549 und Schattierung ist eine wahre Augenweide. Dort eine Espe mit hellgrünen, immerfort raschelnden Blättern, neben einer Eiche mit regungslosem, dunkelgrünem Laube; hier eine Trauerweide, die bieg- sameu, mattgrünen Zweige kopfhängerisch zur Erde senkend, und dicht daneben eine störrige Pappel, keck in den Himmel aufstrebend, weiter- hin erstreckt eine Kopfweide ihre lanzettförmigen, weißgrauen Blätter zu einer Krone von matt angelaufenem Silber, worüber eine breit- blättrige Ulme ihre wagerechten Zweige wie ein Schirmdach aus- breitet; noch weiter recken alte Korkweiden ihre runzeligen, knorpeligen Stämme lichtscheu aus dem Wasser hervor, während in ihrer Nähe junge Erlen ihre lustigen Wipfel und ihre weiche, glatte Rinde allen Blicken preisgeben. Mit diesen verschiedenen grünen Färbungen steht höchst anziehend entgegen die blaue Himmelsdecke über uns, und die bunte Blumen¬ fülle aus Wiesen, Triften, Feldern und Gewässern; da blühen in den herrlichsten Exemplaren die Wucherblumen mit dem silberweißen Hei- ligenschein, das Wieseugoldröschen mit dichtgefülltem Kelch, das Blut- kraut mit winkelförmig in eine Ähre zusammengestellten purpurroten Blumen, der schöne Wasserliesch mit rötlichen, in einem Schirm bei- sammenstehenden Blütendolden, das Mäuseöhrlein mit blauer Blumen- kröne, von den Eingebornen als Thee gegen die Gelbsucht gebraucht, das Labkraut und Waldmeisterlein mit sternförmig um den Stengel herumstehenden Blättchen und vielen weißen oder gelben, angenehm duftenden Blümchen, von den Leuten als ein milchmehrendes Mittel für milchende Kühe gerühmt. Mit Entzücken mustert das Auge die unzähligen Erzeugnisse des endlos spendenden und schaffenden Herrn der Natur, alle diese Wald-, Feld-, Wasser- und Sumpfgewächse, Gräser- und Wiesenkräuter, Schilf- und Rohrpflanzen, die in einem heitern, ruhigen Lichte erglänzen. Bald hemmt eine dichte Buschwand die Aussicht ins Weite, bald öffnet ein zu beiden Seiten mit großen Bäumen besetzter Kanal eine ansehn- liche Perspektive in gerader Linie; fast mit jeder Minute wechseln die Ansichten in diesem kanaldurchfurchten Labyrinth, das man wie die Lagunen und Straßen von Venedig in Kähnen bereisen muß. Hier wehren alte Baumstämme vom achtbarsten Umfange der Meeres- brandung freien Zutritt; anderswo tritt das Meer ungehindert ins Land, macht mannigfaltige Wendungen, wunderlich ausgezackte Ein- schnitte und bildet kleine Buchten und Binnenwasser, deren einförmige Flächen von Inseln malerisch unterbrochen sind. Man wird nicht müde umherzufahren, im kühlen Dämmerschein dieser Laub- und Wasserwelt, wo bisweilen die Schilsgräfer so sehr das User verdecken, daß die Kronen der Bäume so dicht zusammen- schließen, daß man weder Himmel noch Erde sieht. Kein Weg und Steg verkündet die Nähe der Menschen, kein Lärm und Getöse stört die Seele in ihren Träumereien und Betrachtungen; kaum hört man