III. Die Landschastsformen der i zügen [27 und 40], zwischen denen zahlreiche grö- ßere und kleinere Seen blinken [27 und 41]. Die steilen Endmoränenhügel, die in halbkreisförmigen Bogen angeordnet sind, bestehen aus Sand, Kies und Gesteinsblöcken von vorwiegend skandinavi- scher Herkunft. Wie vor den Talenden unserer Heu- tigen Gletscher häuften sich auch vor den bogen- förmig ausgefranstenSüdründern des Inlandeises die Gesteinsbrocken an, die das Eis mit sich fort- geführt hatte. Wenn nun die Eisränder längere Zeit an derselben Stelle verblieben, so wuchsen die Stirn-oder Endmoränen zu stattlicherhöhe empor. Die nördlich der Endmoränenzüge liegenden Teile Norddeutschlands gehören mit Ausnahme der früher besprochenen jungen Küstenbildungen im großen und ganzen der Grundmoränen- landschast an, d. h. dem Gebiete, das während der letzten Vereisung unter dem Eise begraben lag und von dessen Grundmoräne bedeckt wurde. Letz- tere besteht aus dem fruchtbaren Geschiebelehm und Geschiebemergel, welche aus den vom Eise unter sich fortgeschobenen Gesteinstrümmern durch Zerreibung hervorgegangen sind. Nur strichweise hat sich später eine unfruchtbare Sanddecke dar- über gelegt. Soweit der Geschiebelehm die Ober- fläche bildet, herrscht das Ackerland [28, 31, 59], während die „Decksand"-Flächen wie die früher erwähnten Talsande von Kiefernheiden eingenom- men sind [72und 73]. Die Oberflächengestalt dieses Grundmoränengebietes, das später als die zwi- schen den Urstromtälern erhalten gebliebenen In- seln der Grundmoränenlandschaft vom Eise ver- lassen worden ist und infolgedessen auch weniger ausgeglicheneFormenzeigt, ist höchstunregelmäßig tischen Mittelgebirgslandschaften. 5 und unruhig [28, 31, 52]. Vor allem enthält der Grundmoränenboden zahlreiche Einsenkungenvon allen Größen, die in sehr vielen Fällen von Seen eingenommen sind. Man nennt daher dieses ganze Gebiet, das die Ostsee, das „Baltische Meer", um- gibt, die Baltische Seenplatte. Einige quer hindurchziehende Senken zerlegen sie in mehrere Unterabteilungen, die man als holsteinische Seen- platte, Mecklenburgische [31 und 32], Pommersche [52], Ostpreußische [60] und Masurische Seen¬ platte [72 und 74] bezeichnet. Nach der Größe und Gestalt der Seen unterscheidet man unter diesen mehrere haupttypen, die großen, unregel- mäßig gestalteten (weil mehrere Wannen einneh- menden), flachen, eigentlichen Grundmoränen- seen [32 und 52], die tieferen, langgestreckten, schmalen Rinnenseen [60 und 74] und endlich die kleinen, aber verhältnismäßig tiefen, meist runden Sölle oder Pfuhle; diese sind wahrschein- lich die Strudellöcher von Wasserfällen, die sich im Eise gebildet hatten [31]. Die Grenzen zwischen der Mecklenburgischen und der Pommerschen sowie zwischen der Pommer- schen und der Preußischen Seenplatte werden von den Tälern der unteren Oder [38 und 39] und der unteren Weichsel /ÄZ/ gebildet. Beide sind Durch- bruchstäler, die erst in Benutzung genommen wurden, nachdem das Eis sich von dem Gebiete des heutigen Deutschlands zurückgezogen und auch den südlichen Teil der Ostsee freigegeben hatte. Das untere Odertal ist noch heute großen- teils sumpfig und nur als Wiese benutzbar, wäh- rend der fruchtbare Boden des deutschen Weichsel- tales großenteils in Kultur genommen ist. III. vie tanäsckaftsformen äer äeutscken Mittelgebirge landfchaften. Den hauptteil unseres Vaterlandes nehmen die deutschen Mitte lg e birg slandsch asten ein. Ihr Gebiet liegt innerhalb verhältnismäßig enger höhengrenzen, ungefähr zwischen 300 und 1600 in über dem Meeresspiegel, steht unter ziemlich gleich- mäßigen klimatischen Einwirkungen und hat auch die Hauptzüge seiner geologischen Entwickelungs- geschichte gemein; trotzdem ist aber die Mannig- faltigkeit seiner Landschaftsformen unter dem star- ken Wechsel der Abtragungsbedingungen und dem verschiedenartigen Verhalten der Gesteine zu ihnen sehr groß. Innerhalb der Grenzen des deutschen Bodens außerhalb der Alpen haben in zwei sehr weit auseinanderliegenden Zeiträumen zwei Gebirgs- bildungen ganz verschiedener Art stattgefunden. Während eines größeren Teiles des Altertums der Erde, am stärksten in der mittleren Steinkohlen- zeit, wurden die bis dahin abgelagerten Schichten zu einem Faltengebirge zusammengeschoben und erhielten durch den gewaltigen Druck zugleich Schieferstruktur. Dieses Faltengebirge, das sich quer durch das heutige Mitteldeutschland von Westen nach Osten hindurchzog und sodann der Richtung der Sudeten entsprechend südwärts um- bog, wurde jedoch bald bis auf einen niedrigen Sockel wieder abgetragen, wobei die von seinen Bergen niedergeführten Massen in seinen Vertie- fungen und in seiner Umgebung als Schichten des „Rotliegenden" abgelagert wurden. Dann sind im Gebiete des heutigenDeutschlands während des ganzen Mittelalters der Erde viele hundert Meter mächtige Gesteinsschichten zwar inwechselnderVer- breitung, aber doch ohne stärkere und allgemeine Störungen durch Faltung oder Verwerfung abge- lagert worden, ehe es in verhältnismäßig junger Vergangenheit der Erde, nämlich in der mittleren Tertiärzeit, zu einer neuen Gebirgsbildung kam. Diesmal wurde der deutsche Boden aber nicht wieder gefaltet, wie dies gleichzeitig im Bereich