156 fcmratt ihren Pferden, sterben aber nicht, sondern werden wieder hervorkommen, wenn die Zeit erfüllet ist und Böhmen wieder in der größten Bedrängniß sein wird; dann aber werden sie siegen. Zuweilen heben sie die Köpfe empor und fragen: ob es nicht Zeit sei? Dann spitzen die Pferde die Ohren, aber alsbald fällt auch alles wieder in Schlaf. Wer an dem rechten Tage und zur rechten Stunde an den Blanik kommt, dem ist der Anblick der Reiter ver- stattet. Am St. Gregoriustage (12. März) halten die Knaben aus der Umgegend noch alle Jahre einen Umzug um den Blanik, indem sie die Sage dramatisch (schauspielmäßig) darstellen. Ein Anführer wird gewählt, der läßt Halt machen und fragt: ob es noch nicht Zeit sei? Ein Anderer ist der Sendbote, der fortgeschickt wird, um zu erkunden, wie es auf der Oberwelt steht, und der daraus er- zählt, was er weiß, bis der Anführer spricht: »Noch ist's nicht Zeit!« und das kleine Heer sich auflöst. 26. Karlsbad.5 Vom östlichen Gehänge des Böhmerwaldes windet sich der Tepl- bach durch eine tiefe Furche des Granitgebirges zum Thal der Eger. Im Sommer wasserarm, wie alle Gebirgsbäche, schwillt er im Frühjahr, wenn die geschmolzenen Schneemassen in tausend Rinnsalen sein Bett suchen, oder die Gewitter ihre Fluthen von dem Gebirge wälzen, zu einem reißenden Strome an, der nicht selten Verheerungen anrichtet und das ganze Egerthal unter Wasser setzt. — Nahe bei seiner Einmündung in die Eger, wo das Flüß- chen zwischen hohen Usern und steilen Felswänden in einem weiten Bogen um ein Vorgebirge rauscht, liegt der berühmteste der deut- schen Kurorte, — Karlsbad, die Sehnsucht und das Ziel der Leidenden, der Ort, wo jährlich Tausende Genesung sich holen, oder Linderung ihres Wehes, oder ein letztes stilles Ruheplätzchen der Erlösung finden. Karlsbad ist halb ländlichen, halb städtischen Ansehens. Dies geht aus seiner eigentümlichen Lage hervor. An vielen Stellen ist die Thalwand, an welche sich die Häuser der Hauptstraße lehnen, so steil, daß die Giebel die Felsen berühren, und die Breite des Thalbodens verschmälert sich an manchen Stellen bis zu 57 Meter Am engsten ist der Grund bei der »obern Wiese«, wo das Flüßchen sich zwischen thurmhohen Felsen und den Steinwänden der »neuen Wiese« durchdrängt. Außerhalb der Hauptstraße sind die Woh- nungen einzeln oder in Gruppen aus den Absätzen und Terrassen der beiden Thalwände hingestreut und mit freundlichen Gärten und * I. Meyer.