182 Zur physischen Geographie. Gelb kleiden, gestaltet sich nun der innere Bau und das Leben dieser Gewächse desto beachtenswerter. Denn in den zarten, anscheinend so kraftlos herab- hängenden Verzweigungen derselben arbeitet unaufhörlich eine Reihe eigen- thümlicher schlauchartiger Gefäße, die gleich Pumpwerkzeugen begierig die Feuchtigkeit der Luft und des Bodens saugen und, im Vereine mit dem schwammigen Hautgewebe des Stengels, das Wasser gleichsam binden, so daß die Moospolfter auf solche Weise in der That zu vegetabilischen Quellen werden und eben daher zugleich die kaum zu erschöpfende Zengungskraft empfangen. Mit jedem Winter zusammensinkend, treiben dieselben in jedem Frühling höher und massenhafter empor, indem sich unmittelbar an die modernden Spitzen die frischen Sprossen heften. Der üppigste Wuchs aber findet sich meist in der Mitte der Moore. Hier in der größten Tiefe des Beckens, wo die Bildung derselben begonnen, wuchert das Moos oft in mehr als fußhohen Jahresschichten und steigt selbst hügelartig auf, bis die ursprüngliche Fläche sich allmählich in eine Wölbung verwandelt. Den Beweis dafür giebt fast jedes der ebendeshalb sogenannten Hochmoore. In den Teufelssümpfen Carolinas erhebt sich die durch Gase und Wasser auf- geblähte Masse gegen die Mitte hin über 12 Fuß, und im Canton Neuen- bürg ist das Moor von les Ponts derart angeschwollen, daß zwei Dörfer, welche auf den Kalkfelsen der gegenüberliegenden Seiten erbaut wurden, ein- ander feit Jahrhunderten durch den Buckel des Moors verdeckt sind. Ja die seltsame Sumpfblase hebt und senkt sich zuweilen unter den Einflüssen der Witterung, je nachdem entweder reichliche Regenergüsse die Wassermasse ver- mehren oder Wind und Wärme sie verdunsten lassen, daher denn die am Saume solcher Moore gelegenen Ortschaften wechselnd einander bald wahr- nehmen, bald aus dem Gesichtskreise entschwinden.^) Eben diese Wölbung endlich, wie sie den eigentlichen Ausgangs- und Höhepunkt des Moores bezeichnet, wird nun wohl zugleich die Ursache seiner Erweiterung. Denn wenn zwar die Wasser in den Haargefäßen der Moose ununterbrochen empor¬ gehoben werden, so vermag doch der triefende Schwamm die Ueberfülle nicht festzuhalten; sie entweicht vielmehr allgemach nach den tiefer liegenden Rän- dern, um hier neue Sümpfe zu bilden, aus deuen neue Moore sich erzeugen. So breiten die Moore sich aus, und so wachsen sie empor, bis schließlich ein fester Erdriegel Schranken setzt oder die Zufuhr des feuchten Elements aufhört. Und selbst da, wo das Wasser sich endlich einen Ausgang bahnt, — und wie mancher Bach nimmt hier seinen Ursprung! — wachsen die Moore noch fort, sofern die Moose schon durch die atmosphärischen Nieder- schlüge hinlänglich genährt werden. Aber zugleich bereiten sie nun in ihrem *) Ein Beispiel dafür bietet der Kakser Bal (Bal = Moor) in: ostpreußischen Lithanen.