174 III. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. Doch auch Meerscheidungen, die gegenwärtig immer noch sehr merkliche Spuren ihres früheren Daseins zurückgelassen haben, mögen einst in frühe- ren Jahrtausenden Europa eben so bestimmt von Asien sammt dem schmalen Eaucasischen Isthmus gesondert haben, wie Afrika noch jetzt von Asien. Jene unverkennbaren Spuren dieser alten verschwundenen Meeresscheidungen sind auf asiatischer Seite die bis 115 M. unter dem Meerniveau mit Meeressand, Salzseen, Muschelbänken und Meeresproducteu überzogene hon- zontalgleiche Ebene, ohne Hügelland, ohne der Vegetation günstige Erddecke, und daher ohne Quellenreichthum, ohne Rasendecke, ohne Ackerboden, ohne Waldungen, mit dem charakteristisch vorherrschenden salzigen Steppen- boden. Auf europäischer Seite dagegen findet man in dessen flacher Osthälste ein Ansteigen des Niveau's über den Oceanfpiegel, seien es Ebenen oder Höhen, von 30 bis höchstens 200 M. durch Überlagerungen mannich- faltig wechselnder Erd- und Flötzdecken in Hügelbildungen, Plateauflächen aller Art, mit einem quellen- und humusreichen Ackerboden. Hierdurch mußte das östliche Europa das Land der Ansiedelung der Völker, der festen Wohnsitze werden. Dagegen blieb der dicht angrenzende asiatische Steppen- boden zunächst immer die Bühne der großen oder kleinen Völkerwanderun- gen, und bis heute der Sitz des Nomadenlebens, welches Europa sremd ist. 364. Aebersicht der horizontalen und vertikalen Gliederung Ajiens. (Nach C. Ritter, Erdkunde, bearbeitet vom Herausgeber.) I. Die wagerechte Gliederung. Der Stamm des Erdkörpers, abgesehen von seinen Gliedern, bildet ein großes Trapez, dessen nördliche, mit dem Polarkreise parallel laufende Seite die kürzeste, die südliche von der Landenge von Suez bis in den Gols von Tun- king die längste ist. Dieses Trapez enthält 4/s des Erdtheiles, so daß nur Vs auf die Glieder kommt, die also vom Stamme weit übertroffen werden, ob- gleich sie selbst zusammengenommen noch dem Flächen-Gehalte Europa's fast gleich kommen. Die Gliederung ist (wie in Europa) bei Weitem am stärksten im Süden durch die drei großen Halbinseln: Hinter-Jndien, Vorder- Indien, Arabien, zusammen 131,000 ^-M., unendlich geringer im Osten: das Tschuktscheu-Vorland, Kamtschatka, Korea, zusammen 14,000 H>M.; noch unbedeutender im Westen, wo die einzige Halbinsel Klein- Asien (10,000 D-M.) die Brücke der Eultur nach Europa bildet, und am geringsten im Norden, wiewohl auch hier noch durch tiefe Einschnitte des Meeres ins Land eine reichere Gliederung in Landzungen und Caps ent-