Berlin. 491 Säulenkern zeigt bildlichen Schmuck. Es sind die für die Einigung Deutsch- lands bedeutsamsten Vorgänge aus dem deutsch-sranzösischen Kriege: der Überfall Deutschlands durch Frankreichs die Verbrüderung der deutschen Völkerschaften und die Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums. Diese Bilder siud aus bunten Glasstückchen (Mosaik) von Salviata in Venedig zusammengesetzt, während der Entwurf zu denselben von dem berühmten Maler Anton von Werner herrührt. Das Denkmal ist den Errungenschaften dreier Kriege gewidmet: darum gliedert sich die eigentliche Säule in drei Geschosse. Sie ist aus Oberkirchner Sandstein gefertigt, und ihr Durchmesser mißt 5 Meter. . Jeder drei Abschnitte trägt 20 eroberte Kanonenrohre, die vergoldet sind: der untere 20 dänische, der mittlere 20 österreichische und der oberste 20 französische Geschütze. Die Säule endet in einer Plattform 46,14 in über dem Königsplatze. Zu diesem Rundgange, der von einem starken Bronzegitter umschlossen wird, führt eine Wendeltreppe von 246 Stufen im Innern des Denkmals hinauf. Von hier.bietet sich dem Beschauer ein prachtvoller Blick über das unendliche Häuser- meer der Reichshuuptstadt und deren Umgebungen, bis weit in die Ferne, von den Ufern der Spree bis zu den grünen Wäldern des Havelthales, aus dem am fernen Horizonte die Türme des Schlößchens auf der Pfaueninsel und die der Stadt Potsdam auftauchen. Hoch oben prangt auf einem Sandsteinsockel im Goldglanz die als Sieges- göttin gedachte Borussia, die Beschützerin Preußens, in leichter fliegen- der Bewegung, scheinbar nur auf einem Fuße stehend, in der Rechten den Lorbeerkranz, in der Linken das Feldzeichen, einen mit dem Eisernen Kreuze geschmückten Stab, haltend, das Haupt mit dem Adlerhelm be- deckt. Die Höhe dieser Figur beträgt 8,32 Meter und die Gesamthöhe des Denkmals 61,5 Meter. Die Siegessäule gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten, welche die deutsche Kaiserstadt aufzuweisen hat. Was lehrt uns nun dieses Siegesdenkmal? Es war also am 18. April 1865, am ersten Jahrestage der Er- stürmung der Düppeler Schanzen, als König Wilhelm den Gruudstein zu dieser Siegessäule legte. Nach seinen eigenen Worten stand Preußen damals in einer bewegten Zeit, an der Schwelle einer noch bewegteren Zukunft. Am zweiten Gedächtnistage der Schlacht von Sedan wird dieses Denkmal, zweimal verändert in Form und Bestimmung, endlich enthüllt. Der 18. April 1865 und der 2. September 1873, diese beiden Daten des Denkmals, sein Anfang und seine Fertigstellung, reichen hin, uns voll und ganz die unermeßliche Größe und Bedeutung des dazwischenliegenden Jahrzehnts zu vergegenwärtigen. Diese Säule weihte als ein Erinnerungszeichen höchster Treue, Hingebung und Opferwilligkeit das dankbare Vaterland seinem greisen, ritterlichen Könige, der im Frieden wie im Kriege das schönste Beispiel von Treue und Pflicht gegeben, der in hohen Lebensjahren noch zwei- mal an der Spitze der Seinen hinauszog und Preußens Königsschwert mit fester Hand hielt, der in schweren Stunden an der Aufgabe seines