— 51 — Klima und Pflanzenverteilung. Das Gebiet der Vereinigten Staaten liegt in dem s-en Teil der n-en gemäßigten Zone; nur der äußerste S reicht über die Jahresisotherme von + 20° hinaus (f. Temperaturkarte!). Dabei kommen im S des cordillerischen Nord- amerika Hitzegrade vor, die hinter denen der afrikanischen Sahara nicht zurückstehen, und nicht nur im W Kanadas, sondern auch der Union sinkt das Thermometer wie in Sibirien zu Temperaturen, bei denen das Quecksilber erstarrt. Bei der nach N und S offenen Lage des atlantischen Teils hat z. B. St. Louis unter der Breite von Lissabon eine mittlere Jahrestemperatur wie Nürnberg, und die mittlere Juliwärme übertrifft die von Algerien. Neben der Sonnen- bestrahlung und der Bodengestalt muß hauptsächlich in den Lust- strömungen die Eigentümlichkeit des Klimas besonders im Winter gesucht werden. Dem in der Gegend von Island beständig lagernden Gebiete niedrigen Luftdrucks strömen die Luftmassen von S, W und N zu. Unter der Einwirkung der Erdrotation werden sie für Europa zu milden, feuchten Westwinden, für Nordamerika zu kalten, trocknen Nordwestwinden. Wenn dagegen über dem cordillerischen Nord- amerika, ähnlich wie über den weiten Festlandsmassen Asiens, unter dem Einflufse der Sonnenbestrahlung die Luftmassen sich auflockern nnd über dem Atlantischen Ozean n vom Wendekreise ein Gebiet hohen Luftdrucks lagert, so wehen vom Ozean feuchte Luftströmungen aus O, W und S in den Erdteil herein und bringen der Union reiche Niederschläge, die bis zu den Kanadischen Seen dringen. Je höher aber die Stufenlandfchaften w vom Mississippi aufsteigen, desto größer ist die Abnahme der Niederschläge. Etwa w vom 95. Längen- grade ist das Land Steppe oder Wüste; nach O dagegen reicht bis zur Küste das Wald- und Kulturgebiet. Ehemals war der ganze Landstrich mit dichtem Urwald überzogen; aber im Laufe der Zeiten hat er dem Bodenanbau und den festen Ansiedelungen weichen müssen. Im N besteht der Wald neben Tannen und Weimutskiefern aus Eichen, Ulmen, Eschen und Ahornen, deren herbstliche Verfärbung bei dem langsam herankommenden Herbste — eine Folge der aus- gedehnten Wassermassen der großen Seen — eine der wundersamsten und eigenartigsten Erscheinungen ist. Weiter nach S treten Kasta- nien, Walnußbäume, Buchen, Tulpenbäume in den Vordergrund, die weiterhin von immergrünen Lanbhölzern abgelöst werden, bis Ma- gnolien, Palmen und an der Küste Mangroven den Charakter der Landschaft ausmachen. Die Lage des pazifischen Küstenlandes im Regenschatten und die kalte Meeresströmung machen die Westküste regenarm. Nieder- schlagsreicher sind die Höhenlagen des Gebirges. Die Riesen unter den Bäumen, die Mammutbäume, wachsen hier. Die inneren Hoch- flächen jedoch, die durch die hohe Gebirgsumwallung dem Einfluß des Meeres völlig entzogen sind, haben ein trockenes, stellenweise fast regenlofes Klima und erscheinen im S vielfach wüstenhast. 4*