- 78 Fahrt auf dem See recht ungemütlich werden. Sogar große Dampfschiffe snchen dann den schützenden Hafen auf. Der Schiffahrt hinderlich sind auch die dichten Nebel, die im Spätherbst und Winter oft über dem See lagern. Dann hallt das stoßweise erfolgende Geläute der Hafenglocken ängstlich über das Wasser, die Laternen werden ausgehängt, nnd von nah und fern ertönen die Sirenen der Dampfschisse. Nur im strengsten Winter gefriert der Boden- fee ganz zu; im letzten Jahrhundert geschah dies zweimal (1830 und 1880). Der seichte Untersee dagegen bedeckt sich fast jedes Jahr mit Eis. Das Wasser des Bodensees ist von glänzend grüner Farbe und sehr fischreich. Die kostbarsten Eßfifche sind die Blanselchen, Lachse, Hechte, Seeforellen usw. Der größte Fisch des Bodensees ist der Wels, der bis zu 1,25 m lang und einen Zentner schwer wird. In die Ufer des Bodensees teilen sich süns Staaten: Württemberg, Baden, Bayern, Österreich und die Schweiz. Am württembergischen Ufer liegt die schöne Stadt Friedrichshafen mit einem prächtigen Schloß, dem Sommerausenthalt unseres Königs. In der Nähe der Stadt sind die großartigen Bauanlagen für die Luftschiffe des Grafen Zeppelin. Auf würt- tembergischem Gebiet liegt auch das große Dorf Lau gen argen, wo die Argen in den Bodensee mündet. Zum bayerischen Gebiet gehört die freund- liche Jnfelstadt Lindau mit dem schönsten Hafen am Bodensee. Die süd- östliche, gebirgige Ecke am See gehört zu Österreich. Hier liegt die schöne Stadt Bregenz, über der sich der Gebhardsberg und der aussichtsreiche Pfänder erheben. Das ganze steile Südufer mit den Städten Rorfchach, Arbon und Romanshorn ist schweizerisches Gebiet. Am badischen Ufer liegen Konstanz, die größte Stadt am See, Überlingen und das hochragende Meersburg. Am Bodenfee münden 10 Bahnlinien aus, außerdem umgibt die fo- genannte Bodenseegürtelbahn den ganzen See. Die leichte Zugänglichkeit des Sees von allen Seiten, die dichte Besiedeluug der Ufer, der starke Fremdeuzuzug im Sommer und der Reichtum und die Mannigfaltigkeit der Bodenerzeugnisse in seiner Umgebung bewirken einen starken Verkehr. Etwa 40 Dampfschiffe dienen in erster Linie dem Personenverkehr. Trajekt- kähne, die 8—12 Eisenbahnwagen aufnehmen können, und fchwere Last- schiffe, von Schleppdampfern gezogen, führen Obst, Getreide, Gemüse, Holz, Vieh usw. von einem Ort des Ufers zum andern und tragen Fabrikwaren und Handelsgegenstände aller Art über den See. 3. Klima und Erzeugnisse: Die hohe Lage des südlichen Oberschwabens, die vielen Seen und Moore, die Häufigkeit des Waldes und die Nähe der Alpen geben dem südlichen Oberschwaben ein rauhes, feuchtes, regnerisches Klima. Das Oberland liegt hoch (höher als der Welzheimer Wald) und ist nach Norden und Westen ziemlich offen, so daß die kalten Nord- und die feuchten West- und Nordwestwinde ungehindert wehen. Die feuchte Luft staut sich an der Alpenwand, und die warmen Südwinde werden durch die Alpen aufgehalten. Es regnet daher viel, und feuchte, kalte Nebel bedecken häufig das Land. Der Winter bringt viel Schnee. Der Bodensee dagegen, die tiefste Stelle Oberschwabens (395 m), und das anliegende Gelände bis hinauf ins Schüssen- becken haben ein weit milderes Klima; nur sind auch sie sehr Niederschlags- reich.