— 131 — unweit Dankersen ein fast verwitterter Stein, der mit einem Kreuz und zwei Pflugschaaren ausgehauen ist. Brudermord. Verwittert liegt ein Stein aus roter Erde, Ein Kranz darauf giebt sagenhafte Kunde, Und oft in mitternächtlich dunkler Stunde Bewegts die Luft wie Geisterwehen. Im Kriege war's; und fern dem trauten Herde Saß ein Westfalenjüngling, blond und heiter, Und stieg auf goldener Gedankenleiter In seine Heimat still und schön. Indessen saß bei wüstem Zechgelage Sein finstrer Bruder; — an des Lasters Stellen Verband er sich den wildesten Gesellen, Ihn schreckte nicht des Krieges Blut. — Und als das Land beglückt durch Friedenstage — Da kehrt der Blonde in der Heimat Fluren Und tilgt des mörderischen Krieges Spuren Und wahrt im Herzen nngestandne Glut. Denn seines Herdes heil'ge Flammen schützte Ein Mädchen — jung und rosig wie der Morgen. Und zagend harrte er in bangem Sorgen, Daß ihm die Liebe Worte lieh. Dem wilden Bruder wars indes, als spürte Er nach der Heimat unbestimmt Verlangen. Er kam und sah das Mädchen. In die Wangen Schoß ihm das Blut, — er liebte sie. Ein banges Zittern, das er nimmer kannte, Befiel ihn, alle edlen Triebe Erschuf die nie gespürte Liebe Zu ihr, der Heiligen, in ihm. 9*