- ■ 1/ J: Kirche Wang. 145 Das Schnitzwerk am Haupteingang, an den andern Thüren und die vier Hauptsäulen stammen aus der alten Kirche; die Säulen in der Nähe der Kanzel, das aus Eichenholz gefertigte Altarkreuz mit dem Gekreuzigten, den verschiedenen Attributen der vier Evangelisten und seinen Ähren und Reben (Brot und Wein des heiligen Abendmahles bedeutend) ist eine Arbeit des Holzschnitzers Jacob aus Jannowitz. Die Kanzel enthält das Holz der alten Kirche, ebenso ein großer Teil der Säulen und der innern Bekleidung, endlich das meiste in künstlichen Verschlingungen sich bäumender Schlangen und Drachen bestehende Schnitzwerk. Das allzu altersschwache Material wurde durch neues, das geschickt den vor- handenen Modellen nachgearbeitet wurde, ersetzt und ist täuschend ähnlich; nur die altersschwarze Farbe war durch kein noch so gründliches Beizen herzustellen. Der Altar, zu dessen beiden Seiten Kandelaber prangen, steht srei in dem halb- kreisförmigen Räume, wie ihn die den ältesten christlichen Kirchen entsprechend angelegten Kirchen, z. B. die Friedenskirche in Potsdam, zeigen. Die Kirche mit dem Lop- oder Laufgang hat 174 größere und kleinere Fenster. In der Sakristei blicken uns die Statuen Luthers, Melanchthons und des Kurfürsten Friedrich des Weisen entgegen; ebenso eine in Holz gefertigte plastische Darstellung der Aufhebung und Wegführung Luthers zur Wartburg am 4. Mai 1521 bei Altenstein. Aus dem Holz der Lutherbuche, von welcher ein Stück auch auf dem Lutherzimmer der Wartburg gezeigt wird, sind jene vier Bildwerke geschnitzt und von Friedrich Wilhelm IV. der Kirche geschenkt. Zu Anfang Juli 1844 war die Kirche nebst Turm, Pfarr- und Kantorhaus und Wirtschaftsgebäude fertig, am 28. Juli wurde sie eingeweiht. Nicht in der Kirche Wang bei Brückenberg, sondern im Berliner Museum haben Aufnahme gefunden die Gemälde, welche in der alten Kirche im Gewölbe des Chores angebracht waren. In schwarzen Umrissen, grob gemalt, stellt das eine den Heiland als den Weltrichter dar, umgeben von Engeln und Kirchenlehrern; ein andres die Fußwaschung und das heilige Abendmahl; ein drittes die Kreuzigung; das vierte zeigt uns Krieger, die einen Ungläubigen, dem ein Mühlstein an den Hals gebunden ist, ins Meer werfen. Unweit der Kirche, an der westlich aufsteigenden Bergwand setzte Friedrich Wilhelm IV. der Grüsin von Reden ein Denkmal, das aus zwei ein Frontispiz tragenden Säulen besteht; die Hinterwand bildet eine Marmortafel mit In- schrift; unten fprudelt eine Quelle; über dieser befindet sich ein Medaillonrelies der 1854 Gestorbenen und über diesem ein auf Goldgrund gemalter Christuskopf. Kloster Gnissau, das schleiche EsKoria!. Östlich von Schmiedeberg fällt das Gebirge ab und bildet noch bis zum Bober hin den Landeshuter Kamm, welcher die Höhe des Hauptkammes bei weitem nicht erreicht. Wir verweilen nicht im Boberthale, nicht in dem gewerbefleißigen Landeshut, sondern gehen den Ziederbach, welcher sich bei Landeshut in den Bober ergießt, aufwärts und gelangen bald zu dem lieblich gelegenen Kloster Grüssau, welchas uns nur zu eindringlich an die Vergänglichkeit irdischen Glanzes und irdischer Herrlichkeit erinnert. Was in Spanien das berühmte Eskorial ist, nicht ein einfaches Kloster, sondern ein Klosterpalast mit einer Fürstengruft, das war für Schlesien Grüssau, vor dem wir jetzt mit wehmutsvollen Blicken stehen und ausrufen: Sic transit gloria muncli! Deutsches Land und Volk. VIII. 10