gottesfürchtig und fromm; sie warnt den Bruder vor der Sünde und hält ihn
vom Bösen ab.
28. Der Hund.
NB. Der Lehrer bringe ein plastisches Bild (Modell) von einem Hunde mit
pr Schule oder veranschauliche das Nötige durch eine gute Abbildung; viel-
leicht steht ihm auch ein Schoßhündchen zu Gebote. Was sich in der Schule
nicht füglich zeigen läßt, kann vielleicht auf dem Schulhofe gezeigt werden.
a. Wir sehen hier einen (lebendigen) Hund. Der Hund lebt mit
uns im Hause; er ist ein Haustier. Der Hund hat einen Kopf, einen
— 44 —
Rumpf (Leib) und vier Füße. Beine und Füße heißen auch Glieder
oder Gliedmaßen. Am Kopfe sehen wir: den Mund mit der Zunge,
die Zähne, die Nase mit zwei Löchern (Nasenlöchern), zwei Augen, zwei
Ohren (wo?). Zwischen dem Kopse und dem Rumpfe ist der Hals mit
dem Nacken und der Kehle. Am Rumpfe sehen wir oben den Rücken,
unten den Bauch, die Seiten und hinten den Schwanz, mit dem er
wedelt. Der Hund fletscht die Zähne (wann?).
b. Hunde und andere Haustiere (welche?) haben vier Beine mit vier
Füßen; es find vierfüßige Tiere. Vorn find die Vorderfüße, hinten
die Hinterfüße. An den Füßen sind Zehen mit Krallen (wer hat
ganz scharfe Krallen?). Hunde und viele andere Haustiere sind mit
Haaren, einige mit krausem Haar bedeckt; das ist ihre Kleidung.
Der Hund kann bellen und beißen (was?) und bewacht das Haus vor
Dieben. Er ist unser treuester Freund unter den Tieren; darum halten,
füttern und pflegen wir ihn auch gut. Er lernt sogar allerlei Kunst-
stücke von uns (welche?).
1. Der wachsame Hund.
Der Hund an seiner Kette liegt da die ganze Nacht,
ihm ist kein warmes Bette, wie euch, zurecht gemacht.
Und während ohne Sorgen, sein Herr, der strenge, ruht,
da wacht er bis zum Morgen und hält sein Gut in Hut.
Und bellt und rührt sich wacker, hört er nur einen Laut,
und zeigt die scharfen Hacker, wenn jemand her sich traut.
Doch morgens in der Frühe stellt sich der Hunger ein.
Da soll für seine Mühe ihm auch ein Frühstück sein.
Drum geht die Magd zum Keller und holt ihm Milch und Brot,
thut beides auf den Teller und stillt des Hungers Not.
Und wie sie ihn so streichelt, das freut den wackern Hans;
er schmunzelt und er schmeichelt und wedelt mit dem Schwanz.
2. Der Hund und der Dieb (Fibel Nr. 8).
Der Dieb will stehlen; er will den Hund verführen; der Hund ist wachsam,
treu, mutig.
29. Die Kuh.
(Im Modell und Bilde vorgeführt. Nr. 9 der Fibel.)
NB. Die Kinder sind ein paar Tage vorher aufmerksam gemacht worden,
sich die Kühe genau anzusehen.
a. Die Kuh ist auch ein (viersüßiges) Haustier. Sie steht im
(anderswo: auf dem) Stalle und wird dort gefüttert. Was erhält sie
zur Nahrung? Manchmal wird sie auch auf die Weide geführt, frißt
dort Gras (sie grast) und wird hier vom Hirten gehütet. Die Haupt-
teile des Körpers sind .'(wie beim Hunde): der Kopf, der Rumpf, die
Glieder. Was sieht man am Kopfe, am Rumpfe und an den Gliedern?
Der Mund der Kuh heißt das Maul. An den Seiten des Kopses trägt
sie zwei (gebogene) Hörner. Der Bauch ist dick und der Schwanz ist
lang. Am Ende des Schwanzes ist ein Büschel aus Haaren, ein Haar-
büschel. Die Füße haben keine Krallen, sondern zwei Klauen mit
— 45 —
Hufen aus Horn. (Das Pferd hat nur einen Huf.) Das Fell der
Kühe ist braun, rötlich, schwarz oder bunt.
b. Wenn sie Hunger hat, muht oder brüllt sie. Wir erhalten die
weiße Milch von der Kuh; wer melkt sie? Die süße Milch trinken wir
gerne. Aus Milch wird auch Butter, Käse bereitet (von wem?). End-
lich wird die Kuh geschlachtet (von wem?); dann giebt sie uns Fleisch
zum Kochen und Braten, Blut zu Würsten und Talg zum Braten oder
zur Seife; endlich auch die Haut zu Leder für Schuhe und Stiefel.
Die Kuh gewährt uns großen Nutzen; sie ist ein sehr nützliches Haus-
tier. — Junge Kühe heißen Kälber, die zuerst auch mit Milch ge-
nährt (gesäugt) werden; darum ist die Kuh ein Säugetier.
Kind und Kuh. Hey (Wohnort I. S. 25).
30. Das Schaf. (Nr. 10 der Fibel.)
Zur Einleitung das Rätsel (Wohnort I, 27).
Das Schaf ist kleiner als die Kuh. Es trägt keine Haare, sondern
weiche Wolle. Diese ist weiß (oder schwärzlich) und bildet ein warmes
Kleid für das Schaf, aber auch für uns Menschen; denn die Wolle wird
alle Jahre abgeschnitten (geschoren), gewaschen, gesponnen nnd dann
zn Kleiderstoffen gewebt (von wem?). Was macht man aus Wollen-
stofsen? — Die Schafe werden im Stalle gehalten und gefüttert (womit?).
Am Morgen werden sie vom Hirten auf die Weide getrieben und am
Abend wieder in die Ställe. Ein Schaf ist fehr zahm und geduldig.
Wenn es ängstlich ist, blökt es. Junge Schafe heißen Lämmer, die
fröhlich und munter umherspringen. Der Schafbock (das Männchen)
hat krumme Hörner und stößt (ist stößig). Was benutzen wir von dem
Schase, wenn es geschlachtet wird?
1, Das Schäfchen auf der Weide. (Wohnort I, 27.)
2/Kind und Lämmchen.
Lämmchen dort auf grünem Rasen,
magst du jetzt ein bißchen grasen.
Ich will bunte Blumen pflücken
und dich prächtig damit schmücken.
Wir spielen dann auch und springen im Gras.
Sag', liebes Lämmchen, gefällt dir das?
Das Lämmchen sagte nicht ein Wort,
es lief gleich in den Garten fort.
Sie sprangen so lustig, waren so froh,
o spielten doch alle Kinder so!
Da ist kein Streit, kein Zank gescheh'n,
man hat es nur gern mit angeseh'n. E. Lausch.
3. Der Schäfer und sein Hund. (Nr. 11 der Fibel.)
_ Der Schäfer und sein Hund bewachen die Herde, sind wachsam. Das
Schaf verirrt sich von der Herde, wird aber vom treuen Hunde zurückgeholt.
- 46 —
31. Die Katze und die Mäuse. (Nr. 12 der Fibel.)
(Da von beiden später noch, im Winterhalbjahre, die Rede sein wird,
beide auch ziemlich gut bekannt sind, so läßt sich diese einfache Erzäh-
lnng auch ohne eigentliche sachliche Vorbereitung lesen und verstehen.
Durch die Erzählung werden folgende Begriffe veranschaulicht, die
natürlich erst in der Besprechung hervortreten: in Not sein; fangen
und verzehren; Rat halten — sich beraten; in Furcht, Angst
(furchtsam, ängstlich) sein; List — listig; mutig, feige.)
32. Ter Esel (kürzer zu behandeln).
Rätsel. Ich kenne einen kleinen Mann — Fibel S. 66.
Der Esel ist größer als Hund und Schaf, aber kleiner als Kuh
und Pferd. Er trägt ein graues Röcklein, aus grauem, langem Haar,
und lange Ohren am Kopfe. Sein Schwanz hat auch einen Haarbüschel.
Die Füße haben Hufe wie die Pferde. Er nährt sich von Gras,
Hafer ?c., aber auch von Disteln, ist genügsam in der Nahrung (Kost).
Der Esel des Müllers trägt Säcke mit Mehl (schwere Lasten); er ist ein
nützliches Lasttier. Der Esel zieht den Milchwagen. Was sonst
noch? Manchmal ist er auch träge und schreit ia, ia!
1. Der Müller und sein Sohn.
Zu veranschaulichen sind folgende Begriffe: begegnen, Narren, zum Narren
haben Ratten], faul [träge], tadeln, schelten [gescholten], der Kot, nebenher ein
vierter, der Mörder, überladen, einem etwas nach dem Sinne machen.
2. Der Wettstreit (auch zum Singen, Wohnort Nr. 77).
33. Der Hase
(kurz zu behandeln, Nr. 14 der Fibel).
Zur Einl. Volksrätsel (Wohnort I, 82).
Wo habt ihr einen lebendigen, wo einen toten Hasen gesehen?
Der Hase lebt nicht bei uns zu Hause, ist also kein Haustier; er lebt in
Feld und Wald. Er wird vom Jäger gejagt und geschossen (womit?).
Das Fell wird ihm abgezogen. Dann wird er gebraten. Er hat
einen rundlichen Kops, lange Ohren und Barthaare (wo?), lange
Hinterfüße, damit er besser springen kann, und einen kurzen Schwanz,
den er aufgerichtet trägt. Der Hase ist scheu und furchtsam. Hört
er ein Geräusch, so spitzt er die Ohren oder eilt schnell davon. Die
Hunde holen ihn nicht leicht ein, wohl aber die Kugel (das Schrotkorn)
des Jägers.
34. Der Hahn, die Henne und das Ei.
Rätsel: Ich kenne ein Ding, das hat immer einen Kamm bei sich und
kämmt sich doch nicht. An den Füßen hat es einen Sporn und ist doch kein
Reitersmann. Was ist das und wie spricht es? —
— 47 —
Es ist der Hahn; sein Weibchen ist die Henne, die aber nicht
Kikeriki macht und nicht kräht, sondern gackert, wenn sie ein Ei gelegt
hat. Beide sind Vögel, die bei uns zu Hause leben und zum Geflügel
gehören (wer sonst noch?). Des Nachts sitzen sie im Hühnerhause, auf
einer Stange und schlafen. Der Hahn erwacht aber früh und ruft sein
Kikeriki. Er weckt seine Hühner und die Menschen (die Langschläfer).
Vögel können fliegen, weil sie zwei Flügel (statt der Vorderfüße oder
Arme) haben. Sie haben für den Mund einen harten Schnabel mit
Zwei Kiefern, mit denen sie Körner aufpicken; und für die Haare oder
Wolle haben sie ein Federkleid von schöner Färbung.
1. Rätsel.
Ich weiß ein Tönnchen wohlbekannt,
hat keinen Reifen und kein Band;
es ist kein Zapf- und Spundloch drin,
und doch ist's voll von Anbeginn.
Man braucht es mehr als einmal nicht,
denn leer wird's nur, wenn man's zerbricht.
Sagt mir, ihr lieben Kinderlem,
was für ein Tönnchen mag das sein?
2. Das Ei (Fibel Nr. 15).
An einem gekochten Ei ist zu zeigen: die lange, runde Gestalt, die dünne, weiße
Schale (die zerbrechlich ist), das Eiweiß und der gelbe Dotter.
3. Das Lumpengesindel (Märchen von Grimm).
4. Vom Tode des Hähnchens (desgl.).
35. Die Bäume und Tiere (Nr. 16 der Fibel).
R. Im Sommer grün, im Herbste fahl,
im Winter aber weiß und kahl. — Was ist das?
Vor unfern Fenstern steht ein Baum. Er steht mit seinen Wurzeln
fest in der Erde, aus welcher er herausgewachsen ist. Die Wurzeln
sind seine Füße; die Krone ist sein Kopf; er kann indes nicht gehen wie
Menschen und Tiere, lebt aber doch auch und steht viel fester als sie.
Im Frühlinge werden die Bäume grün: es wachsen die Reiser, aus
diesen Knospen, aus denen Blüten oder Blätter wachsen (sich ent-
wickeln). Später fallen die Blütenblätter ab und die Früchte des
Baumes zeigen sich (welche?). Im Herbste fällt das Laub (die Blätter)
ab, und der Baum steht im Winter kahl (entlaubt) da. Die Tanne ist
aber auch im Winter nicht kahl, da sie ihre Nadeln (Blätter) behält.
Wie Gustav vom Baume fällt.
Hoch auf dem Wipfel eines Baumes, der nahe am Wasser steht, hat ein
Vogel sein Nest gebaut. Aus dem Neste sehen sechs junge Vöglein heraus, rufen
piep! piep! und freuen sich, wenn die Alten ein Würmchen und ein Räupchen
bringen.
— 48 —
Da kam einst Gustav in den Wald und wollte sich ein Sträußchen Blumen
holen. Kaum hatte er das Nest erblickt, so sagte er sür sich: „Die jungen Vögel-
chen mußt du einmal besehen!" Schnell klettert er den Baum hinan, er steigt von
Ast zu Ast und ist nun schon dem Wipfel und dem Neste nahe. Jetzt hat er es
erreicht. Er sieht die kleinen Tierchen und nimmt eins in die Hand.
Krach, krach! da bricht der Ast, auf dem er steht, Gustav fällt vom Baume
herab in den Fluß. Der Fluß war zwar nicht tief, doch war viel Schlamm darin.
Da hätte ich den Gustav sehen mögen, als er aus dem Schlamme kroch! Und was
mag der Vater dazu gesagt haben? Nach Thomas.
36. Ter Sommer (Nr. 17). Ein Rückblick.
NB. Nach öfteren Beobachtungen im Laufe des Sommers, bes. auf Spaziergängen.
Wohin sind wir gestern gegangen. Welchen Weg (welche Chaussee)
gingen wir dann? Stand die Sonne hoch oder tief am Himmel? Wie
schien sie? Wenn die Sonne hoch steht und heiß scheint, so ist es Sommer.
(Der Sommer ist ein Teil von dem Jahre, ist eine Jahreszeit.) Die
Tage sind lang, die Nächte kurz; es ist wärmer als im Winter. Zu-
weilen donnert und blitzt es auch. Wen trafen wir (dort) auf dem Felde?
Bauern. Was that der erste? Er fuhr Dünger. Der andere? Er
pflügte, säte, eggte. Was thaten Frauen und Kinder? Sie jäteten ic.
Was machten noch andere auf der Wiese? Heu iz. Sense, mähen, Heu
dörren, heimfahren. Was die Tiere draußen machen. — Es ist kälter
geworden; die Tage kürzer, es ist Herbst (Kartoffelernte, Weinlese 2C.).
1. Sommerzeit, heiße Zeit. Hey (Wohnort I, Nr. 69).
2 Wenn die Sonn' mit hellem Schein
schaut so in dein Bett hinein,
Büblein, spring geschwind heraus,
sticht dir fönst die Äuglein aus.
3. Der gute Mäher.
Früh ging ein Mäher mähen im Feld den reifen Klee;
da schnitt er mit der Sense hart an ein Nest — o weh!
Drin lagen sieben Vögelein, sie lagen nackt und bloß.
O könntet ihr schon fliegen und wäret ihr schon groß!
Dem Mäher that's so weh; er sann wohl her und hin —
Da kam dem guten Mäher noch Hoffnung in den Sinn.
Er niähete bedächtig, weit um die Stelle her,
und trug deu Klee von dannen und störte da nicht mehr.
Die alten Vöglein flogen nun wacker ab und zu;
sie fütterten die Jungen in ungestörter Ruh.
Bald wuchsen ihre Flügel, sie flogen froh davon;
der Mäher aber fühlte im Herzen süßen Lohn. v. Kamp.
37. Ter Soldat (Nr. 18).
Wer hat einen Bruder, der Soldat ist? Wo dient er? Er trägt
einen schönen Rock von blauem Tuch, mit blanken gelben Knöpfen, weißen
Aufschlägen; auf dem Kopfe einen Helm oder eine Mütze. Er hat
einen Säbel an der Seite (an welcher?) und ein Gewehr im Arm. Was
thut er mit beiden? Gewehr, Säbel und Degen sind seine Waffen,
die er fleißig putzen muß. Auf dem Rücken trägt er einen Tornister
(was ist darin?). Einige Soldaten gehen zu Fuße — die Fußsoldaten;
andere reiten — die Reiter, Reiterei; noch andere sind bei den Geschützen
oder Kanonen — die Kanoniere. Die Lehrlinge bei den Soldaten heißen
Rekruten. Soldaten müssen marschieren und exerzieren (sich üben). Wenn
sie in den Krieg ziehen, dann müssen sie tapfer gegen den Feind
kämpfen. Einige gewinnen den Sieg, andere werden besiegt.
Der Rekrut.
Wer will unter die Soldaten, der muß haben ein Gewehr,
das muh er mit Pulver laden und mit einer Kugel schwer.
Der muß an der linken Seiten einen scharfen Säbel han,
daß er mit dem Feinde streiten, schießen und auch fechten kann.
Einen Gaul zum Galoppieren uud von Silber auch zwei Sporn,
Zaum und Zügel zum Regieren, wenn er Sprünge macht im Zorn.
Einen Schnurrbart an der Nasen, auf dem Kopfe einen Helm —
sonst, wenn die Trompeten blasen, ist er nur ein armer Schelm.
38. Der Stuhl' (Nr. 19).
Der Stuhl dient zum Sitzen. Er hat einen Sitz und eine Rück-
lehne. Der Sitz ist viereckig, hat ein Polster, ist gepolstert oder aus
Rohr geflochten oder ganz von Holz gemacht. Er hat vier Füße von Holz,
die gleich lang sein und fest stehen müssen. Wir können den Stuhl hier-
hin und dorthin stellen; jetzt steht er an seinem Platze; wir können
ihn verrücken. Fällt er um, so richte ihn wieder auf. Messen und
Zeichnen.
39. Die Uhr (Nr. 20).
R. Muß Tag und Nacht auf Wache steh'n,
hat keinen Fuß und muß doch geh'n,
hat keine Händ' und muß doch schlagen.
Wer kann mir dieses Rätsel sagen?
Diese Uhr ist in der Tasche, Uhrtasche: es ist eine Taschenuhr. Sie
ist rund, glatt und glänzend, nicht kugelrund, sondern flachrund. Sie
hat ein Gehäuse von Silber oder Gold mit Glas, welches durchsichtig
ist. Ich sehe das Zifferblatt mit den Zeigern; diese drehen sich und
zeigen die Stunden an (wie spät es ist). Inwendig sind Räder, welche
die Zeiger bewegen. Die Uhr geht: sie tickt (ans Ohr halten), die Zeiger
drehen sich langsam. Ich ziehe sie auf mit einem Uhrschlüssel, trage
sie an einer Kette (Uhrkette) oder einer Schnur; sie hängt am Ringe oder
liegt auf dem Tische. Laß sie ja nicht fallen! Rühre sie lieber gar nicht
an! Sie zerbricht leicht; sie kostet viel Geld, ist kostbar. (Wer weiß,
wie spät es jetzt ist? Was zeigt die Uhr?) — Es giebt auch Turm-
uhren und Wanduhren.
NB. Die Schüler lernen erst im folgenden Jahre sicher, was die Uhr zeigt.
Das innere Getriebe eines Uhrwerks lernen die Schüler erst auf der Oberstufe in
der Naturlehre kennen.
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 4
— 50 —
40. Der Himmel (Nr. 21 der Fibel).
Wir leben auf der Erde; über uns ist der blaue Himmel. Er
ist sehr hoch (weit von uns entfernt); wir können nicht hineinsteigen oder
hineinklettern. Er ist jetzt ohne Wolken, hell und klar (heiter); oft ist
er mit Wolken bedeckt, bewölkt; dann ist es ziemlich dunkel. Es regnet
auch wohl vom Himmel; der Regen fällt aus den Wolken auf die Erde.
Oben am Himmel steht die Sonne; sie steht aber nicht immer auf einer
Stelle; sie geht des Morgens auf und des Abends unter. So lange
sie am Himmel steht, ist es hell; dann scheint und wärmt sie. Ist
sie untergegangen, so wird es dunkel, zuletzt finster. Nur die
Sterne schimmern am Himmel. Zu ihnen kommt der Mond, der es
wieder heller macht; aber es wird nicht so hell wie am Tage (taghell).
Der Mond ist ein Schäfer. Die Sterne sind seine Schäfchen, die er
hütet; der Himmel ist ihre Weide. Wer kennt ein Liedchen davon?
Wer hat die schönsten Schäfchen ?c. (Wohnort Nr. 284.)
Rätsel.
1. Manchmal ist's ganz voll, manchmal nur halb, öfters nur ein Viertel; manch-
mal ist's wie eine Kugel, manchmal wie eine Sichel.
2. Ich habe vier Viertel und bin doch schwerer als ein Pfund.
Z. Welche Lichter brennen am längsten?
4. Es geht durchs Fenster und zerbricht doch die Scheiben nicht.
KB. Vergleiche die freie Wiederholung in Nr. 80.
III. Stoffe für den Anschauungsunterricht im zweiten Halbjahre.
a. Hinige von der Aibet unabhängige Lektionen.
NB. Diese sind im Herbste während der Zeit zu behandeln, wo in der Fibel
von Jütting die Abschnitte über abgeleitete Wörter (S. 42, 46) und über zu-
sammeugesetzte Aus- und Anlaute (S. 45—54) vorgenommen werden. Die
Haustiere sind durch Modelle oder Abbildungen zu veranschaulichen. Doch ist
vorausgegangene Anschauung in natura erwünscht.
41. Die Ziege.
1. Auf meinem Kopf steht eine Zier;
doch dient sie auch zur Waffe mir.
Wenn du mich schlägst, so hüte dich,
ich stoße dich und wehre mich. —
2. Wie bin ich doch so eigner Art;
ich bin kein Mann und Hab' 'nen Bart.
Die Ziege ist so groß wie das Schaf, trägt aber keine weiche Wolle
wie dieses, sondern lange weiße oder schwarze Haare; ihr Fell ist lang-
haarig. Der Kopf ist mit zwei Hörnern verziert. Der Ziegenbock
— 51 —
(das Männchen) trägt lange, krumm gewundene Hörner, mit denen er
stößt; er ist stößig (nimm dich vor ihm in acht!). Am Kinn hat die
Ziege einen Bart. Schafe und Ziegen haben eine Stimme; Schafe
blöken, Ziegen meckern. Ihre Füße haben Klauen (wie viele?). Schafe
und Ziegen werden gefüttert (womit?) oder auf die Weide getrieben.
Beide geben Milch und, wenn sie geschlachtet werden, Fleisch. Die Ziege
heißt auch Geiß (oder Hippe); die jungen Ziegen heißen Zicklein (oder
Hipplein).
Der Wolf und die 7 Geißlein (Märchen von Grimm).
42. Die Taube.
R. Wenn meine liebe Mutter den Vöglein streut das Futter,
dann kommen sie im Augenblick herbei und picken pick, pick, pick,
und nicken mit dem Köpfchen, bis voll sind alle Kröpfchen.
Welche Vögel sind das?
Tauben sind Vögel, gehören zum Geflügel, wie die Hühner. Ihr
Kopf ist klein, der Schnabel dünn. Für die Vorderfüße (statt der V.)
hat die Taube zwei lange spitze Flügel, mit denen sie sehr schnell fliegt.
Die Füße sind kurz und haben 3 Zehen. Die Farbe der Tauben ist
verschieden: einige sind blau (bläulich), andere sind rot (rötlich) it. Sie
leben bei uns unter dem Dache oder in einem besonderen Taubenhaus (Tauben-
schlag). Sie fliegen gerne auf das Haus und sitzen und spielen dort;
sie girren und schnäbeln sich. Von dort fliegen sie in die Straßen oder
auf das Feld, um Nahrung zu suchen (welche?). — Tauben legen zwei
Eier, brüten sie aus und süttern die Jungen (Täubchen), die aus den
Eiern kommen; sie bringen ihnen die Körner im Kröpfe (im Halse).
Wir haben auch schon Tauben gebraten und gekocht; ihr Fleisch ist sehr
zart und schmackhaft.
Täubchen und Knabe. Hey. (Wohnort I, Nr. 59.)
43 u. 44. Ter Kanarienvogel im Käfig.
a. Der Käfig. Wir sehen einen Vogel im Käfig. Das ist ein
Kanarienvogel. Wir betrachten zuerst den Käfig und dann den Vogel
selbst. Der Käfig hat vier Kanten, ist vierkantig. Unsere Wohnungen
sind aus Stein gebaut, des Vogels Wohnung aus Draht. Der Draht
ist zu einem Gitter geflochten. Das Gitter (Gitterwand) des Käfigs
ist durchsichtig; das Licht fällt durch das Gitter. Wir können den
Oberteil abheben. Darunter steht der Untersatz. Auf der einen Seite
des Käfigs befindet sich das Futter glas, aus der andern Seite das
Trinkglas des Vogels. Der Vogel frißt Körner und trinkt Wasier.
Wenn die Gläser leer (geleert) sind, so müssen sie wieder vollgemacht
(gefüllt) werden. Durch den Käfig geht eine Stange, auf welcher der
Vogel sitzt; es ist eine Sitzstange. Darüber ist noch eine Stange. Oben
im Käfig hängt ein Ring, in diesen hüpft der Vogel. Des Nachts sitzt
der Vogel im Ringe und schläft. —
4*
— 52 —
b. Der Vogel. Der K. springt jetzt auf die Stange; er hüpft
von einer Stange auf die andere und sitzt dann wieder im Ringe. Er
ist sehr beweglich und munter. Er ist gelb wie Gold, goldgelb.
Er gefällt uns sehr, weil er so munter und schön goldgelb ist; wir
haben unsere Freude daran. Wir sehen ihn näher an: am Kopfe hat
er zwei muntere Augen und einen gelben Schnabel. Die Ohren sehen
wir nicht, sie sind durch Federn verdeckt. Der ganze Rumpf ist mit
gelben Federn bedeckt; auch die Federn der Flügel und die Federn des
Schwanzes (Schwanzfedern) find schön gelb. Mit dem Schnabel pickt
er die Körnchen auf und zerbeißt sie. Der vordere Teil des Rumpfes
heißt die Brust, der Hintere Teil der Steiß; an diesem trägt er den
Schwanz. Der K. hat zwei dünne Beine; an diesen sitzen die Füße und
an diesen 3 Krallen nach vorne und eine Kralle nach hinten. Wenn
er sich setzt, so macht er die Krallen krumm, er krümmt sie. So hält
er sich an der Stange fest, auch wenn er schläft. Die Flügel sind seine
Arme. Wenn er fliegen will, so breitet er die Flügel aus und schlägt
damit in der Luft. Aber im Käfig kann er nur ein wenig fliegen —
flattern. Wenn man ihn kriegen (fangen) will, dann flattert und
piept er so ängstlich. Wenn der Käfig still im Zimmer steht oder hängt,
dann singt er sehr laut und schön; er gehört zu den Singvögeln.
Wir kennen auch noch andere Singvögel, die wir schonen müssen.
Das Lied der Vögel. Hoffmann. (Wohnort I, Nr. 64.)
4ö. Tie Maus.
Die Maus ist das kleinste viersüßige Tier. Sie hat eine spitze
Schnauze und einen langen Schwanz; an oer Schnauze sitzen einige
Barthaare. Sie wohnt in Löchern (Mäuselöchern), kommt aus denselben
hervor, wenn es dunkel ist. Sie riecht ihre Nahrung: Fleisch, Speck,
Brot, Käse ?c. und frißt, was sie findet. Sie zernagt sogar Papier
und Kleider mit den spitzen, scharfen Zähnen. Kommt die Katze oder ein
Mensch, so eilt sie flink in ihr Loch, wo sie sicher lebt. Wird sie aber
von der Katze gefaßt, so piept (quiekt) sie in der Angst, ist aber bald
verzehrt. Da die Mäuse sich stark vermehren (Junge bekommen) und
nns schaden, so werden sie verfolgt; wir fangen sie in Mausefallen.
Einmal hat aber eine Frau Mitleid mit der armen Maus gehabt.
1. Die kluge Maus. Grimm. (Wohnort I, Nr. 179.)
2. Mäuschen und Frau. Hey. (Wohnort I, Nr. 178.)
46 it. 47. Apfel, Birne und Pflaume. Vgl. Nr. 21 u. 22.
a. Es ist Herbst geworden. Wir holen Äpfel und Birnen aus
dem Garten; sie sind reif geworden. Ich habe hier einige Äpfel und
Birnen mitgebracht. Wie sieht dieser Apfel aus? (rund, rundlich, gelb),
wie dieser? (rot). Aber er ist nur an der einen Seite rot, an der andern
— 53 —
auch gelb; die Sonne hat ihn rot gemacht (gerötet). Wo hat er denn
gehangen? Wir können den Apfel schälen (die Schale abziehen) und
zerschneiden. Unter der Schale sitzt das Fleisch (vergleiche es mit
anderem Fleisch); in der Mitte ist das Häuschen für die Kerne, das
Kernhaus. Wenn wir die Kerne in die Erde stecken, so wachsen junge
Äpfelbäume daraus.
b. Die Birne ist nicht so rund wie ein Apfel oder wie eine Kugel,
sondern länglichrund (oben zugespitzt). Sie hat auch eine Schale und
Fleisch, und drinnen ist auch ein Gehäuse mit Kernen (ein Kernhaus,
Kerngehäuse); die Kerne sind schon schwarz; sie sind reif. Birnen schmecken
süß; einige Äpfel schmecken sauer (etwas sauer, säuerlich).
c. Hier ist eine Pflaume (Zwetsche). Sie ist kleiner als der
Apfel und die Birne. Sie ist von Gestalt länglichrund und von
Farbe blau. Ich kann ihr auch die Haut abziehen und das süße Fleisch
essen. In der Mitte ist aber ein großer harter Stein; wenn ich diesen
zerschlage, so finde ich den Kern, aber nur einen dicken Kern. —
Äpfel, Birnen und Pflaumen heißen zusammen Obst. Das Obst ist
eßbar und wohlschmeckend. Obst wächst an den Obstbäumen im Garten.
Es ist von denselben geschüttelt oder gepflückt worden. Kennst du
auch Waldbäume?
NB. Über die Verwendung des Obstes im Haushalt lasse sich der
Lehrer von den Kindern auf Fragen erzählen, was sie davon gesehen haben und
kennen, nicht mehr, da die Art der Verwendung örtlich verschieden ist und auf einer
späteren Unterrichtsstufe als Gegenstand der Naturkunde wiederkehrt.
48. Tas Taschenmesser.
(Der Lehrer hat mehrere Messer mitgebracht.)
Der Lehrer hat ein Messer in der Hand; er steckt es in die Tasche;
es ist ein Taschenmesser. Das Messer hat eine scharfe Schneide zum
Schneiden (was?). Wir müssen das Messer zuklappen (zuschlagen),
wenn wir es in die Tasche stecken, sonst schneiden wir uns damit. Vater
nnd Mutter gebrauchen Tisch-, Brot-, Rasiermesser 2c. Der Teil
des Messers, der klingt, wenn ich daran schlage, ist die Klinge. Sie
ist aus Eisen, blank, glänzend; sie ist geschmiedet und geschlissen (von
wem?). Die Seite des Messers, womit man schneiden kann, ist die
Schneide; sie muß scharf sein, und wenn sie stumpf geworden ist, wieder
geschliffen werden. Der hintere Teil der Klinge ist der Rücken; dieser
ist stumpfer als die Schneide. Oben hat die Klinge eine Spitze zum
Stechen. Wenn wir ein Messer anfassen (angreifen), so fassen wir es
am unteren Teile; das ist der Griff. Der Griff ist aus Holz (Horn)
gemacht; er ist hölzern, dick, vierkantig (oder rund). Klinge und Griff sind
mit einem Niet befestigt, zusammengenietet oder -geheftet; darum
heißt der Griff auch Heft. Wir müssen vorsichtig mit Messern um-
gehen. „Ein Messer in des Kindes Hand, o welch ein großer Unverstand." —
— 54 —
49 u. 50. Tie brennende Lampe.
(Durch eine mitgebrachte Kuppellampe zu veranschaulichen.)
R. Es leuchtet uns in Stnb' und Haus,
vertreibt die finstre Nacht daraus.
a. Sie haben eine Lampe aus den Tisch gestellt. Zum Stehen hat
die Lampe einen breiten Fuß. Über dem Fuße ist die Stange (Säule);
diese ist rund. Sie nehmen jetzt die Glocke (die Kuppel) von der Lampe;
sie ist weiß wie Milch, milchweiß, rund wie eine (halbe) Kugel —
kugel- oder glockenförmig. Sie ist von Glas, aber nicht durch-
sichtig (sondern durchscheinend, für Gewecktere). Jetzt haben Sie das
Glas (den Cylinder) von der Lampe genommen; dieser ist glänzend
und durchsichtig. Der Cylinder hat zwei Öffnungen. Jetzt haben
Sie den Docht angebrannt, angezündet; er brennt. Der Docht
steckt in dem Brenner. Sie drehen jetzt eine Schraube um: die Lampe
brennt heller, wenn ich den Docht hinaufschraube. Unter dem Brenner
ist das Glas (Gesäß) mit Öl (Steinöl, Petroleum — der ortsübliche
Ausdruck). Das Öl sieht blank, klar aus und kann brennen. (Wiederholt
die Teile der Lampe).
b. Wir zünden die Lampe an, wenn es dunkel (finster) wird. Die
brennende Lampe macht das dunkle Zimmer hell. (Dunkle Zimmer werden
durch Lampenlicht erhellt oder erleuchtet.) Wir sehen die Flamme
jetzt nicht, aber sie scheint durch die Kuppel; sie ist durchscheinend. Die
Flamme der Lampe wärmt und leuchtet. (Lehrer dreht den Docht herab
und zeigt, wie die Flamme schwächer wird und endlich ausgeht, erlischt.)
Die Flamme ist erloschen. Man kann die Lampe ausdrehen oder von
oben ausblasen (auspusten). In dem Cylinder hat sich Ruß angesetzt;
er muß davon gereinigt, geputzt werden. Dann wird auch frisches
Öl auf die Lampe gegossen. Mit Lampen muß man vorsichtig umgehen.
51. Ter Spiegel.
(Durch einen oder einige mitgebrachte Spiegel zu veranschaulichen.)
R. Stehst du vor mir, so siehst du dein Gesicht
ganz, wie es ist, ob schmutzig oder nicht.
a. Sie haben einen (zwei) Spiegel auf den Tisch gestellt, gelegt, in
die Hand genommen. Er würde zerbrechen, wenn er nicht festgehalten
würde (feststände); er hat ein zerbrechliches Glas. Um das Glas
geht ein Rahmen: das Spiegelglas ist in einen Rahmen gefaßt. Sie
haben den Spiegel an die Wand (das Pult) gehängt (wieder von der
Wand genommen). Ich fehe (wir sehen) meinen Kops in dem Spiegel
(was sonst?). Ich stehe aber vor dem Spiegel, nicht hinter demselben.
Hinter demselben steht nur mein Bild, das ich aber nur im Spiegel sehe.
Ich kann mich im Spiegel betrachten, bespiegeln.
d. Das Spiegelglas ist glatt und eben, glänzend, aberundnrch-
sichtig, weil hinten Blättchen von Zinn und Quecksilber darauf ge-
legt sind; Quecksilber ist giftig. — Auch im Waffer des Fluffes (Teiches)
— 55 —
kann ich mein Bild sehen, wenn ich am Ufer stehe. Welche Dinge
spiegeln sonst noch?
NB. Die obigen höchst wichtigen und lehrreichen Lektionen (Nr. 47—50)
können in dieser Ausführlichkeit nur mit besonders geweckten Schülern desl. Schul-
jahres behandelt werden. Eigentlich gehören sie in das^ 2. oder 3. Schuljahr, wo-
für sich jedenfalls eine erweiterte Wiederholung empfiehlt.
Schneewittchen (Märchen von Grimm).
52. Spiele und Spielzeuge.
NB. Die hier nur kurz skizzierte Betrachtung kann zu wiederholten Malen,
absatzweife und gelegentlich als Lückenbüßer angestellt werden.
Erst die Arbeit, dann das Spiel; arbeiten, sitzen, gehen, laufen,
springen, hüpfen, tanzen, turnen. Welche Spiele spielt ihr? Welche Vers-
chen sprecht ihr dabei? Wie, wo, wann spielt ihr? — Spielzeuge: der
Kreisel (kegelförmig), die Peitsche, der Ball (kugelrund, elastisch, von Gummi),
der Drache, der Reifen, das Steckenpferd, die Trommel, die Trompete, der
Säbel, die Flinte, die Puppe, der Baukasten, der Malkasten, das Stäbchen-
legen zc. Mit welchen Spielen ahmen die Kinder großen Leuten nach? —
Welche Bilderbücher habt ihr? — Wer weiß daraus Verschen oder Er-
Zählungen? — Zeichnen.
Der Kreisel. Rüdiger. (Wohnort I, Nr. 66.)
Der Jahrmarkt. Goethe. (Wohnort I, Nr. 184.)
Zum Singen. Adam hatte sieben Söhne. (Wegweiserz. Liederb. Nr. 43.)
Häschen in der Grube saß. (Das. Nr. 49.)
b. Der Anschauungsunterricht im Zusammenhange mit der zweiten Abteilung
der Aibel, die zusammenhängende Lesestücke üöer das Leöen in der Schule
und im Ktternhause enthält.
A. Vie Schule (vgl. S. 54—56 der Fibel).
53. Lehrer und Schüler.
Wohin geht man, wenn man sechs Jahre alt ist? (Ins siebente.)
(Die Lektion bestehe in einer vielleicht etwas erweiterten Wieder-
holung der Nr. 10, die Schulordnung für das Schulkind enthaltend,
wobei auf geeignete (geschichtliche) Veranschaulichung und feste EinPrägung
der Ordnungsregeln zu halten ist. Außerdem ist jedes Lese stück der
Fibel natürlich besonders, wenn auch kurz vorzubereiten; vgl. Jüttings
Unterricht im Deutschen sür das erste Schuljahr S. 257 zc.)
54. Die Schulgeräte des Kindes.
(Tafel, Griffel und Schwamm, Nr. 2 u. 3 der Fibel.)
Vgl. Nr. 6 u. 7 der Vorübungen.
a. Wo ist die Tafel gekauft und was kostet sie? Sie dient zum
Schreiben, ist eine Schreibtafel; dient auch zum Rechnen (Rechentafel);
sie ist aus Schiefer (Schiefertafel). Sie hat einen Rahmen aus Holz
— 56 —
(die Schieferplatte ist in einen hölzernen Rahmen gefaßt). Oben ist
ein Loch im Rahmen, in welchem ein Band mit einem Schwämmchen
(Läppchen) hängt. Das Schwämmchen dient zum Abwischen, Reinigen der
Schieferplatte. Die Schieserplatte ist glatt, fchwarz (hat rote Linien), ist
liniiert und zerbrechlich; sei darum vorsichtig mit deiner Tafel; halte
sie rein und ganz. —
b. Der Griffel ist auch von Schiefer, ist darum ein Schieferstift.
Er ist lang (kurz, abgebrochen, bunt), spitz. Er wird mit dem Messer
zugespitzt (von wem?). Wir dürfen nur mit spitzen Griffeln schreiben.
Wir schreiben weiße Buchstaben und Wörter auf die Tafel; wir
schreiben zwischen den Linien. (Wir müssen alle Tage zu Hause eine
Tafelfeite — oder 8 Zeilen schreiben.) Auch zeichnen und rechnen
wir auf der Tafel. Wenn wir das Geschriebene dem Lehrer gezeigt
haben, wischen wir es mit dem Schwämme wieder aus. Der Schwamm
ist grau, weich (locker, elastisch, weil er sich zusammendrücken läßt und
sich wieder ausdehnt); er muß zum Wischen und Reinigen feucht fein
und öfter ausgewaschen werden. Wer wischt die Tafel mit einem Läpp^
chen rein? — Schließlich wird eine Tafel gezeichnet.
55 u. 56. Was ich in der Schule thue und was ich dort nicht
thun mutz oder darf. (Nr. 4. 5, 6 der Fibel.)
Der Lehrer lehrt (unterrichtet): erzählt, fragt, zeigt, macht vor
(liest, schreibt, zeichnet); lobt, tadelt, straft (wen und wie?). Der Schüler
hört und sieht zu, ist still, aufmerksam, gehorsam (folgsam), fleißig; er-
lernt, spricht, antwortet, erzählt, liest (was?), schreibt, zeichnet, rechnet,
singt, betet. Er soll gern zur Schule gehen, dort friedfertig, freundlich,
höflich, gefällig sein; nicht lügen, stehlen, schelten, schimpfen, fluchen,
plaudern, stören ?c.; nicht faul, träge (müßig), zänkisch, unverträglich,
ungehorsam iz. sein.
NB. Die Thätigkeiten der Schüler sind thunlichst zu denen des Lehrers in
Beziehung zu setzen; vgl. die Lehrprobe.
Der brave Schüler.
Sobald zur Schul' das Glöcklein schlägt, so greif ich nach dem Buche,
uud alles ist zurecht gelegt, daß ich nicht lange suche.
Und in der Schule merk' ich auf, damit ich alles lerne;
drum hat mich auch, ich wette drauf, mein Lehrer schon recht gerne.
B. Das Elternhaus. (Vgl. S. 56—62 der Fibel.)
57. Das Äußere des Hauses.
(Vgl. Nr. 26.)
Die Schule ist ein Lernhaus; das Elternhaus ist ein Wohn-
haus. Wo liegt euer Elternhaus? (in welcher Straße?). Es hat vier
Seiten oder Wände. Die Wände find aus Stein gebaut und stehen
— 57 —
gerade auf (senkrecht); dasDach ist darüber gespannt und liegt schräg,
daß das Regenwasser abfließen kann. In den Wänden sind Thüren und
Fenster (wo? wie viele? wozu?). Auf dem Dache liegen Ziegel (dar-
unter Schindeln von Holz); manche Dächer sind auch mit Schiefer-
platten gedeckt (auf dem Lande noch mit Stroh). Unten am Dache
hin geht (läuft) eine Rinne, in welche das Regenwasser fließt; von
hier fließt es in einer Röhre (Rinne, Traufe) herab. Oben auf dem
Hause sehen wir den Schornstein, aus welchem der Rauch aufsteigt
(woher kommt derselbe?). In der Stadt giebt es viele Häuser, Bürger-
Häuser; auf dem Lande (im Dorfe) sind meistens Bauernhäuser.
R. Welches schöne Haus hat weder Holz noch Stein?
Das kleine Schneckenhaus hat weder Holz noch Stein.
58. Das Innere des Hauses.
(Nr. 1 und 2 der Fibel.)
Wir treten durch die große Hausthür in das Haus und kommen
zuerst in einen Gang (Hausflur, Korridor), dann in die Wohnstube
(was darin steht und hängt). Neben der Wohnstube ist eine Kammer
(Schlafkammer) mit den Betten; wieviele Stuben und Kammern (Zimmer)
hat euer Haus? Hinter den Kammern liegt die Küche mit dem Feuer-
Herd (Kochmaschine). Die Stuben werden durch Öfen geheizt (womit?).
Die Wände sind mit Tapeten beklebt, tapeziert (früher waren sie meist
mit Kalk bestrichen, geweißt). Die Stuben müssen fleißig gelüftet und
gereinigt werden (wie?) — Unten im Hanse ist der Keller; was ist
darin? Hinter dem Hause ist ein Hos (auch eine Scheune); auf dem-
selben befindet sich (zuweilen noch) ein Brunnen mit frischem Wasser. —
(Wer hat das Haus gebaut? Wer ist der Eigentümer? der Mieter? —
für Gewecktere.)
Rätsel.
1. Was ist fertig und wird doch jeden Tag gemacht?
2. Ich bin am dunkelsten, wenn es am hellsten ist; am wärmsten, wenn
es am kältesten ist; am kältesten, wenn es am wärmsten ist.
3. Im Ofen ist sein Aufenthalt,
verzehren kann's einen ganzen Wald.
Mit Wasser macht man's mausetot.
Wen's frißt, der leidet Schmerz und Not.
59. Eine Feuersbruust.
(Wo möglich eine solche, welche die Kinder in letzter Zeit erlebt haben.)
(Nr. 3 der Fibel.)
Alte Häuser werden abgebrochen; alte und neue Häuser können
auch abbrennen. Ein großes Feuer in einem Hause ist eine Feuers-
bruust. Manchmal zündet der Blitz das Haus an; manchmal gerät es
auch durch Unvorsichtigkeit in Brand. Einmal hatten Kinder mit
— 58 -
Streichhölzchen gespielt und waren den Gardinen zu nahe ge-
kommen. Dann fing das Holzwerk an zu brennen; die Feuersbrunst
wurde recht groß, als Holz, Heu und Stroh in der Scheune sich ent-
zündeten; das sind leicht brennbare Stoffe (nenne noch andere). Bald
schlug die Flamme aus dem Dache heraus. Als die Menschen den
Rauch und die Flamme sahen, gerieten sie in Angst und Schrecken; viele
jammerten und wehklagten. Andere holten Eimer mit Wasser herbei
und wollten das Feuer löschen. Endlich kamen die Feuerwehrleute mit
Spritzen und langen Leitern. An den Spritzen befanden sich Schläuche,
durch welche man das Wasser pumpte. Das Feuer wurde mit Wasser be-
spritzt. Man rettete die Menschen, welche oben im Hause waren und
löschte endlich das Feuer durch Wasser. Der Schaden, den das Feuer
angerichtet hatte, war sehr groß. Den Obdachlosen fehlte es gewiß an
Nahrung, Kleidung und Wohnung, da sie fast ihr ganzes Besitztum
verloren hatten. Die Ärmsten wurden aber von Reichen unterstützt (und
einige Abgebrannte erhielten Geld aus einer Unterstützungskasse).
Nachtwächterruf.
Habt acht auf Feuer und auf Licht, sagt nicht: „Ein Füukchen schadet nicht."
Ein Fünkcheu sei auch noch so klein, es äschert Stadt' und Dörfer ein.
69. Essen und Trinken.
(Nr. 4 der Fibel.)
Rätsel. Vom Felde kommt's :c. (Fibel S. 59.)
Welche Dinge können gegessen, und welche getrunken werden?
Was gegessen werden kann, dient uns zur Speise; was getrunken werden
kann, zum Getränk. Speisen und Getränke bilden unsere Nahrung
(Nahrungsmittel). Welche werden roh oder ungekocht gegessen?
welche gekocht oder gebraten? Woher bekommt man die Nahrungs-
mittel? Wer bereitet z. B. das Brot, die Butter? Wer liefert uns das
Fleisch? wer das Gemüse? das Obst? wer die Milch? den Wein und
das Bier? den Kaffee und den Thee? ?c. Wer bereitet den Kindern und
anderen Hausbewohnern die Speisen? Wann und wo essen wir? Wir
essen des Morgens, des Mittags, des Nachmittags und des Abends (was?).
Wer giebt uns aber alles, was wir bekommen? Wenn wir essen, so beten
und danken wir auch (was sprecht ihr des Mittags?). Wir müssen essen
und trinken, um zu leben; ohne Nahrung hungern und sterben wir.
Wir müssen aber mäßig essen und trinken, um gesund zu bleiben. Iß
nicht zu heiß, nicht zu kalt, kaue gut! Nasche nicht!
1. Das beste Getränk (Wohnort I, Nr. 200).
2. Der heiße Brei (Märchen von Grimm).
3. Die Gebete, s. Fibel Nr. 5.
61. Unsere Kleidung.
(Wiederholung von Nr. 17—20, mit Berücksichtigung der betr. Lesestücke in der
Fibel, Nr. 7 n. 8, S. 59 u. 60.)
— 59 —
62. Unsere Familie.
(Erweiterung von Nr. 27; Nr. 9 und 14 der Fibel.)
a. Mein Vater heißt . . .; meine Mutter . . . Vater und Mutter
sind meine Eltern (warum heißen sie so?). G. und H. sind ihre Kinder;
G. ist ein Sohn und H. eine Tochter. G. ist der Bruder von H.
und H. ist die Schwester von G.; Brüder uud Schwestern heißen Ge-
schwister. (Wie viele Brüder und Schwestern hast du? zc.) Eltern und
Kinder bilden eine Familie. Meine Eltern lieben mich und erweisen
mir viel Gutes (was denn?). Ich liebe sie aber auch und bin ihnen
gehorsam und dankbar. (Wodurch erweisest du dich dankbar? Was
thust du am Geburtstage des Baters zc.?) Ich muß aber auch meine
Geschwister lieb haben, nicht mit ihnen schelten oder zanken. — Tiere
haben sogar ihre Jungen lieb (Nr. 11 der F.).
b. Kinder wachsen heran, der Knabe wird ein Jüngling, das
Mädchen eine Jungfrau. Männer und Frauen sind noch älter; ganz
alte Menschen heißen Greise uud Greisinnen. „Vor einem grauen
Haupte sollst du aufstehen, und die Alten ehren."
Zu der Familie gehören auch die Verwandten: der Groß-
vater ist der Vater meines Vaters (oder meiner Mutter); die Groß-
mutter ist die Mutter zc. Ich habe auch Onkel und Tanten, Vettern
und Basen (an Bekannten zu veranschaulichen). — Wir haben aber auch
noch andere Menschen im Hause: eine Magd (ein Dienstmädchen) uud
einen Knecht (einen Lehrling, Gehilfen) zc. Das sind unsere Haus-
genossen.
1. Die Mutter.
Wer hat das Kind am liebsten? Das ist sein Mütterlein,
und keiner auf der Erden wird je ihm teurer sein.
Wenn alle müde werden, die Mutter wird es nie,
zu wachen und zu sorgen fürs Kindlein spät und früh.
Sie sitzt an seinem Lager, wenn's krank und matt und trüb;
sie sinnt, was es erquicke, und findet, was ihm lieb.
Sie wacht in frohen Stunden treu über seine Lust
und wiegt das müde Kleine in Schlaf an ihrer Brust.
Solang das Kind auf Erden noch seine Mutter hat,
so lange darf sich's freuen, so lang wird's warm uud satt.
So lang braucht's nicht zu leiden, so lang hat's keine Not!
Drum möge sie erhalten auch uns der liebe Gott!
2. Vorsatz.
Solaug ich Eltern habe, will ich mich ihrer frenn;
will ihnen bis zum Grabe, gehorsam, dankbar sein.
3. Rätsel.
Wer es macht, der braucht es nicht; wer es trägt, behält es nicht; wer es
kauft, der will es nicht; wer es gebraucht, der weiß es nicht.
\
— 60 —
C. Mensch und Tier. Vgl. S. 62—68 der Fibel.
63. it. 64. Der Kopf des Menschen.
(Vgl. Nr. 1 u. 2 der Fibel.)
a. Wir sind Menschen, keine Tiere. Der Leib des Menschen be-
steht auch aus (dem) Kopf, Rumpf und (den) Gliedern. Den Kopf
können wir hin und her :c. bewegen, drehen; die Vorderseite des
Kopses ist das Gesicht. Im Gesichte befinden sich die Stirne, die Nase,
der Mund, das Kinn; die Augen, die Nasenlöcher, die Backen (Wangen),
die Lippen 2Q. Die Stirne ist gewölbt. Die Augäpfel sind kugel-
rund; sie drehen sich nach allen Seiten; ich kann die Augen mit den
Augenlidern schließen und öffnen. Am Rande der Lider sitzen Här-
chen, die Wimpern heißen. Über den Augen befinden sich die Brauen.
Mit den Augen sehen wir.
b. Die Nase hat unten zwei Nasenlöcher; zwischen denselben ist
eine Scheidewand. Durch Nase und Mund ziehen wir die Luft ein
und stoßen sie wieder aus: wir atmen ein und aus. Mit der Nase
riechen wir auch. Der Backen, an welchem das Kinn sitzt, heißt der
Kinnbacken; in demselben befinden sich die Zähne. Zwischen den Zähnen
liegt die Zunge im Munde; über der Zunge befindet sich der Gaumen.
Wir schmecken mit der Zunge und kauen die Speisen mit den Zähnen;
danach kommen die Speisen in den Hals und weiter in den Magen
(Bauch). Hinter den Backen befinden sich am Kopfe die Ohren. Sie
sitzen ebenso hoch wie die Augen (in gleicher Höhe mit den Augen). Der
äußere Teil des Ohres ist die Ohrmuschel. Durch die Ohrmuschel geht
ein Loch iu den Kopf; das ist der Gehörgang; denn mit den Ohren
hören wir (was?) — Wozu dienen die Augen, die Ohren, die Nase,
die Zähne, die Zunge? — Der Kopfknochen heißt der Schädel; er ist
mit Haaren bedeckt. Das Kopfhaar ist brauu oder blond (weiß). Mädchen
tragen das Haar in Flechten; es ist geflochten; das Haar der Knaben
und Männer ist kurz (geschnitten, geschoren). Männer tragen am
Kinn einen Bart, sind bärtig. Was fühlt sich weich an am Kopfe?
was hart? Was sieht rot, was weiß (blaß) aus? Womit sind die
Wangen und andere Teile des Kopfes überzogen? (mit Haut). —
1. Zwei Fenster sind es, die man trägt, ! man guckt durch sie nicht in das Haus,
ein jedes sich vou selbst bewegt; | doch desto mehr guckt man heraus-
2. Zwei Augen Hab' ich :c. Zwei Ohren sind it. Fibel S. 63.
65 n. 66. Der Rumpf und die Glieder des Menschen.
(Vgl. Nr. 1, 2 u. 3 der Fibel.)
a. Unter dem Kopfe befindet sich der Hals, der hinten Nacken heißt.
Unter dem Halse fängt der Rumpf an. Der obere Teil desselben ist
die Brust, der untere Teil der Bauch (Leib); hinten ist der Rücken;
oben am Rücken die Schulter mit dem Schulterblatt, das wir fühlen
können. An beiden Seiten fühlen wir auch die (harten) Rippen. Wenn
— 61 —
wir atmen, so heben sich die Rippen. Wenn wir uns schneiden, so fließt
Blut aus der Wunde. Das Blut fließt in den Adern. Inwendig
sind auch noch die Knochen, das Fleisch und das Fett.
b. Die Glieder (Gliedmaßen). Oben am Rumpfe befinden sich die
Arme (was hat der Hund 2C. dafür?), unten die Beine. Der Arm be-
steht aus (dem) Oberarm und (dem) Unterarm; zwischen beiden ist der
Ellenbogen. Hier können wir den Arm biegen; der ganze Arm ist
beweglich. Wir fühlen auch die Armknochen. Unten am Arme sitzt die
Hand mit ihren 5 Fingern. Diese heißen: der Daumen, der Zeige-
finger, der Mittelfinger, der Goldfinger und der kleine Finger.
Die Finger haben Gelenke. Unten am Finger sind die Nägel; in-
wendig ist die Handfläche. Was können wir mit den Händen thun? —
Das Bein besteht aus (dem) Ober- und Unterschenkel; zwischen beiden
ist das Knie; ich fühle die Kniescheibe. Unten am Beine ist der Fuß
mit den 5 Zehen; hinten am Fuße ist die Ferse, uuten die Fußsohle.
Was thun wir mit den Füßen und Beinen?
1. Hier eine Hand :c. (Fibel S. 63, die drei letzten Strophen).
2. Goldsingerchen (Wohnort I, Nr. 276).
67. Wie der Mensch sein und nicht sein kann.
(Nr. 3 der Fibel.)
NB. In gegensätzlichen Eigenschaftswörtern zu beantworten, die an
bekannten Persönlichkeiten zu veranschaulichen sind.
Alt — jung, groß — klein, dick (fett) — mager, blaß — rot,
schwach — stark (kräftig), langsam — rasch, flink (gewandt), blind —
sehend, taub — hörend, lahm — gehend, gesund — krank, traurig —
fröhlich, reich — arm, klug — dumm, glücklich — unglücklich, träge —
fleißig, gut — böse, gutmütig — boshaft, fromm — gottlos, reinlich —
unreinlich (schmutzig). Andere sittliche und unsittliche Eigenschaften
folgen später.
68. Stimmen der Menschen und Tiere.
(Nr. 4 der Fibel.)
Glocken, die nicht klingen,
Pögel, die nicht singen,
Pferde, die nicht springen,
Kinder, die nicht lachen,
wer hat Lust an solchen Sachen?
Der Mensch kann sprechen (reden — was? womit?), rufen, schreien,
singen, brummen, blasen, pfeifen (flöten), lachen, weinen (warum?), husten,
niesen :c. Welche Tiere können Ähnliches? Welche Tiere brüllen, brum-
men, blöken, summen, bellen, knurren, miauen, wiehern, girren, krähen,
gackern, zischen, quaken, klappern, singen, schlagen, flöten ?c.? Umgekehrt:
was kann der Hund, das Pferd ?c.? Welche dieser Stimmen sind laut —
leise, dumpf (undeutlich)? Welche Tiere sind stumm?
NB. Die Stimmen der Tiere sind in natura beobachtet worden und werden
im Unterrichte dadurch genügend veranschaulicht, daß die einzelnen Stimmen be-
stimmten Tieren beigelegt werden. Die Menschenstimmen können vor- und nach-
gemacht werden.
— 62 —
Der Kuckuck.
Kuckuck, Kuckuck! ruft's aus dem Wald!
Lasset uns singen, tanzen und springen-
Frühling, Frühling wird es nun bald.
Kuckuck, Kuckuck, läßt nicht sein Schrei'n.
Komm in die Felder, Wiesen und Wälder.
Frühling, Frühling, stelle dich ein!
Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held!
Was du gesungen, ist dir gelungen.
Winter, Winter räumet das Feld. Hoffmann v. F.
69. Bewegungen der Menschen nnd Tiere.
(Nr. 5 der Fibel.)
a. Menschen und Tiere leben und bewegen (rühren) sich von selbst
(die Pflanzen und Steine?). Der Mensch geht (steht, liegt, sitzt), läuft,
rennt, hüpft, hinkt, steigt, sinkt (versinkt), stolpert, fällt, steht wieder auf,
dreht, wendet, bückt sich, neigt, biegt sich, nickt, winkt, schwimmt ?e., stößt,
schlägt, wirft, stürzt um, rollt (was?), er arbeitet, geht müßig. Ich lese,
schreibe, rechne, zeichne, singe, bete, trinke.
b. Welche Tiere springen, fliegen, flattern, kriechen, hüpfen, schleichen,
schwimmen, tauchen, watscheln zc.?
NB. Die Bewegungen sind thunlichst zu veranschaulichen (zu zeigen), zum
Teil auch zu beschreiben, z. B. das Gehen des Menschen, des Pferdes, das Fliegen
des Vogels, des Maikäfers.
1. Wenn ich ein Vöglein war'. (Wohnort I, Nr. 62, Wohnort Nr. 100).
2 Hinaus. Hoffmann v. F. (das. Nr. 99).
NB. Zu dieser Zeit beginne der Lehrer mit geweckten Schülern im An-
schlusse an Nr. 62—69 die grammatischen Unterscheidungen der Ding-
oder Hauptwörter, der Thätigkeitswörter und der Eigenschaftswörter.
Zu den orthographischen Vorübungen dienen die durch den fetteren Druck
kenntlich gemachten schwieriger zu schreibenden Wörter in der 2. Abteilung der
Fibel. Vgl. Unterricht im Deutscheu :c. S. 261 u. f.
70. Die Katze.
(Nr. 6 und 7 der Fibel.)
R. Ich will euch jetzt ein Tierchen nennen, ; kann kratzen, kann auch naschen
will sehen, ob ihr's werdet kennen: und sich ein Mäuschen haschen.
Welche Haustiere kennst du? Die Katze ha^ einen rundlichen, der
Hund meist einen spitzen Kopf. An dem Kopfe sind kleine Ohren und
glänzende Augen. An den Lippen sehen wir lange Spürhaare. Die
Katze hat ein weiches Fell. An den Füßen hat sie Pfoten mit scharfen
Krallen; sie kann die krummen und spitzen Krallen in Scheiden zurück-
ziehen. Wenn sie aber kratzen will, kommen die Krallen hervor und die
Augen funkeln, auch im Finstern. Die Katze kann sehr freundlich
mit uns sein, sie läßt sich gerne streicheln (wo?) und schnurrt dann.
Sie ist aber falsch, und wenn sie böse wird, dann miaut, beißt und
kratzt sie ganz gefährlich; drum hüte dich vor der Katze, nimm sie nicht
ans den Schoß und noch weniger mit ins Bett. Sie zankt sich auch
oft mit dem Hunde. Sie ist aber doch nützlich. Sie nascht auch gern,
aber sie fängt uns doch die Mäuse weg, die sie frißt. In der Nacht
machen die Katzen oft viel Lärm, eine Katzenmusik.
— 63 —
1. Das Kätzchen.
Die Nacht ist still, der Mond geht auf,
wer klettert da zum Dach hinauf?
Drei Sänger: Miez und Hinz und Mohr
beginnen ihren Katzenchor.
Die Leut erwachen rings umher;
bald schleicht der Herr vom Haus daher,
Musikdirektor will er sein,
schlägt mit der Peitsch' den Takt darein. Reinick.
2 Hund und Katze. Güll. (Wohnort Nr. 88. Wohnort II, Nr. 76).
3. Hausfrau und Katze. (Wohnort II, Nr. 75.)
71. Das Pferd.
(Nr. 8 der Fibel.)
Das Pferd ist unser größtes Haustier. Es hat einen langen Kopf
mit großen und klugen Augen und mit aufrecht stehenden Ohren, ferner
einen schön gebogenen Hals mit einer Mähne, einen runden und schlanken
Leib und einen Schweif mit langen Haaren. Seine Beine sind dünn
und schlank; an den Füßen hat es runde Hufe (wie viele an jedem Fuße?).
Es läuft sehr schnell, trabt und galoppiert, geht aber auch recht
langsam. Das Pferd ist ein sehr nützliches Tier: es zieht den Wagen
auf der Straße, den Pflug auf dem Acker, trägt den Reiter (auch in
der Schlacht, denn es ist mutig). Junge Pferde heißen Füllen, weiße
Pferde Schimmel, rötliche Pferde Füchse und schwarze Pferde Rappen.
Wir machen uns auch Pferde von Stöcken — Steckenpferde. Womit
werden die Pferde gefüttert?
Sperling und Pferd.
Sperling: „Pferdchen, du hast die Krippe voll,
giebst mir wohl auch einen kleinen Zoll,
ein einziges Körnlein oder zwei;
du wirst noch immer satt dabei."
Pferd: „Nimm, kecker Vogel, nur immer hin,
genug ist sür mich und dich darin."
Und sie aßen zusammen, die zwei,
litt keiner Mangel und Not dabei.
Und als der Sommer kam so warm,
da kam auch manch' böser Fliegenschwarm;
doch der Sperling fing hundert auf einmal,
da hatte das Pferd nicht Not noch Qual. Hey.
72. Der Esel.
(Nr. 9 der Fibel.)
Wiederholung von Nr. 32, mit Rücksicht auf Nr. 9 der Fibel.
73. Der Hahn.
(Nr. 10 und 11 der Fibel.)
Bin der Herr von Trippen-Trappen, trag' ein Kleid von bunten Lappen,
auf dem Kopfe roten Putz; kratze gerne in dem Schmutz,
trage einen Sporn dazu, aber leider keine Schuh.
Wiederholung von Nr. 34, mit Rücksicht auf Nr. 10 u. 11 der Fibel.
— 64 —
74. Die Taube.
(Nr. 12 der Fibel.)
Wiederholung von Nr. 42, mit Rücksicht auf Nr. 12 der Fibel.
75. Der Tanzbär.*
(Nr. 13 der Fibel.)
Gestern (vor einigen Tagen, Wochen) haben wir einen Tanzbären
auf der Straße gesehen. Der Führer hielt ihn an der Leine (Kette) fest,
daß er nicht fortlaufen konnte. Er trug einen Maulkorb, wie ein
Hund, daß er nicht beißen konnte; denn der Bär ist ein gefährliches
Raubtier. Er mußte auf den Hinterfüßen gehen und einen Pfahl
auf dem Nacken tragen und so zu der Musik ein wenig tanzen. Er hatte
einen braunen dicken Pelz und brummte zuweilen, aber er that uus
nichts. Als der Bärenführer Geld einsammelte, gaben wir ihm ein paar
Pfennige.
Der Tanzbär.
„Was kommt denn da für ein Tanzmeister her?
Willkommen, willkommen, du lieber Bär!
Was du doch alles für Künste verstehst,
wie zierlich du auf zwei Beinen gehst!
Und schade noch, Bärchen, höre du:
du brummst ja gar verdrießlich dazu."
Dem Bären war's freilich nicht zum Lachen,
er mußte hier seine Sprünge machen;
viel lieber wär' er im Wald zu Haus
und schliefe in seiner Höhle aus.
Hier mußte er hungern den halben Tag;
viel lieber ging er dem Honig nach. W. Hey.
76. Der Frosch.
(Nr. 14 der Fibel.)
NB. Vorausgesetzt wird, daß man den Frosch im Sommer gelegentlich öfter
beobachtet hat und ihn durch eine gute Abbildung veranschaulicht. Besser ist es
freilich, einen Frosch (Wasserfrosch) mit in die Schule zu bringen.
Der Frosch ist auch eiu vierfüßiges Tier, aber er gehört nicht
zu den Haustieren. Er hüpft überall umher und wenn es ihm gefällt
oder wenn er verfolgt wird, so springt er ins Wasser; plumps ist er
fort (verschwunden). Allein da zeigt er sich wieder: siehst du den Kopf
mit dem breiten Maule und den dicken Augen? Jetzt schwimmt er
weiter, so gut wie ein Fisch, da er Schwimmhäute hat. Er hat eine
glatte, feuchte, schleimige Haut, ohne Haare, und fühlt sich kalt an.
Er hat eine grüne Farbe mit gelben Streifen. An den Füßen hat er
lange Zehen, und zwischen diesen sitzt eine Haut, eine Schwimmhaut —
sieh, wie er im Wasser die Zehen ausbreitet. Ganz junge Frösche haben
einen Schwanz. Am Abende stimmen die Frösche im Teiche ihren Gesang
an: sie quaken so laut, daß mau es weithin hören kann.
Der Frosch (Wohnort II, Nr. 63).
— 65 —
77. Tie Nahrung der Tiere.
(Nr. 16 der Fibel.)
(In Fragen.) Wozu ist die Nahrung nötig (notwendig?) Was
fressen unsere größeren Haustiere? was unsere Hühner und Tauben? was
die Mäuse und Ratten? was die Singvögel? was die Raupen? was
die Fische im Wasser? was die Störche? was die Frösche? Was saugen
die Bienen aus den Blüten? Welche Tiere nähren sich bloß von Pflanzen
(Pflanzenkost)? welche von Fleisch? — Wer sorgt für sie alle?
78. Die Wohnungen der Menschen und Tiere.
(Nr. 17 der Fibel.)
(In Fragen.) In welchen Gebäuden wohnen die Menschen? in
welchen unsere Haustiere? die Tauben und Hühner? Wo wohnen (leben)
die Hasen? die Füchse? die Mäuse? die Maulwürfe? die Fledermäuse?
die Vögel? die Fische? die Bienen? ic. Welche Tiere bauen sich Wohnungen
in der Erde? auf der Erde? auf Bäumen und im Gebüsch? Welche leben
im Wasser? Für welche Tiere bauen Menschen Wohnungen? Welche Tiere
haben keine eigentlichen Wohnungen? Wozu dienen die Wohnungen?
NB. Da eine Vollständigkeit in der Beantwortung weder möglich noch
wünschenswert ist, so lasse der Lehrer die einzelnen Kinder möglichst verschieden
auf die Fragen antworten und dann die angemessensten Antworten im Chor zu-
sammenfassen.
Die Bremer Stadtmusikanten (Märchen von Grimm. Vgl. Nr. 46).
D. Die Zeit und das Wetter.
(Vgl. S. 68—72 der Fibel.)
79. Tag und Nacht.
(Nr. 1—3 der Fibel.)
a. Der Morgen. Die Sonne scheint, es ist Tag. Die Sonne
ist eine feurige Kugel; sie steht am Himmel, ist aber nicht nahe, sondern
weit von uns entfernt; sie ist sehr groß, viel größer als ein Hans, ein
Berg, ja als die ganze Erde. Sie scheint und wärmt durch ihre
Strahlen. Wenn sie aufgeht, dann wird es etwas hell, und der
Himmel wird rot (die Morgenröte zeigt sich); daraus wird es ganz hell,
es ist Tag; ich kann sehen. Die erste Zeit des Tages ist der Morgen.
b. Der Mittag, der Abend und die Nacht. Die Sonne steigt
höher am Himmel; es ist bald Mittag; jetzt ist es noch Vormittag. Um
Mittag steht die Sonne am höchsten und scheint am heißesten. Wenn
wir wieder zur Schule kommen, dann ist es Nachmittag. Nachher wird
es Abend, dann geht die Sonne unter, wo? (die Himmelsgegend wird
nur gezeigt, noch nicht benannt). Am Abend wird es dunkel; wenn es
finster ist, dann ist es Nacht. In der Nacht und am Abend ist es
auch kühl, kalt (kühler als am Tage). Mond und Sterne scheinen am
Himmel nnd machen es etwas hell. Es ist jetzt Winter; dann sind die
Tage kürzer als im Sommer. Im Sommer sind die Nächte kürzer als die Tage.
IUtting und Weber, Anschauungsunterricht. 5
— 66 —
c. Das Leben am Morgen und Abend. Wir stehen am Morgen
frühe auf (um welche Uhr im Winter? im Sommer?). Wenn wir
erwachen, sagen wir Gott Dank für die Ruhe der Nacht (sprechen wir
unser Morgengebet — welches? Fibel Nr. 2). Daun kleiden wir uns
an, waschen uns, essen und trinken und gehen zur Schule. — Des
Abends kleiden wir uns nach dem Essen aus und legen uns zur Ruhe.
Vor dem Einschlafen danken wir dem lieben Gott (wofür? — sprechen
wir unser Abendgebet — welches? Fibel Nr. 3).
89. Ter Mond und die Sterne.
(Nr. 4 und 5 der Fibel.)
NB. An einigen der vorhergehenden Tage hat der Lehrer den Kindern ge-
raten, den (um 6 bez. 7 Uhr) aufgehenden Mond am Himmel zu beobachten und
zu sehen, wie er über die Häuser durch die Bäume guckt; auch darauf zu achten,
wie er aussieht, welche Gestalt er hat. An anderen mondlosen Abenden haben die
Kinder auf den Rat des Lehrers den prächtigen Sternenhimmel beobachtet, auch
den hellen Streifen am Himmel gesehen, auf den der Lehrer besonders auf-
merksam gemacht hatte, vielleicht auch den hellen Abendstern.
R. Es wandelt still und ganz allein — Fibel S. 71.
a. Gestern Abend haben wir den Mond gesehen, als er eben auf-
ging. Er kam über des Nachbars Haus, den Wald, den Garten ?e.
und guckte durch die Bäume. Vorher war es ganz dunkel; nun
erhellte der Mond die Nacht; aber es war doch nicht so hell wie am
Tage; auch wurde es nicht warm vom Mondenschein (— der Mond
erwärmt die Erde nicht). Der Mond war rund uud voll — es ist
jetzt Vollmond. Er hat ein gelbliches Aussehen uud einige Flecke,
so daß er fast wie eiu Angesicht aussieht. (Wer hat den Mond einmal
hoch am Himmel gesehen? Dann sieht er kleiner aus. Wer hat ihn
halb gesehen? so(^? oder so 3>. Der Mond hat bald diese, bald jene
Gestalt, eine verschiedene Gestalt — für Erfahrenere).
b. Ehe der Mond aufging, haben wir auch die Sterne am Himmel
gesehen. Es waren aber so viele, daß wir sie nicht zählen konnten, sie
sind unzählig. Einige sind groß und funkeln, andere sind ganz klein
und scheinen ruhig. Mitten über den Himmel geht ein heller Streifen,
das ist die Milchstraße, da sie weißlich wie Milch aussieht. Es sind das
auch lauter Sterne. Der Sternenhimmel ist prächtig (prachtvoll). Der
liebe Gott hat Himmel und Erde, Sonne und Mond und alle Sterne
erschaffen und er erhält sie auch (falls der Religionsunterricht schon
die Begriffe „schaffen" und „erhalten" veranschaulicht hat).
Zugaben wie bei Nr. 40.
81. Tie Zeit.
(Nr. 6—9 der Fibel.)
Es giebt Taschen-, Wand- und Turmuhren. Die Uhren auf den
Türmen und an der Wand schlagen die Stunde. Welche Stunde hat es
soeben geschlagen? (8 oder 9 Uhr). Um welche Uhr ist die Schule aus?
(10 oder 11 Uhr). Von 8—9 Uhr ist eine Stunde. Der ganze Tag
— 67 —
vom Morgen bis zum Abend hat 12 Stunden und die Nacht vom Abend
bis zum Morgen auch 12 Stunden. — Sieben Tage heißen eine Woche.
Die Tage der Woche heißen: Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch,
Donnerstag, Freitag, Sonnabend. Welches ist also der erste Tag der Woche?
welches der letzte? Welcher Tag ist heute? An welchem Tage gehen wir
nicht zur Schule? An welchen Tagen haben wir nachmittags frei? Vier
Wochen heißen ein Monat. Zwölf Monate heißen ein Jahr. Wieviel
Jahre bist du alt? In welchem Lebensjahre bist du denn? In welchem
Monate sind wir jetzt? Das Jahr hat vier Jahreszeiten: Frühling,
Sommer, Herbst und Winter. In welcher Jahreszeit ist es am wärmsten?
in welcher am kältesten? Welche Jahreszeit ist es jetzt?
82. Wind und Wetter.
(Nr. 11 n. 12 der Fibel.)
a. Ich fühle die Luft oder den Wind, sehe ihn aber nicht; der
Wind (die Luft) ist unsichtbar, aber fühlbar. Heute weht der Wind
leise, gestern wehte er stärker; wenn es sehr heftig weht, dann stürmt
es. Der Sturm kann Schaden anrichten (welchen?). Die Luft
ist jetzt ganz klar und blau; gestern waren (standen) Wolken am
Himmel. Aus den dunklen Wolken fällt der Regen: es regnet. Der
Regen besteht aus Wasser; er macht die Erde, die Pflanzen naß. Wenn
der Regen im Sommer auf die Pflanzen fällt, fo wachsen (und gedeihen)
sie; der Regen macht es fruchtbar (daß die Pflanzen Früchte tragen).
b. Zuweilen hören wir auch deu Donner rollen und sehen den
Blitz, der auch aus den Wolken kommt. Jetzt donnert und blitzt es
nicht, da es Winter ist; es schneit aber oft. Wo bleibt das Regen-
Wasser? Es dringt in die Erde oder sammelt sich in Quellen und
Bächen; aus mehreren Bächen werden große Flüsse (oder Ströme).
Das Flußwasser trägt Schiffe und treibt Mühlen.
1. Wind und Wetter.
Ich bin der Wind und komme geschwind;
ich wehe durch den Wald, daß weit es wiederhallt.
Bald säusle ich gelind und bin ein sanftes Kind,
bald braus' ich wie ein Mann, den niemand fesseln kann.
Schließt Thür und Fenster zu, sonst habt ihr keine Ruh:
ich bin der Wind und komme geschwind.
Wuh, wuh, wuh, mein Kindchen,
es weht ein frisches Windchen,
da har der Müller Freude sehr,
und seine Mühle klappert mehr.
Doch geht der Sturm dann: Brumm, brumm, brumm,
da wirft er die ganze Mühle um.
2. Rätsel.
Was fliegen für weiße Vögelein da droben vom Himmel hernieder?
Sie sind noch so jung, sie sind noch so klein und haben ein zartes Gefieder.
Und singen können sie auch noch nicht, es ist ein so stilles Gewimmel;
die Lerche schwebt auf zum heitern Licht, die kommen vom heitern Himmel.
3. Zum Singen. In unsers Vaters Garten. W. I. 208, W. 288.
5 *
— 68 —
E. 3m Winter. Vgl. S. 72—74 der Fibel.
83. Der Winter.
(Nr. 1—5 und Nr. 8 der Fibel.)
Jetzt sind die Tage sehr kurz und die Nächte lang; es ist Winter.
Die Sonne steht niedrig am Himmel; oft ist sie gar nicht zu sehen. Wes-
halb denn nicht? Die Bäume haben keine Blätter mehr, sie sind kahl und
alles ist draußen wie tot. Oft fällt auch Schnee. Den legt der liebe
Gott wie eine große weiße Decke über Wiesen und Felder, damit die
zarten, jungen Pflanzen nicht erfrieren. Die Knaben werfen sich gerne
mit Schneebällen und bauen sich dicke Schneemänner, die so lange stehen
bleiben, als es friert. Das Wasser hat jetzt auch eine harte und glatte
Decke bekommen, und lustig gleitet der Schlitten- über das blanke Eis
dahin. Wenn ich erst größer bin, gehe ich mit Schlittschuhen auf das
Eis. Jetzt ist es mir draußen noch zu kalt; ich bleibe lieber in der
warmen Stube. Da steht der freundliche warme Ofen, um den wir uns
des Abends alle versammeln. Dann wird geplaudert und erzählt, daß es
eine Lust ist. Nach einigen Wochen werden die Tage länger, und der
Frühling kommt bald wieder; dann zerschmilzt auch der arme Schneemann.
1. Zum Singen. A, a, a, der Winter der ist da. Sieberf). 36.
2. Das Büblein auf dem Eise, von Güll. W. I. 232, W. 315.
84. Der Sperling im Winter.
(Nr. 6 und 7 der Fibel.)
Der Sperling.
R- Ich bin wohl ein gemeiner Wicht,
das Singen gar versteh' ich nicht,
es sieht mich auch der Mensch nicht an,
nur böse Buben dann und wann,
die werfen mich mit Steinen.
Und dennoch will mir's scheinen,
als sei so schön die ganze Welt,
so blau die Luft, so grün das Feld, —
piep, piep, piep,
ich habe die Welt so lieb. Rodenberg.
(In Fragen.) Was ist der Sperling? Wie viel Füße hat er?
wie viele Zehen an jedem Fuße? an beiden Füßen? Wo und wie ist
sein Schnabel? (dick und zugespitzt). Welche Farbe hat sein Gefieder
(feine Federn?) Wie bewegt er sich? (hüpft, fliegt). Wie spricht er? Wo
baut er sein Nest (nistet er)? Woraus bereitet er es? Warum kommt er
zu uns auf den Hof? Was frißt er in den Scheunen der Bauern? Was
sncht er im Sommer von den Bäumen? Er bringt uns aber wohl mehr
Schaden als Nutzen; darum wird er verfolgt (von wem?).
Hans und die Spatzen.
„Ach Vater, sprich, wie sang' ich's an,
daß ich die Spatzen fangen kann? die Spatzen!"
— 69 —
Der Vater spricht: „So streu, mein Hans,
hübsch Salz den Spatzen auf den Schwanz, den Spatzen!"
Drauf nimmt er eine Hand voll Salz
und lauert mit gestrecktem Hals auf Spatzen.
Und als der erste sich gesetzt,
schleicht er heran: „Dich krieg ich jetzt, dich Spatzen!"
Das Spätzlein aber flog, husch, husch!
hinweg zum nächsten Lindenbusch. Ach Spatzen!
„Sie halten, Vater, ja nicht still,
wenn ich das Salz hinstreuen will — die Spatzen!"
„So laß die Spatzen, Hans, in Ruh,
sie sind halt klüger doch als du, die Spatzen."
85. Der Jäger.
(Nr. 9 und 10 der Fibel.)
Der Jäger geht im Herbste auf die Jagd; er will Hasen,
Rebhühner, Enten und auch Füchse schießen. Er hängt eine Tasche
(Jagdtasche) um, ein Horn mit Pulver (Pulverhorn) an die Seite
und die Flinte (das Gewehr) auf die Schulter und nimmt den Hund
(Jagdhund) mit. Mit dem Jagdhunde wandert er durch Feld und Wald
und fucht nach Tieren, die er schießen darf (nach Beute). Er ladet
seine Flinte, und wenn er ein solches Tier sieht, dann zielt und schießt
er. Wir hören den Schuß, es knallt, und der schnelle Hase stürzt
nieder; er ist zum Tode getroffen. Der Hund sucht und findet ihn (das
Wild). Der Jäger hängt ihn an die Tasche; die Rebhühner, welche
er geschossen, steckt er hinein. Die Beute verkauft er an die Wildhändler
(wohin kommen die Hasen zc. weiter?). Der Fuchs raubt Gänse und
Hühner; zur Strafe dafür wird er vom Jäger auch geschossen.
1. Horch, Häschen, merkst du was? !c. — Fibel S. 74.
2. Knabe und Häslein.
Häslein kam fröhlich aus dem Busch,
hüpfte auf das Stoppelfeld husch! husch!
Da sagte der Knabe so in sich hinein:
Möchte doch auch wohl ein Häslein sein!
Spränge dann in Feld und Wald umher;
jetzt muß ich viel lernen, das ist so schwer.
Da kam der Jäger mit blankem Gewehr.
Häslein spitzte die Ohren sehr.
Puff! ging's; da lag das arme Tier im Blut.
Dem Knaben ward so weh zu Mut,
lief hurtig ins Haus zu dem Mütterlein,
da mochte er wohl kein Häschen mehr sein.
86. Der Christbaum oder Weihnachtsbaum.
(Nr. 1—5 der Fibel S. 74—76.)
R. Ich kenne ein Bäumchen gar feirt und zart. Nr. 1 der Fibel S. 74.
Der Christbaum stand im Walde. Er hatte dort ein gutes
Plätzchen. Er konnte die liebe Sonne sehen und wurde von den Wolken
— 70 —
dann und wann begossen, damit er grün blieb. Die Vögelein sangen
ihm ihre Lieder vor. Als er groß genug zum Christbaum war, kam
aber der Förster und schlug ihn mit der Axt ab und brachte ihn nach
der Stadt. Da kaufte ihn der Vater und brachte ihn nach Hause. Die
Mutter holte ihn in die Stube und schmückte ihn mit Lichtern, Äpfeln
und Nüssen, Gold und Silber. Als nun der Weihnachtsabend
kam, stand er prächtig geschmückt auf dem Tische; die Lichterchen
brannten alle, die goldenen Nüsse glänzten, die Äpfel und die Zucker-
sachen lachten uns an. Und unter dem Baum, welch schöne Sachen gab
es da für jeden von uns: Kleider, Puppen, Pferdchen, Soldaten, Häuser,
Bücher, Taseln und viele andere Sachen. Das war eine reiche Be-
schernng vom heiligen Christ! An den folgenden Abenden wurde der
Christbaum noch einigemale angezündet; endlich aber wurde er von uns
Kindern geplündert und dann in die Ecke gestellt, wo er nun noch trauert.
Zum Singen. 1. O Tannenbaum ?c. Fibel S. 74.
2. Alle Jahre wieder — das.
87. Nach Neujahr läßt der Lehrer sich von mehreren Kindern er-
zählen, was sie zu Weihnachten und in den Weihnachtsferien erlebt,
erhalten oder gemacht haben, wobei er natürlich durch Fragen und
Forthelfen mitwirkt. Damit ist die Wiederholung der Weihnachts-
stoffe in der Fibel (S. 74—76) und der biblischen Geschichte vom Christ-
kindchen zu verbinden.
F. Erzählungen für den geistigen und sittlichen Anschauungsunterricht.
(Vgl. die Fibel S. 76—79.)
NB. Die Behandlung von zusammenhängenden Lesestücken, wozu die Er-
Zählungen und Gedichte der Fibel gehören, kann nicht Gegenstand dieser Schrift
sein. Die Verwendung dieser Stoffe im Lehrgange des Anschauungsunterrichts,
wie die EntWickelung einiger wenigen sittlichen Begriffe und Grundsätze aus den
Erzählungen uud Dichtungen ist in der betr. Methodik in dem „Unterricht im
Deutschen" für das erste Schuljahr näher dargelegt worden. Hier können nur
die Hauptbegriffe sittlicher und allgemein geistiger Art kurz angedeutet
werden, welche durch die S.76—79 und fernerS.85—87 aufgeführten Erzählungen
und Dichtungen veranschaulicht werdeu sollen. Je kürzer und einfacher dies
im Unterrichte geschieht, desto besser. In den Lehrproben wollen wir das an
einigen Erzählungen versuchen. Doch wird der Nachweis nur mit besonders ge-
weckten Kindern gelingen; die weniger geförderten und geweckten müssen sich mit
den Erzählungen selbst vorerst begnügen.
88—92. Wie die Menschen (Kinder) sein können.
a. Gut oder böse (fromm — gottlos, nach der bibl. Geschichte);
ehrlich oder diebisch (Nr. 1 der Fibel); dankbar — undankbar (Nr. 2); mit-
leidig (barmherzig) — (hartherzig) oder lieblos (Nr. 3);
d. teilnehmend (liebevoll) — schadenfroh oder neidisch (Nr. 4); be-
scheiden — hochmütig (stolz) (Nr. 5); nachgiebig — zänkisch (Nr. 6); ver-
träglich (gutmütig, sanft) — boshaft (7);
— 71 —
c. mitleidig — grausam (Nr. 8); freundlich — feindlich (böse, auch
furchtsam, ängstlich) (Nr. 9); wahrhaft (aufrichtig) — lügenhaft (Nr. 10).
d. Zu S. 85—87, von Nr. 5—12.
Nr. 5 zeigt, wie die Bruderliebe sich verschieden äußert;
Nr. 6 die Schönheit der Naturgegenstände und Gott als den
Schöpfer und Herrn derselben;
Nr. 7 handelt vom Lesen im zwiefachen Sinne;
Nr. 8 von dem, was auch für Kinder zählbar ist;
Nr. 9 von dem, was unzählbar ist;
Nr. 10 vom Kriegsleben in der Natur und von dem Schutze des
lieben und guten Vögleins;
Nr. 11 von der Sonne als einer Mutter;
Nr. 12 von der Unendli chkeit des Himmels und von Gottes All-
wissenheit. _
(j. vom lieben Gott.
(Fibel S. 80—83.)
NB. Ausführlich kann nur dann vom lieben Gott und von dem, was er
von uns verlangt, die Rede sein, wenn im Anschauungs- wie im Leseunterricht
zum öftern auf die eine oder andere Seite religiöser Erkenntnis und religiösen
Lebens und Wandels gelegentlich hingewiesen worden ist. Die so gewonnenen
Einzelkenntnisse können dann auf Gruud der konkreten Fibelstoffe aus der
religiösen Volkspoesie zu einer einfachen zusammenhängenden Lehre von
Gott und von den Pflichten gegen Gott uud die Menschen benutzt werden.
Statt der biblischen Geschichtsbilder ist aber hier das Natur- und das Menschen-
leben die Quelle der Religion und des religiösen Lebens. Allein auch unter
den obigen Voraussetzungen wird der ganze Unterrichtsstoff in der vorliegenden
Ausführung für die allermeisten ersten Jahrgänge zu schwierig und jedenfalls eine
Wiederholung gegen Ende des zweiten Jahrganges erforderlich sein. In solcher
Lage begnügt man sich mit der einfachsten Behandlung poetischer konkreter Lese-
stücke, wie sie in dem „Unterricht im Deutschen" weiter dargelegt ist.
93. 94. Wie wir den lieben Gott (aus der Natur und dem
menschlichen Leben) erkennen,
a. Wir Menschen können Korn säen und ernten; wir können es zu
Brot verarbeiten; aber wir können kein Korn wachsen lassen. Der
liebe Gott läßt das Korn aus der Erde wachsen und schickt Regen
und Sonnenschein, damit es gedeiht und reif wird. Er macht (schafft)
die Pflanzen, die Tiere und die Menschen; ja er hat Himmel und Erde
und alles, was darinnen ist, aus nichts gemacht, d. h. geschaffen: er
ist der allmächtige Schöpfer der Welt und wir alle find seine Ge-
schöpfe. Nr. 1 der Fibel.
d. Der liebe Gott ist im Himmel und auf Erdeu, im Sonnen-
fchein und Gewitter, in der Pflanze und im Tier, auch in und bei dir
und mir, er ist überall (oder gegenwärtig), aber wir sehen und hören
ihn nicht, denn er ist ein Geist. Nr. 2 der Fibel.
c. Ich weiß nicht, wie viele Sterne am Himmel stehen, wie viele
Wolken durch die Luft ziehen, auch nicht, wohin sie ziehen; ich weiß nicht,
— 72 —
wie viele Mückleiii in der Luft spielen und wie viele Fischlein im Wasser
schwimmen — der liebe Gott weiß aber alles dieses und noch viel mehr;
er ist allwissend. Er weiß auch, wie viele Menschen auf Erden leben
und was sie thun und denken, ob sie Gutes oder Böses thun; er kennt
auch mich und dich ganz genau. Nr. 3.
d. Wer sagt den Bienen, daß in den Blumen ihre Nahrung steckt
(der Tisch sür sie gedeckt ist)? Wer bereitet dem Käfer das Blatt, von
dem er frißt? Wer giebt der Schnecke ein Haus aus den nackten Leib?
Wer giebt dem Vogel sein warmes Federkleid? und dem Schmetter-
ling sei prächtiges Flügelkleid? Wer giebt ihnen allen endlich zu essen
und zu trinken? Der liebe Gott sorgt für alle Tiere: er ist gütig
gegen alle (und erbarmt sich aller seiner Geschöpfe). Er giebt auch dir
und mir Kleidung, Nahrung und Wohnung; er hat dir Vater und Mutter,
Bruder und Schwester, Lehrer und Freunde, ja Lust und Leben gütigst
gegeben: alles kommt von Gott und alles ist darum auch sein. Nr. 4
und 5 der Fibel.
e. Der liebe Gott sorgt wie ein liebevoller und weiser Vater für
uns, seine Kinder; er hilft uns auch, wenn wir krank sind und wenn
wir in Not (Armut) kommen. Gute Menschen und die Engel im Himmel
sind seine Diener, die uns Tag und Nacht bewachen und vor Gefahr
und Unglück schützen. Nr. 6 und 7 der Fibel.
95—97. Wie wir dem lieben Gott dienen.
a. Gott ist die Liebe selbst; er liebt uns alle als seine Kinder.
Vater und Mutter sind an Gottes Statt (sind seine Stellvertreter);
sie lieben mich; sie nähren und kleiden mich; sie erziehen mich und er-
weisen mir viel Gutes (was z. B.?). Darum liebe ich sie auch wieder;
ich habe sie gerne, bin ihnen auch zugethan (geneigt); ich will ihnen
allezeit dankbar und gehorsam (folgsam) sein; ich will das Böse
(die Sünde) meiden und Gutes thun, und das will ich nicht thun aus
Furcht vor Strafe, sondern aus Liebe zu Gott und meinen Eltern; das
ist Gottes Wille. — Ebenso will und muß ich meine Geschwister,
meine Freunde und auch meine Lehrer lieben. Alle Menschen sind Gottes
Kinder; darum sind sie auch alle meine Brüder und Schwestern, und
darum will und muß ich auch alle Menschen lieben, besonders die
Armen und Unglücklichen. Wenn ich die Menschen (meine Nächsten)
liebe, so liebe ich auch Gott. Gott und die Nächsten lieben, das
ist rechter Gottesdienst. Nr. 8 und 9 der Fibel-
d. Wer Gott fürchtet und ehrt, wer seine Eltern ehrt und liebt,
und wer seinen Nächsten liebt, der ist fromm. Der Fromme thnt auch
keinem Menschen unrecht; er giebt jedem, was ihm zukommt: er ist
ehrlich; ist kein Dieb (kein Hehler und Betrüger); er weiß, was gut
und böse (recht und unrecht) ist, er hat ein Gewissen, das ihn warnt,
wenn er Böses thun will; das Gewissen straft ihn, wenn er Böses
gethan hat; es läßt ihm Tag und Nacht keine Ruhe. — Hast du das
einmal erfahren? Nr. 10 der Fibel.
— 73 —
c. Der Fromme hat auch Erbarmen mit den Tieren; er tötet
kein Tier ohne Not und quält es gar nicht; er ist kein Tier quäl er.
Störe auch das Nest des Vogels nicht! Zertritt keinen Wurm auf dem
Wege! Gott hat ihn auch erschaffen und liebt ihn. „Quäle nie ein Tier
zum Scherz; denn es fühlt wie du den Schmerz." Nr. 11 der Fibel.
ä. Wer Gott fürchtet und liebt, der denkt auch gerne an Gott;
er spricht gerne mit seinem Gott: er betet zu ihm und bittet ihn um
Vergebung seiner Fehler (der Sünde). Der Fromme betet und
bittet alle Tage, besonders auch am Sonntage (in der Kirche). Dann
ruht er von der Arbeit, geht auch mit Eltern und Geschwistern in die
Kirche (in das Gotteshaus), wohin die Glocke sie ruft. Hier hören
sie die Predigt, sie singen und beten mit und sind andächtig (sie denken
an Gott). Kennst du die Festtage der Kirche?
6. Wir sind jetzt noch alle gesund und freuen uns des Lebens;
wir können aber bald krank werden. Wenn deine liebe Mutter krank
ist, dann kann sie nicht für sich und die Kinder arbeiten und sorgen; sie
mag nicht essen und trinken; sie fühlt sich schwach und elend. Dann eilst
du zum Arzte, daß er ihr helfe (wie?). Aber dieser kann nicht immer
helfen; darum wende dich auch an einen anderen Arzt, an unfern Vater
im Himmel und bitte ihn, daß er dir deine Mutter (deinen Vater) er-
halte. — Aber endlich kommt doch die Zeit des Todes für Vater und
Mutter und für uns alle; wir alle müssen einst sterben. Hast du schon
einen Toten gesehen? Wer Gott fürchtet und liebt, den will er nach dem
Tode zu sich in den Himmel nehmen. So lange wir auf Erden leben,
gehen wir beim lieben Gott in die Schule (er erzieht uns durch Leiden
und Freuden); nach dem Tode kommen wir zu ihm in sein Vaterhaus,
in den Himmel, wenn wir hier seine frommen Kinder bleiben. Nr. 13
der Fibel. —
Anb ng>
enthaltend einige Spiellieder (vgl. die Fibel S. 79 und 80), die zwar
erst im Winter gelesen, aber schon im Sommer gelernt uud gespielt
werden können.
98. Das Jägerspiel.
Zur Veranschaulichung und Vorbereitung desselben.
Der Jäger und das Häschen.
Horch, Häschen, merkst du was? Hinterm Busch dort, was ist das?
Kommt dort nicht der Jäger her mit dem großen Knallgewehr?
Husch, mein Häschen, husch in den dichten Haselbusch!
Jäger zieht den Hahn schon auf, liebes Häschen, lauf doch, lauf!
Ach, jetzt setzt er an und knallt, daß es durch die Büsche schallt.
Schau, wie's Häschen laufen kann, hat doch keine Stiefel an.
Die Mücke stiegt im Sonnenschein, summt und freut sich. Sie
wird von dem Sperling verfolgt, gefangen und verzehrt. Da kommt
— 74 —
der Habicht (Raubvogel) mit seinem gebogenen Schnabel und mit seinen
scharfen Krallen; er fliegt schneller als der Sperling, faßt diesen und
verzehrt ihn. Nun ladet der Jäger fein Gewehr, sieht den Habicht, zielt
auf ihn und schießt. Der Schuß knallt (dröhnt); der Habicht fällt tot
zur Erde und wird fortgebracht.
KB. Die Kinder stellen sich in einen Kreis, und 4 von ihnen werden gewählt,
die Mücke, den Sperling, den Habicht und den Jäger zu spielen. Zuerst stiegt die
Mücke gemütlich im Kreise umher; darauf schießt der Sperling, dann der Habicht
und endlich der Jäger hervor ?c.
99. Das Bauernspiel.
(Nr. 2 der Fibel S. 80.)
Ter Bauer wohnt im Orte (Dorf), hat Äcker und Wiesen; er düngt
den Acker, pflügt ihn, sät den Samen und eggt ihn ein. Er bittet
den lieben Gott um Regen und Sonnenschein. — Das Korn wächst, es
wird reif und dann mit der Sense gemäht. Darauf wird es in Garben
gebunden unv ausgestellt. Wenn das Korn (Getreide) trocken ist, wird
es mit dem Wagen heimgefahren (ins Haus, in die Scheune) und dann
mit Flegeln gedroschen. Wozu dient das Stroh? die Frucht oder die
Körner?
NB. Die Kinder ahmen die durch die gesperrten Wörter in der Fibel aus-
gedrückten Thätigkeiten durch Bewegungen nach, die sich auch in der Klasse
mit dem Gesänge verbinden lassen.
10V. Das Müllerspiel.
(Nr. 1 der Fibel S. 79.)
Die Mühle steht am Bach (Fluß). Das Wasser treibt die Räder
der Mühle. Der Bauer schickt dem Müller Korn (Roggen) und Weizen
zum Mahlen. Dieser schüttet es zwischen die Mahlsteine und setzt die
Mühle in Thätigkeit; sie klappert und mahlt. Das Korn wird zu Mehl
gemahlen, aus welchem der Bäcker Brot, Zwieback, Kuchen ic. bäckt. Was
schmeckt dir dann am besten? wann denn? Gott segnet unsere Äcker (Felder)
durch Regen und Sonnenschein. Bauern, Müller und Bäcker sind seine
Diener; sie sorgen für uns alle und wir auch für sie (wie so?). —
NB. Das Klappern der Mühle wird durch Stampfen mit den Füßen und
das „Klipp Klapp" durch Händeklatschen nachgeahmt. Bei den Worten „er mahlet"
legen die Kinder ihre Handflächen aufeinander und machen die Bewegung der
Mühlensteine mit den Händen nach. Bei „flink laufen die Räder :c." machen sie
Kreisschwingungen mit dem rechten oder linken Arme. Auch das Backen und Kneten
des Teiges kann durch Bewegung mit den Fäusten dargestellt werden.
— 75 —
B. Lehrprobeu für das erste Schuljahr.
I. Zu den Vorübungen, in Unterredungen und Übungen bestehend.
2. Ter Eintritt in die Schule.
a. Kinder, seht mich alle an. Legt die Hände aus den Tisch — so!
Wer weiß, wo wir jetzt sind? Du, Heinrich? In der Schule. Worauf
sitzt ihr denn? Auf der Bank. Jeder sitzt auf der Bank; jeder hat seinen
Platz (wo er sitzen muß). Morgen kommt ihr wieder zur Schule; dann
muß sich jeder wieder aus seinen Platz setzen.
Nun möchte ich (wieder) wissen, wie ihr mit Namen heißt. Wie
heißt du, mein Sohn? Heinrich. Du? Friedrich. Und du? Wilhelm iz.
Du hast hübsch laut gesprochen, Wilhelm. Friedrich, sprich du deinen
Namen auch so laut und deutlich. Du, du!
Jetzt sage: Ich heiße Friedrich (Fritz). Wie heißt du? Ich heiße
Hermann. Das war schön gesprochen. Und du? Ich heiße Konrad :e.
Die Knaben habe ich nun alle gefragt, jetzt will ich auch die
Mädchen nach ihren Namen fragen. Wie heißt du, mein Kind? Ich
heiße Gretchen. Du heißt wohl Margarete; aber wir wollen dich auch
Gretcheu nennen. Wie heißt du? Anna iz. Morgen will ich euch wieder
nach euren Namen fragen; aber dann sagt ihr mir auch den Namen des
Vaters dazu.
Wo seid ihr jetzt? Ju der Schule. Ja, ihr seid jetzt in der
Schule, darum seid ihr auch Schüler. Sprich mal nach, Heinrich: Ich
bin ein Schüler. Du: Ich bin auch ein Schüler. Heinrich und Friedrich,
sprecht zusammen: Wir sind Schüler. Du, Theodor und Peter ?c. —
Was bist du denn, Anna, da du auch in der Schule bist? Ich bin eine
Schülerin (nötigenfalls vorzusprechen). Wie sprecht ihr, Anna und
Therese? Wir sind Schülerinnen.
Mit wem gehst du in die Schule, Fritz? (Ich gehe) mit Heinrich
(in die Schule). Höre, Fritz; Heinrich ist dein Mitschüler. Sprich mir
das mal nach: Heinrich ist mein Mitschüler. Mit wem gehst du in die
Schule? Wer ist dein Mitschüler? deine Mitschülerin? (später zu
wiederholen).
d. (Für den Nachmittag).
Wo bist du jetzt, Theodor? Ju der Schule*). Was bist du also?
Ein Schüler zz. Woher bist du aber gekommen? Von Hause. Wo liegt
das Haus, in dem du wohnst? (In der N. ^.-Straße.) Wo liegt dein
(euer) Wohnhaus? Durch welche Straßen bist du gekommen, als du
nach der Schule gingst, Philipp? durch welche du? du? Hast du den
Weg allein gesunden, oder hat dich jemand zur Schule gebracht? Ich
*) Über die Art der Antworten bezüglich ihrer Vollständigkeit in der
Form vgl. Dr. Jüttings Unterricht im Deutschen S. 82—89.
— 76 —
bin allein gekommen. — Recht so, du wohnst auch so nahe an der
Schule. Meine Schwester hat mich gebracht. Recht so, du kommst
auch so weit her zc. Ihr geht doch auch gern zur Schule 2c. Was hast
du mit zur Schule gebracht, G.? Ein Buch, eine Tasel, einen Ranzen 2c.
Sprich: Ich habe einen Ranzen mitgebracht. (Später.) Ich habe einen
Ranzen mit zur Schule gebracht. (Noch später.) Ich habe einen Ranzen,
ein Buch und eine Tasel mit zur Schule gebracht. Was ihr mit zur
Schule gebracht habt, sind eure Schulsachen. Sprecht: Wir haben unsere
Schulsachen mit zur Schule gebracht.
Wo habt ihr den Ranzen hingelegt? Unter den Tisch. Was ist
(später: befindet sich) in dem Ranzen? (In dem Ranzen ist) das Buch
und die Tafel. Nimm die Tafel heraus und lege sie auf den Tisch.
Wo hast du die Tafel hingelegt? Jetzt nimm auch das Buch aus dem
Ranzen und lege es auf die Tafel. Lege es unter die Tafel. Was
kannst du jetzt nicht sehen? Aber was wollt ihr mit euren Schulsachen
machen? — — Was willst du auf der Tafel thun? Schreiben. Was
willst du aus dem Buche lernen? Lefen. Lesen und schreiben sollt ihr
aber erst später lernen. Morgen oder übermorgen wollen wir sehen, was
wir sonst noch mit den Schulsachen machen können.
4. Tie ersten Beschäftigungen in der Schule.
XL. Die Kinder sind schon in den ersten Tagen angehalten worden, beim
Eintritt in die Schule: „Guten Morgen, Herr Lehrer!" und (nachmittags) „Guten
Tag, Herr Lehrer!" zu sagen, Hut (Mütze) uud Überzieher (Mantel) abzulegen
und an den Nagel (Haken) zu hängen 2c.
a. Was hast du zu mir gesagt, H., als du in die Schule kamst?
Guten Morgen, Herr Lehrer!*) Was sagst du am Nachmittage,
wenn du in die Schule trittst? Guten Tag, Herr Lehrer! So habt
ihr- mich gegrüßt! Was hast du mir gegeben (gereicht), als du das
sagtest? Die Hand. Welche Hand war das? Die rechte Hand. Sprecht:
Wir geben dem Lehrer die (rechte) Hand, wenn wir in die Schule kommen.
Was nimmst du dabei vom Kopfe? Die Mütze (den Hut). Wohin hängst
du ihn? An den Nagel (Haken). Sprecht: Wir hängen den Hut an
den Haken. Was hast du ausgezogen? (Den Mantel, Überzieher).
Wohin hast du den Mantel auch gehängt? An den Haken. Sprich: Ich
habe den Überzieher und den Hut an den Nagel gehängt. Wiederhole
das, H., Ph. zc.
Wohin habt ihr euch wieder gesetzt? Au uusern Platz. Sprich, Th.:
Ich habe mich an meinen Platz gesetzt. Sage zu F.: Du mußt dich auch
an deinen Platz setzen. Sprecht: Wir sitzen alle auf unfern Plätzen.
Steht auf und seht mich an! (Kinder gehorchen.) Sprecht: Wir
stehen und sehen unsern Lehrer an! Wir sind aufmerksam! Setzt euch
wieder! Steht wieder auf und laßt die Hände herunterhängen, so!
*) Nach einiger Zeit sagen die Kinder G. M., Herr X. und reichen ihm für
gewöhnlich die Hand nicht mehr.
77
Sprecht: Wir lassen die Hände herunterhängen. Hebt die Hände in die
Höhe (aufwärts)! Sprecht: Wir erheben die Hände. H., hebe deine rechte
Hand auf, jetzt die linke. Hebt alle die rechte, dann die linke Hand
empor, und sprecht: Wir heben erst die rechte und dann die linke Hand
* auf (später empor). Streckt den Arm aus — so! und sprecht: Wir strecken
den rechten (linken) Arm aus. Wir strecken beide Arme aus. Streckt sie
aus nach oben — so! und sprecht:c.; nach unten, nach vorne, nach hinten.
b. (Fortsetzung am Nachmittag.) Zeige deine Finger, H. Wieviel
Finger hast du? (zählt: 1, 2, 3, 4, 5). Sprecht: Wir haben fünf Finger
an einer Hand (und wer es weiß: Wir haben zehn Finger an beiden
Händen). Breitet die Finger aus, so! und sprecht: Wir breiten die
Finger aus. Legt (schließt) sie wieder zusammen — so! uud sprecht iz.
Wer kann die Hände schon falten? so! Sprecht: Wir falten die Hände,
wenn wir beten. Wohin habe ich meine Hände gelegt? Auf den Tisch.
Sprecht: Der Lehrer hat seine Hände auf den Tisch gelegt. Macht das
auch uud sprecht: Wir iz. Haltet die Hände unter den Tisch und sprecht :c.
Wohin lege ich die rechte Hand? Auf die Tafel. Sprecht: Der Lehrer :c.
Macht es auch so und sprecht: Wir legen 2C. Wohin lege ich jetzt meine
Hand? Auf das Buch. Sprecht: Sie legen die (rechte, linke) Hand anf
das Buch iz. Wohin habe ich jetzt meine (rechte, linke) Hand gelegt?
Auf die Brust (den Kopf, den Arm zc.). Wohinter halte ich jetzt die
Hände? Sie halten die Hände hinter den Rücken (später vor das
Gesicht 2C.). — Lehrer hält einem Schüler die Hände vor die Angen
und fragt: Wohin halte ich jetzt meine Hände? — Sprecht: Sie halten
S. die Hände vor die Augen. Darum kann S. nicht sehen.
Was drehe ich jetzt? Sie drehen den Kops. Nach welcher Seite?
Sie drehen den Kopf nach der rechten Seite (von fähigeren Schülern
gesprochen, von schwächeren wiederholt). Wohin jetzt? Nach der linken
Seite. Sprecht: Sie (wir) drehen den Kopf iz. Wohin biege ich den
Kopf? Nach hinten (nach vorne). Sprecht: Sie (wir) biegen iz.
Seht mich an und sprecht: Wir sehen den Lehrer an (später: Wir richten
die Augen auf den Lehrer). Was seht ihr hier? was dort? Wohin zeige
ich? Sie zeigen nach dem Fenster, nach der Thür, nach dem Ofen zc.
Sprecht: Wir richten unsere Augen nach der Thür (dem Ofen ?e.) —
unter Begleitung der Thätigkeit. Was schließe ich? Sie schließen die
Augen. Was kann ich nun nicht? Sie können nicht sehen. Was össne
ich jetzt wieder? Sie (wir) öffnen die Augen. Sprecht: Wir schließen und
öffnen die (unsere) Augen. Wer kann das rechte Auge schließen uud das
linke offen halten? Ich, ich; sprecht: Ich kann iz. —
NB. Bald lasse der Lehrer diese Übungen nach bloßem Kommando, ohne
daß er die Bewegungen vormacht, wiederholen und helfe bloß bei den sie beglei-
tenden Worten nach.
6. u. 7. Beschäftigungen mit den Schulgeräten.
Habt ihr Mantel und Hut wieder abgelegt und hingehängt? (K. wieder-
holen). Habt ihr auch den Ranzen mit den Sachen unter den.Tisch ge-
— 78 —
a. Peter, wo ist dein Tornister? (Ranzen oder auch bloß Tasche,
je nach dem Sprachgebrauch). Hier. Wo denn? Unter dem Tische.
Sprich: Der Ranzen liegt unter dem Tische. Auguste, sage: Mein Ranzen
liegt auch unter dem Tische. Lege den Ranzen auf den Tisch, Auguste.
Du auch, Friederike. Daun sprecht: Mein Ranzen liegt auf dem Tische.
Zusammen: Unser Ranzen liegt auf.dem Tische. Legt die Ranzen alle
auf den Tisch und dann sprecht zusammen: Das ist mein Ranzen. Der
Ranzen liegt auf dem Tische. Jetzt legt die Ranzen wieder unter den
Tisch und sprecht zusammen: Der Ranzen liegt wieder unter dem Tische.
(Bon einigen Fähigeren, dann von allen wiederholt gesprochen.)
Was hast du in dem Ranzen, Heinrich? Ein Bnch, eine Tafel, einen
Griffel, ein Butterbrot :c. Nachdem diese Wörter von mehreren Kindern
deutlich gesprochen und von allen einzeln wiederholt sind, fährt der Lehrer
fort! Therese, nimm deine Tafel vor, lege sie auf den Tisch, hebe sie
wieder auf und lege sie wieder fort (unter den Tisch). — Luise, sprich:
Ich habe auch eine Tafel. Die Tafel liegt nnter dem Tische.' Wo liegt
deine Tafel, Franz? Sprich: Meine Tafel liegt unter dem Tische. Nimm
die Tafel in die Hand und sprich: Ich habe die (meine) Tasel in der
Hand. Du, du ic. Halte die Tafel in die Höhe, nun sprich: Ich halte
die (meine) Tafel in die Höhe. Jetzt lege sie nieder, sprich: Ich lege
die Tafel nieder. Ich lege sie auf den Tisch. Wo liegt sie jetzt? Die
Tafel liegt auf dem Tische. (Von Fähigeren, dann von allen nach-
gesprochen.) P., sasse die Tafel mit der rechten (linken) Hand — so.
Hebe sie auf! Drehe sie um! Stelle sie aufrecht! Schiebe sie zur Seite
(mit Worten begleitet). L., fasse die Tafel nnten (oben, an der rechten,
der linken Seite) an! Faffe sie am Faden an und hebe sie auf! (desgl.).
Paul, nimm deinen Kasten (Federkasten, Pennal) zur Hand und
sprich: Ich stelle den Kasten auf den Tisch. Nehmt alle eure Kasten vor
und sprecht: Wir stellen zc. Was befindet sich in dem Kasten? Der
Griffel (Schieferstift). Sprecht: Der Griffel liegt im Kasten. Nehmt
ihn heraus uud sprecht: Wir ze. Jetzt legt ihn auf die Tafel und sprecht:
Wir legen zc. Nun nehmt ihn wieder in die Hand zc. Faßt den Griffel
mit den (drei ersten) Fingern, so (wie zum Schreiben) und sprecht: Wir
faffen den Griffel mit den Fingern. — Das habt ihr schön gemacht.
Zum Schlüsse wollen wir auch mit dem Griffel schreiben — seht so!
(Kreise und Striche :c.).
b.' Übungen auf Kommando. Wo liegt dein Buch, R>? In
dem Ranzen. Nimm es heraus und lege es auf den Tisch. Was hast
dn gethau? Ich zc. Macht es alle so! Wo liegen die Bücher jetzt? Auf
dem Tische. Wohin legt ihr sie wieder? Unter den Tisch. — Habt ihr
schon Soldaten gesehen? Hast du gesehen, wie sie exerzieren? Der Offizier
kommandiert (befiehlt), und die Soldaten exerzieren (üben sich). So sollt
ihr kleinen Soldaten (Rekruten) jetzt auch exerzieren, aber auf Kom-
mando (Befehl). Ich sage: Bücher vor! Ihr nehmt sie, aber erst,
wenn ich sage Eins! Wenn ich sage Zwei! so hebt die Bücher in die
Höhe. Und wenn ich sage Drei! dann legt sie auf den Tisch. Aber
— 79 —
was ihr auf Kommando thut, müßt ihr alle zugleich thun. (Wird zuerst
mit älteren, vielleicht noch in der Klasse aus dem vorigen Cötus zurück-
gebliebenen Schülern, dann auch von den Neulingen ausgeführt und
wiederholt geübt.) Nun alle zusammen. Bücher vor! Eins (in die
Hand). Zwei (in die Höhe). Drei (auf den Tisch). — Sprecht auch
dazu: (Eins!) Ich nehme (wir nehmen) das Buch in die Hand zc. Jetzt
wollen wir die Bücher auf Kommando fortlegen. Eins! (in die Hand).
Zwei! (in die Höhe). Drei! (unter den Tisch).
So wollen wir es auch mit der Schiefertafel machen.
Schiefertafel vor! Eins! — Zwei! — Drei!
Schiefertafel fort (herunter)! Eins! — Zwei! — Drei!
Aber ihr macht noch zu viel Lärm dabei. Noch einmal! Ganz
leise! So war's recht. v
c. Bücher vor! Eins — zwei — drei!
Wo liegen die Bücher wieder? Aber sie sind noch zu (geschlossen).
Schlagt sie auf! Sprecht: Wir zc. Wendet die Blätter um — so!
und sprecht: Wir 2c. (Ich zc.). Fritz, frage deinen Mitschüler A., ob er
die Blätter umwenden kann! „A., kannst du zc." B., du wendest die Bl.
nicht ordentlich um — seht so! K., du hast dein Buch schon beschmutzt,
sieh da! P., sage dem K., daß er sein Buch nicht beschmutzen muß! „Du
mußt zc." Wie müssen die Hände und die Bücher bleiben? Hände und
Bücher müssen rein bleiben. Was hat I. um das Buch? Einen Um-
schlag. Wer hat sonst noch einen Umschlag um das Buch? Wie bleiben
die Bücher selbst, wenn sie Umschläge haben? Sie bleiben rein. Ja, sie
bleiben auch eher ganz (werden nicht leicht zerrissen). Sprecht: Die
Bücher müssen Umschläge haben; dann bleiben sie eher rein uud ganz. —
Auch die Tafel muß rein und ganz sein. Was hängt hier an
der Tafel? Ein Schwamm. Womit ist der Schwamm befestigt? Mit
einem Bändchen. Was thne ich mit dem Schwamm? seht! Sie drücken
den Schwamm zusammen. Fühlt ihn nun an; wie fühlt er sich an? Weich!
Als ich ihn zusammendrückte, wurde er in meiner Hand ganz klein; wie
ist er jetzt wieder? Groß. Sprecht: Wenn ich den Sch. zusammendrücke,
so wird er ganz klein. Wenn ich ihn loslasse, so wird er wieder groß
(später: so dehnt er sich wieder aus). Wozu gebrauche ich deu Sch.?
^um Wischen. Was wische ich damit ab? Sie wischen die Tafel mit
dem Schwämme ab. Kannst du die T. auch so mit dem Sch. abwischen?
Wie muß aber der Sch. sein, wenn er gut wischen soll? Naß,'feucht.
Wessen Schwamm ist feucht? Wer hat feinen Schwamm heute Morgen fencht
gemacht, angefeuchtet? Womit hast du ihn angefeuchtet? Ich habe ihn mit
Waffer angefeuchtet. P., sage dem K., daß er heute Mittag seinen Schwamm
auch anfeuchten soll! K., feuchte heute M. deinen Schwamm gut an. Wenn
der Schwamm von vielem Wischen ganz schmutzig ist, so muß er gut aus-
gewaschen werden (Lehrer hat ein Becken mit reinem Wasser vor sich).
Was thue ich jetzt? Sie waschen den Schwamm (mit reinem Wasser) aus.
Sprecht: Wir wollen unsere schmutzigen Schwämme (mit reinem Wasser)
auswaschen. Wie wird die Tafel, wenn ich sie mit dem nassen Schwämme
— 80 —
abwische? Naß, feucht. Wie muß sie aber sein, wenn wir darauf
schreiben (malen) wollen? Trocken. Dazu hat B. noch etwas anderes
an der Tafel; was denn? Einen Lappen. Das ist ein Wischlappen.
Wische damit die nasse Tafel mal ab und sprich: Ich wische die nasse Tafel
mit dem Wischlappen ab. Wie wird die nasse (seuchte) Tasel nun? Trocken.
Sprecht: Die Tafel wird trocken, wenn wir sie abwischen. —
Morgen werde ich nachsehen, ob jeder einen Wischlappen an der
Tafel hat.
Ii). Volle Namen der Kinder und Stand des Vaters.
a. Jetzt wollen wir noch einmal eure Namen wiederholen, aber die
ganzen Namen. Wie heißt du mein Sohn? Peter. Wie heißt dein
Vater? (Heinrich) Klein. Wie heißt du denn nun mit deinem ganzen
Namen? Peter Klein. Vielleicht hast du bei der Taufe noch einen Namen
erhalten. Ja, Christian. Du heißt also wohl Christian Peter Klein.
Wiederhole das. Die ersten Namen hast du erhalten als du getauft bist.
(Wer hat dich denn getauft?) Das sind deine Taufnamen. Den letzten
Namen hast du von deinem Vater erhalten; das ist der Vatername
(später zu lernen: Familienname oder Stammname).
In ähnlicher Weise sind die Namen mehrerer Kinder zu behandeln.
Allmählich müssen alle Kinder ihren vollen Namen und den Stand oder
die Namen der Väter kennen lernen.
d. Zur Schulordnung.
Ich kenne euch alle bei den Namen. Nun wollen wir doch einmal
sehen, ob ihr mich auch kennt. Wie heiße ich oder wie ist mein Name?
Sie heißen Herr K. Was bin ich denn? Sie sind ein Lehrer. Ihr müßt
mich immer Herr Lehrer (später H. K.) anreden. Was sagt ihr, wenn
ihr des Morgens in das Schulzimmer tretet? Guten Morgen, Herr
Lehrer! Und was reicht ihr mir dann? Die Hand. Dann grüßt ihr
mich und ich grüße euch wieder, wenn ich sage: Guten Morgen,
Auguste! Was sagt ihr zu mir, wenn ihr aus der Schule geht am Vor-
mittage: Guten Tag, Herr Lehrer. Was am Nachmittage oder Abend:
Guten Abend, Herr L. (statt Adieu). Was legt ihr beim Eintritt in die
Schule ab? Den Mantel (oder Überzieher) und die Mütze. Wohin hängt
ihr dieselben? An die Kleiderhaken. — Wie müssen eure Hände sein?
Rein. Wie werden denn die Hände und das Gesicht rein? Wir müssen
sie waschen. Sprecht: Wir müssen die Hände und das Gesicht waschen.
Was müßt ihr sonst aber auch rein halten? Die Kleider. Womit? Mit
der Bürste. Die Kleider müssen gebürstet werden. Womit wird das
Haar gereinigt? Mit dem Kamm. Sprecht: Das Haar muß gekämmt
werden. Was dürft ihr sonst auch nicht beschmutzen? Wir dürfen unsere
Sachen nicht beschmutzen.
NB. Zusammenfassung der auf den Eintritt in die Schule und die
Reinlichkeit bezüglichen Regeln für die Schulordnung.
c. (Forts.) Wenn ihr in die Schule tretet, so dürft ihr nichts
weiter sprechen, als „Guten Morgen, Herr L." Ihr müßt schweigen,
— 81 —
solange ihr nicht zum Sprechen aufgefordert werdet. Wie müßt ihr euch
also verhalten? Stille. Wie müßt ihr euch auf euren Platz setzen?
Ruhig. Wir müssen uns still und ruhig auf unsern Platz setzen.
Was dürft ihr auch draußen nicht machen? Keinen Lärm (k. Geschrei).
Ihr dürft dort oder in den Gängen nicht lärmen oder fchreien. Wer
wollte wohl so unartig (ungezogen) sein! Als wir gestern auf dem Hofe
waren, weinte weshalb? H. hatte ihn geschlagen (gestoßen). Dürft
ihr euch schlagen? P. weinte auch und doch hatte ihn niemand geschlagen
oder gestoßen. R. hatte ihn geschimpft (gescholten). Was hatte R.
denn gesagt?____ Das war recht ungezogen. R. wird es nicht wieder
thuu. Merkt es euch: Schüler dürfen sich nicht schlagen oder
schimpfen. Sie dürfen sich auch nicht zanken; sie müssen sich ver-
tragen, verträglich miteinander sein.
Was hebt ihr in die Höhe, wenn ihr auf meine Fragen antworten
könnt? Die Finger. Ihr zeigt also bloß mit dem Finger — so! aber
du sprichst nicht eher, als bis ich auch mit dem Finger auf dich zeige
oder dich rufe, H. Ihr zeigt auf, und ich rufe aus. Was dürft
ihr, wenn ich euch aufrufe (mit dem Finger auf euch zeige)? Wir dürfen
antworten, wenn iz. Ihr müßt aber auf meine Worte merken. Wie
müßt ihr in der Schule also sein? Aufmerksam. Wer nicht auf-
merksam ist, lernt nichts. Ein unaufmerksamer Schüler plaudert auch
gern. Mit wem sprach G. gestern? Mit A. Er plauderte, und da er
nichts hörte, fo mußte ich ihm das Plaudern verbieten. Bald nachher
mußte ich ihm das Plaudern wieder .verbieten; er mußte auf mein Wort
hören (thun, was ich verlangte). Wie müssen alle Schüler gegen ihren
Lehrer sein? Gehorsam. Wem müssen sie zu Hause auch gehorchen?
Vater und Mutter. Alle Kinder müssen ihren Eltern und Lehrern
gehorchen.
NB. Zusammenfassung der auf die Schulordnung bezüglichen Vor-
schristen, die aber nicht auf einmal, sondern gelegentlich und bruchstückweise ersolgt.
II. Khrprolien zu den Lehrstoffen des ersten Halbjahres.
A. Unabhängig von den Stoffen der Kiöet.
12. Die Thür.
Ich will euch was zu raten aufgeben,
und wenn ihr es ratet, so wißt ihr es eben.
Rätsel. Wenn man zu jemand gehen will :c.
Das ist eine Thür. Wo ist (später: befindet fich) die Thür?
(In der Wand, Mauer). (Da die Schüler die Namen Rahmen und
Schwelle an der Thür noch nicht kennen werden, so nenne der Lehrer
dieselben.) Zeige mir den Rahmen der Thür (Hier). Sprecht: Das ist
der R. der T. Zeige mir die Schwelle unten an der T. (Hier). Sprecht:
Iütting und Weber, Anschauungsunterricht. 6
— 82 —
Das ist die Schwelle (unten an der T.). Die T. hat rund herum einen
R. und unten eine Sch. (Hinweis auf die Tafel mit ihrem Rahmen.)
Das Buch (Lineal) liegt auf dem Tische; wie steht aber die Thür? (auf-
recht). Wie viele Ecken hat die Thür? wie ist sie also? (Wie ist die
Tafel auch? das Fenster?) Was siehst du an dieser Seite? (ein Schloß,
einen Griff oder eine Klinke, einen Drücker). Was thu ich jetzt? (Sie
machen die Thür aus — statt des provinziellen „offen"). Was jetzt?
(Sie machen die Thür zu — fchließeu sie). Was kann ich also mit der
Thür machen? (Sie können die Thür auf- und zumachen — [besser]
öffnen und schließen). Was kannst du auch? Was thust du jetzt? (Ich
öffne, schließe die Thür.) Sage Heinrich, er solle die Thür öffnen, schließen.
Was stecke ich jetzt in das Schloß? (den Schlüssel). Was kannst du auch
thun? (L. dreht den Schlüssel um:) Was habe ich mit dem Schlüssel ge-
thau? Jetzt habe ich die Thür verschlossen; jetzt kann niemand herein-
kommen oder hinausgehen. Was seht ihr ans der anderen Seite an der
Thür? (unbekannt — einen Kloben oder eine Angel). Sprecht: Die Thür
hängt in der Angel; sie dreht sich anch in der Angel. Woraus ist die
Thür gemacht? Von wem ist die Thür gemacht? Sprecht zusammen: Die
Thür ist vou dem Zimmermann aus Holz gemacht; der Zimmermann hat
die Thür aus Holz gemacht. Wer hat die Thür angestrichen? (Herr F.,
ein Anstreicher, Maler.) Wie sieht die Thür aus? (Grau, weiß, braun.)
Mit welcher Farbe ist also die Thür angestrichen? (L. streicht mit dem
Finger über die Thür und läßt einige Kinder dasselbe thun.) Wie fühlt
sich die Thür an? (glatt). Was.muß ich mit der Thür machen, wenn
ich hinausgehen will? (Ich muß ze.) Was muß ich mit der Thür macheu,
wenn ich hinausbin? Was muß Heinrich thuu, wenn (H. oder — er muß ?e.).
Was habe ich so aber gethan? (Sie haben an die Thür geklopft.) Wann
klopfest du an? (Wenn ich herein will [eintreten will], dann klopfe ich
an.) Sprecht zusammen: Wer hereintreten will, muß erst anklopfen.
Was rufe ich dann dem Eintretenden zu? Was nimmst du ab, wenn du
in die Schule, die Stube trittst? (die Mütze, den Hut, die Kappe). Was
sagst du denn am Morgen? am Tage? Sprecht: Wer eintritt: (der Ein-
tretende) sagt: Guten Morgen! Guten Tag! — er grüßt. Was habe
ich hier in der Hand? (ein Lineal, einen Stab — ein Meter). Sprecht: Das
Band ist ein Meter — damit kann ich messen. Wer gebraucht es zu
Hause? Woran habe ich jetzt das Meter gelegt? Ich habe die Thür ge-
messen. Sprecht: Mit dem Meter kann ich die Thür messen. Die Thür
ist gerade so breit, wie das Meter lang ist. Sprecht: Die Thür ist ein
Meter breit. (Nach dem Messen der Höhe: Wie hoch ist die Thür?
[2 Meter]. L. mißt das Katheder, den Stnhl, den Tisch.)
XL. Beim Zeich neu der Thür ist ähnlich zu verfahren wie bei dem Fenster.
13. Das Fenster.
Rätsel. Ich lasse Licht und hellen Schein :c. Unterricht im D. S. 295.
a. Wie viele Fenster sind (besinden sich) in der Mauer? Was geht
um das Fenster hernm? Sprecht: Das Fenster hat einen Rahmen. (Das
— 83 —
Fenster ist von einem Rahmen ^Fensterrahmen^ eingefaßt.) Wie viele Ecken
hat der Rahmen? Wie ist er also? Woraus ist er gemacht? Welche Teile
sind von dem Rahmen eingeschlossen? Die Scheiben. Was befindet sich
hier in der Mitte? Ein Kreuz. Wovon? Von Holz. Sprecht: In der
Mitte des Fensters befindet sich ein hölzernes Kreuz — für die Fähigeren;
für Schwächere: Das Fensterkrenz befindet sich in der Mitte. Welche
Teile sind zu beiden Seiten des Kreuzes? Die Sprosseu. Was habe
ich gethan? Sie haben das Fenster geöffnet. Das ganze Fenster? Nein.
Was denn? Einen Flügel. Sprecht: Wir können einen Fensterflügel
öffnen. Der Fensterflügel läßt sich öffnen. Er bewegt sich also. Was
läßt sich aber nicht bewegen? Der Rahmen, das Kreuz. Sprecht: Der
Rahmen und das Kreuz sind unbeweglich. Was befindet sich in den
Flügeln, zwischen den Sprossen? Die Scheiben. Woraus sind sie ge-
macht? Die Scheiben sind ans Fensterglas gemacht. Wer hat sie ein-
gesetzt? Der Glaser. Wodurch habe ich gesehen? Wie sind die Scheiben
also? Durchsichtig. Sie glänzen auch; wie sind sie also? Glänzend.
Sprecht: Die Fensterscheiben sind gläsern, durchsichtig und glänzend (für
Fähigere). Wie ist jede Scheibe, da sie vier Ecken hat? Was habe ich
jetzt zerbrochen? Ein Stück Glas. Was ist auch zerbrechlich? Wie müßt
ihr also mit den Scheiben umgehen? Vorsichtig. Was darfst du z. B.
nicht thun? Nicht an die Scheiben schlagen. Was darfst du auch nicht
gegen die Scheiben werfen? Sprecht: Schlage und wirf die Scheibe nicht
entzwei!
b. Was habe ich jetzt gethan? Sie haben das Fenster aufgemacht
(geöffnet). Und jetzt? Sie haben es zugemacht (geschloffen). Sprecht:
Ich kann die Fensterflügel öffnen und schließen. Was muß ich dann auf-
und zudrehen? (den Wirbel oder den Griff). Was dringt dann in das
Zimmer (Luft). Sprecht: Wenn ich das Fenster öffne, so dringt srische
Luft in das Zimmer; das Zimmer wird gelüftet. Wo darfst du aber
nicht sitzen, wenn es kalt ist? (vor offenem Fenster). Sprecht: Vor
offenem Fenster sitze ich im Zuge, in Zugluft. Dabei erkälte ich
mich leicht. — Was scheint jetzt durch das Fenster? Wie ist es deshalb im
Zimmer? (hell). Sprecht: Das helle Sonnenlicht fällt in das Zimmer
(für Schwächere: Die S. scheint durch das Fenster und macht das Zimmer
hell). Was habe ich niedergelassen? Den Vorhang (st. Rouleau). Wie
ist es nun nicht mehr im Zimmer? Sprecht: Wenn die S. zu grell
scheint, dann lasse ich den Vorhang nieder. Oder was ziehe ich zu? Ich
ziehe den V. zu (bei seitlicher Öffnung des V.). Was hängt an den
Seiten der Stubenfenster (bei euch zu Hause)? Gardinen. — Jetzt wollen
wir die Scheiben noch zählen: wie viele sind in dem einen Flügel?
in beiden? wie viele oben im Fenster? wie viele zusammen in einem
Fenster? (später in zwei F.). — Endlich wollen wir das Fenster auch
noch messen. (L. legt einen Meterstab an.) Ist es mehr als ein Meter
hoch? breit? Sprecht: Das F. ist über ein (zwei) Meter hoch und ein
Meter breit.
o. Zeichnen. Tafeln vor! Jetzt wollen wir die Fenster zeichnen.
fi*
— 84 —
Welche Seite ist dies? Die linke Seite. Die zeichnen wir zuerst. Wie
muß die Linie herunter gehen? Gerade (senkrecht sagen die Fähigeren).
Welche Seite ist dies? Die obere Seite. Wie muß die Linie dafür gehen?
Sie muß liegen. Was habe ich bis jetzt gezeichnet? Einen Winkel.
Welche Seite ist dies? Die rechte Seite. Wie muß die Linie hier wie-
der heruntergehen? Gerade. Was muß ich jetzt noch zeichnen? Die untere
Seite. Wie muß die Linie hier gehen? Sie muß liegen. Wie viele
Ecken hat jetzt das ganze Bild? Vier. Was haben wir also gezeichnet?
Ein Viereck. Aber einige Seiten sind länger als die anderen; was für
ein Viereck ist es also? Ein längliches Viereck. Was müssen wir nun
hineinzeichnen? Die Scheiben. Die Scheiben selbst lassen sich schlecht
zeichnen; allein was ist Zwischen denselben? Das Kreuz, die Sprossen.
Diese wollen wir zeichnen: zuerst das Kreuz. Wo muß ich denn au-
sangen? (L. zeigt mit dem Stabe.) In der Mitte oben. Wie muß ich
diese Linie herunter ziehen? Gerade (stehend). Und diese? Liegend. Da-
mit ist das Kreuz fertig. Was ist jetzt noch zu zeichnen? Die Sprossen.
Wie gehen die Linien dafür? Sie liegen. Wie viele Sprossen sind es?
Vier. Nun versucht sie zu zeichnen, aber wenn die Scheiben nicht gleich
groß werden, so müßt ihr das Fenster unten wieder auswischen und länger
oder kürzer machen.
NB. Alles wird öfter abgesehen, besprochen, vor- und nachgezeichnet und mit
Worten beschrieben.
.15. Das Vuch (die Fibel).
a. Was hast du in der Hand? Sprich: Ich habe ein Buch; das
Buch gehört mir. Mein Buch ist eine Fibel. Was haben alle Schul-
kiuder? hat jeder Schüler? Wo gebrauchen wir das Buch? Was ist es
darum? (ein Schulbuch; das Wort Schulgerät ist auch schon bekannt).
Wie viele Ecken hat das Buch? wievieleckig ist es also? Was siehst du
hier? (einen Faden). Sprich: Es ist genäht, eingebunden, hat einen
Einband (der zu zeigen ist). Was hat es hinten? (ebenso wie du selbst
hier — einen Rücken). An der Seite hat es etwas, womit es zu-
gedeckt ist — was ist das? Sprich: An den Seiten hat das Buch zwei
Deckel. Dieses (vorzuzeigende) Buch ist dick und schwer, wie ist aber
die Fibel? (dünn und leicht). Wohin kannst du die Fibel nehmen?
(Womit kannst du sie anfassen?) Sprich: Ich kann die Fibel in die Hand
nehmen und leicht tragen. Wohin legst du die Fibel jetzt? wohin jetzt?
und jetzt? Wohin kannst du also deine Fibel legen? (stecken?) (Nachdem
der Lehrer das Buch aufgeschlagen hat): Was habe ich jetzt gethan?
Schlage du das Buch aus! Schlagt sie alle auf! (Die Schüler begleiten
die Thätigkeit durch entsprechende Worte.) Was ist (befindet sich) in dem
Buche? Wovon sind die Blätter? Welche Blätter sind nicht von Papier?
(Baumblätter). Was habe ich jetzt mit den Blättern gethan? (sie um-
geschlagen). Sprecht: Ich blättere in der Fibel, wir blättern in der
Fibel (unter Begleitung der Thätigkeit). Was schlage ich jetzt um? (die
Ecke des Blattes). Sprecht: Ich kann die Ecke des Blattes einschlagen —
— 85 —
ich kann (wir können) die Ecken der Blätter einschlagen. Was darfst du
aber nicht thnn? Sprecht: Die eingeschlagenen Ecken heißen „Ohren";
in einem Buche dürfen keine „Ohren" sein. Wie sieht Wilhelms Buch
aus? (schmutzig). Wie darf aber ein Buch nicht sein? Sprecht: Unsere
Bücher dürfen ic. Wie ist Ferdinands Buch hier? (zerrissen). Wie
darf ein Buch aber auch nicht sein? Sprecht: Unsere Bücher dürfen nicht
zerrissen und schmutzig sein; mein (dein, sein) Buch darf :c.; ich darf mein
Buch nicht zerreißen und beschmutzen.
d. Was habt ihr gestern (oder zu Hause) mit der Fibel gemacht?
Wir haben darin gelesen (was denn?). Wozu dient euch also das Buch?
{zum Lesen). Was habt ihr mit den Wörtern gemacht, welche ich aus
der Fibel an die Wandtafel geschrieben hatte? (nachgeschrieben), was
mit den Wörtern in (aus) der Fibel? (abgeschrieben). Wozu dient euch
die Fibel also auch? (zum Schreiben, Abschreiben der Wörter). Stehen
bloß Wörter in dem Buche? (nein, auch Bilder). Was haben wir mit
dem____Bilde gemacht? (nachgemacht, gemalt, gezeichnet). Wozu dient
also die Fibel euch auch? (zum Zeichnen). Sprecht zusammen: Die Fibel
dient uns zum Lesen und zum Zeichnen; wir lesen die Wörter und
zeichnen die Bilder (Figuren). Sprecht zusammen: Die Fibel dient uns
zum Lesen, Schreiben und Zeichnen; wir lesen und schreiben die
Wörter aus der Fibel; wir zeichnen die Figuren aus der Fibel. — Wo
hat dein Vater (deine Mutter) das Buch gekauft? (Buchbinder N.). Was
kostet es? (55 Pf. — die Münze vorzuzeigen). Herr N. N. ist ein Buch-
binder. Was hat er mit dem Buche gemacht? (eingebunden). Woraus
sind die Blätter im Buche? (aus Papier). Wie sieht das Papier aus? Wie
sehen aber die Wörter und Bilder im Buche aus? Sprecht: Die schwarzen
Wörter und Bilder stehen auf weißem Papier. Woraus sind die Deckel
gemacht? (aus Pappe). Wie sieht die Pappe aus? (nötigenfalls ist ein be-
sonderes Stück grauer Pappe vorzuzeigen). Sprecht: Die Deckel bestehen
aus grauer Pappe. Womit sind die Deckel von H.'s Buch beklebt?
Wie sieht dieses Papier aus? Sprecht: Die Deckel von H.'s Buch sind
mit buntem Papier beklebt. Wer hat sie mit buntem Papier beklebt?
Woraus hat er den Rücken gemacht? Wie sieht die Leinwand (das
Leder) aus? Sprecht: Die Blätter des Buches bestehen aus weißem
Papier. Die Deckel des Buches bestehen aus grauer Pappe; der Rücken
des Buches besteht aus schwarzem Leder (schwarzer Leinwand). Welche
Bücher sind dies? (Lesebücher, Gesangbücher, Schreibbücher sind vorzuzeigen).
c. Zum Schlüsse erzähle ich euch noch etwas von einem dummen
Knaben, der meinte, daß sein Buch mit ihm sprechen müßte; sonst
könnte er doch nichts von dem Buche lernen. (L. trägt das Liedchen
von Kind und Buch vor und bespricht es noch kurz in ungezwungener
Weise.) Später sollt ihr noch eine Geschichte von zwei wunderbaren
Lesern hören (Fibel 86).
— 86 —
16. Tie Wandtafel und die Kreide.
a. Wo hängt diese Tafel? Wie heißt sie darum? (Wandtafel). Wo
steht diese Tafel in der Schule? (auf einem Gestell, Rahmen). Sprecht:
Die eine Tafel hängt, die andere steht (schräg); die hängende Tafel heißt
Wandtafel, die stehende heißt Schultasel. — Vergleicht eure Schreibtafeln
mit der Wandtafel! Welche ist länger und breiter? Sprecht: Die Wand-
tafel ist länger und breiter als die Schreibtafel (Schiefertafel). Welche
ist auch dicker und fester? Versuche die Schultafel aufzuheben! Warum
kannst du es nicht? (Ich kann sie nicht aufheben, weil sie zu schwer für
mich ist.) Streiche mit dem Finger darüber, wie fühlt sie sich an? (glatt).
Wie sieht sie aus? Aber sie glänzt auch, darum ist sie glänzend schwarz.
Sprecht: Die Wandtafel ist glänzend schwarz. Wie vieleckig ist sie? Nennt
andere viereckige Dinge in der Schule! Woraus ist die Tafel gemacht?
Von wem? Sprecht: Die Wandtafel ist von dem Tischler aus Holz ge-
macht (verfertigt). Was befindet sich oben an der Wand? (Haken,
Nagel). Woran hänge ich sie mit dem Haken? Sprecht: Sie hängen die
Wandtafel mit dem Haken an die Wand (an den Nagel in der Wand).
Wohin stelle ich aber die Schultafel? (Gestell). Was habe ich jetzt mit
ihr gethan? (ausgehoben). Was jetzt? (herunter-, niedergelassen). Sprecht:
Ich (der Lehrer) kann die Schultafel (auf dem Gestell) auf- uud nieder-
lassen. Was stecke ich dann in das Gestell (den Rahmen), wenn ich die
Tafel niedergelassen habe? (einen Stock — Pflock). Wo kann ich die
Schultafel hinstellen? (vor die Tische, vor das Katheder, vor die Thür,
vor den Ofen; neben die Tafel des Kindes ?e.).
b. Was habe ich in der Hand? (Kreide). Wie sieht sie aus? Was
habe ich jetzt mit der Kreide gemacht? (Sie haben die Kreide entzwei —
kapnt gemacht — zerstoßen, zerbrochen). Sprecht: Was sich leicht
zerbrechen läßt, ist bröckelig. Wie ist auch die Kreide? Sprecht: Die
Kreide ist weiß und bröckelig.
(L. Läßt ein Stück Kreide auf den Fußboden fallen): Wann zer-
bricht die Kreide auch leicht? Was darf ich deshalb nicht thnn? Wie sehen
auch meine Finger jetzt aus? Sprecht: Kreide färbt ab. Was habe ich
jetzt gethau? (geschrieben). Wo? Sprecht: Man kann mit der Kreide auf
der Wandtafel schreiben; die Kreide dient zum Schreiben an der Wand-
tafel. Was habe ich jetzt gezeichnet? Wozu dieut also die Kreide auch?
Sprecht: Die Kreide dient zum Schreiben und Malen (Zeichnen) an der
Wandtafel. Wer schreibt mit Kreide an der Wandtafel? Wer schreibt
mit dem Griffel aus der Schiefertafel? Sprecht: Der Lehrer schreibt mit
der Kreide an der Wandtafel; der Schüler schreibt mit dem Griffel
(Schieferstist) auf der Schiefertafel (Schreibtafel); die Wandtafeln und die
Schiefertafeln dienen zum Schreiben und Zeichnen. Lehrer und Schüler
gebrauchen die Wandtafel zum Schreiben und Zeichnen. — Vergleicht aber
die Buchstaben an der Wandtafel mit den Buchstaben auf der Schiefer-
tafel. Welche sind größer? Sprecht: Die Buchstaben auf der Wandtafel
— 87 —
sind größer als die auf der Schiefertafel. Warum müssen sie so groß
sein? (damit alle Kinder sie sehen können). Sprecht: Damit alle Kinder ic.
— Die Wandtafel wird gezeichnet. (Vgl. Nr. 13.)
21. Die Kirsche und der Kirschbaum.
a. Ich habe ein Körbchen mitgebracht, aber ihr sollt mir erraten,
was darin ist: („Es war Schnee, dann grün wie Klee, dann rot wie
Blut, dann schmeckt es gut.") — Das ist eine Kirsche!
Was habe ich euch in dem Körbchen mitgebracht? Was habe ich
jetzt unter euch verteilt? Was dürft ihr aber nicht sofort mit den Kirschen
thuu? (nicht essen). Wir wollen sie erst genau betrachten (besehen und
schmecken). Wie sieht die Kirsche jetzt aus? (rot, wie Blut, blutrot).
Wie sind diese schon? (schwarz). Sie sind fast schwarz, dunkelrot. Wie
sind diese aber? (blaßrot). Wiederholt: Einige Kirschen sind blutrot,
andere dunkelrot und noch andere blaßrot. Wie waren sie denn früher,
als sie noch lange am Baume saßen? (grün, wie Klee). An welchem
Baume sind sie gewachsen? (am Kirschbaume). Wo steht der K.? Als
ihr vor einigen Wochen in die Schule kamt, da trug der K. noch keine
Kirschen (Früchte). Was saht ihr dasür am Baume? (Blüten). Wie sahen
diese aus? (weiß, schneeweiß). Sprecht: Der K. trug weiße Blüten;
er blühte schön. Wie sind die Kirschen jetzt geworden, da wir sie essen
können? (reif). Sprecht: Reife Kirschen können wir essen; sie sind eßbar.
Wie schmeckt sie denn? (probiert es — süß, angenehm). Sprecht: Die
Kirsche ist wohlschmeckend. Was habt ihr denn in der Haut gefunden?
(Saft, Fleisch). Sprecht: In der Haut der Kirsche ist Saft (Fleisch,
saftiges Fleisch). Was steckt mitten im Fleische, was man nicht essen kann?
(ein Stein). Wiederholt: Mitten :c. Ihr dürft den Stein auch nicht
verschlucken, sondern müßt ihn ausspucken. Ihr könnt ihn in die Tasche
stecken. Habt ihr schon gehört, daß ans dem Stein (Kern) der Kirsche
ein junger Kirschbaum werdeu kann? Wie denn? (wenn wir ihn in die
Erde stecken). Wiederholt: Wir stecken den Kirschkern in die Erde;
dann wird ein junger Kirschbaum daraus.
d. Wo ist die Kirsche gewachsen? (am Kirschbaum). Wie haben
wir sie bekommen? (gepflückt). Jetzt wollen wir uns den Baum vor-
stellen, wie wir ihn im Garten gesehen haben. Was hat er in der
Erde? (Wurzeln). Was über der Erde? (einen Stamm). Wie ist der
Baumstamm, da ihr ihn kaum umspannen könnt? (dick, rund). Was trägt
der Baumstamm oben in der Luft? (Zweige, Äste, eine Krone). Wieder-
holt: Der Kirschbaum hat Wurzeln in der Erde; er hat einen dicken
Stamm über der Erde und eine Krone in der Luft. Was sitzt um das
Holz im Stamme? (Rinde). Welche Teile seht ihr in der Krone? (Äste,
Zweige, Blätter und Blüten). Wiederholt: Die Krone des Baumes hat
Äste, Zweige, Blätter und Blüten (jetzt Früchte). Ihr möchtet gern in
den Baum klettern, um Kirschen zu pflücken. Ich weiß aber Tierchen,
welche hineinkommen können, ohne daß sie klettern, und diese lassen sich
— 88 —
die Kirschen auch wohlschmecken; wer ist das? (die Vögel, die Sperlinge).
Sprecht: Vögel, besonders Sperlinge fressen auch gern Kirschen. Wer
frißt denn die Blätter am Baume? (die Raupen). Was saugen die
Bienen aus den Blüten? (Honig) und was essen alle Kinder gern? Wer
hat uns den Baum wachsen und die Kirschen reif werden lassen? Seht,
so sorgt der liebe Gott für alle seine Kinder, für die Menschen und
die Tiere.
Ii. Im Anschlüsse an die Kiöet.
26. Was an und in dem Hause ist.
a. Worin wohnt ihr? (Haus). Was für ein Haus ist es darum?
(Wohnhaus). Ich keuue auch Häuser, in denen man nicht eigentlich
wohnt; welche z. B-? (Schule, Kirche ze.). Ist euer Wohnhaus immer
da gewesen?____ Das wißt ihr nicht; allein habt ihr nicht gesehen, wie
N.'s Haus geworden ist? (es ist gebaut). Das ist auch mit anderen
Häusern so; was sind sie, da sie gebaut (nicht gewachsen) sind? (Ge-
bäude). Sprecht: Die Gebäude werden gebaut. Unser Hans ist auch
ein Gebäude; denn es ist gebaut. Von wem ist N.'s Haus gebaut?
(Von Zimmerleuten und Maurern). Welche Handwerker haben sonst noch
daran gebaut? (wer hat die Scheiben eingesetzt? wer die Schlösser? ?e.).
Wiederholt: An dem Hause haben gearbeitet: der Zimmermann uud der
Maurer, der Glaser, der Schlosser uud der Maler. N.'s Haus ist nur
klein; es hat nur eine Reihe Fenster. Wie viel Reihen hat P.'s Haus?
(2), wie viele G.'s Haus? (3). Merkt euch: Wenn ein Haus nur eine
Reihe Fenster hat, so hat es auch nur ein Stockwerk. Wie viele
Stockwerke hat es, wenn es 2 Reihen F. hat? (2 Stockwerke). Wie viel
„stöckig" ist das Haus dann? (zweistöckig). Wie ist euer Haus, H.?
(einstöckig, zweistöckig ?c.). Sprecht: Kleine Häuser sind meist einstöckig.
Größere Häuser sind mehrstöckig. Was ist zuerst gebaut worden? (Mauern).
Woraus sind sie gebaut? (aus Stein, Backsteinen 2C.). Was ist zwischen
die Steine gefügt? (Kalk mit Sand). Sprecht: Zwischen die Steine wird
Kalk mit Sand gefügt. Wie nennt man Kalk mit Sand mit einem
Namen? (Mörtel). Die Mauern sind aber nicht überall dicht; wir
sehen Öffnungen in denselben. Was ist in die Öffnungen der Mauern
gesetzt? (Fenster). Was sonst noch? (Thüren). Sprecht: Die Öffnungen
(in den Mauern) werden mit Thüren uud Fenstern gefüllt. Was be-
findet sich oben am Hause? (Dach). Womit ist es gedeckt? (Ziegel).
Womit sind andere Häuser gedeckt, die oben grau und blau aussehen?
(Schiefer). Sprecht: Die Häuser sind mit Ziegeln oder mit Schiefer
gedeckt (in anderen Gegenden mit Holzschindeln). Welcher Teil erhebt
sich über das Dach hinaus? (Schornstein). Was sehen wir aus dem
Sch. aufsteigen? (Rauch).
NB. Größeren Schülern kann gelegentlich gesagt werden, daß Stockwerke
nach den Holzgerüsten (Werken in Stöcken) benannt sind, die im Fachbau zuerst
entstehen, daß Stock — Balken ist.
— 89 —
b. Nun wollen wir uns vorstellen, wie wir gestern in euer Haus
traten und was wir da sahen, Heinrich.
Wohin kamen wir, als wir durch die Thür eintraten? (in den
Gang, auf den Vorplatz); und wohin, als wir den Gang verließen? (in
die Stube). Was für eine Stube war das, da ihr darin wohnt?
(Wohnstube). Wohinein schauten wir von der Wohnstube aus? (Kammer).
Wie viele Stuben hat euer Haus, P.? euer Haus, G.? Merkt: Ein
Wohnhaus hat mehrere Stuben und Kammern. Stuben und Kammern
heißen auch Zimmer. Was fanden wir außer den Stuben und Kam-
mern? (Küche — wen trafen wir dort? 2c.) und was unter dem Hause?
(Keller). Merkt: Außer den Zimmern giebt es im Hause eine Küche und
einen Keller (für Schwächere: Im Hause befinden sich Zimmer, Küche und
Keller). Wo haltet ihr euch meist am Tage auf? (Wohnstube), wo des
Nachts? (Kammern). Merkt: Wir wohnen am Tage in der Wohn-
stnbe und schlafen des Nachts in der Schlafstube. Wer arbeitete in der
Küche und in den Stuben, wie wir gesehen haben? (Mutter und Mädchen).
Wo arbeitete der Vater? (im Laden, in der Werkstatt ?c.). Wer arbeitete
dort mit ihm? (Gehilfe, Lehrling, Knecht zc.). Wiederholt: Die Mutter
und das Dienstmädchen arbeiten in der Küche und in den Zimmern. Der
Vater und die Gehilfen arbeiten im Laden oder in der Werkstatt. —
Was wird im Keller aufbewahrt? (Kartoffeln, Kohlen, Holz 2c.). Solche
Dinge haben wir zum Leben nötig; es sind unsere Lebensmittel (Wieder-
holen). — Wer hat einen Stall am Hause? Was befindet sich im Stalle?
(Tiere). Welche? Merkt: Im Stalle wohnen unsere Haustiere. Ich
dachte, ihr hättet auch noch Tiere, die öfter in die Stube kommen (Hund
und Katze). Das sind auch Haustiere, von denen wir bald sprechen werden.
XL. Zusammenfassung möglichst nach den „Lehrstoffen", die vor- und
nachzusprechen sind, teils einzeln, teils bankweise, teils im vollen Chor.
28. Der Hund.
(Der Lehrer bringt einen kleinen Hund in natura und einen im Modell
mit in die Schule.) Dieses Tier kennt ihr alle. Es ist ein Hund.
Sprecht: Der Hund ist ein Tier. Wir wollen ihn genauer betrachten:
Wie heißt dieser Teil des Hundes? Das ist der Kops des Hundes. Dieser?
(der Leib — Rumpf des Hundes) und diese Teile? (Beine), wieviel?
Sprecht: Der Hund hat einen Kopf, einen Rumpf und vier Beine; die
Beine heißen auch Glieder (Gliedmaßen). Woran fasse ich jetzt den
Hund? (an dem Kopfe), an welchem Teile des Kopfes? (an den Ohren).
Wieviel Ohren hat er? wieviel Augen? wieviel Nasen, wieviel Nasen-
löcher? zz. Sprecht: Am Kopfe des Hundes befinden sich zwei Ohren,
zwei Augen, eine Nase und ein Mund. Wer kennt sür den Mund des
Hundes einen andern Namen? (Schnauze, Maul). Wo sitzt die Schnauze
am Kopfe? wo sind die Augen? die Ohren? Sprecht: Die Schnauze des
Hundes sitzt vorn am Kopse, die Augen befinden sich an den Seiten und die
Ohren weiter oben an den Seiten. Unser Kopf ist ruud; wie ist aber der
- 90 —
Hundekopf nicht? wie denn? (lang — länglich). Sprecht: Weil der
Hundekopf vorn an der Schnauze etwas spitz wird, so sagt man: er ist
zugespitzt. (Lehrer öffnet die Schnauze des Hundes): Was seht ihr im
Maule des Hundes? (Zähne und Zunge). Wie fühlen sich hier die
Zähne an? (spitz, hart). Was kann der Hund mit den Zähnen, gerade
so wie du? (beißen). Aber er beißt heftig. Was kann ein starker Hund
sogar zerbeißen? (Knochen). Was frißt er denn? Welche Tiere fressen
auch Fleisch? Sprecht: Der Hund gehört zu den fleischfressenden
Tieren. Wie heißt der Teil des Körpers hinter dem Kopfe? (Hals).
Wie heißt der obere Teil des Halses? (Nacken), der untere? (Kehle).
Wie heißt der obere Teil des Rumpfes? (Rücken), der untere? (Bauch).
Was trägt der Hund am hinteren Teile des Körpers? (Schwanz). Wie
trägt er ihn jetzt? (aufwärts), wie jetzt? (abwärts). Was thut er jetzt
damit? (bewegt ihn hin nnd her). Sprecht: Wenn der Hund den Schwanz
hin und her bewegt, so wedelt er damit; wenn er mit dem Schwänze
wedelt, so ist er nicht böse. Was zeigt er aber, wenn er recht böse ist?
(Zähne). Sprecht: Wenn der Hund recht böse ist, so fletscht (zeigt) er
die Zähne.
b. (L. läßt den Hund gehen und springen.) Womit geht und springt
der Hund? Wieviel Vorder- und Hinterfüße hat er? Zeige seinen
rechten Vorder- und feinen rechten Hinterfuß ?c. Hebt er beide Vorder-
füße beim Gehen zu gleicher Zeit auf? (nein), welche denn? (den rechten
Vorder- nnd den linken Hinterfuß). Und dann? (L. läßt den Hund über
den Stock springen:) Welche Füße hebt er beim Springen zuerst auf?
welche zuletzt? Wer kann am schnellsten laufen, du oder der Hund? Wer
von euch aber ist der größere? (L. wirft ein Tuch hin und läßt es vom
Hunde apportieren): Was habe ich hingeworfen? Was hat der Hund
gethan? (geholt). — Wo sitzen die Füße? (unten an den Beinen). Du
hast Finger an den Händen, was hat der Hund an den Füßen? (Zehen).
Wie viele an einem Vorderfuße? (vier), wie viele an einem Hinterfuße?
(fünf). An deinen Fingern sitzen glatte Nägel; was hat der Hund auch
an den Zehen? (Nägel). Wie sind sie aber? (dick, spitz). Was kann er
damit? (kratzen), wo? Womit ist sein Körper bedeckt? (mit Haaren).
Wie sehen die Haare aus? Wo hat dieser Huud Flecken? Ist sein Haar
glatt oder kraus? Welche Hunde haben krauses Haar? (Pudel). (Der
Hund wird unruhig, läuft zur Thür, kratzt und bellt.) Dem Hunde wird
die Zeit gewiß lang (oder die Lektion dauert ihm zu lange); hörst du
seine Stimme? (er bellt). Wann bellt euer Hund? (wenn jemand kommt).
Sprich: Wenn Fremde kommen, so bellt der Hund. Was bewacht der
Hund? Sprich: Der Hund bewacht das Haus, ist wachsam und treu.—
Komm nun, mein Hündchen, zu deinem Herrn it. Von Hey.
(Betrachtung des Modells.) Was soll das auch sein? Ist das ein
lebendiger Hund? Ist er tot? (— ist er gestorben?) Sprich: Dieser
ist nicht lebendig, auch nicht tot; er ist leblos; es ist ein nachgemachter
Hund. Wo kann man ihn kaufen? Woraus ist er gemacht? (aus Gummi,
— 91 —
Holz, Porzellan). Was kann er aber nicht öffnen? Was kann er nicht
bewegen? Sprich: Der nachgemachte Hund kann nicht laufen und springen,
nicht bellen und beißen. Woran kannst du aber doch sehen, daß es ein
Hund ist? Was ist größer, der wirkliche oder der nachgemachte Hund?
Wie ist dieser gefärbt? Worauf steht er? Jetzt zeige mir alle Teile des
Körpers an dem nachgemachten Hunde, die wir au dem wirklichen Hunde
gefunden haben. —
Zum Schlüsse erzähle ich euch noch eine Geschichte von einem
Hunde und einem Dieb.
29. Die Kuh.
(Dieselbe wird im Modell vorgeführt.)
Was für ein Tier ist dies? (Kuh), eine wirkliche, lebendige? (nein).
Ist sie tot oder leblos? (leblos). Woraus ist sie gemacht? (Holz,
Gummi 2C.). Sprecht: Die Kuh ist nach einer lebendigen gemacht, sie ist
nachgemacht;^ eine nachgemachte Kuh ist ein Bild von einer wirklichen
Kuh. Wo habe ich jetzt auch das Bild von der Kuh gemacht? (an der
Wandtafel). Das ist ein gezeichnetes Bild; ein gezeichnetes Bild kann
ich nicht anfassen; dieses Bild aber kann ich anfassen, aufheben, hinsetzen
(zu zeigen — das Wort „Modell" für ein „körperliches Bild" ist für
diese Stufe noch zu schwierig). Was kann aber das Bild von der Kuh
nicht von selbst, wie die lebendige Kuh? (gehen, laufen, brüllen, fressen:c.).
Jetzt sucht mir die Hauptteile des Körpers auf! Was trägt die Kuh
auf dem Kopfe? (Hörner). Wie sind die Hörner, da sie nicht gerade
sind? (krumm, gebogen). Was befindet sich hinter den Hörnern? Was
kann die lebendige Kuh mit den Ohren? mit den Hörnern? Was befindet
sich unter den Hörnern? Was kann die lebendige Kuh mit den Augen?
Was kann das Bild der Kuh aber nicht? Zeigt mir die Nase! Was kann
die Kuh mit der Nase? Was kann sie mit dem Maule? Welche Stimme
hat die Kuh? (sie brüllt, muht). Was frißt sie? wo? Welche Tiere
fressen sonst noch Gras? Sprecht: Die Knh gehört zu den grasfressen-
den Tieren. Wo ist der Hals? (zwischen Kopf und Rumpf). Wie heißt
der obere Teil des Halses? (Nacken), der untere? (Kehle). Wie heißt
der obere Teil des Rumpfes? (Rücken), der untere (Bauch). Was für
einen Bauch hat die Kuh? (dick). Wo hängt der Schwanz? (hinten am
Körper). Was bemerkt ihr am Ende des Schwanzes? (Haare). Das ist
ein Haarbüschel. Die Kuh kauu den Schwanz bewegen; was kann sie
damit fortjagen? (Fliegen). Wie viele Beine und Füße hat sie? Wir
haben Zehen an den Füßen; was hat die Kuh an den Füßen? (— es
find das zwei Klauen mit Hufen daran). Woraus bestehen die Hufe
und die Hörner? (aus Horn). Welche Füße hebt die Kuh beim Gehen
zugleich auf? (den rechten Vorder- und den linken Hinterfuß ?c., von
älteren Schülern beobachtet). Was kann das Bild aber nicht zeigen?
Womit ist der Körper der lebendigen Kuh bedeckt? (Haar). Wie ist das
Bild gefärbt? Wer hat braune Kühe gesehen und wer rote? wer bunte
(weiße und schwarze)?
— 92 —
Womit wird die Kuh im Winter gefüttert? (Heu, Stroh 2c.). Was
giebt sie uns, wenn sie gut gefüttert wird? (Milch). Wer melkt die Kuh?
Wie sieht die Milch aus? Wie schmeckt sie? Wer trinkt sie gern? Worin
wird die Milch aufbewahrt? wohin gegoffen? Wie teuer wird ein Liter-
Milch verkauft? Was kann auch aus der Milch gemacht werden? (Butter
und Käse). Sprecht: Die Kuh giebt uns Milch, Butter und Käse; sie ist
ein sehr nützliches Haustier*).— Was eßt ihr des Mittags zum Gemüse?
(Fleisch). Woher bekommt ihr es? (Fleischer R. N.). Woher bekommt
es der Fleischer? Sprecht: Der Fleischer kauft die Kuh und schlachtet sie.
Was fließt dann aus dem Körper der Kuh? (Blut). Wie sieht das Blut
aus? (rot). Sprecht: Die Kuh ist auch sehr nützlich, wenn sie getötet (ge-
schlachtet) wird. Wie heißt eine ganz junge Kuh? (Kalb). Was saugt
das Kalb an der Mutter Euter? (Milch). Sprecht: Die Kuh säugt
das Kalb; das Kalb saugt; die Kuh ist ein Säugetier. Nennt mir
noch andere Säugetiere; andere Haustiere!
Kind und Kuh. Von Hey.
34. Der Hahn, die Henne und das Ei.
Rätsel. Ich kenne ein Ding :c.
a. Was ist das? (Hahn). Wodurch macht er sich bemerklich? Der Hahn
gehört zu unsern Haustieren (zum Geflügel). Er macht sich durch sein
Kikeriki bemerklich — er kräht. Wie heißt sein Weibchen? (Henne).
Was läßt diese aber nicht hören? Was legt sie? (Eier). Was macht sie,
wenn sie ein Ei gelegt hat? (gackert). Merkt: Die Henne kräht nicht;
sie gackert, wenn sie ein Ei gelegt hat. Zu welchen Tieren gehören Henne
und Hahn? (Vögel). Wozu gehören sie, da sie Flügel haben? (Geflügel).
Wer gehört sonst noch zu uuserm Geflügel? In welchem Hause leben die
Hühner des Nachts? (Hühnerhause). Wo gehen sie jetzt umher? (im
Hose). Wohin dürfen sie aber nicht? (in den Garten). Worauf sitzen sie
in der Nacht? (auf einer Stange, auf der Hühnerstange). Sprecht:
Die Hühner sitzen des Nachts auf der Hühnerstange im Hühnerhaus.
Wer von ihnen wacht zuerst auf, und was rnft er dann? Wen weckt
er damit? (seine Hühner, die Hennen); wen sonst auch wohl? (Menschen);
welche M.? (Langschläfer). Merkt: Der Hahn erwacht des Morgens
zuerst; er weckt die Hühner nntTlne Langschläfer durch sein Krähen.
Was können die Vögel, da sie zwei Flügel haben? (fliegen). Was haben
sie dafür nicht wie die Hunde? (Vorderfüße), oder wie die Menschen?
(Arme). Merkt: Die Vögel haben zwei Flügel statt der Vordersüße oder
statt der Arme (für Schwächere: Vögel haben Flügel für die Arme oder
Vorderfüße). Was haben sie für den Mund (statt des M.)? (einen
Schnabel). Wie fühlt sich der Schnabel an? (hart). Wie ist er vorn?
(spitz). Aus wie vielen Teilen besteht er? Diese Teile heißen Kiefern.
Merkt: Für den Mund (statt des Mundes) hat der Vogel einen harten
*) Wo Kühe zum Ziehen benutzt werden, da ist auch dieser Nutzen zu be-
rücksichtigen.
— 93 —
und spitzen Schnabel; dieser besteht aus zwei Kiefern. Was können sie da-
mit aufpicken? (Körner). Was haben sie statt der Haare oder Wolle
auf dem Leibe? (Federn). Wie sind diese gefärbt? Merkt: Statt der Haare
oder Wolle haben die Vögel ein schönes Federkleid.
Das Ei.
R. Ich weiß ein Tönuchen, wohlbekannt,
hat keinen Reifen und kein Band;
es ist kein Zapf- und Spundloch drin,
und doch ist's voll von Anbeginn.
Man braucht es mehr als einmal nicht,
denn leer wird's nur, wenn man's zerbricht.
Sagt mir, ihr lieben Kinderlein:
Was für ein Tönnchen mag das sein?
NB. Dieses Rätsel ist^nur für gewecktere Schüler, kann auch im nächsten
Jahre süglich wiederholt werden, wie die Lektion selbst.
d. Was liegt dort auf dem Teller? (Eier). Von wem kauft deine
Mutter Eier? Wer legt sie? (Henne). Wer von euch hat Hühner?
(wie viele? wo halten die sich auf? Wer weiß ein Hühnernest mit Eiern?).
Nimm das Ei in die Hand; fühlst du Kanten? Wie ist das Ei also
gestaltet? (rund). Aber es ist länger als breit; darum ist es länglich-
rund. (Lehrer zeichnet:) Was habe ich von dem Ei gemacht? (Bild,
Zeichnung). Was könnt ihr daran auch sehen? (daß es länglichrund ist).
Zeichnet auch ein Ei aus eure Tafeln! Vergleicht jetzt die beiden Enden;
sie sind nicht gleich rund; wie ist das eine Ende? (mehr spitz), das andere?
(mehr rund, stumpf). Sprecht: das Ei des Huhnes ist länglichrund und
zugespitzt an dem einen Ende. Wie sieht es aus? (weiß). Wie fühlt es
sich an? (glatt, hart). Was habe ich jetzt gethan? (Sie haben ein Ei
zerbrochen). Was habe ich daran zerbrochen? (Schale). Wie war die
Schale, da ich sie so leicht zerbrechen konnte? (dünn, zerbrechlich).
Sprecht: Das Ei hat eine weiße, dünne und zerbrechliche Schale. Jetzt
fließt etwas heraus; wie ist also das Innere des Eies? (flüssig). Wie
sieht das Innere aus? (gelb und weiß). Sprecht: Das Innere des Eies
ist gelb und weiß. Das Gelbe im Ei ist das (der) Dotter. (Lehrer zerschneidet
ein zerkochtes Ei:) Was habe ich wieder gethan? Es floß aber nichts
heraus; wie ist das Innere nicht mehr? wie denn? (hart, fest). Wie
kommt das? (.Dieses Ei ist gekocht). Sprecht: Das Innere eines ge-
kochten Eies ist fest, nicht flüssig; das Innere eines rohen (ungekochten)
Eies ist flüssig. Wie sieht das Dotter hier auch aus? Wo liegt das
Dotter? (Mitte des Eies). (Lehrer hebt ein gekochtes Dotter heraus:)
Welche Gestalt hat das Dotter? Sprecht: Das Dotter ist kugelförmig.
Wie sieht das aus, was das Dotter umgiebt? (weiß). Sprecht: Das,
was das Dotter umgiebt, heißt Eiweiß; das Eiweiß umgiebt das Dotter.
Was sitzt aber noch um das Eiweiß? (dünne Haut). Weshalb kochen
wir denn die Eier? (essen). Was essen wir aber nicht davon? (Schale),
sprecht: Die Schale besteht aus Kalk; das Dotter und das Eiweiß sind
— 94 —
eine gesunde Speise (Nahrung). Wie benutzt deine Mutter die Eier?
deine? deine? Wer kennt andere Eier? Sind diese dicker oder dünner
als Hühnereier? —
35. Tie Bäume.
(Der Lehrer zeichnet während des Unterrichts einen Baum an.)
a. Menschen und Tiere stehen aus ihren Füßen; woraus steht der
Apselbaum? — Wir stehen auf der Erde; wo steht aber der Baum?
(in der Erde). Daher kommt es, daß wir seine Füße nicht sehen. Wie
nennen wir die Füße des Baumes, mit welchen er in der Erde steht?
(Wurzeln). Sprecht: Der Baum hat Wurzeln als Füße (statt der Füße);
er steht mit den Wurzeln in der Erde. Wie viele Füße hat der Mensch?
der Hund? — aber wie viele Wurzeln hat der Baum? (sehr viele). Womit
sind sie verdeckt? (mit Erde). Sprecht: Wir können die Wurzeln des
Baumes nicht zählen, da sie von der Erde verdeckt sind. Hast du schon
versucht, einen jungen Baum aus der Erde zu reißen? wie steht er in
der Erde? (fest). Wir können uns von einer Stelle zur andern bewegen;
wo bleibt der Baum aber stehen? (ans einer Stelle). Sprecht: Bäume
und andere Pflanzen bewegen sich nicht von der Stelle. Wie heißt der
Teil unseres Körpers, der sich über den Beinen befindet? (Rumpf). Der
Baum hat auch einen Leib; wie nennen wir ihn? (auf denselben zeigend —
Stamm). Woraus besteht der Stamm des Baumes? (Holz). Wie
steht der Baumstamm? (aufrecht, feukrecht — dieser Begriff ist schon
früher entwickelt). Wie ist er gestaltet, da er keine Kanten hat? (rund).
Wie ist er, da du ihn nicht umspannen oder umfassen kannst? (dick),
wie ist er aber, wenn er noch jung ist? (dünn). Sprecht: Der Stamm
eines jungen Baumes ist noch dünn; der Stamm eines alten Baumes ist
dick; er wird alle Jahre dicker. Womit ist der Baumstamm umgeben?
(Rinde). Wie sieht sie aus? (grau); wie fühlt sie sich an? (rauh).
Sprecht: Der Baumstamm hat eine graue und rauhe Riude. Ich habe
hier ein Stück von dem Stamme eines jungen Baumes mitgebracht; zeigt
mir, wo derselbe abgesägt ist? (Wer hat einmal gesehen, daß ein Baum
abgesägt wurde?) Wie sieht das Holz aus? (weißlich). Die Stelle ist
flach; was zeigt sich aus der Fläche? (Kreise, Ringe). Sprecht: Das
Holz des Baumstammes hat viele Ringe.
b. Wie heißt der obere Teil des menschlichen Körpers? (Kops). Der
Baum hat auch einen großen Kops; wie nennen wir ihn? (darauf zeigend —
die Kroue). Sprecht: Der Baum hat eine große Krone als Kopf; die
Hauptteile des Baumes sind die Wurzelu, der Stamm und die Krone.
Dort geht der Stamm des Baumes auseinander; was sitzt dort an dem
Stamme? (ein Ast — Äste); was an den Ästen? (Zweige). Sprecht:
Die Krone des Baumes besteht aus Ästen und Zweigeu. Was tragen
die Zweige zuerst im Frühlinge? (Knospen); was dann? (Blätter oder
Laub); was noch? (Blüten); was zuletzt? (Früchte). Wiederholt!
Sprecht: An den Zweigen wachsen Knospen, Blätter, Blüten und Früchte.
— 95 —
Sie sind gewachsen; wann? (Frühling, Sommer). Wann hat der Baum
keine Blätter, Blüten und Früchte? (Winter). Sprecht: Im Winter ist
der Baum kahl; im Frühlinge bekommt er Laub. Wann fällt das Laub
wieder ab? Wann sind auch die Früchte reif? Wie bekommen wir sie
vom Baume? (die Bäume werden geschüttelt). Wie müssen wir aber die
Äpfel herunterholen, wenn sie nicht gequetscht werden sollen? (pflücken).
Die Blätter uud Zweige des Baumes bewegen sich, wie kommt das?
(vom Winde). Welcher Wind bewegt die Kronen der Bäume heftig? (der
Sturmwind). Was schüttelt der Sturm auch vou dem Apfel- und
Birnbäume? Aber der Baum selbst steht doch fest auf seinem Platze im
Sturm. — Welche Bäume kennt ihr? wachsen in eurem Garten? tragen
eßbare Früchte? welche nicht? Wo stehen viele Bäume beisammen? (im
Walde). Wo stehen auch die höchsten Bäume? Vergleicht die Höhe der-
selben mit einem Hause, mit einem Kirchturm!
III. Lehrproben aus dem zweiten Halbjahre.
43. Ter Kanarienvogel im Käsig.
a. Der Käfig. Was für ein Vogel ist das? (ein Kanarieu-
Vogel). Worin sitzt der Kanarienvogel? Sprecht: das Hans des K.
heißt Käfig; der K. wohnt in einem Käfig. Zuerst wollen wir den
Käfig und dann den Vogel betrachten. Wie viel Kanten hat der K.?
Sprecht: Der Käfig des K. ist vierkantig (oder: Wie ist der Käfig ge-
staltet, da er keine Kanten hat? (rund). Unsere Wohnungen sind aus
Stein gebaut; woraus aber das Haus des K.? Die Stangen sind von
Draht gemacht; sie bilden zusammen ein Gitter. Die Wände unseres
Zimmers sind nicht durchsichtig; wie ist aber die Gitterwand des Käfigs?
(durchsichtig). In unser Zimmer fällt das Licht durch das Fenster; wo-
durch fällt das Licht in den Käfig? (durch das Gitter). Wie ist es des-
hatb überall im Käfig? (hell). — L. hakt den Untersatz ab und hebt den
Obersatz auf. Wo ist jetzt der Käfig offen? Was könnte der Vogel des-
halb? Ich will aber den Teil, den ich abgehakt habe, wieder unter-
setzen. Wie kann ich den Teil, den ich untersetze, wohl nennen?
(Untersatz). Was befindet sich ans der einen Seite des Käfigs? (ein
Glas). Was ist darin? (Wasser). Wozu dient dem Vogel das Wasser-
glas? (Trinken). Was befindet sich auf der andern Seite? (auch eiu
Glas, ein Kasten). Was ist darin? (Futter, Samen). Wozu dient dem
Vogel das Futter im Glase? (Fressen). Wiederholt! Sprecht: das Futter-
glas hängt dem Wasserglas gegenüber. Das Wasserglas :c. Was muß
oft gefüllt werden? — Was geht hier quer durch den K.? (Stange).
Wer sitzt aus der Stange? Sprecht: Diese Stange heißt Sitzstange,
weil der V. darauf sitzt. Wie viele Sitzstangen sind in dem K.? Was
hängt sonst noch oben im K.? (Ring). Wo sitzt der Vogel jetzt? wo
jetzt? Merkt: Des Nachts sitzt und schläft der Vogel in dem Ringe.
— 96 —
b. Der Kanarienvogel. Was thut der Vogel jetzt? jetzt? jetzt
noch einmal? (er springt auf die Stange). Sprecht: Der K. hüpft von
einer Stange auf die andere. Wie muß er wohl fein, da er fo schnell
(flink) hüpfen kann? (flink, munter, lebendig). Sprecht: Der Vogel ist
sehr lebhaft und munter. Wie sieht er denn aus? (gelb wie Gold —
goldgelb). Daß der Vogel so munter ist und so schön goldgelb aus-
sieht, gefällt uns sehr. Sprecht: Wir haben an dem (goldgelben, mun-
teren) Vogel unsere Freude. Jetzt wollen wir ihn mit dem Hündchen
vergleichen (sehen, ob sie sich gleich sind). Nenne mir noch einmal die
Hauptteile des Körpers (Kopf, Rumpf und Glieder). Wie heißt der
obere Teil des Vogels? wie viele Augen? Ohren hat er? (Ich sehe keine
Ohren — die sind mit Federn bedeckt). Womit ist der Kops uud der
ganze Körper bedeckt? (Federn). Sprecht: Der Vogel hat auch Ohren,
aber sie sind mit Federn bedeckt; darum können wir sie nicht sehen. Sucht
die Nase und den Muud! Sprecht: Der V. hat keine Nase und keinen
Mund; dafür hat er einen Schnabel. Was Pickt er damit auf? (Körner).
Was macht er mit den Körnern? (Er beißt sie entzwei — er zerbeißt
oder frißt sie). Wie heißt der obere Teil des Rumpfes? der vordere?
(Brust). Der hintere Teil heißt der Steiß. Was trägt der V. am
Steiße? (Schwanz) Aber woraus besteht der Schwanz auch? (Federn).
Seht, wie er sie ausbreitet! Wie viele Beine hat der V.? der Hund?
Wie heißt der untere Teil der dünnen Beine? Was sitzt an den Füßen?
(Zehen, Krallen). Wie sind diese gestaltet? (krumm, gebogen), vorn?
(spitz). Wie viele Krallen stehen nach vorne? nach hinten? Was
thut er mit den Krallen, wenn er sich setzt? (faßt damit die Stange,
krümmt sie). Was trägt der Vogel an den Seiten? (Flügel). Das
sind seine Arme oder seine Vorderfüße. Was kann er damit? (fliegen).
Was breitet er aus, wenn er fliegt? Sprecht: Wenn der Vogel fliegt,
dann breitet er die Flügel (und den Schwanz) aus; er schlägt damit
in der Luft. Wo kann er aber nicht ordentlich fliegen? Im Käfig kann
er nur flattern. Wann flattert er denn besonders? (wenn Sie ihn
kriegen, faugeu wollen). Wie wird ihm dann? (angst, bange). Woran hört
ihr das auch, daß er ängstlich ist? (er piept, schreit). Sprecht:
Wenn ich den Vogel fangen will, dann piept und flattert er ängstlich
(im Käfig). Was hört ihr aber von ihm, wenn er nicht gestört wird?
(er singt). Nennt mir noch andere Singvögel. Sprecht: Der K. gehört
zu den besten Singvögeln. Wir haben an dem schönen Vogel unsere
herzliche Freude, besonders wenn er fröhlich fingt.
46. u. 47. Apfel, Birne und Pflaume.
a. In welche Jahreszeit sind wir jetzt gekommen? (Herbst). Welche
Jahreszeit gefiel uns besser als der Herbst? (Sommer). Doch wollen
wir sehen, was uus der Herbst Gutes bringt: Was holen wir aus dem
Garten? Was schütteln oder pflücken wir von den Bäumen im Garten?
(Äpfel, Birnen :c.). Wie sind diese Früchte nämlich am Baume geworden,
— 97 —
da sie leicht abfallen? (reif). Was habe ich euch hier mitgebracht? —
(2. stellt einige verschiedenartige Äpfel, Birnen und Pflaumen nebeneinander
und läßt sie von mehreren schwächeren Schülern mit Namen unterscheiden.)
Ich nehme die dickste Frucht in die Hand: wie sieht dieser Apfel aus?
wie dieser? (rot, gelb, grün zc.). Der rote Apfel ist aber nur an der
einen Seite rot. Wer hat ihn so schön rot gemacht? (die Sonne). Merkt:
Die Sonne macht einige Äpfel an einer Seite rot (rötet) sie. Wie sind
sie an der anderen Seite geblieben? (L. weist nach, daß einige Knaben,
die viel in der Sonne gewesen sind, gleichfalls rote Backen haben, rot-
bäckig sind). (L. schält einen Apfel:) Was thue ich jetzt? (Was schneide
ich ab?) Sprecht: Man schneidet die Schale von dem Apfel; man schält
ihn mit dem Messer. Warum denn? (L. zerschneidet den Apfel:) Was
habe ich jetzt abgeschnitten? Was habe ich ganz und gar zerschnitten?
Wie nennen wir das, was unter der Schale sitzt? (Fleisch). Das sieht
freilich ganz anders aus als Rindfleisch und Schweinefleisch. Welche ^
Farbe hat das Fleisch der Äpfel? Was enthält das Fleisch? (Was
fließt heraus, wenn ich es drücke?). Sprecht: Das Fleisch des Apfels
ist weiß und faftig. — Was in der Mitte des Apfels sitzt, wollen wir
später sehen. Jetzt nehme ich
b. die Birne zur Hand. Woran fasse ich die Birne? (am Stiel).
Wie ist die Birne in der Nähe des Stieles und wie am unteren Ende?
(dünn, dick). Sprecht: Die Birne ist oben dünn, unten dick; sie ist
länglichrund (wie ein Ei — eirund) und nach oben zugespitzt. Was
mache ich jetzt? (Sie schälen die Birne). Was bemerkt ihr am Messer?
Wie ist demnach das Fleisch der Birne? (saftig). Wie schmecken Saft
und Fleisch der Birne? Sprecht: Der Saft und das Fleisch der Birne
haben einen süßen Geschmack. Wie schmecken dagegen manche Äpfel? (etwas
sauer — säuerlich). Was bemerkst du sonst in dem Fleische, wenn du es
kaust? (kleine Körner). Merke: Das Fleisch der Birnen ist etwas körnig.
Was befindet sich ganz in der Mitte der Birnen? (Kerne). Worin sitzen
die Kerne auch, wie beim Apfel? (Haus, Gehäufe — Kernhaus, Kern-
gehäufe, auch der Gröbs genannt). Wie sehen die Kerne jetzt aus?
(braun, dunkelbraun, schwarz). Wie sind die Kerne und die Birnen
darum? (reif). Was wächst aus den Kernen der Äpfel und Birnen, wenn
wir sie in die Erde stecken? (Neue, junge Bäume). Das wollen wir im
nächsten Jahr versuchen. Hebt einige Kerne auf!
e. Was habe ich hier auf den Tisch gelegt? (Pflaumen). Wie
sehen diese Pflaumen aus? (blau, bläulich). Welche Form haben sie?
(länglichrund, fast eirund). Im Sommer gab es andere Pflaumen.
Wie sahen sie aus? (gelb) und welche Form hatten sie? (rund, wie eine
Kugel — kugelrund). Diese hier sind also blau und eirund; es sind
Zwetschen. Was ziehe ich von den Pflaumen? (Haut, Pelle). Was sitzt
unter der Haut? (Fleisch). Wie ist das Fleisch? (saftig). Wie schmeckt
es auch? (süß). Wie schmecken unreife Pflaumen, Äpfel und Birnen
aber? (sauer, bitter). Wiederholt! Ich habe das Fleisch von der Pflaume
gegessen. Wie ist es darum? (eßbar, genießbar). Ich habe aber von
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. > 7
— 98 —
der Pflaume etwas übrig gelassen; was kann das sein? (Stein). Wo saß
derselbe? (mitten in der Pflaume). Wie ist der Stein? (hart, stein-
hart). Es ist aber kein wirklicher Stein, wie wir ihn am Wege finden.
Was sitzt nämlich darin? (ein Kern, der herausgeschlagen wird). Dieser
Kern hat nur eine steinharte Schale (wiederholt). Was dürft ihr nicht
mit verschlucken, wenn ihr Pflaumen eßt? (den Pflaumenkern). Wie
viele Steinkerne hat jede Pflaume? Was hat aber jeder Apfel? jede Birne?
Wie nennen wir Äpfel, Birnen und Pflaumen mit einem Worte?
(Obst). Woran wächst dieses Obst? (Obstbäumen). Wer kennt noch
andere Bäume? Straßenbäume? Waldbäume? Wie ist das Obst, da wir
es essen können? (eßbar), oder, da wir es genießen können? (genießbar)
und da es uns wohl schmeckt? (wohlschmeckend). Wiederholt: Äpfel,
Birnen und Pflaumen heißen zusammen Obst. Das Obst wächst auf den
Obstbäumen des Gartens. Es wird von denselben gepflückt oder ge-
schüttelt. Es ist eßbar oder genießbar und wohlschmeckend. — Schließlich
sollt ihr mir noch berichten, was eure Mutter mit den Äpfeln, Birnen und
Pflaumen macht, wo sie dieselben aufbewahrt, was sie aus denselben
bäckt (Pflanmenknchen), kocht (Pflaumenmus :c.).
48. Tas Messer (Taschenmesser).
(L. zeigt ein Taschenmesser vor:) Was habe ich hier in der Hand?
(Messer). Woraus habe ich es genommen? (Tasche). Worin trage ich
es gewöhnlich? Was für ein Messer ist es deshalb? Wie ist das Messer
hier? (an die Schneide zeigend — scharf). Was Ihne ich jetzt mit dem
scharfen Messer? (schneidet einen Stock durch). (L. auf seiue Finger zeigend:)
Worin könnte ich mich auch leicht mit dem Messer schneiden? Was wäre
auch leicht möglich, wenn ich das Messer offen in die Tasche steckte? Was
muß ich mit dem Messer thuu, damit ich mich nicht schneide? Sprecht:
Wir müssen das Messer zuklappen, zuschlagen, wenn wir es in die
Tasche stecken, sonst schneiden wir uns damit. Wir nennen es auch Klapp-
messer, weil :c. Welche Messer gebrauchen Vater und Mutter? (Tisch-
messer, Brotmesser, Rasiermesser). (L. zeigt ein größeres Brot- oder Tisch-
messer und schlägt mit einem Schlüssel an die Klinge:) Was thue ich
jetzt? Was hört ihr? (einen Klang). Sprecht: Der Teil des Messers,
der klingen kann, heißt die Klinge. Woraus ist dieKliuge gemacht? Wie
sieht sie aus? (blank, glänzend). Wodurch ist die Klinge so blank und
glänzend gemacht? (ein matteres Eisen zur Begleichung vorzeigend — weil
sie geschliffen ist). Wer hat das Messer geschmiedet und geschliffen?
(Messerschmied). Bei wem kaufen wir die Messer? Wie fühlt sich die
Klinge an? (glatt, dünn), wie ist sie hier? (scharf). Was kann man mit
dieser Seite? (schneiden). Sprecht: Die Seite des Messers, mit welcher
man schneiden kann, heißt die Schneide. Wie wird die scharfe Schneide,
wenn ich viel damit schneide? (stumpf). Was muß mit dem stumpfen
Messer geschehen? (wieder geschliffen werden). Wer thnt das? (Messer-
schmied, Scherenschleifer). Wie heißt die Hintere Seite der Klinge? (wie
— 99 —
bei einem Menschen — Rücken). Wie ist der Rücken im Vergleich zur
Schneide? (Lehrer versucht damit zu schneiden: stumpf). Sprecht: Der
obere Teil der Klinge heißt die Spitze, Messerspitze. Mit der Schneide
schneiden wir. Was kann man aber mit der Spitze? (stechen). Wovor
mußt du also dich in acht nehmen, wenn du ein Messer in die Hand be-
kommst? Sprecht! (Lehrer greift an den unteren Teil:) Wie heißt der
untere Teil, an den ich eben griff? (der Griff). Sprecht: Der untere
Teil des Messers, an den ich eben griff, heißt der Griff. Man greift
(faßt) das Messer an dem Griffe und nicht an der Klinge. — Woraus
ist der Griff gemacht? (Holz, Horn). Wie sieht er aus? Wie viele Kanten
hat er? Wie ist er also? (hölzern, lang, dick, schwarz, vierkantig jc.).
(Lehrer zeigt ein Messer vor mit deutlich erkennbaren Nieten:) Seht, das
Eisen geht tief in das Holz (Horn) hinein; beide sind aneinander befestigt,
womit (Nagel, Stift — das Niet oder die Niete). Sprecht: Klinge und
Griff find mit einerNiete befestigt, zusammengenietet. Warum gehen noch
mehrere Nieten durch den Griff? (damit er fester sei). Merkt: Der Griff
ist durch die Niete an die Klinge befestigt oder geheftet, darum heißt der
Griff des Messers auch Heft. Welche Messer liegen hier? Welche können
zugeklappt werden? welche nicht? warum ist das bei dem Tischmesser nicht
so nötig? Wozu gebrauche ich (der Vater) das Rasiermesser? das Brot-
messer? das Tischmesser? Welche sind am schärfsten? Wovor müßt ihr
euch in acht nehmen? Womit dürft ihr also nicht spielen? „Ein Messer
in des Kindes Hand, o welch' ein großer Unverstand!" — Wiederholt
die Teile eines Messers und sagt, wie sie sind!
49 it. 50. Die Lampe.
Rätsel. Es leuchtet uns in Stub' und Haus ac.
Was habe ich in der Hand? (Lampe). Wohin habe ich die Lampe
jetzt gestellt? (auf das Katheder, den Tisch). Wie heißt der untere Teil
der Lampe, mit welchem sie auf dem Tische steht? (Hilfsfrage: womit
stehst du?) Wieviel Füße hat die Lampe nur nötig? Wie muß der Fuß
aber sein, damit die Lampe nicht umfällt? (breit, groß). Sprecht: Eine
Lampe mit breitem Fuße steht fest. Wie heißt der mittlere Teil der
Lampe (über dem Fuß?) (Stange, Säule). Fasse die Stange an, du
fühlst keine Kante, wie ist sie also? (rund). Sprich: Was nicht kantig
ist, ist rund. Wie sehen Fuß uud Stange aus? Was habe ich jetzt von
der Lampe genommen? (die Kuppel, die Glocke). Wie sieht diese aus?
Welche Gestalt hat sie? (vgl. sie mit einer Kugel — sie ist kugelförmig;
vgl. diese mit einer Glocke (Schelle) — sie ist glockenförmig. Wie
sieht sie aus? Woraus ist sie gemacht? (Glas). Kannst du aber hindurch
sehen, wie durch eine Glasscheibe im Fenster? Nein, ich kann nicht durch
die Kuppel sehen. Sprich: Die Lampenkuppel ist undurchsichtig; die Glocke
der Lampe ist undurchsichtig. Was habe ich jetzt von der Lampe ge-
nommen? (auch ein Glas — einen Cylinder). Kannst du durch den
Cylinder sehen? (ja). Wie ist er also? (durchsichtig). Sprecht: Der
7*
— 100 —
Cylinder der Lampe ist durchsichtig, aber die Kuppel der Lampe ist un-
durchsichtig. Was befindet sich oben am Cylinder? (Loch), wo auch?
Sprecht: Der Cylinder hat zwei Löcher oder Öffnungen, eine oben,
eine unten. (Lehrer zündet den Docht an:) Was habe ich jetzt gethan?
(Sie haben die Lampe angebrannt, angezündet). Was habe ich denn
an der Lampe angezündet? (den Docht). Was sagt ihr jetzt von dem
Dochte? (er brennt). Der Docht steckt in einem Gehäuse; das Gehäuse
heißt der Brenner. Woraus ist der Brenner gemacht? wie sieht er aus?
Wie sind Kuppel, Cyliuder und Brenner, da sie keine Kante haben? Was
drehe ich jetzt um? (eine Schraube). Was geht dadurch herauf und
herunter? Sprecht: Ich kann den Docht hinaufschrauben und hinab-
schrauben. Wie brennt die Lampe, wenn ich den Docht hinaufschraube?
(hell), wie, wenn ich ihn hinabschraube? (dunkel). Was befindet sich
unter dem Brenner? (ein Glas, Gesäß). Was ist darin? (Öl, Petro-
leum). Wie sieht das Petroleum aus? Wozu dient es? (zum Brennen).
Wann züudeu wir die Lampe an? womit? warum? Sprecht: Wir zünden
des Abends die Lampe an, damit wir im Zimmer sehen können. Wie
wird das dunkle Zimmer, wenn die Lampe angezündet wird? (hell, licht).
Sagt: Dunkle Zimmer werden erhellt oder erleuchtet. Du siehst jetzt
die Flamme nicht, aber woran kannst du doch sehen, daß die Lampe
brennt? (an der Kuppel). Sprich: Die Flamme scheint durch die Kuppel;
die Kuppel ist nicht durchsichtig, aber durch schein eud. Fühle die Kuppel
an! Wie fühlt sie sich jetzt an? (warm). Sprich: Die Flamme der
Lampe wärmt und leuchtet. (Lehrer dreht an der Schraube:) Was
habe ich gethan? Was ist (nach dem Drehen) infolge des Drehens ge-
geschehen? (Die Lampe ist ausgegangen, erloschen). (Lehrer zündet die
Lampe wieder an:) Was habe ich jetzt wieder gethan? was aber jetzt?
(er bläst — Sie blasen die Lampe aus). Sprecht: Man kann die Lampe
ausdrehen oder ausblasen; man muß deu Docht hiuabdrehen und die
Flamme ausblasen. Was hat sich in dem Cylinder angesetzt? (Schmutz —
Ruß). Was muß jetzt mit ihm geschehen, wie mit einem rußigen Schorn-
stein? (Er muß gefegt, gereinigt, geputzt werden). Was muß auch von
Zeit zu Zeit aufgegossen werden? (Petroleum). Wo bekommt man das
Petroleum? Wer verkauft Petroleum? Wo stellt man die brennende
Lampe hin? Wie muß man damit umgehen? (vorsichtig).
51. Der Spiegel.
a. Was habe ich auf deu Tisch gestellt? (einen Spiegel). Wie steht
er jetzt? Was habe ich jetzt gethan? (hingelegt), was jetzt? (in die Hand
genommen). Womit halte ich ihn fest? (mit beiden Händen). Warum?
(damit er nicht fällt). Was würde dann mit ihm geschehen? (zerbrechen).
Was würde an dem Spiegel zerbrechen? (das Glas). Wie ist deshalb
das Spiegelglas? (zerbrechlich). Wie muß man also damit um-
gehen? (vorsichtig). Wovon ist das Glas umgeben? (von einem Rahmen).
Sprich: Das Spiegelglas ist in einen Rahmen gefaßt. Woraus ist der
— 101 —
Rahmen gemacht? wie ist er also? Wobei fasse ich jetzt den Spiegel?
Was habe ich jetzt gethan? (hingehängt), wohin? (Wand, Katheder), was
jetzt? (herabgenommen). (Lehrer hält einem Schüler den Spiegel vor:)
Wohin siehst du jetzt? was siehst du? (mein Gesicht, den Kops), was sonst
noch? (zur Seite N. N., den Tisch, das Buch ?c.). Sprecht: Wenn wir
in den Spiegel sehen, so sehen wir uns selbst. Greife hinter den Spiegel,
um zu erfahren, ob du dahinter stehst! Sprich: Ich stehe vor dem Spiegel,
nicht hinter dem Spiegel. Aber wo scheinst du auch zu stehen? (hinter
dem Spiegel). Merke: Du stehst nicht selbst hinter dem Spiegel, sondern
nur dein Bild, das du nicht greifen kannst. Sprecht: Wer in den
Spiegel sieht, sieht in demselben sein Bild; das Bild befindet sich hinter
dem Spiegel, ist aber nicht zu fühlen. Sprecht: Ich kann mich im Spiegel
betrachten, bespiegeln. Was kannst du z. B. im Spiegel sehen, wenn
du soeben gegessen hast? (ob ich schmutzig bin). Sprecht: Wir können
im Spiegel sehen, ob wir im Gesicht schmutzig oder rein sind.
d. Jetzt wollen wir das Spiegelglas näher betrachten. Fühlt es
an! Es fühlt sich glatt an. Da das Glas nicht gebogen oder krumm
ist, so sagen wir: Es ist eben. Wie sieht es ans? (hell, glänzend).
(Lehrer hält ein Stück Fensterglas daneben:) Siehst du durch dieses Glas
dein Bild auch? (nein); was aber? wie ist dieses Glas also? (durchsichtig).
Merke: Das Fensterglas ist durchsichtig, das Spiegelglas undurchsichtig.
Du kannst die Dinge nicht sehen, die wirklich hinter dem Spiegel sind.
Es ist aber doch gerade solches Glas wie Fensterglas. (Lehrer zeigt
ein Stück Spiegelglas mit der Zinnfolie darauf:) Aber was ist hier
auf dem Spiegelglas? (— nur eine dünne Decke von Zinn — wer kennt
Zinn? was ist aus Zinn gemacht, gegossen?) Sprecht: Das Spiegelglas
ist an der einen Seite mit Zinn bedeckt, dadurch wird es undurchsichtig;
aber ich kann mein Bild dann in dem Glase sehen. (Daß die „Zinn-
folie" mit Quecksilber belegt oder amalgamiert worden ist, gehört in den
Physikalischen Unterricht.) (Lehrer hält ein Buch und dann einen anderen
undurchsichtigen Gegenstand hinter das Fensterglas:) Was siehst du jetzt
auch? Merkt: Wenn ich ein Buch 2c. hinter das Fensterglas halte, so ?c.
Wer hat einmal dicht am Wasser (Eimer mit Wasser, Flusse, Bache !c.)
gestanden? Was hast du dann auch im Wasser gesehen? Sieh, das Wasser
ist auch ein Spiegel, spiegelt auch. In welchen Gegenständen habt ihr
euer Bild sonst noch gesehen? — Das sind auch Spiegel.
Schneewittchen (Märchen von Grimm).
55. Was ich in der Schule thue und was ich dort nicht thnn
muß oder darf.
a. Wer bin ich? (Lehrer). Was seid ihr für mich? (Schüler). Wen
habe ich als Lehrer zu unterrichten? Sprecht: Der Lehrer unterrichtet
die Schüler. Wir wollen zuerst bedenken, wie ich das mache. Was habe
ich euch gestern erzählt? was vorgestern? Sprecht: Der Lehrer erzählt
seinen Schülern Geschichten. Wovon haben wir gestern Nachmittag ge-
— 102 —
sprachen? (Tafel 2c.). Was habe ich bei der Besprechung an euch ge-
richtet? (Fragen). Ich habe gefragt. Was habe ich euch dabei gezeigt?
was am Sonnabend? Wiederholt (in einzelnen Absätzen): Der Lehrer
erzählt Geschichten; er stellt Fragen im Unterrichte; er zeigt seinen
Schülern verschiedene Gegenstände, damit sie diese kennen lernen. — Was
habe ich ench soeben vorgelesen? was gestern? Was habe ich an die Wand-
tasel geschrieben? was gezeichnet? Wiederholt: Der Lehrer liest seinen
Schülern aus dem Buche vor, schreibt Wörter an die Wandtafel und
zeichnet Figuren an dieselbe. — Wen von euch habe ich gestern gelobt?
weshalb? Wen habe ich getadelt (gescholten) und weshalb? Wen habe
ich gestrast? (in die Ecke gestellt? wem einen Klaps gegeben? wen
heruntergesetzt?) und weshalb? Sprecht: Der Lehrer lobt die fleißigen
und artigen Schüler; er tadelt die trägen und straft die ungehorsamen.
Wiederholt mir alles, was der Lehrer in der Schule thut.
d. Jetzt wollen wir bedenken, was ihr als Schüler thut. Was
habt ihr zu thun, wenn ich erzähle? (zuhören), wenn ich etwas anschreibe
oder zeichne? (nachschreiben), wenn ich etwas vorlese? (nachlesen). Sprecht:
Wenn der Lehrer erzählt, so müssen die Schüler zuhören; wenn er
Sprecht: Der Schüler hört zu, wenn der Lehrer ic. Wie müßt ihr auf
der Bank sitzen, wenn ich erzähle? (still, ruhig). Wie müßt ihr zuhören?
(aufmerksam). Wiederholt: Wir müssen still und ruhig sitzen und auf-
merksam zuhören, wenn der Lehrer spricht. Was mußt du thun, wenn
ich dir sage: steh auf! schlage dein Buch auf! lies! zc.? (Ich muß thun,
was der Lehrer sagt, befiehlt). Sprecht: Wenn der Schüler thut, was
der Lehrer ihm befiehlt, so ist er gehorsam. Wie lernt der aufmerk-
fame und gehorsame Schüler seine Aufgabe? (fleißig). Was lernt ihr
denn? (lesen, schreiben, singen, Rätsel, Sprüche zc.). Sprecht: Der fleißige
Schüler lernt lesen, schreiben k. Was mußt du thun, wenn ich dich
frage? (antworten); was, wenn ich vorgelesen habe? (nachlesen); wenn
ich was geschrieben habe? (nachschreiben). Wiederholt: Der Schüler ant-
wortet, wenn der Lehrer ihn fragt; er schreibt auf die Tafel, was der
Lehrer ihm an der Wandtafel vorschreibt. — Was mußt du thun, wenn ich
dir einen Tisch vorzeichne? Was thut ihr, weun ich sage: zählt zusammen
3 und 4, 3 und 6 oder 5—4? (rechnen). Wiederholt: Wir zeichnen
aus die Tafel, was der Lehrer vorzeichnet, und wir rechnen die Auf-
gaben, welche der Lehrer uns aufgiebt. Womit beginnen wir des Morgens?
womit schließen wir den Unterricht auch? (singen, beten). Was singen
wir denn? was beten wir? Mit wem reden wir, wenn wir beten? Um
was bitten wir ihn z. B.? (Gesundheit, Essen und Trinken zc.). An
wen müßt ihr deshalb auch denken, wenn ihr betet? Sprecht: Wenn wir
beim Beten an Gott denken, so beten wir andächtig. Wiederholt,
was die Schüler in der Schule alles lernen und thun.
c. Daß ihr aufmerksam und fleißig, nicht träge sein müßt, haben
wir schon gehört; ebenso, daß ihr gehorchen müßt, wenn der Lehrer etwas
befiehlt. Jetzt wollen wir bedenken, wie ihr euch sonst noch betragen
müßt, z. B. gegen eure Mitschüler. Wer ist denn dein Mitschüler? Mit
— 103 —
wem bist du zur Schule gekommen? mit wem du? Sieh, das sind deine
Mitschüler. Habt ihr euch unterwegs auch gezaukt oder gar geschlagen?
Wer hatte sich gestern gezankt? Sprecht: Die Schüler dürfen sich nicht
zanken, sie müssen Frieden halten oder sich vertragen; wer Frieden
mit andern hält, ist friedlich oder verträglich. — Mit wem spielst
du fast alle Tage? Ihr seid gute Freunde miteinander. Wenn ihr
einander seht oder begegnet, so freut ihr euch; ihr seid freundlich gegen
einander. Woran kann man das sehen? (im Gesicht). Wenn B. seinen
Griffel vergessen oder verloren hat und du hast zwei Griffel, was thust
du dann gern? Sprecht: Wer andern gern einen Gefallen thut, ist ge-
fällig (weitere Beispiele der Gefälligkeit aus dem Schulleben anführen).
Sprecht: Ein Schüler muß friedlich (verträglich), freundlich und gefällig
gegen feine Mitschüler sein. Was sagst du, wenn du deinem Lehrer be-
gegnest? Was nimmst du ab, wenn du in die Schule trittst? Sprecht:
Wer seinen Lehrer freundlich grüßt und seine Mütze abnimmt, der ist
höflich. (Beispiele vom Gegenteil anführen.)
Was hatte doch H. dir einmal weggenommen? War das recht? Wie
habe ich das damals genannt, was er gethan hatte? (stehlen). Sprecht:
Wer einem andern die Sachen heimlich nimmt, der stiehlt. Wie nennen
wir einen Menschen, der das thut? (Dieb). H. machte aber leider seine
Sünde noch schlimmer; was sagte er, als ich ihn darüber fragte? (—)
Er sagte die Unwahrheit. Wie habe ich solche freche Unwahrheit damals
genannt? (Lüge). Sprecht: Wer die Unwahrheit frech redet, der lügt;
ein Lügner ist noch schlimmer als ein Dieb. Aber hoffentlich wird H.
niemals wieder stehlen und lügen. Sprecht: Wer nie stiehlt, ist ehrlich;
wer nie lügt, ist aufrichtig. Wie nannte P. dich vor einigen Tagen?
was that er damit? (schimpfte mich). Ihr dürft ench aber nie schimpfen
oder ausschelten; ja, wann darfst du nicht einmal mit deinem Nach-
bar sprechen? (beim Unterricht). Sprecht: Wer mit seinem Nachbar im
Unterrichte spricht, der plaudert und stört den Unterricht; ein Plan-
derer kann nichts lernen.
Nun wiederholt mir, wie ihr sein, und dann, wie ihr nicht sein
sollt in der Schule.
NB. Die zusammenfassende Wiederholnng gegebener wichtiger Ant-
Worten, die späterhin von der höchsten Bedeutung im Unterrichte ist, kann für jetzt
natürlich nur noch als Ideal angesehen werden, das man bei besonders Befähigten
erreichen wird, bei Schwächeren begnüge man sich mit der stückweisen Wiederholung.
59. Eine Fenersbrunst.
(Am besten eine von den Kindern selbst erlebte.)
Wir haben neulich die Geschichte des Hauses gehört, auch gehört,
daß alte Häuser abgebrochen werden. Aber sie werden nicht immer von
Menschen abgebrochen; der liebe Gott bricht zuweilen alte und neue
Häuser ab, wodurch? (Feuer, Blitz). Wie nennen wir ein großes Feuer,
welches in einem Hause entbrennt und dasselbe anzündet? (Feuers-
brunst). Wer von euch hat eine Feuersbrunst erlebt? Wodurch war das
— 104 —
Feuer entstanden? (Blitz). Sprecht: Der Blitz zündet manchmal ein Haus
an. Wodurch aber entsteht manchmal das Feuer auch? (Unvorsichtigkeit).
Wieso? (Lehrer warnt vor dem Spielen mit Schweselhölzchen, Kohlen?c.).
Welche Stoffe brennen sehr leicht? Sprecht: Heu und Stroh entzünden
sich leicht; Heu und Stroh sind leicht brennbare Stoffe. Was schlug
bald, nachdem der Blitz eingeschlagen hatte, aus dem Dache heraus?
(Flamme, Rauch). Was ergriff die Meuschen, die das sahen (oder auch,
die ihr das saht?) (Angst, Schrecken). Was hörte man von denen, die
iu dem Hause wohnten und von den Nachbarn? (Jammern und Weh-
klagen). Was holten andere herbei? (Leitern, Spritzen, Eimer). Was
holten sie mittels der Leitern aus den Fenstern? Was spritzten sie
mittels der Spritzen in das brennende Haus? Woher holte man das
Wasser? und womit? Was wollte man damit löschen? Sprecht: Das
Wasser wurde in Löscheimern herbeigeholt; mit denselben wurden die
Spritzen gefüllt; mit den Feuerspritzen versuchte man das brennende
Haus zu löschen. Was war an die Feuerspritze geschraubt? (Rohr,
Schlauch). Wer hat gesehen, wie man die Feuerspritze gebrauchte?
(pumpen). Sprecht: Durch Pumpen wird das Wasser in den Schlauch ge-
trieben und in die Höhe gespritzt. Was wollte man damit dämpfen oder
löschen? Allein ihr werdet auch bemerkt haben, wie das Feuer immer
weiter um sich griff; das Feuer sand leider, wie man zu sagen pflegt, viele
Nahrung in einem Hause. Daß Heu und Stroh brennbare Stoffe sind,
wissen wir bereits; aber auch viele andere Dinge im Hause sind brennbar;
nennt mir solche! (Thüren, Böden, Betten, Möbel 2C.) Darum läßt sich
ein großes Feuer sehr schwer löschen. Es richtet großen Schaden an,
weil es alles zerstört und sich so leicht verbreitet. Welche Häuser
können leicht entzündet werden? (Nachbarhäuser). Was trugen deshalb die
Nachbarn auch aus ihren Häusern? (Möbel). Wohin? Warum thaten sie
das? (um sie vor dem Feuer zu retten). Wie können auch die reichen
Menschen leicht werden, wenn sie so viel durch das Feuer verlieren? (arm).
Sprecht: Auch reiche Menschen können durch Feuersbrünste verarmen.
Glücklicherweise bekommen die Abgebrannten manchmal viel Geld
wieder (von „Versicherungen" später). Die Armen, welche alles verloren
haben, müssen wir beschenken. Denkt an ihre Not! Was bedürfen sie am
ehesten und meisten? (Kleider, Brot, Wohnung). Was bedürfen die Ob-
dachlosen? die Hungrigen? die Nackenden? Darum seid mildthätig
gegen Notleidende. „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb."
62. Unsere Familie.
a. Wie heißt dein Vater, H.? wie der deinige? wie deine Mutter?
die deinige? Wer ist älter, du oder dein Vater? deine Mutter? Wie
nennst du Vater und Mutter zusammen, weil sie älter sind als du?
Sprecht: Vater und Mutter sind meine (unsere) Eltern, denn sie sind älter
als ich (wir) oder: Weil Vater uud Mutter älter sind ze. Wie nennt dein
Vater dich? wie deine Schwester? wie euch zusammen? (Kinder). Wie nennt
— 105 —
er dich, wenn er dich beim Namen ruft? (Sohn), wie dich? (Tochter).
Sprecht: Söhne und Töchter sind Kinder der Eltern. Wie viele Söhne
und wie viele Töchter haben deine Eltern? wie viel deine? Wie heißt
dein Bruder? deine Schwester? Wie viel Brüder und Schwestern habt
ihr? Wie alt sind sie? Sprecht: Brüder und Schwestern sind Geschwister.
Eltern und Kinder bilden eine Familie. Was geben Vater und Mutter
dir? Du siehst, daß sie dich lieb haben (lieben); wie mußt du sie nun
auch haben? Sprecht: Vater und Mutter lieben mich, darum muß ich sie
wieder lieben. Was thust du am Geburtstage deines Vaters (deiner
Mutter)? Wodurch erfreust du sie dann? Wen mußt du auch lieb haben?
(die Geschwister). Schlage sie nicht und zanke dich nicht mit ihnen. Wir
werden später hören, wie lieb sogar Tiere ihre Jungen haben.
b. Heinrich, du bist jetzt noch ein Kind, ein Knabe; du wirst aber
älter und größer; ihr alle bleibt keine Kinder. Wie nennen wir einen
jungen Menschen, der kein Kind mehr ist (der 14—20 Jahre alt ist)?
(Jüngling). Wie heißt ein Mädchen von diesem Alter? (Jungfrau).
Beide werden aber auch älter. Wozu wird der Jüngliug? (Mann), wozu
die Jungfrau? (Frau). Nennt mir Jünglinge nnd Jungfrauen, die euch
bekannt sind! Nennt mir Männer und Frauen :c. Ja, auch Männer und
Frauen werden noch älter, wenn sie nicht frühzeitig sterben; ihr könnt
das Alter an dem Haar erkennen. Wie wird dies? (grau). Wie nennen
wir darum einen alten Mann mit grauem oder greisem Haar? (Greis).
Wiederholt das! Sprecht: Eine alte Frau mit greisem Haar ist eine
Greisin. Wer kennt Greise und Greisinnen? Der liebe Gott gebietet:
„Vor einem grauen Haupte sollst du aufstehen nnd die Alten ehren."
Zu einer Familie gehören aber noch mehrere Menschen, die wir Ver-
wandte nennen. Wie nennst du den Vater deines Vaters? (Großvater),
wie die Mutter deiner Mutter? wie aber auch den Vater deiner Mutter?
und die Mutter deines Vaters? (Beispiele). Sprecht: Der Großvater ist
der Vater des*) Vaters oder der Mutter ic. Großvater und Groß-
mutter sind meine Großeltern; die Großeltern gehören auch zu der
Familie. Wer hat einen Onkel? H., wessen Bruder ist dein Onkel P.?
wessen Bruder dein Onkel? Sprecht: Der Onkel ist der Bruder des Vaters
oder der Mutter. Wer hat eine Tante? Wessen Schwester ist deine
Tante A.? Sprecht: Die Tante ist die Schwester des Vaters oder der
Mutter; Onkel und Tante gehören auch zur Familie. Wer hat einen
Vetter? eine Muhme? Wessen Sohn ist dein Vetter L.? zc. Merkt:
Der Vetter ist der Sohn des Onkels oder der Tante. Die Muhme ist
die Tochter des Onkels oder der Tante. Nenne nochmal alle Personen,
die zur Familie gehören. Außer den Eltern und Kindern wohnen aber
oft noch andere Personen mit im Hause; wer z. B. bei euch, H.? wer
bei Euch, L.? Sind das auch Verwandte? Sprecht: Knechte und Mägde
sind Dienstboten; sie sind keine Verwandten; es sind aber unsere
Hausgenossen.
*) Die an sich unpopuläre Genitivbildnng ist besonders zu beachten, indes
im ersten Schuljahre nur unter günstigen Verhältnissen möglich.
— 106 —
63 u. 64. Der Kopf des Menschen.
Einl. Nennt mir einige Tiere! Haustiere! Du bist kein Tier, was
denn? (Mensch). Was bin ich auch? Sprecht: Lehrer und Schüler sind
Menschen. Nennt mir noch andere Menschen! Jetzt wollen wir einen
Menschen betrachten. Der Leib des Menschen besteht aus mehreren
Teilen, wie der Leib des Tieres. Welcher Teil ist der oberste? welcher
der unterste? welcher der mittelste? Welche Teile befinden sich oben am
Rumpfe? (Arme). Wie nennen wir Arme und Beine mit einem Worte?
(Glieder oder Gliedmaßen). Sprecht: Der Kopf, der Rumpf und die
Glieder bilden die Hauptteile des Leibes, oder der Leib des Menschen
besteht aus dem*) Kopse, dem Rumpfe und den Gliedern.
a. Betrachten wir den Kopf etwas näher! Ich kann den Kops be-
wegen. Wohin bewege ich ihn? wohin jetzt? wohin jetzt? Sprecht: Wir
können den Kopf nach vorn und hinten, nach rechts und nach links be-
wegen. Wohin drehe ich ihn jetzt? (nach allen Seiten). Sprecht: Der
Kopf ist nach allen Seiten beweglich. Wie nennen wir die Vorderseite des
Kopfes? (Gesicht). Welche Teile bemerkt ihr im Gesichte? Welcher Teil
befindet sich oben im Gesichte? welcher unten? welcher in der Mitte? Was
bemerkt ihr unter der Stirn zu beiden Seiten der Nase? was unter den Augen?
(Backen oder Wangen). Was befindet sich über dem Kinn und unter
der Nase? Wovon ist der Mund eingeschlossen? (Lippen). Wiederholt:
Das Gesicht besteht aus der Stirn, der Nase, den Augen, deu Backen
oder Wangen, den Schläfen, dem Munde und dem Kinn. Die Augen
liegen zu beiden Seiten der Nase unter der Stirn. Die Backen ?e.; der
Mund 2C.; das Kinn 2C.; die Nase zc. Was für eine Gestalt hat die Stirn,
da sie mit einem Gewölbe verglichen werden kann? welche die Augapfel?
welche Nase und Mund? Wie kannst du die Augapfel bewegen (drehen)?
Worin liegen sie? (Augenhöhle). Womit kannst du den Augapfel bedecken
oder schließen? (Augenlider). Was sitzt am Rande der Augenlider?
(Haare — Wimpern). Wie nennen wir den Haarstreif über den Augeu?
(Augenbrauen).
b. Wie viele Löcher uud Öffnungen hat die Nase? und wo? Wie
nennen wir die Wand, welche die Nasenlöcher scheidet? (Scheidewand).
Was ziehen wir durch die Nase und den Mund ein? Was stoßen wir
aus denselben auch wieder aus? Wie nennen wir das Aus- und Einziehen
der Luft? (atmen). Wie nennen wir die ein- uud ausgeatmete Luft?
(den Atem). Wie heißt der Backen, in welchem das Kinn sitzt? (Kinn-
backen). Wie können wir den Kinnbacken bewegen? (auf- und abwärts).
Wie nennen wir diese Bewegung? (kauen). Welche Teile im Munde
berühren sich beim Kauen? (Zähne). Was zerkauen oder zermalmen wir
mit den Zähnen? Was liegt zwischen den Zähnen im Munde? (Zunge).
Was schieben wir beim Kauen mit der Zunge zwischen die Zähne? Wie
muß deshalb auch die Zunge sein? Welcher Teil des Mundes liegt über
*) Die Dativendung ist zu beachten!
— 107 —
der Zunge? (Gaumen). Wohin gelangen die Speisen, wenn wir sie
zerkaut haben? (Hals, Magen).
e. Jetzt wollen wir auch die übrigen Teile des Kopfes betrachten!
Was befindet sich zu beiden Seiten des Kopfes hinter den Backen? (Ohren).
Wie nennen wir den äußeren Teil des Ohres? (Ohrmuschel. Wer hat
schon eine wirkliche Muschel gesehen? Damit hat das Ohr Ähnlichkeit).
Was führt durch die Ohrmuschel in den Kopf hinein? (Loch, Öffnung —
Gehörgang kommt später). Wozu dienen uns die Ohren? die Augen?
die Nase? die Zähne? die Zunge? Wie ist ein Mensch, der nicht sehen?
nicht hören kann? (taub, blind). Welche Gestalt hat der Kopf? Sprecht:
Der (kugelförmige)Kopfknochen heißt der Schädel. Womit ist der Schädel
bedeckt? Welche Farbe haben deine Haare? die deinigen? Sprecht: Die
Kopfhaare der Menschen sind entweder blond, schwarz oder braun.
Wie tragen die Mädchen das Haar? (lang, in Flechten, geflochten); wie
die Knaben? (kurz, geschoren). Welche Haare tragen die Männer am Kinn?
(Barthaare). Welche Menschen haben keine Barthaare? Wie fühlt sich
das Haar an? wie auch die Wangen und Lippen? wie aber der Schädel?
Wie sieht der Raud der Lippen aus? Was scheint nämlich hindurch?
Womit sind Fleisch, Blut und Knochen überzogen? (Haut). Wiederholt!
70. Die Katze.
Rätsel. Ich will euch jetzt ein Tierchen nennen :c.
Die Katze lebt mit uns im Hause. Zu welchen Tieren gehört sie
darum? (Haustiere). Welche Haustiere kennst du sonst noch? welche
habt ihr noch? Vergleicht den Kops der Katze mit dem des Huudes.
Welche Gestalt (Form) hat er? (rund, besser rundlich, d. i. ziemlich rund).
Wie ist aber der des Hundes hier vorn? (spitz, gespitzt — darum nennen
oder rufen wir einige Hnnde anch Spitze). Wiederholt: Die Katze hat
einen rundlichen Kopf; der Hnnd hat einen gespitzten Kopf. Was sehen
wir hier oben am Kopfe? (Ohren). Wie sind die Augen, da sie auch
im Dunkeln glänzen? (glänzend, funkelnd). Was trägt die Katze an
den Lippen (am Maule)? (Haare). Es sind Spürhaare, die sich be-
wegen, wenn sie Mäuse ausspürt. Sprecht: An dem rundlichen Kopse
hat die Katze zwei kleine Ohren und an den Lippen hat sie Bart-(Spür-)
haare. Ihre Augen sind glänzend oder funkelnd. — Wie fühlt sich ihr Fell
an? (weich). Was hat sie an den Füßen oder Pfoten? (Krallen). Wie
sind diese? (scharf, spitz, krumm — was von verschiedenen Schülern an-
gegeben wird). Wir sehen die Krallen jetzt nicht. Wohin hat die Katze
sie zurückgezogen? (in eine Scheide). Sprecht: Die Katze kann die
scharfen Krallen in Scheiden zurückziehen. Wann kommen die Krallen
aber hervor? (wenn sie damit kratzen will). Jetzt ist sie nicht so böse
und gefährlich; wie ist sie vielmehr gegen uns? (meist freundlich). Woran
merkt ihr das? (sie hebt den Schwanz und schnurrt). Wann schnurrt
sie besonders? (wenn wir sie streicheln). Seht so! Merkt: Die Katze
kann sehr freundlich gegen uns sein; sie schnurrt und hebt den Schwanz,
— 108 —
wenn wir sie streicheln. Sie bleibt aber nicht immer so freundlich; sie
ist falsch. Und was thnt sie, wenn sie böse ist? (sie beißt und kratzt;
sie miaut auch wohl). Sprecht: Die Katze ist ein falsches Tier. Wenn
sie böse wird, beißt und kratzt sie; ihre Augen funkeln, und sie miaut und
heult auch wohl. Du mußt dich darum immer vor der Katze hüten.
Wohin darfst du sie nicht nehmen? (auf den Schoß) und wohin noch viel
weniger am Abend? (ins Bett). Wir müssen uns vor der Katze in acht
nehmen und dürfen sie nicht auf den Schoß oder mit ins Bett nehmen.
Mit wem zankt und beißt sie sich auch oft? (Hund). Es ist nicht schön,
wenn Menschen miteinander leben wie „Katzen und Hunde". — Wir
halten die Katze aber doch im Hause; sie muß uns doch wohl einen Nutzen
bringen; wer weiß es? (fängt Mäuse). Und was macht sie mit den
Mäusen, wenn sie dieselben gefangen hat? (frißt sie auf). Die Katze ist
dennoch ein nützliches Tier, da sie die Mäuse wegfängt und frißt. Sie
frißt oder uascht freilich auch manches andere. Was wohl? (Speck, Fleisch,
Käse zc.). Mitunter hören wir die Katzen auch mitten in der Nacht;
was machen sie dann? (Lärm, sie schreien und heulen). Das ist aber
eine „Katzenmusik", für die wir danken.
Das Kätzchen. Reinick.
Hund und Katze. Güll. W. II. 76, W. 88.
Hausfrau und Katze. Münkel. W. II. 75, W. 91.
76. Der Frosch.
Wen seht ihr hier herum hüpfen (oder fitzen)? Wie viele Füße hat
er zum Hüpfen? Wo sehen wir ihn sonst herumhüpfen? (Garten:e.). Wohin
springt er aber auch, wenn es ihm gefällt (wenn er verfolgt wird)? (ins
Wasser). Ertrinkt er dann nicht? O nein, bald zeigt er sich wieder; was
steckt er aus dem Wasser hervor? (Kopf). Was siehst du vorn am Kopfe.?
(Maul). Das ist recht breit und weit, und doch fängt er damit nur kleine
Tierchen. Welche wohl? (Fliegen, Mücken, kleine Wassertierchen). Wie
sind seine Augen? (dick). Wiederholt: Der Frosch lebt auf dem Laude
und auch im Wasser. Er hat ein breites Maul und dicke Augeu. Er
nährt sich von Fliegen, Mücken und kleinen Wassertierchen. (Erst in ein-
zelnen Sätzeu, dann von Fähigeren möglichst im Zusammenhange zu
wiederholen)
Wie kommt der Frosch im Wasser vorwärts? (schwimmt). Welche
Tiere schwimmen auch im Wasser? Die Fische haben Flossen zum
Schwimmen. Was mag der Frosch dazu zwischen den Zehen haben? (Haut,
Schwimmhaut). Sprecht: DerFrosch kann ebenso gutimWasser schwimmen,
wie ein Fisch; denn er hat Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinter-
füße. Seht, wie er im Schwimmen die Zehen ausbreitet. — Wer ge-
traut sich, den Frosch anzufassen? Er thut euch ganz gewiß nichts. Wie
fühlt er sich an? (kali). Wie ist seine Haut, da wir keine Haare daran
sehen? (glatt). Was fühlt ihr aber darauf? (Schleim). Sprecht: Der
Frosch fühlt sich kalt an. Seine Haut ist glatt, feucht und schleimig.
— 109 —
Welche Farbe hat er? (grün). Welche Streifen laufen über den Rücken?
(gelbe). Sprecht: Er hat eine grüne Farbe mit drei gelben Streifen auf
dem Rücken. Wer hat fchon einmal ganz kleine Frösche auf dem Lande
gesehen? wer im Wasser? Wie viele Füße hatten sie? (zwei). Was hatten
sie noch für die Hinterfüße? (Schwanz). Merkt: Ganz junge und kleine
Frösche heißen Kaulquappen. Die Kaulquappen haben nur zwei Füße
und sind geschwänzt. Was wächst ihnen aber, wenn sie den Schwanz
verlieren? (zwei Hinterfüße). Woraus sind die kleinen Frösche wohl ge-
wachsen? (Froschlaich, das sind die Eier der Frösche). Merkt: Der
Frosch legt seine Eier (den Froschlaich) in das Wasser; aus dem Frosch-
laich werden erst Kaulquappen und endlich Frösche.
Gewöhnlich ist der Frosch stumm; wann hören wir sie aber öfter?
(abends). Wie lassen sie sich dann hören? (sie quaken). Wie ist das
Gequake der Frösche, laut oder leise? angenehm oder unangenehm? Die
Frösche halten aber ihren Abendgesang gewiß für schön und angenehm.
Der Frosch. Dieffenbach. Wohnort II. 63, W. 81.
79. Tag und Nacht.
a. Wie heißt das große Licht am Himmel, das am Tage scheint?
(Sonne). Sprecht: Wenn die Sonne scheint, so ist es Tag. Welche
Form hat die Sonne? (rund). Sie scheint flach wie ein Teller, ist aber
eine Kugel; welche Gestalt hat sie also? (kugelförmig). Wie sieht
sie aus? (gelb). Wie eine weißgelbe Flamme, in der That ist sie feurig.
Sprecht: Die Sonne ist eine feurige Kugel. Wie groß scheint sie zu seiu?
(Teller, Tisch ?c.). Sie ist aber viel größer als ein Haus; weshalb
erscheint sie uns aber so klein? Ist sie nah oder fern? — Wer hat sie
schon einmal hinter einem Berge (fernen Turme, Baume) untergehen sehen?
Was ist also weiter entfernt, der Berg oder die Sonne? Ja, die Sonne
ist sehr weit entfernt; wir können gar nicht nach der Sonne reisen.
Sprecht: Die Sonne ist sehr weit entfernt, darum erscheint sie uns so
klein. Wie ist es in der Nacht, wenn die Sonne nicht scheint? (finster).
Wie ist es aber am Tage? Sprecht: Die Sonne scheint am Tage und
macht es hell auf der Erde. Was verbreitet die Sonne also um sich?
(Licht). Was dringt auch von der Sonne ins Zimmer? Sprecht: Die
Sonnenstrahlen dringen ins Zimmer. Aber die Sonne strahlt nicht
bloß; wie werden die Körper auch, auf welche die Sonnenstrahlen fallen,
besonders im Sommer? (warm). Sprecht: Die Sonne scheint und wärmt;
die Sonne erleuchtet uud erwärmt die Erde. Wo steht denn die
Sonne? (Himmel). Sie steht aber eigentlich nicht, sondern sie bewegt
sich; wo geht sie auf? (Osten — zeigen). Wo geht sie unter? Wie wird
der Himmel im Osten, wenn die Sonne aufgehen will? (rot). Was für
eine Tageszeit ist es dann? (Morgen). Sprecht: Die Morgenröte er-
scheint am Himmel, wenn zc.
b. Die Sonne bleibt aber nicht im Osten am Himmel stehen; was
bemerkt ihr vielmehr? (sie geht, steigt, bewegt sich). Bis zu welcher Tages-
— 110 —
zeit steigt sie am Himmel? (Mittag). Wie heißt die Zeit vor Mittag?
Wo steht sie am Mittage? (Süden). Wann scheint sie auch am wärmsten?
Wohin bewegt sie sich am Nachmittage? (Westen). Wo und wann geht
sie unter? Wie lange scheint sie jetzt? Wie wird es am Abend nach
Sonnenuntergang? (dunkel). Was folgt auf den Abend? (Nacht).
Wie lange dauert die Nacht? Worin geht die Dunkelheit des Abends über?
(Finsternis). Am Tage ist es oft warm; wie ist es aber in der Nacht?
(kalt). Doch ist es nicht immer ganz finster; welche Lichter erscheinen oft
in der Nacht? (Mond uud Sterne). Wie werden die Nächte durch den
Mond- und Sternenschein? Sprecht: Mond und Sterne erhellen die
Nächte. In welcher Jahreszeit stehen wir jetzt? In welcher Jahreszeit
sind die Tage am längsten? in welcher die Nächte? Sprecht: Im Sommer
sind die Tage am längsten uud die Nächte am kürzesten; im Winter sind
die Nächte am längsten iz. Wann stehst du auf? Wann gehst du zu
Bette? Was sprichst du, wenn du zu Bette gehst? (Gebet). Welches?
Welche Abendgebete (Morgengebete) kennst du? Wem mußt du am Morgen
für die Nachtruhe danken? (dem lieben Gott). Und um wessen Schutz
mußt du auch am Abend bitten?
80. Der Mond und die Sterne.
Rätsel. Es wandelt still und ganz allein
des Nachts umher beim Sternenschein,
nur selten auch am hellen Tag,
doch immer dann ganz bleich uud schwach.
Bald nimmt es ab, bald nimmt es zu,
und findet keine Rast noch Ruh.
a. Das ist der Moud. Wann habt ihr den Mond zuletzt gesehen?
(gestern Abend). Wann habt ihr ihn gestern Abend zuerst gesehen? (um
7 Uhr, als er ausging). Der Mond ging auf; er geht eigentlich jeden
Tag auf. Welcher andere Körper am Himmel geht auch aus? Womit
hat der Mond überhaupt die größte Ähnlichkeit? Über welchem Hause
(Berge, Garten ?c.) sahst du ihn gestern Abend aufgehen? Wodurch guckte
er hervor? (durch Gebüsch, Bäume). Wie war es vorher draußen ge-
Wesen, ehe der Mond ausging? (dunkel). Wie wurde es aber, als er
aufging? (hell). Wie helle war es freilich nicht? (wie am Tage, als
wenn die Sonne scheint). In der Sonne ist es warm; wie wurde es
aber vom Mondenschein nicht? Was erwärmt also der Mond nicht?
(Erde). Wiederholung: Gestern Abend sahen wir den Mond im Osten
aufgehen. Er guckte zuerst über das Haus von N.N. (den Garten, Berg).
Dann schaute er durch die Bäume uud machte es hell. Es war aber
nicht so hell wie am Tage, wenn die Sonne scheint. Der Mond erwärmt
die Erde auch nicht.
Welche Gestalt hatte der Mond gestern Abend? (rund). Manchmal
ist er nicht ganz rund, z. B. so D oder 3 (anzeichnen); wie war er aber
gestern Abend? (ganz rund — er war voll). Was für ein Mond war
es gestern Abend also? (Vollmond). Wie sah er aus? (bleich, gelblich).
— 111 —
Sprecht: Der Mond hatte ein blasses Gesicht. Was bemerkten wir
auf seinem Gesichte? (Flecken). Es sah darum fast wie ein Angesicht
mit Augen und Mund aus. Er guckte uns ja auch so freundlich und
stille an. Wer weiß, wie der Mond vor 8—10 Tagen aussah? (ganz
dünn, schmal — seht so: Z). Womit hatte er damals große Ähnlich-
keit? (mit einer Sichel). Vorher war er gar nicht am Himmel zu sehen.
Merkt: Der Mond hat eine verschiedene Gestalt; bald ist er schmal
und sichelförmig; bald ist er ganz voll. Er ist bald Neumond uud
bald Vollmond. — Nun achtet heute Abend und morgen uud über-
morgen Abend wieder auf den Mond am Himmel. Dann follt ihr mir
später erzählen, wohin er gezogen ist und wie er zuletzt ausgesehen hat,
auch, ob er immer zu derselben Stunde wieder aufgegangen ist.
b. Wir haben den Mond früher mit einem Hirten verglichen,
der sein krummes Horn bläst; wen ruft er damit wohl herbei? (seine
Schafe). Sie scheinen sich aber mehr vor ihm zu fürchten als wir; denn
sie entfernen sich aus seiner Nähe. Was sind das für Schafe? (Sterne).
Was sähet ihr in der Nähe des Mondes nicht, als er helle schien? Wann
hattet ihr sie deutlicher am Himmel gesehen? (ehe der Mond aufging).
Merkt: In der Nähe des Vollmondes sahen wir keine Sterne, weil der
helle Mondschein ihr Licht überstrahlt. Wie sehen die Sterne aus? (gelb,
hell). Einige sind auch rötlich. Vergleicht sie nach ihrer Größe mit der
Sonue uud dem Monde! (sie sind viel kleiner). Das scheint aber nur
so; die meisten sind noch viel ferner als der Mond und die Sonne. Was
bemerkt ihr an den größten und hellsten? (sie leuchteten, funkelten). Habt
ihr sie gezählt? (sie sind nicht zu zählen, sind unzählbar). Wer hat
den weißen, breiten Streifen am Himmel gesehen, auf den ich euch früher
aufmerksam gemacht hatte? Von welcher Farbe war der Streifen? (von
weißer). Er sieht aus, als ob jemand Milch über den Himmel gegossen
hätte; wer kennt den rechten Namen dieses milchweißen Streifens? (Milch-
straße). Ob das wohl wirkliche Milch ist? Es sind lauter Sterne, die
so dicht beisammen zu stehen scheinen, daß sie wie eine Milchstraße
(Milchweg) aussehen. Wie sieht der ganze Himmel mit Sonne, Mond
und Sternen aus? (blau, hell, glänzend). Das ist prachtvoll oder
prächtig. Wer hat den ganzen Himmel mit allen Gestirnen erschaffen?
Wer erhält ihn auch, daß Sonne und Mond zur rechten Zeit für uns
aufgehen? „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Schöpfer Himmels und
der Erden."
Zugaben wie zu Nr. 40.
82. Wind und Wetter.
a. (Lehrer öffnet das Fenster und streckt die Hand in die Lust:)
Was fühle ich an der Hand? (Luft). Was kann ich aber nicht sehen?
Wie ist die Luft darum? (unsichtbar, aber fühlbar). Merkt: Wir
können die Luft nicht sehen, aber wohl fühlen; sie ist unsichtbar, aber
wohl fühlbar. Wie nenne ich die Luft, wenn sie sich bewegt? (Wind).
Merkt: Der Wind ist bewegte Luft. Wie ist der Wind natürlich auch?
— 112 —
Heute kann ich den Luftzug oder Wind kaum fühlen; wie weht er also?
(leise). Wie wehte er gestern und vorgestern aber? (heftig, stärker). Wie
nennen wir den fehr starken Wind? (Sturm). Merkt: Der Sturm ist
ein heftiger Wind, oder: Wenn es heftig weht, dann stürmt es. Wer
hat schon einen Sturm erlebt? Was hörtet ihr dann in den Bäumen?
(es brauste). Was hatte der letzte Sturm sogar von den Bäumen ge-
Krochen? (Äste) und was hatte er von einigen Häusern gerissen? (Ziegel).
Was richtet also der Sturm öfter an? (Schaden). Wiederholt: Der
Sturm richtet oft Schaden an; er reißt Äste von den Bäumen und Ziegel
von den Dächern. Wie sieht der Himmel jetzt aus? (klar und hell, blau).
Was saht ihr gestern am Himmel? (Wolken). Einige Wolken sahen
hell, weiß aus; wie sehen die meisten aber aus? (dunkel). Was fiel aus
den Wolken herab? (Regen). Sprecht: Aus den dunklen Wolken fällt
der Regen. Wenn Regen fällt, so regnet es. Worans besteht der Regen?
(Tropfen) und die Tropfen? (Wasser). Wie macht das Regenwasser
die Erde und die Pflanzen? (naß). Was sehen wir im Sommer nach
einigen Tagen an den Pflanzen, wenn ein warmer Regen darauf gefallen
ist? (sie sind größer geworden). Wenn ein warmer Regen aus die Pflanzen
fällt, so werden sie größer oder sie wachsen. Wie macht der Regen die
Pflanzen, da sie dann bessere Früchte tragen? (fruchtbar). Wir singen
im Sommer:
Regen, Regen, Himmelssegen!
Bring' uns Kühle, lösch' den Staub
und erquicke Halm und Laub!
Regen, Regen, Himmelssegen!
Labe meine Blümelein,
daß sie blühn im Sonnenschein! (Hoffmann v. F. W. 1.114.)
Jetzt ist aber Winter. Was können die Pflanzen in der Kälte nicht,
wenn es auch regnet? (nicht wachsen). Noch viel weniger können die
Pflanzen Früchte tragen.
d. Es ist in der Lust nicht immer so still wie heute. Was heult
mitunter? Was hören wir auch wohl rollen, wie ein Lastwagen, der
über viele Steine fährt? (Donner). In welcher Jahreszeit hörten wir
es öfter donnern? (Sommer). Da ist es gewiß vielen von euch ganz angst
geworden. Was saht ihr in den schwarzen Wolken ausleuchten? (Was
erleuchtete die dunkle Luft plötzlich? — Blitz). Da wurde eure Angst
noch größer; wer hat uns aber wohl behütet? Wo entstanden Donner
und Blitz? (Wolken). Wie heißen Donner und Blitz mit einem Namen?
(Gewitter). Merkt: Im Sommer entstehen öfter Gewitter. Wir hören
den Donner rollen und sehen den Blitz zucken. Was kann der Blitz
anzünden? Was kann er auch töten? Was haben wir jetzt aber lange
nicht gehört? und nicht gesehen? In welcher Jahreszeit stehen wir nämlich?
Merkt: Im Herbste und Winter stellen sich selten Gewitter ein.
Dafür fällt jetzt oft etwas anderes als Regenwasfer aus den Wolken;
was denn? (Schnee). Sprecht: Wenn Schnee fällt, dann schneit es.
(Hier ist das Rätsel am Platze: Was fliegen für weiße Vögelein ?e.).
— 113 —
Es sind die Schneeflocken. Wie sieht der Schnee aus? Wie sah auch
die Kirschblüte? die Lilie aus? (schneeweiß). Woraus ist der Schnee
entstanden? (aus Wasser, aus einem Wassertröpfchen). Wozn wird er
auch wieder in der Wärme? (zu Wasser). Sprecht: Der weiße Schnee ist
aus Wassertröpfchen entstanden. Er verwandelt sich auch wieder in Wasser.
Wo bleibt das Regen- und Schneewasser? (es läuft, sinkt in die Erde,
läuft auch in die Rinnen, Gossen, den Graben ic. — von verschiedenen
Kindern anzugeben). Wir sahen es auch wieder aus der Erde kommen;
wo zuerst? (in den Quellen). Was entsteht aus den Quellen, wenn sie
zusammenfließen? (Bäche). Wozu vergrößern sich die Bäche? (zu Flüssen).
Wiederholt: Das Regenwasser sammelt sich in der Erde; es kommt in
Quellen aus der Erde; die Quellen vereinigen sich zu Bächen, die
Bäche vereinigen sich zu Flüssen. (Hierbei ist auf die nächsten Bäche
und Flüsse hinzuweisen.) Endlich fließt alles Wasser ins große Meer.
Davon sollt ihr später hören. — Was sahen wir auf dem Flusse schwimmen?
(Schiffe). Wer ist schon auf einem Schiffe (Dampfschiffe) gefahren? Am
Flusse oder Bache habt ihr auch wohl schon ein Haus gesehen, in dem
Wasser Räder umdrehte. Was war das? (eine Mühle). Von der
Mühle sollt ihr nachher hören. In unserer Gegend (bei uns) giebt es
noch andere Mühlen, die vom Winde getrieben werden— Windmühlen.
Wuh, wuh, wuh, mein Windchen k.
Ferner: In unseres Vaters Garten :c.
83. Der Winter.
In welcher Jahreszeit stehen wir jetzt? (Winter). Die laugen
Sommer tage sind vorüber, wie sind die Wintertage? die Nächte aber?
Wann geht jetzt die Sonne auf? wann unter? Wie lang find also die
Tage? die Nächte? Wo steht jetzt die Sonne am Himmel? Im Sommer
stand sie um Mittag da, jetzt hier; vergleicht diese Stellung. Sprecht:
Im Sommer steht die Sonne um Mittag hoch, im Winter tiefer am
Himmel. Warum sehen wir sie oft gar nicht? (Wolken). Sprecht: Im
Sommer ist der Himmel gewöhnlich heiter, im Winter oft mit Wolken
bedeckt. Was ist im Herbste von den Bäumen gefallen? (Früchte und
Blätter). Wie stehen sie jetzt da? (kahl). Im Sommer war die Luft warm,
mitunter heiß; wie ist sie jetzt? (kalt). Worin hat sich das Wasser ver-
wandelt? (Eis). Sprecht: Wenn sich das Wasser in Eis verwandelt, so
friert es; es ist jetzt Frostwetter. Was fällt vom Himmel statt des
Regens? (Schnee). Wie sieht der Schnee aus? Wie nennen wir die
einzelnen fallenden Schneeteilchen? (Flocken). Sprecht: Im Winter friert
und schneit es; die Regentropfen verwandeln sich in Schneeflocken. Was
für eine Decke liegt jetzt auf der Erde ausgebreitet? Womit ist auch die
grüne i^aat auf dem Acker bedeckt? Sprecht: Die warme Schneedecke
schützt die Wintersaat vor dem Erfrieren. Womit hat das Eis im Aus-
sehen Ähnlichkeit? (mit Glas). Wie sieht daher die Eisfläche aus? (spiegel-
blank). Es hat erst ein paar Tage und Nächte gefroren; wie ist jetzt noch die
IUtting und Weber, Anschauungsunterricht. 8
— 114 —
Eisdecke auf dem Wasser? Wie ist sie, da sie noch leicht zerbricht? (schwach,
zerbrechlich). Was ist darum für euch noch gefährlich? (auf das Eis zu
gehen). Wie muß es erst werden, ehe ihr auf das Eis gehen dürft?
(dick und fest). Auf dem festen Wege fährt man mit Wagen; womit fährt
man aber auf dem festen Eise? (Schlitten). Auf welcher Bahn fährt
sich's auch gut mit Schlitten? (Schneebahn). Was binden junge Leute
unter die Füße, wenn sie auf dem Eise schnell lausen wollen? (Schlitt-
schuhe). Was macht ihnen wohl großes Vergnügen? (Schlittschuhlaufen
und Schlittenfahren). Knaben Pflegen sich im Winter auch auf andere
Weise zu belustigen; was ballen sie mit den Händen zusammen? und
womit werfen sie sich dann zum Spaß? Böse Buben ballen aber den
Schnee sehr fest zusammen oder drücken sogar Steine hinein: mit welchen
Schneebällen dürft ihr euch aber niemals werfen? Wo dürft ihr über-
Haupt nicht werfen? weshalb nicht? Was bauen die Kinder wohl auch
von Schnee? (Schneemänner). Wohin begeben wir uns gern, wenn
die Winterkälte gar zu groß wird? Wie ist es dann in der Stube? Was
macht die Stube dann warm? Womit wird der Ofen geheizt? Sprecht:
In geheizter Stube ist es bei großer Winterkälte sehr angenehm und
behaglich. Ja, der Winter erfreut uns sogar durch Blumen; welche?
(Fensterblumen). Woraus bestehen diese? Wann verschwinden sie wieder?
Womit beschäftigt ihr euch denn abends in der warmen Stube? (spielen,
erzählen). Was spielt ihr? Was erzählt ihr euch? Welche Arbeiten
verrichtet ihr auch bei Licht? Wie werden die kurzen und dunkeln Tage
aber wieder nach mehreren Wochen? Was für eine Jahreszeit folgt dann
auf den Winter? Sprecht: Wenn der Frühling kommt, fo werden die
Tage Heller. Wie wird dann auch die kalte Luft? Was schmilzt bei
wärmerem Wetter? Sprecht: Bei wärmerem Wetter schmelzen Eis und
Schnee; es taut auf.
8ö. Der Jäger.
Gestern sah ich einen Mann im Felde, der hatte einen grünen Rock
an, eine Tasche an der Seite und eine Flinte auf der Schulter hängen.
Wer mochte das sein? (der Jäger). Warum wohl hatte er einen grünen
Rock an? Was für eine Tasche hing an seiner Seite? (Jagdtasche). Was
will der Jäger mit der großen Jagdtasche? (das Wild hineinstecken);
lebendiges oder totes Wild? Er muß es also erst töten. Was hat er
dazu? (Gewehr, Flinte). Womit muß er das Gewehr laden? (Pulver
und Blei). Beide sind eingehüllt, stecken in einer Hülse, welche Patrone
heißt. Die Bleikörner heißen Schrot. (Pulver und Blei oder Schrot
sind natürlich vorzuzeigen.) Wen nimmt er sonst noch mit? (Hund,
Jagdhund). Was soll derselbe aufsuchen? (das Wild). Nun wieder-
holt: Der Jäger hat einen grünen Rock an; er trägt eine Jagdtasche
an der Seite und ein Gewehr auf der Schulter. Er will das Wild mit
Pulver und Schrot (Blei) töten. Außerdem nimmt er den Jagdhund mit,
der das Wild aufsuchen soll.
— 115 —
Was will der Jäger jagen (aufjagen und schießen)? (das Wild).
Welches Wild? (Rebhühner, Hasen, Füchse zc.). Sprecht: Er geht
auf die Jagd nach Hühnern und Hasen. Was hat er schon zu Hause
geladen? (das Gewehr). Was thut er, sobald er ein solches Tier
nahebei sieht? (er zielt — zu zeigen, wie das gemacht wird); und was
dann? (er schießt los). Was hören wir dann? (einen Knall). Wie
heißt dieser Knall, da er vom Schießen kommt? (Schuß). Was ge-
schieht mit dem Hasen? (er stürzt nieder — macht einen Purzelbaum)
und wie ist er dann meistens sogleich? (tot). Und was thut jetzt der
Hund? (er holt, bringt ihn). Woran bindet der Jäger den geschossenen
Hasen? (an die Tasche). Was fällt vom Schusse des Jägers aus der
Lust herab? (Rebhuhn). Wer bringt oder apportiert auch das Rebhuhn?
und wohin steckt der Jäger es? (Tasche). Wiederholt: Sobald der
Jäger ein Wild nahe genug sieht, zielt und schießt er. Wir hören einen
Schuß. Der Hase stürzt getroffen nieder und stirbt bald. Das Rebhuhn
fällt tot aus der Luft herab. Beide werden vom Jagdhunde gesucht und
gebracht (apportiert). Der Jäger bindet den Hasen an die Tasche und
steckt das Rebhuhn hinein.
Horch, Häschen, merkst du was? :c. —
Wohin kehrt er zurück, wenn er die Tasche voll Hühner oder Hasen
hat? (oder auch, wenn er kein Wild mehr findet?). Er kehrt nach Hause
zurück. An wen verkauft er die Hasen und Hühner, die er nicht selbst
behalten will? (Kaufmann, — den Wildhändler). Und von wem be-
kommen wir das Wild gewöhnlich? (vom Wildhändler). Was hat die
Mutter für einen Hasen bezahlt? was für ein Rebhuhn? Wohin kommt
der geschossene Hase zuletzt? (in die Küche, in die Pfanne). Was zieht
man ihm über die Ohren? (Fell). Was macht die Mutter aus dem
Fleische? (Braten). Wie schmeckt uns der Hasenbraten? Wiederholt:
Wenn der Jäger mit Glück gejagt hat (wenn er kein Wild mehr findet),
dann kehrt er nach Hause zurück. Er verkauft das geschossene Wild an
den Wildhändler. Vom Wildhändler kaufen wir es. Ein Hase kostet
jetzt...; ein Rebhuhn---- Zuletzt wandert der Hase in die Küche. Hier
wird ihm das Fell abgezogen und das Fleisch gebraten. Wir lassen uns
den Hasenbraten schön schmecken.
Häslein kam fröhlich aus dem Busch :c.
. Der Jäger schießt auch noch Füchse. Essen wir vom Fuchse das
Fleisch auch? Warum läßt der Jäger das arme Tier denn nicht leben?
Der Fuchs ist ein arges Raubtier. Was stiehlt (raubt) und frißt
er z. B.? (Hühner, Enten, Gänse). Ihr kennt doch schon das Liedchen:
Fuchs, du hast die Gans gestohlen ?c. Was können wir vom Fuchse bloß
gebrauchen? (Fell). Und was wird ihm über die Ohren gezogen? An
wen wird es verkauft? (Pelzhändler). Vom bösen Fuchse hören wir ein
andermal.
8*
— 116 —
86. Ter Christbanm (Weihnachtsbaum).
Rätsel. Ich kenne ein Bäumchen gar fein und zart :c.
Das ist der Tannenbaum! — Es wird gesungen:
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie grün sind deine Blätter.
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
nein, auch im Winter, wenn es schneit.
O Tannenbaum ?c. —
a. Wer kennt für den Tannenbaum, deu wir zu Weihnachten auf-
putzen, noch einen anderen Namen? (Weihnachtsbaum). Vielleicht habt
ihr den schönen Namen Christ bäum auch schon dafür gehört. Warum
heißt er auch so? Das sollt ihr erfahren. —- Welches schöne Fest feiern
wir bald? (Weihnachten); an welchem Tage? (25. Dezember). Wie
sind dann die Tage? (kurz, am kürzesten). Sprecht: Wenn die Wintertage
am kürzesten sind, dann feiern wir Weihnachten oder das Christfest.
Wessen Geburtstag feiern wir nämlich dann? Ten Geburtstag von
Jesus Christus. Wer Jesus Christus ist, wißt ihr schon, das ist unser
lieber Herr uud Heiland. Sprecht: Weihnachten ist das Geburtsfest
des Jesuskindes; es heißt auch Christfest. Und wie heißt darum auch
der Weihnachtsbaum? (Christbaum). Von diesem wollen wir jetzt noch
mehr hören. (Lehrer hat ein Tannenbäumchen mit zur Schule gebracht.)
d. Wo stand das Christbänmchen zuerst (ursprünglich)? (im Walde),
in welchem? (Tannenwalde); denn was für ein Bäumchen ist es ja?
(Tannenbaum). Es muß dort wohl ein gutes Plätzchen gehabt haben;
denn es ist so hübsch gewachsen. Was konnte es im Walde am Himmel
sehen? (Sonne). Sie hat es auch warm beschienen — gewärm t. Wovon
wurde es dann und wann begossen, getränkt? (vom Regen). Ver-
wiegte sich auf seinen grünen Zweigen? Was haben ihm die Vöglein wohl
vorgesungen? (ihre Liedchen). Wer ist denn aber zuletzt zu ihm in den
Wald gekommen, als es groß genug zum Christbäumcheu war? Sprecht:
Der Förster ist zuletzt zu ihm in den Wald gekommen, als es:c. Womit
hat er es abgeschlagen? (mit der Axt, dem Beile) und wohin hat er
das Bäumchen mit vielen anderen bringen lassen? (in die Stadt). Dort
hat sie zunächst ein Händler gekaust, der sich damit auf den Markt stellte.
Wer hat dort die vielen Christbäume schon gesehen? Wer hat schon einen
nach Hause getragen? Wiederholung.
c. Wir wollen nun die Geschichte des Christbäumchens weiter
hören. Wohin brachte die Mutter es? (Stube). Was hat sie ihm gerne
gelassen? (die Blätter — die Nadeln). Wie bleiben diese das ganze Jahr
hindurch? Wohin hat sie es gestellt? (aus deu Tisch). Aber die Mutter
mußte es noch mehr schmücken. Was hat sie auf die Zweige gesteckt?
(Lichter), und was hat sie daran gebunden? (Äpfel, Nüsse). Womit hat
sie die Nüsse überklebt (beklebt)? (Mit Gold, Silber — Gold- und
Silberblättchen oder Gold schäum). Und was hat sie endlich noch
zwischen die Äpfel und Nüsse gehängt? (Zuckersachen). Wie steht nun
— 117 —
das Bäumchen da, wenn der Weihnachtsabend kommt? Wenn der Weih-
nachtsabend kommt, da steht das Christbäumchen prächtig geschmückt da.
d. Jetzt ist Weihnachten noch nicht gewesen; aber ihr wißt, wie es
voriges Jahr um Weihnachten bei euch war. Wo stand das Christ-
bäumchen? Was brannte schon, als der Vater euch hereinrief? (die
Lichterchen). Was glänzte so schön im Lichterschein? (die Äpfel und
Nüsse, die Gold- und Silberblättchen zc.). Was lachte euch am schönsten
an? (Äpfel und Nüsse, Zuckersachen). Ich weiß aber etwas, was euch noch
mehr gefiel. Was fandet ihr unter dem Bäumchen auf dem Tische? (Kleider,
Bücher, Puppen, Pferdchen, Soldaten zc.) — von verschiedenen Kindern
anzugeben). Wer hatte euch das alles beschert (geschenkt)? (der heilige
Christ, das Christkindchen). Durch wessen Hand hatte er es euch freilich
beschert? (durch die Hand der Eltern). Wie seid ihr gewiß dafür ge-
wefen? (dankbar). Wem habt ihr von euren Geschenken gewiß auch
gern gegeben? (den Geschwistern, Freuudeu, besonders den Armen).
„Gedenket der Armen, wenn ihr einen fröhlichen Tag habt."
Wie lange brannte das Christbäumchen? (eine Stunde). Was habt
ihr dann ausgeblasen? (die Lichter). Hat das Bäumchen später noch ein-
mal (ein paarmal) gebrannt? wann denn? Wohin hat der Vater das
Bäumchen zuletzt gebracht, nachdem ihr es geplündert hattet? Nach-
dem wir es geplündert hatten, brachte der Vater es in den Stall (auf
den Boden). Dort wird es noch stehen, wenn es nicht verbrannt ist
und über die alte Herrlichkeit trauert. Wir aber singen noch einmal:
O Tannenbaum ?c. und dann:
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind ic.
NB. Wem die vorstehende Lektion in solcher Ausführlichkeit für den Stand-
Punkt der Unterklasse als zu schwierig erscheint, der mag sie nach seinem Bedürf-
nisse kürzen, sie indes im folgenden Jahresknrsns ausführlicher wiederholen.
Der Wohnort (I. Teil)
oder
Anschauungsunterricht und Keimatkuude
im zweiten Schuljahre.
A. Die Lehrstoffe.
I. Im IrüHLinge.
1. Die Schule.
1. Das neue Schuljahr.
Zuerst wird gebetet Nr. 1. oder 2. a. Bisher waren wir in der
Unterklasse (der 7. oder 8.); jetzt sind wir nach der ... Klasse ver-
setzt; einige Schüler sind nicht versetzt (welche?). Wir hatten vor den
Ferien Zeugnisse erhalten; der Vater hat sie unterschrieben und wir
haben sie mitgebracht, um sie dem Herrn Lehrer zu übergeben. Wir sind
jetzt in einem neuen Schulzimmer (Klassenzimmer).
d. Die Zahl der Schüler beträgt ...; sie sind meistens 7 .Jahre
alt. (Einige Schüler geben ihre Namen, Namen und Stand des Vaters
und die Wohnung näher an — was an den folgenden Tagen fortgesetzt
wird.) Welche Schüler sind jetzt erst in die Schule gekommen (eingetreten)?
1. Das walte Gott! Betichius. Wohnort I. 1, Wohnort 1.
2. Morgengesang in der Schule. Geliert. W. I. 2, W. 2.
3. Schulfeier. Hoffmann von Fallersleben. W. I. 3, W. 3.
2a. Die Schularbeit.
Wenn wir des Morgens (um . . . Uhr) aufgestanden sind und uns
angezogen nnd gewaschen haben, essen wir zu Hause noch unser Morgen-
brot. Dann gehen wir zur Schule (wann?), grüßen beim Eintritt in
das Schulzimmer den Herrn Lehrer und setzen uns ruhig an nnsern Platz.
— 119 —
Der Unterricht beginnt mit Gesang und Gebet (was singen und beten
wir?). Gestern hatten wir zuerst Biblische Geschichte. Heute haben
wir Anschauungsunterricht; wir schauen die Dinge genau an, die
der Lehrer uns zeigt, und sprechen dann darüber; wir zeigen auf, wenn
wir zu antworten wissen, und antworten, wenn wir gefragt (dazu auf-
gefordert) werden. Darauf wird aus dem Lesebuche gelesen und geschrieben,
auch wohl etwas gezeichnet. Endlich wird gerechnet, in dem Kopfe und
auf der Tafel. Wenn wir unsere Arbeiten gut gemacht haben, so lobt
uns der Lehrer; haben wir sie schlecht (nachlässig, flüchtig) gemacht, so
tadelt oder straft er uns. Wann beginnt und schließt der Unterricht am
Vormittage? am Nachmittage? Wann ist frei?
NB. In die Besprechung werden einige der im Lesebuche aufgeführten
„Goldenen Worte" ^Sprichwörter) verflochten. Die folgenden Lesestücke werden in
der Lesestunde ganz kurz vorbereitet und dann verarbeitet: vorgelesen, (von
Schülern) nachgelesen, (noch Dunkles) kurz erklärt, abgefragt und wieder
erzählt oder teilweise auswendig gelernt.
1. Goldene Worte. Volksmuud. W. I. 4, W. 4.
2. Der brave Schüler. W. I. 5.
3. Das wackere Kind. Güll. W. I. 6, W. 5.
4. Was die Tiere lernen müssen. Löwenstein. W. I. 7, W. 10.
5. Die A-B-C-Schützen. Wunderhorn. W. I. 8, W. 6.
2b. Die Pflichten der Schüler.
Alle Schüler müssen pünktlich (zur rechten Zeit) zur Schule kommen,
die Schule regelmäßig besuchen und sich entschuldigen lassen, wenn sie
wegen Krankheit nicht kommen können. Sie müssen ordentlich nnd reinlich
sein. Ihre Kleidung und ihre Schulsacheu müssen sie gut halten. Sie
müssen fleißig lernen, aufmerken und gehorchen; sie müssen auch höflich,
gefällig, dienstfertig und verträglich sein. Auf der Straße dürfen sie nicht
lärmen und schreien, in der Schule nicht plaudern und zanken.
3. Die Schulsachen.
a. Vllö Lesebuch. Der Titel des Buches heißt Wohnort I, weil
es uns mit dem Orte bekannt macht, in dem wir wohnen; in der
folgenden Klasse (nächstes Jahr) erhaltet ihr den 2. Teil des „Wohn-
ortes". Wer hat das Buch geschrieben (verfaßt)? Das Buch ist fest
eingebunden (von wem?), hat einen Deckel, hinten einen Rücken und
inwendig Blätter, die zwei Seiten (Blattseiten) haben. Das Buch hat
auch noch einen andern Inhalt: auf den Blättern sind hübsche Lese-
stücke gedruckt, einige mit Bildern; hinten finden sich noch andere Bilder
(Zeichnungen), die wir nachzeichnen. Jedes Lesestück hat eine Nummer,
damit wir es leicht aufschlagen können. Das Buch dient uns zum
Lesen und Lernen; daher hat es seinen Namen Lesebuch. Wir müssen
es schonen, denn wir müssen es ein ganzes Jahr zu Hause und in der
Schule gebrauchen. Es ist auch teuer; was hat es gekostet? Wer hat
einen Umschlag um das Buch? Recht so!
— 120 —
b. -Die 5djmbfiid)cn. Die Schiefertafel hat einen hölzernen
Rahmen und eine schwarze, glatte Schieferplatte, die zum Schreiben mit
dem Griffel dient. Der Griffel ist gleichfalls von Schiefer und muß
zum Schreiben gut gespitzt sein, sonst werden die Buchstaben nicht fein
genug. Was wir auf die Tafel geschrieben oder gezeichnet haben, wischen
wir mit dem Schwämme (oder Wischlappen) wieder aus; darum muß
der Schwamm täglich augefeuchtet werden. Jetzt schreiben wir auch
schon mit der Stahlfeder und mit Tinte auf Papier, und der Lehrer
schreibt mit Kreide auf der Wandtafel, was anch mit einem großen
Schwämme wieder ausgewischt wird. —
Zur Wiederholung und zur Anfertigung eines kleinen Aufsatzes
dienen folgende
Fragen: Welche Schreibsachen hast du mit zur Schule gebracht?
Womit schreibst du? Womit wischst du die Tafel wieder ab?
1. Das Lesebuch erzählt seine Geschichte. Jütting. W. I. 9.
2. Tafel, Stift und Schwamm. Lausch. W. I. 10, W. 8.
3. Die Feder. Hey. W. I. 11, W. 9.
2. Ter Frühling.
4. Die Frühlingssonne.
a. Im Winter war es kalt; die Tage waren kurz und die Nächte
lang. Jetzt geht die Sonne schon früher (vor 6 Uhr) auf und abends
später unter; die Tage find länger geworden. Am Morgen steht die
Sonne im Osten, am Abend im Westen, und um Mittag steht sie im
Süden schon höher am Himmel. Sie beschreibt jetzt einen größeren
Bogen. Der Tag ist über 12 Stunden lang. — Die Sonne erleuchtet
und erwärmt die Erde. Im Sonnenscheine ist es hell und warm; in
der Nacht ist es dunkel nnd kühl. Am Tage werfen die Körper einen
Schatten, wenn die Sonne scheint.
d. Die Sonne ist eine große feurige Kugel (Feuerkugel oder Ball);
sie ist viel größer als die Erde; sie sieht aber so Ilein aus, weil sie sehr
weit von uns entfernt ist. Ohne die Sonne würde die Erde kalt, finster
und ohne Leben sein. Der liebe Gott hat die Sonne erschaffen und
erhält durch sie das Leben auf der Erde, auch unser eigenes Leben. Der
Sonnenschein weckt auch Tiere und Menschen aus dem Schlaft und ruft
sie zur Arbeit.
1. Morgensonnenschein. Eckelmann. W. I. 12.
2. Die Sonnenstrahlen. Curtman. W. I. 13, W. 13.
3. Ein Lied von der Sonne. Staub. W. I. 14, 28. 14.
4. Rätsel. Hagenbach. W. I. 15.
5. Der Lenz ist angekommen.
Die Sonne steigt um Mittag höher. Es wird wärmer. Der Winter
ist vergangen; Eis und Schnee sind längst geschmolzen. Wir sind jetzt
— 121 —
im schönen Monat Mai; es ist Frühling geworden („Der Lenz ist an--
gekommen"). In den Pflanzen steigt der Saft; bald werden sie grün;
das Gras ist schon grün. Blumen und Kräuter wachsen aus der Erde
hervor, und die meisten blühen schon. An den Bäumen entstehen Knospen,
Blätter und Blüten. — Die Fliegen und Käfer erwachen, fliegen und
summen (schwirren). Die Vögel kommen auch wieder, bauen ihre Nester
und singen uns ihre Lieder vor. Der Wind weht oft noch srisch (kühl);
die Luft ist aber meist lau (warm). Regen und Sonnenschein wechseln ab.
Aufs atz fragen: Was ist es jetzt geworden? In welchem Monate
stehen wir jetzt? Welche Blumen hast du schon gefunden? Welche Vögel
hast du schon gesehen?
1. Frühlingszeit. Hey. W. I. 16, W. 28.
2. Des Frühlings Ankunft. Wunderhorn. W. I. 17, W. 29.
8. Des Frühlings Einzug. Hoffmann v. F. W. I. 18, W. 30.
4. Frühlingslust. Hey. W. I. 19.
5. Vögleins Wunsch. Hoffmann v. F. W. I. 20.
6. Frühlingsbotschaft. Hoffmann v. F. W. I. 21.
7. Bienchen im Frühlinge. Curtman. W. I. 22, W. 31.
3. Ter Garten im Frühlmge.
6. Ein Gang in den Garten.
Gestern führte uns der Lehrer in Herrn N.'s Garten. Dieser
liegt hinter dem Hause und ist mit einer Hecke, einer Mauer ?c. um-
geben. Wir traten durch die Pforte (die Gartenthür) ein und wandelten
auf den Wegen (Pfaden) des Gartens. Von den breiten Wegen gingen
schmale Pfade ab. Die Beete an den Seiten durften wir nicht betrete n.
Auf den Beeten sahen wir viele Blumen, Sträucher uud Gemüse-
pflanzen. Hinten im Garten war ein Gartenhaus (eine Laube), in
welchem wir sitzen durften. Die Vögel fangen in den Büschen uud in
den Zweigen der Bäume; Bienen flogen von Blume zu Blume; Raupen
zerfraßen die Blätter; Schmetterlinge tanzten; Sperlinge naschten :c. Die
Beeren waren leider noch grün. — (Welche Gemüse, Blumen, Sträucher
und Bäume habt ihr dort gesehen?)
1. Liebe Gäste im Garten. Jul. Sturm. W. I. 23, W. 135.
2. Knabe und Vogel. Hey. W. I. 24, W. 39.
3. Die Singvögel. Ch. v. Schmid. W. I. 25.
4. Die Blumen. Hey. W. I. 26, W. 37.
7 n. 8. Einige Blumen.
a. Das HcUchcn. Das Veilchen blüht versteckt im Grase oder uuter
Gebüsch: es blüht bescheiden im Verborgenen. Es hat Wurzeln, Stengel,
Blätter und Blüten. Die Blätter sind wie ein Herz geformt — herz-
— 122 —
förmig. Die Blume ist dunkelblau und hat fünf Blättchen. Die
Blumenblättchen sind ungleich an Größe. Die Bienen kehren dort gern
ein (warum?). Das Veilchen ist lieblich und wird gern gepflückt, weil
es wohlriechend ist. Es lehrt uns Bescheidenheit. — Seine Muhme
ist das Stiefmütterchen, welches große, prächtige Blüten trägt und sich
nicht so versteckt, auch länger blüht als das Veilchen. Die stolzen Stief-
Mütterchen sind ohne Geruch.
Aufsatzfragen: Wo blühen die Beilchen? Wie sehen sie aus? Wie
sind sie? Warum werden sie so gern gepflückt?
1. Die ersten Veilchen. Hoffmann v. F. W. I. 28, W. 49.
2. Das Veilchen. Wagner. W. I. 29, W. 50.
3. Veilchens letzter Gruß. Schults. W. I. 30.
d. Die Tulpe. Die Tulpe ist eine Zierblume. Sie hat auch Wurzeln
(Wurzelfasern), Stengel, Blätter und Blüten. Aber über den Wurzeln hat
sie eine dicke runde Zwiebel. Aus der Zwiebel wachsen zwei lange grüne
Blätter und zwischen diesen ein langer runder Blumenstiel (Schaft) mil-
der prächtigen Blume. Die Blume der Tulpe hat sechs rötliche und
gestreifte Blätter; diefe bilden einen Kelch oder eine umgekehrte Glocke.
In dem Blumenkelche stehen 6 Staubfäden mit Staubbeuteln und
dazwischen eiu dicker, langer Grissel mit einer Narbe. Die Tulpe ist
prächtig, aber ohne Wohlgeruch. Sie ist ein Bild des Stolzes.
Aufsatz fragen: Was ist die Tulpe? Wo wächst sie? Was hat sie
über den Wurzeln? Was wächst aus dieser? Was siehst du au der Blüte?
1. Tulpe und Veilchen. Hensel. W. I. 31.
2. Der Gefangene in der Tulpe. Kellner. W. I. 32, W. 48.
4. Frühlingswetter.
9. Frühlingswetter.
Womit ist der Himmel oft bedeckt? Wie sehen die Wolken aus?
Aus welcher Himmelsgegend kommen sie meistens? Wer treibt sie? —
Aus dunklen Wolken fallen Tropfen: es regnet und alles wird naß;
aber „wen Gott naß macht, den macht er auch wieder trocken" (wodurch?).
Wohin fließt das Regenwasser? Nach dem Regen erhebt sich der Wind,
der die Wolken vom Himmel vertreibt. Die Sonne scheint wieder hell
und warm am tiefblauen Himmel. Sie wärmt Pflanzen und Tiere, die
nun besser gedeihen. „Ans Regen folgt Sonnenschein."
1. Der Regen, v. Schmid. W. I. 33.
2. Der April. Curtman. W. I. 34, W. 33.
3. Sonne und Regen. Enslin. W. I. 35.
4. Sprichwörter. W. I. 36, W. 45.
— 123 —
5. Auf dem Felde im Frnhlinge.
10. Die Feldarbeit.
Der Bauer (Landwirt) steht früh auf, manchmal fchon um 4 Uhr.
Er fpannt seine Pferde an und fährt Dünger auf den Acker, um diesen
fruchtbar zu machen. An einem anderen Tage wird der Acker gepflügt
und gewalzt, um ihn zu ebenen. Dann sät der Bauer den Samen
(welchen?) auf den Acker und eggt die Saat ein (womit?). DieKartoffeln
werden in die Furchen gesteckt, die Kohlarten gepflanzt. Das Un-
kraut wird ausgejätet, sobald die Saat heranwächst. Übrigens ver-
traut der Landmann auf Gott, der durch Regen und Sonnenschein die
Arbeit des Menschen segnet. Die Feldarbeit ist die wichtigste Arbeit
für uns alle; darum „Ehre dem, dem Ehre gebührt." —
1. Das Samenkorn. Hey. W. I. 37, W. 40.
2. Das Riesenspielzeug. Grimm. W. I. 38.
3. Das Korn. W. I. 39.
4. Nach der Arbeit. W. I. 40.
5. Lied zur Saatzeit. Claudius. W. 41.
11. Der Wagen und die Ackergeräte.
Der Ackerwagen hat 4 Räder (mit Felgen, Nabe und Speichen),
2 Leitern oder Seitenbretter und Dielen. Vorn ist die Deichsel mit
den Zugriemen, an welche die Ochsen oder Pserde gespannt (angeschirrt)
werden. Der Bauer gebraucht den Ackerwagen auch als Erntewagen.
(Welche Wagen kennst du sonst noch?) — Ferner gebraucht der Bauer
(wie der Gärtner) einen Spaten zum Graben, eine Hacke zum Hacken
(Behacken der Pflanzen), eine Gabel zum Aufladen und Ausbreiten des
Düngers, eine Harke zum Eiuharken der Saat, eine Walze zum Zer-
drücken der Erdschollen. — Seine wichtigsten Ackergeräte sind Pflug
und Egge. Der Pflug hat eine Schar (Pflugschar) zum Aufreißen
des Bodens. Wenn der Bauer pflügt, so zieht er Furchen in den Boden.
Die Zinken der Egge zerreißen die Schollen und ebnen den Boden.
NB. Die Feldarbeit nebst allen dazu gebrauchten Geräten ist auf Spazier-
ganzen zu wiederholten Malen zu beobachten und dann im Unterrichte durch gute
und deutliche Abbildungen des weiteren zu veranschaulichen. Die Geräte können
in Modellen (Spielwaren) vorgezeigt oder an die Wandtafel gezeichnet werden.
1. Eulenspiegel und Fuhrmann. Campe. W. I. 41, W. 42.
2. Die beiden Pflüge. Castclli. W. I. 42, W. 43.
6. Haustiere.
12. Die Kuh.
Rätsel. Zweibein sitzt auf Dreibein und melkt Vierbein.
Die Kuh giebt uns Milch, aus der Butter und Käse bereitet werden
(von wem?). Sie wird gewöhnlich im Stalle gefüttert (womit?); an
— 124 —
manchen Orten wird sie im Sommer von Kuhhirten auf die Weide ge-
trieben oder geführt. Was die Kuh gefressen hat, kaut sie uoch einmal;
sie gehört zu den Wiederkäuern. Ihre Füße haben zwei Klauen mit
Hufen. Am Kopfe trägt sie zwei gebogene Hörner. Der Schwanz hat
unten einen Haarbüschel.
Die Kühe gebären lebendige Junge, nämlich Kälber, die sie mit
ihrer Milch ernähren, säugen; darum gehören sie zu den Säugetieren.
Mit den Ochsen und Stieren gehören die Kühe zu deu Rindern. Die
Ochsen ziehen Wagen und Pflug. Alte Rinder werden geschlachtet und
geben uns im Tode Fleisch (Rindfleisch), Talg, Horn und das Fell, welches
zu Leder verarbeitet wird. Darum bringt die Viehzucht großen Nutzen.
Aufsatzfrageu: Was ist die Kuh? Was hat sie am Kopfe? au den
Füßen? am Schwänze? Was giebt sie uns im Leben? was im Tode?
1. Kind und Kuh. Hey. W. I. 43, W. 205.
2. Kind und Ochse. Hey. W. I. 44, W. 204.
3. Hund und Kalb. Hey. W. I. 45.
4. Frosch und Ochse. Äsop. W. I. 46, W. 206.
5. Rätsel. W. I. 47, W. 207.
13. Schaf und Ziege.
Beide sind Säugetiere und Wiederkäuer wie die Kuh (ist nach-
zuweisen). Beide haben an den Füßen gespaltene Hufe. Sie sind
auch ziemlich von einer Größe und Farbe; aber das Schas ist mit Wolle
und die Ziege mit Haaren bedeckt; die Ziege trägt'Hörner, das Schaf
nicht (Schaf-, Ziegenbock?). Beide werden auf die Weide getrieben und
nähren sich von Gras und Kräutern; Schaf- und Ziegenhirten über-
wachen die Herde, unterstützt von dem wachsamen Hirtenhund (was
hat dieser zu thuu?). Das Schaf ist sanft und gutmütig, die Ziege mut-
willig und stößig. Die Ziegenmilch ist sehr nahrhaft und gesund. Nach
dem Tode geben beide uns Fleisch und Leder.
Aufsatzfragen: Was für Tiere sind Schaf und Ziege? Was trägt
das Schaf am Leibe? was die Ziege? Was ist das Schaf? die Ziege?
Wie ist die Ziegenmilch?
1. Rätsel. Reinick. W. I. 48.
2. Schäfchen auf der Weide. Hahn. W. I. 49, W. 208.
8. Rätsel. Reinick. W. I. 50.
4. Die beiden Ziegen. W. I. 51, W. 209.
9. Bube und Bock. Wagner. W. I. 52, W. 210.
14. Das Huhn.
NB. Die Rätsel W. I. Nr. 53 und 56 werden in die Besprechung verflochten.
Das Huhn ist mit Federn bedeckt; es hat zwei Flügel (statt der
Vorderfüße oder Arme), mit denen es fliegt — es gehört zu den Vögeln,
besonders zu dem Geflügel, das auch zu den Haustieren gehört. Statt
- 125 —
des Mundes hat es einen harten Schnabel. Seine nackten Füße haben
4 Zehen, von denen 3 nach vorn stehen; wozu dienen dieselben? Hühner
(eigentlich die Hennen) legen Eier in Nester und brüten sie aus. Hat
die Henne ein Ei gelegt, so gackert sie; die Bruthenne gluckt. Die
Eier haben eine weiße Schale aus Kalk, Eiweiß und ein gelbes Dotter.
Die ausgebrüteten Küchlein erhalten zuerst gelblicheu, wolligen
Flaum; später bekommen sie Federn. Sie nähren sich von Körnern,
Brotkrumen, Würmern und anderen kleinen Tierchen. Der Hahn ist das
Männchen; er hat einen roten (fleischigen) Kamm auf dem Kopfe, einen
Sporn am Fuße wie ein Reiter und lange Schwanzfedern. Sein Gefieder
hat eine prächtige Färbung, und seine Wachsamkeit ist den Hühnern
und Menschen nützlich.
Aufsatzfragen: Wozu gehört das Huhn? Wovon nährt es sich?
Was legt es? Was kommt aus den Eiern? Was ist der Hahn? Was
trägt er?
Ich pflegte im Unterrichte öfter diese Lektion durch das thönerne Modell
einer auf den Eiern im Neste sitzenden Henne zu veranschaulichen. Die Eier waren
teils gekocht, teils ungekocht und wurden in der Schule geöffnet. Dr. Jg.
1. Rätsel. Krummacher. W. I. 53. W. 93.
2. Henne und Küchlein. Dieffenbach. W. I. 54, W. 94.
3. Küchlein. Hey. W. I. 55.
4. Rätsel. Quietmeyer. W. I. 56, W. 95.
5. Hahn, Hund und Fuchs. Curtman. W. I. 58, W. 96.
15. Die Taube.
Die Taube hat einen kleinen Kopf mit weichem, dünnem Schnabel,
lange Flügel und kurze Füße mit Federhosen. Ihr Gesied er ist blau
oder rötlich. Das sanfte Tierchen lebt im Taubenschlage oder in einem
besonderen Taubenhause. Die Tauben fliegen frühmorgens ans, um
sich die Nahrung von der Straße oder vom Felde zu holen (was?).
Sie legeu mehrmals im Jahre zwei Eier, die in 16 Tagen ausgebrütet
werden. Sie füttern die jungen Täubcheu mit Körnern, die erst im Kropse
(im Halse) erweicht werden. Die Tauben girren und schnäbeln sich.
Das Männchen heißt der Tanber. Tauben und Hühner haben viele
Feinde, die ihnen nachstellen (welche?).
Aufsatzfragen: Welche Arten von Tauben kennt ihr? Wo sucht die
Taube sich ihre Nahrung? Wie viele Eier legt sie? Wie nährt sie ihre
Jungen? Von wem werden die Tauben verfolgt?
1. Täubchen und Knabe. Hey. W. I. 59, W. 97.
2. Biene und Taube. Michaelis. W. I. 60, W. 98.
7. Spaziergänge,
denen die Besprechung folgt, die wir hier durch Fragen skizzieren. Es versteht
sich von selbst, daß in jeder Lektion nur einige derselben beantwortet werden können.
An welchem Tage, zu welcher Stunde und an welchem Orte ver-
sammelten wir uns? Durch welche Straßen führte uns der Weg zuerst,
— 1*26 —
und was sahen wir dort? Aus welchem Thore gingen wir? An welchen
Brücken, an welchem Bache, Flusse, an welchen Gebäuden und an welcher
Eisenbahn sind wir vorbeigekommen? Wohin floß das Wasser? Nach
welcher Richtung gingen wir? (Stand der Sonne). War es warm, heiß?
Wo habt ihr Wiesen, Herden, Äcker, pflügende Bauern, Wälder, Berge
(welche?), Thäler, Dörfer (welche?), Fabriken:c. gesehen? Welche Pflanzen,
Tiere? Sähet ihr am Abend den Mond? Wo stand er, und wie sah er
aus? Welche Spiele spielten wir aus dem Rasen?
1. Hinaus. Hoffmann v. F. W. I. 61, W. 99.
2. Das Wandern. Volkslied. W. I. 62, W. 100.
8. Der neckende Kuckuck. Rückert. W. I. 63.
4. Lied der Vögel. Hoffmann v. F. W. I. 64.
3. Kinderspiele. Hoffmann v. F. W. I, 65, W. 102.
6. Der Kreisel. Rüdiger. W. I. 66, W. 103.
7. Haferlied. Simrock. W. I. 67, W. 101.
8. Nach dem Spiele. Gleim. W. I. 68.
II. Im Sommer.
8. Der Sommer.
IL. Anfang des Sommers und der Sommermorgen.
Fragen, die zum Teil auch zu einem Aufsatze benutzt werden
können: Wann und wo geht die Sonne jetzt aus? unter? Wie hoch
steigt sie? Welchen Schatten wirft sie um Mittag? um 6 Uhr morgens
und abends? Wie ist das Wetter? (warm, heiß), die Kleidung? (leicht,
kühl), der Himmel? (heiter).
1. Sommerszeit. Hey. W. I. 69, W. 106.
2. Sommerlied. Reinick. W. I. 70, W. 107.
3. Sommerregen. Claudius. W. I, 71, W. 108.
17. Der Sommermorgen.
Wenn die Nacht zu Ende geht, stellt sich die Morgendämmerung
ein. Vor dem Aufgang der Sonne erscheint die Morgenröte im Osten.
Wenn die Sonne aufgeht (mit Sonnenaufgang), kräht der Hahn, erwacht
im Feld die Lerche und fliegen die Bienen aus dem Stocke. Der Land-
mann füttert sein Vieh im Stalle und fährt hinaus zur Heuernte. Der
Hirt treibt die Herde auf die Weide. Zuletzt steht auch der Städter auf.
Wir bemerken am Morgen eines heiteren Tages, daß es getaut hat (wo?).
Die Sonne beginnt schon heiß zu scheinen.
1. Guten Morgen! Löwenstein. W. I. 72, W. 110.
2. Morgenlied. Hoffmann v. F. W. I. 73.
8. Die Tiere am Morgen. Amanda. W. I. 74.
4. Die Sonnenstrahlen. Curtman. W. I. 13, W. 13.
18. Der Sommerabend.
Die Sonne neigt sich nach Westen; sie geht unter. Die Knaben
baden im Fluß. Der Landmann, der Hirt und die Wanderer kehren
heim. Die Vögel schweigen und gehen zur Ruhe. Wenn die Abendröte
sich am Himmel zeigt, wird es kühler. Allein die Mücken tanzen noch;
die Käfer summen, die Frösche quaken und die Nachtigallen singen
im Gebüsch. Über dem Wasser und den Wiesen bildet sich ein feuchter
Nebel. Wir spielen am schönen Sommerabend, so lange wir können.
Dann essen wir zu Abend, plaudern noch ein wenig mit Bekannten
oder Nachbarn und legen uns ermüdet zu Bett.
Aufsatzfragen: Wo ist die Sonne geblieben? Was thaten die Vögel?
Was thun die Mücken noch? die Käfer? die Frösche? die Nachtigallen?
das Kind?
1. Guten Abend! Löwenstein. W. I. 75, W. 112.
2. Liebet eure Feinde. Staub. W. 76, W. III.
8. Abendruhe. Dieffenbach. W, I. 77, W. 113.
4. Abendlied. Arndt. W. I. 78.
5. Alles schläft. Reinick. W. I. 79, W. 115.
6. Warum schlafen die Bösen nicht? Löwenstein. W. I. 80.
9. Der Garten im Sommer.
19. Ein Gang in den Garten. Vgl. Nr. 6.
Fragen, von denen einige zum Aussatze benutzt werden können:
Welche Blumen blühen jetzt? Welche sind schon verblüht? werden noch
blühen? Welches Obst reift? welches Gemüse wächst? Wie sehen die un-
reifen, dann die reifen Früchte aus? Wie schmecken sie? Wie reinigt man
die Wege? die Beete vom Unkraut? die Sträucher vom Ungeziefer? Wie
stützt man Erbsen und Bohnen?
1. Sei bescheiden. Trojan. W. I. 81.
2. Die Blumen als Sinnbilder. W. I. 82.
3. Rätsel. Hoffmann. W. I. 83.
4. Pflaumenregen. Güll. W. I. 84, W. 131.
5. Goldkäfer. Güll. W. I. 85, W. 123.
20. Die Bienen und der weiße Bienensang.
a. Die Lienen — Rätsel W. I Nr. 86 — kurz zu behandeln; vgl.
die Lehrprobe.
b. Der (weiße) Litlieilsaug hat Ähnlichkeit mit der Brennessel:
beide haben Blätter, die am Rande wie eine Säge aussehen (gesägt
sind); aber der Bieueusaug sticht und brennt uns nicht. Darum heißt er
auch Taubnessel. Er hat einen vierkantigen hohlen Stengel. Die
behaarten Blätter stehen einander gegenüber. Rund um den Stengel herum
sitzen die weißen Blüten. Jede hat eine Unter- und eine darüber ge-
wölbte Oberlippe; zwischen beiden stehen die Staubgefäße hervor.
— 128 —
Wenn die Blüten abfallen, so zeigen sich die Früchte (Nüßchen) in einer
Kapsel. — Wer hat in Garten und Feld schon den roten (kleineren)
Bienensang gefunden? Und wer hat schon Bienen an diesen Pflanzen
gesehen? Was wollen sie dort?
1. Rätsel. Keller. W. I. 86.
2. Gleich und Gleich. Goethe. W. I. 87, W. 134.
31» Die weiße Lilie.
Der Bienensaug wächst fast überall wild; aber die Lilie wächst nur
im Garten, ist eine Gartenpflanze. Über den Wurzeln trägt sie eine
gelbliche Zwiebel und auf dieser einen langen, hohen Stengel, an
welchem die prächtigen Blüten (Lilien) sitzen. Diese sind groß und
schneeweiß, wohlriechend und sechsblätterig. Der Kelch fehlt. Die
Blumenblätter sind an der Spitze zurückgeschlagen (umgebogen). Zwischen
diesen Blättern bemerken wir 6 Staubgesäße mit ihren Staubbeuteln
und in der Mitte einen Griffel mit einem Fruchtknoten, in welchem
Samenkörner wachsen. Die Lilie ist ein Bild der Reinheit und eine
Zierde der Gärten. Wer hat schon feuerrote Lilien gesehen?
1. Die Lilie auf dem Felde. Spitta. W. I. 88, W. 126.
2. Der Elfen Abendfeier. Sturm. W. I. 89, W. 127.
22. Die Bohne.
Die Bohnen, welche wir in dem Garten von Herrn N. gesehen
haben, wachsen an Stangen (Bohnenstangen) empor. Aus der Wurzel
wachsen die Stengel, welche sich als Ranken um die Stangen wickeln.
An den Ranken sitzen immer drei Blätter an einem Stiele. Die schöne
weiße (oder rote) Blüte besteht aus vier Blättcheu, die fast wie ein
Schmetterling aussehen (Schmetterlingsblüter sind). Aus einigen
Blüten heraus waren schon lange, grüne Früchte gewachsen. Es waren
Hülsen mit zwei Klappen. Dazwischen saßen kleine, weiße Bohnen.
Sie waren aber noch ganz unreif, als wir den Garten besuchten. —
Wer kennt Erbsen?
Strohhalm, Kohle und Bohne. Grimm. W. I. 90, W. 128.
23. Der Kirschbaum mit seiner Frucht.
Rätsel. Erst weiß wie Schnee jc.
Geschichte des Kirschbaumes nach Hebels GedichtW. I. 92, W. 130.
Als wir das erste Mal im Garten (des Herrn N.) waren, da singen die
Blätter des Kirschbaumes an zu wachsen. Es kamen Raupen und
nagten an ihnen; sie sraßen sich satt, ließen aber noch Blätter genug
übrig. Dann ließ der liebe Gott schöne weiße Blüten mit 5 Blättchen
am Baume wachsen, zu denen flink die Bienchen flogen, um sich am
Honig satt zu saugen. Als es Sommer ward, war auch für den
Spatz der Tisch gedeckt. Dieser fand fchöne rote und runde Kirschen
am Baume, mit süßem, saftigem Fleische um einen Stein. Wir haben
— 129 —
sie uns aber auch gut schmecken lassen, da Herr N. uns eine Schüssel voll
pflückte. Wenn es Herbst und Winter wird, dann fallen die Blätter
wieder ab, und der Kirschbaum steht dann kahl da wie im vorigen Winter.
Aufsatzfragen: Was bekam der Kirschbaum zuerst? was dann?
Was wuchs aus den Blüten hervor? Wie sahen die Kirschen zuerst aus?
wie später? Was befindet sich in der Kirsche?
1. Rätsel. W. I. 91, W. 129.
2. Der Kirschbaum. Hebel. W. I. 92, W. 130.
10. Tiere des Sommers.
24. Raupe und Schmetterling.
Wir fehen hier einen Schmetterling mit großen weißen Flügeln.
Er war anfangs eine häßliche Raupe mit schwarzem Kopf und langem
Haar, die viele Kohlblätter und Blüten fraß (verzehrte). Als die Raupe
keine Lust mehr zum Fressen hatte, verwandelte sie sich in eine harte,
steife Puppe, die leblos zu sein schien. Wer hat schon solche Puppen
gesehen? Aber aus der Puppe schlüpfte eines Tages ein schöner
Schmetterling, der zu den Insekten gehört. Alle Insekten haben
Kopf, Brust und Hinterleib und sechs Beine.
Aufsatzfragen: Was siehst du an dem Kopfe des Schmetterlings?
(Zwei große Augen und Fühlhörner). Wie viele Beine sitzen an dem
Bruststück? (sechs). Was sitzt noch an der Brust? (vier Flügel, die
aber wie zwei Flügel aussehen). Womit scheinen die Flügel bedeckt zu sein?
(Staub). Was faltet der Schmetterling zusammen, wenn er sich auf
eine Blume setzt? (die Flügel). Was legt er an die Unterseite der Blätter?
(Eier). Was kriecht aus den Eiern? (Raupen). Was wird aus den Raupen?
Was schlüpft zuletzt aus der Puppe? Das ist der Kreislauf seines Lebens.
1. Knabe und Schmetterling. Franz. W. I. 93, W. 136.
2. Die drei Schmetterlinge. Curtman. W. I. 94, W. 137.
3. Das Raupennest. Salzmann. W. I. 95, W. 138.
25. Die Schnecke.
NB. Die Besprechung erfolgt im Anschlüsse an das Lesestück unter Nr. 2.
1. Rätsel. W. I. 96, W. 145.
2. Die Schnecke. Wagner. W. I. 97, W. 146.
3. Kämmerchen zu vermieten. Reinick. W- I. 98.
4. Schnecke, Esel, Füllen. Herder. W. 147.
26. Die Schwalbe.
Wie die Schwalben leben, können wir leicht beobachten. Wenn sie
im Frühlinge aus fremden Ländern wiederkommen, fetzen sie sich auf
unser Haus und machen sich durch ihr Zwitschern bemerklich. Alsbald
fangen sie an, ein Nestchen aus feuchter Erde, Stroh und Heu zu bauen.
IUtting und Weber, Anschauungsunterricht. 9
130 —
Sie bauen an die Häuser unter das Dach. Man kann sehen, wie sie
das Material (was?) mit dem Schnabel herbeitragen und mit den
Füßen festkneten. Die Nahrung erhaschen sie im Fluge (was denn?).
Sie haben lange, schmale Flügel, einen langen Schwanz, der gespalten
ist wie eine Gabel (gabelförmig), einen weit gespaltenen Schnabel
und kurze Füße. Das Gefieder ist glänzend und blau (blauglänzend).
Die Schwalbe ist uns ein lieber Hausfreund.
Aussatzfrageu: Zu welchen Vögeln gehören die Schwalben, da sie
im Herbste nach wärmeren Ländern ziehen? (zu den Zugvögeln). Wo-
von leben sie bei uns? Was bauen sie sich an die Häuser? Was legen sie
dann in die Nester? Was brüten sie aus! Was geschieht, wenn die Jungen
erwachsen (flügge) sind? (Warum haben wir die Schwalben so gern)?
1. Was die Schwalbe erzählt. Simrock, W. I. 99, W. 65.
2. Kind und Schwalbe. Hey. W. I. 100, W. 67.
8. Die Schwalben rächen sich. W. I. 101, W. 68.
4. Die Schwalben. Chamisso. W. I. 102, 28. 69.
5. Frau Schwalbe. Dieffendach. W. I. 103.
Ein schweres Rätsel Nr. 104. — Die Störche gehören gleichfalls
zu den Zugvögelu, die uns im Herbste verlassen und im folgenden
Frühjahre wiederkommen. Sie suchen dann ihr altes Nest auf dem
Hause oder auf einem Baume beim Hause wieder auf und begrüßen uns
mit ihrem Geklapper. Wir freuen uns über die Ankunft der alten
Bekannten, die auf einem Beine stehen, und wundern uns über die
Größe des Vogels mit dem langen Halse, den langen roten Beinen,
dem großen roten Schnabel und dem weißen Gefieder. Nnr die Schwung-
federn der Flügel sind schwarz. Jetzt fliegen sie wieder fort auf die
Wiese und an den Sumpf, wo sie Frösche fangen. Nach einigen Wochen
sitzt die Störchin auf den Eiern, um dieselben auszubrüten. Bald füttern
beide Störche ihre Jungen, die nun auch klappern und fliegen lernen.
Wie groß die Liebe der alten Störche zu den Jungen ist, lehrt uns
eine schöne Geschichte Nr. 107. — Wer hat die Störche schon hoch oben
in der Luft flieaen seben?
3. Der alte und der zunge T>rorcy. <Äuu. W. jl. iuö, M. ioy.
4. Mütterliche Liebe eines Storches. Stern. W. 107.
11. Auf der Weide und Wiese.
28. Der Hirt und seine Herde.
In Gebirgsgegenden hüten noch Hirten im Sommer die Herden.
Diese können aus Kühen, Schafen oder Ziegen bestehen. Wenn der Hirt
des Morgens seine Herde sammelt, so bläst (tutet) er in sein Horn und
27. Der Storch.
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— 131 — |
ruft er seinen Hund. Bald nach 6 Uhr treibt er das Vieh hinaus in die
Berge, wo sich Gras und nahrhafte Kräuter finden. Die Tiere grasen
so lange, bis sie gesättigt sind; dann pflegen sie der Ruhe, während der
Hirt strickt (was?). An heißen Tagen suchen die Tiere den Schatten
der Wälder auf, wo sie nicht so sehr von Fliegen belästigt werden. Hat
sich ein Tier verlaufen, so wird es vom Hunde zurückgeholt. Am Abend
wird das Vieh wieder in die Ställe getrieben und dort wie am Morgen
gemolken. In alten Zeiten wurden die Herden von Wölfen angefallen.
Aufsatzfragen: Wann sammelt der Hirt seine Herde? Wohin führt
er sie dann? Was suchen die Tiere dort? Wer sucht die verirrten Tiere
aus? Wann werden sie gemolken? Was macht man aus der Milch?
1. Das Hirtenbüblein. Grimm. W. I. 108, W. 202.
2. Das Kind unter den Wölfen., Jacobs. W. I. 109.
3. Die Hirtenfamilie. Reinick. W. 203.
29. Die Heuernte.
Das Gras auf der Wiese wird reis. Der Landmann sendet deshalb
die Schnitter (Mäher). Sie schärfen die Sensen mit dem Wetzsteine
und mähen das Gras. Das Gras liegt in Schwaden, wird gewendet,
zusammengeharkt, in Haufen gebracht und durch die Sonne zu Heu.
Es muß oft wieder ausgebreitet und gekehrt werden, damit es ganz dürr
wird. Allein sehr oft stellt sich Regenwetter oder ein Gewitter ein, und
dann wird das Heu leicht verdorben. Das Heu wird mit dem Heuwagen
in die Scheune gefahren und dient als Futter. — Welches andere Vieh-
futter kennst du? Kennst du das Heupferdchen?
1. Die Grasprinzessin. Curtman- W. I. 110, W. 151.
2. Heupferdchen. Enslin. W. I. III, W. 152.
3. Das Dorf. Reinick. W. I. 112.
4. Der alte Hofhund. Grimm. W. I. 113, W. 156.
5. Die Blumenschlacht. Scharlach. W, 153.
12. In den Tommerferien.
30. Die Sonne und das Wetter im Sommer.
Aufsatzfragen: Wo geht die Sonne jetzt anf? unter? Welchen Bogen
macht (beschreibt) sie am Himmel? Was für einen Schatten wirft sie
um Mittag? am Abend? Wie lang ist der Tag? die Nacht jetzt? —
Die Nächte sind hell, die Wärme ist groß; die Hitze ist oft schwer
zu ertragen (unerträglich), da die Sonnenstrahlen stechen und brennen.
Auch wenn wir ganz dünne Kleider anziehen und, wie arme Kinder, in
bloßen Füßen gehen, ist uns die Hitze lästig (drückend). Zuweilen
stellt sich ein kühler Luftzug ein; dann wird es wieder ganz windstill.
Manchmal hören wir ein fernes Rollen; es ist der Donner; ein Gewitter
ist im Anzüge. Es blitzt und donnert, regnet und stürmt. Die Kinder
9*
— 132 —
haben Angst vor dem Gewitter (weshalb?). Endlich ist es wieder ruhig;
die Hitze ist vorüber, der Staub gelöscht; Pflanzen, Tiere und Menschen
fühlen sich erquickt. Das hat Gott gethau, der uns liebt und für
uns sorgt.
1. Regen! Regen! Hoffmann v. F. W. 1.114.
2. Bei einem Gewitter. Enslin. W. I. 115, W. 117.
3. Der Regenbogen. Hoffmann. W. I. 116.
4. Sommernacht. Güll. W. I. 117, W. 116.
5. Es regnet. Enslin. »W. 118.
31. Eine Reise auf der Eisenbahn.
Aufsatzfragen: Auf welchem Bahnhofe führet ihr ab? Wo wurde
die Fahrkarte gelöst? (Schalter). Wie viel kostete sie? Wohin ging die
Fahrt? Woraus besteht die Bahn? (Gleise, Schwellen). Woran er-
kanntet ihr, daß der Zug ankam? (Signal).
Wir hörten es pfeifen und den Zug heranbrausen; wir sahen
ihn halten. Die Lokomotive war vorne; das ist eine Maschine, welche
den Zug in Bewegung setzt und zieht. Sie zischte und dampfte. Ihr
Pfiff gellte uns in die Ohren. Hinter der Lokomotive war ein Kohlen-
wagen. Dann folgten die Personenwagen (1.—4. Klasse). Wir
wandten uns an einen Schaffner, der uns in einen Wagen der
3. Klasse wies. Dort setzten wir uns an das Fenster. Bald pfiff es
wieder, und fort ging's in die weite Welt! Zuweilen sahen wir die
Bahnwärter an der Eisenbahn stehen, aber es war uns, als wenn
sie mit ihren Häuschen an uns vorüberflögen. In einer halben Stunde
waren wir in A.
1. Vom mitgenommenen Büblein. Rückert. W. I. 118, W. 175.
2. Der Dampfwagen. Köhler. W. I. 119, W. 174.
32. Spiele im Sommer.
1. Blinde Kuh. Fliedner. W. I. 121, W. 180.
2. Spatzenausflug. Güll. W. I. 122, W. 105.
3. Die Mühle. Anschütz. W. I. 123, W. 168.
4. Nach dem Spiele. Eichendorff. W. I. 124.
13. Spaziergänge im Sommer.
33. Spaziergang nach einem Teiche.
In welcher Gegend liegt ein Teich? Aus welchen Wegen gelangt
man dahin? Wie groß ist er ungefähr? Ist er tief oder feicht? Wie heißt
der Rand? Wie ist das Wasser (ruhig, stehend)? Wie nennt man die
Oberfläche (Wasserspiegel)? Was spiegelt sich darin? Wo fließt das Wasser
zu? wo ab? Wo ist das Wasser frisch? Wo giebt es faules und stinken-
des Wasser? Wozu dient der Teich? Wie ist er entstanden? Welche
— 133 —
Pflanzen und Tiere hast du in demselben gesehen? (Schilf, Rohr, Frösche,
Fische ?c.).
1. Am Teiche. Weber. W. I. 125.
2. Das treue Fischlein. Curtman. W. I. 126, W. 233.
3. Der Fischteich. Salzmann. W. I. 155, W. 232.
34. Spaziergang nach dem Walde.
Wo befindet sich ein Wald? Wie heißt er? Welcher Weg führt
dahin? Welche Bäume stehen im Walde? welche Sträucher? welche Blumen?
Welche Tiere leben im Walde? Wie sieht der Wald im Winter aus?
Was für ein Haus trifft man im Walde? Was hat der Förster zu thun?
Wodurch nützt der Wald? Wer hat schon einen Wiederhall am Walde
gehört? Wer hat dort ein Eichhörnchen gesehen? (Erzähle!).
1. Der Wiederhall, v. Schmid. W. I. 127.
2. Die grüne Stadt. Ortlepp. W.'I. 128, W. 183.
3. Der Knabe im Walde. Curtman. W. I. 129, W. 184.
4. Abends im Walde. Reinick. W. I. 130, W. 192.
5. Eichhörnchen. Hoffmann v. F. W. I. 131, W. 188.
6. Männlein im Walde. Hoffmann v. F. W. I. 132, W. 187.
7. Vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt. Rückert. W. 1.133,
W. 191.
III. Im Ker b fte.
14. Der Herbst.
35. Der Herbst kommt.
Wann fängt jetzt die Schule an? — Die Sonne steigt nicht mehr
so hoch. Wann geht sie auf? wann unter? Wie werden die Tage? die
Nächte? Wie ist das Wetter? Was für Kleider zieht man an? Was wird
geheizt? Wo und wann sieht man Nebel? Was thun die Vögel (Störche
und Schwalben)? Was geschieht mit den Blumen? Wie sehen Bäume
und Sträucher aus? Welche Früchte müssen noch geerntet werden? Was
thnt der Bauer? Wo bleibt das Vieh? — Hast du den Mond gesehen?
Wie sah er aus? und wo stand er?
1. Herbsteszeit. Hey. W. I. 134, W. 211.
2. Herbstleben. Jäde. W. I. 135.
3. Der Herbst als Färber. Reinick. W. I. 136, W. 212.
4. Der Störche Aufbruch. Hey. W. I. 137, W. 215.
3«. Allerlei Nüsse.
NB. Die Nüsse sind vom Lehrer möglichst in Hüllen mitzubringen.
Die Haselnuß, die Walnuß, die Buchnuß, die Eichel. Welche
von diesen ist die größte? kleinste? rund? kantig? eiförmig? glatt? kraus?
— 134 —
Welche sitzen ganz in einer Hülle? welche halb? (Näpfchen). Welche Hülle
ist stachlig? Welche haben einen besonderen Kern und eine besondere
Schale? Wessen Schale ist am härtesten? Wie öffnet man sie? Zerbeiß
deine Zähne nicht! Wessen Schale spaltet sich in zwei gleiche Teile?
Wessen harte Hülle (Kapsel) springt in drei Teile auf? Welche Nüsse essen
die Menschen? welche die Tiere?
1. Die Nußschale, v. Schmid. W. I. 138.
2. Der Nußknacker. Pocci. W. I. 139.
3. Eichel und Kürbis. Gleim. W. I. 140, W. 218.
4. Nußsäcklein. Güll. W. I. 141, W. 219.
5. Zwei treue Hunde. Stern. W. I. 142.
37. Kartoffel, Rübe und Möhre.
An welchen Pflanzenteilen wachsen Äpfel, Birnen ?e. (das Obst)?
wo der Roggen, die Gerste zc. (das Getreide)? wo die Kartoffeln ?c.?
(An der Wurzel, unter der Erde.) Die Kartoffel ist eine rundliche Knolle
mit eingedrückten Augen. Die Rübe ist kugelig, oben und unten platt-
gedrückt. Die Möhre (Mohrrübe) ist länglichrund, nach unten gespitzt.
An der Rübe und Möhre sitzen Wurzelfasern, an der Kartoffel nicht. Die
Kartoffel ist grau, bläulich, weißlich :c., die Rübe weißlich, die Möhre
gelb (rot). Alle haben eine Haut oder Schale, die abgeschabt oder ab-
geschält werden kann. Das Fleisch ist weiß oder rot nnd saftig. Wie
werden sie geerntet (gerodet)? Wem dienen sie zur Nahrung?
1. Die große Nübe. Grimm. W. I. 143.
2. Runkelrübe und Zuckerstückchen. Wagner. W. I. 144, W. 220.
3. Die köstlichsten Gewürze, v. Schmid. W. I. 145.
15. Hagd nnd Fischfang.
38. Der Hase.
Rätsel, W.I.Nr. 147. — Vor uns liegt ein toter Hase. Woher ist
er gekommen? An seinem länglich runden Kopfe bemerken wir Spür-
haare, wie bei den Katzen. Er hat lange, schlaffe Ohren, die er ans-
richtet (spitzt), wenn er ein Geräusch hört, denn er ist sehr furchtsam.
Er hat keine Waffen, sich zn verteidigen, aber sehr lange Hinter-
beine, mit denen er viel schneller entfliehen kann als sein Vetter, das
Kaninchen. Er benagt junge Bäume oder den Kohl im Garten; darum
wird ihni nachgestellt. Vom Jäger geschossen, wird er auf dem
Markte (in den Markthallen) verkauft. Von der Köchin wird ihm das
Fell abgezogen und das Fleisch gebraten, das uns vortrefflich schmeckt
(mundet). Was geschieht mit dem Hasenfelle?
Aufsatzfragen: Was für ein Fell hat der Hase? Wie sind seine
Ohren? seine Hinterbeine? Was kann er damit? :e.
1. Iägerspiel. Staub. W. I. 146.
2. Rätsel. W. I. 147, W. 169.
— 135 —
3. Häschen. Güll. W. I. 148, W. 170.
4. Klage des Hasen. Curtman. W. I. 149, W. 171.
5. Die Hasen und die Frösche. Äsop. W. I. 150.
39. Der Fuchs.
Der Fuchs ist ein Vetter vom Hunde und dem Spitze ähnlich, aber
ein wildes Tier, das im Freien lebt. Er hat eine spitze Schnauze und
spitze Ohren und scharfe, weiße Zähne, mit denen er wie ein Spitz ge-
jährlich beißt. Er trägt einen dichten roten Pelz, der unter dem Bauche
aber weiß ist, und einen dicken buschigen Schwanz. Er laust und springt,
schleicht und lauert auf feine Beute, wie eine Katze. An den Vorder-
süßen hat er 4 fcharfe Zehen und an den Hinterfüßen 5, mit denen er
kratzt und sich eine Höhle als Wohnung ausscharrt. Manchmal ver-
treibt er aber auch den Dachs aus seinem Bau. Dieses listige und ge-
fährliche Raubtier stellt besonders dem Geflügel nach und wird darnm
von den Jägern eifrig verfolgt. Diese schießen ihn tot oder fangen ihn
in Fallen.
1. Fuchs und Wolf. Grimm. W. I. 151, W. 198.
2. Fuchs und Storch. Curtman. W. I. 152, W. 199.
3. Meister Reineke. Weber. W. I. 153.
40. Das Reh.
Wie groß ist es? Wo lebt es? Warum nennt man es ein Säuge-
tier? Wie ist der Kopf? das Auge? Wie viel Enden hat das Geweih des
Rehbocks, das alle Jahre neu wächst? Wie ist das Fell? der Schwanz?
Wie sind die Beine? Wie viel Hufe haben die Füße? Was thut es? (Es
läuft und springt, frißt Kräuter, Rinde, Blätter zc., kaut die Speifen
wieder wie die Kuh, ist ein Wiederkäuer). Wie ist es? (sauft, schön, zierlich).
Was geschieht mit ihm? (wird gejagt, geschossen, abgebalgt, gegessen).
Brüderchen und Schwesterchen. Grimm. W. I. 154.
41. Der Karpfen.
Im Herbste durchficht man die Teiche und Flüffe, fängt man
Weißfische, Karpfen, Schleien, Hechte, Aale und andereFifche. Der Fischer
ist dazu mit Netzen versehen. — Der Karpfen, den wir hier vor uns
haben, hat ein Schuppenkleid wie andere Fifche, inwendig ein Rück-
grat mit Gräten (statt der Rippen und anderen Knochen) und rotes, kaltes
Blut. Er atmet durch Kiemen, die sich zu beiden Seiten des Kopfes be-
finden. Statt der Füße hat er Flossen, (Floßfedern), die ihmzumSchwim-
men dienen, da er im Waffer lebt: eine lange Rückenflosse, an der
Brust zwei Brustflossen und unten am Bauche zwei Bauchflossen. Der
Schwanz sieht wie ausgeschnitten aus. Wer hat schon an einem Gold-
fischchen 2C. gesehen, wie die Fische ihre Flössen im Wasser bewegen?
Der Mund ist nur klein, ohne Zähne und ohne Stimme (Fische sind
stumm, aber nicht taubstumm). Der Leib scheint zusammengedrückt zu
— 136 —
sein; er ist wie ein Kahn gebaut: die Seitenflossen sind seine Seitenruder,
die Schwanzflosse ist sein Steuerruder. Der Karpfen liebt stille Gewässer
oder Teiche, frißt Insekten und Wasserpflanzen und legt unzählige Eier
(er laicht), die man Rogen nennt.
Aufsatzsragen: Wer hat schon Karpfen gegessen? Was habt ihr
in seinem Leibe gefunden? Was hat er statt der Füße? Welche Flossen
hat er? Wo lebt der Karpfen? — (Wie unterscheiden sich Fisch und
Vogel? Fisch und Säugetier?)
Der Fischteich. Salzmann. W. I. 155, W. 232.
16. Das Wohnhaus.
42. Das Gebäude.
Was ist das Haus? Wo steht euer Haus? Wie ist es gebaut?
Welche der euch bekannten Häuser sind sehr groß? klein? Welches ist ohne
Anwnrs? hat einen Anwurf? (wovon? Farbe?) ist aus Fachwerk? massiv?
hat eine Hausthür? mehrere? einen Thorweg? einen Hof? Nebengebäude »
(Scheune, Schuppen, Stall :c.)? Waschhaus? Keller? Brunnen in oder
vor dem Hause? einen Garten beim Hause? steht im Garten? Welches
ist einstöckig? mehrstöckig? Welches ist eine Mietwohnung? Eigentum des
Bewohners? eine Dienstwohnung? alt? neu? baufällig? einmal ab-
gebrannt? — Zeichnet einige Wohnhäuser!
1. Das Vaterhaus. Wiedemann. W. I. 156, 28. 236.
2. Der Baumeister. Hoffmann v. F. W. I. 157, W. 237.
8. Gott ist überall. Bechstein. W. I. 158, W. 238.
4. Die Großmutter, v. Schmid. W. I. 159.
43. Die Hausgeräte.
NB. Vor dem Beginne dieser Lektionen sind die Kinder darauf aufmerksam
zu machen, sich zu Hause in Stuben und Kammern, in Küchen und Kellern und
auch in den Werkstätten (einiger Handwerker) genau nach den Möbeln, Werk-
zeugen und Geräten umzusehen und nach dem Namen und Gebrauche derselben
zu fragen. Im Unterrichte selbst sind die betreffenden Wörter mit Geschlechtswort
in Ein- und Mehrzahl zu gebrauchen.
In nnsern Wohnstuben und Kammern giebt es eine Menge
nützlicher Hausgeräte: Tische, Stühle und Sessel (welche Arten von
Tischen kennst du?); Bänke und Sofas; Kommoden und Schränke (welche
und wozu?); Betten und Spiegel (desgl.); Kisten und Kasten (z.B. Kohlen-
kästen); Uhren und Lampen; Bilder und Figuren an den Wänden und
Bücherbretter (Regale) zur Ausstellung der Bücher. Wer macht die
hölzernen Hausgeräte (die Möbel)? Wenn wir in eine neue Wohnung
einziehen, dann werden die Möbel ausgestellt, die Spiegel uud Bilder
aufgehängt. Ziehen wir aus, so werden diese Sachen wieder fort-
geschafft, einige auseinander genommen nnd in die Möbelwagen ge-
— 137 —
packt. — Zeichnet einige Möbel! Schreibt die Namen eurer Haus-
gerate auf! —
1. Rätsel. W. I. 160, W. 239.
2. Die Korbmacher, v. Schmid. W. I. 161.
8. Rätsel. Simrock. W. I. 162.
44. Das Feuer.
a. Das Feuer (auf dem Herde und im Ofen) ist eine große Gabe
Gottes. Es entsteht oft durch Blitze, welche Menschen und Tiere töten,
Bäume spalten und Häuser anzünden. Wir können auch Feuer anmachen
(anzünden) durch Zündhölzchen (Streichhölzer, Schwefelhölzchen). Welche
Stoffe brennen leicht (entzünden sich)? welche sind nicht brennbar? Ein
schwaches Feuer (ein Funken) glimmt; ein starkes Feuer flammt und
flackert, raucht oder qualmt. „Wo Rauch ist, da ist Feuer." — Das
Feuer kann von selbst erlöschen oder mit Wasser gelöscht werden. Wo
ein Feuer gebrannt hat, da bemerken wir Asche oder Ruß (z. B. im
Schornstein). Die Köchin, welche am Herde arbeitet, gebraucht Zange
und Schaufel, um das Feuer zu unterhalten; sie schürt das Feuer.
b. Der Nutzen desselben. Der Bäcker braucht es zum Brodbacken,
die Köchin zum Kochen und Braten, die Wäscherin zum Erhitzen des
Wassers, der Handwerker zum Schmelzen (des Metalls) und wir alle zum
Heizen und Erleuchten der Stuben. Ohne Feuer gäbe es kein Lampen-
oder Gaslicht, keine Dampfschiffe und Eisenbahnen. Allein es kann
auch großen Schaden anrichten: viele Gegenstände können verbrennen
oder versengen (welche z.B.?); es kann große Feuersbrünste erzeugen,
Häuser und Wälder in Trümmer und Asche verwandeln. Darum ist die
größte Vorsicht nötig! Vgl. die Sprichwörter Nr. 164. „Wohlthätig
ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht."
1. Rätsel. Simrock. W. 163.
2. Sprichwörter. W. I. 164.
3. Uneigennützigkeit. Stern. W. I. 165.
4s. Der Ofen.
Wo steht er? Habt ihr einen eisernen oder thönernen Ofen? einen
Kastenofen oder einen Säuleuofeu (Kanonenofen)? oder welchen andern?
Welche Teile hat er? (Füße, Kasten zur Asche, Aufsätze, Röhren, Thür).
Warum ist ein Zugloch nötig? Wann wird eingeheizt? Was wird darin
verbrannt? Wie wird er dadurch? Wohin strahlt er die Wärme aus?
Wohin zieht der Rauch? Was wird mit der Asche? dem Ruße? Wo ge-
braucht man einen Kochofen? einen Backofen? (Ziegelofen? Kalkofen?
Höh- oder Hochofen?) Zeichnet den Schulofen!
1. Rätsel. W. I. 166.
2. Kind und Ofen. Thomas. W. I. 167.
3. Rätsel. W. I. 168.
— 138 —
46. Küchengeräte.
In der Küche haben wir anch sehr viele Geräte nötig: außer
Tischen und Stühlen, Kisten und Kasten noch Töpfe und Tiegel, Kessel
und Pfannen zum Kochen und Braten; Schlüssel uud Teller, Messer und
Gabel, Gläser uud Krüge zum Esseu und Trinken; Kannen und Eimer
zum Wassertragen; Schaufeln, Zangen und Schüreisen ans dem Herde;
Quirle zum Rühren (Quirlen); Wiegemesser und Hackemesser zum Zer-
kleinern; Trichter und Durchschläge für Flüssigkeiten. -— Welche dieser
Geräte sind von Holz? welche>von Metall (Eisen)? welche von Glas und
Porzellan?
1. Rätsel. W. I. 169.
2. Sprichwörter. W. I. 170, W. 244.
3. Kriegsrüstung in der Küche. Güll. W. I. 171, W. 241.
4. Kessel und Topf. Goethe. W. I. 172.
47. Werkzeuge.
NB. Der Lehrer bringt einen Werkzeugkasten mit zur Schule.
a. Die Hausfrau braucht Schere und Nadel zum Schneiden und
Nähen, Strick- uud Häkelnadel (wozu?), Plätteisen, Wage und Schlüssel;
der Hausherr hat Hammer uud Nägel, Bohrer und Säge, Beil, Axt
und Gartenmesser; der Bauer Seuse und Sichel, Spaten und Harke,
Kneifzange u. a. — b. Handwerker, wie Tischler, Zimmerleute u. a.,
haben uoch viele andere Werkzeuge nötig, von denen hier mehrere im
Werkzeugkasten liegen: außer Hammer, Säge, Bohrer, eine Feile, ein Meißel,
ein Pfriemen, ein Hebel, eine Kelle, ein Klopfhammer, ein Richtmaß, ein
Winkelhaken, ein Zirkel u. a. Die Werkzeuge sind kleine Maschinen; sie
werden zur Arbeit gebraucht und erleichtern diese. (Was gebrauchten
wohl die ältesten Menschen an Stelle des Hammers, des Messers, der
Nadel ic.?) —
NB. Zeichnen einiger Werkzeuge! Man vgl. die Zeichnungen am Schlüsse
des Lesebuches.
Aufsatz: Gieb von mehreren Werkzeugen den Gebrauch an, z. B.
Die Näherin gebraucht die Nadel zum Näheu.
1. Rätsel. W. I. 173, W. 239.
2. Das Beil. Schlez. W. I. 174, 243.
3. Nähnadel. Gärtner. W. I. 175, W. 240.
4. Hammer, Nagel und Zange. Franke. W. I. 170.
5. Axt und Stiel. Curtman. W. I. 177.
48. Die Hausmaus.
NB. Der Lehrer bringt eine in der Falle gefangene und noch darin fest-
sitzende Maus mit in die Klasse.
Wir haben eine Maus in der Falle gesangen. Sie hat die Schnauze
in das Loch der Falle gesteckt, hat an den Speck gerochen, und als die
— 139 —
Falle zusprang, ist die Schnauze in dem Loche stecken geblieben. Wir
wollen sie erlösen, sehen aber, daß sie tot ist; die Schnauze ist von
Nägeln durchbohrt worden. — Die Maus ist unser kleinstes Säugetier;
sie ist nur eine Handbreit lang. Tie Schnauze ist sehr spitz; an derselben
sitzen Spürhaare. Sie hat einen langen Schwanz, der mit Schuppe
chen besetzt ist und sich leicht biegt (ringelt). Sie hat einen langen
geringelten Schuppenschwanz. Sie wohnt bei uns im Hause, ist
eine Hausmaus; aber als Näscherin verkriecht sie sich in ihre Löcher,
aus denen sie in der Dunkelheit hervorkommt, um Nahrung aufzuspüren
(welche?). Sie benascht mit ihren scharfen Vorderzähnen (die gezeigt
werden!) unsere besten Speisen, frißt Körner und zernagt Papier,
Kleider und sogar Holz. Darum verfolgen wir das lebhafte Nagetier
durch Katzen und Fallen. Allein es vermehrt sich stark und ist nicht leicht
auszurotten.
Aufsatz: Beschreibung der Maus.
1. Mäuschen. Hey. W. I. 178, W. 245.
2. Die kluge Maus. Grimm. W. I. 179.
3. Stadtmaus und Feldmaus. Luther. W. I. 180, W. 246.
4. Mäuschen in der Küche. Güll. W. I. 181, W. 247.
17. Ter Wohnort.
4L). Die Straßen.
NB. Wenn der Lehrer mit den Schülern im Sommer und Herbste den
Wohnort und dessen Umgebung durchwandert, läßt er die Schüler auf die Straßen,
ihre Namen, Richtung (nach der Himmelsgegend) und Ausgänge achten, und eut-
wirft auch wohl am folgenden Tage eine einfache Zeichnung davon, damit sie
eine Ahnung von einem Karten bilde erhalten und sich im Wohnorte allmählich
orientieren lernen. Je größer dieser ist, desto notwendiger ist diese Arbeit, und
desto länger muß sie fortgesetzt werden. In größeren Orten ist auch die folgende
Lektion umfangreicher zu gestalten, als es in kleinen nötig ist. Indes ist für das
2. Schuljahr überall nur das Auffallendste und Wichtigste aus dieser Heimat-
künde (genauer Wohnortkunde) zu betrachten, also aus dem angedeuteten Material
der folgenden Lektionen nur eine zutreffende Auslese zu machen.
Im Freien giebt es Feldwege, Chausseen, Alleen; Fußwege (-steige),
Fahrwege; Haupt- und Nebenwege. Im Wohnorte giebt es Straßen.
Wie heißen die Hauptstraßen deines Wohnortes? Nach welcher Richtung
gehen sie? Womit sind sie gepflastert? mit Feldsteinen, zerschlagenen
Steinen oder Platten? Welche Wagen fahren darauf? und wie fährt stch's
darauf? Womit ist der Bürgersteig (das Trottoir) belegt? Was befindet
sich zwischen Straße und Bürgersteig? Was steht auf der Straße? Was
ist unter der Straße? (Schleuse, Wasser- und Gasröhren). Was brennt
in den Straßenlaternen? Wo giebt es Brunnen? Geleise für Pferde-
eisenbahnen? Gasseu? Wie heißen die Straßen, durch die dem kürzester
Weg zur Schule geht?
L Der Heimatort, v. Kamp. W. I. 182, W. 249.
3. Des kranken Kindes Freude. Andersen. W. I. 183.
— 140 —
5V. Der Marktplatz.
Wo erweitern sich die Straßen zu freien Plätzen? Wie heißen diese?
Wo ist der Marktplatz? Ist er groß oder klein? Welche Figur bildet er?
(anzeichnen). Womit ist er gepflastert? Giebt es dort Denkmäler? Brunnen?
Gaslaternen? Welche Straßen münden auf den Marktplatz? Welche größeren
Häuser liegen daran? Steht eine Kirche darauf oder in der Nähe? Stehen
hier Schildwachen? (Welche Kaufläden mit großen Schaufenstern liegen
daran?) Was wird auf den Wochenmarkt gebracht und dort verkauft? —
Wie oft ist Jahrmarkt oder Messe? Was hast du auf dem letzten Jahr-
markte gesehen? — Auf dem Markte werden Waren feilgeboten, ver-
kauft und gekauft; sie werden entweder bar bezahlt oder geborgt. Kaufe
nichts Unnützes! keine Näschereien! —
Aufsatzfragen: Wo liegt unser Marktplatz? Welche Waren hast
du schon auf demselben gesehen? Was hast du (deine Mutter) dort schon
gekauft, und wie viel hast du dafür gegeben (bezahlt)? Was habt ihr mit
dem Gekauften gemacht?
1. Auf dem Jahrmärkte. Goethe. W. I. 184, W. 221.
2. Fritz Oberlin. Rothert. W. I. 185.
3. Besser offene Hand als geballte Faust. Stöber. W. I. 186, W. 262.
51. Die Kirche.
NB. Der Lehrer hat die Schüler öfter veranlaßt, an Sonn- und Festtagen
mit ihren Eltern oder sonstigen Angehörigen den Gottesdienst zu besuchen und
ist dann kurz vor der folgenden Lektion an einem Wochentage mit ihnen in eine
Kirche gegangen, um ihnen die im folgenden benannten einzelnen Teile derselben
zu zeigen und sie auf den Zweck derselben aufmerksam zu machen. Zugleich sucht
er ihnen Ehrfurcht vor dem Gotteshause und dem Gottesdienste einzu-
flößen. Die Lehrprobe bindet sich der Mannigfaltigkeit halber nicht streng an
die folgende Lehrskizze.
Wo steht eine Kirche? Wie heißt sie? Woraus besteht das Gemäuer?
Ist sie von Ost nach West gebaut? Wie sind die Fenster? Wie viel stehen
auf jeder Seite? Haben sie Glasgemälde? Wo ist die Hauptthür oder
das Portal? Wo sind die Seitenthüren? Was erblickt man in der Mitte
oder dem Schiffe? (Pfeiler, Gewölbe, Sitze, die Kanzel, den Altar, die
Orgel, das Chor, die Emporen, Bilder, Taufstein ?c.) Was geschieht,
auf der Kanzel? Was thut der Prediger? der Orgelspieler? (Organist)?
Was thnn die Leute? Wann ist Gottesdienst? Welche anderen Kirchen
kennst du? — Der Kirchturm. Wo steht der Turm? (Wie hoch ist er?)
Wohin zeigt er? Was hat er? (viele Treppen, Böden, eine Uhr, Glocken,
Schalllöcher, eine Kuppel, Knopf, Spitze, Kreuz, Wetterfahne). Wer wohnt
auf dem Turme? Was hat der Türmer zu thuu? Wie klingen die Glocken?
Wohin rufen sie? Kennst du andere Türme als Kirchtürme? — Zeichnet
den Turm!
1. Wo wohnt der liebe Gott? Hey. W. I. 187, W. 406.
2. Wie oft Gott zu danken sei. Wunderhorn. W. I. 188, W. 255.
3. Der Kirchturm. Wiedemann. W. I. 189, W. 253.
4. Abendglöcklein. Güll. W. I. 190.
— 141 —
52. Der Kirchhof.
Der Kirchhof lag früher meist an der Kirche, jetzt liegt er vor dem
Wohnort (draußen). Er heißt auch Friedhof oder Gottesacker, weil
hier die Toten im Frieden ruhen, die der liebe Gott zu sich gerufen hat.
Ist der Kirchhof groß oder klein? Welche Gestalt hat er? Wie viele
Wege durchschneiden ihn? Was fehen wir an den Seiten der Wege, auf
den „Äckern?" (Gräber). Womit waren einige Gräber bepflanzt? Was
war auf anderen aufgestellt? (Kreuze, Denkmäler). Wer hat die Denk-
mäler gemacht? wer bestellt? Was steht darauf eingegraben? — Wir
sahen auch einen Leichenzug: der Sarg mit der Leiche darin wurde
von schwarzgekleideten Männern getragen (von schwarzen Pferden auf
einem Leichenwagen, der mit dem Leichentuche bedeckt war, gefahren) und
am Grabe niedergesetzt. Wer hatte das Grab gemacht? Wir hörten
einen Grabgesang und eine Grabrede (von wem?). Das Geleite
war sehr groß. Nach der Rede wurde das Grab, in welches man die
Leiche versenkt hatte, zugeworfen und mit Kränzen bedeckt. Wir dachten
auch an unseren eigenen Tod und an den Tod von Vater und Mutter,
Bruder und Schwester. Gott sei uns gnädig!
Aufsatz: Beschreibe den Leichenzug!
1. Ter Gottesacker. Gentzel. W. I. 191.
2. Der Gang zum Grabe. Enslin. W-1. 192, W. 256.
3. Die Mutter im Grabe. Kerner. W. I. 193.
53. Der Fluß und die Brücke.
Wo befindet sich ein Fluß? Wie heißt er? Von welcher Himmels-
gegend kommt er? Wohin fließt er? Hat er ein starkes oder schwaches
Gefälle? viel oder wenig Wasser? wann am meisten? wann am wenigsten?
Ist er tief oder seicht? breit oder schmal? Welche Farbe hat das Wasser?
Fahren auch Schiffe? Kähne darauf? Werden auch Fische darin gefangen?
(wie? welche?) Wie unterscheidet man das rechte und linke Ufer? Sind
die Ufer flach oder steil? frei oder bebaut? — Wo führt eine Brücke
hinüber? welche? Woraus ist sie gebaut? Wie viel Pfeiler und Bogen
hat sie? Hat sie Geländer? Ist sie für Fuhrwerke bestimmt oder eine
Eisenbahnbrücke? Was für ein Weg führt über ein ganz schmales Wasser?
Wer fährt über den Fluß? (Fährmann), wer über Straße und Brücke?
(Fuhrmann). Zeichnet die Brücke!
1. Rätsel. W. I. 194, W. 272.
2. Der Hund auf dem Stege. Äsop. W. I. 195.
3. Das Bächlein. Goethe. W. 1.196, W. 273.
4. Großes Geheimnis. Reinick. W. I. 197, W. 275.
5. Der Fluß. Curtman. W. I. 198, W. 276.
6. Fuhrmann und Fährmann. W. I. 199, W. 277.
54. Der Brunnen.
Wir holen das Wasser vom Brunnen. Die Brunnen in der Stadt
sind verdeckt, so daß wir das Wasser in denselben nicht sehen können.
— 142 —
Auf dem Lande (in den Dörfern) sind sie manchmal noch offen (nnverdeckt);
dort muß das Wasser durch einen Hebe bäum mit einem Eimer vor-
sichtig aus der Tiefe gehoben werden. In der Stadt fetzen wir den
Eimer unter das Rohr des Brunnens und zucken (ziehen oder drücken
an dem Schwengel); dann fließt Waffer. — Wir haben auch einmal ge-
sehen, wie ein Bruuuen gegraben wurde; man grub ein großes
rundes Loch in die Erde und mauerte es ruudum aus, damit die Erde
nicht wieder hineinfiel, und deckte oben das Loch mit Brettern zu. Das
Brunnenrohr, welches das Wasser aufsaugt, setzte mau mitten hinein.
Woher kommt das Wasser? Einige Fuß tief in der Erde findet mau
überall Wasser, was vom Regen herrührt. Es ist Grundwasser; es
quillt hervor, weuu man ein Loch gräbt. Das Quellwasser brauchen
wir zum Trinken und Kochen. Zum Waschen gebraucht man Fluß-
Wasser oder das Regenwasser, das von den Häusern fließt.
NB. Das Nähere gehört in die Naturlehre auf der Oberstufe. Hier kann
zur Veranschaulichung des Saugens eiu Röhrcheu oder ein Pumpenmodell benutzt
werden, wie mau es in Spielwaarenhandlnngen findet.
1. Das beste Getränk. Herder. W. I. 200.
2. Frau und Magd. Güll. 2B. I. 201.
3. Fuchs und Bock im Brunneu. Curtman. W. I. 202.
18. Der Spätherbst.
55. Das Hcrbstwetter.
Die Sonnenbahn wird kürzer. Die Tage nehmen ab, werden kälter.
Wie viel Grad sind heute? Die Herbstluft ist rauh, kalt, meist bewegt.
Wo kommt der Wind meist her? Was thnt er? Stürme fegen wild um-
her, zerzausen die Bäume, beschädigen Häuser, Schiffe ?e. Der Herbst-
uebel stellt sich früh vor und bei dem Sonnenaufgange ein, besteht aus
Dünsten, welche die Kälte verdichtet; er verschleiert die Gegend, fällt
nieder und befeuchtet die Erde; eudlich wird er von den Strahlen der
Sonne aufgelöst. Das Herbstwetter gefällt uns meist nicht so gut wie
das Sommerwetter.
1. Ein schöner Herbsttag. Hoffmann v. F. W. I. 203, W. 286.
2. Lüftlein, Wind und Sturm. Harms. W. I. 204, W. 280.
3. Der Nordwind. Curtman. W. I. 205, W. 292.
56. Die Herbstnatur.
Auf unserer letzten Wanderung durch Feld uud Flur sahen wir
Stoppelfelder (wo ist das Getreide?); sast kahle Weiden und Wiesen
und kahle (entlaubte) Bäume. Die Blumen und Kräuter fanden wir
verwelkt, abgeblüht oder ganz verschwunden. Der Himmel war trüb
und grau (trübgrau), allein es regnete doch nicht. Heute treiben dicke
Wolken am Himmel, aus denen es von Zeit zu Zeit heftig regnet. Vor-
gestern war es fchon so kalt am Morgen, daß es reifte; wir sahen den
— 143 —
Reif (gefrorenett Tau) an Bäumen und Büschen, wie wir zur Schule
gingen. Man sieht draußen auch wenig Tiere. Welche stehen im warmen
Stalle? Welche haben sich versteckt? Die Zugvögel sind ausgewandert
(wohin?); nur wenige halten bei uns Stand, es sind Standvögel. Die
Natur wird immer stiller; sie will ausruhen und geht schlafen. —
Aufsatzfragen: Wo sind jetzt die Eidechsen? die Frösche? die
Bienen? die Schmetterlinge? die Käfer? — Wie sind die Tage geworden?
Welche Menschen sind noch auf dem Felde beschäftigt?
1. Der Baum im Herbste. Hey. W. I. 206, W. 289.
2. Herbstlied. Becker. W. I. 207, W. 287.
3. Der Blinnelein Antwort. Hoffmann v. F. W. I. 208, W. 288.
19. Haustiere.
57. Das Schwein.
Das Schwein ist zwar ein unreinliches, aber doch nützliches Haus-
tier. Seine Füße haben vier Zehen mit Hufen (Hornschuhen). Der
Kopf ist in einen Rüssel verlängert, mit welchem das Schwein in der
Erde oder im Schlamme wühlt. Dort sucht es Futter; es frißt fo
ziemlich alles Eßbare. Der schwere Leib ist mit Borsten bedeckt, aus
denen Bürsten gemacht werden. (Vgl. das Rätsel W.I.Nr. 209.) Das
Schwein nützt uns erst nach seinem Tode. Es wird mit Getreide, Kar-
tosseln, Rüben ic. fett gefüttert (gemästet) und dann vom Fleischer
(Metzger) geschlachtet. Vom geschlachteten Schweine erhalten (genießen)
wir den Speck, das Fleisch und den Schmalz (das Fett). Die Gedärme
werden gereinigt, mit Blut und Fleisch gefüllt und so als Blnt- oder
Leberwürste verkauft. — In manchen Wäldern leben noch wilde
Schweine. Das Männchen des Schweines heißt der Eber, das Weibchen
die Sau und das Junge das Ferkel.
1. Rätsel. W. I. 209, W. 293.
2. Hund und Sau. Reinick. W. I. 210, W. 294.
58. Die Gans.
Die Gans ist ein Schwimmvogel. Der Schnabel ist gelb. Der Kopf
ist klein. Der Hals ist lang. Der Rumpf ist dick. Der Schwanz ist
kurz. Die Flügel find breit. Die Füße sind rot. Die Zehen sind mit
einer Schwimmhaut verbunden. Das Gefieder ist dicht. Die Gans ge-
hört zu den Hanstieren. Sie wird gehütet. Am liebsten frißt sie Gras
und Haser. Nach der Weide schwimmt sie gerne auf dem Teiche. Sie
kann schnattern und zischen. Im Herbste wird sie gemästet (genudelt) und
geschlachtet. Sie nützt uns durch ihr Fleisch und ihre Federn.
Aufgabe: Schreibe einen ähnlichen Aufsatz über die Gans!
1. Gänschen. Hey. W. I. 211, W. 296.
2. Die Gänse. Wagner. W. I. 212, W. 295.
3. Fuchs, du hast die Gans gestohlen. W. I. 213.
— 144 —
59. Die Ente.
Zu welchen Vögeln gehört die Ente? Wie ist ihr Federkleid? der
Schnabel? der Hals? die Brust? der Schwanz? Was für Füße hat die
Ente? Was haben die Enteriche auf den Flügeln? Was können die
Enten nur schlecht? was aber gut? Was suchen sie im Wasser? Was
geschieht mit den fetten Enten?
Aufsatz: Beantwortung einiger dieser Fragen.
1. Das falsche Küchlein. Deinhardt. W. I. 214, W. 300.
2. Fuchs und Ente. Hey. W. I. 215.
8. Entenlied. Kl. Groth. W. 298.
4. Knabe und Ente. Hey. W. 299.
IV. J m Winter.
20. Ter Winter.
60. Anfang des Winters.
a. Wann und wo geht jetzt die Sonne auf? unter? Wo steht sie
um Mittag? Wie lang ist der Tag? die Nacht? Wo steht der Mond?
Wie sieht er aus? sah er vor einigen Tagen aus?
t>. Wie erscheint der Himmel? Wozu steigert sich oft der Wind?
Wie ist die Luft? Was fällt herab? Wozu wird das Wasser? Wie sehen
die Bäume aus? Womit sind sie bedeckt? Wohin sind die Blumen? die
meisten Vögel? die Insekten? Welche Vögel kommen in den Wohnort?
c. Wie muß die Stube sein? Welche Kleider zieht man an? Wie
schützt man die Hände vor Frost? Welche Menschen leiden Not? welche
Tiere? Was ist für sie zu thuu?
NB. Zu drei Aufsätzen zu benutzen.
1. Winterszeit. Hey. W. I. 216, W. 304.
2. Gottes Lob im Winter. Hey. W. I. 217.
3. Die Blumen im Winter. Hey. W. I. 218, W. 309.
4. Vöglein am Fenster. Hey. W- I. 219, W. 311.
5. Pferd und Sperling. Hey. W. I. 220, W. 312.
6. Rotkehlchen. Krummacher. W. I. 221, W. 318.
7. Der Grimm des Winters. Curtman. W. I. 222, W. 314.
kl. Der Schnee.
Rätsel, W. I. 223, W. 305.
a. Der Schnee fällt aus der Luft, wirbelt hernieder, wird vom
Winde getragen; er ist leicht, blendend weiß, kalt und feucht; er entsteht
aus kleinen Nebelbläschen, welche zu sechseckigen Sternen gefrieren.
Fange sie auf der Schiefertafel auf und betrachte sie genau! Die Flocken
— 145 —
bestehen aus mehreren Sternchen; sie bilden eine weiße Decke für die Erde,
ein weiche, warme für die Saat. Wie sehen Häuser und Bäume.aus?
b. Die Kinder werfen sich gern mit Schneebällen; diese dürfen
indes nicht hart sein. Sie bauen auch gern Schneemänner, denen sie
Augen, Nase und Ohren machen. Erwachsene fahren im Schlitten,
dessen Pferde Schellen tragen, damit man sie gut hört; wir erfreuen
uns mit kleinen Ziehschlitten oder wir schieben uns im Schlitten.
Sobald es wärmer wird, schmilzt der Schnee.
NB. Die vorstehenden Stoffe können zu zwei Aufsätzen benutzt werden.
1. Rätsel. W. I. 223, W. 305.
2. Der erste Schnee. Löschte. W. I. 224.
3. Schlittenritt. Deinhardt. W. I. 225, W. 306.
4. Vögel vor der Scheuer. Hey. W. I. 226, W. 310.
5. Der Schneemann. Hey. W. I. 227, W. 307.
«2. Das Eis.
a. Es ist kalt geworden. Wir ziehen wärmere Kleidung (von Wolle)
an und suchen die geheizte Stube auf. Es friert; das sieht man bald
an den Eiszapfen, die vom Dache herunterhängen und an den Fenster-
blumeu, die aus Wasserdunst gebildet sind (W. I. 230). Über dem
Wasser in den Teichen und Flüssen bildet sich eine Decke (eine „Brücke",
W. I. 228); das ist eine spiegelglatte Eisdecke, die anfangs dünn
ist und leicht bricht (Nimm dich in acht W. I. 232, W. 315). Wenn
es noch länger friert, so wird die Eisdecke dick und fest; sie trägt dann
Menschen und sogar Pferde mit Schlitten und Wagen.
b. Nun hat es keine Gefahr mehr, aufs Eis zu gehen und dort zu
glitschen oder Schlitten zu fahren. Wenn ich noch etwas älter bin,
so darf ich auch auf Schlittschuhen lausen, wie die großen Kinder.
Man fällt im Anfange zwar sehr leicht auf den Schlittschuhen. Es dauert
auch ziemlich lange, bis man mit Schlittschuhen feststeht und gewandt
und zierlich läuft. Aber „Übung macht den Meister". Ein guter
Schlittschuhläufer kann mit dem Bahnzuge um die Wette laufen; er
kann sich aber auch leicht erhitzen und gefährlich erkranken. Darum
ist Vorsicht nötig.
Vorgethan und nachbedacht hat manchen in groß Leid gebracht.
1. Die wunderbare Brücke. W. I. 228.
2. Gottes Hut. Klette. W. I. 229, W. 316.
8. Eisblumen, v. Schmid. W. I. 230.
4. Der Winter als Zuckerbäcker. Dieffenbach. W. I. 231, W. 313.
5. Das Büblein auf dem Eise. Güll. W. I. 232, W. 315.
6. Auf dem Eise. Jäde. W. I. 233.
63. Der Rabe (die Krähe).
Der Rabe hält sich auch im Winter im Freien auf; darum hat er
ein dichtes (warmes) Gefieder, das kohlschwarz ist und vor der Brust
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 10
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bläulich schillert. Sein Schnabel ist gerade und stark; seine Beine sind
befiedert; nur die Füße sind nackt. Von den vier Zehen steht eine
nach hinten, damit der Vogel sich festhalten kann, wenn er auf schwanken-
den Zweigen sitzt. Seine Flügel (Fittiche) sind lang und spitz; der
Schwanz ist beweglich, wie ein Steuerruder am Schiffe. Wenn der
Rabe Hunger hat, so schreit er (Rab, Rab! W. I. 234, W. 317); er
krächzt. Er lebt in Scharen und baut rohe Nester auf Bäumen; er
sorgt aber für seine Jungen nicht so lange wie viele andere Vögel — er
ist eben ein „Rabenvater"; er ist auch diebisch und verzehrt alles, was
er findet, auch Aas. Im Sommer und Herbste geht er dem Pfluge aus
dem Acker nach, wo er Würmer und Maden (Larven) sucht. Im Winter
kommt er häufig auf unsere Straßen und Höfe und setzt sich wohl auch
auf die Häuser. Gefangene und gezähmte Raben lernen einige Worte
sprechen. Wer hat schon einen solchen sprechen hören?
1. Der Bettelmann. Hey. W. I. 234, SB. 317.
2. Geschichten vom Raben. H. Weber. W. I. 235.
21. Weihnachten.
64. Der Christbaum (Weihnachtsbaum).
Wann ist Weihnachten? (den 25. Dezember, in 8 Tagen). Es ist
der Geburtstag des Herrn Jesus Christus. Was weißt du von ihm?
Das Fest wird gefeiert in Kirche, Schule und Haus. Dazu wird ein
Tannenbäumchen herbeigeschafft. Das steht im Walde und trägt schöne
Äste und Nadeln. Es soll als Leuchter dienen. Es wird gefällt und
verkauft. Die Eltern pflanzen es auf und schmücken es. Am Weihnachts-
abend (-morgen) werden die Lichter angezündet und die Kiuder herbei-
gerufen. Sie singen und beten und empfangen ihre Geschenke. Welche
Lieder hast du schon zu Weihnachten gelernt? Denke der Armen und
danke Gott! — Welche Geschenke hast du früher erhalten? ausgeteilt?
1. Gebet zum heiligen Christ. Arndt. W. I. 23ß, W. 320.
2. Christbescherung. Chamisso. W. I. 237, W. 321.
3. Christbäumchen. Curtman. W. I. 238, W. 323.
4. Der Tannenbaum. Dieffenbach. W. I. 239.
65. Die Weihnachtsferien.
Wann begannen sie? Wann hörten sie auf? Wie lange dauerten sie
also? Welches große Fest haben wir gefeiert? und dann 8 Tage später?
Weshalb? Habt ihr einen Weihnachtsbaum gehabt? Welche Geschenke hast
bn erhalten? Hast du auch an die Armen und Notleidenden gedacht?
Habt ihr auch Gesellschaft (Besuch) gehabt? Habt ihr eine Reise gemacht?'
Was habt ihr gelesen? (welche Märchen z.B.), geschrieben? gezeichnet?
Mit welchem Spielzeuge habt ihr gespielt? welche Spiele angestellt?
Wer ist krank gewesen? Wer hat ein anderes Unglück gehabt? (wer ein
— 147 —
großes Glück?), eine große Freude? Habt ihr euren Eltern (Verwandten)
auch gedankt? auch an Gott und an Jesus Christus gedacht? — Das
Neujahrsfest war am 1. Januar. Welches Jahr hat begonnen? Welche
Monate hat das Jahr?
1. Die verkehrte Welt. Sostmann. W. I. 240.
2. Im Lande der Zwerge. W. I. 241.
3. Im Lande der Riesen. W. I. 242.
4. Rätsellied. S!mrock. W. I. 243, W. 324.
5. Puppenliedchen. Sturm. W. I. 244, W. 325.
6. Frau Holle. Grimm. W. I. 245, W. 328.
7. Wie viel Tage die Monate haben. W. I. 246.
8. Neujahrswünsche. W. 247, W. 332.
9. Dem Großvater zum neuen Jahr. Güll. W. I. 248.
22. Das menschliche Leben.
66. Das tägliche Leben der Kinder im Elternhause.
Wenn wir die Nacht hindurch geschlafen haben, weckt uns am frühen
Morgen der Hahn, oder die Mutter weckt uns oder wir erwachen auch
von selbst. Dann sprechen wir unser Morgengebet (welches? W I.Nr. 254).
stehen auf, waschen uns, kleiden uns an, frühstücken und gehen rechtzeitig
zur Schule. Die Eltern gehen an ihre Arbeit (welche?). Zu Mittag sind
wir wieder zu Hause bei den Eltern, essen, beten und danken. Nachmittags
um 2 Uhr fängt die Schule wieder an und ruft uns wieder zur Arbeit
(zum Lernen). Um 4 Uhr kehren wir heim und essen ein Vesperbrot.
Darauf machen wir unsere Schularbeiten (was?) und erholen uns im
Freien, wenn es gutes Wetter ist, oder wir spielen zu Hause (was?), oder
wir helfen den Eltern bei der Arbeit (wie?). Nach dem Abendessen
(wann?) gehen wir zu Bett (legen wir uns schlafen) und sprechen unser
Abendgebet.
1. Morgengebet. W. I. 254, W. 362.
2. Lied vom feinen Mädchen. Güll. W. I. 255.
3. Tischgebete. W. I. 257, W. 367.
4. Die Kinder am Abend. Hoffmann v. F. W. I. 259, W. 368.
3. Rätselfragen. W. I. 260, W. 369.
6. Der Sandmann. Klette. W. I. 261, W. 370.
7 Abendgebet. Hey. W. I. 262, W. 371.
67. Unser Familienleben.
Vater, Mutter (Mann, Frau) und Kinder bilden eine Familie.
Wie stark ist eure Familie? Was thun Vater und Mutter für die Kinder?
was die Dienstboten? Sie lieben uns und erweisen uns viel Gutes.
Liebe weckt aber Gegenliebe. Wir müssen unsere Eltern lieben, ihnen
dienen und gehorchen. Wir müssen fleißig lernen nnd den Eltern
10*
— 148 —
arbeiten helfen (wie?). Was thnst du, wenn Vater oder Mutter ihren
Geburtstag feiern? — Eine Familie erlebt verschiedene Schicksale. Ge-
sunde Menschen können krank werden; wohlhabende (reiche) können arm
werden (verarmen). Vater und Mutter können sterben. Dann werden
die Kinder arme Waisen. Stirbt der Mann, so wird die Frau Witwe.
Der liebe Gott und edle Menschen nehmen sich der Witwen und
Waisen an. Armut schändet nicht; aber wer nicht arbeiten mag, der
muß zuletzt betteln, wird ein Bettler. Seid barmherzig und mit-
leidig mit den Notleidenden, mildthätig und freigebig gegen Arme,
friedfertig und dienstfertig gegen eure Geschwister und Mitschüler.
Fürchtet Gott, der euch erschaffen hat und erhält.
1. Zwei Eltern und ein Gott. Rückert. W. 249, W. 355.
2. So lieb! Sturm. W. I. 250, W. 356.
3. Bruder und Schwester. Hey. W. I. 251, W. 358.
4. Zum Geburtstage des Vaters. W. I. 252, W. 372.
3. Zum Geburtstage der Mutter. W. I. 253, W. 373.
6. Mutter und Kind. Reinick. W. I. 256, W. 359.
7. Der alte Großvater. Grimm. W. I. 258, W. 361.
68. Die Krankheit.
a. Dem Gesunden schmeckt Essen und Trinken, dem Kranken nicht;
der Kranke hat oft Schmerzen (wo?). Welche Krankheiten kennst du?
Der Krauke hütet das Zimmer, legt sich zu Bett, klagt zc.; kann nicht
schlafen, läßt den Arzt holen (weshalb?). Dieser untersucht ihn, ver-
schreibt ihm Medizin oder Arzenei. Diese wird aus der Apotheke
geholt (in Gläsern, als Pillen, Pulver, Pflaster). Der Kranke nimmt
ein, fchwitzt, schläft, wird besser, kann aufstehen, essen und wieder arbeiten.
d. Manchmal wird's aber schlimmer, der Kranke magert ab, stöhnt
vor Schmerzen, ruft Gott um Hilfe an; seine Angehörigen beten mit,
ängstigen sich. Der Kranke kann sich nicht mehr rühren, muß getragen
und verlegt werden, ißt und trinkt nichts mehr, atmet leise — stirbt
ruhig (oder kämpfend). Nun ist Trauer und Wehklagen im Hause (bei
den Angehörigen). Wo kommt der Leib nach dem Tode hin? die Seele?
1. Für die kranke Mutter. Hey. W. I. 263.
2. Der Trotzkopf. Dinier. W. I. 264.
3. Der Stelzfuß. Staub. W. I. 265.
(59. Das Begräbnis.
Alle Menschen müssen sterben, die einen jung, die anderen alt. Der
Tod löscht das Leben aus. Die Seele entflieht. Der Körper wird
zur Leiche. Diese ist starr und blaß. Sie wird in einen Sarg ge-
legt und verwest. Die betrübte Familie legt Trauerkleider an. Der
Tod wird angezeigt und der Tag des Begräbnisses festgestellt. ^ Die
trauernden Verwandten und Freunde stellen sich ein. Das Gefolge
versammelt sich. Die Leiche wird nach dem Kirchhofe gefahren oder ge-
— 149 —
tragen. Dort hat der Totengräber ein Grab gegraben. Darin wird der
Sarg versenkt. Der Prediger hält die Grabrede. Die Schüler singen.
Die Hinterlassenen weinen und schluchzen. Alle beten und kehren ernst
und traurig heim. Nun wird der Sarg mit Erde bedeckt und der Grab-
Hügel errichtet, auf welchen man oft ein Denkmal setzt. „Herr, lehre
uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden."
1. Rätsel. W. I. 266, W. 374.
2. Vom toten Schwesterlein. Staub. W. I. 267, W. 375.
3. Das Thränenkrüglein. Bechstein. W. I. 268.
4. Die Waise. Hoffmann v. F. W. I. 269.
70. Die Seele.
In dem Leibe (Körper) wohnt die Seele, so lange der Mensch lebt.
Der Leib ist sterblich, die Seele unsterblich. Die Seele nimmt etwas
wahr durch das Auge, das Ohr :c.; sie denkt, z. B. wenn man eine
Frage beantworten soll; sie spricht durch die Sprachwerkzeuge; sie
lernt überhaupt vieles. Sie will das Gute wie das Böse; was gut
oder böse ist, sagt uns das Gewissen. Wir haben körperliche Gefühle,
z. B. das der Wärme oder Kälte, die Seele hat auch angenehme oder
unangenehme Gefühle, z.B. das der Freude und der Trauer, der Furcht
und der Hoffnung, der Liebe und des Hasses, des Mitleids. Wenn
wir thun, was wir sollen (was Gott will), so thun (erfüllen) wir
unsere Pflicht. Welche Pflichten haben wir gegen Gott? gegen unsere
Nächsten?
1. Wie soll es sein? Kletke. W. I. 270.
2. Wen ich liebe. Enslin. W. I. 271.
3. Reinheit. Löwenstein. W. 272.
4. Thu' nichts Böses! Hey. W. I. 273.
5. Sei bescheiden! v. Schmid. W. I. 274.
6. Quäle kein Tier! Hey. W. I. 275.
7. Sei verträglich! Curtman. W. I. 276.
8. Gottes Gebote. Bibel. W. I. 277.
9. Sprüche. W. I. 278.
23. Die menschliche Arbeit.
71. Alle Menschen müssen arbeiten.
Einer arbeitet für den andern; wir alle sind Brüder, Kinder eines
Vaters. — Durch Arbeit kommt man zu Brot, Wohlstand und Glück.
Arbeite fleißig! Geh nicht müßig! Sei sparsam! Verschwende nichts! Bettle
nicht! (Vgl. Nr. 280). — Welche Menschen sorgen für unsere Speisen?
Getränke? welche für beide? welche für Fußbekleidung? Kopfbekleidung?
für andere Kleidung? Schmucksachen? Wohnung? Vergnügen? Gesund-
heit? Ruhe? Bildung? Seligkeit? Welche arbeiten besonders mit Händen
— 150 —
und Füßen? welche besonders mit dem Kopfe? welche meistens zu Hause?
welche außer dem Hause? welche auf Reisen?
1. Alle Menschen müssen arbeiten. H. Weber. W. I. 279, W. 381.
2. Arbeit und Armut. Reinick. W. I. 260, W. 382.
3. Der Tagedieb. Lausch. W. I. 281.
4. Sprichwörter. W. I. 282, W. 383.
72. Der Bauer.
Der Bauer (Landwirt) nährt sich von Ackerbau und Viehzucht. Bauern,
welche größere Höfe besitzen, heißen Gutsbesitzer (Ökonomen, in einigen
Gegenden „Amtmann", -männer). Das Gut befindet sich auf dem Lande,
im Dorfe oder bei der Stadt. Zu einem großen Bauern Hofe gehören:
das Wohngebäude, die Scheune, Stallungen, Hofräume und Gärten;
außerdem Ländereien zu Ackerbau und Viehzucht. Welches Vieh
zieht er auf? Was erhält er vom Vieh? Wo siud die Äcker? Wann und
wie bearbeitet er sie? (vgl. Nr. 13 dieser Stoffe.) Was und wann sät
er? Wann und was erntet er im Sommer? was im Herbste? Was macht
er mit dem ausgedroschenen Getreide? Was treibt er im Winter? —
Wir alle hängen vom Bauern ab. Darum müssen wir den Bauern-
stand ehren.
Drescherlied. Noß. W. I. 283, W. 385.
73. Der Bäcker und der Fleischer.
(Nachdem die Schüler ausgefordert worden sind, sie und die folgenden Handwerker
in ihren Wohnungen und Arbeitsstätten zu besuchen.)
Der Bäcker erhält Roggen (Korn) und Weizen vom Müller,
welcher es zu Mehl gemahlen hat. Aus Mehl und Wasser (Milch) knetet
der Bäcker den Teig und formt diesen zu Brot oder Kuchem Nun
heizt der Bäcker den Backofen uud schiebt das geformte Brot (oder den
Kuchen) hinein, um es gar werden zu lassen (zu backen). Ist es gar,
so zieht er es wieder heraus und stellt es im Laden zum Verkauf aus.
Welche Kuchen und andere Backwaren kennst du? — Der Fleischer
kauft Schlachtvieh (welches? wo? wie?), nimmt den Fleischerhund oder
Fleischerwagen mit; er tötet (wie?), reinigt, zerteilt die Tiere; dann ver-
kauft er das Fleisch, das Fett, die Wurst an jedermann, den Talg an den
Seifensieder, die Haut an den Gerber, das Horn an den Drechsler, die
Borsten an den Bürstenbinder, die Därme an den Saitenmacher. Bäcker
und Fleischer sorgen für die tägliche Nahrung.
Aufsatzfragen: Was verkauft der Bäcker? Was verkauft der Fleischer?
Die Mühle. Curtman. W. I. 284.
74. Der Schneider und der Schuhmacher.
a. Der Schneider verarbeitet Tuch oder andere gewebte Stoffe, die er
vom Weber und Färber erhalten hat. Er nimmt uns das Maß zu den
151 —
Kleidern, die er für uns machen will (womit?), schneidet sie zu mit der
Schere und näht sie mit der Nadel und dem Fingerhut oder auch mit
der Nähmaschine. Dazu gebraucht er auch Zwirn, Garn, Seide und
Wachs (wozu denn dies?). Unter die Kleider näht er Futter, an die-
selben Knöpfe und Häkchen. Manchmal müssen die halbfertigen Kleider
auch anprobiert werden. Schließlich bügelt der Schneider die fertigen
Sachen aus und liefert sie ab, oder er hängt sie zum Verkauf in den
Laden (das Kleidermagazin).
d. Der Schuhmacher nimmt auch das Maß des Fußes (womit?),
kauft Leder vom Gerber, schneidet es zu, klopft es weich, sticht mit der
Ahle, heftet (näht) die Stiche mit gepichten Fäden zusammen, spannt das
Schuhwerk über den Leisten, näht und wichst es. Schemel, Hammer,
Zange, Pfriemen, Ahle; Nägel, Stifte, Zwecken ?c. Er sitzt bei der Arbeit
auf einem Schemel, klopft mit dem Hammer, zieht und dehnt das Leder
mit der Zange und durchsticht es mit dem Pfriemen oder der gebogenen
Ahle; in die Sohlen und Hacken (Absätze) schlägt er Nägel oder
Stifte ^Zwecken).
Aufsatzsragen: Welche Kleider macht der Schneider? Welches Schuh-
werk verfertigt der Schuhmacher?
1. Die Wichtelmännchen. Grimm. W. I. 286.
2. Die Heinzelmännchen. Hoffmann. W. I. 287, W. 391.
3. Sprichwörter. W. I. 282.
75. Der Maurer und der Zimmermann.
Der Bauherr hat (oder kaust) den Bauplatz. Der Baumeister zeichnet
den Plan zum Hause, läßt Steine, Holz, Kalk, Sand und Lehm herzu-
schaffen und dingt die Arbeiter.— Die Handlanger graben den Grund
aus und bereiten den Mörtel. Die Maurer setzen die Steine über-
einander, verbinden sie mit Mörtel, gebrauchen den Hammer, die Kelle,
das Bleilot und die Setzwage, glätten die Wände und übertünchen
sie. — Die Zimmerleute behauen die Balken, hobeln die Dielen, fügen
sie zusammen, bauen das Gerüst, legen das Balkenwerk, richten den
Dachstuhl auf, gebrauchen die Axt, die Säge, den Hobel, den Hammer
uud die Nägel.
Aufsatzfragen: Was haben die Maurer, die Zimmerleute, Schlosser,
Tischler, Schmiede, Maler, Klempner ?c. an dem Hause zu thun?
Der kleine Zimmermann. ©türm. W. I. 289, W. 388.
76. Der Schmied und der Tischler.
In jedem Orte ist eine Schmiede; man hört's schon aus der Ferne.
Der rußige Schmied steht am Feuerherde; er zieht den Blasebalg,
um das Feuer anzufachen, zu welchem er Holz- und Steinkohlen gebraucht.
Er macht im Feuer eine Eisen stanze glühend und weich, legt sie auf
den Amboß, hämmert sie, daß die Funken sprühen, und kühlt sie im
— 152 —
Wassertrog ab. Er arbeitet mit Hämmern, Zangen und Feilen. Was macht
er dann? (am Hause? am Pferde? am Wagen?). — Was verfertigt der
Tischler(oder Schreiner)? Was für Holz verarbeiteter? Er zerschneidet
das Holz mit der Säge, hobelt es glatt mit dem Hobel auf der Hobel-
bank, macht die Seiten gerade mit Winkelmaß und Zirkel. Löcher
macht er mit dem Bohrer und dem Meißel. Viele Möbel werden mit
feinerem Holze belegt (geleimt) oder ausgelegt und dann poliert. —
Welche Fabriken kennst du? — Handwerksmeister halten sich Lehr-
linge (Lehrjungen) und Gesellen. „Handwerk hat goldenen Boden" :c.
1. Vom dummen Hänschen. Löwenstein. W. I. 235, W. 387.
2. Der Schmied. Enslin. W. I. 288, W. 386.
3. Sprichwörter. W. I. 290.
77. Der Kaufmann.
Der Kaufmann kauft und verkauft die Ware. Er hat einen Laden
(im Hause), in welchem sich ein Ladentisch, Bretter (Börte) und Schränke
mit Schubladen befinden. Auf und in diesen liegen die Waren. Nach
der Straße ist ein Schaufenster (wozu?). Welche Kaufleute (nach
Geschäft und Namen) kennst du? Wer gewöhnlich bei einem Kaufmann
kauft, ist sein Kunde (der Kaufmann hat eine gute Kundschaft). Der
Kaufmann bietet seine Waren an (auch in den Zeitungen), setzt den Preis
dafür fest, fordert ihn von den Käufern, oder er läßt auch mit sich han-
deln (wie so?). Die verkaufte Ware wird abgewogen oder ab-
gemessen. Dazu werden Gewichte und Maße, auch eine Wagschale
gebraucht. Welche Gewichte und welche Maße kennst du schon? Die
Waren werden bar bezahlt oder geborgt, sie kosten immer Geld.
„Borgen macht Sorgen." Welche Geldsorten (Münzen) haben wir? Ein
Buchhalter vermerkt in den Büchern, welche Waren, zu welchem Preise
und an wen die Waren verkauft sind; ferner, ob sie bezahlt sind oder
nicht. Später schreibt er dem Schuldner die Rechnung und quittiert
diese, wenn der Betrag gezahlt wird.
Judas Zscharioth. Curtman. W. 393.
78. Der Lehrer und der Prediger.
a. Der Lehrer wurde auf dem Semiuar (Bilduugsanstalt für
Lehrer) ausgebildet, geprüft, ob er zum Lehrer tüchtig sei, dann für
die (unsere) Schule gewählt (von wem?) und angestellt. Er muß das
Schulamt gewissenhaft verwalten: er hat die Kinder in einer oder in
mehreren Klassen zu unterrichten und zu erziehen; er muß lesen,
schreiben, rechnen, singen, zeichnen und gut und richtig sprechen lehren;
er muß den Schülern vorlesen, vorsprechen, vorschreiben und ihre Fehler
verbessern (korrigieren), von Gott, den Menschen und der Welt erzählen.
Die fleißigen und braven Schüler lobt er, die trägen und schlechten tadelt
und straft er. Am Schlüsse des Jahres wird eine Prüfung angestellt.
— 153 —
b. Der Prediger (Pastor, Geistliche) ist auch ein Lehrer und
Erzieher; er belehrt die Gemeinde, die Erwachsenen, in der Kirche.
Welchen Prediger kennst du? Er wurde auf dem Gymnasium und der
Universität ausgebildet, geprüft und als Pfarrer angestellt. Sein Amt:
er singt an dem Altare, liest vor aus der Bibel, betet und predigt auf
der Kanzel, tauft kleine Kinder, unterrichtet und konfirmiert die aus der
Schule Kommenden, traut die Eheleute, besucht die Kranken und Sterben-
den und betet für sie, begleitet die Leichen nach dem Kirchhofe und tröstet
die Verwandten (Hinterbliebenen).
1. Zwei Gespräche. Reinick. W. 401.
2 Der gesegnete Kirchgang. W. 408.
79. Der Winter ist vergangen.
Wann geht die Sonne jetzt auf? unter? Was geschieht nur noch selten?
Was geschieht mit Eis und Schnee? mit den Flüssen? den Wiesen?
Welche Blumen kommen zuerst hervor? Welche Bäume und Sträucher
bekommen zuerst Knospen? Was entwickelt sich aus den Knospen? Welche
Tiere erwachen? Welche Vögel sind schon wieder gekommen? Was thnt
der Gärtner? Was thun die Kinder in der Freizeit? Wann ist die Schul-
Prüfung? Wann beginnen die Ferien? Wann ist Ostern? In welche Klasse
kommst du nun?
1. Winters Flucht. Hoffmann v. F. W. 412.
2. Schneeglöckchen. Scheuerlin. W. 413.
Lehrproben für das zweite Schuljahr.
Im IrükLinge.
1. Das neue Schuljahr.
(Eine Skizze; vgl. die Einleitung.)
a. Was habt ihr soeben gesprochen? welches Gebet? Mit wem
habt ihr im Gebete geredet? Wofür habt ihr Gott gedankt? — Ihr seid
in eine andere Klasse gekommen. In welcher Klasse wäret ihr bis Ostern?
Nach welcher Klasse seid ihr versetzt? Welche Schüler sind nicht versetzt?
In welcher Klasse sind sie zurückgeblieben? Warum? Was hattet ihr
vor den Ferien vom Lehrer bekommen? (Zeugnisse, Zensuren). Wer
hat sie zu Hause unterschrieben? Was hat er also aus den Zeugnissen ge-
sehen? Wem sollt ihr die Zeugnisse jetzt übergeben? (Wer hat sie zu Hause
vergessen?) Wo muß ich sie aufbewahren? Sind sie auch rein und ganz
geblieben? —
— 154 —
b. Wie viel beträgt die Schülerzahl unserer Klasse? Wie alt seid
ihr meistens? (Angabe der Namen:c.; vgl. die Stoffe). Wer von euch
war bisher noch gar nicht in unserer Schule? (Wer von euch ist jetzt erst
in unsere Schule getreten? Wo seid ihr bisher unterrichtet worden?
Die Pflichten der Schüler.
XL. Diese Unterredung kann sich kürzer und allgemeiner gestalten, da der
Hauptinhalt im 1. Schuljahre schon' wiederholt behandelt ist.
Ju der vorigen Unterredung haben wir gesehen, was ihr alle Tage
in der Schule thut, was ihr zu thuu pflegt. Heute werdet ihr hören,
daß von euch noch mehr verlangt wird, daß ihr noch andere Pflichten
habt. — Wann müßt ihr des Morgens und des Mittags zur Schule
kommen? (zur rechten Zeit, um 8 oder 2 Uhr). Wie müßt ihr also sein,
damit ihr auf deu Punkt zur Stelle seid, wenn es schlägt? (pünktlich).
Wie ist aber der, der fünf Minuten zu spät oder der viel zu früh kommt?
(unpünktlich). — (L. bestimmt, wann die Kinder aus dem Hause gehen
müssen.) — An welchen Tagen geht ihr nicht zur Schule? (Sonntagen).
An welchen Tagen ist es die Regel, daß ihr die Schule besuchen müßt?
(Wochentagen: Montag, Dienstag :c. sind anzusagen). Wie besucht ein
Schüler die Schule, der sich genau au diese Regel hält? (regelmäßig).
Wer aber heute kommen, morgen wieder fortbleiben wollte, wie ist dessen
Schulbesuch? (unregelmäßig). Wiederholt:^ Alle Schüler müssen zur
rechten Stunde oder pünktlich zur Schule kommen. Sie müssen die
Schule an allen Wochentagen oder regelmäßig besuchen. Wenn aber
einer krank geworden ist, bei wem muß er sich dann entschuldigen lassen?
(Was schreibt der Vater oder die Mutter für deu Lehrer?) Das ver-
langt die Schulordnung. Wie müßt ihr mit euren Kleidern und Schul-
fachen umgehen? (ordentlich). Was dürft ihr z. B. nicht damit machen?
(nicht zerreißen, zerbrechen, beschmutzen).^Wiederholt: Wenn wir krank
sind, so müssen wir uns beim Lehrer ordentlich entschuldigen lassen.
Wir müssen auch ordentlich mit unseren Kleidern und Schulsachen um-
gehen. Wir dürfen sie nicht zerreißen oder zerbrechen, nicht beschmutzen
oder verlieren. Wie müßt ihr sein, wenn der Lehrer mit euch spricht?
(still, aufmerksam). Wie müßt ihr überhaupt lernen? (fleißig). (Sprich-
Wörter.) Wie müßt ihr fein, wenn Eltern uud Lehrer euch etwas ge-
bieten oder verbieten? (gehorsam)./' Wiederholt: Wenn der Lehrer mit
uns spricht, so müssen wir aufmerksam sein (ansmerksam auf das, was
er sagt). Wir müssen fleißig lernen und Eltern und Lehrern gehorchen,
hören, wenn sie etwas gebieten oder verbieten. Wie müßt ihr grüßen,
wenn ich euch begegne? (höflich — mich freundlich ansehen und die Mütze
abnehmen). Gegen wen müßt ihr sonst noch höflich und bescheiden
sein? (Eltern, Verwandte, Fremde ze.) Wenn deinem Mitschüler ein Lineal
oder ein Griffel fehlt, H., was leihst du ihm dann gerne? Wie bist du
dann, da du ihm einen Dienst leistest? (dienstfertig), oder da du ihm
einen Gefallen damit thnst? (gefällig). Wie bist du, da du dich mit
— 155 —
deinen Freunden und Bekannten gut verträgst (dich nicht mit ihnen
zankst? (vertraglich)^<Wiederholt: Wir müssen gegen Lehrer und andere
Bekannte höflich und bescheiden sein. Gegen unsere Mitschüler müssen
wir gefällig, dienstfertig und verträglich sein. Hier in der Schule
schweigt ihr, wenn ihr nicht gefragt werdet; ihr plaudert nicht. Auf der
Straße könnt ihr miteinander plaudern; aber was dürft ihr dort nicht? (nicht
lärmen, schreien, zanken, streiten, prügeln oder schlagen)-XWiederholt: In
der Schule dürfen wir nicht plaudern; auf der Straße und im Hause
dürfen wir nicht lärmen und fchreien. Mit anderen dürfen wir uns nicht
zanken und streiten; viel weniger dürfen wir uns kneifen, stoßen oder schlagen.
4. Die Frühlingssonnc.
a. In welcher Jahreszeit stehen wir jetzt? (Frühling), Welche
Jahreszeit geht dem Frühlinge voraus? welche folgt dem Winter? Wie
war die Luft im Winter gewöhnlich? Wie waren ja auch die Tage im
Vergleich zu den langen Sommertagen? wie aber die Nächte? Die Winter-
kälte hat jetzt sehr nachgelassen; wie ist es geworden? Von welchem
Himmelskörper strahlt die Wärme aus? (Sonne). In welcher Himmels-
gegend geht die Sonne jetzt auf? (Osten), wo vor einem Vierteljahr?
(südlich von Osten). Wo geht sie jetzt unter? (Westen), wo vor einem
Vierteljahr? (südlich von Westen). Beschreibt sie jetzt auf ihrem Laufe
einen größeren oder einen kleineren Bogen als vor einem Vierteljahr?
Zeigt, wo sie jetzt am Mittage steht? wo vor einem Vierteljahr? Ver-
gleicht nun die Höhe oder die Niedrigkeit ihres Standes. Sprecht: Vor
einem Vierteljahr stand die Sonne um Mittag tiefer am Himmel als
jetzt; jetzt steht sie höher iz. oder: Im Frühlinge steht die Sonne um
Mittag höher 2c. An welcher Tageszeit geht die Sonne auf? Wie nennt
man die Himmelsgegend auch, in welcher die Sonne aufgeht? Um welche Uhr
ist sie diesen Morgen ausgegangen? Um welche Uhr wird sie untergehen?
Sprecht: Der Tag (die Nacht) dauert im Frühlinge 12 Stunden. An
welcher Tageszeit geht die Sonne unter? Wie nennt man die Himmels-
gegend auch, in welcher die Sonne untergeht? Welche Zeit solgt auf den
Abend? (Nacht). Wie nennt man die Zeit mitten in der Nacht? Wie
viel schlägt die Uhr um Mitternacht? Wie ist es in der Nacht, da die
Sonne nicht scheint? (finster), wie am Tage? wie am Abend oder am
frühen Morgen? (dunkel). Seht, ich stehe hier im Sonnenschein; wo
ist es hell und wo dunkel? Was wirft mein Körper hier, wo es dunkel
ist, auf die Erde? (Schatten). Was wirft jeder Körper, der im Sonnen-
schein steht, auf die Erde? Die Sonne steht mir jetzt zur rechten Hand;
wohin fällt aber mein Schatten? Die Sonne steht jetzt im Süden; wohin
fällt mein Schatten? Sprecht: Der Schatten fällt immer auf die Seite
des Körpers, welche der Sonne gegenüber ist (für Fähigere: Der Schatten
fällt immer auf die der Sonne gegenüber liegende Seite des Körpers).
Was verbreitet die Sonne, indem sie hell scheint? (Licht). Wie wird
deine Hand auch, weun die Sonne sie bescheint? (warm). Was verbreitet
— 156 —
demnach die Sonne? (Licht und Wärme). Wann sind Licht und Wärme
größer, im Winter oder Frühlinge? Sprecht: Im Frühlinge verbreitet die
Sonne mehr Licht und Wärme als im Winter; oder: Die Sonne erleuchtet
und erwärmt die Erde im Frühlinge stärker als im Winter (für Fähigere:
Die erleuchtende und erwärmende Kraft der Sonne ist im Frühlinge ?c.
Wann ist die erleuchtende und erwärmende Kraft der Sonne am stärksten?)
Aber es ist im Frühlinge nicht immer warm; wie ist die Luft auch noch
sehr oft? wie ist sie, wenn sie weder ganz warm noch kalt ist? (lau).
Sprecht: Im Frühlinge wehen oft laue, linde Lüfte.
b. Nachdem wir den Aus- und Untergang der Sonne und dann den
Sonnenschein betrachtet haben, wollen wir über den Sonnenkörper selbst
auch Näheres hören. Welche Gestalt hat sie? (rund, kugelförmig, wie
ein Ball — schon vorgekommen). Woraus muß dieser Ball wohl be-
stehen, da er wie ein Feuer Hitze verbreitet (—). Ja, die Sonne ist ein
Feuerball, welcher starke Hitze verbreitet. (Wiederholt.) H., zeichne das
Bild der Sonne an die Wandtafel, damit ich fehe, wie groß sie dir er-
scheint. (Nachdem der Lehrer noch mehrere Sonnenbilder hat anzeichnen
und unter diesen das zutreffendste hat stehen lassen:) Jetzt wollen wir den
Durchmesser des Sonnenbildes messen; wie viel Centimeter beträgt es?
(25 Centimeter). Aber sollte die Sonne in der That nicht größer sein?
Wer hat sie schon einmal hinter einem fernstehenden Haufe oder Baume
untergehen sehen? Was schien dir dann am größten, der Baum oder die
Sonne? Ja, sie ist in der That viel größer als alle Häuser, Kirchen,
Türme, Berge, ja, als die ganze Erde. Wie kommt es nur, daß sie uns
so klein erscheint? (weil sie so weit von uns entfernt ist). Wann erscheint
uns ein Körper nämlich am kleinsten? Sprecht: In großer Entfernung
erscheinen uns auch große Körper klein.
Wie würde es auf Erden sein, wenn die Sonne nicht schiene? (finster
und kalt). Ja, ich und du, wir alle würden ohne die Sonne gar nicht
leben können; wie wäre dann alles? (tot — leblos). Was für Ge-
schöpfe würden also gar nicht auf Erden leben oder gedeihen können?
(Menschen, Tiere, Pflanzen). Wovon hängt also unser Leben und Ge-
deihen ab? Aber die Sonne selbst ist auch ohne Leben; sie ist bloß ein
Werkzeug in der Hand Gottes; denn wer hat die Sonne geschaffen und
erhält sie auch? Der Allmächtige trägt und führt sie mit seiner starken
Hand.
6. Ein Gang in den Garten.
(Nach einem gemeinschaftlichen Besuche in einem bestimmten Garten oder in
verschiedenen.)
In welchem Garten seid ihr gestern gewesen? Wo liegt derselbe?
wo der eurige? Bei welchem Gebäude liegt der Garten gewöhnlich?
Sprecht: Die Gärten liegen gewöhnlich in der Nähe der Wohnhäuser.
Und das ist auch gut, da wir gern und recht oft in den Garten
gehen und dort viel zu thuu haben. Jetzt wollen wir uns den Garten
im Geiste vorstellen, ihn beschreiben und anzeichnen. Wovon ist der
— 157 —
Garten umgeben ober eingeschlossen? (Hecke). Woraus besteht diese?
(Dornen, Buchen). Wovon ist euer Garten umgeben? (Staket, Mauer).
Sprecht: Die Gärten sind entweder mit einer Hecke oder einem Staket
oder einer Mauer eingefaßt. Die Einfassung des Gartens besteht
aus zc. Wie nennen wir bebautes Land, das nicht eingefaßt ist? (Feld).
Wir müssen aber durch die Einfassung in den Garten kommen oder ge-
langen können; wodurch treten wir in den Garten? (Thür, Thor).
Welche Thür nennen wir ein Thor? (große). Was betreten wir zuerst
im Garten? (Weg, Pfad). Welchen Weg nennen wir einen Pfad? (einen
schmalen). In welcher Richtung geht der Hauptpfad? (Osten, Westen).
Wie viele Nebenpfade hat derselbe? Der Hauptpfad mit seinen Neben-
Pfaden hat Ähnlichkeit mit einem Baumstamme und seinen Zweigen;
darum sagen wir: Der Hauptpfad verzweigt sich in Nebenpfade.
(Wiederholt.) Wie verlaufen die Fußwege in eurem Garten, da sie nicht
gerade ausgehen? (krumm). Die Pfade winden oder schlingen sich wie
Schlangen durch den Garten; darum sagen wir: sie schlängeln sich oder
sind verschlungen. Sprecht: In großen Gärten giebt es mehrere ver-
schlungene Fußpfade. Wir kehren aber wieder zu... Garten mit feinen
geraden Pfaden zurück; was befindet sich zu beiden Seiten derselben? (Äcker,
Beete). Worein sind die Äcker oder größeren Flächen geteilt? (Beete).
Was wächst auf den Beeten? (Blumen, Büsche). Womit find einige von
ihnen eingefaßt? (Buchsbaum, Draht). Weshalb? Man will sie da-
durch schonen oder schützen, wogegen? (Hunde, Kinder). Was würden
diese leicht zertreten oder verderben? Was darfst du nicht einmal ohne
Erlaubnis abpflücken? Was wächst an den Büschen? Welche Büsche oder
Sträucher wachsen in eurem Garten? Welche hohen Gewächse stehen auch
oft auf oder zwischen den Beeten? (Bäume), was für Bäume? (Obstbäume).
Wie nennen wir einen Garten, in dem nur Obst wächst? (Obstgarten),
wie aber den, in welchem Gemüse wächst? (Gemüsegarten). Wo im Garten
wächst denn das Gemüse? Welche Arten? Welche können jetzt schon benutzt
(verzehrt) werden? Welche Bäume blühen jetzt? An welchen seht ihr
grüne Früchte? Wie werden die grünen Kirschen später? die Johannis-
beeren? Wenn alles das doch erst reif wäre! Wohin wollen wir uns
dann wieder begeben? Wie bekommen wir das Obst dann von den
Bäumen und Sträuchern? (pflücken). Wohin werden wir uns dann setzen,
um das Obst zu verzehren? (Rasen, Laube). Wie nennen wir eine grüne
Grasfläche? (Rasen). Wovon ist die Laube gebildet? (Holz, Latten).
Womit ist sie gewöhnlich bedeckt? (Woher hat sie den Namen? — vom
Laub). Wo steht sie? Wann setzt man sich gerne in die Laube? Es
kommen aber auch andere Gäste als wir Menschen in den Garten, die
es sich dort auch gut schmecken lassen; welche denn? (Vögel — welche?)
Welche Tierchen sehen wir oft an den Blättern kriechen und fressen?
(Raupen). Vögel und Raupen sind sehr gefräßig; aber welche von
ihnen sind uns doch die liebsten Gäste? Warum? Sprecht: Die Vögel
erfreuen uns durch ihren Gesang und ihre Munterkeit. Was verzehren
sie aber auch in großer Menge? (Raupen). Sprecht: Die Vögel sind
— 158 —
nützliche, die Raupen schädliche Gäste im Garten. Was fressen manche
Vögel, z. B. die Sperlinge, aber auch von den Bäumen? Darin sind sie
nicht ganz unschädlich. Was hast du H. einmal in der Hecke gefunden?
(Nest). Was fandest dn in dem Neste? (Eier). Was kommt aus den
Eiern? (Junge). Was darfst du mit einem Neste nicht thun? Sprecht:
Wir dürfen die Vogelnester nicht stören, die Eier nicht fortnehmen oder
zerbrechen und die Jungen nicht erschrecken oder quälen. Wie nennen
wir einen bösen Menschen, der Tiere quält? (Tierquäler). (Warnung
vor Tierquälerei.)
8. Die Tulpe.
In welchem Monate stehen wir jetzt? Welche Blume habe ich mit-
gebracht? Daraus könnt ihr abnehmen, in welchem Monate die Tulpe
blüht. Woher habe ich sie wohl geholt? Sprecht: Die Tulpe blüht im
Monate Mai im Garten. Was für ein Gewächs ist es deshalb? Was
für ein Gewächs ist sie, da sie keine eßbaren Früchte trägt, sondern zur
Zier dient? Sprecht: Die Tulpe ist eine Gartenzierblume. Woraus
habe ich die ganze Pflanze gehoben? (Erde). Mit welchen Teilen wächst
sie denn in der Erde? (Wurzeln). Wie nenne ich die Wurzeln, da sie
faserig sind? (Faserwurzeln). Wie sind diese beschaffen? (sehr dünn).
Was befindet sich über den Wurzeln? (Knollen, Kugel). Es ist das eine
Verdickung des Stengels, welche wir Zwiebel nennen. Wer kennt eßbare
Zwiebeln? Diese sind nicht genießbar. (L. durchschneidet die Zwiebel:)
Wie sieht sie inwendig und auswendig aus? Ihr seht, daß die Zwiebel
aus mehreren Teilen besteht, die sich wie dicke Blätter oder Häute auf-
einander oder umeinander legen. Sprecht: Die Zwiebel der Tulpe ist
dick, rundlich, weiß und inwendig dickhäutig. Was wächst aus der Zwiebel
empor? (Stengel, Blätter). Wie viele Blätter? (zwei). Wie sind sie ge-
staltet? (lang), wie gefärbt? Wo ist der Stengel gewachsen? (zwischen den
Blättern). Wie ist derselbe gestaltet im Querschnitt? Wie ist er, da sich
an demselben keine Blätter befinden? (blattlos). Merkt: einen blatl-
losen Stengel nennt man auch einen Schaft. Was trägt der Stengel
an seinem oberen Ende? (Blüte, Blume). Wie ist die Tulpe zu nennen,
da sie nur eine Blüte auf jedem Stengel hat? (einblütig). Sehen wir
uns die Blätter etwas genauer an: durch wie viele Blumenblätter wird
sie gebildet? (sechs). Vergleicht ihre Größe und Farbe untereinander! (sie
sind gleich groß und gleich gefärbt). Wie sind sie zn einander gestellt?
(im Kreise). Welche Form bilden sie, wenn ich sie umkehre? (Glocke, glocken-
förmig). Wie ist sie gefärbt? (rot, bunt), wie, da Streifen darüber laufen?
^gestreift). Wie fühlen sich die Blumenblätter an? An anderen Blumen
haben wir unter den bunten Blumenblättern grüne Kelchblätter gefunden;
bei der Tulpe fehlen diese; die Tulpe ist kelchlos. Was zeigt sich in
der Tulpenglocke? (Grisfel und Staubfäden). Wo steht der Griffel?
Wie steht er? Was befindet sich am äußersten Ende desselben? (Narbe).
Wie fühlt sich die Narbe au? (klebrig). Wie stehen die Staubfäden zn
dem Griffel? (um ihn). Wie viele Staubfäden stehen um den Griffel?
— 159 —
(sechs). Sprecht: Die Tulpe hat eben so viel Staubfäden wie Blumen-
blätter. Was befindet sich am Ende der Staubfäden? (das sind Staub-
beute! — L. zeigt den Staub). Jetzt riecht einmal an die Blume (sie
riecht nicht); jetzt die zerschnittene Zwiebel (unangenehm, scharf). Sprecht:
Die Tulpe hat eine prächtige Farbe, riecht aber nicht oder ist ohne
Wohlgeruch; es ist eine prachtvolle Zierpflanze. Nennt mir andere Garten-
Zierpflanzen! Welche davon riechen schön? welche nicht?
19. Die Feldarbeit.
Gewiß seid ihr heute Morgen früh aufgestanden? wann denn? Ich
kenne aber einen Mann, der früher aufsteht als wir alle, und der dann
auf das Feld eilt, um dort zu arbeiten. Wer kann das sein? (Land-
mann, Landwirt, Bauer — wie es ortsüblich ist). Um welche Uhr
pflegt er im Frühlinge und Sommer aufzustehen? (4 Uhr — manchmal
auch noch früher). Wovor spannt er seine Pferde? Was fährt er mit
dem Wagen auf den Acker? (Dünger). Womit breitet der Knecht (die
Magd) den Dünger über den Acker aus? (Mistgabel). Wie wird der
Acker durch guten Dünger? (fruchtbar). Wiederholt: Des Morgens
früh spannt der Bauer seine Pferde vor den Wagen und fährt Dünger
auf den Acker. Seine Dienstboten breiten den Dünger mit der Mist-
gabel aus. Wer seinen Acker gut düngt, macht ihn fruchtbar. —
Was thnt der Bauer an einem anderen Tage, um den Dünger unter die
Erde zu bringen? (pflügt ihn unter). Wie wird der Boden durch das
Umpflügen? (locker). Was wird mit dem Pfluge in den Acker gezogen?
(Furchen). Mit dem Pfluge werden Furchen gezogen und dadurch wird
der Acker uneben, höckerig. Womit müssen dann die harten Schollen
zerkleinert oder die Äcker geebnet werden? (mit der Walze, Ackerwalze).
Sprecht: Nach dem Pflügen (oft auch erst nach dem Säen und Eggen)
walzt der Bauer den Acker eben. Was sät er nun auf den Acker?
(den Samen, die Saat). Welche denn? (Weizen, Gerste, Hafer, Roggen iz.
Der Roggen ist freilich schon im Herbste des vorigen Jahres gesät und
stand den Winter hindurch grün). Die Saat kann aber nicht wachsen,
wenn sie nicht unter die Erde gebracht (nicht mit etwas Erde bedeckt) ist;
womit bringt der Bauer die Saat nun unter die Erde? (mit der Egge).
Welche spitzen Dinge sitzen an der Egge? (Zinken). Was reißen diese
auf? (den Boden) und was fällt nun über den Samen? (Erde). Seht,
so „bestellt" der Bauer den Acker mit „Getreide" (Korn). Er muß indes
auch pflanzen, z. B. das Kraut. Wohin steckt (legt) er die Kartoffeln?
(in die Furchen). Und womit fährt er dann auch darüber hin? (Egge).
Was kann nun heranwachsen? (Kartoffeln, Getreide). Was wächst
aber gewöhnlich mit der Saat auf dem Acker? (Unkraut). Was muß
mit demselben geschehen? (muß ausgejätet werden). Sprecht: Das
Unkraut wird ausgejätet, sobald die Saat heranwächst. — Nun wünschen
wir dem Landmann zu seiner Arbeit viel Glück. Hat er bloß für sich
und seine Kinder gearbeitet? (auch für andere). Was bedürfen wir alle
— 160 —
zum Lebensunterhalt? (Nahrung) und von wem erhalten wir dieselbe?
(vom Landmann). Seine Arbeit ist für uns alle sehr wichtig. Wen
müssen wir darum auch in Ehren halten? (Landmann). „Ehre, dem
Ehre gebührt."
Der Landmann geht nachher noch oft an seinen Acker; was will er
sehen? (ob die Saat wächst). Was hat sie dazu aber vom Himmel
nötig? (Regen, Sonnenschein). Und wem haben wir Regen und Sonnen-
schein zu verdanken? (dem lieben Gott). Wiederholt: Die Saat bedars
zum Wachstum Regen und Sonnenschein. Beides sendet der liebe Gott;
er segnet die Arbeit des Landmanns. Fromme Landleute singen:
Wir Pflügen und wir streuen
den Samen auf das Land.
Doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Höchsten Hand.
Er sendet Tau und Regen
und Sonn- und Mondenschein.
Von ihm kommt aller Segen,
Von nnserm Gott allein. (Claudius.)
Wir beten dann täglich: „AllerAugen warten auf dich, und du giebst
ihnen Speise zu seiner Zeit" zc.
13. Schaf und Ziege.
(Eine Vergleichung.)
Rätsel. 1. Der Hirte nimmt mir alle Jahr' :c. W. I. 48.
2. Wie bin ich doch so eigner Art :c. W. I. 50.
NB. Nachdem der Lehrer sich die Antworten der Rätsel, Schaf und Ziege,
hat geben lassen, zeigt er Abbildungen von denselben oder noch besser Modelle von
denselben vor und bespricht sie etwa in folgender Weise. Die Rätsel sind dann
noch bei der folgenden Lektüre in ihren einzelnen Zügen zu betrachten.
Welche Tiere seht ihr auf diesen Bildern? Was für Tiere sind das
Schaf und die Ziege, da sie ihre Jungen fäugeu? (Säugetiere). Was für
Tiere/ da sie ihre Nahrung wiederkäuen, wie die Kühe? (Wiederkäuer).
Wiederholt: Schaf und Ziege gehören zu den Säugetieren, da ... . Sie
gehören zu den Wiederkäuern, da— oder: Beide gehören zu den Sänge-
tieren und Wiederkäuern, da... . Wie viele Füße hat jedes Tier? Zn
welchen Tieren gehören sie darum beide auch? (viersüßige Tiere oder
Vierfüßler). Betrachtet die Füße genauer; was bemerkt ihr an dem
Ende derselben, wie bei der Kuh? (zwei Hufe). Also auch darin sind
sie einander ähnlich. Jetzt vergleicht sie nach ihrer Größe; was urteilt
ihr davon? (sie sind gleich groß). Vergleicht sie aber mit der Kuh! (sie
sind kleiner). Sprecht: Sie sind so ziemlich von einer Größe, aber kleiner
als die Kühe. Jetzt wollen wir ihr Kleid betrachten. Womit ist das
Schas bedeckt? (Wolle). Wie ist dieselbe für uns, da wir uns Kleider
davon machen? (nützlich). Was trägt die Ziege dafür? (Haare). Wieder-
holt: Das Schaf trägt krause Wolle, die Ziege lange Haare. Welche
Farbe hat dieses Schaf, welche die Ziege? Was trägt die Ziege hier auf
dem Kopfe? (Hörner). Was pflegt sie damit zu thun? (stoßen). Wie ist
— 161 —
sie demnach (stößig). Was fehlt dem Schafe? (Hörner). Wie ist das
Schaf von Gemüt? (sanft). Wiederholt: Die Ziege trägt Hörner auf
dem Kopse und ist stößig; das Schaf hat keine Hörner und ist sanft von
Gemüt. Eins von beiden spielt auch gerne mit uns, wie ein „mutwilliger"
Knabe; welches? Wie bleibt das Schaf, auch wenn es gestoßen oder ge-
schlagen wird? (ruhig, geduldig). Wiederholt: Die Ziege ist mutwillig
und stößig; das Schas sanft und geduldig. — Bon wem werden beide
auf die Weide getrieben? (Hirt) und wovon nähren sie sich dort? (Oras).
Von wem werden dort auch beide bewacht? (Hirt und Hirtenhünd oder
Schäferhund). Sprecht: Beide werden vom Hirten auf die Weide ge-
trieben, wo sie sich von Gras und Kräutern nähren. Beide werden hier
vom Hirten und dem Hirtenhund bewacht. Von der Ziege erhalten wir
keinen warmen Pelz wie von dem Schafe; was giebt sie uns aber am
Abend und Morgen, wie die Kuh? (Milch). Wer hat sie schon gekostet?
(schmeckt sehr süß). Wie ist sie auch, da sie uns gut nährt? (nahrhaft
und gesund). Sprecht: Die Ziege giebt uns keinen warmen Pelz, wie das
Schaf, dafür aber nahrhafte und gesunde Milch. — Was erhalten wir von
beiden Tieren, wenn wir sie schlachten? (Fleisch, Talg, Gedärme und Leder).
Wer muß das Leder aus dem Felle bereiten? (Lohgerber). Was macht
der Schuhmacher aus dem Schafleder? (Schuhe). Wozu wird das Ziegen-
leder benutzt? (Handschuhen, Glacehandschuhen). Sprecht: Im Tode geben
uns beide Fleisch, Talg, Gedärme und Leder. Aus dem Leder der Schafe
werden Schuhe gemacht, aus dem (Leder) der Ziegen Handschuhe (Glace-
Handschuhe). Wie sind daher beide Tiere für uns, da sie uns so großen
Nutzen bringen? (nützlich). Wir lieben sie indes nicht bloß des Nutzens
wegen; was bereiten uns beide auch, besonders wenn sie jung sind? Wie
heißen die jungen Schafe? (Lämmer), wie die jungen Ziegen? (Zicklein).
Was fühlt (empfindet) ihr, wenn diese niedlichen und munteren Tierchen
mit euch spielen? (Freude). Wiederholt: Wir lieben diese unsere Haus-
tiere nicht bloß des Nutzens wegen; wir haben an den niedlichen und
munteren Lämmchen und Zicklein auch unsere Freude.
15. Die Taube.
a. Heute kommen wir zu einem Vögelchen, das euch wohl unter allen
das liebste sein dürfte. Wir sehen es sehr häufig in den Straßen umher-
flattern, sich auf das Haus setzen und sich dann mit andern schnäbeln —
welches? Das Täubchen. Sehen wir uns die Taube hier auf dem
Bilde genauer au. Wie ist der Kopf, im Vergleich zu dem dicken Rumpfe?
(klein). Wie sind die Augen auch? (klein). Wie ist der Schnabel, im
Vergleich zu dem dicken Schnabel des Sperlings? (dünn). Wiederholt:
Der Kopf der Taube ist (verhältnismäßig) klein. Der Schnabel ist dünn
und platt (als ob er zusammengedrückt wäre), und die Augen sind klein
und sanft. Was für Löcher seht ihr auf dem Schnabel? (das sind die
Nasenlöcher, durch welche sie Atem holt). (L. hebt sie an den aus-
gespannten Flügeln auf, wenn er eine lebende vor sich hat:) Wie sind
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 11
— 162 —
die Flügel? (lang und spitz). Was muß darum wohl schnell sein? (der
Flug). Mit den langen und spitzen Flügeln vermögen die Tauben sehr
schnell zu fliegen. Wie sind die Beine? (kurz). Was seht ihr hinten
an den Füßen? (Federn). Das sind Federhosen. Von welcher Farbe
sind die meisten Tauben? (von blauer und roter).
b. Wo lebt das niedliche Tierchen denn? (in nnserm Hause, im
Taubenschlage — der sich im Hause besindet). Manchmal wohnen sie
auch in einem besonderen Hause, in welchem? (in einem Taubenhause).
Wodurch fliegen die Tauben in den Schlag oder in das Haus? (durch
Löcher — das sind Fluglöcher). Wann fliegen die Tauben schon
heraus? (früh morgens). — Ihr erinnert euch der Geschichte von den
Sonnenstrahlen. Wohin kam der vierte Sonnenstrahl? (zn dem Tanben-
schlag). Was riefen sie aber der Sonne zu? („Ruckediku, die Thür ist
noch zu"). Aber bald wird die Thür geöffnet. Wohin fliegt nun die
ganze Schar? (auf das Feld). Weshalb? (Sie picken dort Körnchen auf),
was für Körnchen? Das wißt ihr nicht so genau; es sind meistens
Körnchen vou Unkräutern, selten von Getreide. Wie ist deshalb die Taube
schon darum für uns? (nützlich). Was sammeln sie selbst von der Straße
und vom Hose? (Körnchen). Was holen wir aus dem Taubenschlage,
um es zu kochen oder zu braten? (die jungen Tauben). Die Tauben
bekommen sehr oft Junge. Wie viele Eier legt die Taube jedesmal?
(zwei). Wie kommen die Jungen aus den Eiern? (sie werden ausge-
brütet). Das geschieht in 16 Tagen. Womit füttern die Alten die
Jungen? (mit Körnern). Wie müffen diese aber gemacht werden, damit
die Jungen sie verdauen können? (weich). Wo werden sie erweicht?
(im Kröpfe). Wiederholt: Die Tauben ernähren sich meistens von den
Körnern der Unkräuter, welche sie vom Felde, von der Straße und im
Hofe auflesen. Sie legen je (jedesmal) zwei Eier, die sie in 16 Tagen
ausbrüten. Die Jungen werden auch mit Körnern gefüttert; doch müssen
dieselben erst im Kröpfe erweicht werden. (Der L. begnügt sich anzn-
deuten, daß der Kropf eine Erweiterung der Halsöffnung ist.)
c. Wie fühlt ihr euch, wenn ihr gut gegessen und getrunken habt?
(ganz wohl, munter). Wem wird das auch so gehen? (den Tauben). Wo
pflegen sie sich dann ruhig hinzusetzen? (auf das Dach, das Taubenhaus).
Was hört ihr von ihnen? (Ihr singt, das können die Tauben nicht; ihr
hört sie girren: „Ruckediku" ?c.). Womit berühren sie sich? (mit den
Schnäbeln). Sie schnäbeln sich; was macht ihr dafür? (wir küssen uns).
„Täubchen, du auf dem Dache dort :c." W. I. 59, W. 97.
Das Männchen unter den Hühnern heißt Hahn. Wie heißt aber
das Männchen unter den Tauben? (der Tauber). Der Tauber ist aber
nicht so tapfer wie der Hahn, der sich mit Schnabel und Sporn gut zu
verteidigen weiß. Werden die Tauben auch von anderen Tieren ver-
folgt? (ja). Von wem z. B.? (von Raubvögeln — von Habichten).
Auch dringen wohl vierfüßige Raubtiere in den Schlag, namentlich die
Marder. Was können sie nur machen, wenn sie so verfolgt werden? (sie
— 163 —
fliegen). Wiederholt: Wenn die Tauben satt sind, Pflegen sie sich ruhig
auf das Dach oder ans den Taubenschlag zu setzen und dort munter zu
girren und sich freundlich zu schnäbeln. Sie haben aber auch ihre
Feinde, denen sie sich nur durch die Flucht entziehen können (vor
denen sie nur fliehen, fortfliegen können). Es sind dies Raubvögel,
wie der Habicht, und Raubtiere, wie Katzen, Marder und Wiesel
(die vielleicht im Bilde vorzuzeigen sind).
17. Ter Sommermorgen.
a. Welche Tageszeit ist es? (Morgen). Welche Zeit geht dem
Morgen voran? (Nacht). Wie ist es in der Nacht? wie am Morgen?
Die Finsternis oder Dunkelheit der Nacht geht aber nicht sogleich in
helles Tageslicht über; wenn es etwas licht wird, so dämmert es.
Sprecht: Nach der dunklen Nachtzeit stellt sich die Morgendämmerung
ein. Das große Gestirn des Tages, die Sonne, ist noch nicht anfge-
gangen; wie wird aber gegen Morgen der Himmel im Osten? (rot).
Sprecht: Vor Ausgang der Sonne zeigt sich am östlichen Himmel die
Morgenröte. Was verschwindet aber, wenn die Sonne aufgeht und
es ganz hell wird? Was habt ihr während der Nacht gemacht? (geschlafen).
Welche Geschöpfe schlafen auch? Welcher Vogel erwacht aber am Morgen
schon vor Sonnenaufgang? (Hahn). Wodurch giebt er kund, daß er
aufgewacht ist? (durch Krähen). Wen will er wecken? Draußen auf
dem Felde erwachen auch andere Vögel; welcher Vogel steigt z. B. am
frühen Morgen in die Luft empor? (Lerche). Was stimmt die steigende
Lerche an? (Lied). Sprecht: Die Lerche steigt fröhlich singend in die
Luft empor. Woraus kommen am Morgen die Bienchen hervor? (aus
dem Stocke). Wohin fliegen sie? und weshalb? Welcher Mann steht
auf dem Lande auch sehr früh auf? (Landmann). Was für Tiere
füttert er? (Kühe, Pferde:e.). Wohin fährt er? und was holt er von
dort? (Korn). Was für eine Zeit ist es jetzt, da der Bauer sein Ge-
treibe erntet? Leider regnet es viel; was kann dann leicht verderben?
Aber der alte Gott lebt noch und läßt keinen Menschen verhungern. Auch
der Hirt steht früh auf; welche Tiere treibt er hinaus auf die Weide?
(Schafe!c.). Wo pflegen die Menschen nicht so früh aufzustehen, wie
im Dorfe? Welche Städter stehen aber auch früh auf? Ihr erinnert
euch noch der Geschichte von den Sonnenstrahlen W. I. 13, W. 13.
b. Am frühen Morgen kann man am besten arbeiten oder lernen.
Wann müßt ihr deshalb aufstehen? (6 Uhr). Was ist eure erste, zweite zc.
Beschäftigung am Morgen? Wann geht ihr zur Schule? Was habt ihr
dafür stets am Abend bereit gelegt? Wer ist auf seinem Schulwege an
Grasflächen (Rasen) oder an Blumenbeeten vorbeigekommen? Was habt
ihr an den Blättern wahrgenommen? (Wassertropfen). Sprecht: Die Wasser-
tröpschen, welche am Morgen an Pflanzenblättern hängen, nennen wir
den Tau; es hat in der kalten Nacht getaut. Wodurch werden aber
die Tautröpfchen bald wieder aufgelöst? (durch den Sonnenschein). Es ist
jetzt heller Sonnenschein; wie ist auch die kalte Nachtluft und die kühle
11*
— 164 —
Morgenluft nach und nach geworden? (warm). Sprecht: Die kalte Nacht-
lnft und die kühle Morgenluft sind allmählich warm geworden. Wie
wird die Luft um Mittag sein? (heiß).
20. Die Bienen und der weiße Bienensaug.
^ Rätsel. Es ist ein kleiner Soldat:c.
a. Wer ist der kleine Soldat? (Biene). Wie heißt sein giftiges
Spießlein? (der Stachel). Wohin zieht die Biene im Sommer täglich?
Woran hören wir es schon, daß Bienen in der Nähe sind? (am Summen).
Das ist ihr Gesang. Wo bleiben sie aber im Winter? (im Korbe, Stocke).
Das ist ihr Zelt, Wohnzelt. Welches sind die schönen Schlößlein, die
von den Bienen erobert werden? (Blumen). Welches sind ihre Keller?
(die Blumenkelche, in welche sie tauchen). Welches ist der süße Wein,
den sie hier aus goldenem Becherlein trinken? (der Honig). Was nehmen
sie von den Blumen sonst noch mit? (Blütenstaub — das ist das feine
Mehl). Was bauen sie zu Hause daraus? (Kammern — das sind die
Zellen). Womit werden die Kammern gefüllt? (mit süßem Most). Was
ist das? (der Honig). Für welche Jahreszeit sorgen die Bienen also?
(Winter). Wie sind sie demnach? (arbeitsam und sparsam). Was
würde es im Laude nicht mehr geben, wenn jedermann so fleißig und
sparsam wie eine Biene wäre? (keine Bettler). —
Zusammenfassende Beschreibung mit Wiederholung.
b. Jetzt wollen wir eines von den schönen Schlößlein näher be-
trachten, welches die Bienen erobern — den weißen Bienensaug, den
ich hier mitgebracht habe. Ich habe hier noch eine ähnliche Pflanze mit-
gebracht, die ihr aber nicht anrühren dürft, was ist das? (eine Bren-
nessel). Womit hat der Bienensaug Ähnlichkeit? (mit der Brennessel).
Woran seht ihr das leicht? (an den Blättern). Ihr kennt eine Säge
und wißt, was man von solchem Blattrande sagt. (Er ist gesägt). Merkt:
Der Bienensaug ist der Brennessel ähnlich, weil beide gesägte Blätter
haben. Was geschieht aber, wenn ich die Brennessel anfasse? (sie brennt).
Eichentlich sticht und brennt sie mich an den Finger. Seht, hier sind
die giftigen feinen Stacheln.
Was thut aber der Bienensaug nicht? (brennt nicht). Faßt ihn getrost
an! Er ist taub und heißt darum auch Taubnessel. Wiederholt: Die
Brennessel sticht und brennt mit ihren giftigen feinen Stacheln. Der
ähnliche Bienensaug brennt nicht; darum heißt er auch Taubnessel. —
Wie fühlt sich der Stengel an? (kantig, vierkantig, nicht rund). Ich
schneide den Stengel durch; was seht ihr inwendig? (ein Loch — er ist
hohl). Was steht hier am Stengel? (Blatt) und was steht da gegen-
über auch? (Blatt). Merkt: Die Stengel des Bienensaugs sind vierkantig
und hohl. Die Blätter stehen sich am Stengel einander gegenüber. Was
sitzt hier rund um den Stengel herum? (Blüten). Welche Farbe haben
sie? (weiße). Wer kennt den Bienensaug mit roten Blüten? (Seht hier —
die ganze Pflanze ist aber kleiner.) Was saugen die Bienen aus diesen
— 165 —
Blüten? (Honig). Wie heißt die ganze Pflanze deshalb? (Bienensaug)
und weshalb „weißer Bienensaug" ? (weil sie weiße Blüten hat). Eigentlich
sollte man eher denken, daß die Blüte saugen könnte; was bemerkt ihr
nämlich oben und unten an derselben? (Lippen). Welche Lippe ist oben?
welche unten? Welche Lippe ist aber die größere? (Oberlippe). Was
steht zwischen den Lippen hervor? (die Staubgefäße — wie wir sie
schon an anderen Pflanzen kennen gelernt haben). Was nehmen die Bienen
von den Staubgefäßen mit? (den Blütenstaub). Was machen sie dar-
aus? (Wachs, Zellen). Wo steckt aber der Honig? (unten in der Blume).
Dazu kann die Biene nur kommen, wenn sie den Saugrüssel ties hinein-
steckt. Wie könnt ihr zu dem wenigen Honig kommen, der darin steckt?
i^Jhr müßt die Blüte herausziehen, die untere Spitze derselben abbeißen
und dann die Blüte aussaugen — seht so!). — Hier sind die Blüten
schon abgefallen; was bemerkt ihr unten im Kelch? (Früchte). Das sind
Nüßchen, die in einer Kapsel stecken. (L. öffnet einige Kapseln.)
ZusammenfassendeWiederholung,dieinden folgenden Lektionen
des Raumes halber meist fortbleibt, gleichwohl durchaus notwendig ist.
24. Die Raupe und der Schmetterling.
a. Welche Tiere habt ihr gestern in dem Garten gefunden? Welche
von diesen können fliegen und welche nicht? Welche haben vier, welche
zwei und welche sechs Füße? Was kriecht hier auf meiner Hand? (Raupe—
vom Hecken- oder Kohlweißling). Wie ist der Körper derselben gestaltet?
(länglich, langgestreckt). Wie sieht der Kopf aus? (schwarz). Womit
ist der Leib bedeckt? (Haaren), wie sehen diese aus? (gelblich). Sprecht:
Der Leib der Raupe ist mit laugen, gelblichen Haaren bedeckt. Zählt die
Füße an der einen Seite des Leibes; dann an der andern Seite! (an jeder
Seite vier). Die Füße sitzen sich an beiden Seiten gegenüber und bilden
je ein Paar. Wie viel Paar Füße hat also die Raupe? wie viel sind
das im ganzen? Wie bewegt sie sich mit demselben vorwärts? (kriecht).
Seht, wie sie kriecht! Was hebt sie zuerst auf? wohin setzt sie die Vorder-
füße? was zieht sie zusammen? womit schiebt sie sich nach? (Hinterfüßen).
Welche Kinder kriechen auf Händen und Füßen? wie lange pflegen sie so
zu kriechen? Wo finden wir die Raupen im Garten? (auf den Blättern),
an welchen am meisten? (ans den Kohlblättern). Warum hält sie sich
dort so gerne auf? (sie frißt die Blätter). Sprecht: Die Raupe frißt
sehr viel, sie ist sehr gefräßig. Wo habt ihr ganze Raupennester
gefunden? Was müßt ihr thnn, um die Pflanzen gegen die gefräßigen
Raupen zu schützen? (ablesen). Es sind in der That sehr schädliche
Tiere. Merkwürdigerweise bleibt die Raupe nicht immer eine solche häß-
liche Raupe; was habe ich hier in der Hand? (Puppe). Merkt: Die
Puppe ist aus der Raupe entstanden. (Die Metamorphose selbst ist
Gegenstand des natnrgeschichtlichen Unterrichts.) Wie scheint die Puppe
zu sein, da sie sich nicht rührt? (tot, leblos). Sie ist aber nicht tot,- sie
— 166 —
schläft nur so fest. Welche Gestalt hat sie? welche Farbe? Welche Körper-
teile fehlen ihr? (Füße).
b. Wer hat die Puppe schon hängend gefunden? woran hing sie?
(Faden). Merkt: Die Puppe hängt oft an einen dünnen Faden, den sie
selbst gesponnen hat; sie hat sich eingesponnen. Aber die Puppe bleibt
auch nicht immer eine solche Puppe. Was seht ihr hier im Glase?
(Schmetterling). Merkt: Aus der Raupe wird eine Puppe, aus der
Puppe ein Schmetterling. Worein verwandelt sich also die Raupe? und
dann die Puppe? Sehen wir uns den Schmetterling genauer an! Welche
großen Körperteile besitzt der Schmetterling, die der Raupe und Puppe
fehlen? (Flügel). Zu welchen Tieren rechnen wir den Schmetterling?
(Infekten). Was für ein Insekt ist er, da er Flügel hat? (geflügelt).
Wie sind die Flügel im Vergleich zu dem kleinen Körper? (groß), wie
find sie gefärbt? (weiß). Merkt: Da dieser Schmetterling große weiße
Flügel hat, so heißt er ein Weißling. Wo lebte die Raupe desselben?
(auf dem Kohl). Was für ein Weißling ist es deshalb? (Kohlweiß-
ling). Andere leben auf Hecken oder Bäumen und heißen auch darnach;
wie wohl? (Hecken- oder Baumweißling). Wie viel Flügel hat der Vogel?
Der Schmetterling scheint auch nur zwei Flügel zu haben; allein wie
viele hat er eigentlich an jeder Seite? Wie kann man diejenigen nennen,
welche vorn am Körper sitzen? wie diejenigen, die hinten sitzen? Welche
Flügel haben eine breite, schwarze Spitze? Wie trägt der Schmetterling
die Flügel, da er sie nicht zusammenlegen kann wie ein Vogel? (aus-
gebreitet, aufrecht). Welche Bewegung macht er aber mit ihnen, wenn er
fliegt? (er bewegt sie auf und ab). Wohin fetzt er sich? Sprecht: Der
Schmetterling schwebt von einer Blume zur andern. Jetzt zählt noch
einmal die Füße? (an jeder Seite drei). Sprecht: Der Schmetterling
hat drei Paar oder sechs Füße; er ist ein sechsfüßiges Insekt. An
welchem Teile des Leibes sitzen die Füße? (mittlerer Teil). Sprecht: Tie
Füße des Schmetterlings sitzen an dem Bruststück. Was trägt er vorn
am Kopfe? (Fühler, Fühlhörner). Wohin setzt der Schmetterling sich
gern? (Blumen, Blätter). Was saugt er aus den Blumen? (Honig).
Sprecht: Die Raupe nährt sich von Blättern, der Schmetterling von Honig.
Was für ein Werkzeug hat er am Munde zum Saugen? (Saugrüssel).
Seine Eier legt er an die Unterseite der Blätter (womöglich vorzuzeigen).
Was kommt wieder aus den Eiern? (Räupchen). Wann könnt ihr den
Schmetterling am besten fangen oder haschen? (wenn er auf den Blumen
sitzt). Wobei faßt ihr ihn denn? (an den Flügeln). Warum kann man
ihn leicht an den Flügeln fassen? (weil er sie im Sitzen zusammenfaltet).
Aber was streift ihr dann auch von den Flügeln ab? (den Staub). Das
ist kein natürlicher Staub, sondern es sind kleine Federchen, die wie
Schüppchen ans den Flügeln sitzen. Womit fangt ihr Schmetterlinge sonst
noch? (Netze). Was macht ihr mit gefangenen Schmetterlingen? was aber
nicht? Die Schmetterlinge sind zwar oft sehr schön, aber die meisten
schaden uns durch die Raupen, die von ihnen kommen.
Knabe und Schmetterling. Franz. Wohnort I. 93, W. 136.
— 167 —
26. Die Schwalbe.
Ein Vogel erzählte: „Als ich auszog, auszog, waren Kisten und
Kasten voll. Als ich wiederkam, wiederkam, hatte der Sperling, der
Dickkopf, der Dickkopf, alles verzehrt." —Wer zwitscherte so? (die Schwalbe).
a. Wann ist die Schwalbe ausgezogen? (im Herbste). Wohin ist sie
gezogen? (in wärmere Länder). Zu welchen Vögeln gehört sie also?
(Zugvögel). Wann ist sie wieder zu uns zurückgekehrt? (im Frühjahre).
Schwälbchen, du liebes :c. W. I. 100, W. 67.
Ihr habt sie gewiß bald entdeckt, als sie wiedergekommen waren. Wohin
setzten sie sich? (auf das Dach, unser Haus). Was begannen sie sogleich
zu bauen? wohin bauten sie es? (an das Haus, unter den Dachrand ze.).
Woher holten sie das Baumaterial? (von der Straße), was denn?
(den Straßenkot). Womit schleppten sie den Straßenkot herbei? (mit dem
Schnabel). Vielleicht habt ihr auch bemerkt, daß sie den Straßenkot mit
den Füßen festkneteten. Er muß gut kleben; wie muß er also sein?
(klebrig). Was lassen sie an der Seite des Nestes? (ein Loch, Flug-
loch). Was begannen sie bald zu legen? (Eier) und was brüteten sie
aus den Eiern? (Junge). Woran merktet ihr das bald? (am Zwitschern,
Gezwitscher der Jungen).
Mutter! Mutter! unsre Schwalben k. W. I. 102, W. 69.
b. Was holen die Alten den Jungen? (Futter), welches? (Fliegen).
Womit erhaschen sie dieselben im Fluge? (mit dem Schnabel). Dieser
ist zwar recht kurz, aber er ist weit gespalten, weshalb wohl? (daß sie
die Fliegen leicht erhaschen können). Was haben sie natürlich zum Fliegen?
(Flügel). Wie müssen dieselben sein, da sie sehr schnell und geschickt
fliegen können? (lang und schmal). Sie fliegen in der That so schnell,
daß sie einen Eisenbahnzug einholen. Wie sind ihre Füße dagegen? (kurz).
Was ist auch lang? (Schwanz). Wie ist derselbe gestaltet? (wie eine
Gabel). Wie ist er also? (gabelförmig). Wie sieht das Gefieder aus?
(blau, schwarzblau). Es glänzt wie Stahl; es ist stahlblau. Wie habt
ihr den lieben Vogel? (gern). Ihr thnt ihm auch nichts zu leide. Wie
seht ihr ihn vielmehr an, da er an oder in unserem Hause (in oder an
der stillen Schenne) wohnt? (als unseren Hausfreund). Was hört ihr
auch gerne? (ihr Gezwitscher).
Frau Schwalbe ist 'ne Schwätzerin,
sie schwatzt den ganzen Tag :c. — W. I. 103.
NB. Daß die Schwalben einen Sperling aus Rache einmauern sollen, Nr. 101,
ist nach Brehm und Martin eine schöne Fabel.
27. Der Storch.
Rätsel. Auf unsrer Wiese gehet was tc. W. I. 104, W. 157.
Zu welchen Vögeln gehört der Storch auch, da er uns im Herbste
verläßt und im Frühjahr erst wiederkehrt? (Zugvögel). Was würde
— 168 —
der Storch auf der Wiese nicht finden, wenn er in der Winterzeit hier-
bliebe? und würde ihm auch die strenge Kälte gefallen? — Sobald die
Störche im Frühlinge wieder angekommen sind, hören wir es. Womit
Pflegen sie uns nämlich zu begrüßen? (mit ihrem Geklapper). Was
suchen sie wieder auf? (ihr altes Nest). Wo befindet sich das Storchnest?
(auf dem Dache des Hauses oder auf einem Baume). Den untersten Teil
des Nestes hat freilich der Bauer auf das Haus oder den Baum ge-
bracht; was ist das? (ein altes Wagenrad). Was tragen die Störche
aus das Dach? (Stöcke, Reisig, Rasen, Wolle, Haare). Alles das flechten
sie lose zusammen.
Die Sonne scheint, der Sommer ist nah !c. W. I. 105, W. 158.
Wer Pflegt noch mit im Storchneste zu wohnen? (der Sperling). Er lebt
beim vornehmen Storch zu Gaste. — Wer hat schon den Storch auf dem
Neste stehen sehen?____ Auf wie viel Beinen stand er dann? (auf einem
Beine). Wo hatte er denn das andere? (das hatte er an sich gezogen).
Wohin steckte er den Schnabel? (unter den Flügel). Wann pflegen die
Vögel den Kopf unter den Flügel zu stecken? (wenn sie schlafen oder ruhen).
Wer hat den Storch schon ganz nahe auf der Wiese gesehen? Wie er-
schienen die Schnäbel und Beine? (sehr lang und rot), wie der Kopf?
(klein), der Hals? (lang), der Rumpf? (dünn, nicht so groß). Mit welchen
Federn ist der Rumpf bedeckt? (mit weißen). Welche Federn haben aber
der Flügel und der Schwanz? (schwarze). Wenn ihr die Füße genauer
besehen könntet, so würdet ihr kleine Schwimmhäute zwischen den Zehen
sehen. Damit können sie freilich nicht schwimmen, aber doch desto besser
waten. Wo watet der Storch denn? (im Sumpfe). Er gehört zu den
Sumpfvögeln, die anf langen, dünnen Beinen einherstelzen; er hat
Stelzfüße. Was sucht er denn im Sumpfe und im seichten Wasser?
(Frösche, Fische). Womit ergreift der Storch den Frosch? (mit seinem
Schnabel). Der Frosch zappelt zwar heftig; allein es hilft ihm nichts.
Wohin trägt der Storch den Frosch, wenn er ihn nicht gleich frißt? (in
sein Nest). Wem giebt er hier den Frosch? (seinen Jungen). Die jungen
Störche müssen ebenso gut gefüttert werden wie andere hilflose Junge.
Wie viele Juuge habt ihr wohl schon in einem Storchneste gesehen?
(nicht mehr als vier, denn die Störchin legt nur vier Eier). Wie lange
hat die Störchin brütend auf den Eiern gesessen? (drei Wochen). Wer
hat schon einmal genau gesehen, wie der Storch klappert? (er legt den
Kops weit zurück und schlägt dann mit den Kiefern aufeinander). Was
lernen die jungen Störche auch allmählich? (fliegen und klappern). Wer
hat schon einmal Störche hoch oben in der Luft fliegen sehen? Wie flogen
sie dort? (ganz ruhig im Kreise). Sie schwingen sich zuerst mit den
Flügeln schlagend aufwärts und bewegen fich dann in großen Kreisen,
ohne daß sie die ausgebreiteten Flügel schlagen. So „segeln" sie hoch
oben in der Luft; das ist ihre Spazierfahrt bei schönem Wetter.
Wie lieb die Vögel, besonders auch die Störche, ihre Jungen haben,
das lesen wir W. I. 107.
— 169 —
29. Die Heuernte.
a. In welcher Jahreszeit stehen wir? (Sommer). Wie sind die
Tage? Wie ist das Wetter, die Luft? (heiß). In der großen Wärme
wachsen und reifen die Pflanzen. Was wächst auf den Wiesen? (Gras).
Wie ist es jetzt schon geworden? (lang, hoch). Wie sah es früher aus?
(grün). Wie ist es jetzt schon geworden? (gelb, gelblich). Was sitzt oben
in den Halmen? (Körner, Samenkörner). Wie muß das Gras darum
geworden sein? (reif). Auf wessen Wiese waren wir vor zwei Tagen?
(aus N. N/s Wiese). Wen trafen wir dort an? (Männer mit Sensen).
Was schnitten sie damit ab? (das Gras). Wie nannten wir sie darum?
(Schnitter). Wer kennt ein anderes Wort für „Gras schneiden mit der
Sense"? (mähen). Und wie heißen auch die Schnitter? (Mäher). Wann
waren die Mäher schon auf die Wiese gekommen? (mit Sonnenauf-
gang, sehr früh). Warum so früh? (weil es nachher zu heiß für sie
wurde). Wie ist's am frühen Sommermorgen noch? (kühl). In der
Kühle läßt es sich leichter arbeiten. Wie ist nämlich die Arbeit des
Mähens? (recht schwer). Was müssen die Mäher beständig hin und her
schwingen? (die Sense — und die ist viel schwerer als eine Sichel oder
ein Messer). Was rann ihnen von der Stirn? (der Schweiß). Wie
wird ein Messer, mit welchem wir viel schneiden? (stumpf). Wie muß
die stumpf gewordene Sense wieder gemacht werden? (scharf). Womit
schärfte der Mäher von Zeit zu Zeit seine Sense? (mit dem Streich-
holz oder dem Wetzstein). Worin lag nun das gemähte Gras? (in
Reihen). Solche Reihen von Gras heißen Schwaden. Wer kam bald
hinter den Mähern her? (die Mädchen). Was hatten sie in der Hand?
(Harken). Was rissen sie damit auseinander? (die Schwaden oder Gras-
reihen). Wie sollte nämlich das feuchte Gras dadurch werden? (trocken).
Was bildeten sie gegen Abend ans den Grasreihen? (Haufen). Sie wollten
es etwas vor Regen und Tau schützen, da es ja schon ziemlich trocken
war. Wie wird das Gras, wenn es zu lauge im Regen liegt? (ver-
dorben, schimmelig). Womit wurde am folgenden Tage das Gras
wieder ausgebreitet und gekehrt? (mit Gabeln und Harken). Wie
wurde es endlich durch die Sonne und den Wind? (ganz trocken, dürre).
Wie konnten wir nun das dürre gehauene Gras nennen? (Heu). Was
bildeten die Mädchen abends wieder aus dem Heu? (große Haufen).
d. Am folgenden Tage sahen wir den Bauer mit einem Wagen auf
der Wiese. Was wollte er mit dem Wagen? (das Heu holen). Wer
fleckte ihm das Heu mit der Heugabel zu? (der Knecht) und was machte
der Bauer damit? (er packte es auf den Wagen). Was schnürte er dar-
über, als der große Heuwagen voll war? (einen Balken, den Wies-
bäum). Wer harkte den Boden ganz rein hinterdrein? (das Mädchen,
die Magd). Wohin fuhr nun der Bauer das Heu? (in die Scheune).
Dort wurde es aufgeschichtet („gebanst"). Wozu dient dem Bauer das
Heu? (als Futter). Kennt ihr noch anderes Viehsutter, das auch mit
der Sense geschnitten (gemäht) wird? (Klee, Luzerne, Lupinen, Esparsette?c.).
— 170 —
Das ist die Heuernte, eine schwere Sommerarbeit des Bauern und
seiner Leute. Später hören wir noch von einer anderen Ernte, der Ge-
treideernte. — Mit dem Hen kommen manchmal auch kleine Tierchen
in die Scheune, die auf der Wiese im Grase herumkriechen. Welche habt
ihr schon darin gefunden? (Fliegen, Mücken, Käfer, Raupen zc.). Wer
hat schon ein Heupferdchen gesehen? (Erzähle davon!) — Vgl. W. I,
110, 111 und 112.
31. Eine Reise auf der Eisenbahn.
(Nach einer gemeinschaftlichen Fahrt.)
Worauf haben wir gestern (vorgestern) eine Reise gemacht? (Eisen-
bahn). Wo sind wir gewesen? Sprecht: T. war das Ziel unserer Reise.
Auf welcher Haltestelle stiegen wir ein? Was hielt denn dort? (Zng).
Sprecht: Der Ort, an welchem der Zug hielt, heißt die Haltestelle oder
Station. In welchem Gebäude hielten wir uns vor dem Einsteigen auf?
(Bahnhof, Bahnhofsgebäude). Was mußte ich dort erst am Schiebe-
feuster oder Schalter lösen oder kaufen? (Fahrkarten). Wer hat sie ge-
sehen? wie sind sie gestaltet? was steht darauf? Wie viel kostete die Fahrt
für jeden von uns? (wie viel für alle?). War der Zug schon angekommen,
als wir die Fahrkarten lösten? (Nein). Woran merktet ihr, daß der Zug
nahe war? (Pfeifen). Bald brauste der Zug heran; von welcher Seite
kam er? wohin fuhr er? Was hörtet ihr denn? (Zischen). Was stieg
mächtig aus einem Rohr? (Dampf), was aus einem andern? (Rauch).
Wie nennen wir die Maschine, welche von Dampf getrieben wird? (Dampf-
Maschine), wie den ganzen ersten Wagen, der die anderen in Bewegung
setzt? (Beweger)? Sprecht: Der Wagen, welcher die anderen in Bewegung
setzt oder zieht, heißt die Lokomotive oder die ziehende Dampf-
Maschine. Was für ein Wagen befindet sich hinter der Lokomotive?
(Kohlenwagen). Welche Wagen folgen dem Kohlenwagen? (Wagen für
die Reisenden). Wie viele Klassen von Wagen sind das? (vier), mit welcher
Klasse sind wir gefahren? (drei). Welche Leute pflegen mit der ersten
oder zweiten Klasse zu fahren? welche mit der vierten? Denn welche sind
am teuersten? billigsten? Wie viele Thüren hat jeder Wagen an der einen
Seite? wie viel an der andern? zusammen? Jeder Wagen besteht aus
mehreren Abteilungen; wie nennen wir die Abteilung eines Wagens, zu
welcher von jeder Seite eine Thür führt? (das Conpe oder die Wagen-
abteiluug). Was für Bretter befinden sich an der Seite des Wagens
zum Auftreten? (Trittbretter). Wie muß mau einsteigen, da man leicht
fallen und zwischen die Räder geraten kann? (vorsichtig). Wie viel Sitz-
Plätze hat ein Coupe? (zehn). Wie viel Personen gehen also in einen
Wagen, der fünf Coupes hat? Wie nennen wir diese Wagen, weil sie für
Personen bestimmt sind? wie diejenigen, welche für Güter bestimmt
sind? Wer hat uns in den Wagen und das Coupe gewiesen? Sprecht:
Die Schaffner haben die Pflicht, die Personen in die Wagen zu weisen.
Was forderten sie uns ab? (die Fahrkarten). Wie heißt der Mann, der den
— 171 —
ganzen Zug führt? (Zugführer) und wie der, welcher die Maschine
heizt? (Heizer, Maschinist). Wer gab das Zeichen zur Abfahrt?
(Bahnhofsinspektor). Von wo hörten wir dann einen Pfiff? (von der
Lokomotive). Jetzt setzte sich der Zug in Bewegung; aber wie? (lang-
sam). Was hörten wir stöhnen? (die Maschine). Was begann sich zu
drehen? (Räder); wie sind dieselben? worauf bewegen sie sich? (Gleisen).
Woraus sind die Gleise gemacht? wie viele sind es, da sich die Räder
an beiden Seiten des Wagens befinden? (Sprecht: Zwei neben einander
liegende Gleise bilden ein Paar oder einen Schienenstrang). Wie
wurde die Bewegung nach und nach? (schnell). Woran flogen wir vor-
bei? (Häusern, Bäumen). Welche Häuschen sahen wir öfter an der
Bahn? (Wärterhäuschen). Wer wohnt in denselben? (Bahnwärter).
Worauf haben die Bahnwärter zu achten? Was würde leicht geschehen
können, wenn sich dicke Steine oder Balken auf den Gleisen befänden?
(ein Unglück). Sprecht: Der Zug kann leicht aus dem Gleise kommen
oder entgleisen, wenn iz. Dann würden die Wagen übereinander-
stürzen, und wer könnte dabei umkommen oder verletzt werden? Wo hielt
der Zug? wo zuletzt? Auf welcher Station sind wir ausgestiegen? Wie
lange fuhren wir? Wann stiegen wir wieder ein? wo? Wann kamen wir
wieder nach Hause? Wie lange dauerte die Reise? Welche Ortschaften
haben wir gesehen? zc. nördlich von der Bahn? südlich iz.
NB. Die Wiederholung einer solchen Lektion dürfte auch für das 3. oder
4. Schuljahr nötig sein.
35. Ter Herbst kommt.
a. Wie lange haben wir wieder Ferien oder Ruhetage in der
Schule gehabt? (14 Tage). Wie viel Wochen? Wie nennen wir diese
Ferien, da sie um Michaelis (so heißt der 29. Sept.) gewesen sind?
Wann hat die Schule wieder ihren Anfang genommen? Welche Jahres-
zeit ist mit den Michaelisferien vorbei, oder vergangen? Welche Jahres-
zeit beginnt nun? Das können wir auch an der Sonne sehen. Wie stand
sie im Hochsommer um Mittag? wie jetzt schon? (niedriger). Wann ging
sie im Hochsommer auf? wann jetzt? (nach 6 Uhr morgens). Wann ging
sie im Hochsommer unter? wann jetzt? (vor 6 Uhr abends). Wie lange
scheint sie also noch? wie lange schien sie im Hochsommer? Wie werden
also jetzt die Tage? und die Nächte? Sprecht: Im Herbste geht die
Sonne später auf und früher unter als im Sommer. Die Tage werden
kürzer, die Nächte aber länger. Es nehmen aber nicht allein die Tage
ab an Länge; was ist auch mit der Sonnenwärme der Fall? Sprecht:
Im Herbste nimmt die Sonnenwärme ab oder sie wird schwächer. Wie
wird dann die Lust oder Temperatur werden? (kühler, kälter). Wie
ist aber das Wetter in den Michaelisferien und auch bis jetzt gewöhnlich
noch gewesen? (schön). Wie war die Luft, da es uicht wehte oder stürmte?
(still). Sprecht: Auch im Herbste ist das Wetter oft noch schön und die
Luft still und angenehm. Aber wie wird das Wetter nun bald werden?
— 172 —
(schlechter). Wie nennen wir das Wetter, wenn es viel regnet? (regnerisch).
Wie nennen wir die Luft, wenn es viel stürmt? (stürmisch). Wie wird
das Wetter im Spätherbste, nach einigen Wochen sein? Was für Kleider
ziehen wir dann im Herbste an? (dickere und wärmere). Was machen
wir im Ofen an? Wie nennen wir das Feueranmachen, da der Ofen da-
durch heiß werden soll? (einheizen). Wogegen wollen wir uns dadurch
schützen? (gegen die Kälte). Sprecht: Im Herbste ziehen wir dickere und
wärmere Kleider an. Auch heizen wir ein, um uns gegen die Kälte
zu schützen.
d. Wo fanden wir im Sommer oft kleine Wasserbläschen? (am Grase,
den Pflanzen). Wie nennt man die Wasserbläschen, welche zc.? (Tau).
Wo schweben jetzt, besonders des Morgens, viele solcher kleinen Wasser-
bläschen? (Lust). Was bilden sie? Sprecht: Im Herbste schweben viele
kleine Wasserbläschen in der Luft, welche den Nebel bilden oder welche
man Nebel nennt. Was sehen wir oft am Himmel, wenn der Nebel
verschwunden ist? (Wolken). Was wird durch Wolken und Nebel ver-
dunkelt? (Lust, Himmel). Im Frühlinge und Sommer hörten wir viele
Vögel singen; wie sind sie jetzt geworden? (stumm). Sprecht: Der Gesang
der Vögel ist verstummt. Manche Vögel sind gar nicht mehr hier;
wohin sind sie geflogen oder gezogen? (andere Länder), welche z. B.?
(Schwalben, Störche). Sprecht: Vögel, die im Herbste in fremde Länder
ziehen, nennt man Zugvögel. Wie wird die Luft ihnen geworden
fein? (zu kalt) und was können sie hier nicht mehr finden? (Nahrung).
Sprecht: Die Zugvögel werden durch die Kälte und den Nahrnngs-
mangel vertrieben. Welche schöne Pflanzen, die eine Zier des Sommers
bildeten, sind jetzt auch in Feld und Garten verschwunden? (Blumen). Sprecht:
Im Herbste ist der Gesang der Vögel verstummt und die Blumen sind
verblüht. Wie sieht das sonst grüne Laub an den Bäumen jetzt aus?
(gelb). Sprecht: Das Laub an den Bäumen ist vergilbt. Was ver-
lieren die Bäume und Sträucher auch bald? (Früchte, Laub). Wie sehen
sie aus, wenn sie ihren Laubschmuck verloren haben? (kahl). Sprecht:
Bäume und Sträucher entlauben oder entblättern sich im Herbste ic.
Aber der Herbst bietet uns doch mancherlei Gaben. Was erntet
man jetzt noch im Garten und auf dem Felde? (Kartoffeln, Rüben, Möhren,
Kohl ?e.). Wohin schaffen wir dieselben? (Keller, Gruben). Was macht
der Bauer jetzt auf dem Acker? (pflügt?c.). Wohin treibt jetzt der Hirt
die Viehherde nicht mehr? (auf das Feld, die Weide), weshalb nicht?
Welche Tiere können die Kälte etwas länger vertragen und werden des-
halb auch noch aus die Weide getrieben? (Schase). Wo bleibt das übrige
Vieh den ganzen Winter hindurch? (im Stalle). —
Hast du kürzlich den Mond gesehen? Wie sah er aus? und wo stand
er? (gestern um 6 Uhr? 9 Uhr ?c.). Sagt mir morgeu genau, wann
der Mond heute untergegangen ist und dann seht, wann der Mond morgen
abend untergeht; endlich sollt ihr mir übermorgen sagen, um wie viel
sich der Mond täglich verspätet.
— 173 —
39. Der Fuchs.
Welchem bekannten Haustiere ähnelt der Fuchs? (dem HundL, be-
sonders dem Spitz). Der Fuchs ist ein Vetter des Hundes und sieht
dem Spitz sehr ähnlich. Welche Farbe hat er aber? (rote, eigentlich braun-
rote). Wie sieht sein roter Pelz unter dem Bauche aus? (weißlich). Wie
sind auch manche Pferde? (fuchsrot) und wie heißen sie darum? (Füchse).
Wie ist die Schnauze des Fuchses? (spitz, zugespitzt), wie die Zähne?
(scharf), wie die Ohren? (spitz). — Womit ist sein langer Schwanz be-
deckt? (mit langen Haaren). Er trägt einen langen, dicken, buschigen
Schwanz. Wozu dient ihm dieser Schwanz, wenn er von Feinden (Hunden)
bedrängt wird? (er schlägt sie damit ins Gesicht, verteidigt sich damit).
Da er einem Hunde ähnlich ist, so muß er auch wie dieser gut lausen,
springen und beißen können. Worauf lauert er aber wie eine Katze?
(auf seine Beute), auf welche? (Hasen, junge Rehe, Hühner, Gänse, Enten ?c.).
Womit muß er freilich im Walde oft vorlieb nehmen, wenn er nichts
besseres haben kann? (mit Fröschen und Mäusen). Wie pflegt er seine
Beute zu fangen? (er schleicht heran, duckt sich, lauert und springt darauf
los). Er hat auch vortreffliche Waffen zum Angriff wie zur Verteidigung,
welche wohl? (scharfe Zähne und Zehen). Wie viele Zehen hat er an
den Vorderfüßen? (vier), wie viele an den Hinterfüßen? (fünf). Was
kann er damit, da gute Krallen daran sitzen? (kratzen). Was scharrt
er sich damit auch aus? (eine Höhle). Die Fuchshöhle nennt man den
Fuchsbau. Manchmal ist er zu bequem, sich selbst eine geräumige
Höhle mit mehreren Ausgängen zu graben; dann vertreibt er den Dachs
aus seinem Bau und wohnt darin. -—
Was für ein Tier muß der Fuchs nach alledem sein? (ein gefähr-
liches Raubtier). Wer stellt ihm darum auch eifrig nach? (Jäger).
Allein dieser kann ihn nicht immer erwischen, da er sehr schlau ist und
sich den Tag über in seinem Bau verborgen hält. Er stirbt lieber den
Hungertod, als daß er sich gefangen giebt.
(Der Lehrer erzählt noch, wie der Fuchs in Fallen gefangen wird,
wovon er eine Zeichnung entwerfen kann, falls ihm keine gute Abbildung
zu Gebote steht.)
Die Geschichte Reinekes. W. I. 153.
41. Ter Karpfen oder der Goldfisch.
NB. In Ermangelung eines Karpfens, der wenigstens lebendig und im
Wasser schwimmend nicht leicht vorzuzeigen, sondern in der Regel nur nach Ab-
bildungen zu behandeln ist, empfiehlt es sich, Goldfische im Glase mitzubringen
und diese als Vertreter (Repräsentanten) der Fische, zumal des verwandten Karpfens
zu betrachten.
a. Was für Tierchen habe ich euch hier mitgebracht? (Goldfischchen).
Worin schwimmen sie? (im Wasser) und worin befindet sich das Wasser?
(in einem großen Glase, einer Glasglocke). Zu welchen Tieren gehören
die Goldfische? (Fische) und warum nennen wir sie Goldfische? (weil
— 174 —
fie goldgelb aussehen). Am Goldgelb haben wir immer unsere Freude,
besonders, wenn es lebendig ist. Woran seht ihr, daß es wirkliche, leben-
dige Fische sind? (sie bewegen sich). Wie nennen wir die Bewegung der
Fische im Wasser? (sie schwimmen). Womit schwimmen sie so geschickt?
(mit den Flossen). Was fehlt ihnen nämlich für die Bewegung ans
dem Lande? (Füße). Dafür können sie im Wasser um so flinker und ge-
schickter sich bewegen. Wir sehen uns die Flossen oder Floß federn etwas
näher an. Wo steht die längste (eigentlich breiteste) Flosse? (auf dem
Rücken) — es ist die Rückenflosse. Wo stehen zwei andere Flossen? . . .
das sind die Brustflossen. Und wie heißen diese beiden Flossen, welche
weiter nach hinten, am Bauche sitzen? (Bauchslossen). Wo bemerkt ihr
sonst noch Flossen? (am Schwänze). Welche Gestalt hat die Schwanzflosse?
(wie ist sie in der Mitte? — ausgeschnitten). Es hat ja in Wirklich-
keit niemand etwas mit der Schere herausgeschnitten; es sieht nur so aus
und darum sagen wir: Der Goldfisch (Karpfen) hat einen ansgeschnit-
tenen Schwanz. In den Flossen befinden sich dünne Knochen, wie sonst
im Körper der Fische. Wie heißen die spitzen, dünnen Fischknochen? (Gräten).
Ihr wißt, daß ihr euch beim Essen der Fische besonders vor diesen Gräten
in acht uehmeu müßt (warum?) Womit sind die Gräten in den Flossen
verbunden? (mit einer Haut) — gerade so wie bei deu Schwimmvögeln
die Fußzehen mit Schwimmhäuten. Was können sie darum um so
besser mit den Flossen? (schwimmen). Seht, wie sie die Flossen rühren,
damit das Wasser schaufeln und sich spielend nach allen Seiten bewegen.
Sie würden nicht so geschickt schwimmen können, wenn ihr Körper nicht
ähnlich wie ein Kahn gebaut, kahnsörmig wäre. Wie ist er nämlich
vorn uud hinten? (spitz) und an den Seiten? (platt, zusammengedrückt).
b. Was öffnen sie vorn am Körper von Zeit zu Zeit? (den Mund).
Welche Gestalt hat der geöffnete Mnnd? (eine runde). Was schluckt
der Fisch eiu? (Wasser). Das thut er nicht bloß zum Trinken, sondern
auch zum Atmen der Lust, die im Wasser vorhanden ist. Doch werdet
ihr das erst später begreifen können. Wo stoßen sie das verschluckte
Wasser wieder aus? (. . -), seht hier an der Seite des Kopfes, wo die
Kiemen sitzen, die sie öffnen und schließen. Vergleicht den Fisch einmal
mit einem Hund oder Schaf: Womit sind diese bedeckt? (mit Haaren oder
Wolle). Das fehlt dem Fische; was hat er dafür? Schuppen. Fische
sind mit Schuppen statt der Haare oder Wolle bedeckt. Wer hat schon
einen Fisch in der Hand gehabt? Wie fühlt sich der Fisch an? (kalt).
Fische haben kaltes, rotes Blut, wie die Frösche. Wie fühlte sich ferner
der Fisch an, da die Schuppen mit Schleim überzogen sind? (glatt,
schleimig). Wer hat schon einmal einen Fisch singen oder zischen oder
pfeifen oder gar sprechen hören? Wie sind also die Fische, da sie keine
Stimme haben? (stumm). Was habt ihr aber im Munde (Maule) schon
gesehen? (Zähne). Was können sie gewiß damit? (beißen). Der Hecht
hat sogar sehr viele uud sehr scharfe Zähne; er ist ein arger Raubfisch;
er frißt auch andere Fische. Wovon lebt aber der Goldfisch, den wir im
Glase halten? (von Wasser und kleinen Tierchen, die sich im Wasser be-
— 175 —
finden). Darum müssen wir ihm auch öfters frisches Wasser (Flußwasser)
geben. Was geben wir ihm wohl sonst noch zu fressen? (Brot- oder
Semmelkrümchen, Oblaten, am besten Ameiseneier oder -puppen). .Was
würde geschehen, wenn wir ihn nicht regelmäßig fütterten? (er würde
sterben). Seht, wie zutraulich die Fischchen schon geworden sind und
wie erwartungsvoll und bittend sie uns mit ihren großen allezeit offenen
Augen ansehen! Sprechen können sie freilich nicht.
44* Das Feuer.
Was finden wir jetzt im Ofen, da es kalt geworden ist? (Feuer).
Wogegen wollen wir uns durch Feuer schützen? (Kälte). Ohne Feuer
würden wir jetzt frieren, darum ist das Feuer eine große Wohlthat.
Wie machen wir jetzt Feuer im Ofen an? (mit Schwefelhölzchen, Streich-
Hölzchen). In alten Zeiten kannte man aber keine Schwefelhölzchen; da
machte man Feuer durch Aueinanderreiben zweier Hölzer, und wenn das
zu mühsam war, da holte man sich Feuer von einem brennenden Baume
oder einem Hause. Wodurch geraten Häuser denn oft in Brand? (Blitz).
Sprecht: Der Blitzstrahl entzündet unsere Häuser; auch entzündet und
spaltet er Bäume. Nenne mir Stoffe, die sich leicht entzünden oder
leicht brennbar sind? (Holz, Flachs, Stroh, Kleider, Papier 2c.). Welche
sind nicht brennbar? (Steine, Glas, Eisen und andere Metalle). Ich will
euch aber zeigen, daß Eisen und Stahl auch feurig werden können (Lehrer
schlägt mit einem Stahl an einen Stein): Was halte ich in der rechten,
was in der linken Hand? Womit schlage ich an den Stein? Was seht
ihr herausfliegen? (Funken). Diese kommen aus dem Stahl (nicht aus
dem Stein). Womit habe ich also die Feuerfunken aus dem Stahl ge-
schlagen? Was für ein Stein ist es deshalb? (Feuerstein). Sprecht:
Mit dem harten Feuerstein kann man Feuerfunken aus dem Stahl schlagen.
(Lehrer legt einen Schwamm an den Feuerstein, so daß sich dieser beim
Schlagen entzündet): Was seht ihr jetzt glimmen? (Schwamm). Sprecht:
Der glimmende Schwamm brennt. Der Schwamm ist ein leicht entzünd-
licher Stoff. (Lehrer hält ein Stück Papier an den glimmenden Schwamm
und bläst dagegen:) Was habe ich jetzt entzündet? wie? Was steigt denn
von dem Papier auf? (Rauch, Flamme). Was kann ich nun weiter
damit anzünden? (Stroh, Holz zc.). Was flammt im Ofen? Die Flamme
einer Kerze bewegt sich oft schnell hin und her; dann sagen wir, sie
flackert. Was steigt aber von der noch glimmenden Kerze auf, nachdem
ich die brennende Kerze ausgeblasen habe? (Qualm). Sprecht: Ein
qualmendes Licht ist uns sehr unangenehm. Wie löscht man die bren-
nende Lampe aus? (durch Blasen, Herunterschrauben). Wann erlischt
sie aber auch von selbst? (wenn das Öl, Petroleum verbrannt ist). Sprecht:
Wenn das Feuer keine Nahrung mehr findet, so erlischt es von selbst.
Was bleibt im Ofen zurück, wenn das Feuer erloschen ist? (Asche). Wie
sieht Holzasche aus? wie Steinkohlenasche? Was bleibt im Ofen an den
Wänden, im Rohr und im Kamin vom Feuer zurück? (Ruß). Wie sieht
— 176 —
er aus? Wer reinigt oder fegt den Ofen? Womit kann man brennendes
Holz oder glühende Kohlen anfassen? (Zange). Womit rührt man im
Feuer, um es besser brennend zu machen? (Rühreisen, Schüreisen). Wohin
fällt die Asche des Ofens? (Aschenkasten). Womit nimmt man die Asche
aus dem Kasten? (Schaufel). Wo bleibt die Asche?
d. Wann legen wir Feuer im Ofen an? (wenn es kalt wird), wes-
halb? (um das Zimmer zu heizen; um uns gegen die Kälte zu schützen).
Das Feuer ist also, wie wir schon gehört haben, eine große Wohlthat
für die Menschen. Wir wollen aber untersuchen, welchen weiteren Nutzen
es für uns hat. Was könnte der Bäcker nicht backen ohne Feuer? Wo
macht er deshalb ein großes Feuer an? Nennt mir andere Speisen,
welche durch Feuer gebacken werden? Welche Speisen werden gekocht? ge-
braten oder geröstet? Wir haben neulich eine Reise auf der Eisenbahn
gemacht; womit wurde der Dampfwagen oder die Lokomotive auch geheizt?
Ohne was könnten wir also nicht auf der Eisenbahn reisen? Wer hat
sonst noch Dampfmaschinen gesehen? Was setzten sie in Thätigkeit? Welches
Licht brennen wir abends in den Zimmern? Welches Licht brennt in den
Straßen? (Gas). Wo wird das Gas bereitet? woraus? (Steinkohlen).
Nennt mir Werkzeuge aus Eisen oder Stahl! Wer bereitet sie? Was
hat aber der Schmied zum Schmieden außer Eisen und Stahl noch nötig?
Wozu hat selbst der Tischler das Feuer nötig? (Leim kochen), wozu der
Goldschmied? der Glasbläser? der Töpfer und Ziegelbrenner? zc. Wir
sehen also, daß das Feuer eine wohlthätige Gabe Gottes ist, für die
wir recht dankbar sein sollten. Aber was kann es auch leicht anrichten,
wenn wir es nicht sorgfältig bewahren und vorsichtig damit umgehen?
(Schaden). Bei einer Feuersbrunst gleicht die Flamme einem wilden
Raubtiere, das alles zerreißt und verschlingt. Wir müssen sie dann wie
ein Raubtier bezähmen. Darum spielt nicht mit dem Feuer! „Wohlthätig
ist des Feuers Macht, wenn es der Mensch bezähmt, bewacht."
Sprichwörter — Nr. 164 und Rätsel — Nr. 163.
47. Werkzeuge.
a. Ich gebe euch ein Rätsel auf: „Zwei Löcher Hab' ich, zwei
Finger brauch' ich. So mach' ich Großes und Langes klein und trenne,
was nicht beisammen soll sein" — das ist eine Schere. (Der Lehrer
zeigt sie vor und weist daran die Richtigkeit des Rätsels nach). Wer
gebraucht oft eine Schere? (die Mutter, die Näherin). Wozu? (zum
Schneiden). Was trennt sie damit? Was gebraucht sie zum Nähen oder
Zusammenfügen der Kleidungsstücke? (eine Nadel, Nähnadel). MitSchere
und Nadel arbeitet oder wirkt die Mutter; was sind sie darum? (ihre
Werkzeuge). Sie hat noch andere Werkzeuge nötig, was z. B. zum
Stricken? (Stricknadeln), was zum Häkeln? (die Häkelnadel). Wozu
gebraucht sie ein Plätteisen? (zum Plätten), wozu eine Wage? (zum
Wägen), wozu die Schlüssel? (zum Aufschließen). Was schließt sie damit
aus und zu? (Schränke). Das alles und noch anderes gebraucht die
— 177 — -
Mutter. Welches sind denn die Arbeits- oder Werkzeuge deines
Vaters?____Was gebraucht er z.B. am Schreibtische? (Federn, Messer),
was im Garten? (Gartenmesser), was zum Holzspalten? (Axt oder Beil),
was zum Hämmern? (Hammer und Nägel) u. a. Was hat der Bauer
zum Mähen von Gras und Getreide nötig? (Sense und Sichel); was
der Gärtner zum Umgraben des Landes? (Spaten), was zum Zerkleinern
und Ebnen des Bodens? (Harke). Wozu gebraucht man die Harke sonst
im Garten? (zum Reinigen).
d. Noch mehr Werkzeuge haben unsere Handwerker nötig. Wir
wollen diese wichtigen Arbeiter später in ihren Werkstätten besuchen. Für
jetzt habe ich euch einen Kasten mit Handwerkszeugen mitgebracht —
es ist ein Werkzeugskasten, den ich zu Hause auch öfter gebrauche.
(L. zeigt die einzelnen Werkzeuge vor und fragt nach Namen und Ge-
brauch). Welcher Handwerker gebraucht z. B. den Hammer? (Tischler,
Zimmermann, Schuhmacher zc.), wozu? (zum Hämmern oder Befestigen).
Was ist dies? (Säge). Woran seht ihr das? (an den Zähnen, Spitzen).
Was kann man damit zerschneiden oder sägen? Womit macht der Tischler
ein rundes Loch in das Holz? (mit dem Bohrer), womit ein größeres
viereckiges Loch? (mit dem Meißel). Womit reibt der Schlosser ein Stück
Eisen kleiner? (mit der Feile); womit reißt er nämlich kleine Eisenteile
ab? (mit den Zacken der Feile), wie muß die Feile aber sein? (hart).
Der Glaser hat ein noch härteres Werkzeug nötig; womit zerschneidet
er das Glas? (mit einem Diamantstift). Was hat der Schuhmacher
zum Bohren eines Loches nötig? (einen Pfriemen). Was bedarf der
Tischler und Zimmermann zum Glätten des Holzes? (einen Hobel); was
der Maurer zum Anwerfen von Lehm und Kalk? (eine Kelle), was zum
Richten oder geradlinigen Bauen? (ein Richtmaß, ein Lot oder Senk-
blei) — L. zeigt den Gebrauch —; was, um einen rechten Winkel zu
bauen? (ein Winkelmaß, einen Winkelhaken), was zum Abmessen der
Länge und Breite oder eines Kreises? (zu zeigen — einen Zirkel). —
Es giebt noch sehr viele andere Werkzeuge uud viele Handwerker in
der Welt, welche dieselben fleißig und geschickt gebrauchen müssen, um sich
ihr Brot damit zu verdienen. Je besser die Werkzeuge sind, desto ge-
schickter und flinker kann der Handwerker damit arbeiten. Es sind eigentlich
kleine Maschinen. Wie machen gute Maschinen dem geschickten Menschen
die Arbeit? (leicht) — sie erleichtern ihm die Arbeit. Ob die Menschen
in alten Zeiten auch wohl so viele und so gute Werkzeuge hatten? Gewiß
nicht. Was mochten sie wohl als Hammer gebrauchen? (einen Stein, ein
Stück Holz zc.), was als Messer? oder Bohrer oder Säge? (einen scharfen
oder fpitzen Stein), was als Nadel? (einen dünnen Knochen, einen
Dorn) ?c.
Wir sehen also, daß die Menschen in der Erfindung guter Werk-
zeuge auch geschickt gewesen sind. — „Den Geschickten hält man wert,
den Ungeschickten niemand begehrt. Übung macht den Meister." —
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 12
178 —
48. Die Hausmaus.
Rätsel: Ich suche im Hause uud Felde mein Brot;
die Katze verfolgt mich uud macht mir viel Not.
Das ist die Maus, die als Hausmaus bei uns im Hause lebt.
Ich habe euch eine Maus mitgebracht; lebt sie noch? (nein, sie ist tot).
Worin steckt sie? (in der Falle). Womit sitzt sie in der Falle fest? (mit
dem Kopfe, der Schnauze). Wir wollen sie daraus los macheu — was
bemerkt ihr am Kopfe? (er ist gedrückt, verwundet, blutig). Wohin hatte
nämlich die lebende Maus die spitze Schnauze gesteckt? (in das Loch der
Falle). Was hatte sie dort gewiß gerochen oder auch gesehen? (den
Speck), der als Köder oder als Lockspeise hineingesteckt war. Was
fiel aber zu, als die Maus oben am Specke nagte? (die Falle). Und
wie war nun die Maus? (gefangen). Bald darauf muß sie auch wohl
gestorben sein — dies arme Mäuschen! — die „Geschichte von der klugen
Maus" (vou Grimm) erzählt, W. I. Nr. 179. — Betrachten wir die Maus
etwas genauer! Zu welchen Tieren gehört sie, da sie Junge gebärt und
sängt? (zu den Sängetieren). Wie ist sie, groß oder klein? (klein).
Sie ist unser kleinstes Säugetier. Wie ist das Fell? (grau und weich).
Wie ist die Schnauze vorn? (spitz). Was für Haare sitzen an der Schnauze?
(Spürhaare). Was für einen Schwanz hat sie? (einen langen). Womit
ist derselbe bedeckt? (mit Schuppen). Der Schwanz biegt sich auch
leicht, — er ringelt sich, wie wir auf diesem Bilde sehen. Die Maus
hat einen langen geringelten Schuppeuschwauz.
Die Maus nascht, ist naschhaft, eine Näfcheriu. Was beuascht sie?
(Speck, Fleisch, Brot, Butter, Käse, Körner)—fast alles, was uns zur Nahrung
dient. Zu welcher Zeit geht die Maus ihrer Nahrung nach? (wenn es
dunkel ist, in der Nacht). Wohin verkriecht sie sich am Tage? (in ihre
Löcher). Wo befinden sich diese? (im Boden, in der Mauer). Was müssen
die Mäuse besitzen, um Löcher in hartem Boden graben zu können? (scharfe
Zähne und Krallen). Die Zähne sind fast wie Meißel gestaltet, sind
meißelsörmig. Zu welchen Tieren gehört die Maus, da sie fast alles
benagt? (zu den Nagetieren). Was zernagt sie uuter andern mit
ihren meißelförmigen Vorderzähnen? (Papier, Leder, Stroh und andere
feste Sachen). Kein Wnnder, daß wir die Mäuse als eine Plage in
Haus und Feld verfolgen. Welches Tier halten wir uns deshalb zum
Mäusefang? (Katze). Was stellen wir für die Mäuse in Küche und
Keller auf? (Falleu). Es hilft aber alles nicht viel, da sie sich stark
vermehren. —
51. Die Kirche.
NB. Nach einer gemeinsamen Besichtigung von außen und von innen.
a. Welches große Gebäude haben wir gestern besucht? Kennt ihr
größere Gebäude in unserer Stadt? Sprecht: Die Kirche ist gewöhnlich
das größte Gebäude im Wohnorte. Wo (an welcher Straße, welchem
Platze) steht sie? Wovon ist sie umgeben? Hat sie einen Turm (mehrere
Türme)? An welcher Seite der Kirche steht dieser? Hat derselbe ein spitzes
oder ein flaches Dach? Wie viele Schalllöcher hat er? wie viele Glocken?
(Später wollen wir den Turm noch genauer betrachten.)
Woraus ist die Kirche gebaut? (Steinen), aus welchen? (Backsteinen,
Sand- oder Bruchsteinen). Wozu sind diese zusammengefügt? (Mauern).
Wie viele Hauptseiten hat das ganze Gemäuer? In welcher Richtung
stehen die Langseiten? Sprecht: Die Kirchen sind gewöhnlich mit den
Langseiten in der Richtung von Ost nach West gebaut. Wie stehen oder
verlaufen denn die anderen, die Breitseiten? (Lehrer zeichnet den Umriß
und dann eine Langseite im Aufriß an die Wandtafel.) Wovon ist die
Seitenmauer durchbrochen? (Fenstern). Wie viele Fenster hat jede Lang-
seite? wie viele haben beide zusammen? Wodurch zeichnen sich die Kirchen-
senster vor gewöhnlichen Fenstern aus? Vergleicht sie mit diesen in der
Höhe und Breite! Sprecht: Die Kirchensenster zeichnen sich vor gewöhn-
lichen Fenstern durch Höhe und Breite aus. Aus was für Glase bestehen
sie zum Teil? (aus buntem Glase). Von welcher Seite konnten wir die
Glasgemälde an den Fenstern am besten sehen? (von innen). Was
bildet den obersten Teil des Gebäudes? (Dach). Woraus ist dasselbe
gebaut? (aus Holz und Ziegeln oder Schieferplatten). Sprecht: Das
Holzwerk des Daches bildet den Dach stuhl und die Ziegel oder Schiefer-
platten bilden die Bedeckung desselben. Was haben wir über der Spitze
des Daches gesehen? (Kreuz ?e.), an welchem Ende des Daches?
d. Jetzt wollen wir in die Kirche eintreten. Wo befindet sich die
Haupteingangsthür? Wie viele Seitenthüren hat die Kirche? Durch
welche Thür sind wir gestern eingetreten? Worunter befanden wir uns
nach dem Eintritt? (unter dem Orgelboden). Befinden sich in diesem
Vorraum unserer Kirche schon Sitze oder Kirchenstühle? Was führt der
Länge nach in der Mitte durch die Kirche? (Gang). Wie viel Neben-
gänge haben wir außer diesem Hauptgange noch gefunden? (Lehrer
zeichnet den Grundriß des Schiffs an.) Was befindet sich zu beiden Seiten
des Hauptganges? (Stühle und Sitze). Wer hat sie in der Reihe ge-
zählt? Was steht zu beiden Seiten des Mittelraumes? (Pfeiler). Was
tragen dieselben? (das Dach, das Gewölbe). Sprecht: Tie Decke ist nicht
flach, sie ist gewölbt.
Merke: Der Teil im Innern der Kirche, der sich zwischen den Pfeilern
befindet, heißt das Schiff der Kirche. (Kleinere Kirchen sind gewöhnlich
ohne Pfeiler; in denselben heißt dann der Hauptraum das Schiff.) Was
sahen wir an dem einen südlichen Pfeiler? (die Kanzel). Wer besteigt
die Kanzel? (Prediger). Wann? weshalb? (predigen). Wohin tritt
er nach der Predigt? (vor den Altar). Wo steht derselbe? (am Ende
der Kirche — im Chor). Was steht darauf? (Leuchter, Kreuz). Welcher
Stein steht vor dem Chor oder in der Mitte der Kirche? (Taufstein).
Wer wird dort am Taufstein getauft? (kleine Kinder). — Wenn ihr
größer seid, wollen wir die Kirche noch einmal besuchen, wenn Gottesdienst
darin gehalten wird, und dann wollen wir die Kirche selbst auch noch
genauer betrachten. Das ist sie wohl wert, denn wem dienen (wen ver-
— 180 —
ehren wir dort? (Gott — im Gottesdienste). Als wessen Haus ist die
Kirche darum auch anzusehen? (als Gottes Haus). Das Gotteshaus
muß uns immer heilig sein! Vgl. W. I. Nr. 187 n. s.
54. Der Brunnen.
a. Wozu haben wir Wasser nötig? (zum Trinken, Waschen ?e.).
Woher holen wir es? (vom Brunnen). Wo befindet sich z. B. hier in
der Nähe ein Brunnen? (auf dem Schulhofe, in der____Straße). Das
Wasser in unserm Brunnen ist so verdeckt, daß wir es nicht sehen können,
wenn wir nicht pumpen. Wer hat schon einen Bruunen im Dorfe ge-
sehen? Wie war derselbe, da er wohl nicht zugedeckt war? (offen). Was
stand neben dem offenen Brunnen? (ein Baum oder Balken) und was
lag auch darüber? (ein Balken), das ist ein Balken mit einem Schwengel
daran. Was wurde an dem Schwengel aus der Tiefe gezogen? (Eimer
mit Wasser). Was für ein Brunnen ist es, aus dem wir das Wasser
in die Höhe ziehen? (ein Ziehbrunnen). Wo sieht man solche Zieh-
brunnen nicht? (bei uns in der Stadt). Womit sind die Brunnenlöcher
hier alle verdeckt? (mit Brettern). Was ragt aber daraus hervor? (ein
Rohr, Brunnenrohr). Das Brunnenrohr steckt aber oft in einem kleinen
Brunnenhause. Wie heißt das kleine Rohr, aus welchem das Wasser
fließt, wenn wir pumpen? (das ist das Ausflußrohr). Woran ziehen
oder zucken (worauf drücken) wir? (an dem Schwengel). Was fließt
dann sofort? (das Wasser). So sind unsere Pumpen.
t>. Wer hat schon einmal gesehen, wie man einen Brunnen baute?
Was grub man zuerst in die Erde? (ein großes Loch). Was baute man
in dem Loche ringsherum? (eine runde Mauer). Was sollte nicht in
das Loch stürzen? (die lose Erde). Was setzt man in die Mitte? (das
Brunnenrohr). Und womit bedeckte man das Brunnenloch, damit keine
Menschen oder Tiere hineinfallen können? (mit Brettern).
Was saugt nun das Brunnenrohr von unten her auf? (das Wasser) —
wie das zugeht, lernt ihr später einmal. Was muß demnach immer im
Brunnen sein? (Wasser). Es läuft dort unten das Wasser zusammen,
welches rund herum in der Erde ist; es ist eine Quelle im Brunnen;
was für Waffer ist es also? (Quellwasser). Wozu dient uns das reine
Quellwasser? (zum Trinken, Kochen). Welches Waffer benutzen wir aber
gern zum Waschen? (Regenwasser). Von wo fließt dasselbe herab?
(vom Himmel, aus den Wolken) und wohin versickert es? (in die Erde).
Dort sammelt es sich in den Quellen. So macht das Wasser immer große
Reisen: vom Himmel auf die Erde und in die Erde; von hier wieder
auf die Erde zurück oder als Dunst in die Höhe, wo es die Wolken bildet.
Welches ist für uns, besonders für Kinder das beste Getränk (das
Trinkwasser). — Das Lesebuch erzählt euch von einer Magd, welche
sich schämte, Wasser vom Brunnen zu holen, oder die zu faul dazu war:
W. I. Nr. 201. Dann, wie es einmal dem Fuchs und dem Bock im
Brunnen auf dem Lande ergangen. W. I. Nr. 202.
— 181 —
61» Der Schnee.
Rätsel. In der Luft da fliegt es :c. W. I. Nr. 223, W. 305..
Was liegt hier auf meinem Hute? (Schnee). Wie ist der Schnee
daran gekommen? (darauf gefallen). Woher ist er gefallen? (aus der
Luft). Wo muß er also vorher geschwebt haben? (in der Lust). Wer
trug ihn dann weiter? (der Wind). Sprecht: Der Schnee schwebt in
der Luft und wird vom Winde weiter getragen oder geweht. Ich kann
gar nicht fühlen, daß mich etwas drückt; wie muß also der Schnee sein?
(leicht). Welches Aussehen hat er? (weißes Aussehen). Wenn der Erd-
boden mit Schnee bedeckt ist, so können wir im Sonnenschein nicht gut
sehen — der Schnee blendet uns dann. Sprecht: Der Schnee ist blen-
dend weiß. Wie fühlt er sich an? (kalt, naß). Sprecht: Der Schnee
ist leicht, blendend weiß, kalt und feucht. Vorher war kein Schnee in
der Luft; was sähet ihr vielmehr darin schweben? (Nebel). Darauf wurde
es kälter — die Nebeltropfen froren, und es wurden Schnee st ernchen
daraus (wiederholen). Der erste Schnee, Nr. 224. — Wer von euch
hat Schneesternchen auf der Schiefertafel aufgefangen, wie ich euch geraten
hatte? (____) Sprecht: Schneesternchen kann man am besten auf der Schiefer-
tafel auffangen und betrachten. Wie muß sich dann aber die Tafel auch
anfühlen? (kalt). Weshalb? (weil die Sternchen sonst schmelzen würden).
Sprecht: Schneesternchen sind leicht schmelzbar. Wer hat gesehen, wie
viele Spitzchen oder Ecken jedes Flöckchen hatte? (sechs). Der Lehrer zeichnet
einige Flöckchen in einfacher aber vergrößerter Gestalt an die Wandtafel
und läßt sie nachzeichnen. Sprecht: Jedes Schneesternchen hat sechs
Spitzen oder Ecken; es ist sechseckig. Die großen Flocken bestehen aus
vielen kleinen Sternchen. Womit ist jetzt die Erde überall bedeckt? (Schnee).
Was bildet also der Schnee für die Erde? (Decke). Unter einer Decke
bleibt man warm; wie mag auch die Saat (das Korn) unter derselben
bleiben? Was erhält also die Schneedecke im Winter warm? (Saat oder
Korn). Wie sehen auch die Häuser und Bäume jetzt aus? Was für ein
Kleid haben sie also auch angezogen? Wer leidet draußen aber Not?
(Vögel, das Wild ?c.), Nr. 226. Mas bildet ihr aus dem Schnee, wenn
ihr ihn werfen wollt? (Schneeball). Wir ballen also den Schnee, wenn
wir damit werfen wollen. Wen dürft ihr aber nicht damit werfen? Wohin
dürft ihr besonders nicht werfen? Dafür wollen wir lieber vom Schnee
etwas bauen, was wohl? (Schneemann). Was für Teile muß ein
Schneemann haben? (Kopf, Augen, Rumpf :e.). Der Schneemann, Nr. 227.
Wie lange steht der Schneemann? (so lange es friert). Was geschieht
dann mit ihm, wenn warmes Tauwetter eintritt? (er schmilzt). Wes-
halb? Ich denke aber, daß es noch lange frieren wird; worin können wir
dann auch einmal fahren? (in Schlitten). Welche Tiere werden vor die
großen Schlitten gespannt? (Pferde). Womit sind aber die Pferde be-
hangen, damit man sie weithin hören kann? (Schellen). Wie nennt man
deshalb den Schlitten? Sprecht: Im Winter fährt man in Schellen-
schlitten. Wir hören dann ost ein Schellengeläute. Wie heißen die
— 182 —
kleinen Schlitten, welche man schiebt? (Schiebeschlitten). Wie die-
jenigen, welche man zieht? (Ziehschlitten). Wer von euch hat einen
Ziehschlitten? Wer hat sich darin ziehen oder schieben lassen? Nr. 225, der
Schlittenritt. Die Herrlichkeit dauert aber nicht immer, manchmal gar
nicht lange. Wann schmilzt der Schnee? (wenn es wärmer wird). Sprecht:
Bei wärmerem Wetter schmilzt der Schnee. Was entsteht dann aus dem
Schnee? (Wasser). Worin verwandelt sich also der Schnee durch Wärme?
Wohin fließt das Wasser ab? (Rinne, Graben, Bach, Fluß :c.).
68, Tie Krankheit.
Wer ist einmal krank gewesen? Wer hat einen Kranken gesehen?
Wer einen Toten? Wie seid ihr, wenn ihr nicht krank seid? (gesund).
Was schmeckt dem Gesunden gut? (Essen und Trinken). Wem schmeckt
Essen und Trinken aber nicht gut? Wonach hat der Kranke kein Ver-
langen oder keinen Appetit? Was sehlt ihm also? Was fühlt er oft im
Körper, z. B. im Kopfe, Leibe und den Zähnen? Was für Weh hat er
im Kopfe? im Leibe? in den Zähnen? Welche Krankheit habt ihr gehabt?
du? du? deine Eltern, Geschwister? Wo muß der Kranke meistens bleiben?
(im Zimmer). Wohin legt er sich, wenn es schlimmer wird? Sprecht:
Der Kranke muß das Zimmer hüten und sich zu Bette legen. Worüber
klagt er oft? (Schmerzen, Übelkeit). Wodurch wird er in der Nacht nicht
erquickt? (durch den Schlaf). Sprecht: Er hat viele schlaflose Nächte.
Wen läßt er daun rufen, wenn es schlimmer mit dem Kranken wird?
(Arzt). Welche Ärzte kennt ihr? Wie redet man den Arzt gewöhnlich
an? (Herr Doktor). Wovon soll der Arzt den Kranken heilen? (von
der Krankheit). Was verschreibt er ihm, nachdem er ihn genau unter-
sucht hat? (Arzenei oder Medizin). Wie nennt man den Zettel, auf dem
der Arzt die Arzenei verschreibt? (Rezept). Wohin trägt man das Rezept?
(Apotheke). Was macht nun der Apotheker? Worein gießt er die
flüssige Arzenei? Worein wickelt er die trockne? (Papier, das sind die
Pulver). Manchmal bildet er auch Kügelchen; wie nennen wir Arzenei-
kügelchen? (Pillen). Worin bewahrt man die Pillen auf? (Schachteln ?c.).
Was muß der Apotheker streichen, wenn der Kranke eine Wunde hat?
(Pflaster). Manchmal verordnet der Arzt auch etwas zum Einreiben;
wie nennt man diese Arzenei? (Salbe). Was macht der Kranke mit der
flüssigen Arzenei? (er nimmt sie ein). Wo muß der Kranke sich meistens
aufhalten? (Stube, Bett). Wie wird er im Bette? (heiß, naß). Dann
fagt man, er schwitzt. Wonach verlangt er dann auch? (Nahrung). Sprecht:
Nach dem Schlaf stellt sich der Appetit auch wieder ein. Wie wird es
dann mit ihm? (besser). Wenn es besser mit dem Kranken wird, so ift
er in der Genesung. Sprecht: Er genest von seiner Krankheit. Wovon
kann er dann auch bald wieder ausstehen? (Bette). Was kann er auch
wieder beginnen? (Arbeit). Wie fühlt er sich endlich wieder? (gesund und
kräftig). Wer hat ihm denn geholfen? (der liebe Gott). Ja, dieser hat
die Arzenei gesegnet; was soll ihm der Kranke dafür sagen? (Dank).
— 183 —
Aber der liebe Gott lenkt es manchmal anders. Wie wird es dann mit
dem Kranken, wenn es nicht besser wird? (schlimmer). Die Krankheit
verschlimmert sich. Das kann man schon an dem Kranken sehen; wie
werden seine Hände, Arme:c.? (mager). Er magert ab. Die Schmerzen
werden größer; woran merkt man das? (der Kranke klagt und stöhnt).
Wen ruft er um Hilfe an? (Eltern und den lieben Gott). Aber der liebe
Gott hält es für besser, daß er nicht wieder genest, sein Wille geschehe!
Wer betet mit dem Kranken oder für ihn? (Eltern, Geschwister, Pastor).
Alle sind in großer Angst, sie ängstigen sich. Der Kranke kann sich
kaum mehr rühren; wie wird er dann, da er auch nichts genießt? (matt,
kraftlos). Er kann sich nicht mehr erheben; wer muß ihn heben und ver-
legen? Endlich hört man den Kranken auch kaum mehr stöhnen und klagen.
Was wird ganz leise? (Stimme, Atem). Wie ist er, wenn er nicht mehr
atmet, sich nicht mehr rührt und eiskalt wird? (tot). Wie stirbt er?
(ruhig). Er ist gestorben oder verschieden. Wohin geht seine Seele?
(zu Gott in den Himmel). Wie sind aber darnach die Angehörigen
oder Hinterbliebenen? (traurig). Woran kann man das merken? (Weinen,
Wehklagen). Was für Kleider ziehen sie an? (schwarze, dunkle) oder was
binden sie sich an den Hut, den Arm, in das Knopfloch? (ein schwarzes
Tuch). Sprecht: Die Hinterbliebenen legen Trauerkleider an. — Wie
betest 2c. du, wenn deine Mutter oder dein Vater krank ist? Nr. 263.
Manche kranke Kinder nehmen nicht gern Arzenei. Wie gefährlich
es ist, wenn man die Arzenei trotzig zurückweist, erfuhr einmal ein Knabe,
W. I. Nr. 264.
69. Das Begräbnis.
Rätsel. Der es macht, der will es nicht. — W. I. Nr. 266.
Wir haben gestern vom Sterben gesprochen. Was müssen alle
Menschen? (sterben). Sprecht: Alle Menschen sind sterblich. Wann schon
sterben viele Menschen? (wenn sie jung sind, in der Jugend). Wann
andere? (im Alter). Wer kommt zu allen, um sie abzurufen von der
Erde? (Tod). Wie nennen wir den toten Körper? (eine Leiche, einen
Leichnam). Wohin wird die Leiche (von den Nachbarn) gelegt? (Sarg).
Sprecht: Er wird eingesargt. Wer hat den Sarg gemacht? (Schreiner).
Was für Kleider legen die Verwandten um den Toten an? (schwarze).
Sprecht: Die Verwandten legen schwarze Trauerkleider an, sie trauern.
Wem muß der Tod angezeigt werden? (den Freunden, Bekannten, dem
Geistlichen, der Polizei ic\ Der Sarg mit der Leiche kann aber nicht
lange im Sterbehause bleiben; wohin soll sie gebracht werden? (Kirch-
hos, Gottesacker, Friedhof). Was foll dort mit der Leiche geschehen?
(begraben werden). Welcher Tag muß festgestellt werden? (Begräbnis-
tag). Wer wird zum Begräbnisse eingeladen? (Verwandte, Freunde,
Pastor :c.). Alle diese wollen der Leiche nach dem Friedhofe folgen und
dem Toten damit die letzte Ehre erWeifen (wiederholen!). Wo versammelt sich
das Gefolge? (beim Hause jc.). Welche Leute tragen den Sarg? (Träger,
Leichenträger). Wohin setzen sie ihn? (Wagen, Leichenwagen). Welche
— 184 —
Farbe hat auch der Leichenwagen? (schwarze). Womit sind sogar die
Pferde bedeckt? (schwarze Decken). Wie gehen die Pserde? (langsam).
Wo geht das Gefolge? (hinter dem Leichenwagen). Womit ist der Sarg
bedeckt? (Kränzen). Wo hält der Wagen endlich still? (vor dem Fried-
Hof). Wer muß den Sarg dann an das Grab tragen? (Träger). Wer
hat dieses gegraben? (Totengräber). Jetzt ist alles wieder still. Wer
hält nun eine Rede am Grabe, um die Traurigen zu trösten. Woran
erinnert er die Umstehenden? (an den Tod). Sprecht: „Herr, lehre uns
bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden." — Was
wird darauf geworfen? (Erde). Was hört man von den trauernden Ver-
wandten? (Weinen, Wehklagen). Wie sind alle gestimmt? (traurig und
ernst). Wie kehren sie alle auch vom Grabe heim? Wer kann den Toten
noch lange nicht vergessen? (Verwandte). Was lassen die Verwandten
und Hinterbliebenen ihm auf das Grab setzen? (Kreuz, Stein, Denk-
mal). Durch das Denkmal wollen sie ihn ehren und das Andenken
an ihn erhalten. — Wie einer um sein totes Schwester lein geklagt,
Nr. 267. Wie ein Waisenkind klagt, W. I. Nr. 269.
72. Der Bauer.
Von wem kaufen wir die Milch? Von wem kauft der Bäcker oder
Müller das Korn? (Bauer). Was bebaut oder bearbeitet der Bauer?
(Land). Wo lebt er auch gewöhnlich? (auf dem Lande). Wie nennen
wir ihn darum auch, weil er auf dem Lande arbeitet oder wirtschaftet?
(Landwirt). Wie heißt er, wenn er ein größeres Gut besitzt? (Guts-
besitzer). Sprecht: Der Bauer heißt auch Landwirt; der reiche Bauer
heißt Gutsbesitzer oder Ökonom. Seht doch einmal seine Häuser und
Gebäude an! Wie heißt das Gebäude, in welchem er wohnt? (Wohn-
haus). Wie das, in welchem er sein Korn aufbewahrt? (Scheune oder
Scheuer). Wie das, in welchem das Vieh steht? (Stall). Welcher Raum
befindet sich zwischen diesen Gebäuden? (Hofraum). Was sehen wir ge-
wöhnlich in dem Hofraum? (Brunnen, Wagen, Dünger 2C.). Wo liegt
sein Land? (um das Haus, in der Flur). Er kann alles dieses nicht allein
bewirtschaften; wer hilft ihm bei der Arbeit? (Knechte und Mägde). Sprecht:
Knechte und Mägde bilden das Gesinde des Bauern; sie helfen ihm in
der Wirtschaft. Was muß er ihnen dafür geben? (Essen, Wohnung,
Geld — Lohn). Welches Vieh hält der Bauer? (Pferde, Kühe, Schweine zc.).
Wie nennen wir diese Tiere, da sie bei ihm im Hause leben? (Haus-
tiere). Was giebt der Bauer oder sein Knecht dem Vieh täglich? (Futter,
Wasser). Sprecht: Er füttert sie und zieht sie groß; er treibt Vieh-
zu cht. Womit füttert er das Vieh? Was erhält er von der Kuh und
der Ziege? (Milch). Was muß das Pferd ziehen? (Wagen, Pflug). Was
erhält er vom Schafe? (Wolle). Was muß der Hund bewachen? Wie
sind deshalb die Haustiere, da sie ihm großen Nutzen bringen? (nützlich).
Die Haustiere geben auch Dünger; wohin schafft der Bauer denselben?
(Acker). Was soll der Acker tragen? (Früchte). Wie muß der Acker sein,
— 185 —
wenn er Frucht trägt? (fruchtbar). Wodurch wird der Acker besonders
fruchtbar? (durch den Dünger). Der Bauer muß den Acker aber auch
bearbeiten oder bauen; was treibt er also neben der Viehzucht? (Acker-
bau). Womit baut er den Acker? (Pflug, Spaten, Hacke). Wer zieht
den Pflug? (Pferde, Ochsen). Wer gräbt oder hackt den Acker? Was
wird beim Pflügen, Graben oder Hacken umgewendet? (Erde). Wie wird
dadurch die vorher harte Erde? (weich, locker). Sprecht: Durch Pflügen
und Eggen wird die harte Erde aufgelockert. Was kann der Bauer
jetzt säen? (Korn). Welches Korn? (Roggen, Gerste, Hafer zc. — es
sind die Körner vorzuzeigen). Womit macht er dann den besäten Acker
eben? (Harke, Egge). Sprecht: Er egget das Korn ein oder unter. Was
beginnt nun bald zu wachsen? (Korn). Was wächst aber oft auch unter
dem Korn? (Unkraut). Was muß aber damit geschehen? (ausreißen).
Sprecht: Das Unkraut muß ausgejätet oder ausgerissen werden. Wie
sieht das Korn erst aus? wie zuletzt? (gelb). Wie ist das Getreide
(die Körner), wenn das Korn ganz gelb ist? (reif). Was muß mit dem
reifen Korn geschehen? (geschnitten, gemäht werden). Wer schneidet dann
das Korn? (Schnitter). In welcher Zeit geschieht das? (August — Ernte).
Welches Getreide wird zuerst geerutet? welches dann? Wohin wird das
Getreide gefahren? (Scheune). Was wird hier aus dem Stroh gedroschen?
(Körner). Wohin schickt der Bauer das ausgedroschene Getreide? (Mühle).
Wozu soll es hier gemahlen werden? (Mehl). Was läßt er dann daraus
backen? (Brot). Das Drescherlied, W.I.Nr. 283. Wo bleibt das Getreide,
welches er nicht selbst im Haushalt verbraucht? (verkaufen). Was erntet
der Bauer im Herbst vom Felde? (Rüben, Möhren, Kartoffeln :c.), was
von den Bäumen? (Obst?c.). Wo bleiben diese Früchte? Seht, wie wir
unsere Nahrung (und Kleidung) von dem Bauer erhalten! Er arbeitet für
uns alle; darum ehrt ihn hoch! Arbeiten wir auch für ihn? — Vgl. W. I.
Nr. 284 über die Mühle.
81. Der Kaufmann.
Bei wem kauft ihr den Zucker? den Reis? den Kaffee? zc. (N. N.).
Was sind das für Leute, die uns ihre Waren verkaufen? (Kauf-
leute). Bei wem kauft ihr Tuch zu Kleidern? Sprecht: Herr N. N. ist
ein Krämer. B. ist ein Tuchhändler. Wo kauft man Tabak und Cigarren?
wo Eisenwaren? wo Putzwaren? wo Wein? Bier? Garn? zc. (Geschäft
und Stand bezeichnen lassen). Was muß dir deine Mutter geben, wenn
du etwas für sie kaufen sollst? (Geld). Was bekommt man dafür? (Ware).
Wohin stellst du dich, wenn du z. B. Kaffee bei Herrn N. kaufen willst?
(au den Laden, Ladentisch). Wo befindet sich der Kaffee, Zucker ic. hier?
(in Kisten oder Fässern). Wie viel Kaffee holst du denn? (V4, 1/2t 1 kg).
Was kostet das? Womit muß der Kaufmann die Ware erst abwägen?
(Wage). Wie viele Wageschalen hat die Wage? (zwei). Was stellte der
Kaufmann zuerst auf die eine Schale? Was setzte er dann aus die andere?
Worin giebt Herr N. N. dir den Kaffee? das Petroleum? Womit mißt
— 186 —
Herr B. das Tuch oder Band? (das Meter). Was hast du einmal
dafür bezahlt? Wie heißt der, der etwas kauft? (Käufer). Diejenigen,
welche regelmäßig bei einem Kaufmann kaufen, sind seine Kunden; sie
bilden feine Kundschaft. Dem Käufer ist die Ware aber oft zu teuer,
was bietet er dann dem Kaufmann? (weniger Geld). Sprecht: Wenn
dem Käufer der Preis für die Ware zu hoch ist, so bietet er ihm weniger
Geld. Er handelt oder dingt mit ihm. Gewöhnlich läßt aber ein Kauft
mann nicht mit sich handeln; er hat feste Preise für feine Ware. Manch-
mal hat aber der Käufer nicht gleich Geld, was giebt aber der Kaufmann
seinen Kunden (d. h. den ihm bekannten Käufern) darum doch? Sprecht:
Wenn der Käufer die Ware nicht gleich bezahlen kann, so borgt ihm der
Kaufmann. Welchen Namen erhält dann der Käufer, da er dem Kauf-
mann Geld schuldig bleibt? (Schuldner). — Der Kaufmann N. N.
hier besorgt sein Geschäft nicht allein; er kann es nicht allein besorgen,
weil es zu groß ist; wer hilft ihm darin? (ein Gehilfe, Gehilfen).
Wie heißen die Gehilfen auch, da sie im Laden dienen? (Ladendiener).
Wie heißt der Gehilfe, so lange er das Geschäft noch erlernt? (Lehr-
ling). Woher bekommt der Kaufmann N. N. seine Ware? (—) woher
kommt z. B. der Zucker? (Zuckerfabrik), woher das Tuch? (Tuchfabrik).
Manchmal kommen die Waren sehr weit her; dann schickt der Kaufmann
einen Gehilfen auf Reifeu, um Waren zu kaufen (oder zu verkaufen);
wie heißt der Kaufmann, der auf Reisen geschickt wird? (Reisender).
Was muß der Reisende für seinen Herrn oder Prinzipal kaufen? Was
vertraut der Prinzipal ihm auch an? (Geld). Wie muß also der Reisende
oder der Gehilfe gegen feinen Herrn sein? (ehrlich, treu). Leider sind
dies nicht alle Menschen. Wie nennen wir diejenigen, welche andere um
ihr Geld betrügen? (Betrüger). Wohin kommen Betrüger, wenn der
Betrug (Diebstahl) entdeckt wird? (Gefängnis). „Ehrlich währt am
längsten." —
Der Wohnort (II. Teil)
oder
Anschauungsunterricht und Keimatkunde
im dritten Schuljahre.
A_. Im Arühtinge.
1. Der Frühling.
1. Die Sonne.
a. Der Winter ist vorbei. Im Winter waren die Tage kurz,
die Nächte lang. Die Sonne ging spät auf und zeitig unter. Zu An-
fange des Jahres schien sie nur 8 Stunden. Dann nahmen die Tage
langsam zu, die Nächte langsam ab. Am 21. März ging die Sonne
schon um 6 Uhr morgens auf und erst um 6 Uhr abends unter. An
diesem Tage schien sie genau 12 Stunden; Tag und Nacht waren mithin
gleich lang. Damit war die Zeit des Winters vorbei, und der Frühling
begann. Jetzt geht sie schon vor 6 Uhr auf und erst nach 6 Uhr unter.
Die Bahn, die sie am Himmel durchläuft, wird täglich länger; immer
höher steigt sie am Himmel herauf. Die Tage nehmen deshalb im Früh-
linge noch weiter zu, die Nächte noch weiter ab, bis der Sommer kommt.
Die Jahreszeiten entstehen also durch den Lauf der Sonne. —
b. Was die Sonne ist. Die Sonne ist ein Himmelskörper wie
der Mond und die Sterne. Sie sieht wie eine goldene Scheibe aus, ist
aber eine glühende Kugel. Sie ist viel größer als die Erde und erscheint
nur so klein, weil sie sehr, sehr weit entfernt ist. Sie strahlt Licht und
Wärme aus und beleuchtet und erwärmt dadurch auch die Erde. Das Licht
der Sonne ist sehr hell; es glänzt und blendet die Augen; nur wenn die
Sonne auf- und untergeht, kann man sie anschauen. Das Sonnenlicht über-
strahlt das Licht des Mondes und der Sterne, die auch am Tage am
Himmel stehen. Ohne Sonnenlicht und Sonnenwärine können keine Pflanzen,
Tiere und Menschen leben. Gott weckt und erhält durch die Sonne alles
Leben auf der Erde.
— 188 —
c. Die Himmelsgegenden. Die Gegend, wo die Sonne im
Frühlinge aufgeht, heißt Morgen oder Osten, wo sie untergeht, Abend
oder Westen, wo sie am höchsten steht, Mittag oder Süden; dem Süden
gegenüber ist Mitternacht oder Norden. Wir sehen die Sonne nie im
Norden. Zwischen Süden und Osten liegt Südost, zwischen Süden und
Westen Südwest, zwischen Norden und Osten Nordost, zwischen Norden
und Westen Nordwest.
KB. Die Himmelsgegenden sind durch eine Zeichnung an der Wandtafel zu
veranschaulichen, in der Klasse, auf dem Schulhofe, sowie bei Spaziergängen auf-
zufucheu. —
ä. Licht und Schatten. Die Sonne sendet ihr Licht in geraden
Linien nach allen Seiten in die Welt: sie strahlt ihr Licht aus. Aber
nur ein kleiner Teil ihrer Strahlen trifft die Erde. Die Sonnenstrahlen
durchdringen die Luft; auch durch reines Wasser und Glas dringen sie.
Diese Körper sind durchsichtig. Dichte Wolken, Bäume, Menschen, Häuser,
die Erde ?c. lassen keinen Lichtstrahl hindurch; sie sind undurchsichtig.
Hinter undurchsichtigen Körpern ist Schatten oder Finsternis.
NB. Es ist mit den Kindern zu beobachten, wohin der Schatten eines Baumes
im Schulhofe am Morgen, Mittag und Abend fällt, wann er am längsten und
wann er am kürzesten ist.
e. Die Sonne und das Wetter. Wenn die Sonne im vollen
Glänze am Himmel steht, ist dieser klar; er sieht blau und freundlich aus.
Es ist schönes, helles, heiteres Wetter.
„Sonnenschein, klar und rein,
leuchtest in die Welt hinein,
machst's so hell, so warm, so schön
in den Thälern, auf den Höh'n." (Enslin, W. II. Nr. 2.)
Manchmal versteckt sich die Sonne hinter Wolken; der Himmel ist dann
bedeckt und sieht grau, trübe und finster aus. Daran ist die Sonne selbst
schuld. Sie verwandelt das Wasser in Nebel. Dieser steigt empor und
bildet die Wolken. Die Wolken schweben in der Luft und werden vom
Winde herbei- und fortgetrieben. Manchmal löst sie die Sonne auf durch
ihre Wärme; sie werden weiß und verschwinden. Manchmal verdichtet sie
ein kalter Wind; sie sehen dann grau und dunkel aus, endlich schwarz
und finster; sie werden schwerer, können nicht mehr schweben und fallen
in Tropfen herab. Es regnet. Auf Regen folgt wieder Sonnenschein.
1. Sonnenschein. Enslin. W. II. 2.
2. Sonnenaufgang. Schiller. W. II. 3, W. 12.
3. Sonne und Wind. Herder. W. II. 4, W. 15.
4. Die untergehende Sonne. W. II. 5, W. 16.
5. Der Graue. Staub. W. II. 6, W. 17.
2. Tag und Nacht.
Wenn die Sonne aufgeht, weicht die Nacht, und der Tag beginnt.
Anfangs ist es Halbdunkel; der Morgen dämmert, und die Hähne ver-
künden die nahende Sonne. Noch kann man sie nicht sehen; sie steht noch
— 189 —
unter dem Rande des Himmels, unter dem Gesichtskreise; aber sie beleuchtet
schon die Wolken und färbt diese rot. Das ist die Morgenröte. Bald
darauf wird die Sonne selbst im Osten sichtbar.
„Verschwunden ist die finstre Nacht,
die Lerche schlägt, der Tag erwacht,
die Sonne kommt mit Prangen
am Himmel aufgegangen." (Schiller, W. II. Nr. 3.)
Wie eine große Scheibe erscheint sie am Gesichtskreise und sendet nun ihre
Strahlen auch zu uns. Sie scheint.
„Sie scheint in Königs Prunkgemach,
sie scheinet durch des Bettlers Dach,
und was in Nacht verborgen war,
das macht sie kund und offenbar." (Schiller, Nr. 3.)
Die meisten Menschen erwachen jetzt, danken Gott für den gnädigen
Schutz in der Nacht, verlassen ihr Bett und rüsten sich zu neuer Arbeit.
Auch die schlafenden Tiere werden durch die Strahlen der Sonne geweckt;
sie verlassen ihr Lager und gehen ihrer Nahrung nach. Die Vögel
zwitschern vor den Fenstern. Die Blumen öffnen ihre Kelche, und die
Halme auf Wiesen und Feldern glänzen von hellen Tautropfen. Nun
erheben sich auch die Kinder und beten:
„Vom Schlaf bin ich gesund erwacht,
Dir, lieber Gott, sei Dank gebracht!" :c. (Dieffenbach, Nr. 8.)
Sie ziehen sich an und rüsten sich zur Lernarbeit in der Schule.
Während des Vormittags steigt die Sonne auf ihrer Bahn empor.
„Sie läuft den Weg behende
vom Anfang bis zum Ende,
erhellt und wärmt die ganze Welt
aus ihrem himmlischen Gezelt." (Krummacher, Nr. 5.)
Hat die Sonne den höchsten Punkt ihrer Bahn erreicht, so ist es Mittag, die
Mitte des Tages. Des Nachmittags geht sie auf ihrer Bahn abwärts, aber
„aus allen ihren Wegen
ist lauter Licht und Segen",
bis sie den Westen erreicht.
„Hier schließt sie freundlich ihre Bahn
und lächelt uns noch einmal an.
Dann geht sie klar und munter
am Abendhimmel unter."
Die Abenddämmerung tritt ein; die Abendröte zeigt sich; es dunkelt.
Die Vögel singen ihr letztes Lied. Die Nacht beginnt. Kühle Lüftchen
wehen. Das Gras betaut sich. Die Blumen schließen ihre Kelche. Ist
der Himmel unbedeckt, so sieht man nun den Mond und die Sterne am
Himmel; sie scheinen mit mildem Glänze. Alles ist müde und sehnt sich
nach Ruhe. Die Kinder gehen zuerst zu. Bett, wünschen den Eltern:
„Gute Nacht!" und beten:
„Die Sonne hat uns gute Nacht gegeben,
die Schafe ziehen heim ins stille Haus" :c. (Güll, Nr. 13.)
— 190 —
In der Nacht ist es still; der Lärm des Tages ist verstummt; die
Straßen sind leer. Nur lichtscheue Menschen und Tiere schleichen durch
die Nacht, während alles schläft; darum schließt man Thüreu und Fenster
und wachen die Wächter während der Nacht. „Wo aber der Herr nicht
das Haus behütet, da wachen die Wächter umsonst." Um 12 Uhr ist
Mitternacht, die Mitte der Nacht. Unterdes scheint die Sonne in anderen
Ländern, aber
„bald aus des Morgenhimmels Thor
steigt sie zu neuem Glanz empor."
1. Der Morgen. Curtman. W. II. 7, W. 20.
2. Morgengebet. Diefenbach. W. II. 8, W. .19.
3. Abendlied. W. II. 9.
4. Der Abend. Curtman. W. II. 10.
5. Abendstille. Rückert. W. II. 11.
6. Gute Nacht. Löwenstein. W. II. 12, W. 24.
7. Abendgebet. Güll. W. II. 13, W. 25.
8. Rätsel. Hebel. W. II. 14, W. 27.
3. Des Frühlings Einzug.
Die Sonne scheint jetzt nicht nur länger, sie scheint auch wärmer,
weil ihre Strahlen nicht mehr so schräg auf die Erde fallen wie im
Winter. Die Lüfte wehen lau und lind, der Erdboden erwärmt sich.
Die Schneedecke, unter der Gras und Kräuter schliefen, schmilzt; die
Sonne zieht sie hinweg. Bäche und Flüsse schwellen vom Tauwasser an;
das Eis bricht auf, die Schollen schwimmen fort, bersten und schmelzen.
An manchen Orten tritt das Wasser sogar über die Ufer und überschwemmt
Wiesen und Felder. Immer tiefer dringt die Wärme in die feuchte Erde,
um darin neues Leben zu wecken. Die Natur war erstarrt uud schlief
wie das Dornröschen im Märchen. Jetzt wacht sie auf vom Kuß der
Sonne. Der Saft steigt in die Pflanzen und schwellt die Knospen, bis
sie aufbrechen und zu Blättern und Blüten werden. Die Boten des
Frühlings erscheinen. Neugierig steckt zuerst das Schneeglöckchen sein
Köpfchen aus der Erde. Ihm folgen bald die gelben Himmelsschlüsselchen,
die weißen, gelben und rötlichen Anemonen, die blauen Beilchen n. a. m.
Auch die Weide am Bache nnd der Haselstrauch im Walde schmücken sich
schon mit Blüteukätzchen. Jubelnd ziehen die Kinder in den Wald, um
die Erstlinge des Frühlings zu pflücken. Die Saaten grünen, und der
Wiesengrund malt sich täglich bunter. Die Bäume belauben sich.
„Es dringen Blüten aus jedem Zweig"; aber auch „tausend Stim-
men aus dem Gesträuch" (Goethe, Nr. 308); denn die Singvögel sind
zurückgekehrt und die Winterschläfer erwacht. Der Star pfeift schon im
Garten, und die Lerche trillert längst über dem Felde. Fink und Amsel
schlagen. Im Walde, der bisher so still war, wird es laut und lebendig.
Das Eichkätzchen verläßt sein Winterlager im hohlen Baum. Bienen ent-
fliegen dem Stocke uud summen um die ersten Blüten. Mücken und
— 191
Fliegen tanzen in der Luft. Bald wird die Schwalbe erscheinen und sie
wegschnappen. Auch einzelne Käfer und Schmetterlinge lassen sich schon
sehen. An dem Teiche zeigen sich die ersten Störche; sie sehen nach, ob
die Frösche im Schlamme schon ausgeschlafen. Die Schnecke nimmt ihr
Hans auf den Rücken und wandert in die erwachte Welt hinein.
„Da laufen die Kinder, die Mädchen und Buben
aus Kammern und Stuben
hinaus, hinaus aus dem Haus" (Reinick, Nr. 17.)
nnd spielen im Freien. Die Kranken sonnen sich, und Scharen von
Spaziergängern ziehen singend durch Wald und Feld.
„Es dringt die Freude aus jeder Brust,
O Erd', o Sonne! o Glück, o Lust/'
NB. An einem Zweige der Roßkastanie ist die Knospe mit ihrer Hülle, ihr
Schwellen, Aufbrechen und Entfalten zu veranschaulichen. An einem Frühlings-
bilde ist zu zeigen, wie der Maler den Frühling als Knaben Lenz darstellt und
den Winter als bärtigen Greis.
1. Frühlingstag. Uhland. W. II. 15, W. 11.
2. Frühlingslied. Hölty. W. II. 16.
3. Nur nicht verzagt. Reinick. W. II. 17, W. 34.
4. Die Weiden am Bache. Hoffmann v. F. W. II. 19, W. 32.
2. Frühlingsarbeit.
4. Die Gartenarbeit.
Im Winter war der Garten öde und leer. Kein Baum grünte,
keine Blume blühte, keine Frucht reifte, kein Vogel sang und nistete; aber
die Frühlingssonne, erweckt jetzt auch hier ein neues Leben. Knospen
schwellen, Gräser sprießen, Wurzeln schlagen aus, die Zwiebeln des Crocus
und der Hyacinthen treiben schon Blüten. Da ist es Zeit zur Garten-
arbeit. Der Gärtner oder Vater und Mutter arbeiten nun im Garten
und die Kinder helfen ihnen. Die Hecken, Sträucher und Bäume werden
verschnitten, die Roseu und der Wein angebunden, die Beete umgegraben,
gedüngt und mit der Harke geebnet. Petersilie, Reseda it. werden gesät,
Salat, Kohl, Primeln, Stiefmütterchen, Nelken ?c. gepflanzt, Bohnen,
Erbsen, Zwiebeln, Kartoffeln gesteckt. Damit die Saat aufgehe und die
Pflanzen einwurzeln, werden sie fleißig begossen. Bei gutem Wetter ge-
deiht alles vortrefflich, aber auch die Unkräuter, die sich im Herbste selbst
ausgesät haben oder überwintert sind; sie müssen ausgejätet werden.
Die Beerensträucher und Rosenstöcke werden angebunden; die jungen
Bäumchen erhalten einen starken Pfahl, damit sie gerade wachsen; die
Bäume werden abgeraupt. Die Kinder spielen auf den Wegen und
Grasplätzen des Gartens oder beobachten die nistenden Vögel, die sam-
melnden Bienen nnd das Wachstum der Gartengewächse. Welche Bäume
und Blumen blühen jetzt? Welche Schule befindet sich im Garten?
— 192 —
NB. Diejenigen Kinder, deren Eltern einen Garten haben, sind zu ermun-
tern, sich ein Beetchen anzulegen, und von Zeit zu Zeit zu veranlassen, über ihre
Pflanzungen Bericht zu erstatten.
1. Jung Bäumchen. Güll. W. IL 20, W. 35.
2. Kind und Gärtner. Sturm. W. II. 21. W. 36.
3. Wie eine Mutter liebt. Rückert. W. II. 22.
4. Gärtner, Bienen, Raupen. Dyk. W. II. 23.
3. Die Aussaat auf dem Felde.
Im Frühlinge muß der Landmann das Feld bestellen. Das haben wir
uns gestern auf einem Spaziergange angeschaut. Wir fanden überall auf
den Feldern die Landleute beschäftigt. Auf einem Felde fuhr der Knecht
Dünger; die Magd breitete ihn aus, und der Bauer pflügte ihn unter.
Der Dünger nährt den Boden; er giebt ihm die Stoffe wieder, welche
die Pflanzen ihm entzogen; er macht ihn wieder fruchtbar. Auf einem
anderen Felde walzte ein Knecht; die rollende Walze zerdrückte die Erd-
schollen; ein Landmann säte Hafer, und sein Sohn eggte die Saat ein.
„Der Landmann streut die reiche Saat
still hoffend in die lockre Erde;
sein ist der Wille, sein die That,
Gott weiß, ob sie entkeimen werde."
Auf anderen Feldern hatte man schon Gerste, Klee, Erbsen, Linsen,
Wicken, Lein und Hanf gesät. Hier legte man Kartoffeln in lange Furchen,
dort pflanzte man Rüben und Kohl. Wir sahen auch Roggen-, Weizen-
und Rapsfelder, die schon im Herbste besät waren und jetzt üppig sproßten.
Alle Landleute arbeiteten fleißig; aber zum Gedeihen ist Gottes Segen
nötig. Er giebt Sonnenschein und Regen; er ist es, „der Wolken, Luft
und Winden giebt Wege, Lauf und Bahn"; er macht das Wetter. Wir
sprachen mit einem alten Bauer und wünschten ihm gutes Wetter und
eine reiche Ernte, er aber sprach: „Mein ist die Saat, Gott sind die
Früchte!"
NB. Im Klassenschranke sind in einem Kästchen mit Fächern die verschie-
denen Samenkörner aufzubewahren, um sie gelegentlich vorzuzeigen und be-
stimmen zu lassen.
1. Aussaat. Kletke. W. II. 24.
2. Wer nicht sät, wird nicht ernten. Hoffmann. W. II. 25.
8. Der Bauer und sein Sohn. Sturm. W. II. 26, W. 44.
4. Lied zur Saatzeit. Claudius. W. 41.
3. Frühlingsblumen.
6. Das Tausendschön.
Auf grünem Anger, wo die Gänse weiden, blüht jetzt mitten im
Grase ein kleines, aber schönes Blümchen.
„Die kleinen Kinder, die es seh'n, die klatschen in die Hände
und schmeicheln: „Gänseblümchen schön! O Tausendschön ohn'Ende!"
— 193 —
Es erscheint schon im März und blüht oft bis zum Herbste
„bald bunt, bald rot und bald schneeweiß;
es ist des Lenzes früh'ster Preis,
des Herbstes letzte Freude." (Arndt, Nr. 29.)
Aus einer kriechenden Wurzel treibt es eiuen Kranz von Wurzelblättern.
Aus diesem erhebt sich auf einem 6—8 Centimeter hohen und hohlen Schafte
die Blume. Diese besteht aus vielen kleinen Blüten; die inneren sind
gelb und röhrenförmig, die äußeren weiß und zungenförmig. Sie stehen
dicht zusammen, als wären sie in ein Körbchen gesteckt; das Tausend-
schön gehört deshalb zu den Korbblütlern. Die grünen Blättchen, welche
den Rand des Körbchens bilden, werden Kelch genannt. Die Kinder pflücken
es gern und winden Kränze davon. Manche zupfen wohl auch die Rand-
blüten heraus und sprechen: „Werde ich Kaiser? König? Edelmann?
Bürger? Bauer? oder Bettelmann?" oder: „Es liebt mich von Herzen,
mit Schmerzen, ein wenig, gar nicht." Deshalb heißt das Blümchen auch
Maßliebchen. Wer hat die bunten Arten auf dem Gartenbeet gesehen?
NB. Es sind viele Exemplare mit zur Schule zu bringen, auch das bunte
Tausendschön. Das Abzupfen ist zu zeigen.
1. Blumenparade. Vogl. W. II. 27, W. 47.
2. Das Gänseblümchen. Andersen. W. I. 28.
3. Tausendschön. Arndt. W. II. 29, W. 51.
7. Der Löwenzahn.
Überall, wo Gras wächst, steht im Frühlinge der Löwenzahn, der
auch Sonnenschein, Sonnenwirbel, Hundeblume, Kuhblume, Kettenblume
und Pfaffenröhrlein heißt. Er hat unten am Boden einen Kranz von
grünen Blättern, die wie die Strahlen eines Sternes rund im Kreise
stehen (Rosette). Jedes dieser Blätter ist lang und schmal, an beiden
Seiten tief eingeschnitten und mit großen Zähnen versehen. Ein glatter,
runder Schaft trägt die große, gelbe Blume, die an die strahlende Sonne
erinnert. Wie das Tausendschön, so ist auch der Löwenzahn aus mehr
als hundert kleinen Blüten zusammengesetzt, die in dem grünen Kelche wie
in einem Körbchen auf dem weißen Blüteuboden stehen. Käfer und Bienen
tummeln sich darin. Wenn der Löwenzahn verblüht, bildet sich in jeder
Blüte ein braunes Samenkörnchen. Jedes streckt ein feines Stielchen
nach oben; auf diesem steht ein zarter, weißer Federkranz als Schmuck
und als Flügel. Alle zusammen bilden einen Wollkopf. Weht der Wind,
so fliegen die Samenkörnchen in alle Welt und lassen sich auf Mauern,
Grasplätzen, Wiefen und Wegrändern nieder; hier hängen sich die braunen
Körnchen mit ihren zarten Widerhaken fest; sie siedeln sich an, keimen
und bilden eine neue Pflanze. Der Landmann sieht den Löwenzahn gern,
denn er ist für fein Vieh ein gutes Futter. Die bittere Milch in den
Blättern und Stengeln wird in den Kühen zu fetter, süßer Milch.
Die Kinder spielen gern mit dem Löwenzahn. Sie brechen die Stile
ab, werfen die Blumen weg und stecken die Enden der Stiele ineinander,
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 13
— 194 —
bilden so einen Ring und aus den Ringen eine Kette. Dann singen sie
das alte Spiellied: „Ringelringel Rosenkranz, wir treten auf die Kette".
Die Kuaben blasen wohl auch den Wollkopf, den sie Laterne nennen, fort,
um zu sehen, wie lange sie noch leben/ Wer imstande ist, ihn auf ein-
mal wegzublasen, hat viel Glück. In manchen Gegenden singen die
Kinder dazu:
„Blas die Lampe aus, steck das Licht an,
mach' die Thüre auf, daß ich sehen kann."
NB. Es ist nicht nur der blühende Löwenzahn, sondern auch der verblühende
und verblühte mitzubringen. Es ist auch den Kindern zu zeigen, wie man mit
dem Messer die Blütenstiele aufspaltet und wie deren Enden, ins Wasser gelegt,
sich umstülpen und kleine „Lilien" bilden. Etwaige Sagen und Gebräuche sind
zu berücksichtigen.
Der Löwenzahn. H. Wagner. W. II. 30, W. 52.
8. Der Hahnenfuß.
Wenn die Kinder im Frühlinge zur Wiese kommen, so finden sie
Tausende von buttergelben Blumen, die wie Gold glänzen. Es sind die
Hahnenfüße oder Ranunkeln. Ihre Blätter gleichen dem Fuße des Hahnes;
sie find tief gespalten. Sie sitzen an einem gabelästigen Stengel, der an
seinen Enden zahlreiche Blüten trägt. Die Blüten sind fünfblättrig und
enthalten viele Staubfäden; auch der grüngelbe Kelch ist fünfblättrig.
Es giebt vielerlei Arten, welche nicht nur auf Wiesen, sondern auch in
Wäldern und Felderu und in Flüssen und Teichen wachsen. Sie sind
miteinander verwandt und gehören zu einer Familie.
NB. Es sind verschiedene Hahnenfüße zur Schule zu bringen; ihre Verwandt-
schaftistan den augenfälligsten Merkmalen nachzuweisen, um den Begriff Pflanzen-
familie zu gewinnen.
Blumenspiele im Frühlinge. H. Weber. W. II. 3t.
9. Das Maiblümchen.
Gestern waren wir im Walde. Dort fanden wir Maiblümchen im
Gebüsch. Schon von weitem erkannten wir sie an den.langen Blättern,
die zu 2—3 aus dem Wurzelstocke hervorkommen. Diese Wurzelblätter
haben Nerven, aber keine Zähne und keinen Stiel. Der Blumenschaft
trägt eine Traube von 6—8 weißen Blüten. Diese bilden erbsengroße
Glöckchen, welche alle in einer Reihe stehen. Wir pflückten ein Stränß-
chen und brachten es den Eltern. Diese freuten sich sehr über die lieb-
lichen, wohlriechenden Blumen. Wir haben sie ins Wasserglas gesteckt;
dort sind sie von dem aufsteigenden Wasser vollends aufgeblüht.
NB. Man vergesse nicht, zur Bescheidenheit und Genügsamkeit beim Pflücken
zu ermahnen, um der Ausrottung vorzubeugen.
1. Das Maienglöckchen. Schutts. W. II. 32, W. 53.
2. Maiglöckchen und die Blume. Hoffmann v. F. W. II. 33.
3. Wie die Maiblümchen in den Wald kommen. Hensel. W. II. 34, W. 54.
— 195 —
4. Frühlingssänger.
10. Die Lerche.
Als wir kürzlich spazieren gingen, sahen wir auch eine Lerche. Sie
flog vom Felde auf und stieg trillernd empor; bald hob, bald senkte sie
sich, bald schwebte sie; iu steiler Schraubenlinie flatterte sie dann immer
höher und höher. Endlich konnten wir sie nicht mehr sehen; aber wir
hörten noch deutlich ihr Lied: lirili, dirli, didloi. Darauf stieg sie wieder
herab, ruhte ein wenig aus und durchstreifte rastlos die Flur. Bald
mochte sie ein Körnchen, bald ein Würmchen aufpicken.
Die Lerche ist die Sängerin des Feldes. Sie hat ungefähr die
Größe des Sperlings, ihr Leib ist jedoch schlanker und zierlicher. Auf dem
Rücken sieht sie braun wie der Acker und am Bauche weißlich aus. Ihr
Schnabel ist spitz und gerade wie der Pfriemen des Schuhmachers; er ist
pfriemenförmig. Ihre Füße haben drei Zehen nach vorn und eine nach hinten.
Die Hinterzehe ist länger und mit einem Sporn versehen. Als es Winter
ward, konnte sie ihre Nahrung nicht mehr finden; die Samenkörner der
wilden Blumen und die Insekten schliefen in der Erde; die Flur war mit
Schnee bedeckt. Da zog sie fort uach wärmeren Gegenden; aber zeitig
kehrte sie im Frühlinge zurück. Sie ist also ein Zugvogel. Jetzt baut sie
mitten im Saatfelde ihr Nest. Sie sucht sich dazu eine Vertiefung des
Bodens auf, vielleicht einen Fußtritt des Landmannes. Sie baut es aus
dürren Halmen und polstert es mit ausgefalleneu Federn und mit Haaren
aus, die der Hase verlor, als er seinen Winterpelz auszog. Dann legt
Frau Lerche 4—6 rötlich-weiße Eier hinein, die mit grauen Punkten und
Strichen verziert sind. Herr und Frau Lerche brüten sie abwechselnd aus,
und nach einigen Tagen schon piepen die Jungen im Neste. Trillernd
steigen die Alten vom Neste empor in die blaue Lust. Dort singen sie
hoch am Himmel Gott ihre Dank- und Jubellieder. Sie mahnen damit
den Wandersmann und den Landmann, ein gleiches zu thnn. Dann schießen
sie plötzlich herab uach dem versteckten Neste in der wogenden Saat, um
die Jungen zu füttern.
NB. Bei der Behandlung in der Schule ist eine ausgestopfte Lerche, bez. ein
Bild derselben vorzuzeigen. Vorher ist den Schülern aufzugeben, die Lerche und
ihr Treiben zu beobachten. Das Bild im Lesebuche zeigt eine Haubenlerche,
1. Die Lerche. H. Wagner. W. II. 35, W. 60.
2 Das Lerchenneft. Herzog. W. II. 36, W. 62.
3. Wandersmann und Lerche. W. II. 37, W. 61.
11. Die Nachtigall.
Wer hat eine Nachtigall gehört? Wo war es? Wann war es? Wie
sang sie? Hast du sie auch gesehen? Wie groß war sie? Wie sah ihr
Gesieder aus? Wo saß sie? — Die Nachtigall ist die herrlichste Sängerin
des Waldes. Im Winter war sie weit weg in heißen Ländern, aber seit
Mitte April ist sie wieder bei uns. Sie ist also ein Zugvogel. Sie
13*
— 196 —
fliegt über ein breites Meer und hohe Berge hinweg, um im Frühlinge
wieder im deutschen Walde zu sein, wo es ihr am besten gefällt. Gleich
nach der Ankunft ertönt ihr wundervoller Gesang. Stundenlang „schlagen",
flöten uud schmettern die Männchen in den Büschen am Waldwege, am
Abend und in der Nacht. Sie locken damit ein Weibchen herbei. Hat
sich ein Pärchen zusammengefunden, so baueu sie ein Nest im dichten
Gebüsch und legen 4—5 blaßgrüne, getüpfelte Eier hinein. Während
das Weibchen brütet, sitzt das Männchen auf einem Zweige und singt voll
Lust die schönsten Lieder. Nach 14 Tagen zerbrechen die Jungen die
Schale uud kommen piepend hervor. Nun müssen die Alten fleißig sein
und Futter herbeitragen, Fliegen, Mücken, Käferlein :c. Jetzt haben die
Nachtigallen Elternsorgen, und zum Singen ist nicht viel Zeit mehr.
Die Nachtigall ist ein Sinnbild der Bescheidenheit. Sie ist die
herrlichste Sängerin, aber sie trägt nur ein einfaches, braunes Federkleid;
sie versteckt sich bei Tage und singt am schönsten in der Stille der Nacht.
„Hinaus, hinaus zum grünen Wald, Dort singet keck die Nachtigall,
wo alles singt und klingt, der Distelfink stimmt ein,
wo froh der Vögel Lied erschallt, die Drossel stimmt mit lautem Schall,
daß es zum Himmel dringt. das muß eiu Jubel sein!"
(Diesfenbach, Nr. 43.)
NB. Es ist den Kindern aufzugeben, die Nachtigall zu belauschen. Zur Be-
sprechung genügt das Bild im Lesebuche.
1. Frau Nachtigall. H. Weber. W. II. 38, W. 63.
2. Der Zeisig und die Nachtigall. Gellert. W. II. 39, W. 64.
3. Das Morgenlied der Singvögel. Arndt. W. II. 40.
4. Bescheidenheit siegt. Hoffmann v. F. W. II. 41, W. 65.
12. Der Stieglitz.
Im Frühlinge tummelt sich in unseren Gärten und Gehölzen ein
kleiner Vogel mit buntem Gefieder umher. Der Vorderkopf hat um den
kegelförmigen Schnabel einen schwarzen und roten Kreis; der Hinterkopf
ist schwarz; der Rücken ist braun; der Bauch und die Wangen sind weiß,
die Flügel schwarz und gelb. Es ist ein Singvogel; wenn die Nachtigall
singt, stimmt er mit ein. Wer mag es sein? Er verrät uns selbst seinen
Namen; denn er singt: „Stieglit, Stieglit, Pickelnick, ki kleia!" Während
das Männchen singt, baut das Weibchen im Gipfel der Obstbäume in
eine Astgabel ein halbkugeliges Nest. Es wird aus Moos, Würzelchen,
Hälmchen und Pferdehaaren zusammengefilzt und mit Federn und Distel-
wolle ausgepolstert. Darauf legt das Weibchen 4—6 rotpunktierte Eier
hinein.
„Der Stieglitz ist ein Walker; zusammen filzt er fest
aus Würzelchen und Wolle für seine Brut das Nest."
(Jul. Sturm. Heimat. Nr. 189.)
Der Stieglitz erfreut uns nicht nur durch seinen Gesang, sondern
nützt uns auch durch seine Ernährung. Im Sommer vertilgt er schäd-
liche Kerbtiere, und im Herbst und Winter verzehrt er die Samen der
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Unkräuter. Es ist kein Zugvogel, sondern ein Strichvogel; er bleibt bei
uns das ganze Jahr und streicht im Winter scharenweise umher. Dann
hängt er sich mit seinen Kameraden an die verdorrten Distelköpft, aus
denen er die Samen herauspickt. Da er ein Vetter von dem Finken ist,
wird er auch Distelfink genannt. In der Gefangenschaft zeigt er sich
munter, gewandt, klug und gelehrig.
XL. Wenn möglich, ist ein gefangener Stieglitz vorzuzeigen und sein leb-
Haftes Treiben im Käfig zu beobachten. Auch das Bild im Lesebuche ist zu betrachten.
1. Der Stieglitz. Curtman. W. II. 42, W. 70.
2. Frühlingssänger. Dieffenbach. W. II. 43, W. 59.
8. Die Königswahl der Vögel. Grimm. W. II. 44, W. °71.
13. Das Vogelnest.
Die Menschen wohnen in Häusern, die Füchse in Gruben, die Vögel
unter dem Himmel in Nestern. Das Nest ist die Wohnung des Vogels,
seine Lagerstatt, aus der er ausruht und schläft; es~~~[st ferner sein Zu-
fluchtsort, wohin er flieht, wenn er Schutz sucht vor Wind und Wetter
und seinen Feinden; es ist endlich sein Brutplatz, wohin er seine Eier
legt, wo er sie ausbrütet und wo er die Jungen auffüttert und groß zieht,
die Wiege und Kinderstube zugleich. Viele Tiere suchen sich nur eine
passende Wohnung auf, eine Höhle, Grube, Vertiefung, ein Dickicht; die
meisten Vögel dagegen bauen sich selbst ein Wohnung; sie sind geschickt
wie die Künstler, Baumeister und Handwerker. Das Vogelnest wird aus
verschiedenen Stoffen gebaut. Raubvögel, Krähen, Elstern, Störche tragen
nur Reisig zusammen und bilden daraus eine kunstlose flache Mulde. Die
Singvögel brauchen Halme, Moos, Haare, Federn, Wolle zc. dazu,
Schwalben Lehm oder feuchte Erde; ihr Nest ist meist rund und hohl
und wie ein Napf gestaltet. Jeder Vogel wählt sich zu seinem Neste einen
Passenden Ort. Hühner und Lerchen bauen auf die Erde, Raubvögel auf
Felsen, Krähen und Elstern auf die Wipfel hoher Bäume, Sperlinge und
Schwalben unter Dächer, Spechte in hohle Bäume, Sänger in dichtes
Gesträuch, Wasservögel in das Schilf. — Wer hat ein Nest entdeckt? wo
ist es? wem gehört es? Welche Eier kennst du? Wie sehen sie aus?
Störe die Nester nicht! Die Alten werden ängstlich und scheu; sie ver-
lassen die Eier oder die Jungen; diese verderben dann. Wer Nester aus-
nimmt, wird bestraft. Die meisten Vögel, besonders aber die Singvögel,
sind unsere Freunde, sie vertilgen die schädlichen Insekten.
Nimmst du dem Vogel Nest und Ei,
ist's mit Gesang und Obst vorbei.
Kleine Handwerksleute.
1. Das Schwälbchen ist ein Maurer, das mauert fein und fest
hoch an des Hauses Giebel sein kleines, braunes Nest.
2. Der Buchfink ist ein Weber, und seine Kunst ist groß,
er webt am Apfelbaume sein Nestchen fein aus Moos.
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3. Der Specht der ist ein Zimm'rer, der zimmert, daß es schallt,
zum Häuslein sich geschäftig den hohlen Baum im Wald.
4. Der Stieglitz ist ein Walker; zusammen filzt er fest
aus Würzelchen und Wolle für seine Brut das Nest.
5. Der Gimpel flicht ein Körbchen, das einer Wiege gleich,
drin ruhen seine Kinder wie Prinzen sanft und weich.
6. Der Kuckuck lacht: „Mein Weibchen, wir seh'n behaglich zu,
dann legst du deine Eier ins fremde Nest, Kucku!"
(Jul. Sturm, Heimat 189.)
NB. Der Lehrer muß einige leere Nester im Winter sammeln und zum Vor-
zeigen im Klassenschranke, im Klassenmuseum, aufbewahren.
1. Des Vögleins Wiege. Diefenbach. W. II. 45, W. 73.
2. Vögleins erste Lebenstage. Ferd. Schmidt. W. II. 46.
3. Das Vogelnest. I. Sturm. W. II. 47, W. 74.
5. Tie Pfingstzeit.
14. Die Wochen-, Sonn- und Festtage.
Wie viel Tage hat die Woche? Wie heißen sie? Welche sind volle
Schultage? halbe Schultage? Markttage? Welcher Tag ist die Mitte der
Woche? Sechs Tage sollen wir arbeiten, aber am siebenten sollen wir
ruhen, nicht arbeiten, sondern feiern. Der Sonntag ist ein Ruhetag oder
Feiertag. Wie lautet das dritte Gebot? Die Werkstätten, Läden, Schulen,
Bauplätze :c. werden geschlossen; die Arbeit auf den Feldern und in den
Wäldern, in Haus und Hof wird eingestellt. Aber die Kirchen werden
geöffnet; denn der Sonntag ist der Tag des Herrn,
„er ladet zum Gebete
die Menschen allzumal." (Hoffmann v. F., Nr. 50.)
Die Leute ziehen ihre Festkleider an, nehmen das Gesangbuch und wan-
deln ernst und feierlich in das Gotteshaus zum Gottesdienste, wenn die
Glocken von den Türmen rufen.
„Es tönet über das weite Feld
ein liebliches Frühgeläute —
wie ist so ruhig heut' die Welt,
so sonnig und wonnig heute." (Löwenstein, Nr. 49.)
Die Leute singen und beten in der Kirche und hören die Predigt
und das Wort Gottes an, besuchen nach dem Gottesdienste die Gräber
ihrer Lieben auf dem Kirchhofe und gehen erbaut nach Hause. Am Nach-
mittage erholen sie sich: sie gehen spazieren, erfreuen sich an Gottes schöner
Natur, besuchen Freunde und Verwandte oder lesen in einem schönen
Buche, in der Bibel und im Gesangbuche; manche vergnügen sich durch
Spiel, Musik und Tanz. — Außer den Sonntagen werden noch Festtage
gefeiert. Es giebt drei hohe Feste: Weihnachten, Ostern und Pfingsten.
Die hohen Feste werden zwei Tage gefeiert. Zu Weihnachten erinnern
wir uns an die Geburt Jesu; zu Ostern denken wir an seine Auferstehung.
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40 Tage nach Ostern feiern wir das Himmelsahrtsfest und 10 Tage später
Pfingsten. Es soll die Menschen an den heiligen Geist erinnern, der die
Jünger des Herrn erfüllte, aber auch bei uns in die Häuser und Herzen
der Menschen ziehen soll, daß Friede und Freude darinnen wohnen.
Pfingsten fällt in die schönste Zeit des Jahres, wenn Gott die Erde von
neuem geschmückt hat.
„Und wie in schönen Kleidern
nun pranget jung und alt,
hat Gott für sie geschmücket
die Flur und auch den Wald." (Hoffmann v.F., Nr. 50.)
Darüber freuen sich die Leute; sie schmücken die Häuser mit Maien,
machen Ausflüge und Reisen und kehren fröhlich und gestärkt zn ihrer
Arbeit zurück.
NB. Nach den Ferien müssen die Kinder aufgefordert werden, zu berichten,
wie sie die Festtage verlebt haben, was sie Neues gesehen, wohin sie gegangen oder
gefahren sind ic.
1. Pfingsten. Nacke. W. II. 48.
2. Am Sonntage. Löwenstein. W. II. 49.
3. Der Sonntag. Hoffmann v. F. W. II. 50.
15. Die Pfingstmaie.
Zu Pfingsten schmückt man Häuser und Stuben mit Maien. Das
sind grünende Stämme oder Zweige der Birke. Ihr lichtes Grün erfreut
das Auge und erinnert an den deutschen Wald, der sich zur Frühlings-
feier so herrlich geschmückt hat. — Die Birke ist ein Waldbaum, der am
liebsten auf sandigem Boden wächst. Man erkennt sie schon von weitem
an ihrer weißen Rinde. Ihr Stamm ist schlank, ihre Äste sind sperrig;
ihre Zweige sind dünn und hängen herab. Die Blätter sind dreieckig,
gezähnt und glänzend. Die Blüten sind walzenförmige Kätzchen. Die
Birke steht jetzt unter den dunklen Tannen wie eine Braut da, über deren
weißes Kleid das zarte Gezweig wie ein grüner Schleier fällt. Im
Frühlinge ist die Birke sehr saftreich; wo man sie anbohrt, da fließt der
Saft wie Wein heraus. — Die Birke ist ein sehr nützlicher Baum. Der
Hausfrau schenkt sie den Besen, den Kindern die Rute, dem Fuhrmann
den Peitschenstiel, dem Böttcher Reifen und dem Stellmacher Nutzholz.
Ist sie gefällt, so heizt sie mit ihrem harten Holze auch noch die Stube.
„Bald kommt das Pfingstfest, dann wirst du sie sehen
vor jedem Hause als Zierde stehen." (A. Franz, Nr. 54.)
NB. Es dürfte sich empfehlen, die Birken unmittelbar vor Pfingsten zu be-
sprechen und eine Maie mit zur Schule zu bringen.
1. Die Schönste. Trojan. W. II. 51, W. 55.
2. Landmann und Birke. Pfarrius. W. II. 52.
3. Besenstvlz. Langbein. W. II. 53.
4. Birke und Tanne. A. Franz. W. II. 54, W. 56.
3. Rätsel. W. II. 55, W. 57.
— 200 -
6. Frnhlingsinusikanten.
16. Der Kuckuck.
Im Winter war der Wald kirchenstill, jetzt ist es laut und lebendig
darin. Die Vögel geben darin ein Freikonzert.
„Konzert ist heute angesagt
im frischen, grünen Wald,
die Musikanten stimmen schon; —
hört, wie es lustig schallt.
Das jubiliert und musiziert,
das schmettert und das schallt!
Das geigt und singt und pfeift und klingt
im frischen grünen Wald." (Dieffenbach, H. Nr. 90.)
Der Distelfink spielt vom Blatte die erste Violine, und der Buch-
sink, sein Vetter, begleitet ihn. Frau Nachtigall singt ein wundervolles
Lied. Der Hänfling bläst die Flöte, die Drossel spielt die Klarinette,
und der Rabe streicht den Brummbaß. Der Musikdirektor ist der Specht;
er schlägt mit dem Schnabel den Takt. Mitten in dieses Singen und
Klingen hinein ertönt Plötzlich ein lauter Ruf. Es ist der Kuckuck, der
seineu eigenen Namen ruft. Wer hat ihn schon in diesem Jahre rufen
hören? Wer kann es ihm nachmachen? Wie viel Töne hat er nur in der
Kehle? Wer hat ihn gesehen?? Es ist schwer, ihn zu sehen; denn der
Kuckuck ist ein scheuer und unruhiger Vogel; er versteckt sich und ist bald
hier, bald dort; er neckt die Kinder, die ihn suchen. Er kommt spät im
Frühlinge in unsere Wälder und zieht schon im August wieder fort.
„Ach, wie fo rasch ist gebüßet die Lust!
Schweigst zu Johanni, gehst im August."
(I. Hammer, Nr. 57.)
Der Kuckuck ist ungefähr so groß wie eine Taube, aber schlanker als
diese. Sein Gefieder ist oben aschgrau und am Bauche weiß; der Schwanz
ist lang und breit und besteht aus 10 Federn, die weiß getüpfelt sind. Die
Flügel sind lang, aber die Beine kurz. Die Füße haben zwei Zehen
nach vorn und zwei nach hinten; doch kann er die eine Zehe nach vorn
und hinten wenden: es sind Kletterfüße mit einer Wendezehe. Wenn der
Kuckuck im Frühlinge seinen Namen ruft, lockt er ein Weibchen herbei;
aber das Ehepaar baut kein Nest und sorgt nicht zärtlich für seine Kinder.
Frau Kuckuck legt ihre Eier in die Nester kleinerer Vögel, der Finken,
Grasmücken, Rotschwänzchen :c. Diese brüten das fremde Ei mit aus
und füttern den häßlichen jungen Kuckuck, ihren Pflegesohn, liebevoll groß,
bis er flügge wird.
„Klein Grasmücklein im Nest von Moos
füttert mit Mühe sein Junges groß." (I. Hammer, Nr. 57.)
Darunter müssen die eigenen Kinder der Pflegeeltern oft bitter leiden.
Der große, gefräßige Stiefbruder schnappt seinen Stiefgeschwistern alles
weg und drängt sie wohl gar aus dem Neste. Der Kuckuck ist ein sonder-
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barer, aber nützlicher Vogel. Der Förster sieht ihn gern in seinem Walde;
denn er vertilgt die schädlichen haarigen Raupen, die andere Vögel der-
schmähen.
NB. Da der Kuckuck mehr gehört als gesehen wird, so ist ein ausgestopfter
oder gemalter vorzuzeigen. Auf den Aberglauben, der sich an den Ruf des Kuckucks
knüpft, ist einzugehen.
1. Der Kuckuck. Curtmau. W. II. 56, W. 76.
2. Kuckuck. I. Hammer. W. II. 57, W. 75.
3. Kuckuck und Esel. Hoffmann v. F. W. II. 58, W. 77.
17. Der Maikäfer.
Zu den Frühlingsmusikanten gehören nicht nur die Vögel, auch die
Maikäfer müssen wir dazu rechnen, obgleich sie nur brummen, und die
Grillen, die im Grase zirpen. Wer hat sie schon gehört?
Der Körper des Maikäfers besteht aus drei Hauptteilen: aus Kopf,
Brust und Hinterleib. Diese Teile hängen nur durch einen dünnen Stiel
zusammen; sie sind durch Einschnitte oder Kerben getrennt. Der Mai-
käfer gehört deshalb zu den Kerbtieren oder Insekten. Am Kopfe be-
merken wir die Augen, die Freßwerkzeuge und die Fühler. Die Glieder
finden wir an der Brust besestigt. Es sind zwei häutige Flügel mit zwei
hornartigen Flügeldecken und sechs Beine mit vielen Gelenken. Alle Kerb-
tiere haben sechs Beine. Der Hinterteil besteht aus sechs Ringen, der
letzte endigt in einer Spitze. Der Maikäfer hat kein rotes Blut, auch
keine Knochen und kein Fleisch, Wohl aber einen harten, braunen oder
schwarzen Panzer, der aus Ringen zusammengesetzt ist.
Der Maikäfer kriecht im Mai aus der Erde empor und fliegt sum-
mend am Abend umher.
„Maikäfer, summ, summ, summ!
Du fliegst nur des Abends 'rum,
schläfst den ganzen lieben Tag,
daß dich kein Mensch aufwecken mag.
Wenn and're Leut' zu Bette geh'n
dann fängst du erst an aufzusteh'u."
Am Tage hängt er sich an die Zweige der Bäume und frißt deren Blätter.
Die kahlen Bäume werden krank, müssen neue Blätter treiben und können
keine Früchte erzeugen. Der Maikäfer ist darum ein schädliches Tier,
das du töten, aber nicht quälen darfst. Die Landleute, die Hühner, die
Sperlinge :c. und kalte Nächte töten sie zu Tausenden. Das ist gut,
denn sie sind oft eine Plage für eine ganze Gegend.
Haben die Maikäfer sich satt gefressen, so kriechen sie in die Erde
und setzen dort ihre Eier ab. Nachdem sie wieder herausgekrochen, leben
sie nur noch ein paar Tage, dann sterben sie. Aus den Eiern kommen
weißliche Larven hervor; das sind kriechende Tiere, die mehr dem Wurme
als dem Maikäfer ähnlich fehen und Engerlinge heißen. Diese sind
sehr gefräßig; sie zerfressen die Wurzeln der Pflanzen, mästen sich unter
der Erde drei Jahre lang und verwandeln sich zuletzt in Käfer, die
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nur emporkriechen, um über der Erde zu verwüsten. Der Landmann Pflügt
die Engerlinge oft mit aus dem Boden heraus. Deshalb schreiten Raben
und Krähen gern hinter dem Pfluge her; aber die meisten vertilgen die
Maulwürfe und Spitzmäuse, die also unsere Freunde sind.
NB. Außer einem stark vergrößerten Bilde sind auch einige lebendige Mai-
käser zur Stunde mitzubringen. Dieser Gegenstand bietet eine schickliche Gelegen-
heit, den Abscheu vor der Tierquälerei wachzurufen. Die in manchen Gegenden
im Kindermunde lebenden, auf den Maikäfer bezüglichen Verschen sind heranzuziehen.
1. Der Maikäfer. Quietmeyer. W. II. 59.
2. Käferhochzeit. Löwenstein. W. II. 60, W. 79.
3. Das Käferchen im Wirtshause. W. II. 61.
4. Maikäferlied. Ahlfeld. W. 78.
18. Der Frosch.
Der dritte Frühlingsmusikant, den wir besprechen wollen, ist der
Frosch und zwar der Wasserfrosch.
„Der Frosch sitzt in dem Rohre,
der breite, dicke Mann,
und singt sein Abendliedchen,
so gut er singen kann. — Quak! quak!"
Wer hat in diesem Frühlinge schon seine Stimme vernommen? Wo
und wann war es? Hast du auch ihren Kantor oder Vorsänger mit der
tiefen Stimme gehört? Du hast sie doch nicht in ihrem Konzerte gestört?
Wer kann seine Stimme nachahmen? (Brekeke, brekeke, qnak, koax, tuu!)
Was reckt er dabei empor? — Der Körper des Frosches ist plump, uu-
behaart und schleimig. Der Kopf ist groß und plattgedrückt und das
Maul breit, damit er die Mücken und Wasserkäfer um so besser aufschnappen
kann. Die Augen sind groß. Die Hinterbeine sind länger als die Vorder-
beine, die fünfzehigen Hinterfüße mit einer Schwimmhaut versehen. Mit
diesen Beinen kann er schwimmen, aber auch hüpfen. — Der Frosch lebt
nicht nur im Wasser der Teiche und Sümpfe, auch auf dem Lande. Er
ist ein zweilebiges Tier oder eine Amphibie. Wer hat ihn einmal an-
gegriffen? Wie fühlt er sich an? Sein Blut ist rot, aber kälter als das
der Säugetiere und Vögel. Im Winter hielt er im Schlamme seinen
Winterschlaf; jetzt ist er erwacht, uud vor Freude darüber quakt er. Hier-
in diesem Glase habe ich Froschlaich. Es sind die Eier des Frosches, die
traubenartig zusammenhängen. Ich habe sie aus einem sumpfigen Graben
gefischt. An diesen Eiern wollen wir die EntWickelung des Frosches beobachten.
Wer hat einen Laubfrosch gesehen? beobachtet? zu Hause in einem Glase?
NL. Im Laufe der nächsten Wochen ist an dem Glase, das in der Klasse stehen
bleibt, zu beobachten, wie in den Eiern sich die Kaulquappen bilden, wie sie aus-
schlüpfen, zuerst Hinter- und dann Vorderbeine bekommen, wie ihr Schwanz zu-
sammenschrnmpft und schwindet, und wie endlich der fertige Frosch bemüht ist, das
Land zu gewinnen.
1. Die Frösche. Goethe. W. II. 62, W. 80.
2. Der Frosch. Dieffenbach. W. II. 63, W. 81.
3. Das Fröschlein und der Peter. Staub. W- II. 64, W. 82.
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7. Hanstiere.
19. Haustiere im allgemeinen.
Welche Haustiere kennt ihr? Welche sind Vierfüßler oder Säuge-
tiere? Welche sind davon Einhufer? Zweihufer oder Wiederkäuer? Viel-
hufer? Raubtiere? Welche Haustiere sind Vögel? Welche davon sind
Singvögel? Hühner? Tauben? Schwimmvögel? Welches Kerbtier kann man
auch zu den Haustieren zählen? Welches Haustier ist am größten? nütz-
lichsten? treuesteu? Welche leben im Stalle oder auf der Weide? Welche
leben frei im Hause? im Hofe? auf dem Wasser? Welche sind mit Haaren
bedeckt? mit Wolle? Borsten? Federn? Welche haben Hörner? eine Mähne?
einen Bart? Spürhaare? einen Kamm? scharfes Gebiß? einziehbare
Krallen? einen Sporn? einen Schweif? Büschelschwanz? können ein Rad
schlagen? Welche Stimmen haben die einzelnen Haustiere? Welche uützen
nur im lebenden Zustande? nur im toten? in beiden Zuständen? Welche
nützen durch Fleisch? Eier? Milch? Butter? Talg? Leder? Federn?
Horn? durch ihre Wachsamkeit? ihren Fleiß? Welche helfen bei der Arbeit?
1. Was die Haustiere nützen. Wiedemann. W. II. 65, W. 301.
2 Die Bremer Stadtmusikanten. Grimm. W. II. 66, W. 303.
3. Der Milchtopf. Gleim. W. II. 67, W. 302.
20. Pferd und Esel.
(Eine Vergleichung.)
Ähnlichkeiten: Das Pferd und der Esel sind Haustiere. Beide
gehören in die Klasse der Einhufer. Beide sind mit einer Mähne ge-
schmückt. Wir gebrauchen beide zum Reiten, Ziehen und Tragen. Beide
wohnen im Stalle. — Verschiedenheiten: Das Pferd ist größer, stärker
und schöner als der Esel. Die Mähue des Pferdes ist länger als die
des Esels. Dagegen sind die Ohren des Esels länger als die des Pferdes.
Das Pferd hat einen Schweif, der Esel einen Büschelschwanz. Der Esel
sieht immer grau aus, während es unter den Pferden Rappen, Schimmel,
Braune und Füchse giebt. Der Esel ist träge und störrisch, das Pferd
dagegen lebhaft und lenksam. Bei den Pferden unterscheidet man den
Hengst, die Stute und das Füllen (Fohlen), bei den Eseln den Esel, die
Eselin und das Eselein.
1. Der musikalische Esel. Reimck. W. II. 68, W. 86.
2. Der Esel und das Iagdpferd. Lessing. W. II. 69, W. 87.
3. Ochs und Esel. Pfeffel. W. II. 70.
4. Das Pferd und der beladene Esel. Meißner. W. II. 71.
5. Kutschpferd und Ackergaul. Gellert. W. II. 72, W. 83.
6. Das gestohlene Pferd, v. Schmid. W. II. 73, W. 84.
7. Seltsamer Spazierritt. Hebel> W. II. 74, W. 85.
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21. Hund und Katze.
(Eine Vergleichung.)
Ähnlichkeiten: Hund und Katze sind Haustiere im Wohnhause.
Beide säugen ihre Jungen; als Säugetiere sind beide behaart uud mit
denselben Körperteilen ausgerüstet. Beide fangen andere Tiere als Beute,
können schnell laufen und springen, haben scharfes Gebiß, fressen am
liebsten Fleisch, haben an den Hinterfüßen fünf, an den Vorderfüßen vier
Zehen, waren ursprünglich wild, wurden gezähmt und haben noch wilde
Vettern. Beide gehören deshalb zu den Raubtieren. — Verschieden-
heiten: Die Hunde sind sehr verschieden an Größe, Gestalt und Farbe,
die Katzen nicht. Es giebt mehr Hundearten als Katzenarten. Der Hunde-
köpf ist spitz, der Katzenkopf rund. Die Katzen haben meist graugrüne
Augen mit länglichem Sehloch, das im Dunkeln sich weit öffnet und
funkelt, die Hunde meist braune Augen und ein rundes Sehloch. Die
Katze hat Spürhaare, der Hund nicht. Der Leib der Katze ist geschmeidiger
als der des Hundes. Die Katze hat zurückziehbare Krallen und kann
deshalb leiser schleichen und besser klettern und springen als der Hund.
Der Hund dagegen hat einen schärferen Geruch. Auch im Charakter sind
beide verschieden: die Katze ist naschhaft, falsch und tückisch, der Hund treu,
gelehrig, folgsam und klug. Der Hund bewacht das Haus und die Herde,
begleitet den Jäger, um diesem das Wild aufzuspüren, schützt uns bei
Angriffen und zieht den Karren. Die Katze vertilgt die Mäuse, raubt
aber auch nützliche Vögel. Im Zorne beißt der Hund, während die
Katze kratzt.
1. Hausfrau und Katze. Münkel. W. II. 75, W. 91.
2. Hund und Katze. Güll. W. II. 76, W 88.
3. Die zwei Hunde. Pfeffel. W. II. 78.
4. Die Katze. Gubitz. W. II. 79.
5. Die drei Hochzeitsgäste. Bechstein. W. II. 77, W. 89.
8. Spaziergänge.
Wann und wo versammelten wir uns? Wie viel Köpfe zählte die
Schar? Wer durfte nicht mit? Welches Ziel hatten wir uns gesteckt?
Nach welcher Richtung gingen wir? Welche Wege (Straßen, Gassen, Plätze,
Landstraßen, Feldwege, Fußsteige) haben wir eingeschlagen? An welchen,
öffentlichen Gebäuden, Fabrikanlagen, Eisenbahnen sind wir vorbei gekommen?
Welche Gewässer haben wir gesehen, überschritten, überfahren? Wie hießen
sie? Woher kamen und wohin flössen sie? Waren die Gewässer tief, seicht,
reißend, schleichend, rauschend, murmelnd, klar, trübe, gefärbt (wovon?),
fischreich? Wie war das Bett, das Ufer, der Flußverkehr beschaffen?
Welche Wiesen, Äcker, Waldungen, Gehölze, Anlagen haben wir gesehen,
berührt, durchwandert? Welche Blumen standen auf der Wiese, auf dem
Felde, im Walde? Welche Sträucher standen am Wege? Welche Getreide-
arten, Futterpflanzen zc. fanden wir auf dem Felde? Wie weit waren sie in
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ihrem Wachstums? Womit beschäftigen sich die Landleute? Welche Bäume
bildeten den Wald? Welche Tiere haben wir gesehen, belauscht, gehört,
gefangen? In welche Thäler, Schluchten, Hohlwege sind wir gekommen?
Welche Höhen haben wir gesehen, bestiegen, erklettert? Welche Aussicht
genossen wir da? Welche Dörfer, Städte, Mühlen, Windmühlen, Schlösser
lagen im Gesichtskreise? Welche Gesteine, Felsen, Bodenarten bemerkten
wir? Wo stand die Sonne bei dem Ausmarsche? bei der Rückkehr? Aus
welcher Himmelsgegend kam der Wind? Wie sah der Himmel aus?
Welche Wolken bedeckten ihn? Kam am Abend der Mond? Wie sah er
aus? — Welche Lieder sangen, welche Spiele spielten wir?
NB. Den Spaziergängen haben sowohl Besprechungen vorauszugehen als
nachzufolgen. Das Ziel und die Absicht des Spazierganges sind vorher zu be-
stimmen, und der Aufmerksamkeit ist durch Andeutung dessen, was man sehen
werde, schon vorher Spannung und Richtung zu geben. Unterwegs soll keines-
wegs die Fülle der Erscheinungen, welche die Skizze nur als Gesichtspunkte für
den Lehrer hinstellt, ins Auge gefaßt werden. Es ist vielmehr, da in jeder Jahres-
zeit mehrere Spaziergänge in verschiedener Richtung und Absicht stattfinden sollen,
jedesmal nur einer Gruppe verwandter Dinge, der Pflanzenwelt, der Tierwelt, den
Gewässern :c., besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Nach den Spaziergängen sind
die gewonnenen Anschauungen aufzufrischen, zu ordnen uud durch die Sprache zum
Bewußtsein und Ausdruck zu bringen. Die eingeschlagenen Wege find thunlichst
an die Tafel zu zeichnen. Ein Mehreres über die so notwendigen Spaziergänge
zu sagen, ist hier nicht der Ort; aber die Bemerkung wollen wir nicht unterdrücken,
daß es auf diesen Spaziergängen in erster Linie darauf ankommt, anschauen uud
beobachten zu lehren, die Sinne zu üben und Vorstellungen zu gewinnen, um die
Kinder auf dem natürlichsten Wege zum Denken und Sprechen zu führen. Wer
darauf ausgeht, sie schon ins Innere der Natur blicken zu lassen, wer ihnen den
Zusammenhang aller Erscheinungen, die Zweck- und Gesetzmäßigkeit der Natur auf-
schließen will, sei es am Teiche oder sonstwo, verkennt die kindliche Natur und die
Aufgabe der Volksbildung und nötigt sein wissenschaftliches Interesse der Kindes-
seele auf. Seine Spaziergänge führen auf — „Holzwege". Was die Reformer
anstreben, ist unter Umständen wohl für 2—3 frische, helle Knabenköpfe, welche
von einem Hauslehrer unterrichtet werden, viel Zeit und Gelegenheit zu täglichen
Beobachtungen im Freien haben und sich später den sNaturwissenschaften zuwenden
wollen, zweckmäßig, aber nicht für eine Volksschnlklaffe.
1. Ausfahrt. Scheffel. W. II. 80, W. 172.
2. Der Wanderer. W. Müller. W. 81, W. 401.
3. Gottes Lob in Wald und Feld. Gichenbach. W. II. 82.
4. Der schönste Zeitvertreib. Polko. W. II. 83.
5. Äsop. Nikolai. W. II. 84.
13. Im Sommer.
9. Der Sommer.
22. Die Sommerzeit.
a. sommers Anfang. Mit welchem Tage beginnt der Sommer?
Wann geht jetzt die Sonne auf? unter? Wie lang ist also der Tag?
die Nacht? Wo geht jetzt die Sonne auf? unter? Wie muß deshalb die
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Sonnenbahn jetzt sein? Wo steht die Sonne des Mittags? (beinahe über
unserem Scheitel). Wohin fällt der Schatten am Morgen? am Mittag?
am Abend? In welcher Richtung fallen die Sonnenstrahlen herab? Was
bringen sie hervor? Wie viel Grade waren gestern am Morgen? Mittag?
Abend? in der Sonne? im Schatten? Welches Fest fällt auf den 24. Juni?
Was thuu an diesem Tage die Leute? Wie heißen die Sommermonate?
b. Die Sommernacht. Die kurze Sommernacht ist nicht so dunkel
als die lange Winternacht. Die Nachtluft ist lau, mild oder lind; gegen
den Morgen ist sie kühl, die Erde hat sich abgekühlt. Die Dünste in der
Luft hängen sich als Tautropfen an die Pflanzen, welche dadurch erquickt
werden. Die Tautropfen blitzen so schön wie die Perlen und Diamanten.
o. Der Sommer morgen. Die Luft ist frisch und erquickend. Die
Blumen öffnen ihre Kelche und wenden sich dem Lichte zu. Die Land-
lente gehen zeitig an ihre Arbeit, die Städter später.
ä. Der Sommertag. Die Luft ist bei 15" warm, bei 20° heiß
und schwül. In der Sommerwärme entwickeln sich die Früchte der Gärten
und Felder; sie reifen. Die Vögel füttern die zweite Brut; ihr Gesang
verstummt langsam. Kerbtiere aller Arten fliegen und kriechen umher,
am liebsten auf den Blüten, die sie befruchten helfen. Die Kinder tum-
meln sich viel im Freien umher und gehen baden. Die Erwachsenen
arbeiten bei offenen Fenstern und Thüren, gehen so oft als möglich ins
Freie, sitzen in Lanben und Gärten und freuen sich der warmen Jahreszeit.
NB. Die Kinder sind anzuleiten, die Wärmegrade vom Thermometer abzulesen.
1. Juni. Reinick. W. II. 85.
2. Sommerlied. Reinick. W. II. 86, W. 107.
3. Das Leben im Sommer. I. Paul. W. II. 87, W. 109.
4. Abendlied. Claudius. W. II. 88, W. 114.
23. Das Gewitter.
Der Sommerhimmel ist meist wolkenlos; er ist klar und heiter.
Zuweilen bewölkt er sich. Schweben die Wolken hoch, dann sehen sie
weiß aus. Wer hat Ne Wolken als Streifen? als hohe Berge? als
Schäfchen gesehen? Wer hat sie ziehen sehen? Wer hat gesehen, wie die
Wolken sich auflösen? wie sie sich zusammenziehen? zusammenballen?
Gestern war die Lust schwül und drückend. Schwarze Wolken stiegen
herauf; sie schwebten tief und verdunkelten die Sonne. Plötzlich zuckte
ein Blitz in der Ferne, rollende Donner folgten. Die Menschen suchten
eilig ihre Wohnungen auf; auch die Tiere suchten rasch ein Unterkommen.
Der Wind erhob sich und wirbelte den Staub auf. Die drohenden Wolken
zogen näher heran. Endlich hingen sie über unserem Wohnorte. Immer
-häufiger zuckten nun die Blitze, immer lauter, immer rascher folgte ihnen
der Donner. Das Gewitter war da, die Bäume bogen sich vor dem
Sturme, der Regen fiel in Strömen herab. Man hörte, wie der Blitz
bald hier, bald dort einschlug. Wer von euch war recht ängstlich? Welcher
Gedanke hätte dich beruhigen sollen? Habt ihr erfahren, wo es ein-
— 207 —
geschlagen hat? ob ein Haus angezündet worden ist? ob ein Mensch vom
Blitze erschlagen worden ist? Wer hat die zersplitterte Eiche gesehen?
Wohin darf man sich nicht während eines Gewitters stellen? Wodurch
hat man manche Häuser gegen den Blitz geschützt? Wo verhallte zuletzt
der Donner? Wo wetterleuchtete es noch lange? Wohin ist also das Un-
Wetter gezogen? ^Das Gewitter hat Schaden angerichtet, aber noch größer
ist sein Nutzen. Es hat die Luft abgekühlt und gereinigt, Menschen,
Tiere nnd^Pfkanzen erfrischt, den ausgetrockneten, durstigen Boden durch-
tränkt, die versiegenden Quellen und Bäche gefüllt und die Menschen an
Gott erinnert.
NB. Das Gewitter ist zu besprechen, nachdem ein solches stattgefunden hat.
Die Kinder sind zu veranlassen, die Wirkungen eines Gewitters an den Häusern
und Bäumen, auf Feldern und am Boden ?c. anzuschauen; insbesondere müssen
sie auch sehen, welche Gewalt das Wasser hat, wie es den Boden ab- und an-
geschwemmt, Steine fortgerollt, Thalfurchen gerissen, Becken gebildet, Schutt an-
gehäuft, Pflanzen und kleinere Tiere darunter begraben hat :c., da später an solche
Anschauungen geographische und geologische Begriffe anzuknüpfen sind.
1. Es regnet. Eusliu. W. II. 89, W. 118.
2. Pappelbaum und Blitz. Curtmau. W. II. 90, W. 119.
3. Der Buchweizen. Andersen. W. II. 91.
10 Im Garten.
24. Das Sommerobst.
Welche Bäume und Sträucher wachsen im Garten? Welche davon
tragen keine eßbaren Früchte? Welches Obst wird zuerst? welches zuletzt
reif? Wie sehen die Kirschen, Birnen, Äpfel, Pflaumen, Walnüsse zc. an-
fangs? wie jetzt aus? Woran erkennst du ihre Reise? Wie schmecken sie?
Welche Früchte gehören zu dem Kernobst? Steinobst? Welche sind Beeren?
Welches Obst macht man ein? preßt man aus? Welches Obst ist ungesund?
Welche Tiere sind Feinde des Obstbaues? welche unsere Freunde? Woraus
werden die Obstbäume gezogen? Wo stehen sie in ihrer Jugend? Wie
werden sie veredelt? Wie zwingt man sie, gerade zu wachsen?
NB. Die verschiedenen Obstsorten sind vorzuzeigen und von den Kindern be-
stimmen zu lassen. Dabei ist besonders die Form der Frucht ins Auge zu fassen.
Auf Spaziergängen bez. im Schulgarten sind gelegentlich auch die Obstbäume uach
ihrem Wuchs und ihren Blättern zu bestimmen.
1. Rätsel. W. II. 92, W. 129.
2. Vom schlafenden Apfel. Reinick. W. II. 93.
3. Der Birnbaum, v. Schmid. W. II. 94, W. 132.
25. Gemüse und Blumen.
Neben dem Obstgarten ist gewöhnlich noch ein Gemüse- und Blumen-
garten. Hier werden auf Beeten die Gemüse und Blumen gebaut: gesät,
gepflanzt, gezogen und gepflegt. Hier wachsen Erbsen, Bohnen, Linsen,
Möhren, Rüben, Rettiche, Gurken, Kürbisse, Sellerie, Petersilie, Lauch,
— 208 —
Zwiebeln, Kartoffeln, Salat, Kohl, Kopfkohl, Blumenkohl, Kohlrabi,
Spargel :c.; hier blühen Tulpen, Lilien, Kaiserkronen, Rosen, Nelken,
Levkoien :c. Welche Gemüse haben Hülsenfrüchte? fleischige Früchte? fleischige
Wurzeln? saftige Blätter? saftige Stengel? verdickte Stengel? mehlige
Knollen? dienen als Gewürz? Wer von euch hat ein Gartenbeet? Was
steht darauf? Wie pflegt ihr es?
NB. Die genannten Gemüse und Blumen sind noch nicht nach botanischen
Gesichtspunkten zu betrachten, es genügt vorläufig, sie nach den augenfälligsten
Merkmalen zu bestimmen. Ist ein Schulgarten vorhanden bez. eine Gärtnerei zu-
gängig, so ist ein Gang nach dem Garten zu veranstalten. Im andern Falle wird
der Lehrer ein Bündel Gemüse und einen Strauß Gartenblumen zur Schule
bringen müssen.
1. Schlimme Folgen. Gumpert. W. II. 95, W. 125.
2. Blümleins Wachstum. Lieth. W. II. 96.
2. Die erste Rose. Hoffmann. W. II. 97, W. 122.
4. Das Blumenpflücken. Rückert. W. II. 98, W. 124.
5. Die Reseda. Stöber. W. II. 99.
36. Die Biene.
Die Biene ist ein Kerbtier; denn ihre Hauptteile, Kopf, Brust und
Hinterleib, sind nur durch einen dünnen Stiel verbunden und durch Kerben
oder Einschnitte von einander getrennt. Am Kopfe bemerken wir einen
Rüssel zum Saugen, zwei Fühler und zwei Augen, an der Brust vier
häutige, netzartige Flügel und sechs Beine. Die Beine sind dicht mit
Haaren besetzt und gleichen einem Bürstchen. Der Hinterleib besteht aus
sechs Ringen; in dem letzten ist ein Stachel verborgen, mit dem sich die
Biene wehrt; er ist ihre Waffe; sie kann ihn hervorstrecken und damit
diejenigen empfindlich stechen, welche sie in ihrer Arbeit stören.
Die Bienen wohnen im Bienenhause. Dort hat der Bienenvater
Körbe oder Stöcke sür sie aufgestellt; an manchen sind Fenster von Glas,
durch welche er seine liebeu Bienen beobachten kann. In jedem Stocke
wohnen mehrere Tausend Arbeitsbienen, einige Hundert Drohnen und nur
eine Königin. Die Arbeitsbienen sind die kleinsten; sie fliegen bei Sonnen-
schein nach Nahrung aus und sammeln den süßen Honig und den gelben
Blütenstaub der Blumen. Der Blütenstaub bleibt ihnen an den behaarten
Beinen, den Bürstchen hängen, wenn sie in die Blumen schlüpfen, um mit
dem Rüssel das Honigtröpfchen darin aufzusaugen. Dabei sorgen sie nicht nur
für sich, sondern nach Gotteswillen auch für die Pflanzen. Viele Pflanzen
können nur dann Früchte hervorbringen, wenn der Blütenstaub von der
einen Blüte auf die andere übertragen wird. Die Bienen und ihre Ver-
wandten, die Wespen und Hummeln, aber auch manche Käfer und der
Wind, besorgen dieses Geschäft. Da sie von Blume zu Blume fliegen, so
verschleppen sie von einer Blüte den Blütenstaub zur andern. Aber ein
gutes Teil bringen sie davon mit heim; beladen, mit gelben Höschen, kehren
sie von ihrem Ausfluge in den Stock zurück. Hier bereiten sie aus dem
Blütenstäube, indem sie ihn verzehren, das Wachs, welches sie zwischen
— 209 —
ihren Ringen ausschwitzen. Aus dem Wachse bauen nun die fleißigen
Tierlein sechseckige Zellen, eine an die andere, bis eine große Scheibe
entsteht, die man Wabe nennt. In diese Zellen sammeln sie wie in kleinen
Töpfchen den Honig als Vorrat für den Winter. Ist die Zelle gefüllt, so
machen sie einen Deckel von Wachs darauf, damit der Honig nicht ver-
derbe; sie machen es so, wie die Mutter mit denjenigen Töpfchen, in
welchen sie das Eingemachte aufbewahrt. Die Zellen haben aber noch
einen anderen Zweck; sie sind zugleich die Wiegen für die jungen Bienchen.
Die Königin, welche ein wenig größer ist, legt nämlich Eier in die Zellen,
und zwar in je eine Zelle ein Ei. Aus den Eiern entwickeln sich nach
einiger Zeit Larven, die von den Arbeitsbienen gefüttert werden wie
Kinder. Eines Tages sind aus den Larven junge Bienchen geworden.
Da der Stock nicht alle beherbergen kann, so sammeln sie sich an einem
schönen Sommertage um eine junge Königin. Sie fliegen als Schwärm
hinaus und hängen sich an einem Baume fest, eine an der anderen. Der
Bienenvater kommt eilig herbei, sammelt den Bienenklumpen in einen
leeren Stock und stellt ihn zu den anderen Stöcken ins Bienenhaus. Er
hat nun einen Stock mehr. Im Frühlinge, wenn die Bienen frischen
Honig sammeln können, schneidet der Bienenvater die Waben heraus, die
noch mit altem Honig gefüllt sind, und bringt ihn auf den Markt, wo
ihn die Mutter für ihre Leckermäuler kauft. Der Honig schmeckt süß und
ist sehr gesund. Das Wachs wird zu Wachsstöcken und zum Wichsen benutzt.
Von den Bienen kann man mancherlei lernen. Sie sind fleißig,
ihrer Königin gehorsam und lieben die Ordnung und Reinlichkeit. Auch
sparen sie in der Zeit, damit sie in der Not haben. Die faulen dick-
leibigen Drohnen jagen sie aus dem Stocke hinaus. Das ist die Drohnen-
schlacht. „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen."
Die Biene ist ein Sinnbild des Fleißes. Welches Tier ist ein
Sinnbild der Trägheit? des Stolzes? der Treue? der Falschheit? der
Naschhaftigkeit? der Sanftmut? der Mutterliebe? der Langsamkeit?
KB. Zur Veranschaulichung kann eins der Seite 28 genannten Bilderwerke
benutzt werden. Unter Umständen genügt die Abbildung im Lesebuche. Eine leere
Wabe ist im Klassenmuseum aufzubewahren. Da nach unseren Erfahrungen manche
Stadtkinder leider noch keinen Honig genossen haben, so erscheint es nicht über-
flüssig, ein wenig Honig mitzubringen und ihn von den armen Kindern kosten zu lassen
1. Bienchens Nachtherberge. Rückert. W. II. 100, W. 110.
2. Bei dem Bienenvater. H. Weber. W. II. 101, W. 141.
3. Drohnenschlacht. Enslin. W. II. 102.
4. Biene und Fliege. Tiedge. W. II. 103, W. 142.
27. Die Spinne.
In den Winkeln, an den Mauern
Pfleg' ich auf das Wild zu lauern
ohne Hund und Schießgewehr.
Netze spann' ich um mich her,
und mein Tisch bleibt selten leer. (H. Nr. 12.)
Wer ist diese Jägerin? Hier ist ihr Netz. Es ist zwischen zwei -
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 14
— 210 —
Zweigen ausgespannt. Ich fand es im Garten an einem Strauche und
schnitt es ab. Die Spinne hat es aus feinen Fäden gewebt, die sie selbst
gesponnen hat. Wer hat ihr einmal bei der Arbeit zugeschaut? Sie zieht
zuerst gerade Fäden nach allen Seiten wie Strahlen, sie braucht aber kein
Lineal dazu. Sie mißt die Punkte mit acht Augen und hat darum ein
gutes Augenmaß. Die Strahlen schneiden oder treffen sich alle in einem
Punkte; das ist der Mittelpunkt. Von diesem Punkte zieht sie ohne Zirkel
Kreise; diese schneiden die Strahlen und werden nach dem Rande zu
immer größer. Das Netz ist fertig; es ist gar fein und zart gesponnen
und gewebt; die Spinne ist eine geschickte Spinnerin und Weberin.
Von ihr haben die Menschen die Kunst des Spinnens und Webens gelernt.
Das Netz oder Spinnengewebe hat sehr enge Maschen. Selbst das
zierliche Mücklein kann nicht Hindurchsliegen. Wenn das leichtsinnige Ding
tanzt und summt und dabei nicht acht giebt, taumelt es gegen das Netz,
bleibt hängen, zappelt und verwickelt sich immer mehr: es ist gefangen.
Das hat die kluge Frau Spinne vorausgesehen; mit ihren acht Augen
hat sie schon lauge den Tanz des Mückleins gierig verfolgt; sie lauerte
auf die Beute. Jetzt kommt sie eilig herbei und verspeist sie mit Stumpf
und Stiel. Nicht besser ergeht es der plumperen Fliege, mag sie noch
so sehr zappeln; sie saugt sie aus, wirft sie weg, bessert ihr Netz aus
und lauert auf neue Beute. Jäger und Fischer haben von ihr gelernt.
Als ich das Netz abschnitt, ließ sich die Spinne an einem Faden wie
ein Seiltänzer bis zur Erde herab und lief davon. Sie hatte ein weißes
Kreuz auf dem Rücken; es war also eine Kreuzspinne. Sie ist kein
Kerbtier; sie hat nur zwei Hauptteile und einen Einschnitt, auch nicht
sechs, sondern acht borstige Beine. Kopf und Brust sind verwachsen. An
dem dicken Hinterleibe befinden sich ihre Spinnwarzen. Aus diesen quillt
der klebrige Saft, welchen sie zu Fäden verspinnt.
NB. Das Bild im Lesebuche ist gemeinsam zu betrachten.
1. Spinnlein und Mücklein. Güll. W. II. 104, W. 143.
2. Das Spinnlein. Hebel. W. II. 105, W. 144.
28. Der Igel.
Zur Zeit, wenn das Obst im Garten reift, schleicht sich des Nachts
gern ein Dieb hinein. Es ist der Igel, der zu den nächtlichen Raub-
tiereu gehört. Wenn die Sonne untergeht, kommt er aus seinem Ver-
stecke hervor, um auf die Jagd uach Mäusen, Schlangen, Käfern, Schnecken
und Regenwürmern zu gehen. Er ist deshalb ein nützliches Tier, und
der verständige Landmann verzeiht ihm gern, daß er sich gelegentlich ein
paar rotwangige Äpfel als Leckerbissen aus dem Garten holt. Gott gab
ihm zu seinem Handwerke ein scharfes Gebiß, helle Augen zum Umher-
schauen in der Nacht und eine lange, spitze Nase zum Wühlen. Wegen
dieser Nase, die rüsselförmig ist wie bei dem Schweine, wird er auch
„Swinegel" genannt. Der Rücken und die Seiten des plumpen Körpers
sind mit dichten Stacheln besetzt, so daß ihn niemand so leicht angreisen
— 211
fattrt: nur am Bauche hat er weißgraue Haare. In der Gefahr rollt
er sich zu einer Kugel zusammen; auch der Bauch, die Schnauze, die
kurzen Ohren, der kurze Schwanz und die kurzen Beine sind dann ge-
schützt. Am Tage hält sich der Igel in dichten Gebüschen, in Stroh-
Haufen, hohlen Bäumen, Ställen und Erdlöchern auf. Es ist unrecht,
das furchtsame und scheue Stacheltier mit den schwarzen, freundlichen
Augen zu verfolgen, zu rollen nnd zu quälen. Er ist unser Freund.
Wir sind ihm Dank dafür schuldig, daß er die schädlichen Mäuse vertilgt
und die giftigen Kreuzottern so tapfer angreift.
NB. Ist ein lebender Igel nicht zu erlangen, so dient das Bild im Lesebnche
.zur Veranschaulichung.
1. Der Igel als Familienvater. H. Weber. W. II. 106, W. 148.
2. Wettlauf zwischen Igel und Hase. Bechstein. W. II. 107, W. 149.
11. Auf der Wiese und Weide.
29. Ein Gang nach der Wiese.
Wohin gingen wir gestern? Welchen Weg schlugen wir ein? Auf
!der Wiese wachsen Kräuter und Gräser. Die Kräuter haben breite Blät-
ker, saftige Stengel und farbige Blüten. Die Gräser erkennt man an den
schmalen Blättern, den knotigen Halmen und an den Ähren. Die Kräuter
und Gräser der Wiese haben sich selbst ausgesät oder sprießen aus dem
überwinterten Wurzelstocke hervor. Hier ist ein Strauß davon. Merkt
euch von einigen den Namen! Hier sind Günsel, Gundermann, Wiesenklee,
Habichtskraut, Steinbrech, Wegebreit, Storchschnabel, Klappertopf, die
Glockenblume, Sauerampfer, Fuchsschwanz, Knaulgras, Rispengras ic. Gras
und Kräuter sind jetzt hoch gewachsen; sie sprießen nicht mehr; sie sind
verblüht; der Same ist reif geworden. Deshalb mähen die Landleute die
Wiese mit der Sense oder Sichel ab; im Takte hauen sie ein. Die ge-
fallenen Kräuter und Gräser liegen nun in den langen Reihen oder Schwaden
und verschmachten unter den Strahlen der Sonne. Ihr Saft soll ver-
trocknen; deshalb werden sie mehrmals ausgebreitet und gewendet, abends
zu Haufen zusammengeharkt, daß sie nicht vom Tau feucht werden, und
früh wieder ausgebreitet. Endlich sind sie dürr geworden. Als duftendes
Heu werden sie jetzt mit der Heugabel auf den Heuwagen geladen und
nach der Scheune gebracht. Von hier wandert das Heu als gutes Vieh-
futter nach den Ställen. Auf der kahlen Wiese zirpt nun die Grille und
hüpft das Heupferd. Bald ist die Wiese wieder grün, denn die Wurzelu
schlagen wieder aus; aber die meisten Blumeu und Gräser blühen nicht
.wieder. Der Nachwuchs wird später grün gemäht und giebt das Grummet,
d. h. das Grüngemähte. Während der Heuernte giebt es oft Regen; nicht
selten wird die Wiese überschwemmt und das Heu fortgeschwemmt. Darum
ist der Landmann fleißig und froh, wenn er „sein Heu herein hat".
„Und von der Wiese schreitet ! von Weib und Kind begleitet,
der Landmann frohen Sinns, I und freut sich des Gewinns."
14*
— 212 —
NB. Der Strauß von Wiesenblumen und Gräsern bleibt einige Tage lang
in einem Glase in der Klasse stehen, damit die Pflanzen wiederholt benannt und
vorgezeigt werden können. Eine botanische Betrachtung derselben ist ausgeschlossen;
nur auf die charakteristischen Merkmale werde hingewiesen.
1. Wiesenblumen. Enslin. W. II. 108, W. 150.
2. Blumenschlacht. Haupt. W. II. 109, W. 153.
3. Die Heuernte. Roquette. W. II. 110.
39. Das Vergißmeinnicht.
Auf feuchten Wiesen, aber auch in Gräben und Sümpfen, wächst
jetzt ein himmelblaues Blümchen. Es ist das Vergißmeinnicht. Die
Blütenkrone besteht nur aus einem Blatte, ist einblätterig, hat aber fünf
Spalten. In dem gelben Schlünde entdecken wir fünf Staubgefäße. Ein
grüner Kelch mit fünf Zähnen nmgiebt die Krone. Der Stengel ist
kantig und wie die Blätter rauh behaart. Die Kinder pflücken es gern.
Wer kann uns zeigen, wie man einen Kranz davon windet? Man schenkt,
sich das Vergißmeinnicht zum Andenken. Es ist ein Sinnbild der Treue.
Welche Blume ist ein Sinnbild der Liebe? des Stolzes? der Bescheidenheit?
NB. Der gewundene Kranz oder gebundene Strauß wird in eine Schüssel
mit Wasser gebracht und bleibt einige Zeit darin; einige Blümchen werden dagegen
in die Sonne gelegt. Die Kinder haben zu beobachten, wie das Wasser die Ver-
gißmeinnicht frisch erhält, wie sie wieder sprießen und aufblühen, weil sie sich vor-
zugsweise aus dem Wasser ernähren. Daran ist die Belehrung zu knüpfen, daß die
Pflanzen da am liebsten wachsen, wo sie ihr Leben am besten erhalten können.
1. Vergißmeinnicht. Hoffmann v. F. W. II. III, W. 160.
2. Vergißmeinntchts Name. Cosmar. W. II. 112.
31. Das Tagpfauenauge.
Das Tagpfauenauge ist wie der Maikäfer und die Biene ein Kerb-
Her; denn es besteht aus Kops, Brust und Hinterleib und hat fechs Beine.
Wie unterscheidet es sich aber von dem Maikäfer und der Biene? Es hat
vier weitausgespannte bunte Flügel, die mit Tausenden von Schüppchen
bedeckt sind, die wie Dachziegel übereinander liegen. Das kann man
leider nicht mit den bloßen Augen, sondern nur durch das Vergrößerungs-
glas sehen. Das Tagpfauenauge ist ein Schmetterling. An feinem
Kopfe finden wir zwei Fühler, zwei große Augen und einen eingerollten
Saugrüssel. Auf seinen Flügeln bemerken wir vier prächtige Flecken; sie
sehen aus wie ein gemaltes Auge und erinnern an die ähnlichen Flecken
auf den Federn des Pfaues. Hier ist eine solche Pfauenfeder! Es heißt
deshalb Pfauenauge. Zum Unterschiede von seinen Vettern, den Abend-
und Nachtpfauenaugen, heißt es genauer Tagpfauenauge; denn unser
Schmetterling schwebt nur am Tage über die bunten Wiesen. Dort läßt
es sich auf den Blumen nieder, um mit dem Saugrüssel den süßen Saft
zu schlecken. Dabei faltet es gern seine Flügel zusammen, damit es die
Kinder und seine Feinde nicht so leicht entdecken und fangen können. Auch
andere Schmetterlinge thun das. Sie werden darum auch Falter genannt.
— 213 —
Die Schmetterlinge freuen sich ihres Lebens nur kurze Zeit. Quäle
sie darum nicht! Betaste sie auch nicht mutwillig, denn ihre Flügel sind
zart und zerbrechlich; auch wischen sich die farbigen Schüppchen leicht ab.
Die Schmetterlinge legen ihre Eier auf Zweige und Blätter oder
an die Rinde der Bäume. Aus den Eiern kriechen Räupchen heraus.
Diese zerschroten mit ihren Freßzangen ein Blatt nach dem andern zum
Ärger der Landleute und Gärtner. Tauseude werden von den Singvögeln
verzehrt, aber Tausende fressen ruhig weiter, bis ihnen die Haut platzt.
Sie ziehen dann einen neuen Rock an und fressen wieder, bis sie aus-
gewachsen sind. Endlich ist die gefräßige nnd schädliche Raupe satt. Ihre
Haut wird nun hart und braun, die 16 Beine und die Freßzangen ver-
schwinden: die Raupe hat sich in eine Puppe verwandelt. Diese liegt oder
hängt wie tot an einem versteckten Plätzchen, aber inwendig regt sich das
Leben. Es entwickelt sich darin der Schmetterling. Ist er fertig, so platzt
die Puppenhülle, und der schöne Falter, dessen Flügel anfangs noch weich
und zusammengefaltet sind, arbeitet sich heraus in die schöne Gotteswelt.
Er ist auferstanden. Der Schmetterling ist ein Sinnbild der Auferstehung.
NB. Zur Veranschaulichung der Verwandelung empfiehlt es sich, innerhalb
tier Klasse einen gläsernen Zuchtkasten mit Gazedeckel aufzustellen, in welchem ver-
schiedene Raupen, von den Kindern herbeigebracht, mit den Blättern ihrer Nähr-
pflanzen gefüttert werden, bis sie sich verpuppen. Von Zeit zu Zeit haben sich die
Kinder von dem jeweiligen Entwickelnngsstandpnnkte zu überzeugen. Insbesondere
ist der Zeitpunkt der Entschlüpfung nicht zu verpassen.
1. Knabe und Schmetterling. Michaelis. W. II. 113.
2. Schmetterlings Kleid. Weber. W. II. 114.
32. Ein Gang nach der Weide.
Wir haben bisher Gärten, Wiesen und Felder angeschaut und be-
sprachen. Heute wollen wir nach einer Weide gehen.
Nach dem Spaziergange: Welche Wege sind wir gegangen?
(Fahrweg? Fußweg?) Was haben wir unterwegs zufällig gesehen?
Was mußten wir sehen? (Felder, Wiesen, Berge, Wälder). Wozu waren
die Gräben am Wege gezogen? Wie war das Wasser darin beschaffen?
Was durften unsere Durstigen nicht thuu? Wo lag endlich die Weide?
(am oder im Walde? am oder auf einem Berge?) Wie war der Boden
der Weide beschaffen? (steinig, sandig, sumpfig, unfruchtbar). Wozu könnte
das Stück Land nicht gebraucht werden? Was wuchs ohne Pflege (Arbeit)
zwischen Steinen und Gestrüpp? (Gräser und Kräuter). Warum können
sie nicht gemäht werden? (wachsen zu spärlich). Was hatte man deshalb
dahin getrieben? (Vieh). Wie wird deshalb auch die Weide genannt?
(Trist). Welches Vieh sahen wir? (Rindvieh, Schafe, Ziegen). Was
that das Vieh? Es ging umher und weidete, graste, rupfte Blätter,
Stengel und Blüten ab und füllte damit den Magen. Manche Tiere hatten
sich niedergelegt, sie würgten das Verschluckte aus dem Magen wieder
herauf und kauten es noch einmal: es sind Wiederkäuer. Was zeigten
die Fußtritte des Viehes im weichen Boden? (zwei Hufe, es sind Zwei-
— 214 —
hufer). Was bildeten alle Tiere zusammen? (Herde). Wer leitet oder
treibt sie zur Weide? (Hirt). Was muß er verhüten? Wovor muß er
sie behüten? Wie muß der Hirt sein? (aufmerksam). Wer ist sein Gehilfe?
(Hund). Was hat er zu thun? (läuft bellend hinter den Verirrten her,
treibt sie zurück zur Herde, hält sie unterwegs zusammen, damit keins-
abseits gehe). Wohin zieht die Herde abends? (Stall). Was geschieht
dort mit Kühen und Ziegen? Wie ist die Milch, die sich aus der Nah-
rung auf der Weide gebildet hat? (süß, fett, nahrhaft). Was thut das
Vieh in der Nacht? (ruht aus). Wie ist aber die Stallluft? (dumpfig,
stinkend). Wonach sehnt sich deshalb das Vieh am Morgen? (nach neuer
Nahrung und frischer Luft). Wo findet es beides? (auf der Weide)^
Warum treibt der Hirt das Vieh heute auf eiue andere Weide? Wann
wird er es wieder zu der Weide zurückführen, welche wir besucht haben?
— Welche Hirten sind dir aus der biblischen Geschichte bekannt? Welche
Geschichten von Hirten aus dem Lesebuche?
KB. Sollte in größeren Städten es unmöglich bez. unthuulich sein, die Klasse
auf eine Weide zu führen, so muß mit Hilfe von Abbildungen und der Phantasie
der Gegenstand behandelt werden. Er ist auch für Stadtkinder wichtig, wenn sie
einige biblische Geschichten, Sprüche, Gleichnisse, sowie auch gewisse Märchen und-
Erzählungen richtig verstehen sollen.
1. Mein Lämmchen. Hoffmann v. F. W. II. 115.
2. Der Kuhhirt. Krummacher. W. II. 116.
12. Auf dem Felde.
33. Die Getreideernte.
Die Saat, die wir im Frühlinge betrachtet, ist gediehen, denn Gott
schickte Sonnenschein und Regen. Die Halme wuchsen so hoch, daß die
Kinder sich darin verstecken konnten, aber sie thaten es nicht; das wäre
ja Sünde. Wohl gingen sie durch die Felder, um Kornblumen und Mohn
zu pflücken, aber sie nahmen sich dabei in acht, daß sie kein Hälmchen
zertraten. Da haben sie auch gesehen, wie das Getreide blühte. Es
blühte nicht prächtig, wie die meisten Kräuter, Sträucher und Bäume; es-
blühte einfach und bescheiden, wie alle Gräser. Die grünlichen Blüten
stehen dicht um das Ende des Halmes herum und bilden dadurch eine
Ähre. Sie ist mit langen Borsten oder Grannen versehen. Während des
Blühens läßt jede Blüte drei lange Staubfäden heraushängen. Ist das
geschehen, so schickt Gott den Wind. Vor diesem beugen sich die Halme.
Jeder Halm wiegt sich, so daß das ganze Getreidefeld hin- und herwogt
wie ein grünes Meer. Der Wind bläst den Blütenstaub aus den Beutel-
chen der Staubfäden und streut ihn von Ähre zu Ähre aus. Dadurch
werden die Blüten befruchtet; in jeder bildet sich nun ein Korn.
Im Brande der Julisonne werden die weichen Körner hart, die
Milch darin zu Mehl, die Halme gelb. Jetzt sieht das Getreidefeld golden
ans. Die Ernte beginnt. Schnitter und Schnitterinnen kommen mit
Sensen oder Sicheln, schärfen diese mit dem Wetzsteine und mähen oder
— 215 —
schneiden das Getreide ab, zuerst den Roggen, dann den Weizen und zu-
letzt Gerste und Hafer. Die gefallenen Halme werden zu Garben ge-
Kunden und diese zu Haufen (Mandeln, Puppen zc.) aufgestellt. -Nun
kommt der Erntewagen. Mit großen Gabeln reicht der Landmann die
Garben dem Knechte, der auf dem Wagen steht und Garbe zu Garbe
legt, bis der Wagen voll geladen. Das hohe, schwankende Fuder fährt er
in die Scheune, wo die Garben aufgespeichert werden. Ist die Scheune
gefüllt, so werden auf freiem Felde hohe Feimen (Schober, Diemen) auf-
gebaut. Endlich ist das Feld leer; nur Stoppeln sind geblieben. Zwischen
diesen liegt aber noch manche Ähre, die der Harke entschlüpft ist. Der
Landmann will sich nicht nach jeder bücken, er hat ja Millionen geerntet.
Er läßt sie voll Mitleid liegen für die Armen wie Boas für die Ruth.
Was die Ährenleser liegen lassen, holen sich die Feldmäuse, Hamster und
Sperlinge. Diese leben jetzt im Überflusse, aber nur der Hamster spart
und denkt an die ZuktA^ er trägt in feinen Backentaschen so viel er kann
in seinen Bau, damit er spätn>mcht Not leide. Zuletzt kommt auch noch
der Hirt.mit Schafen und Gänsen; diese rupfen die grünen Hälmchen
zwischen den Stoppeln ab und lesen das letzte Körnchen aus.
Zum Erntefeste danken die Landleute Gott für den reichen Segen.
Sie gehen in die Kirche, sprechen ein Dankgebet, singen ein Erntelied zum
Lobe des Höchsten und hören mit Andacht die Erntepredigt an. Mit
freudigem Herzen verlassen sie das Gotteshaus, um sich am übrigen Tage
durch Schmaus, Musik und Tanz von der schweren Erntearbeit zu erholen.
NB. Kurz vor der Ernte ist eine Wanderung durch die reifenden Felder zu
veranstalten. Da die Ernte selbst meist in die Ferienzeit fällt, so sind die Kinder
aufzufordern, jede Gelegenheit zu benutzen, um die Erntearbeit zu beobachten. Im
Klassenschranke sind die Erntegerätschasten, als Spielsachen eingekauft, zum ge-
legentlichen Vorzeigen aufzubewahren.
1. Rätsel. 'W. II. 117, W. 166.
2. Das Ährenfeld. Hoffmann v. F. W. II. 118, W. 163.
3. Die Kornähren, v. Schmid. W, II. 119, W. 164.
4. Am Ährenfelde. Reinick. W. II. 120, W. 165.
3. Sechzig Ernten. Krnmnmcher. W. II. 121.
34. Das Brot.
Die Ernte ist vorbei, die Scheune gefüllt. Nun giebt es auf der
Tenne zu thun. Diese ist hart und glatt und in der Scheuue aus Lehm
hergestellt: sie ist eine Lehmdiele. Darauf breiten die Landleute Garben
ans. Dann nehmen sie einen Flegel in die Hand, schwingen ihn und
lassen ihn im Takte auf die Ähren herniederfallen: sie dreschen. Auf
manchen Höfen besorgt die Arbeit der Drescher eine Maschine, die Dresch-
Maschine. Durch das Dreschen werden die Körner frei; sie springen heraus.
Die Garbe ist leer: sie ist Stroh. Das bindet der Bauer in Bündel
< Bunde, Schütten) und reicht es dem Vieh zur Nahrung und zum Lager;
einiges schneidet oder hackt er zu Häcksel für die Pferde; anderes dreht
er zu Bändern für die Garben zusammen, das beste verkauft er als
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Bettstroh oder als Stroh zum Flechten von Matten, Abtretern. Hüten zc.
Unter dem Stroh liegen Tausende von Körnern, aber vermengt mit den
Fruchthüllen (Spreu) und Staub. Davon müssen sie mit dem Weher,
der Schwinge, dem Siebe oder mit einer besonderen Maschine befreit
werden. Der gereinigte Roggen wird in Säcke geschüttet und nach der
Wasser-, Wind- oder Dampfmühle gebracht. Hier dreht das Mühlrad
zwei große Mühlsteine dicht übereinander. Zwischen diesen Steinen werden
die Körner zerrieben oder gemahlen. Die Schalen der Körner liefern die
nahrhafte Kleie als Futter für das Vieh; das Innere der Körner liefert
uns das weiße Mehl. Das weiße Mehl kommt zum Bäcker, aber einiges
auch in die Speisekammer der Mutter. Der Bäcker mengt es im Back-
trog mit Wasser zu Teig, welchen er mit Sauerteig säuert, mit den
Händen knetet und zu Broten formt. Diese quellen (gehen) auf, werden
in den geheizten Backofen geschoben und hier gar gebacken. Mit brauner
Rinde und weicher Krume kommt es als Schwarzbrot wieder heraus.
Weißbrot und Kuchen werden aus Weizenmehl gebacken.
Das Brot ist eine sehr gesunde Speise, die mit Salz, Butter, Fett
(Schmalz), Käse, Fleisch und Obst genossen wird. Arm und reich, alle,
vom Bettler bis zum Kaiser, essen gern das wohlschmeckende, nahrhafte
und leicht verdauliche Brot; keiner ißt es bis zum Überdruß. Ein jeder
arbeitet, um „sein Brot zu verdienen". Es ist eine große Wohlthat, für
die wir dem Vater im Himmel, der „die Saat wachsen läßt zu Nutze
der Menschen", täglich Dank schuldig sind. Darum beten wir auch im
Vaterunser: „Unser täglich Brot gieb uns heute!"
NB. Stadtkindern sind die Modelle eines Flegels, einer Schwinge, eines
Siebes, einer Mühle, eines Backtroges :c. vorzuzeigen; die Bewegungen des Dreschens,
Reinigens, Knetens ic. sind vorzumachen.
1. Das Brot. Güll. W. I. 122, W. 167.
2. Rätsel. W. II. 123.
3. Wohl bekomm's. Dittmar. W. II. 124.
18. Im Walde.
35. Ein Gang nach dem Walde.
Wie ist euch der gestrige Waldspaziergang bekommen? Wer ist recht
müde gewesen? Was habt ihr Vater und Mutter und den Geschwistern
davon erzählt? Heute wollen wir uns von dem Walde unterhalten; ich
möchte gern wissen, was ihr euch gemerkt habt.
Nach welcher Himmelsgegend gingen wir? Durch welche Straße ver-
ließen wir die Stadt? Wodurch gelangten wir zunächst? (Felder). Wie
war hier der Boden? (fruchtbar, eben). Worüber stiegen wir sodann?
(Anhöhe, Hügel). Womit waren diese bedeckt? (Gehölz). Wann und wo
erreichten wir den Wald? Was bedeckte er? (einen Berg, weniger frucht-
bares, sandiges, steiniges, felsiges Land). Wie schien die Sonne unter-
Wegs? (warm, heiß). Wonach sehnten wir uns unterwegs? (Schatten).
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Wo fanden wir ihn? Was hielt hier die Sonnenstrahlen ab? Wie war
daher die Luft des Waldes? Welche Bäume fanden wir? Woran er-
kannten wir die Eichen? Buchen? Linden? Birken? Tannen? Fichten?
Kiefern? Von welchem Baume ist hier dieser Zweig? dieser? 2c., diese
Frucht? dieser Zapfen? zc. Wie standen die Bänme? (dicht zusammen,
in Reihen). Wie sind sie aus ihren Platz gekommen? Welche Holzgewächse
fanden wir zwischen den Bäumen? (Sträucher). Welche Sträucher fanden
wir? Woran erkannten wir sie? Wie sind sie in den Wald gekommen?
Welches Gestrüpp und Gesträuch fanden wir? Welche Beeren pflückten
wir? welche Blumen? Welche Pilze nahmen wir mit? ließen wir stehen?
Welche Tiere beobachteten wir? Was machten die Eichhörnchen? die Sing-
vögel? die Spechte? die Holztauben? die Eichhörnchen? die Ameisen?
Welche Tiere haben wir leider nicht gesehen? (Hirsche, Rehe, Füchse).
Welches Tier wollten wir nicht antreffen? (Kreuzotter). Welches Tier
sah wie eine Schlange aus? (Blindschleiche).
Wo ruhten wir aus? Wo tranken wir? (Quelle). Wo kam das
Wasser her? wohin rieselte es? Welches Haus fanden wir im Walde?
(Forsthaus). Woran erkannten wir es als solches? Was machten die
Waldarbeiter? Welches Holz war Brennholz? welches Nutzholz? Welche
Mühle stand am Bache in der Nähe des Waldes?
BN. Selbstverständlich hat sich die Besprechung ganz nach den wohnörtlichen
Umständen zu gestalten. Die vom Spaziergange mitgebrachten Zweige von Bäumen
und Sträuchern sind einige Zeit im Wasserglase frisch zu erhalten und von den
Kindern wiederholt bestimmen zu lassen. Die Zapfen der Nadelbäume, sowie einige
Eicheln und Bucheckern werden im Klassenschranke aufbewahrt.
1. Waldlied. Hoffmann v. F. W. II. 125, W. 185.
2. Im Walde. Schnltze. W. II. 126, W. 186.
3. Gefunden. Goethe. W. II. 127, W. 190.
4. Tanne, Fichte und Kiefer. Hinke. W. II. 128, W. 193.
5. Grüne Vögelein. Rückert. W. II. 129, 189.
6. Wie der Eichbaum König wird. Wagner. W. II. 130.
7. Das Abenteuernm Walde. Trojan. W. II. 131, W. 194.
36. Die Erdbeere.
Welche Früchte schmeckten auf unserem letzten Spaziergange wohl am
süßesten? Wo fanden wir sie?
Die Erdbeere ist ein Kraut, das in Wäldern und auf Hügeln, aber
auch im Garten wächst. Wir fanden viele Erdbeerkräuter zusammen stehen.
Dieselben stammten vielleicht von einem einzigen Wurzelstocke ab; denn
von diesem kriechen Ranken (Ausläufer) fort, welche Wurzel schlagen und
neue Pflanzen bilden. Die Wurzelblätter sind langgestielt und dreiteilig.
Einige Stöcke blühten zum Glücke noch. Wir bemerkten weiße Blüten
mit fünf Kronenblättern, vielen Staubgefäßen und einem grünen, aus-
gebreiteten Kelche. Aus vielen Blüten waren schon rote, würzig schmeckende
Beeren geworden, die auf dem grünen Kelche wie auf einem Tellerchen
lagen. Die meisten Früchte haben die Samenkörner inwendig, z. B. die
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Birne, die Kastanie, der Mohnkopf zc.; bei den Erdbeeren ist das anders.
Hier sitzen die Körner anßen auf dem Fruchtfleische. Wer hat sie gesehen
und beim Essen gefühlt?
1. Die Erdbeeren. Colshorn. W. II. 132.
2. Das Erdbeersträuchlein. Krummacher. W. II. 133.
37. Die Ringelnatter.
Die Ringelnatter hat einen meterlangen, walzenförmigen, fußlosen
Körper, der mit Schuppen und Schildern bedeckt ist. Diese sehen auf
dem Rücken graublau bis graubraun, an den Seiten weißlich und am
Bauche schwärzlich aus. Der Kopf ist platt und mit dem langgestreckten
Leibe ohne Hals verbunden. Die Augen haben keine Lider. Der Rachen
ist tief gespalten und kann weit ausgedehnt werden. Die Zähne sind spitz,
aber giftlos; sie dienen ihr nicht zum Zerkleinern, sondern nur zum Fest-
halten der Beute; da sie nach rückwärts gebogen sind, kann die gefaßte
Beute nicht wieder aus dem Rachen entschlüpfen.
Die Ringelnatter fängt Mäuse, Frösche, Kröten, Eidechsen und Fische
und verschlingt sie ganz; sie ist eine Schlange. Während der Ver-
danung, die sehr langsam vor sich geht, liegt sie ruhig. Ist sie hungrig,
so fängt sie an sich zu bewegen. Sie gleitet dann auf der Erde fort,
kriecht oder schlüpft; im Wasser kann sie vortrefflich schwimmen und tauchen.
Da sie sowohl auf dem Lande als im Wasser leben kann, gehört sie zu
den Amphibien, wie der Frosch. Die Ringelnatter greift sich kalt und
unangenehm an; ihr rotes Blut hat nur geringe Wärme. Deshalb kann
sie auch ihre 20—30 Eier, die eine lederartige Schale haben, nicht selbst
ausbrüten. Sie legt sie an feuchte und warme Orte, in den Dünger, in
Ställe, in hohle Bäume, in Laubhaufen, in Löcher oder in Keller. Dort-
hin verkriecht sie sich auch, um den Winter im Zustande der Erstarrung
zu verbringen. Im April kommt sie wieder zum Vorschein, um sich zu
häuten und zu sonnen, um auf Beute zu lauern und um diese zu ver-
schlingen und zu verdauen. Sie thut aber keinem Menschen etwas zu
leide; sie ist scheu und flieht rasch in ihre Verstecke, wenn man sich ihr
nähert. Wenn man sie reizt, zischt sie. Auch steckt sie wohl im Zorne
ihre zweispaltige Zunge hervor, sie „züngelt" und richtet sich empor; aber
sie beißt nicht wie die giftige Kreuzotter. Die Schlangen werden von
den Menschen gefürchtet und verabscheut; denn sie erschrecken uns durch
ihre häßliche Gestalt, ihr lautloses, unheimliches Schleichen und zorniges
Zischen, und auch, weil wir wissen, daß einige giftig sind.
XL. Da die Ringelnatter die erste Schlange ist, die den Kindern gezeigt wird,
so empfehlen wir, dieselben möglichst lebend vorzuführen und nur im Notfalle sich
einer in Spiritus gesetzten zu bedienen. Ringelnattern sind leicht zu erlangen und
lassen sich lange in einer Kiste, die mit Drahtgaze überdeckt ist, erhalten.
1. Die Natter. Hagedorn. W. IL 134, W. 195.
2. Bauer, Hund und Schlange. W. II. 135.
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14. In den Ferien.
38. Das Reisen.
Die Ferien sind vorüber. Wie habt ihr sie verbracht? Wer ist ver-
reist gewesen? Wohin bist du gereist? du? du? ic. Weshalb seid ihr
verreist? Weshalb verreist manchmal dein Vater? Wer verreist, begiebt
sich von einem Orte weit weg nach einem anderen. Dabei muß man sich
selbst fortbewegen oder fortbewegen lassen. Wir können uns langsam
durch Gehen und schnell durch Laufen fortbewegen. Wer weit und lange
geht, wandert oder reist zu Fuße. Wir können aber auch zu Pferde,
Wagen und Schiff reisen. Wer sich auf ein Pferd setzt und dieses gehen
oder laufen läßt, reitet zu Roß. Wer zu Wagen reist, fährt. Der
Wagen kann von Pferden fortgezogen oder vom Dampfe fortgetrieben
werden. Alle Wagen stehen auf Rädern; diese drehen sich um und rollen
auf dem Wege fort, wenn das Pferd zieht. Wer von euch ist schon auf
einem Leiterwagen, Frachtwagen, in einer Kutsche, in einem Omnibus,
Postwagen, Pferdebahnwagen gefahren?
Am schnellsten fährt man auf den Eisenbahnen, die durch das
ganze Land von einer Stadt zur andern gehen. Wer auf der Eisenbahn
fahren will, geht auf einen Bahnhof oder eine Haltestelle. Hier kauft
man am Schalter eine Fahrkarte. Dann wartet man auf dem Bahnsteig,
bis der Zug kommt. Zeichen oder Signale kündigen ihn an. Wer hat
sie gesehen? gehört? Endlich braust der Zug heran. Er besteht aus einer
Lokomotive, einem Kohlenwagen und Ms Personenwagen 1.—4. Klasse.
Er hält an. Wir steigen schnell, aber vorsichtig ein und nehmen am
liebsten unfern Platz am Fenster. Der Schaffner kommt und prüft die
Fahrkarte. Der Zugführer pfeift; der Zug geht ab, setzt sich in Be-
weguug. Wie geschieht das? Die Lokomotive ist eine Dampfmaschine.
Wer hat den großen Kessel gesehen? In dem Kessel ist Wasser und
unter dem Kessel ein großer Herd mit einem Kohlenfeuer, das der Heizer
oft schürt. Die Hitze verwandelt das Wasser in Dampf. Wer hat das
schon in der Küche beobachtet? Der Dampf hat große Kraft. Der
Lokomotivführer läßt ihn durch eine Röhre aus dem Kessel heraus in
zwei große Büchsen an der Seite der Lokomotive. Von hier aus bewegt
er eine eiserne Stange hin und her. Die Stange dreht die großen
Räder um. Die Lokomotive läuft auf den Rädern fort und zieht alle
Wagen hinter sich her. • Diese können auf der ebenen Eisenbahn viel
schneller laufen als auf der holperigen Straße; denn die Räder laufen
auf glatten eisernen Schienen, die an Schwellen befestigt sind. Zwei
Schienenlinien bilden das Gleis, auf das man sich nicht stellen darf, sonst
wird man überfahren. Auf den Schienen darf nichts liegen, fönst ent-
gleist der Zug und es giebt ein großes Unglück. Die Bahnwärter müssen
deshalb Achtung geben, ob die Bahn in Ordnung ist.
Der Dampfwagen läuft viel schneller als ein Pferdewagen; kein
Mensch und kein Tier kann mit ihm um die Wette lausen. Die Wagen
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rasseln, die Esse dampft, die Lokomotive keucht. Rasch fahren wir an
fremden Feldern und Wäldern, Dörfern und Städten vorbei; die Telegraphen-
stanzen uud die Wärterhäuschen an der Bahn tanzen an unseren Augen
vorüber. Wer hat einen Schnellzug? wer einen langen Güterzug fahren
sehen? Von Zeit zu Zeit hält der Zug auf einer Station, aber bald geht
es weiter wie im Fluge, bis wir am Ziele sind und vorsichtig aussteigen.
Auch auf dem Wasser kann man reisen. Wer ist schon auf dem
Wasser gefahren? Wo uud wie geschah es? Man besteigt dann ein Boot
(Kahn, Nachen), das gerudert wird, oder eiu Segelschiff, das der Wind
forttreibt, oder ein Dampfschiff, das von einer Dampfmaschine bewegt
wird. Auf großen Seeschiffen fährt man über das tiefe und weite Meer-
nach fernen Ländern. Über den Fluß fährt mau mit dem Fährmann auf
der Fähre.
Wer hat schon ein Luftschiff (Luftballon) gesehen? Warum seid ihr
noch nicht damit gereist?
NB. Bei jedem Lehrgegenstande hat der Lehrer selbstverständlich an das an-
zuknüpfen, was der Schüler erlebt hat; aber hier ist der Analyse oder Vorbereitung
ganz besondere Beachtung zu schenken. Es sind thunlichst die eigenen Erfahrungen
der Schüler im Bewußtsein aufzufrischen und möglichst zu verwerten. Am wirksamsten
wird sich die Besprechung gestalten, wenn sie an eine Klassenreise oder wenigstens
an einen Besuch des Bahnhofs anknüpft. Wie überall, so ist natürlich auch hier
das, was der Wohnort bietet, in den Vordergrund zu rücken. Der oder die Bahn-
Höfe des Wohnortes sind nach ihrer Lage, ihren Namen und Zielen zu bestimmen,
der Verkehr am Hafen oder Flußufer ist zu beschreiben:c.
1. Wanderlust. W. Müller. W. II. 136, W. 173.
2. Der Bauer und sein Sohn. Gellert. W. II. 137, W. 176.
8. Erst die Arbeit, dann das Spiel. W. II. 138, W. 177.
4. Kleines Kunstwerk. W. II. 139, W. 181.
3. Der Rätselmann. Sturm. W. II. 141, W. 182.
6. Vogel, flieg aus! Hoffmann v. F. W. II. 140.
7. Das Schifflein. Enslin. W. II. 142, W. 178.
8. Das Rad. Fröbel. W. II. 143, W. 179.
C. Im §b ex ß ft e.
15. Ter Herbst.
39. Des Herbstes Anfang.
Zu Anfange des Sommers hatte die Sonne ihren höchsten Stand
erreicht; während des Sommers ist sie täglich etwas zurückgegangen. Jetzt
steht sie wieder wie zu Anfange des Frühlings. Am 21. September sind
Tag und Nacht gleichlang. Mit diesem Tage beginnt der Herbst. Die
Tage werden kürzer, die Nächte länger, dunkler und kälter. Die Wärme
nimmt ab. Die Kerbtiere verkriechen sich. Die Zugvögel, Lerchen, Nachti-
gallen, Stare, Schwalben, Störche zc., ziehen deshalb scharenweise nach
— 221 —
dem Süden. Sie suchen Länder auf, wo es wärmer ist, und wo sie ihre
Nahrung reichlicher finden. Der Landmann pflügt das Stoppelfeld um
und sät Wintergetreide, Roggen und Weizen; er nimmt die 'Rüben
heraus als Winterfutter für sein Vieh und hackt die Kartoffelzeilen auf,
um die reifen Wurzelknollen aufzulesen. Im Garten werden die Äpfel
rotwangig und reif. Sie werden abgenommen. Die Äpfel werden teils
frisch gegessen, teils gebacken, gebraten oder zu Mus gekocht, teils auf-
gehoben für den Winter, um sie an den Christbaum zu hängen. Die
Pflaumen werden blau und reifen. Man pflückt oder schüttelt sie ab.
Sie sind nicht nur roh, sondern auch als Mus eine sehr gesunde Kost.
Die Walnüsse werden herabgeschlagen und von ihrer grünen Hülle befreit.
Die Haselnüsse bräunen sich und fallen von selbst aus der Hülse. Auch
die Kastanien werden braun und fallen aus der platzenden stacheligen
Hülle. Auch die Trauben des Weins schwellen an vom süßen Safte.
Die Weinlese beginnt. Die Winzer schneiden lustig die Trauben im Wein-
berge, pressen sie in der Kelter aus und füllen den Saft (Most) auf
große Fässer im Keller, wo er gärt und zu Wein wird. Überall sam-
meln die Menschen die Gaben des Herbstes ein, aber auch manches Tier,
wie das Eichhörnchen und der Hamster, versehen sich mit Nahrung für
den Spätherbst und Winter.
Auf der Wiese hat man noch einmal Gras und Kräuter abgemäht
- und als Grummet daheim untergebracht, eingeheimst. Die Blumen sterben
ab; nur die schöne, aber giftige Herbstzeitlose blüht dort noch, während
Rinder-, Schaf- und Gänseherden die letzten Sprossen abweiden. Kleine
Spinnen ziehen lange Fäden aus und segeln damit durch die Lüfte; als
„Alter Weibersommer" hängen sich diese Fäden beim Spaziergange an
Hut und Rock.
Das Konzert im Walde ist längst verstummt. Der Saft der Bäume
und Sträucher steigt nicht mehr bis zu den Blättern, um sie zu ernähren.
Das Laub der Bäume färbt sich deshalb gelb und rot; es welkt und
fällt nach und nach, vom Winde geschüttelt, herab. Die dürren Blätter
rascheln, wenn man durch den Wald geht. Die Pflanzensäfte vertrocknen.
Endlich blüht und grünt nichts mehr. Wald und Wiese sind kahl. Die Luft
wird rauh, kalte Regen fallen und dichte Nebel wallen. Die Haustiere
bleiben nun im Stalle, und die Menschen suchen das behagliche und warme
Zimmer auf. Sie sorgen für Holz und Kohlen und erwarten den Winter.
NB. Diese Betrachtung der herbstlichen Natur hat möglichst auf Grund eines
Spazierganges zu erfolgen; dabei sind Rückblicke auf die Anfänge des Naturlebens
im Frühlinge und den Wandel desselben im Sommer und Hinweise auf das Werden
und Vergehen alles Irdischen nicht zu versäumen.
1. Der gute Herbst. Hoffmann v. F. W. II. 145, W. 213.
2. Der Vögel Abschied. Löwenstein. W. II. 146, W. 216.
8. Die Zugvögel. Gubitz. W. II. 147, W. 214.
4. Herbst. Güstin. W. II. 148.
5. Das Herbstblatt. Rochholz. W. II. 149.
6. Des Hirten Abschied. Schiller. W. II. 150.
— 222 —
U'k Auf dem Jahrmarkte (Messe).
40. Jahrmarktstreiben.
Wo wurde der Jahrmarkt abgehalten? Wann fand er statt? Die
Verkäufer errichteten Buden (Stände) und legten ihre Waren aus. Welche
habt ihr gesehen? Die Käufer kamen aus der Stadt und der Umgegend,
um zu kaufen, was sie in ihrem Wohnorte nicht kaufen können, oder um
billiger zu kaufen. Sie zogen durch die Reihen der Buden, sahen sich die
Waren an, suchten sich aus, was sie brauchten oder was ihnen gefiel,
fragten nach den Preisen, boten weniger, handelten, wurden endlich mit
dem Kaufmann (Krämer) handelseinig und kauften. Manche lassen sich
von den Waren und den Händlern, die sie anpreisen, verlocken und kaufen,
was sie nicht brauchen. Diese verschwenden ihr Geld. Wer schlechte
Waren teuer kauft, ist betrogen. Wer zu viel Pfefferkuchen und andere
Süßigkeiten kauft, ist ein Näscher. Aus dem Näscher wird leicht ein Dieb.
Was habt ihr gekauft? eure Mutter? Woher hattet ihr das Geld? Hatten
eure Eltern es erlaubt, euch etwas zu kaufen? Wer kaufte etwas zum
Verschenken? Wer hat sein Glück versucht und gewürfelt?
Der Jahrmarkt fand im Herbste statt. Die Leute, besonders aber
die Landleute, hatten jetzt Zeit und Geld; auch wollten sie sich nach der
schweren Arbeit des Sommers einmal lustig machen und ergötzen. Des-
halb war auch für Vergnügen gesorgt. In Zelten wurde Musik gemacht,
getanzt und gesungen; man aß und trank. Wer zu viel Wein oder Bier
trank, war unmäßig; Unmäßigkeit ist ungesund und häßlich. Auch Schau-
buden hatte man erbaut. In einer Bude gab es fremde Tiere und
wilde Menschen zu schauen, im Panorama fremde Städte und Länder, im
Cirkus Kunstreiter, Seiltänzer, Taschenspieler ic. Ausrufer lockten die
Leute hinein. Wer von euch ist in einer solchen Bude gewesen? Was
habt ihr darin gesehen? Wer ist auf dem Karussell gefahren? Wer hat
einen Blinden oder Lahmen betteln sehen? Was spielte er? Wer hat ihm
eine Gabe gereicht?
NB. Die Besprechung findet unmittelbar nach dem Jahrmarkte statt, wenn
die Eindrücke noch frisch sind. In ähnlicher Weise kann auch ein Volksfest, ein
Schützenfest :c. zur Behandlung gelangen. Die sittlichen Gesichtspunkt? sind be-
sonders zu beachten.
1. Auf dem Jahrmärkte, v. Schmid. W. II. 151.
2. Eine Heimreise von der Messe, v. Schmid. W. II. 152.
3. Der Dieb. Reinick. W. II. 153.
41. In der Tierbude.
Unsere Haustiere sind, wie ihr schon wißt, sehr nützliche Tiere. In
alter Zeit lebten sie wild; aber der Mensch lockte sie an sich, hielt sie
gefangen und zähmte sie, um sie zu benutzen. Der Mensch hat sie an
sich gewöhnt, züchtet sie und sorgt für sie. Sie sind jetzt Freunde, Ge-
nofsen und Gehilfen des Menschen. In der Tierbude habt ihr fremde
— 223 —
Tiere gesehen. Es waren keine einheimischen Tiere; sie leben in fremden
Ländern. Dort leben sie frei oder wild vom Raube und setzen die Menschen
in Furcht und Schrecken. Man fängt sie nicht ein, um sie zu zahmen,
weil sie schädlich, furchtbar und gefährlich sind. Man jagt und tötet sie
oder fängt sie jung ein, um sie in Käfige zu sperren und uns in Tier-
buden oder Tiergärten zu zeigen. Der Tierwärter füttert sie mit Vor-
ficht. Nur der Tierbändiger kann in ihren Käfig gehen und mit ihnen
Kunststücke machen. Er bändigt sie mit seinen Augen und seiner Peitsche,
wird aber trotzdem nicht selten von ihnen angegriffen. Wir wollen einige
näher betrachten.
a. Der Affe. Der Affe sieht unter allen Tieren dem Menschen
am ähnlichsten. Wie dieser hat er ein Gesicht mit nach vorn stehenden
Augen; aber diese blicken boshaft. Die Stirn ist niedrig, und die Ohr-
muschelu sind klein. Der Affe hat auch Hände mit platten Nägeln, aber sie
befinden sich an längeren Gliedern; auch kann er sie nur zum Greifen und
Klettern, aber nicht zum Arbeiten benutzen. Mit den Füßen kann er nur
ein paar Schritte gehen. Sein Körper ist fast ganz mit Haaren bedeckt.
Der Affe ist also kein Mensch, auch keiu wilder, sondern ein häßliches
Tier, das aber klug und geschickt ist und uns durch seine possierlichen
Sprünge und Kletterküuste ergötzt. Was fraß er? Der Affe ahmt gern
alles nach. Wer es ebenso macht, gleicht dem Affen; er äfft nach. Wer
hat in einer Affenbude abgerichtete Affen gesehen? Welche Kunststückchen
machten sie?
b. Der Löwe ist eine Katze und zwar die größte. Sein Fell ist
braungelb. Der Kopf ist rund und beim Männchen mit einer Mähne
versehen. In seinem weiten Rachen hat er ein sehr starkes Gebiß mit
spitzen Reißzähnen. In den Zehen seiner Tatzen stecken wie bei unserer
Hauskatze scharfe, zurückziehbare Krallen. Der Schwanz ist lang und
endigt in eine Quaste. Der Löwe lebt in heißen Ländern vom Raube,
ist also ein Raubtier. Er schleicht sich an große Säugetiere, an Rinder,
Pferde, Schafe, heran oder lauert auf sie an der Tränke wie die Katze
auf die Maus. Mit einem weiten Sprunge fpringt das große, kräftige
Tier auf seine Beute, um sie mit den Zähnen und Tatzen zu zerreißen
und zu zerfleischen; er ist ein reißendes Tier. Auch Menschen greift er
an, wenn er hungrig ist und gereizt oder verwundet wird; darum ist die
Löwenjagd sehr gefährlich. Aber der kluge Mensch erlegt ihn doch mit
seinen Waffen, obgleich er schwächer ist. Wie unsere Katze, so schleicht
auch der Löwe meist in der Nacht umher. Sein fürchterliches Gebrüll
setzt dann alle Tiere in Schrecken. Alle fürchten sich vor seiner Kraft
und Gewalt. Darum gilt er auch als der König der Tiere. In welchen
biblischen Geschichten kommt der Löwe vor? in welchen Fabeln?
c. Der Bär lebte früher auch in unseren Wäldern, ist aber schon
lange ausgerottet. Er kann nur in kalten Ländern leben, denn sein
plumper Körper ist in einen zottigen Pelz eingehüllt. Er tritt mit der
ganzen Fußsohle, die unbehaart ist, auf, kann auf den Hinterfüßen sich
aufrichten und auf Bäume klettern. Brummend greift er große Tiere
— 224 —
und Menschen an, um sie zu umarmen und tot zu drücken oder mit der
Tatze zu Boden zu schlagen. In den Herden richtet dieses Raubtier oft
großen Schaden an. Er nährt sich also von Fleisch, nascht aber auch
gern den Honig der wilden Bienen und wildes Obst. Im Winter schläft
er in einer Höhle. Bärenführer fangen junge Bären, ziehen sie auf,
zähmen sie mit Maulkorb und Gebiß und richten sie zu Tanzbären ab.
Wer hat solche gesehen?
»1. Der Wolf lebte früher sehr häufig in unseren Wäldern und
kommt deshalb in unseren Märchen vor; jetzt ist das gefräßige Raubtier
vertilgt. Es ist ein großer wilder Hund mit scharfem Gebiß, spitzer
Schnauze und herabhängendem Schwänze. Dem Schäferhunde sieht er
am meisten ähnlich. Der Wolf überfällt Herdenvieh und Wild. Im
Winter scharen sich die hungrigen Wölfe zusammen; sie bilden dann Rudel
und greifen auch Menschen an. Wer hat noch andere Tiere in der Tier-
bnde gesehen? Wer weiß etwas von ihnen zu erzählen?
NB. Auf den Einwand, daß fremde Tiere nicht in den Rahmen einer deutschen
Heimatkunde gehören, bemerken wir im voraus: 1. daß die angeführten Tiere sehr
früh durch Abbildungen und allerlei Erzählungen in den Gedankenkreis des Kindes
eintreten, 2. daß in großen Städten durch Tiergärten, in kleinen durch wandernde
Tierbuden hinreichende Gelegenheit zur Anschauung geboten wird. Nur das Be-
denken, daß der Lehrstoff sich allzusehr anhäufen möchte, hat uns abgehalten, auch
das Kamel, das gleichfalls auf dieser Stufe durch die biblische Geschichte in der
Phantasie des Kindes eine Rolle zu spielen beginnt, mit in den Kreis dieser Be-
sprechung zu ziehen. Gute Abbildungen bez. Modelle aus Papiermache haben im
Notfalle als Mittel zur Veranschaulichung zu dienen.
1. Der vorwitzige Affe. Grimm. W. II. 154, W. 222.
2. Der Affe und die Uhr. Lichtwer. W. II. 155, W. 223.
3. Androklus und der Löwe. Weber. W. II. 156.
4. Der alte Löwe. Lessing. W. II. 158, W. 224.
3. Der Löwe und der Fuchs. Gleim. W. I. 159.
6. Walther von Thurn. Stern. W. II. 160.
7. Die Bärenhaut. Curtman. W. II. 161, W. 226.
8. Der Zaunkönig und der Bär. Grimm. W. II. 162, W. 227.
9. Der Wolf und das Geigerlein. Schubert. W. II. 163, W. 228.
1t). Der Wolf und die Wiege. Laßberg. W. II. 164.
17. Auf der Jagd.
42. Jagd und Fischfang.
Im Herbste, wenn das Feld leer geworden und das Wild nicht mehr
für die Jungen zu sorgen hat, beginnt die Jagd. In alter Zeit konnte
jeder jagen, wo und wann er wollte. Jetzt darf nur derjenige jagen,
welcher dazu ein Recht hat. Der Förster ist zugleich ein Jäger; er erlegt
das Wild für den Herrn des Waldes. Wer einen großen Wald und eine
große Feldflur besitzt, darf auch jagen; wer die Flur besitzt, dem gehört
auch das Wild darauf. Andere Leute müssen sich das Recht, auf einer
— 225 —
Flur zu jagen, erkaufen: sie pachten eine Jagd. Auch müssen sie für
Geld eine Jagdkarte lösen.
Wer auf die Jagd geht, muß eine Flinte haben, mit welcher er das
Wild totschießt. Die Flinte ist eine gefährliche Waffe; ein Kind darf sie
nicht angreifen: sie kann geladen sein und plötzlich losgehen und jemand
töten oder schwer verwunden. Das ist leider schon oft geschehen. Geladen
wird die Flinte mit Pulver und mit Schrot oder einer Kugel. Diese
sind in Patronen eingehüllt, welche der Jäger in seiner Jagdtasche trägt.
In diese steckt er auch etwas Speise oder Proviant, damit er unterwegs
seinen Hunger stillen kann; denn der Jäger muß oft weit vom Hause
weggehen. Seine Kleider haben eine grüne Farbe, damit er nicht so
leicht im Walde vom Wilde gesehen wird. Der Jagdhund ist sein Be-
gleiter und Gehilse bei der Jagd. Mit seiner feinen Nase entdeckt er die
Spur oder Fährte des Wildes: er wittert sie. Unermüdlich verfolgt er
nun die Spur, bis er das Wild ausgespürt hat. Er jagt die Hasen aus
ihrem Lager auf dem Felde auf, treibt die wilden Kaninchen und die
Füchse aus ihrem Baue und die wilden Enten aus dem Teiche, zeigt durch
Stillestehen die Rebhühner auf dem Felde an und scheucht die Hirsche,
Rehe und Wildschweine aus dem Dickicht. Der Jäger schießt auf das
fliehende Tier. Ein guter Schütze trifft das Tier fo, daß es sofort tot
zu Boden stürzt und zum Liegen kommt: er erlegt es. Ein schlechter
Schütze verwundet das Wild nur oder schießt fehl. Das verletzte und
geängstete Tier flieht weiter, wird aber vom Hunde verfolgt, eingeholt,
vollends totgebissen und herbeigebracht (apportiert) oder festgehalten, bis
der Jäger erscheint, der eine kleine Beute in die Jagdtasche steckt und eine
größere auf der Schulter heimträgt oder abholen läßt. Manchmal geht
der Jäger auch nachts in den Wald, um in einem Verstecke auf das Wild
zu lauern: er geht dann „auf den Anstand". Viele Schützen und Treiber
veranstalten manchmal eine Treibjagd. Wer hat einer solchen zugesehen?
Zu viel Wild verursacht Schaden. Man schießt deshalb einen Teil weg,
um schmackhaftes Fleisch, warmes Pelzwerk und wertvolle Häute zu ge-
Winnen. —
Im Herbste fischt man auch in Flüssen und Teichen. Das Wasser
der Teiche wird zuvor abgelassen bis aus eine große Pfütze. In dieser
drängen sich die Karpfen, Hechte, Schleien, Karauschen, Aale, Barsche,
Weißfische oft so dicht zusammen, daß das Wasser davon wimmelt. In
dichten Wasserstiefeln waten die Fischer hinein, um mit großen Schlepp-
netzen die Fische zu fangen und herauszuziehen. Die zappelnden, mit
Schlamm bedeckten Fische werden in Behälter mit reinem Wasser gethan
und zum Verspeisen verkauft. Man kann die Fische auch mit Angeln.
Reusen und Hamen fangen.
Die Fische haben ein Schuppenkleid, ein Gerüst aus spitzen Knochen
oder Gräten, rotes Blut von geringer Wärme, Kiemen zum Atmen, Flossen
zum Schwimmen, einen Schwanz als Steuer und eine kahnförmige Gestalt.
Wie unterscheiden sich Fisch und Bogel? Fisch und Säugetier?
IUtting und Weber, Anschauungsunterricht. 15
— 226 —
NB. Sollte sich eine Gelegenheit bieten, einer Treibjagd oder dem Ausfischen
eines Teiches zusehen zu können, so ist dieselbe uicht zu versäumen. Wo Wild
uud Fische aus dem Markte feilgeboten werden, sind die Schüler vor der Besprechung
aufzufordern, dieses Marktbild in Augenschein zu nehmen.
1. Der Jäger. Reinick. W. II. 165.
2. Junker Prahlhans. Sntermeister. W. II. 166.
3. Treue Freundschaft. Grimm. W. II. 167, W. 231.
48. Hase und Fuchs.
(Eine Vergleichuug.)
Ähnlichkeiten: Beide sind Säugetiere; denn sie gebären lebendige
Junge und haben vier Füße. Sowohl der Hase als auch der Fuchs ist
mit einem Pelze bedeckt. Nicht nur der Hase, auch der Fuchs wird ge-
jagt, denn beide verursachen Schaden. — Verschiedenheiten: Der Hase
ist ein Nagetier, weil er mit seinen meißelartigen Nagezähuen Pflanzen
benagt, der Fuchs ein Raubtier, weiter mit seinem scharfen Gebiß kleinere
Tiere erbeutet. Der Hase ist kleiner als der Fuchs. Der Pelz des
Hasen ist braungelb, der des Fuchses rot. Der Hase hat einen rundlichen
Kops, der Fuchs einen Kopf mit spitzer Schnauze. Während der Fuchs
seinen laugen buschigen Schwanz nachschleppt, streckt der Hase seinen
kurzen Schwanz nach oben. Die Ohren uud die Hinterbeine des Hasen
sind länger als die des Fuchses. Der Hase ist furchtsam und blöde, der
Fuchs schlau und listig.
NB. Da Hase und Fuchs schon im 2. Schuljahre besprochen worden sind, so
ist hier der Hauptzweck nicht die Beschreibung, sondern die logische Operation der
Vergleichuug.
1. Der Fuchs und die Trauben. Äsop. W. II. 168, W. 196.
2. Hase und Fuchs. Bechstein. W. II. 169, W. 197.
3. Der kriegerische Hase. Sturm. W. II. 170.
44. Hirsch und Reh.
(Eine Vergleichuug.)
Ähnlichkeiten: Nicht nur der Hirsch, sondern auch das Reh ist ein
Säugetier. Beide sind verwandte Tiere; denn sie gehören in eine und
dieselbe Familie der Zweihufer oder Wiederkäuer. Als solche nähren sich
beide von Pflanzen; beide äsen. Bei beiden trägt das Männchen ein
Geweih auf dem Kopfe, bei beiden ist der Schwanz kurz. Ein rotbraunes
Fell bedeckt nicht nur den Hirsch, sondern auch das Reh. Auch scheu
sind beide. Durch schnelle Flucht sucht sich sowohl der Hirsch als das
Reh vor seinen Verfolgern zu retten. Hirsch wie Reh werden gejagt,
denn Fleich und Fell beider sind wertvoll. Bei beiden werden die Jungen
Kälber genannt. — Verschiedenheiten: Der Hirsch ist größer als das
Reh. Das Geweih des Hirsches hat viele Enden, das des Rehbocks da-
gegen nur drei. Die Hirschkuh wird Hiudin, die Rehkuh Ricke genannt.
NB. Diese Vergleichuug erfolgt am besten im Anschlüsse an Bilder. Illustrierte
Zeitungen bieten ja sehr häufig schöne uud große Darstellungen dieser malerischen
— 227 —
Tiere in verschiedenen Lebenslagen. Einem umsichtigen Lehrer werden solche Bilder
und andere nicht in der Bildermappe, die er sich für die Lehraufgaben seiner Klasse
zurechtgelegt hat, fehlen.
1. Der Hirsch am Bache. Meißner. W. II. 171, W. 201.
2. Hirsch und Hund. Hey. W. II. 172, W. 230.
8. Die Rehfamilie. Wagner. W. II. 173, W. 200.
45. Der Hecht.
Was ist er? Wo lebt er? Womit ist sein Leib bedeckt? Wie sehen
diese aus? Wie ist sein Körper gebaut? Was hat er statt der Beine?
Was für Flössen bemerkst du an ihm? Wozu gebraucht er sie? Wie ist
die Schnauze? Wie sind die Zähne? Welche anderen Fische fängt er
damit? Zu welchen Fischen gehört er deshalb? Wodurch atmet er wie
alle Fische? Was findest du in seinem Körper? Wie fängt man den ge-
fräßigen Hecht?
NB. Hierbei kommt es zunächst noch einmal darauf an, den Fisch in seinen
allgemeinen Besonderheiten kennen zu lernen. Was dem Hechte eigen ist, erfahren
die Kinder aus dem Lesebuche, das ja auch noch in anderen Fällen das Leben des
Tieres in besonderen Schilderungen vorführt.
1. Der Hecht im Karpfenteiche. Wagner. W. II. 174, W. 234.
2. Der Hecht. Pfeffel. W. II. 175.
18. Der Wohnort.
46. Das Wohnhaus.
a. Das Gebäude. Das Wohnhaus wird gebaut und ist darum ein
Gebäude. Wer es bauen läßt, wird der Bauherr genannt. Dieser sagt
einem Baumeister, wo und wie er das Haus gebaut haben will. Der
Baumeister zeichnet darauf das gewünschte Haus auf einen großen Bogen;
er macht eine Zeichnung (Riß, Bauplan) davon. Auf dieser zeigt er dem
Bauherrn, wie das Haus außen und innen aussehen wird. Zugleich
rechnet er ihm die Kosten des Hauses vor. Ist der Bauherr damit zu-
frieden, so beginnt der Bau.
Zuerst wird auf dem Bauplatze der Grund gegraben, damit das
Haus fest in der Erde stehe. Dann kommen die Maurer und maueru
mit Bruch- und Ziegelsteinen die dicken Umfassungsmauern und die dün-
neren Zwischenmauern auf, welche die Räume des Hauses begrenzen. Die
Mauersteine werden mit Mörtel verbunden. Dieser wird aus gelöschtem
Kalk und aus Sand und Wasser bereitet. Der breiartige Mörtel wird
mit der Kelle auf die Steine gestrichen und nach einiger Zeit so hart wie
die Steine selbst. Die Mauern sollen nicht einfallen; sie müssen gerade
(senkrecht) stehen. Der Maurerpolier (Aufseher der Maurer) prüft des-
halb von Zeit zu Zeit mit dem Lote (Senkblei) die Mauern; er sieht
nach, ob sie senkrecht stehen, so, wie das Lot herabhängt.
Unter dem Haufe wird der Keller angelegt und mit festen Decken
überwölbt. Dann, werden die Stockwerke (Etagen) aufgesetzt. In den
15*
— 228 —
Umfassungsmauern läßt man Öffnungen für die Fenster und die Haus-
thür, in den Zwischenräumen für die Zimmerthüren. Ist ein Stockwerk
ausgemauert, so kommen die Zimmerleute und legen die Zwischenbalken.
Diese sind aus dem Zimmerplatze aus Baumstämmen genau nach dem
Maße mit der Säge zugeschnitten uud mit der Axt zugehauen worden.
Die Balken ruhen auf den Mauern und trennen ein Stockwerk von dem
andern. Über uns bilden sie die Decke, unter uns den Fußboden. Auf
dem letzten Stockwerke wird das Dachgerüst errichtet; auch dieses ist schon
auf dem Zimmerplatze hergestellt worden. Die Essen (die Schornsteine)
haben die Maurer unterdes bis zur Höhe des Daches gleichfalls auf-
gemauert. Nun ist der Rohbau fertig. Das Haus wird gerichtet. Das
Dachgerüst wird mit einem Kranze geschmückt; der Bauherr giebt den
Arbeitern ein Fest; der Polier hält eine Rede und dankt dem Bauherrn
und dem Baumeister, aber auch dem lieben Gott, der ein Unglück ver-
hütet hat. Zugleich erfleht man Gottes Segen auf das Haus herab.
Zimmerspruch.
Das neue Haus ist aufgerichtet,
gedeckt, gemauert ist es nicht,
noch können Regen und Sonnenschein
von oben und überall herein;
druni rufen wir zum Meister der Welt,
er wolle von dem Himmelszelt
nur Heil und Segen gießen aus
hier über dieses off'ue Haus.
Zuoberst woll' er gut Gedeih'n
in die Kornböden uns verleih'n;
in die Stube Fleiß und Frömmigkeit,
in die Küche Maß und Reinlichkeit,
in den Stall Gesundheit allermeist,
in dem Keller dem Wein einen guten Geist.
Die Fenster und Pforten woll' er weih'n,
daß nichts Unsel'ges komm herein,
und daß aus dieser neuen Thür,
bald fromme Kindlein springen für.
Nun Maurer, deckt und mauert aus,
der Segen Gottes ist im Hans!
(Uhland, Heimat Nr. 23.)
Nun beginnt der Ausbau. Der Dachdecker deckt mit Ziegeln, Schiefer,
Pappe ic. das Dachgerüst zu, damit Regen und Sonnenschein, Wind und
Wetter nicht eindringen. Die Maurer berappen die inneren und äußeren
Wände des Hauses und die Decken mit Mörtel und streichen die Flächen
glatt. Die Zimmerleute legen die Treppen und Dielen. Der Tischler
bringt die Thüren, der Glaser die Fenster. Der Schlosser schlägt Haspen,
Haken, Schlösser. Wirbel :c. daran. Der Maler streicht die Wände und
Decken an und bemalt sie. Der Klempner legt die Röhren der Wasser-
leitung und die Rinnen am Dache. Der Töpfer setzt die Öfen und Herde.
Zuletzt kommt der Lackierer und streicht mit Ölfarbe und Lack alles Holz-
werk an, damit es schöner aussieht und besser hält. Ist alles trocken,
so zieht der Hausherr ein..
— 229 —
b. Die Räume des Hauses. Das Haus ist fertig. Der Bau-
Herr ist nun Hausbesitzer. Das Haus gehört ihm, ist sein Eigentum; er
ist der Eigentümer. Als solcher kann er das Haus selbst bewohnen oder
an andere Leute vermieten. In einem großen Hause giebt es gewöhnlich
mehrere Wohnungen. Sie bestehen aus Stuben oder Zimmern zum
Wohnen, Kammern zum Schlafen, einer Küche zum Kochen, einem Keller
zum Aufbewahren der Vorräte von Holz und Kohlen, Wein, Bier, Kar-
toffeln, einem Bodenraum zum Trocknen der Wäsche, zum Aufheben von
Kisten und Kasten :c. Zu einer gesunden Wohnung gehört, daß die
Wände ausgetrocknet sind und Luft und Licht eindringen können. In
manchen Häusern sind die Räume zu ebener Erde Werkstätten, Verkaufs-
läden oder Gewölbe. Ein Schild darüber nennt das Geschäft und den
Inhaber.
c. Die Ausstattung des Hauses. Das Haus ist ein unbeweg-
liches Eigentum. Wer darin einzieht, bringt sein bewegliches Eigentum
mit: seine Möbel oder Hausgeräte, seinen Zimmerschmuck, seine Küchen-
geräte, sein Geschirr. Wer einen Hausstand gründet, muß mit diesen
Dingen die Wohnung ausstatten. Er stellt in den Zimmern Tische, Stühle,
Schränke, Kommoden, Sofas, Betten iz. auf, hängt an die Wände Uhren,
Bilder, Spiegel ic. und versieht die Küche mit Töpfen, Pfannen, Kannen,
Tassen, Tiegeln, Schüsseln, Näpfen, Dosen, Büchsen, Eimern, Trichtern,
Gabeln, Messern, Löffeln, Besen, Bürsten, Schaufeln, Reibeisen, Wagen,
Sieben, Wannen iz.
NB. Dem Einwurfe, daß dieser Lehrgegenstand für diese Stufe zu leicht und
überdies schon behandelt sei, ist zu entgegnen, daß der reiche Wortschatz, der sich
bei der Besprechung ergiebt, uns rechtfertigt, zumal derselbe auch orthographisch erst
auf dieser Stufe bewältigt werden kann. Ist Zeit vorhanden, empfehlen wir dem
Lehrer im Anschlüsse noch folgende Themen: Eine Feuersbrunst, Die Haus-
ordnuug, bez. Der Verlauf eines Tages.
1. Des Hauses Bau. Wagner. W. II. 176.
2. Wahrspruch an einem Hause. W. II. 177.
3. Marienkäfer. Wunderhorn. W. II. 178, W. 218.
4. Diogenes. Curtman. W. II. 179.
47. Die Schule.
Das Wohnhaus ist ein Privatgebäude, die Schule ein öffentliches
Gebäude. Die Gemeinde ließ es für die Jugend erbauen. Die Lehrer
lehren und die Schüler und Schülerinnen lernen darin. Die Schule ist
also eine Lehranstalt oder ein Lernhaus. Jedes Kind wird mit 6 Jahren
schulpflichtig und muß 8 Jahre lang die Schule besuchen, damit es unter-
richtet und erzogen werde. In der Schule lernen die Kinder richtig
sprechen, lesen, schreiben, rechnen, zeichnen, singen und turnen, Gott und
den Heiland, die Natur, den Wohnort, die Heimat, das Vaterland und
die Welt und ihre Geschichte kennen. In der Schule werden die Kinder
auch erzogen; sie werden an Gehorsam, Fleiß, Aufmerksamkeit, Ordnung
und Reinlichkeit gewöhnt. Wer nicht unterrichtet wird, bleibt unwissend
— 230 —
und ungeschickt, wer nicht erzogen wird, bleibt ungezogen. Unwissende,
ungeschickte und ungezogene Menschen sind ungebildet; niemand kann sie
gebrauchen. Deshalb müssen alle Kinder in unserem Vaterlande in die
Schule gehen; keins darf die Schule ohne genügende Entschuldigung der-
säumen. —
In welche Schule geht ihr? Wo liegt sie? Wie heißt der Herr-
Direktor, der sie regiert? In welcher Klasse seid ihr jetzt? Welche Lehr-
gegenstände stehen auf eurem Stundenplan? Wann hattet ihr Ferien?
Wann war eine Schulfeier und weshalb? Wann wird die Prüfung statt-
finden uud weshalb? Was werdet ihr dann erhalten? Was wünscht ihr
alle am Schlüsse des Schuljahres?
Welche anderen Volksschulen giebt es noch in unserem Wohnorte?
Wo liegen sie? Wie unterscheiden sie sich von der unseren? Welche höheren
Schulen sind euch bekannt? Wessen Geschwister besuchen diese? Was lernen
diese dort?
NB. Das Lehrzimmer bez. das Schulgebäude mit dem Hofe ist zu messen
und zu zeichnen, und zwar im Grundriß, um das Verständnis des Wohnortsplanes
anzubahnen, Ist ein solcher als Wandkarte vorhanden, so sind auf demselben die
Schulen aufzusuchen. — Im Anschlüsse hieran sind noch die Themen: Unsere
Schulordnung und Ein Schultag zu behandeln. Wir skizzieren diese nicht,
da dieselben mit Rücksicht auf die Besonderheit jeder Schule zu gestalten sind.
Ihre Wichtigkeit beruht auf dem allgemeinen Grundsatze, daß jeder Mensch vor
allem in dem Kreise heimisch gemacht werden muß, in welchem er lebt, thätig ist
und seine Pflichten zu erfüllen hat. Die Schule ist aber der Lebenskreis, in welchen
das Kind täglich eintritt, und zwar oft der einzige, wo es zahlreiche Pflichten zn
erfüllen, zahlreiche Vorschriften zu beachten hat. Daher muß dem Schüler seine
Aufgabe und die der Schule gezeigt werden, um sein Interesse zu erwecken, ihm
seine Pflichtenerkenntnis und dem Lehrer seine Lehr- und Erziehungsthätigkeit zn
erleichtern. Das klärt sein Selbstbewußtsein als Schüler auf, fördert die Zucht
und begünstigt erfahrungsgemäß die Entwickelung aller Schülertugenden. Wo bin
ich? Was soll ich? Was thnt der Lehrer? Was habe ich zu thun? Mit welchen
Mitteln lerne ich? :c. sind Fragen, die nicht nur am Anfange des Schuljahres,
sondern auch im Verlaufe desselben immer und immer wieder einmal beantwortet
werden müssen.
1. Schulreim. Güll. W. II. 180.
2. Der Faule. Reinick. W. II. 181, W. 250.
3. Die kleinen Müßiggänger. Pocci. W. II. 182, W. 264.
4. Wie Kaiser Karl schreiben lernte. Gerok. W. II. 183, W. 251.
48. Die Kirche.
a. Das Gebäude. Heute wollen wir die —kirche besprechen, die
wir gestern besucht haben. Die Kirche ist auch eiu ösfeutliches Gebäude;
sie steht an Sonn- und Feiertagen für jedermann offen. Auf unsere
Bitten öffnete sie gestern der Kirchner (Küster) sofort, so daß wir alle
eintreten und sie auch im Innern betrachten konuteu.
Schon von weitem erkannten wir unser Ziel, die ... . kirche, au dem
hohen Turme, der wie ein großer Finger hinauf zu Gott im Himmel
zeigt. Wir gingen dem Turme nach und kamen auf den . . . platz, wo die
... kirche steht. Das große Kirchengebäude mit dem hohen Dache über-
— 231 —
ragte die umstehenden Häuser. In dem Gemäuer bemerkten wir nur eine
Reihe Fenster, aber diese waren sehr hoch und schlössen mit einem Spitz-
bogen ab. Mehrere Thüren führten in das Innere der Kirche. - Wir
gingen durch die Hauptthür oder das Portal hinein. Innen sanden wir
nur einen einzigen weiten und hohen Raum, das Schiff genannt. Die
Decke war gewölbt und ruhte auf starken, hohen Säulen; von derselben
hing ein Kronleuchter herab. Mitten durch das Schiff führte ein langer
Gang. Rechts und links davon standen die Kirchenbänke (Stühle); dar-
über erhoben sich zu beiden Seiten die Emporen.
Wir gingen auf dem Gange durch das Schiff und gelangten am
Ende desselben auf den Altarplatz. Auf dem Altare oder dem Tische des
Herrn standen ein Kruzifix und zwei Leuchter; über demselben hing ein
Ölbild, welches die Geburt Christi darstellt. Eine gestickte Decke schmückte
den Altar. Auf demselben wird nicht geopfert; der Geistliche betet und
fingt am Altare und liest dort der Gemeinde aus der Bibel vor. Auch
das heilige Abendmahl wird dort ausgeteilt; Vater und Mutter sind dort
getraut worden und wir werden dort konfirmiert werden, wenn wir aus
der Schule kommen. Nicht weit vom Altare stand der Tanfftein niit dem
Taufbecken; an demselben sind wir als kleine Kinder getauft worden.
Durch die großen bunten, gemalten Fenster schien hell die Sonne
herein. Es wurde uns hier sehr feierlich zu Mute, und keins wagte zu
lachen. Als wir vom Altarplatze zurückgingen, bemerkten wir an einer
großen Säule die Kanzel, zu welcher eine Treppe führte. Von der hohen
Kanzel herab predigt der Geistliche zur Gemeinde. Nun stiegen wir auf
das Chor, das gegenüber dem Altare errichtet ist. Hier sahen wir die
Orgel. Unser Herr Lehrer spielte uns einen Choral darauf vor. Als
er mit den Händen die Tasten niederdrückte und mit den Füßen auf das
Pedal trat, begannen die großen Pfeifen an und in der Orgel zu tönen.
Ei, wie klang das herrlich! Wir gingen auch hinter die Orgel und sahen
dort, wie der Küster die Blasebälge niedertrat, aus welchen der Wind in
die Pfeifen bläßt. Auf dem Chore singen beim Gottesdienste der Kantor
und die Chorknaben. In der Kirche hat es uns sehr gefallen; es war
so still und feierlich darin. Niemand wohnt darin, nur Gott allein,
darum wird die Kirche auch Gotteshaus genannt. Morgen wollen wir
mit dem Lehrer den Gottesdienst besuchen. Wir freuen uns schon jetzt
darauf. —
b. Der Turm. Nachdem wir die Kirche besehen hatten, stiegen wir
auch auf den Turm hinauf. Schmale Treppen mit vielen Stufen führten
von Boden zu Boden. Wir gingen vorsichtig, eins nach dem anderen.
Der Turm ist 80 m hoch, wir aber stiegen nur bis zur Wohnung des
Türmers, die 50 m hoch liegt. Auf dem letzten Boden hingen die großen
Kirchenglocken. Sie hingen an dicken Balken. Wenn der Türmer läutet,
zieht er an einem Taue, das an einem Schwengel befestigt ist. Die
schwere' Glocke fängt an zu schwingen, und der Klöppel schlägt nun ab^
wechselnd auf dieser und jener Seite an. Die mächtigen Töne schallen
weit hinaus durch die Schalllöcher über die Stadt hin und rufen die
— 232 —
Menschen zum Gebete, zum Gottesdienste, zur Hilse bei Feuersbrünsten,
zum Begräbnisse ic. Auch an der Turmuhr kamen wir vorüber. Wenn
es schlägt, erhebt sich ein schwerer Hammer und schlägt auf eine Glocke.
Bei der Türmerwohnung traten wir hinaus auf den Rundgang. Von
hier aus hatten wir eine schöne Aussicht (Rundsicht) auf die Stadt und
die Umgegend. Wir sahen die Nachbarorte liegen, ferne Wälder und
Berge :c. Die Menschen und Tiere auf den Straßen uud Plätzen sahen
sehr klein aus. Über uns stieg der Turm noch 30 in höher; aber wir
konnten nicht weiter steigen, die Treppen hörten auf. Nur der Dachdecker
kann noch weiter hinauf steigen auf einer schmalen eisernen Leiter, wenn
es oben am Turmknopfe mit dem funkelnden Kreuze etwas zu thun giebt.
e. Der Gottesdienst.
Hörst du der Glocken hellen Klang?
Zur Kirche rufen sie dich hin.
Wie ernst, wie freundlich ist's darin!
Wie lieb und traut und doch wie bang!
Wie singen sie mit tiefer Brust!
Das macht, der Herr Gott wohnet da;
drum kommen sie von fern und nah,
hier vor sein Angesicht zu treten,
zu fleh'n, zu danken, anzubeten.
(Hey, W. II. 294, W. 406.)
Wir versammelten uns gestern, obgleich Sonntag war, in der Schule
und gingen, als das Glockengeläute rief, uach der ...kirche, um unter
Führung unseres Herrn Lehrers an dem Gottesdienste teilzunehmen.
Unterwegs trafen wir viele Leute, die mit uns nach dem gleichen Ziele gingen.
Alle hatten wie wir ihre Feiertagskleider angezogen und Gesangbücher
in der Hand. In der Kirche angekommen, gingen wir auf das Chor hinauf,
nahmen still unsere Plätze ein und beteten leise ein Vaterunser. Die
Kirche füllte sich; alt und jung, reich und arm versammelten sich uud
bildeten eine fromme Gemeinde. Als die Glocken ausgeklungen hatten,
begann der Organist auf der Orgel zu spielen. Unterdes suchten wir die
Nummer des ersten Liedes auf, welche auf einem Brette fo aufgesteckt
war, daß alle Leute es sehen konnten. Nach dem Vorspiele stimmte der
Kantor das erste Lied an, und alle sangen nun andächtig den Choral,
welchen der Organist spielte. Darauf erschien der Geistliche (Prediger,
Pfarrer, Priester) am Altare und las nach einem Wechselgesange mit dem
Chore etwas aus der Bibel vor. Nun wurde ein zweites Lied gesungen
und nochmals vorgelesen. Nach dem dritten Siebe bestieg der Prediger
die Kanzel und hielt die Predigt. Sie handelte von der Liebe und Güte
Gottes. Die Gemeinde hörte andächtig zu; sie erbaute sich. Wir haben
auch still zugehört, aber nicht alles verstanden. Erst dann, wenn wir
größer sind und mehr gelernt haben, werden wir die ganze Predigt ver-
stehen. Auf die Predigt, die der Pfarrer mit einem Gebete schloß, folgten
noch ein Lied, der Segen und der Schlußgesang. Wir beteten zuletzt
ein Vaterunser und gingen still fort. Bei Tische erzählten wir den Eltern
davon. Den ganzen Sonntag war uns feierlich zu Mute.
— 233 —
NB. Im Anschlüsse sind Name, Lage und auffällige Besonderheiten der anderen
Kirchen des Wohnortes zu erörtern. Sind mehrere Konfessionen vorhanden, so ist
mit wenigen kurzen Strichen der Unterschied anzudeuten, aber hervorzuheben, daß
alle Einwohner zu einem Vater im Himmel beten, alle einen allgemeinen Glauben
und eine Taufe haben, alle Christen sind und sich nicht gegenseitig verachten dürfen.
Den Kindern ist zu empfehlen, bei Gelegenheit in die Gotteshäuser andererKonsessionen
einzutreten bez. ihrem Gottesdienste beizuwohnen. Das gilt auch von der Synagoge,
sofern eine solche vorhanden ist, da die biblische Geschichte gerade auf dieser Stufe in
das religiöse Leben der Juden einführt. Die Lehrer der Oberklassen machen alljährlich
die Erfahrung, daß es der Jugend in Bezug auf den eigenen wie fremden Kultus
an unmittelbaren Anschauungen, Gefühlen und Stimmungen fehlt. Indem wir die
Wichtigkeit dieses heimatkundlichen Lehrgegenstandes betonen, sprechen wir uns aber
keineswegs für die regelmäßigen Kindergottesdienste aus, die man neuer-
dings von gewissen Seiten einzuführen bemüht ist. Gegen diese haben wir viel-
mehr schwere pädagogische Bedenken und zwar im Interesse einer wahrhaft religiösen
Bildung. Wohl soll die Jugend von Zeit zu Zeit an dem Gottesdienste der Ge-
meinde teilnehmen, aber nur zu dem Zwecke, ihr einen Vorbegriff von der Be-
deutuug des Gottesdienstes und einen Vorgeschmack von der inneren Erbauung
durch denselben zu geben; das kirchliche Leben muß Kindern als ein ersehntes Heilig-
tum erscheinen, das ihnen erst nach erlangter Reife durch den Religionsunterricht
ganz erschlossen werden kann.
1. Die wandelnde Glocke. Goethe. W. II. 184.
2. Der Abendsegen. Gartenlaube. W. II. 185, W. 409.
3. Spruch, v. Logau. W. II. 186.
4. Des Königs Münster. Hoffmann v. F. W. II. 187, W. 252.
49. Das Rathaus.
Unser Wohnort ist eine Stadt. Sie ist aus einer Burg entstanden.
In dieser verbarg man sich, wenn die Feinde kamen. Später baute man
ein Haus nach dem andern um die Burg und um alle Häuser eine hohe,
dicke Mauer. Um die Mauer zog man einen breiten und tiefen Graben.
Über diesen führten Zugbrücken zu Thoren. Nur durch diese konnte man
in die Stadt gelangen. Kamen die Feinde, so wurden die Brücken weg-
gezogen und die Thore verschlossen. Die Leute in der Stadt waren nun
wohlgeborgen und wurden deshalb Bürger genannt. Jetzt sind die Mauern
eingefallen und abgetragen worden; die Gräben hat man zugefüllt, die
Thore beseitigt; die Stadt ist offen. An Stelle der Wälle sind die
Promenaden oder Spaziergänge getreten; aber die Bewohner der Stadt
heißen noch wie früher Bürger.
Jeder Bürger hat irgend ein Eigentum: ein Haus, eine Werkstatt,
eine Fabrik, einen Garten, Felder iz. Dies gehört ihm allein; nur er sitzt
darauf, hat seinen Wohnsitz da, besitzt es; es ist sein Besitztum. Für
seinen Besitz sorgt jeder allein; jeder kann damit schalten und walten, wie
er will. Die Straßen und Plätze, manche Wälder und Felder, die öffent-
lichen Gebäude 2c. gehören aber allen Bürgern zusammen; sie besitzen es
gemeinsam und bilden deshalb eine Gemeinde. Mit dem Gemeindeeigentum
kann nicht jeder schalten und walten, wie er will. Deshalb haben die
Bürger der Stadt verständige Männer gewählt und diesen aufgetragen,
das Gemeindeeigentum zu verwalten. Diese Männer heißen Stadträte;
— 234 —
sie bilden zusammen den Rat der Stadt; an ihrer Spitze steht der Bürger-
meister. Der Rat der Stadt arbeitet auf dem Rathause. Dort sitzen die
Stadträte mit dem Bürgermeister au einem großen Tische und beraten
das Wohl der Stadt. Das Rathaus ist der Sitz der städtischen Ver-
waltung.
Wo viele zusammen wohnen, muß Ordnung herrschen; nicht jeder
kann machen, was er will; jeder muß sich nach Gesetzen (Vorschriften,
Verordnungen) richten, sonst entsteht Unordnung (Beispiele). Der Stadtrat
(Magistrat) giebt deshalb auch Gesetze für die Bürger (welche?). Wer
sie nicht hält, wird bestraft. Durch die Gesetze regiert der Bürgermeister
mit dem Stadtrate die Stadt. Das Rathaus ist also auch der Sitz der
städtischen Regierung.
Wo steht unser Rathaus? Wie ist es gebaut? Welche Eigentümlich-
leiten (Inschriften, Verzierungen, Turm, Turmuhr, Ratskeller ?c.) hat es?
Waun ist es gebaut worden? Wie heißt unser Bürgermeister? Wer kennt
einen Stadtrat? Warum ist das Rathaus ein öffentliches Gebäude?
Der Rat der Stadt verwaltet das allgemeine Eigentum, baut und
erhält die öffentlichen Gebände. Er sorgt durch die Schulen für die
Bildung, die Kirchen für die Frömmigkeit, die Wege, Straßen, Plätze
und Brücken für den Verkehr, die Gasanstalt für Licht, die Wasser-
leituug für gesundes Wasser, das' Armenhaus für die Armen, die
Sparkasse für die Fleißigen, das Leihhaus für die Bedrängten, das
Krankenhaus (Hospital) für die Kranken ?c. Durch Schutzleute und die
Polizei schützt er das Eigentum der Bürger vor Dieben und Räubern,
das Leben vor Mördern; durch die Feuerwehr löscht er die Feuersbrunst,
durch Uferbauten und Dämme wehrt er die Wassersnot ab. Auch den
Markt überwacht er, damit niemand durch falsche oder verdorbene Ware
betrogen werde. Er duldet nicht, daß die Straßen und Plätze verunreinigt
werden und baut Schleusen zum Ablauf des Regeus und der Schmutz-
Wässer. Zur Erholung der Bürger legt er Promenaden an. Überall hält
der Rat auf Ordnung, Ruhe, Sauberkeit und Gesundheit. — Welche Ver-
ordnungen sind euch bekannt? Welche Bekannimachungen habt ihr an den
Straßenecken gelesen? Was darf kein Bürger thrn? Was ist den Kindern
streng verboten?
Der Stadtrat hat für vieles zu sorgen; er kann nicht alles allein
thun und braucht deshalb viele Gehilsen oder Beamte. Wer kennt solche?
Die Verwaltung, Erhaltung und Regierung der Stadt kostet Geld;
auch die Stadträte selbst, die Beamten, die Lehrer, die Geistlichen, die
Schutzleute zc. wollen bezahlt sein für ihre Mühe nnd Arbeit. Das Geld
hierzu erhält der Stadtrat von den Bürgern; sie geben jährlich einen
Teil von ihrem Einkommen ab, die Reichen viel, die Armen wenig: sie
zahlen Steuern, Schulgeld 2C. Reiche Leute vererben (vermachen) manch-
mal der Gemeinde ihr Vermögen (Geld, Grundstücke:e.); andere schenken
große Summen noch bei Lebzeiten für die Armen, die Blinden, die Taub-
stummen, die Kranken ?e., sie machen eine Stiftung oder Schenkung. Das
sind Wohlthäter, welchen die ganze Stadt großen Dank schuldig ist. Man
— 235 —
muß sie ehren auch noch nach ihrem Tode. Wer kennt einen solchen
Wohlthäter? Wo hat man ihm ein Denkmal errichtet?
NB. Durch diese Skizze kann selbstverständlich nur angedeutet werden, wie
ungefähr der Lehrer unter steter Beziehung auf die örtlichen Verhältnisse diesen
Lehrstoff zu gestalten hat. Der Inhalt und der Umfang der Lektion richtet sich
ganz nach dem Orte und der Auffassungsfähigkeit der Kinder. Es soll nicht ge-
leugnet werden, daß der Stoff verhältnismäßig schwierig ist; allein die Füglichkeit,
immer von der Anschauung ausgehen zu köunen, erleichtert schließlich die BeHand-
lung dieses Gegenstandes, dessen Wichtigkeit unbestreitbar erscheint, wenn man er-
wägt, daß hier die Keime zu sehr wichtigen Begriffen aus dem sozialen Leben ge-
legt werden. Da der Stoff später in vertiefter Form wieder aufzunehmen ist, so
genügt es hier, wenn die Aufmerksamkeit auf die angedeuteten gesellschaftlichen
Tinge gerichtet worden ist, damit die Jugend nicht ganz gedankenlos daran vor-
übergehe. Übrigens wird der Lehrer mit Vorbedacht schon bei den sommerlichen
Spaziergängen auf manches der allgemeinen Angelegenheiten hinweisen, um sich
später darauf beziehen zu können. Der Heimatkunde der Oberklaffe verbleibt die
Ergänzung und Vertiefung.
Gott verläßt die Seinen nicht. Bormann. W. II. 189, W. 257.
50. Die Post.
(Ausgeführte Lektion.)
Wer bringt deinem Vater die Briefe? (Postbote). Woher holt er
sie? (von der Post). Wo befindet sich die Post? Woran erkennst du das
Postbaus? (Wappen). Welches Bild zeigt das Wappen? Was steht
darunter? (kaiserliche Reichspost). Wessen Wappen ist es? Wer also hat
das Postamt einrichten lassen? Wie heißen die Leute, welche an der Post
angestellt sind? (Postbeamte). Woran kann man sie als Postbeamte
erkennen? (Uniform). In wessen Dienste stehen sie? (des Kaisers und
Reiches)
Wohin mußt du dich stellen, wenn du etwas zur Post bringst oder
etwas von der Post holst? (Schalter). Was bringt man zur Post?
(Briefe, Postkarten, Geld, Pakete).
Wir wollen uns einmal die Geschichte eines Briefes denken
Wie entsteht der Brief? Woraus wird er geschrieben? womit? An wen
wollen wir schreiben? Was soll darin stehen? Was können sich die Menschen
wohl alles schreiben? Was mache ich mit dem fertigen Briefe? (falten).
Wohin stecke ich ihn? (Umschlag). Was befindet sich am Rande des Um-
schlags? (Gummi). Wie verschließe ich den Umschlag? Warum muß ich
den Brief zuschließen? Womit kann man einen Brief noch fester schließen?
(durch Lack). Ich will es thnn. Wodurch erweiche ich das Lack? Was
lasse ich jetzt von dem Lacke auf die Öffnung fallen? (einen Tropfen).
Womit drücke ich den abgetropften (abgeträufelten) Lack fest? (Siegel,
Stempel). Warum muß ich eilen? (erhärten). Was ist nun mit dem
Briese geschehen? (versiegelt). Nun fehlt noch die Aufschrift (Adresse).
Welchen Namen schreibe ich jetzt auf den Umschlag? (dessen, der ihn
empfangen soll). Wie nenne ich den? (Empfänger). Was schreibe ich
unten rechts? (seinen Wohnort [Straße und Hausnummer^). Was schreibe
ich unten links? (frei). Was muß ich aber dann oben rechts aufkleben?
— 236 —
(Marke). Wie viel gilt diese? (10 Pfennige). Das ist eine 10 Pfennig-
marke. Welche Marke muß ich auf einen schweren Brief kleben? (20 Pfennig-
marke). Welche auf einen Stadtbrief (5 Pfennigmarke).
Was habe ich hier geschrieben? (Postkarte). Was schreibe ich auf
die Vorderseite? was auf die Rückseite? Wie viel gilt die Marke, die auf
die Postkarte geklebt oder gedruckt ist? Was habe ich für die Postkarte
nicht nötig, wie ich es für den Brief nötig hatte? (Umschlag). Wie nennt
man das Geld, welches für die Versendung eines Briefes oder einer Karte
gezahlt wird? (Porto). Wohin kann ich den freigemachten Brief stecken
oder werfen? (Briefkasten). Wo hängen Briefkästen in unserer Stadt?
Weshalb hat man sie dort aufgehängt oder angebracht? (damit man nicht
nach dem Posthause zu geben braucht). Wer holt die Briefe aus dein
Briefkasten ab? wohin bringt er sie? Was drückt dort der Postbeamte
darauf? (Stempel). Er stempelt den Brief.
Was kann ich außer den Briefen uud Karten noch mit der Post
senden? (Pakete, Geld). Warum müssen diese auf die Post getragen
werden? Womit werden die Briefe und Pakete von dem Postamte weiter
befördert? (Postwagen). Wie sieht dieser aus? Welches Wappen hat
er auch? Wie heißt der Postkutscher? (Postillou). Womit giebt dieser
das Zeichen zur Abfahrt und zur Ankunft? (Posthorn). Wohin fährt
er? (Bahnhof). Wohin kommen die Postsachen dort? (In den Postwagen
der Eisenbahn). Der Zug nimmt sie mit. Die Postsachen fliegen aus in alle
Welt, ein jedes Stück nach seinem Bestimmungsort und zu seinem Empfänger.
Nach welchem Nachbarort geht aber keine Eisenbahn? Wie kommen sie
dorthin? (Postwagen, Postbote). Wer steigt in den Postwagen ein?
(Postreisende).
Wer mußte in alter Zeit die Briefe weit fort tragen? (Boten zu
Fuß oder zu Pferde). Wie war die Beförderung der Briefe:c. durch
Boten? (langsam, teuer, unsicher). Wie geschieht es jetzt? (schnell,
billig, sicher). Womit wurden wohl früher die Pakete befördert? (Fuhr-
mann, Frachtwagen). Wie war diese Beförderung auch? Wir sehen
also, daß die Post eine große Wohlthat ist. Sie ist die billigste, schnellste,
sicherste und bequemste Beförderung. Was habt ihr schon mit der Post
erhalten? fortgeschickt? (zum Geburtstage, zu Weihnachten ic.).
NB. Der Lehrer schreibe einen Brief, mache ihn vor den Augen der Kinder
postfertig und lasse ihn in den nächsten Briefkasten fragen. Womöglich zeige er
einige Tage später die erhaltene Antwort mit dem Stempel vor. Dabei ist zu-
gleich der Nutzen der Schreibekunst hervorzuheben und dieselbe als das vortreff-
lichste Mittel der Verständigung in der Ferne zu preisen.
1. Rätsel. Schleiermacher. W. II. 189, W. 258.
2. Der Brief. Hoffmann. W. II. 190.
8. Die Post kommt. Güll. W. II. 191.
51. Das Gericht.
Ihr kennt die heiligen 10 Gebote. Wie lauten sie? Darin hat uns
Gott gesagt, was wir thun, und was wir lassen sollen. Sie können nicht
— 237 —
umgestoßen oder abgeschafft werden; sie sind für alle Zeiten festgesetzt, feste
Sätze: Gesetze. Sie haben seit Moses gegolten, gelten noch und werden
immer gelten: sie sind ewige, göttliche Gesetze. Wir müssen sie halten,
befolgen (ihnen gehorchen), dürfen sie nicht übertreten. Wer sie hält, thnt
recht, wer sie übertritt, thut unrecht. Wer unrecht thnt, ist ein Sünder.
Gott bestraft die Sünder im Himmel, aber auch oft schon auf Erden.
In jedem Lande giebt es außer Gottes Gesetzen auch noch andere.
Diese hat der Landesherr (Kaiser, Landesfürst) gegeben. Auch den Landes-
gesetzen muffen wir gehorchen. Wo die Gesetze nicht befolgt werden,
entsteht große Unordnung; aber nur die „Ordnung erhält die Welt".
Gott, der Landesfürst und alle gute Menschen wollen Ordnung; sie dulden
kein Unrecht, nichts Böses. In jedem Lande muß es daher Leute geben,
die auf Recht und Ordnung halten: das sind die Richter. Diese brauchen
Gehilfen: Polizeidiener, Gendarmen, Schreiber und andere Beamte. Alle
diese Männer gehen täglich auf das 'Gericht.
Wo steht unser Gerichtsgebäude? Woran erkennt man es? Woran
erkennt man die Gerichtsbeamten?
Wer stiehlt, ist ein Dieb. Wer raubt, ist ein Räuber. Wer jemand
vorsätzlich tötet, ist ein Mörder. Wer falsche Ware verkauft, ist eiu Be-
trüger. Wer falsch vor Gericht schwört, ist ein Meineidiger. Alle diese
bösen Menschen verachten die Gesetze; sie übertreten oder brechen sie. Sie
begehen ein Verbrechen. In welchen Geboten hat Gott diese Verbrechen
verboten? Die Verbrecher werden bei dem Gerichte angeklagt, von der
Polizei oder den Gendarmen aufgesucht, festgenommen oder verhaftet und
vor den Richter geführt. Der Richter verhört den Verbrecher. Will er
seine Schuld nicht gestehen (leugnen), so läßt der Richter diejenigen holen,
die von seiner schlechten That wissen: die Zeugen. Ein Gerichtsbeamter
muß alles aufschreiben, was der Verbrecher und die Zeugen aussagen; die
beschriebenen großen Bogen bilden die Akten. Die Zeugen werden wieder
entlassen, der Verbrecher aber kommt in Untersuchungshaft in dem Ge-
fängnisse (Froufeste, Stockhause). Wer hat das Gefängnis gesehen?
Woran erkennt man es schon von außen? Im Gefängnisse sind Kerker-
zellen. Das sind enge Kammern mit dicken Mauern, hochangebrachten,
vergitterten Fenstern, fester Thür und festem Schlosse. Darin befinden sich
nur ein Tisch, ein Stuhl, ein hartes Lager, ein Wasserkrug, aber kein Schmuck
und keine Bequemlichkeit. Der Kerkermeister (Schließer, Gefängniswärter)
schließt die Thür zu und läßt den Verbrecher allein. Will er nicht ge-
horchen, so wird er mit einer Kette gefesselt. In seiner Zelle sitzt nun
der Verbrecher allein, einsam, ohne Gesellschaft, ohne Unterhaltung, ohne
Freunde, ohne Freude. Er kann nicht mehr thnn, was er will; er ist
seiner Freiheit beraubt. Nun hat er Zeit, über sich nachzudenken. Wohl
ihm, wenn er seine Schuld bereut. Nach einiger Zeit wird er abgeholt
zur Gerichtsverhandlung. Man führt ihn in den Gerichtssaal. Hier
steht ein langer, grünbehangener Tisch. Auf demselben liegen die Akten
und das Gesetzbuch. Darin steht hinter jedem Gesetze, welche Strafe
derjenige erhält, welcher es übertritt. An dem Tische sitzen die Richter
— 238 —
in ihrer Amtstracht. Nicht weit davon stehen die Anklagebank, auf welche
sich der Verbrecher setzen muß, die Zeugenbank und die Sitze für die
Geschworenen. Diese sind achtbare Bürger, welche der Verhandlung zu-
hören und zuletzt gefragt werden, ob der Verbrecher schuldig oder unschuldig
ist. Im Zuschauerräume sitzen audere Leute, welche der Gerichtsverhand-
lung beiwohnen wollen. Sie dürfen in den Gerichtssaal kommen, weil
das Gericht ein öffentliches Gebäude und die Gerichtsverhandlung öffentlich
ist. Jedermann soll sehen und hören können, daß im Lande die Richter-
gerecht richten.
Nun werden vom Gerichtsschreiber die Akten vorgelesen; der Ver-
brecher wird nochmals gefragt, wer er ist, woher er ist, ob er das Ver-
brechen begangen hat, und wie er es begangen hat; die Zeugeu müssen
nochmals bezeugen, daß sie die Wahrheit gesagt. Darauf verlassen die
Geschworenen den Gerichtsfaal. Sie ziehen sich zurück und beraten dar-
über, ob der Angeklagte schuldig ist oder nicht. Wird er schuldig be-
sunden, so kehren sie zurück in den Saal und lassen es durch einen aus
ihrer Mitte laut verkünden. Der Richter bestimmt darauf im Namen des
Landesherrn und des Gesetzes die Strafe. Der Angeklagte ist verurteilt.
Ist er unschuldig, so wird er freigesprochen. Der Verurteilte tritt nun
seine Strafe an. Er wird wieder in das Gefängnis geführt oder auf
das Zuchthaus (Strafanstalt) gebracht, wo er als Sträfling seine That
bereuen und sich bessern soll, wo er büßen muß, was er begangen, wo
er keine Freiheit, keinen eigenen Willen, keine Freuden hat, in graue
Leinwand gekleidet wird, aus der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen ist,
keine Ehre und Achtung genießt und tüchtig arbeiten muß. Möge er
durch Arbeit wieder ein braver Mensch werden!
NB. Inwieweit dieser Stoff von dem Lehrer zu behandeln ist, hängt ganz
von dem Standpunkte der Klasse ab; einiges davon wird er auf jeden Fall mit-
teilen müssen, um den Kindern wenigstens den Zweck des Gerichtsgebäudes zu er-
läutern. Die sittliche Bedeutung verlangt übrigens eine Wiederholung in einer
Oberklasse, wozu diese Skizze benutzt werden kann; denn das Walten der Obrigkeit
muß in einem ausgeführten Lebensbilde der Jugend wiederholt vor die Seele ge-
führt werden, wenn die Achtung vor Gesetz und Recht und vor denen, die es zu
behüten haben, geweckt werden soll. Dem Takte des Lehrers überlassen wir die
Entscheidung, wie viel er von dem Stoffe durch das Lehrgespräch aus den Erfahrungen
der Kinder zu entwickeln hat. Sehr wirksam ist unter Umständen die Forin der
Erzählung, sofern der Lehrer geschickt genug ist, eine solche zu erfinden, welche die
wichtigsten Begriffe, auf die es hier ankommt, veranschaulicht.
1. Das Gefängnis. Kühn. W. II. 192, W. 260.
2. Die bezauberten Eier. v. Schmid. W. II. 193.
3. Der Haken. Stöber. W. 261.
4. Der Haushahn als Verräter, v. Schmid. W. II. 194.
52. Der Plan des Wohnortes.
NB. Selbstverständlich können wir diesen Stoff nur durch allgemeine
Fragen andeuten, da er sich nach jedem Wohnorte besonders zu gestalten hat.
Es kommt darauf a», das zu einem Gesamtbilde zusammenzufassen, was bei den
— 239 —
Spaziergängen angeschaut worden ist. Zugleich haben die Schüler zu begreifen,
wie der Plan einer Stadt zu zeichnen bez. zu verstehen ist; Vor- und Nachzeichnen
des Besprochenen ist daher unerläßlich.
Wie heißt unser Wohnort? An welchem Platze oder welcher Straße
steht unsere Schule? Welche Straßen führen zu ihr hin? Von welchen
Straßen kommt ihr? Welche Straßen kann man von der Schule aus ein-
schlagen? Nach welcher Himmelsgegend führt die A-straße? die B-straße??c.
(Die Schule und die angrenzenden Straßen sind vor- und nachzuzeichnen.)
Durch welche Straßen gelangen wir von unserer Schule nach dem Markt-
platze? (oder einem anderen bedeutenden Platze, der gewissermaßen den Mittel-
punkt der Stadt darstellt). Welche Straße» führen sonst noch dahin? (anzeichnen).
An welchen öffentlichen Gebäuden führen sie vorbei? Welche Straßen
laufen mit diesen gleich? welche gerade? krumm? Welche Straßen schneiden
die C-straße? die D-straße? (anzeichnen). Welche Straßen kreuzen sich
im rechten Winkel? Welche Straßen münden auf den N-Platz? Gieb die
Himmelsrichtung derselben an! (anzeichnen). Welche Straße ist die längste?
die kürzeste? die breiteste? die belebteste? Welches öffentliche Gebäude steht
an der E-straße? an dem F-Platze? Nach welchem Thore führt die
G-straße? Wie viel Thore hat die Stadt? (Kurze Beschreibung der alten
Thore.) Welches führt nach Norden? nach Süden? nach Osten? nach
Westen aus der Stadt? Was führt rundherum von einem Thore zum
anderen? (Wall, Graben, Spaziergänge). In wieviel Zeit kann man
einen Spaziergang um die Stadt machen? (Der Umriß der Promenade
ist anzuzeichnen). Wie nennt man die Stadtteile, welche vor dem Thore
(außerhalb der Promenade) liegen? Wie viele Vorstädte hat unsere Stadt?
Wie heißen sie? welche liegt südlich, nordwestlich? ?c. Welche ist die größte?
die schönste? Wohin führen die Straßen außerhalb der Stadt? Gieb die
Himmelsgegenden und die benachbarten Ortschaften an! (anzeichnen).
Welcher Fluß fließt durch unsere Stadt oder an ihr vorbei? Woher fließt
er? wohin? (nach Himmelsgegenden und Ortschaften zu bestimmen). In wie
viele Arme teilt er sich vor der Stadt? in derselben? welche Namen
haben diese? Welche Straßen schneiden sie? (anzeichnen). Welche Brücken
führen vor die Stadt? in der Stadt darüber? Welche Mühlen liegen
daran? Welche Teiche liegen in oder bei der Stadt.
Nennt mir nochmals alle fchon genannten öffentlichen Gebäude! Wo
liegt das Rathaus? das Theater? die Post? das Amtsgericht? die Kaserne?
das Krankenhaus? Waisenhaus? Armenhaus? die N-schule :c.? dieN-kirchezc.?
die Gasanstalt? :c. Wo befindet sich der Gottesackers Von wo aus kann
man die Stadt am besten überschauen? Welche Türme und öffentliche
Gebäude kann man von dort erkennen?
KB. Das Geschichtliche des Wohnortes, die Denkmäler, die Straßennamen
und ihre Bedeutung, die Wasser- und Gasleitung (durch einen Straßendurchschnitt
zu veranschaulichen), die Wohlthätigkeitsanstalten, die Erwerbsverhältnisse ic. und
noch vieles andere Lehrhafte, was der Wohnort bietet, verweisen wir in die Heimats-
künde der Oberklassen.
Des Kindes Heimat. Enslin. W. II. 195.
— 240 —
19. Die Umgebung des Wohnortes.
53, Die nächste Umgebung.
NB. Der Plan der Stadt ist aufs neue in kleinerem Maßstabe anzuzeichnen.
Um denselben herum werden die wichtigsten Punkte der Umgebung eingetragen.
Was führt durch die Thore der Stadt aufs Land? (Landstraßen,
Chausseen). Womit sind sie an der Seite besetzt? Was befindet sich da-
neben? Nach welcher Himmelsgegend führt diese Landstraße? diese? zc.,
nach welchem Dorfe? welcher Stadt? Wie weit ist das Dorf A. von
unserer Stadt entfernt? wie weit B.? Zc. (anzeichnen). An welcher Seite
der Straße liegt das Dorf C.? Was für ein Weg führt vom Dorfe D.
nach E.? (Feldweg, Fußsteig).
NB. Die Entfernung auch solcher Ortschaften, welche die Kinder noch nicht
besucht haben, ist nach den bekannten an der Zeichnung abzuschätzen, wobei die
Kinder ihr Augenmaß zu üben haben.
Was durchschneiden die Wege? (Flur, Feld). Wie nennen wir die
Flurstücke, wenn sie mit einem Zaun oder Staket eingefaßt sind? (Gärten).
Wer weiß eine Kunstgärtnerei vor dem Thore? Wer einen öffentlichen
Garten? Wie heißt die Flur, die nicht eingefaßt, aber auch bebaut ist?
(Feld, Acker). Wie heißt die, auf welcher nur Gras wächst? (Wiese),
die, auf welche das Vieh getrieben wird? (Weide, Trift), die, welche
mit Bäumen dicht bewachsen ist? (Wald). Nach welcher Seite unserer
Stadt befindet sich Wald? bei welchen Ortschaften? Welcher Wald liegt
am höchsten? Worans befinden sich oft Wälder? (auf Bergen). Wo steigt
der Boden an? wo senkt er sich? (an mehreren Stellen nachzuweisen und
auf der Zeichnung anzudeuten). Die Stelle, welche etwas höher ist als
die Umgebung, nennen wir eine Anhöhe. Wie nennt man Anhöhen,
welche etwa 30—50 m (je nach der Umgebung) hoch sind? (Hügel).
Wo liegen solche Hügel in der Nähe unserer Stadt? Was befindet sich
auf denselben? Wie nennt man solche Anhöhen, die noch höher sind?
(Berge). Wie nennen wir den Boden, der sich zwischen den Bergen be-
findet? (Thal). Welches Thal ist am breitesten? schmälsten? tiefsten?
durch welches fließt ein Gewässer? welches? Welche Felsen sind am Thal-
hange zu sehen?
NB. Die Berge und Thäler der Umgegend sind nach Namen, Lage, Ent-
sernung, Höhe :c. zu bestimmen und einzuzeichnen.
Wo ist der Erdboden durchstochen? ausgegraben? zeigt er Schichten?
Wo ist ein Steinbruch? eine Lehmgrube? Sandgrube? Kiesgrube? eine
Ziegelei? Welche Fabriken stehen außerhalb der Stadt? Was wird da-
selbst fabriziert?
An welcher Seite der Stadt befindet sich der Bahnhof? Wo wer-
den die Waren (Güter) abgeladen? In welcher Richtung geht die Eisenbahn?
an welchen Orten vorbei? Wie heißen die nächsten Haltestellen (Stationen)?
Nach welcher Station müssen die Bewohner von A.? B. gehen? Welche
— 241 —
Landstraßen? Gewässer überschreitet die Eisenbahn? Wo befinden sich
Eisenbahnbrücken? Tunnels? tiefe Einschnitte? hohe Böschungen?-
NB. Einzuzeichnen sind die Eisenbahnen, Gewässer, Dörfer und Städte der
Umgegend.
1. Rätsel. W. II. 196, W. 266.
2. Mein Dörfchen. Bürger. W. 265.
3. Das Hufeisen, v. Schmid. W. II. 198.
54. Grund und Boden.
Die Oberfläche des Waffers ist glatt, eben, die des Landes meist
uneben, hier tief, dort hoch. Deshalb unterscheidet man Ebenen, An-
höhen (10 m), Hügel (50 m) und Berge (100 m); es giebt demnach
ebenes, hügeliges und gebirgiges Land. Zu welchem gehört unsere Um-
gegend? Der Berg hat einen Fuß, einen Abhang, einen Rücken und eine
Spitze (Kuppe) oder einen Gipfel. Er kann kahl, berast, bewaldet oder
bebaut sein, wie z. B. der Weinberg. — Eine flache Vertiefung heißt
eine Mulde. Wo ist eine solche zu sehen? Zwischen den Bergen zieht
sich das Thal dahin. Am Thale unterscheidet man die Thalsohle und
den Thalabhang oder die Böschnng. Diese kann steil oder geneigt, kahl
oder bewaldet oder bebaut, felsig oder sandig sein. Im Thale fließen die
Gewässer. Ein enges felsiges Thal heißt Schlucht, ein schmaler Weg
zwischen engen Wänden ein Hohlweg. — Der Boden ist sehr verschieden.
Er besteht aus Schichten von lockerer Erde und festem Gestein. Die oberste
Schicht ist meist fruchtbare Ackererde; darunter findet man Lehm, Thon,
Sand, Kalk, Sandstein, Schiefer, Granit ic. Wo das Wasser nicht absließen
kann, bildet sich Sumpf (Moor, Morast, Bruchland, Moos). Auf sumpfigem
Boden wachsen nur saure Gräser, Schilf (Rohr), Binsen, Moos ?c. Sandiger
Boden ist wenig fruchtbar. Eine sandige Gegend, in der nur Kiefern,
Birken und Heidekraut wachsen, heißt Heide.
Im Boden der Erde befinden sich Gesteine, Erze und Kohlen.
Die Gesteine werden im Steinbruche abgesprengt und zum Bauen von
Häusern, Straßen und Brücken verwendet. Die Erze und Kohlen werden
im Bergwerke gewonnen. Ein solches besteht aus senkrechten Schächten
und wagerechten Stollen. Durch die Schächte fährt der Bergmann ein
und aus; auch befördert er durch dieselben die Erze oder Kohlen zu Tage,
die er im Stollen abschlägt oder absprengt. Aus den Erzen werden die
Metalle herausgeschmolzen. Wo giebt es ein Erzbergwerk? ein Kohlen-
bergwerk? eine Braunkohlengrube? einen Torfstich in unserer Nähe?
NK Diese wenigen Andeutungen mögen genügen, da der Stoff sich ganz
nach der Beschaffenheit des heimischen Bodens richtet. Proben der wichtigsten Erd-
und _ Gesteinsarten der Heimat sind vorzuzeigen, von ihrer mineralogischen Be-
schreibnng ist jedoch noch abzusehen.
1. Auf der Erde. Reinick. W. II. 199, W. 263.
2. Die Berge. Curtman. W. II. 200, W. 269.
3. Des Knaben Berglied. Uhland. W. II. 201, W. 268.
4. Der Schatz im Weinberge. Bürger. W. II. 202. W. 270.
IUtting und Weber, Anschauungsunterricht. 16
5. In der Kiesgrube. Wagner. W. II. 203.
(j. In der Sandgrube. Enslin. W. II. 204.
7. Der Bergmann. Deinhardt. W. II. 205.
8. Das Bergwerk. Curtman. W. II. 206, W. 271.
53. Das Wasser.
a. Die Eigenschaften des Wassers. Dieses Glas ist mit Wasser
gefüllt. Das Glas schließt oder faßt das Wasser ein: es ist ein Gefäß.
Neige ich das Glas, so läuft das Wasser über den Rand hinaus: es
fließt fort, sobald es nicht mehr eingeschlossen ist; das Wasser ist eine
Flüssigkeit. Wäre ein Loch im Boden oder an der Seite, so würde
es herausfließen. Ich neige nochmals das Glas und lasse das Wasser
abfließen: ich gieße es aus. Das ausgegossene Wasser breitet sich auf
dem Pulte ans, bewegt sich auf der geneigten Fläche abwärts und fällt
über den Rand hinab: es ist schwer. Zuletzt fällt es nur noch in ein-
zelnen Tropfen: es tropft. Das Wasser ist eine tropfbare Flüssigkeit.
Ich tauche den Finger hinein: es läßt sich leicht verdrängen. Ich ziehe
den Finger heraus: es hängt ein Tropfen daran; der Finger ist naß
oder benetzt. Der Tropfen ist kugelrund und blinkt im Lichte. Ich halte
das Glas gegen das Licht; ich kann hindurch sehen: das Wasser ist klar
und durchsichtig. Ich koste es: es ist geschmacklos. Ich rieche es
an: es ist geruchlos. Ich schüttle das Glas: das Wasser bewegt sich
auf und ab; es bildet Wellen; die Wellen glätten sich wieder; die Ober-
fläche wird wieder glatt wie ein Spiegel, spiegelglatt, sie ebnet sich wieder.
Das Wasser ist sehr beweglich. Ich schütte jetzt zerstoßene Kreide ins
Wasser: es wird trübe und undurchsichtig. Ich gieße etwas Wasser in
diese Schale und lasse sie bis morgen stehen. —
b. Die Verwandlung des Wassers. Das Wasser in der Schale
ist verschwunden; es ist nicht ausgegossen, auch nicht getrunken worden;
es hat sich verwandelt in sehr kleine Bläschen; diese sind aufgestiegen und
fortgeflogen und befinden sich unsichtbar in der Luft: das Wasser in der
Schale ist verdunstet. Einige der luftigen Wasserbläschen sind an die
kalte Fensterscheibe geflogen, sind dort wie Seifenblasen geplatzt und haben
sich wieder als Tröpfchen angesetzt: sie haben sich niedergeschlagen. Die
Verdunstung ist sehr langsam vor sich gegangen, von gestern bis heute.
Heute wollen wir das Wasser viel schneller verwandeln. Ich halte dieses
mit Wasser gefüllte Glas (Probiergläschen, Retorte) über diese Spiritus-
flamme: das Wasser wird heiß, wallt auf, kocht. Ein grauer Nebel
steigt heraus: das Wasser verwandelt sich in Dampf; er breitet sich in
der Luft des Zimmers aus; er ist Wasser in luftiger Gestalt. Ich halte
ein kaltes Gläschen über den Dampf: es beschlägt sich, der Dampf setzt
sich wieder in Tropfen an. Wer hat das schon an der Stürze bemerkt,
die auf dem Kochtopfe lag? Das Wasser im Gläschen ist ziemlich ver-
schwunden: es ist verdampft. Ich fetze ein Pfröpfchen auf das Glas: der
Dampf treibt es heraus; er ist stark, drückt mit großer Kraft, wenn er
— 243 —
nicht entweichen kann. Solch eingesperrter Dampf treibt die Maschinen
in den Fabriken und die Lokomotiven.
Auch die Gewässer im Freien verdunsten. Der Wasserdunst steigt
beständig empor. Er ist so fein, das man ihn gewöhnlich nicht sehen
kann. In der Kälte jedoch verdichtet er sich und wird sichtbar. Wer hat
die Flüsse im Winter dampfen sehen? Wer hat den Nebel auf den Wiesen
gesehen? Wer sah die Pferde dampfen? Wo und wann siehst du deinen
Hauch? Wer hat einmal das Fenster angehaucht und dadurch naß ge-
macht? Auch hoch oben am Himmel wird der Wasserdampf sichtbar. Dort
schwebt er als Wolke am Himmel. Fährt ein kalter Wind in die Wolken,
so verdichten sich die Dampfbläschen; sie rinnen zu Tropfen zusammen
und fallen als Regen herab. Gefrieren die Bläschen, so fallen sie als
Schnee, Graupeln oder Hagel herab. Setzen sich die Bläschen an
die Grasspitzen, so bilden sie den Tau. Den gefrorenen Tau nennen
wir Reif. —
In der Wärme verdunstet oder verdampft das Wasser. In der Kälte
bei 0" gefriert es. Es wird fest und hart und heißt dann Eis. Es
bildet eine Decke auf den Gewässern, so das man auf dem Wasser gehen
kann. Wird die Luft wärmer als 0°, so verwandeln sich Schnee und Eis
wieder in flüssiges Wasser: sie tauen.
c. Die Gewässer. Das Regen- und Schneewasser versiegt in
dem Boden: es sickert ein. Auf geneigter Fläche rinnt es fort. Graben
wir tief in den Boden hinein, so finden wir das eingesickerte Wasser wieder
als Grundwasser. Sammelt sich das Wasser in der Grube, so haben
wir einen Brunnen oder Born. An manchen Stellen, z.B. auf Bergen,
fließt das Grundwasser aus der Erde oder aus Felsspalten heraus: es
quillt sprudelnd hervor und bildet eine Quelle. Das Quellwasser ist
gewöhnlich klar und kühl; es rennt oder rinnt fort, es rieselt und bildet
ein Riesel in einem Rinnsal. Mehrere Riesel vereinigen sich zu einem
Bache, mehrere Bäche zu einem Flusse, mehrere Flüsse zu einem
Strome. Die Ströme führen das Wasser ins Meer zurück, woher es
stammt. Das Meer ist das große, weite und tiefe Becken, in dem sich
alles Wasser sammelt. Vom Meere steigt es wieder empor, um Wolken
zu bilden, die über das Land ziehen und dort niederregnen. Es bewegt
sich also das Wasser in einem ewigen Kreislaufe.
Welche stehenden Gewässer sind in der Umgegend? Wie heißen sie?
Warum steht das Wasser in den Becken? Wo läuft etwas ab? Kleinere
stehende Gewässer, deren Becken man ausgegraben hat, heißen Teiche.
Wovon sind sie belebt? Was wächst an ihren Usern? Größere stehende
Gewässer heißen Seen, Landseen. Sie sind tief, lang und breit. Wo
das Wasser eines flachen Beckens nicht abfließen kann, bildet sich leicht
ein Snmps, Moor oder Morast. Auf diesem kann man nicht gehen,
nicht mit dem Wagen, aber auch nicht mit dem Kahne fahren; man sinkt
ein und kann sogar versinken. Nur der langbeinige Storch wandelt ans
dem Sumpfe umher. Was sucht er dort? Wer kennt einen Sumpf mit
Röhricht? eine sumpfige Stelle in der Umgebung des Wohnortes?
16*
— 244 —
Welche fließenden Gewässer durchziehen unseren Wohnort und seine-
Umgebung? Wo kommen sie her? haben sie ihre Quellen? Welches Ge-
Wässer rauscht und schäumt? welches bildet kleiue Wasserfälle? welches
schleicht trübe dahin? Welches hat also ein starkes, welches ein schwaches
Gefälle? Von welchen Tieren sind sie belebt? Welches hat ein seichtes?
ein tiefes? ein enges? ein breites Bett? Welches hat niedrige Ufer? hohe
Ufer? Welche Ufer unterscheidet man? Wie bestimmt man sie? Wo sind
sie überbrückt? Von welcher Himmelsrichtung kommen alle diese Gewässer?
nach welcher fließen sie weiter? Wo münden sie? wodurch wird ihr Laus
gehemmt? verändert? welche Menschen wohnen am Wasser? arbeiten auf
dem Wasser? mit Hilfe des Wassers? verkehren ans dem Wasser?
1. Vom fleißigen Bächlein. Dieffenbach. W. II. 207, W. 274.
2. Bach, Fluß, Strom, Meer. Schutts. W. II. 209, W. 278.
3. Das Meer. Hey. W. II. 210, W. 279.
4. Frosch und Maus. Äsop. W. II. 212.
56. Die Lust.
(Ausgeführte Lektion.)
L. Was habe ich in der Hand? (Trinkglas). Was befindet sich in
demselben? (nichts). Wie ist es also? (leer). Und doch werdet ihr euch
überzeugen, daß sich etwas im Glase befindet. Wohin tauche ich jetzt das
Glas? (ins Wasser). Was dringt zwar ein wenig in das Glas hinein?
(das Wasser). Warum füllt sich aber das Glas nicht ganz mit Wasser,
obgleich ich es tief hinab ins Wasser tauche?____ Weil sich noch etwas
im Glase befindet, was das Wasser nicht eindringen läßt; es ist Luft.
Wir können sie nicht sehen, aber sie ist da. Wie ist sie also? (unsichtbar).
Bewege deine Hand rasch hin und her! Was fühlst du? (die Luft). Wie
ist sie also? (fühlbar). Öffne das Fenster! Was zieht (strömt) herein?
(die Luft). Sprich: Wir fiud überall von Luft umgeben. Die Lust ist
unsichtbar, aber fühlbar.
Wie ist das Glas, weil wir durch dasselbe sehen können? (durch-
sichtig). Wie ist auch die Luft, weil wir durch dieselbe Gegenstände sehen
können? (durchsichtig). Von welcher Farbe erscheint sie uns aber zuweilen,
wenn wir nach fernen Bergen oder nach dem Himmel sehen? (von blauer
Farbe). Sprich: In der Ferne sieht die Luft oft bläulich aus. Womit
ist die Luft oft vermischt z. B. auf der Straße im Sommer? (mit Staub).
Wie nennen wir die Luft, in welcher sich kein Staub befindet? (rein).
Wie befinden wir uns in reiner, wie in unreiner Luft? Welche ist also
gesund? ungesund? An welchen Orten ist wohl die Luft am reinsten?
(im Walde, auf den Bergen, auf der See). Sprich: Wald-, Gebirgs-
und Seeluft sind am reinsten und darum am gesündesten, Wo ist
die Luft unrein? (Stube, Schlafkammer, enge Höfe, Gassen :c.). Womit
ist sie dort vermischt? (mit Staub, Rauch, üblen Dünsten). Sprich: Rauch,
Staub und üble Dünste verderben die reine, gesunde Luft. Wohin wan-
dern die Städter gern? (aufs Land, ins Freie, ins Gebirge). Was finden
— 245 —
sie dort reiner? (die Luft). Warum öffnen wir jedesmal das Fenster,
wenn wir das Schulzimmer verlassen? (um frische Luft einströmen zu
lassen). Welche zieht ab? (die verdorbene). Sprecht: In großen Städten,
in engen, dicht geschlossenen Räumen und in großen Gesellschaften wird
die Luft leicht verdorben. Wer gesund bleiben will, muß sich oft in
frischer Luft bewegen, ins Freie spazieren gehen und die Zimmer fleißig
lüften.
Wie ist die Luft im Sommer, wenn die Sonne scheint? (warm), im
Winter? (kalt). Ich habe hier eine Lampe angezündet. Wie ist wohl
die Luft im Cylinder? (warm). Wohin steigt sie? (nach oben). Wohin
steigt auch die erwärmte Luft am Ofen? (nach oben), im Ofen? Sprich:
Erwärmte Luft steigt empor. Wie muß sie also fein im Vergleich
mit der kalten? (leichter). Merkt: Warme Luft steigt empor, weil sie
leichter ist als die kalte. — Ich öffne jetzt das Fenster. Was zieht herein?
Wie ist sie gegen die Zimmerluft? (kühl). Welche Luft verdrängt die kalte,
schwerere? (die warme). Warum? Wie nennen wir die kalte Luft, weil sie
hereinzieht? (Zugluft). Welche Krankheit kannst du in solcher Luft be-
kommen? (eine Erkältung). Was mußt du also meiden, wenn du warm bist?
Was habe ich jetzt in die Hand genommen? (eineBlase, eine Schweins-
blafe). Was blase ich hinein? Wie wird die Blase dadurch? Sie ist aber
noch nicht ganz angeschwollen. Jetzt wollen wir die Blase an den warmen
Ofen hängen. Was bemerkt ihr? (Sie schwillt noch mehr an.) Was
muß sich also in der Blase ausdehnen? Was dehnte die Luft aus? (die
Wärme). Wiederholt: Die Wärme dehnt die Luft aus.
(Lehrer zeigt eine Knallbüchse und knallt damit:) Was hört ihr?
(Knall). Wie nennt man deshalb diese Büchse? Was sitzt an dem einen
Ende der Büchse? (Pfropf). Was stecke ich jetzt auch in das andere
Ende? Was befindet sich also eingeschlossen in dem hohlen Räume zwischen
den Pfröpfen? Was treibe ich jetzt mit dem Stempel (Schieber) hinein?
Was muß sich die Lust gefallen lassen? (sie muß sich zusammenpressen
lassen, muß Platz machen, muß weichen). Jetzt läßt sich die Luft aber
nicht weiter zusammenpressen. Worauf drückt sie mit ihrer Kraft? (auf
den anderen Propf). Was bewirkt sie endlich? (sie treibt den Pfropf
heraus). Was hört man dabei? (einen Knall). Sprecht: Der Knall ent-
steht dadurch, daß die zusammengepreßte Luft sich wieder rasch ausdehnt.
(L. einen Schwamm nehmend:) Was thue ich mit dem Schwämme? (Sie
Pressen ihn zusammen). Wie ist der Schwamm, da er sich zusammen-
pressen läßt und von selbst wieder ausdehnt? (ausdehnbar, elastisch —
jchotx früher entwickelt worden). Wie ist also auch die Lust, da sie sich ?c.
Was würde wohl mit der Schweinsblase geschehen, wenn ich sie noch
weiter erwärmte und ausdehnte? (sie würde platzen, bersten). Was
würde man auch dabei hören? (einen Knall).
(L., tief aufatmend:) Was dringt jetzt durch meinen Mund in die
Brust ein? Was stoße ich jetzt wieder heraus? Wie nennen wir das Ein-
ziehen und Ausstoßen der Luft? (atmen). Wie oft atmet ihr? (nuauf-
hörlich). Sprecht: Wir atmen unaufhörlich Luft ein und aus. Was
— 246 —
geschieht, wenn wir nicht mehr atmen können oder keine Luft zum Atmen
haben? (wir ersticken und sterben). Wer atmet also nicht mehr? (der
Tote). Wohin dringt wohl die eingeatmete Luft? (in die Lungen). Wie
muß der sein, dessen Lungen nicht mehr gut atmen können? (krank). Wie
muß die Luft aber sein, die wir einatmen? (rein). Wie ist aber die aus-
geatmete Luft? (unrein, verdorben). Wie wird also die Stubenluft da-
durch, daß viele Menschen darin atmen? Was muß daher so oft als
möglich geschehen?
B., öffne das Fenster! Atme in die kalte Luft! Was könnt ihr jetzt
sehen? Da die Luft unsichtbar ist, die ausgeatmete Luft aber sichtbar, so
kann es nicht nur Luft sein, was ich ausatme. (L., auf ein kaltes Glas
hauchend:) Was nehmt ihr wahr? (das Glas beschlägt sich). Was setzt
sich auf demselben an? (Dunst). Woraus besteht dieser Dunst? (aus
Wasserbläschen). Was muß ich also wohl mit der Luft ausgeatmet haben?
(Wasser). Sprecht: Die ausgeatmete Luft ist mit wässerigen Dünsten er-
füllt; sie enthält aber außerdem noch üble Dünste, die auch aus unserem
Körper kommen.
Es ist jetzt Spätherbst (Winter), die Luft ist jetzt nicht mehr so ruhig
als an schönen Sommertagen; sie bewegt sich. Wie nennen wir die be-
wegte Luft? (Wind). Was könnt ihr sogar sich bewegen hören? Sie
heult bisweilen wie ein wildes Tier. Wie nennen wir den starken, heulen-
den Wind? (Sturm). Woran könnt ihr sehen, daß es draußen stark
weht? (an den Bäumen). Wie so? (sie bewegen, sie biegen, sie beugen
sich). Wo konnte man im Sommer Ähnliches in der Flur sehen? (am
Kornfelde). Das wogte im Winde. Was weht der Sturmwind manch-
mal um? was bricht er ab? deckt er ab? Wie wird es wieder nach dem
Sturm? (still, ruhig). Man sagt: der Wind legt sich. Was bewegt sich
bei Windstille nicht mehr? (die Luft). Wie ist bei Windstille die Ober-
fläche des Wassers? (glatt, eben), wie bei Sturm? (bewegt). Was eut-
steht auf dem Wasser, wenn der Wind darüber fährt? (Wellen), was.
wenn der Sturm es aufwühlt? (Wogen). Wie unterscheiden sich wohl
die Wellen von den Wogen? Womit fahren die Menschen auf Flüssen und
auf dem Meere? (auf Schiffen). Wodurch gehen aber manchmal die
Schiffe unter? (durch den Sturm).
XL. Der Lehrer schildere den Untergang eines Schiffes im Sturme, vielleicht
auch die Wirkungen eines Orkans, dessen Name jedoch noch ferngehalten wird.
Was richtet also der Sturm an, wenn er Bäume umreißt oder ent-
wurzelt und Schiffe untergehen läßt? (Schaden). Aber der Wind nützt
uns auch. Wie macht er die Luft, wenn sie in der Stille unrein geworden
ist? Was treibt er heraus aus den dumpfigen Gassen? Was treibt er
fort? (Schiffe). Was treibt er um? (Windmühle). Was treibt er von
Blüte zu Blüte? (den Blütenstaub). Sprecht: Der Wind reinigt die Luft
von Übeln Dünsten, treibt die Windmühlen und Schiffe und hilft bei der
Befruchtung der Blüten.
Von welchen Himmelsgegenden kann der Wind wehen? Der Wind
dreht sich oft. Woher kommt er jetzt? kam er gestern? Woher weht der
— 247 —
Wind bei uns am meisten? (aus Westen, Südwesten). Was bringt uns
der Westwind oft? (Regen). Der Westwind ist feucht. Welcher Wind
ist aber kalt und trocken? (Ostwind). Schließt den Mund bei Ostwind,
damit ihr nicht halskrank werdet! Welcher Wind ist kalt und rauh?
(Nordwind), welcher lau und lind? (Südwind). Wonach sehen wir,
wenn wir wissen wollen, woher der Wind weht? (Windfahne). Wo be-
findet sich eine solche? Weshalb gerade dort? Zum Schlüsse will ich euch
noch die Windrose anzeichnen.
XL. Die Windrose beschränkt sich hier auf die Bezeichnungen N., £>., S., W,;
NO., SQ., SW., NW. Die Schüler zeichnen sie nach.
1. Der Sturm und die Weide, v. Schmid. W. II. 213.
2. Der alte Sturm. Dieffenbach. W. II. 214.
8. Das junge Stürmchen. Dieffenbach. W. II. 215, W. 281.
57. Der Himmel.
Wer weiß noch, wie wir bei dem letzten Herbstgange auf einem
Hügel standen? Der Ort, wo wir standen, war unser Standort. Bon
diesem konnten wir ringsum schauen. Um uns herum, im Kreise, sahen
wir Felder, Wälder, Dörfer zc. Sie lagen in unserem Gesichtskreise.
Dieser Kreis dehnte sich weit aus, aber nur bis dorthin, wo der Himmel
die Erde zu berühren schien. Dort war der Rand unseres Gesichtskreises,
der Horizont. Als wir weiter gingen und unseren Standpunkt änderten,
um die Stelle zu erreichen, wo der Himmel wie eine große Glocke auf
der Erde stand, veränderte sich auch der Gesichtskreis. Vor uns tauchten
neue Gegenstände am Horizonte auf, und hinter uns versank das Gesehene
hinter dem Rande. Und als wir dorthin kamen, wo zuvor das Himmels-
gewölbe zu ruhen schien, da wölbte sich auch dort der Himmel hoch über
uns. Nirgends berührte der Himmel die Erde; es war nur Schein, eine
Täuschung.
Die Erde ist rund wie eine Kugel. Wo man auch auf derselben
steht, (von jedem Standpunkte auf derselben aus) sehen wir über uns den
Himmel. Er ist kein Gewölbe, hat keine Decke; er ist der große Welt-
räum, der kein Ende hat, unendlich ist. In ihm bewegen sich schwebend
die Erde, die Sonne, der Mond und die Sterne.
Am Himmel sehen wir oft Wolken; sie gehören aber nicht zum
Himmel, sondern zur Erde; es sind Nebel, welche von der Erde zum
Himmel emporgestiegen sind. Sie schweben in der Luft, welche die Erde
umgiebt. Ist der Himmel nicht bedeckt oder bewölkt, so ist er heiter, klar
und blau. Dann sehen wir am Tage die Sonne, das große Tages-
gestirn, auf- und untergehen. Die Sonne ist eine ungeheure glühende
Kugel, die alle anderen Sterne überstrahlt. Sie strahlt nach allen Seiten
Licht uud Wärme aus und erleuchtet und erwärmt auch die Erde. Da
die Erde eine Kugel ist, kann sie immer nur die Hälfte derselben besckeinen;
auf der einen Hälfte ist es mithin dunkel oder Nacht, wenn es auf der
anderen hell oder Tag ist. Die Sonne bewirkt also Tag und Nacht.
— 248 —
Die Sonne durchläuft (scheinbar) eine Kreisbahn um die Erde.
Wir sehen aber nur einen Bogen dieser Bahn. Steht sie auf demselben
am höchsten, so ist es Mittag. Wenn sie den längsten Bogen durchläuft,
beginnt der Sommer; sie steht dann 16 Stunden am Himmel. Von da
an wird ihr Bogen täglich kleiner. Ist ihr Tagesbogen so lang wie ihr
Nachtbogen, so beginnt der Herbst. Ist ihr Tagesbogen am kürzesten,
so beginnt der Winter; sie steht dann am Mittage tief am südlichen
Himmel und ist schon nach 8 Stunden wieder verschwunden. Nun nimmt
ihr Tagesbogen wieder täglich zu. Ist er wieder dem Nachtbogen gleich,
so beginnt der Frühling. Die Sonne bewirkt also auch die Jahres-
zeiten.
In der Nacht leuchtet der Mond am Himmel; aber zuweilen sieht
man ihn auch schon am Tage. Er ist dann blaß und bleich und nicht
so leicht zu finden wie in der dunklen Nacht. Der Mond ist auch eine
große Kugel, aber nicht so groß wie die Sonne, auch nicht glühend wie
diese. Der Mond leuchtet daher nicht selbst; er leuchtet nur, wenn ihn
die Sonne bescheint. Sein Licht ist deshalb nicht sehr hell. Auch kann
er keine Wärme ausstrahlen, weil er nicht glüht. Da der Mond eine
Kugel ist, so kann die Sonne nur eine Hälfte des Mondes bescheinen.
Sehen wir die ganze erleuchtete Hälfte, so haben wir Bollmond. Ist
Vollmond gewesen, so nimmt die helle Mondscheibe täglich ab. Wir sehen
nach einigen Tagen nur noch die Hälfte davon, einen Halbmond, nach
einigen Tagen nur noch ein Viertel in der Form einer Sichel; endlich
sehen wir gar nichts mehr vom Monde, es ist Neumond. Nach 7 Tagen
erscheint der Mond jedoch wieder als schmale Sichel, die täglich zunimmt,
bis der Mond wieder voll ist. Merke: Wenn man aus der Mondsichel
ein geschriebenes A bilden kann, ist abnehmender Mond, kann man ein
Z daraus bilden, so ist zunehmender Mond.
Die Sterne sehen wir nur des Nachts, wenn der Himmel nicht
bedeckt ist. Sie gehen auch auf und unter wie Mond und Sonne, sind
auch große Kugeln wie diese. Einige sind nicht so weit von der Erde
entfernt wie die Sonne, z. B. der Abend- oder Morgenstern. Man
sieht ihn in der Nähe der Sonne, wenn diese untergeht und aufgeht. Die
meisten Sterne sind große glühende Kugeln wie die Sonne; da sie aber
viel, viel weiter entfernt sind als die Sonne, sehen sie kleiner aus. Des-
halb schimmert ihr Licht nur, wie ein Licht aus weiter Ferne auf der
Erde. Manche funkeln gelb, manche rötlich; die näheren glänzen, die
weitesten erscheinen nur wie helle Pünktchen. Sie sind in sehr großer
Zahl vorhanden, unzählig. In hellen Nächten sieht man einen weißen,
breiten Streifen am Himmel, die Milchstraße genannt: sie besteht aus
unzähligen, sehr fernen Sternen.
„Herr, wie sind deine Werke so groß nnd viel! Du hast sie alle
weislich geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter." Psalm 104, 24.
NB. Die Begriffe Standort und Gesichtskreis sind schon im Sommer bei den
Ausflügen vorzubereiten. Die Mondphasen veranschaulichen einfache Zeichnungen.
Zur Beobachtung der Bewegung des Mondes und der Sterne, insbesondere des
großen Himmelswagens, sind die Schüler anzuweisen.
— 249 —
1. Die Reise in die Abendröte. Schubert. W. II. 197, W. 267.
2. Wie hoch mag wohl der Himmel sein? Löwenstein. W. II. 216, W. 282.
8. Wolkenschäflein. Enslin. W. II. 218, W. 283.
4. Der Mond als Schäfer. Hoffmann v. F. W. I. 217, W. 284.
5. Die dunkelblaue Wiese. Campe. W. II. 219, W. 285.
6. Sonne, Mond und Sterne. Arndt. W. II. 220.
D. Z m Winter.
20. Das Leben im Winter.
58. Der Winter.
a. Wann und wo geht die Sonne jetzt auf? unter? Wie lang ist
der Tag? die Nacht? Wo steht die Sonne am Mittage? In welcher
Richtung fallen ihre Strahlen auf die Erde? Was ist deshalb geringer?
Was erstarrt? Wie ist die Luft? das Wetter? Wie viel Grade zeigt heute
das Thermometer? Aus welcher Himmelsgegend weht der Wind? Welche
Winde herrschen vor? Wie sehen die Bäume aus? Warum fielen die
Blätter und Früchte ab? Was hörte bei den Pflanzen auf? Was erlischt
aber nicht ganz in ihnen? In welchem Zustande befinden sie sich jetzt?
Wo sind die meisten Vögel hin? Warum? Welche blieben da als Stand-
Vögel? suchen jetzt unseren Wohnort auf? streichen umher als Strichvögel?
Wo verbirgt sich das Wild? Wo steckt wohl das Eichhörnchen? der Hamster?
der Igel? der Engerling? die Schmetterlingspuppe? der Frosch? zc. Was
thun sie in ihren Schlupfwinkeln?
b. Das Thermometer sinkt; die Wärme nimmt ab, die Kälte zu.
Bei Nullgrad erstarrt das Wasser zu Eis; es war flüssig und wird nun
fest: es friert. Der Nebel auf den Wiesen gefriert zu Reif, der Nieder-
schlag am Fenster zu Eisblumen. Auch die Nebel in der Luft ge-
frieren und wirbeln als Schnee in Flocken herab: es schneit. Wer hat
einmal einige Schneeflocken mit der Schiefertafel aufgefangen? Sie be-
stehen aus sechseckigen zarten Sternchen. Die Flocken lagern sich auf der
erstarrten Erde und bilden eine weiche, warme Decke, welche die Saat
des Feldes vor dem Erfrieren schützt. An manchen Stellen hat der Wind
den Schnee zusammengeweht und die Wege verweht. Wer hat recht tiefe
Schneewehen gesehen? Die Schneedecke liegt nun wie ein weißes
Leichentuch über der Erde, aber das Leben darunter ist nicht tot; die
Natur schläft nur; sie wird im Frühlinge aufwachen und auferstehen in
neuer Herrlichkeit.
Der Frost dringt tiefer in die Erde; aber zuweilen steigt die Wärme
durch Westwinde. Dann tritt aus einige Zeit Tauwetter ein, dann
möchten die Knospen ihre Hülle schon aufsprengen, aber
„Geduld, du kleine Knospe im lieben stillen Wald,
es ist noch viel zu frostig, es ist noch viel zu kalt." (Platen, W. II. 227.)
— 250 —
Der Nordwind bleibt Sieger und bringt wieder Schnee und Eis
zur Freude der Kinder. Diese formen dann Schneebälle, bauen Schan-
zen und Schneemänner und versammeln sich zur Schneeballschlacht;
sie fahren mit dem Schlitten die Hügel herab und sansen mit den
Schlittschuhen über die blanke Eisfläche, sobald sie fest genug ist und
sicher trägt; sie ergötzen sich auch durch Gleiten auf den Schurren, aber
nicht auf der Straße, wo die Erwachsenen darauf fallen könnten.
Das Frostwetter ist gesund, wenn man warm angekleidet ist. Um
sich nicht zu erkälten, zieht man die wollenen Winterkleider oder Pelze
an und flüchtet man sich in die geheizten behaglichen Stuben. Arme Leute
leiden jedoch oft Not und sehnen den milden Frühling herbei. Dieser
bringt ihnen wieder Arbeit und Verdienst, welche der Winter geraubt hat;
auch ersparen sie dann Holz und Kohlen. Kranke und Alte leiden von
der Kälte uud müssen im dunstigen Zimmer bleiben. Auch manche Vögel
leiden durch Hunger und Frost. Vergiß sie nicht! Streue ihnen Körner-
fntter aus, wenn alles verschneit ist!
KB. Übungen im Lesen am Thermometer, Warnungen vor den Gefahren
auf Eis und im Schnee, Ermahnungen zur Wohlthätigkeit gegen notleidende Menschen
und Tiere sind nicht zu versäumen. Auf dem Schulhofe kann recht wohl auch den
Kindern gezeigt werden, wie man einen hübschen Schneemann, eine Schanze oder
einen Tunnel baut und beim Wersen mit Schneebällen Vorsicht übt. Nur päda-
gogische Engherzigkeit verdirbt der Jugend die Lust an solchen Dingen.
1. Der Winter. Löwenstein. W. II. 221.
2. Rätsel. W. II. 222, W. 305.
3. Die schützende Hand Gottes. Schubert. W. II. 223, W. 308.
4. Der Schneemann. Löwenstein. W. II. 224.
5. Schneeballschlacht. Hoffmann v. F. W. II. 225.
6. Winterseufzer. Platen. W. II. 226.
7. Die Knospe im Winter. Platen. W. II. 227.
8. Bescheidene Bitte. Ebeling. W. II. 228, W. 319.
59. Die Zeit.
Gestern stand die Sonne am Mittage im Süden; morgen Mittag
wird sie wieder dort stehen. Die Zeit, in welcher sie (scheinbar) die Erde
umläuft, heißt ein Tag. Der Tag wird in 24 Stunden, die Stunde
in 60 Minuten, die Minute in 60 Sekunden oder Augenblicke ein-
geteilt. Schlagt 60 mal die Augen auf und zu und zählt dabei! Die
jetzt verflossene Zeit war eine Minute. Wie viel Schritte macht wohl ein
Fußgänger in der Minute? (Proben!) Wie weit geht man wohl von hier
in 5, 10, 15 Minuten? Wie viel Minuten braucht A, B, C zc. bis zur
Schule? In 12 Minuten geht man mit rüstigem Schritte 1 km. Welche
Strecke ist wohl 1 km weit? (Rechenaufgaben!). 60 Minuten machen
eine Stunde aus. Wie viel Stunden bist du täglich iu der Schule?
schläfst du? arbeitest du? spielst du? Wie weit geht mau in einer Stunde?
Bis zu welchem Orte braucht man J/4, */2, 3/4, 1 Stunde?
— 251 —
Die Uhren messen die Zeit, sie sind Zeitmesser. Welche Uhren
kennst du? Alle sind künstlich zusammengesetzt. Wir bemerken an ihnen
das Zifferblatt mit den Ziffern von 1—12 (I—XII), den großen Minuten-
zeiger, den kleinen Stundenzeiger, Räder, stählerne Federn, Ketten, Ge-
Wichte ic. Manche haben ein Schlagwerk, andere nicht. Jedes Ticktack
mißt eine Sekunde ab. Welche Zeit ist es jetzt genau? (Übungen im
Bestimmen der Zeit nach einem angezeichneten Zifferblatte). Wie viel mal
in einem Tage umläuft der große Zeiger das Zifferblatt? der kleine?
Sieben Tage bilden eine Woche. Wie heißen die Wochentage?
Welcher Tag ist der mittelste? Welcher heißt auch Samstag? 30 oder
31 Tage machen einen Monat aus. Wie heißen die 12 Monate? Welcher
hat nur 28 Tage? Welche haben 30, welche 31 Tage? (Übungen im
Bestimmen der Zahl der Tage jedes Monats mit der bekannten Hilfe der
Handknöchel.)
Am 21. Juni stand die Sonne am Mittage am höchsten am Himmel.
Nach 365 Tagen und 6 Stunden steht sie wieder dort. Die Zeit von
365 Tagen heißt ein Jahr. Nach 4 Jahren entsteht durch die 6 Stun-
den ein neuer Tag. Daher ist jedes 4. Jahr ein Schaltjahr, weil
dieser Tag als 29. Februar eingeschaltet wird; das Schaltjahr hat also
366 Tage. (Übungen im Bestimmen der Schaltjahre durch Division der
Jahreszahl mit 4.)
Wie viel Jahre zählst du? Wie viel Jahre alt ist dein Vater?
deine Mutter? sind deine Geschwister? Wie alt warst du, als du zur
Schule mußtest? Mit wie viel Jahren verläßt du die Schule? wirst du
Soldat? Wie alt werden die Menschen? die Pferde? die Raben? die
Schmetterlinge? die Eintagsfliege? „UnserLebenwähret70Jahre" ic.—
Die Zeit vergeht, sie steht nicht still, sie kommt und flieht. Wie
bald ist eine Stunde, ein Tag, ein Jahr, ein Menschenleben dahin! Wir
sollen die Zeit benutzen, in der Jugend zum Lernen und später zum
Arbeiten; wir sollen fleißig sein, keine Zeit vertrödeln, keine Tagediebe
werden. „Zeit ist Geld." Die unbenutzte Zeit ist verloren und kommt
nie wieder. Was du heute thun kannst, verschiebe nicht auf morgen.
Morgen, morgen, nur nicht heute
sprechen alle faulen Leute.
Heute nur noch will ich ruh'n,
morgen will ich alles thun.
Die verschwundene Zeit heißt Vergangenheit, die augenblickliche
die Gegenwart, die kommende die Zukuust. Unser Leben ist zeitlich,
es hat einen Anfang und ein Ende. Alles, was auf der Erde ist, alles
Irdische, ist zeitlich und vergänglich. Nur Gott ist ewig.
Mit dem 1. Januar beginnt ein neues Jahr. Dann feiern wir den
Neujahrstag, an welchem wir Gott für alles Gute danken, was wir im
verflossenen Jahre von ihm erhalten, und ihn bitten, auch im neuen Jahre
gegen uns gütig und gnädig zu sein. Der fromme Mensch gelobt an diesem
Tage, immer besser zu werden. Eltern und Kinder, Freunde und Be-
kannte wünschen sich am Neujahrstage Glück zum neuen Jahre. Wem
— 252 —
hast du Glück gewünscht (gratuliert)? Mit welchen Worten? Welches
Verschen hast du für deine Eltern aufgeschrieben oder hergesagt? Der
letzte Abend des alten Jahres heißt Sylvesterabend. An diesem Abend
sind die Menschen fröhlich; sie verabschieden das alte Jahr und begrüßen
mit Jubel das neue. Wer weiß etwas davon zu erzählen?
XL. Wie schon angedeutet worden ist, müssen die wichtigsten Zeitbegriffe
durch allerlei praktische Hilfsmittel und Übungen veranschaulicht werden. Jnsbe-
sondere ist nötig, die in der Heimatkunde vorgekommenen Ortsentfernungen auch
durch die Zeit zu messen, um Maßstäbe zu gewinnen. Schon jetzt empfiehlt es
sich, allen Schülern bekannte Strecken von 5, 10, 15, 30 Minuten, 1,2,3 Stun-
den, 1, 5, 7x/2, 10 km, 1 Meile als Maßstäbe für den späteren geographischen
Unterricht zu bestimmen und zwar dergestalt, daß sie für die ganze Schulzeit gelten
und jeder Lehrer verpflichtet ist, darauf zurückzugreifen. — An die Zeit lassen sich
ferner verschiedene sittliche und religiöse Begriffe anknüpfen, die, wie bei jedem
Lehrgegenstande, nicht zu übersehen sind und betont werden müssen-
1. Die Ewigkeit. Löwenstein. W. II. 230, W. 329.
2. Die Uhr. Güll. W. 330.
8. Wie es einmal 12 geschlagen. Hebel. W. II. 231.
4. Sylvesternacht. Lohse. W. II. 232, W. 331.
5. Neusahrswunsch. Enslin. W. II. 233, W. 332.
60. Die Weihnachtsferien.
(Nach denselben.)
Wann begannen und endigten die Ferien? Welches Fest habt ihr
gefeiert? Wäret ihr auch in der Kirche? Wie verlief eure Christbescherung?
Welche Geschenke habt ihr erhalten? Wer hat euch die große Freude be-
reitet? Wie habt ihr euch bedankt? War der Christbaum eiue Tanne oder
eine Fichte? Wer hat arme Kinder beschenkt? Welche Bilderbücher habt
ihr erhalten? welche Jugendschriften? Wer weiß etwas daraus zu er-
zählen? Wie habt ihr euch in den Ferien vergnügt?
1. Weihnachtsbaum. Reinick. W. II. 234.
2. Des fremden Kindes heil'ger Christ. Rückert. W. 235, W. 322.
3. Die Tanne. Wagner. W. II. 236.
4. Winterabend. Reinick. W. II. 237, W. 326.
5. Dornröschen. Grimm. W. II. 238, W. 327.
6. Das kleine Mädchen :c. Andersen. W. II. 239, W. 333.
7. Der Rätselmann. Sturm. W. II. 240.
21. Tas Leben des Menschen.
61. Der Körper des Menschen.
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde" oder die Welt.
Die Welt besteht aus Körpern und ist deshalb sichtbar. Gott hat keinen
Körper, er ist unsichtbar. Gott ist ein Geist. Gott ist überall, ist
allgegenwärtig. Gottes Geist „lebt und webt in der Welt" und auch
— 253 —
in uns; denn auch wir gehören zur Welt, auch wir sind von Gott er--
schaffen. Er schuf uns einen Körper aus Erde und hauchte diesem seinen
Odem (ein wenig von seinem Geiste) ein. Also wurde der Mensch ein
lebendiges Wesen, das aus Körper und Geist (Leib und Seele)
besteht. Wenn wir sterben, trennt sich die Seele vom Leibe. Die Seele
kehrt zu Gott zurück, von dem sie herstammt, und der Leib wird wieder
zur Erde, von der er genommen ist.
Der Körper oder Leib des Menschen ist aus drei Hauptteilen zu-
sammengesetzt, aus dem Kopse, dem Rumpfe und den Gliedern. Der
Kopf oder das Haupt wird von dem Schädel gebildet. Dieser besteht
aus Knochen, welche eine Höhle einschließen, in welcher sich das Gehirn
befindet. Der vordere Teil des Schädels heißt die Stirn, der obere
der Scheitel, der hintere das Hinterhaupt. Scheitel und Hinterhaupt
sind mit Haaren bedeckt. Der Teil des Kopfes, in welchem sich die
Augen befinden, heißt das Gesicht. Zum Gesicht gehören ferner die
Nase, die Backen oder Wangen, der Mund mit den Kiefern, den Lippen,
der Zunge und den Zähnen, das Kinn und die Ohren. — Der Rumpf
ist mit dem Kopfe durch den Hals verbunden. Der vordere Teil des
Halses heißt die Kehle (Gurgel), der hintere der Nacken. Am Rumpfe
unterscheiden wir die Brust, den Unterleib (Bauch), den Rücken und
das Gesäß. Das Rückgrat oder die Wirbelsäule, welche sich durch den
Hals und den Rücken herabzieht, giebt dem Rumpfe den Halt. In der
Brust befinden sich die Lunge, mit welcher wir durch die Luftröhre
atmen, und das Herz, welches durch kräftige Schläge das Blut durch
den Körper treibt. Im Unterleibe liegen die Eingeweide, der Magen
und die Gedärme, welche die Speise durch die Speiseröhre aufnehmen
und verdauen, d. h. in Blut verwandeln, die Leber und die Nieren. —
Arme und Beine heißen die Glieder oder Gliedmaßen. Am Arme
unterscheiden wir den Ober- und Unterarm, den Ellenbogen, die Hand
mit dem Handrücken, dem Handteller und den fünf Fingern (Daumen,
Zeige-, Mittel- und Ringfinger, kleiner Finger). Der Arm ist in der
Achsel eingelenkt; auch sind alle seine Teile durch Gelenke verbunden und
deshalb gelenkig. Am Beine unterscheiden wir den Ober- und Unter-
schenkel mit dem Schienbein, das Knie, den Fuß mit der Ferse, der
Sohle und den Zehen. Auch die Teile des Beines sind durch Gelenke
verbunden.
Der Körper ist überall mit Haut überzogen, durch welche das Blut
schimmert. Unter der Haut liegen die Muskeln oder das rote Fleisch
und weißes Fett. Die Muskeln sind durch Bänder an die harten Knochen
befestigt. Diese bilden das feste Gerüst für den Körper. Durch den ganzen
Körper ziehen sich weiße Fäden, Nerven genannt, und viele Röhren oder
Adern, in welche das Blut fließt. Gott hat den menschlichen Körper
sehr kunstvoll eingerichtet. „Ich danke dir, daß ich Wunderbarlich gemacht
bin; wunderbarlich sind deine Werke, und das erkennet meine Seele wohl."
Psalm 139, 14. — „Leben und Wohlthat hast du an mir gethan, und
dein Aussehen bewahret meinen Odem." Hiob 10, 12.
— 254 —
NB. Dieser Lehrstoff will keineswegs dem späteren Unterrichte vorgreifen,
erweist sich aber in seiner Beschränkung schon auf dieser Stufe als notwendig, da
es gilt, eine Reihe von Namen und Begriffen zu gewinnen, mit welchen schon jetzt
in vielen Stunden gearbeitet werden muß. Zu dem kommt, daß der Bau des Tier-
leibes nur dann richtig aufgefaßt werden kann, wenn schon Begriffe vom eigenen
Körper gewonnen worden sind.
1. Menschenleben. W. II. 241, W. 334.
2. Einmaleins. Rückert. W. II. 242, W. 335.
3. Die Finger. Enslin. W. II. 243, W. 336.
4. Greis und Knabe. Enslin. W. II. 244.
5. Das Glöcklein im Herzen. Scheuerlin. W. II. 245, W. 337.
62, Die fünf Sinne.
Jeder gesunde Mensch hat fünf Sinne: das Gesicht, das Gehör,
den Geschmack, den Geruch und das Gefühl.
a. Das Werkzeug des Gesichts ist das Auge. Dieses liegt geschützt in
den Augenhöhlen unter der Stirn, hoch oben am Körper, damit man weit
sehen kann. Die Augenbrauen wölben sich gleichfalls schützend darüber,
damit der saure Schweiß nicht in das Auge laufe. Mit den Augen-
lidern können wir das Auge schließen, wenn wir schlafen wollen oder
etwas gegen das Auge fliegt. Sie gleichen den Laden vor Fenstern. Die
Augenwimpern bilden ein schützendes Dach, an welchem der Staub
hängen bleibt. Das Auge selbst ist rund wie ein Apfel. Am „Aug-
apfel" bemerken wir das „Weiße" am Auge, das wie Porzellan aus-
sieht, den farbigen (blauen, grauen, schwarzen, braunen) Augenstern und
darin das Sehloch oder die Pupille. Diese verengert sich im Hellen
und erweitert sich im Dunkeln. Überzeugt euch davon gegenseitig! Wendet
den Kops nach dem Fenster! jetzt nach der gegenüberliegenden Wand! Vor
dem Sehloche befindet sich die durchsichtige Hornhaut. Die Lichtstrahlen
dringen durch dieses Fenster und durch das Sehloch in das Innere des
Auges. Dort entstehen von allen Dingen, die vor unseren Augen stehen,
Bilder (Photographien). Diese Bilder bemerkt die Seele nicht nur; sie
merkt oder behält sie auch; auch wenn sie wieder aus den Augen ent-
schwunden sind, sieht sie die Seele noch. Sie kann sie gleichsam vor ein
inneres Auge stellen. Dadurch werden die Bilder zu Vorstellungen.
NB. Der Lehrer zeigt den Schülern verschiedene Dinge vor und entfernt sie
wieder oder läßt darauf die Augen schließen, lehrt so die Schüler auf das innere
Bild achten, erinnert sie an Dinge, die sie früher gemeinsam betrachtet, läßt sie
diese im Geiste sehen und beschreiben.
Das Auge ist gleichsam ein Fenster, durch das die Seele in die
Welt hinaus- und die Welt in uns hineinschaut. Man kann es auch mit
einem Spiegel vergleichen, in dem sich die Welt abspiegelt. Überzeugt
euch gegenseitig davon! Aber auch die Seele spiegelt sich darin ab. Man
kann darin die Freude, die Traurigkeit, den Schreck, die Liebe, den Haß ?c.,
die in der Seele sind, erkennen.
„Augen sind der Seele Fenster,
sind des Lebens schönste Zier :c. (Bittkow, W. II. 246.)
— 255 —
Bei großer Freude glänzen die Augen, bei großer Traurigkeit weinen
sie Thränen; im Zorne funkeln sie.
Ohne Augen könnten wir nicht sehen, d. h. kein Licht, keine Farbe
keine Form in der Ferne erkennen. Wer nicht sehen kann, ist blind.
Der Blinde ist ein unglücklicher Mensch; er lebt beständig in Finsternis,
erfreut sich nicht an Licht und Farbe 2c. Aber er hört gewöhnlich besser
und liebt darum die Musik. Die Form der Dinge erkennt er durch Tasten,
denn sein Gefühl ist sehr fein. Die Blinden werden in der Blindenanstalt
erzogen und lernen dort wie sehende Kinder, nur auf andere Weise.
Das Auge ist der kostbarste Sinn. Schonet darum eure Augen!
Werfet nicht mit Sand und Steinen! Legt euch nicht so auf beim Schreiben!
Leset nicht im Dunkeln! Greift nicht mit schmutzigen Fingern in die Augen!
Wer von euch ist kurzsichtig?
NB. Die Besprechung läßt sich sehr sinnig gestalten, wenn man sie an das
Gedicht von Castelli: „Die beiden Fensterchen" knüpft. Jedenfalls ist das Gedicht
(W. IL 247, W. 339) heranzuziehen.
b. Das Ohr ist das Werkzeug des Gehörs. Das äußere Ohr be-
steht aus den Ohrmuscheln, die von Knorpel gebildet werden, dem Gehör-
gange und dem Trommelfelle. Hinter diesem beginnt das innere
Ohr, das sehr kunstvoll gebaut ist, aber nicht gesehen werden kann. Mit
dem Ohre hören wir: wir vernehmen damit die Sprache, den Gesang,
die Musik, den Schall, das Geräusch zc. Wer nicht hören kann, ist taub.
Der Taube vernimmt keinen Ton; um ihn herum ist es beständig still
und ruhig. Da er keine Sprache vernimmt, kann er sie auch nicht nach-
sprechen. Wer nicht sprechen kann, ist stumm und muß seine Gedanken
durch Gebärden ausdrücken. Die unglücklichen Taubstummen werden in
der Taubstummenanstalt erzogen; sie lernen dort mit dem Munde sprechen
und mit den Augen hören; sie sehen die Sprache vom Munde ab.
NB. Der Lehrer zeigt den Kindern an einigen Beispielen, wie man durch
Gebärden seine Gedanken kundgeben kann, und läßt sie einige tonlos gesprochene
Worte von seinem Munde ablesen.
Das Ohr ist auch ein kostbarer Sinn. Suchet darum das Ohr ge-
sund zu halten! Bohrt nicht mit spitzen Gegenständen darin herum!
Steckt nichts hinein, keine Bohnen und dergleichen Dinge! Laßt das Ohren-
schmalz vorsichtig durch die Mutter entfernen! Wer von euch ist schwer-
hörig? Wer leitet an dem Ohre? Wer Schmerzen im Ohre hat, muß recht
bald zum Ohrenarzte gehen, damit er nicht schwerhörig oder taub werde. —
c. Das Werkzeug des Geschmackes ist die Zunge. Sie befindet sich
>im Munde und ist im Schlünde fest angewachsen. Sie ist fleischig und mit
vielen Wärzchen besetzt. Mit diesen schmeckt man, was sauer, süß,
bitter, salzig, herb, faulig ?c. ist. Welche Dinge schmecken so? Welche
Tinge haben keinen Geschmack? Was geschmeckt werden soll, muß auf-
gelöst werden oder flüssig sein. Was schlecht schmeckt, essen wir nicht; die
Zunge prüft die Speisen, damit wir nichts essen, was ungesund ist. Die
Zunge dient auch zum Sprechen; sie ist auch ein Sprach Werkzeug.
Welche Laute bilden wir mit Hilfe der Zunge?
— 256 —
ß. Das Werkzeug des Geruchs ist die Nase. Sie sitzt in der Mitte
des Gesichts und besteht aus dem Nasenbein und aus Knorpel. Nach
unten hat sie zwei Öffnungen, die Nasenlöcher. Inwendig ist die Nase
mit einer roten Schleimhaut ausgekleidet. Dort empfinden wir den
Dust der Blumen, des Bratens, des Weines, das Gas k.; dort riechen
wir. Was gerochen werden soll, muß lustsörmig sein. Was riecht an-
genehm? unangenehm? frisch? faulig? stechend? Was schlecht riecht, essen
wir nicht. Die Nase prüft auch zuvor, ob eine Speise unserem Leibe
gesund ist; was ihm ungesund ist, geben wir ihm nicht. Stecke nichts in
die Nase! Bohre nicht mit Fingern darin herum! Schneuze dich anständig!
Erkälte dich nicht, sonst bekommst du einen Schnupfen in der Nase! —
Die Nase brauchen wir auch zum Atemholen. Atme in der Kälte und
im Ostwinde nicht durch den Mund, sondern durch die Nase! Auch zu
den Sprachwerkzeugen gehört sie. Welche Laute lassen wir durch die
Nase tönen? Endlich ist die Nase eine Zierde für das Gesicht. Ein Mensch
mit verstümmelter Nase sieht häßlich ans, ist entstellt. Wer von euch hat
eine gebogene Nase (Adlernase)? ein Stumpfnäschen? Wie heißt die Nase
des Schweines? des Elefanten? des Igels? —
e. Das Werkzeug des Gefühls ist die Haut. Sie überzieht den
ganzen Körper. Mit den Nerven der Haut fühlen wir: nehmen wir
wahr, was kalt und warm, glatt und rauh, weich und hart ist. Die
feinsten Nerven zum Fühlen liegen in den Fingerspitzen; dort tasten wir.
Der Blinde betastet die Dinge, da er sie nicht sehen kann. Verbrenne
dich nicht!
f. Durch die Sinne erfahren wir also, wie die Dinge in der Welt
aussehen, wie sie tönen, schmecken, riechen und sich anfühlen. Ohne die
Sinne wüßten wir nichts von der Welt, könnten wir nichts lernen, arbeiten
und genießen. Die Sinne muß man üben. Der Maler übt fleißig sein
Auge, der Musiker sein Ohr, der Koch seine Zunge, der Apotheker seine
Nase, die Strickerin ihre Fingerspitzen :c. Wer seine Sinne übt, schärft
sie. Der Stumpfsinnige ist dumm, blöde und ungeschickt. Welcher Sinn
ist bei dem Hunde? der Katze? dem Raubvogel besonders schars?
NB. Da der Anschauungsuntericht einen semer Hauptzwecke in der Aus-
bildung der Sinne zu suchen hat, haben sich mit der Lektion verschiedene Übungen
derselben zu verbinden. Der aufmerksame Lehrer wird dabei finden, daß er viel-
mehr stumpfsinnige Schüler hat, als er glaubte.
1. Mutter und Kind. Bittkow. W. II. 246, W. 338.
2. Die beiden Fensterchen. Castelli. W. II. 247, W. 339.
3. Mahnung. Walther v. d. Vogelweide. W. H. 248, W. 340.
4. Wie man einschläft. Enslin. W. IL 249, W. 341.
5. Geträumt. Enslin. W. II. 250, W. 342.
63. Gesundheit und Krankheit.
Wer sich wohl fühlt, der ist gesund. Der Gesunde ist kräftig, er
kann arbeiten und arbeitet gern, denn die Kräfte machen die Arbeit leicht.
Der Gesunde fühlt keine Schmerzen und feine Schwäche; er ist darum
— 257 —
munter, heiter und lustig. Seine Gesichtsfarbe ist frisch und rot;
seine Augenblicken hell. Nach der Arbeit spürt er Hunger und Appetit,
erholt er sich durch ruhigen und festen Schlaf. Der Kranke befindet
sich unwohl, er fühlt Schmerzen, empfindet keinen Hunger und Appetit,
kann nur wenig essen und schlafen und wird dadurch schwach und matt,
verliert seine Kräfte und kann nicht mehr arbeiten, sieht blaß und elend
aus, ist verdrießlich, mutlos und traurig und fürchtet den Tod. Die
Krankheit führt zur Genesung oder endet mit dem Tode.
Die Gesundheit ist deshalb ein großer Schatz, den man behüten
muß; ohne Gesundheit hat der Reichtum keinen Wert. Ein gesunder
armer Mann ist glücklicher als ein kranker und reicher Mann. Die Ge-
sundheit wird erhalten durch kräftige Nahrung, reines Wasser und
reine Luft, helle, geräumige Wohnung, warme, aber nicht zu warme
Kleidung, Beweguug im Freien?c. „Arbeit, Mäßigkeit und Ruh'
schließen dem Arzte die Thüre zu." Wer gesund bleiben will, muß auch
die Reinlichkeit lieben; er muß sich täglich waschen, öfter baden, den
Staub in der Wohnung abwischen und wegwaschen. Im Staube und
Schmutze befinden sich die Keime von vielen ansteckenden Krankheiten.
Welche Krankheiten habt ihr selbst gehabt? Was habt ihr dabei er-
fahren? Warum durften auch die gesunden Geschwister nicht in die Schule?
Welche Krankheiten habt ihr bei anderen beobachtet? Welche waren durch
Leichtsinn, durch Unglücksfälle, durch den Krieg, durch Altersschwäche
entstanden?
Wer krank ist, will wieder gesund werden, wer wund ist, will wieder
heil werden. Er schickt zu einem Arzte, dessen Beruf es ist, die Kranken
zu heilen. Der Arzt untersucht den Kranken, erforscht den Sitz des Übels,
giebt guten Rat, gebietet (verordnet) das Nützliche, verbietet das Schänd
liche, schreibt Rezepte zur Bereitung von Arzeneien in der Apotheke,
schneidet und drückt auch am Körper, wenn es nötig ist. Der Arzt ist
ein verständiger Mann, er versteht die Krankheit besser als wir; seinen
Rat muß man streng befolgen. Welchen Arzt kennt ihr? habt ihr? Wer
war fchon bei einem Zahnarzt? Augenarzt? Ohrenarzt?
Da die Gesundheit ein großes Gut, sorgt man für Erhaltung der-
selben; da die Krankheit ein großes Übel, sorgt man für Erlösung von
derselben. Die Obrigkeit errichtet deshalb Krankenhäuser, Heilanstalten,
öffentliche Bäder zc„ bezahlt die Ärzte für die Armen, beseitigt den Schmutz
der Straßen, löscht den Staub durch Sprengen, legt Spaziergänge an,
verhütet Unglück:c. Die Obrigkeit ist auch in der Pflege der Gesundheit
Gottes Dienerin.
NB. Die öffentliche Fürsorge für die allgemeine Gesundheit tritt dem denken-
den Kinde auch schon auf dieser Stufe ins Bewußtsein; sie kann recht wohl einen
Platz in der Heimatkunde beanspruchen, zumal da die Achtung vor den Anordnungen
der Obrigkeit und des Arztes in Bezug auf Gesundheitspflege in manchen Kreisen
noch sehr gering ist. Die wichtigsten der im Dienste der Gesundheit stehenden
Gebäude und Veranstaltungen find daher nach der Lage und dem besonderen Zweäe
zu besprechen. Die mannigfaltigen persönlichen Erfahrungen der Schüler auf diesem
Gebiete sind soviel als möglich herbeizuziehen.
IUtting und Weber, Anschauungsunterricht. 17
— 258
1. Der alte Geiger. Staub. W. II. 251.
2. Gesundheit ist ein großer Schatz. Salzmann. W. II. 252, W, 343.
3. Kaiser Joseph als Doktor. Hebel. W. II. 253, W 344.
4. Das kranke Kind. Eichendorff. W. II. 254, W. 346.
64. Der Mensch und das Tier.
Menschen und Tiere sind Geschöpfe Gottes. Gott hat beiden
Leben gegeben, beide sind lebende Wesen; aber der Mensch steht höher
als das Tier. Er ist das vollkommenste Geschöpf und hat viele Vor-
züge vor den Tieren. Die Gestalt des Menschen ist aufrecht, die des
Tieres niedergedrückt; der Mensch kann seinen Blick zum Himmel empor-
richten, das Tier richtet ihn nur zur Erde. Manches Tier ist schön,
aber des Menschen Gestalt ist doch die schönste; die meisten Tiere sind
häßlich. Nur der Mensch hat ein Angesicht; nur aus seinen Augen
leuchten Verstand und Liebe. Gott hat ihm Geist von seinem Geiste
gegeben. Dieser Geist in ihm kann empfinden, denken und wollen.
Das Tier hat zwar auch eine Seele, aber diefe kann nur wenig oder gar
nichts denken und nur Schmerz und Lust emsinden. Der Mensch will
lernen, arbeiten, schaffen und sorgen; das Tier will nur seinen
Hunger stillen; viele Tiere sorgen nicht einmal für ihre Jungen. Der
Mensch kann seine Gedanken, Gefühle und Wünsche deutlich ausdrücken
durch Gebärden, Worte und Schriften; er kann sprechen, lachen und
weinen, das Tier nicht. Manche Tiere sind sehr geschickt, wie z. B. die
Biene, aber der Mensch kann sich zu allem geschickt machen. Seine Hände
und Finger sind die geschicktesten Glieder. Damit kann er die kleinsten
und größten, die schönsten und kunstvollsten Dinge machen. Das Tier
weiß nichts von dem, was gut und böse ist, weiß nichts von seinem
Schöpfer, hat kein Gewissen, kennt keine Gebote. Der Mensch kann
das Böse vom Guten unterscheiden, möchte immer besser werden und hat
zahlreiche Tugenden. Manches Tier ist zwar stärker und schneller als
der Mensch, aber der Verstand des Menschen weiß das stärkste Tier zu
bezwingen, das schnellste zu erlegen. Der Mensch ist nach Gottes Willen
der Herr der Tiere. Ein lasterhafter, unmäßiger und böser Mensch er-
niedrigt sich zum Tiere.
Da der Mensch der Herr über die Tiere ist, so kann er die nützlichen
zähmen und züchten, in seinen Dienst nehmen oder töten, die schädlichen
vertilgen, die angenehmen zu seinem Vergnügen halten ?c.; aber er hat
kein Recht, die Thiere zu quälen oder zu mißhandeln, wohl aber die
Pflicht, die Haustiere gut zu behandeln und zu pflegen, die Singvögel
zu schützen, seine Freunde unter den Tieren zu hegen, seine Feinde zu ver-
folgen. — „Du sollst dem Ochsen, der da drischet, nicht das Maul ver-
binden." — „Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes, aber des Gottlosen
Herz ist unbarmherzig."
„Quäle nie ein Thier zum Scherz,
denn es fühlt wie du den Schmerz."
— 259 —
NB. Hier gilt es, ein ernstliches Wort gegen die Tierquälerei zu sprechen
und die Bestrebungen der Tierschutzvereine zu unterstützen. Vielen Menschen, fehlt
nur deshalb die richtige Auffassung ihres Verhältnisses zur Tierwelt, weil sie nie
veranlaßt worden sind, darüber gründlich nachzudenken. In der Naturkunde und
in der Religionslehre wird in der Regel dieses Verhältnis nur gestreift, während
es, seiner Wichtigkeit wegen, im Anschauungsunterricht oder sonstwo ein beson-
deres Thema sein sollte.
1. Was wir von den Tieren lernen. Enslin. W. II. 255, W. 351.
2. Der Tierquäler. Curtman. W. II. 256, W. 354.
3. Der Star von Segringen. Hebel. W. II. 257.
22. Das Leben in der Familie.
65. Die Glieder der Familie.
Die Eltern (Vater, Mutter, Stiefvater, Stiefmutter, Pflegeeltern)
und ihre Kinder (Söhne, Töchter, Stiefkinder, Pflegekinder) bilden eine
Familie; jedes davon ist ein Familienglied. Die Eltern sind älter
und darum erfahrener und verständiger als die Kinder. Sie ernähren
und kleiden die Kinder, schützen sie durch die Wohnung vor Wind und
Wetter, sorgen und mühen sich für sie, pflegen sie, wenn sie krank sind,
bereiten ihnen Freuden, herzen und lieben sie, erziehen sie durch ihr Vor-
bild, durch Ermahnung, Warnung, Drohung, Strafen !c. mit Hilfe der
Schule zu guten und brauchbaren Menschen. Gute Kinder lieben und
ehren ihre Eltern; sie gehorchen ihnen aufs Wort, wollen nichts besser
wissen, danken für alles, sind bescheiden, sehen ein, daß die Eltern ver-
ständiger sind als sie, und daß sie ihnen alles verdanken, suchen ihnen
Freude zu machen durch gutes Betragen und Fleiß, helfen ihnen bei der
Arbeit. Wenn die Eltern alt und schwach sind, sorgen die Kinder für
sie; so vergelten sie die Liebe der Eltern. Wie lautet das 4. Gebot?
Die Kinder einer Familie heißen Geschwister. Diese müssen sich auch
lieben und verträglich sein. „Siehe, wie fein nnd lieblich ist es, wenn
Brüder und Schwestern einträchtig bei einander wohnen." — Die Kinder
wachsen heran. Aus Knaben werden Jünglinge, dann Männer und end-
lich Greise; aus Mädchen werden Jungfrauen, Frauen und Greisinnen.
Zu der Familie gehören auch noch die Verwandten: die Groß-
eltern und Urgroßeltern, deren Kindeskinder Enkel heißen, die Schwieger-
eltern, Schwiegersöhne und Schwiegertöchter, die Oheime und Tanten, die
Neffen und Nichten, die Vettern und Basen, die Schwäger und Schwägerinnen.
Zu vielen Familien gehören noch andere Personen, die nicht Familien-
glieder und nicht untereinander verwandt sind, aber mit in der Familie
oder im Hause leben und mit uns das tägliche Brot und den Schutz des
Hauses genießen: es sind die Hausgenossen. Zu diesen gehören die
Dienstboten oder das Gesinde (Knechte und Mägde), Lehrlinge, Gehilfen,
Gesellen, Tagelöhner zc.
NB; Die Wichtigkeit dieses Lehrstoffes erweist sich aus der Erfahrung. Viele
Kinder bleiben bis in die Oberklassen hinein unklar in den einfachsten Dingen und
Verhältnissen, weil man ihre besondere Behandlung verschmäht, die Belehrung vom
17 *
— 260 —
Leben erwartet, sich hierin aber täuscht. Sehr oft wird der Lehrer im Religions--
unterrichte, wenn er Familienverhältnisse berührt, abschweifen müssen, weil er auf
Dinge stößt, die dem Denken der Kinder nicht so geläufig sind, als er annehmen
zu müssen glaubte. Wir wiederholen: Je unmittelbarer man auf der Unterstufe
die Begriffe gewinnt, desto rascher schreitet der Unterricht in den Oberklassen vorwärts.
1. Unser sind sieben. W. II. 259, W. 357.
2. Des Kindes Dank. Hebel. W. II. 260.
3. Eintracht, v. Schmid. W. II. 261, W. 360.
66. Beschäftigungen und Pflichten.
Die Menschen brauchen oder bedürfen vielerlei zu ihrem Leben.
Die wichtigsten Bedürfnisse sind die Nahrung, die Kleidung und
die Wohnung. Diese kosten Geld. Um Geld zu erlangen, müssen die
Menschen arbeiten, d. h. sich nützlich beschäftigen. Am fleißigsten arbeitet
der Vater in seinem Geschäfte oder Amte in oder außer dem Hause,
um das zu verdienen oder zu erwerben, was der Haushalt kostet. Aber
auch die Mutter hat viel zu thun. Sie besorgt oder führt die Wirt-
schast. Sie kauft ein, was gebraucht wird, kocht, schneidert, bessert aus,
wäscht, hält überall auf Ordnung und Reinlichkeit, spart und hebt alles
auf, was noch gebraucht werden kann; sie wartet aber auch die kleinen
Kinder, pflegt und erzieht sie. Nicht immer kann sie alles allein besorgen;
dann hilft ihr ein Dienstbote. Gute Dienstboten müssen treu, fleißig
und ehrlich sein. Die größeren Kinder gehen zur Schule, um etwas
Tüchtiges zu lernen. Haben sie aber ihre Schularbeit gemacht, so helfen
sie rüstig bei der Hausarbeit, so viel sie können. Alle haben zu thun.
Wer thut, was er thun soll, thnt oder erfüllt seine Pflicht.
NB. Hier schon muß dem Kinde tief der Gedanke in die Seele gedrückt werden,
daß wir alle zur Arbeit, nicht zum Müßiggange auf der Erde bestimmt sind, daß
jeder Mensch Pflichten hat, die er erfüllen muß, so schwer es auch sein mag. Die
kleinen Lesestücke, mit welchen leider manche Lehrer nichts anzufangen wissen, lassen
sich durch Eiuflechtung in die Unterredung trefflich verwerten.
1. Rüstigkeit. Curtman. W. II. 262, W. 363.
. 2. Wiegenlied. Hoffmann v. F. W. II. 263, W. 364.
3. Wenn ich groß bin! Sturm. W. II. 264.
4. Die fromme Magd. Ringwaldt. W. II. 265, W. 365.
5. Gute Dienerschaft. Robert. W. II. 266, W. 366.
6. Morgengebet. Seume. W. II. 268, W. 362.
7. Am Mittage. W. II. 269.
67. Tugenden und Fehler.
Gott liebt nur das Gute uud verabscheut das Böse. Wir sollen
daher stets das Gute thun und das Böse meiden. Wer sich an etwas
Gutes gewöhnt hat, hat eine Tugend, wer sich etwas Böses angewöhnt
hat, hat eine Untugend oder einen Fehler an sich. Wer viele Tugen-
den besitzt, ist tugendhaft oder tugendreich. Herrliche Tugenden sind der
Gehorsam, der Fleiß, die Wahrheitsliebe, die Freundlichkeit, Höflichkeit,
— 261 —
Gefälligkeit, Dienstfertigkeit, der Anstand, die Redlichkeit, die Ordnungs-
liebe, die Sparsamkeit, die Ehrlichkeit zc. Ihre Gegenteile, Ungehorsam,
Faulheit zc., sind Untugenden oder Fehler, welche wir ablegen sollen.
Schlimme Untugenden heißen Laster, z. B. die Trunksucht. Die Tugen-
den machen uns wohlgefällig bei Gott und den Menschen. Der
tugendhafte Mensch wird glücklich, der lasterhafte unglücklich.
NB. Zur Veranschaulichung sind Erzählungen des Lesebuches und biblische
Geschichten herbeizuziehen.
1. Goldene Dichterworte. W. II. 267.
2. Gute Sprüche, weise Lehren. W. II. 270.
68. Ereignisse im Familienleben.
Wann steht ihr gewöhnlich auf? Wann geht dein Vater in der
Regel zur Arbeit? Wann geht ihr regelmäßig zur Schule? Wann eßt
ihr alle Tage zu Mittag? Was alle Tage geschieht, ist etwas Gewöhn-
liches. Was alle Tage zu einer bestimmten Zeit gethan wird, geschieht
regelmäßig. Das Familienleben ist regelmäßig. Ein Tag verläuft wie
der andere, nach einer gewohnten Ordnung, der Hausordnung. Manch-
mal geschieht aber auch in der Familie etwas Außergewöhnliches; es
ereignet sich etwas, was nicht alle Tage geschieht, nicht zur Regel gehört.
Das kann etwas Freudiges oder etwas Trauriges sein. Irl jeder Familie
kommen besondere Freuden- und Trauertage.
Wer hat kürzlich ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommen? Wer
alles hat sich darüber gefreut? Der Tag, an welchem es geboren wurde,
ist sein Geburtstag. Wir alle haben einen Geburtstag, einen Tag, an
welchem wir das Licht der Welt erblickt haben. Wann ist der deinige?
Wann der deines Vaters? deiner Mutter? Wie feiert ihr diese Freuden-
tage? Wodurch sucht ihr dann eure Eltern zu erfreuen? Was wünscht
ihr ihnen? — Wann wurde das Brüderchen getauft? Wo geschah es?
Wer hat zugesehen? Wie geschah es? Wozu geschah es? Das Brüderchen
wurde dadurch ein Christ. Wer hat für ihn versprochen, als Christ zu
leben? Wo versammelten sich dann die Paten und andere Gäste? Das
war auch ein Freudentag in der Familie. Wie ist es dabei zugegangen? —
Wann seid ihr zum ersten Male in die Schule gekommen? Wie alt
wäret ihr da? Was wurde euch damals geschenkt? Der Tag des Ein-
tritts in die Schule war auch ein Freudentag. Wann werdet ihr die
Schule verlassen? Welche feierliche Handlung wird dem vorausgehen?
Auch der Tag der Konfirmation ist ein freudiger Tag. Und doch
werden Thränen geweint. Warum wohl? Ältere Geschwister verlassen
nicht nur die Schule, sondern auch das Elternhaus. Wer von euren Ge-
schwistern ist in die Lehre getreten? in Dienste gegangen? auf eiue höhere
Schule in einer anderen Stadt gekommen? hat sich verlobt? verheiratet?
ist weit fortgezogen? Sie alle mußten sich trennen vom gewohnten Vater-
Hause, von lieben Eltern, Geschwistern, Freunden zc. Das that allen weh.
Mit Thränen nahm man Abschied. Man weiß ja nicht, ob man sich
— 262 —
wieder sieht. Manchmal kommt das Weh erst in der Ferne. Dann hat
man Sehnsucht nach der Heimat, Heimweh; dann freut man sich gegen-
fettig auf den Besuch.
Wo die Freude einkehrt, kehrt auch das Leid ein. Unter die
Frendentage mischen sich Trauertage. Nicht selten schleicht sich die
Krankheil in das Haus; mit ihr ziehen Schmerzen, Sorge und Angst
ein und lassen die Freude erst wieder nach der Genesung herein. Führt
die Krankheit oder Kränklichkeit zum Tode, so kehren Trauern und Weh-
klagen in der Familie ein. Eltern beklagen oder betrauern verlorene
Kinder, Witwer die Gattin, Witwen den Gatten, Waisen den Vater oder
die Mutter oder beide. Der Gedanke, daß alles, was Gott thut, wohl-
gethan ist, und die Hoffnung auf ein Wiedersehen trösten sie.
NB. Der Lehrer zeichne bei derartigen Lehrstoffen sarbenfrische Bilder aus
dem Leben, lasse die Kinder lauschen und suche erst darauf die Begriffe zu gewinnen.
1. Des Vaters Geburtstag. W. II. 271, W. 372.
2. Der Mutter Geburtstag. W. II. 272, W. 373.
3. Wie eine Blume. Kühn. W. II. 273, W. 376.
4. Die Waisen. Streich. W. II. 274, W. 377.
5. Der Waisenknabe. Ziel. W. II. 275.
69. Von Geld und Gut.
Durch Arbeit, Müh' und Schwitzen,
nicht müßig faules Sitzen;
durch Klugheit, Fleiß uud Mut
kommt man zu Geld und Gut.
Die Menschen brauchen zum Leben Geld und Gut. Das müsseil
sie entweder schon haben oder erst durch Arbeit verdienen. Gott will,
daß alle Menschen arbeiten, daß einer dem andern diene und jeder da-
durch sein täglich „Brot" verdiene. Die Arbeit und der Verdienst der
Menschen ist aber sehr verschieden. Kaufleute verdienen oder gewinnen
durch den Handel, Handwerker verdienen oder erwerben durch ihr Ge-
werbe, Arbeiter und Dienstboten verdienen durch Dienste Lohn, Beamte
verdienen Gehalt zc. Wer nicht so viel verdient, als er braucht, ist arm.
Der Arme kann die notwendigen Bedürfnisse (gesunde Nahrung, Kleidung
und Wohnung) nicht befriedigen; er lebt in dürftigen Verhältnissen und
leidet oft Not. Die Armut ist bitter, aber manchmal durch Faulheit,
Verschwendung, Leichtsinn und Dummheit verschuldet. Mit solchen, die
durch Krankheit, hohes Alter oder Unglück arm geworden sind, haben wir
Mitleid. Die Gemeinde (Armenanstalt, öffentliche Speiseanstalt zc.) unter-
stützt sie; Wohlthäter beschenken sie. Auch hat der Kaiser Kassen errichten
lassen, aus welchen die Arbeiter Geld empfangen, wenn sie krank oder
altersschwach werden oder verunglücken. Niemand soll mehr betteln.
Jeder soll in der (guten) Zeit sparen, auf daß er in der Not habe.
Für alle gilt der Spruch: „Arbeitet und schaffet mit den Händen etwas
Gutes, auf daß ihr habet zu geben den Dürftigen."
— 263 —
Wer etwas gelernt hat, gesund, fleißig und sparsam ist, wird
immer so viel verdienen und haben, als er braucht; er wird glücklich und
zufrieden sein, wenn er bescheiden ist. Wer mehr verdient, als er
braucht, und viel gespart hat, ist wohlhabend; er lebt im Wohlstande.
Wer sehr viel verdient, geerbt oder gewonnen hat, ist reich; er kann im
Überflusse leben. Die Reichen vermögen viel; sie können viel Schönes
kaufen, was nicht jeder braucht, besser leben, viel Gutes thun, vielen Arbeit
und Brot geben. Sie haben ein großes Vermögen. Dieses kann in
Geld bestehen, welches sie für Zinsen verleihen, in Häusern, welche sie
vermieten, in Gütern, welche sie verpachten :e. Für die Reichen steht
geschrieben: „Wohlzuthuu und mitzuteilen vergesset nicht!" und „Einen
fröhlichen Geber hat Gott lieb." Reichtum macht uicht glücklich. Auch
der Reiche ist unglücklich, wenn er krank und unzufrieden ist, ungeratene
Kinder oder ein böses Gewissen hat. Der reichste Geizhals muß seine
Schätze zurücklassen, wenn er stirbt. Darum singen wir:
„Was frag' ich viel nach Geld und Gut,
wenn ich zufrieden bin."
XL. Hauptsache alles Unterrichts ist die klare, richtige, gottgewollte Auffassung
des Lebens. Hier aber handelt es sich ganz besonders um Begriffe, welche die
Lebensanschauung stark beeinflussen, von der wiederum so wesentlich das Glück des
Menschen abhängt. Daraus erhellt die Wichtigkeit und die grundlegende Bedeu-
tuug der hier zu entwickelnden Begriffe, geht aber auch die Verpflichtung hervor,
mit gauz besonderem Fleiße sie anzubauen. Jeder Lehrer sollte etwas Dichter sein;
er würde dann oft dnrch anschaulich entworfene Lebensbilder mehr erreichen als
durch lang ausgesponnene Lehrgefpräche, die oft jener „dürren Heide" gleichen, auf
welcher der Geist im Kreise herumgeführt wird, während ringsum „schöne grüne
Weide" liegt. Die Lehrstoffe, welche hier geboten werden, sollen den Lehrer auf
die zu bearbeitenden Gedankenkreise hinweisen. Die lehrkünstlerische Ausgestaltung
erfolge nicht nur nach allgemeinen Regeln, fondern auch nach seiner Individualität.
1. Rezept zum Reichwerden. Smid. W. II. 276, W. 379.
2. Sparbüchslein. Güll. W. II. 277, W. 378.
3. Hans im Glücke. Grimm. W. II. 278, W. 380.
23. Tas Leben in der Gemeinde und im Staate.
70, Die Gliederung der Gesellschaft.
Wer kennt die Geschichte von Robinson? Robinson fühlte sich un-
glücklich, weil er einsam leben mußte. Er mußte alle Arbeiten selbst ver-
richten, sich seine Werkzeuge mühsam selbst herstellen, konnte seine Ge-
danken niemand mitteilen, verlernte zu sprechen, war hilflos in Gefahr
und Krankheit zc. Er sehnte sich nach Gesellschaft. Die Menschen
können nur glücklich in Gesellschaft leben. Gott will, daß sie sich gegen-
feitig dienen und lieben und „helfen nnd fördern in allen Leibesnöten."
Deshalb leben schon seit den ältesten Zeiten die Menschen in Gemein-
schast oder Gesellschaft.
Der einzelne, der Junggeselle, sucht sich ein Weib, heiratet und
gründet eine Familie. In der Familie leben die Eltern mit den Kindern
— 264 —
in Gesellschaft; sie leben gemeinsam in einem Hause. Wo viele Häuser
mit Familienwohnungen zusammen gebaut werden, entsteht ein Wohnort.
Die Wohnorte können Dörfer oder Städte sein. Die Familien eines
Wohnortes bilden zusammen eine Gemeinde. Sie leben in einer großen
Gemeinschaft und sorgen für vieles, wie Schule, Kirche, Straßen it., ge-
meinsam. Eine Anzahl Dorf- und Stadtgemeinden bilden einen Kreis
(Amt), mehrere Kreise machen einen (Regierungs-) Bezirk (eine Amts-
hauptmannschaft) aus, und einige von diesen setzen sich zu einer Provinz
zusammen. Die Provinzen bilden das Land oder den Staat. 26 deutsche
Staaten (Königreiche, Herzogtümer, Fürstentümer zc.) bilden das deutsche
Reich, ihre Bewohner das deutsche Volk.
Die Familie wird von den Eltern regiert, die Dorfgemeinde von
dem Gemeindevorstand, die Stadtgemeinde von dem Bürgermeister
mit dem Rate, das Land von dem Landesfürsten mit den Minister»
das Reich von dem Kaiser mit dem Kanzler. Diejenigen, welche uns
regieren, stehen über uns, sind unsere Obrigkeit; wir stehen unter
ihnen, sind ihre Unterthanen. — „Seid unterthan der Obrigkeit, die
Gewalt über euch hat" ?e» Der Obrigkeit und ihren Gesetzen muß man
gehorchen.
Die meisten Einwohner einer Stadt oder eines ganzen Landes
gehören dem Nährstande an, die anderen dem Wehrstande oder dem
Lehrstand e.
71. Der Nährstand.
a. Die Landwirtschaft. Die meisten Bewohner eines Landes
wirtschaften auf dem Lande. Sie beschäftigen sich als Bauern, Land-
Wirte oder Gärtner mit der Landwirtschaft. Sie wohnen auf Höfen
(Gütern, Wirtschaften), zu welchen Wirtschaftsgebäude (Ställe, Scheunen
und Schuppen) und Äcker (Felder, Wiesen uud Wald) gehören. Die
Äcker (Grundstücke) werden von ihnen bebaut: sie treiben Ackerbau.
Knechte, Mägde, Tagelöhner und Zugtiere sind ihre Gehilfen dabei. Durch
den Ackerbau werden Getreide (Roggen zu Schwarzbrot, Weizen zu
Weißbrot, Gerste zu Bier, Hafer für die Pferde), Hülsenfrüchte (Erbsen,
Linsen, Bohnen), Futterkräuter (Klee, Wicken, Lupinen :c.), Futter-
gräser (Heu, Grummet), Ölgewächse (Raps, Rübsen) und Gespinst-
pflanzen (Flachs zu Leinwand, Hanf zu Stricken) erzeugt. In Gärten
treibt man Obst- und Gemüsebau (-zucht); aber auch auf Berglehnen
und Landstraßen pflanzt man Obstbäume an. In manchen Gegenden be-
nutzt man sonnige Hügel und Berge zum Weinbau, fruchtbare Felder
zum Hopfenb au.
Die Landwirte ziehen aber auch Vieh auf (Pferde, Rinder, Schafe,
Ziegen, Schweine): sie treiben Viehzucht. Das Vieh wird von ihnen
gepflegt, in Ställen gefüttert und gemästet oder zur Weide getrieben.
Pferde und Rinder dienen als Zugtiere; die Kühe geben im Leben Milch,
Butter und Käse, alte und junge Rinder (Kälber) nach dem Tode Fleisch,
Talg, Horn und Häute, die Schafe Wolle, Felle und Fleisch, die Ziegen
— 265 —
Milch, Käse, Felle und Fleisch, die Schweine Fleisch (Schinken, Wurst,
Speck) und Borsten. Von allen diesen Tieren erhält der Landmann noch
wertvollen Dünger, der seine Äcker fruchtbar macht. Viele Landwirte halten
außerdem Geflügel (Hühner, Gänse, Enten, Tauben) und Bienen: sie
treiben Geflügel- und Bienenzucht und gewinnen dadurch zartes Fleisch,
Federn und Eier, Honig und Wachs. Die Landwirte verkaufen die Erzeug-
nisse (Produkte) des Ackerbaues und der Viehzucht und lösen daraus Geld
oder verbrauchen sie selbst. Da sie für unsere Nahrung sorgen, gehören sie
zum Nährstande. Der Bauernstand ist der wichtigste Stand im Lande.
NB. Die hier und in den nächsten Kapiteln entwickelten Lehrstoffe sollen
Anfänge der „Bürgerlehre" sein, auf welche auch die deutsche Schule durch
die Entwickelung des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens immer mehr hinge-
drängt wird. Hoffentlich ist sie Geist von deutschem Geiste, erhebt sie nicht den
Anspruch eines besonderen Lehrfaches, pocht sie vielmehr mit ihrem wichtigen Stoffe
an alle Thüren der Schulfächcr an.
1. Landleben. Voß. W. II. 279, W. 384.
2. Die Freunde des Landmanns. Zollikoser. W. II. 280.
d. Das Gewerbe. Der Bauer bebaut das Feld, züchtet das
Schaf zc. Das Feld ist ein Stück der Natur, und auch das Schaf, das
darauf weidet, gehört zur Natur. Der Roggen, der auf dem Felde, und
die Wolle, die auf dem Schafe wächst, hat die Natur erzeugt, sie sind
Erzeugnisse der Natur. Die Naturerzeugnisse, z. B. Tierhäute, Holz ?c.,
sind rohe Stoffe. Rohstoffe können nicht so gebraucht werden, wie die
Natur sie liefert. Wir können nicht die rohen Roggenkörner genießen,
uns nicht mit der rohen Wolle des Schafes bekleiden, den Fuß nicht in
ein Stück Ochsenhaut wickeln zc. Der Roggen muß erst vom Müller in
Mehl, das Mehl vom Bäcker in Brot verwandelt werden. Das geschieht
durch Arbeit. Noch mehr Arbeit erfordert die Wolle. Der Spinner
muß die Wolle zu Garn verspinnen, der Weber das Garn zu Zeug ver-
weben und der Schneider das Zeug zu einem Kleidungsstücke zusammen-
nähen. Nun ist die Wolle verarbeitet; erst jetzt können wir sie ge-
brauchen oder benutzen. Ebenso ist es mit den Naturerzeugnissen, welche
uns der Bergmann liefert.
Spinnen, weben und nähen kann nicht jeder. Wollene Strümpfe
stricken können wohl die Mädchen, aber nicht die Knaben, Strümpfe
wirken können nur die Strumpfwirker. Was nicht jeder kann, ist eine
Kunst. Die Wolle ist also ein Naturerzeugnis, der gestrickte oder ge-
wirkte Strumpf dagegen ein Kunsterzeugnis. Der gestrickte Strumpf
ist ein Werk der Menschenhand und der Stricknadeln, der gewirkte ein
Werk der Hand und der Maschine. Zum Stricken braucht man also nicht
nur Wolle als Stoff, sondern auch Hände, Nadeln, Maschinen 2C. als
Werkzeuge. Wer mit geschickter Hand und Werkzeugen aus rohen Stoffen
ein Kunsterzeugnis oder ein Werk bildet, ist ein Handwerker.
Welche Handwerker giebt es in unserem Wohnorte? Welche sorgen
für Nahrungsmittel? für Kleidung? für die Wohnung? Welche verarbeiten
— 266 —
Naturerzeugnisse aus dem Mineralreiche? Pflanzenreiche? Tierreiche?
Welche müssen sehr geschickt sein? werden Künstler genannt?
Wer etwas sehr gut kann, ist ein Meister.
Meister werden wir nur durch Lernen und Üben. Wer ein Hand-
Werksmeister werden will, muß einige Jahre als Lehrling lernen und
als Geselle sich üben. Dann erst kann er ein Meister werden. Der
Meister läßt sich in einem Orte nieder, legt dort eine Werkstatt an und
sucht sich Kundschaft zu erwerben. Er treibt nun sein Gewerbe, durch
das er sich sein Brot erwirbt, wenn er geschickt, fleißig und ehrlich ist.
Große Werkstätten, wo viele Hände uud Maschinen arbeiten, heißen Fabriken.
1. Die drei Brüder. Grimm. W. II. 282, W. 389.
2. Ein schöner Wahrspruch. W. II. 281, W. 390.
8. Was das Mädchen an sich hat. Weise. W. II. 283.
c. Handel und Verkehr. Der Handwerker oder Fabrikant braucht
Rohstoffe, der Tischler Holz, der Schmied Eisen, der Schuhmacher Leder,
der Kürschner Pelze :c. Die Rohstoffe muß der Handwerker kaufen. Da
er sie verarbeiten soll, hat er keine Zeit, die Rohstoffe selbst einzukaufen.
Der Kupferschmied kann nicht selbst zum Bergwerke gehen, wenn er Kupfer
braucht. Das Einkaufen besorgt für ihn der Kaufmann. Die Kauf-
leute kaufen die Rohstoffe, um sie wieder zu verkaufen, aber teurer, um
etwas zu gewinnen. Sie nehmen sie gegen Geld aus der Hand des Er-
zeugers in ihre Hand und geben sie gegen Geld in die Hand dessen, der
sie braucht: sie geben sie von Hand zu Hand, sie handeln, treiben
Handel, sind Händler. Nur das, was gut und brauchbar ist, wird
gehandelt. Die Dinge, welche gehandelt werden, nennt man deshalb Güter.
Wer hat einen Güterzug gesehen? Wer war einmal aus dem Bahnhofe
in dem Güterschuppen? Was für Güter lagerten dort?
Aus den Rohstoffen fertigen die Handwerker und Fabrikanten allerlei
Kunsterzeugnisse oder Waren. Sie stellen sie nicht für sich her, sondern
für jedermann, der sie braucht. Wer eine Ware haben will, muß sie
kauseu. Der Verbraucher kann die Ware bei dem Handwerker bestellen
oder fertig kaufen; er kann sie aber auch bei dem Kaufmann kaufen. Die
Kaufleute kaufen die meisten Waren auf, stellen sie in einem Laden zur
Schau und verkaufen sie wieder mit Nutzen oder Gewinn. Sie verteilen
die Waren und tauschen sie aus. Manche senden sie in alle Welt. Wer
kennt eine Schnittwarenhandlung? Welche Waren heißen Kurzwaren?
Materialwaren (Kolonialwaren)? Was kann man in einer Eisenwaren-
Handlung kaufen? Wer war bei einem Buchhändler? in der Apotheke? :c.
Wer Kaufmann werden will, wird zuerst ein Lehrling, dann ein
Gehilfe und znletzt ein Prinzipal oder Geschäftsinhaber. Der Kauf-
man muß gut rechnen uud schreiben können; er muß ehrlich sein
und darf niemand betrügen. Die Kaufleute müssen ihre Kunden aufsuchen
oder die Kunden die Kaufleute. Wohnen sie weit voneinander, so müssen
sie zu einander reisen, um miteinander zu verkehren. Die Wege, auf
denen sie reisen oder verkehren, heißen Verkehrswege. Solche sind die
— 267 —
Landstraßen, die Eisenbahnen, die Flüsse, Ströme und Meere. Die Wagen
mit Pferden, die Dampswagen, Dampfschiffe ?c. sind die Verkehrsmittel.
Wer nicht reisen kann oder will, um mündlich zu verkehren, schreibt einen
Brief und schickt ihn mit der Post fort; er verkehrt schriftlich. Mit
dem Telegraphen kann man schnell an jemand in weiter Ferne schreiben,
mit dem Telephon mit jemand in der Ferne sprechen. Wo viel Ver-
käuser uud Käufer zusammenkommen, wird ein Markt abgehalten. Große
Märkte heißen Messen.
Zum Kausen braucht man Geld. Dieses besteht aus runden Gold-,
Silber-, Nickel- und Kupferstücken, welche geschlagen und geprägt worden
sind; sie heißen Münzen. Welche Münzen kennst du? Wessen Bild ist
darauf? welches Wappen? Die Waren werden nach dem Maße oder
nach dem Gewichte oder nach der Zahl gekauft. Welche Waren werden
gemessen? womit? welche gewogen? worauf? wie? womit? welche gezählt?
NB. Hier haben sich Übungen in Messen und Wägen anzuschließen, damit
die Schüler die Längen- uud Hohlmaße und die Gewichte praktisch kennen lernen.
Die dieser Lektion folgenden Rechenstunden haben sich auf den behandelten Stoff
zu beziehen, wie denn überhaupt Rechenaufgaben sich da anzuschließen haben, wo
der Lehrstoff dazu Gelegenheit bietet.
1. Rätsel. W. II. 284, W. 394.
3. Judas Ischarioth. Cnrtman. W. II. 285, W. 393.
3. Sprichwörter. W. II. 286, W. 392.
72. Der Wehrftand.
a. Die Obrigkeit. Hier ist nur zusammenfassend zu wiederholen,
was in den Lektionen 49, 51 und 70 schon entwickelt worden ist. Doch
ist dabei zu erörtern, warum die Obrigkeit zum Wehrstande gehört, indem
an anschaulichen Beispielen aus dem Leben nachgewiesen wird, daß unsere
Güter (Leben, Eigentum, Ehre, Gesundheit, Frieden ?c.) des Schutzes be-
dürfen und in welcher Weise die obrigkeitlichen Personen (Kaiser, Fürst,
Bürgermeister, Richter, Gendarm, Polizist, Feldhüter, Nachtwächter) An-
griffe auf jene Güter abwehren.
1. Am Mittwoch-Nachmittag. Fröhlich. W. II. 395.
2. Vom Kaiser Wilhelm. Bock. W. II. 396.
3. Der kluge Richter. Hebel. W. II. 397.
4. Der Widersacher als Rechtsanmalt. Zschokke. W. II. 398.
b. Das Militär. Wer es gut mit uns meint, ist unser Freund;
wer uns etwas zu leide thuu will, ist unser Feind. Freunde lieben
sich, Feinde hassen sich. Der Haß entspringt aus dem Neide und führt
leicht zu Zank und Streit. Wer leicht Streit anfängt, ist streitsüchtig.
Auch Völker können Freunde oder Feinde sein. Ein Volk kann das
andere lieben oder hassen. Eins kann das andere beleidigen; eins kann
in das Land des anderen mit Waffen eindringen, Wohnorte plündern
und zerstören, die Bewohner vertreiben, als Gefangene fortführen
— 268 —
oder töten wollen. Das läßt sich kein tapferes Volk gefallen, es wehrt
sich und verteidigt sein liebes Baterland und seine Habe. Es kommt
dann zu einem Kampfe oder Streite auf Tod und Leben zwischen beiden
Völkern: es kommt zum Kriege. Früher mußten alle streitbaren Männer
gegen den Feind ziehen, jetzt ziehen nur die Soldaten in den Krieg.
Alle Soldaten eines Landes bilden zusammen das Heer.
Wir wohnen in Deutschland; das ist unser liebes Vaterland.
Wir sprechen die deutsche Sprache und gehören zum deutschen Volke.
Auch das deutsche Volk hat oft Krieg führen müssen, zuletzt gegen das
streitsüchtige Nachbarvolk der Franzosen. Diese wollten im Jahre 1870
uns angreifen; aber das deutsche Heer sammelte sich rasch, zog, geführt
von Wilhelm I., den Franzosen entgegen und ließ sie nicht in unser
Vaterland herein. Die Deutschen gingen vielmehr über die Grenzen nach
Frankreich hinein, kämpften in vielen Schlachten mit Kanonen, Flin-
ten, Säbeln und Lanzen tapfer gegen die Franzosen, besiegten sie,
nahmen sie gefangen oder trieben sie in die Flucht. Ein großes Stück
von Frankreich, viele Städte und Festungen, auch die Hauptstadt Paris
wurden erobert. Nach diesen Niederlagen baten die Franzosen um
Frieden. Er wurde gewährt und abgeschlossen. Doch mußten die
Franzosen sehr viel Geld zahlen und ein schönes Land, Elsaß-Lothringen,
wieder hergeben, das sie uns früher geraubt hatten. Mit Ruhm und
Ehre bedeckt kehrten unsere tapferen Soldaten heim. Mit fliegenden
Fahnen hielten sie ihren Siegeseinzug, umjubelt vom Volke. Aber
in die Freude über das Wiedersehen mischte sich die Trauer um die Ge-
fallenen. Viele lagen begraben in Frankreichs Erde, viele als Ver-
wundete in den Krankenhäusern.
Wo steht das Siegesdenkmal? Wer kann es beschreiben? Wo
steht die Frieden seiche?
Seit 1871 herrscht Friede. Das ist ein großer Segen für unser
Vaterland. Alle Menschen können ruhig und glücklich leben und ungestört
ihre Arbeit verrichten. Der Krieg bringt nur Störung der Arbeit, Un-
glück, Tod und Verderben.
Niemand weiß, wie lange der Frieden dauern wird. Jeden Tag
kann ein neuer Krieg ausbrechen. Die Franzosen hassen uns immer
noch und können es nicht vergessen, daß wir sie besiegt und Elsaß-Lothringen
behalten haben. Sie möchten uns gern von neuem angreifen, aber sie
fürchten sich vor unserem starken Heere. Dieses ist gerüstet uud steht
bereit, dem Rufe des Kriegsherrn, des Kaisers, und dem Befehle der
Feldherren zu folgen. —
In unserem Vaterlande muß jeder junge, gesunde und kräftige
Mann Soldat werden, wenn er das 20. Lebensjahr erreicht hat. Als
Rekrut wird er eingezogen. Von wem ist der Bruder jüngst eingezogen
worden? Die Rekruten oder jungen Soldaten erhalten eine Uniform,
eine Flinte mit Seitengewehr, einen Tornister ec. Sie wohnen
in einer Kaserne und müssen täglich tüchtig exerzieren und mar-
schieren und sich im Schießen und Fechten üben. Alle müssen schwören,
— 269 —
daß sie dem Kaiser treu sein und ihre Fahne nicht verlassen wollen.
Die gewöhnlichen oder gemeinen Soldaten werden von Unteroffizieren
eingeübt. Wer hat dem Exerzieren zugesehen? Woran erkennt man den
Unteroffizier? Offiziere befehligen (kommandieren) kleinere und größere
Abteilungen, Kompagnien, Regimenter ac. Wer kennt einen Leutnant?
einen Hauptmann? einen Major? Woran erkennt man die Offiziere?
Wer hat einen General in feiner stattlichen Uniform gesehen? Auch
Musiker giebt es bei den Soldaten. Wer hat von der Militärkapelle
einen Marsch blasen hören? Die Fußsoldaten bilden die Infanterie, die
Reiter die Kavallerie und die Kanoniere die Artillerie. Wer hat
Husaren? Dragoner? Ulanen reiten sehen? Wer hat schon den
Schuß einer Kanone gehört? Wer hat einer Parade? einem Manöver
beigewohnt? ein Biwak gesehen? Wo steht eine Wache und ihr Schilder-
haus? Bricht ein Krieg aus, so müssen auch die ausgedienten Soldaten
sich bei den Fahnen sammeln. Sie heißen Landwehrleute. Wessen
Vater ist ein Landwehrmann? Wessen Bater oder Großvater ist mit im
Kriege gewesen? Was hat er davon erzählt?
Wer von euch möchte einst auch Soldat werden und das Vaterland
verteidigen helfen? Dann müßt ihr tapfer und mutig fein, dann dürft
ihr euch nicht fürchten, wenn eine Kugel geflogen kommt, dann müßt ihr
als treue Kameraden zusammen stehen und euch gegenseitig in der Not
helfen. Ihr geht dann mit Gott für König und Vaterland, für Kaiser
und Reich in den Kamps, bereit, zu siegen oder zu sterben. Hurra!
NB. In Städten, wo die Jugend sehr oft Gelegenheit hat, das militärische
Leben zu beobachten, erfahrungsgemäß diesem ein lebhaftes Interesse entgegenbringt
und so gern selbst „Soldaten" spielt, ist dieser patriotische Stoff keineswegs ver-
früht. Alljährlich sollte er in erweiterter Form wiederholt werden. In Orten
dagegen, wo bei der Jugend auf diesem Gebiete noch wenig Anschauungen gewonnen
worden sind, mag man ihn ruhig auf das nächste Schuljahr verschieben; jedenfalls
muß es aber vor Beginn des Geschichtsunterrichts in feinen wichtigsten Begriffen
entwickelt worden sein. Bilderbogen, Waffen als Spielzeug, Bleisoldaten, Festungen
von Pappe :c. können recht wohl bei der Lektion zur Verauschaulichung dienen.
1. Der gute Kamerad. Uhland. W. II. 287, W. 399.
2. Der Abschiedsbrief. Bock. W. II. 288, W. 400.
3. Die Witwe und der Landwehrmann. Ferd. Schmidt. W. II. 289.
73. Der Lehrftand.
a. Die Schule und die Lehrer. Hier möge kurz zusammengefaßt
werden, was unter Nr. 78 für das 2. Schuljahr über denselben Gegen-
stand und unter Nr. 47 für das 3. Schuljahr schon dargeboten worden ist.
1. Zwei Gespräche. Reinick. 2B. II. 290, W. 401.
2. Die Schule. Staub. W. II. 403.
3. Goldene Dichterworte. Goethe. W. II. 291, W. 405.
4. König und Kind. Eylert. W. II. 392, W. 402.
5. Schulgebet. W. II. 293, W. 404.
— 270 —
b. Die Kirche und ihre Diener. Von diesem Stoffe gilt das-
selbe wie oben unter Beziehung auf Nr. 78 sür das 2. Schuljahr und
Nr. 48 für das 3. Schuljahr.
1. Wo wohnt der liebe Gott? Hey. W. II. 294, W. 406.
2. Gott sorgt. Hey. W. II. 297, W. 407.
3. Der gesegnete Kirchgang. Krummacher. W. II. 408.
4. Zum Preise Gottes. Rückert. W. II. 296, W. 4l0.
2L Am Ende des Schuljahres.
74. Übergang zum Frühlinge.
a. Es wird Frühling. Wiederholung der wichtigsten Sätze von
Nr. 1—3.
d. Das Schneeglöckchen. Die meisten Blumen schlafen noch. Nur
das Schneeglöckchen ist schon erwacht. Neugierig steckt es sein Glöckchen
durch die Schneereste, die noch auf dem Waldboden lagern. Es will die
Frühlingszeit einläuten. Als Erstling ist es der Liebling aller Menschen,
besonders aber der Kinder, die in Scharen im Walde umherstreisen, um es
aufzusuchen. Artige Kinder pflücken nur einige, um sie jubelnd den Eltern
als die ersten Boten des nahenden Frühlings zu zeigen und einige Tage
im Wasserglase frisch zu erhalten. Unartige Kinder pflücken so viele als
sie finden, um sie endlich wegzuwerfen. Manche davon graben sogar die
Zwiebel heraus, ohne daran zu denken, daß sie damit daß Leben der
Pflanze vernichten; denn das Schneeglöckchen ist ein Zwiebelgewächs.
Die braune runde Zwiebel ist der unterirdische, verdickte Stengel, aus
dem alljährlich neue Blüten hcrvorsprießen. Die Wurzeln sitzen als
zarte Fasern unten an der Zwiebel. Zwischen schmalen, langen Blättern
streck! sich der unbeblätterte Schaft empor, der das Glöckchen trägt.
Dieses ist ohne Kelch und wird von sechs weißen Kronenblättern gebildet,
die am Rande grüne Tupfen haben. Inmitten des Glöckchens hängt der
Griffel wie ein Klöppel; sechs Staubfäden umgeben ihn.
1. Das Schneglöckchen. Scheuerlin. W. II. 298, W. 413.
2. Berühmte Reisende. Enslin. W. II. 299, W. 414.
3. Der Frühling naht. Goethe. W. II. 300.
73. Rückblicke auf das verflossene Schuljahr.
Wie lange seit ihr nun in die Schule gegangen? Das wievielte
Schuljahr geht somit für euch zu Ende? Wer hat in diesem Schuljahre
wegen Krankheit fehlen müssen? Wer fehlt noch deswegen? Wen hat der
himmlische Vater aus unserer Mitte zu sich gerusen? Wer trat aus der
Klasse aus? Wer hat diese Kinder wieder gesehen? Wie erging es ihnen?
Wer ist erst im Lause des Schuljahres eingetreten? War ich immer mit
eurem Betragen? mit euren Leistungen zufrieden? Was mußte ich oft
tadeln? Wer hat an sich gemerkt, daß er vorwärts gekommen? Worin
sollt ihr zeigen, ob ihr Fortschritte gemacht? Wann wird die Schul-
— 271 —
Prüfung stattfinden? Wie weit sind wir in der biblischen Geschichte ge-
kommen? im Rechnen? Wie viel Aufsätze? Diktate haben wir geschrieben?
Welche Gedichte und Prosastücke haben wir auswendig gelernt? welche
Lieder gesungen? Wessen Schrift hat sich gebessert? Warum haben nicht
alle gleiche Fortschritte gemacht? Worin wird jedes Kind sehen, wie ich
mit ihm zufrieden war? Mit welchen Zensuren kann ein Kind nicht ver-
setzt werden? Wer wird wohl sitzen bleiben müssen? und warum? In
welche Klasse kommt ihr nach Ostern? zu welchem der Herren Lehrer?
Welche Bücher werdet ihr euch in den Ferien besorgen müssen? Wem sind
wir großen Dank am Ende des Schuljahres schuldig?
A xt £> et xx g.
76. Stoffe.
a. Das Eisen. Das, woraus etwas gemacht wird, nennen wir
einen Stoff. Welche Dinge sind aus Eisen gemacht? Das Eisen sieht
gewöhnlich grau oder schwärzlich, an der frischen Bruchfläche glän-
zend, geputzt oder poliert blank aus. Ich nehme dieses Stück Eisen in
die Hand: es drückt stark darauf, es ist schwer, ein großes Stück ist
schwer zu heben. Ich lege es auf das Wasser: es sinkt unter, es ist
schwerer als Wasser. Ich kann es nicht ritzen, es ist hart, nicht zer-
reißen, biegen und brechen: es ist fest. Im Feuer wird es glühend
und weich; dann kann es der Schmied auf dem Amboß hämmern und
formen. Welche Dinge formt der Schmied daraus? Wer hat ihn arbeiten
sehen? Wer sah die Funken stieben und als Hammerschlag zu Boden
fallen? In großer Hitze schmilzt es; dann wird es flüssig und läßt sich
in Formen gießen, worin es wieder erhärtet. Welche Dinge sind in
der Eisengießerei gegossen? Der Schlosser feilt und poliert das Eisen;
er bearbeitet es mit der Feile; diese reißt kleine Teile, die Feilspäne, ab.
Welche Dinge werden in einer Schlosserei gemacht? In der Luft und im
Wasser setzt sich Rost an das Eisen: es rostet, die Oberfläche wird braun-
rot und färbt ab. Man unterscheidet Schmiedeeisen, Gußeisen, Stahl,
der sehr hart, aber spröde ist und oft bläulich aussieht, Blech, dünn ge-
walztes Eisen, und Draht, lang und dünn gezogenes Eisen. Worin liegt
der große Wert des Eisens? Das Eisen findet sich in der Erde in Ge-
steinen, die Eisenerze heißen Aus diesen wird es in der Eisenhütte
im Hochofen herausgeschmolzen. Das Eisen ist ein Metall. Welche
Metalle kennt ihr noch? Welche Metallarbeiter sind euch bekannt?
b. Das Glas. Welche Dinge sind aus Glas gemacht? Das Glas
ist auch hart, aber spröde, denn es zerspringt leicht in Splitter und
Scherben. Das Glas schwimmt nicht: es ist schwerer als Wasser. In
diesem löst es sich nicht auf: es ist unauflöslich; aber im Feuer schmilzt
es: es ist schmelzbar. Das Licht dringt hindurch: es ist durchsichtig
oder durchscheinend. Das Glas wird in der Glashütte hergestellt.
Dort schmilzt man im Glasofen Kieselerde (Quarzsand) und Kali zu Glas
— 272 —
zusammen. Das glühende flüssige Glas wird gegossen oder geblasen.
Reines Glas ist farblos; durch verschiedene Zusätze kann man es färben.
Worin liegt der Wert des Glases?
NB. Es wird vorausgesetzt, daß der Lehrer das Blasen des Glases ausführlich beschreibe.
c. Das Holz. Welche Dinge sind aus Holz gemacht? Das Holz
erhalten wir aus den Stämmen, Ästen und Wurzeln der Bäume und
Sträucher. Welche Bäume und Sträucher kennt ihr? Jung ist das Holz
zart und saftig, alt hart und trocken. Hier habe ich ein rundes Stück
Holz von einem Baumstamme. An den Ringen am Querschnitte können
wir sehen, wie alt der Baum war. Zählt die Jahresringe! Auch die
hellen und dunkeln Streifen in den Möbel und Dielen zeigen die Jahres-
ringe. Am Rande sehen wir die Rinde, dann kommt nach innen zu der
weichere Splint und zuletzt der harte Kern. Das Holz läßt sich leicht
teilen: es ist leicht teilbar. Darum kann man den Baum fällen, zer-
hacken, zersägen, behauen, das Holz brechen, schneiden, spalten, hobeln,
zerreiben, polieren. In der Luft wird das Holz trocken; so lange es
noch trocknet, bekommt es leicht Risse. Zu Möbeln, Dielen 2c. darf man
nur ausgetrocknetes Holz nehmen, sonst reißt es, wirft es sich krumm oder
zieht es sich zusammen. Im Feuer verbrennt das Holz, in der Nässe
verfault es; faulendes Holz leuchtet manchmal wie Phosphor im Finstern.
Wer hat das einmal gesehen? Käfer und ihre Larven durchbohren und
zerfressen es. Auf dem Wasser schwimmt es; es ist mithin leichter als
Wasser. Das Holz ist fest und hart, aber nicht von gleicher Festigkeit
und Härte. Das Holz der Buche, Eiche und Birke ist härter und fester
als das Holz der Tanne. Fichte, Kiefer und Linde. Nach der Verwen-
dung unterscheidet man Brenn-, Bau- und Nutzholz. Die Stücke des
Holzes haben sehr verschiedene Namen: Scheite, Splitter, Späne, Bretter.
Balken, Pfähle, Pflöcke, Latten, Leisten, Stangen, Reisig. Ruten. Welche
Leute verarbeiten das Holz? Worin liegt der große Wert des Holzes?
Wer sah eine Schneidemühle?
NB. Die verschiedenen Holzarten sind vorzuzeigen.
77. Farben und Formen.
a. Farben. Die Dinge haben ihre Farbe entweder von der Natur
oder von den Menschen (Färber, Lackierer, Maler, Anstreicher) erhalten.
Man unterscheidet demnach natürliche und künstliche Farben. Die
Farben werden nur vom Auge und bei Licht wahrgenommen. Was ist von
Natur weiß? (Schnee, Milch, Kalk, Kreide, Lilie, Leinwand, Salz 2c. —
schneeweiß 2c.) schwarz? (Kohle, Pech, Ruß, Rabe, Nacht, Tusche, Tinte 2c. —
kohlschwarz2c.), rot? (Blut, Feuer, Ziegel, Kupfer, Kirsche, Wein, Rosen 2c. —
blutrot 2c.), braun? (Reh, Nuß, Kaffee, Kastanie zc. — rehbraun 2c.),
grün? (Gras, Laub, Moos, Laubfrosch zc. — grasgrün zc.), blau?
(Himmel, Veilchen, Vergißmeinnicht, Augen 2c. — himmelblau 2c.), gelb?
(Gold, Citrone, Stroh, Kanarienvogel, Löwenzahn, Eidotter, Flammen 2c. —
goldgelb 2C.), bunt? (Wiese, Stiefmütterchen, die Blätter im Herbste, Fah-
nen 2c.), gefleckt? (Hunde,Kühe,Leoparden2c.), gestreift? (Zeug, Tiger2c.).
I
■
— 273 —
■
Der Regenbogen zeigt sieben Farben. Jede Farbe kann Heller oder dunkler
sein; demnach spricht man von hellgrün, dunkelgrün, hellrot?c. 'Was
wenig weiß ist, ist weißlich iz. Wer hat einen Farbenkasten? Wer hat
schon Bilderbogen ausgemalt? Wer hat Farben gemischt? (weiß und
schwarz zu grau, gelb und blau zu grün, rot und blau zu violett ?c).
NB. Der Lehrer verabsäume nicht zu erwähnen, daß manche Farben giftig
sind, und zu sagen, was man deshalb vermeiden müsse.
b. Die Formen. Alle Dinge, welche einen Raum einnehmen,
sind Körper. Wo ein Körper ist, kann kein anderer sein. Nennt
Körper im Hanse, im Garten, im Felde, im Himmel zc.! Die meisten
Körper haben eine Form oder Gestalt. Die Form kann regelmäßig,
wie z. B. bei dem Würfel, oder unregelmäßig, wie z. B. bei dem
Bruchsteine, sein. Welche Körper haben die Form einer Kugel oder sind
kugelförmig? (Ball, Kegelkugel, Früchte, Mond und Sterne, Erde), einer
Halbkugel? (Kessel, Nest, Gewölbe), eines Kegels? (Zuckerhut, Berg),
einer Walze? (Cylinder, Säule, Mühlwelle, Baumstamm, Brunnenrohr,
Schlange), eines Eies? (Früchte), eines Würfels? (Kisten, Kasten, be-
arbeitete Steine, Wohnräume). Was ist trichter-, haken-, glocken-, sichel-,
herz-/ Pfeil-, bogenförmig? Was hat einen Boden, Henkel, Griff, Deckel,
Fuß, Kopf, Arme, Beine, Flügel, Stiel, Knopf, Knauf, Gipfel, Wipfel,
Rücken, Rahmen, ein Öhr, eine Sohle, Spitze, Klinge, Blätter, Zähne,
Zinken, Zacken zc.
Wo ein Körper zu Ende ist, zeigt sich eine Fläche. Die Grenzen
des Körpers sind Flächen (Bank-, Tisch-, Wand-, Würfel-, Acker-, Wasser-,
Eisflächen :c.). Wo zwei Flächen zusammentreffen, ist eine Kante. Eine
gezeichnete Fläche heißt Figur. Die Grenzen der Flächen und Figuren
sind Linien (Weg, Furche, Zaun, Hecke, Graben, Mauern, Latten, Leisten,
Draht, Band, Seil, Faden, Schienen). Die Linien können gerade oder
krumm sein, senkrecht (ruhendes Pendel, Lot, Wände, fallende Körper,
gut gewachsene Bäume, wie Fichten), wagerecht (Wasserfläche, Wagebalken,
schwimmende Stange, Decke, Deichsel, Kegelbahn) oder schräg (Dach, Berg-
hang, Flußbett, angelehnte Leiter) gehen. Die Linien beginnen und endigen
mit Punkten. Die Grenze der Linie ist der Punkt.
Wo Linien zusammentreffen, entstehen Winkel und Ecken (Schere,
Zirkel, Winkel in der Schulstube). Man unterscheidet rechte, spitze und
stumpfe Winkel (Uhrzeiger in verschiedenen Stellungen). Die Figuren
können drei, vier oder mehr Ecken haben. Das Dreieck hat 3 Ecken,
3 Winkel und 3 Seiten. Welche Flächen sind dreieckig? Das Quadrat
ist ein Viereck mit 4 gleichen Seiten und 4 rechten Winkeln. Welche
Flächen sind quadratisch? Das Rechteck hat 2 lange und 2 kurze Seiten
und 4 rechte Winkel. Wo giebt es Rechtecksflächen? Das Sechseck zeigt
sich an der Bienenzelle, der Schneeflocke zc. Am Kreise merkt euch vor-
läufig den Mittelpunkt, Umkreis, Durchmesser, Halbmesser und Halbkreis,
(Der Kreis beim Kinderspiele, Rad, Ring, Reifen, Zifferblatt, Zeiger,
Windmühlenflügel, Boden und Öffnungen der Gefäße, Querschnitte der
Äpfel, Rüben, Baumstämme, Münzen, Scheiben.)
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 18
— 274 —
NB. Alle in diesem Kapitel angedeuteten Begriffe, die vom Lehrer durch
Zeichnungen an der Wandtafel und durch Hinweise auf allgemein bekannte Erfahruugs-
thatsachen zu veranschaulichen sind, sind für die formale Bildung von großer
Wichtigkeit. Sie stehen zwar hier am Ende, sollen aber keineswegs erst am Ende
des Schuljahres au die Reihe kommen; ihre EntWickelung ist vielmehr recht bald
nach dem Beginne des Schuljahres nach der einen oder anderen Lektion einzn-
schieben. Wo Schüler angeleitet werden, mit diesen Begriffen zeitig und geläufig
zu denken, erspart man nicht nur kostbare Zeit und Kraft; man befördert dadurch
auch die Klarheit der Vorstellungen und die Schärfe des sprachlichen Ausdrucks.
78. Vom Messen und Wägen.
a. Die Linie ist lang, die Fläche lang und breit, der Körper (der beste
Vertreter aller Körper ist der Würfel) lang, breit und hoch (dick oder tief).
Was viel Raum einnimmt, ist groß; was wenig Raum braucht, ist klein.
Die Größe der Dinge erfährt man durch Messen. Zum Messen
braucht man Maße. Die Maße bestimmen die Größe. Das Längenmaß
ist das Meter (m), welches in 10 Decimeter (dm), in 100 Centimeter (cm)
und in 1000 Millimeter (mm) eingeteilt ist. 1000 m heißen ein Kilo-
meter (km). Welche Leute müssen viel messen?
NB. Hieran schließen sich Übungen im Messen in der Schulstube, im Schul-
hose ic. Aus Spaziergängen sind Entfernungen, Wegbreiten, Abstände der Bäume,
die Länge ihres Schattens :c. abzuschätzen, worauf thunlichst durch Messungen bez.
durch Meterschritte die ungefähre Wahrheit und die Größe der Täuschung zu er-
Mitteln ist. Diese Übungen erwecken sehr bald das Interesse der Kinder, sind lehr-
reich und im Hinblick auf die Bildung des Augenmaßes notwendig.
Flüssigkeiten, wie Milch, Wein, Bier, Öl, und lose Dinge, wie Mehl,
Kirschen, Erbsen, Bohnen, werden mit hohlen Maßen gemessen. Die ge-
bräuchlichsten Hohlmaße sind das Liter (1) und das Hektoliter (100 I
oder hl). Flüssigkeiten und lose Dinge müssen gesaßt werden. Welche
Leute brauchen Hohlmaße?
NB. Die Klasse sollte im Besitze eines hohlen blechernen cdm sein; denn schon
auf dieser Stufe muß dem Kinde eingeprägt werden, daß das I den Inhalt eines
cdm saßt. Der Nachweis ist mit Sand zu führen, welcher aus dem cdm in das 1
geschüttet wird. Zur Veranschaulichung des hl ist auf bekannte Fässer hinzuweisen.
Andere Hohlmaße kommen hier noch nicht in Betracht, höchstens 72, 1h 1 ?c.
b. Die Körper drücken auf ihre Unterlage, z. B. auf die Hand, den
weichen Erdboden, die Wagschale. Sobald sie nicht mehr unterstützt werden,
fallen sie, z. B. der Apfel vom Baume, der Ziegel vom Dach. Was
sehr drückt, ist schwer, was wenig oder gar nicht drückt, ist leicht.
Körper, die schwerer sind als Wasser, sinken darin unter; Körper, die
leichter sind als Wasser, schwimmen auf demselben. Körper, die leichter
sind als die Luft, steigen empor. Die Schwere der Körper erfährt man
durch das Wägen und wird bestimmt durch Gewichte. Gewichte sind
das Kilogramm (kg) und das Gramm (g). Ein kg wiegt so viel als ein
eäm Wasser. Welche Waren werden gewogen? Wie wird gewogen? Welche
Leute müssen wägen? Wie muß gewogen werden?
NB. Auch Übungen im Wägen sind anzustellen, weshalb eine Wage in den
Klassenschrank gehört. Lor allem ist durch Wägen festzustellen, daß ein cdm Wasser
ein kg wiegt, daß also auch die Gewichte sich auf das Meter gründen. Der Druck
der Gewichte muß aber auch in der Hand der Schüler empfunden werden.
Die Beimat.
Hrundriß einer allgemeinen Keimatkunde.
Viertes Schuljahr.
Vorbemerkung. Erwägungen verschiedener Art nötigen uns, den Lehrstoff für
das 4. Schuljahr nur in skizzenhafter Form darzubieten. Erstens dürsten die
bisherigen Ausführungen nebst Lehrproben genügend dargethan haben, in welcher
Weise wir die Aufgabe der Heimatkunde aufgefaßt und den Lehrstoff derselben
verarbeitet wissen wollen; zweitens möchten wir den Umfang und somit auch den
davon abhängigen Preis dieses Lehrbuches nicht derart anschwellen lassen, daß die
Lehrerschaft davon abgeschreckt wird; endlich hatten wir noch zu bedenken, daß von
diesem Schuljahre an in den meisten Schulen der Boden der allgemeinen Heimat-
künde verlassen und derjenige einer besonderen Landschafts-, bez. Landeskunde
betreten wird, auf welchen wir bei der Mannigfaltigkeit und den Besonderheiten
des deutschen Landes und Lebens nicht zu folgen vermögen. Gleichwohl giebt es
noch zahlreiche Stoffe allgemeiner Natur, welche der Wiederholung, Ergänzung und
Vertiefung bedürfen oder als Elemente der Physik und Chemie neu aufzutreten
haben, wenn der Unterricht der Oberklassen jenen Vorstelluugs- und Sprachreichtum
und jene felbstwillige Aufmerksamkeit in den Schülern vorfinden soll, welche die
Erreichung höherer Ziele gewährleisten. Das Nachstehende bietet oder vielmehr deutet
diese Stoffe dem Lehrer an. Vielleicht ist es uns vergönnt, später in einem be-
sonderen Büchlein diese Lehrstoffe des 4. Schuljahres in gleicher Ausführlichkeit be-
handeln zu können wie die des 1.—3. Schuljahres. Wir hoffen dabei zugleich
nachzuweisen, wie der neuerdings in den Vordergrund gerückte Gesichtspunkt der
Lebensgemeinschaften in einer einfachen, der Kindesnatur und der Volksbildung
angemessenen Weise seine Berücksichtigung zu finden hat.
Formate Kinteitung.
1. Zur Orientierung.
Standpunkt und Gesichtskreis (Horizont). Erde, Himmel, Welt. Sonne,
Mond und Sterne. Vom scheinbaren Auf- und Niedergang der Himmels-
körper. Vom Stande der Sonne zu verschiedenen Tageszeiten. Die
Sonnenbahn im Laufe des Jahres; die Jahreszeiten; Tages- und Nacht-
länge. Der Ostpunkt (Orient). Die Himmelsgegenden und die Windrose.
Übungen im Orientieren. Aufsuchen des Polarsterns. Beobachtung der
18*
— 276 —
Bewegung der Sterne, besonders des Himmelswagens, um den Nordpol
des Himmels. Das Wichtigste vou der Beschaffenheit und dem Gebrauche
des Kompasses. EntWickelung der konzentrischen Kreise Schule, Wohnort,
Gemarkung, Kreis, Heimatland (Provinz), Vaterland (Reich), Europa,
Erde und Weltraum unter Benutzung des Globus.
1. Das walte Gott. Sturm. Heimat. 1.
2. Die Heimat. H. Weber. H. 2.
3. In der Heimat ist es schön. Krebs. H. 3.
4. Frühlingshoffnung. Geibel. H. 4.
2. Vom Messen und Zeichnen.
Die Größe der Dinge erfährt man genau durch Messen, ungefähr
durch Abschätzen. Linien, Entfernungen, Länge, Breite, Höhe (Tiefe,
Dicke) werden mit Längenmaßen gemessen uud bestimmt (m, cm, mm, km).
Flächen werden gemessen, berechnet und nach Quadratmaßen bestimmt
(qm, Ar, Hektar, qkm). Übungen im Messen mittels einer Schnur von
1 m Länge im Schulzimmer, Schulhofe ?e. Übungen im Abschätzen zur
Bildung des Augenmaßes. Vom verjüngten Maßstabe. Anzeichnen des
Grundrisses der Schnlstnbe, des Schulhauses und Schulhofes, des
Planes des Wohnortes, der Karte der Umgegend und des Heimat-
landes. Vorzeigen einer Reliefkarte. Aufsuchen des Heimatlandes auf
dem Globus.
I. Accus und Kof.
1. In der Wohnstube.
Die Wohnstube dehnt sich nach drei Seiten aus, ist lang, breit und
hoch, ist ein Raum. Vom Zwecke und der Notwendigkeit eines Wohn-
raumes unter Hinweis aus den Wechsel der Witterung in den Jahres-
zeiten. Etwas vom Klima. Von den Bedingungen des Lebens: atmen,
essen, trinken, arbeiten, schlafen. Gesunde Wohnungen müssen Luft und
Licht haben.
a. Die Luft in der Wohnstube. Die Luft, ein unsichtbarer, räum-
füllender Körper, besteht aus Stickstoff uud Sauerstoff. Wir brauchen die
Luft zum Atmen, behalten aber nur den Sauerstoff im Körper und atmen
den Stickstoff, vermengt mit der giftigen Kohlensäure, wieder aus. Da-
durch verdirbt die Luft des Zimmers; sie muß deshalb durch fleißiges
Lüften erneuert werden. — Vom Winde in der Stube. Die frische,
sauerstoffreiche Außenlust ist gewöhnlich kälter und darum schwerer als
die Zimmerluft, sie dringt als Zugluft vou selbst durch Ritzen und Spalten
ins Zimmer und treibt die leichtere Zimmerluft hinaus. Auch im Zimmer
entstehen Winde. Beweis: Versuch mit dem brennenden Lichte an der
Thürschwelle, am Schlosse, oben. — Wärme und Kälte. Die Zimmer-
lnst soll die richtige Wärme oder Temperatur haben, das Thermometer
15" R. zeigen. Ein Zimmer mit geringerer Wärme ist unbehaglich, muß
geheizt werden. Der Ofen (Zweck, Einrichtung; Heizmaterial; Feuer-
— 277 —
entzünduug; Vorgang der Verbrennung; Asche,Ruß,Rauch; Ofenrohr,Klappe,
Esse, giftige Luft) strahlt Wärme aus. Von guten und schlechten Wärme-
leitern (Versuche). Von den nützlichen und schädlichen Wirkungen des
Feuers. Feuersbrunst, Löschanstalten, Vorsichtsmaßregeln. Versicherung
des Hauses und der Ausstattung. — Vom Wetter in der Stube. Die
Menschen atmen nicht nur Luft aus, sondern auch Wasser; sie verlieren
in 24 Stunden 1 kg- durch Haut und Luuge; Wasser im Zimmer ver-
dunstet rasch, warme Speisen und Getränke geben Wasserdampf von sich.
Dieses Wasser befindet sich in der Luft in Form sehr kleiner, unsichtbarer,
schwebender Bläschen. Die Luft trinkt gleichsam dieses Wasser, je wärmer
sie ist, desto mehr. Kühlt sich die Luft an kalten Gegenständen, Fenster-
scheiden, Wänden 2C., ab, so schlägt sich der Wasserdampf daran in Tropfen
nieder; im Winter gefrieren diese zu Eisblumen. Gesunde Zimmerluft
darf nicht zu trocken, aber auch nicht zu feucht sein.
NB. Mancherlei Versuche, die zugleich lehrreiche Spielereien sind, wie z. B.
die aus einem Kartenblatte geschnittene „Tanzende Schlange", die Windmühle auf
dem Ofen ?c., sind selbstverständlich mit den Stoffen unter a und b zu verbinden.
b. Drtö Licht in der Wohnstube. Die Souueustrahleu sind gerad-
linig, unzählig, hell, warm. Die Körper sind im Verhältnis zum Lichte
durchsichtig, durchscheinend oder undurchsichtig. Grelles, blendendes, mattes,
Licht. Fenster, Läden, Vorhänge. Finsternis. Menschen, Tiere und
Pflanzen gedeihen meist nur im Lichte; doch giebt es auch lichtscheue
Tiere und Pflanzen (welche?). Das Wichtigste vom Spiegel. Der Spiegel
wirft die Lichtstrahlen zurück (Widerspiegelung der Sonnenstrahlen an der
Zimmerwand). Von Licht und Schatten (Schattenbilder). Künstliches
Licht. Beleuchtung mit Öl, Petroleum, Gas, Talg, Wachs iz. Wie man
diese Leuchtstoffe gewinnt und anwendet. Die Sonnenstäubchen im
Lichtstrahl. Wie und woraus der Staub entsteht, aus welche Weise er
überallhin gelangt. Reine Luft, gesunde Luft. Reinliche Wohnung, ge-
snnde Wohnung.
c. Oie Stoffe in der Wohnstube. Bruchstein, Ziegel, Mörtel (Kalk,
Sand), Gips, Glas; Eisen, Stahl, Kupfer, Gold, Silber, Zinn, Zink,
Blei, Nickel, Quecksilber, Neusilber (Kupfer, Ziuk, Nickel), Messing (Kupfer,
Ziuk), Bronze (Kupfer, Zinn); Perlmutter, Bernstein, Elfenbein, Knochen,
Gummi, Schildpatt, Horn; Wolle, Baumwolle, Seide, Leinwand, Hans;
Eichen-, Tannen-, Fichten-, Kiefern-, Nußbaum-, Mahagoni-, Ebenholz,
Stuhlrohr; Papier, Tapete, Pappe; Lack, Firnis, Farbstoffe.
NB. Die Aufgabe dieser Lektion ist, die vorgenannten Stoffe, mit denen der
Schüler täglich in Berührung kommt, nach ihren augenfälligsten Merkmalen unter-
scheiden und richtig benennen zu lehren. Zu diesem Zwecke sind sie in irgend einer
Form vorzuzeigen, wobei zugleich in thunlichster Kürze die Fragen: Zu welchen
Dingen werden diese Stoffe verarbeitet? Wer verarbeitet sie? Woher kommen sie?
Wie werden sie gewonnen? Welche Eigenschaften haben sie? zu beantworten sind.
ä. Stubenpflaiyen. Hyazinthen, Tulpen, Narzissen, Rosen, Fuchsien,
Veilchen, Kamelien, Blattpflanzen 2C. Ihre Lebensbedingungen: Tops,
Untersetzer, Erde, Waffer, Licht, Wärme. Ihre Pflege: nimm gute Erde,
begieße womöglich mit Regenwasser (Brunnenwasser ist zu hart und kalkig),
— 278 —
nicht mit zu kaltem oder zu warmem Wasser, im Sommer abends, im
Winter srüh, nicht zu viel, sonst faulen die Wurzeln, ruhende Gewächse
wenig, blühende oft; stäube die Blätter ab, sonst können sie nicht atmen;
befreie sie von Schmarotzern (Regenwürmern, Tausendfüßen, Asseln, Blatt-
lausen); schneide die verblühenden Blumen ab. Die Stubenpflanzen er-
freuen uns nicht nur, sie verzehren auch die schädliche Kohleusänre und
reinigen somit die Zimmerluft. Betäubend riechende Pflanzen dürfen nicht
im Schlafzimmer stehen. — Auf feuchten Wänden, Speisen, altem Brote ?c.
stellen sich von selbst kleine, blütenlose Pflanzen ein: Pilze, Schimmel :e.
Ihre feinen Sporen fliegen in der Lnft umher, lassen sich nieder und
entwickeln sich zu Pflänzchen, die sich sehr rasch vermehren. Viele Arten
dieser Pilze sind so klein, daß man sie nur mit dem Vergrößerungsglase
erkennt; manche rufen gefährliche Krankheiten hervor.
6. Tiere in der Aohnltnbt. In der Wohnstube befinden sich teils
mit, teils gegen nnsern Willen mancherlei Tiere: Hund, Katze, Maus
(Säugetiere); Kanarienvogel, Rotkehlchen, Gimpel, Fink :c. (Vögel); Toten-
uhr, Marienkäfer, Motte, Fiege, Floh, Wanze (Infekten oder Kerbtiere,
Ungeziefer); Spinnen; winzige Infusorien.
NB. Alle diese Tiere werden nicht in der Art der früheren Naturbeschrei-
bung besprochen, sondern nur in ihren wesentlichen Eigenschaften gekennzeichnet.
Der Kanarienvogel. Beschreibung des Körpers. Seine Heimat
sind die kanarischen Inseln, auf denen er in Scharen lebt, wie bei uns
der Sperling. Er ist ein Singvogel, der zur Finkenfamilie gehört und
seit 300 Jahren als Stubenvogel bei uns (namentlich im Harz) gezüchtet
wird. Nahrung: Rübsamen, Hans, Mohn, Vogelmiere, Kreuzkraut, Zucker.
Brüten mehrmals im Jahre 2—6 grünliche, gefleckte Eier aus. Gute
Sänger. Gelehrig, lassen sich abrichten. Pflege: reiner Käfig, frisches
Wasser, gutes Futter.
Der Goldfisch. Beschreibung des Körpers. Zweck und Ban der
Kiemen und Flossen. Lebt in seiner Heimat China in Gartenteichen, bei
uns in Glasbehältern. Pflege: oft frisches Wasser, Ameisenlarven (fälsch-
lich Ameiseneier genannt) als Nahrung.
NB. Wie bei den Stubenpflanzen, so ist auch bei den Stubentieren die Haupt-
fache der Hinweis auf die richtige und liebevolle Pflege, zumal diese häufig den
Kindern anvertraut wird. In der Stadt sind ja sehr oft diese Tiere die einzigen,
welche die Kinder hegen und pflegen können.
Die Totenuhr. — Die Stubenfliege.
NB. Die Besprechung folgt am besten dem Inhalte der Lesestücke.
1. Gott lebt noch. Sturni. H. 6.
2. Rätsel. Schiller. H. 7.
3. Die beiden Feuer. Moritz. H. 3.
4. Gelehrigkeit des Kanarienvogels. Lenz. H. 9.
3. Lebensgeschichte einer Stubenfliege. Wagner. H. 10.
6, Die Totenuhr. Wagner. H. 11.
7. Rätsel. H. 12.
— 279 —
2. In Küche und Keller.
a. Am häuslichen Herde. In der Küche werden die Speisen be-
reitet, wohlschmeckend nnd verdaulich gemacht. Die Einrichtung derselben;
Geräte und Gesäße. Feuer und Wasser sind die treuen Gehilfen der
Mutter beim Kochen, Braten und Backen. Wie das Wasser kocht, der
Dampf sich bildet uud au kühlen Gegenständen wieder niederschlägt. Er-
Zählung, wie James Watt in der Küche seiner Mutter schon als Knabe
die Dampfbildung im Theekessel beobachtete, darüber nachsann und später
der Erfinder der Dampfmaschine wurde. Das gewöhnliche Wasser hat
mineralische Bestandteile (Kalkansätze in Töpfen), niedergeschlagenes nicht
mehr: es ist destilliert.
Um die Speisen wohlschmeckender zu machen, setzen wir Gewürze
hinzu, z. B. Petersilie, Zwiebeln, Dill iz. (aus dem Garten), Pfefferkörner,
Zimtrinde, Zucker, Muskatnuß, Lorbeerblätter :c. (aus fremden Ländern,
vom Kaufmann). Die wichtigsten Gewürze sind jedoch Salz und Zucker.
Das Salz. Mineral. Steinsalz, Seesalz, Salzsole. Gewinnung.
Krystalle: würfelförmig, durchsichtig. Geschmack. Aus Versuchen werden
folgende Sätze gewonnen: 1. Eine gesättigte Lösung nimmt nichts mehr
auf. 2. Durch Auflösen von Salz im Wasser wird letzteres schwerer.
3. Durch Abdampfen des Wassers erhält man wiederum Krystalle, sie sind
klein. 4. Durch Verdunsten erhält man größere Krystalle als durch Ver-
dampfen. 5. Die Verdunstung geht langsamer vor sich als die Ver-
dampfung. — Von der Verwendung des Salzes im Haushalte.
Der Zucker ist ein Erzeugnis gewisser Pflanzen, besonders des
Zuckerrohres und der Zuckerrübe. Hutzucker (fest zusammenhängende, kleine
Krystalle), Kochzucker (lose Krystalle), Kandiszucker (große Krystalle). Ge-
schmack. Benutzung. Aus Versuchen werden folgende Sätze gewonnen:
1. Im heißen Wasser löst sich der Zucker leichter als im kalten. 2. Wasser
löst mehr Zucker als Salz. 3. Eine gesättigte Salzlösung ist dünnflüssig,
eine gesättigte Zuckerlösung ist dickflüssig. 4. Eine gesättigte Salzlösung löst
kein Salz mehr auf, wohl aber noch Zucker.
Die Fette stammen teils aus dem Tierreiche (Rinds- und Hammeltalg,
Schweine- und Gänsefett, Butter, Wachs), teils aus dem Pflanzenreiche
(Rüb-, Lein-, Baumöl 2C.), teils aus dem Mineralreiche (Petroleum, Paraffin).
Manche sind fest, manche flüssig. Die festen schmelzen leicht und gerinnen
nach der Erkaltung. Aus Versuchen wird gewonnen: 1. Öl und Wasser
vermischen sich nicht. 2. Fette verwandeln sich in der Hitze in brennbare
Gase (Lampe, Kerze). Von der Benutzung der Fette zum Essen, zur Be-
leuchtuug, zum Schmiereu, zur Bereitung der Seife.
b. Der Keller, ein gewölbter Raum im Haufe, unter der Erdober-
fläche, erscheint im Sommer kühl, im Winter warm, weil er während des
ganzen Jahres eine gleichmäßige Temperatur, etwa 8 bewahrt. Dadurch
gewährt er Schutz gegen Fäulnis, Vertrockuung, Frost, Insekten ?c. Was
im Keller aufbewahrt wird. Die feuchte Kellerluft ist für Menschen un-
gesund. Manche Tiere, wie Ratten, Mäuse, Kellerasseln, halten sich gern
— 280 —
im Keller auf. Die Pflanzen dagegen gedeihen nicht im Keller, nur Pilze
(Schimmel), die das Licht nicht lieben. Die Kartoffel treibt wohl lange
Keime, aber sie sind färb- und blattlos, streben dem Lichte zu und ranken
sich bis zum Kellerfenster empor. — Die Ratte, ein Nagetier, noch einmal
so groß wie die Maus, hat eine spitze Schnauze mit langen Barthaaren,
ein scharfes Gebiß und einen langen, nackten, schuppigen, peitschenförmigen
Schwanz, ist bissig, lärmend, gefräßig und dreist, vermehrt sich stark und
kann zur Plage werden, so daß man sie mit Rattengift vertilgen muß.
In der Not werden sie gegessen (Belagerung von Paris).
1. Brot und Salz segnet Gott. Grimm. H. 13.
2. Gleiche Ursache, ungleiche Wirkung. Äsop. H. 14.
3. Aschenbrödel. Bechstein. H. 15.
4. Der Rattenfänger zu Hameln. Grimm. H. 16.
5. Das Wasser und der Wein. Wunderhorn. H. 17.
3. Auf und unter dem Dache.
a. Äas Dach. Zweck: schützt das Innere des Gebäudes gegen Regen,
Schnee ?c. Formen: steil, flach, platt, gewölbt. Teile: Dachstuhl, First,
Giebel. Bedachungsmaterial: rote, aus Lehm gebrannte Ziegel; schwarz-
blauer, tafelförmiger, blätteriger Schiefer, der aus Thon besteht, wovon
man sich überzeugen kann, wenn man ihn schabt; Dachpappe; Schindeln,
Stroh; Zink, Kupfer.
d. Pflanzen auf dem Dache. Die Ziegel verwittern, werden zer-
fressen vom „Zahne der Zeit"; Winde tragen Sporen von Flechten und
Moosen herbei; genährt vom Stein und Regen und Sonnenschein, wachsen
sie wie auf Felsen. Mauerschüsselflechte: ein Lager von kleinen, krusten-
artigen Schuppen, in der Mitte gelbe Fruchtschüsselchen. Mauerschrau-
benmoos: dichter, polsterartiger Rasen, helle Haarspitzen an den Blättern,
walzenförmige Früchtchen auf dünnen Stielen. Hauslaub: dichte Ro-
fetten von dicken, fleischigen Blättern, die viel Wasser enthalten; es nährt
sich aus den dürftigen Erdballen an seinen Wurzeln und vom Wasser.
c. Tiere. Störche nisten, Tauben und Sperlinge tummeln sich gern
auf Dächern, Schwalben und Rotschwänzchen bauen sich am Dache an. —
Unter dem Dache verbirgt sich auch die scheue Fledermaus, ein sonder-
bares Säugetier, kein Vogel. Sie hängt sich am Tage in Schlupfwinkeln,
z. B. auf dem Bodenräume, in der Nähe der warmen Esse, an den Hinter-
beinen auf und schläft. Ober- und Unterarm auffällig lang; daran Vier-
lange Finger, dünn wie die Stäbe eines Schirmes. Flughaut: fein, aus-
gespannt zwischen den Zehen, den Füßen und dem Schwänze. Ohrmuscheln:
sehr groß. Maul: breitgespalten zum Aufschnappen der Insekten. Häß-
liche Hautfalten an der Nase. Die Fledermäuse flattern leise, aber
schnell, an schönen Sommerabenden umher, und zwar gern im Zickzack
und in verschlungenen Linien. Nützliche Flattertiere. Winterschlaf.
d. Der Slihatileiter am Dache: eine eiserne, ununterbrochene Leitung
bis in die feuchte Erde hinab. Zweck. Franklin. Einiges von der
— 281 —
Elektrizität. Einfacher Versuch mit der Siegellackstange und Entladung
einer Leydeuer Flasche. — Übungen im Beobachten der Wettersahne.
1. Das Maurermeisterlein. Monica. H. 18.
2. Die Schwalbe. H. Weber. H. 19.
3. Die Falschheit der Fledermaus. Äsop. H. 20.
4. Storch und Spatz. Enslin. H. 21.
4. Das Haus und seine Geschichte.
Höhlen, Pfahlbauten; Jäger und Fischer, Hütten; Nomaden, Zelt;
Ackerbauer, schlichte Wohnungen aus Holz, Lehm, Stein. Wie die alten
Deutschen wohnten: Hütten in umfriedigten Gehöften (Hausfriedensbruch);
rohe Holzwände, behangen mit Waffen und Jagdgerät; Bänke, Herd,
Bärenhaut; keine Esfe, Dielen und Fenster, sondern Rauchloch, Estrich
und Läden, keine Lampen, sondern Kienspäne, Fackeln zc. Später: in
steinernen Häusern mit Läden, ohne Fenster. Noch später: Häuser mit
dicken Mauern, Holzschnitzwerk, kleinen Fenstern (runden Scheiben), großen
Kachelöfen, Erkern, Inschriften.
Beschreibung des heutigen Bauern- und Bürgerhauses, des Palastes
uud der Hütte. Wohnungsnot in großen Städten. Mietwohnungen.
1. Das Vaterhaus. Sprüngli. H. 22.
2♦ Zimmerspruch. Uhlaud. H. 23.
3^ Die Mauersteine. Fulda. H. 24.
4. Der Pilger. Chr. v. Schmid. H. 25.
5. Kein Mensch zu Haus. Rückert. H. 26.
6. Die drei Hausräte. Aurbacher. H. 27.
7. Im Hause der alten Deutschen. H. Weber. H. 28.
5. Im Hofe.
Nebengebäude des Wohnhauses. Namen, Zweck, Beschaffenheit der-
selben. Was ist ein Bauernhof? ein Kirchhof? der Hof eines Königs?
der Hof um deu Moud?
a. Jtltt Brunnen. Tiefes, senkrechtes, meist ausgemauertes Loch;
ausgegraben schon bei' Beginn des Hausbaues (warum?). Wasser in der
Erde (woher?); Grundwasser, verschiedener Stand desselben nach der
Örtlichkeit, den Erdschichten und Gesteinsarten. Gutes Trinkwasser,
eine Wohlthat; enthält aufgelöste mineralische Bestandteile: Kalk, Kohlen-
säure, Salz, Salpeter, Eisen; kühl, 8—10°; darf nicht verunreinigt
werden (z. B. durch Senkgruben in der Nähe; Cholera). Grüner Überzug
am Rohre und an den feuchten Gesteinen des Wasserablaufes: Algen,
einfache, pflanzliche, schleimige Gebilde. Schöpfvorrichtungen: Eimer
(am Ziehbrunnen); Pumpe; Röhrbrunnen; Springbrunnen; Born.
NB. Der Vorgang des Pumpens ist an einem gläsernen Pumpenmodell zu
veranschaulichen, das Princip des Springbrunnens durch eine einfache Vorrichtung.
— 282 —
b. Steine im Hofe. Das Pflaster, der Kies, der Sand. — Der
gemeine Kieselstein: Quarz, gelblich gefärbt durch Eisenrost, innen
oft hell, glasartig, weiß, gebändert, punktiert, schwärzlich, rotbraun; ab-
gerundete Form, Rollstein, Geschiebe; liegt zerstreut auf den Fluren.
Feuerstein, Achat, Amethyst sind seine Vettern. Gartenkies: kleine Kiesel-
stückchen, anfangs gelb, dann gebleicht vom Regen. Kiessand. Quarz-
saud. Sandstein: Säulen, Platten, Schwellen, Stufen, Quadern;
besteht aus zahllosen Sandkörnchen, verkittet durch kalkige, lehmige, thonige
Bestandteile. Der Sandstein unter der Dachtraufe wird ausgewaschen,
Korn nach Korn löst der Regen ab. Ähnlich sind entstanden die sonder-
baren Felsformen im Sandsteingebirge.
NB. Von den verschiedenen Steinen :c. sind Stücke vorzuzeigen.
c. Abfälle im Hofe. Bedingungen der Behaglichkeit und Gesund-
heit der Hausbewohner: Reinlichkeit, Ordnung. Abnutzung, Verbrauch,
Vergehen aller Dinge. Die Dinge verändern nur ihre Form, ihre
Verbindungen. Auf der Erde kann nichts verschwinden. Aschen-,
Senk-, Düngergrube. Kehricht, Wegwurf; Schleusen. Nutzen des Düngers.
Benutzung der Knochen (Knochenmehl, beinerne Dinge, Phosphor, Leim),
Lumpen (Papier, Pappe), Sägespäne (Puppenbälge, Bälle, Holzessig),
Holzasche (Düngemittel), Glasscherben (werden wieder eingeschmolzen in
der Glashütte), Eisenstücke (desgl. in der Schmelzhütte). Wanderungen
der Stoffe. Es kann sich wiederfinden ein alter Papierfetzen in der Bank-
note, ein Pappdeckel in einer zierlichen Figur von Papiermache, ein alter
Nagel in einer Pflugschar iz.
d. Tiere im Hofe. Pferd, Kuh, Schwein, Schaf, Ziege, Hund,
Katze, Kaninchen, Ratte, Maus, Marder, Iltis; Gans, Ente, Schwan,
Hühner (Haus-, Perl-, Trut-, Pfauhühner), Tauben, Sperling, Schwalbe,
Rotschwänzchen; Frosch; Bremsen, Mücken, Wespen, Fliegende. Nutzen,
Pflege und Wartung der Haustiere.
Der Sperling. Siehe H. Nr. 34.
1. Das Kind am Brunnen. Hebbel. H. 29.
2. Brave Leute. Schöler. H. 30.
3. Tas treue Roß. Hoffmann v. F. H. 31.
4. Rollkiesels Lebensgeschichte. H. Weber. H. 32.
5. Täubchens Tod. Hoffmann v. F. H. 33.
6. Der Sperling, genannt Spatz. Walther. H. 34.
7. Die zwei Sperlinge. Meißner. H. 35.
8. Der Fuchs und der Iltis. Krummacher. H. 36.
9. Die Geschichte des alten Wolfes. Lessing. H. 37.
6. Im Garten.
a. "Die Gartenerde: ein Gemenge von verwitterten Gesteinen, von
zahlreichen Resten abgestorbener pflanzlicher und tierischer Wesen, von
Auswurfsstoffen (Dünger); daher locker, schwärzlich, fettig, fruchtbar;
der Regen löst und zerfetzt die Bestandteile des Bodens, diese dringen
— 283 —
mit dem Wasser in die Pflanzen und bilden neue Zellen, d. h. die Pflanzen
wachsen. Regenwürmer, Käser, Ameisen, Larven :c. im Boden. Welche
Blumen, welche Sträucher, welche Gemüsearten wachsen im Garten?
b. Im Blumengarten. Das Hecken- oder Dornröschen: ein
Strauch mit sichelförmigen Stacheln (nicht Dornen), gezäunten Blättern.
Kelch: krugförmig, eingeschnürt, fleischig, mit Zipfeln versehen, umgiebt
die zahlreichen Nüßchen und bildet eine Frucht, die Hagebutte. Blumen-
kröne: fünfblätterig, zahlreiche, auf dem Kelche stehende Staubgefäße, viele
Pistille; einfach. Gartenrose: gefüllt, die Staubfäden haben sich in
Blumenblätter verwandelt; die Königin des Gartens im Juni und Juli,
ist ein Sinnbild (der Schönheit), wie Veilchen (Bescheidenheit), Vergiß-
meinnicht (Treue), Lilie (Reinheit, Unschuld); Rosenwasser, Rosenöl.
Andere Rosenblütler: Erd-, Brom-, Himbeere, Weißdorn, Apfelbaum.
Lippenblütler: meist wohlriechende Kräuter; Melisse, Salbei,
Pfefferkraut zc. 2 lange und 2 kurze Staubgefäße.
Schmetterlingsblütler: Erbse, Bohne, Linse, nahrhafte Hülsen-
fruchte; Goldregen, giftig in allen Teilen.
Korbblütler: Sonnenrose, Aster, Ringelblume.
Giftpflanzen: Fingerhut, Eisenhut, Nachtschatten, Schierling.
Schlingpflanzen an der Laube: Winde, Pfeifenstrauch, wilder
Wein, Geißblatt (Jelängerjelieber) zc.
Unkräuter im Garten. Löwenzahn, Gänseblümchen (im Rasen);
Kreuzkraut, Hirtentäschel (an Wegen), Melden (mit weißbereiften Stengeln
und Blättern), Vogelknöterich, Sauerklee (aus Amerika eingewandert),
Vogelmiere. Brennessel: feine Haare mit spröden Spitzen, hohl wie
Schlangenzähne, giftiger Saft, brennt (feuchte Erde auflegen); bei herz-
haftem Augreifen legen sich die Haare um. Nutzen: Viehsutter; Bastfasern,
eine Verwandte vom Hanf.
Wie die Unkräuter in den Garten kommen. Ihr Kampf mit den
angebauten Pflanzen. Jäten.
NB. Von allen in diesem Kapitel aufgeführten Pflanzen sind Exemplare zur
Schule mitzubringen, aber nicht, um sie botanisch zu zergliedern und zu befchrei-
den; es genügt, wenn die Schüler durch öfteres Vorzeigen und Benennen gewöhnt
werden, sie an ihrem Habitus zu erkennen und ihre Familienangehörigkeit nach dem
augenfälligsten Merkmale anzugeben. Nur einzelne Pflanzen, die sehr wichtig oder
besonders lieblich sind oder eine neue Familie vertreten, mögen in der ausfuhr-
licheu Weise behandelt werden, wie sie manche Skizzen zeigen.
c. Tiere im Garten. Maulwurf, Igel; Fink, Meise, Star,
Sperling, Grasmücke, Nachtigall zc.; Frösche, Kröte (in der Mauer);
Kohlweißling, Citronenvogel zc.; Maikäser, Bohrkäfer, Apfelstecher (in der
Blüte); Totengräber, Johanniswürmchen zc.; Ameife, Biene, Wefpe,
Hummel; Schnecke; Spinne; Ohrwurm, Tauseudfuß, Regenwurm.
Der Star. Schwarzbrauner Vogel mit blau und grün schillerndem
Gefieder; Schnabel: psriemenförmig; 3 schwarze Zehen nach vorn, 1 nach
hinten, Füße aber rötlich. Kerbtierfresser, darum nützlicher Zugvogel,
scharenweise bei uns vom März bis Oktober. Höhlenbrüter; Nistkästen;
4—6 blaßgrüne Eier, brütet zweimal. Zähmbar, gelehrig, lernt schwatzen.
- 284 —
Der Regenwurm. Körper: spannenlang, walzenrund, nackt; ohne
Glieder, Augen, Fühler, Kiemen. Ringe. Der Regenwurm gräbt tiefe
Löcher in die Erde, erscheint bei Regen uud nachts aus der Oberfläche,
frißt die Wurzeln ab, nützt durch die Lockerung des Bodens.
Der Totengräber. Siehe H. Nr. 45.
NB. Auch die Tiere des Gartens sind nicht ausführlich zu beschreiben, wohl
aber find solche, die den Kindern noch unbekannt sein könnten, in natura oder in
effigie vorzuzeigen. Hauptsache ist und bleibt, daß die Kinder angeregt werden,
diese Tiere im Garten aufzusuchen und in ihrer Lebensweise zu beobachten.
ä. Im Obstgarten. Holzäpfel und Holzbirnen im Walde. Baum-
schule. Wildlinge. Veredelung durch Pfropfen und Okulieren. Stein-
obst. Kernobst. Echte Beeren (Wein-, Johannis-, Stachelbeeren; die
Samenkerne schwimmen im saftigen Fleische ohne anderweite Umhüllungen).
Scheinbeeren (z. B. die Erdbeere, der Fruchtboden selbst ist saftig und
wohlschmeckend geworden, die Früchtchen sind als kleine, harte Körnchen an
feiner Oberfläche geblieben). Nüsse.
Der Apfelbaum. Baum mit wagerechten oder herabgebogeuen
Ästen. Blätter: eirund, zugespitzt, sägezähuig, kurzstielig. Rosenblütler.
Blumenkroue: fünfblätterig, weiß, rot angehaucht; der Kelch umschließt
die künftige Frucht; diese ist eine fünffächerige, trockenhäutige Hülle (Gröbs)
mit Samenkernen, umgeben vom fleischig gewordenen Kelche, dessen Zipfel
am Apfel bleiben. Blüht April und Mai. Apfelsorten. Vielfacher Nutzen.
1. Frühlingsgarten. Goethe. H. 38.
2. Frühlingsgruß. Heine. H. 39.
3. Die Sonnenblume. Tersteegen. H. 40.
4. Der Ursprung der Rose. Rückert. H. 41.
5. Die Einkehr. Uhlaud. H. 42.
6. Der Star des Königs Max. Jakobs. H. 43.
7. Der Zaunkönig. Sturm. H. 44.
8. Der Totengräber. Wagner. H. 45.
9. Die Schnecke. Pseffel. H. 46.
II. Der Keimcrtort.
Wald, Einöde, Ansiedelung, Niederlassung, Ortschaft, Dorf, Stadt;
einzelne Höfe, Fabriken, Mühlen. Ortsnamen, meist angegeben nach der
Lage; ihre häufigsten Endungen. Warum die meisten Orte an fließenden
Gewässern liegen, warum mehr in Ebenen nud Thälern als auf Bergen.
Notwendigkeit und Vorteile des gesellschaftlichen Znfammenwohnens. Ge-
meinde. Verwaltung und Eigentum der Gemeinde.
1. Das Heimatdorf.
a. Lage und 6e schaffende lt. An welchem Gewässer, in welcher
Gegend (Gau, Landschaft, Gebirge), in welcher Parochie, in welchem Be-
zirke, Kreise, Lande (Provinz) liegt das Dorf? Die Anlage: zerstreute
— 285 —
Häuser, Bauart derselben, Höfe, Thore, Vor- und Hintergarten, grüne
Hecken, Stellung der Gebäude zu einander, zur Straße. Die Dorfstraße:
krumm, uneben, nngepflastert, nachts finster, mit Fußwegen, Gräben,
offenen Schleusen versehen. Dorfteich; Anger. Der Gemeinde gehörige
Gebäude: Kirche, Pfarre, Schule, Spritzenhaus, Armenhaus. Privat-
gebäude: Wirtshaus; Bauernhöfe; Wohnungen der Arbeiter, Tagelöhner
(Häusler) und Handwerker. Schloß (Lage, Beschaffenheit, Umgebung;
Rittergut, Adel). Statistik: Die Einwohner (Seelen, Köpfe) nach Stand,
Zahl und Religion. Die Zahl der Haushaltungen, Pferde, Rinder ic.
Gemarkung, Größe, Grenzen, Flurbuch, Flurplan. — Der Gemeinde-,
Schul- und Kirchenvorstand.
d. Geschichtliches. Die Sprache der Dörfler, die wichtigsten Eigen-
tümlichkeiten der Mundart. Feste: Kirmes, Pfingstschießen zc. Was sich
die alten Leute im Dorfe von früher erzählen (Frondienst), was man
über die Gründung und die Geschicke des Dorfes überhaupt weiß. Sagen
und Aberglauben der Heimat. Ob das heimatliche Dorf ein Bauern-,
Fabrik-, Fischer-, Kirch-, Nebendorf, Marktflecken :c. ist. — Ausblick in die
Umgegend; die benachbarten Orte nach Lage und Entfernung.
1. Traute Heimat, v. Salis. H. 47.
2. Der anbrechende Tag auf dem Dorfe. H. 48.
8. Der weiße Spatz. Glaubrecht. H. 49.
4. Meister Hämmerlein. H. 50.
5. Die teure Zeche. Verth. H. 51.
6. Der überlistete Wahrsager. Buschmann. H. 52.
7. Wer ist ein größerer Herr? Auerbach. H. 53.
2. Die Vaterstadt.
a. Geschichtliches. Entstehung und Alter der Stadt. Früher: An-
siedluug in und um feste Burgen (Bürger), an Wasser-, Land-, Heer-,
Handelsstraßen; jetzt: an Eisenbahnen, Knotenpunkten des Verkehrs,
Spuren von alten Wällen, Gräben, Ringmauern, Türmen. Was erzählt
die Stadtchronik von der Gründung, den früheren Zuständen und Schick-
salen der Vaterstadt?
b. Geographisches. Ist die Vaterstadt offene Stadt oder Festung,
Residenz-, Haupt-, Kreis-, Landstadt; Binnen- oder Seestadt; Handels-,,
Fabrik-, Berg-, Universitätsstadt? Lage der Vaterstadt in Bezug auf Ge-
Wässer, Gau, Gebirge, Ebene, Eisenbahnen; Kreis, Provinz, Land. Der
Name der Vaterstadt; Stadtsarben, Stadtwappen.
c. Oer Stadtplan. Innere (alte), äußere Stadt (Vorstädte), Mittel-
Punkt, Umfang, Ausdehnung. — Freie Plätze: Namen, Lage, Größen-
Verhältnisse, Zweck; Markt, Notwendigkeit desselben, Schilderung des
Marktverkehres; Brunnen, Denkmäler, öffentliche Gebäude, Straßen (vom
Marktplatze aus): Richtung, Ausdehnung, Haupt- und Querstraßen, Gäßchen.
Straßenkörper: Pflaster, Bürgersteig, Rinnsteine, Schleusen (Zweck,
— 286 —
Richtung- Ausmündung), Beleuchtung (Laternen, Gas, Gasleitung, Gas-
anstatt), Wasserleitung (Anlage, Verzweigung der Röhren durch die
Stadt, Fallen und Steigen des Wassers). Straßenordnung: Reinigung.
Abfuhr der Abfallsstoffe, Sprengung. Erklärung der Straßennamen,
von den Personen und Ereignissen, an die sie erinnern. Ungefähre Zahl
der Straßen und Häuser der Stadt. Brücken. — Promenaden: Zweck,
die vorherrschenden Pflanzen in denselben; Schutz der Anpflanzungen.
Teich (Weiher). Tiergarten? Botanischer Garten? Park?
Die Linde. Wipfel: schön, rundlich. Stamm: umfangreich bei
hohem Alter. Blätter: schiefherzförmig. Blüte mit einem zungeuförmigeu,
gelblichen Deckblatte an einem Stiele. Kelch und Krone: fünfblätterig,
zahlreiche Staubgefäße, Niißchen (Kapsel mit 1—2 Samen). Groß- nnd
kleinblätterige Linden. Holz: weich, weiß; Schnitzereien, Zeichenkohle,
Schießpulver, Zahnpulver, Bast. Blüten: honigreich, schweißtreibender
Thee. Lindenschwärmer. Rotwanze (Soldaten). Standort?
Der Schwan auf dem Stadtweiher. Doppelte Größe der Gans,
schneeweißes oder schwarzes Gefieder, sehr langer, schön gebogener Hals,
ein breiter, roter Schnabel, schwarze Füße; der Gang ist schwerfällig.
Er legt 8 weißgrüne Eier, läßt sich nicht necken, lebt von Wassertieren
und Wasserkräutern.
ä. Gebäude. Rathaus: Alter, Bauart; Sitz der städtischen Ver-
waltung, Gemeindevertreter, Verwaltungsbeamte (Bürgermeister, Stadt-
räte, andere Beamte). Erhebung der Steuern uud des Schulgeldes.
Verordnungen, Gesetze, Verbote (z. B. bezüglich des Verkehrs, des öffent-
lichen Eigentums). -— Polizei: Ordnung, Ruhe, Wohlanständigkeit, Schutz
und Sicherheit. —Rechtspflege: Staatsanwalt, Gericht, Personaldesselben,
Gefängnis; Rechtsanwälte. — Militär: Soldaten, Kasernen, Wachtposten,
Parade, Exerzierplatz, Besatzung (Garnison), Einquartierung. — Wohl-
thätigkeitsanstalten: Armen- und Waisenhaus, Hospital, Speise-,
Taubstummen-, Blinden-, Heilanstalten; milde Stiftungen, Sparkasse,
Leihhaus. — Gesundheitspflege: Ärzte, Apotheke, Bäder, Turn- und
Spielplätze, Promenaden. Straßen- und Kloakenreinigung. Kirchhöfe. —
Schulen. Arten, verschiedener Zweck, Lage und Eigentümlichkeiten der-
selben. Die Bildungsverhältnisse sonst und jetzt. Lehrer. — Kirchen.
Die Religionsverhältnisse der Heimat. Die verschiedenen Kirchen und ihre
Eigentümlichkeiten nach Größe, Bauart, Gottesdienst, Form nnd Höhe der
Türme. Synagoge? — Kunst und Wissenschaft. Theater, Konzerte,
Museum, Sammlungen, Bibliotheken. Denkmäler, Prachtgebäude. Schau-
spieler, Musiker, Bildhauer, Holzschneider, Maler, Baumeister. Gelehrte.
Buchdruckereieu: Zeitungen, Bücher, Holzschnitte; Schriftsetzer, Buchdrucker.
e. Gewerbe. Die Handwerker; Meister, Gesellen, Lehrlinge; Werk-
stätte; Werkzeuge. Rohstoffe. — Fabriken: Maschinenarbeit, Wasserkraft,
Dampfkraft, Arbeitsteilung; Fabrikherr, Beamte, Arbeiter, Lohnverhältnisse.
Was und wie fabriziert wird. — Brennerei, Brauerei, Schlächterei,
Bäckerei; Mühlen; Eisengießerei, Ziegelbrennerei zc. Welche Industrie-
— 287 —
zweige sind vorherrschend, durch die'Bodenverhältnisse bedingt, durch die
Lage der Stadt begünstigt, durch Herkommen üblich, weithin berühmt zc. ?
f. Handel und Verkehr. Von den Bedürfnissen der Menschen.
Güter, Waren. Tauschen, kaufen und verkaufen. Kaufleute, Firma, Kauf-
laden, Niederlagen. Groß- und Kleinhändler. Handelsplatz. Märkte,
Messen, Güter- und Meufchenverkehr; Fuhrleute, Eisenbahn, Pferdebahn,
Post, Omnibus, Droschken; Telegraph, Telephon.
g. Die Einwohner. Zahl; Nationalität; Volksstamm. Eigentüm-
lichkeiten der Sprache; besondere Sitten und Gebräuche, ihre Entstehung;
Feste, Gedenktage. Wohnungen: die vorherrschende Bauart, Bedachung,
Zahl der Stockwerke und dergleichen. Privathäuser, die besondere Namen,
Inschriften, Sagen, historische Erinnerungen aufweisen. Wahrzeichen, Denk-
Würdigkeiten, Denkmäler.
1. Der Bauernknabe in der Stadt. Castelli. H. 54.
2. Stadtleben. Fröhlich. H. 55.
3. Der erste Flecken. W. Müller. H. 56.
4. Das Leben der Stadt. H. Weber. H. 57.
5. Ein Streich der Schöppenstedter. Pröhle. H. 58.
6. Wie die Schildbürger Licht ins Rathans brachten. G. Schwab. H. 59.
7. Die Heinzelmännchen. Kopisch. H. 60.
8. Wie Eulenspiegel ein Schneidergesell wird. H. 61.
9. Märchen von Meister Pfriem. Grimm. H. 62.
10. Nachbar Helm und seine Linde. Honcamp. H. 63.
11. Schwan und Fischotter. Runkwitz. H. 64.
III. Die Heimatliche Lerndscherst.
Vorbemerkung. Die heimatliche Landschaft ist auf verschiedenen Ausgängen
des Lehrers mit den Schülern näher kennen zu lernen. Dabei ist zu achten: auf
die Richtung, Beschaffenheit und Länge des Weges, die einmündenden Nebenwege,
die Meilensteine, die Eisenbahnlinien, den Bahnhof, die umliegenden Mühlen, Höfe,
Fabriken, Dörfer und Städte, auf die gegenseitige Lage, die Größe und Entfernung
derselben, das Treiben der Menschen, auf die Beschaffenheit des Bodens, auf die
Oberflächengestaltung (Berge und Thäler), auf den Lauf und Zusammenhang der
Gewässer, auf die Gesteinsarten, die Flora und Fauna der Heimat, die Überreste
der Vorzeit, auf Wind und Wetter, die Wirkungen des Regenwassers, die Bewölkung
des Himmels, den Stand der Sonne ic. tc. — kurz auf alle Erscheinungen des
Natur- und Kulturlebens in der Heimat, um so die Anschauungen zu ge-
Winnen, die daun in der Schule durch zweckmäßige Besprechung der folgenden Ab-
schnitte in Ordnung und Zusammenhang zu bringen sind. Von dem Wohnorte
und der Umgebung ist nach und.nach eine Übersichtskarte zu entwerfen, in
welche die Wanderungen eingezeichnet werden.
I In Feld und Flur.
a. Allgemeines. Vom Grundbesitz. Früher: Fürst, Lehen, Adel,
Leibeigene, Bauern, Fronden, Klöster; jetzt: freie Grundbesitzer durch
Erbe, Kauf, Tausch; Gemeindebesitz, Ritter- und Bauerngüter, Hufen,
— 288 —
Gärten. Geschichte des Feldes: anfangs Urwald, ausroden, um-
Pflügen, Acker, säen, Ermüdung oder Erschöpfung des Ackers, Brache,
Unkräuter, Weide, später Düuguug (Stalldünger, Pferche, Guauo, Kalk,
Knochenmehl ?c.), Fruchtwechsel, bessere Bearbeitung (früher der Mensch
allein mit rohen Werkzeugen, später mit Hilfe der Tiere, jetzt mit Ma-
schinen), Trainierung, größere Ergiebigkeit. Die Menschen mehren sich,
Feld und Flur nicht. Teuerung der Landeserzeugnisse (Getreide, Futter-
kräuter, Ölfrüchte Gewebepflanzen, Gemüse, Fleisch, Butter je). Einfuhr.
1. Hinaus! A. Böttger. H. 65.
2. Der frohe Wan'oersmann. Eickendorfs. H. 66.
3. Die Natur. Wiedemann. H. 67.
4. Sommerlied. Hebel. H. 68.
5. Gott sorgt auch für das Kleinste. Krnmmacher. H. 69.
b. Am Gtirtidtfeldt. Sommer- und Wintergetreide. Gräser:
Halm, Knoten, bandartige Blätter, Ähre, drei Staubgefäße, Kelch- und
Blütenspelzen mit Grannen, Fruchtknoten (später Samenkorn), Körner
(Schale, Kleber, Mehl). Brandpilze. Roggen. Ähre: kurzgrannig.
Korn: wenig lang, dünn, grau. Weizen. Ähre: grannenlos oder kurz-
grannig. Korn: dick, kugelig, gelb. Gerste. Ähre: mit langen, scharfen,
zerbrechlichen Grannen. Korn: lang, dick. Hafer. Rispe: flatternde,
schwankende Ährchen an haardünnen Stielchen, Grannen geknickt. Korn:
ziemlich lang, schlank, goldgelb, glänzend. Wichtigkeit des Getreides für
den menschlichenHanshalt. Mißwachs, srüherHnngersnot, jetzt Getreidezufuhr.
NB. Von jeder Getreideart ist eine „Ährenlese" mitzubringen.
Vom Unkraute unter dem Weizen. Es gedeiht in der lockeren,
gedüngten, besonnten Erde, macht sich breit, beengt die Halme, entzieht
ihnen Nahrung, macht das Brot bitter, wird ausgesät vom Winde, schüttelt
meist die zahlreichen Samen vor der Ernte aus. Viele Unkräuter sind eher
dagewesen als das Getreide, wollen sich nicht verdrängen lassen. Kampf ums
Dasein. Manche sind eingewandert mit dem Getreide aus Asieu (Korn-
blnme, Rade, Mohn, Rittersporn). Unkräuter: Rapünzchen (Feldsalat),
Hungerblümchen, Ehrenpreis (mit dreiteiligen Blättern), Taubnessel, Hedrich,
Stiefmütterchen, Distel, Wucherblume, Quecke, Feldwachtelweizen, Winde,
römische Kamille (hohler Blütenboden, Thee), Hundskamille (mit Mark
erfüllter Blütenboden), Klappertopf, Schachtelhalm k.
NB. Ein Strauß Feldblumen bleibt mindestens 14 Tage im Glase stehen^
die Kinder haben die verwelkten durch neue, selbst aufgesuchte Exemplare zu ersetzen.
Die Kornblume. Einjährig; Stengel V2 m hoch, ästig, wenig-
blätterig. Blätter: lanzettlich, gezähnt, wollig, wechselständig. Zusammen-
gesetzte Blume (Scheibe, Korb). Hüllkelch: ziegelig, schuppig. Rand-
blüten: blau, trichterförmig. Bodenblüten: violett. Juni — September.
Erntekranz. Die Lieblingsblume Kaiser Wilhelms I.
Die Kartoffel. Kraut: übelriechend. Blätter: gefiedert, rauh.
Blüteustaud: Trugdolde. Blüte: weiß, violett, 5 Staubgefäße, 5 Kronen-
blätter. Juli, August. Beeren: kugelrund, gelblich grün, giftig. Wurzel-
— 289 —
knolle: unterirdischer, verdickter Zweig mit Knospen (Augen), aus.denen
Stengel wachsen können; mehlreich, wenig nahrhaft. Wird überall ge-
baut, namentlich in ärmeren Gegenden (Gebirgen), hilft oft aus der Not
des Mißwachses; unentbehrlich als Znkost. Stärkemehl, Spiritus, hun-
derterlei Speisen. Ist ein echter Amerikaner, die Möhren sind dagegen
Ureinwohner der Heimat. Gehört zur Familie der Nachtschatten.
Vettern: Tabak, Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel. Wurde vor 300 Jahren
zuerst nach England gebracht und in der Not des 7 jährigen Krieges auch
iu Deutschland eingeführt.
1. Das Korn erzählt seine Lebensgeschichte. H. 70.
2 Was das Getreidefeld aus alter Zeit erzählt. Wagner. H. 71.
3. Salomo und der Sämann. Rückert. H. 72.
4. Am Kornfelde. I. Hammer. H. 73.
5. Die Ackerwinde. Sage. H. 74.
6. Das Ährenfeld. I. Hammer. H. 75.
7. Das Kind und die Kornblume. Harms. H. 76.
8. Der Sensenklang. Overbeck. H. 77.
9. Predigt der Garben. Harms. H. 78.
10. August. Reinick. H. 78.
11. Ein Sommertag. Wiedemann. H. 80.
c. Die Tiere auf dem Felde. Hase, Hamster, Wiesel, Feldmaus;
Lerche, Wachtel, Feldsperling, Krähe, Rebhuhn, Taube, Goldammer; Feld-
grille, Hummel, Totengräber, Goldkäfer, Mistkäfer zc. ic.
Der Hamster. Nagetier. Körper: 20 cm lang. Fell: pelzartig,
oben braun, unten schwarz; Backentaschen, kurzer Schwanz; Bau: tief
unter der Erde, 3—8 Vorratskammern; heimst große Mengen Getreide
ein. Winterschlaf. Wild, zornig, setzt sich zur Wehr. Jährlich zweimal
je 4—6 Junge. Schaden. Ausgrabungen.
Das Rebhuhn. Kurze abgerundete Flügel, unbefiederte Läufe und
Zehen, hakenförmiger Schnabel. Es lebt gesellig in „Ketten" oder „Völ-
kern", angeführt von einem alten Hahne, brütet einmal jährlich, ist zärt-
lich gegen die Jungen, wird gejagt mit dem Vorstehhunde, läuft erst,
duckt sich dann und fliegt endlich mit rauschendem Flügelschlage auf.
Fleisch: zart und wohlschmeckend.
1. Die Krähen und der Wasserkrug. Meißner. H. 81.
2. Der Hamster und die Ameisen Lessing. H. 82.
3. Das Nebhuhn. Bechstein. H. 84.
d. Die Gemarkung. (Feldmark, Flur.) Feldwege, Grenzen, Grenz-
steine. Feldraine. Gräben, Dämme, Hecken (Knicks). Weiden, Brach-
felder. Flurschutz.
Am Feldraine: Wegebreit, Thymian, Rainfarn, Wolfsmilch;
Hummeln.
e. 3ütf der Wiese. Die Wiesen der Heimat; Thalwiesen am Ufer
der Gewässer, Bergwiesen, Waldwiesen. Die Wiese, ein Pflanzenteppich;
Jütting und Weber, Anschauungsunterricht. 19
— 290 —
die Farben, Perlen und Edelsteine auf demselben; wer ihn stickt. Tie
Kräuter und Gräser der Wiese haben meist ausdauernde Wurzelstöcke,
wachsen immer wieder trotz des Mähens, sind meist alte deutsche Lands-
leute. Die Wiese im Winter. Be- und Entwässerung, Überschwemmung,
Verschlämmuug; Schutz dagegen.
Gräser: Fuchsschwanz, Schmielen, Ruch- Zitter- Knäulgras ?c.
Kräuter: Dotterblume (am Ufer), Hahnenfuß, Schaum-, Lab-,
Habichts-, Johannis-, Knabenkraut, Löwenzahn, Storchschnabel, Kuckucks-,
Wucher-, Glockenblume, Tausendschön, Blutströpfchen, Vergißmeinnicht,
Salbei, Klee, Ehrenpreis, Kresse, Knöterich, Ampfer, Kümmel, wilde Möhre,
Herbstzeitlose 2c. Die weidenden Tiere; sie haben die Auswahl, denn die
Schmetterlingsblütler schmecken süß, die Dolden und Lippenblütler gewürz-
hast, die Hahnenfußarten scharf, die Korbblütler bitter, die Riedgräser-
sauer; durchs Trocknen verlieren sie die schädlichen Säfte; Heu, Grummet.
NB. Veranschaulichung durch einen Strauß von Blumen und Gräsern der Wiese.
Der Gundermann. Stengel: kriechend, vierkantig, knotig. Blätter:
gegenständig, teils herz-, teils nierensörmig, gekerbt. Blattfläche: runzelig,
behaart. In den Blattachseln drei gestielte Blümchen. Kelch: röhrig,
5 zähnig. Krone: blau, Lippenblüte mit Ober- und Unterlippe, 2 kurze
und 2 lange Staubfäden. Früchte: 4 nackte Nüßchen. April, Mai.
Die wilde Möhre. Wurzel: spindelförmig, holzig, zweijährig, gelb,
riecht wie die gebaute Möhre. Stengel: ästig, behaart, gefurcht. Blätter:
doppelt oder dreifach gefiedert; Blattscheiden. Blütendolde: eine An-
zahl gleichlanger Blütenstiele entspringt in einem Punkte, Schirm; Döld-
chen; Blumenkrone: weiß, 5 Blätter, 5 Staubfäden; die mittelste Blüte
ist oft rot. Früchtchen: gereift, haarig, Juni — September.
Andere Doldengewächse: Petersilie, Schierling, Fenchel, Dill,
Kümmel, Kälberkropf.
Die Herbstzeitlose. Die letzte Zierde der Wiese. Zwiebel-
gewächs. Im September erscheint die Blüte: blaßrot, ohne Kelch, röhrig
sechsfältig, 6 Staubfäden. Erst im nächsten Frühlinge erscheinen die
tulpenartigen Blätter, im Sommer reift die Frucht (Kapsel). Gist-
pflanze.
1. Der betrogene Teufel. Rückert. H. 82.
2. Herbstzeitlose. H. Weber. H. 85.
f. Äie Tiere auf der wiese. Maulwurf, Wiesel, Maus, Hase ?c.;
Storch ?c.; mancherlei Käfer, Schmetterlinge (Pfauenauge, Citroueuvogel,
Fuchs); Heupferd.
Der Maulwurf. Oben 6, unten 8 Schneidezähne, 4 Eckzähne,
oben je 7, unten je 6 Backenzähne. Kein Nagetier, ein Raubtier, In-
sektenfresser (Regenwürmer, Engerlinge, Schnecken). Langer, beweglicher
Rüssel; sammetweiche, schwarze Haare; kurze, 5 zehige, haudsörmige Füße,
die vorderen schanfelförmig, zum Graben eingerichtet; kleine perlrunde
Augen; Gehör und Geruch fein; gräbt Höhlen und Gänge; wirft zwei-
mal 4—5 nackte, blinde Junge. Ein nützliches Tier.
— 291 —
1. Die Hummelkönigin. Wagner. H. 86.
2. Der Igel und der Maulwurf. Meißner. H. 87.
8. Der Maulwurf. Rückert. H. 88.
2. Im Wald und auf der Heide.
a. JJgtlneines. Die Wälder und Gehölze der Heimat nach Namen,
Lage und Art. Nadel- und Laubwälder. Hain. Erlicht (Erlenwäldchen),
Tännicht, Eichicht, Weidicht ic. Bewaldete Berge, Thäler, Felsen. Forst,
Lichtungen, Blößen, Schneisen. Förster, Forsthaus; Waldpflege.
Früher im Walde. Urwald: sumpfig, weg- und steglos; Urochs,
Bär, Wolf, Luchs, Wildkatze, Wildschwein, zahlreiches Hochwild; der Ur-
wald erregte die Phantasie der Menschen: Sagen, Märchen (Riesen,
Hexen, Zwerge, Zauberer; Höhlen, Drachen, Lindwürmer; der wilde
Jäger); Raubritter, Räuber, Einsiedler, Wildschützen, Schmuggler ver-
bargen sich im Walde; das Jagdrecht besaß der Fürst allein; der große
Wildstand schadete dem Landmanne.
Jetzt im Walde. Waldfriede, Waldlust, Waldeinsamkeit; Forst-
arbeiter pflanzen an, vertilgen Borkenkäfer, Raupen:e., Holzfäller, Flößer,
Jäger, Kohlenbrenner (Meiler), Kräutersammler, beerensuchende Kinder,
Spaziergänger, Reisende. Das Wild wird eingehegt, das Raubschloß
liegt in Trümmern.
1. Waldlust. E. Ebert. H. 89.
2. Waldkonzert. Dieffenbach. H. 90.
3. Wie die Vögel das Singen lernten. Kletke. H. 91.
b. jDie Manzell tut Walde. Waldbäume: Eiche, Rotbuche, Hain-
oder Weißbuche, Birke, Rüster (Ulme), Erle, Weide, Pappel, Espe, Esche,
Ahorn; Tanne, Fichte, Kiefer, Lärche.
NB. Die Bäume haben die Schüler nach vorgelegten Zweigen zu bestimmen.
Auf Spaziergängen wird auf den charakteristischen Wuchs aufmerksam gemacht.
Die Früchte der Waldbäume hat das Klassenmuseum aufzuweisen.
Die Rotbuche. Stamm: gerade, walzenrund, glattrindig, hoch und
schlank im Walde, knorrig und breitästig auf dem Anger, mit prächtiger
Krone. Wurzel: nicht tief, aber weitverzweigt. Blätter: eiförmig, schwach
gezähnt. Im Mai Stempel- und Staubgefäßblüten, getrennt aus einem
Baume. Staubgefäßblüten: langgestielte, quastenartige Kätzchen, enthalten
Staubfäden. Stempelblüten: kurzgestielt, aufrecht, in einer 4 spaltigen,
zur Zeit der Fruchtreife stacheligen Hülle, enthalten die Griffel. Frucht:
2 dreieckige braune Nüßchen (Bucheckern); enthalten Öl, werden aufgesucht
von Kindern, Eichhörnchen, Schweinen ze. Holz: hart, schwer, gutes
Nutz- und Brennholz, aber kein Bauholz, weif es leicht wurmstichig wird
(Totenuhr). — Buchstabe, das Buch, Runen; heute noch liebt es das
Volk, Einschnitte und Zeichen in die Buchen machen.
Die Fichte (Rottanne). Stamm: schnurgerade, bis 50 m hoch;
Krone: pyramidal; Äste quirlständig (Jahresringe). Nadeln: dicht,
vierkantig, kurz, spitz. Triebe und Blüten im Mai. Staubgefäßblüten:
19*
— 292 —
Kätzchen, schuppeusörmig, gelb; Stempelblüten: purpurrot, aufrecht, iu den
oberen Zweigen. Zapfen: schuppig, hängend, walzig, lang, lichtbraun.
Same: geflügelt, zwischen den Schuppen. Geselliger, Waldbildeuder Baum,
liebt gebirgigen Boden, wächst bis zum 100. Jahre. Nutzen: Holz
(Masten?c.), Rinde (Lohe), Nadeln (Bäder, Waldwolle), Harz (Terpentiu,
Teer, Pech, Ruß). Feinde: Sturm, Schnee, Borkenkäfer, Nonne.
Die Waldsträucher. Haselnuß, Hornstrauch, Hartriegel (Liguster),
Spindelbaum, Kellerhals, Brom-, Him-, Stachel- uud Heidelbeersträucher.
Unterholz.
NB. Hier gilt dieselbe Bemerkung wie bei den Waldbäumen.
Der Haselnußstrauch. Mehrere Stämmchen mit aschgrauer, glatter
Rinde, inmitten des Holzes dünnes Mark. Blätter: fast rund, gezähut.
Blüten: getrennt, sichtbar schon im Herbste, blühend im Februar und
März. Staubgefäßblüten: walzenförmige Kätzchen; Stempelblüten: rot,
buschig, aus Knospen hervorbrechend. Frucht: Nuß in grüner Hülle
(Kelch), gebräunt, mit flachem Keimfleck; inwendig ein weißer, öliger, süßer
Kern. Nußrüsselkäfer legen in die Blüten Eier, daher sind die Nüsse oft
wurmstichig.
Waldkräuter. Schneeglöckchen, Schlüsselblume, Anemone, Lungen-
kraut, Aronstab, Walderbse, Haselwurz, Waldmeister, Einbeere, Erdbeere,
Maiblümchen, Ehrenpreis, Hexenkraut, Wachtelweizen, Wohlverleih (Ar-
nika), Rührmichnichtan 2C.
NB. Ein Strauß Waldblumen ist im Frühlinge, ein anderer im Sommer
im Klassenzimmer aufzustellen.
Die Schlüsselblume. (Siehe Lesebuch.)
Das Moos. Pflanzen ohne Blüten, dichte Zweige mit winzigen
Blättchen, zierliche Früchte auf schlanken Stielchen, Kapsel mit Haube,
Deckel und Sporen. Das Moos bildet Polster in kühlen, feuchten
Schluchten, auf Felsen, Gestein und Berglehnen, saugt Regen auf, hält
Millionen Tropfen fest, verhindert das rasche Verdunsten und Ablaufen
des Wassers, das rasche Anschwellen der Gewässer, schützt das kleine Ge-
tier gegen den Wintersrost.
Der Fliegenpilz. Schwamm, verborgenblütig; Strunk: weiß,
knollig; Hut: 10 ein breit, oben schön rot, jung eiförmig, den Strunk
umschließend, dann abwärts gebogen, später flach, endlich übergebogen.
Unter dem Hute sind Blätter mit Sporen: Blätterpilz. Fleisch: weiß,
giftig. August — Oktober.
1. Himmelschlüsselchen. Wagner. H. 92.
2. Das Moos. Wagner. H. 93.
?. Die Fichte am Wege. H. Jäger. H. 94.
4. Waldmärchen vom Eichbaum. Wagner. H. 95.
e. Nie Ticrc des Baldes. Hirsch, Reh, Wildschwein), Hase, Fuchs,
Dachs, Baummarder, Wiesel, Eichhörnchen, Waldmaus, Haselmaus, Igel;
Falke, Habicht, Eule, Elster, Eichelhäher, Kuckuck, Specht, Baumläufer,
Fink, Rotkehlchen, Nachtigall, Grasmücke, Amsel, Drossel; Eidechse, Blind-
— 293 —
schleiche, Ringelnatter, Kreuzotter, Laubfrosch, Kröte, Salamander; Bienen,
Gallwespen, zahlreiche Schmetterlinge mit ihren Raupen, Ameisen, der-
schiedene Käfer, z. B. der Hirschkäfer.
Eichhorn und Specht. (Siehe Lesebuch.)
Die Kreuzotter. Schlange, Amphibie. Körper: walzenrund,
gliederlos, armlang, graubraun, auf dem Rücken ein schwarzes Zickzack-
band, mit Schuppen und Schildern bedeckt, auf dem Kopfe zwei nach außen
gekrümmte Bogenlinien, daher Kreuzotter. Maul: weit, breit. Zähne:
hohl, spitz, auf Giftdrüsen stehend. Man muß die Wunde rasch aus-
saugen, auswaschen, unterbinden, ausbrennen oder ausschneiden. Sie legt
an feuchte, warme Orte Eier mit zäher Schale, sonnt sich aus warmem
Gestein, springt nicht weit, verfolgt nicht, beißt ungereizt nicht, verschlingt
die Beute (Mäuse, Eidechsen, Vögel ?c.) ganz, wird durch Ruteuhiebe
schon getötet, liegt im Winter erstarrt in Felsklüften, hohlen Bäumen ?c.
Die Eidechse. Leib: schuppig, braun, grün; Schwanz: lang; vier
kurze Beine. Gewandt, munter, lebt an sonnigen Orten, Hecken, Rainen,
Felsen, frißt Regenwürmer, Fliegen, verkriecht sich im Winter in die Erde.
Sie legt 5—8 Eier. Amphibie.
1. Der weiße Hirsch. Uhland. H. 96.
2. Waldlicd. Kerner. H. 97.
3. Das Eichhörnchen. Wagner. H. 98.
4. Der Specht. Wagner. H. 99.
5. Kreuzotter und Vogel. Münkel. H. 100.
6. Waldstadt und Riese. Campe. H. 101.
7. Der Feind. Scherenberg. H. 102.
d. ttltijcit des Waldes. Bau-, Breun-, Nutzholz, Riude (Lohe),
Laub (Streu), Früchte (welche?), Harz (Teer, Pech), Ruß, Holzkohle,
Arzneikräuter (welche?), Schatten, angenehmer Aufenthalt. Spaziergänge,
Gesang, Wirkung aufs Gemüt, Tempel der Natur, Säulenhallen, Gott.
— Der Wald zieht Regenwolken an, verhütet Überschwemmungen, muß
geschont werden.
6. ^iltf der Heidt. Sand, unfruchtbarer Sand, kleines Abbild der
Wüste; schlechte Wege, der Fuß sinkt ein, der Fußtritt wird verweht;
knorrige, verkrüppelte Kiefern, Heidekraut, Heidekorn, Heidelbeeren, verein-
zelte Gräser; Dornbüsche, wilde Rosen; Bienen, Ameisen ic. Fleiß, Aus-
dauer, Dünger verwandeln mit der Zeit auch Heideland in Ackerland.
Wo giebt es Heideland in der Heimat? Welchen Namen führt es?
1. Leb wohl, du schöner Wald. Hoffmann v. F. H. 103.
2. Auf der Heide. Wagner. H. 104.
3. Heidenröslein. Goethe. H. 105.
4. Im Wald und auf der Heide. Bornemann. H. 106.
5. Abseits. Storm. H. 107.
— 294 —
3. Grund und Boden der Heimat.
a. Hie öodenotitrüäche. Wasserfläche: glatt, eben; Meeresspiegel.
Bodenoberfläche: meist uneben; erhöht, vertieft. Senkrechte Gliede-
rung: ebenes, hügeliges, bergiges Land. Hügel. Anhöhe. Berg: Fuß,
Abhang (Lehne, Rücken), Gipfel (Kops, Kuppe, Spitze); Höhe; Form:
schräg, sanft ansteigend, steil, schroff; kahl, bebaut, bewaldet; rauh, zer-
klüftet, felsig. — Rundschau über die heimatliche Landschaft. Thal:
zwischen den Bergen, Wasserweg, entstanden meist durch Auswaschungen,
Abschwemmungen, Senkungen; die Berge erniedrigen sich fortwährend,
Thalhänge, Schlucht, Hohlweg, Thalmulde, Thalsohle; breit, eng, tief,
flach, thalanf, thalab; Gefälle, Thalsahrt, Bergfahrt; Thalboden: frucht-
bar, angeschwemmter Boden; Wiesen, Felder; Ortschaften, Mühlen, Fabriken
im Thale am Wasser.
Gebirge: Berge und Thäler; Kamm, Höhenzug, Sattel, Paß,
durchschnittliche Höhe; Abdachung; Hoch- und Tiefebene. Quellen, Laus
der Gewässer; Wasserscheide.
1. Der Berg. H. Weber. H. 108.
2. Auf dem Berge. Eichendorff. H. 109.
8. Rätsel der Elfen im Felsenschacht. Rückert. H. 110.
4. Die Mühle im Gebirgsthale. Wiedemann. H. III.
5. Blauveilchen auf der Wanderung. Förster. H. 112.
v. Till Eulenspiegel. Gellert. H. 113.
7. Die drei Bergleute im Kuttenberge. Grimm. H. 114.
8. Die Geschichte des Fingerhutes. Grube. H. 115.
d. Die Beschaffenheit des heimatlichen Lodens (der Grund).
1. Felsen, die Knochen der Erde, Gesteine, Metalle; Steinbruch, Berg-
werk, Kohlengrube, Saline; wo in der Heimat Felsen zu Tage tre en;
Granit, Sandstein, Schiefer, Kalk tc.
Das Eisen. Eisenerz, Ausschmelzung in Hüttenwerken. Gußeisen,
Formen; hart, spröde, uicht dehnbar. Schmiedeeisen: Stäbe, Stangen;
weniger hart, zähe, schweißbar, dehnbar; Stahl: sehr hart, sehr fest,
spröde, sehr elastisch, politurfähig, schweißbar. Draht, Blech. Das Eisen
ist 7 mal schwerer als Wasser. Schmelzpunkt 1500°. Rost. Das nütz-
lichste, notwendigste und wichtigste Metall; wird jetzt zu allen Dingen
verarbeitet. Unsere Zeit ist die „eiserne".
Der Granit. Feinkörnig wie Kümmel und Salz; dreierlei Be-
staudteile: Quarz (weiß), Feldspat (rötlich), Glimmer (dunkel, blätterig).
Hart, feuerfest, unauflöslich, schwer. Urgestein. Bürgersteigplatten, Stufen,
Treppen, Denkmäler.
Der Kalk. Kalksteine, Kalkfelsen, Kalkgebirge. Fest, hart, spröde,
krystallisiert und uukrystallisiert; schwer, unschmelzbar, gebrannter Kalkstein
unauflösbar, ungebrannter nicht. Löschen des Kalkes. Kalkmehl, Kalkbrei
(ätzend), Kalkgrube, Mörtel. Kalk (kohlensaurer Kalk), Gips (schwefel-
— 295 —
saurer Kalk). Marmor (harter, farbiger, feinkörniger, kristallinischer,
politurfähiger Kalk).
Kreide (weißer, weicher, abfärbender, leicht zerreiblicher, kohlensaurer
Kalk; entstanden aus den kalkigen Schalen winziger Tiere). Knochen,
Eierschalen, Muscheln, Wasser ?c. enthalten auch Kalk.
2. Sandboden: weniger fruchtbar, durchlässig. Sand- und Kies-
grübe. Der Sand am und im Flusse, am und im Meere. Beweise,
daß früher Meer die Heimat bedeckte. Der Rollkiesel. (Siehe Lesebuch).
3. Lehmiger Boden: fest, fettig, undurchlässig, zähe, ziemlich
fruchtbar.
Der Thon: weiß; trockener Thon zerreiblich, naffer weich, zähe,
läßt sich kneten, formen, modellieren. Feuchter Thon saugt während des
Trocknens Öl auf, bekommt beim Trocknen Risse; gebrannter Thon (Ge-
säße) ist hart, unlöslich, porös. Töpfer. Lehm ist unreiner, gelber
Thon, hat dieselben Eigenschaften. Ziegelei. Lehmhütten.
4. Erdiger Boden: fett, schwarz, fruchtbar. Humus, Dammerde,
Gartenerde entstehen durch Verwitterung, Zersetzung, Fäulnis, Verwesung.
(Siehe Garten.)
5. Weichland. Morast: schlammiger Boden, der nicht trägt;
Sumps: weicher Boden mit Wasserlachen; Bruch: Sumpf mit Buschwerk;
Ried: Sumpf mit Binsen; Röhricht: Sumpf mit Rohr.
XL. Alle Begriffe dieses Kapitels sind im Hinblicke auf die Beschaffenheit
des Grnnd und Bodens der Heimat zu erklären, bez. zu veranschaulichen.
1. Feuer im Wasser. Wittmar. H. 116.
2. Die beiden Frösche. Meißner. H. 117.
4. Überreste der Vorzeit in der Heimat»
a. ^üte Burgen. Die Burgen der Heimat. Bauart: Wall, Graben,
Zugbrücke, Thor, Türme, Warte, Hof, Ställe, Gemächer, Rittersaal,
Gänge, Verließ. Rittertum, Mittelalter. Jetzt Ruinen, Ephen, Fleder-
mäuse, Eulen, Kröten :c. „Zahn der Zeit." „Das Alter stürzt, es än-
dert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen." (Schiller.)
Die Schleiereule. Kopf: groß, befiedert, katzenähnlich; Schnabel:
hakenfömig. Augen: groß, nach vorn gerichtet, in einem Federkreise
(Schleier) liegend. Gefieder: zart, weich, braun. Flug: leise. Raub-
vogel, fliegt in der Dämmerung aus, verbirgt sich am Tage in hohlen
Bäumen, Ruinen :c., fängt viele Mäuse, ist sehr nützlich.
d. Klöster. Zweck, Bauart. Mönche und Nonnen. Schenkungen,
Klostergüter. „Bete und arbeite!" Luther, Reformation, Aufhebung der
Klöster, Benutzung derselben zu Zwecken öffentlicher Wohlfahrt.
e. ändere Spuren der Geschichte. Was in der Heimat erinnert
an die Befreiungskriege, den 7 jährigen Krieg, den 30 jährigen (wüste Mar-
ken, Schwedenschanzen ?e.), an die deutsche Urzeit (Hünengräber, Opfer-
statten, Pfahlbauten)?
— 296 —
1. Die Burgen. Kühner. H. 118.
2. Siegfrieds Schwert. Uhland. H. 118.
3. Blutnelken am Falkenstein. Kühner. H. 120.
4. Sagen vom Rübezahl. Kletke. H. 121.
5. Der hartgeschmiedete Landgraf. Grimm. H. 122.
6. Der Kyffhäuser. Volkssage. H. 123.
7. Schwert und Pflug. W. Müller. H. 124.
8. Thassilo im Kloster. Bechstein. H. 125.
5. Die Gewässer der Heimat.
a. Aas Walser. Arten: Regen-, Schnee-, Quell-, Fluß-, Seewasser.
Eigenschaften: tropfbar, flüssig, klar, durchsichtig, trübe; meist färb-, ge-
ruch-, geschmacklos; süß, salzig, kalk-, kohlensaure-, eisenhaltig ?c. Wir-
kungen: löst auf (waschen, reinigen, baden, kochen; Gerber, Färber,
Bleicher, Maurer?c.), ist thätig bei der Ernährung der Pflanzen, Tiere
und Menschen (ohne Wasser kein Leben), löscht Feuer, treibt Mühlen,
trägt Schiffe und Flöße, bewegt als Dampf vielerlei Maschinen, schwemmt
Land an, spült Land ab, erniedrigt die Berge, wäscht Ruinen, Thäler ?c.
aus (zu veranschaulichen an den Wirkungen des Gewitterregens), gewährt
Pflanzen und Tieren eine Wohnstätte. Zustände: fest (Eis, Hagel,
Schnee; Eispunkt), tropfbarflüssig (Regen, Tau, fließendes Wasser zc.),
luftförmig (Nebel, Dampf, Wolken). Wasserspiegel: ebene Fläche,
wagerecht, ruhig, bewegt; Welle, Kreiswellen, Wellenschlag, Woge; fließen-
des, stehendes Wasser.
Der Kreislauf des Wassers.
b. der Glltlle. Quellen in der Heimat. Regen und Schnee-
Wasser sickert ein, rinnt auf undurchlässigem Grunde (Gestein, Lehm-, Thon-
lagern) fort, tritt irgendwo sprudelnd zu Tage. Warme Quellen, Gesund-
brunnen, Bäder (Eisen-, Schwefel-, Soolbäder ?c.). Rinnsal.
1. Das Wasser. W. v. Eschenbach. H. 126.
2. Wie die Quelle entsteht. Wagner. H. 127.
3. Das Wasser als Lebensretter. Wagner. H. 128.
4. Waldbäume auf Reisen. Kühner. H. 129.
c. 2.U\ 6acht. Bäche der Heimat; woher, wohin? Bachbett: rechtes
und linkes Ufer, schmal, seicht, steinig, sandig, schlammig. Welche Tiere
und Pflanzen leben im und am Bache? Mühlen, Fabriken.
Die Bachstelze. Zugvogel. Pfriemeuschnäbler. Körper: oben
aschgrau, Stirn und Kehle weiß, Schwanz und Brust schwarz. Schwanz:
lang, gerade, schmalfederig, mit zwei längeren Mittelfedern. Nest: Höh-
luug im Ufer, gepolstert mit Gras zz. Sie legt 6—8 bläuliche, grau-
punktierte Eier, brütet zweimal, ist lebhaft, gewandt, fliegt und läuft schnell,
wippt mit dem Schwänze, frißt Kerbtiere.
Die Bachforelle. Fisch; meist 30—40 cm lang; Bauchweiß-
forelle, Lachsart. Rücken schwarz-, Seiten rotpunktiert. Im kühlen, klaren
— 297 —
Gebirgsbach, schwimmt schnell, hastig, ist scheu und vorsichtig, verbirgt
sich gern unter Steingeröll. Raubfisch. Fleisch: zart und fein. Künstliche
Forellenzucht.
1. Wiederfinden. Fröhlich. H. 130.
2. Der Hund aus dem Stege. Äsop. H. 132.
3. Die Bachstelze. Dieffenbach. H, 135.
4. Die Forellen. Förster. H. 136.
6. I.M Flnlst. Die Flüsse der Heimat. Haupt-, Neben-, Zuflüsse;
ihre Quellen, ihr Ober-, Mittel-, Unterlauf; Gefälle, Wasserfälle; reißend,
schäumend, schleichend; Schnelle in der Sekunde oder Minute; Haupt-
richtung; Mündung. Flußgebiet und Flußsystem. Verkehr auf dem
Flusse; Inseln, Werder; Überschwemmung. Welche Tiere und Pflanzen
leben an und im Flusse?
Der Flußaal. Kopf: glatt; Leib: walzig, fchlangenartig, stark-
muskelig; Haut: scheinbar nackt, schleimig, aber mit Schüppchen bedeckt;
Kiemenöffnungen: klein, aber lange feucht; Hakenzähne; Brustflossen; klein,
nach hinten gestellt. Größe: bis lJ/2m. Schwere: bis 10 Pfd. Raubfisch.
Geht bei Regenwetter und Nachttau aufs Land nach Schnecken und
Regenwürmern aus. Winzige Eier. Fangart. Fleisch: fett, weiß; frisch,
gesalzen, getrocknet, geräuchert.
Der Krebs. (Siehe Lesebuch.)
Die Wasserjungfer (Libelle). Kerbtier. Kopf: drehbar, 2 große,
kugelige Augen, kurze Fühler. Brust: 4 lange, schmale, netzartig ge-
äderte Flügel; Netzflügler; 6 Beine. Hinterleib: lang, schlank, viel-
gliedrig. Flug: schwankend, langsam. Nahrung: kleinere Kerbtiere. Eier
im Wasser; Larven ohne Flügel, ähnlich dem vollkommenen Tiere, leben
im Wasser, haben große Fangzangen, kriechen endlich ans Land, häuten
sich und erscheinen als Wasserjungfern.
1. Am Flußufer. Wagner. H. 131.
2. Bequeme Schiffahrt. Hebel. H. 134.
3. Der Flußkrebs. H. Weber. H. 137.
4. Der Krebs und der Fuchs. Bechstein. H. 138.
3. Die Libelle. Goethe. H. 139.
e. Am Tticht. Die Teiche (Weiher) der Heimat; Namen, Lage,
Umfang. Stehendes Wasser in einer zugerichteten Senkung des Bodens,
mit und ohne Abfluß. Schaf-, Fisch-, und Floßteich. Landsee. Fischotter,
Wasserratte; Wasserhühner, Schwan; Hechte, Karpfen, Schleien,
Karauschen2C.; Wasserjungfern, Mücken?c.; Schwertlilie, Teichrose, Wasser-
schierling, Pfeilkraut, Froschlöffel, Teichlinsen, Schils, Rohr :c.
Die Teichmuschel. Schaltier. Gehäus: 2 kalkige Schalen mit
Schloß, aber gewöhnlich klaffend; Knochen außerhalb, Fleisch innerhalb,
„umgewendetes Tier"; hornfarbig, bläulichgrün; innere Seite weiß,
glänzend, Perlmutter. Der Leib hat keinen Kopf, einen zweilappigen
Mantel, Mund und Kiemen, punktförmige Augen, einen Fuß; mit letz-
terem schiebt sie sich auf dem Teichgrunde fort, Furchen im Schlamme
— 298 —
bezeichnen den Weg. Sie frißt winzig kleine Tiere im Schlamme; legt
10—20 000 Eier. Ihre Muhme ist die Auster. — Muschelschalen im
Kalklager; wie das zugeht.
1. Die Fockbecker und der Aal. Kopisch. H. 140.
2. Der Fischerknabe. Schiller. H. 133.
3. Die Wasserrose. Chr. v. Schmid. H. 141.
f. Am L'llMpf. Sümpfe, Moore, Moräste in der Heimat. Trübes,
fauliges, wärmeres Wasser ohne Bett und Abfluß, auf Thon oder Lehm-
boden; Wasserlachen, dazwischen schwankender, schlammiger Boden. Die
Fabel vom Irrlicht. Sagen von versunkenen Menschen und Orten. Die
Pflanzen und Tiere im Sumpfe: Binsen, Rohr, Schilf, Vergißmeinnicht?c.
Storch, Kiebitz; Frosch.
Das Torflager. Algen, Torfmoos, Riedgräser, Rohr zc. verwesen,
bilden einen braunen, lockeren, schlammigen Boden, der nach und nach fest
und schwarz wird (Kohlenstoff): Torf. Die Senkung füllt sich endlich
aus, das Wasser fließt ab. Torfstiche und Brauukohlengrnben in der
Heimat. Die Steinkohlen haben sich aus untergegangenen Wäldern gebildet.
g. Das Meer. (Die See.) Küste, Deich, Strand, Düne, Bran-
dnng, das Meerwasser; Ebbe und Flut, Meerbusen, Insel, Halbinsel.
Schiffahrt. Leuchtturm, Sturm; Deichbruch, Überschwemmungen. Tiere
im Meere.
6. Wind und Wetter in der Heimat.
a. Die Luft. (Atmosphäre.) Die Lust ist ein Körper: unsichtbar,
dünn, leicht, durchsichtig, ausdehnbar, elastisch; Luftdruck, Barometer. —
Die Luftwärme (Temperatur) in den verschiedenen Tages- und Jahres-
zeiten; Grade derselben, Thermometer; Frost, Hitze; kalt, rauh, kühl,
milde, lau, warm, schwül, heiß. — Bewegung der Luft: Windstille,
Zugluft, Brise, Wind, Sturm, Orkan, Wirbelwind; Windfahne. — Elek-
tricität der Luft: Gewitter, Donner und Blitz, Wetterleuchten.
1. Das Himmelblau. Wagner. H. 142.
2. Die Kinder und der Wind. Blaul. H. 143.
3. Wind und Wolke. Colshorn. H. 144.
4. Schulze Hoppe. Kuhn. H. 145.
5. Rätsel. Schiller. H. 146.
b. £llft und Walser. Feuchte und trockene Luft; Verdunstung, Ver-
dampfung; Nebel, er verschleiert die Landschaft (wo? wann?); Tau
(wo? wann?); Wolken (hochschwebende Nebel), Bewölkung, heiterer, trüber,
bewölkter Himmel; Auflösen, Verdichten, Zerreißen, Verjagung, Färbung
der Wolken; Wolkenformen: Feder-, Schäfchen-, Haufen-, Schicht-, Regen-,
Gewitterwolken; Regen (zusammengeflossener Nebel): Staub-, Platz-, Strich-,
Land-, Gewitterregen, Regenschauer (April), Wolkenbruch. Nutzen des
Regens. Regenbogen, Farbenfolge. Hagel, Graupelwetter, Schloßen;
Schnee: Flocken (sechseckig), Schneedecke, Schneegestöber, Nutzen; Reif;
— 299 —
Eis: Eisblumen, Eiszapfen, Eisdecke, Eisschollen, Nutzen. — Wie schützen
sich Menschen und Tiere gegen die schädlichen Einflüsse der Witterung?
1. Rätsel. H. 147.
2. Regenwetter. Halm. H. 148.
3. Charade. H. 149.
4. Die Sonne und der Regenbogen. Meißner. H. 150.
5. Der Tau. Wehnert. H. 151.
6. Frost und Tauwind. Jmmermann. H. 152.
7. Der Reif. Claudius. H. 153.
8. Der Schneefall. Hebel. H. 154.
!). Was die Schneeflocken erzählen. Wagner. H. 155.
1V. Das brave Mütterchen. Müllenhoff. H. 156.
c. Das Klima der Heimat. Der höchste, durchschnittliche und nie-
drigste Stand des Thermometers; die ungefähre Zahl der Regentage, der
Gewitter, der wolkenfreien, der ganz trüben Tage; die durchschnittliche
Regenmenge und Höhe der Schneedecke; die vorherrschenden Winde der
Heimat :c. Alle diese Naturerscheinungen bedingen das Wetter, die
Witterung, das Klima; rauhes (Gebirge, Norden), mildes (Ebene, Süden),
gemäßigtes, gesundes ?c. Klima.
NB. Es sind die Schüler im Laufe des ganzen Jahres anzuhalten, auf dieses
Kapitel bezügliche Erfahrungen und Beobachtungen anzustellen. Dasselbe gilt vom
nächsten Kapitel.
7. Der heimatliche Himmel.
a. Du- Himmel. Sein Aussehen nach Form und Farbe; vom
Weltall, Weltgebäude; der Standpunkt des Beobachters, der Horizont, der
Scheitel- und Fußpunkt ic. (Siehe Orientierung.)
Die Himmelskörper: Sonne, Mond, Sterne, Sternschnuppen
(Meteore). Die Sonne, ein Fixstern; die Erde, ein Planet; scheinbare
Bewegung, Auf- und Untergang, Tagesbogen, Stand zu verschiedenen
Tages- und Jahreszeiten. Licht, Grade des Lichtes und der Finsternis;
Schatten, dessen Richtung und Länge zu den verschiedenen Tageszeiten;
Sonnenuhr; Wärme, Wirkungen derselben auf Menschen, Tiere, Pflanzen
und leblose Körper. Scheinbare und wirkliche Größe, Entfernung, Gestalt,
Masse, Verfinsterung der Sonne. — Der Mond, ein Nebenplanet, Be-
gleiter der Erde; seine Hauptgestalten; Ursachen und Zeit des Mond-
Wechsels. Mondlicht, Mondfinsternis. — Die Sterne: Zahl, zerstreute
Stellung, Sternenhaufen (die Milchstraße); Sternbilder: der große und
kleine Bär oder Himmelswagen, dessen letzter Deichselstern der unbewegliche
Polarstern, das Siebengestirn (im November zu beobachten), der Orion
(gegen Weihnachten), der Abendstern. Flimmern, Leuchten 2C., Aus- uud
Niedergang der Sterne; verschiedene Größe. Lichtstärke, Farbe, Ent-
fernung. Kometen. Nordlicht. — Astronom, Fernrohr, Sternwarte.
1. Die Sonne und die Tiere. Willamow. H. 157.
2. An den Mond. Enslin. H. 158.
— 300 —
3. Der Abendstern. Hoffmann v. F. H. 159.
4. Der Sternenhimmel. Hebel. H. 160.
3. Gottes Auge. Dieffenbach. H. 161.
(j. Der rechte Weg. Rückert. H. 162.
7. Die Sternschnuppe. Sallet. H. 163.
d. Die Jeit. Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft. Wert der Zeit.
Die Tageszeiten, verschiedene Tageslänge in den Jahreszeiten; Tag- und
Nachtgleiche; 1 Tag — 24 Stunden, 1 Stunde — 60 Minuten, 1 Mi-
nute — 60 Sekunden; die Uhr als Zeitmesser; Arten und Einrichtung
der Uhren; 7 Tage — 1 Woche; die 12 Monate (Monde) des Jahres
nach Namen, Reihenfolge und Zahl der Tage. Die Jahreszeiten nach
Anfang, Ende, Dauer, Stand der Sonne, Witterung. Quartale, Semester.
1 Jahr — 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten 45 Sekunden, das Schalt-
jahr — 366 Tage. Lebensjahre, Geburtsjahr (-tag); Lebensdauer des
Menschen und einiger Haustiere. Jahrzehnt, Jahrhundert; Zeitrechnung
nach Christi Geburt; Sonn- und Festtage (Kirchenjahr).
IV. Dcrs KeimcttLcrnd.
(Provinz, engeres Vaterland.)
Vorbemerkung. Da in diesem allgemeinen Lehrbuche ein bestimmtes Heimat-
land (Provinz, Königreich, Herzogtum ?c.) nicht ins Auge gefaßt werden kann, so
müssen wir uns hier aus die Andeutung der wichtigsten Gesichtspunkte der Be-
Handlung beschränken. Je gründlicher übrigens die Landschaft in der entwickelten
Weise besprochen worden ist, desto leichter wird sich der Übergang zum Heimat-
lande vollziehen. Die Schüler sind auf die naturgemäßeste Weise schon in den
sicheren Besitz der wichtigsten geographischen Begriffe gelangt und haben auf dem
Wege eigener Anschauung und Beobachtung und durch Übungen im eigenen karto-
graphischen Darstellen ein Verständnis der Karte gewonnen; rasch erweitert sich
nun in ihrer Seele das Bild der heimischen Landschaft zu einer möglichst klaren
Borstellung des Heimatlandes. Vor- und Nachzeichnen müssen aber auch hier
wieder mit den Besprechungen Hand in Hand gehen.
Gesichtspunkte. 1. Das Land. Lage, Grenzen, Größe, politische
Einteilung. Oberflächengestaltung; Gebirgs- und Flußsysteme. Klima und
Boden. Die vorherrschenden Naturerzeuguisse, ihre Abhängigkeit von
Klima und Boden. Das Eisenbahnnetz: a. vom Wohnorte, b. von der
Hauptstadt, e. von den Knotenpunkten aus. Topographie: a. die wich-
tigsten Orte der Kreise und Bezirke, b. die wichtigsten Orte an den Eisen-
bahnen, den Flüssen, den Hauptstraßen.
2. Die Leute. Zahl, Abstammung, Religion. Bildungsanstalten.
Künste, Industrie, Acker- und Bergbau, Forstwirtschaft, Handel und Ver-
kehr mit Rücksicht auf die Beschaffenheit des Bodens und die Vergangen-
heit des Landes.
3. Das Wichtigste ans der Geschichte des Heimatlandes. Sagen.
Altertümer. Das Fürstenhaus, die bedeutendsten Fürsten und ihr Wirken.
NB. Da jetzt für jedes Heimatland besondere „Heimatkunden" vorhanden sind,
so wird der Lehrer leicht auf Grundlage einer solchen das vorstehende Kapitel be-
— 301 —
handeln können- Eine eingehendere Behandlung findet das Heimatland im Rahmen
der Vaterlandskunde, die abschließende auf der Oberstufe im letzten Schuljahre.
Erst hier ist das Verständnis für viele Dinge der Landeskunde vorhanden. Die
übliche Praxis, diesen Lehrstoff schon im 4. Schuljahre möglichst erschöpfend zu be-
handeln, halten wir für einen Fehler.
1. Der reichste Fürst. I. Kerner. H. 164.
2. Ein Ausflug mit der Eisenbahn. Wagner. H. 165.
3. Lieb Heimatland, ade! Difselhof. H. 166.
4. Das Kind des Auswanderers. Enslin. H. 167.
5. Gebet in der Fremde. I. Sturm. H. 168.
6. Mein Vaterland. I. Sturm. H. 169.
V. menschliche Leben.
A. Der Mensch.
1. Der Leib.
a. Die äußere Gestalt. Kopf, Rumpf, Glieder; deren Teile, Stel-
lung und Gebrauch,
d. Der innere Bau des Leibes.
aa. Die Knochen, die harten, festen Teile des Körpers, bestehen
aus Kalk und Leim, bilden das Gestell (Gerüst) des Körpers,
die Gestalt, geben den anderen Teilen Halt, Stütze und Schutz.
Der Schädel, die Gesichtsknochen, Zähne; das Rückgrat mit den
Wirbeln und Rippen, das Brustbein, die Backenknochen; die
Knochen des Armes und der Hand, des Beines und des Fußes
(alle vorläufig nur nach dem Namen und der Lage). Welche
sind beweglich? welche unbeweglich? Welche haben Gelenke?
dd. Die Muskeln, das rote Fleisch im Körper, bestehen aus
Fasern und Bündeln, heften sich mit Bändern an die Knochen
an, dienen zur Bewegung, strecken sich und ziehen sich znsam-
men (nachzuweisen am N. dieex8), sind von Adern durchzogen,
welche sie ernähren, und von Nerven, welche sie anregen,
ee. Die Lunge, ein schwammiges Gebilde, besteht aus 2 Flügeln,
saugt durch die Luftröhre Luft ein, holt Atem. Die Luft ist
ein stetes Lebensbedürfnis; der Sauerstoff derselben macht das
Blut rot, frisch und gesund.
<M. Das Herz, ein hohler Muskel mit Kammern, ein Pumpwerk,
das mit großer Kraft das Blut in dem Körper umhertreibt.
Das Blut ernährt alle Körperteile und durchläuft in Röhren,
Adern, den Körper im Kreise. Man unterscheidet Puls- und
Blutadern. (Fühlen des Pulses.)
ee. Der Magen und die Gedärme nehmen durch die Speiseröhre
die Nahrung auf, verdauen diese und verwandeln sie in Blut.
Was der Körper nicht braucht, wird wieder ausgeschieden.
NB- Hier gilt es, in der Beschränkung Meister zu sein; denn auf dieser Stuse
kann und soll es sick nur darum handeln, die wichtigsten, allgemeinsten und not-
— 302 -
wendigsten Vorbegriffe vom Körper und seinem Bau zu gewinnen. Physiologisches
bleibt noch fern. Vergleiche mit dem Tierleibe sind zweckmäßig.
1. Die Glieder des menschlichen Leibes. Campe. H. 170.
2. Vom Gebrauche der Glieder. Rückert. H. 171.
3. Der Wert der Gesundheit. Jäger. H. 172.
L. Äie Seele.
a. Der Leib ist sichtbar und sterblich, die Seele unsichtbar und un-
sterblich, stammt von Gott, ist Geist. Ihr Sitz ist im Gehirn;
die Nerven, weiße Fäden, welche den ganzen Körper durchziehen,
sind die Werkzeuge, mit welchen sie fühlt und ihre Befehle aus-
führen läßt; durch die Sinne erfährt sie, wie die Dinge in der
Welt aussehen, tönen, schmecken, riechen und sich anfühlen (Wieder-
holung von Nr. 62, 3. Schuljahr),
d. Die Seele nimmt durch die Sinne wahr, erkennt die Dinge, be-
hält mit dem Gedächtnis die Bilder davon, kann sich dieselben
wieder vorstellen, kann sich erinnern, kann denken (überlegen),
fühlen (Schmerz, Freude) und wollen (Gutes und Böses), kann
die Gedanken und Gefühle und deu Willen ausdrücken durch die
Sprache (Gebärden-, Wort-, Schriftsprache),
c. Die Eigenschaften der Seele sind Tugenden und Untugenden.
Wer ist fleißig—träge, faul? wahrhaft — lügenhaft? ehrlich —
diebisch? betrügerisch? edeldenkend—verleumderisch? großmütig —
rachsüchtig? bescheiden — eitel, hochmütig, stolz? uneigennützig,
selbstverleugnend — eigennützig, ehr- und ruhmsüchtig? sparsam
verschwenderisch? freigebig (mildthätig) — geizig? barmherzig —
unbarmherzig? liebevoll — feindselig? friedfertig — zanksüchtig?
zufrieden — unzufrieden, mürrisch? geduldig — ungeduldig, hitzig,
zornig, wütend? standhaft — schwach? treu — untreu, falsch?
dankbar —- undankbar? wohlwollend — schadenfroh, neidisch? k.
NB. Alle diese Begriffe sind nicht durch Definitionen zu erklären, sondern
burch Hinweise auf das menschliche Leben, die Lektüre, die biblische Geschichte ?c.
Au veranschaulichen.
1. Das beste Ruhekissen. A. Franz. H. 173.
2. Der Müller ohne Sorgen. Müllenhoff. H. 174.
3. Sei wahr! Reinick. H. 175.
4. Die erste Lüge. Schubert. H. l76.
5. Sei höflich! Zfchokke. H. 177.
6. Woltemade. Campe. H. 178.
Z. Der Lelieilsgang des Mensche».
Geburt, Taufe. Erste Nahrung des Säuglings. Entwöhnung nach
dem Zahnen, andere Nahrung (welche?); lernt gehen nnd sprechen (wann?
wie?). Anfängliche und spätere Kleidung. Wachstum und Gedeihen;
Kinderkrankheiten; Wartung und Pflege. Knaben und Mädchen. Ein-
tritt in die Schule; Lernen und häusliche Arbeiten; Konfirmation, Tren-
nung vom Elternhause, Fortbildung. Jüngling und Jungfrau. Berufs-
— 303 —
Wahl, Lehrjahre; Erlangung der Selbständigkeit; Verlobung, Hochzeit,
Ehestand von Mann und Weib (Herr und Frau). Jahre der Kraft und
der Arbeit; Glück und Unglück in der Familie; Greisenalter; Krankheit,
Tod, Begräbnis, Trauer. Ewiges Leben.
1. Die Boten des Todes. Grimm. H. 179.
2. Die drei Freunde des Menschen. Herder. H. 180.
3. Goldene Dichterworte. Reinick. H. 181.
4. Aus dem Volksmunde. H. 182.
B. Die menschliche Arbeit und die Arbeiter.
1. Die Bedürfnisse des Menschen.
a. Die ersten und einfachsten Bedürfnisse aller Menschen sind: Nah-
ruug, Kleidung und Wohnung. Dadurch suchen wir zunächst
die hohen Güter Leben und Gesundheit zu erhalten.
b. Gesittete Völker haben noch andere, höhere Bedürfnisse: Wohl-
stand (Kunstgegenstände, Genußmittel), Bildung (Schul- und Be-
rufsbildung, Kunst und Wissenschaften) und Glückseligkeit (Ge-
snndheit der Seele, reines Gewissen, Unschuld).
Für alle diese Güter bedürfen wir Schutz gegen Mörder, Räuber,
Diebe, Verleumder, Landesfeinde, zerstörende Naturkräfte (Feuer, Wasser).
2. diese Lednrfnilse befriedigt die Arbeit.
a. Für unsere äußeren (leiblichen) Bedürfnisse sorgen: 1. Jagd,
Fischfang, Viehzucht, Land- und Forstwirtschaft, Bergbau. Durch
diese Beschäftigungen werden die Naturerzeugnisse gewonnen. 2. Das
Gewerbe (die Industrie), welches die Naturerzeugnisse zu Kunst-
erzengnissen verarbeitet. 3. Handel und Verkehr, welche die
erzeugten Güter verbreiten, austeilen und gegen andere, welche das
Land nicht erzeugt, austauschen. — Welche Personen beschäftigen
sich mit diesen nützlichen Thätigkeiten?
NB. Hier ist das Wichtigste aus dem Kapitel 71 im 3. Schuljahre zu
wiederholen.
b. Für unsere Gesundheit arbeiten Ärzte, Apotheker, Kranken-
Pfleger.
c. Für unsere inneren (geistigen) Bedürfnisse sind Lehrer, Schrift-
steller, Buchdrucker iz. thätig, welche für unsere Bildung it. ar-
beiten, und Geistliche, welche sich um unsere Seligkeit bemühen.
d. Zu unserem Schutze, für Ruhe und Sicherheit arbeiten der Kaiser
und der Landesfürst, das Heer (Offiziere und Soldaten), Richter,
Beamte, Schutzleute.
Alle Menschen müssen arbeiten, alle sind Arbeiter, alle suchen durch
ihre Arbeit zu nützen und zu verdienen. Die Arbeit mit dem Kopfe ist
aber schwerer als die mit der Hand. Der Kopsarbeiter wird deshalb
auch besser bezahlt und mehr geehrt als der Handarbeiter.
— 304 —
1. Frisch an die Arbeit! Rückert. H. 183.
2. Der Wegweiser. Hebel. H. 184.
3. Zufriedenheit. Miller. H. 185.
4. Lied eines Armen. Uhland. H. 186.
3. Der Arme und der Reiche. Grimm. H. 1d7
6. Die beiden Bettler, v. Gallitzin. H. 188.
7. Kleine Handwerksleute. I. Sturm. H. 189.
8. Die Ameise. Wunderhorn. H. 190.
9. Der Fleiß der Tiere. Seume. H. 191.
10. Die Weisheit der Gasse. H. 192.
C. Die menschliche Gesellschaft.
Die Menschen können nur in Gesellschaft leben. „Es ist nicht gut,
daß der Mensch allein sei." Gott will, daß sie sich gegenseitig dienen
und lieben und „helfen und fördern in allen Leibesnöten". Der Einzelne
ist einsam, hilflos, muß alle Arbeiten selbst verrichten, alle Werkzeuge
selbst herstellen, kann seine Gedanken niemand mitteilen, verlernt die
Sprache, sorgt nur für sich und sinkt allmählich zum Tiere herab. Des-
halb leben schon seit den ältesten Zeiten die Menschen in Lebensgemein-
schasten oder in Gesellschaft. Die engste Gesellschaft ist die Familie.
Die Familien eines Ortes bilden eine Gemeinde. Die Gemeinden eines
Landes bilden den Staat.
J. Äie Familie.
Die Familienglieder, ihre Verwandtschaft und die Hausgenossen
(siehe Nr. 65, 3. Schuljahr). Ihre Beschäftigungen und Pflichten
(siehe Nr. 66, 3. Schuljahr). Ereignisse und Feste im Familien-
leben (siehe Nr. 68, 3. Schuljahr). Von Geld und Gut (siehe
Nr. 69, 3. Schuljahr). Von Fleiß, Ordnung, Sparsamkeit, Mäßig-
keit, Verträglichkeit, Liebe und Gottesfurcht als den Hauptfamilien-
tugenden. Die Gegenteile davon.
1. Kind und Mutter. I. Sturm. H. 193.
2. Das Angebinde. Krummacher. H. 194.
3. Das Licht der treuen Schwester. Müllenhoff. H. 195.
4. Kindliche und brüderliche Liebe. Schubert. H. 196.
o. Der Kinder Undank. Stöber. H. 197.
6. Am Weihnachtsabend. I. Sturm. H. 198.
2. Die Gemeinde.
Bauern, Handwerker und Handarbeiter bilden die Landgemeinden,
Bürger (Handwerker, Kaufleute, Ärzte, Rechtsanwälte, Lehrer ?c.)
die Stadtgemeinden. Gemeinsame Angelegenheiten. Von der Ver-
waltung und Regierung der Gemeinde (siehe Nr. 49, 3. Schul-
jähr). Diejenigen Bürger, welche einen gemeinsamen Glauben
haben und gemeinsam eine Kirche bauen, bilden die Kirchen-
gemeinde, diejenigen, welche gemeinsam für ihre Kinder eine
Schule errichten, die Schulgemeinde.
— 305
1. Sprichwort — wahr Wort. H. 199.
2. Die drei Stände. H. 200.
3. Die zwei Totenköpfe. Bürger. H. 201.
4. Selber ist der Mann. Langbein. H. 202.
5. Thörichtes Murren. Grimm. H. 203.
0. Nachgeben stillt den Krieg. H. 204.
7. Der Prozeß. H. 205.
8. Das Tischgebet. Güll. £>. 206.
9. Die Einladung. Knapp. H. 207.
1V. Die edeldenkende Jüdin. Stern. 208.
11. Wie alt ist wohl der liebe Gott? Löwenstein. H. 209.
12. Der Mensch schaltet, Gott waltet. H. 210.
13. Der liebe Gott ist zu Hause. Seidl. H. 211.
14. Schulgebet. H. 212.
15. Pestalozzi. H. Weber. H. 213.
3. t)cr Staat.
Der Staat ist die große Gesellschaft eines Landes, das unter einer
Regierung steht. Das Oberhaupt derselben ist der Landesfürst
(Kaiser, König, Herzog). Er führt den Titel Majestät oder Hoheit,
ist unverantwortlich und unverletzlich, kann die Staatsämter be-
setzen, die Verbrecher begnadigen, Orden und Titel verleihen und
in Verbindung mit den Vertretern des Volkes Gesetze geben. Seine
Krone oder Fürstenwürde vererbt nach dem Rechte der Erstgeburt.
D.r Fürst regiert mit Hilfe der Minister und vieler Staatsbeamten;
sie bilden zusammen die Regierung.
a. Für die Bildung und Gesittung im Lande sorgt die Regierung
durch Kirchen und Schulen. Sie errichtet Universitäten zur Aus-
bildung von Geistlichen, Rechtskundigen, Ärzten und Gelehrten,
Lehrerseminare, Maler-, Berg- und Forstakademien, Gymnasien,
Realschulen, Gewerbeschulen und Volksschulen.
b. Für den Rechtsschutz sorgt die Regieruug durch Gerichte, welche
die Verbrechen an Leben, Eigentum und Ehre verfolgen (siehe
Nr. 51, 3. Schuljahr).
c. Für den Landesschutz sorgt sie durch das Heer. Dieses besteht aus
Offizieren und Gemeinen, zerfällt in Infanterie, Kavallerie und
Artillerie und wird eingeteilt in Corps, Divisionen, Regimenter,
Bataillone und Kompagnien (siehe Nr. 72, 3. Schuljahr).
d. Auch für die Gesundheit, die Ordnung, den Wohlstand und
den Verkehr sorgt die Regierung. Sie errichtet Anstalten für
Arme, Kranke, Irre, Blinde, Taubstumme, Blödsinnige, für Straf-
linge und arbeitsscheue Menschen, baut Straßen, Brücken und Eisen-
bahnen, unterhält Polizei und Gendarmerie, sorgt für Fenerver-
sicherung, dämmt die Flüsse ein, pflanzt Wälder an ze.
Alle diese Wohlthaten genießen die Unterthanen als Staatsbürger.
Sie haben das Recht, durch Vertreter auf dem Landtage an der Ge-
setzgebnng teilzunehmen. Der Landtag beratet mit der Regierung die
Jüttiug und Weber, Anschauungsunterricht. 20
— 306 —
Gesetze, bestimmt die Steuern, die erhoben werden sollen, prüft die Staats-
rechnungen und bewilligt Gelder zn neuen Ausgaben für Beamte, Sol-
daten, Austalten, Bauten k. Das Geld hierzu erhält der Staat aus
Steuern, Zöllen und den Einnahmen aus Forsten, Eisenbahnen, Berg-
Werken ?c. Die Staatsbürger haben ferner das Recht, etwas zu erbitten,
und das Recht, sich beklagen zu dürfen über ungerechte Behandlung. Auch
Freiheit und Sicherheit gewährt der Staat jedem Unterthan. Dafür hat
aber auch jeder Bürger des Staates die Pflicht, deu Gesetzen gehorsam
zu sein, seine Stenern pünktlich zu bezahlen, die Regierung zu ehren und
das Vaterland zu lieben uud in der Gefahr zu verteidigen.
1. Der Herr ist König. Caspari. H. 214.
2. König Friedrich und sein Nachbar. Hebel. H. 215.
3. Reiters Morgengesang. Hauff. H. 216.
4. Der Allerärmste. E. Polko. H. 217.
5. Vom Kronprinzen von Preußen. Petsch. H. 218.
0. Der König und der Landmann. Seidl. H. 219.
7. Am Sedantage. Gerok. H. 220.
üverficht
der im 4. Schuljahre ausführlicher zu behandelnden Pflanzen
und Tiere.
Schlüsselblume, Apfelbaum (April); Gundermann, Fichte (Mai); Rose,
Kornblume, Linde (Juni), Roggen, Weizen, Gerste, Hafer nach den wich-
tigsten Kennzeichen, wilde Möhre, Rotbuche (Juli); Kartoffel, Fliegenpilz,
Moos (August); Haselnußstrauch, Herbstzeitlose (Sept.).
Säugetiere: Maulwurf (Raubtier, Insektenfresser); Fledermaus
(Flattertier); Ratte, Hamster, Eichhorn (Nagetiere). — Vögel: Schleier-
eule (Raubvogel); Sperling, Star, Bachstelze, Kanarienvogel (Singvögel);
Specht (Klettervogel); Rebhuhn (Hühnervogel) Schwan (Schwimmvogel).—
Amphibien: Kreuzotter (Schlange); Eidechse. — Fische: Goldfisch,
Forelle, Flußaal (Gräteufifche, Weichflofser). Krustentiere: Krebs. —
Insekten: Totenuhr, Totengräber (Käser oder Hartflügler); Hummel
(Hautflügler); Stubenfliege (Zweiflügler); Wasserjungfer (Netzflügler). —
Würmer: Regenwurm. — Weichtiere: Teichmuschel.
Die anorganischen Naturkörper (Salz, Eisen, Sandstein, Kiesel,
Granit, Lehm, Thon, Gartenerde, Torf ic.) werden im Rahmen der be-
treffenden Kapitel behandelt.
NB. Die im „Wohnorte" besprochenen Tiere (Katze, Hund, Fuchs, Igel,
Hase, Maus, Pferd, Esel, Kuh, Schaf, Ziege, Hirsch, Reh, Schwein; Huhn, Taube,
Gans, Ente, Storch, Nachtigall, Stieglitz, Lerche, Kuckuck, Schwalbe, Rabe? Ringel-
natter, Frosch; Karpfen, Hecht; Maikäfer, Kohlweißling, Pfauenauge; Spinne;
Schnecke) und Pflanzen (Tulpe, Löwenzahn, Schneeglöckchen, Hahnenfuß, Mai-
blümcheu, Vergißmeinnicht, Tausendschön, Veilchen, Bienensaug, Lilie, Erdbeere,
Bohne, Kirschbaum, Birke) sind gelegentlich zu wiederholen.
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6. „ Die Welt im Spiegel der Aationallitteratur I. (224 S.)
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Mittelstufe: Wohnort und Heimat. (264S.) geh. 0,90 Mk,, geb. 1,20 Mk.
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