321 Unter den Malayen herrscht noch der Glaube an Geister, an gute und böse, und an eine Seelenwanderung. Die Geister ihrer Ver¬ storbenen werden hoch geehrt und der Glanbe, daß sie eine Zeit lang in dem Zahne eines Kaimans wohnen, ist so verbreitet, daß viele Ma¬ layen ans Reisen dergleichen Zähne als Zanbermittel gegen Unglücks- fälle tragen. Im allgemeinen sind die Malayen von Manritius gut gebaut, die Männer znm Teil sogar sehr schön; die Weiber wenigstens nicht häßlich, obschon weder diese noch jene fleischige Beine haben. Ihr Haar ist stark, glatt oder krans, wird aber bei den Männern nach asiatischer Manier meist bis ans einen Büschel glatt abgeschoren. Man findet bei ihnen weder die platten Nasen, noch die wnlstigen Lippen der Neger, doch zerstören Männer wie Weiber die Frische ihrer Lippen durch Kauen von Betel, Kalk nnd anderen Betäubungsmitteln. Unzählige Massen von Flöhen und Stechfliegen nötigen sie, stark zu rauchen, weil beide Insekten den Ranch nicht vertragen. Da aber die meisten Ma- layen zn arm sind, um Tabak oder Zigarren zn rauchen, so rauchen sie Gandiakrant, welches stärker wirkt als Opium, und ihre Gesundheit frühzeitig zerstört. Die Bedürfnisse dieser Menschen sind außerordentlich gering; sie be¬ gnügen sich mit einer ans Stangen nnd Palmblättern errichteten Hütte, und mit einigen Bananen haben sie ihren Hunger gestillt. Viele, die nicht bloße Lohnarbeiter sind, bauen etwas Reis oder weiße Bohnen. Durch den Einfluß der Engländer legt sich der von jeher als See- räuber berüchtigte Malaye mehr und mehr auf das Matrosenhandwerk; doch finden sich noch mehrere Tausende auf den Zucker- und Nelken- Pflanzungen bei schweren Arbeiten, und sind nicht besser daran, wie die Züchtlinge, welche unter Aufsicht eines bewaffneten Wächters Zwangs- arbeiten verrichten müssen. Der Nelfenbmmi kam durch Malayen im vorigen Jahrhundert von den Molnkken, dem malayischen Urstaate, nach Mauritius; er ist stets grün, zwischen 4 und 10 Meter hoch und 10—25 Zentimeter dick. Sobald seine Knospen sich zu röten beginnen, werden sie durch die auf Bockleitern oder Dreifüßen stehenden Arbeiter gebrochen und gesammelt, und zwar jährlich zweimal. Nach dem Brechen werden die Knospen aus Haufen in der Sonne der Gärung überlasten, dann ausgebreitet und getrocknet. Das Geschüft des Brechens ist sehr mühsam, besonders in einer Sonnenhitze von 39—40 Grad und unter den Martern der Moskitos und Flöhe. Viele Arbeiter sterben dabei am Sonnenstich oder bekommen krampfhafte Anfälle. Der Hauptort auf der Insel Mauritius ist Port Louis, regel- mäßig gebaut, mit einem befestigten Hasen, ansehnlichen Seemagazinen, einem großen, schönen Regierungsgebäude, einer großen Kanonengießerei und einer ansehnlichen Fabrik von Metallwaren. Geogr. Bilder. II.» 17te Aufl. 21