15. Rheinfahrt von Mainz bis Köln. 69 Aber nicht alle Erinnerungen, welche diese Stätte weckt, sind so freundlicher Art. In Ingelheim entthronte die Reichsversammlung auf Veranlassung des treulosen Heinrich V. den auf Burg Klopp bei Bingen in Banden liegenden Kaiser Heinrich IV. In den Hallen des Palastes residierte oftmals der zweite Held der deutschen Sage, Friedrich Barbarossa. Ein Jahrhundert später — und die Stätte war in Trümmer gesunken. Spätere Zeit zerstörte die Über- reste, und heute sucht man vergeblich nach einem Zeugen des ehemaligen Kaiser- Palastes. Bei Bingen, da wo die Nahe unter der alten Brücke hervorströmt, deren Grundpfeiler noch von dem römischen Feldherrn Drnsns herrühren sollen, wendet sich der Rhein, um in einem engen, scharf ausgegrabenen Bette nordwärts seinen Lauf fortzusetzen. Die Höhen des Taunus und des Hnnsrück treten Nahe und Rhein. schroff an seine User heran, sodaß vielfach der Raum für die Straßen und Bahnen aus beiden Seiten des Stromes den Bergen künstlich hat abgewonnen werden müssen. Ehemals stellten sich die Felsen dem Strome selbst hemmend entgegen, sodaß sich derselbe den Durchbruch erkämpfen mußte. Das Felsriff beim Binger Loch überlebte diesen Kamps, uud der Rhein ergoß deshalb in einem Katarakte seine Wasser in die Felsenspalte. Jahrhunderte hindurch war dadurch die Schiffahrt und aller Verkehr unterbrochen' noch vor 300 Jahren soll der Fall über 2 in hoch gewesen sein. Erst die Hand des Menschen vollendete die Durchbruchsarbeit des Rheins, indem durch wiederholte Sprengungen die letzte Felsbank beseitigt und die Schiffahrt des Ober- und Niederrheins in Verbindung gesetzt wurde. Bei hohem Wasserstande ist die Stelle des Binger Lochs kaum zu bemerken, nur bei ganz niedrigem Wasserstande sieht mau noch