12 VI. Unterrichtsgänge. Die von Finger verlangten heimatkundlichen Unterrichtsgänge sind immer mehr in Aufnahme gekommen. Und doch gibt es noch Schulen, in denen man die bekannte Forderung von der Anschauung noch nicht genügend beherzigt. Vielleicht liegt es daran, daß man den Wert solcher Gänge wohl anerkennt, aber die Art der Ausführung noch nicht recht versteht. Zunächst stößt man sich an die Zeit, zu welcher sie auszuführen sind. Man lasse sich ja nicht von der in der Bevölkerung etwa auf¬ tauchenden törichten Auffassung, als ob der Lehrer sich mit dem Unterrichts¬ gange ein bequemes Stündchen verschaffen wolle, irreleiten. Damit ist schon gesagt, daß die Unterrichtsgänge zum planmäßigen Unter¬ richt gehören und in den Stunden auszuführen sind, welche für die Heimatkunde angesetzt sind. Ist der Weg, welcher zurückgelegt wird, etwas weit, so wird man allerdings gut tun, wenn man den Unterrichts¬ gang auf die letzte Unterrichtsstunde verlegt, damit die etwa noch nötige Zeit zugegeben werden kann. Jeder Unterrichtsgang ist gründlich vorzubereiten. Deshalb ist es notwendig, daß sich der Lehrer über den Stoff, den er veranschau¬ lichen will, selbst genau orientiert hat. Er muß die Himmelsrichtung, die Wege, sowie die Dauer des Marsches vorher erforscht haben, muß vou dem Standort, von welchem aus er mit den Kindern beobachten will, selber einmal Umschau gehalten haben, damit er weiß, ob sich der Platz zu dem angegebenen Zwecke auch eignet. Und will er mit dem Unterrichts¬ gange auch naturkundliche Beobachtungen verknüpfen, so empfiehlt es sich, daß er sich vor demselben auch von dem Vorhandensein der zu betrachtenden Naturgegenstände oder -Vorgänge überzeugt. Die Zahl der Vorstelluugen und die Reihenfolge, in welcher sie gewonnen wer¬ den, muß vorher genau erwogen werden. Jedenfalls ist hier die alte pädagogische Wahrheit zu beherzigen: Nicht zuviel, aber das Wenige gründlich. Auch die Schüler sind auf den Unterrichtsgang vorzubereiten. Dies geschieht durch eine Vorbesprechung. Hierbei sind die Kinder zu ver¬ anlassen, diejenigen Vorstellungen, die sie bei Gelegenheit früherer Wanderungen mit Eltern, Geschwistern oder Spielkameraden gewonnen haben, zu reproduzieren. Da wird sich zeigen, wie wenige angeeignet worden sind, und wie es auch den wenigen an Klarheit und Deutlichkeit mangelt. Hieraus wird sich nun ergeben, welche Vorstellungen zu er¬ gänzen und welche neu zu erarbeiten sind. Haben dies die Schüler erkannt, so werden die folgenden Beobachtungen mit Bewußtsein ausgeübt. Der Unterrichtsgang wird vomSchulhofe aus unternommeu. Ein Schüler nimmt ein Metermaß, ein anderer Schiefertafel und Stift mit. Vorher wird die Richtung festgestellt, welche einzuschlagen ist. Die