8 Aus Schlesiens Vergangenheit. Sie hatten nun ebenso wie die Geistlichen, welche Schenkungen bekamen, für den Anbau und die Bevölkerung zu sorgen. Hätten die kriegerischen Piasten sich nicht so oft untereinander befehdet, wären außerdem nicht verheerende Feinde in das Land eingefallen, dann hätte Schlesien, das so günstig gelegen war, schnell an Kultur daA mutterliche Deutschland überflügeln müssen; aber fast ununterbrochene Kriege ließen das Steigen der Gesittung und Bildung immer wieder ins Stocken geraten. Schon die ersten von Polen unabhängigen fürstlichen Brüder hielten nicht Frieden miteinander. Miecislans glaubte sich von seinem Bruder übervorteilt und zog gegen Boleslaus zu Felde. Zugleich trat Konrad, der bei der Teilung, weil er Geistlicher werden sollte, übergangen war, mit Ansprüchen auf. Durch Kriege wurde entschieden, daß Boleslaus Breslau, Miecislaus Ratibor, Konrad Glogau erhielt, nnd so entstand Ober-, Mittel- und Niederschlesien. Als dann Konrad von Glogau ohne Nachkommenschaft starb, bemächtigte sich Boleslaus ohne Rücksicht auf seinen Bruder in Oberschlesien des Herzogtums Glogau, und es entstand ein neuer Bruderkrieg. Nach dem Tode des Boleslaus schloß sein Sohn Heinrich im Jahre 1202 mit seinem Oheim Miecislaus einen Vertrag, durch welchen Schlesien in zwei Teile, in Ober- und Niederschlesien, geteilt wurde. Zu Oberschlesien gehörte Oppeln, Ratibor, Teschen, Ober-Benthen, Pleß, zu Niederschlesien auch Kreuz- bürg, Krossen und Lebns. Zugleich wurde festgesetzt, daß sich die Herzöge einander nicht beerben sollten. Einen Aufschwung, der sich kaum ahnen ließ, nahm Niederschlesien unter Heinrich I., dem Bärtigen, der mit seiner Gemahlin, der heiligen Hedwig, für sein Land im wahren Sinne des Wortes ein fürsorglicher Vater war. Recht und Gerechtigkeit übte und die Grenzen seines Landes gegen zudringliche und feindliche Nachbarn ausdehnte. Was er geschaffen hatte, sollte unter feinem Sohne Heinrich II., dem Frommen, erheblich leiden; denn die wilden Tataren kamen von Osten und fielen im Jahre 1241 in Schlesien verwüstend und plündernd ein. Tapfer für sein Land kämpfend, fiel der Fürst in der Schlacht gegen die Wilden unweit Liegnitz, wo später das Kloster Wahlstadt erbaut wurde. Nach seinem Tode teilten sich seine drei Söhne Heinrich, Boleslaus und Konrad Niederschlesien, so daß dieses in die drei Fürstentümer Breslau, Liegnitz und Glogau zerfiel. Wenn nun die Piasten persönlich auch noch so tapfer waren und sich um die Wohlfahrt ihres Landes bemühten, so mußte doch durch die Zerstückelung des Reiches der Grund zur Schwäche gelegt werden; denn es blieb nicht bei der Dreiteilung Niederschlesiens, sondern bald wurde wieder unter mehrere Söhne geteilt; und wie hier, so war es auch in Oberschlesien. Zwar fielen vorübergehend einige Herrschaften zusammen, aber die Teilung ließ die Reiche doch immer kleiner werden. So treten bald als eigne Fürstentümer auf Brieg. Sagau, Öls, Steinau und Guhrau, Löwenberg, Schweidnitz, Janer, Münster- berg, Strehlen. Niederschlesien allein'zerfiel im 14. Jahrhundert in 17 Fürsten¬ tümer, deren Fürsten sich oft untereinander bekriegten und sich gegen äußere Feinde zu schützen hatten. Die Verteidigung ihrer Länder konnten die Piasten, die zu klein nnd schwach waren, nicht mehr übernehmen. Wäre der Wunsch der heiligen Hedwig, der Gemahlin des bärtigen Heinrich, in Erfüllung