4 Asiens Stellung und Charakter. Erdteilen die größte Mannigfaltigkeit darbietet. Wie die Men- schenwelt zeigt auch die Tier- und Pflanzenwelt die mannig- faltigsten Formen. Es ist, als ob die Natur ihren Erstgeborenen als Vorbild für alle anderen Weltteile ausgestattet und den Reichtum aller in Asien vereinigt hätte. Im hohen Norden, bei fast ewigem Winter, ist kaum noch ein Moos oder eine Flechte, weniger noch ein Strauch zu finden; nur Seehunde und Eisbären bewohnen die eisige Küste. Weiter ins Innere des Nordens kommen die Pelztiere, welche als Jagdwild auch den Menschen in die unwirtlichen Gegenden ziehen und ihm Schutz vor dem Winterfrost gewähren. In Mittelasien wechseln Salz- steppen und Saudwiisten mit den schönsten Grasebenen, auf denen das wilde Pferd oder vielmehr eine Art Halbesel, Dfchiggetai genannt, sich tummelt. In den schönen Hochthälern des Hima- laya wachsen unsere Getreidearten wild. Steigt man dann aber bis zu den südlichen Halbinseln und Inseln hinab, so zeigt sich die üppigste Fülle der gewürzreichsten Früchte; in den dichtver- schlungenen Wäldern brechen Elefantenherden sich Bahn, und im sumpfigen Rohr lauert der Tiger auf Beute. Asien hat uns Reis, Mais und Zuckerrohr geschenkt, welche dann, wie die Völker, nach W. gewandert sind; die Glut der Sonne ver- edelt die Pflanzensäfte zu Gewürzen, Balsam und Heilmitteln aller Art. 3. Äsiens StromWeine. Die zentrale Stellung des Hochlandes in Verbindung mit der bedeutenden absoluten Höhe der Randgebirge, die auch in den wärmeren Gegenden noch in die Region des ewigen Schnees hineinragen, bewirkt, daß sich zahlreiche und reichhaltige Wasser- systeme nach allen Richtungen hin in die Tiefländer hinabstürzen und diese bis in die weitesten Fernen befruchten konnten. Wie Mittel-Europa nach allen Seiten hin von seinem Alpensysteme Bewässerung empfängt, so in unendlich größerem Maßstabe Asien von seinem in ähnlicher Richtung den Erdteil durchziehen- den zentralen Hochlande. Amerika hat zwar einen noch größeren Wasserreichtum und einzelne noch ausgedehntere Stromgebiete, aber die Verteilung dieser Wassermasse folgt mit wenigen Aus- nahmen nur einer Richtung, der nach O. oder S.-O, Eine Erscheinung, welche fast nur den asiatischen Wasser-