19 angeben, und die Form eines Dachgiebels, vielleicht etwas perspektivisch dargestellt, bereitet den später zu verarbeitenden Begriff Abdachung ganz anschaulich vor. Auch ein Schema von einem Berge muß gezeichnet werden, damit die Begriffe Fuß, Abhang und Gipfel in voller Klarheit erfaßt werden. Die Kinder werden erst dann einsehen, daß die Krallen der Katze sichelförmig sind, wenn sie einmal die Form einer Sichel gezeichnet haben. Gelegenheit hierzu bietet die Betrachtung der Arbeit des Landmannes. Der Unterschied zwischen der Ähre des Kornes und der Rispe des Hafers wird dem Kinde erst durch die Zeichnung ganz klar. Hochofen, Schacht, Mühle, Burg, Kirche sind Dinge, welche in ihren wesentlichen Formen vom Kinde dargestellt werden müssen. Und dieses Skizzieren soll nicht nur im Anschauungsunterricht und in der Heimatkunde, sondern im gesamten Realunterricht bei geeigneter Gelegenheit angewendet werden. Redet man in der Geschichte von den Urnen der Sorben, so wird man ein solches Gefäß zeichnen lassen. Spricht man in der Erdkunde von dem Aufbau der Älpen oder von der Entstehung einer Wüste auf der Hochebene, so wird erst die graphische Darstellung dem Kinde ein klares Bild verschaffen. Und will ich in der Naturkunde den Nachweis haben, daß das Kind die Verdauung des Wiederkäuers verstanden hat, so lasse ich mir eine Skizze von den Ver¬ dauungswerkzeugen und von dem Wege, welchen die Speise nimmt, an¬ zeichnen. Ja selbst in der Religion werden solche Skizzen nicht zu ent¬ behren sein,' das Aussehen eines morgenländischen Hauses, die Einrichtung des israelitischen Tempels werden die Kinder erst durch eine einfache Skizze deutlich erkennen lernen. Die Zeit, die zu dieser Arbeit benutzt wird, ist am besten angewendet,- denn die Kinder werden das, was sie gezeichnet haben, besser behalten als den Unterrichtsstoff, der ihnen nur mündlich mitgeteilt wurde. Wie weit man schon mit der Forderung geht, im Unterrichte zu skizzieren, davon legen einige neuere Werke Zeugnis ab. Mit einfachen Strichen entstehen ganze Landschaftsbilder an der Tafel vor den Augen der Kinder. Jeder Lehrer müßte zeich¬ nerisch soweit gefördert sein, um seine mündlichen Ausführungen bei geeigneten Momenten durch wirkungsvolle Wandtafelskizzen unterstützen zu können, und wenn dies noch nicht allenthalben der Fall ist, so möge der Seminarunterricht nur dieses Ziel zu erreichen suchen. IX. Die Heimatkarte. Die Einführung in die Karte ist der wichtigste und in psychologi¬ scher Hinsicht der schwierigste Schritt in der Heimatkunde. Ist er ge¬ lungen, dann steht nicht nur die nachfolgende Erdkunde auf einem festen Fundamente, sondern damit ist zugleich der Nachweis erbracht worden, 2*