Von Nisch nach Sofia. 293 21. Von Msch nach Sofia. Geschäfte führten uns von Serbien nach der bulgarischen Haupt- stadt: eine Fahrt, ebenso lehrreich wie beschwerlich. Indes bis nach Pirot war die Straße noch gut, obgleich buchstäblich von handhohem Staube bedeckt, der, von den Pferden aufgeregt, uns iu der übelsten Weise bald Sehen und Atmen verdarb. Jedoch mit Pirot beginnt für uns eine wahre Martertour. Die Straße ist iu deutbar schlechtestem Zustande. Aber bis zur bulgarischen Grenze, also in Serbien, ist das Land doch noch leidlich kultiviert; freilich ein Dorf oder eine An- siedelnng oder auch uur eine einzige menschliche Behausung ist nicht zu entdecken, und die Leute, welche vereinzelt das Feld links und rechts von der mit Weiden bepflanzten Straße bearbeiten, müssen weit aus dem Innern des Landes kommen. Auf den Feldern wird nur Mais gezogen, man sieht nichts anderes als Mais, dieses fast einzige Nahrungsmittel dieser Gegenden für Mensch und Vieh. Vier Büffel ziehen einen mächtigen, ungeschlachten Pflug, und ein anch mit Büffeln bespannter Karreu zieht auf der Straße vorüber; seine Räder, aus vier Stücken zusammengesetzt, leisten das Höchste an Primitivität: der Kreis ist unvollendet geblieben. Und diese bulgarischen Gefährte find nur aus Holz konstruiert; es ist nicht ein Atom Eisen daran; sogar die Achsen sind von Holz, und das Geächze, Geknarre, Gequieke eines solcheu in Bewegung gesetzten Wagens ist ohrzerreißend. Allmählich, je mehr man sich der bulgarischen Grenze nähert, wird die Gegend immer öder; lebende Wesen scheint es nicht mehr zu geben. Bei dem Zollhause von Snkoßli-Most ist die Grenze nur durch zwei kurze Pfähle bezeichnet, und man sieht, daß diese Grenze nur der Vertrag, nicht aber die Geschichte oder die Natnr gezogen hat. Nun kommen die nichts weniger als einfachen Formalitäten der Zollrevision. Endlich geht es weiter. In offener, eintöniger Ebene geht der Weg fort bis nach Zaribrod. Im Norden und Südeu, besonders im Osten, erhebt sich die Balkan-Barriere mit ihren von niedrigem Gestnipp bewachsenen Verästungen. Diese Straße ist so holprig, so ausgefahren, so zerrissen, so zerklüftet, daß die Pferde Mühe haben, vorwärts zu kommen. Zaribrod besteht aus einer einzigen breiten Straße, an der einzelne Holzhütten und dazwischen niedrige, offene Buden nach orientalischem Stile stehen. Nur ein einziges von Ziegeln erbautes Haus habe ich