268 Bilder aus Asien. welche sich eines rechtschaffenen Lebens befleißigt haben, zu Sternen werden, während alle jene, die ihren irdischen Pflichten nicht nach der Strenge der Satzungen nachgekommen sind, dazu verurteilt sind — ein neues Erdenleben zu beginnen. Sehr drollig klingt es zu vernehmen, daß die Seelen böser Nasarier zu — Juden, Christen und Türken werden. Wer schließlich vollends glaubenslos starb, den trifft der Fluch, als — Nutztier seine weitere Erdenexistenz zu fristen. Im allgemeinen ist man der Ansicht, daß die konfusen Satzungen des Korans viel Schuld an dem Glaubensunsinn der Nasarier tragen, und daß der Fanatismus ihrer Verfolger sie selbst erst zu fanatischen Anhängern ihrer mystischen Ketzereien gemacht hat. von Schweiger-Lerchenfeld. 2emyru Der Anblick Smyrnas kann von keiner Seite besser genossen werden, als von der Höhe oder den üppigen Hängen des Berges Pagos, der sich im Süden der Stadt wie eine Coulisse vorlegt. Auch sein Gipfel trägt die Spuren uralter Ansiedelung, cyklopenartige Fundamente und altes Gemäuer, das in seinem heutigen baufälligen Zustande eine Moschee— ruine umschließt. Wer daher Smyrnas magischen Total-Anblick unge— schmälert genießen und sich den unleugbaren Zauber einer orientalischen Laͤndschaft nicht durch die schmutzigen, abstoßenden Details des täglichen Lebens und Webens schmälern lassen will, der trachte beizeiten, dem dunstigen Gassengewirre zu entrinnen, um jene Bergeshöhe zu gewinnen. Der erste Anblick wird genügen, um sofort in uns das Bewußtsein zu erhärten, daß, Konstantinopel ausgenommen, keine Küstenstadt der Le— vante sich rühmen kann, auch nur ännähernd ein so prächtiges Bild zu präsentieren, wie die heutige Metropole Kleinasiens. Weit nach Süden hin zieht sich die Thalspalte des Meleh, hin und wieder besäumt von schwaͤrzlichen Cypressen und Olivengebüsch. Man könnte die stille Land— schaft mit ihren unvergleichlichen Tinten und spärlichen Wohnstätten ein Asyl nennen, so wunderbar frisch mutet sie an; aber neben dem Silberbande des Flüßchens erblicken wir die schwarze Spur eines — modernen Schienenweges, und das Poltern der Lokomotive rüttelt uns auch hier unbarmherzig aus unsern klassischen Träumereien auf; ihr schriller Pfiff verscheucht uns den Schatten Homers, und wir sehen wieder den silbernen Meles, die Cypressen und Olivenkronen, das schmucke Dörfchen Budscha und rechter Hand, also gegen Westen hin, die eigen⸗ tümlich geformten Doppelkuppen des Berges „duse fratellis. Wesentlich anderer Natur ist das Bild im Norden und Westen. Man braucht sich so zu sagen nur um seine Achse zu drehen, um eine totale Veränderung des Gesichtskreises herbeizuführen. Es ist der breite Golf, der sich zu unsern Füßen dehnt, nicht so großartig wie jener Neapels, zumal wegen seines allenthalben öden Nordufers, aber immerhin mit ihm vergleichbar, zumal nach der Nordostseite hin, wo der höchste Berg in der Umgegend Smyrnas, der Sipylos mit seinen Dörfern und Villen, Waldparzellen und üppigen Gärten eine äußerst belebte Gestadezone im