618 IL Zentralasien. ist, daher die Nomaden hier in ihrer ursprünglichen Starrheit und Wildheit ver- blieben, mit der sie wiederholt verheerend über die Kulturländer Asiens und Europas hereingebrochen sind. Die Chinesen jedoch, oder vielmehr die dort herrschend gewor- denen M a n d s ch u , haben die Mongolen unterworfen und sind selbst bis nach Turau hereingedrungen. Jetzt aber breitet sich hier russischer Einfluß aus. Die ungeheure Wüste, welche die Scheitelfläche des Hochlandes in der vier- fachen Ausdehnung Frankreichs (500 M. lang und 100 M. breit) bedeckt, Ta Gobi (große Wüste) der Mongolen, S ch a Mo (Sandmeer) der Chinesen, ist das gehobene Becken eines ehemaligen Binnenmeeres, von dem nur ein salzgetränkter Steppenboden übrig geblieben ist. Die Gobi ist fast ohne Regen, ohne alle Nahrung außer spärlichem Gras, und von furchtbarem Klima: nach heißen Sommertagen eiskalte Nächte oder Gewitter mit Schneegestöbern, die Winter von fürchterlicher Strenge. Und doch muß diese gefürchtete Wüste durchzogen werden von den Kara- wanen zwischen Rußland und China oder Tibet; dazu dient das zweibucklige, bakt- rische Kamel, noch ausdauernder als das westasiatische, auch Ochsenkarren, und von Strecke zu Strecke sind gleichfalls Brunnen gegraben; aber zahlreiche Gerippe auf der Karawanenstraße geben die Gefahren der Wüstenwanderung kund. Man unterscheidet zwei Teile: ein k l e i n e r e s westliches Becken, Ostturkestan oder das T a r i m b e ck e n genannt, das zwischen Tien-schan und Knen-lün einge- schlössen am Verbindungsglied beider, dem Hochland von Pamir, beginnt. Von den Hochgebirgen strömen zahlreiche kleine Flüsse herab, um bald im Wüstensande zu verschwinden. Nur der Tarim, aus drei Quellflüssen entstehend, an denen auch die drei wichtigsten Städte des schwachbevölkerten Landes liegen, gelangt zu größerer Ausbildung und verliert sich nach längerem Laufe in einigen Süßwasserbecken (670 m, Lob-nor?). Im Süden dieses Seengebiets erhebt sich ein gewaltiges Gebirge, der Altin-tagh (4000 m), von dessen Existenz man früher nichts ahnte. Hier nun, wo sich der Altin-tagh und seine Fortsetzung, der Nan-schan im S. dem äußersten Ausläufer des Tien-schan im N. nähern, führt aus der fruchtbaren Landschaft von Scha-tschon, wo die große Mauer beginnt, eine 14tägige Wüstenwanderung nach Kami (856 m), der ersten Oase im Norden. Hier beginnt das große östliche Becken der Mongolei, das nordöstlich bis an die Mandschurei reicht, von der es durch das C h i n g a n-Gebirge (2000 m) geschieden wird. Der Boden dieser Wüste scheint mehr Abwechslung als das Tarim- becken zu gewähren, er besitzt auch infolge der größeren Feuchtigkeit der Luft wenig- stens so viel Vegetation, daß sich Nomaden in ihr aushalten können. Von N. her bezeichnet den Anfang der Wüste ein 1000 m hoher wagrecht geschichteter Gebirgswall von Syenit, mit welchem Dammerde und Rasen völlig auf- hören, wo der flache Boden entweder mit Steintrümmern und mit Geschieben aus Porphyr und Jaspis, selbst Chalcedon, Agat iz. bedeckt ist, je und je mit niedrigen Sträuchern dazwischen, oder aus festem kahlem Lehm besteht, mit leichtem Salz- auflug, zahlreichen Rissen und einzelnen kleinen Salzgewächsen. — In der Mitte ist die Scheitelfläche der Wüste eingesenkt bis 800 m, ja am Dalai-nor zu 600 m, und hat Sandboden mit vielen Salzseen ohne Abfluß, in welche die von den Gebirgen herabfließenden Steppenflüsse münden; dieser ehemalige Meeresboden (chines. Han-Hai) scheint sich als eine Rinne zu den Seen am Südrand des Altai, Balkasch (374 Q.-M. oder 20 600 qkm, nur 238 m üb. d. Meere) und Alaknl (36 Q.-M. in gleicher Höhe) fortzusetzen. Am S.-Rande beginnen wieder bessere Erdstriche, Grassteppen mit eigen-