— 99 — Die Ostsee oder das Baltische Meer. Bestimme die Lage und die Grenzen der Ostsee! Gib die Verbindungen mit der Nordsee an! Welches sind die Teile der Ostsee? Durch welche Inseln und Inselgruppen sind sie abge grenzt? Wie unterscheidet sich der Westen von dem Osten des südlichen Beckens? Welche Flüsse münden in die Ostsee? Ordne sie nach den Ländern, denen sie an- gehören! Die Ostsee ist ein flaches Nebenmeer des Ozeans, 385000 qkm groß. Die mittlere Tiefe übersteigt nicht 60—80 m; aber die größte Tiefe, nordwestlich der Insel Gotland, erreicht 325 m. Wegen des starken Zuflusses von süßem Wasser hat die Ostsee nur einen geringen Salzgehalt (0,66% gegen 3,5% der Nordsee und 3,8% des Mittelländischen Meeres). Darum friert sie an den Küsten auch leichter zu und zwar am meisten in dem südöstlichen Teile, da der Salzgehalt von Westen noch Osten abnimmt. Aus der salzhaltigeren Nordsee fließt eine Unterströmung schwereren Wassers durch den Belt in die Ostsee, während eine Oberströmnng leichteren Wassers nach dem Kattegat ausfließt. Die aus der Nordsee kommende Flut- welle geht aus die Lübecker und Wismarer Bucht zu und soll in der letztgenannten noch 5 ein Fluthöhe bewirken; sonst wird die Ostsee durch Ebbe und Flut kaum bewegt. Wenn aber starke Nordwestwinde das im Belt und Sund abfließende Ostseewasser stauen und dann in Nord- und Nordostwinde umsetzen, so drängen die Wellen mit großer Gewalt gegen die deutschen Küsten und rufen Sturmfluten hervor, welche die Höhe des gewöhnlichen Wasser- spiegels meterhoch übersteigen. An Fischen besitzt die Ostsee den Aal, Dorsch, Butt und den durch den Kleinen Belt unregelmäßig erscheinenden Hering. Da die Ostsee ihre hauptsächlichste Ausdehnung von Süden nach Norden hat, in dieser Richtung durch 12 Breiten¬ grade (vom 54.—66. Parallel) sich erstreckt und in den nördlichen Teilen des mildernden Einflusses des Golfstromes entbehrt, so wird sie von Ländern sehr verschiedenartiger Natur eingefaßt. Im Süden beginnt sie mit Landschaften, welche als Kornkammern gelten können und das Wachstum der Laubhölzer begünstigen. Im Norden be- rührt sie Gegenden, wo kein Hafer und kein Roggen mehr ge- deiht, wo Eichen und Linden verschwinden und selbst die Birke ver- kümmert. „Die Lstsee mit ihren Stürmen und Klippen, umgeben von meist unwirt- baren Küsten, einen großen Teil des Jahres hindurch mit Eis nnd kalten Nebeln bedeckt, durchfegt von Schnee- und Regenschauern und mit zu schrossem Wechsel in der Tageslänge, bildet einen Gegensatz zum Mittelländischen Meere, dessen Klima ein mildes ist, dessen Küstengebiete durch Heiterkeit des Himmels und Fruchtfülle einladen, und dessen Gefahren von dem vorsichtigen Schiffer leicht vermieden werden können. Daher erzogen aber auch die nordischen Binnengewässer ein starkes, gegen Sturm und Wetter abgehärtetes, gesahr- und todesmutiges Geschlecht von See- Helden, welches, vertraut und eins mit seinem Elemente, den sicheren Blick kühn über die heimischen Gewässer hinausrichtend, fremde Gestade mit seinen Raub- und Kriegsscharen überschwemmte." „Nicht allein Skandinavien, sondern auch Dänemark und wahrscheinlich auch die deutschen Küsten der Nordsee waren Wohnsitze der Normannen. Sie stifteten 7*