803 Am Sonntag ist keine Übereilung beim Frühstück und Sonntags- putz zu befürchten, denn der Gottesdienst beginnt erst um zehn Uhr und endigt um ein Uhr. Die übrige Zeit wird mit Essen, Mittags- schlaf, Beten und mit der Abendmahlzeit hingebracht. Der Montag Vormittag gehört den Geschäften an, denn der Baner hat Kauf und Ver- kauf in Ordnung zu bringen nnd die Frau das Hauswesen mit dem Notwendigen zu versorgen. Dabei gibt es viel zu besehen, zu kosten, zu handeln, zu erzählen in dem engen Laden, wo sich gerade an diesem Tage die Kunden anhänfen. Sie findet auch alte Bekannte, mit denen sie allerlei Familienangelegenheiten austauscht, während die Männer im Nebenzimmer des Kaufmanns sich gütlich tun. Endlich ist alles abgemacht, und nun wird der Reisewagen wieder gepackt, so daß von Mittag ab die großen Ochsenwagen nach nnd nach aus der Stadt hinausklappern, die nun in ihr Stillleben zurücksinkt. Beim Heim- fahren wird viel vom Aufwand der Städter gesprochen, welche den Fußboden ihrer Zimmer mit Teppichen belegen, sie mit Mahagoni- möbeln, Spiegeln, Marmortischen, eisernen Bettstellen schmücken und auf dem Visitentisch schöne Bücher liegen haben, aber weder Butter, noch Kalbfleisch, weder Schinken noch Wurst kennen. 31. Sfrcifjenleben in Zcinzibcir.* Wir verlassen das Schiff, welches uns bis dahin ein überaus an- genehmes, kühles Obdach gewährte, und treten im Geleite unserer ein- gewohnten Freunde eine Wanderung durch die Hauptstadt des Landes, Zanzibar, an. Die Einwohnerzahl der Stadt beträgt jetzt 35000. Zuerst wenden wir uns, eine enge Gasse durchschreitend, dem Z o l l h a n s e zu, der Börse Zanzibars, dem Mittelpunkte des gesamten Handelsverkehrs, welcher die Völkerschaften von Norden und Süden hier zusammenführt. — Nachdem wir das reinliche, europäische Viertel verlassen haben, gelangen wir aus einen freien Platz, welcher durch seinen Schmutz und die hier herrschende Unordnung den uns geläufigen Vor- stellungen von morgenländischen Städten vollständig entspricht. Vor uns liegt ein mächtiges Steingebäude, das Fort; nach rechts sehen wir einige kleine Hütten, errichtet aus Stangen und Lehm und bedeckt mit Palmblättern, ein Gegenstück zu den schönen, ansehnlichen Hänsern, welche wir hinter uns ließen; jenseit derselben erhebt sich ein schon vor Jahren begonnenes, aber lange unvollendet gebliebenes großes Gebäude; in- mitten des von so verschiedenartigen Baulichkeiten umflossenen kleinen Platzes lodern zahlreiche Flammen einer Kalkbrennerei. Wie im Morgenlgnde betreibt man auch hier alle Gewerbe auf offener Straße und findet nichts Auffälliges darin, daß öffentliche Plätze den Zwecken Einzelner dienen. Auf Knüppel von Mangleholz, welche man in Gestalt von Meilern zusammengeschichtet, legt man die an felsigem * Nach Barth.