Spaniens Natur. 125 IX. Pyrenäen-Halbinsel. 1. Spaniens Aatur. a) Vergleich mit anderen Ländern, b) Dörfer, c) Beleuchtung. a) Das vielbesungene, wenig gekannte Spanien besitzt die üppigen Reize, die man gewöhnt ist, dem europäischen Süden zuzuschreiben, in viel geringerem Maße als seine Schwester- Halbinseln; sie ist die wildeste der drei, nicht umweht von lauen Zephyren wie Italien oder das buchtenreiche Griechenland, viel- mehr nach allen Seiten festgeschlossen gegen die kühlenden Meereswogen und in seinem weiten Innern von Staubstürmen durchbraust und dem nngemilderten Sonnenbrande ausgesetzt. Das „Antlitz Europas", so wird Spanien von seinen stolzen Söhnen genannt, ist ernst und traurig, von düsterem, aber stets erhabenen Ausdruck. Vergebens sucht der Wanderer die weichen Thäler und Gartengelände Italiens oder den deutschen Wald mit seinem frischen Grün und dem heiteren Vogelgesang. Un- endliche, baumlose, sonnverbrannte Flächen voll Einsamkeit und Grabesstille herrschen vor. Und wie die Ebene an die Wüsten Afrikas erinnert, so gemahnt das Gebirge an die Felsen des n. Norwegen, denn kahl und nackt starrt es gen Himmel; ander- wärts breiten sich sandige Steppen aus, wo die Trappe zu Hause ist; da blüht das Haiderösleiu, und der wilde Ginster wiegt sich im Winde, aber kein Erntefeld ist auf diesen Ebenen zu sehen, kein Stück urbaren Landes auf seineu Bergrücken. — ~b) Auch häufen sich nicht Dörfer am Wege, wie in den dichter bevölkerten und besser angebauten Ländern des Nordens. Hier sind die Wohnstätten der Menschen mehr als meilenweit von einander entfernt. Dafür sind die spanischen Dörfer meist sehr malerisch gelegen, bald hoch am Rande eines Abgrundes, bald auf dem steilen Abhänge eines Berges sich hinschlängelnd. Und diese Dörfer sind immer umfangreich, denn das Landvolk drängt sich darin gern in Massen zusammen, aus Furcht vor den Räuberbanden, welche die Ebene unsicher machen. — c) Ein Hauptreiz der spanischen Landschaft liegt in der Beleuchtung. Was ihr einen so eigentümlichen, den Bewohner des Nordens