466 Im Regierungsbezirk Brombcrg. der Mutter des Herrn gedichtet hatte. Noch einmal stimmt er es an mit be- klommener Brust, mit der ganzen Gewalt kindlicher Empfindung und Gläubig- keit. Dieser Augenblick vernichtete die Macht der Hölle. Der Teufel erschrak vor der Macht des gläubigen Sinnes, ließ Twardowski aus seinen Klauen los und verschwand. Der Meister blieb allein, er schwebte zwischen Himmel und Erde, auf den Lippen lag ihm noch das heilige Lied. „Weile hier bis zum Tage des jüngsten Gerichts!" So erklang es aus der Tiefe. Nun schwebt Twardowski im lichten, farblosen, unermeßlichen Weltenraum; kein Laut der Erde drangt zu ihm, er sieht nichts, um ihn liegt die unendliche Leere, er ist allein. Betend und sinnend schwebt er in den Lüften; im Fluge rauschen die Jahre vorüber, welche die Dauer seiner Strafe bezeichnen. Da bemerkt er, daß sich etwas an seine Hand hängt. Es ist sein treuer Diener Matthias in Gestalt der Spinne. Er ist seinem Meister gefolgt, um mit ihm das Los zu teilen. „Du bist es, mein Matthias, du bei mir?" rief der Zauberer. „Immer bei Euch, mein Herr und Meister!" entgegnete die Spinne. Von da ab heftete sich die Spinne an Twardowskis Füße und verblieb bei ihm für immer. Jeden Morgen schoß sie an langen Fäden zur Erde hinab, schleppte sich fort und kroch an bekannten Orten umher und suchte Nahrung, welche sie ihrem Herrn brachte, der, von Gram und schweren Gedanken ge- soltert, dahinsiechte. Wo liegt Rzym (Rom), der Unglücksort Twardowskis? Da die Sage von dem großen Zauberer dem ganzen Polenlande angehört, so werden viele Orte bezeichnet, an denen Twardowski vom Teufel geholt wurde, und die Frage ist nicht zu entscheiden. Hier rühmt sich eine Herberge zwischen Krakau und Lem- berg, dort eine Schenke bei Rogowo im Regierungsbezirk Bromberg, dort wieder ein Ort au den Ufern des Dnjepr in der Nähe von Pultawa, der Ausgangs- pnnkt von Twardowskis Höllenfahrt gewesen zu sein. Kleine Städte im Regierungsbezirk Momberg. Ungefähr 50 km nord¬ westlich von Gnesen liegt die Kreisstadt Wongrowitz; keine Bahn, nur eiue Chaussee führt dorthin. Unterwegs halten wir noch im Kreise Gnesen bei der kleinen Stadt Kleyko. Diese Stadt hat jetzt 1951 Einwohner; sie war schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet, denn um diese Zeit sprach sie der Herzog Premisl seinem Bruder Boleslaw zu. Kletzko hatte deutsches Recht; diejenigen, welche sich dort ansiedelten, wurden von allen Abgaben losgesprochen, nnd es wurde ihueu für die Umgegend freie Jagd auf Hasen gestattet. Im Jahre 1331 war Kletzko eine mit Palissaden umgebene und durch eine Burg geschützte Stadt mit einer Kirche; aber sie wurde von dem Heere des Ordens der Deutschen Ritter eingenommen und niedergebrannt. Ungefähr 100 Jahre später äscherte eine Feuersbrunst die inzwischen wieder aufgebaute Stadt aber- mals ein. Der König Kasimir IV. stellte um 1450 der Stadt, um ihr auf- zuhelfen, eine neue Urkunde aus, gestattete freies Holz zum Häuserbau, gewährte freien Fischfang im nahen See, erlaubte einen dreitägigen Jahrmarkt und machte die Reisenden der Stadt und ihre Waren von Zins frei. Nach wenigen Jahren hatte sich die Stadt so weit erholt, daß sie zur Stellung von zehn Kriegern herangezogen wurde. Aber wiederum suchte Feuer die Stadt heini, durch Kriege