445 Das Leben in Quito ist sehr teuer. Rindfleisch ist selten, auch Hammelfleisch wird selten genossen, desto gewöhnlicher aber eingemachte Sachen und Schokolade, die hier vortrefflich ist. Auch die Erdäpfel sind von ausgezeichnetem Geschmack, das Volk trinkt eine Art Tschika, aus dem Sirup der Zuckermühlen von I b a r a bereitet. Außerdem werden an Obst und Gemüsen Äpsel, Birnen, Pfirsichen verschiedener Art, Erdbeeren, Tnnas, Melonen und Kartoffeln genossen. Die Einwohner Quitos, nach neueren Angaben 40 000, stehen in ziemlich lebhaftem Verkehr mit dem Seehafen Gnayaqnil. Sie beschäftigen sich hauptsächlich mit Weberei und versehen mit ihren blau- gefärbten Tüchern fast ganz Peru. Der in Quito vorherrschende Jndianerstamm gehört zu den ge- bildetsten der großen peruanischen Völkersamilie, Sie sind Christen und leben überall in Städten und Dörfern. Die Kreolen sind zwar mild, wißbegierig und nicht ohne Geist, aber ihre angeborene Weichlich- keit hält sie von aller eigentlichen Arbeit fern, daher bilden die Indianer, die Mulatten und die schwarzen Sklaven den Stand der Arbeiter, die außer den Tüchern und groben Baumwollenstoffen Teppiche und Ponchos verfertigen und namentlich auch jene undurchdringliche, in aller Welt unter dem Namen Gummi elasticum bekannte und gebrauchte Substanz sammeln und zubereiten. Ihre Kleidung ist sehr malerisch und besteht bei beiden Ge- schlechtem aus einer Art Tunika aus einem karrierten Stoffe, welche den Körper vom Kopf bis zu den Knieen bedeckt, Arme und Beine aber bloß läßt. Die Frauen gehen gewöhnlich ohne Kopfbedeckung, und die langen glänzenden Haare werden auch bei den Männern nur selten geschoren. Die Indianer der Umgegend tragen als gewöhnliche Waffe einen Bogen von 2 Meter Länge, mit welchem sie kleine, an der Spitze vergiftete Pfeile aus hartem Holze auf eine Entfernung von sechzig Schritten mit Sicherheit schießen. Sie besuchen häufig die Märkte von Quito, um die Erzeugnisse ihrer Felder gegen andere Bedürfnisse zu vertauschen. Trotz ihrer hohen Gebäude soll die Stadt früher niemals unter den Zuckungen ihres vulkanischen Bodens gelitten haben, da sich diese nicht kreuzten, so daß die Einwohner vollständig unbesorgt waren. Nach den neuesten Nachrichten wurde aber die Stadt am 12. März 1859 dennoch von einem Erdbeben heimgesucht und beinahe ganz verschüttet. Es sollen 5000 Menschen bei demselben umgekommen fein, und der Schaden sich auf mehr als drei Millionen Dollar be- laufen. Auch noch einige kleine Städte im Norden der Hauptstadt wurden von diesem Erdbeben betroffen, das man auch in Guayaquil verspürte.