168 Das Waldenburger Bergland. Von Neuhaus kommen wir auf lieblichen Wegen nach dem Marktflecken Charlottenbrunn, der, von1500 Einwohnern bewohnt, in einem sich gegen die Weistritz öffnenden, waldreichen, romantischen Thalkessel gelegen ist. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts ist der Ort als Badeort in Aufnahme ge- kommen und wird wegen seiner vorteilhaften Lage und wegen der leichten Ver- daulichkeit seiner erdig-alkalischen Eisenwasser von 6° E. besonders Brust¬ kranken und nervenschwachen Personen empfohlen. Das Bad ist jährlich von etwa 1000 Kurgästen besucht. Die Einwohner leben entweder von der Bewirtung der Kurgäste oder vom Garn- und Leinwandhandel, oder sie suchen in den Bergwerken der Umgegend Beschäftigung. Alle Häuser gruppieren sich um den Brunnen und bilden nach Süden zu eine Gasse. Die Charlottenquelle ist mit einem Häuschen überbaut; hinter dem Badehause, in welchem die Eisenquelle sprudelt, ist eine Kolonnade errichtet, die bei ungünstigem Wetter viel benutzt wird. So lieblich und freundlich Charlottenbrunn von Natur ist, soviel ist für die Besucher desselben durch die Kunst geschehen. In dieser Beziehung hat sich be- sonders der im Jahre 1868 daselbst verstorbene Apotheker und Brunneninspektor Dr. Beinert verdient gemacht; er hat den Karlshain angelegt, den eine Menge Wege durchkreuzen, von welchen jeder zu irgend einem durch Steininschriften bezeichneten, mit einer Statue oder einem Denkmale geschmückten Platz oder einer mineralisch, geologisch oder botanisch interessanten Gruppe führt. Der höchste Punkt der Anlage ist die Ludwigshöhe; ein vielbesuchter Platz ist Garves Ruh, der so genannt ist nach dem Philosophen Christian Garve, der hier gern verweilte. Nicht weit von diesem Platz stoßen wir auf das Beinert-Denkmal, einen 33/4 m hohen Sandsteinobelisk, der dem verdienstvollen Bürger Charlotten- brunns zu Ehren errichtet worden ist. Eine lohnende Partie von dem Badeorte aus ist die nach dem Dorfe Kynan und der Kynsbnrg, die auch vielfach von Schweidnitz aus unternommen wird. Altwasser. Trotzdem Waldenburg mit dem nördlich gelegenen Altwasser Eisenbahnverbindung hat, ist, weil der Waldenburger Bahnhof von der Stadt entfernt liegt, der Verkehr auf den Fuß- und Fahrstraßen zwischen beiden Orten fast noch lebhafter als der auf der Bahn. Altwasser ist durch seine kohlensäure- haltigen, erdig-salinischen Stahlquellen und durch sein mildes Klima schon früh als Kurort bekannt geworden und wird bereits 1357 als Antiqua aqua be¬ zeichnet. Sieben Quellen, von denen der Oberbrnnnen schon 1646 gefaßt war, der Luisenbrunnen erst 1357 erbohrt wurde, waren in ihrem Charakter einander ähnlich und wurden zum Trinken und Baden benutzt. Jetzt macht Altwasser auf den Namen eines Badeortes keinen Anspruch mehr; denn die Quellen sind zum Teil versiegt, zum Teil unbedeutend geworden, weil der mit großem Fleiß betriebene Bergbau immer mehr in die Tiefe gegangen ist. So versiegten 1869 der Georgsbrunnen und der Friedrichsbrunnen durch das weitere Abbauen der Kohlenflötze. Früher bot Altwasser mit seinen Naturreizen seinen Kurgästen ein stilles und gemütliches Leben; in den letzten dreißig Jahren ist die Physiognomie eine wesentlich andre geworden. Die Einwohnerzahl hat sich verdreifacht, ist auf 8100 gestiegen und mußte ein eignes Kirchspiel bilden; auch eine katholische Kirche ist erbaut und 1870 eingeweiht worden. Der Ort erscheint, namentlich an Sonn- tagen, sast wie eine Vorstadt von Breslau; und an Wochentagen macht der Qualm