Anebos und Scharfenburg. 465 Anebos und Scharfenburg, mit ihr zusammengehörten zu einem ge- meinsamen Ganzen. In Wirklichkeit hat Anebos keine selbständige Ge- schichte. Wir haben in der Geschichte der Burg Trifels einen Marschall von Anebos kennen gelernt, der Heinrich VI. nach Sizilien begleitete. Aus dem Jahre 1266 ist noch eine Urkunde eines Herrn von Falkenstein, des Burgvogtes von Trifels, vorhanden, worin er seine Güter unter seine Söhne theilt, und in dieser Urkunde weist er die Söhne an, die Burgen Trifels, Anebos, Karlsmund und Nüringen zu unterhalten. Daraus darf mau wol den Schluß ziehen, daß noch im 13. Jahrhundert Anebos unter derselben Verwaltung stand wie Trifels, also als ein Theil der Reichsfeste ange- sehen wurde. Ueber den Namen Anebos bestehen blos Vermuthungen und darunter dürste die haltbarste sein, daß dieselbe Kaiserin Anna, welcher Ann- Weiler den Namen verdankt, auch Pathin der Burg war, deren Name dann mit Anna nnd dem altfränkischen bos, Hügel, gebildet wäre. Von der Burg selbst ist fast nichts mehr erhalten. Die steile Höhe, zu der man von Trifels aus über ein kleines Thal hinübersieht, ist mit einer riesigen Felsplatte gekrönt. Ehedem führte eine Treppe auf diese Platte. Nur noch spärliche Mauerreste zeugen davon, daß früher Menschen hier hausteu. Die dritte im Bunde, Scharfenburg oder Scharfenberg, lohnt schon um der schönen Aussicht willen, deren wir oben gedacht, eher eines Be- snches; auch bietet ein Gang durch ihre Geschichte einige interessante Daten. Wir haben bereits oben von jenem Bischöfe von Speyer erzählt, der bei der Ermordung Philipp's von Schwaben in Bamberg Zeuge war — das war ein Herr von Scharfenberg. In der Fehde zwischen Herzog Ludwig dem Schwarzen von Veldenz gegen Kurfürst Friedrich I. eroberte Ludwig das Schloß uud setzte als Kommandanten Kunz Pfeil von Ulnbach hinein. Der führte nun dort ein lustiges Reiterleben, machte kühne Ausfälle in das kurpfälzische Gebiet, brannte Dörfer nieder, hob kurpfälzische kleinere Trnppentheile auf und sperrte sie ein, bis der siegreiche Fritz seine Feinde ge-, schlagen und auch den Veldenzer zwang, herauszugeben, was er ihm genommen. Doch wir scheiden von Trifels und seinen Schwesterburgen. Es ist ein außerordentlich reiches, glänzendes Gebiet der Geschichte, das wir von chier aus überblickt; aber wir klagen nicht, daß jene Zeiten vorüber sind, in denen der Trifels seine Rolle spielte. Wir hatten Gelegenheit, den Glanz, wir hatten Gelegenheit, die noch tieferen Schatten jener Zeit zu betrachten und zu erwägen. Wir schauen hinein in die sonnige Landschaft, hinüber zum Rhein, der nicht mehr Deutschlands Grenze, sondern Deutschlands Strom ist; wir freuen uns der ueuen Zeit, die das gebracht, des Reiches, das wieder erstanden ist; wir verlassen des Trifels Ruinen und Schiller's Wort erfüllt unser Herz: „Das Alte stürzt, es ändern sich die Zeiten, Und neues Leben blüht aus den Ruinen." Deutsches Land und Volk. III. 30