Das wasierland. 297 Um dasselbe einigermaßen auszutrocknen, hat man da unzählige Kanäle gezogen, die das Land in allen Richtungen durchschneiden. Auch wird das überflüssige Wasser durch große Schöpsräder gehoben, die meist durch Windmühlen getrieben, in Menge aus allen Deichen stehen. Wo die Kanäle in Flüsse oder in das Meer münden, sind mächtige Schleusen angebracht, um das Eindringen der Flut oder der Hochgewässer zu verhindern, dagegen das überflüssige Wasser aus dem Lande abzulassen. Diese Kanäle liegen oft höher als die anstoßenden Wiesen und Felder, sind übrigens eine Zierde des Landes, das bei seinem ewigen Einerlei sonst keinerlei Reize hat. Denn beinahe überall sind sie sanber gehalten, und die Dämme, die sie einfassen und schützen, mit hübschen Lindenalleen bepflanzt, — grüne Bäume sind der Lieblingsanblick der Holländer. Zugleich dienen sie statt der Umzäunungen der Felder nnd Gärten, und gewähren noch überdies einen nn- gemein großen Vorteil für Handel und Verkehr. Da sie in dem flachen Lande bequem 5ig. g0. Holländische ZZinnenlandschaft. anzulegen, und bei dem weicheu Bodeu leicht zu graben sind, die Flüsse wenig Fall haben, und wenige Schleusen zur Bändigung hinreichen, so sind viele der Kanäle tief (8') und breit genug (60'), um von größeren Schiffen befahren zu werden. So vertreten sie denn die Stelle der Landstraßen, die in dem Schlammboden und bei dem Mangel an Steinen äußerst kostspielig, aus Ziegelsteinen, die man auf der schmalen Kante an- einandersetzt, gemacht sind. Dagegen ist die Menge der Kanäle so groß, daß man beim Anblick einer genaueren Landeskarte von Holland nur staunen muß über die Unzahl ihrer Linien, die wie ein Netzwerk das Land in allen Richtungen durchschneiden. Zwischen allen Städten und größeren Orten bestehen daher täglich mehrere Kanalsahrten mittelst der Trekschuiten (spr.: scheuten, — von treken — ziehen), die von Pferden, welche auf den Deichen laufen, im Trabe und mit der Genauigkeit der Post befördert werden. In unserer Zeit haben übrigens, wie überall, so auch hier die Eisenbahnen einen großen Teil des Verkehrs an sich gezogen. Unter den vielen Kanälen, die nicht selten Riesenwerken gleichen, war lange der bedeutendste der große Nordkanal, 10 M. lang, von Helder nach Amsterdam, um die Fahrt durch die stürmische und wegen ihrer Untiefen gefährliche Zuider See abzu- kürzen, für die größten Seeschiffe fahrbar, 8 m tief und 40 m breit. Seit 1877 ist aber für Amsterdam eine noch kürzere Verbindung mit der Nordsee geschaffen, mit- telst des nur 25 km langen Nordseekanals, der durch den trockengelegten Teil des Meerbusens Het Jj (ei) direkt nach Westen führt. Derselbe ist 60 bis 100 m breit und