Ein Ausflug in das Weinland. 103 Kaiser Friedrich III. verlieh den Herren von Rappoltstein das Recht, für diese Genossenschaft einen „Pfeiferkönig" zu ernennen. „Unsere liebe Fran" von Dusenbach ward zu ihrer Schutzpatronin erkoren. Alljährlich am Tage von Maria Geburt (8. Sept.) versammelte der König sein lustiges Völkchen in der Herberge „Zur Sonne", um mit ihm die Angelegenheiten zu ordnen, Recht sprechen zu lassen und die Abgaben zu erlegen. Dann zogen sie unter dem Schall der Glocken zur Kirche, das Banner, Trompeten und Trommeln voran. Hinter dem Banner ging der Pfeiferkönig mit der Krone, dem Symbol seiner Würde; nach ihm kamen die Mitglieder des Pfeifergerichts, voran der Weibel, dann die Spielleute je zwei und zwei. Jeder trug das Bundes- zeichen mit dem Bildniß Unserer lieben Frau von Dusenbach und spielte sein Instrument. Die Messe wurde mit großer Musik gefeiert. Nach der Messe gingen alle Mitglieder, der König voran, zum Opfer und begaben sich dann auf das Schloß, wo dem Könige die schuldige Huldigung und ein Ständchen gebracht wurde. Ein Mahl uud fröhliches Zechen im Znnfthaus beschloß die Feierlichkeit. Eine Erinnerung an dieses lustige Treiben ist uns mit dem all- jährlich am Dienstag nach Mariä Geburt in Rappoltsweiler stattfindenden Jahrmarkt, welcher „der Pfeifertag" genannt wird, noch bis auf den heutigen Tag überkommen. Auch ein nahe dem Marktplatz liegender Brunnen, dessen vier Wassergießer einen geharnischten Ritter, einen Knappen mit Eselsohren, einen Löwen mit Mönchskopf und einen Schalksnarren mit Schellenkappe vorstellen, ist bezeichnend für die ehemalige Hauptstadt des Pfeiferkönigthums. Freilich, so üppig mag bei den Gelagen unserer „varenden Lüte" der elsasser Wein nicht geflossen sein, als an der bischöflichen Tafel zu Zabern, wo das nngebenre Horn eines Auerochsen als Humpen, mit vier Litern Wolxheimer Weines gefüllt, von den Zechern in einem Ansatz geleert wurde; lustiger aber ging es gewiß bei den Spielleuten her. Die Weine des Elsaß sind gnt. Es ist die Glnt der bnrgnnder Traube, gereift au deutschen Berghängen. Sie haben Feuer und Kraft, Blnme und Gehalt, d. h. sie wollen getrunken sein — mit Verstand und mit Maßen; erzählt man doch selbst von dem Urbilde der Heldenkraft, dem Alkiden Herakles, einen Mythus, welcher beweist, daß der elsasser Wein nicht allein den stärksten Mann bewältigen, sondern sogar einen Halbgott umnebeln kann. Als nämlich Herakles für seinen König Enrysthens dem dreigestaltigen Riesen Geryon die herrlichen Herden entführte und die rothen Rinder über Gallien seiner Heimat zutrieb, kam er auch in die Gegend des heutigen Kolmar, war aber von seinen Hercnlesarbeiten so müde, daß er eines Trunkes bedurfte. Der starke Oberländer bewältigte den Halbgott, so daß er einnickte und am andern Morgen die Zeit verschlief. Beim raschen Aufbruch vergaß er seine Keule, welche von der Stadt Kolmar, die auf der Schlafstelle des Herakles später entstand, als Wahrzeichen in ihr Wappen aufgenommen wnrde. „Es muß Rangen oder Reichenweihrer gewesen sein, den der Alkide getrunken", bemerkt der sachkundige Chronist, und was es mit dieseu Wei- neu für eine Bewandtniß hat, werden wir erfahren, wenn wir sie selbst gekostet haben werden. Ein bekannter elsasser Spruch sagt: