Löwenberg mit dem Gröditzberge. 85 Als die beiden Bösewichter ihre schändliche That vollführen und die betende Rosilde in der Kapelle erstechen wollten, schlug ihnen das Gewissen, und sie wagten das Verbrechen nicht. Kaum bemerkte dies Elsride, so ergriff sie selbst den Dolch und erstach ihre Schwester an den Stufen des Altars und übergab nun die Entseelte den Knappen, damit sie den Leichnam verscharrten. Die Mit- wisser der Unthat gruben ein Grab, bemerkten aber, daß noch Leben in dem Körper war und übergaben Rosilde ihrer alten Amme, die sie sorgsam pflegte, wieder zur Gesundheit führte und versteckt hielt; ihrer Herrin aber sagten sie, Rosildens Leichnam sei verscharrt, Die Ruine auf dem Gröditzberge bei Löwenberg. Elsride verstand es, ihrem Schwager einzureden, Rosilde sei entflohen und bereits gestorben, und Erich von Blumen war so leichtsinnig, zu glauben, was ihm die Unmenschliche sagte. Kaum war die übliche Trauerzeit vorüber, als sie dem Ritter ihre Hand reichte und mit ihm zum Traualtar gehen wollte. Als die Hochzeit vorbereitet wurde, fehlte es an einer Schlepp- trägerin; denn die Erzieherin Petrina, welche auch Rosilde erzogen hatte, war nicht zu bewegen gewesen, der Schändlichen die Schleppe zu tragen, und um dieser Weigerung willen aus dem Wege geräumt worden. Die pflichtver- gessene Tochter riet nun ihrem Vater, die Edelsrau aus dem Kerker zu holen und sie die Brautschleppe tragen zu heißen. Der Ritter von Waldeichen ging auf diesen Vorschlag ein. Seine Gemahlin, von niemand mehr gekannt, erschien in kostbaren Gewändern als Schleppträgerin im Brautzuge. Doch das