— 157 — IV. Lehrstunde: 1. Wir wenden uns zunächst dem Erzgebirge wieder zu. Der Sage nach sollen Salzfuhrleute aus dem Harze im Jahre 1163 auf der Straße uach Böhmeu östlich vom Münzbache eiue weiße Silberstufe gefunden, dadurch die Ansiedelung niedersächsischer Bergleute bei Christiausdorf und die Gründung der Stadt Freilierg (21 T.) durch den Markgrafen Otto den Reichen veranlaßt haben. Bald durchbrachen zahlreiche Schächte und Stollen die Gneis- felsen. In 52 Hütten wurde Blei, Silber und Gold aus dem Erze geschmolzen. Stattliche Bürgerhäuser erhoben sich. Die Burg Frei st ein wurde von Herzog Heinrich dem Frommen zur Residenz erhoben und der Dom mit der goldenen Pforte zur Be- gräbuisstätte der protestantischen Fürsteu Sachsens erkoren. Ver¬ kehr uud Haudel erwuchsen in der Stadt zu hoher Blüte. Aber bald verarmte die reiche Stadt im 30jährigen und 7jährigen Kriege und unter französischer Herrschaft. Aus der Zeit des alten Glauzes hat Freiberg jedoch nicht bloß in seinem Kaufhause und Rathause manch schöne Erinnerung gerettet, es hat auch in unserem Jahrhundert wieder einen neuen Aufschwung genommen. Diesen verdankt es besonders seiner Hochschule für die Bergkunde („Bergakademie"), die bereits 1765 gegrüudet wurde. In dieser werden der Aufbau der Gebirge, die Schichtung der Gesteine, die Lagerung der Erze, die Eigenschaften der Metalle, die geheimnis- vollen Kräfte uud Stoffe der Erde den Hörern erschlossen. Und was das Ohr der Schüler in belehrenden Worten vernimmt, das wird auch deu Augen derselben vorgelegt. Denn alle Instrumente, welche die Bergwissenschaft bisher erdacht, alle Erze, Krystalle und Gesteinsarten, die unsere Erde in ihrem Innern birgt, alle Bücher, die über den Bergbau geschriebeu wurden, sind in den Samm- lungert der Hochschule ausgelegt. Die Sinnbilder des Berg- baues selbst (ein Hammer, der mit einem Schlägel gekreuzt ist), siud in Stein mehreren Häuseru der Stadt eingefügt. Auf den Straßen und in den Fluren der Bürgerhäuser betreten wir gnei- sene Platten. In den Läden werden Bergmannskleider und Werkzeuge für deu Bergbetrieb zum Verkaufe ausgeboten. Photo- graphieen zeigen uns an den Schaufeustern Bergleute verschiedener Rangstufeu. In den Werkstätten der Stadt werden aus Silber uud Gold echte uud unechte Tressen für die Uniformen der Armeen aller Länder angefertigt. Auch das Gießen des Schrotes