— 12 — zu errichten. Seit dein Jahre 1304 zählt man 48 große Sturmfluten. Die letzten waren am 31. Dezember 1904 n. 1913. Früher führten ver- schiedene Wasserstraße aus dem Achterwasser ins Meer. Der ganze nördliche Teil von Usedom war dnrch diese Wasserstraßen in Inseln zerlegt. Solche Inseln bildeten n. a. der Glienberg bei Zinnowitz, der Gartenberg bei Zempin, der Streckelberg bei Koserow und der Langeberg. Im Laufe der Zeit wurden die Wasserstraßen durch Dünensand zugeschüttet, oder sie wuchsen zu. ^>o wurde das Ganze eine Insel. Daß auch heute noch solche Landverbindungen entstehen, sehen wir an der Insel Görmitz, die immer mehr mit der Halbinsel Gnitz verwächst. Der Streckelberg ist 60 m hoch. Steil fällt er zum Meere ab. Ohne Aushören nagten, wühlten und spülten die Wellen an diesen Bergwänden. Sie verschlangen ein Meter Land nach dem andern. Die Erde wurde an andern Stellen wieder an- gespült. Die großen Steine aber sanken auf den Grund des Meeres, wo sie zum Teil noch heute liegen. So finden wir 2V2 km vom Strande entfernt eine große Steinbank, das sogenannte Vinetariff. Es beweist uns, daß alles Land zwischen ihm und dem Strande vom Meere im Laufe von Jahrtausenden fortgerissen wurde. Um ein weiteres Abspülen zu verhüten, hat man am Fuße des Berges eine Steinmauer erbaut. — Die Sage er klärt das Vorhandensein der Steinbank ans folgende Weise: „Vor vielen tausend Jahren stand daselbst eine große Stadt, Bineta geheißen. Ihre Bewohner waren Seeleute und durch ihre kühnen Meerfahrten sehr reich geworden. Sie hatten soviel Geld, daß sie die Stadttore von Gold und die Glocken von Silber wachen ließen, und daß ihre Kinder wit blanken Talern auf der Straße spielten. In ihrem Reichtum aber wurden sie über- mntig. Sie vergaßen den, der ihnen Glück und Reichtum gegeben. Sie folgten nicht dem Rufe der Glocken, und ihre Kirchen standen immer leer. Darüber erzürnte Gott der Herr, und die Meereswogen verschlangen die Stadt zwischen Karfreitag und Ostern. Schiffer wollen bei stiller See ihre Trümmer gesehen nnd das Klingen der Glocken ver- nommen haben. Am Ostermorgen aber steigt die ganze Stadt als warnendes Schreck- bild aus dem Wasser empor. In stürmischen Nächten darf kein Mensch nnd kein Schiff sich den Trümmern der alten Stadt nahen; ohne Gnade wird das Schiff an die Felsen geworfen, und keiner, der darin gewesen, kann aus deu Wellen sein Leben retten." Der südliche Teil der Insel besteht aus mehreren Höhenzügen. Einer derselben beginnt am Hass als Golm. Zu ihm gehören ferner der Zierow- und Kalkberg. Er endigt bei Heringsdorf als Kulm. (Golm oder Kulm- Anhöhe.) Die Täler zwischen den Bergrücken sind mit Mooren und Seeu ausgefüllt. Die größten der Seen sind der Gothen- und Schmollensee. An letzterem stand in früheren Zeiten das Kloster Pudagla. Ursprünglich war es iu der Nähe vou Usedom als Kloster Grobe oder Grabow erbaut worden. 1184 wurde es gegründet. Die Sage erzählt, daß alljährlich zwei große Störe nach dem Kloster kamen. Einen davon durften die Mönche fangen, während der andere wieder davon schwamm. In einem Jahre kamen zwei ungemein große Störe. Weil die habsüchtigen Mönche fürchteten, dieser gewaltige Stör möchte im nächsten Jahre nicht wiederkommen, fingen sie beide. Seit der Zeit blieben die Fische überhaupt weg. (Bestrafte Ungenügsamkeit. Rückert). Das Kloster wurde von fremden Kriegsleuten mehrmals geplündert. Darum verlegten es die Mönche an die schönen Ufer des Schmollenfee's. Als sie hier ihre Klosterkirche erbauten, wollte der Teufel dies verhindern. Er warf einen großen Stein danach. Während der Stein durch die Luft dahinsauste, machte der liebe Gott rasch einen gewaltigen Wind' stoß. Da fiel der Stein zur Erde. Noch heute liegt er im Lieper Winkel bei dem Dorfe Warthe und zeigt die Stelle, wo der Teufel ferne Krallen eingeschlagen hatte. Die sandigen und moorigen Teile Usedoms sind weni^ fruchtbar, umsomehr sind es die lehmigen, besonders der Usedomer und Wolgaster