ETYMOLOGISCHES
WÖRTERBUCH
GEOGRAPHISCHER NAMEN,
NAMENTLICH SOLCHER AUS DEM
BEREICHE DER SCHULGEOGRAPHIE.
YON
A. THOMAS,
OBERLEHRER AM REALGYMNASIUM ZU TILSIT.
FERDINAND HIßT,
KÖNIGLICHE UNIVERSITÄTS- UND VERLAGS-BUCHHANDLUNG.
BRESLAU.
mr Die Anzeigen auf diesem Umsehlag werden geneigter
Beachtung empfohlen.
y
Auf vielfache Anfragen bringe ich auch an dieser Stelle z
Kenntnis, class die
Grössere Ausgabe C
der
E. von Seydlitz'schen Geographie
bis zu Ostern des Jahres 1886 in völliger
zwanzigster Neubearbeitung
erscheinen wird.
Ferdinand Hirt.
ETYMOLOGISCHES
ÖRTERBUCH
GEOGRAPHISCHER NAMEN,
NAMENTLICH SOLCHER AUS DEM
BEBEICHE DEE SCHULGrEO^EAPHIE.
YON
A. THOMAS,
OBERLEHRER AM REALGYMNASIUM ZU TILSIT.
FERDINAND HIRT,
KÖNIGLICHE UNIYERSITÄTS- UND YERLAGS-BUCHHANDLUNG.
\
BRESLAU 1886.
, ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Geo rg-fi c!- art-! nsíituí
für irV:e.---':a:.;onal3
Schuìbuc'nforschung
Braunschweig
Schuibuchbib.liQtijeiS
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A7 OK WORT.
Die Schule hat bisher wenig Gewicht auf die Deutung der geogra-
phischen Namen gelegt, und doch scheint eine häufigere Anwendung der-
selben in hohem Mal'se geeignet, den geographischen Unterricht zu beleben
llnd zu vertiefen. Sie zeigt dem Schüler, wo er bisher nur eine dürre
Wüste endloser Namenreihen zu sehen gewohnt war, individuell belebte
Gestalten, die aus uralten Zeiten zu ihm reden und von fremden Welten
zu berichten vermögen. Der Name Apurimac hört auf ein unverstandener
Laut, zu sein, er wird zu einem Flufs, der redet, und die geschäftige
Phantasie malt sich die Wunder der Gebirgswelt aus, enge Schluchten
und schäumende Kastaden, in denen der Bergstrom dahintost. Welch eine
gewaltige Anschauung liegt nicht dem Namen Menam zu Grunde, wenn er
Äiutter der Gewässer bedeutet, dieselbe Anschauung, die den Dichter
sagen lälst: „Und so trägt er seine Brüder, seine Schätze, seine Kinder
dem erwarteten Erzeuger freudebrausend an das Herz". Denn wie die
Sprache des Dichters, ist auch die Sprache des Volkes Poesie. Das Pamir
^'ird in kühner Metapher zum Dach der Welt, der Tengri-Khan zum
Fürsten der Geister, ein Name, der alle Schrecken des Hochgebirges
111 unserer Vorstellung wachruft. Wie schön stimmt es zu dem, was
der Schüler sonst von der Herrlichkeit des athenischen Staates erfährt,
yenn er hört, dafs Athen die Blumenstadt bedeutet.
Die Erklärung geographischer Namen, namentlich solcher, bei deren
Auffindung der Schüler mitzuarbeiten vermag, wie Mont perdu, Maladetta,
Imisterre, Cabo da Eoca, kann der Lehrer bereits in den untern Klassen
gelegentlich einfügen. Solches Auffinden des Wortsinns fesselt die Schüler
ungemein und belebt, wenn noch die sachliche Erklärung hinzukommt,
den Unterricht wie nichts anderes. Die Entwickelung passender Etymolo-
gien hätte für die Schüler der oberen Klassen noch einen anderen Gewinn.
Sie liefse die mit der lateinischen, griechischen, englischen und französi-
schen Sprache schon Vertrauteren einen Einblick in die Methode wissen-
schaftlicher Forschung gewinnen und wäre im Stande, in ihnen die Lust
nach solcher zu erregen. Manche unserer besten geographischen Lehr-
bücher, von denen mehrere unter den benutzten Hülfsmitteln aufgeführt
S111d, haben begonnen, die Erklärungen bekannterer Namen einzuflechten,
doch beschränken sie sich in den allermeisten Fällen, wie auch natürlich,
aui eine einfache Übersetzung. Deshalb schien ein leicht zugängliches
Werk, das, für die Schulpraxis berechnet, dem Lehrer über die Bedeutung
bekannterer Namen Auskunft giebt, nicht ganz unzeitgemäß.
Im Jahre 1874 hat der Verfasserin dem dreifsigsten Jahre sprogramm des
-Realgymnasiums eine kleine Arbeit: „Sammlungen und Beiträge zur Ety-
mologie geographischer Namen" veröffentlicht, die, auch als Separatabdruck
111 einer, wenn auch kleinen, Auflage gedruckt weitere Verbreitung gefun-
c*ea hat. Mancherlei Anfragen, die er in Folge der Publikation über die
IV
Vorwort.
Bedeutung dieses oder jenes Ortsnamens erhielt, belehrten ihn, dais das
Interesse für die Etymologie geographischer Namen in den Kreisen der
Schule lebendig sei. Schon damals trug er sich mit dem Gedanken,
die Etymologien der bekannteren Namen aus dem Rahmen der Schulgeo-
graphie zusammenzustellen, in der Hoffnung, den Kollegen, denen um-
fangreichere Hülfsmittel nicht zu Gebote stehen, in einer solchen Sammlung
eine willkommene Fundgrube zu eröffnen, in der sie in vielen Fällen das
Gesuchte finden dürften. Eine solche Arbeit könnte neben dem umfang-
reichen Werke Egli's*), es giebt mehr als 17000 Namenerklärungen, über-
flüssig erscheinen. Aber ein Mal sucht man doch auch hier so manchen
bekannten Namen vergeblich, dann aber haben dem Verfasser auch nicht
überall gleich gute Quellen vorgelegen; namentlich auf dem Gebiete der '
germanischen Sprachen erscheinen die von Egli gegebenen Etymologien [
häufig höchst fragwürdig. Zudem dürfte das umfangreiche, kostbare Werk
nicht jedem zur Hand sein, obgleich wir meinen, dafs wenigstens jede '
gröfsere Schulbibliothek ein Exemplar besitzen müCste.
Bezüglich der bei der onomotologischen Forschung zu beobachtenden -,
Grundsätze befindet sich der Verfasser durchaus in Übereinstimmung mit den ç
Auslassungen Eglis, wie sie ihm zuletzt noch in dem dritten Jahrgange der k
Zeitschrift für Schulgeographie (A. E. Seibert) p. 216 u. f. begegnet sind. .
Etymologien geographischer Namen können im allgemeinen für evidentc
gelten, wenn Sprachgesetze und Analogien sie uns aufdrängen und die ur- {
sprüngliche Wortform urkundlich überliefert ist. Doch erst recht inter-j
essant und für die Kulturgeschichte ergebnifsreich wird die Etymologie,.
wenn sie zu Land und Leuten palst. Aufser der sprachlichen Erklärung'
des Namens war daher die sachliche Begründung der Namengebung hinzu- ^
zufügen. Wenn das nicht überall geschehen ist, so hat das in den meisten ç
Fällen an den Quellen gelegen.
Der Verfasser ist sich wohl bewufst, dal's seine Arbeit, bei der Schwie-
rigkeit der zu lösenden Aufgabe, trotz der aufgewandten Mühe manche Mängel3
und Schwächen besitzt ; jede Belehrung und jeden Verbesserungs vorschlag wird
derselbe dankbar aufnehmen und bittet ihm, solche zum ZAvecke der Benutzung'
für eine spätere Auflage nicht vorenthalten zu wollen. Das Unsichere und
Schwankende mancher der gegebenen Erklärung mag seine Entschuldigung C
in der Neuheit und Schwierigkeit derDisciplin finden. Von der beabsichtigten s
Angabe der Aussprache und Betonung der behandelten Namen hat der Verfasser d
Abstand genommen. Er verweist an dieser Stelle auf eine ältere Arbeit, die^
über Aussprache und Betonung der geographischen Namen Auskunft giebt. **)
Bei der Revision des Manuskripts haben die Herren Dr. Jütting-Burg,i]
Gymnasiallehrer Kantel-Tilsit und Dr. Sclineider-Lyck dem Verfasser einet
dankenswerte Hülfe geleistet, e
Tilsit, im November 1885. ^ ThölllRS
Oberlehrer am Realgymnasium, p
*) Dr. J. J. Egli, Nomina Geographica. Leipzig, Friedrich Brandstetter 1872.8
**) Maximilian J. A. Voelkel und Alfred Thomas. Taschenwörterbuch derv
Aussprache geographischer und historischer Namen. Heidelberg 1876.
t Aa oder Aach, Ach, tirol. Ache,
L, schied. A ist das ahd. aha, mhd.
! ahe, got. ahva, ags. ed, an. â =
g Nasser, Fluís, Es ist in allen
g diesen und andern Formen vorkom-
mend ein häufiger Bach- und Flufs-
2 1Iame, bald für sich allein, bald in
i Verbindung mit einem Attribut. Egl. 1.
. Schad. 6.
Aachen kommt yon demlat. aquae,
t^ie Quellen. Die Quellen von
- Aachen sind schon von den Eömern
> 1^er heilsamen "Wirkungen wegen
, benutzt wurden. Bei den Römern
r hieis der Ort Aquisgranum. In glei-
, eher Weise ist aus dem alten Aquae
;1 ^extiae der moderne Name Aix,
Stadt in der Provence, entstanden.
„Den Namen erhielt es mit Rücksicht
lauf seine lauwarmen Quellen durch
j ihren Gründer C. Sextius Calvinus.
% Aar s. Ara.
1 el-Aâsi, der arab. Name des alten
? Pontes, bedeutet der Widerspen-
istige
, eine Bezeichnung, die wohl von
rdem stürmischen Lauf seines Ober-
3 laufe s hergenommen ist. Kirch. 159.
). Al>beoluita, grofse Stadt in Afrika,
Gebiete von Joruba, bedeutet
3 nterfels. Im Jahre 1825 diente
emigen durch die Sklavenjagden der
Dahomeer vertriebenen Flüchtlingen
oia am Flusse Ogun sich erhebender
°rphyrfels zum Aufenthalte, wo sie
, Slch bald durch neu Hinzugekommene
rN 'mehrten, so daCs in kurzer Zeit die
Thomas, Etym. Wörterbuch.
jetzt über hunderttausend Einwohner
zählende Stadt erwuchs. Bast. Greogr.
u. eth. Bild. 177. Egl. 2.
Ahens, Nbflfs. der Donau, in
älterer Form Abusina, Abunsna, ist ein
sehr alter Flufsname und geht auf
die "Wurzel av, gehen, zurück. Er
erklärt sich durch ir. abann, cymr.
afon, Flufs. Buck. 152. Bac-
meister Kelt. Br. 24.
Ahessillien. In dem hochgebirgi-
gen Quellgebiet der östlichen Nil-
zuflüsse haben sich schon seit ältester
Zeit Bruchteile verschiedenartiger
Rassen und Yölker aller Farben zu-
sammengedrängt, welche die arabi-
sche Benennung Habesch, d. i. Zu-
sammen flufs rechtfertigen. Yon der
Adjektivform Habeschi bildeten die
Portugiesen Abexim (x wie seh zu
sprechen) ; so entstanden die abend-
ländischen Formen Abessinien und
Abyssinien. Egl. 2. Kirch. 207.
Aborigines, die bei den Römern
gültige Bezeichnung für Ureinwohner,
Autochthonen, vom lat. ab, von und
origo, Ursprung, Anfang.
ATbruzzen. In den südlichsten Tei-
len der Landschaft wohnten zu
römischer Zeit die Praetutii oder
Praetutiani. Dieser Name hat sich
als landschaftlicher in der korrupten
Form Aprutium erhalten und als
Abruzzo später eine weitere, das
ganze centrale Hochgebirge umfas-
sende Bedeutung erlangt. Kirch. 413.
1
2
Achalm — Afrika.
Achalm, Bergkegel bei Reutlingen,
deutet Cass. Hohenz. 38 als Aich-
alm, Eichliöhe, Eichenliügel.
Ackminge s. Elbing.
Actilllll s. Attika.
Adamaua, grofse Landschaft am
Benuë. Der Name stammt von dem
Eigennamen Adamu=Adam, welchen
ein berühmter König führte. Nach
mehreren Mitteilungen soll er der
Yater von Mohammed Lowel ge-
wesen sein, welcher zur Zeit Barths
Herr in Jola war. Pet. 84. 811.
Adamsibrücke, die Insel- und
Klippenreihe zwischen Ceylon und
dem Festlande, der Sage nach die
^ Brücke, über welche Adam flüch-
tete, als er aus dem Paradiese ver-
ste Csen wurde, und welche dann
von dem göttlichen Zorn zertrüm-
mert wurde. Kirchhof. 83. Ebenso
erinnert der Adamspic auf Ceylon an
die mohammedanische Legende, nach
welcher der aus dem Paradies ver-
stofsene Adam dieses von dem Berge
aus erschaut habe. Ein RiCs im Fel-
sen wird von den Gläubigen als
Adams Fufsspur betrachtet. Egl. 4.
Adamspic s. Adamsbrücke.
Adda. Nbflfs. des Po; der Name
geht auf dieWurzel ad, gehen zu-
rück. Dieselbe Abstammung zeigt die
E der in älterer Form. Adrana. (s.
den Art. Eder, wo eine andere Ab-
leitung gegeben ist.) Buck. 154. Eben
darauf geht der Name des Flusses
Adour, in älterer Form Aturus.
Adelaide, Hauptstadt von S.-
Australien, ist nach der Gemahlin
Wilhelms IY. benannt. Egl. 5.
Adelsberg, Ort in Krain, korrum-
piert aus Adlersberg nach dem slov.
postojna, der Adler, Seeadler,
Steinadler. Umlauft 2.
Admont an der Enns, volksety-
mologisch als zwischen den Ber-
gen erklärt. Vit. Adalberonis e]^
Wirz. (Pertz Mon. Germ. XlVi
130) sagt: monasterium inte?
montana, undeeteiAdmuntvo-
cabulum indidit, fundavit.
Forst. A. N. n. 8 hält den Namr
für undeutsch. *
Adour s. Adda.
Adrianopel = Hadrians stadt.
von den Türken Edrene oder Edirne
genannt, führt seinen Namen dem
Kaiser Hadrian, seinem Gründer, zu
Ehren. Egl. 6.
Adriatisches Meer oder die Adri
ist nach der alten Handelsstadt Hadrif
oder Adria, im Podelta gelegen, ge-
nannt. Bei den Römern hiefs es
Mare Adriaticum auch Mare su;
perum = oberes Meer im Gegei^
satz zum tyrrhenischen oder unteli
Meer, Mare inferum. Umlauft 3.1:
Adula, ein Gebirgsstock in dé S
Graubündner Alpen, gewöhnlich rfl'
Yogelberg übersetzt vom kelt. 0
Yogel und dula, Spitze. Plant.j.
giebt als Bedeutung des Namei
Knoten = kelt. adulla. Der bewähr1^
Forscher Gatschet giebt, wie Egl. 63(¡
mitteilt, die Ableitung aus dem "Wl s
sehen von adwy, Pafs, Einschnita
adwyaug-m.it Pässen versehe^
und adwyawi — voller Eiig
s chnitte.
Afghanistan. Die Afghanen nei.
nen sich selbst Pachtun, Pakthfl j
Paschthûn. Der Plural heifst Pad
r¡
tànah, woraus Afghanen entstand^
ist. Das pers. Suffix istàn bedeut^
Platz, Aufenthalt, also Afghanis#
= Land der Afghanen, dob. í
J. 56. Hellw. D. E. u. i. Y. II. 37
Afrika verdankt seinen Nam^J
afrikanischen Yölkerstämmen ; es ^ 2
das Land der Afri, genauer Afari'1!
oder Awrigha, der Ahnen der je^
über die Sahara bis an die Ufer d'a
Agades -
3]Nigir zerstreut lebenden Auraghen.
Í Die Römer übertrugen den Namen
das ganze nördliche Küstenland
o-vestl. von Ägypten ; sie unterschie-
i t, en davon das östlichere Ägypten
r "nd das südlichere Ätliiopien, das
^nseits des Atlas und Cyrenaikas be-
&nn, doch begreift Mela auch Äthio-
^ ien unter dem Namen Afrika, und all-
mählich dehnt dieser sich über den
münzen Erdteil aus. Die Griechen nann-
^^n ungefähr dasselbe Gebiet Libyen,
reil sie zuerst mit den Lowata
. der Luba, den Bewohnern Cyrenes,
11 ekannt geworden waren. Ausi. 51.
rif 65.
5e" Agades, Hauptort von Aïr oder
es sben, auch sonst im Gebiet der
11 ¿àhara vorkommend, ist ein Berber-
?iwort und bedeutet Familie. Die
^ Familie bildet die Grundlage der po-
ütisclien und socialen Ordnung der
U Stämme jener Gebiete. Egl. 9.
11 Agliader, s. Kadix.
,j Agram, Hauptstadt Kroatiens,
^kroat. Zagreb von za hinter und
Jßreb, sepulcrum, Grab, ursprüng-
lich fossa, Graben; also hinter
...dem Graben, hinter der Ver-
^schanzung. Der deutsche Name ist
0aus Zagreb durch Abwerfung des Z
^und durch Übergang des b in m ent-
standen. Umlauft 4.
3i Agullias,Cal)Odas,=Nadelkap,
-jist so genannt, weil in seiner Nähe
c]die Deklination der Magnetnadel sich
pascli, ändert. Guth. I. 326, port.
^agulha, span, aguja, ital. aguglia=frz.
^aiguille = N a del.
1 Ahl* s. Ara.
7 Aiguille, ein im franz. Sprachge-
biet häufig angewandtes Grundwort
ZUr Bezeichnung gewissser Bergfor-
.j|nien; es heilst wörtlich Nadel; ai-
guille, port, und prov. agulha geht
cian^ kit. acucula, die Nadel. Diez 9.
• Ak-su. 3
Aili, arab., bedeutet Quelle und
kommt in vielen Ortsnamen vor.
Egl. 10.
AïnO oder Aïnu = Mens chen,
so nennt sich die älteste, besonders
auf der Insel Jeso vertretene Bevöl-
kerung Japans. Glob. 32. 109.
Aix s. Aachen.
Akal>ah = Hin ab steig, Steig,
eine auf einem steilen Abhang lie-
gende Festung im Norden des nach
ihr benannten Meerbusens. An vie-
len Stellen steigen die Küstenfelsen
600 m senkrecht empor. Hier lag
im Altertum die Hauptstadt der Edo-
miter Älana, wonach der Meerbusen
der Älanitische hiefs. Brockh I. 415.
Akjerillán, Stadt in Bessarabien.
Der Name ist türkisch und bedeutet
weif se Stadt. Eckerdt Engl. 0. 8.
Akko, auch Accon, vom hebr. ab-
zuleiten, bedeutet das H ei f se, nach
einem Ptolemäer au¿ Ptolemaïs, zur
Zeit der Kreuzzüge St. Jean d'Acre
genannt; die Stadt erhielt ihren Na-
men von ihrer Lage auf dem heifsen
Strande. Egl. 13.
Akro-Kerauilia s. Keraunia.
Akrokorinth s. Akropolis.
Akropolis,griech., bedeutet O b er-
stadt, Hochstadt, Burg; nament-
lich denkt man bei dem "Worte an
die Burg Athens; axçoç, äufserst,
oberst, höchst. Akrokorinth,
die hoch über der Stadt gelegene
feste Burg von Korinth, bedeutet dem-
gemäfs Hochkorinth. Philipp von
Macédonien nannte es die Fessel
Griechenlands. Glob. 33. 295.
Ak -Sil, türk., bedeutet We if s -
wasser und kommt zur Bezeichnung
vieler Flüsse, Bäche und nach ihnen
genannter Städte vor; su bedeutet
Wasser, Bach, Flufs. Egl. 13.
1*
4
Ak-Tau —
Albufera.
Ak-Tau, Gebirgszug in der Kir-
ghisensteppe, türk. = weif se s Ge-
birge. Hellw. D. Russ. i. Cent. 33.
Alabama, einer der Vereinigten
Staaten von N.-amerika ; der Name ist
nach Brockh. I. 436 indianisch und
bedeutet: Hier ruhen wir.
Alatau, Geb. in der Dsungarei, =
die scheckigen, bunten Berge,
wegen der mit schwarzen Streifen
und Flecken abwechselnden Schnee-
felder so genannt. Egl. 15.
All) s. Alba Longa.
Alba Longa stellt Corssen mit
lat. albus, umbr. alfu, sab. alpus =
weifs zusammen; griech. aÂ^oç, wei-
fser Ausschlag, ahd. elbiz — Schwan.
Wer je die Ortschaften des Albaner-
gebirges mit ihren schimmernden
Häusern in der Beleuchtung der Abend-
sonne gesehen hat, wird die Bezeich-
nung begreifen. Auf denselben Stamm
führt Curtius die Namen AlpheilS
und Elbe zurück. Auch Alpes ge-
hört hierher: a candore nivium.
Andere ziehen die Herleitung vom
kelt. alb, alp, hoch yor. Der Name
pafst dann auch, sagt Egli, auf die
Alpen, die Alpweiden der höheren
Staffel. Kiep. 373 meint freilich, es
liege in der Anwendung des Namens
in diesem Sinne nur eine Übertra-
gung des bedeutungslos gewordenen
Namens in moderne Sprachen vor.
Hierher gehört auch die schwäbische
Alb, richtiger Alp. Dem dunkelfar-
bigen Schwarzwald gegenüber steht
die weifschimmernde Kalkmauer der
schwäbischen Alp. Bacmeister. A.
W. 140. Den Namen der Rauhen
Alp hat das letztere Gebirge von der
Unfruchtbarkeit seines Bodens und
der Rauheit seines Klimas im Gegen-
satz zu dem fruchtbaren und milden
Neckarthal erhalten. Auch der alte
Name des Tiberflusses, Albula, wie
des Rheinzuflusses Albula gehört hier-
her. „Albula Tiberis fluvius
dictus ab albo colore." Der Al-
penzuflufs Albula kommt vom Berg-
pafs gleichen Namens, den die Deut-
schen des Thaies mit Weifsenste in
übersetzen. Curt. 292. 93. Egl. 16.
Albanesen, Volksname, vom Lan-
desnamen gebildet. Von den Grie-
chenwerden sie Arvaniten genannt, aus
Albanitae entwickelt. Von der griech.
Form haben die Türken den Namen
Arnauten gebildet. Sie selbst nennen
sich Skipetaren, d. h. Bergbe-
wohner. Umlauft 5 leitet den
Namen Albanien vom lat. albus,
weifs, also das weifse Land im
Gegensatz zu Montenegro, dem Lande
der schwarzen Berge. Umlauft 5.
Albany, Stadt im Staate New-York,
wurde als Fort Orange gegründet.
Den Namen Albany erhielt der Ort
zur Erinnerung an den schottischen
Titel des Herzogs von York, der
dieses und anderes Gebiet durch sei-
nen Bruder, den König Karl II., zu-
gewiesen erhalten hatte. Hopp,
Gesch. d. ver. St. I. 102.
Albert Nyanza s. Nyanza.
Albion, ältester schon bei Aristo-
teles vorkommender keltischer Name
Grofsbritanniens, kommt vom kymr.
alb, alp = hoch und alp, Berg, und
ion = Insel. Ursprünglich bezog
sich der Name nur auf den westli-
chen bergigen Teil der Insel. Noch
heute heifst bei den Gälen Schott-
land Albainn = Berginsel, Hoch-
land und der Schotte Albannah =
Hochländer. Egl. 15. Brockh. I.
472.
Albors s. Elburs.
Albufera, der bekannte Strandsee
in der span. Provinz Valencia. Der Na-
me ist nach Pass. Span. u. Port. I. 159
arab. und bedeutet ganz bezeichnend
Albula — Algeziras.
5
kleines Meer. Brockh. leitet den
Namen vom arab. albuhira— Küsten-
see ab. In Portugal führt den Na-
men Albufeira eine kleine Fischer-
stadt in der Provinz Algarve.
Albula s. Alba Longa.
Alcala heifsen in Spanien mehrere
Städte. Die berühmteste ist A. de-
Henares, am rechten Ufer des Hena-
res gelegen. Der Name ist arab. und
bedeutet Kastell.
Alcantara, Stadt in Spanien, am
Tajo gelegen. Der Name ist arabisch
und bezieht sich auf die Römerbrük-
ke, •welche dort über den Flufs
führt. Dieselbe wurde vom Kaiser
Trajan 103 bei der römischen Kolo-
nie Norba Caesarea erbaut. Sie be-
steht aus sechs Bogen, ist 160 m
lang, 8 m breit, 9 m hoch und trägt
in der Mitte einen noch wohlerhal-
tenen 12 m hohen Triumphbogen.
Brockh. I. 490.
Alcazar, so heifst der maurische
Königspalast in Sevilla. Der Name
geht auf das arab. Wort icassr, Burg,
Sclilofs, mit dem Artikel al, zurück.
Brokh. I. 491, s. dagegen Egl. 16.
Alegre, Porto, Ort in Brasilien,
= fröhlicher Hafen, sogenannt
wegen seiner lieblichen Lage an dem
see artig breiten, inselreichen Rio
Grande do Sul. Egl. 16.
Alemannen, älter Alamannen, lat.
Alemanni, kommt vom ahd. ala-
man, einer Zusammensetzung von dem
ahd. den Begriff verstärkenden ala-
(unserm all = ganz, wie in allein,
allweise, allgütig) und man, Mann,
also ursprünglich ein ganzer, aus-
gezeichneter Mann, ein Held.
Yon Alemannus ist das franz.
Allemand, span. Alemán,Deutscher
gebildet. Weig. I. 29.
Alenitejo hat seinen Namen da-
von erhalten, weil es, von N. gerech-
net, jenseits des Tejo, denn das
bedeutet der Name, lag und sich noch
lange in den Händen der Araber be-
fand, als die nördl. Gebiete von den
Christen schon erobert waren. Willk.
236. Egl. 16.
Alessandria, Festung am Tanaro,
von den Lombarden 1168 gegen
Friedrich I. erbaut und ihrem Ver-
bündeten, dem Papste Alexander III.
zu Ehren so genannt.
Alexandria, Name vieler von
Alexander dem Grofsen gegründeter
und nach seinem Namen genannter
Städte ; besonders bekannt ist Alexan-
dria in Ägypten, 332 gegründet,
die spätere Residenz der Ptolemäer.
Alexisbad, im Harz gelegen, em-
pfing diesen Namen 1810 durch den
Herzog Alexius von Anhalt-Bernburg.
Schulze 7.
Alfuren, Arafuras oder Haraforas,
bei den Niederländern Alfoers, bei
den Portugiesen Alfores, Alforias oder
Alfurios, d. h. die aufserhalb Be-
findlichen, Freie, Wilde, ein ~
Volksstamm auf den Inseln des In-
dischen Oceans, namentlich auf Cele-
bes. Nach ihnen heifst das Meer
zwischen der Torresstrafse, Austra-
lien und Timor die Harafora- oder
Arafurasee. Brockh. YI. 988.
Algarve, portug. Provinz ; der
Name ist arab. und bedeutet der
Westen, arab. algharb. Das jetzige
Algarve ist nur ein kleiner Rest des
einstigen maurischen Königreichs,
welches zur Zeit seiner höchsten
Blüte sich nordwärts bis zum Tejo
erstreckte und auch einen Teil Afrikas
umfafste. Willk. 240.
Algeziras, Stadt in Spanien, am
Golf von Gibraltar. Der Name be-
deutet die Insel; die Stadt lag ur-
sprünglich auf einer solchen.
6
Algier — Altvater.
Algier. Ursprünglich lag die Stadt
auf vier Inseln, die seit dem 16. Jahr-
hundert durch einen Damm mit dem
Festlande verbunden sind ; daher der
Name Algier oder El Dschesair,
die Inseln. Ruge 209. Egl. 16
setzt den Namen gleich el dzesâir =
die kriegerische.
Alliambra, aus dem arab. Kelât-
al-hamrah entstanden, = die rote
Burg, heilst, vermutlich nach der
roten Farbe ihrer Türme und Dächer,
die Citadelle von Granada. Sie
krönt die fast ebene Kuppe eines
Felsens, welcher die Stadt an ihrer
Südostseite überragt, und ist weithin
sichtbar. Brockh. I. 563.
Allahabad = G ottesstadt, ara-
bisch-persischer Name der am Zusam-
menflufs von Ganges und Jumna ge-
legenen Stadt. Sie ist die heilige
Stadt der Inder; cibaci bedeutet im
pers. Stadt. Egl. 18.
Allalainhorn, eine zur Gruppe
des Monte Rosa gehörige Alpenspitze.
Nach Keller, Einfall der Sarazenen
in die Schweiz, ist der Name aus
dem arab. zu erklären; er bedeutet
Quellhorn. Hier entspringt die
Saasvisp. Die Araber hatten sich im
M. A. für einige Zeit hier und an
andern Punkten der "Walliser Alpen
festgesetzt. Peterm. Ergz. 68. 47.
Allegliany, Gebirge in N.-amerika,
ein indianischer Name; er soll end-
loses Gebirge bedeuten. Egl. 18.
Aller s. Iiier.
Almaclen, Name des wegen seines
Quecksilberreichtums berühmten spa-
nischen Bergortes, bedeutet einfach
- Bergwerk; der Name ist arab. al-
madén. Egl. 18.
Almannagja = aller Männer-
Kluft, Allerweltskluft, in Island.
„Sie ist so ungeheuer, so kolossal,
dafs man sie nur im kleineren Mafs-
stabe sich vorzustellen vermag". —
Es ist in der That nicht übertrieben,
wenn Lord Dufferin behauptet, es sei
der Mühe wert, um die Erde zu rei-
sen, nur um die Almannagja zu sehen."
A. a. W. YI. J. 111.
Alpen s. Alba Longa.
AlplieilS s. Alba Longa.
Alpujarras heifst ein Teil des
Gebirges von Granada nach Ibrahim
Alpuj ar, einem der ersten arabischen
Feldherren, welche sich hier festsetz-
ten. Andere leiten den Namen vom arab.
buscherai, Grasplatz, Weide und
dem Artikel al her. Gegenw. 25. 108.
Alster, Nebenflufs der Elbe, in
älterer Form Alstra. Der erste Teil des
Namens geht auf die "Wurzel al zu- _
rück, welche im got. als aljana, (!?) as.
lijan, ahd. ilan, nhd. eilen erscheint;
sir a ist gleich strawa, Flufs. Th.
Loh. 28.
Altai, gewöhnlich als Goldge-
birge erklärt. Hellw. D. R. i. Cent.
12 Anm. 4 deutet den Namen als
erhabenesFelsengebirge; danach
ist Altai eine YerSchmelzung oder
Abkürzung von AI-Taiga.
Altaieh, zwischen Regensburg und
Passau gelegen, in älterer Form Al-
daha, von ahd. ali = vetus und aha
= "Wasser, Flufs; der Name be-
zieht sich auf die Lage des Ortes an
einem früheren Bett der Donau. Forst.
A. N. II. 45.
Altenau s. Altona.
Altona hat seinen Namen von dem
die Stadt von Hamburg trennenden
Bache Altenau. Volksetymologisch
durch all zu nah, nämlich bei Ham-
burg, erläutert. Glob. 75, 191. Alte-
nau entspricht einem älteren alien
owa=der alte Flufs. Eine der sie--
ben Harzstädte heifst auch Altenau.
Altrater, höchste Spitze des Mäh-
rischen Gesenkes, = der hohe, der
Alz — Amphipolis.
7
h e li re Yater, so genannt, weil er
über die umgebenden Gipfel empor-
ragt. Die Bezeichnung der Berge als
Mann, Frau, Yater, Mutter findet sich
häufiger. Umlauft 8.
Alz, mehrfach auf deutschem Ge-
biet vorkommender Flufsname. Der
Name ist vordeutsch und erklärt sich
vielleicht durch ir. alt, Bach. Da-
hin gehört auchFlufs und Ort Alzey,
im Grofsherzogtum Hessen. Buck.
Oberd. Fin. 7.
Alzei s. Alz.
Amarapura, in englischer Schreib-
weise Ummerapuca = Stadt der
Unsterblichen, der Götter,
mehrfach vorkommender hindostani-
scher Ortsname. Egl. 20. Die Stadt
ist heute ganz verlassen, da die Re-
sidenz nach dem nördlicher gelegenen
Mandalay verlegt ist.
Amazonas, RÍO (las, = Ama-
zonen ström, benannt nach den
Schwärmen von Amazonen, kriegeri-
schen Weibern, welche die ersten
Entdecker an seinen Ufern gesehen
haben wollten. Glob. 27.160 schreibt:
„In der brasilianischen Provinz Ama-
zonas ist ein verschüttetes Dorf aus-
gegraben. Die dort vorgefundenen
Gegenstände beweisen, dafs die es
bewohnendenWeiber das Kriegerhand-
werk trieben. Dadurch wird also be-
wiesen, dafs Orellana, der Entdecker
des Amazonenstromes, die Wahrheit
gesagt hat, als er versicherte, er habe
an dem Strome Stämme gefunden,
deren Krieger Weiber waren" (?) Nach
andern ist der Name entstanden aus
Amassona = Bootzerstörer, mit
welchem Namen man ihn von den
Indianern in der Zeit der Entdeckun-
gen nennen hörte. Brockh. I. 694.
In S.-Amerika bezeichnet man mit
diesem Namen nur die untere Strecke
des Flusses von dem Rio Negro ab-
wärts. Der Mittellauf heilst Solimôes ;
der Oberlauf Marañon, Maranhon.
Ambroner s. Ammer.
America, wurde zuerst so genannt
durch den deutschen Geographen
Waldseemüller nach Amerigo Yes- ^
pucci, der eine weit verbreitete Be-
schreibung der neu entdeckten Län-
der gegeben hatte. Jener sprach zu-
erst von einer terra Americana.
Amiens ist gebildet aus den
Stammnamen der Ambia ni, deren-
Hauptstadt es war. Bacmeister. A.
W. 57.
Ammer, Nbflis. der Isar, in älte-
rer Form Ambra. Dem gemeinindo-
germanischen Stamm arnbr liegt
die Bedeutung Flufs zu Grunde. Im
skr. bedeutet ambii Wasser, dazu
tritt das Suffix r. Yon diesem Worte
können leicht Yölker als Wasseran-
wohner benannt sein, wie die AlU- -
Ibroner, die Umlbrer. Dieselbe Ab-
leitung hat Emmerich. Forst. A.
N. H. 73.
Amnion, lat. Ammonium, nann-
ten die Griechen die Oase Siwah nach
dem Tempel der ägyptischen Gott-
heit Amn, vollständig Amn-Re =
Sonne Amn, welche die Griechen
ihrem Zeus gleichsetzten. Egl. 22.
Amöneburg in Hessen, in ,älte-
rer Form Amanaburg, Ameneburg,
bedeutet Burg an der Ohm. Die
ältere Form dieses Flufsnamens ist
Aman-aha ; der Name ist keltisch und
kommt vom ir. amhan = Flu Ts.
Arn. Ans. 45.476. Thed. Loh. Arch.
7 0 B. 369 hält den Namen für deutsch
und stellt ihn mit skr. ama, Andrang,
Ungestüm, lit. urnas, schnell zusam-
men.
Ampliipolis, eine griech. Kolonie
am Strymon, ist abzuleiten vom griech.
nofag, Stadt und áfiyó, ringsum.
8
Amritsar — Angra pequeña.
Die Stadt lag in einer Krümmung
des Flusses. Egl. 22.
Amritsar, Stadt im Pendschab
in Hindostán, die heilige Stadt der
Sikhs. Den Namen hat sie von einem
durch Ram-Das, den vierten geist-
lichen Führer der Sikhs, angelegten
Wasserbecken Amrita-Saras, dem
Unsterblichkeitsteich, erhalten.
Brockh. I. 753.
Amsterdam, ist nach dem Flüfs-
chen Amstel, welches hier in das Y,
eine Bucht des Zuydersees, mündet,
und einem alten Deich (Damm) genannt.
Amur. Im Lamutischen bedeutet
amar einfach Flufs. Laxm. 12. Die
Mandschus nennen ihn Sagali 11-Ula
oder Sachalian-Ula = schwarzer
Flufs nach den dunkeln Fluten, im
Gegensatz zu seinem Nebenflufs
Soilgari, dessen lehmiges Wasser
ihm den Namen Milch straf sen-
flufs verschafft hat. Egl. 23.
Anadoli, die türkische Bezeich-
nung für Kleinasien, ist aus dem
griech. avarofoif, Anatole, d. h. Auf-
gang der Sonne, entstanden. Eine
andere Form desselben Namens ist
Natolien.
Aliallliac, N.-amerik. Plateau; der
Name ist alt-mexikanisch und kommt
von ail, Wasser und nahuac, nahe
her. Hellw. D. E. u. i. Y. I. 206.
Ancona, Stadt auf der Ostküste
Italiens. Der Name ist herzuleiten
vom griech. ayxcov, Ecke, Ellbo-
gen, nach dem Winkel, den die
Küste hier macht. Egl. 26. Kiep. 412.
Andalusien, eine südspan. Pro-
vinz. Der Name ist entstanden aus
Yandalusien = Land der Yand alen,
jenes deutschen Yolksstammes, der die
Landschaft für einige Zeit besetzt hielt.
Guthe-Wagner p. 503 giebt die Er-
klärung vom arab. andalos, Westen.
Dieser Erklärung pflichtet auch Pas.
Span. u. Port. II. 38 bei. Nach ihm
heilst der Westen arab. alandalus.
Arn. D. Urz. 128. hält an der Ab-
leitung des Namens von den Yanda-
len fest.
Aildeil. Der Name stammt aus
altperuanischer Zeit. Damals lau-
tete er antis; so wurden auch einige
Stämme der Ureinwohner genannt,
welche die Gebirgsabhänge im östl.
Bolivia bewohnten. Der Inca Garci-
laso leitete dagegen die Benennung
von dem Worte anta, Kupfer ab,
weil die Anden sehr reiche Erze
dieses Metalles bergen. Ochsen. 3.
Angerap, Quellflufs des Pregels
= Aal flufs vom preufs. angurys,
der Aal und ape, FluCs. Anger-
Iburg also Aalburg. Dieselbe Ab-
leitung zeigen die litauischen Namen
für Flufs und Stadt, Ungure und
Un gura von ungurys lit. der Aal.
Altp.Mont. 7. 310 u. 8.77. Der Aal-
fang dort ist noch heute bedeutend.
Angers, entstanden aus den Yolks-
namen der Anticavi, in deren Ge-
biet es lag. Denselben Ursprung hat
der Name der Provinz Alijou. Bac-
meister. A. W. 25.
Angostura, Stadt in Yenezuela.
Der Name bedeutet Enge, Engpafs.
Der Orinoco drängt sich bei der Stadt
durch einen Engpafs (angostura, lat.
angustus, beengt, eng) und hat
eine allerdings noch ansehnliche
Breite von 958 m Dieser Pafs ist die
Grenze der oceanischen Ebbe und
Flut. Brockh. I. 845.
Angra pequeña, Hafen in Lüde-
ritzland. Der Name ist portugiesisch
und bedeutet kleiner oder enger
Hafen von angra, Hafen und pe-
queño, klein; letzteres entspricht
span, pequeño, ital. piccolo und geht
auf roman, pic, Spitze, piccare,
stechen, so dafs piccolo ursprüngl.
Anhalt — Ara.
9
Subst. Tüpfelchen, pequeño, pe-
queño, tüpfelhaft, winzig bedeu-
tet. Diez. 246. Die Bucht wurde
im Jahre 1486 durch den portugie-
sischen Seefahrer Diaz entdeckt und
wegen der engen Einfahrt in den
innern Hafen so genannt. Olpp.
Angr. Pequ.
Anhalt, 1170 Anehalt, 1342 An-
hald, 1429 Ahnliald, erst 1498 Anholt,
das Stammschlofs der Anhaltiner,
jetzt Ruine auf dem Grofsen Haus-
berge. Wir haben in dem Worte A.
ein Substantiv, welches aus dem mit
der ahd. Präp. ana, mhd. ane, an,
nhd. an verbundenen ahd. haltan,
haldan, mhd. hüten, holden, nhd.
halten gebildet ist und etwa so viel
wie praesidium, subsidium be-
deutet. An eine Deutung Haus am
Holz (ahd. und mhd. holz as. holt)
oder Haus ohne Holz (ahd. ana,
âne) ist wegen der älteren Formen
auf halt und hald nicht zu denken.
Schulze 33.
Allio s. Inn.
Alljou s. Angers.
Aiinam, ein Reich in Hinterindien,
= Friede des Südens, von an
— Friede und nam, = Süden.
Egl. 26.
Ann Ol) Oll oder Annobom, eine der
Guineainseln, hat ihren Namen „Gut
Jahr" von ihrer Entdeckung am Neu-
jahrstage 1471 durch den Portugie-
sen Sántarem. Brockh. I. 886.
Antillbanon wird gewöhnlich die
dem Libanon parallel gehende öst-
liche Gebirgskette, d. h. das dem
Libanon gegenüberliegende
Gebirge genannt, nur müfste man
Antilibanos sagen, da der Name aus
dem griech. ^AvztXißavog herüberge-
nommen ist. Libanon ist die hebr.
Form. Die Araber nennen das Ge-
birge Djebel-e-scharki, östliches Ge-
birge. Kirch. 158. Der Name Liba-
non selbst bedeutet der weif se
Berg; er hat diesen Namen von sei-
nen weifsen Kalkfelsen erhalten, oder
von dem ewigen Schnee, der seine
Höhen bedeckt.
Antillen, span. Antilias, ist benannt
nach einer auf den Karten des M.
A. der Ostküste Asiens vorlagernden
Insel = Vorland, Y or insel. Egl. -
27.
Antiochia, heute Antakia, Stadt
in Syrien, von Seleukos Nikator ge-
gründet und nach Antiochus, dem -
Vater desselben, genannt. Egl. 27.
Antwerpen, vom vlämischen aent
(ahd. ant, gegen) und werf = am _
W erft,d.h.Schiffszimmerplatz.Egl.28.
Aosta, Stadt in Piémont. Der Name
hat sich entwickelt aus Augusta^
Praetoria, so hiefs der Ort zur
Römerzeit. Diesen Namen erhielt die
Stadt, seitdem hier durch Augustus
Soldaten der prätorianischen Colior-
ten angesiedelt waren. Brockh. 962.
Apennin s. Penninische Alpen.
Appenzell s. Zell.
Appuler. Dieses italische Yolk
hat seinen Namen von dem Wohnen
am Meere erhalten; der Name bedeu-^
tet Leute am Wasser, skr. ap =
Wasser, preufs. ape, lit. upe, F1 u f s ,
Bach. Curt. 469. Burs. II. 320.
Apurimac, ein Bergstrom in den
Cordilleren von Peru, bedeutet in der
Sprache der umwohnenden Indianer :
Wasser, welches redet. Bast.
Geogr. und eth. Bild. 21.
Aquae Sextiae s. Aachen.
Ara, allein und in Zusammen-
setzungen auf kelt. und germ. Sprach-
gebiet vorkommende Bezeichnung für
Flüsse, ist nach Th. Loh. dem Kel-
tischen wie Germanischen zugehörig.
Derselbe führt den Namen auf skr.
10
Arabien —
Archangelsk.
arva, behend, schnell zurück ; ags.
earn, schnell, as.cmi, fertig. Ara
bezeichnet also das Flufswasser als
das in unermüdlicher Bewegung be-
findliche, den Flufs. Arch. 360.
Dahin gehören Aal* und Ahr, beide
auf unbestritten keltischem Boden ;
ferner die O 11 ra (Elbe), Orla (Saale),
Arnus, der Arno, Ariège, Neben-
flufs der Garonne, in älterer Form
Areia.
Arabien. 'Arab als Landesname,
etlin. cArbî, plur. cArbìm bei den Ju-
den; Arabaja, für Land und Volk, bei
den Babyloniern, Assyrern, Persern,
geht auf lia-àrcibali, die Wüste
zurück. Araber also Wüstenbewoli-
ner. Neben der allgemeinen ethni-
schen Bedeutung hat der Name im
Lande selbst den engern Sinn Wü-
stenbewohner, Nomaden, also gleich-
bedeutend mit Bedauîll, im Gegen-
satz zu den gleichfalls arabisch reden-
den Stadtbewohnern. Kiep. 183.
Arad US, phön. Arvâd, bedeutet
Zuflucht, ein Name, der zunächst
der kleinen, der Küste nahe vorlie-
genden Felseninsel zukommt, von der
sie später auf die ihr gegenüber ent-
stehende Küstenstadt übertragen
wurde. Kiep. 169.
Aragonien, span. Landschaft, hat
ihren Namen von dem Ebrozuflusse
^Aragon, der sie durchströmt. Egl. 29.
Aral Noor, der Aralsee, bedeutet
in der Sprache der mongol. Kalmü-
ken so viel wieinselreichesMeer.
Egl. 29.
Aram wird gewöhnlich als Hoch-
land erklärt. Diese Erklärung, sagt
Kiep. 161, wird um so hinfälliger,
als das Wort früher ethnische, als
geographische Bedeutung gehabt zu
haben scheint, und das ursprüngliche
Aram am Euphrat, von wo sich die
Aramäer nach AV. und S. ausgebreitet
haben, vielmehr ein Land der Ebe-
nen von mäfsiger, nicht sinnlich wahr-
nehmbarer Höhenlage ist.
Ararat ist nach einheimischem
Sprachgebrauch nur die grofse Ebene,
welche der Araxes in seinem Mittel-
lauf durchströmt. Nur europäisches
Mifsverständnis des hebräischen Aus-
drucks ,;die Berge von Ararat" in
der Flutmythe des A.-T. hat den
Namen auf den die Ebene westlich
überragenden höchsten Gipfel ganz
Armeniens übertragen. Der altarmen.
Name ist Airarat, assyr. Urartu, d. ,
h. Ebene der Arier. Hier lag die
älteste Heimat des hainakischen (ar-
men.) Volksstammes, hier der Sitz
eines alten, in der Bibel unter dem
Namen Ararat erwähnten Reiches.
Die Hainaken gehören zu den Ariern
Brockh. II. 60. Die Armenier nennen
den von uns als Ararat bezeichneten
Berg Massis Lern; lern — Berg.
Kiep. 75.
Arar, kelt. von Cäsar überliefer-
ter Name der Saone. Glück leitet
den Namen vom kymr. araf, lang-
sam, ruhig ab. Die Saone ist so
nach ihrem langsamen Lauf benannt.
Cäsar sagt von ihr: „in Rodami m
influit incredibili lenitate, ita
ut oculis,in utrampartem fluit,
judicari non possi t." Glück. 58.
ArauCOS oder Araucanier, ein krie-
gerischer Indianerstamm in S.-amerika,
welcher vor der Eroberung Chiles
durch die Spanier den gröfsten Teil
des Landes bewohnte, seitdem aber
auf den Süden desselben beschränkt
ist, wo er noch gegenwärtig ziemlich
unabhängig seine Sitze hat. Der
Name bedeutet, vom arauc. Worte
auca abgeleitet, die Freien.
Archangelsk = (Stadt) des Erz-
engels, zu Ehren des Erzengels -
Michael so genannt. Schon im 12. Jahr-
Archipel — Arkadien.
11
hundert war hier dem Erzengel Michael
ein Kloster gestiftet, aber erst 1584
erbauten die Russen um dasselbe eine
hölzerne Stadt. Egl. 30.
Archipel ist nach Kiep. 29 eine
im Mittelalter durch die Venezianer
herbeigeführte Korruption von Ai-
yalov néXayoç = Ägäisches Meer.
Da dieses Meer ein ausgesprochenes
Inselmeer ist, so ist der Name später
ein Generalname für Inselflur gewor-
den.
Artlea s. Ardennen.
Ar (leimen, bei Cäsar silva Ar-
duenna, darf man kurzweg als H o c h -
w al d, Hochland übersetzen. Der
Name erklärt sich durch ir. ard,
hoch, entsprechend lat. arduus,
steil, hoch. Daher kommt auch der
Name der auf steiler Berghöhe sich
erhebenden Stadt Ardea in Latium.
Bacmeister, Kelt. Br. 105.
Ardscliisch Djebel, arab., griech.
^Aqyalov oqog, lat. Argaeus = wei-
fser Berg, höchster Berg Kleinasiens,
ohne Zweifel so genannt von seiner
Schneebedeckung. Egl. 31. Auf áoyóg,
weif s geht auch der Name Al'gi-
nuseil, einer Inselgruppe in der Nähe
von Lesbos.
Areia, einer der pers. Provinzen,
altpers. Haraiva, ist benannt nach dem
gleichnamigen Flufs, dem heutigen
Heri-rûd, d. h. d e m w a s s e r r e i c h e n.
Geringe lautliche Abweichung zeigt
der Name der heute am Heri-rûd lie-
genden Stadt Herat. Kiep. 59.
Arelate oder Arelatum, Stadt an
der untern Rhone, jetzt Ai-les, be-
deutet nach Glück Sumpf ort; der
Name ist keltisch. Kiep. 509. Yon
dieser Stadt hiefs das niederburgun-
dische Reich auch das Arclatisclie
Reich. Dieser Name ging später auf
das 933 durch Vereinigung desnieder-
und hochbnrgundischen entstandene
Reich über.
Arelatische ßeicli s. Arelate.
Arenenberg, Schlofs in der
Schweiz, dürfte aus Aarenberg, d. h.
Adlerberg entstanden sein (?) Ge-
genw. 25. 107.
Argentina = Land des Sil-
berstromes, vom lat. argentum,
das Silber. Gemeint ist der Rio de
la Plata, der diesen seinen Namen,
Silber strom, nach den Silberproben,
welche 1526 Sebastian Cabot hier ein-
tauschte, durch diesen in spanischen
Diensten stehenden Entdecker erhalten
hatte. Egl. 450 Rio de la Plata.
Argentoratiini, kelt. - römischer
Name Strafsburgs, bedeutet Silber-
burg; ir. arg et, cymr. aryant, arm.
argant, Silber, ir. rigli-rat = Kö-
n i g s b u r g. Bacmeister. Kelt. Br. 52.
Arginusen s. Ardschisch Djebel.
Al* gOS, Stadt im Peloponnes, hat
ihren Namen von der sie umgebenden
Ebene erhalten; diese Bedeutung
hatte in der älteren Sprache äq-
yog. Kiep. 271.
Ariège s. Ara.
Arier, Arj as, so nennt man den indo-
germanischen Volksstamm, namentlich
den in Asien sitzen gebliebenen Teil
desselben; der Name ist abzideiten
von skr. arya, glänzend air ja, arm.
ari— die Edlen, Ehrwürdigen,
die Herren. Jütt 133 stellt den
Namen zu ahd. arndn, mhd. amen
— ernten; Arier also so viel wie
Ackerbauer, ein Gegensatz zu den
turanischen Normaden. Mit Art =
gepflügtes Feld hängt zusammen
Art = Geschlecht, natürliche Be-
schaffenheit, Eigentümlichkeit, dann
den guten Sitten Gemäfses. In zwei-
tem Sinne Arier also so viel wie
die Vornehmen.
Arkadien bedeutet Bärenland,
vom griech. ayxog, Bär. Die Be-
12
Arkansas — Assyrien.
nennung stammt aus einer Zeit, wo
der jetzt aus Griechenland überhaupt
verschwundene Bär noch zahlreich in
•den waldbedeckten und höhlenreichen
Gebirgen dieser Landschaft hauste.
Bären in den "Wäldern Arkadiens er-
wähnt noch Pausanias. Burs. II. 181.
Arkansas heifst nach einem In-
dianerstamm ein Nebenflufs des Mis-
souri und nach diesem wieder einer
der V. St. von N.-Amerika. Egl. 32.
Arlljerg s. Vorarlberg.
Armorica, keltischer Name der
n.-westl. Landschaft des alten Gal-
liens. Der Name bezieht sich auf die
Lage am Meere, also Land am
Meere, Armorica = Admorica. Pott.
41. Auch der Name der Moriner,
als der Leute am Meere, erklärt
sich durch kymr. mor, ir. muir,
das Meer. Glück 33.
Amanten s. Albanesen.
Ariius s. Ara.
Arolsen, Stadt in Waldeck, in
älterer Form Adaloltesliusum, bedeutet
Niederlassung, Haus des Adal-
holt; Imsum ist der dat. plur. von
Ms ahd. = Haus. Butt, 31.
Ar ras, Stadt in Frankreich. Der
Name hat sich entwickelt aus dem
Namen des gallischen Stammes der
Atrebates, deren Hauptstadt es
unter dem Namen Nemetacum war.
Kiep. Leitf. 197.
As, plur. Aser = Dachrücken,
so lieifsen in Schweden gewisse Berg-
rücken wegen ihrer Ähnlichkeit mit
den Dachfirsten der schwedischen
Häuser. Manche deutsche Bücher
haben daraus Öser gemacht. Pass.
Schwed. 37.
Ascliaffenburg, unweit der Aschaff
gelegen, in älterer Form Ascasaburg,
vom ahd. ase—E sehe, also Eschen-
fluls. Forst. A. N. H. 122.
Asia s. Europa.
Askaloil, eine der Städte der Phi-
lister, hebr. Aschqlôn, Aschdod, be-
deutet die Festung. Kiep. 172.
Asopos, mehrfach im alten Grie-
chenland vorkommender Flufsname,
ist herzuleiten von atiiç) der Schlamm;
Asopos bedeutet also so viel wie
Moorbach. Burs. II. 23.
Asowsches Meer, so genannt nach
der vor der Mündung des Don in
dasselbe gelegenen Stadt Aso w. Egl. 36.
Aspinwall s. Colon.
Aspro potamos, der moderne
Name des Acheloos, hat seinen Na-
men von dem weifsen Thonschlamm
erhalten, den er mit sich führt; er
bedeutet weifser Flufs. Kiep. 295.
Assam, Landschaft am Brahma-
putra, = das Unvergleichliche
vom skr. sama = gleichwertig
imd dem verneinenden Präfix a. Nach
andern stammt der Name von einer
birmanischen Dynastie Ahom oder
Asòm, welche einst das Land er-
oberte. Egl. 37.
Assinilboill, ein Indianerstamm in
Nordamerika. Der Name bedeutet
Steinkocher und erklärt sich durch
ihre Methode zu kochen. Sie machen
nämlich in den Erdboden Erdlöcher,
welche sie mit dem frischen Felle
des Wildes ausfüttern. Dann füllen
sie den so entstandenen Trichter oder
Kessel mit Wasser und bringen das-
selbe durch glühende Steine, welche
sie hineinwerfen, zmn Sieden. Bil-
dungsverein, Zeitschrift 1879. Nr. 51.
Assuan s. Syene.
Assyrien. Die Assyreologen füh-
ren den Landesnameh auf den einer
uralten Hauptstadt zurück, der wie-
der von dem des Gottes Asur herge-
leitet wird. Andere leiten den Namen
von einer hebräischen AVurzel her,
welche glatt, eben sein bedeutet.
Àstenbei'g — Augsburg.
13
Assyrien also so viel wie Ebene.
Kiep. 150.
Asteillberg, in Westfalen, ist eine
nd. Form, die nhd. Aastein lauten
würde, = Flufsfels, Quellwas-
serfels; aa = a7¿a = Flufs, "Was-
ser. Der Berg heifst so, weil an
seiner Halde, ganz oben, 2221 Fufs
hoch, die Lennequellen an verschie-
denen Stellen aus dem Grestein bre-
chen. Th. Loh. Arch. 348.
Asteralbad, Stadt in Persien, =
S,ternenstadt, vom pers. sitâreh,
= Stern und abad, Stadt, Ansied-
lung. Egl. 37.
Astoria, Town of = Ast or s
Stadt, nach seinem Gründer, dem
New-Yorker Kaufmann Astor so ge-
nannt, der 1811 den Ort zum Cen-
traipunkt für den Handel im Gebiet
des Kolumbia mächen wollte. Egl. 37.
Astura s. Asturien.
Asturien ist vom bask, ura =
Wasser und acha, ait za, Fels her-
zuleiten. Pott. 37. Humboldt giebt
Astura in Italien, an der lateinischen
Küste, dieselbe Bedeutung.
Asunçâo, gewöhnlich Ascension,
= Himmelfahrtsinsel, eine In-
sel im Atlantischen Ocean, durch den
spanischen Seefahrer Joâo da Nova
auf seiner Indienfahrt 1501 zwar
schon entdeckt, aber erst am Himmel-
fahrtstage 1508 wieder aufgefunden
und danach benannt. Egl. 35.
Atal heifst bei den Tataren die
AVolga; der Name bedeutet einfach
Flufs. Laxm. 12.
Atliatoaska = Schlammnie-
derung, bezeichnete ursprünglich
einen Meinen See im schlammigen
Delta des Peace River. Später ging
der Name auf einen gröfseren See
und auf den in denselben münden-
den Strom über. Egl. 39.
Athen wird hergeleitet von äv$og,
a&oç, die Blume. Athen bedeutet
also die Blumenstadt. In der Land-
schaft Kynuria lag die Stadt Athene,
die auch Anthene, Anthana geschrieben
wird. Schon Lobeck übersetzte *Adfj-
vau mit Florentia. Die Neugriechen
nennen ihre Hauptstadt Anthena.
Burs. IL 71. Curt. 251. Andr. 32.
Atlantische Ocean s. Atlas.
Atlas, weichere Form für das berb.
adrar = Berg. Die Griechen nann-
ten danach die Bewohner des Gebirges
Atlanten imd das im Westen liegende
Fabelland Atlantis. Yon dieser At-
lantis führt der Atlantische Ocean
seinen Namen.
Atschin, der gebräuchlichste Name
für das Sultanat im Norden der In-
sel Sumatra, der indes nicht richtig
sein kann, weil der Laut n in der
Sprache der Eingebornen gänzlich
fehlt. Die richtigste Form wäre Atjih.
Der Name bedeutet so viel wie Ort
des Friedens. Ausi. 46. 861.
Attika, bedeutet Küstenland- —
schaft. Schon die Alten leiteten es
von âxrrj, Küste, Steilküste,^
lier, wie auch der älteste Name der
Landschaft Axzr¡ od. Axt ixt] od. ' Ax-
raia gewesen sein soll. Auch der Name
Actium, Landzunge am ambraci-
ischen Meerbusen mit gleichnamiger
Stadt, gehört hierher.
Au, ahd. awa, owa, mhd. owe,,
awe, dann ouwe, ouge, auwe, ouw,
auw, ou, au, frs. oge, hol! oie, an.
ey, ags. ea, schwed. dän. ö bedeutet
eigentlich Flufs, wie denn im Han-
noverschen noch heute viele Flüsse
einfach Au heifsen, dann Gelände
am Wasser. Au, endlich Insel.
Forst. D. 0. 30. Arn., Ans. u. Wand.
309. Ygl. das verwandte Aa.
Augsiburg hat sich entwickelt aus
dem römischen Namen Augusta
14
Äugst — Aegypten.
Vindelicorum, noch im Jahre 1674
Augstburg geschrieben. Dahin ge-
hört auch Angst, Orte im Kanton
Basel, gebildet aus Augusta Raura-
,corum. Forst. A. N. 153.
Äugst s. Augsburg.
Augusta Praetoria s. Aosta.
Aura s. Nil.
Aussig, Stadt in Böhmen; der
Name ist aus tschech. olisti, Mün-
dju n g entstanden ; Aussig liegt am Ein-
flüsse der Biela in die Elbe. Umlauft 13.
Australien, der fünfte Erdteil,
früher in der Form Terra austra-
lis incognita = unbekanntes
ü dian d auf alle jene im sech-
zehnten Jahrhundert in südlichen
Breiten auftauchenden Länderstrecken
bezogen, welche man voreilig zu einem
den Südpol umlagernden ungeheuren
Südlande oder Südkontinent vereinigte,
der sich scliliefslich zu unserm Erd-
teil herausgestaltet hat. Egl. 41.
Australien oder Austrien hie-
fsen die auch zeitweise zu einem be-
sonderen Reiche zusammengefafsten
östlichen Gebiete des grofsen mero-
wingischen Reiches. Der Name be-
deutet das Ostland. Kneisel 39.
Austrien s. Austrasien.
Autun, Stadt in Frankreich ; der
Name ist entstanden aus kelt.-röm. Au-
gustodunum, Augustus Burg vom
kelt. dunum, befestigte Anhöhe,
Burg, also entsprechend dem deut-
schen Augsburg. Bacmeister. A. W. 11.
Auvergne, Landschaft in Frank-
reich, ist entstanden aus dem Namen
des gallischen Volksstammes der Ar-
verner, welcher einst in dieser Gregend
mächtig war. Kiep. Leitf. 191.
Auxtote s. Szameiten.
Avernersee, bei Neapel, latein.
lacus Avernus, griech. r 'Àoqvoç
).í¡xvr¡ wird als der vogelleere See,
erklärt, weil über das schwefeliges
"Wasser enthaltende und mephitische
Dünste aushauchende Seebecken an-
geblich keine Yögel (aves) fliegen
könnten. Egl. 72.
Awa, ehemalige Hauptstadt von
Birma, korrumpiert aus Eng-wa =
Eingang zu den Fischteichen,
von eng = Fischteich und wa =
Eingang; der Name erklärt sich
durch die Fischteiche, in deren Nähe
der Ort gegründet wurde. Egl. 42.
Azoren, Inselgruppe im Atlanti-
schen Ocean, = Habichtsinseln, so
genannt von den vielen açores =
Habicht, Falke, Hühnergeier,
welche die Portugiesen bei ihrer Ent-
deckung auf den menschenleeren Ei-
landen fanden. Egl. 3.
Aegatische Inseln s. Kadix.
Aegae s. Ägäisches Meer.
Aegäiselies Meer ist herzuleiten
von griech. aiyeg, die Wasser wo-
gen. Eben daher kommen die auf
griech. Sprachgebiet häufiger vorkom-
menden Ortsnamen Aegae, Aegium,
also Wasserstadt. Ein Aegae lag
auf Euböa, von diesem leiten einige
auch den Namen des Ägäischen Meeres
ab. Mehrere Orte dieses Namens fin-
den sich an der Küste von Achaia.
Auch der alte Name dieser Landschaft
Aegialeia geht auf a t'y eg zurück ; al-
ycalóg bedeutet Meeresufer, Küste,
Gestade. Scliliefslich gehört auch
der Name der Insel Aegina im saro-
nischen Meerbusen hierher; er wäre
also mit Seeland zu übersetzen. Kiep.
311. Burs. II. 310.
Aegialeia s. Aegäisches Meer.
Aegina s. Aegäisches Meer.
Aegium s. Aegäisches Meer.
Aegypten. Die griech. Form r
Äiyvmog ward ursprünglich nur von
dem Nil gebraucht. Brugsch erklärt
Aelmere — Bachtschisarai.
15
den Namen aus dem alten Beinamen
der Hauptstadt Memphis ha-Jcaptah,
angehörig dem Ptah, d.h. dem
dort vorzüglich verehrten Gotte. Aethiop.
heilst es Y Gips = Hohlland.
Die Eingeborenen nannten das Land
nach dem schwarzen, fruchtbaren
Boden des FluCsthales Kêmi, griech.
Xr^iia, kopt. Chämi, Chimi = s eh war-
z e s Land. Kiep. 192. Hellw. Klüt.
205,
Aelmere, älterer Name des Zuider-
sees, bedeutet Sumpfsee, vom ahd.
al = Sumpf. Arn. Ans. 126.
Aeiliilia, italienische Provinz, ist
so genannt nach der Yia Aemilia,
jener durch den römischen Feldherrn
Aemilius angelegten Militärstrafse, die
von Ariminum nach Placentia führte
und jene Landschaft durchzog. Hellw.
D. E. u. i. V. 162.
Aeolier = Die Bunten, vom
griech. alólos, bunt, Volk ver- |
schiedener Abstammung; mit die-
sem Namen umfafsten die Griechen
alle Stämme, welche weder zu den
Joniern noch zu den Doriern, noch
zn den Achäern gehörten.
Aetlliopieil ist abzuleiten vom
griech. at^co, brennen, al&og, Brand,
ald-og, verbrannt und uñfi Ge-
sicht. Die Griechen meinten, dafs
die dunkle Hautfärbung der Neger
durch die Glut der Sonne bewirkt
sei. Egl. 7. Dagegen mufs es nach
Curt. 250 zweifelhaft bleiben, ob der
Name des Aetna, 'Aírvr¡, hierher ge-
hört. Die Araber nennen den Berg
Djebel el Nar = Feuerberg. —
Egl. 8.
Aetna s. Aethiopien.
B.
Iiaalbek, scheint seinen altsemi- J bezieht sich auf die gefährliche Ein-
tischen Namen Baal-biqa = Höhe I fahrt in das Rote Meer. Kirchli. 63.
des Thaies, nach seiner Lage im
oberen Cölesyrien geführt zu haben.1 Babylon, einheimisch Bâb-ilu ge-
Die Zeit der griechisch - römischen nann^ > (^er Name bedeutet Thoi
Herrschaft nannte die Stadt Helio- ^°^es- K'eP- 1^6.
polis nach dem Kultus des Sonnen- i» - .i,. , • n , n ,
-, . -i . -j-, . 1 Jöaentscnisarai d. h. Garten-
gottes, dessen vielbesuchte Feste und , ,• T 0 •, -,
PS ili r\ j. V • ! -, i palast, die ehemalige Residenz des
Orakel den Ort bereicherten imd zu 'P , Tr, , % . T ,
, -, , , tt ni i ij ! 1 ataren-Khans der Krim. In der
einer bedeutenden Handelsstadt mach- M.u , • • , ,. -, -,
ten K' 1fir .Mitte der m einem herrlichen Thale,
l0''' zwischen Fruchtgärten und Weinber-
Bab - el - mandeb, Strafse zwi- gen gelegenen Stadt steht der ehe-
schen dem Roten Meer und dem Golf malige Residenzpalast des Khans mit
von Aden. Der Name bedeutet im seinen Gärten und Weinpflanzungen,
Arabischen Thor der Thränen, luftigen Galerien, Marmorfontänen und
nach andern Thor der Gefahr, und Prunkgemächern, alles in phantasti-
16
Badajos — Bahr-el-Ahiad.
scher Pracht und buntestem Glänze.
Brockh. II. 644.
Badajos, Stadt in der spanischen
Provinz Estremadura; der Name ist
entstanden aus dem römischen Pax
Augusta = Augustusfriede.
Egl. 46.
Baden ist der dat. plur. von Bad =
in den Bädern, Name mehrerer
Badeorte, z. B. bei Wien, im Kanton
Aargau und im Breisgau. Nach dem
letzteren hat das Grofsherzogtum Ba-
den seinen Namen; zur Unterschei-
dung wird es oft als Baden-Baden
bezeichnet. Egl. 47.
Baffin's Meer, fälschlich Baffin-
bay genannt, hat diesen Namen von
seinem Entdecker (1616), dem Eng-
länder Baffin, erhalten. Egl. 46.
Baghdad = Geschenk Gottes.
Dafs der Name der Stadt aus dem
Persischen zu erklären ist, wufsten
die arabischen Gelehrten ganz gut.
Dschawaligi, der Verfasser eines be-
rühmten arabischen Fremdwörterbuchs,
bewährt auch hier seine Besonnen-
heit und Kenntnisse, wenn er gegen-
über verschiedenen andern spätem
Etymologien nur die Ableitung von
bagd, Gott und dâd, Geschenk
anführt. Ausi. 46. 701.
Ballia span, port., baja ital., baie
frz., bedeutet Bucht, Hafen, ist
von streitiger Herkimft. Einige wollen
es aus dem bask, herleiten ; diese geben
dem Städtenamen Bayonne, bask.
Bayona, die Bedeutung guter Ha-
fen, entstanden aus baia, Hafen
und ona, gut. Diez. 27.
Ballia-Bay, vollständig, Bahia
de Todos os Santos = Allerheili-
gen-Bay, nannte Yespuccis Expedi-
tion eine am 1. Nov. (Allerheiligen)
entdeckte, geräumige brasilianische
Bucht. Heute heifst die an derselben
gegründete Stadt einfach Bahia. Egl. 48.
Biliär bilâ-mâ, so heil'sen meh-
rere Einsenkungen in dem Plateau
der lybischen "Wüste, ist fälschlich
häufig mit Flufs ohne Wasser
übersetzt. Das bekannteste derselben
liegt imfern Cairo nach Westen. Das
Wort bäher (báh?r od. bäh°r) bedeu-
tet im Alt- und Neu-Arabischen das
Meer oder der Landsee; sein Plu-
ral ist bihâr oder buhur, die Meere,
die Seen. Das Wort geht auf einen
Yerbal-Stamm bahar zurück, welcher
sich weit ausbreiten bedeutet.
Daher kommt es, dafs die Bezeich-
nimg bäher im gemeinen Leben auch
von einem sehr grofsen Strom, wie
dem Nil oder dem Euphrat gebraucht
wird, ohne darum die Bedeutung
Flufs zu haben. Baher en-Nil be-
deutet auch dem Araber das Nil-
Meer. Einen Flufs bezeichnen sie
mit dem Worte näher, plur. enhar
imd nuhîra. Der Nil heifst bei den
arabischen Geographen baher el-
hilu, das süfse Meer im Gegen-
satz zu baher el-malih dem sal-
zigen Meer oder baher el-milah,
dem Salzmeer. Verleitet durch die
falsche Übersetzung hat man ge-
meint, der Nil habe einst einen
westlichen Arm durch das Baher
bilâ-mâ von Cairo entsandt, eine
Annahme, welche durch nichts be-
gründet wird. Die richtige Über-
setzung von bihâr bela-mâ ist Meer
oder See ohne Wasser. G. Rohlfs
134 u. f.
Balireiil-Inseln heifst eine Gruppe
von Inseln im pers. Meerbusen. Der
Name bedeutet zwei Meere und ist
daher genommen, dafs in ihrer Nähe
aus dem Meere süfse Quellen auf-
steigen. Die Taucher schöpfen dieses
Wasser in Schläuche, um damit die
Schiffe zu verproviantieren. Guth. I.
416. Brockh. H. 700.
Bahr-el-AMad, der linksseitige,
Bahr-el-Azrek —
Banda Oriental.
17
grofse Quellarm des Nils. Der Name
bedeutet im Arabischen der weif se
Fluís, (s. Biliär bilâ-mâ) und bezieht
sich auf die trübe Farbe seiner schlam-
migen Gewässer im Gegensatz zu den
klaren Fluten des blauen Nils. Rug. 195.
Balir-el-Azrek, der aus dem Berg-
land von Habesch kommende rechts-
seitige Quellarm des Nils. Der Name
bedeutet arab. der blaue Flufs (s.
Bihâr bilâ-mâ). Den Namen verdient
er wegen der Reinheit seiner Gebirgs-
wässer mit Recht. Rug. 195.
Balir-el-gasal, ein Nebenflufs des
weiisen Nils; der Name bedeutet im
arab. der Gaz elle n flufs (s. Bihâr
bilâ-mâ). Kirchh. 66.
Baikal, groCser sibirischer See,
ursprünglich Bai-Kul, tatar. reicher
See, d. h. reich an einer Lachsart,
welche im Angara-Delta massenhaft
gefangen und gesalzen über ganz
Sibirien verführt wird. Egl. 48.
Balad-el-Dscliericl oder Bilâd-el-
Dscherid bedeutet Land der kahlen
Palmenzweige, wohlverstanden,
kalil an Blättern, von denen viele
überflüssige abgeschnitten werden, um
die Früchte zu um so gröfserer Ent-
wickelung kommen zu lassen. Glob.
29. 131.
Balcli war einst die Hauptstadt
der Landschaft Baktria, altpersisch
Bakhtri, im Zend Bachdhi, woraus
im Mittelalter Bachi, neupersisch
Balch wurde. Nach dem Landesnamen
winde die Hauptstadt genannt. Hellw.
D. Russ. i. Cent. 47.
Baleliaseh-Noor, ein grofser See
in der Kirghisensteppe. Der Name
ist dsungarisch und bedeutet weiter
See. Die Kirghisen nennen den See
Tenghiz = Meer. In den chinesi-
schen Annalen wird er als Si-hai, das
Meer des Westens bezeichnet.
Hellw. D. Russ. i. Cent. 34. Anm. 1.
Thomas, Etym. Wörterbuch.
Balearen, eigentlich Balearenin-
seln. Der Name ist griechisch und
bedeutet Inseln der Schleuderer.
Die Einwohner der Inseln waren durch
ihre Geschicklichkeit im Schleudern
berühmt. Wenn der Name, wie ange-
geben wird, bei den Iberern üblich
gewesen ist, so haben wir es hier
wohl mit einer volksetymologischen
Umdeutung durch griechischen Mund
zu thun. Kiep. 497.
Balga nannten die deutschen Or-
densritter die Heidenburg Wuntenowe
nach ihrer Lage dem Tief oder der
Balge gegenüber, welche das Frische
Haff und die Ostsee verband. Lohm.
Gesch. v. 0. u. W.-Pr. 71. Balgen
nennt man an der Nordsee die tiefen
Rinnen im Wattenmeer, welche zur
Zeit der Ebbe die Verbindung mit
dem offenen Meer unterhalten.
Balize, Hauptstadt vom britischen
Honduras, ist benannt nach dem Schot-
ten Wallace, welcher sich hier 1610 auf
spanischem Gebiete auf eigene Faust
festsetzte. Die Spanier haben seinen
Namen in Balize korrumpiert. Egl. 50.
Balkan. Zunächst das auch Hä-
mus genannte Gebirge der griech.
Halbinsel. Der Name bedeutet ein-
fach Gebirge und wird von den
Türken noch auf viele andere Ge-
birge übertragen. Den Türken ist
jedes Gebirge ein balJcán. Rug. 162.
Baltimore, Stadt in Maryland,
ist benannt nach Lord Baltimore, wel-
cher an der Chesapeakbay eine Ko-
lonie gründete, welche den Anfang
zum spätem Staat Maryland bildete.
Egl. 50.
Banda Oriental, nämlich del
Uruguay, == die Ostseite des Uru-
guay, heifst häufig das argentinische
Land im Osten dieses Flusses. Egl,
51. Insbesondere wird auch die Re-
publik Uruguay so genannt.
2
18
Bangkok — Batavia.
Bangkok, Hauptstadt von Siam.
Der Name bedeutet Stadt der wil-
den Ölbäume. AVie die halb auf
dem "Wasser liegende Stadt zu die-
sem Namen gekommen ist, ist nicht
ersichtlich. Rug. 271.
BantuYÖlker od. Bantuneger, so
nennt man eine Gruppe südafrika-
nischer Stämme. Der Name Bantu ist
dem in allen hierher gehörigen Spra-
chen wiederkehrenden Ausdruck für
Volk entnommen, der im sing.umu-ntu,
Mensch, im plur. aba-ntu, Men-
schen lautet.
Barbaren. Mit dem Namen Bàç>-
ßaqot bezeichneten die Griechen alle
nichtgriechischen Völker, die Aus-
länder. Das Wort ist ein onomato-
poetisches und will in spottender
Nachahmung den bezeichnen, der die
heimische (griechische) Sprache stot-
tert oder radebrecht, wie das Stottern
und Stammeln auch sonst zuweilen
durch derartige Reduplikationen aus-
gedrückt wird. Ausi. 56. J. 604. Vgl.
Berbern.
Barbaresken s. Berberei.
Bardewik, Bardowick, Bardan-
wich, Ort nördlich von Lüneburg,
geht auf den Namen der Longobar-
den zurück. Diese müssen früher
einfach Bardi geheifsen haben, ein
Name, welcher Männer oder Krieger
bedeutet haben wird. Das alid. wich,
alts. Wik, lat. vicus ist Dorf, Flecken.
Forst. A. N. II. 210. Forst. D. 0. 100.
Bari, Stadt in Unteritalien, im
alten Apulien. Der Name ist illyrisch
und bedeutet im heutigen Albanesi-
sclien der Grasfleck. Der Name
findet sich auch auf der Ostseite des
Adriatischen Meeres. Kiep. 451.
Barrow, Kap an der Nordküste
Nord-Amerikas, durch den englischen
Kapitän John Franklin nach dem
Geographen Barrow im Jahre 1821
genannt. Egl. 55.
Baschkiren, eigentlich Basch-
kurt, ein Volksstamm im Gebiet der
Wolga, Der Name bedeutet Bie-
nenzüchter. Saalfeld. Lex. 32.
Basel ist entstanden aus Basi-
lea, d. Ii. Kaiserburg. Diesen Na-
men erhielt die Stadt im vierten Jahr-
hundert, weil sich in dieser Zeit hier
das kaiserliche Hauptquartier gegen
die Alemannen befand. Jul. Jung. 69.
Basken ist entstanden aus Vask,
so nennen sich die französischen
Basken selbst; Vask wieder kommt
von vasok, Mensch. Hellw. D. E.
u. i. V. n. 130.
Basra, Stadt am Schat-el-Arab.
Das Land hebt sich allmählich, und
der obere, westliche Teil der Stadt
steht auf dem harten, kiesigen
Boden (das ist die Bedeutung von
Basra) der arabischen Wüste. Ausi.
50. J. 844.
Bafsstrafse, Meerenge zwischen
Tasmanien und dem Festlande von
Australien, ist genannt nach George
Basz dem Seefahrer, welcher 1798/99
durch die Entdeckung dieser Strafse
Tasmanien als Insel nachwies. Egl. 5 7.
Bataver, ein deutscher Volks-
stamm im Rheindelta. Die Heimat
derselben, die insula Batavorum,
ist noch heute bekannt als Betliwe,
im neunten Jahrhundert Batua. Der
Name kommt von der Wurzel bat,
gut zu ahd. und mhd. bay adv.
compar. = besser, Betuwe also gute
Insel, gute Au; ouwe, owe, mhd.
awa, auwa, ouwa, owa, ahd. Flufs,
Insel, Halbinsel, wasserrei-
ches Wiesenland, Au. DerName
ist also zunächst geographischer, nicht
ethnographischer Bedeutung. Nach
den Batavern haben die Holländer
die Stadt Batavia auf Java genannt.
Kiep. 524. Sclxad. 43.
Batavia s. Bataver.
Batum
— Belt.
19
Batum, Stadt an der Südostküste
des Schwarzen Meeres, hat sich ent-
wickelt aus dem antiken Namen
Baiïvç hix^v (Bathys limen), d. h.
der tiefe Hafen. Glob. 34. 102.
Bauden heifsen die fast ausnahms-
los nur im AVinter benutzten Hirten-
häuser in den Sudeten. Baude er-
klärt sich durch md. bude, mhd.
buode, Bretterwohnung, Bretter-
hütte; ins slav. entlehnt erscheint es
böhm. als banda, buda; poln. buda
= Kram, Zelt. Weigand II. 249.
Bautzen oder Budissin, Stadt in
Sachsen, geht auf das asl. buditi,
wecken, budêli = wachen. Der
Name bedeutet also eine Warte.
Hey. Slav. 0. p. 45. Nach Immisch 6
geht der Name auf einen Personen-
namen Budysa zurück und bedeutet Ort,
wo di e Leute des Budysa wohnen.
Bayona s. Bahia.
Bay on ne s. Bahia.
Beam, eine Pyrenäenlandschaft, im
Itin. Anton. Bene harn um, bedeu-
tet schönes Thal vom bask, haran
= Thal. Pott. 32.
Beatenberg', Gebirgsstock, in der
Nähe von Interlaken, erinnert an den
heiligen Beatus, den ersten Missionar
dieser Gregend. Gegenw. 25. 108.
Beduinen s. Arabien.
Beirut, der heutige Name einer
phönizischen Anlage an der syrischen
Küste, in der Bibel Berothah oder
Berothai, wohl = B'eroth = Brun-
nen. Egl. 62.
Bel agora s. Belgern.
Bolchen, ein Bergname, wie der
grofse Belchen im Schwarzwalde. Der
Name ist wahrscheinlich vordeutsch und
geht auf die indogerm. Wurzel bhray,
glänzen zurück = der lat. Wurzel
fui — kelt. bei. Buck. Oberd. Fl. 23.
Belgard s. Grodno.
Belger, Gesamtname für viele
Stämme des nord-östl. Galliens. Der
Name erklärt sich durch kelt, bolg,
tapfer, kriegerisch; er konnte
daher eine ehrende Gesamtbezeich-
nung eines Yölkerbündnisses sein, wie
es später die germanischen Namen
der Pranken, Alemanen u. s. w. waren.
Kiep. 527.
Belgern, Ort an der Elbe, wend.
Belagora, geht auf slav. bela, weifs
und gora, Berg. Durch das erste
Wort erklären sich viele andere Na-
men auf slavischem Gebiete, wie
Bialla, St. in Ost-Preufsen, Bilin
in Böhmen, Bielail mehrfach in
Schlesien vorkommend, Biala, St.
in Galizien und sonst noch, Bielitz,
St. in östr. Schlesien, Bila, Neben-
flufs der Elbe in Böhmen; auch der
erste Teil der Städtenamen Belgard
in Pommern und Belgrad in Ser-
bien gehn auf slav. bela, weifs,
zurück. Mikl. 147. Butt. 73. 80.
Auch der slav. Name der Stadt Witten-
berg, Belagora, gehört hierher;
der deutsche Name ist davon nur
die Übersetzung = weifser Berg.
Belgrad s. Grodno.
Bell-Rock = Gl Ockenfels, vom
engl, bell, Glocke, roc/c, Felsen,
eine vor der Mündung des Tayflusses
an der Ostküste Schottlands gelegene,
für die Schiffer gefährliche Felsen-
bank, soll daher seinen Namen er-
halten haben, dafs die Mönche der
nahen Abtei von Arbroath ehemals
eine Glocke aufgehängt hatten, die
sie zur Warnung der Schiffer beim
Steigen und Fallen der Flut läuteten.
Brockh. in. 142.
Belt, Meerengen zwischen dem Fest-
lande und Fiinen und zwischen Pu-
nen und Seeland, erklärt Grimm durch
ags. belt., an- beiti, ahd. palz, balz.,
Gürtel, also Gürtelmeer, gür-
2*
20
Benares — Berchtesgaden.
telartig trennendes Meer. Wei-
gand 1.166. Die Ableitung aus dem
kelt. belt — Wasser, Meer, "wie
sie Egl. giebt, ist sicher zu verwerfen.
Benares, Hinduname der bekann-
ten heiligen Gangesstadt, vom sansk.
waranasi = im Besitz desbesten
"Wassers. Dem Indier gelten die
Fluten des Stromes als heilig. Egl. 64.
Bender-Abbasi, Stadt an der
Strafse von Ormus. Der Name be-
deutet Hafen des Abbas; bender,
pers., der Hafen. Rug. 250.
Ben event s. Maleventum.
Bengalen, indische Landschaft,
hat seinen Namen von dem barbarischen
Urvolke der Ban g a erhalten. Kiep. 38.
Benjamin, einer der zwölf Stämme
Israel. Das Gebiet des Stammes lag
rechts, d. i. südlich von Ephraim.
Benjaminiten also die südlich woh-
nenden. Nach den Benjaminiten ist
der Heros Eponymus Benjamin ge-
bildet. Kleinpaul 292.
Benne oder Binuë, Nebenflufs
des Nigir, bedeutet in der Sprache
von Adamaua, Mutter der Ge-
wässer, von bee oder be = Was-
ser und nue = Mutter. Die geo-
graphische Anschauung seiner Anwoh-
ner sieht in diesem mächtigen Strome
den Ursprung aller Gewässer. Den Na-
men Tschadda od. Tsadda hat der
Flu ['s wol durch ein Versehen der
Gebrüder Lander erhalten. S. auch
Tschadda.
Beraun, Flufs und Stadt in Böh-
men, gehört zu den wenigen kelti-
schen Namen, die sich bis auf den
heutigen Tag in Böhmen erhalten
haben, und soll dieselbe Bedeutung
haben wie Yerona, das im M.-A. auch
Bern (Dietrich von Bern), Welsch-
Bern hiefs. Auch Bern in der Schweiz
und Bernkastel im Reg.-Bez. Trier
gehört hierher. Ein Nebenflufs der
Beraun ist die Beraunka. Über die Be-
deutung der Namen ist nichts bekannt.
Berbera, Ort an der Ostküste
Afrikas. Im Altertum findet sich zur
Bezeichnung der Küste südl. vom
Vorgebirge Djard-Hafün der Name
Barbaria. Nach Kiep. 209 hat sich
in dem Namen Berbera eine Erinne-
rung an diese Bezeichnung erhalten.
Berberil, Volksstamm in N.-
Afrika, leitet Hellw. Kultur. 387
vom lat. barbari ab. Damit stimmt
es, wenn Egl. 65 berichtet, dafs die
meisten Stämme diesen Namen mit
Verachtung zurückweisen. Tabari, An-
nales I. 516 giebt die Herleitung
vom arab. barbara, schreien, mur-
ren. Dieses aber dürfte wieder mit
ßaqßaQoq, barbami s zusammenhän-
gen. Dieser Ansicht ist auch Kiep. 211.
Nach den Berbern führt der ganze
nordwestliche Teil Afrikas zwischen
der Sahara und dem Mittelmeer den
Namen der Berberei. Als im Laufe
des 16. Jahrhunderts die Osmanen
sich der Herrschaft in diesem Teile
Nordafrikas bemächtigten und den
Seeraub gegen die christlichen Staa-
ten organisierten, kam in Europa die
Form Barbarei für das Land und
Barbaresken für die einzelnen Staa-
ten, namentlich für die sog. Raub-
staaten, Algier, Tunis und Tripolis,
auf, indem man dabei an die barba-
rische Behandlung dachte, denen häufig
die Christensklaven ausgesetzt waren.
Vgl. Barbaren.
Berchtesgaden, Ort in Ober-
bayern, in älterer Form Perhtersga-
dem. Gaden, mhd. gadem, ahd.
Jcadum, Jcadam, gadam = einzeln
stehende geschlossene Räum-
lichkeit, geräumiges Gemach,
auch Scheune, Zelt,Verschlag.
Das Wort ist heute noch in Süd-
deutschland gebräuchlich. Der erste
Beresina —
Betlisaïda.
21
Teil unseres Namens ist ein Per-
sonenname. Weig. I. 515.
Beresina s. Briesen.
Bergzabern s. Zabern.
Beringsstrafse ist so genannt
nach dem Dänen Bering, der im
Jahre 1725 dieselbe an der asiati-
schen Küste entlang durchfuhr, ohne
Amerika gesehen zu haben. Jedoch
hatte schon vor ihm ein Kosaken-
führer eine Küstenfahrt von der Ko-
lymamündung im nördl. Eismeer zum
Anadyr im Beringsmeer ausgeführt.
Auch das Beringsmeer trägt seinen
Namen demselben Seefahrer zu Ehren.
Egl. 66.
Berka, mehrfach in Thüringen imd
sonst vorkommender Ortsname, bedeu-
tetBirkenbach. a = aha, Wasser,
Flufs. Arn. Ans. und "Wand. 111.
Berlin, die Kaiserstadt, als „der
Berlyn", „to dem Berlin" vorkom-
mend, wendisch Barliii, Barlin führt
Hey. Slav. O. 12 auf asi. brulenc,
tsch. brlen, serb. barlen, Flofsre-
chen, Flöfsholzfang, zurück. P.
Cassel sieht in seiner Abhandlung:
„Berlin, sein Name und Ruf", in dem
Namen nichts als ein sia visiertes
Brühl, Brool, Breil, Brei mit slawi-
scher Endung in. Der Name Berlins
ist gewissermafsen der seines Tier-
gartens, was es einmal ganz selbst
war. Bei Weigand Deutsches Wör-
terbuch I. 243 wird Brillìi erklärt:
„mit Gras und Büschen bewachsene
tiefe Fläche; bebüschte tiefe, nasse
Sumpfwiese ; Sumpflache".
Bermudas, eine Inselgruppe des
Atl. Oceans, ist genannt nach ihrem
Entdecker, dem Spanier Juan Ber-
mudez, (1522). Egl. 67.
Bernhardt, der grofse St., war
in römisch-keltischer Zeit dem Höhen-
gott Jupiter geweiht. Yon den ein-
dringenden Deutschen wurde er der
grofse Bärenwald genannt, von den
bald nachkommenden christlichen
Priestern aber zum heiligen Bern-
hard umgetauft. Nach Egl. 67 ist
dieser Bernhard eine historische Per-
son gewesen, der um das Jahr 960
lebte und die Hospitien des grofsen
und kleinen St. Bernhards gegründet
haben soll. Bacmeister. Kelt. Br. 11.
Berry s. Bourges.
Beskiden, ein Teil der Karpathen.
Der Name ist ein Büchername und
im Lande nicht bekannt. Nach Sa-
farik stammt das Wort von dem
slav. Stamme der Biessi. An Ort
und Stelle soll Md Berggipfel und
Beskyda im tschech. Anhöhe be-
deuten. Umlauft 18.
Beskow, Ort in der Mark. Der
Name geht auf slav. bas, bes, der
Flieder od. schwarze Hollun-
der. Butt. 98.
Betcliuanen, südafr. Yolk, nach
der Orthographie v. Fritsch Bechu-
anen. Alle Stämme dieses Yolkes
zeigen eine gewisse charakteristische
Übereinstimmung untereinander, die
sich schon in ihrem Gesamtnamen
(clmana = „sich gleichen," mit
dem Pluralpräfix be) also „Leute,
die sich ähnlich, gleich sind"
zeigt. Grlob. 29. J. 52. Rug. 205
erklärt, den Namen als Menschen;
Betschuanen der Plur. von Moschu-
ána = der Mensch.
Beth, hebr., = Haus, Hütte,
Tempel imd dann auch Familie.
Kommt in zahlreichen Zusammen-
setzungen vor. Bethel bedeutet Got-
teshaus. Bethlehem, im Gebiete
des Stammes Juda in fruchtbarer
Gegend gelegen, bedeutet B r o t h a u s.
Bethphage,=Feigenhaus, Betli-
saïda = Haus des Fischfanges.
Bethel s. Beth.
Bethlehem s. Beth.
Bethphage s. Beth.
Betlisaïda s. Beth.
22
Betuwe — Bocholt.
Betuwe s. Bataver.
Biala s. Beigem.
Bialla s. Belgern.
Biarritz, Pyrenäenbad. Der Name
ist baskisch, und bedeutet zwei
Eichen. Pott. 37.
Bibericll, Ort in Nassau, heilst
im 9. saec. Biburg = Beiburg,
d. h. nach dem mittelalterlichen Sprach-
gebrauche eine Y or bürg. Forst. D.
0. 90.
Bibra, Bebra, Biberach, häufig
im westlichen und mittleren Deutsch-
land vorkommende Ortsnamen, gehen
auf Biber zurück, ahd. pipar, bibur,
mhd. bïber, altsl. und russ. bobr,
poln. und tsch. bobr. Auch der Name
des Oderzuflusses Bolber gehört hier-
her; ebenso die Namen der galli-
schen Städte Bibrax und Bibrakte.
Der Biber war einst durch ganz
Europa viel verbreitet und diente
auch zur Nahrung. Hehn, Kulturpfl.
16. Butt. 123.
Bielail s. Belgern.
Bielitz s. Belgern.
Bila s. Belgern.
Bilà(l-el-djeri(l s. Balad-el-Djerid.
Bilill s. Belgern.
Bilme s. Benuë.
Bistra oder Bystra, häufiger Fluís-
ñame auf slav. Gebiet, kommt vom
slav. bister, geschwind, hell,
klar. Umlauft 21.
Blankenburg s. Blankenese.
Blankenese, von blank = glän-
zend weifs, weifs = mhd. blanc,
ahd. planch, blanch mit blinken zu-
sammenhängend und Nase = Yor-
sprung, Yorgebirge, also weifse
Nase, heifst ein an dem rechten Ufer
der Elbe, unterhalb Hamburg, gele-
gener Ort, nach dem weifsen Ufer-
sand, auf und über dem der Ort steht.
1- ÜA^t,
Egl. 74. Zu blank gehört auch Blan-
kenburg = die glänzende Burg.
Blaubeuern, Stadt in Wurtem-
berg, verdankt ihren Namen dem
Flüfschen Blau, welches diese Be-
zeichnung wolü von der blauen Farbe
des "Wassers erhalten hat. Blaubeuern
bedeutet die Häuser an der Blau;
ahd. bur = Wohnung, Haus;
dat. plur. zu den bûren anstatt eines
Lokativ bei den Häusern. Butt. 7.
Bleib erg', Ort in Kärnten, ge-
nannt nach dem durch seine Berg-
werke ausgezeichneten Bleiberg, an
dessen Fuis es liegt. Umlauft 22.
Blumenau, eine der südbrasilia-
nischen deutschen Kolonieen, wurde
1850 durch den deutschen Arzt Blu-
menau gegründet und nach ihm ge-
nannt. Brockh. 547.
Bocca, gleich Mündung, Ein-
gang, heilst im Yolksmunde der
italienischen Küstenbewohner Dalma-
tiens das ganze Gebiet des dreizehn-
bucli tigen Golfes von Cattaro ; wie
auch die einzelnen Buchten le bocche
= die Eingänge, die Anwohner
Bocclieseil = Golfleute heifsen.
Egl. 75. Italien, bocca, span, und
portug. boca, frz. bouche (lat. bucca)
= Mund, emboucher, münden,
embouchure, Mündung. Dahin ge-
hört auch die Bocca (le dragos, der
Drachenschlund, so nannte Co-
lumbus den nördlichen Kanal zwi-
schen der Insel Trinidad und dem
Festlande, der gewaltigen Äquatorial-
strömung wegen, welche die Einfahrt
in denselben besonders gefährlich
macht. Guth. I. 216.
Bocclieseil s. Bocca,
Bocholt, Stadt in Westfalen, vom
ahd. buocha, nhd. Buche und ndd.
holt = mhd. und ahd. holz =Holz,
Wald, also Buchenwald. Forst.
A. N. n. 91 u. Forst. D. 0. 55.
Bodden — Boothia Felix.
23
Bodden bedeutet Meerbusen, wie
der Greifswalder, Jasmimder, der
Ivaminer und andere Meerbusen der
Ostsee lehren. Forst. D. 0. 29, s.
auch Bodensee.
Bode erklärt Th. Loll. Arch. 70.
391 durch bada, ein deutsches Grund-
wort von der Bedeutung Fluís; er
stellt es zusammen mit skr. pathas,
Wasser. Dahin gehört auch der
Padus = Po, wie auch die Pader,
Nbflufs. der Ems, in älterer Form
Patra 'Pathera. Der anlautende Kon-
sonant erscheint unverändert in Ba-
derabrunnun. — ra und era sieht
Th. Loh. als das Suffix ari an, wel-
ches die Bewohner bezeichnet. Pa-
thari sind also die Leute an der
Patha. Dieser Name verdrängte als
der öfter gehörte allmählich den ur-
sprünglichen Flufsnamen, und es bil-
dete sich der neue Flufsname mit
unorganischer Endung. Vgl. d. folg. Art.
Bodensec hat seinen Namen von
der kaiserlichen Pfalz B o doma. Die-
ser Name aber ist vom ahd. bodam,
nhd. Boden = fundus abzuleiten.
Boden wird namentlich in der Schweiz
zur Bezeichnung von Wiesenflächen
gebraucht. Forst. A. N. II. 291.
Andres. 62 meint, dafs die volks-
tümliche Umwandlung Bodoma in
Boden sich angelehnt habe an die
gleichsam bodenlose Tiefe des Was-
sers. Umgekehrt leitet Th. Loh. Arch.
70. 392 Bodoma oder Bodamum vom
Namen des Sees ab. In der Endung
-amum sieht er eine Entstellung von
haimum, unserem -heim. In dem
ersten Teil des Namens glaubt er
ein altes bada zu erkennen, ein
deutsches Grundwort von der Be-
deutung Wasser, das zum skr.
pathas, von derselben Bedeutung ge-
hört. Das -see in Bodensee ist mit-
hin tautologischer Zusatz. Th. Loh.
meint, das Wort bada sei auch in
Bodden erhalten, das so viel wie
Strandsee, Meerbusen bedeutet, s.
auch d. Art. Bode.
Boers d. h. Bauern, werden im
Kaplande und den nördlich davon
gelegenem Gebieten die Grundbesitzer
holländischer Abkunft genannt.
Bogdo Oola, mehrfach in Asien
vorkommender Bergname, ist mong.
und bedeutet so viel wie erhabe-
ner, heiliger Berg. Egl. 76.
Bogota, Santa Fe de, vStadt in
Neu-Granada, bedeutet in der Sprache
der dortigen Indianer so viel wie
Ende der Felder oder des ange-
bauten Landes, wohl wegen der
Nähe der Gebirgswand, vor der die
Stadt liegt. Egl. 76.
Boj ador, Kap an der Westküste
von Afrika, kommt vom port, bojar,
anschwellen, hervorragen, also
Bojador das weit hervorragende
Vorgebirge. Es galt lange Zeit als
das westlichste Ende der Welt oder
doch als unüberwindliche Schranke
der südlichen Meerfahrt, da das
breite Riff mit schrecklicher Bran-
dung an seiner Spitze jede Umseglung
zu verbieten schien. Brockli. III. 631.
Bolivia, eine der südamerik. Re-
publiken , ist nach Simon Bolivar
dem Befreier S. - Amerikas von der
spanischen Herrschaft, genannt.
Bombay, Stadt auf der Küste
Malabar, ist nach Schlagintweit kor-
rumpiert aus Mumbai oder Bumbai,
dem Namen einer Mahrattigöttin, wel-
cher hier ein grofser Tempel gewid-
met ist. Egl. 78. Rug. 267 erklärt
den Namen durch portug. bom, gut,
und bahia, Bucht. Der Ort ist die
Haupthandelsstadt Indiens.
Bona s. Hippo.
Bootllia Felix, eine in den nord-
amerik. Polararchipel hervorragende
Halbinsel, von dem engl. Seefahrer
24
Borna — Bötzen.
John Rois nach dem reichen Fabri-
kanten Felix Booth so genannt, welcher
ihm zu seiner Expedition 1829 einen
Dampfer ausgerüstet hatte. Egl. 79.
Borna, Stadt bei Leipzig, führt
Hey. Slav. 0. 14 auf serb. borno,
Lehm, zurück.
Borneo, eine der grofsen Sunda-
Inseln. Der Name ist durch die Portug.
nach dem Namen des malaiischen
Sultanats Burni oder Bruni mund-
gerecht gemacht und auf die ganze
Insel übertragen. Egl. 80.
Bornliolni siehe Burgunder.
Bornliöyed, Bornliöft, Ort in
Holstein, an der Quelle des Born-
baches gelegen, ziemlich der höchste
Punkt des holsteinschen Höhenzuges,
von welchem die Quellgewässer nach
allen Eichtungen hin abfliefsen. Daher
stammt auch der Name, welcher Brun-
nen- oder Quellenhauptbedeutet.
Das ahd. houbit, as. hôbid, ndd. hôvet,
hôfd bedeutet den Anfang, Ur-
sprung, caput fluvii. Brockh. in.
Danziger Haupt heifst die Teilungs-
stelle der Elbinger und Danziger Weich-
sei. Hier nehmen die beiden Weichsel-
arme ihren Anfang. Forst. D. 0. 38.
Ygl. Bunarbaschi.
B 01*1111, Landschaft im flachen
Sudan, = Land des "Wassers.
Rohlfs meint, wenn Bornu ein ara-
bischer Name sei, entstanden aus bir-
en-noo, d. h. Land des Wassers
oder Land der Flut, so scheine
er zur Zeit des Regens nicht un-
passend gewählt. Peterm. Mitteil.
Ergänzungsh. YH. 34.
Borodino, Ort ill Rufsland, gehtauf
slav. brdo — B e r g zurück. Kçtrz. 113.
Bosna-Seraj = Palast (seraj)
an der Bosna, kroat. Sarajewo =
Stadt des Serail. Der Name rührt
von der Stadt Yrh-Bosna = Quelle
Bosna oder richtiger wohl Bosna-
Quelle her, welche etwa zwei Stun-
den von Sarajewo am Ursprung der
Bosna lag. Yrh-Bosna wurde 1464
von den Türken erobert. Der erste
Yezier Bosniens, Pascila Kosrey baute
an der Stelle des „alten Kastells"
von Sarajewo, ein festes Schlofs, Se-
raj, in dessen Schutze alsbald eine
gröfsere Ansiedlung entstand. Auch
die Bewohner von Yrh-Bosna siedel-
ten nach der neuen Stadt und nann-
ten sie in Erinnerung an ihre frühere
Heimat Bosna-Seraj. Umlauft 26.
Bosporus bedeutet Rinderfurt
und bezieht sich auf die Sage von der
Jo, welche als Kuh die Meerenge
durchschwamm. Späterhin über-
trug man den Namen auf die Strafse
von Kertsch und unterschied einen
cimmerischen und thracischen Bos-
porus. Egl. 81. Der Name mag wohl
ursprünglich eine andere Bedeutung
gehabt haben und ist später volks-
etymologisch umgedeutet worden.
Botany Bay, Bucht an der Küste
von Neu-Süd-Wales, = Botanik-
bucht, den 25. April 1770 entdeckt
und so benannt durch James Cook
nach der grofsen Anzahl neuer Pflan-
zen, welche die Botaniker seiner Expedi-
tion daselbst sammeln konnten. Egl. 81.
Botoklldeil, Indianerstamm am
rechten Ufer des oberen S. Francisco,
so genannt von dem portugiesischen
botoque, batoque, Fafsspund, we-
gen des sonderbaren Zierats, wel-
chen diese Indianer sich durch die
durchbohrte Unterlippe zu stecken
pflegen. Müll. 257.
Bottnischer Meerbusen hat sei-
nen Namen von der Landschaft Botten,
welche auf der finnischen wie schwe-
dischen Seite sein Nordufer bildet.
Egl. 81.
Bötzen, Stadt in Tirol, am Eisack,
erinnert mit seinem Namen an eine alte
Bourbon — Brasilie-i.
25
Römerbrücke, Pons Dru si, welche
hier den Flufs überschritt. Egl. 82.
Bourbon s. Réunion.
Bourges, Stadt in Frankreich.
Der Name hat sich entwickelt aus
dem Stammnamen der Bituriger ; auch
der Name der Landschaft Berry
gehört hierher. Kiep. Leitf. 191.
Boyen, Festung in Ostpreufsen,
zwischen dem Löwentin und Mauer-
see gelegen, ist nach dem Kriegsmi-
nister von Boyen genannt, unter dem
der Bau der Festung 1844 begonnen
wurde. Brockh. m. 784.
Böhmen, Bojohaemum, hat
seinen Namen von dem keltischen
Stamm der Bojer, die das Land vor
den Markomannen bewohnten. Im
Geographen von Ravenna findet sich
die Form Bajas. Die Markomannen
nannten sich später nach dem Lande
selbst Bajuvarii, woraus die Namen
Bayer und Bayern entstanden sind.
Forst. A. N. IL B. 297. 99.
Böhmer Wald heilst das Böh-
men und Bayern trennende Gebirge
nach seinen weiten dichten Wäldern.
An den Abhängen der Berge des
rauhesten Teils findet sich eine grauen-
volle Verwirrung in den sumpfigen
Wäldern, welche den gröfsten Teil
der Oberfläche überkleiden und an
den Urwald Amerikas erinnern. Der
ehemalige oder noch vorhandene Wald-
reichtum erklärt auch bei andern Ge-
birgen die Bezeichnung als Wald, wie
bei dem Frankenwald, dem Thürin-
ger AVald, dem Habichtswald u. a.,
vgl. auch d. Art. Hart.
Böjiikdere = Grofsthal, Name
einer Ortschaft am Bosporus, durch
Übertragung nach dem vom Walde
herkommenden und dort mündenden
Flufsthal so genannt. Egl. 76.
Böotien bedeutet so viel wie
Rinderland, vom griech. ßovg, das
Rind. Böotien ist ein Tiefland, das sich
vortrefflich zurViehzucht eignet.Egl.7 6.
Börde, Magdeburger, Soester, be-
zeichnet besonders gut angebaute,
fruchtbare Ebenen. Dasahd. ge-
bt arda, mhd. gebûrde bedeutet' ein
bebautes Stück Land. Forst. D.
0. 80. Weigand I. 221 führt beer de
auf ndd. bord = R a n d, hier Flufs-
rand. Der Naine Börde findet sich
namentlich auf Flufsebenen angewandt.
Brabant, Name belgischer und
niederländischer Landschaften ; alid.
bracha bedeutet das erste Umbre-
chen eines zum Anbau bestimmten
Landstückes; ahd. banz, alts, bant
bedeutet Gau, Gebiet, Brabant also
Neuland. Forst. D. 0. 102. Forst.
A. N. II. 361.
Brahmaputra = Sohn des
Brahma, nennen die Hindus den
von Tibet herabkommenden heiligen
Strom, welcher sich im Delta mit
dem Ganges vereinigt. Der Name
bezieht sich übrigens nur auf den
Unterlauf; für den Mittel- und Ober-
lauf gelten andere Namen. Egl. 84.
Brandenburg- erklärt Butt. 69.
als die ausgebrannte, weil so
häufig von Wenden und Deutschen
eroberte Burg. Der wend. Name
Schorelitz bedeutet die zerstörte Stadt.
Der Name Brennabor ist slavisiert
aus Brandenburg. Butt. 69.
Brandenburg, Flecken in der
Provinz Preufsen, trägt seinen Namen
dem Markgrafen Otto II. von Bran-
denburg zu Ehren, welcher dort im
Jahre 1266 auf einem Kreuzzug nach
Preufsen dem Deutschen Orden eine
Burg erbaute. Toepp. Hist.-comp.
Geogr. v. Preufs. 208.
Brasilien erhielt seinen Namen
L nach dem Brasilholz, das sich in
grofser Menge in dem Lande findet,
; ital. brasile, span, portug. brasil, frz.
5 ' brésil. Das Mittelalter bezog das Holz
26
Braunschweig — Briten.
von andern Bäumen aus dem Ori-
ent. Das Wort brasile kommt im ital.
bereits Ende des 12. Jahrhunderts
vor. Diez 64 verwirft für dasselbe
die Herleitung von brasa, d i e K o h 1 e,
nimmt vielmehr die Abstammung vom
prov. briza, Krümm eh en, an das
Brasilienholz kommt und kam wohl
auch sonst gewöhnlich in Meinen
Spänen nach Europa. Auch andere
Handelsartikel dieser Art, wie Schar-
lach (ital. grana) und Zimt (ca-
ndía) nannte man nach der Gestalt,
in der man sie empfing.
Braunschweig1 erinnert mit seinem
Namen an seinen Gründer, den Herzog
Bruno von Sachsen (f 861) ; ahd. ivîch,
as. wîk, mhd. wich = bewohnter
Ort, Stadt. Vgl. Bardewik. Butt. 36.
Brauweiler, s. Braubach.
Brege und Brigach, die Quell-
flüsse der Donau. Bacmeister. A. W.
36 erklärt beide Namen für keltisch
und übersetzt sie mit Bergflufs.
Altere Formen sind Brigaha, Bregaha
(aha ahd. = Wasser, Bach). Die
Namen gehen auf kelt. briga ; das-
selbe erklärt sich durch ir. brigh,
bri, kym. korn. bry, bre, arm. &re,
Berg, Hügel. Auf denselben Stamm
geht der Name der Stadt Bregenz,
das alte Briga nti um. Dieselbe liegt
an der Bregenz er Ache und ist nach
Th. Doli, nach ihr genannt. Derselbe
sucht für diesen Flufsnamen eine
Erklärung aus dem Deutschen. Als
ursprüngliche Form des Flufsnamens
nimmt derselbe Brig-en za, Brig-
anti a an. Brig leitet er von der
germ. Wurzel braJc, krachen, pras-
seln ab; in antia, enz& sieht er ein
deutsches Grundwort von der Bedeu-
tung Flufs. Doch wäre auch die
Ableitung vonprach, brach — Holz
möglich. Bregenz also Holzflufs.
Bre geuz s. Brege.
Bremen, ein in dieser und nahe-
liegender Form häufig vorkommender
Ortsname, geht auf brem oder breme
zurück, ein Wort, welches vermutlich
eine Beziehung zu Sumpf oder Wasser
enthalten hat. Arn. Ans.u. Wand. 523.
Brenner. Berg und Fafs in Tirol,
hat seinen Namen von dem rätischen
Stamm der Breonen. Nach Egl. 86
kommt er dagegen vom kelt. bren,
brin, byrin = Berg, steiles Ge-
birge. Umlauft 29.
Breslau geht auf den Personen-
namen Wratislaw, Wroclav. Glob.
19. 20.
Bretagne, nordwestlicher Vor-
sprang Frankreichs, so genannt, seit-
dem die Dandschaft durch britische,
von den Angelsachsen vertriebene
Flüchtlinge besiedelt wurde, gleich-
sam Klein-Britannien im Gegensatz
zu Grofsbritannien. Egl. 87.
Brieg, Ort an der Oder, poln.
Brzeg, tsch. Bfeh, urkundlich „zu dem
Brige," „in alta ripa," führt Hey
slv. O 12. auf poln. brzeg, tsch.
breh, wendisch brog oder brjoh —
Ufer, Damm zurück.
Briesen, häufig auf slav. Gebiet
vorkommender Ortsname, geht auf
asl. brêza, wendisch brasa = die
Birke. Darauf geht auch Treuen-
brietz en , Stadt in Brandenburg.
Auch der Name des russischen Flus-
ses Beresina hat dieselbe Ableitung,
russ. heilst die Birke ber ésa] eben
dahin gehört auch der alte Name
Borystlienes mit seinem ersten
Teil. Vgl. d. Art. Don. Auch der Na-
me der Stadt Fricsack gehört hierher.
Butt. 90. Mikl. 147.
Brigach s. Brege.
Brilon s. Doh.
Bristol, Stadt in England, ags.
Brigstow bedeutet glänzender Ort.
Eckerdt. Engl. 0. 10.
Briten, ein keltischer Volksstamm ;
sie wurden nach der Sitte, die
Brixen — Bukowina.
27
halbnackten Körper zu bemalen, Bry-
thôn, dalier Bç/erravoi, Britanni
und danach die ganze Insel Bri-
tannia genannt. Kelt, brith. =
buntgefärbt. So im pseudo-aristo-
telischen Buche neçl xoa/iov später
bei Polybius. Kiep. 528. Zeus 194.
Bl'ixeil, Stadt in Tirol, erwuchs
aus dem Meierhof Prichsna, welchen
König Ludwig das Kind dem Bischof
Zacharias von Seeben schenkte. Um-
lauft 30.
Brod s. Brody.
Brody, Stadt in Galizien, geht wie
das häufig auf slav. Sprachgebiet vor-
kommende Brod, wie Böhmisch-B.,
Deutsch-B in Böhmen, auf slav. brod,
die Furt zurück. Mikl. 147.
Bruck an der Leitha und Bruck
an der Mur. Beide Städte haben
ihren Namen von den Brückenüber-
gängen, an denen sie sich entwickelt
haben. Umlauft 30.
Brundisium, Hauptstadt des alten
Calabriens, auch einfach Bren da ge-
nannt, leitet Kiep. 453 vom alban.
brente = das Innere ab; alte Gram-
matiken geben freilich als Bedeutung
des Stadtnamens Hirschgeweih an,
nach der Gestalt der mehrfach ge-
spaltenen Hafenbucht. Kiep. 453.
Brunnen, Ort am-Vierwaldstätter
See, geht auf ahd. brunno, der Brun-
nen, die Quelle, mhd. brunne.
Egl. 90.
Brussa, Stadt in Kleinasien, ist
als Prusa nach den Plänen des flüch-
tigen Hannibal durch den König
Prusias von Bithynien gebaut und
nach seinem Namen genannt. Kiep. 101.
Bruttier odei Brettier liiefsen die
Bewohner der südwestlichen Halbin-
sel Italiens. Den Namen, als dessen
Bedeutung Rebellen, Räuber an-
gegeben wird, erhielten sie von ihren
nördl. Nachbarn, den Lukaniern, von
deren Volksverbande sie sich losge-
löst hatten. Kiep. 457.
Brügge, Stadt in Belgien, im 7. saec.
Brugae, geht auf Brücke, und ist so
genannt nach den zahllosen Brücken
der Stadt Butt. 24. Forst. D. 0. 24.
Brünn, Stadt in Mähren, vom
slav. brno = Furt, an dem Zusam-
menflufs der beiden Flüsse Schwar-
zawa und Zwittawa, an einem Flufs-
libergange gelegen, wo sich die Stra-
Csen Ofen—Prag und Breslau—Wien
kreuzen. Egl. 89.
Brüssel, franz. Bruxelles, geht auf
broek — Bruch oder Sumpf. Broeh-
sele = Sumpfstätte. Die Unter-
stadt steht auf dem feuchten Grunde
des Sennenthals. Glob. 41. 97.
Egl. 89 giebt eine Ableitung von
Brücke.
Buckau s. Bukowina.
Buenos Aires, Hauptstadt der
Argentinischen Republik. Der Name,
welcher die guten Lüfte bedeutet,
ist der Stadt mit Recht beigelegt,
wegen der dort herrschenden Luft,
welche für Europäer wie Eingeborene
sich als höchst zuträglich erweist.
Verheerende Epidemieen haben frei-
lich in den letzten Jahren den Ruf
des gesunden Klimas der Stadt stark
erschüttert. A. E. Seib. 82. 218.
Buffalo, Stadt im Staate New-
York, genannt nach dem Bison oder
nordamerikanischen Büffel, dem buf-
falo der Engländer, eine stehende
Erinnerung an die Zeit, da die Ko-
lonisation anfing nach Westen vorzu-
dringen. Egl. 92.
BuiteilZOrg, Vorstadt von Bata-
via, bedeutet O line s org. Hellw. d.
E. u. i. V. 554.
Bukow s. Bukowina.
Bukowina, ein österreichisches
Kronland. Der Name erklärt sich
28
Bulgaren — Busento.
durch slav. buky, die Buche, also
Buchenland. Die Sage erzählt:
Stephan VI., Fürst der Moldau, nahm
auf dem grofsen Gefilde zwischen
Pruth und Dnjestr, zwischen Chotin
und Czernowitz, 20 000 Polen gefan-
gen, spannte sie an den Pflug und
liefs das ganze 15000 Meter lange
Schlachtfeld von ihnen umpflügen;
alsdann säte er Buchenkerne, aus
denen der schöne Buchenwald er-
wuchs, den die Polen Bukowina nann-
ten. Nack Umlauft 33 bei Daniel II.
181. Auf slav. l)uky gehen auch die
zahlreichen Bukow. Der ältere
Name der Stadt Lübeck war Bukow.
Auch Buckau bei Magdeburg und
viele andere Ortsnamen gehören hier-
her. Mikl. 150.
Bul g'areil oder Bolgaren haben
ihren Ñamen von der Wolga herzu-
leiten, an deren Ufern dieses ugri-
sche oder finnische Volk ursprüng-
lich wohnte. Der arabische Reisende
Ibn Batuta (in der ersten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts) spricht von einer
Stadt Bulghar; die Trümmer dieser
Stadt besuchte Alexander von Hum-
boldt. Der Zusammenhang zwischen
Wolga und Bolgaren würde uns viel
mehr einleuchten, wenn wir nicht
beide Namen in der Schrift geschie-
den und das russische und neugrie-
chische B, welches beständig den Wert
eines W hat, das eine Mal mit B wie-
dergegeben hätten. Eud. Kleinpaul.
Bunarbasclii, türkisches Dorf an
der Stelle des alten Troja, = Quel-
lenhaupt Aufser dem Skamandros,
welcher sich unfern dem Dorfe durch
das Thal windet, belebt diese Berg-
hänge ein anderes Gewässer. Quellen
in grofser Zahl rieseln aus dem Boden
hervor, daher auch der Ort den Namen
Quellenhaupt,Bunarbaschi,und„40
Brunnen", Kirka Gioes erhalten hat.
Ausi. 46.1. 773. Vgl.d. Art. Bornhöved.
Bunzlau, in Schlesien und sonst
noch vorkommende Ortsbezeichnung,
geht auf den Personennamen Boles-
lav. Glob. 19. 40.
Burgos, Hauptstadt Altkastiliens.
Der Name wird für gotisch gehal-
ten und geht auf got. baurgs = Burg
zurück. Forst. D. O. 259.
Burgunder, ein deutscher Volks-
stamm, bedeutet die in der Burg
AVohnenden, vom ahd. puruc, got.
baurgs, Burg. Den Burgundern
scheint es von frühester Zeit eigen
gewesen zu sein, sich durch Burgen
gegen ihre Nachbarn zu schützen.
Weigand I. 256. Der Name der
Insel Bornholm soll auf diesen
Volksnamen zurückgehn. Zeus 465
bezweifelt indes die Zusammenge-
hörigkeit des Volksnamens mit dem
der Insel. Borgunderholm bedeutet
nach ihm nichtlnsel der Burgun-
der, sondern des Burgund; hier
Personennamen. In der That ist es
nicht recht verständlich, wie die
kleine Insel die Heimat eines immer-
hin zahlreichen Volksstammes sein
konnte.
Burtscheid bei Aachen führt
Marj. Kelt, und lat. O. 18 auf mit-
telalterliche sporcetum,Schweine-
busch. Der Boden des heutigen
Burtscheid diente den Bürgern von
Aachen als Weidgang für die zahl-
reichen Schweineherden.
Buschmänner, holl. Bosjes-
mans, d. i. Strauchbewohner,
engl. Bushmen, heilst ein mit den
Hottentotten verwandter Volksstamm
in Südafrika, nach dem gewohnheits-
mäfsigen Umherschweifen im Busch.
Brockh. IV. 144.
BuseiltO, Flufs in Calabrien, hat
sich entwickelt aus dem lat. Buxen-
tum, welches vom Acc. von IIvÇôvç,
Tlv^ovvra gebildet ist. Pyxus war
eine von den Joniern aus Rhegium
Buxtehude — Damaskus.
29'
gegründete Stadt. Sie heilst heute
Policastro di Busento. Nach ihr ist der
Fluís genannt. Der Name der Stadt
selbst ist von nv^og Buxbaum ab-
zuleiten. Saalf. Italogr. 6.
Buxtehude, Ort in Hannover, be-
deutet Landungsplatz an der
Este, Inude ist Landungsplatz,
huck ist das nhd. Bock und bedeu-
tet hier eine besondere Art von Schiffen.
Die Schiffe erhalten häufig den Namen
von Tieren, namentlich wird Bock
und Eber so angewandt.
Byblos, eine der phöniz. Städte,
ist eine griech. Korruption des ein-
heimischen Gebâl, d. h. die Berg-
stadt; arab. djebel, Berg. Kiep. 169.
Byrsa, griech. Form des phöniz.
Namens der Burg von Karthago, Bet-
zura oder Bosra, d.h. die Burg. Die
Griechen deuteten den Namen volks-
etymologisch als Fell, Kuhhaut,
(das bedeutet ßvQtia) und erfanden
dazu die Erzählung von dem Land-
kauf und der Gründung der Stadt
durch Dido. Vielleicht hatte die Halb-
insel, auf der die Stadt lag, ungefähr
die Form einer Kuhhaut. Fusz. 1. s.
auch Karthago.
Bystra s. Bistra.
Byzanz, Bv&vtlov, das heutige
Konstantinopel, übersetzt Curt. 281
mit Uhlenhorst und leitet es von
ßv£a, der Uhu ab. Nach Kiep. 327
fanden die griech. Kolonisten an der
Stelle, an der sich später die Stadt
erhob, die Burg eines tliracischen
Häuptlings Byzas; von diesem Per-
sonennamen ist der Name der griech.
Niederlassung abgeleitet.
Daghestan, Landschaft am Ost-
abhange des Kaukasus; der türk.-per-
sische Name bedeutet, entsprechend
der Natur des Landes, Bergland.
Brockh. IY. 146.
Dahoine = Da home oder Da omi
= Wohnung auf Da's Bauche.
Da war ein Häuptling, welchem die
Gegend im 17. Jahrhundert gehörte.
Er wurde ermordet und mit aufge-
schlitztem Bauche auf der Stätte be-
graben, auf der die neue Stadt ge-
gründet wurde. Egl. 137.
Dakota, ein Indianerstamm N.-
Amerikas, bedeutet die sieben Rats-
feuer, nach den sieben Nationen,
aus denen der Staatenbund der Da-
kota besteht. Müll. 223.
Dalai-Nor, See in der Mongolei=
Seemeer, ist der gröfste See in der
Mongolei. Peterm. 22. J. 12.
Dalekarlien s. Dal-Elf.
Dal-Elf, einer der grofsen schwe-
dischen Flüsse, bedeutet Tlialflufs
vom schwed. dal, Thal und elf,
Flufs. Dalarne, die Landschaft am
Oberlauf des Flusses, bedeutet wört-
lich die Thäler. Gewöhnlich nennt
man das Land Dalekarlien, Land
der Thalleute; ~kcirl,schwed. Mann,
Jcarlar, Männer.
Dallmannfahrt s. Kaiser Wil-
helmsland.
Damaskus, Stadt in Syrien, heilst
im hebr. Dammäsäk, arab. Dimeschk
= Thätigkeit, Betriebsamkeit.
Dieser Name erklärt sich durch die
Bedeutung der Stadt als Sitz uralten
30
Damerau — Deister.
Handels und uralter Industrie. Egl.
138.
Damerau, Damero w s. Döbeln.
Dammsee s. Döbeln.
Dange s. Don.
Dan zig, in ältester Form Gydda-
nize, woraus sich die heutige polni-
sche Form Gdansk entwickelt hat.
Früher brachte man den Namen mit
einer angeblichen Ansiedlung der
Goten in Verbindung, indes ohne
Grund. Andere ziehen zur Erklärung
des Namens einen in Ordensurkun-
den vorkommenden pons danensis.
herbei. Diese dänische Brücke
sollte auf eine normännische-däni-
sclie Ansiedlung weisen. K. Lohm.
sah in dem Ausdrucke pons danen-
sis eine Ubersetzung vom poln. dan-
niczy most, die Zollbrücke, welche
die pommerschen Herzöge dort hiel-
ten. Später hat Lohm. diese Ansicht
aufgegeben. Der Name geht auf einen
Personennamen zurück, der sich aus
dem Stamm god, habilitas pul-
chritudo, entwickelt hat, und zwar
mit Hilfe des Suffixes ani. An den
Personennamen tritt das Suffix isko,
ishe zur Bildung des Ortsnamens,
daher die Form Gydannize. K. Lohm.
Name d. St. Danz. 5.
Danziger Haupt s. Bornhöved.
Dapsailg, ein Berg in dem Mus-
tagh. Eug. 228 giebt für den Namen
die Bedeutung verklärte Erschei-
nung. Diese Bezeichnung bezieht
sich offenbar auf die Grofsartigkeit
des Eindrucks, den der schnee- und
eisgekrönte Gipfel auf den Beschauer
macht.
Dardanellen, Meerenge der, hat
ihren Namen von den Schlössern
gleiches Namens an ihren Ufern,
welche ihrerseits wieder nach der
alten Stadt Dardanus benannt sind.
Dieser letzte Name erinnert aber an
das alte Volk der Dardaner, einen
Stamm illyrischer Herkunft. Egl. 140.
Darien, Golf von, eine Einbuch-
tung des karibischen Meeres, ist so
genannt nach dem Darien oder Ta-
rena, einem Flüfschen, welches in
denselben mündet. Egl. 138.
Darling, Nebenflufs des Murray,
hat seinen Namen von einem der
Gouverneure der australischen Kolo-
nie Neu-Süd-Wales. Egl. 141.
Daulis, Javhg, Stadt in Phocis,
führt Curt. 233 auf daövg, dicht,
JaVoç, Dickicht, davXog, dicht
bewachsen, lat. densus, dicht
zurück, Daulis also etwa Busch ort.
Davisstrafse, so heifst der breite
Kanal zwischen Grönland und Lab-
rador, nach dem englischen Seefah-
rer John Davis, der ihn 1585 zuerst
befahren hat. Egl. 143.
Davos, Name eines Nebenthaies
der Abbuia, vom rätorom. davo, da
hinten, so nach seiner versteckten
Lage genannt. Egl. 142.
Daenemark heifst im altnord. und
isländ. Danemörk; m'orli bedeutet
Wald. Es sei hier an die prachtvollen
Buchenwälder erinnert, welche noch
heute den schönsten Schmuck der
dänischen Inseln bilden. Aus Danemörk
hat sich, gewifs unter Anlehnung an
die dänische Mark, der Name Däne-
mark entwickelt. Andr. 63.
Deime s. Don.
Deister, Bergzug an der Weser,
in älterer Form wohl dâster und
dêster, könnte auf alid. dahs, taxus,
Eibe, zurückgehen; ahd. târ, auch
tra, ter, got. triu, ags. treov, be-
deutet Baum, Strauch, Deister
also Eibenwald. Arn. Ans. u. Wand.
120 u. 123.
Dekhan ■— Deutsch.
31
Dekhail, das von der liindusta-
nischen Tiefebene nach S. gelegene
Plateau. Die Arier nannten dieses
Gebiet Dakschinâpatha = südlicher
Weg, vulgär Dakkhinâbadha. Dekhan
entstanden aus dales china, das süd-
liche. Kiep. 22.
Delagoafoai oder Bai von Lagoa,
eine geräumige und wichtige Bai an
der Ostküste von Südafrika. Die Um-
gegend ist höchst ungesund, ja für
Europäer sicher tödlich. Der Name
bedeutet Sumpf land. Brockh. IV.
806.
Del ft, früher Delf, Stadt in den
Niederlanden, bedeutet Graben,
Hafenbassin vom fries, delven,
altfries. delva, ags. del fan, mhd. tel-
ben, graben, ausgraben.
Delfzyl, Stadt in den Niederlan-
den, an der Mündung der Eivel in
den Dollart ; der Name bedeutet D e 1 f -
schleusejdas Wortzyl, Schleuse,
findet sich sehr oft an der Nordsee
zur Zusammensetzung von Ortsnamen
gebraucht, Über den ersten Teil des
Namens s. den vorstehenden Art.
Brockh. IY. 313.
Delitzsch s. Tollenze.
Delos, Insel im Aegaeischen Meer,
ist vom alban. óiel = Sonne, als
Sitz des Sonnengottes, abzuleiten.
Ausi. 51. 799.
Delphi, die bekannte Orakelstätte,
hatte ihren Namen von der Lage in
einer engen Schlucht; vergi. ôeXyivç,
Bauch. Kiep. 288.
Dendermonde s. Neckargemünd.
Dent, d. h. Zahn, ist in der
franz. Schweiz und in Savoyen der
charakteristische Name scharfkantiger,
kegelförmiger Berggipfel ; so der Dent
de Moriles in den Berner Alpen, und
ihm gegenüher der Dent du Midi.
Brockh. IV. 344.
Derbent = Tlnirschlofs, so
heifst pers. die den Engpafs zwischen
Kaukasus undKaspisee beherrschende
Ortschaft. Bei den Alten hiefs der
Pafs Pylae Albaniae, die Alba-
nischen Pforten. Egl. 146.
Desima, vom japan. de, vor und
sima, Insel, ist der Name eines
vor dem Hafen von Nagasaki liegen-
den Eilandes. Egl. 147.
Detmold erklärt sich aus got.
thiuda, ahd. diot, mhd. diet, Yolk
und maJial, Mahl = Versamm-
lungsplatz, davon mlat. in den
altfränkischen Gesetzen mallum,
mallus, Gerichtsstätte, Ge-
richtsversammlung; daher ahd.
Theotmalli. Eben dieselbe Herleitung
hat der Teutoburger Wald, Teu-
toburgensis saltus bei Tacit,
ann. I. 66. Dieselbe Ableitung giebt
Forst. A. N. II. 1443. 45 für den
Namen der Teutonen.
Detroit = Enge, nannten die
franz. Kolonisten Canadas den Ort,
welcher 1701 an der Verengerung
zwischen Clairsee und Eriesee ent-
stand. Der Clairsee ist das Binde-
glied zwischen Erie- und Huronen-
see. Egl. 147.
Deutsch, ahd. diutisc, mhd. diu-
tisch, diutsch, got. \thiudisks), as.
thiudisc, mnld.dietsc, nnld. duitsch,
nd. düdesk, ags. th'èodisc, scliwed.
tysk, dän. tydsk, geht auf ahd. diot,
thiot und diota, thiota = Volk,
Volksstamm. Notker gebraucht
diutiscâ zuerst von unserer Sprache
als der Volkssprache gegenüber der
in der Kirche und bei Gelehrten ge-
brauchten lateinischen. Später wird
thiudisc gebraucht zur Bezeichnung
von allem, was unserm Vaterlande
angehört, also „Deutschem" über-
32
Dhawalagiri — Dobruòa.
haupt. Auch der Name der Diet-
lnarseil, in älterer Form Thiedmar-
si, ist desselben Stammes. Ebendaher
kommt auch der Name der Teuto-
nen. Forst. A. N. II. 1444 u. 45.
sieht in den Dietmarsen die Nach-
kommen der Teutonen. Vgl. Detmold.
Dhawalagiri, einer der höchsten
Gipfel des Himalaya, bedeutet der
weif s e Berg, von skr. dhawala,
weif s und giri, Berg. Egl. 149.
Diamantina — die Diaman-
tenstadt, portug. Name einer im
brasilianischen Diamantenbezirk lie-
genden Stadt. Egl. 149.
Diarhekr, Stadt am Tigris, =
Land desBekr, genannt nach dem
arabischen Eroberer des Landes. Egl.
150.
Djehel Musa, auf der Sinai-Halb-
insel, nach gewöhnlicher Annahme
der Berg des Gesetzes, arab. = Mo-
sesberg. Aus. 46. 922.
Djebel Nakus, Berg auf der Halb-
insel Sinai, bedeutet Glockenberg.
Der Name weist auf eine Sage hin
von einem versunkenen Kloster, des-
sen Glocken man wohl läuten höre,
das man aber nirgends mehr finde.
Die Sage verdankt ihre Entstehung
dem sich dort häufig zeigenden Phä-
nomen des klingenden Sandes. Ausi.
46. 924.
Dicmcl, ahd. Timella, bedeutet
der dunkle Flufs, vom Stamme
tarn, dunkel sein, skr. tamas,
dunkel, ags. thimm, dunkel, ahd.
demar = nhd. Dämmerung; el
ist Ableitungssilbe ; a-aha = F1 u f s.
Die Bezeichnung dunkler Flufs
ist der Natur des Flusses angemes-
sen, denn die Dieme] durchfliefst zuerst
ein enges gewundenes Thal. In engen,
mit Bäumen eingefafsten Thälern
nimmt aber das Wasser eine düstere
Farbe an, wie man an der Schwarza
(ahd. Swarzaha) sehen kann, die
von ihrem wegen der Umgebung
düsteren Wasser den Namen schwar-
zer Flufs bekommen hat. Th.
Loh. Arch. 365. Die Schwarzburg
hat ihren Namen von dem Flusse,
an dem sie liegt.
Dill, Nebenflufs der Lahn, Dyle,
Nebenflufs der Scheide, nach Th. Loh.,
der diese Erklärung freilich mit V or-
behalt giebt, = Thalflufs. Er stellt
die Namen mit dem ndd. delle zu-
sammen , Diminutiv von dual =
Thal. Th. Loh. Arch. 373; dol,
dole, dotte, delle bedeutet ganz all-
gemein Niederung, Vertiefung
im Boden, Grube, Loch, beson-
ders ein versumpftes ; daher auch der
Name des Meerbusens Dollart, ost-
fries. dallert = pallert, Sumpf, wäs-
serige Niederung.
Dinarische Alpen, in Dalmatien,
sind benannt nach ihrem höchsten
Gipfel, dem Monte Diñara. Umlauft
45.
Dinkelshühl. Das Wort Bühl,
ahd. puhel, puchil, bedeutet, nament-
lich in S.-Deutschland gebräuchlich,
Berg, Hügel. Der erste Teil des
Namens erklärt sich durch das Wap-
pen der Stadt, welches drei Hügel
zeigt, deren jeder eine Dinkelähre
trägt. Butt. 3.
Dnepr, s. Don.
Dnjestr s. Don.
Dohruca wurde früher vom sla-
vischen dobre, gut abgeleitet, neue
Historiker meinen, dafs der Name
vom Bulgarenfürsten Dobrotic her-
rühre, welcher im 14. Jahrhundert
dieses Pontusgebiet von Varna aus
beherrschte. Mir scheint es aber,
dafs die grofse Trockenheit des Bo-
dens ihm seinen slavischen Namen
gab, denn der Bulgare nennt alles,
wo immer liegende, wasserlose Land,
dem das allbelebende Element müh-
sam aus der Tiefe abgerungen wer-
Dolinen
— Don.
33
den mufs, Dobrica. Auch bei Nie
giebt es beispielsweise eine solche,
und richtiger müfste das östlich von
Ruscuk liegende trockene Gebiet
Dobrica heifsen. Ausi. 51. 783.
Dolinen s. Tollenze.
Dollart s. Dill.
Dôme, ein auf franz. Sprachgebiet
häufig angewandtes Grundwort zur
Bezeichnung gewisser Bergformen;
wörtlich heilst es Kuppel; im¥as-
gau tritt dafür der Ausdruck Ballon
ein; s. Puy de Dôme.
Domesness s. Lindesnäs.
Domingo, Sail, s. Dominika.
Dominika nannte Columbus die am
3. Nov. 1493 auf seiner zweiten
Fahrt zuerst erreichte Antilleninsel,
weil die Entdeckung auf einen Sonn-
tag fiel. Egl. 154; lat. dominica, Tag
desHerrn,zu dominus gehörig ; ital.
domenica, span, domingo, frz. di-
manche, Sonntag. Auch Sail-Do-
rningo erhielt seinen Namen, weil
der Grundstein der Stadt durch Co-
lumbus'Bruder Bartolome Colon 1496
an einem Sonntag gelegt worden war.
Yon der Stadt ging der Name später
auch auf die Insel oder richtiger
auf den östlichen Teil derselben über.
Egl. 153.
Don. Der Name dieses grofsen
östlichen Flusses gehört mit einigen
ihm verwandten zu den ältesten Eu-
ropas. Seine Bedeutung ist, wie die
vieler Flufsnamen, einfach Flufs. In
den Gebirgsthälern des Kaukasus,
welche die arischen Osseten bewoh-
nen, ist don der gewöhnliche Aus-
druck für Flufs. Egl. 152. 154. Der
dem Namen zu Grunde liegende
Stamm hat sich aber auch in noch
andern arischen Sprachen erhalten.
In den russischen Volksliedern kommt
der Name Dunav und Dunaj sehr häufig
vor, und die slavischen Gelehrten sind
geneigt, in ihm eine Bezeichnung
Thomas, Etym. Wörterbuch.
der Donau zu erblicken. Das mag
im einzelnen Fall richtig sein, ist
sicher aber nicht allgemein gültig.
Jagic Arch. f. slav. Philologie I.
299. Auch in den litauischen Volks-
liedern kommt der Donájus od. Da-
nójus häufig vor, scheint in vielen
Fällen einen besondern Strom z. B.
die Düna zu bezeichnen, steht aber
ebenso häufig für Flufs,Quelle. Ähn-
liches soll in masurischen Volksliedern
stattfinden. S. Näheres in einem
Aufsatz von Ch. Bartsch, Über litau-
ische Volk slitter atur. Mitt. d. lit. litt.
Ges. II. 75. Die Griechen nannten
den Don Tanaïs, eine Form, die dem
litauischen Danójus, Donájus so nahe
kommt, dafs man fast annehmen könn-
te, „eben derselbe Schall hätte die
griechische Schreibung des Flufsna-
mens veranlafst." Auch in den Namen
Dlljepr (Danapris) und Dlljestr
(Danaster) steckt derselbe Stamm, des-
gleichen in Düna, Dwina, Dange,
(lit. Dani oder Danije, Zuflufs zum
Kurischen Haff,) ebenso in Deillie,
welche mundartig auch Deine heilst.
Ebenso steckt in dem zweiten Teile
des griechischen Namens des Dnjepr,
des BoQVG&évr¡g unser Stamm, wäh-
rend in dem ersteren ohne Zweifel
der Name des grofsen, linksseiti-
gen Nebenflusses des Dnjepr, der Bere-
sina, des Birkenflus ses, s. dasNä-
here unter Briesen, durchklingt. (Eine
andere Erklärung giebt Kiep. Lehrb. d.
alt. Geogr. 340). Von den westli-
chen Strömen gehört zu dieser Fa-
milie von Flufsnamen zunächst die
Donan, gallisch Danuvius, lati-
nisiert Danubius. Bacmeister. A. "W.
114 und Glück 92 weisen auf ir.
dana, gäl. dan, kühn, tapfer,
„Danuvius also der Schnelle,
Starke." (Pott, Stud. 298 fügt die-
sen Verweisen das skr. dhav-ami,
rinne, dhan-vâmi, renne, laufe,
3
34
Donau — Dreiherrnspitze.
hinzu). Den Germanen wurde aus dem
fremden Klang eine deutsch tönende
Tuonawa, Tuona we, Tônaw, weibl., weil
awa, aue, Wasser, Flufs weiblich
ist. Egl. stellt p. 379 zu diesen Flufs-
namen noch den Rliodanus. Er
giebt zur Erklärung das kelt. rlio,
schneller Lauf und clan, F1 ufs. (?)
Eine andere Erklärung für Rliodanus
giebt Buck., s. Roth. Als letztes
Glied dieser Kette von Namen schliefst
sich der italische Tanarus an.
Donau s. Don.
Donauwörth s. Werth.
Donnersberg, höchste Erhebung
des Hardgebirges, in älterer Form
Thoneresberg, bedeutet Berg Thu-
nars, Donars, der hier seine be-
sondere Verehrung genofs. Zeus 9.
Doomik, Stadt in Belgien, in
älterer Form Dornach, gehört zu alts,
ags. an. thorn, ahd. dorn, Dorn,
Dorngebüsch. Forst. A. N. II.
1461.
Dora s. Thür.
Dor (logli e s. Thür.
Doris, Jcoqîç, Landschaft in Grie-
chenland, stellt Curt. 238 mit ôqvç,
Baum, Eiche, óqo¡jlÚ, Gehölz,
òÓqv, Holz, Balken zusammen, also
Holzland, Waldland, so dafs die
JwQieïç unseren Holsaten entsprä-
chen.
Dortmund. Die alten urkund-
lichen Formen führen nach Woeste
„Was bedeutet der Name Dortmund?"
auf die Bedeutung Droh wall,Droh-
damm; Dortmund war eine Feste
Wittekinds. Egl. Üb. d. geg. St.
405.
Duilhs, Nbflfs. der Saone, be-
deutet der schwarze Flufs, vom
kelt. dub, schwarz. Ausi. 313.
Hehn. Kulturpfl. 298. — Buck. 168
führt den Namen auf den Stamm
dub, duv, dov, den er zu dein kymr.
dwfr=dub-r, Wasser, Bach setzt.
Dover s. Tauber.
Downs s. Dün.
Döbeln, Stadt im Königreich Sach-
sen, führt Hey Slav. O. 18 auf altsl.
dqbu, poln. dqb, wend. dub, die
Eiche zurück. Auf denselben Stamm
geht auch der Name des Dammsees
in Mecklenburg und Pommern, eben-
so wie die im östlichen Deutschland,
namentlich in Ost- und West-Preu-
fsen, häufig vorkommende Ortsbezeich-
nung Damerau und Damerow, s.
auch Kühnel I. 15.
Draclieiiselilund s. Bocca.
Drau, Nebenflufs der Donau, bei
den Alten Dravos oder Dravus, geht
auf die Wurzel drct, laufen, eilen,
(skr. drâva, Flufslauf), also der
eilende Flufs. Umlauft 50. Zur
Charakterisierung der beiden Zwil-
lingsströme Drau und Sau sagt ein
kroatischer Spruch : Drava druje,
Sa va suje = die Drau reifst ein,
die Sau schwemmt an. In demsel-
ben Sinne schreibt Plinius: Dravus
e Noricis violentior, Savus e
Carnicis placidior. A. E. Seib.
II. 139. Eine andere Ableitung die-
ses Flufsnamens s. bei Durance.
Drawidas = die gegen Süden
Wohnenden nennt der später ein-
gewanderte Hindu die nach Süden
gedrängten dunkelfarbigen Urbewoh-
ner Indiens. Egl. 156.
Dreiherrnspitze, Berg in den
Tauern, war einst der Grenzpfeiler
zwischen den Gebieten dreier Herren :
des Erzbischofs von Salzburg, des
Herzogs von Kärnten und des Grafen
von Tirol. Noch giebt es eine zweite
Dreiherrnspitze, die Cima dei tre
Signori, an der Quelle des Noce,
wo vormals ebenfalls drei Länderge-
Drentlie — Diirnstein.
35
biete: Tirol, Mailand, Yeltlin zusam- :
menstiefsen. Umlauft 50 u. 39.
Drentlie, Landschaft zwischen
Zuidersee und Dollart, in älterer
Form Thrianta. Der erste Teil des
Namens ist ahd. drî, drei. Anta
steht nach Grimm für as. bant, ahd.
banz, panz, Gau, Gebiet; der
Name würde also eine Vereinigung
von drei Landschaften bedeuten. Forst.
A. N. II. 480.
Drepanum, griech. Jqénavov,
Stadt auf Sicilien, erhielt diesen
Namen nach ihrer Lage an einer
krumm ins Meer ragenden Land-
spitze ; to ÓQÉnavov, dieSicliel. Egl.
156. Kiep. 473.
Dresden, oberlaus. Drazdzany und
Drezdzany, führt Hey Slay. O. 21
auf sorb, drçzda, Hinterhalt, Lau-
er ort, zurück.
Drottningholm, ein Lustschlofs
der schwedischen Könige, auf einer
Insel im Mälaren gelegen. Der Name
bedeutet In s eider Königin, liolme,
Insel, drottning, Königin.
Djebel el Nar sv,Aethiopien.
el Dseliesirah s. Mesopotamien.
Dselioliba s. Kuara.
Dsungarei heifsen die Gebiete
zwischen dem Tianschan und Altai
nach dem mongolischen Stamme der
Dsungaren oder Kalmücken. Der
Name wird abgeleitet von dsun oder
son, links und gar, Hand, weil
sie den linken Flügel des mongoli-
schen Heeres einnahmen. Brockh. IY.
801.
Dual), Zweistromland, heifsen
die von parallelen Strömen einge-
schlossenen Zwischenländer am obern
Indus und Ganges.
Duero s. Thür.
D lira lice, alt D r u e n t i a, bedeutet
Eichenflufs und erklärt sich durch
ir. daur, Eiche, cymr. dar, Eichen-
hain. Bacmeister Kelt. Br. 47. Auf
denselben Stamm wären auch die
Drau, lat. Dravus, die Traun
zurückzuführen. Eine andere Ablei-
tung für die zuletzt genannten Flufs-
namen s. unter Eider und Drau.
Diiminersee, in älterer Form
Diummeri, welches wieder für Diup-
meri steht, geht auf altn. diup, as.
ags. diop, ahd. tiup, tief zurück.
Meri, alid. mari, mhd. meri, nhd.
Meer, hat in neueren Ortsnamen im
N.W. von Deutschland und in den
Niederlanden die Bedeutung yon Lan d-
see. Forst. D. 0. 27. Tief ist der
See nur im Yergleich mit den noch
flacheren Moorseeen seiner Umgebung.
Diin, die westliche Fortsetzung
der Hainleite, geht auf ags. dun,
engl, down, schwed. dun, Hügel.
Im südlichen England führen meh-
rere Höhenzüge den Namen Downs.
Schad. 114 Lütt. 16.
Düna s. Don.
Dünen geht auf skr. dhanv =
eilen, laufen. Der Name geht auf
die fortwährende Bewegung und Ver-
änderung, das Wandern des Sandes
und der Sandhügel an der See ; Düne
also Wanderhügel. Schad. 114.
115 duna.
Düren s. Thür.
Diirnsteiil, Stadt an der Donau
1 in Nieder-Österreich. Ältere Schrei-
bungen sind Dirmstein, Tyernstain,
Tyrenstain, Tuernstein und Tirnstein,
erst seit Anfang unseres Jahrhunderts
Dürnstein. Also gehört der Name
nicht zu dürr, sondern zu mhd. tiure,
wertvoll, kostbar, somit diegrofse
herrliche, durch Lage und Befesti-
- gung hervorragende Burg. Umlauft
52.
3*
36
Düsseldorf — Eider.
Düsseldorf bedeutet Dorf an
der Düssel, einem kleinen Rhein-
zuflufs. Egl. 161.
Dwina s. Don.
Dyle s. Dül.
Ebal, der dem Garizzim gegen-
überliegende Berg Samarías, hiefs im
Gegensatz zum Garizzim, welcher
wasserreich und buschig ist, bei den
Hebräern Gebâl = nackter, ent-
blöfster Felsberg. Egl. 164.
El>ro ist nach Egl. 164 baskisch
und bedeutet einfach Flufs.
ETburonen s. Ifferten.
E der, bei Tacitus Adrana, spä-
ter Adrina, Adarne, Ederna, bedeutet
nach Th. Loh. der helle Flufs.
Der erste Teil des Namens Ad- geht
auf griech. aidai, lat. aestus, ir. aodh
= Feuer, ags. âd, ahd. eit = Brand,
as. îdal, ahd. ital = nhd. eitel zu-
rück. Das r aus ar entstanden be-
zeichnet eine Weiterbildung des Stam-
mes; an ist Ableitungssilbe; a = aha,
Flufs. Daniel hebt die grüne Farbe
der Eder hervor, ein Flufs aber, der
grünfarbig ist, zeichnet sich durch
Xlarheit aus. Th. Loh. Arch. 363.
Eger s. Eider.
Egge s. Eider.
Egripo s. Chalkis.
Eiclisfeld hat nichts mit Eiche
zu thun, sondern bedeutet Feld des
Eiko. Dieselbe Ableitung wird für
Eichstädt angenommen. Andre. 61.
Lütt. 7 hält dagegen an der Ablei-
tung von Eiche = quereus fest.
Feld bedeutet hier wohl, bemerkt
ebenderselbe, Hochfeld, Plateau.
S. Schad. 176 fëld.
Eichstädt s. Eichsfeld.
Eider, in älterer Form Egidora.
Idora, ist ein Doppelsuffix. Eg geht
auf ac, das auch als ag und eg er-
scheint; ac, ag und eg geht auf die
Wurzel av = gehen zurück. Das
dora der Endung hat nichts, wie
noch Egli will, mit Pforte zu thun.
Buck. 154. Anders erklärt Th. Loh.
Arch. 70. 421 diesen Flufsnamen.
Das dora der Endung ist ihm ent-
standen aus trawa, drawa, worin er
ein deutsches Grundwort von der
Bedeutung Flufs sieht. Das egi,
stellt er zu ahd. ekka, mhd. ecke,
egge, Bergkamm, Berg, Egge.
Dabei wäre an den holsteinschen
Landrücken zu denken, auf dem die
Quelle der Eider liegt. Bekanntlich
heifst der südlichste Teil des Teuto-
burger Waldes Egge. Ebendazu
stellt Loh. auch die Eger, in älterer
Form Agara oder Egira, ebenso die
Agi-stra, von der die Externsteine,
an denen der Bach vorbeifliefst, seinen
Namen haben. Die an. Form Ögisdyr
= Thüre des Meeres oder des
Me er gotte s ist eine Volksetymolo-
gie, die an die Stelle des nicht mehr
verstandenen eigentlichen Sinnes trat.
Auf dasselbe trawa, drawa, führt
Loh. den Namen der Trauil, ahd.
Drona, vor das er ein hypothetisches
Drawonus setzt, zurück ; eine andere
Ableitung für die zuletzt genannten
Flufsnamen siehe unter Durance.
Eifel —
Elbing.
37
Eifel. Die ältesten Formen sind
in pago eflinse, Eifla, Eiffila.
Marj. Kelt. u. lat. 0. führt den Na-
men auf die Wurzel ap = Wasser
zurück. Für p ist die Aspirata f
eingetreten. Eifel also Wasserland.
Diese Etymologie wird durch die Bo-
denbeschaffenheit des alten Eifelgaues
unterstützt. Es entspringen hier auf
einer Fläche von kaum 15 Quadrat-
meilen ebenso viele zum Teil recht be-
deutende Flüfschen. In der Römer-
zeit führte der Eifelkanal den Städ-
ten und Kastellen am Rhein frisches
Gebirgswasser zu.
Einsiedeln, berühmter Schweizer
Wallfahrtsort, erinnert mit seinem
Namen daran, dafs der heil. Meinrad
es in der Wildnis gegründet hat.
Derselbe lebte dort als Einsiedler
und starb 861. Egl. 167.
Eïoil, griechische Niederlassung
an der Mündung des Strymon; der
Name bedeutet einfach der Strand.
ijïoov, Ufer, Strand. Kiep. 315.
Eisack s. Isar.
Eisenacll, in älterer Form Yse-
nache, wird erklärt als Ei s was ser.
Damit könnte im Gegensatz zu dem
nie gefrierenden Wasser der Nesse
die Hörsei gemeint sein oder der bei
Eisenach einmündende Zuflufs der-
selben, der heutige Löbersbach. Pe-
term. Ergz. 76, 25. Aus Eis kann
aber nicht die Form Eisenach hervor-
gehn. Dagegen könnte der Name auf
Eisen-ach = Eisenwasser, mi-
neralisches Wasser zurückführen. Der
Name des Baches ist auf den an ihm
entstehenden Ort übertragen.
Eiserne Küste heifst die West-
küste Jütlands von Ripen bis zur
Nordspitze der Halbinsel. Sie ist
umgürtet von einer davor gelagerten
Kette von Sandbänken, welche die
Annäherung von Schiifen unmöglich
macht und wegen ihrer Unglücks-
fälle berüchtigt ist. Kneisel 96.
Eisernes Tlior „nennt der Schif-
fer die gefährlichste jener Strom-
schnellen, welche die mittlere von
der untern Donauebene trennen, eine
enge Pforte zwischen hohen Fels-
ufern, in welche die Strafse einge-
schnitten ist. Der Flufs, vorher ein Ki-
lometer breit, verengt sich zu 300
Ellen, und das Riff sperrt mehr als
100 Tage des Jahres die Passage."
Egl. 167.
Ekbatana, Hauptstadt von Me-
dien ; der Name wird erklärt als Ort
der Versammlung, der Verei-
nigung, nämlich der einzelnen me-
dischen Stämme, welche durch De-
joces, den Erbauer von Ekbatana,
zu einem Gesamtstaate vereinigt wor-
den waren. Kiep. 70.
Elatea weist mit seinem Namen
auf den Waldreichtum des alten Grie-
chenlands, der Name bedeutet Fich-
tenstadt; griech. èlàm], die Fichte.
Kiep. 286.
Elbe, lat. Albi s, ahd. Elba geht
auf den Stamm alb zurück, s. das
Nähere bei Alba Longa. Dahin ge-
hört auch die Alto im Schwarzwald,
wie auch die Albllla in der Schweiz.
Der Stamm alb hat die Bedeutung
Flufs gehabt. Demselben nahe kommt
die skandinav. Bezeichnung für Flufs
Elf. Die Slaven haben den Namen
in Labe umgestellt. Buck. 157. Zeus 15.
ElMllg, der Ausflufs des Drausen-
sees, später auch Name der an dem
Flufs gegründeten Burg und Stadt.
Zur Erklärung des zweiten Teils des
Namens stelle ich diesen mit Fri-
scliing, Zuflufs zum Frischen Haff,
und mit Ackminge, Zuflufs zum Ku-
rischen Haff, zusammen. Ich nehme
ing nicht als Suffix, sondern halte
dafür, dafs vor ing ein m ausgefal-
38
Elburs
— Elf.
len ist, und nehme dieses minge als
ein der litauischen und preufsischen
Sprache angehöriges Grundwort von ,
der Bedeutung Flufs. Dasselbe wäre
noch selbständig erhalten in dem
Flufsnamen Millge und erklärte sich
durch lit. miglà, Wolke, rnèzu,
myzti = lat. mingere, skr. mih,
Nebel, mill mehat = mingere, be-
träufeln. Den ersten Teil des Na-
mens Elbing würde ich für das nord.
Elf nehmen ; nordische Einflüsse ha-
ben sich ja seit den frühesten Zeiten
an diesem Teile des baltischen Küsten-
landes geltend gemacht. Elbing für
Elfminge bedeutet also Flufs-Minge.
Bei Wulfstan heifst der Flufs Ilfing;
/' ist ein Laut, welcher der preufsi-
schen Sprache fremd war. Frisching
führe ich zurück auf lit. wirszus,
das Obere, wirsxùi adv. oben; es
bedeutete also der Flufs mit ho-
henUfernoderder Flufs, dervon ¡
der Höhe kommt. Während man
früher das Frische Haff als Frischings-
liaff erklärt hat, möchte ich glauben,
dafs dasselbe die Umwandlung eines
ursprünglichen Wirszing in Frisching
im Munde des Volkes mit veranlafst
hat. Ack in Aekminge geht auf
alimü, der Stein; dieses bedeutet
also Steinflufs.
Ellmrs = glänzender Berg,
alter pers. Bergname, insbesondere
für das Geb. im Süden des Kaspi-
schen Meeres und die höchste Er-
hebung des Kaukasus. Egl. 16. Kiep.
68 leitet den Namen vom altbaktr.
a kr a - berexaiti == Gebirge hohes
ab, im M.-A. hiefs das Gebirge Al-
bor dj.
Eide, Nbflfs. der Elbe. Th. Loh.
93 nimmt zu dem skr. ard = wal-
len, strömen ein germanisches aid
an, sodafs Eide der strömende,
der Strom bedeuten würde. Hier-
her gehört auch der zweite Teil des
Flufsnamens Nagold-Nag-alta. In
seiner zweiten Abhandlung (Arch. 70.
! 382) erklärt Th. Loh. den Namen
durch Annahme eines germanischen
Grundwortes alta, aida von der Be-
deutung Flufs.
Eldorado d. h. das goldene
Land, nannte man den angeblich an
Gold- und Edelstein reichen Land-
strich in Südamerika, auf welchen
die Sagen der Indianer von einem
Goldlande hinzudeuten schienen. Nach-
dem durch Orellano, den Begleiter
Pizarros, die Fabel von einem solchen
Lande weiter ausgeschmückt worden,
wurde das Gerücht seit dem 16. Jahr-
hundert als eine ausgemachte Sache
angenommen und das Goldland in die
Cordilleras de los Andes im span. Gua-
iana am See Parime, im jetzigen Vene-
zuela, verlegt. Glücksritter und unter-
nehmende Männer bemühten sich das-
selbe aufzufinden, bis es endlich in
das Reich der Dichtung verwiesen
werden mufste. Brockh. VI. 6.
Elea, griechische Stadt in Italien,
lai Velia, geht auf griech. elog
(/e'Aoç), Niederung zurück. Die-
selbe Ableitung giebt Curtius dem la-
konischen Helos ('EXoç) Die Lage die-
ser Orte an der niedrigen Küsten-
ebene wird durch diese Namen ganz
richtig bezeichnet. Gleich treffend ist
die Herleitung für das westpelopon-
nesische Flachland Elis; desgleichen
für Yell etri, das am Nordrande
der pontinischen Sümpfe hegt. Curt.
360.
Elefantine, abendländ. Name
einer unter den Nilkatarakten von
Syene gelegenen Insel, welche durch
ihre günstige Lage schon früh ein
Stapelplatz des aus Aethiopien herab-
kommenden Elfenbeins war. Daher ihr
Name. Egl. 168.
Elf s. Elbe.
Eliasberge — Ems.
39
Eliaslberge, häufig in Griechen-
land vorkommender Bergname, ver-
danken diese Bezeichnimg nicht so-
wohl dem Propheten Elias, als viel-
mehr dem Anklang dieses Namens an
Helios. Gegenw. 108.
Elis s. Elea.
Ellwangen, Stadt in Württem-
berg, in älterer Form Ellchenwang
und Elchenfang. Der erste Teil des
Wortes geht auf alid. eloh, Elen-
tier; wangen erklärt sich durch
ahd. ivang, wane — Aue, Wiese.
Schad. 1089.
Elm, Flufs- und Ortsname bei
Schlüchtern, in älterer Form Elmalia,
bedeutet Ulm en wasser; ahd. elm,
mhd. ilme, elme, die Ulme. So liefse
sich auch Um, Flufs und Stadt in
Thüringen, erklären. Neben Ulme ist
noch heute lime im Gebrauch. Arn.
Ans. und Wand. 112.
Elsafs, Alisatia, Alsacea, bedeutet
das Land der Fremdsassen. So
nannten die rechtsrheinischen Stämme
das gegenüberliegende Land. Wer
die Fremden gewesen sein mögen,
läfst sich heute nicht mehr ergrün-
den. Lor. u. Scher. Gesch. d. Eis. 7
denken an die Franken, denen die
schwäbische Bevölkerung des Elsafs
unterworfen gewesen sei. Die Ent-
stehung des Namens greift aber ent-
schieden in frühere Zeiten hinauf. Forst,
denkt an gallische Allobroger; ali-
tanti, ellenti, ahd.; ellente, mhd. be-
deutet in oder aus fremdem
Lande, fremd. Der zweite Teil des
Namens geht auf ahd. sitzan, siz-
xan = sitzen. Forst. D. 0. 132.
A. N. II. 58. Zeus 318.
Else, mehrfach vorkommender
Flufsname, bedeutet der E1 s e n -, d. h.
Erlenflufs. Die Form Else geht
zurück auf alsa, alisa, alesa, wie
Erle, Eller auf arila, olirà; e ist
entstanden aus a, aa, aha = Flu ('s.
Auch die vom Brocken kommende
Ilse (ahd. Usa = Ilsaha) bedeutet
Erlenflufs. Th. Loh. Arch. 350.
Elton ist die russ. korrumpierte
Form für Altan Noor = goldener
See, denn so nennen die Kalmücken
den grofsen Steppensee des untern
Wolgalandes, angeblich, weil er bei
untergehender Sonne häufig einen
goldfarbigen Schein erhält. Egl. 170.
Elz, in ahd. Form Al-antia, Neben-
flüsse des Rheins und des Neckars.
Antia, anxa, enxe nimmt Th. Loh.
als deutsches Grundwort in der Be-
deutung von Flufs. Die Wurzel al
erscheint im got. als aljanaß) as. ti jan,
ahd. ílan, nhd. eilen. Der Name
des eilenden Flusses ist für die Elz
ein durchaus bezeichnender. Th. Loh.
27. 28. Eben diese Ableitung hat
nach Buck. 156 die Elster, alt El-
lestra. Der Flufsname hat nichts
mit der Else oder Erle zu tiran.
Emden, Stadt an der Mündung
der Ems. Ältere Form Ahamuthon,
Emetha, Emedun; aha, Flufs, hat
sich zu e entwickelt. Der zweite Teil
des Flusses geht auf ahd. mund, as.
muth, afr. mutha — Mündung.
Gemeint ist ein kleines Flüfschen,
die E ; heute liegt die Stadt von der
Mündung etwas ab. Nicht zu denken
ist hier an die Ems. Eine Menge
von Flüssen und Bächen heifst in
Ostfriesland einfach die E. Forst, D.
0. 37. Forst. A. N. II. 27.
Emilien s. Ems.
Emmerich s. Ammer.
Ems, in älterer Form Amisia,
geht auf die Wurzel av zurück, welche
gehen bedeutet. Aus av entwickelt
sich am. Ems also die Gänger in.
Derselbe Stamm liegt dem Namen
der schweizerischen Emmen zu
Grunde. Auch die Holzeillllie =
40
Engadin — Erft.
Holzflufs gehört hierher. Buck. 152.
Th. Loh. Arch. 70. 369 stellt den
N amen mit skr. a ma, A n d r a n g, U n -
g e s t ü m, lit. urnas, s c h n e 11 zusam-
men ; s. d. Art. Amöneburg. In dem zwei-
ten Teil des Namens (Am-isia, wofür
auch Emisa, Emesa) sieht er ein deut-
sches Grundwort asa von der Bedeu-
tung Wasser, Flufs. Ems danach
also der hurtige muntere Flufs.
Engadin wollte man früher aus
dem lat. in capite Oeni = dem
rät. en co d'Oen — am Anfang
des Inn, also Ober-Innthal, ab-
leiten. Es weist aber die urkund-
liche Form Eniantina auf einen
alten Yölkernamen Oeniates. Egl.
172.
Enger, Stadt in Westfalen, in
älterer Form Angara, leitet Forst. A.
1ST. II. 82 vom ahd. angar, mhd.
anger, nhd. Anger, Grasland,
Grasplatz, Ackerland ab.
England = Land der Angeln
wurde die Südhälfte Grofsbritanniens
genannt, seitdem um die Mitte des
5. Jahrhunderts die deutschen Angeln
und andere Stämme von der jütischen
Halbinsel dort eingewandert waren.
Egl. 173.
Emis s. Innerste.
Enz s. Innerste.
Epaktos s. Naupaktos.
Eperjes, Stadt in Ungarn. Wenn
der Name vom mag. eper — Erd-
beere abgeleitet wird, so hat das
wohl nur volksetymologische Bedeu-
tung. Demgemäfs erzählt die Sage:
Als König Bela II. auf der Flucht
hier rastete, erquickte er sich auf
dem Hügel von Eperjes an Erdbeeren,
und davon hat die Stadt ihren Na-
men erhalten. Umlauft 56.
Epidaurus, Stadt in Argolis. Nach
Pott steht Epidaurus für Epidasyros,
Em-ôaavQog; dieses würde einen mit
Dickicht bewachsenen Ort bezeich-
nen und wäre zu griech. öaövc,
dicht, âaaoç, Dickicht, lat. den-
sus'i dicht zu setzen. Noch heute
liegt Epidaurus auf einer kleinen,
aus körn - und weinreicher Ebene
hervorragenden Halbinsel. Curt. 233.
EpirilS, das Küstenland des Joni-
schen Meeres, wurde von den grie-
chischen Inselbewohnern einfach mit
den Namen des Festlandes r¡7i€i-
çoç bezeichnet, welchen Namen es in Er-
mangelung eines einheimischen auf
Grund seiner späteren bis tief ins Bin-
nenland reichenden Einigung selbst
angenommen hat. Kiep. 298. Yergl.
auch Egl. 175.
Ecuador = Aequator, span.
Name eines südamerik. Kreolenstaats,
so genannt, weil er unter dem Aequa-
tor liegt. Egl. 163.
Erdély, ungarischer Name Sie-
benbürgens, bedeutet Wald-Jen-
seits, Land jenseits des Wal-
des, Transsylvania. A. E. Seib. 82. 63.
Erelnis und Terror, zwei schnee-
bedeckte Vulkane des antarktischen
Kontinents, benannte J. Rofs 1841
so nach seinen beiden Schiffen. Egl.
175.
Ereslmrg, alte Sachsenfeste an
der Diemel, an der Stelle des heuti-
gen Stadtberge. Der Name geht auf
den altgermanischen Kriegsgott Ziu,
Er oder Ir (entsprechend dem
griech. Ares) zurück.
Eretria, Stadt auf der Insel Euböa,
führt Curt. 342 auf die Wurzel èg
zurück; davon êçévrjç, Ruderer,
rudere; Eretria also Rude r-
= Schifferstadt.
Erft, Nbfl. des Rheines, in älte-
rer FormArnapa, ist herzuleiten von
der Wurzel am = gehen, fah-
ren und apa = Flufs. Erft so-
Erfurt — Estremadura.
41
viel als der rennende Fluís. Th.
Loh. 48.
Erfurt würde nach Butt. 17 un-
ter "Wegfall des g aus Gerfurt ent-
standen sein = Furt an der Gera.
Eine ältere Form ist aber Erbisfurt,
(Erpis fort) = die Furt des Erbo,
Name des Ansiedlers, vielleicht an
der Furtmühle, die heute mitten in
der Stadt liegt. Briefl. Mitteil, des
Herrn Dr. Jütting.
Erie, Lake, einer der canadischen
Seeen, durch die Canadier benannt
nach einem der Völker der Irokesen-
familie, den Eries, welche an den
Ufern des Sees ihre Sitze hatten.
Egl. 175.
Erill s. Irland.
Eriwan wird volksetymologisch
als sichtbar erklärt, weil Noah die
Stelle der Stadt vom Ararat aus
trocken gesehen habe. Rug. 157.
Erlangen geht auf ahd. elira,
umgesetzt erila, Eller, Erle und
ahd. wang, Feld, Wiese, Aue,
Gr e fil d zurück. Lütt. 35.
Erlau, Stadt und Flufs in Ungarn,
entstanden aus Erlenau; der mag.
Name Eger ist die Übersetzung des
deutschen. Umlauft 57.
Erzgebirge wurde so genannt,
seitdem 1163 eine silberreiche Erz-
stufe entdeckt war, und die Harzer
Bergleute massenhaft einwanderten,
die Erzschätze auszubeuten. Kein
anderes deutsches Gebirge enthält in
seinem Namen so bestimmt den
Angelpunkt seiner Geschichte. Egl.
176- lu
Eschwege, Stadt in Thüringen.
Wege ist volksetymologisch aus wäg,
ahd. wâc umgewandelt, zunächst das
bewegte Meer, dann aber auch
jede anders bewegte Wasser-
fläche, Strudel. Forst. D. 0. 28.
Der erste Teil des Namens geht auf
ahd. asc = nhd. Esche. Forst. A.
N. H. 129. Dieselbe Ableitung hat
Eschweiler, in älterer Form Asc-
wilra. Weiler ist mlid. wîler, ahd.
wîlari, wîlâri aus mittellat. villar e,
Gehöft, dem Neutrum des lat. adj.
villâris, zu einer Meierei, einem
Landgut gehörig. Dieses ist abge-
leitet von lat. villa, Landhaus,
Landgut, Meierei, Ortschaft,
Stadt. Aus villa hat sich gebildet
ahd. wîla, mhd. wile, nhd. weil,
als letztes Wort in Ortsnamen z. B.
in Rottweil. Weig. 1075.
Eschweiler s. Eschwege.
Escorial, am Fufse der Sierra de
Guadarama gelegen, bed. Schlak-
kenhaufen, nach den Überresten
ehemaliger Bergwerke so genannt.
Willk. H. 113.
Eskimo kommt her von Esld-
mantsik d. h. Roh-Fleisch-Es-
ser, so nannten die Abenaki, ein
Algonkinstamm, dieses Polarvolk. In
der That ist die Nahrung derselben
fast ausschliefslich eine animalische.
Müll. 198.
Española s. Hayti.
Essek, Hauptstadt von Slavonien,
an der Drau gelegen, kroat. Osiek
= Abhang, Uferrand, also Stadt
am Uferabhange. Umlauft 58.
Essex s. Sussex.
Estrella, Sierra de, Gebirge auf
derpyren. Halbinsel, bedeutet Ster-
nengebirge. Hellw. D. E. u. i.
V. H. 18.
Estremadura. Der Name kommt
vom Extrema Durii, unter welcher
Bezeichnung die Castilianer im M.
A. zur Zeit, wo die arab. Herrschaft
noch die ganze S.-W.-Hälfte der H.-
Insel umfalste, die äuCserste, jenseits
des Duero, von Leon aus betrachtet, ge-
42
Etschmiadsin — Eyre, Lake.
legene Mark des christlichen Reiches
verstanden. Willk. 178.
Etsclliniadsin = Niederlas-
sung des Eingebornen, ist der
arm. Name der Klosterresidenz des
Patriarchen. Die Legende erzählt,
dafs an der Stelle, wo die Kathe-
drale steht, sich der Erlöser nach
der Himmelfahrt persönlich nieder-
gelassen und dem heil. Georg be-
fohlen habe, dort einen Tempel zu
gründen. Egl. 179.
Ellböa verdankt diesen Namen
seinem Reichtum an Rinderherden;
er bedeutet die rinderreiche, von
£V, gut, wohl und ßovc, das Rind.
Burs. II. 346.
Euphrat ist wie Tigris nach F.
Lenormant, la langue primitive de la
Chaldée, accadischen Ursprungs. Die
accadische Form ist Purrat, pur aber
bedeutet einfach Flufs. Im aram.
heilst der Flufs Eprat, im hebr. Prath,
im arab. Frât, Furat. Die in den
Keilinschriften von Bisutun vorkom-
mende Bezeichnung U-fratus = sehr
breit ist eine volksetymologische
Umbildung. Gött. gel. Anz. 1875
1129. Kiep. 136. Egl. 180.
Europa und Asien. Die Be-
deutung dieser Namen war schon den
altern Griechen unverständlich, weil
sie beide ungriechisch sind. Sie
stammen vielmehr aus dem Assyri-
schen, wo açu Aufgang, und irib
oderereb Untergang, d. i. Sonnen-
untergang, We sten bedeutet. Im
13. Jahrh. v. Chr. erfolgte die Auf-
richtung einer assyrischen Dynastie
in Lydien und die Niederlassung
¡ nordsemitischer Volkselemente in
Klein-Asien. Die Einwirkung der
assyrischen Machtsphäre scheint auch
das AegaeischeMeerumfafst zuhaben,
von dem aus die Unterscheidung und
Benennung der klein-asiatischen und
griechischen Küsten als Osten und
Westen am natürlichsten erscheint.
Der Name Asien hat also gleiche
Bedeutung wie Anadoli, Natolien,
Orient, Levante, Morgenland, Japan,
Nipon. Kiep. 26. s. auch Egl. ci.
Art. A. und E.
Eurotas, Flufs in Lakonien, der
Name geht auf {¡eco, fliefsen und er,
gut, wohl, zurück u. bedeutet danach
der liebliche Flufs. Burs. II. 107.
Everest, Mount, die höchste
Spitze des Himalaya, ist nach dem
Chef der ostindischen Landesver-
messung, Oberst Everest, so genannt.
Der einheimische Name des Berges
Gaurisankar erklärt sich aus gauri7
weiCs, schön und sankar., san-
kara = Siwa, welcher bei den Tibe-
tanern hoch verehrt wird. Egl. 180.
Exeter, Stadt in England, bei
den Angelsachsen Eaxenceastre, d. h.
Burg am Flusse Ex, genannt.
Eckerdt. Engl. 0. 8. Volkstümlich
erklärt als Ecce terra, so hätten die
Römer gerufen, als sie die Stelle der
spätem Stadt erblickten. Glob. 75.191.
Externsteine s. Eder.
Eyre, Lake, eines der australi-
schen Seebecken, ist nach seinem
Entdecker, dem Reisenden E. J. Eyre,
1840, so genannt. Egl. 181.
Falklandsinseln — Feniani do Po.
43
Falklandsinseln, Inselgruppe im
südatlantischen Ocean; sie tragen ihren
Namen nach einem englischen Lord
Falkland (1700). Die Engländer
nennen die beiden Hauptinseln Ost-
und "Westfalkland. Egl. 182.
Falköpilig s. Falun.
Falmoutli, Stadt in England, be-
deutet Mündung des Fai. Die
Stadt liegt am Eingange eines tief
ins Land eindringenden Meerbusens,
in dessen Hintergrund das Flüfschen
Fai mündet. Brockh. YI. 382.
Fallili, Stadt in Schweden. Fai
sind in Westergotland waldlose Wei-
den, daher Falköpilig und Falu,
mit dem Artikel Falun. Die Schwe-
denbetonen in Falun immer die erste
Silbe; die zweite ist ganz kurz.
Köpillg bedeutet einen Kaufplatz,
Handelsort. Pass. 318. Dahin
gehören auch Norrköping, (norr,
nördlich,) Söderköping, (söder,
södre, südlich), Nyköping, (ny,
neu), Jönköpillg, {Jons, Johann).
Famagusta. Im Gegensatz zu
der wahrscheinlich ältesten phöni-
zischen Ansiedlung auf Cypern, Ama-
thus oder Chamath d. i. Festung,
erhielt eine spätere Gründung den
nur in assyrischen Inschriften vor-
kommenden Namen „Amtieha dasti" d.
i. neue Festung, der viele Jahrhun-
derte im Verborgen en fortlebend bei
Ptolomäus in der griechischen Form
Anfxôxœazoç, die „Sandverschüt-
tete" vorkommt. Daraus machten
dann die Yenetianer mit Anklang an
fama und augusta Famagusta, was
die Türken ihrerseits zu Ma'usa
(Magusa), d. h. die starke, feste,
abschwächten. Glob. 34. 137.
Farewell, Cape, = Vorge-
birge Lebewohl, nannten scherz-
weise die engl. Walfänger die Süd-
spitze Grönlands, weil sie dieselbe
bei der Heimfahrt zuletzt aus dem
Gesicht verloren. Egl. 183.
Farsistan, Land von F ars,
heifst eine persische Provinz. Fars
ist das alte Persis. Brockh. YI. 402.
Fayum, eine Landschaft in Aegyp-
ten, wurde dem Anbau gewonnen,
seitdem im dritten Jahrtausend un-
serer Zeitrechnung durch Herbei-
führung des Nilwassers in der Mitte
desselben ein künstliches Seebecken,,
der Mörissee der Griechen, gebildet
war. Auf dem Papyrus von Bulaq
wird der See als juma d. h. Meer
bezeichnet, aus welchem Wort, unter
Hinzutritt des Artikels pha, sich
das moderne Fayum entwickelt hat.
Ausi. 48. J. 195.
Fär Oer = Schafinseln, vom
an. /«er, dän. faar = Schaf und oe,
plur. oer, Insel. Die normännischen
Entdecker nannten die Inselgruppe sor
weil die hierher verpflanzten Schafe
wohl gediehen und im Freien über-
wintern konnten. Egl. 80,
Fejér-rár s. Karlsburg.
Fellachen, die bäuerliche Bevöl-
kerung Aegyptens, Nachkommen der
alten Aegypter. Der Name ist arab.
und bedeutet Pflüger. Kirchh. 67.
Feilll s. Finnen.
Feotlosia, Stadt auf der Halbinsel
Krim, ist im Munde der Russen aus
Theodosia gebildet, dem Namen einer
einst mächtigen berühmten Kolonie
der Milesier, an deren Stelle die
heutige Stadt sich erhebt. Brockh.
YI. 452.
Feniani do Po, richtiger als
Fernando Po, eine der Guineainseln,
44
Ferner — Fiume.
hat seinen Namen von seinem ersten
Entdecker (1485). Glob. 30. 115.
Ferner, Tiroler Name für Glet-
scher, dann auch für schnee- und glet-
scherbedeckte Berggruppen, erklärt
sich durch nlid. firn alt, vorjährig,
mhd. vir ne, ahd. fimi, got. fairnais
alt, vergangen. Firn, aus dem An-
fange des 18. Jahrhunderts nachweis-
bar, bedeutet den vom letzten Winter
oder auch noch länger her, überhaupt
alten auf Berghöhen liegen gebliebe-
nen Schnee. Weig. 462.
Feuerland. Der Name rührt von
Magalhac s lier, weil er bei der Durch-
fahrt durch die nach ihm genannte
Strafse des Nachts zu seiner Linken
überall in der Ferne Feuer sah. Das
Feuer halten die Wilden auf ihren
aus hohlen Baumstämmen gemachten
Kähnen und sonst überall lebendig,
weil bei der hohen Dampfsättigung
der Luft es sehr schwer gelingt,
Holz in Brand zustecken. Seydl. 331.
FiclltelgeMrg'e, bei den Anwoh-
nern der Fichtelberg, hat seinen
Namen von seinen reichen Beständen
an Fichten waldung. Seb. Müller
schreibt: „Yichtelberg ein überaufs
hoch Gebirge Teutscheslands, also
von den Fichtenbäumen darauff hin
und wider gewachsen, genannt."
Auch heute sind die Höhenzüge mit Na-
delwaldung bedeckt und von ernstem,
düsterem Charakter. Umlauft 60.
Fingalshöhle heilst nach dem
sagenhaften kaledonischen König Fin-
gal eine der merkwürdigen Basalt-
liöhlen der Hebriden. Egl. 187.
Finisterre, Finis terrae, Kap
im N.-W. der pyrenäischen Halbinsel,
bedeutet Ende des Landes, Ende
der Welt. Die deutschen Seefahrer
haben aus dem fremden Namen volks-
etymologisch einen finstern Stern
gemacht. Bacmeister. A. W. 32.
Finnen, bei Tacitus Fenn i, Ptol.
<t>iwoi, bedeutet S u m p f b e w o h n e r.
DerName ist ihnen von den Deutschen
gegeben nach ihren Sitzen an zahl-
reichen Sümpfen und Seeen ; got. fani,
ahd. farmi i ferini heilst Sumpf. Sie
selbst nennen sich Suomalaiset,
was ebenfalls Sumpfbewohner heilst,
von suoma = Sumpf, Morast.
Sjögren, der beste Kenner der finni-
schen Sprache, hat indes die Richtigkeit
dieser Deutung mit gewichtigen Grün-
den zurückgewiesen. Das ahd. fenni
erscheint in Niederdeutschland als
Fenn,Tenne, Yeen, wie die Hohe
Y e e n, Teil des rheinischen Schiefer-
gebirges. Einer ganz falschen Er-
klärung folgt bei diesen Worten Egl.
601. Die Hohe Yeen ist sehr reich
an Hochmooren.
Finstermünz, Engpals am Inn
in Tirol, ist nach Bacmeister A.W.
115 aus einem lat. Yenustus mons
entstanden; venustas, lieblich, an-
mutig.
Firtll, so heifsen in Schottland
die schmalen Meereseinschnitte, wie
Firtli of Forth, Firth of Tay, Firth
of Clyde, vom norw. fjord abstam-
mend. Das Yorkommen dieses Aus-
drucks in Schottland erklärt sich
durch die normännischen Ansied-
lungen.
Fischhansen,Stadt in OstpreuCsen,
zuerst als Schönewyk gegründet, er-
hielt seit seiner Erhebung zur Stadt
durch den Bischof Siegfried von Sam-
land 1299 den Namen Bischofs-
hausen , woraus sich Fischhausen
entwickelt hat. Toepp. 218.
Fiume wird genannt nach der
Fiumera, an deren Mündung die Stadt
liegt. Die Slaven nennen Flufs und
Stadt Rjeka, das wäre die Ueber-
setzung des italienischen Namens,
fiume, da rjeka so viel wie Flufs
bedeutet. Lat. hiels die Stadt Fa-
num St. Yiti ad Flumen, Tem-
Flatow —
Franken.
45
pel des heil. Veit am Flusse;
daher hiefs der Ort bei den Deutschen
noch im 17. Jahrhundert St. Veit
am Pflaumb, Pflaum. Umlauft 60.
À. a. W. 8. 140. Fiume und Fiu-
mera erklären sich durch lat. flumen,
Fluís.
Flatow, in Posen und sonst mehr-
fach vorkommende Ortsbezeichnung,
geht auf altsl. blato, Sumpf zurück.
Kühnel I. 16. Dieselbe Ableitung
zeigt derPlatteilsee, magyar. Balaton.
Flex O , der alte Name des Zui-
dersees; nach Forst. D. 0. 28. steckt
in dem Namen ein das Meer be-
zeichnender Ausdruck, der zur Wur-
zel plu gehört, ahd. flawjan, flawen,
mhd. fläen, vlouuen = spülen,
fliefsen, waschen.
Florenz, deutscher Name der
italienischen Stadt Firenze. Bei den
Römern hiefs sie Florentia = Blu-
menstadt, vom lat. flos, floris,
die Blume.
Florida wurde durch seinen Ent-
decker, den Spanier Ponce de Leon,
so genannt, weil er das Land im
Jahre 1512 am Ostertage, welcher
spanisch mit dem Ausdruck pascua
florida bezeichnet wird, zum ersten
Mal erblickte. Hopp. Gesch. d. ver.
St. I. 48.
Fonseca, Golfo de, eine paci-
fìsche Bucht Centro-Amerikas, vom
span. Entdecker Niño gefunden (1523)
und nach seinem Gönner Fonseca,
dem Bischof von Burgos, Präsiden-
ten des indischen Rates von Spanien;
benannt. Egl. 192.
Forehlieilli, in älterer Form Fo-
rahheim, ist herzuleiten vom ahd.
for aha, forha, mhd. vorhe, nhd.
Föhre. Forst. A. N. II. 572.
Formentera, eine der Pityusi-
schen Inseln. Der Name ist abzu-
leiten von forment, dem mund-
artlichen Ausdruck für Weizen
(fromentum) nach der aufserordent-
lichen Ergiebigkeit dieses Produkts;
neben ital. frumento die Form fer-
mento, frz. froment. Egl. 193.
Formosa, so nannten die Spanier
die von den Chinesen Thaiwan ge-
heifsene Insel. Den Namen der
Schönen verdient sie nach den
enthusiastischen Schilderungen vieler
Reisender mit Recht. Hellw. D. E.
u. i. Y. II. 479.
Forward,Cape = das äufser-
ste Yorgebirge, nannte der eng-
lische Seefahrer Th. Cavendish (1587)
die S.-spitze des amerik. Kontinents.
Häufiger scheint die Form Cape
Froward = widerspenstiges
Yorgebirge zu sein. Das Kap ist
bei den Seefahrern sehr gefürchtet.
Das Doublieren des Kaps erfordert
bei den vielen Wendungen undWind-
stöfsen alle Anstrengungen der Mann-
schaft. Das Kap ist ein kühnes Yor-
gebirge von dunkelfarbigem Schiefer ;
an der Aufsenseite fast senkrecht
abfallend, erscheint es als eine hohe,
rundgipflige, trotzige Felsmasse. Egl.
193 u. 94.
Fossombrone, Stadt in Italien,
am Metauro gelegen. Der Name hat
sich aus dem alten Forum Sem-
pro n ii entwickelt. Brockh. YI. 642..
Franche-Comté, eine französische
Landschaft, früher ein Teil des hoch-
burgundischen Reiches und mit die-
sem 1032 mit dem Deutschen Reiche
vereinigt. Den Namen, = Frei-
grafschaft, erhielt sie, weil sie
durch Freigrafen, d. i. keinem Herzog
unterworfene Grafen, verwaltet wur-
de. Kneisel 47.
Franken, Gesamtname für meh-
rere zu einem Yölkerbunde vereinigte
deutsche Stämme. Den Namen er-
klärt Grimm, Gesch. d. deutsch. Spr.,
46
Frankfurt — Freundschaftsiiisein.
durch ein aus der got. Wurzel fr eis,
frei entsprungenes, bis jetzt nicht
nachzuweisendes got. adj. fraggs,
nhd. frank; vergi, ital. franco,
frei. Von dem Yolksnanien kommt
der Name der Lieblingswaffe des
Volkes, der Franciska, des Wurfbei-
les. Im Orient gilt der Name Franke
für alle Europäer ohne Unterschied
•der Nation und Konfession. Die-
ser Kollektivname rührt von der
Zeit der Kreuzzüge her, an welchen
sich die Franzosen, von denen der
Name genommen ist, besonders be-
teiligten. Weigand I. 487.
Frankfurt wird als der Fran-
ken Furt gedeutet. Nach der Sage
hätte dem Frankenkönig Chlodwig,
als er gegen die Alemannen zog,
-eine Hirschkuh die Mainfurt gezeigt.
Die Gründung der Stadt wird Karl
dem Grofsen zugeschrieben. Die Furt
im Main soll ihn nach einer andern
Sage vor den verfolgenden Sachsen ge-
rettet haben. Auch heute ist Frankfurt
ein Knotenpunkt für alle Mainstraf sen,
Egl. 196. Kneisel. 25.
Franzensbad, Kurort in Böhmen,
ist nach dem Kaiser Franz II. be-
nannt, welcher 1793 durch Errichtung
•einiger Bauten den Kurort ins Leben
rief. Umlauft 63.
Franzensfeste in Tirol wurde
in den Jahren 1833—38 erbaut und
dem Kaiser Franz II. zu Ehren benannt.
Umlauft 62.
Franz-Josepli-Land wurde durch
die österreich-ungar. Polar-Expedition
unter Payer und Wey pr echt 1873
im Norden von Nowaja-Semlja auf-
gefunden und nach dem Kaiser Franz
-Joseph von Österreich benannt.
Frauenfeld, der Name des Haupt-
orts des Thurgaus, bedeutete ursprüng-
lich unserer 1. Frauen Feld, als
■das Besitztum Marias, der Schutz-
patronin des Klosters Reichenau, wel-
ches Grundherr dieser Gegend war.
Egl. 197.
Fraserflllfs in Britisch Columbia
ist genannt nach Simon Fraser, dem
ersten Europäer, welcher 1806/8 das
Felsengebirge überschritt und in je-
nen Regionen den ersten englischen
Handelsposten gründete. Egl. 196.
Freetown = Freistadt, nennen
die Engländer den Hauptort ihrer
westafrikanischen Besitzung Sierra
Leone, weil hierher alle Neger ge-
bracht wurden, welche die Kreuzer den
Sklavenhändlern abnahmen. Egl. 198.
Freiberg', sächs. Bergstadt, ver-
lockend so benannt als die mit
Freiheiten ausgerüstete, um
die Einwanderung der Harzer Berg-
leute aufzumuntern, nachdem 1163
im Miriquidiwalde eine silberreiche
Erzstufe entdeckt worden war. Egl. 198.
Freiburg, zubenannt im Ücht-
lande, die Hauptstadt des nach ihr
benannten Kantons, wurde von den
Zähringern 1178 als Freistätte und
Hort gegen den Landadel erbaut.
Egl. 198.
Fréjus s. Friaul.
Fremont's Peak, ein Spitzberg
der Rocky Mountains, ist so benannt
nach Kapit. Fremont, welcher auf
Befehl der Regierung der Arer. St.
in den Jahren 1842 und 1844 jene
Gebiete erforscht hat. Egl. 198.
Freundseliaftsinseln nannte
Cook im Jahre 1774 eine von ihm
besuchte australische Inselgruppe,
weil ihn die gutmütigen und unter
sich freundschaftlichen Bewohner be-
sonders freundlich aufnahmen. Mari-
ner freilich behauptet, dafs Cook die
Inseln sicher nicht so genannt haben
würde, hätte er gewufst, dafs nur
der Zwiespalt unter den Häuptlingen
Friaul — Fui'ka.
47
es war, welcher ihn und seine Mann-
schaft vor geplanter verräterischer
Ermordung' rettete. Jung. Austr. III.
203.
Fl'iaill, italienische Landschaft, in
longobardisclier und fränkischer Zeit
als Markgrafschaft Friuli, hat seinen
Namen von der Stadt Forum Ju-
lium. Kiep. 387. Aus einem an-
deren Forum J u 1 i u m hat sich
■der Name von Fréjus entwickelt,
einer Stadt in Frankreich.
Friedrichshafen wurde durch
den König Friedrich von Württem-
berg anstelle des alten Reichsstädt-
chens Buchhorn als neuer Hafen des
Bodensees angelegt. Egl. 199.
Friedriclisliall s. Halle.
Friedrich - Wilhelmshafen s.
Kaiser Wilhelmsland.
Friesack s. Bliesen.
Frisches Haff. Half bedeutet ur-
sprünglich das offene Meer, die hohe
See, md. hob, ags. heaf, an. haf
schwed. haf, dän. hav. In Ostfries-
land bezeichnet man noch heute das
Wattenmeer als haf. Frisches Haff'
nannten die in Preufsen einziehen-
den Deutschen das sich meerartig er-
weiternde Gewässer wegen seines
süfsen Wassers im Gegensatz zu der
Salzsee; fresh water heifst auch
dem Engländer das süfse Wasser,
Ursprünglich hiefs auch das Kurische
Haff das frische; Düsburg spricht
von einem frischen kurischen Haff,
mare recens curonense; seit aber
dieses von dem Orden in Besitz ge-
nommen war, blieb der Name des
frischen Haffes dem Pregelhaff. Das
kurische, welches bei den russischen
Chronisten den Namen Rusna führt,
erhielt jenen Namen, weil der erste
feste Punkt, den die Ritter dort in
Besitz nahmen, die Memelburg, von
Kurland aus gegründet wurde, und
auch mit der nordöstl. Küste des
Gewässers längere Zeit zu Kurland
gehörte.
Fritzlar, in älterer Form Fridis-
lare. Dem ersten Teil des Namens
giebt Grimm die Bedeutung Um-
friedigung; lar. Über lar s. Gos-
lar.
Froward s. Forward.
Fil = Stadt ersten Ranges,
ist wie Tsclieil = Stadt zwei-
ten Ranges und Hiail = Stadt
dritten Ranges, Bestandteil vieler
chinesischer Städtenamen. Egl. 200.
FuenterraMa oder Fontarabia,
eine Ideine Grenzfestung zwischen
Spanien und Frankreich, von den
Basken Ondarrabia genannt, hat sei-
nen Namen von seiner Lage im
Ufersande des sich in der Nähe ins
Meer ergiefsenden Flusses Bidassoa
erhalten. Pott. 22.
Fulda, in älterer Form Fuldaha.
Nach Grimm kann man den Namen
vom ahd. fulta — terra ableiten;
aha = Flufs, also Landflufs.
Forst. A. N. II. 597, vergi, bei Schad.
210 as. folcla — Erde, Boden,
verwandt mit nhd. Feld, s. Schad.
176. fëld.
FumMna-GrCMrge, in Adamaua,
bedeutet südliches Gebirge. Pet.
84. 309.
Fuiiclial, Hauptstadt von Madeira,
vom port, fimcho, franz. fenouil,
(anethum foeniculum) = Fen-
chel, welche Pflanze auf den be-
nachbarten Felsbergen in grofser
Menge wächst. Egl. 201.
Furka bedeutet eine Einsattelung
zwischen zwei hoch und steil aufstei-
genden Bergen ; f u r c a lat. = G a b e 1.
Die Spitzen der Berge werden hier
48
Fürth — Gand.
den Zinken der Gabel verglichen ; die
bekannteste solcher Einsattelungen
ist der Furkapafs, welcher das obere
Wallis und das Urserenthal verbin-
det. Egl. 201.
Fürth, Ort an der Rednitz, her-
zuleiten vom ahd. furt, zusammen-
hängend mit dem ahd. faran —
fahren, die Furt. Forst. D. 0. 38.
Füssen ist entstanden aus dem
lat. fauces, Schlund, Hohlweg,
Engpafs. Andre. 67. Füssen liegt
am Austritt des Lech aus den bay-
rischen Alpen.
Gaarz s. Grodno.
Gader s. Aegades.
Gala, Volk in O.-Afrika. Der
Name soll eine Heimat suchen
bedeuten. Gala wäre also etwa so
viel wie die Eingewanderten.
Das Yolk selbst nennt sich Dm-Orma
oder Hm-Oroma, d. h. tapfere Män-
ner. Hartm. 135., Egl. 204 giebt
als Bedeutung des Namens Hirten.
Galapagos, Islas de los = S eh i 1 d-
kröteninseln, nannten die Spa-
nier eine Inselgruppe, welche sich
durch Reptilienreichtum, insbeson-
dere durch eigentümliche Arten von
Schildkröten auszeichnete. Sie wer-
den immer noch, trotz der unerhört
grofsen Zahl, welche in jedem Jahr
gefangen wird, in Menge auf allen
Inseln des Archipels gefunden. Egl.
203.
Galatei* s. Gallier.
Galieien, span. Galicia, spanische
Provinz, hat sich entwickelt aus dem
alten Namen Gallaecia; so hiefs
der nordwestliche Teil der pyrenä-
ischen Halbinsel bei den Alten,
Galiläa, eine der palästinischen
Landschaften. Galil-hag-göjim bedeu-
tet Kreis der Heiden, weil zu
allen Zeiten ein bedeutender Bruch-
teil der Bevölkerung Galiläas frem-
der, nicht jüdischer Abstammung
war. Später wird der Name verkürzt
zu hag-Galil = Kreis. Kiep. 175.
Galizieil, die deutsche Form ge-
bildet aus Haliczanin oder Galicya-
nin, kommt von dem Namen der
uralten Stadt Halicz. Dieser Name
geht auf hala zurück, was in der
Sprache der Goralen Berg bedeutet.
Galizien hat nichts, wie noch Egli
will, mit Salz zu thun. Ketrz. 129.
Galle = Stein, Fels, singha-
lesischer Name eines Hafenortes auf
Ceylon, bei den Europäern als Point
de Galle bekannt, = Felsenkap.
Egl. 204.
Gallen, St., ist genannt nach
dem heiligen Gallus, der um 650 den
Grund zu einem Kloster legte, lun
das herum später eine städtische An-
siedlung entstand. Egl. 204.
Gallier, Galater geht auf einen
Stamm gal zurück, zu dem auch
Gael, Gail, der keltische Name der Hoch-
schotten gehört. Aus dem gal. gal,
Schlacht, galann, Feind, gail,
Mord, liefse sich für die alten Na-
men die Bedeutung Krieger ver-
muten. Zeus 65.
Galtgarlben s. Gäbris.
Gaild, der Bach von Ganders-
Ganges — Georgia.
49
heim, führt Buck auf deu Stamm
candi zurück, zur "Wurzel cud, rei-
nigen, läutern gehörig. Hiermit
stellt er auch die Kandel* (Thuner
See), imd Kinzig (Rhein, Rhein-
Main) zusammen. Buck. 166.
Granges, im skr. Ganga, fem., be-
deutet einfach Strom. Das Wort
kommt als Generalname oft in Zu-
sammensetzungen vor. Kiep. 34.
Egl. 205.
Gap, die tiefe Einsenkung zwi-
schen den Nilgiris und den Aligiris,
bedeutet Lücke, Sattel. Seydl. 16.
Garda, s. Grodno.
Grardasee ist benannt nach Schlofs
und Städtchen Garda. Egl. 206.
Gfariep oder (¿aril), so nennen
die Hottentotten den Orangeflufs ; der
Name bedeutet der Rauschende; sie
unterscheiden den Hauptstrom, den Nu-
Garib = den schwarzen, von seinem
Neben Auf s Yaal, dem Hei-Garib = dem
gelben und nennen den vereinigten
Strom Kei-Garib = den grofsen
Rauscher. Egl. 414. Orange River.
Garonne, Garumna, bedeutet,
aus dem kelt. erklärt, der gras-
und schilfreiche Flufs. Grom-
nae, gronnae = loca palustria
et herbosa. Bacmeister A. W. 77.
Gascogne hat sich entwickelt aus
dem mittelalterlichen Gallovasconia.
Dieser Name bezieht sich darauf,
dafs in dieser nördl. von den Pyre-
näen gelegenen Landschaft früher die
baskische Sprache geredet wurde.
Kiep. 505.
Gaurisankar, s. Everest.
Gaza, eine der Städte der Phili-
ster, bedeutet die S t a r k e. Kiep. 17 2.
Gäforis, Name eines Berges im
Appenzellerlande, könnte eine alte
rätische Bezeichnung für Berg sein.
Thomas, Etym. Wörterbuch.
Ich erinnere hier, ohne irgend welche
Schlüsse ziehen zu wollen, daran,
dafs im Preufsischen garbs der
Berg heifst. So im Namen der
höchsten Erhebung Samlands, dem
Galtgarlben, dessen erster Bestand-
teil noch nicht erklärt ist.
Gelbern, s. Kaffern.
Geest, die höher gelegenen Land-
striche in AV.-Deutschland im Gegen-
satz zur Marsch; der Name erklärt
sich durch nordfries. gast-, unfrucht-
bar. Weigand I. 539.
Geismar, wiederholt in Deutsch-
land vorkommender Ortsname. Bei allen
Orten dieses Namens finden sich mine-
ralische Brunnen ; dieser Umstand führt
auf die Ableitung von ahd. gisan,
kochen. Der zweite Teil des Namens
ist das ahd. mari, meri in der Be-
deutung von Quelle, See, Sumpf.
Arn. Ans. u. Wand. 114. Andere leiten
das mar in Geismar von mari,
hell, berühmt ab. Forst. A. N.
II. 1053. Ygl. Hadamar.
Gela, griech. Kolonie auf Sicilien,
erhielt seinen Namen von dem gleich-
namigen nahen Flusse. Derselbe soll
nach der Kälte seines Wassers, lat.
gelu, Frost, Eiskälte, so benannt
sein, daher er noch jetzt fiume di
ghiaccio heifst. Kiep. 470.
Gellbes Meer, s. Hoangho.
Genf, lat. Genava, erklärt sich
durch kymr. gen, Mündung, ir.
gen, gin, gion. Genava entspricht
dem röm. Ortsnamen Ostia. Genf
liegt da, avo die Rhone aus dem See
ausmündet. Glück 104.
Georgia, einer der vereinigten
Staaten von Nordamerika, wurde 1733
durch den Philanthropen Oglethorpe
als englische Kolonie gegründet und
dem Könige Georg II., der ihm einen
Freibrief ausgestellt hatte, zu Ehren
4
50
Georgier — Ghor.
genannt. Hopp. Gesch. d. ver. St. I.
127.
Georgier, Volksstamm im S. des
Kaukasus. Der Name ist entstanden
aus AVer, so nannten die Armenier
ihre nördlichen Nachbarn. Aus der
Pluralform Wirkh haben sich die neu-
pers. Formen Gürg, Gürdj, das spät-
griech. reύyia, sowie das russ.
Gruzija, Grusia entwickelt. Kiep.
Leitf. 39.
Germanen, der bei den Römern
übliche Gesamtname der deutschen
Stämme. Der Name ist keltisch. Seine
Bedeutung ist ursprünglich keine eth-
nische; er scheint vielmehr die all-
gemeine von Waldbewohnern ge-
habt zu haben. Sonst Ii eis e es sich
nicht erklären, dafs die rein kelti-
schen Bewohner der Ardennen bei
Cäsar als Germanen bezeichnet wer-
den. Auch in Spanien werden uns
Germanen als Bewohner rauher Wald-
gebirge genannt. So hat der Kelte
denn auch die Bewohner des rechts-
rheinischen Gebirges ohne Unterschei-
dung der StammeszugehörigkeitWal d-
bewohner d. h. Germanen genannt.
Zeus setzt die Wurzel germ zum
slav. gora, Berg; hier sei auch an
das lit. girr e, Wald erinnert. Zeus
59. J. Grimm leitet den Namen vom
kelt. gairm, garm, Lärm ab, also
Germanen so viel wie Rufer im
Streit. Forst. A. N. II. 633 ent-
scheidet sicli für die Herleitung vom
cambr. g er, altir. gair = Nachbar;
Arn. D. Urz. 26 behält diese Erklä-
rung bei. Auch nach ihm gehörte der
Name ursprünglich einem keltischen
Stamme am Niederrheiii an und ging
auf die nachrückenden fremden Stäm-
me über.
Germsîr heifst der schmale was-
serarme, aber dattelreiche Küstenstrich,
der sich am Fufse des pers. Küsten-
geb. längs des pers. M. B. hinzieht.
Das Land trägt diesen Namen wegen
seiner sengenden Glut mit Recht,
denn er bedeutet warmes Land.
Kiep. 64.
Gesericll, See in der Provinz
Preufsen. Der Name ist preufs. und
bedeutet einfach See, lit. ezeras,
slav. jexero See. Hopp. Ortsn. d.
Prov. Preufs. Altp. Mont. 6. 525.
Gesellsehaftsinseln nannte Cook
1769 eine austral. Inselgruppe nach
dem geselligen, heitern Wesen ihrer
B ewohner. Egl. 535.
Gesenke, Mährisches, müfste Ge-
senike heifsen von slav. jesnik, die
Esche, also Eschengebirge. Klöd.
D. Ar. d. Hochl. 30.
Gethsemane, s. Oelberg.
Geysir, die heifsen Springquellen
in Island, bedeutet nach gewöhnlicher
Annahme wütend, so genannt nach
der grofsen Gewalt, mit der die
Quellen hervorbrechen. Der Name
erklärt sich wohl einfacher durch
ahd. gixan, kochen, also kochen-
de, heifse Quellen. Rug. 137.
Geysir ist die Mehrzahl von Gey sr.
Es giebt deren Hunderte auf der
Insel. Der in allen Lehrbüchern
der Geographie angeführte und in
Europa bekannte Geysr ist nicht
einmal der gröfste, allein er ist von
Reykjavik am nächsten und am leich-
testen zu erreichen. Nord. 368.
Gliatta, das östl. und westl. Rand-
gebirge von Dekhen, bedeutet nach
Egl. 212 und Kiep. N. H. 29 die
Pässe. Der Name kommt von den
zahlreichen Gebirgslücken, durch
welche die Wege von den Küsten-
ebenen nach dem Plateau führen.
Ghor, el =die Ebene oder das
Unterland, im Vergleich zum Ge-
Gibraltar — Glogau.
51
birgsplateau oder Oberlande, heifst
bei den Arabern das Jordanthal vom
See Genesareth bis zum Südende des
Toten Meeres. Egl. 212.
Gibraltar, entstanden aus Gje-
bel al Tarik = Berg des Tarik.
Der Name bezeichnete zunächst die
Felsenhalbinsel, auf der der arab.
Eroberer zuerst Europa betrat. Der
Name ist später auf die an dem
Fufse des Felsens entstandene Stadt
und die nahe Meerenge übertragen.
Im Altertum liiefs der Felsen Kalpe.
Egl. 213.
Gileâd, Landschaft östl. vom Jor-
dan. Sie besteht aus Kalkgebirgen,
deren Gipfel die gröfsten Höhen des
westjordanischen Landes noch über-
ragen und deren flache, waldreiche
Rücken von tiefen, meist engen, aber
wasserreichen Nebenthälern des Jor-
dan durchschnitten werden. Der Name
bedeutet (arab. galacl) hart, rauh.
Kiep. 179. Nach Brockh. VI. 336
bedeutet der Name Kamel und be-
zieht sich auf die höckerige Gestalt
des Gebirges.
Gilge, Mündungsarm der Memel,
leitet Hoppe in der Altpr. Mon. 81.
335 vom lit. gilè — Tiefe ab.
Gilolo, eine der Molukken. Der
Name bezeichnete ursprünglich einen
Punkt an der W.-Küste der Insel.
Statt dieses Namens kommt jetzt
mehr der einheimische Hallîiahera,
d. h. grofses Land zur Geltung.
Gilolo ist von den vielen kleinen In-
seln die gröfste. Guth. I. 422.
Gironde soll nach Réclus, Physik
der Erdkunde, ein Doppelname sein,
entstanden aus dem Namen zweier
Quellflüsse Gyr und Onde. Solche
sind aber nicht bekannt. Die Alten
führen in der Nähe der Gironde-
mündung ein Vorgebirge Curianum
an; hieraus konnte sich sprachgerecht
ein franz. Churan und daraus Giron
(-de) entwickeln. Es könnte aber auch
l'onde „Welle" einen volksetymolog.
Einflufs auf die Bildung unseres Flufs-
namens ausgeübt haben. Ausi. 68.
510.
Glan, häufig in Deutschland vor-
kommender Flufsname, ist nach Mone
keltisch, und ginge dann auf gäl.
glan, ir. ghlan, rein, hell zurück.
Arn. Ans. u. Wand. 45.
Glarus, Stadt und Kanton in der
Schweiz, hat vermutlich seinen Na-
men von dem h. Hilarius, dem Schutz-
patron des Klosters Säckingen, dem
das Thal von Glarus gehörte, erhalten.
Im Lande selbst wird der Name Gla-
ris gesprochen. Egl. 214.
Glauchau, Stadt an der Mulde,
führt Hey. Slav. O. 24 auf wend.
glucliy, taub, unfruchtbar, leer
zurück. Andere leiten den Namen von
gluche oder hluche, zu ergänzen
hory, Berge, d. h. kahle Berge,
ab. Glob. 19. 60.
Gletscher könnte an glitschen
oder an glatt erinnern; das Wort
geht aber auf franz. glacier zurück,
das sich aus dem lat. glades, Eis
entwickelt hat. Es ist aus der wel-
schen Schweiz zu uns gekommen.
Der alte deutsche Name ist K es, mhd.
lies, ahd. ches, — Frost, Eis-
kälte. Jütt. 83. Weigand I. 600.
Gflineke, in Brandenburg und sonst
auf slav. Gebiet häufig vorkommende
Ortsbezeichnung, geht auf altsl. glina
= Lehm, also Lehmort. Kühnel
I. 16.
Glogau, Stadt in Schlesien, der
Name geht auf poln. und wend. gloy,
der Weifsdorn. Butt. 98.
4*
52
Gloucester — Gossensafs.
Gloucester, Stadt in England am
Severn, ist entstanden aus dem lat.
Glevum Castrum. Egl. 349.
Gmünd, Gmünden, s. Neckar-
gmünd.
Gr O a, portugiesische Namensform
einer vorderindischen Stadt, soll kor-
rumpiert sein aus dem einheimischen
Goe, vollständig Goe moat — fri-
sches (fruchtbares) Land. Egl. 216.
Gobi, das grofse Wüstengebiet in
Hinterasien, bedeutet nach gewöhn-
licher Erklärung im mong. wasser-
lose,. unfruchtbare Ebene. Nach
Grlob. 26. 231 soll der Name im
türk. grofs bedeuten. Der chin. Name
der Wüste Schamo bedeutet S and-
ine er. Der Name bezieht sich auf
die grofsen Sandanhäufungen, welche
sich namentlich im östl. Teile der-
selben befinden.
Godesberg, Stadt am Rhein, am
Fufse einer burggekrönten, dominie-
renden Höhe gelegen, in älterer Form
Gudensberg, Wodenesberg, gehört zum
Götternamen Wodan. Forst. A. N.
H. 1638.
Godhaab = gute Hoffnung,
dänische Niederlassung an der West-
küste Grönlands, im Jahre 1721 von
dem ersten Missionär Hans Egede so
genannt, offenbar in hoffnungsvoller
Erwartung seiner Erfolge im Bekeh-
rungswerk. Egl. 216.
Gojim, Plural von goi, Volk; so
nannten die Juden die Heidenvölker
im Gegensatz zu dem auserwählten
Volke. Kleinpaul 328.
Goktsehaisee, in Armenien gele-
gen, bedeutet nach Rug. 226 der
blaue See.
Goldenes Horn, schon in spät-
römischer Zeit bekannt als XQtiGövv
xéçag. Kiep. 328 bezieht den Na-
men auf den reichen Gewinn, den
der Fang der jährlich zu Millionen
ans dem Pontus in die Propontis und
den schmalen Meeresarm ziehenden
und hier gefangenen Thunfische für
die Umwohnenden abwarf.
Goldenes Thor nannte der eng-
lische Seefahrer Drake den thorarti-
gen Eingang zu der vielbuchtigen
Bai von San Francisco, vielleicht mit
Rücksicht auf den Goldreichtum Ka-
liforniens, von dem Drake gehört hatte,
vielleicht aber auch in Bewunderung
der Scenerie, welche die Bai bietet.
Egl. 217.
Goldküste nennen seit den Zei-
ten der Portugiesen die Europäer
einen Küstenstrich Neu-Guineas we-
gen des Reichtums derselben an Gold-
staub. Egl. 217.
Golfstrom heifst die mächtige
Strömung des nordatlantischen Oce-
ans, weil sie, von Afrika herkommend,
den Golf von Méjico durchströmt,
ehe sie sich nach den Küsten Euro-
pas wendet.
Gollenberg, s. Kulm.
Golm, s. Kulm.
Goraleil, Bergbewohner, vom
pohi.gora, Berg, nennt man die Be-
wohner der nördlichen Karpatenab-
hänge. Umlauft 82.
Goslar. Der erste Teil des Na-
mens erklärt sich aus dem des Flüfs-
chens Gose, an dem die Stadt liegt.
Der zweite Teil geht auf ahd. Jar,
lari, af. Ieri, 1er, in der Bedeutung
Stätte, Niederlassung, Ge-
richts-, Opferplatz, s. Weig. I.
549. Art. Geläer. Dahin gehören
auch Laar, Lahr, Leer. Arn. Ans.
und Wand. 137.
Gossensafs, Ort auf der Südseite
des Brenner, deutet Steub als Goten-
sitz; andere leiten den Namen vom
Gotland —
Griechen.
53
Personennamen Gozzo = Gothard ab,
also Sitz eines gewissen Gozzo. Um-
lauft 73.
Gotland bedeutet nach Passarge
gutes Land, weil die Insel zu den
gesegnetsten Gegenden des schwe-
dischen Reiches gehört, holzreich ist,
fruchtbaren "Weizenboden hat und zum
Obstbau sich vorzüglich eignet. Egl.
219. Dem widerspricht, dafs gut
im schwed.-dän. wie ndd. god heilst.
Der ältere Name ist Gautland, Gota-
land und geht auf den Volksnamen
der Goten.
Görlitz, wend. Sgorelz, geht auf
slv. sa, bei und gora, Berg, also
Stadt am Berge; gemeint ist die
von allen Seiten sichtbare aus 'der
Ebene aufragende Landeskrone. Butt.
73. Dagegen giebt Hey. Slav. O.
die Ableitung von gorêti, tsch. horeti,
poln. gorzec, brennen, also eine
ausgebrannte Stätte; die Erklä-
rung ginge dann auf die.Vernich-
tung des einstigen Urwaldes, der
den Ansiedlungen Platz machen
mufste.
Görz, mehrfach auf slav. Gebiet
vorkommende Ortsbezeichnung, führt
Mikl. 164 auf slav. gora, Berg, An-
höhe zurück.
Oral) fold, Landschaft zwischen
Fulda und Main. Dieselbe Gegend
hiefs im 8. saec. Buconia, Bu-
chenwald. Später wurde sie nach
Lichtung der "Wälder mit sia vi-
schen Kolonisten besetzt. Grabfeld
selbst ist in seinem ersten Teile
slav. und geht auf wend. und poln.
grab, tsch. hrab, die Rotbuche
zurück. Bacmeister. A. W. 157.
Eben dahin gehört auch der häu-
figer vorkommende Ortsname Gra-
bow.
Grabow, s. Grabfeld.
Gradiska, s. Grodno.
Grajische Alpen, s. Krain.
Grampian Mountains. Bei Ta-
citus wird ein Berg in Kaledonien
erwähnt, mons Graupius. Die fal-
sche Lesart Grampius hat Lokal-
gelehrte des vorigen Jahrhunderts auf
den Einfall gebracht, das Centraige-
birge Hoch-Schottlands Grampian
Mountains zu taufen. Kiep. 532.
Granada hat seinen Namen von
der Granate, deren Bild in das Wap-
pen der Stadt überging und noch
jetzt alle Strafsen und öffentlichen
Gebäude schmückt. Hehn 208.
Gran Chaco nennen die Brasili-
aner ein grofses Gebiet im Innern
ihres Landes. Der Name bedeutet
grofses Jagdgebiet; dasselbe be-
findet sich zum gröfsten Teil im Be-
sitz feindseliger Indianerstämme.
Glück I. 242.
Graudenz, s. Grodno.
Graveiiliaag, s. Haag.
Graz, s. Grodno.
Grenoble, Hauptstadt der Dau-
phinee; der Name ist entstanden aus
dem alten Gratianopolis, welchen Na-
men die Stadt im Jahre 379 zu Eh-
ren des Kaisers Gratianus erhielt.
Kiep. 508.
Griechen, lat Graeci, rçaixoc,
scheint in vorgeschichtlicher Zeit ei-
nem äufsersten nordwestl. Stamme des
später damit belegten grofsen Volkes
angehört zu haben, welcher, wie es
scheint, im innern Epirus um Dodona
herum wohnte. Jedenfalls wird jener
Name schon im Altertum von den illy-
rischen Bewohnern von Epirus ge-
braucht worden sein, da noch ihre
heutigen Nachkommen, die Albanesen,
für ihre Landesgenossen griechischer
Sprache nur die Benennung Grek ken-
nen. Da im Altertum illyrische Stämme
54
Grimma — Grofsglockner.
auch in S.-Italien wohnten, so begreift
sich die Übertragung jenes Namens
aus Hlyrien nach Italien. Der Name
hatte sich liier bereits festgesetzt, als
die griech. Kolonisation in Italien be-
gann. Curt. 176 stellt den Namen
mit der Wurzel gar zusammen, von
der auch yéçcov, Greis, yçava. Alte
herkommt, Griechen also die Alten,
Ehrwürdigen. Griechen hat sich
aus dem lat. Gr a e ci entwickelt.
Kiep. 230.
Grimma, s. Kremmen.
Grindelwald ist der Name eines
Thals im Berner Oberlande, abzulei-
ten von dem keltischen grindel =
Riegel und dem Walde, welcher
einst das Thal bedeckte. Der Riegel
bezieht sich auf den Berg, welcher
das Thal gegen das Hasli abschliefst.
Egl. 224. Es sei hier gestattet, an
den Mythus von Grendel in der Be-
wulfsage zu erinnern. Doch müfste,
ehe man einen Schlufs auf die Be-
deutung unseres Namens macht, nach-
gewiesen werden, daCs die Figur des
Grendel jemals in den Alpen bekannt
gewesen ist.
Grodno, eine Stadt an dem Nje-
men, von den Litauern und dem
deutschen Ritterorden viel umstritten.
Der Name erklärt sich durch russ.
gor od, Burg,Stadt. Nowgoro d, ist
der Name zweier russischer Städte =
Neustadt. Nowgorod am Ilmen-
see, zur Erinnerung an seine ein-
stige Blüte noch heute Grofsnow-
gorod genannt, N.-Welikji, das
andere heilst Nischnji-N., das un-
tere, dieses nach seiner Lage weit
abwärts an der Wolga so genannt;
ostslav. gorod entspricht westsl.
gard, gord, grad, grod; asl. gradu
bedeutet Mauer, Garten, Stall,
Stadt; lit. gardas, Hürde, got.
gards, Gehöft, Haus, as. gard,
Feld, plur. Haus, nhd. Garten.
Das Wort findet sich in slavischen
Ortsnamen unzählige Male. Hierher
gehört die häufiger vorkommende Form
Gaarz, Garz, ferner Graz, die
Hauptstadt von Steiermark. Köllig-
grätz sollte eigentlich Königingrätz
heifsen, weil es einst der Witwen-
sitz der böhmischen Königinnen war;
— grätz ist durch deutschen Ein-
flufs umgelautet. Belgard in Pom-
mern, Belgrad in Serbien bedeutet
weif s e Stadt, weifse Burg; bela,
weif s. Stargar d, in Westpreufsen
und Pommern, bedeutetet Altstadt
vom poln. stary, alt. Der Name
des holsteinischen Oldenburgs ist
nur eine Übersetzung des älteren Na-
mens Stargard. Sagard auf Rügen
bedeutet Ort neben der Burg, vom
wend. sa, an, bei; der Ort nahm
seinen Anfang von einer alten Be-
festigung. Bugard, Berg auf Rügen,
bedeutet umwallte Burg; ratv lieifst
der Graben. Der Berg zeigt noch
heute die Wälle einer alten Yerschan-
zung. Nailgard entspricht dem rus-
sischen Nowgorod. Graudenz an der
Weichsel, in älterer Form Grudenz,
Gradzanz, ist wohl polnisch und gehört
zu unseren Namen. Auch der Hi*ad-
scllill, die Burghöhe von Prag, ge-
hört hierher; kr ad ist nur eine Ne-
benform von grad. Das öfter vor-
kommende Gradiska hat keine an-
dere Ableitung. Fick. II. 356. Küh-
ne 1 I. 16. Butt. 80. 134. Auch
Garda am Gardasee, bei den Deut-
schen lange Zeit Gartensee, gehört
hierher.
Gl*0 fslbritannien, alt. Britannia.
Der Zusatz (Grofs-) kam erst später
hinzu im Gegensatz zur Bretagne,
welche seit dem Einfall der Angeln
und Sachsen von Briten besiedelt
und ebenfalls nach ihnen genannt
wurde. Egl. 225.
Grofsglockner in den hohen Tau-
Grofs Griechenland — Guinea.
55
ern ist von seiner glockenähnlichen
Gestalt genannt, in der er sich von
dem Möllthale aus zeigt. Umlauft 76.
Grofs Griechenland, f¡ ixeyálr¡
' E'Akag, magna Graecia, hiefs das
untere Italien, seitdem es durch,
griechische Einwanderer so vollstän-
dig kolonosiert war, dafs es als ein
nach Sprache und Sitte griechisches
Land gelten konnte. Saalf. Italog. 7.
Grönland = grünes Land,
nannte der Normanne Erich das von
ihm 983 gefundene Polarland in der
Absicht, Ansiedler aus Island herbeizu-
locken. Das Lob des grünen Landes,
seiner Gehölze und Fischereien that
die beabsichtigte Wirkung. Sicherlich
besafs Grönland einst ein besseres
Klima als heute. Egl. 225.
Griitli, s. Keufs.
Guadalajara, s. Quadalquivir.
Guadalaviar, s. Quadalquivir.
Guadalquivir, entstanden aus
dem arab. Wadi-al-kebir, bedeutet
gro Cses Flufsthal, grofserFlufs;
er ist der wasserreichste der Flüsse
der pyren. Halbinsel. Kiep. 480.
Desgleichen bedeutet der erste Teil
der Namen Guadiana, Guadalaviar,
Quadalajara Flufs; Anas, Ana, ist
ein uralter Name und geht auf die
indogerm. Wurzel an=gehen zurück,
bedeutet also auch Flufs. Guadiana
demnach Flufs-Flufs. Guadalaviar
ist entstanden aus Wadi-al-abiad,
und bedeutet der weifse Flufs.
Guadalajara bedeutet sandiger
Flufs. Die Araber nannten die Stadt,
welche zur Gotenzeit Arriaca hiefs,
so nach der Beschaffenheit des Flufs-
bettes des Henares, über dem die
Stadt liegt. Willk. II. 119.
Guadiana, s. Quadalquivir.
Guanclien nannten die Spanier
die berberischen Einwohner Tenerifas,
verstümmelt aus gnan — Mensch
und Chinerfe, dem Namen ihres
Häuptlings. In der Folge ging der
Name auf die Bewohner der ganzen
Gruppe über. Egl. 226.
Guardafili, cabo de, die durch
die Portugiesen in Umlauf gekommene
abendländische Bezeichnung des Ost-
kaps von Afrika, wird gewöhnlich mit
hütet euch, ich bin dagewesen
(guar da-fui) übersetzt. Es scheint
aber, dafs hier eine volksetymologische
Umwandlung von Girdif, Girdifu vor-
liegt, mit welchem Namen die So-
mali das Kap bezeichnen. Thom. 10.
Das von den Arabern Dschard Hafun
genannte Kap ist nicht mit dem Kap
Guardafili identisch ; es liegt 3 g.
M. s. von diesem. Die Araber nennen
das Kap Guardafili Ras Asir. Guth.
I. 326.
Guatemala, Staat und Stadt in
Centraiamerika. Die Spanier des Ent-
deckungszeitalters korrumpierten so
den indianischen Namen Quauhtemal-
lan = verfaulter Baum. Egl. 226.
Guayana, Name eines gröfseren
Ländergebiets S.-Amerikas, nachdem
Indianerstamme der Guainazes, wel-
che sich wie andere Yölkerschaften
als geachtete Leute bezeichnen,
genannt. Egl. 228.
Gulirau, Stadt in Schlesien, auch
sonst auf slav. Gebiete vorkommende
Ortsbezeichnung, bedeutet Anhöhe
vom asl. gora. Mikl. 164.
Guieil lie ist erweicht aus Aqui-
taine ; so hiefs das Land noch unter
den Karolingern. Der Name Aqui-
tania bezeichnete zuerst nur eine
kleinere von Basken bewohnte Land-
schaft im Norden der Pyrenäen,
wurde dann aber auf ein gröfseres
Gebiet übertragen, das auch von kelt.
Stämmen bewohnt wurde. Kiep. 505.
Guinea nannten die Portugiesen
56
Gumbinnen. —
Halikarnassus.
des 15. Jahrhunderts das Gebiet des
Senegal nach einem grolsen Neger-
reich Ganuya, welches lange vorher
auf den Karten verzeichnet stand.
Der Name verschob sich bei weiter-
gehenden Entdeckungen vom Senegal
aus immer weiter hinüber und blieb
endlich den beiden grolsen Küsten-
strichen Ober- und Unterguinea der
heutigen Karten. Egl. 228.
Grumlbinnen, Stadt in Ostpreu-
Isen, kommt wahrscheinlich von lit.
gumbis, Fischreuse. Nach andern
von gumba, eine Knorre, Aus-
wuchs an Bäumen, namentlich Birken-
bäumen. Gumbinnen ein Ort, wo
sich solche in Menge finden.
Güstrow, s. "Wustrow.
Haag, Residenzstadt des König-
reichs der Niederlande, geht auf ahd.
und mhd. hac zurück = Hag =
Wald, Busch, dann Gehege und
dann der eingehegte Ra um selbst.
Der Ort heifst eigentlich Grraveil-
haag, d. h. Wald des Grafen,
nämlich des Grafen von Holland; ur-
sprünglich war der Ort ein JagdschloCs
des Grafen. Forst. D. 0. 57.
HalbsJrarg, im Kanton Aargau,
ältere Form Habichtsburc, vom
ahd. habuh, mhd. habich, nhd.
Habicht, a c cip i ter herzuleiten,
also Habichtsburg. Forst. A. N.
II. 686.
Hadamar, s. Hadeln.
Hadelll, Landschaft an der Elb-
mündung, in älterer Form Haduloha,
Hadaloh, ist herzuleiten vom ahd.
ltadu, ags. headhu, Krieg, und ahd.
loh, Hain. Forst. Á. N. n. 764 und
Forst. D. 0. 58. Dieselbe Ableitung
zeigt der erste Teil des Namens
Hadamar; mar geht auf ahd. mari,
meri — fons, lacus, palus, also
Streitborn, sei es vom Ort oder
Gegenstand des Streites. Arn. Ans.
u. Wand. 115. "Vgl. Geismar.
Hadramaut, ein Strich an der S.-
Küste Arabiens, im A. T. Haçarmaut
bedeutet Gebiet des Todes, wohl
weil es den Zugang zu den Flug-
sandwüsten des Binnenlandes bildet.
Kiep. 188.
Haikh nennen die Armenier ihr
Yolk und Land. Der Name bedeutet
Herren, nämlich den arischenKriegs-
adel, der das Land eines stammfrem-
den Volkes unterworfen haben mufs,
armenisch haj ist gleich skr. pati —
Herr. Kiep. 76.
Hainan = Insel im Südmeer,
chines. Name einer im südchinesichen
Meere gelegenen Insel.
Haliartos würde mit Seehaus en
zu übersetzen sein. Die Stadt lag
in Böotien am Kopaissee, auf einer
Anhöhe, deren Felsen wände durch
die Fluten des Sees bespült wurden.
Egl. 231. Vgl. Halikarnassus.
Halifax, Hafenstadt in Neu-Schott-
land, wurde 1749 durch englische
Ansiedler gegründet und nach dem
um die Besiedelung jener Gebiete
verdienten Minister, dem Earl of
Halifax, getauft. Egl. 231.
Halikarnassus, l4XcxaQvaaaôç,
Hall — Hard.
57
griechische Stadt an der Westküste
von Kleinasien, bedeutet Meer-
hörnchen. Die Stadt lag an der
engsten Stelle einer schmalen Halb-
insel. Egl. 231; der Name erklärt
sich durch aXç, Salz, Salzflut,
Meer, lat. sal, got. salt, Salz und
xtçaç, Horn ,x()ävov,x()aviov,Haupt,
Spitze, lat. cornu. Curt. 174.
Hall, s. Halle.
Halle an der Saale ist das nhd.
Halle, ahd. halla, in seiner Bedeu-
tung nicht weit von Saal unterschie-
den. „Wie sich Hütte in einem be-
sonderen Sinn wesentlich an die
Erzbereitung anschlierst, so Halle an
die Salzgewinnung." Die Anknüpfung
an das Keltische ist aufzugeben. Auch
der Name der Halloren ist rein
deutsch, das ahd. hallare, Haller, d.
h. S al z a rb ei ter. Der Ton auf der
zweiten Silbe ist nicht fremd, nur
altertümlich. Forst. D. 0. 87. Buck.
Oberd. Flur. 99. Egl. 232 hat die
alte Ableitung festgehalten. Der Ver-
such mehrerer Gelehrter, aus den
technischen Ausdrücken der Salzge-
winnung die keltische Herkunft der
Halloren zu beweisen, mufs als mifs-
lungen betrachtet werden. Hierher ge-
hört auch das vielfach vorkommende
Hall, ebenso Reielienliall, Frieci-
riehshall, Hallstadt, Hallein.
Hallein, s. Halle.
Halloren, s. Halle.
Hallstadt, s. Halla.
Halmaliera, s. Gilolo.
Hals heifsen in den österreichischen
Alpen mäfsig hohe Bergrücken, die
zwei gröfsere und bedeutendere Ge-
birge mit einander verbinden, und
über die man zwischen den Gebirgen
von einem Thale in ein anderes ge-
langen kann. Gegenw. 25. 107.
Halys , Flufs in Klein-Asien, durch-
fliefst in seinem Oberlauf roten Thon-
boden und Steinsalzlager,welche seinen
Gewässern Geschmack und Farbe
geben. Daher sein Name. Halys ist
die gräcisierte Form ^'Ahg) von armen.
al = Salz; das türk. Adji-su be-
deutet Bitterwasser, Kisil Irmak
= roter FluCs. Kiep. 89. Vgl.
Kisil Irmak.
Hanilbaeh, mehrfach vorkommen-
der Ortsname, in älterer Form Hagan-
bach, ist herzuleiten vom ahd. hagan,
hacan„ mhd. hag en, Dorn, Dorn-
busch, Yerhau. Forst. A. N. II.
692.
Hamburg = Waldburg vom
as. hamme = Wald. Eine grofse
Waldung war einst die ganze Gegend
längs der Alster- und Elbeniederung.
Noch später hieCs die Holzung, welche
vor Entstehung des St. Jacobi- und
Georgskirchspiels auf deren Grund
stand, die Hamme. Egl. 233.
Hamiten, s. Semiten.
Han-Hai nennen die Chinesen die
mittelasiatische Depression des Tarim-
und Shamobeckens = das trockene
Meer; dasselbe bildete einst ein gro-
fses Binnenmeer. Peterm. Ergänzh.
51. 56.
Hanover, der erste Teil des
Namens bedeutet hoch, ahd. höh
= al tus. Over geht auf ahd. urfar,
mhd. urvar und uover, niederl. over
in der Bedeutung von Ufer, Hanover
also hohen (hôn) Ufer. Forst. A. N.
II. III u. D. 0. 39.
Haparanda, eigentlich Haapa-
ranta, eine schwedische Stadt im
Norden des Bottnischen Meerbusens,
bedeutet Espenstrand. Brockh. YI.
987.
Harburg, s. Harlem.
Hard, s. Hart.
^-7y. ' • .* •
58
Harlem —
Heilbronn.
Harlem, Stadt ill cien Nieder-
landen. In Overyssel heilst haar
noch jetzt eine Anhöhe auf der Heide.
Das Wort war auch in der älteren
Sprache bekannt. Der zweite Teil
des Wortes geht auf ahd. laim, nhd.
Lehm zurück. Forst. D. 0. 69 u.
46; durch jenes haar erklärt sich
auch Harburg.
Harrisburg, Hauptstadt des nord-
amerikanischen Staates Pennsylva-
nien, ist von dem Engländer John
Harris 1733 gegründet und führt
seit 1791 diesem zu Ehren seinen
Namen. Brockh. TL 1007.
Hart, as. hard, ahd. hart, be-
zeichnet vorzugsweise die Waldhöhe
und den AValdabhang und findet sich
deshalb auch häufig als Bergname;
ursprünglich bedeutet mhd. der, die
hart festen Kies- oder Sand-
boden. Jütt. 139. Hierher gehört
die Hard, der Harz; Spessart =
Spehteshart, bedeutet Spechtswald.
In einigen Gegenden wird das Wort
auch für Wälder gebraucht, die ziem-
lich eben liegen. Aim. Ans. u. Wand.
502.
Havel könnte deutschen Ursprungs
und dann als Habula zu fassen sein,
Diminutiv aus an. haf, mhd. hap,
md. hab, mnd. haf, nfris. haf, See,
Meer. Die weiten Flächen ihrer vielen
Seeen würden dann Veranlassung zur
Benennung gegeben haben. Zeus 15.
Hawaii, die gröfste Insel der
Sandwich-Gruppe. Der Name be-
deutet Sitz der Götter. Die Insel
besitzt die beiden Vulkane Mauna
Kea und Mauna Loa, die den Ein-
geborenen als Wohnung der Götter
und Geister gelten. Eug. 284.
Harz, s. Hart.
Hase, s. Osning.
Haslithal, die obere Stufe des
Aartliales, bedeutet Thal der Hasel-
sträuche. Egl. 236.
Haurail, hebr. Chauran, lieifsen
die Plateaux zwischen dem Djebel
Haurân und dem Hermon = Höh-
le nland, von seinen vielen Höhlen
(Chor oder cliur) so geuannt. Egl. 231.
Hayti bedeutet Land der hohen
Berge; die Insel ist die fruchtbarste
der Antillen, daher früher der „Garten
Westindiens" genannt. Als Colum-
bus auf seiner ersten Fahrt längs der
N.-Küste der Insel hinsegelte, gab er
dem Lande, wegen seiner Ähnlich-
keit mit andalusischen Landschaften,
den Namen Española = Klein-
Spanien. Egl. 237. Hellw. D. E.
u. V. I 288 u. 290.
Hazret, Stadt am Ssir, hat seinen
Namen von dem mohammedanischen
Heiligen Hazret, der dort in der
grofsen Moschee begraben liegt. Glob.
25. 371.
Hebräer ist herzuleiten von hebr.
eber = jenseitiges Land. Die von
jenseits, d.h. jenseits der Jordansenke
gekommenen, nannten die Kanaaniter
die einwandernden Israeliten. Ur-
sprünglich bezeichnete der Name alle
jenseits wohnenden Stämme, wie die
Moabiter, Ammoniter u. a., und ist
endlich an den Israeliten haften ge-
blieben. Die mythische Genealogie
führt daher auf den Stammvater Eber
auch diese Stämme zurück. Egl. 238.
Kiep. 174.
Hegy-alja, die durch ihren Wein-
reichtum bekannte Hügelkette bei
Tokai, bedeutet Berg-Unteres, Fufs
des Berges, vom ung. hegy, Berg
und alji Fufs. A. E. Seib. 82. 64.
Heidelberg, als Berg- und Orts-
name vorkommend, erklärt sich durch
ahd. haidey mhd. heide, Heidekraut.
Schulze 14. Vgl. Heidelbeere.
Heilbronn, ältere Form Heilig-
brunn, gehört zum ahd. heilag, mhd.
Hekla — Herrnhausen.
59
heilec, heilic, nhd. heilig, sac er
und ahd. prunno, mhd. prunne, die
Quelle. Forst. A. N. II. 699 und
Forst. D. 0. 36. Eben dahin gehört
Helgoland. Andere leiten dieses
vom Personennamen Helge ab. Die
Schiffer nennen die Insel nach der
Farbe ihrer Steilküsten die rote
Klippe.
Hekla, der isländische Vulkan,
nach dem isländischen hekla —
Mantel, Kappe, kurzes Uber-
gevand, von dem dichten Wolken-
hut, in den sein Gipfel gewöhnlich
gehüllt ist, so genannt. Egl. 240.
Heia. Offenbar das skandinav.
häl, bedeutet Absatz, Hacke. Die
Halbinsel hat die Form eines Stiefel-
absatzes; es kommt hinzu, dafs der
Name entstand, als sie noch nicht
die heutige Dänge hatte. Der Name
könnte auch von dem dänischen
Worte hale, Schwanz, Schweif
kommen; jetzt entspricht die Landbil-
dung diesem Worte mehr. Das Vor-
kommen dänischer und skand. Wörter
an der preufs. Küste kann nicht auf-
fallen. Spuren dänischer Kolonisten
gehen von Rügen über Danzig, Samland
bis nach Kurland. Pass. A. B. L. 414.
Heldrungen in Thüringen hat
seinen Namen von der Heide, dem
Flüfschen, an dem es liegt. Lütt. 24.
Helena, Santa, Insel im südatlan-
tischen Ocean, so genannt, weil sie
am Tage der heil. Helena, am 22.
Mai 1502, durch den portug. See-
fahrer Joäo da Noya entdeckt wurde.
Egl. 240.
Heliopolis, alte Stadt in Cöle-
syrien, bedeutet Sonn en s ta dt. Der
Sonnengott hatte hier einen berühm-
ten Tempel; er wurde durch Orakel,
Festlichkeiten und Wallfahrten ge-
feiert, die der Stadt glänzende Hilfs-
quellen eröffneten. Jul. Jung 37.
Helos, s. Elea.
Hennegau, Landschaft in Belgien,
hat seinen Namen von seiner Lage
an der Haine, einem Nebenflufs der
Scheide. Kirchh. 213.
Hereyniselier Wald. Die Römer
bezeichneten damit eine breite Zone
von Waldgebirgen im Innern Deutsch-
lands. Der Name ist kelt. und be-
deutet Höhenzug, vom kymr. erchi-
niad, Erhebung. In der Form
Arkynia bezeichnete er zuerst die
Alpen, wurde dann aber von den
Römern auf die deutschen Gebirge
übertragen. Kiep. 224. Arn.D.Urz.29.
Der Name erklärt sich durch kymr.
cwn, Höhe, cynu, aufrichten er-
chynu, emporheben. Curt. 157.
H er ero, Volk im südl. Afrika;
der Name bedeutet Volk. Rug. 205.
Hermannstadt in Siebenbürgen,
ursprünglich ein Dorf, wird in einer
Urkunde von 1223 nochWilla Her-
rn ani genannt. Dieser Hermann, ein
Nürnberger Bürger, soll 1140 unter
König Geysa II. eine Kolonie hier-
her geführt und den Ort gegründet
haben. Brockh. VIII. 180.
Hernion, der südlichste Gebirgs-
knoten des Antilibanon, welcher mit
seinem von ewigem Schnee weifsen
Haupte die anliegenden Landschaften
Palästinas beherrscht, wurde von den
Hebräern Härmon = hervorragen-
der Bergrücken genannt. Egl.242.
Hermupolis, Stadt auf der Insel
Syra, bedeutet Stadt des Hermes,
ein für eine Handelsstadt bezeich-
nender Name. Kirchh. 114.
Herrnhausen, bei Hanover ge-
legen, hat nichts mit Herr (domi-
nus) zu thun; es geht vielmehr auf
ahd. hari, herí, mhd. Iteri, her —
Heer, exercitus, und einen davon
abgeleiteten Personennamen zurück.
Lütt. 21.
60
Hersfeld — Hindustan.
Hersfeld, s. Herford.
Hertogenhosch, Stadt in den
Niederlanden; bosch = alid. buse,
mhd. busch, bosch, nhd. Busch =
Strauchwerk. Die Stadt liegt in mo-
rastiger Niederung.
Heruler, deutscher Volksstamm.
Zeus 476 schlägt die Ableitung von
ags. eorl, altn. iarl. = nobilis vor.
Andere erklären den Namen durch
got. hairus, as. heru, ags. heoru,
Schwert; Heruler also Schwert-
männer.
Herzegowina, eine zu Bosnien
gehörige Landschaft, erhielt diesen
Namen, welcher Herzogsland be-
deutet, seitdem der Beherrscher des-
selben, der Yladika Stephan Kosatsch,
vom Kaiser Friedrich ELI. 1441 den
Herzogstitel erlangt hatte. Brockh.
Yin. 203.
Hesperia, s. Spanien.
Hessen. Sie sind die Nachkom-
men der alten Chatten, Chat ti. Die
Ableitung des Namens ist zweifel-
haft. Es könnte auf an. hetja, Held,
Kämpfer zurückgehn. Der Name
könnte auch mit an. Höttr, der einen
Hut, eine Hauptbinde trägt,
ein Beiname Odins, in Zusam-
menhang stehn. Nach dem Stamm-
heros hätte sich dann das Yolk ge-
nannt. Weig. I. 683.
Heuscheuer, Berg im G-latzer
Geb. Der Name ist ganz deutsch
und von Heu und Scheuer abzu-
leiten. Forst. D. 0. 91.
Hian, s. Fu.
Hilbernia, s. Irland.
Hiddensö, Insel im "W". von Rügen ;
Ö bedeutet dän. Insel, an. ey, der
erste Teil des Namens geht auf ein Í
nomen proprium.
Highlands= Hochlande heifsen
die nördl. Berglandschaften Schott-
lands im Gegensatz zu Lowlands,
den Niederlanden. Die Bewohner
der Highlands sind die Highlanders
= Die Hochländer; engl, high,
hoch; loiv, niedrig. Egl. 244.
Ilildeslieim, gehört zu ahd. hilta,
Kampf, doch wohl erst durch Yer-
mittelung eines Personennamens.
Forst. A. N. H. 801.
Hilmend, ein Flufs im östl. Jran,
kommt von altbaktr. Haîtumant und
bedeutet brückenreich. Kiep. 60.
Himalaja, „dessen beständige Eis-
und Schneelager, die unerschöpflichen
Ernährer zahlloser Ströme, bis zur
halben Gipfelhöhe hinabreichen. Aus
der Ferne gesehen erscheinen die
Gebirgsmassen als ein ungeheuerer
weifser "Wall." Sein Name bedeutet
Schneestätte. Kiep. 33. Yon der
Nebenform Himavat = schneeig
leitet Bopp die antike Benennung
Imaus her. Egl. 245.
Himera, eine phöniz. Kolonie auf
Sicilien, in deren Nähe sich lieifse
Quellen befanden. Daher auch der
Name, der von phöniz. chamar ==
brausen, schäumen abzuleiten ist.
Auch zwei Flüsse auf Sicilien tragen
diesen bezeichnenden Namen Himera.
Egl. 245. Kiep. 467.
Hindukuli = der indische
Berg, pers. Name eines Gebirges im
N.-O. von Jran, der Fortsetzung des
Himalaja, Es heifst auch Hinduküsch
= Hindutöter, nach einem Pafs,
bei dessen Überschreitung häufig in-
dische Sklaven, welche zum Markte
von Balkh zogen, infolge der grofsen
dort herrschenden Kälte umkamen.
Humboldt erklärt die Form Hindu-
küsch als ein blofses Wortspiel für
den echten Namen Hindukuh. Egl. 246.
Hindustan; der Name ist pers.
Hippo —
Holstein.
61
und zu übersetzen als Land der
Indier. Sindhus ist der altarische
Name des Indus und bedeutet Strom ;
die Anwohner hiefsen Sindhava. Die
Iranier sprachen Hindu, welches
weiter zu 'Ivdoi, 'Ivôôç ,Ivôict ab-
geschwächt wurde. Später wurde
der Name Indien auf die weiter zu-
rückliegenden Teile Ostasiens über-
tragen. Als durch Columbus' Fahrten
Indien auf dem Westwege erreicht
schien, nannte man die aufgefundene
Inselwelt auch Indien, und als sich
der Irrtum aufklärte, Westindien.
Kiep. 22. Egl. 266. Die Zigeuner
nennen sich Sinte d. h. Indusanwoh-
ner. Rud. Kleinpaul 297.
Hippo, häufiger im kanaanitischen
Sprachgebiet vorkommende Ortsbe-
zeichnung, hat die Bedeutung Um-
wallung, Festung. Am bekann-
testen dürfte Hippo regius an der
Nordküste von Afrika sein. Diese
Stadt hiefs spätlateinisch Hippona;
aus diesem Namen hatte sich der
moderne Bona entwickelt.
Hispalis, s. Sevilla,
Hoang-ho, der gelbe Flufs,
hat seinen Namen von dem gelben
Löfslande erhalten, das er durchzieht
und an dem er seine Wasser färbt.
Auch der innerste Busen des ost-
chinesischen Meeres das gellbeMeer,
Hoang-hai, verdankt dem Flusse die
gelbe Färbung seiner Gewässer und
damit seinen Namen; chin, hoaìig,
Gelberde, hai, Meer, ho, Flufs.
Kirchh. 38.
HochYOgel als Bergnamen der
Alpen vorkommend. Hochvögel nannte
man Falke, Sperber, Blaufufs und
Habicht im Gegensatz zu den ge-
meinen Vögeln, den Hühnern, Tauben
u. a. Buck. Oberd. Flur. 289.
Höchst, Ort am Main, unterhalb
Frankfurts, erklärt sich durch nhd.
hoch und Stadt, ahd. stat, mhd. stat.
Dieses Wort ist erst sehr spät zur
Bildung von Ortsnamen verwendet
worden. Es war dazu in älterer Zeit
deshalb ungeschickt, weil seine all-
gemeine Bedeutung (gleich dem heu-
tigen Stätte) einen zu grofsen Umfang
und zu geringen Inhalt darbot. Erst
als das Wort mehr den Sinn einer
bebauten Stätte annahm, wurde es zur
Bildung von Namen geeignet; die Be-
deutung von urbs ist vollends jüngeiv
Lütt. 33.
Hoffnung, Kap (1er guten,
nannte König Johann n. das von
Bartholomäus Diaz Cabo Tormentoso^
stürmisches Kap, genannte Vor-
gebirge, da er durch die Umschiffung
desselben durch Diaz die Gewifsheit
erlangt hatte, Indien auf dem Seewege
erreichen zu können. Egl. 178.
Hohenkrähen, Berg in der
schwäbischen Alb. Der Name ist
kaum deutsch. Ist er keltisch, sa
liegt ihm vielleicht craig, Stein zu
Grunde. Bacmeister. A.. W. 148.
Hohenstaufen = Hoher Berg.
Durch dasselbe Berg-Appellativ er-
klärt sich auch der Staufen bei
Salzburg und die häufig vorkommen-
den Staufenberge. Cass. Hohenz. 18.
ahd. stauf, mhd. stouf bedeutet der
Felsen. Dazu gehört ags. steáp,y
emporragend, steil. Schad. 876.
Hohentwiel, s. Twiel.
Holland, s. Holstein.
Holm, schwed., bedeutet InseL
Seydl. 340.
Holstein, entstellt aus Holsatin
dem dat. plur. von Holsati, dem
Volksnamen. Dieser Name erklärt
sich aus ahd., mhd. holz, nd. holt,
Holz, Wald und got. sitan, ahd.
sixxan, sitzen, also Holsati die-
62
Holzemme — Hudson-Bay.
Leute, welche im Walde wohnen.
Forst. D. 0. 105. Forst. A. N. II.
861 u. 866. Dieselbe Herleitung
zeigt Holland, ursprünglich Holt-
land. Der Name bezeichnete zuerst
die Umgebung von Dordrecht und
verbreitete sich später über ein wei-
teres Gebiet.
ïïolzemme, s. Ems.
Holzminden hat seinen Namen
von der Holzminde, d. h. dem Holz-
bach. Die ältere Form ist Holtis-
minne; mana, mena, mina, ist ein
Grundwort und bedeutet F lu Ts. Th.
Loh. Arch. 369.
Horns, Stadt in Syrien, bedeutet
das fette, wohl wegen seiner Lage
im gesegneten Orontesthale. Kiep. 164.
Honduras = die Tiefen, vom
span, hondo — tief, heilst ein atlant.
Küstengebiet M.-Amerikas. Als näm-
lich die Spanier hier zuerst auf dem
Kontinent landen wollten, fanden sie
selbst hart an der Küste keinen Grund
und dankten Gott, dafs er sie aus
solchen Tiefen gerettet habe. Egl. 249.
Hongkong", Insel vor der Mün-
dung des Kantonstromes gelegen, wird
nach dem Vorgänge Gützlaffs meist
mit wohlriechendes Wasser,
wohlriechende Ströme übersetzt;
so auch Egli. Im Ausi. 46. 116 wird
diese Auslegung für falsch erklärt und
als richtiger lieblicher, gefälliger
Hafen angegeben.
Honnef, ältere Formen Hon-afa,
Hun-efe, Städtchen am Rhein, wahr-
scheinlich nach dem nahen Bach ge-
nannt, der abzuleiten ist von der
Wurzel can, han — tönen, klingen.
apa, afa = Wasser, also der rau-
schende Flufs. Th. Loh. 69.
Hoorn, Kap, die äufserste Spitze
des südamerik. Festlandes, wurde den
29. Jan. 1616 von den holl. See-
fahrern Jacob le Maire und Willem
Shouten entdeckt und zu Ehren der
holl. Stadt Hoorn, des Geburtsorts
Shoutens, so benannt. Egl. 249.
Hörsei, in älterer Form Hursilla,
geht nach Th. Loh. auf ahd. h ros, ros,
mild, ros und ors und a — aha, be-
deutet also Rofsbach. Da zu dem-
selben Stamme auch ags. horse, an.
horshr, ahd. horsc, schnell gehört,
so könnte es auch der schnelle
Flufs bedeuten, eine Erklärung, die
für den im Thüringer Berglande flie-
fsenden und deshalb wohl sicherlich
rasch dahin strömenden Flufs gut
passen würde. Arch. 365.
Hottentotten sind von den Hol-
ländern nach zweien ihrer gewöhn-
lichsten Schnalzlaute genannt. Diese
werden durch Anlegen der Zunge an
die Zähne oder an verschiedene Stel-
len des Gaumens und durch ein
rasches Zurückschnellen derselben
hervorgebracht; die beiden in Rede
stehenden gebrauchen wir selbst, der
eine {hott) ist ein bekanntes Fuhr-
mannswort, mit dem andern (tott)
drücken wirVerdrufs und Tadel aus.
Kleinpaul. 324. Sie selbst nennen
sich Khoill d. h. Menschen oder
Klioiklioin d. h. Menschen der
Menschen = Urmenschen.
Hradscllin, s. Grodno.
Hudson Bay, ein grofser atlan-
tischer Golf N.-Amerikas, ist nach
dem engl. Seefahrer Henry Hudson
so genannt. Derselbe wurde von
seiner Mannschaft mit neun Gefährten
auf seiner vierten Reise 1619 an dem
Ufer der Bay ausgesetzt und ist dort
umgekommen. Auch der Hudson
River führt seinen Namen nach dem-
selben Seefahrer. Derselbe entdeckte
1609 die Mündung des Stromes und
befuhr denselben bis in die Gegend des
heutigen Albany. Egl. 253.
Hudson L'i ver
— Jablunka.
63
Hudson Hirer, s. Hudson Bay.
Hllgli, einer der Mündungsarme
des Ganges, hat seinen Namen von
einem Rohrgewächse, Typha ele-
phantica, welches im bengalischen
hugla heifst. Dieser Rohrkolben ist
eines der in den Sunderbunds häu-
figen Dschungelgewächse. Egl. 254.
Hundsrück, in älterer Form Hun-
desruche geht auf ahd. hunt, hund,
mhd. hunt, nhd. Hund, can i s und
ahd. hrucki, rucki, rukke, mhd. rucke,
nhd. Rücken, tergimi, Bergrücken
zurück. Forst. A. N. II. 872.
Hunnen ist wahrscheinlich mit
dem Namen Hjong-n identisch, welcher
den alten Annalen Chinas zufolge
einem kriegerischen Nomadenvolke im
Norden der grofsen Mauer zukam, und
den die Chinesen in ihrer Schrift
durch raubsüchtiges Gesindel,
auch durch Hund ausdrücken. Seit
dem XIII. Jahrhundert wurde bei
uns der Begriff des Hunnen auf den
eines Riesen übertragen. Hüne ist
gleich Hunne, Heune, mhd. Mime ;
Hünengräber = Riesengräber. Rud.
Kleinpaul 299.
Hunte, Nebenflufs der Weser, in äl-
terer Form Hunt-a = Hunt-aha ist her-
zuleiten von der Wurzel kan, han =
rufen, tönen, die durch den T-Laut
eine Fortbildung erfahren hat, und
aī=Flufs. Hunte bedeutet also
der tönende Fluís. Th. Loh. 45.
Huronsee wird nach einem In-
dianerstamm so benannt, welchen die
französ. Ansiedler Kanada's nach ihrer
Haartracht Hurons nannten; denn
durch diese Frisur ähnelte der Kopf
der Indianer dem eines Wildschweins,
hure. Egl. 256 ; hure heifst zunächst
der Husch köpf mit ungekämmten
Haaren, dann der Kopf eines Wild-
schweins, eines grofsen Fisches.
Husum, Stadt in Holstein, ent-
spricht dem hochdeutschen Hausen,
ein Wort, das allein und in Zusammen-
setzungen sehr oft bei der Bildung
von Ortsnamen zur Anwendung ge-
kommen ist. Der Name zeigt die
alte Dativform auf Mm, welcher auf
die Frage wo? gebraucht wird; ahd.
as. mhd. hûs, nhd. Haus, Imsum
wörtlich: zu den Häusern. Butt.
20. Strackerj. 4.
I. J.
Jal)lonoi-Clirel)et = Apfelge-
birge, ein ostsibir. Gebirgszug, ist
eine russische Volksetymologie aus
dem mong. Jableni Daba; daba =
Pass, Berg; jabloñ russ. = Apfel -
bäum, adj. jabloñoi. Egl. 25^r- ;(]
J ablonowo j 11 'inehrfach/i .Torksmi
mender Ortsname, hat nichts mit
dem Apfelbaum zu thun; der Name
bedeutet Gut des Jablon.
Jalbluilka, Ort in Österreich.-Schle-
sien. Nach ihm ist der bekannte
KarpathenpaX's genannt. Der Name
erklärt sich duraler use; ja wendv
64
Jafa — Jekaterinoslaw.
ta jablon, der Apfelbaum. Rich-
tiger wäre wohl die Zurückführung
des Ortsnamens auf den Personen-
namen Jablon. Butt. 46.
Jafa, auch Japho oder Joppe, liegt
auf einem flachen Riffe weifser Kalk-
felsen, daher sein Name, das weifse,
leuchtende. Kiep. 171. Egl. 202
nimmt es in der Bedeutung Anhöhe.
Jakntsk, Stadt in Ostsibirien an
der Lena gelegen, ist nach den Ja-
kuten, einem Volke türk. Herkunft, so
genannt. Die Jakuten wohnen zu bei-
den Seiten der Lena. Pesch. Gesch. 335.
Jalmal = Lands end, von ja =
Land und mal = Ende, samoje-
discher Name einer in das nördl.
Eismeer ragenden Halbinsel zwischen
dem karischen Meer und dem obischen
Meerbusen. Egl. 25'8.
Jamaica, eine der grofsen Antillen
(indianisch Xaimaca), bedeutet so viel
wie Insel der Quellen, ein Name,
der freilich heute zu der Natur des
Landes nicht mein* pafst. Hellw. D.
E. u. i. Y. 287.
Jamlbu, der Hafen von Medina,
bedeutet Quelle. Rug. 244.
James River, einer der in die
Chesapeake Bay mündenden Flüsse,
wurde von seinen englischen Ent-
deckern 1607 zu Ehren ihres Königs
Jakob I. so genannt. Hopp. Gresch.
d. ver. St. I. 62.
Janeiro, Rio de = Januarflufs,
nannte Yespucci (1561) ein Gewässer,
welches er für eine Flufsmündung
hielt, welches sich nachher aber
als eine Bai erwiesen hat. Der Name
erinnert an den Neujahrstag, an wel-
chem die Entdeckung geschah ; er
wurde später auf die an der Bucht
gegründete Stadt übertragen. Egl.
259.
Jan Mayen, Insel im nördl. Eis-
meer, trägt seinen Namen von einem
Holländer, der die Insel 1611 wieder
auffand, nachdem sie bereits 1607
durch Henry Hudson anf einer Polar-
fahrt gesehen war. Pesch. Glesch. 331.
Japan, s. Nipon.
Japhetiten, s. Semiten.
Jarkand, auch Yarkand, Stadt in
O.-Turkestan, ist ein persischer Name
und bedeutet Ort der Freunde, von
jar — Freunde und kand = Ort.
Egl. 260.
Jauer, Stadt in Schlesien, erklärt
sich aus dem nsl. javor = der
Ahorn. Mikl. 176.
Jaufen, Pass in Tirol, wäre vom
lat. jugum, Joch abzuleiten, das im
Churwelschen juvo, giuvo lautet.
Umlauft 97.
Java, eigentlich Java-dui, bedeutet
Gersteninsel, von skr .java, Hirse
clvipa, vulg. diu, Insel. Yor der
Einführung des Reises durch die
Indier bildete die Gerste das Haupt -
getreide Javas. Pesch. Gesch. 17.
Jazygier, eine Unterabteilung
der Kumanen, magyar, jász, plur.
jászok, bedeutet Bogenschützen.
Die Kumanen gehören zu den Türken ;
sie drangen im 12. Jahrhundert in
Ungarn ein. Glob. J. 78. 218.
Ibiza, s. Pityusen.
Idaho = Edelstein des Ge-
birges, ist der Name eines Unions-
territoriums. Die Golddistrikte dieser
Region des Felsengebirges gehören
zu den reichsten der Erde. Der Name
ist indianisch. Egl. 262.
Jekaterinburg, eine Bergstadt
im Ural, ist zu Ehren der Kaiserin
Katharina H., welche eine Menge von
Städten gegründet hat, genannt. Egl.
263.
Jekaterinoslaw wurde am rechten
Dnjepr oberhalb der Stromschnellen
1786 durch Potemkin gegründet und
Jemen — Ingermannlaiid.
65
nach Katharina II. benannt. Brockh.
VIII. 786.
Jemen, Jaman bedeutet der Sü-
den, wörtlich rechte Seite. Ein
sprachliches Mifsverständnis gab die
Deutung glückliche Seite und ver-
anlaiste die Bezeichnung des süd-
lichen Arabiens als des glücklichen,
im Gegensatz zu dem nördlichen,
dem wüsten. Kiep. 182.
Jenikale, Stadt auf der Halb-
insel Krym, türk.=N euenburg. Nach
der Stadt ist die Strafse zwischen
dem Asowschen und dem Schwarzen
Meere benannt. Egl. 262.
Jeilischeher, so nennen die Tür-
ken das thessalische Larissa; der
Name bedeutet Neustadt. Yon der
alten Stadt sind nur wenige Reste er-
halten. Burs. I. 65.
Jerez de la Frontera, Stadt
in Andalusien, bedeutet Jerez der
Grenze. Es bildete im vierzehn-
ten Jahrhundert nach dem maurischen
Königreiche von Granada hin den
Grenzplatz. Dieses begann damals,
von der Mündung des Guadalquivir
und dem Hafen von Cadix zurück-
gedrängt, im S. erst jenseits des Alto
de Trafalgar. Pass. Span. u. Port.
II. 179.
Jericho, die einst so fruchtbare,
palmen- und balsamreiche Oasenstadt
des Jordanthaies, bedeutet duften-
der Ort. Egl. 263.
Jerusalem wird am häufigsten
als Wohnung des Friedens ge-
deutet vom hebr. jeru = Wolinung
und schalem — Friede. Die heu-
tigen Araber nennen es gewöhnlich
el kods = die heilige (Stadt). Egl.
263.
Jferten, Ort in der Schweiz, franz.
Yverdon, ist entstanden aus E bur o-
dunum, vom kelt. dunum, Hügel,
Thomas, Etym. Wörteibuch.
befestigte Anhöhe, Burg und ir.
ebar, eabar, Sumpf, doch bietet sich
auch ir. jubhar, die Eibe zur Er-
klärung. Dieselbe Ableitung zeigt
auch der Name der Ebltronen, eines
gallischen Stammes, undEborâCUm,
das heutige York. Bacmeister, A. AV.
106.
Iglau, Stadt und Fluís in Mähren,
tschech. Jihlava, erklärt sich nach
Schafarik durch tschech. jehla, jeh-
lici, Nadelholz. A. E. Seib. 82.
224.
Ihna, Nebenflufs der Oder. Th.
Loh. 8. nimmt als ältere Formen In-
aha = Ina an und leitet den Namen
von der Wurzel an — atmen, hau-
chen, sich rasch bewegen und
aha = a, Flufs ab.
III, s. Hier.
Hier, Nbflfs. der Donau, dem eine
ältere Form 111-ara zu Grunde liegt,
bedeutet eilendes Gewässer. Der
erste Teil des Namens geht auf as.
îljan, ahd. îljan, îllan eilen; ara
bedeutet Flufs. Dieselbe Ableitung
zeigen die Namen III (Rhein) und
Aller (Weser). Die Bezeichnung
als eilender Flufs würde liier freilich
nur auf den Oberlauf passen. Th.
Loh. Arch. 361.
Ilse, s. Else.
Iniaus, s. Himalaja.
Inde, s. Innerste.
Indien, s. Hindustan.
Indre, s. Innerste.
Ingelheim am Rhein könnte sei-
nen Namen von einer alten Opfer-
stätte erhalten haben; ingle heifst
engl, die Flamme. Eckerdt, Engl.
0. 15.
Ingermannland, schwedischer
Name für das alte Ingrien, bedeutet
5
— (/ I ' /
66
Inn — Iran.
Land der Ingern, eine russische
Land scliaft zwischen Ladogasee, Newa,
dem Finnischen Meerbusen und der
Narowa. Brockh. Y III. 570.
Inn, Neben fluís der Donau, bei
den Römern A e n u s, O e n u s, im Yolks-
niunde líente Ö n n. Dem Namen
liegt nach Glück (Renos, Moinos und
Moguntiâcum, München 1865) die
Wurzel i zu Grunde, dieselbe, wel-
cher das lat. ire entsprossen ist. Der
Inn ist also, ähnlich wie der Rhein,
schlechtweg der Gehende, der
Läufer. Th. Loh. 19 scheint der Name
Aenus verwandt mit dem des Flus-
ses Anio in Italien; er sieht in
beiden ein Grundwort von der Be-
deutung Flufs. Umlauft 92.
Innerste, in älterer Form In-
drista, Indistra, ist nach Th. Loh. c. 1
von der Wurzel an, verstärkt and,
atmen, hauchen, sich rasch be-
wegen und dem Grundworte s tra,
strawa, Flufs herzuleiten. So auch
Forst. D. 0. 31 und Forst. A. N. II.
1390. Die Innerste ist der gefährlichste
aller Harzflüsse; bei dem starken Ge-
fälle des obersten Laufes schwillt sie
furchtbar an. Th. Loh. 7. Lütt. 8
führt auf diesen Stamm auch die
EllllS (Donau), in älterer Form Anisa,
und die Inde (Roer) zurück. Buck.
155 fügt dem auch die Iii (Ire,
Nbflfs. der Loire, früher Andria ge-
nannt, hinzu. Th. Loh. 19 nimmt
Anisa mit seinen Nebenformen Anza,
Enza für ein Grundwort von der
Bedeutung Flufs. Ebenso erklärt
er den Namen des Neckarzuflusses
Enz.
Innsbruck = Brücke des Inn,
an der Mündung der Sill gelegen,
da, wo die Brennerstrafse den Inn
von alten Zeiten her überschreitet.
Egl. 268.
Iliselbcrg, in Thüringen, hatnichts
mit Insel, insula, zu thun. Der
Berg heilst 1330 Emm^enberc und
hat seinen Namen von der Emse
(Emisa), welche an seinen Abhängen
entspringt. Bei der Umwandlung des
Namens mag die Anlehnung an In-
sel, insula, volksetymologisch mitge-
wirkt haben, zumal der Berg in der
That aus den umgebenden niedern
Höhen im Nordwesten des Thüringer
Waldes inselartig hervorspringt. Pe-
term. Ergz. 76. 31.
Ilisterhurg, Stadt in der Pro-
vinz Preufsen, als Ordensburg im
Jahre 1337 in der Nähe des Flusses
Inster gegründet und danach benannt.
Der litauische Name der Stadt, Is-
r utis, leitet sich gleichfalls von dem
litauischen Flufsnamen Ys r a her.Toepp.
Hist.-komp. Geogr. v. Preufs. 216.
Interlaken hat seinen Namen
von dem 1130 gestifteten Augustiner-
kloster erhalten, welches inter la-
cus, zwischen den Seen (dem
Brienzer und Thuner See) gebaut
wurde. Schweiz 569.
Jordan, hebr. Jardên, bedeutet
nach Kiep. 159 Abflufs. Egl. 271
leitet den Namen von radan, rau-
schen ab.
JÖnkopillg-, s. Falun.
J ötunfj el dene, Riesen berge,
nannte Keilhau, ihr Entdecker, einen
Teil des norwegischen Gebirges nach
der Grofsartigkeit dieser Alpenland-
schaft. Die norwegischen Studenten
haben sie Jotunheim getauft, da die
Berge sie an die Wohnstätte der Frost-
und Reifriesen der Edda erinnerten.
Gegenw. 25. 108.
Iran, grofses Plateaugebiet in Asien,
hat sich entwickelt aus dem altpers.
Ariyana und bedeutet Land der
Arier. Brockh. YHI. 617.
Irkutsk — Jude.
67
Irkutsk, Stadt in Sibirien, von
den Russen nach dem Flusse Irkut
oder Irkuta genannt, an dessen Ein-
mündung in den Irtiscli die Stadt
liegt. Egl. 273.
Irland erscheint bei Pytheas von
Massilia als Béçyiov, das ist das kymr.
Ver gyn = die westliche, woraus
sich dann Ivernia, griech. 'iêovr^
kelt. Eriil entwickelt hat. Die Über-
setzung Erin oder Eirin mit grüne
Insel scheint danach ganz unberech-
tigt. Die Römer haben den Namen
volksetymologisch umgedeutet in Hi-
Ibernia, Winterland. Kiep. 528.
Andre. 18.
Isar, Nbflfs. der Donau, in älterer
Form Isara, geht auf die Wurzel ish,
treiben, jagen zurück; ara ist Suf-
fix. Eben dahin gehört die Yssel,
Isère, die alt ebenfalls Isara heifst,
der Isaricus, heute Eisack genannt.
Buck. 160. Seydl. erklärt den letzten
Flufsnamen als Eisflufs, E isa che.
Seine Quelle liegt hoch im Gebirge.
Doch ist der Name wohl viel älter
als die deutsche Einwanderung in
Tirol.
Isère, s. Isar.
Iserlohn, Stadt in Westfalen. Der
zweite Teil des Namens könnte auf
altfries. Iona, lana, der Weg zu-
rückgehen, doch könnte auch der dativ.
plur. von loh, Wald zu Grunde lie-
gen. Forst. D. 0. 74. s. auch den
Art. Loh.
Isfahan oder Ispahan, Stadt in
Persien, bedeutet im Persischen Heer-
lager. Rug. 250.
Island = Eisland, nannte sein
zweiter Entdecker Flocke wegen des
gewaltigen Treibeises der N-.küste die-
ses Polarland, welches von dem er-
sten, dem Norweger Naddod (863),
eben so richtig Snjóland = Schnee-
land getauft worden war. Egl. 274.
Isle de Bourbons, s. Réunion.
Issik-kul, ein Gebirgssee in Asien ;
der Name bedeutet warmer See.
Rug. 226.
Ister nannten die Griechen die
Donau, namentlich den Unterlauf der-
selben nach dem Austritt aus dem Ge-
birge. Den Namen überkamen sie von
den Thraciern. Er wird nicht ohne
Warscheinlichkeit auf die allgemein
arische Wurzel sru = strömen zu-
rückgeführt. Kiep. 332.
Italia stellt Varrò R. R. II. 5
nach dem Vorgange des Timaeus mit
griech. ìxalóg (f uaXóg) Rind zu-
sammen ; dementsprechend vitulus,
vitnla, das i unge Rind, das Kalb.
Curt. 208.
Juan Fernandez, die bekannte
Robinsoninsel, im W. v. Chile gele-
gen, ist nach ihrem Entdecker, einem
spanischen Seefahrer, benannt worden.
Er fand die Insel auf seiner Fahrt
von Lima nach Chile um das Jahr
1576. Egl. 276.
JÚcar, Flufs in Spanien. Pass.
Span. u. Port. I. 182 vermutet in
diesem Namen ein arab. Wort von
der BedeutungF 1 u fs. Denselben Stamm
glaubt er auch in den Flufsnamen
Segura, Sucar zu erkennen.
Jude ist entstanden aus dem lat.
Judaeus, ahd. jucleo, judo. Judaeus
heifst der Einwohner von Judäa. Judäa
ist das Gebiet des Stammes Juda. Der
Name dieses Hauptstammes ging auf
alle Stämme des Volkes Israel über.
Als Stammvater desselben gilt Juda,
Jehudah, d. h. der Gepriesene. Der
Name dieses Heros Eponymos ist
natürlich erst nach dem Stammesna-
men gebildet. Kleinpaul 292.
5*
68
Julier —
Kafferii.
Julier, ein Alpenpafs, soll seinen
Namen von dem Sonnengott der Kel-
ten Jnl erhalten haben, den man
hier verehrte (?). Andere bringen den
Namen mit der Anwesenheit des Ju-
lius Caesar in diesen Gegenden in
Zusammenhang. (?) Schweiz. 176.
Juliselle AI 1)011 heifsen die Ge-
birgszüge im Südosten des Triglav
mit einem aus der Römerzeit stam-
menden Namen. Derselbe wurde von
der Alpis Julia, dem Berg Ocra, auf
den ganzen Gebirgsabschnitt übertra-
gen und ist der Stadt Forum Juli i
entnommen. U mlauft 100.
Jungfrau, der schönste Berggipfel
der Alpen, hat diesen Namen nicht
etwa von seiner Ähnlichkeit mit der
Gestalt einer sitzenden Jungfrau
erhalten, sondern von der Reinheit
seines weithin sichtbaren Schneege-
wandes. Schweiz. 550.
Jura ist ein keltischer Name und
scheint Waldgebirge zu bedeuten.
In den Urkunden des M.-A. erscheint
joria, juria als Ausdruck für Wäl-
der. Wald- und Bergnamen, welche
zu diesem Worte gehören, kommen
in der Gegend des Jura häufig vor.
Bacmeister 141.
Jülich in der Rheinprovinz ist
entstanden aus dem röm.-kelt. Julia-
cum, Juliusstadt. Bacmeister A.
W. 25.
K.
Kalbylen, nord-afrik. Yolksstamm,
der auch sonst mit dem von den Römern
überkommenen Namen Berbern genannt
wird. Der Name lautet in arabischer
Form Quabâel, sing. Quabîle und
bedeutet die Stämme xar' é'^o%r¡v.
Die Berberstämme schlugen sich bei
dem Einfall der Araber zu diesen und
haben sich auch in der Folge nahe
zu ihnen gestellt. Sie selbst bezeich-
nen sich als Amâzigh oder Amâ-
schegli. Kiep. 19.
Kadix, bei den Römern Gades,
phönic. Gadir, griech. rà rdâeiQa,
auf einer kleinen Felseninsel gelegen,
erklärt sich durch phönic. gader =
C.
Mauer. Auch die aegatisclien In-
seln, Aegades, im Westen von Sici-
lien, verdanken ihren Namen den durch
die Phönicier auf ihnen aufgeführ-
ten Befestigungen. Auch der Name
der westafrikanischen Stadt Aghader
gehört hierher. Kiep. 486. Egl. 7
und 202.
Kaffern ist gebildet von Kafir,
d.h. Ungläubige, mit welchem Na-
men die Araber ursprünglich die ge-
samte Küstenbevölkerung O.-Afrikas
bezeichneten, während er sich jetzt
nur auf die Völkergruppe bezieht,
welche südlich vom Zambezi wohnt.
Dieselbe Entstehung zeigt der Name
Kafir — Kalmücken.
69
der Kafir, eines asiatischen Stammes,
der sich selbt Sijaposch nennt. Guthe
I. 376. Die persische Form des Na-
mens ist Geber. Unter den (x(ki)Cril
werden namentlich die Feueranbeter
verstanden. Die Türken haben das
"Wort in Gialli' oder Grhiaur umge-
bildet und brauchen dasselbe zur
verächtlichen Bezeichnung der Chri-
sten. Brockh. YI. 319.
Kafir, s. Kaffer.
Kairo ist abgeleitet aus dem arab.
Namen el-Kahîra = die sieg-
reiche, oder el Kâhira = die un-
terjochende; beides sind Beinamen.
Bei den Einwohnern heilst die Stadt
Misr, Masr, ein Name, der von einer
alten Hauptstadt Alt-Aegyptens Misra,
Mesra sich vererbt hat. Egl. 7 u.
98. Mit dem Namen Masr bezeich-
neten die semitischen Yölker auch
Aegypten selbst.
Kaiserstlllll, ein Gebirge in der
oberrheinischen Tiefebene, vulkani-
schen Ursprungs. Auf dem höchsten
Berge, dem eigentlichen Kaiserstuhl
oder Totenkopf, ist ein ebener, run-
der Platz, „zu den neun Linden",
auf welchem der Sage nach Rudolf
von Habsburg öfters Gericht hielt.
Daher der Name. Brockh. Yin. 922.
Kaiserswerth hiefs eine ^onKöln
abwärts gelegene Insel im Rhein
nach der kaiserlichen Pfalz, welche
sich auf derselben erhob. An ihrer
Stelle liegt das Städtchen Kaisers-
werth. Die Insel ist heute landfest
geworden, seitdem der Rhein dort
seinen Lauf geändert hat. Früher
hiefs die Insel St. Swibertswerth. S.
d. Art. Werth. Kneisel 44.
Kaiser Wilhelm s land ist mit
Zustimmung Seiner Majestät des Kai-
sers das deutsche Schutzgebiet an
der Nordküste von Neu-Guinea ge-
nannt worden. Ebendaselbst hat
ein neu entdeckter Hafen nach Seiner
Kaiserl. Hoheit dem Kronprinzen den
Namen Friedrich Wilhelmshaven
und ein anderer nahebeiliegender nach
Seiner Königl. Hoheit dem Prinzen
Heinrich den Namen PrillZ Heill-
riehshafeil erhalten. Der Friedrich
Wilhelmshafen war bisher unbekannt,
da eine ihm vorliegende Insel die
Einfahrt verdeckte. Diese, jetzt Dal 1-
mannfahrt genannt, wurde am 19.
Oktober 1884 durch den Kapitän
Dalimann, den Führer des der deut-
schen Neu-Guinea-Gesellschaft gehö-
rigen Dampfers, entdeckt und damit
der Hafen aufgeschlossen.
Kalaharisteppe, eigentlich Kari-
Kari, bedeutet die quälende, näm-
lich Wüste. Der Boden besteht aus
hellem Sande, die ganze Ebene hat
kein fliefsendes Wasser ; nur sehr
wenig Brunnen und ist mit Gras-
büscheln und Schlingpflanzen bedeckt.
Ruge 215.
Calcutta, im sansk. Kalkáta oder
Kalikáta = Wohnung, eigentlich
Begräbnisplatz oder heiliger
Platz der Kali, der Gemahlin Si was.
Egl. 98.
Calédonien, so nannten die süd-
lichen britischen Stämme den nörd-
lichen Teil ihrer Insel. Der Name
bezeichnete treffend die Natur des
Landes; kymr. celyd, plur. celeddôn
bedeutet Walddickicht. Kiep.532.
Kaiisch bedeutet Besitzung
eines gewissen Kalis.
Kalmücken. Zufolge einer alten
Sage wäre der gröfste Teil des Stam-
mes lange vor Dschingis-Chan nach
AV. gezogen und hätte sich im Kau-
kasus verloren; der Rest, welcher in
der Heimat zurückblieb, erhielt von
seinen tatarischen Nachbarn den Na-
men Châlimack, die zurückgeblie-
If
70
Caltagirone — Kandia.
ben en, und aus diesem Namen ent-
stand die europäische Namensform
Kalmück. Egl. 281.
Caltagirone, Stadt in Sicilien;
der Name hat sich aus dem lat. Calata
Hieronis entwickelt. Brockh. IV. 229.
Cambridge, Stadt in England;
ältere Formen des Namens sind
Cantbricge,Cantebrigge, Grantanbricge,
Grantebrycge, d. h. Brücke am
Flusse Grant oder Cam. Bei
den Angelsachsen hiefs der Ort Grante-
ceastre, Burg am Grant, bei den
Kelten endlich Cair Granth; kelt.
cair, Stadt. Eckerdt, Engl. 0. 9.
KameilZ, mehrfach vorkommender
Ortsname, geht auf asl. kcimy, Stein.
Eben dahin gehören Chemnitz, Flufs
und Stadt in Sachsen, und Kamill,
Stadt in Bommern. Mikl. 179. Auch
der zweite Teil des Namens Stubben-
kaillllier gehört hierher. Der Name ist
vòlksetymologisch umgewandelt und
scheint Stufenfels zu bedeuten.
Kamerun - Fluss in Afrika, in
englischer Schreibweise Cameroons,
ist portugiesischen Ursprungs und be-
deutet Krabbenflufs, vom portug.
camaräo. „Ob nun seiner Zeit die
ersten Küstenfahrer wirklich die hier
viel vorkommenden Krabben (0 cy-
poda und Gel asini us) sahen oder
die nicht minder häufigen Garneelen-
krebse, zu denen dann noch eine nur
alle 4 Jahre vorkommende Art der
Krustenkrebse käme, den Anlafs für
den Namen der Gegend gaben, in-
dem eine Verwechselung der Krebse
und Krabben von Laien leicht ge-
macht werden konnte, lassen wir
dahingestellt." Feterm. 31. J. 85.
14. Der Name des Flusses ist dann
auf das nahe Gebirge übertragen.
Kamill, s. Kamenz.
Campagna, s. Champagne.
Cani iranien, die Tiefebene am
Garigliano und Volturno, erklärt sich
durch lat. campus, Feld. Curt. 149..
Campidoglio, gleich Ölfeld,.
haben die Italiener volksetymologisch
aus Capitoli um gebildet. Bac-
ín eister, A. W. 32.
Kanaan bedeutet das niedrige;:
der Name scheint zunächst nur dem
Küstenstrich zugehört zu haben und
erst später auf die angrenzende Höhen-
landschaft bis zum Jordan übertragen
worden zu sein. Kiep. 167.
Canada wird gewöhnlich aus ei-
nem indian. "Wort Sancita — eine
AnzahlHütten, abgeleitet ; die Ent-
decker sollen dieses Wort als Lan-
desnamen aufgefafst haben. Egl. 100-
Canal du Midi = Südkanal,
heifst der Kanal, welcher, das süd-
liche Frankreich durchziehend, die
Garonne mit dem mittelländischen
Meere verbindet. Franz. midi, vom
lat. medius dies, der Süden.
Canarien bedeutet nach PI i m
Hist, Nat. VI. 202 (multitudine
canum ingentis magnitudinis)
Hundsinseln (canis = Hund)
von den grofsen Hunden, welche
noch die Spanier bei der Wiederent-
deckung auf denselben antrafen,
welche aber seitdem gleich den ber-
berischen Eingeborenen ausgestorben
sind. Egl. 101.
Kandahar, Stadt in Afghanistan,
ist eine Korruption aus Alexandria,
dem Namen einer der zahlreichen,
durch Alexander den Grofsen ge-
gründeten Kolonien. Egl. 283.
Kandel*, s. Gand.
Kandia, Name der Hauptstadt der
Insel Kreta und der Insel selbst.
Der Name ist entstanden aus Chan-
dak=Festung, mit welchem Namen
die arabischen Eroberer die mittel-
alterliche Hauptstadt und Haupt-
Cannibalen — Capua.
71
festung der Insel, das alte Herakleia,
benannten. Die Umformung des
Namens ist durch die Yenetianer ge-
schehen. Kiep. 249.
Cannibalen. Caniba mifsver-
stand Columbus die Indianer von
Hayti, welche sich vor den menschen-
fressenden Cariben fürchteten. Colum-
bus deutete Caniba, Yölker des
Chan, so dafs ihn dieser Irrtum von
der Nähe des Mongolenchans noch
mehr in seinem Wahn, an der Ost-
küste Asiens angelangt zu sein, be-
stärkte. Der Name Caniba oder
Cannibalen wurde auf die menschen-
fressenden Bewohner des tropischen
Amerika übertragen und in der Folge
als Bezeichnung für Menschenfresser
überhaupt gebraucht. Egl. 101.
Cannstatt, in Württemberg, alt
Condistat, wird zu kelt. conciate,
Mündungsstelle eines Flusses
gestellt. Es mündet aber dort kein
Flufs in den Neckar. Der Name
geht auf den Personennamen Cando,
Cundo, und bedeutet also so viel wie
Candsstadt. Buck. Oberd. Fin. 43.
Canton, Stadt im südl. China,
wird von den Europäern so genannt
nach der Provinz Kuang-tung, deren
Hauptstadt es ist. Kirchli. 89.
KantschindscMnga = die fünf
Juwelen des Hochschnees, heilst
bei den tibetanischen Anwohnern der
höchste Himalajagipfel von Sikkim
nach den fünf Hauptfirnmulden, wel-
che den Stock des Berges umlagern,
von gang oder hang = Schnee,Eis,
tchhen = grosz, dzocl — Schatz
nga = fünf. Egl. 284.
Cape Cross in Afrika, nördlich
von der Walfischbai gelegen, bedeutet
Kreuzkap, nach einem alten Kreuz,
welches 1483 von den ersten por-
tugiesischen Entdeckern dort aufge-
richtet ist. Büttner. 212.
Capitanata, moderner Name einer
stid-italischen Landschaft. Der Name
kommt von dem Titel Kaxanavóq,
den der byzantinische Statthalter jener
Gebiete führte. Kiep. 452.
Capitolinns, Capitolium erklärt
sich durch griech. xtyahj, Kopf =
lat. caput, got. haubith, Haupt. Curt.
148.
Capitolium, s. Capitolinus.
Kappadocien, Landschaft in
Klein-Asien. Der Name ist von den
semitischen Grenznachbarn gebildet
und weiter gegeben. Die ältesten
Bewohner werden Ducha oder Tu-
ch a genannt. Damit wird zusam-
mengesetzt katpa = Seite, im hebr.
auch zur Bezeichnung von Ländern
gebraucht. Kiep. 91.
Capo d'Istria = Caputi striae,
Hauptstadt von Istrien, wurde
seit 1300 anstelle Polas die Haupt-
stadt des venetianischen Istriens; im
Altertum hiefe die Stadt A egida
Justinopolis.
Capraja, s. Caprera.
Cap rara, s. Caprera.
Caprera, Insel an der Nordspitze
Sardiniens, hat seinen Namen von
den vielen wilden Ziegen, welche sie
einst bewohnten. Caprera ist nicht
zu verwechseln mit Caprara, einer
der Tremiti-lnseln im Adriatischen
Meer, welche ihren Namen von den
Kapern hat, welche sie erzeugt. Auch
der Name der Insel Capraja, bei
den Alten Aegilium oder Capraria,
im N. 0. von Corsica, sowie der der
Insel Capri, alt. Capreae, weist auf
den einstigen Reichtum an Ziegen-
herden. Brockh. IY. 314.
Capri, s. Caprera.
Capua, osk. Kapva, geht auf die
Wurzel ckap, graben zurück. Die
Stadt liegt in der seit Urzeiten an-
gebauten kampanischen Tiefebene.
72
Karaboghas — Cariben.
Auf eben die Wurzel geht campus
= Feld, Ebene und das davon
abgeleitete Campameli zurück. Curt.
149.
Karaboghas = s c h w a r z e s T h o r,
türk. Name eines Kanals, durch wel-
chen der Kaspisee mit einem an
seiner 0.-Küste befindlichen Meer-
busen zusammenhängt. Der Name
bezieht sich auf die durch Felsklippen
und Strömungen verursachten Gefah-
ren der Einfahrt. Später wurde der
Name auf den Golf selbst übertragen.
Egl. 285.
Kara-Deiliz, s. Schwarzes Meer.
Kara Isker, Nbflfs. der Donau in
Bulgarien. Der Name ist türk. und
bedeutet der schwarze Isker. Yon
der Farbe hat er diese Bezeich-
nung sicher nicht erhalten, denn bei
dem raschen Fall des Thaies ist der
Bach im gröfsten Teile seines Laufes
eine einzige tobende, spritzende, wei-
fse Schaummasse. Der Orientale ver-
bindet vielmehr mit dem Worte Iza-
ra den Begriff des Rauhen, Öden,
Unnützen, während weif s ak das
Sanfte, Nützliche bezeichnet. So hat
anch der Kara Isker von der Unwirt-
lichkeit seines Thaies den Beinamen
erhalten. Im gewöhnlichen Verkehr
sagt man für schwarz sjak und für
weifs beas. A. a. W. 7. J. 217. Die-
ser Gesichtspunkt dürfte auch für
die Erklärung mehrerer der folgen-
den Namen Geltung haben.
Karafto, s. Sagalin.
Karakalpaken, ein türkischer
Y olksstamm, bedeutet Schwarz-
mützen. Der Name erklärt sich
durch die bei ihnen übliche dunkle
Kopfbedeckung. Kleinpaul 306.
Karakoruui = das schwarze
Gebirge, ist der türk. Name einer
nördl. vom Himalaja gelegenen und
mit dessen schneebedeckten Höhen
kontrastierenden Gebirgskette. Auch
ein an dem Orchon und der Selenga
liegendes Gebirge führt denselben
Namen. Im Mittelalter hatte das in
der Nähe des Gebirges liegende Re-
sidenzlager des Mongolenchans den-
selben Namen. Egl. 286.
Kara Knill = schwarzer Sand,
heifst nach dem schwarzen, mit dür-
rem Lehmboden und salzigen Morä-
sten wechselnden Flugsande die
Wüste imN. 0. des Aralsees. Egl. 286.
Karalene, Lehrerseminar bei In-
sterburg, erliielt seinen Namen zu
Ehren der Königin Luise von Preu-
fsen; lit. karaliene, Königin. Zur
Erklärung des Namens wird erzählt,
dafs der Bauunternehmer bei dem Bau
mit den Arbeitern über den Lohn in
Streit geraten sei. Da hätten diese
ihr Arbeitszeug hingeworfen und ihm
zugerufen: Karr' alene (karr'allein);
daher der Name.
Karasee oder Karisches Meer heifst
nach dem Flüfschen Kara, welches
auf der europ.-asiat. Grenze in das-
selbe einmündet, das grofse von den
Inselmassen Nowaja Semljas im W.
begrenzte Meer. Egl. 286.
Kara Su, Name vieler Flüsse auf
türk. Sprachgebiet, bedeutet schwar-
zer Flufs.
Kara Tail = schwarzer Berg,
türk. Name eines Gebirges in Osttur-
kistan.
Karelier, ein finnischer Volks-
stamm am finnischen Meerbusen, be-
deutet im Finnischen Hirtenvolk.
Cariben, fälschlich Caraiben, von
carib = Held; so nannten die sanf-
ten Eingeborenen der westindischen
Inseln die viel stärkeren und mutigen
Indianerstämme, welche vom süd-
amerik. Festlande sich allmählich über
die Antillen verbreitet hatten. Nach
0
Carigrad — Karroo.
73
den Cariben ist das caribische Meer
benannt. Egl. 103.
Carigrad, Slav. Bezeichnung für
Konstantinopel, bedeutet Kaiser-
burg, weil die Stadt einst der Sitz
der griechischen Kaiser war. Seydl. 63.
Carlisle, Stadt im nördl. Eng-
land. Zur Römerzeit war hier, am
Ende des Pictenwalls, eine Legions-
station. Daher nannten die Einge-
borenen den Ort Caer Leon; caer
bedeutet Stadt, Leon entstanden aus
leg io ; daraus hat sich der heutige
Name entwickelt. Eckerdt, Engl. 0. 7.
Karlsbad, Kurort in Böhmen, nach
Karl IY. benannt, obwohl es unrich-
tig ist, dafs dieser die Quellen 1347
auf der Hirschjagd gefunden hat. Die
Heilkraft des Sprudels war schon
früher bekannt. Sicher ist es, dafs
Karl IY. 1370 und 1376 dort Bäder
genommen und seinen „lieben und
getreuen Bürgern zu Karlsbad alle
Privilegien,'^die Elbogen besafs", ver-
liehen hat. Umlauft 103.
Karlslmrg', Stadt in Siebenbürgen,
erhielt diesen Namen, seitdem es
unter Karl YI., in den Jahren 1715
bis 1738, nach den Plänen des
Prinzen Eugen befestigt worden war.
Die Stadt liiefs früher Gyula-Fejér-
vár und war die Hauptstadt des
Landes. Fejér-vár bedeutet die
we if se Burg. Weifs drückt bei
Orts- und Yölkernamen meistens den
Yorrang aus und findet sich daher
häufiger zur Bezeichnung von Fürsten-
sitzen angewandt, z. B. Belgrad,
Stuhlweifsenburg. A. E. Seib. 82.
217.
Karlsruhe, Hauptstadt von Baden,
als Jagdschlofs 1715 durch den Mark-
grafen Karl Wilhelm mitten im Hard-
walde an der Stelle gegründet, wo
er einst im Schatten geruht hatte.
Egl. 287.
Karmel, Gebirge an der Küste von
Syrien, bedeutet Garten, Baum-
garten. Das Gebirge war berühmt
durch seine dichte, mit dem öden
Strande und dem Meere kontrastierende
herrliche Belaubung. Egl. 287.
Carolina wurde als Kolonie von
franz. Protestanten gegründet und
nach dem franz. Könige Carl IX. be-
! nannt.
Carolinen, eine austral. Insel-
gruppe; sie tragen ihren Namen dem
Könige Karl II. von Spanien zu Ehren.
Egl. 104.
Karpaten, kommt von slav. chrb
— Bergrücken. Chrawat bezeich-
nete zunächst die Bewohner des Ge-
birges und wurde später in der Form
Krapat oder Karpat zur Bezeichnung
des letzteren gebraucht. Egl. 287.
Der heutige slavische Bewohner kennt
den Namen Karpaten gar nicht.
Der polnische und ruthenische Ge-
birgsbewohner nennt die Karpaten
nur Berge, góry, lióry. Umlauft 104.
Jene Bewohner, denen das Gebirge
seinen Namen verdankt, sind die
Kroaten. Ursprünglich im N. der
Karpaten sefshaft, zogen sie zur Zeit
des oströmischen Kaisers Heraklius
(610—41) südwärts und erkämpften
sich im S. der Donau und an den
Küsten der Adria neue, bleibende
Sitze. Umlauft 119.
Carpentaria, der grofse nordaust.
Golf, wurde nach dem holl. Kapitän
Carpenter genannt, welcher als Ge-
neralstatthalter der ostindischen Kom-
panie 1628 die Küste desselben unter-
suchte. Egl. 104.
Carrara hat seinen Namen von
seinen Steinbrüchen; lat. quadraria,
franz. carrière bedeutet eine Quader-
steingrube. Ausi. 53. 3.
Karroo nennen die Kapkolonisten
die ausgedehnten Hochflächen des
74
Karst — Katalonien.
innern Gebirgslandes. Der Name be-
deutet in der Sprache der Hotten-
totten so viel wie hart, und diesen
Namen verdienen sie mit Recht, denn
ihre Oberfläche besteht aus rotem,
etwas mit Sand gemischtem Thon,
der in der trockenen Jahreszeit so
hart wie gebrannter Lehm wird.
Egl. 287. Guthe I. 337.
Karst, s. Krain.
Karthago, griech. Kaoyr^on^
phönic. Kartha-hadascha, Kartada,
d. h. Neustadt, nannten die Tyrier
ihre im Jahre 814 gestiftete Nieder-
lassung im Gegensatz zu dem ältern,
von den Sidoniern an derselben Stelle
gegründeten Byrsa, d. h. Burg; dieses
wurde später die Akropolis der Stadt.
Hellw. Kulturg. 188. Kiep. 217.
Cartagena, bei den Römern Car-
tliago nova, die Hauptkolonie der
Karthager in Spanien und nach ihrer
Mutterstadt genannt. Egl. 104.
Kasbek, Berg im Kaukasus, hat
seinen Namen von dem an seinem
Fufse liegenden Dorfe gleichen Namens
erhalten. Egl. 288.
Kaskadengebirge heilst ein Teil
der nordamerik. Seealpen nach den
Stromschnellen, welche der Columbia
bei dem Durchbrucli durch dieselben
bildet.
Kaschmir, der Name des be-
rühmten Bergthaies des oberen Indus-
gebietes, ist die europäische Form des
alten einheimischen Sanskrit namens
Kâsyapa-mar = Wohnung Kasya-
pas, d. i. der heiligen Ferson, welche
den Abzug der Wasser des Thalsees
dadurch bewirkte, dafs sie mit mäch-
tiger Hand in dem Berge Baramaulch
einen Graben eröffnete. Egl. 288.
Caserta, Stadt in Süditalien, hat
seinen Namen von dem alten Schlosse
Casa erta, steiles Haus, in dessen
Schutz sich die Stadt erhoben hat ;
erto, italien, steil. Brockh. IV. 381.
Kaspisclies Meer hat seinen Na-
men von den Kaspiern, einem No-
madenvolke , welches einst in der
Steppenebene des untern Kur und
Aras safs. Kiep. Leitf. 37.
Kassiterideil, d. h. Zinninseln,
von xaüO¿T£Qog, Zinn, nannten die
Griechen die britischen Inseln nach
dem Hauptprodukt derselben. An-
dere Forscher sehen in ihnen die
heutigen Scillyinseln.
Kastalia, Kaaralia, ein berühm-
ter Quell bei Olympia, führt Curt.
138 auf xaiïaçôç, rein, xaüaigw,
reinigen, lat. castus, rein zurück.
Kastell, Berg in den Appenzeller
Alpen, bedeutet schroffer Fels,
Berg vor sprung und erklärt sich
durch isländ. lmst, Vorsprung an
einer Felswand. Buck. Oberd.
Fin. 132.
Kastilien bedeutet Burgenland,
so genannt nach den zahlreichen Bur-
gen, castillo, durch welche die christ-
lichen Spanier sich gegen die Araber
zu schützen suchten. Kirchh. 103.
Castra Y etera, römisches Stand-
lager am Rhein, erhielt diesen Na-
men (vetus, alt, Castrum, Festung),
weil es die erste römische Anlage
dieser Art in jener Gegend war.
Arn. D. Urz. 56.
Castro-Giovanni, Stadt in der
Mitte Siciliens, an der Stelle des
alten Henna oder Enna gelegen. Aus
dem alten Namen scheint die volks-
tümliche moderne von Castro-janni
entstellt, welches nur von den Ge-
bildeten irrig in Castro-Giovanni um-
geprägt ist. Kiep. 467.
Katalonien, span. Cataluña, hat
sich entwickelt aus Gotholunia, d. h.
Land der Goten, so genannt, weil
Cattaro — Keraunia.
75
die Goten liier auf der pyrenäischen
Halbinsel ihre ältesten Sitze hatten.
Egl. 107.
Cattaro, slay. Kotor, hat sich ent-
wickelt aus dem alten Namen Deca-
daro, heim Geographen von Ravenna,
oder JexaTSQa, bei Const. Porph.
Umlauft 36.
Iiatzlbacll und Katz, häufig vor-
kommender Bach- und Flufsname.
Katze kann in dem Namen nicht
stecken, dazu kommt der Name viel
zu oft vor, und hat die Katze viel
zu wenig Beziehungen zum Wasser.
Die Kätzchen, Palmkätzchen (Weiden),
sind ein zu junges Wort, als dafs sie
in so alten Namen gesucht werden
dürften. Buck. Oberd. Fin. 133 hält
den Namen für vordeutsch und weist
auf ir. caise, Bach, skr. kas, gehen,
ir. cas, schnell.
Kaukasische Rasse hat diesen
Namen erhalten, weil der reinste,
dem vorausgesetzten ursprünglichen
nächstkommende Typus derselben sich
noch jetzt im Kaukasus finden soll,
aber nicht, wie noch oft miisver-
ständlich erklärt wird, weil der
Kaukasus als Urheimat der gesamten
Rasse anzusehen sei. Kiep. 17.
Kaukasus. Eine ältere Form des
Namens soll nach Plinius Graukasus
sein. Dieses würde bedeuten der
glänzende Berg, vom sansk. käs,
glänzen und gravan, Fels. Egl.
290.
Kärnten, s. Krain.
Kelat, Stadt in Belutschistan, be-
deutet im arab. so viel wie Schlofs.
Hellw. D. E. u. i. Y. II. 376.
Kelten. Der Name scheint von
den keltischen Stämmen selbst aus-
gegangen und ein ehrender Beiname
gewesen zu sein. Glück setzt Celta,
Celtus, Celtes, die bei den Römern
gebräuchliche Form, = celsus,hoch,
erhaben. Kiep. 499.
Kempten, s. Cumberland.
Cenomanen, ein keltischer Stamm
im Polande. Der Name bedeutet nach
Arn. D. Ur. 26 die Fernwohnen-
den.
Kentucky, Name eines der Staa-
ten des Missisippigebietes, vom indian.
kan-tuck-kee, dunkler, blutiger
Grund; so nannten vor der Ankunft
der Weifsen die Indianer diese wild-
reiche Region, weil hier die um-
wohnenden Stämme ihre blutigen
Fehden auszufechten pflegten. Egl.
293.
Cephalonia, früher Kephallenia,
eine der jonischen Inseln, bedeutet
Bergin sei. Dieselbe Bedeutung hatte,
dem Charakter der Insel entsprechend,
der ältere homerische Name der
Insel Sainos. Egl. 294.
Kerasus, zwei Städte in Klein-
Asien=Kirs chenstadt vom armen.
keraz, neupers. hires, die Kirsche.
Die Angabe römischer Autoren, dafs
von einer dieser Städte die durch
Lucullus nach Italien gebrachten
Kirschen (lat. cerasum) benannt seien,
kehrt den Sachverhalt um, da die
Frucht dort schon denselben Namen
führen mufste, unter dem sie auch
den Griechen, xsqaaiov, schon früher
bekannt geworden war. Anders lassen
sich auch nicht die arm. und pers.
Namen erklären. Kiep. 93.
Keraunia = Donnersberge,
hieCs von den in dieser Gegend häu-
figen Gewittern ein steiles, nacktes
Gebirge in Epirus; xeçavoç, Don-
nerkeil, Donner und Blitz, der
treffende Blitzstrahl. Die ge-
fürchtete Spitze des Gebirges hieCs
76
Kerguelen-Inseln — Khartum.
Akrokerauilia = keraunisckes
Vorgebirge; die italienischen Schiffer
nennen es nach seiner Gestalt Lin-
guetta, Zunge. Egl. 295.
Kerguelen-Inseln, im südl. Teile
des indischen Oceans, wurden nach
ihrem ersten Entdecker (1772), dem
französ. Kapitän Kerguelen genannt,
der sie für einen Teil des hypo-
thetischen Südpolarkontinents hielt.
Egl. 294.
Ceuta, Stadt an der Strafse von
Gibraltar auf der afrik. Seite, ist
korrumpiert aus dem arab. sebat,
sieben, und dieses ist die Überset-
zung desröm. Namens Septem (Fra-
tres) = sieben Brüder; gemeint
sind die sieben Berge, welche die
Stadt umstehen. Egl. 109.
Ceyennen, m on s Ce Yen na, er-
klärt sich durch kymr. kefyn, hebin,
Bergrücken. Kiep. 500.
Ceylon, s. Singhalesen.
Clialgail, Stadt an der grofsen
chinesischen Mauer, da gelegen, wo
die Strafse von Peking auf das Pla-
teau der Mongolei hinaufführt. Der
Name bedeutet Thor, Barriere.
Egl. 110.
Chalkidike, H.-insel an der Küste
von Macédonien. Chalcis auf Euböa
hatte seit dem 8. saec. dort eine
ganze Reihe von Kolonien gegründet,
die nach der Mutterstadt die Clial-
kidischen Städte, al XaXxiòixcu
noXecg, hiefsen, ein Name, der sodann
im geographischen Sinne auf die
ganze Landschaft als Chalkidike
überging. Kiep. 316.
Chalkis, Stadt auf Euböa, wird
gewöhnlich von %aXxóg — Erz ab-
geleitet. Die Ableitung ist zu ver-
werfen, da die Ebene und die Kreide-
liügel der Umgegend kein Metall ent-
halten. Der Name mag vielmehr von
xáXxr¡=xáXx?¡i die Pur pur Schnecke
herkommen. Im M.-A. hat die Stadt
ihren Namen mit dem der Meerenge
Euripos, in vulgärer Aussprache
Evripo, Egripo vertauscht. Dieser
Name gilt auch für die ganze Insel.
Die Yenezianer haben diesen Namen
mit Anklang an die Festland und In-
sel verbindende Brücke in Ncgl'O-
poilte, scliAvarze Brücke, um-
gestaltet. Burs. II. 413. Kiep. 254.
Champagne, eine franz. Land-
schaft, enthält jene weiten, auch
historisch merkwürdigen Ebenen. Der
Name geht auf lat. campus, Feld,
Ebene. Dieselbe Herleitung haben
Kampanien und Campagna, jenes
das Tiefland des Carigli an o und Vol-
turno, dieses der italienische Ausdruck
für Ebene, Feld, Land. Yergl. d. A.
Capua.
Champlailisee in Nordamerika ist
nach seinem Entdecker (1608), dem
Franzosen Champlain, so genannt.
Hopp. Gesch. d. ver. St. I. 45.
Charkow, Stadt in Rufsland, be-
deutet Besitztum eines gewissen
Charek.
Cliarl Ottenburg wurde zu Ehren
der Kurfürstin Sophie Charlotte so
genannt, nachdem hier für dieselbe
in den Jahren 1695—98 das Schlofs
erbaut worden war. Bis dahin hiefs
der Ort Lützen oder Litzen.
Chartres, Stadt in Frankreich.
Der Name hat sich entwickelt aus
dem Namen des gallischen Stammes
der Carnutes, dessen Hauptstadt
es unter dem Namen Autricum war.
Kiep. Leitf. 192.
Khartum, Hauptstadt von Nubien,
hat seinen Namen von seiner Lage
auf der durch den Zusammenflufs
des weifsen und des blauen Nils ge-
bildeten Landspitze Ras el Khartum
= Ende des Rüssels. Seydl. 42.
Chasaren
— China.
77
Chasaren, tiirk. Volksstamm, einst
im südl. Rufsland sitzend, bedeutet
die Angesessenen, arm. kezaran,
choäsar, Haus, Hof. Ausi. 81.114.
Chemnitz, s. Kamenz.
Cherson, eine neurussische Stadt,
wurde in Erinnerung an das alte
Cherson so genannt. Dieses lag in
der Nähe von Sewastopol und hatte
seinen Namen von der Lage auf der
Halbinsel (Ch er s on e sus) Krym er-
halten. Egl. 113. Yergl. d. f. Art.
Chersonesus, XeQúóvr¡ao<;, ist die
griech. Bezeichnung für Halbinsel;
griech. %£{?croç bedeutet das feste
Land im Gegensatz zu dem "Wasser,
namentlich dem Meere, und adj. fest-
ländisch; vfjcïoç, die Insel. Cher-
sonesus eigentlich also Landinsel.
Insbesondere nannten so die Griechen
die jetzige Halbinsel von Gallipoli.
Die Cher sonesus Taurica bezeich-
nete die heutige Krim nach einem
alten Volke der Taurier; die Cher so-
nesus aurea, die goldene, ist die
Halbinsel von Malakka.
Cherusker. Die gewöhnliche Her-
leitung des Namens ist die von got.
hairus, ahd. hern, Schwert; heru,
bemerkt Arn. D. Urz. 269, bezeichnet
ein gröfseres Schwert, das nur von
gehärtetem Erz oder Eisen sein konnte,
im Gegensatz zu sahs, dem kurzen
Schwert der Sachsen, das ursprüng-
lich aus Stein war. Forst. D. 0. 250
knüpft den Namen an den Pagus
Hersigo an der Diemel und andere
Ortsnamen gleichen Klanges in der-
selben Gegend.
Chesapeake = Mutter der Ge-
wässer, ist der indian. Name einer
Bai an der O.-küste von Nordamerika.
Egl. 113.
Chester, Stadt in England, ist
entstanden aus Castrum, so pflegten
die erobernden Angelsachsen die vor-
gefundenen Römer städte zu bezeichnen.
Das Wort kommt häufig in Zusam-
mensetzungen vor. Jul. Jung. 67. Vergi.
Lancaster.
Clli avellila, deutsch Kläven, wäre
zu übersetzen mit Schlüsselburg,
vom lat. clavis, Schlüssel, s. Fick.
II. 71. Der Name stimmt zu der Lage.
Chiavennas, welches das Bergell von
der untern Thalstufe abschliefst.
Chihcha, s. Muyscas.
Kijew, Stadt in Rufsland, be-
deutet Burg eines gewissen Kij.
Chile ist vom altperua. tschili\
tschiri, Schnee, Kälte abzuleiten,
weil die Peruaner, die Chile unter
ihre Botmäfsigkeit brachten, in
der Cordillère gröfsere Schneemassen
und ein kühleres Klima fanden als
in Peru. Ochsen. 2. Von Chile ist
der Name der Insel Chiloe gebildet,
in älterer Form Chilihue, d. Ii. von
Chile abhängig.
Chimborazo bedeutet nach Rug.
289 Schneegebirge von Chimbo,
einem Dorfe am Fufs des Berges.
China. Der Name ist herzuleiten
von der Dynastie Ts'in, durch welche
um 250 v. Chr. die Teilfürstentümer
zu einem Grofsreicli vereinigt wur-
den. Der Name erscheint zuerst in
der indischen Form Tschîna; die
Araber machten daraus Çîn, die Grie-
chen 2lv(u. Die bei uns gebräuchliche
Form ist die von den Portugiesen
und Spaniern gegebene China, ge-
sprochen schina und tshina. Ein
anderer im Abendlande bekannter
Name war im Altertum 2r¡QLxr¡, das
Seidenland. Derselbe ist abgeleitet
vom mong. sirkek, welches wieder
aus dem alt-chin. ser, heute se =
Seide gebildet ist. Ein dritter Name
ist Kitai oder Katai, die von den
Mongolen zu den Arabern gekom-
mene Bezeichnung für N.-China. Kitai
78
Cliochol — Kisil Irmak.
nennen die Russen noch heute Ge-
samtchina. Die bei uns gebräuchliche
Bezeichnung des himmlischen Reiches
ist den Chinesen unbekannt. Dage-
gen haben diese eine ganze Reihe von
andern Namen für ihr Land. Seit der
Mandscliudynastie heilst es Ta-min,
Reich von grofserHerrlichkeit;
andere Namen sindTschuong kue =
Reich der Mitte, Kiung hoa =
Garten der Mitte, Tieil sia =
unter dem Himmel. Kiep. 43. 44.
Thom. 15. Egl. 117.
Chochol, so bezeichnen die Grofs-
xussen die Kleinrussen. Das Wort
bedeutet Kopfmensch und kommt
von der bei den Kleinrussen noch
heute üblichen Sitte, den unteren
Teil des Kopfhaares zu scheren
und nur einen Haarbüschel stehn zu
lassen. Peterm. 78. 337.
Khoin, s. Hottentotten.
Cllôrasail, die n.-östlichste Provinz
-des jetzigen pers. Reiches; sie liegt
im Osten der centralen Hochebene;
daher der seit dem M.-A. allgemeine
Name, welcher Ostland bedeutet.
Kiep. 66.
Chorasillia, das Land am untern
Stromlauf des Oxus, bedeutet nach
P. Lerch Ni e der land, von chivar,
niedrig und zemi, Land. Kiep. 58
entscheidet sich für diese Erklärung
und verwirft die von Spiegel =
schlechtes Land und Burnouf =
Futterland gegebene. Gegen die
erster e Etymologie spricht, dafs der
Name sich zunächst auf die Oase
fruchtbaren Alluvialbodens, nicht auf
die umgebende Wüste bezog.
Christian shaal) = Christians-
hoffnung, dänische Kolonie an der
W.-küste Grönlands, ist einem der
dänischen Könige zu Ehren so ge-
nannt.
Christiburg, Stadt in der Provinz
Preufsen. Das Ordenshaus Christ-
burg wurde im Jahre 1247 auf einer
Stelle erbaut, wo früher eine heid-
nische Burg gestanden hatte. Diese
wurde am heiligen Abend vor Weih-
nachten erobert, daher der Name des
Ordenshauses. Toepp. Hist. - comp.
Geogr. v. Preufs. 182.
Chur in Graubünden. Stadt und
Name stammen aus der Römerzeit.
Es war der Mittelpunkt der Verwal-
tung der umliegenden Landschaften,
daher der Name Curia, Pflege;
rom. heifst die Stadt Coirà. Kirch-
hof 156.
Kjachta, zunächst ein Zuflufs der
Selenga, dann ein chin.-russ. Grenz-
ort, ist genannt nach einer Grasart,
mong. l>ja, welche, ein von dem Yieh
sehr gern gefressenes Futter, in jener
Gegend häufig wächst. Egl. 296.
Kidron = der trübe, nannten
die Hebräer den Bach, welcher sich
von Jerusalem zum Toten Meere
hinab zieht und nm nach Regen-
güssen Wasser führt. Egl. 296.
Cima ital. span, portug. prov.,
cime frz. bedeutet der Gipfel, so
Cima di Jazzi in den Walliser, Cima
d' Asta in den Tridentiner Alpen.
Das Wort hängt mit cyma, zarte
Sprosse, wal. chime, K e i m, altspa n.
cima, Zweig zusammen, bedeutet
also ursprünglich den obersten Teil
der Pflanze, dann Spitze, Berggipfel.
Diez 99.
Cima (lei tre Signori, s. Drei-
herrnspitze.
Gill i, Stadt in Steiermark. Der
Name hat sich entwickelt aus dem
röm. Claudia Celeja; es hiefs im
Mittelalter Celle. Umlauft 38.
Kisil Irmak, der alteHalys, be-
deutet der rote Flu Ts. Die Türken
haben ihn wegen seines durch den
Kisil Kum — CleriiiOttt.
79
Sandstein rotgefärbten Wassers so
genannt. Kisil Kum, ein Sand-
meer in S. 0. des Aralsees von braun-
roter Farbe, bedeutet der rote
Sand. V ergi. Halys.
Kisil Knill, s. Kisil Irmak.
Cisleitlianien und Transleitha-
nien, das Land diesseits der
Leitlia und das Land jenseits der
Leitha, sind die in neuester Zeit
gebräuchlichen Bezeichnungen für die
beiden Reichshälften der österreichi-
schen Monarchie, von dem Grenz-
flüsse zwischen Österreich und Ungarn
hergeleitet. Umlauft 3 9.
Kilima-ndscharo, der hohe Berg
unfern der Ostküste von Afrika, be-
deutet nach Rug. 197 Berg der
Grö Tse.
Cimbern wird erklärt als Kim-
pari, an. = Kämpfer. Kiep. 540.
Kingst0ll=Königsstadt, heifsen
zwei Städte in Canada und Jamaica.
Egl. 298.
Kinzig, s. Gand.
Cireello, Kap an der Küste von
Latimn, das alte Kirkaion, hat seinen
Namen von xîqxoç, der durch ihren
kreisrunden Flug vorbedeutenden Ga-
belweihe. Vielleicht in Anlehnung
an diesen Namen lokalisierte sich
hier die Sage von der Zauberin Circe.
Egl. 299.
Kirgisen, Wüstenfahrer, von
kir, Wüste und gis, durchziehen,
nennen sich selbst die Stämme, wel-
che mit ihren Herden die Steppen
und Wüsten im N. des Aralsees
durchziehen. Egl. 298.
Cirta = S t a d t, hiefs die von Micip-
sa im Binnenlande Numidiens ge-
gründete Hauptstadt im Gegensatz
zu den sonstigen nur dorfmäfsigen
Ansiedlungen des Landes. Kiep. 219.
Kitai, s. China.
Kiusiu = Ne un land, nennen
die Japanesen nach der Zahl der
Provinzen eine der grofsen Inseln
ihres Archipels. Egl. 300.
Klagenfurt, Stadt in Kärnten,
wird auf ein römisches Claudi i
Forum zurückgeführt. Bacmeister
A. W. 23. Sein eigentlicher Name
ist aber Glanfurt, d. h. Furt an
der Glan. Die Stadt liegt an der
Glan, unweit der Drau. Der häufige
Flufsname Glan geht auf gäl. glan,
ir. glilan, hell, lauter zurück.
Eckerdt, Engl. 0. 6.
Klaipeda, s. Meme!
Klamm nennt man in den Alpen
einige von senkrechten Felsen ein-
geschlossene Schluchten, wie die
Gasteiner Klamm ; ahd. damma, mhd.
Mamme, klamm, Einengung,
Bergschlucht, erklärt sich durch
ahd. [klamjan] chlemman, mhd.
klemmen, zusammendrücken, be-
engen. Schad. 495.
Klause, vom lat. claudere, part,
praet. clausuni, schlief s en, ist
der G-eneralname für schluchtartige
Thaleingänge, welche eine militärisch
wichtige Position bilden. So heifst
ein Engpafs, welcher zwischen Boden-
see und Pfänderberg hinführt und
eigentlich aus drei Klausen bestand,
deren jede feste, scliliefsbare Thore
mit Wachttürmen, Schanzen und
Erdwällen hatte. In der Nähe liegende
Ortschaften sind nach solchen Thal-
pforten genannt, so Klausen in Tirol
im Etschthale, Klauseliburg in
Siebenbürgen im Thale der Szamos.
Umlauft 108.
Clermont. Ciar us mons be-
zeichnete zuerst eine bei der Stadt
gelegene Felsenfestung, ging dann
aber seit der fränkischen Zeit auf
I die Stadt über; aus Ciar us mons
80
Klissura — Rio Colorado.
hat sich Clermont entwickelt. Kiep.
513.
Klissura, der grofse Felsenspalt
der Donau bei Orsova, geht auf slav.
klis = Klause, serb. Misura —
Schlund, Engpafs. Umlauft 109.
Clota, s. Clyde.
Clyde, Fluís in Schottland, kelt.-
röm. Clota, geht auf die "VV. klu,
klud, zu der auch griech. xAt£iw,
spülen, altlat. cluere, reinigen,
got. hlutrs, ahd. hlûtar, lauter ge-
hört. Curt. 151.
Kniebis, ein Pafs in dem SchAvarz-
"wald,bedeutet einen kniebrechen-
den Bergsteig. Dem zweiten Teil
des Namens liegt das ahd. biuzen,
stofsen, schlagen, biuz, buz, ge-
buize, Stöfs, Schlag zu Grunde.
Bacmeister, A. "W. 72. Buck. Oberd.
Fin. 23. Dieselbe Bedeutung hat
der Kniepals in Tirol, in älterer Form
Chnieboz. Umlauft 110.
Koblenz, lat. Confluentes,
Confluentia, zu ergänzen fluvii
oder flumina, die zusammen-
fliefsenden Ströme. Aufser der
bekannten Rhein-Moselstadt liegt ein
zweiter gleichnamiger Ort in der
Schweiz am Zusammenflusse von
Bhein und Aar. Dieselbe Bedeutung
und Herleitung haben die romanischen
Conflan s. Bacmeister, A. W. 20.
Kocher, Nbflfs. des Neckar, heifst
in älterer Form Choch-ane, neben
Choch-ara. Choch bedeutet lebend,
munter = ahd. mhd. quëc ; ana
und' ara sind deutsche Grundwörter
yon der Bedeutung Flufs. Kocher
also der muntere, schnellströ-
mende Flufs. Th. Loh. Arcli. 70.
364.
Kogel, in den Ostalpen häufiger
Name für kegelförmige Berge, kommt
nach Steub vom mhd. kugele, kogel,
md kogil, ahd. cucula, cugula, ent-
standen aus mittell. cucullus —
Kapuze, Kopfhülle. Die Kogel
ist eine Kapuze an einem Rock oder
Mantel, die über den Kopf gezogen
werden kann, eine früher allgemeine,
jetzt noch von den Mönchen getra-
gene, auch in Litauen gebräuchliche
Kopfbedeckung. Weigand 835. Um-
lauft 111.
Kôhistan, persische Provinz, be-
deutet Bergland, vom pers. kuh,
Berg und der Lokativendung istan.
Hellw. d. Russ. i. Cent. 13.
Colchester, ursprünglich Camil-
lo dun um genannt; der moderne
Name ist entstanden aus colonia
und Castrum. Die Stadt war die
erste römische Kolonie in Britannien.
Jul. Jung 67. Eckerdt, Engl. 0.10.
giebt als Bedeutung des Namens
Burg am Flusse Col an.
Kolla = Ni ed eri and, ist der
abess. Ausdruck für die niedern, oft
ungesunden Küsten ebenen im Gegen-
satz zu den höher gelegenen Regionen.
Egl. 304.
Kolómbo oder auch Korúmbu,
singli. = Hafen, heifst eine Küsten-
stadt im W. von Ceylon. Egl. 304.
Kolonnäs, Kap, moderner Name
des alten Vorgebirges von Sunium.
Der Name ist von den Ruinen eines
Tempels der Pallas genommen, welcher
sich einst auf der Höhe desselben
erhob. Der Name würde mit Säu-
lenkap wiederzugeben sein. Guthe
H. 98.
Colorado, Kio-, =roter Flufs,
nannten die Spanier den in den Golf
von Californien mündenden Strom.
Denselben Namen führen noch meh-
rere andere Flüsse in Amerika. Egl.
122.
Komádugu — Corcyra.
81
Komádugu = Wasser, Fluís,
ist der Name eines Zuflusses des
Tsaclsees. Egl. 304.
Como, s. Cumberland.
Comoren. Die Araber des M. A.
nannten die Insel Madagaskar, als
dem a fritan. Mondland und Mondge-
birge (s. Mondberge) gegenüberliegend,
Komr oder Komara = Mondinsel.
Dafs dieser Name der Mondberge,
arab.Djibal-el-gamar, volksetymo- :
logisch aus Djibal-gomr, blaue
Berge sich entwickelt, darüber siehe
d. Art.^Mondberge. Im Gegensatz zu
dieser nannten sie die Inselgruppe
Komaïr = kleine Mondinseln.
Egl. 122 u. 341.
Komorin, Kap an der Südspitze
der ostindischen Halbinsel, nach Egl.
= Kap der Jungfrau. Der Name
erklärt sich vielmehr durch das alte
Reich Komar, Kamar oder Kiunar,
welches einst den südlichsten Teil der
Halbinsel umfafste. A. E. Seib. 82. 76.
Koilg", Gebirge im Norden der
Küste von Ober-Guinea, bedeutet
einfach Gebirge. Rug. 197.
Könitz, Stadt in Westpreufsen,
ist herzuleiten vom poln. choynec,
Kiefer, bedeutet also einen Ort,
der im Kiefernwalde liegt oder
in einem solchen gegründet1
wurde. ALtpr. Mont. VIII. 98. Yergl.
Kynast.
Connecticut, Flufs an der O.-
Küste von N.-Amerika. Der Name ist
dann auf einen der V. St. von N.-
Amerika übertragen ; er ist indianisch
und bedeutet der lange Flufs. Rug. 1
312. Egli. 124.
Constantine s. Konstantinopel.
Konstantinopel = Konstan-
tinsstadt, ist nach dem Kaiser Kon-
stantin benannt,welcher i. J. 330 das al-
te Byzanz zur Hauptstadt des Reiches
erhob. Der orient.-türk. Name Starn-
imi ist eine Korruption aus Islam-
Thomas, Etym. Wörterbuch.
bul; dieses erklärt sich durch islam
=rechtgläubig und ¿rc«Z=Menge,
Vielheit. Güldenstädt, Reisen nach
Georgien und Imerithi, führt ver-
schiedene in Georgien gangbare türk.
Münzsorten an, welche, zu Konstan-
tinopel geschlagen, den Stempel Is-
lambul tragen. Dem gegenüber mufs
die Ansicht, nach der Stambul sich
aus elg zi¡v 7ióhv entwickelt habe,
wohl fallen gelassen werden. Egl. 125.
Auch die Stadt Constantine, das
alte Cirta, trägt seinen Namen dem
Kaiser Konstantin zu Ehren. Kiep. 219.
Die Stadt Constantia, in moderner
Form Küsten(Ije, am Schwarzen
Meer, früher Flavia Nea, ist nach
der Schwester Konstantins genannt.
Egl. 310.
Constanz am Bodensee ist nach
der gewöhnlichen Annahme durch
Constantius Chlorus im vierten Jahr-
hundert nach Christo gegründet und
nach ihm genannt. Egl. 124.
Cooks Strafse ist nach dem engl.
Seefahrer Cook, welcher sie 1770
entdeckte, genannt. Egl. 125.
Kopenhagen, in dänischer Form
Kjöbnhavn, weist mit seinem Namen
auf die Art seiner Entstehung hin;
er bedeutet Kaufmannshafen. Egl.
305.
Kopf s. Koppe.
Koppe, eine in Schlesien ge-
bräuchliche Bezeichnung für Berg-
gipfel, steht für Kuppe, ahd. ch uppa
= Haube, Kopfbedeckung, mhd.
kuppe = Kopfbedeckung unter
d e m H e 1 m und md. kuppe = Be r g -
gipfel. Kopf in vielen Bergnamen
in der Bedeutung Bergkuppe ist
ahd. chuph, choph, chopf = Kopf,
caput. In andern Berg- und auch
Ortsnamen dagegen ist Kopf = ahd.
chapf = Höhe zur Umschau.
Weigand I. 883.
Corcyra, Koqxvqo. oder Kéçxvç>a,
6
82
Corfu — Côte d'Or.
das heutige Corfu, führt Curt. 158
auf die Würz, xvq, xvl zurück, von
der xvqtoç, krumm, xíqxoc, Ring,
lat. curvus, krumm, circus, Ring
kommt. Der Name bezieht sich wohl
auf die Gestalt der Berge der Insel.
Dieselbe Herleitung giebt Curt, dem
Namen Cyrcne, Kvçtjvr^ den eine
griechische Kolonie an der Nordküste
von Afrika trug.
Corfu, im Altertum Korkyra,
Corcyra genannt, Insel und Stadt im
jonischen Meer, erhielt im M.-A. als
Stadt nach ihren beiden Akropolen
den Namen 01 xogvcpoi, d. h. die
Berggipfel; daraus entstand die
italienische Form Corfu, welcher Na-
me dann auch auf die Insel über-
gegangen ist. Centr. Org. 9. 716.
Korj iiken, arktischer Yolksstamm.
Der Name soll von kora, Renn-
tier, herkommen und wurde ihnen
von den Russen beigelegt. Müll. 191.
Corniche, das Gesimse, italien.
Cornice, heifst die berühmte Kunst-
strafse am Meerbusen von Genua,
weil sie sich wie ein Gesimse an
den Abhängen der Berge hinzieht;
frz. corniche, ital. cornice, das Ge-
simse.
Korillth, s. Parnassos.
Cornwall is, s. Walachei.
Koronea, s. Parnassos.
Corrientes = dieStrö munge n,
Kanäle, span. Name einer unter-
halb des Zusammenflusses von Pa- ¡
rana und Paraguay gelegenen Stadt.
Der Name bezieht sich aber nicht
auf den Zusammenflufs dieser
Flüsse, sondern auf die sieben Kanäle,
in welche eine Anzahl von Inseln
den Paraguay oberhalb der Stadt
teilt. Egl. 128.
Corsica wäre nach Dr. A. Mattei
vom kelt. corsig, Sumpf herzu-
leiten; eine Erklärung, welche aber
wenig zu der Gebirgsnatur des Lan-
des pafst. Glob. 31. 382. Kiep.
Leitf. 179 führt den Namen, der
griech. Kvqvoç heifst, auf das alt-
phön. keren, d. i. Horn zurück.
Corvey, alte karolingische Kloster-
gründung an der Weser, hat seinen
Namen von C orb eia an der Somme,
jetzt Corbie, erhalten, von wo aus
es mit Mönchen besetzt wurde.
Kosaken sind dadurch entstanden,
dafs Männer von energischer Natur
und kühnem Unternehmungsgeist, die
aus irgend einem Grunde die Heimat
zu meiden Ursache hatten, in die men-
schenleere Wildnis flohen, welche
sich zwischen der Südgrenze der
slavischen und der Nordgrenze der
tatarischen Ansiedelungen über unge-
messene Räume ausdehnte und die
Benennung Polje (Feld) führte. Dai
Wort Kasak ist altorientalisch und
bedeutet so viel wie Landstreicher
und Strafsenräuber, eine Bedeu-
tung, die zu der Art der Entstehung
und . der ersten Geschichte der Kosa-
ken trefflich pafst. Ausi. 8i. 352.
Kosel, häufig auf slav. Gebiet
vorkommender Ortsname, geht auf
wend, kosa, poln. koxa, Z iege. Butt.
126.
Costa Rica = reiche Küste,
anfänglich Costa del Oro = Gold-
küste, nannte Columbus die gold-
reiclie Küstengegend Mittel-Amerika s
nach der Menge Gold, welches die
Spanier überall hier eintauschen
konnten. Columbus glaubte im S.
Cipangus und Chinas nach der Clnyse,
der Goldinsel des Ptolemäus, ge-
kommen zu sein. Egl. 128.
Côte (l'Or, ein Bergrücken im
mittleren Frankreich, verdankt seinen
Namen Goldhügel seinem Reich-
tum an Fruchtbäumen und Wein-
bergen; cote frz., costa ital., port.,
Cottisele Alpen — Creeks.
83
cuesta span., Rippe, Seite, Ab-
hang, Küste geht auf lat costa,
Rippe, Seite, Wand.
Cottiselie Alpen sind nach einem
rex Cot ti us, der zur Zeit des Au-
gustus in jenen Bergen gebot, ge-
nannt. Seydl. 93.
Cölesyrieil heilst bezeichnend das
Thal des Orontes zwischen Libanon
und Antilibanon. Der Name ist
griechisch und bedeutet das hohle
Syrien, vom griech. xotXog, hohl.
Köln am Rhein. Die Stadt er-
scheint zuerst als oppidum Ubio-
rum, dann seit 51 als römische
Yeteranenkolonie zu Ehren der hier
geborenen Tochter des Germanicus
und Gemahlin des Claudius Colonia
Agrippina, später einfach Co lo nia
genannt, woraus sich Köln ent-
wickelt hat.
Kölli in Berlin, geht auf slav.
kolna, der auf Pfählen erbaute
Schuppen. Glob. 19. 40.
Kölliggrätz, s. Grodno.
Königsberg' wurde im Jahre 1255
amPregel auf dem Waldberge Twang-
ste gegründet und dem König Otto-
kar von Böhmen, welcher den Orden
bei der Eroberung Sainlands unter-
stützt hatte, zu Ehren so genannt.
Kölligsiel dell, Ort in der Schweiz,
wurde als Kloster zum Andenken
an den auf offenem Felde ermorde-
ten König Albrecht I. durch dessen
Gemahlin Agnes und ihre Mutter an
dem Orte der That gestiftet. Egl. 303.
Königs winter hat mit dem Win-
ter nichts zu schaffen, sondern seinen
Namen vom Weinbau erhalten; im
got. heilst veinatriu der W e in-
sto ck. Andre. 68.
Köpenick, Ort bei Berlin, führt
Butt. 146 auf das wend, kopeii, Dim.
kopenk, Heuhaufen, Schober zu-
rück, eine Erklärung, die zu der
Lage der Stadt in der Spreeniederung
gut pafst.
Köping, s. Falun.
KörÖS, Nebenflufs der Maros,
heifst die gekrümmte, wohl nach
ihren zahlreichen Krümmungen. A.
E. Seib. II. 65.
Kraill, eine Landschaft in den
Ostalpen, ausgezeichnet durch den
felsigen Boden; der Name ist kelt.
und erklärt sich durch kelt. caer,
Stein, Anhäufung von Steinen,
cam, ein Haufen, Fels, kymr.
craig, bret. krag, gael. creag, crag,
Fels, Stein, creagan, Felsgegend.
Im Altertum wird hier das Yolk der
Carni genannt. Der Name hat
nichts mit slav. kraj, Gegend zu
thun. Dieselbe Ableitung zeigen
Kärnten, Karst, ital. Carso; im
Altertum hiefs dieses Gebirge Car li-
sa di us. Hierher gehören auch die
grajisclien Alpen; diese heil'sen
auch die g;rauen Alpen. Dieselbe
Form grau ist erhalten in dem Na-
men des Steinfeldes la Crau
bei Arles. In Schottland bedeutet
cairn, Steinhaufen, Hünengrab.
Eckerdt, Engl. 0. 8.
Krakau, häufig auf slav. Gebiet
vorkommender Ortsname, poln. Kra-
kow, geht auf den Personennamen
Krak und bedeutet Burg, Gut des
Krak.
Kranz, Dorf an der Nordküste
von Samland, ist vom lit. kr antas,
das Ufer abzuleiten.
Krassnojarsk, eine ostsibirische
Stadt, hat ihren Namen von den
Uferhügeln von rotem Lehm, auf
denen sie liegt, erhalten. Egl. 308.
Crau, s. Kram.
Creeks, ein Hauptstamm der nord-
amerik. Indianer, erhielt diesen Na-
6*
84
Kreml — Kuara.
men von den Engländern, weil ihr
Land von sehr vielen kleinen Bächen
(engl, creeks) durchschnitten war.
Brockh. IV. 48.
Kreml, das alte Zarenschlofs in
Moskau. Im altruss. hat krem die
Bedeutung von Gehege, Feste,
daher die alten Formen Krem, Krem-
nik und das jüngere Kreml. Egl. Üb.
d. geg. Standp. 394. Hierher gehört
auch der Ortsname Kremnitz. A.
E. Seib. 82. 217. Miklos. II. 188
führt Kremnitz auf altslav. kremy,
Kiesel. Sicher geht darauf das
mehrfach als Orts- und Flufsname
vorkommende Krems zurück. Um-
lauft 118. Ebendarauf führt Hey,
Slav. O. 41 auch den Namen der
sächsischen Stadt Grimma zurück.
Kremnitz, s. Kreml.
Krems, s. Kreml.
arab. Geograph Ibn Batuta besuchte,
erhalten. Heute ist der Ort ein
Trümmerhaufe. Egl. 308.
Kriselma, Flufs auf der Dekha-
nischen Halbinsel, bedeutet die
schwarze. Kiep. Leitf. 17.
Kroaten, s. Karpaten.
Crossen, an der Oder und sonst
häufig auf slav. Gebiet vorkommend,
geht auf slav. krosno, plur. krosna,
Weberbaum, "Weberstühle zu-
rück. Der Name bezeichnet also alte
Weberorte. Hey, Slav. O. 42.
Kru, ein Negerstamm in W.-Afrika.
Der Name wird ihnen von den Euro-
päern beigelegt und kommt vielleicht
von dem englischen Worte crew (wo-
mit allerdings die Schreibweise kroo
nicht übereinstimmt) d. h. Schiffs-
mannschaft, denn die Kru bilden
hauptsächlich die Bemannung der west-
Creolen heifsen die in Amerika afrikanischen Fahrzeuge. Ausi. 7 9.903.
geborenen Ansiedler span. Abkunft, Cruz, Yera = das wahre Kreuz,
span. Criollos, von cria = Nach- nannte Cortez den in der Passions-
wuchs, Nachzucht, im Gegensatz WOche 1519 erreichten Küstenstrich
zu den in Europa geborenen Ein- Mejicos. Die Stadt, welche er hier
Wanderern. Egl. 130. gründete, nannte er Villa Rica de la
Kreta ist nach Burs.II. 530 ent- Vera Cruz = reiche Stadt von
weder auf xeQavvv/ui, mischen, ; Vera Cruz. Die Stadt ist melir-
also Mischlinge, oder auf mais verlegt worden. Egl. 133.
den Stamm xqcu, also Höhlenbe-
wohner, zurückzuführen
KtesipilOll, die reiche Winter-
residenz der parthischen Könige am
Crête (le la neige, Berg im fran- Tigris. Der Name ist griech. und
zösischen Jura, bedeutet Schnee-: bedeutet durch Besitz glänzend,
gipfel; der Schnee bleibt dort bis vom griech. xTr¡otg, Besitz und (f aireo,
gegen den Sommer liegen. Kirchh. ; leuchten. Egl. 310.
138; crête, vom lat. crista, der
Federbüschel am Kopf des
Kuara, Kowara und Quorra, ist
der Jorubaname des grofsen central-
Tieres, der Kamm, bedeutet den ¡ Stromes; er bedeutet Flufs,
Grat, Rücken, Gipfel eines Nasser. Bei andern Negervölkern
Sachs. trägt er noch andere Namen z. B.
Dscholilba = grofser Strom. Die
europäische Namensform Niger, rich-
tiger Nigir, hat nichts mit schwarz
zu schaffen, sondern ist eine mundge-
Berges, Bergkamm
Krim, nach russ. Schreibweise
Krym, im Altertum die taurische
Halbinsel, hat diesen Namen nach
einer alten Stadt Krym, die noch der
Cudova — Kuren.
85
rechte Form, aus dem b erb er. Wort
ghir, eghirreu, rieghirreu, Flu Ts
abgeleitet. Egl. 310. Der Name
kommt noch, häufig in den südlichen
Gebieten des Altasgebirges zur Be-
zeichnung von Flüssen vor.
Cudoya oder Eudora bedeutet
Armut und ist der Name einer von
hussitischen Auswanderern bewohn-
ten Kolonie in der Grafschaft Glatz.
Brockh. IY. 85.
Cuença, Stadt in Spanien, be-
deutet Grube. Die Stadt liegt in
einem von hohen, dürren Felsenbergen
umgürteten Thale auf dem Gipfel
und an den Abhängen eines steilen
Felshügels, welcher durch zwei tiefe
spaltenartige Felsschluchten von den
beiden Thalwänden geschieden ist.
WiHk. II. 122.
Kufstem soll aus Kopfstein ent-
standen sein, eine volksetymologische
XJmdeutung des dunklen Namens.
Nachdem die Umformung des Namens
officiell geworden war, brachte man
auch glücklich ein redendes Wappen
heraus, eine Kufe über drei Berg-
spitzen. Fusz 8.
Kulii-Baba, der westliche Teil
des Hindu-Kuh, bedeutet im pers.
Vater der Gebirge. Hellw. D.
Russ. i. Cent. 52.
Kuka, Name einer Stadt in Sudan,
vom Baobab, dem Affenbrotbaum,
so genannt, welcher in der Kanori-
spraclie kuka heifst. Egl. 311.
Kuku Noor = blauer See,
heifst bei den Mongolen ein grofser
centralasiatischer See wegen seines
blauen Wassers. Egl. 311.
Kulm, der Schlachtort bei Teplitz,
Kulm an der Weichsel und die vielen
Chinili in Böhmen gehen auf altsl.
chlm, russ. cholm, altpol. eheim,
tsch. chlum = Anhöhe, Hügel.
Hierauf ist auch die weichere Form
dolili zurückzuführen ; so heifsen
mehrere Höhen auf ehemals slav.
Boden. Auch der GrOlleni)erg bei
Köslin könnte hierher gehören; doch
liegt auch die Ableitung von goly,
kahl nahe. Altpr. Mont. VI. 52. Butt.
7 7. Auch der Name der Stadt Killlll-
bacll im Fichtelgebirge gehört hier-
her. Bacmeister, A. W. 154.
Kulmbacìi, s. Kulm.
Cuiiiae, griech. Kolonie in Italien,
griech. Kvfirj, erklärt sich durch
* co ilm¡, Dorf,Flecken, entsprechend
dem lit. Memas, Hof, Dorf, got.
haims, von derselben Bedeutung.
Curt. 145.
Cumberlail d, Landschaft in Eng-
land, bedeutet Land der Thäler,
so genannt nach dem Reichtum des
Landes an Thälern und Schluchten.
Der Name erklärt sich durch kelt.
camb, comb, curnb, Thal, gewun-
dene Schlucht. Eckerdt, Engl.
0. 7. Hierher gehört auch das Caili-
briangebirge in Wales und der Name
der Stadt Como in Italien. Derselbe
ist kelt. Ursprungs. Auch der alte
Name der bayrischen Stadt Kempten,
Cambodunum, ist hier heranzuziehn ;
dunum kelt. = Hügel, befestigte
Höhe, Cambodunum Burg über
dem Thal.
Kurden, asiatischer Yolksstamm;
der Name lautet im aram. kardu, im
arm. kordu = die tapfern. Im
pers. heifst das Wort kurd = stark,
tapfer und ist verwandt mit dem
slav. górd, grd, chrd = stolz und
dem georg. kurd — Räuber. Egl.
312.
Kuren, Takuren, mongolischer
Name der von den Russen Urga ge-
nannten Stadt, bedeutet eingefrie-
deter, geheiligter Raum. Hellw.
d. E. u. i. V. II. 485.
86
Kurfürsten — Kynoskephala.
Kurfürsten, ein Gebirgszug am
Walenstatter See, sind weder dies,
noch Kulifirsten, sondern Cliur-
fir sten (summitates Curienses),
weil jenem Grat entlang die Grenze
zwischen den Bistümern Chur und
Konstanz zieht. Buck. Oberd. Fin. 150.
Kurilen, d. h. Menschen, nann-
ten sich die Bewohner der bekannten
Inselgruppe; der Name des Volkes
ging später auf das ganze Inselge-
biet über. Egl. 312.
Klll'O-Siwo, die warme Meeres-
strömung im nordpacifischen Ocean
= schwarzer Strom. „Gleichwie
der Golfstrom, so zeichriet sich auch
die warme Strömung im nördlichen
Stillen Meere durch ihre eigentümliche
Farbe vor dem benachbarten nicht
regelmäfsig strömenden Seewasser
aus. Die tiefblaue Färbung ist es,
infolge deren die Japaner der Strö-
mung den Namen Kuro-Siwo, der
seh Ava rze Strom, beilegten." Ausi.
46. 305.
CllZCO, alte Stadt in Peru. Das
Wort bedeutet Nabel. Der Name
erklärt sich dadurch, dafs die Stadt
im Mittelpunkt des eigentlichen Inka-
reiches lag. Hellw. D. E. u. i. Y.
I. 385.
Kiien-Lün, chinesischer Name ei-
nes centralasiatischen Gebirgssystems
= Z wiebeige bi rge, von den vielen
wilden Zwiebeln jener Gegenden, dem
Tartusch oder Tartasch, dessen Haufen
bildende Schafte Menschen und Last-
tiere, welche darauf treten, leicht
ausgleiten und über die steilen Ab-
hänge stürzen lassen. (?) Egl. 310.
Küstendje, s. Konstantinopel.
Küstrin, slav. Koztrzyn = Rohr-
korb. Die Lage der Stadt in der
schilf- und rohrreichen Gabel der zu-
sammenfliefsenden Ströme Oder und
Warthe ist durch diesen Namen be-
zeichnet. Egl. 311.
Kwalö, s. Qualöen.
Kwcnen, finnischer Stamm. Der
1 Name erklärt sich aus dem finnischen
I Wort liai nula ¡set, Niederländer,
1 von kainu, d i e Ni e d er u n g. Zeul's
687.
Cykladen, Inselgruppe im ägäi-
I sehen Meer, heilst Kreisinseln.
Der Name ist gewifs nicht auf ge-
lehrtem Wege durch Betrachtung einer
Landkarte entstanden, sondern eclit
volkstümlich ein Ausdruck der Schiffer,
welche beobachtet hatten, dafs sie,
von Insel zu Insel die Runde machend,
scliliefslich wieder in die Nähe des
Ausgangspunktes gelangten, also einen
Kreis oder eine Kreislinie beschrieben.
Die Auffassung, dafs die nahe der
östlichen Peripherie liegende Insel
Delos den Mittelpunkt dieses Kreises
bilde, ist eine freilich alte Verwechs-
lung des religiösen mit dem geo-
graphischen Centraipunkte. Burs. II.
348.
Kyll, Zuflufs der Mosel, leitet Th.
Loh. 64 von der germ. Wurzel kalt
rufen und aha, Flufs ab, also der
tönende, rauschende Flufs.
Kyllene, Gebirge im Peloponnes,
verdankt seinen Namen seinen zahl-
reichen Höhlen; der Name ist her-
zuleiten von xvXXôç, gekrümmt,
gebogen, xotAoc, hohl. Burs.II.
182. Curt. 157.
Kynast, der bekannte Berg und
die Burgruine in Schlesien, auch
sonst noch vorkommend, führt Hey,
Slav. O. 31 auf slav. choynec, die
Kiefer, chojnasty, reich an Kie-
fern zurück. Vergi. Könitz.
Kynoskeplialä, so nannten die
Griechen einige rauhe und steile Hügel
im Norden von Scotessa in Tliessa-
Cypeni — Lampedosa.
87
lien, in deren Gestalt sie eine ge-
wisse Ähnlichkeit mit Hundsköpfen
zu erkennen glaubten. Diese Posi-
tion ist bekannt durch die Schlacht
vom Jahre 197 v. Chr. Burs. 1.71.
Cypern ist nach der Cypresse ge-
nannt, welche dort frühzeitig einge-
führt und als heiliger Baum verehrt
wurde. Hehn, Kultpf. 242.
Cyrene, s. Corcyra.
Czernagora, S. Montenegro.
Czernawoda-, Name einer Ort-
schaft an der Donau, von wo die
Bahn nach Küsten dj e am Schwar-
zen Meer geht, bedeutet SchAvarz-
wasser. Brockh. IV. 135.
Laacher See. In seiner Nähe
steht eine Abtei der Benediktiner.
Dieses Kloster hiefs ad lac um,
am See, und danach wurde der
See wieder der von Laach, Laacher
See genannt. Kirchh. 179.
Laar, s. Goslar.
Laber, mehrfach in S.-Deutschland
vorkommender Flufsname. Der Na-
me bedeutet der s chwatzende Bach
und erklärt sich durch ir. lobar, ge-
schwätzig, corn, lauar, W ort, arm.
lauar, sprechen. Bacmeister,Kelt.
Br. 18. Buck, Oberd. Flur. 158 führt
den Namen auf die "Wurzel lap,
netzen zurück.
Labrador, Terra de Lavradores,
d. h. Sklaven kü st e, nannten die
Portugiesen das Land, weil ihnen
die von seinem Entdecker Corte Real
mitgebrachten Eingeborenen beson -
ders stark und zu Sklaven, Ar-
beitern = Lavradores, geeignet schie-
nen. Egl. 315.
Laeedaemon, Aaxedaifio)v, sieht
Curt. 160 als aus yíaxsóa/xioív ent-
standen an und stellt den Namen zu-
sammen mit /Uîjîccç, Bruch, Ao.xxog,
Loch,Lache ;lat. lacus, See,Teich,
lacuna, W e i h e r, L a c h e ; lit. lank a,,
Wiese; corn, lagen, Sumpf. Lace-
dämon alsoSumpfland,Bruchla nd,
Avas es ja wohl auch ursprünglich,
namentlich in seinem untern Teile,
einst geAvesen ist.
Ladronen, s. Marianen.
Laguna, italien., entspricht in sei-
ner Bedeutung unserem Haff, ein
Dim. von lago, der See ; lat. lacus,
franz. lac. Vergi. Lacedämon.
Lahn, in älterer Form Loganaha,
liefse sich auf an. lauga, baden und
ahd. langa, longa, mlid. lotig e ì
Überschwemmung, Lauge zu-
rückführen. Ein norwegischer Flul's
heifst Logen. Forst, A.N. II. 1014.
Lahr, s. Goslar.
Lake, s. Lech.
Lakediyen, Lakkediven, richtiger
Lakkha-diwa, im skr. Lakscha Dwi-
pet, d. Ii. ein Lack, oder 10 0 0 0 0
Inseln, eine Inselgruppe, welche
der Küste Malabar vorgelagert ist.
Brockh. IX. 473.
Lampedosa, eine kleine Insel
vulkanischen Charakters in den sici-
lischen Gewässern; ein älterer Name
88
Lampsakus — Lech..
ist Lopadusa ; der Name ist phönic. und
bedeutet die brennende. Kiep.474.
Lailipsakus, auf dem südl. Ufer
des Hellespontes gelegen ; der Name
ist nach Movers semitisch, und be-
deutet an der Überfahrt, eine
Bedeutung, die der Lage der Stadt
entspricht.
Lainuten, die an der Küste des
Ochotskischen Meeres lebenden Tun-
gusenstämme, leiten ihren Namen von
dem tungusischenWortelam = Meer
her. Lamuten also M e er an wo Im er.
Peterm. Ergz. 54. 23.
Landstuhl, Stadt in der Pfalz, hat
seinen Namen davon, dafs die Stadt
der Sitz eines kaiserlichen Landes-
gerichts war. Butt. 36.
Languedoc, Landschaft im S.
Frankreichs. Der Name rührt von
der in Südfrankreich herrschenden
langue d'oc (oc-Sprache) lier, die
nach ihrer Bejahungspartikel oc so
■ genannt wird im Gegensatz zu dem
Nordfranzösischen, der langue d'oil.
Kirchh. 142.
Lappen, haben den Namen von
den Finnen erhalten, die sie Loppu,
d. h. Grenzvolk nennen. Altpr. Mont.
XIAr. 253.
Larissa oder Larisa, mehrfach
im alten Griechenland vorkommender
Ortsname, bedeutet die fette, im
fruchtbaren Lande liegende;
griech. Xaquvog, gemästet, fett.
Passow.
Lauenburg-, s. Lupow.
Laufen, Ort an dem Rheinfall
von Schaffhausen. Das alid. klauf\
mhd. loiif, Lauf, Sprung bezeich-
net die durch Unregelmäfsigkeiten
im Flui'sbett entstehenden Strom-
schnellen und Wirbel. Forst. D. 0. 37.
Lausche, höchste Erhebung auf
dem Lausitzer Gebirge, leitet Inimisch
28 von slav. luh oder luh, der Wie-
sengrund, Waldwiese, Moor-
grund, luzaundlouze, der sumpfi-
ge Bruch, Sumpfebene ab. Diese
Bezeichnung pafst für einen Berg
sehr schlecht, allein wenn man die
unmittelbare Umgebung dieses Berges
I untersucht, so findet man fast auf
'
allen Seiten sumpfigen Grund, be-
j sonders auf der 0.-, S.- und W.-Seite,
: welcher in früherer Zeit, wo die
Wälder noch dichter waren, vielleicht
als richtiger Sumpf die Besteigung
des Berges unmöglich machte. Auf
: denselben Stamm geht der Name
Lausitz. Die Bezeichnung dersel-
ben als S u m p f 1 a n d wäre eine früher
noch mehr als heute zutreffende Be-
zeichnung. Mikl. 198.
Lausitz, s. Lausche.
Lauter, mehrfach vorkommen-
der Flul'sname, in älterer Form Hlu-
traha oder Lutaraha, bedeutet der
helle, klare Fluís, vom ahd. lilu-
tar, lutar, mhd. later, lauter und
aha, Flufs. Arch. 363.
Leha, s. Lupow.
— leben, in Ortsnamen in Zu-
sammensetzungenhäufig vorkommend,
entspricht ahd. leib, leip, ags. lâf,
as. lêf, an. leifr und bezeichnet den
Übriggebliebenen, Überleben-
den, den Nachkommen. Schad. 541.
Die Ortsnamen dieser Art ziehen sich
von Hadersleben in Nordschleswig bis
Efsleben und Güntersleben nörd-
lich von Würzburg und bezeichnen
in ihrer Verbreitung die Sitze der
Angeln und Warnen, welche einst
von der jütischen Halbinsel nach dem
nördlichen und mittlem Deutschland
auswanderten. Arn. D. Urz. 69.
Lech, Nbflis. der Donau. Nach
gewöhnlicher Annahme ein keltischer
Leck — Lemnos.
89
Name. Forst. D. 0. 37 nimmt, um
eine Erklärung aus dem Deutschen
zu geben, ein altdeutsches Grund-
wort likas in der Bedeutung F lu Ts
an, mit ahd. lekjan, benetzen,
lican, feucht s e i n, an. laehr, Bach
zusammenhängend. Doch ist der
Name wohl älter als die Einwande-
rung der Deutschen. Eher würde
auf diesen Stamm die Lake, ein
Weichselarm, gehen. So heifst auch
ein Stadtteil in Königsberg, der unten
am Pregelufer liegt. Glück 19 er-
klärt den Namen durch kymr. lech,
llech, ir. Uac, liaic, Stein; Lech
also Stein flufs.
Leck, Mündungsarm des Rheins,
in älterer Form Laca, geht wohl auf
ahd. lacha, mhd. lache, Sumpf,
stehende Wasserfläche. Es ist
hier an den langsamen Lauf des
Flusses zu denken. Forst. A. N.
II. 953.
Leer, s. Goslar.
Lehnin, Lehnye, bedeutet im
wend. die Hirschkuh. Zur Er-
klärung des Namens dieses märki-
schen Klosters erzählt die Volkssage
folgendes: Otto I. hatte, im Walde
schlafend, einen Traum. Eine Hirsch-
kuh belästigte ihn ohne Unterlafs;
endlich ergriff er Bogen und Pfeil
und schofs sie nieder. Die Hirsch-
kuh erschien ihm als Sinnbild des
Heidentums ; deshalb gründete er an
der Stelle, an der er den Traum
gehabt, ein Kloster, Lehnin. Fon-
tane I. 75.
Leicester, Stadt in England, hat
sich aus dem kelt. Namen Cair Legion
entwickelt; cester entspricht dem
lat. Castrum; so bezeichneten die
Angelsachsen die vorgefundenen Rö-
merstädte. Aus dem kelt. Namen
geht hervor, dafs der Ort zur Zeit
der Römer das Standquartier einer
Legion gewesen ist. Eckerdt, Engl.
0. 10.
Leine, s. Lenne.
Leipa, s. Leipzig.
Leipzig;, bis ins 15. Jahrhundert
Lipsk genannt, ist slavisclien Ur-
sprungs. Der Name wird durch
poln. lipa, lit. liepa, Linde erklärt.
Die Linde war ein den Slaven hei-
liger Baum. Ortsnamen wie Lin-
denau, Lindenthal kommen noch
jetzt in Leipzigs Umgegend vor.
Magaz. f. d. Lit. d. Ausi. 42. 539.
Auch der altpreufs. Name des Pregels
Li])za gehört hierher. Ebenfalls er-
klärt sich der Name der böhmischen
Stadt Leipa durch tsch. lipa,
die Linde. Desgleichen der Name
Liban, lett. Leepaja, lit. Liepojis,
Liepajus, vom lett. leepa, lit. Hepa,
die Linde.
Leiste, die Anhöhe bei Würzburg,
auf welcher der bekannte Leisten-
wein wächst. Leiste bedeutet An-
höhe, ahd. lista, mhd. liste —
Leiste, Streifen, Saum. Tli.
Loh. 51.
Leite, s. Litauen.
Leitha, Nbfli's. der Donau, in äl-
terer Form Litaha, geht auf ahd.
hlita, mlid. Ute, ags. hlid = Hügel,
Bergabhang, Leite, a = aha,
Flufs. Forst. A. N. II. 812.
Lemberg-, Hauptstadt von Gali-
zien, wurde zwischen 1255 und
1259 von Lew (Leo) Danilowicz, Für-
sten von Halicz, gegründet und nach
ihm ruth. Lwiw, poln. Lwow, woraus
sich Lemberg entwickelt hat, ge-
nannt. Umlauft 129.
Lemnos besteht aus zahlreichen
vereinzelten Hügelgruppen aus Bim-
stein. Auf die helle Farbe des Ge-
steins geht der Name; er ist phönic.
und bedeutet die weifse. Kiep.
90
Lenne — Liman.
Leime, Nbfifs. der Ruhr, bedeutet
Bergflufs; got. hlains, ahd. hlina,
Una, Jena, nhd. Lehne bedeutet
Hügel. Dieses Element steckt in
dem ersten Teil des Flufsnamens.
Das Schlufs - e des zweiten Teiles
ist abgeschwächt aus a ; dieses steht
wieder für aa = aha, Fluís. Die-
selbe Bedeutung hat die Leilie,
Nbflfs. der Hörsei, für die noch die
alte Form Linaha erhalten ist. Eben
dahin gehört Lenne]), wo epe =
and. appa = ahd. affa — Fluís
steht; s. auch Limmat.
Lennep, s. Lenne.
Leon, Stadt in Spanien. Sie reicht
in das römische Altertum hinauf,
Avie schon ihr Name andeutet. Dort
hatte die siebente Legion des Kai-
sers Augustus ihr Standquartier,
die legio séptima gemina. Glob. 23.
257.
Leonberg, früher Lewinberch —
Löwenberg, Ort in Württemberg,
von dem Grafen von Calw a. 1248
gegründet und nach seinem Wappen,
dem Löwen auf dem Berg, genannt.
Egl. 324.
Leopoldsberg, der nordöstliche
Ausläufer des Wiener Waldes, hiefs
früher ausschliefsend Kahlenberg. Der
neue Name kam auf, seitdem der
Kaiser Leopold I. bei Gelegenheit
der grofsen Pest in Österreich 1679
dem h. Leopold eine Kapelle gelobt
hatte, und diese auch 1694 auf der
Höhe des Kahlenberges errichtet
worden war. Umlauft 129.
Lepanto, s. Naupaktus.
Lesgllier, ein ATolk im Kaukasus,
das sich selbst Leghi nennt, d. h.
Menschen. Egl. 325.
Leukas, eine Insel des jonischen
Meeres, hat ihren Namen, der leuch-
tenden (Xevxoc, = leuchtend) von
der weifsen Farbe ihrer Kalkfelsen
erhalten. Kiep. 296. Dieselbe Be-
deutung hat Leuka, ein Ort auf der
Halbinsel Apuli en, nach dem auch
das nahe Vorgebirge genannt wird,
Capo di Leuca. Auch der Erklä-
rungsgrund ist wohl derselbe. Egl.
! 325.
Levante. So nannten einst die
Abendländer Kleinasien. Heute ist
der Name nur noch Handelsausdruck
und bezeichnet diejenigen Länder,
deren Küsten das östliche mittellän-
dische Meer bespült, nämlich Aegyp-
ten, Syrien und Kleinasien; levante,
ital., span., portug., levant, frz.,
Osten, eigentl. Sonnenaufgang,
ove il sole si lera. Seydl. 3. Diez
192.
Ley den, s. Lyon.
Lhassa, Hauptstadt von Tibet und
Residenz des göttlich verehrten Dalai
Lama, bedeutet Götterland, von
Iha, Gott und sa, Land. Egl.
321.
Liberia, das Freie, vom lat.
Uber — frei; so wurde ein durch
Amerikaner erworbenes Küstengebiet
im westlichen Afrika genannt, in wel-
chem losgekaufte und freigelassene
Neger eine neue Heimat finden
sollten. Egl. 327.
Libyer, s. Afrika.
Lido, plur. Lidi, nennt der Ita-
liener jene sandigen Nehrungen,
welche die Lagunen von dem Meere
trennen. Der Name geht auf lat.
lit us, die Küste. Kiep. 388.
Liegnitz, erklärt sich durch poln.
leg, Aue, Wiesengrund, Moor-
grund. Glob. 19. 60.
Lily bäum, Vorgebirge im Westen
Siciliens; der Name ist phönic. und
bedeutet nach Libyen hinschau-
end. Kiep. 470.
Liman, vom griech. der
Hafen, wird die zu einem breiten
Limburg — Lippe.
91
Meeresann erweiterte Mündung eines
Flusses genannt, der gewöhnlich noch
Inseln und Werder vorliegen. Diese
Form kommt besonders häufig im
nördl. und südl. Rufsland vor. Brockh.
IV. 754.
Limburg, Städte in Nassau und
Belgien; ältere Formen sind Lint-
burg uud Lindburg. Der Name be-
deutet Lindenburg, von ahd. linda,
Linde. Eben dahin gehört auch
Lindau am Bodensee. In karo-
lingischen Urkunden heilst es Cur-
tis Lintowa. Forst. A. N. II. 995.
Egl. giebt die Erklärung Drachen-
burg.
Limmat, der Ausflufs des Zü-
richer Sees, in älterer Form Lindi-
macus, Lindemage. Diese Namen
scheinen kelt., entsprechend einem
Lintomagus, dem Namen einer
Kelten stadt. Bacmeister vermutet des-
halb, dais unser Name ursprünglich
ein Ortsname sei, etwa für das heu-
tige Zürich, und später auf den
Flufs übertragen, ein Vorgang, der
öfter vorkommt. Buck. 172 stellt
ihn mit dem kymr. lejnn, "Wasser,
See zusammen ; mac bedeutet
im altir. rein, Limmat also
Lau ter bach. [Dr. Wilhelm Götz
schreibt bei A. E. Seib. 82, 143,
Limmat sei schriftsprachlich ver-
dorben aus Limmig; noch bei Die-
tikon an der Grenze des Kantons
Zürich konnte man vormals häufiger
als jetzt Limmig sprechen hören.
Er hält den Namen auch für keltisch.]
Auf denselben Stamm, zu lind ver-
stärkt, geht die Lenne, Nbflfs. der
Ruhr, alt Linderinus; gäl. bedeutet
liant, der Bach. Über Lenne s.
auch d. Art.
Limoges, Stadt in Frankreich, in
Limousin. Der Name von Stadt
und Landschaft kommt vom galli-
schen Stammnamen der Lemovices.
Limousin, s. Limoges.
Lindau, s. Limburg.
Lindesnaes, das südlichste Kap
Norwegens, bedeutet nach L. v. Buch
Lindenkap. Egl. bezweifelt die
Richtigkeit dieser Übersetzung, „denn
es schien ihm unwahrscheinlich, dafs
auf den schroffen Felsabhängen jener
Küsten Linden wachsen oder gewach-
sen sein sollten." Egl. erfahrt nun,
dafs die ältesten Formen Lidandesnaes
und Lidandisnes heifsen und durch
lidandi, Abhang, Absturz zu er-
klären sind. Lindesnes also das
schroffe Kap. A. E. Seib. 82.127.
Der zweite Teil des Namens erklärt
sich durch sell wed. näsa, deutsch
Nase. Dahin gehört auchDomesness
= Thomaskap, am rigaischen
Meerbusen. Auch in der Schweiz
wird der Ausdruck Nase für Vor-
gebirge, Vorsprung gebraucht. So
heifsen die beiden felsigen Vor-
sprünge am Vierwaldstätter See, wel- »
che die beiden Becken von Beckenried.
und Wäggis trennen, die obere und
die untere Nase. Vergi.Blankenese.
Linguetta, s. Keraunia.
Lion, GrOlf du, Meerbusen an der
Südküste Frankreichs, gewöhnlich als
Löwengolf erklärt. Der Name geht
auf das im Altertum an dieser Küste
wohnende Volk der Ligyer. Kirchh.
136.
Lipari, Hauptinsel der nach ihr
benannten Liparischen Inselgruppe,
geht auf das griech. fanaçoç =
fett, fruchtbar zurück. In der
That ist Lipari die fruchtbarste und
bevölkertste der Gruppe. Egl. 329.
Lippe, ältere Form Luppia; Th.
Loh. 76 nimmt zur Erklärung des
Wortes die Wurzel lap an, in der
Bedeutung tönen. Lippe bedeutet
also der rauschende Flufs.
92
Lipza — Loh.
Lipza, s. Leipzig.
Lissai)Oll ist entstanden aus dem
alten Namen Oli sipo. Kiep. 487.
Litauen, lit. Lietuwa, erkläre
ich als Stromland, Flufsland,
eine Deutung, die zunächst zu der
Natur des Landes trefflich pafst. In
dem Worte leite oder lete sehe ich
ein jetzt im lit. nicht mehr vorhan-
denes Grundwort von der Bedeutung
Fluís, das aber noch in Fluís- und
Ortsnamen mehrfach vorkommt So
heilst ein Zuflufs zum Rufsstrom
Leite. Mehrere Meilen oberhalb der
Mündung desselben liegt dicht an dem
Rufsstrom der Ort Leitwarren, lit.
divaras, der Hof. Schliefslich führt
ein Bach, ein Zuflufs zu der Sma-
lupe, einem Nebenflufs der Memel, den
Namen Mellete. Den letzteren Na-
men erkläre ich durch lit. melynas,
blau, lett. melnas, schwarz, ent-
sprechend griech. ¡uéÂaç, schwarz.
Dieses leite oder lete erklärt sich
durch lit. lieti, lett. lit, giefsen,
lit. lijti, lett. liti regnen, lit. lytus,
Regen. (Fick. II. 651). Yon die-
sem Grundwort ist der Landesname
gebildet, sei es mit Rücksicht auf
den grofsen Strom des Landes, den
die Litauer später mit dem fremden
Namen (s. d. Art. Memel) Niamunas
genannt haben, sei es mit Beziehung
auf den grofsen Reichtum des Lan-
des an gröfsern imd kleinern Flufs-
läuf'en. Bei S. Ruge, Geographie, ins-
besondere für Handelsschiden imd
Realschulen, finde ich Litauen erklärt
als Sumpfland.
Litorale, italien. = Seeküste,
Küstenland, vom lat. litus, Küste.
Die Gebiete von Triest und Aquileja
hiefsen vormals das deutsche Lito-
rale; die Stadt Fiume bildet mit ih-
rem G-ebiet das ungarische Litorale.
Umlauft 133.
LlailOS, Namen der weiten Step-
pen am Orinoco, kommt vom spani-
schen llano = eben, flach. Esrl.
331.
Lob-nor, der grofse See im Tarim-
becken, bedeutet nach Vambery Dra-
chensee. Nach andern bedeutet Lob-
nor nichts anderes als Sumpf see,
was seiner Natur auch ganz ent-
sprechen würde; lob bedeutet im Ti-
betanischen s o w e i c li w i e S c h w a m m
und lobchu im Mongolischen groCser
Schwamm. Gaithe I. 427.
Loch, schottische, Lougli, irische
Bezeichnung für See, hängt mit griech.
Iáxxog, Loch, Lache, lat. lacus,
See, Teich, lit. lanka, Wiese, ksl.
Iqka, Sumpf, corn, lagen, Sumpf
zusammen.
Lodi, ursprünglich eine Stadt der
Boj er, nahm den Namen Laus Pom-
peja, aus dem sich der moderne Na-
me entwickelt hat, zu Ehren des Pom-
pejus Strabo an, durch den die trans-
padanisclien Gemeinden das j us La ti i
erhielten. Rug. 396.
Lodoiiiirien ist der lateinische
Name des früher selbständigen Für-
stentums Wladimirien in Volhynien.
Wladimir]en heifst Land des Wla-
dimir, nach einem pohiischen Teilfür-
sten so genannt, Joseph II. nahm
nach der ersten Teilung Polens den
Titel König von Galizien und Lodo-
mirien an, den schon Andreas II. von
Ungarn im 13. Jahrhundert geführt
hatte. Brockh. IX. 818.
Logen, s. Lahn.
Loll bezeichnet niedriges Holz,
buschiger Waid, lat, lucus. Krell -
loll, Berg in Westfalen, bedeutet
leuchtender Wald, vom mlid.
brehen, leuchten, glänzen. Der
Name pafst auch auf den Berg; sein
die Nachbarberge überragender Gipfel
leuchtet weithin. Dieselbe Bedeutung
Lokier — Lowlands.
93
hat Brilon; Ion = loh, ist auch in
Iserlohn enthalten. Arch. 355.
Lokrer, in älterer Form Leleger,
bedeutet so viel wie Selecti, Er-
lesene, vom griech. léyw, lese.
Helm, Kulturpf. 54. Kiep, hält die
Leleger für ein semitisches Volli.
London, in alter Form Londinium,
wird erklärt durch kelt. Ihong, S c hiff,
und clinas, Hafen; Andere leiten es
von llyn, AV asser fläche ab. Eckerdt,
Engl. 0. 7.
Long' Island = lange Insel,
so ist nach ihrer langgestreckten Form
die New-York vorliegende Insel durch
die engl. Ansiedler benannt worden.
Egl. 332.
Longolbar den, d.h. die Lang-
bärte, so auch in der Yorrede zu
König Rotharis Gesetzen (Juli 668)
erklärt. Andere leiten den Namen von
ihrer langen Streitaxt, der Barte
oder Hellebarde ab. Kleinpaul 303.
Lop-noor, s. Lob-nor.
Lorch, häufig vorkommender Orts-
name , so am Rhein und an der
Donau. Der Name ist keltisch und
geht auf keltisch-römisches Laure-
acum, Lauriacum zurück. Bac-
meister, A. "W. 30.
Lorelei. Im Ausi. 49. J. 657
finden wir eine Reihe von Erklärungs-
versuchen zusammengestellt. 1) lur-
leien so viel wie nachsprechen;
die Erklärung bezöge sich dann auf
das fünfzehnfache Echo. 2) fore,
Schiefer, lei, Fels, also Schie-
ierfels. 3) tore, Verkürzung von
lauter, also lauter Fels. 4) lor,
kelt. = Ecke, lei, = Fels, also
Felsenecke. Lei bedeutet im gan-
zen Mittelrhein Stein, insbesondere
Schieferstein. 5) Vor en — h e ul e n, laut
jammern; so noch bei Luther. Da-
mit verwandt ist löre — Totenge-
sang. In der Schweiz ist noch heute
lören, lörren — heulen gebräuch-
lich. Lorelei also Totengesang-
f eis en. Das würde sich dann auf
den Todesschrei der versinkenden
Schiffer beziehn. Vielleicht wäre
auch das Echo so zu deuten. Kirch-
hof 180 erklärt den Namen als Lau-
erfels.
Lorenzfluls. Am 10. August, dem
Tage des heiligen Laurentius, ent-
deckte der franz. Seefahrer Jaques
Cartier den diesem Heiligen zu Ehren
genannten Golf. Als er auf einer
zweiten Reise den in die Bucht mün-
denden Strom auffand, erhielt dieser
den Namen des Lorenzstromes. Hopp.
Gesch. d. ver. St. I. 38.
Lorient, ehemals L'Orient, Stadt
an der Südküste der Bretagne, ver-
dankt seine Gründung imd seinen
Namen der ostindischen Handelskom-
panie, die hier 1664 ein Etablissement
errichtete, aus dem sich die Stadt
entwickelt hat. Brockh. IX. 855.
Lothringen, entstanden Lothari
regnum, erhielt seinen Namen nach
Lothar II., dem es bei der Teilung
des Erbes Lothars I. im Jahre 855
zugefallen war. Egl. 334.
Lough, s. Loch.
Louis, St., Stadt am Zusammen-
fluß von Missisippi und Missouri, von
den Franzosen 1764 gegründet und
nach Louis XV. genannt. Egl. 334.
Louisiana nannte La Falle, wel-
cher a. 1682 von Canada aus den
Missisippi bis zur Mündung befuhr
und im Namen Louis XIV. von ihm
Besitz nahm, das von diesem Fluís
durchströmte Land zu Ehren des franz.
Königs. Der jetzige Staat L. ist also
nur ein Meiner Teil des früheren
Louisiana. Egl. 335.
Lowlands, s. Highlands.
94
Lublin — L'ideritzland.
Lublin, Stadt in Polen, bedeutet
Besitzung des Lub.
Lucayisclie Inseln, eine Insel-
gruppe in Amerika. Der Name be-
deutet die Klippen, die Riffe, von
span, los cayos. Die Jnseln sind die
höchsten aus dem Wasser aufragen-
den Spitzen einer Anzahl von Koral-
len- und Sandplateaus, die aus be-
deutender Tiefe schroff aufsteigen und
durchschnittlich 5—10 m unter Was-
ser liegen, während einige zur Ebbe-
zeit zu Tage treten. Brockh. Baha-
mainseln.
Luck a 11, Stadt in der Provinz
Brandenburg, wend. Lukow, in einer
von einem Flüfschen durchflossenen
Niederung gelegen. Der Name er-
klärt sich durch das vend, lug =
Moorgegend. Butt. 106. Auch der [
Name Luckenwalde, Stadt in der
Provinz Brandenburg, wird durch die j
grofse Nuthe-Niederung und den dicht i
angrenzenden Zinnaschen Forst eben-
so erklärt. Die gleiche Ableitung
hat Lydien, ebendaselbst.
Luckenwalde, s. Luckau.
'
Lliçoil oder Isla de los Losones,
Insel der Stampftröge, heifst eine ;
der Philippinen, nach dem lusong,
dem hölzernen Behälter, in welchem
die Eingeborenen den Reis, ihre täg-
liche Nahrung, stampfen. Egl. 336.
Lud wigsliafeil, Mannheim gegen-
über gelegen, ist nach seinem Grün- j
der, dem bayrischen Könige Lud-
wig I., so genannt. Egl. 336. Auch
der Ludwigskanal, welcher Red-
nitz und Altmühl verbindet, trägt
Ludwig I. zu Ehren seinen Namen.
Ludwigskanal s. Ludwigshafen.
Luksor oder Luqsor, Dorf auf
dem Ruinenfelde von Theben, kommt
von dem lat. ccistrum, aus dem
die Araber el qasr, plur. el qusltr
undí'/ uqsur gemacht hab3n. Brockh.
IX. 930.
Llind = Wald, Baumwald, ist
der Name einer Stadt im südl. buchen-
reichen Schweden. Egl. 337. ska y
bedeutet den auf steinigem Grunde
stehenden Urwald, lund ist der Baum-
wald, der aus fruchtbarem Erdreich
aufschiefst. Pass. Schwed. 33.
Lupata, ein ostafrikanisches Rand-
gebirge , erhielt seinen Namen von
lupata, die Schlucht, derEngpafs,
welchen der Zambese bei seinem
Durchbruch durch das Gebirge bildet.
Egl. 337.
Lupow, pommerscherKüstenflufs ;
nach Th. Loh. ist der Name deutschen
Ursprungs; als ältere Form nimmt
derselbe Lup-aha an. Lup erklärt
derselbe aus einer germanischen Wur-
zel lap in der Bedeutung tönen,
rauschen; ow slavisiert aus a —
aha Flufs, also Lupow der rau-
schende Flufs. Dieselbe Ableitung
giebt Th. Loh. für den ¡íommerschen
Flufs Leba; dagegen bemerkt Foss:
der Name Leba ist derselbe wie Labe,
und Labe nennen die Slaven die Elbe.
Lau en bürg ist Labenburg, daraus
entstand Lawenburg, dann Lauen-
burg. Th. Loh. 86.
Luqsor s. Luksor.
Luxemburg: oder Lützelburg, ge-
hört zu lütxel, as. luttil, ahd. luxil.
klein, mhd. lüxxel, also kleine
Burg. Forst. A. N. II. 1029.
Lu zern wird \onhicerìiaìL e u eli t-
turm abgeleitet. Als solcher soll
der sogenannte Wasserturm gedient
haben. Bei der Beschaffenheit des
Fahrwassers mochte ein solcher in
früheren Zeiten von grofsem Nutzen
gewesen sein. Egl. 337 u. 643.
Lüdenscheid s. Scheid.
Liideritzland heifst das deut-
sche Schutzgebiet im Norden des
Lügenfeld — Magdeburg.
95
Kaplandes nach dem Bremer Kauf- Waldwiese, Moorgrund. Glob.
mann F. A. E. Lüderitz, der dasselbe j 19. 60.
durch Kaufvertrag von dem Häupt- Lyehcn, s. Luckau.
ling des Grofs - Namaqualandes Jo- Lyon ist aus dem kelt. Lugdu-
seph Fredericks im Jahre 1883 er- num, Lugudunum entstanden. Bac-
worben hat. i meister, A. W. II verwirft die von
Liigenici (I wurde im Volksmunde Kteitophon bei Pseudo - Plutarch ge-
das nordwestl. von Colmar im El-1 gebeneErklärung Ba benhügel. Er
safs gelegene Bothfeld nach dem j selbst weist auf ir. laigiu, kleiner,
schmachvollen Verrate der Söhne i cymr. Ilei ; dunum heilst Hügel, be -
Ludwigs des Frommen gegen ihren festigte Anhöhe, Burg, also
Yater (833) umgetauft. Kneisel 12. Kleinburg, Lützelburg. Auoh
Lützen, Stadt in der Provinz der Name der Stadt Leyden hat sich
Sachsen und sonst vorkommend, er- aus Lu g dunum entwickelt; dieses
klärt sich durch wend. lug, hih, Aue, führte den Beisatz Bata vor um.
M.
Maastricht, Stadt in Holland, liegt
an einem wichtigen Maasübergange,
daher auch der Name, M a a s - T r a -
j ect,Maa s Übergang. Kirchh. 212.
Macedonici',Maxedôveç,führt Curt.
161 auf die Wurzel ¡tiax, von der
liáxaQi glückselig, fiaxQog, lang,
fxrpoç, Länge, ¡xoxsóWç, schlank
herkommt.
Madeira, Insel an der Westküste
Afrikas. Die italienischen Entdecker
finden diese Insel vollständig mit
Wald bedeckt und nannten sie des-
halb Isolade Legname, Holzinsel,
von le gil ame,Holz, Zimmerholz;
die Portugiesen acceptierten die Be-
nennung und nannten die Insel in
derselben Bedeutung Isola de Madeira
Egl. 342 ; madera und madero span.,
madeira portug., vom lat. materia,
materies, der Stoff, das Nutz-
hol z.
Madras oder, wie die Eingebore-
nen sagen, Mandrätscli, kommt vom
skr. Mandarâdschja und bedeutet
Reich des Manda, des indischen
Pluto. Egl. 342.
Magalhaesstrafse heilst die
Meerenge, welche Feuerland vom
südamerikanischen Festlande trennt,
zum Andenken an Magalhaes, welcher
sie entdeckt und im Nov. 1520 durch-
fahren hat. Egl. 343.
Magdeburg-, ahd. Magadaburc,
Magadoburc, as. Magathaburc, ist
eine Komposition mittelst des alten
euphonistischen Bindevokals a, der
sich mit der Zeit in o und endlich
in e abschwächte, und bedeutet Burg
der Magd. Dr. Jütting, Blätter für
Handel, Gewerbe und sociales Leben,
Beiblatt zur Magdeburgischen Zeitung
Nr. 33, hält diese Magd für die
Jungfrau Maria ; Magdeburg wäre also
96
Maggioro — Mainz.
soviel wie Marienbiirg. Nach Jütting
hätte Karl der Grofse die Burg ge-
gründet und der Jungfrau Maria zu
Ehren benannt. Fr. Hülfse weist in
No. 19 und 37 derselben Blätter auf
die kaiserlichen Bannforsten hin, die
sich einst von Lüneburg bis nach
Magdeburg und weiter bis zur Lo-
chauer Haide zogen und wenigstens
in ihrem nordwestlichen Teile die
Magethheide Lief s. In dieser Mageth-
heide oder wenigstens am Bande
derselben lag Magdeburg. Der Ort
hätte danach seinen Namen nach
der örtlichen Lage erhalten. In dem
Namen Magethheide möchte eine
mythologische Beziehung stecken.
Maggiore, Lago, = der grö-
fsere See, heilst im Gegensatz zu
den benachbarten kleinern Seen das
vom Tessin durchströmte langge-
streckte oberitalische Seebecken. Egl.
343.
Ma gier, einer der Stämme der
Meder, bedeutet die Gr of sen. Ausi.
80. 586.
Ma gliesia, der östliche Küsten-
strich Thessaliens, könnte aus dem
illyr. erklärt werden und würde dann
nach v. Hahn den Osten bedeuten;
alb. mengjes, der Osten. Kiep. 307.
Mag yaren erklärt sich aus dem
Yogulischen, wo Mr, kärem, Mann
und ma, wo, Land bedeutet. In der
Komposition erweicht das k vor einem
Vokal zu g. Magyar bedeutet dem-
nach Mann des Landes. Umlauft
138.
Maliarattlia, skr. Maharâschtra =
grofses Reich, eine grofse Land-
schaft Indiens; râschtra bedeutet
R eie h. Yon dem Lande hat das Yolk
der Maharatten seinen Namen erhal-
ten. Egl. 344. Kiep. 39.
Mailand, volksetymologisch aus
dem ital. Milano und kelt.-röm.
M e d i o 1 a n u m gebildet, bedeutet
die Mitte des Landes, in der
Mitte des Landes gelegen. In
der That bildete Mediolanum den
Mittelpunkt des cisalpinischen Kelten-
landes. Es gab noch eine ganze An-
zahl gleichnamiger Keltenstädte. Bac-
meister, Kelt. Br. 71. Auch der
Name des Dorfes Meilen in der
Schweiz gehört hierher.
Maim atseliin ist die korrumpierte
Form für das chines. Mài - Mài-
tschenn = Hände Is Stadt, von mài
-mài— kaufen und verkaufen und
tschemi = Städtchen, so genannt,
weil der Ort wie das russ. Kjachta
für den chines.-russ. Grenzverkehr
gegründet wurde. Egl. 345.
Main. Tli. Loh. nimmt die Exi-
stenz eines Grundwortes mana, me-
na, mina in der Bedeutung Flufs
an und führt dieses auf skr. mad,
wallen, macinare, manare, strö-
men. Yor mano liegt die Form
mcidina, durch Ausfall des d hat
sich maina, moina gebildet. Die-
selbe Bedeutung hat die Mölme,
Nbflfs. der Ruhr. Auch in Zusam-
mensetzungen kommt manci und seine
Nebenformen häufig vor. Arch. 368.
Helmana, jetzt Helme, Nbflfs. der
Unstrut, bedeutet Berg flufs, von
Helle = Abhang, erschlossen aus
an. halb*, hüll, halt, geneigt, hallr,
Abhang; Hell weg, Gebirge zwischen
Ruhr und Lippe, würde der Weg
am Abhang sein. Salili, Nbflfs. der
Mosel, in älterer Form Sal - mana,
gehört auch hierher. Kiep, hält den
Namen Main für kelt.
Mainland, so heifsen die Haupt-
inseln der Orkneys und der Sliet-
landsgruppe; der Name bedeutet
Hauptinsel, vom engl, the main,
der vorzüglichste. Butt. 45.
Mainz, der Stadtname, hat nach
Bacmeister und anderen mit dem
Mackenzie
— Malmoe.
97
Flusse Main nichts zu schaffen. Die
Stadt hiefs in den ältesten römi-
schen Quellen Mo g ont i â cum ; die-
ses kommt von dem Mannsnamen
Mogontius. Das deutsche Mittelalter
kürzte in Moguntia, woraus sich Mo-
gunze, Moginze, Möginze, Meginze,
Meinze ergab. Bacmeister, A. W.
28. Zeufs stellt es zu kelt. maqus,
Feld.
Mackenzie, der grofse Zuflufs des
nördlichen Eismeeres, erhielt seinen
Namen nach dem brit. Reisenden
Mac Ken zie, welcher im Jahre 1789
bis zu seiner Mündung vordrang. Egl.
340.
Malabar, die Westküste der vor-
derindischen Halbinsel, eigentlich
Malayavâra, bedeutet Bergbezirk.
Das westl. Randgebirge des Plateaus
von Dekhan erhebt sich bei bedeu-
tender Höhe unfern der Küste ; ma-
laja ist das allgemeine Wort für Ge-
birge in den südindischen Sprachen.
Maladetta, ein furchtbar zer-
klüftetes Felsgebirge in den Pyre-
näen, ohne Bergweiden, daher der
Name, die Verfluchte. Rug. 185.
Malaga, bei den Alten Malaca,
Stadt in Spanien. Der Name ist
phönic. und bedeutet die Saline.
Er bezieht sich auf den Gewinn des
Salzes in den Salzgärten, das die
Einwohner zum Herstellen des Haupt-
exports der Stadt, der gesalzenen
Fische brauchten. Kiep. 486.
Malakka, gewöhnlich Malacca ge-
schrieben, die grofse hiuterindische
Halbinsel, soll seinen Namen nach
einer Art dort wachsender Bäume er-
halten haben. Die Eingeborenen leiten
den Namen von mahalánka ~ die
grofse Insel, resp. Haibinselab.
Egl. 347.
Malay eil bedeutet die Herum-
treiber. Diesen Sinn hat Oran
Thomas, Etym. Wörterbuch.
Malayn, eine Bezeichnung, die der
malayischen Sprache selbst angehört
und zu der weiten Verbreitung des
malayischen Stammes stimmt. Nach
Egl. 347. ist der Name den Malay -
en von den Hindus gegeben nach
dem Namen des Landes, in dem sie
dieselben zuerst antrafen: Maleata,
auf der Westküste von Sumatra.
Gegenw. 83. 75.
Malea, Vorgeb. im Peloponnes,
leitetBenloew (La Grèce avant les
Grecs) aus der Sprache der Alba-
nesen ab, als deren Vorfahren er die
Pelasger ansieht, und zwar vom al-
ban. /^ah = dev Berg. Ausi. 51. J.
799. Kiep. 242 leitet den Namen aus
dem Phönicischen ab = H ö h e.
Malediwen. Egl. 347 weist dar-
auf hin, dafs die in der Mitte des
Archipels gelegene Residenzinsel des
Sultans Male heifse. Danach wäre
die Gruppe, da diu, dwipa Insel
bedeutet, nach der Hauptinsel ge-
nannt. Eine andere Ableitung stellt
den Namen mit mal = tausend
zusammen, also tausend Inseln.
Noch andere übersetzen den Namen
mit Inse In von Mala yavâ ra, d.h.
Malabar.
Maleyentum, die Unglücks-
stadt, ist volksetymologisch umge-
deutet aus MaXoeig, die Apfel-
stadt. Später wurde die Stadt um-
getauftin Ben e ven tum, die Glücks-
stadt. Andre 18.
Mallorca heifst die gröfsere,
im Gegensatz zu Minorca, der kl ei -
nern der beiden balearischen In-
seln. Bei den Römern heifsen die
Inseln entsprechend major und mi-
nor insula. Egl. 348.
Malmoe, Stadt in Schweden; nach
den Hansarecessen ist die Urform
dazu Ellenbogen. Daraus entstand
Elbogen, Melbogen, Melmagen, Mal-
7
98
Malstrom — Mannheim.
moe. Loth. "Web. 334. Egl. 345 erklärt
den Namen nach Passarge als Sand-
insel, vom schwed. malm = Sand
und ö = Insel.
Malstrom heifst nach der strö-
menden, zuweilen kreisförmig schäu-
menden, mahlenden Bewegung der
Gewässer eine Meerenge bei den
Lofoten. Egl. 348.
Malvasia, fränkischer Name für
Monemvasia, eine kleine Insel und
ein Ort in der Nähe des alten Epi-
daurus. Ursprünglich wohl landfest,
wurde die Insel durch einen künst-
lichen Graben vom Lande getrennt
und durch eine Brücke oder einen
Damm mit demselben wieder verbun-
den, daher auch ihr Name, welcher
soviel wie Ein-zugang, einziger
Zugang ist. Der Malvasierwein, wel-
cher im M.-A. einen so berühmten Na-
men hatte, ist weder auf der Insel
selbst, noch auf der benachbarten
Küste gebaut worden, sondern wuchs
auf den Cycladen, besonders auf Tenos,
und wurde nur nach dem Orte, von
welchem aus er nach dem Abendlande
versandt wurde, so genannt. Burs. II.
139.
Mameluken, Leibwache, Söldner
der Sultane und Beys in Aegypten =
Erworbene, in Besitz Genom-
mene, so genannt, weil sie zum Teil
aus gekauften weifsen Sklaven be-
standen. Egl. übersetzt daher ge-
radezu Gefangener, Unfreier.
Ausi. 46. 743.
Manelia, Landschaft in Spanien.
Der Name ist arab. Ursprungs und
bedeutet das trockene Land, eine
Bezeichnung, die zu der Natur des
Landes trefflich pafst. Pass. Span,
u. Port. II. 6.
Manchester, Stadt in England,
ist korrumpiert aus dem alten kelt.
Namen CairMaunguid(Mancunium);
ehester ist das lat. Castrum. Eckerdt,
Engl. 0. 9.
Mandarin, fälschlich abgeleitet
vom Sanskritwort mantrin, der Rats-
herr. Das Wort ist portugiesischen
Ursprungs vom lat. mandare, be-
fehlen. Den Chinesen ist der
Ausdruck unbekannt. Ausi. 46. 266.
Manfredonia, Stadt in der ita-
lienischen Provinz Foggia, ist von
Manfred 1256 gegründet und nach
ihm genannt. Brockh. X. 87.
Manhattan, eine Insel im Flusse
Hudson, auf der heute die Stadt
New-York steht. Die Indianer nann-
ten den Ort Manhattan, d. h. Stätte
der Trunkenheit, weil Hudson,
der Entdecker des Flusses, bei der
Landung sie mit Branntwein bewir-
tete. Hopp. Gesch. d. ver. St. I. 96.
Die Ansied lung auf Manhattan, so-
wie später die ganze Kolonie, wurde
zu Ehren des Herzogs von York,
dem sein Bruder, König Karl II.,
die ganze Küste vom Connecticut
bis Delaware verliehen hatte, New-
York genannt. Hopp. Gesch. d. ver.
St. I. 102.
Manitoba, neues Territorium in
Nordamerika. Die Dschibwä-Indianer
nennen es Mana tuopa, d. h. wo der
grofse Geist wohnt. Glob. 26.
206.
Mailll kommt häufig zur Bezeich-
nung von Bergen vor, z. B. der alte
Mann, Watzmann. Der erste Teil des
letzteren Namens könnte auf an. waz,
Sturm, Wehengehn. Yielleichtliegt
dem Bergnamen auch ein nomen pro-
prium zu Grunde. Sicher gehen die
Rottenmaiin-Tauern auf einen Per-
sonennamen. Buck, Oberd. Fin. 173.
Yergl. d. Art. Matra.
Mannheim. Die nächst liegende
Erklärung giebt der Personenname
Manno, doch könnte dem Namen
eine verloren gegangene keltische
Maori — Harmarameer.
99
Form zu Grunde liegen. Bacmeister,
A. W. 75.
Maori=E in li e irais c lie, Ein-
geborene nennen sich die Ein-
geborenen Neu-Seelands. Egl. 351.
Mar, s. Meer.
MarañOTi, Maranhon, der Oberlauf
des grofsen südamerik. Stromes ; zur
Erklärung des Namens wird erzählt,
der Entdecker des Stromes, der span.
Seefahrer Vicente Pinzón (1560),
habe die Frage an die Eingeborenen
gerichtet: mare an non = ist das
ein Meer oder nicht? Egl. 20. Es
ist nicht abzusehen, weshalb dann
gerade der Oberlauf den Namen
Marañon erhalten hat. Nach Rug.
287 ist der Name von einer an den
Ufern des Flusses häufigen Baum-
frucht genommen.
Marathon bedeutet so viel als
Fenchelfeld; griech. fiaçaSov,
Fenchel. Egl. 352.
Marbach, häufig vorkommender
Flufs- und Ortsname, eigentlich March-
ach. Es ist abzuleiten von ahd.
marca, mhd. marke, mark, Grenze,
Grenzland, Bezirk, Gesamt-
eigentum einer Gemeinde an
Grund und Boden, dann Wald,
und aha = "Wasser, Flufs. Forst.
A. N. n. 1058.
Marchfeld, die grofse Ebene nörd-
lich von Wien, ist benannt nach der
durch dieselbe fliefsenden March. Egl.
352.
Maremmen, das sumpfige Küsten-
gebiet Toscanas, ist herzuleiten von
mare — Meer, bedeutet also Land-
schaft am Meer, Küstenebene.
Egl. 353.
Margiana, eine der pers. Pro-
vinzen, im alten Baktrien gelegen.
Der Name kommt von dem Haupt-
flufs der Landschaft, dem Margos,
jetzt Murghab = Vogelwasser.
Eine Umformung des Landesnamens
ist Merw, im M.-A. eine der gröfsten
Städte Chorassans, jetzt ein weites
Ruinenfeld. Kiep. 58.
Marianen, die zuerst entdeckte
austral. Inselgruppe, bekam diesen
Namen 1668 zu Ehren Marias, der
Gemahlin Philipps IV. ; den Namen
der Isias de los Ladrones, Ladronen
— Diebsinseln, gaben ihnen die
Matrosen, weil die Eingeborenen sich
bei dem Besuche Magelhäes als
gewandte, freche Diebe zeigten. Egl.
353.
Mariazell, Wallfahrtsort in Steier-
mark, ist benannt nach dem wunder-
thätigen Marienbilde, welchem einer
Legende zufolge um 1157 hier durch
einen Priester eine Zelle (Kapelle)
erbaut wurde. Umlauft 141.
Marienbad, Kurort in Böhmen.
Die Quellen wurden vormals die
Tepler oder Auschowitzer Quellen
genannt, weil sie sich auf dem zum
Stifte Tepl gehörigen Grunde und
in der Nähe des Dorfes Auschowitz
befinden. Sie erhielten ihren jetzi-
gen Namen 1808 durch den Abt
von Tepl der Jungfrau Maria zu
Ehren, nach der schon früher die
Marienquelle hiefs. Umlauft 142.
Marienburg, Stadt an der Nogat,
wurde zuerst von den deutschen
Rittern als Burg gegründet und der
Jungfrau Maria, der Schutzpatronin
des Ordens, zu Ehren so genannt.
Das Jahr der Gründung der Burg ist
nicht überliefert ; erwähnt wird sie
zum ersten Male im Jahre 1276.
Lohm. Gesch. v. Ost- u. Westpr.
Marniaranieer hat seinen Namen
von der Insel Marmara oder Mar-
mora erhalten. Diese Insel, früher
Prokonnesos genannt, bekam diesen
ihren jüngeren Namen von ihrem
7 *
100
Marne —
Matterhorn.
weifs und schwärzlich gestreiften,
schon im Altertum zu Bauten ge-
suchten Marmor erst im M.-A. Kiep.
107.
Marne, s. Metaurus.
Marocco, Hauptstadt von Marocco,
eigentlich Marra-kesh, bedeutet
die Geschmückte. Nach der Stadt
ist das Sultanat benannt. Rug. 208.
Marquesasinseln, franz. les Mar-
quises, eine australische Inselgruppe,
wurden am 21. Juli 1595 durch den
spanischen Seefahrer Mendaña ent-
deckt und dem Yicekönig von Peru
zu Ehren Islas de Marquesas de
Mendoça genannt. Brockh. X. 167.
Marsala, Stadt auf Sicilien, das
alte Lilybäum. Den Namen ver-
dankt die Stadt den Arabern, welche
sich im 9. Jahrhundert dort fest-
setzten. Der Name bedeutet nach
Brockh. X. 171 der Hafen Alis
= Marsa-Ali, nach Kiep. 472 der
obere Hafen.
Marsch, die an den Flüssen und
dem Meere gelegenen Niederungen
im Gegensatz zu der höher gelegenen
Geest. In dem Namen liegt eine
Beziehung zum Wasser; nd. die
morsch, ostfries. marsk = Niede-
rung an einem Flusse, mittel-
nld. mer sehe., Weideland, ags.
mersc, nutzbarer Wasserboden,
engl, marsh, Sumpf, geht auf as.
meri, ahd. mari, Vieri, Meer,
stehendes Binnengewässer,
Sumpf. Weigand H. 56.
Martigny, deutsch Martinach ;
Ort im oberen Rhonethal, hat seinen
Namen vom heiligen Martinus, einem
der beiden Apostel des Wallis. Egl.
356.
Maryland nannte Lord Balti-
more zu Ehren seiner Königin Maria
Henriette von England ein Gebiet
an der Ostküste N.-Amerikas, aus ¡
dem der jetzige Staat Maryland ent-
standen ist. Egl. 357.
Massachusetts ist korrumpiert
aus vioswetuset, Pfeilspitzen-
hügel, so hiefs nach der Form des
von ihm bewohnten Hügels ein in-
dianischer Häuptling und nach ihm
sein Stamm. Der Name wurde von
den Ansiedlern zunächst nur auf die
Bai von Boston bezogen, um später
auf das umliegende Land überzu-
gehen. Egl. 357. Nach A. E. Seib.
82. 191 bedeutet der Name nahe
bei den groIsen Hügeln und be-
zog sich gleichfalls zunächst auf die
Bucht von Boston.
Matanzas, Ort auf der Insel
Teneriffa, bedeutet Gemetzel, nach
dem ersten Blutbade, das die Spanier
unter den friedlichen Eingeborenen
anrichteten. Ausi. 52. 915.
Mata pail, die Südspitze der Bal-
kanhalbinsel, geht auf griech. ¡ustw-
rtóv, die Stirn. Kirchh. 109.
Matra, ein Gebirgsstock der Cen-
tralkarpaten, bedeutet Mutterge-
birge. Die Bezeichnung von Bergen
und Gebirgsstöcken als Vater, Mutter,
Mann, Frau findet sich häufiger.
Kirchh. 114.
Matterhorn heifsen nach dem
Dorfe Zermatt zwei bekannte Berg-
spitzen der Walliser Alpen; der ro-
manische Name Mont Cervin =
Hirschhornberg bezieht sich auf die
schlanke Gestalt des grofsen Matter-
hornes, dieses unter allen am kühn-
sten aufgebauten Alpengipfels. Egl.
359. Kleinpaul will in der Gegenw.
22. 106 Zermatt aus Cermatt und
Cermatt aus Cerfmatt, d. i. Hirsch-
matte entstehen lassen. Ich halte das
für wenig annehmbar. Der Name
ist vielmehr aufzulösen in zer
; Matte, ze der Matt, zur Matte.
Maulbronn — Megara.
101
Maillbronil, Kloster in Württem-
berg, ist aus Mühlbronn entstanden,
ahd. muli, mhd. muli, müle, die
Mühle. Das deutsche Wort ist dem
lat. entlehnt und bedeutet ursprüng-
lich die Wassermühle. Schad. 624.
Buck, Oberd. Flu. 185.
Mauna Kea, Vulkan auf Hawaï,
bedeutet in der Sprache der Einge-
borenen w ei Ts er Berg. Jung.
Austr. IH. 125. Ein zweiter Yuikan
der Insel führt den Namen Mauna
Loa, der grofse Berg.
Mauna Loa, s. Mauna Kea.
Mauren hielsen bei den Römern
die Einwohner des westlichen Afrikas
von ihrer dunkeln Hautfarbe nach
dem griech. Worte ¡uavçoç = nig er,
schwarz. Danach hiels das Land
im Westen von Numi dien Maureta-
nien. In der Form Mohr ging der
Name auf die schwarzen Afrikaner
über. Egl. 359.
Mauretanien, s. Mauren.
Mauritius = Moritzinsel
nannten die Holländer 1598 zu Ehren
des Prinzen Moritz von Oranien eine
der Maskarenen. In der Zeit des
französischen Besitzes hiefe die Insel
Isle de France ; die Engländer haben
den alten Namen wieder zu Ehren
gebracht. Egl. 360.
Mayri-Thalassa, s. Schwarzes
Meer.
Mayenwand, Partie im oberen
Rhonethal. Diese gegen Nordwinde
geschützte grofse Alpenhalde ist be-
rühmt wegen ihres grofsen Pflanzen-
reichtums und hat von diesem ihren
Namen erhalten. Schweiz 456.
Mecklenburg, früher Mickelen-
burg = Grofsburg, yom ahd.
mickil, michel, mhd. michel, as.
mikil — grofs, hiefs der Hauptort
des jetzigen Grofsherzogtums gleichen
Namens, jetzt ein Dorf bei Wismar.
Egl. 361.
Medina, mehrfach in dem Ge-
biet der arabischen Sprache vorkom-
mender Ortsname, bedeutet Stadt.
Die bekannte westarabische Stadt
dieses Namens, das alte Jatreb, lieifst
mit vollständigerem Namen Medynat-
el-Nabi = Stadt des Propheten.
Brockh. X. 258.
Meer, plur. Meere, im nord-westl.
Deutschland übliche Bezeichnung der
Landseen, geht auf ahd. mari,
mare, meri, mhd. mere, mer, das
Meer, dann aber auch jedes ste-
hende Gewässer, See, Teich,
Graben, Sumpf, selbst Quelle,
Born. Mare heifsen in der Eifel
die Kraterseen. Schad. 592. Arn.
Ans. u. Wand. 114. Auch in dem
Namen der Meeraugen hat Meer
wohl nur die Bedeutung von See. Die
in dem zweitfolgenden Artikel mitge-
teilte Sage entstand wohl erst, als
dem Yolke die Bedeutung von Meer
= See verloren gegangen war.
Meerane, Stadt in Sachsen, er-
klärt sich durch slowak. morava =
Aue, poln. murava, Rasen, Wie-
senland. Auch der häufig vorkom-
mende Flufs Morava hat dieselbe
Herkunft. Hey, Slav. O. 77. Vergi,
d. Art. Morava.
Meeraugen, so heifsen die kleinen
hochgelegenen Seen nicht blofs in
der Tatra, sondern auch in den sie-
benbürgischen Karpaten bei den Deut-
schen. Der Volksglaube läfst näm-
lich diese Seen durch unterirdische
Kanäle mit dem Meere in Verbindung
stehen, so dafs sie bei Meeresstürmen
in Bewegung geraten und hohe
Wellen schlagen sollen. Umlauft
144; s. d. Art. Meer.
Megara, Stadt und Landschaft in
Griechenland. Der Name ist phonic.
102
Méjico — Menam,
oder doch semit. Ursprungs und be-
deutet die Höhle. Kiep. 242.
Méjico, in älterer Schreibart
Mexiko, — Ort des Mexitli, so
wurde das durch Cortes 1521 zer-
störte und später wieder neu aufge-
baute Tenochtitlan nach dem Tempel
des Mars der Mejikaner genannt,
dessen Stelle der grofse Platz der
neuen Stadt einnimmt. Egl. 362.
Meilen, s. Mailand.
Meifseil, wend. Misno, tsch. Misno,
geht auf asl. mysu, tsch. mys, Land-
spitze, vorspringende Höhe.
Diese Ableitung stimmt gut zu der
Lage der Stadt auf und an der nach
der Elbe vorspringenden Höhe. Hey,
Slav. O. 48. Eine andere Ableitung
giebt Egl. 363; nach ihm bedeutet
es so viel wie Schlüssel, Kessel
nach der Enge, mit der der Dres-
dener Gebirgskessel hier abschliefst.
Meklioilg, eigentl. Menam-Khong,
bedeutet Meer von Khong oder
Strom von Kambodja. Rug. 225.
Egl. 361 giebt die Bedeutung Haupt
des Wassers.
Mekone, s. Sicyon.
Melanesien, Inseln der
Schwarzen, heifst die westliche
Gruppe der oceanischen Li sein nach
der dunkeln Hautfarbe ihrer Bewoh-
ner. Der Name erklärt sich durch
griech. jiéXaç, schwarz und vrjaog,
Insel. Die Bewohner der Insel-
gruppe nennt man Melanesien Brockh.
X. 286.
Melbourne, Hauptstadt der brit.
Kolonie Victoria, wurde im Jahre
1835 gegründet und nach dem eng-
lischen Premierminister Lord Mel-
bourne benannt. Brockh. X. 287.
Meldorf, ?. Mulde.
Melilbocns, s. Mulde.
Mellete, s. Litauen.
Melnik, Stadt in Böhmen, an der
Moldau, tsch. Melnik, von mèi,
seichter Ort, Untiefe, Melnik
also ein bei einer Untiefe, einer Furt
gelegener Ort. Umlauft 145.
Melun, sein kelt. Name istMello-
dunum , erklärt sich durch ir. meall,
Hügel, und ir. dún, kymr, din,
Burg, Stadt. Melun liegt amFufse
eines Hügels. Glück 139.
Meniel ist entstanden aus Nemo-
nas, dem litauischen Namen des
Stromes, durch Umwandlung des n in
m und des n in /, ein Vorgang, der
sich bei der Aufnahme litauisch-
preufsischer Worte ins Deutsche öfter
wiederholt hat. Auch der Nemonin
heifst bei Henneberger Memelin. Der
Name Memel kommt noch einmal
zur Bezeichnung zweier Nebenflüsse
der kurländisclien Aa vor. Auch
hier ist der Name aus dem lettischen
Namuns entstanden. Die Stadt Me-
mel erhielt ihren Namen daher, dafs
man das Kurisclie Haff als die Flufs-
erweiterung des Memelstromes und
das Memeler Tief als die Mündung
desselben ansah. Der litauisch-letti-
sche Name der Stadt ist Klaipeda, ein
Name, welcher so viel wie Ort in der
Ebene bedeutet. Über die Bedeutung
von Nemonas ist Sicheres nicht zu
sagen. Jedenfalls ist aber die Erklärung
des Namens als deutscher Flufs
vom slav. njémitx, der Deutsche,
der nicht mit einem reden kann
falsch, da der Name des Flusses viel
älter ist als das Erscheinen der
Deutschen an seinen Ufern.
Memphis, ägyp. Men-nefer, be-
deutet Wohnort, guter. Kiep. 200.
Menam, dieMutter derWasser,
heifst der grofse Strom, der Siam
durchströmt; gleich dem Nil Aegyp-
tens überflutet und befruchtet er
durch periodische Überschwemmungen
Meran —
Mestizen.
103
sein Delta. Bast. Geogr. u. eth. Bild.
445.
Meran in Tirol. Die Stadt soll
ihren Ursprung dem grofsen Naifer
Bergsturze verdanken, welcher die
alte Römerstadt Maja, jetzt Mais, am
Ende des 8. oder im Anfang des 9.
Jahrhunderts begrub. Mari ist die
Stelle eines Berghanges, von welcher
die Erde abrutscht oder abgerutscht
ist. Davon könnte Meran seinen
Namen erhalten haben. Dieses mari
ist verwandt mit mur, Sand und
losgebrochenes, zerstückeltes
Gestein, welches von den Höhen
in die Thalebenen weiterrollt; damit
hängt zusammen frz. moraine, Ge-
rölle, namentlich solches Stein-
gerölle, worauf der Gletscher
aufzusitzen pflegt, moraine du
glacier, die Moräne. Umlauft 145.
Weigand II. 156.
Merida wurde im Jahre 23 v.
Chr. als Hauptstadt der Provinz
Lusitanien unter dem Namen Eme-
rita Augusta angelegt. Dieser
Name erklärt sich durch dieAnsied-
lung der Veteranen (emeritus, aus-
gedient) zweier Legionen daselbst.
Aus Emerita hat sich Merida ent-
wickelt.
Merom = Wasser der Höhe,
Ob er see, nannten die Hebräer den
obersten der drei zum Jordan ge-
hörigen Thalseen. Egl. 366.
Merw, s. Margiana.
Mesclllied, Stadt in Persien, be-
deutet Grabmal; gemeint ist das
Grabmal des Imam Riza, das reichste
der islamitischen Welt. Rug. 250.
Meseritz, poln. Miedzyrzecz, Stadt
in Posen, ist herzuleiten von poln.
miçdxy = mitten, zwischen und
rxeka, rèka, Flufs. Meseritz liegt
zwischen der Obra und ihrem daselbst
mündenden Nebenflufs Pachlitz. Butt.
116. Altp. Mont. 81. 256.
Mesopotamien, griech. Bezeich-
nung des vom Tigris und Euphrat
halbinselartig eingeschlossenen Land-
striches, kommt vom griech. fiéúog,
mitten und 7toza/nog, Flufs, eigent-
lich Méarj tcùv tcoiüfáíúv, nämlich
2vçtcc,= das zwischen den Strö-
men gelegene Syrien. DieAraber
nennen das Land el Dschesirall =
die Insel. Egl. 367.
Messandom, Kap an der S.-O.-
Küste Arabiens = Ambos; der
Name ist arabisch und deutet auf
die vielen Klippen in seiner Nähe,
an denen die Schiffe scheitern. Rug.
243.
Messapier, altitalischer Volks-
stamm auf der heutigen Halbinsel
Apulien. Der erste Teil des Namens
erklärt sich durch griech. ¡léúoc,
mitten; das ap des zweiten Teiles
bedeutet "Wasser und entspricht
dem lat. aqua, got. ahva, lit. upe,
preufs. aye. Messapier bedeutet
alsoLeute zwischen demWasser,
entsprechend der Lage ihres Landes.
Curt. 469.
Messemeli , die westliche Land-
schaft des Peloponnes, griech.
Msa<j'ï]vr^ oder Mecöyjvia, bedeutet
Land in der Mitte. Der Name
bezieht sich auf die Lage des Pami-
susthales, der bedeutendsten Ebene
des Landes zwischen den einschliefsen-
den Gebirgszügen. Egl. 368.
Messina auf Sicilien, früher Zankle
genannt, erhielt diesen Namen, eigent-
lich Messana, durch Zuzügler aus
Messenien, zur Erinnerung an ihre
alte Heimat. Egl. 368.'
Mestizen nannten die Spanier
die Mischlinge, welche in ihren
amerikanischen Besitzungen aus der
104
Metaurus — Missisipi.
Vermischung weifser Männer und
indianischer Frauen entsprossen ;
mestizo span., mestis prov., métis
frz., meticcio ital. bedeutet ein Kind
YonEltern verschiedener Easse,
ursprünglich auch verschiedenen Stan-
des, gleichsam mixticius. Diez 212.
Egl. 368.
MetaiirilS, Zuflufs zum adriati-
schen Meer, führt Buck 173 auf die
Wurzel mad, fliefsen zurück.
Dahin gehört auch der alte Name der
Marne, Matrona.
Metlione, Stadt an der Küste
Messeniens, kommt vom griech. [ié$v
= W e i n ; Messenien ist noch heute
das durch seinen Reichtum an Früch-
ten und Wein ausgezeichnetste Ge-
biet Griechenlands. Egl. 368.
Metz, hiefs bei dem keltischen
Stamme der Med i ornatici, deren
Hauptstadt es war, D i v o d u r u m, d. h.
Q-ötterstadt, weil sie der Mittel-
punkt des Kultus des Stammes war.
Der moderne Name ist aus dem
Yolksnamen entstanden. Unter den
Merowingern heilst die Stadt Mettis.
Kiep. 519.
Miako, s. Tokio.
Michigan, einer der fünf grofsen
kanadischen Seen, ist abzuleiten von
den ChippewayWörtern mitschaiv =
grofs und sagiegan = See, also
grofser See. Der See müfste dem-
nach nur Michigan, nicht Michigan-
see genannt werden. Egl. 369.
Mindanao od. Magindanas. Seen-
land, ist der malayische Name einer
der Philippinen. Egl. 371.
Minden. Als Karl der Grofse
den Dom gestiftet hatte, gab er, so
berichtet die Sage, Wittekind die Er-
klärung: det schal syn, myn und
dyn. Grlob. 32. 128.
Mingrelieil, eine Landschaft im
S.-O. des Schwarzen Meeres. Der
Name bedeutet Land der tausend
Quellen. Das Land ist vonMittel-
und Hochgebirgen erfüllt, sehr wasser-
reich und mit kräftiger, üppiger Vege-
tation versehen. Brockh. X. 437.
Mill ho, ein Flufs auf der pyre-
näischen Halbinsel, hiefs bei den
Römern Minius, griech. Mîvloç, und
soll nach Pape-Bens. Mennig-
flufs bedeuten, nach dem vielen
Minium, das an seinen Ufern gefun-
den wurde. Egl. 371.
Minnesota, von minne=W a s s e r
und sota = blau, so wurde das
am obersten Missisippi gelegene Ge-
biet von den Dacotas genannt, weil
dasselbe besonders reich an krystall-
hellem Wasser der Seen und Flüsse
ist. Egl. 371.
Milioa, häufig auch in Griechen-
land vorkommende phönic. Ortsbe-
zeichnung, bedeutet einfach Nieder-
lassung. Kiep. 242.
Minorca, s. Mallorca.
Minyer, ein neben denPelasgern
vielfach in der griech. Urzeit genann-
ter Stamm, sind, wie auch jene, nach
Kiep. semit. Stammes. Der Name
bedeutet nach ihm so viel wie An-
siedler. Kiep. 242.
Misdroi, der bekannte Badeort
auf Wollin. Der Name dürfte wen-
disch sein und mitten im Walde
bedeuten, vom wend. masy =zwi-
sehen und di'owo = W a 1 d. Butt. 8 4.
Misr, s. Cairo.
Missiilipi, Flufs in Nordamerika.
Der Name bedeutet "V at er der Seen.
Der Flufs durchfliefst und bildet eine
ganze Reihe von gröfseren und klei-
neren Seebecken. Guthe I. 264.
Missisipi, meistens Missisippi ge-
schrieben, ist von den Creewörtern
miche und sepe = grofser Flufs
Missuri — Mongibello.
105
abzuleiten. Die Erklärung als Ya ter
der Wasser ist nicht richtig. Yon
den Spaniern und Franzosen erhielt
der Strom nach, seiner Entdeckung
eine ganze Anzahl anderer Namen.
Egl. 372.
Missuri = Schlammflufs, ist
von den Indianern nach seinem weifs-
schlammigen Wasser so genannt. Egl.
373.
Mistra, moderner Name des alten
Sparta. Micetra ist der Käse, frisch
aus Schafmilch bereitet ; danach
wäre Mistra = Käseburg; so C.
Rofs. Nach Fallmerayer bedeutet es
Grrenzburg vom slav. meso, miso.
Nach Andern ist Mistra ein altfranz.
Patoiswort für la maîtresse, zu er-
gänzend/^ also die beherrschen-
de Stadt, Hauptstadt. Grlob. 35.
33. Gregenw. 78. 57.
Mittelmeer, Abkürzung für Mittel-
ländisches Meer, so genannt, weil es
rings von Landmassen umschlossen
ist. „So bildet schon im Namen der
grofse vielbuchtige Grolf des Atlanti-
schen Oceans den Gegensatz zu dem
aufserhalb der Kontinente gelegenen
Weltmeer, dem atlantischen und in-
dischen." Der Name Mittelländisches
Meer ist nur eine Übersetzung des
raediterraneum mare der Römer,
eine Bezeichnung, welche sich zuerst
im 3. Jahrh. n. Chr. bei Solinus
findet ; sie ist dann in alle ro-
manischen Sprachen übergegangen.
Kiep. 29.
Modlin, Stadt in Polen, bedeutet
Besitztum eines gewissen
Modla.
Mohawk, ein zu den Irokesen
gehöriger Indianerstamm, eine der so-
genannten Fünf Nationen. Sie er-
hielten ihren Namen von den Neu-
england- oder den Ostindianern;
derselbe bedeutet wörtlich Esser
lebender Speise. Kleinpaul 316
bezieht denselben auf die Anthropo-
phagie der Mohawks. Nach Hopp,
Gesch. d. ver. St. I. 15 bedeutet der
NameVolk mit dem Feuerstein.
Mollwitz in Schlesien ist nach
Weise 19 auf asl. malu = klein,
poln. mail) zurückzuführen.
Molukken, eigentl. Moloc = die
Hauptsache, d.i. die wichtigsten
Inseln, so wurden fünf durch den
Reichtum an Produkten ausgezeich-
nete kleine asiatische Inseln genannt.
Später übertrug sich der Name auf
die umgebende Inselwelt. Egl. 375.
Monaco, Stadt und Fürstentum
in Italien. Die Stadt bildete im
Altertum den Portus Herculis Monoeci.
Daraus hat sich der Name Monaco
entwickelt. Brockh. X. 520.
Mondlberge. Djibâl-gomr,
bläuliche Berge, nannten die
Araber die mächtigen, nur von fern
undeutlich gesehenen Bergmassen}
welche sich hinter der Ostküste
Afrikas erheben (Kenia, Kilima-ndjaro).
Dieser Name ist von den Arabern
frühzeitig volksetymologisch in Dji-
bâl-el-gamar, Mondberge umge-
wandelt worden und hat so zu der
Übersetzung von oqoç in der
Ptolemäischen Karte Veranlassung
gegeben, ein Irrtum, den erst die
neuesten Entdeckungen auf jenem
Gebiete aus unseren Karten und
Büchern verdrängt haben. Kiep. 210.
Danach ist das bei dem Art. Como-
ren gesagte zurecht zu stellen.
Moilgilbello, der sicilianischeName
des Berges Aetna, d. i. Monte Gie-
bel, entstanden durch ein volks-
tümliches Mifsverständnis, welches
das arabische Berg - Appellativ gebel
für den Namen des Berges ansah.
Mongibello also Berg-Berg. Ausi.
46. 885. Bekanntlich waren die
106
Mongolei
— Moos.
Araber im Mittelalter für eine längere
Zeit die Beherrscher der Insel.
Mongolei = Land der Mon-
golen. Der Yolksname bedeutet die
Unbesiegbaren, richtiger die Stol-
zen, die Tapferen. Der Name
kam erst durch Dschingis-Chan als
Volksname zur Anwendung. Bis da-
hin war Monggoi ein Ehrenname des
Geschlechtes dieses Eroberers. Egl.
376.
Monrovia, Hauptstadt von Liberia,
dem Präsidenten der V. St. von N.-
amerika Monroe, einem eifrigen För-
derer der Sklavenemancipation, zu
Ehren so genannt. Egl. 376.
Mont Blanc = der weifse
Berg, der höchste Alpengipfel, wird,
wie so viele andere Berge, von den
Umwohnern nach dem ewigen Schnee,
der ihn bedeckt, so genannt. Sein
älterer Name war la montagne
maudite = y erwünschter Berg,
eine Parallele zu der Maladetta in den
Pyrenäen.
Montenegro, Bergland auf der
Balkanhalbinsel, = der schwarze
Berg. Man streitet darüber, ob
das Land wegen der Wildheit und
des Kampfmutes seiner Bewohner
oder wegen der dunklen Färbung
seiner Höhen den Namen des schwar-
zen Berges erhalten hat. Triarte,
der es jüngst mit der Skizzenmappe
bereist hat, entscheidet sich als Maler
durchaus für den letzten Grund und
meint, ein jeder, der in Montene-
gro einen Sonnenuntergang gesehen,
müfste ihm beistimmen. Der slay.
Name Czernagora hat dieselbe Be-
deutung. Glob. 32. 162.
Monte Rosa bedeutet nach Seydl. 1
95 der h er vorragende Berg. Der
Monte Rosa stürzt mit steilstem Ab-
fall nach Süden herab und gewährt
von hier den grofsartigsten Anblick. ;
Egl. 487 führt den Namen auf kelt.
ros, welches, im bret. und gäl. er-
erhalten, zunächst Vorgebirge be-
deutet. Der Name ist indes wohl
nicht keltisch, da die Römer ihn
Möns Sylvius nannten, bedeutet
vielmehr der rote, der rötliche
Berg. Wenn die ganze Alpenkette
bereits im Schatten der Nacht ruht,
strahlt sein Gipfel, weithin sichtbar,
noch im Strahl der untergehenden
Sonne. Gegenw. 25. 106.
Montevideo — Schauberg, die
Hauptstadt von Uruguay, benannt
nach einem in den Golf des La Plata
hineinragenden Hügel, von dem man
einen weiten Überblick über das
Meer hat. Egl. 371.
Montmartre, Anhöhe und Stadt-
teil auf der Nordseite von Paris, soll
in der römischen Zeit einen Tem-
pel des Mars getragen und davon
den Namen Möns Martis erhalten
haben. In Anlehnung an die Er-
zählung, dafs an demFufse des Ber-
ges der heil. Dionysius und seine
Glaubensgenossen den Märtyrertod
erlitten hätten, wurde später der
Name in Möns Marty rum geän-
dert. Brockh. X. 566.
Montreal, Stadt in Kanada. Als
der franz. Seefahrer Jacques Cartier
im Jahre 1535 den St. Lorenzstrom
herauffuhr, kam er zu der von In-
dianern bewohnten Insel Hochelaga.
Voll Bewunderung der herrlichen La-
ge des Ortes gab er ihm den Namen
Mont Real, später in einem Wort
geschrieben Montreal. Im Geiste
sah Cartier, von der Höhe aus über
Berg, Wald und Gewässer schauend,
die Insel Hochelaga als den Mittel-
punkt eines blühenden Handels in
der neuen Kolonie Frankreichs. Hopp,
Gesch. d. ver. St. I. 40.
Montserrat, s. Sierren.
Moos, vielfach in Süddeutschland
zur Bezeichnung mooriger Striche
Morawa — Möhra.
10T
vorkommend, bedeutet Sumpf, Sumpf-
land, Bruch; ahd. mhd. mos, Moos,
Sumpf. Forst. D. 0. 66.
Morawa, Name mehrerer Neben-
flüsse der Donau, erklärt sich durch
slowak. morava; dieses bedeutet zu-
nächst Au, Rasenplatz, nament-
lich am Wasser, nimmt dann aber
selbst die Bedeutung von Flufs an.
Mikl. 203.
Morbihan, ein französisches De-
partement, hat seinen Namen von
einem östlich der Bai von Quiberon
in das Land eindringenden Meerbu-
sen, le Morbihan. Der Name ist
keltisch und bedeutet kleinesMeer.
Brockh. X. 583.
Morea. Die Herleitung von /uoçéa=
M aulbe erb au m oder von slav. mor-
je = Meer ist aufzugeben. In der
byzantin. Zeit nannten sich die Grie-
chen Rhomaeer, d. i. Römer, 'Pw/xaiot,
vulg. 'PwfieoL. Damals kam der Na-
me Rhomaea auf, der dann, vielleicht
durch den Einflufs der fränkischen
Eroberer, durch eine Metathesis in
Morea umgewandelt wurde. Burs. II.
3. Dagegen bemerkt Glob. 80. 144:
„Der Name Morea findet sich zuerst
in Anwendung für die Landschaft
Elis zur Zeit der fränkischen Herr-
schaft. Erst im 15. Jahrhundert, als
die Fürsten von Elis Herren der
ganzen Halbinsel geworden waren,
wurde der Name auf das ganze Ge-
biet übertragen. Nun findet sich
in Elis eine Stadt Morjas, heute Mu-
ria; nach dieser wurde die Land-
schaft genannt, wie auch sonst die
Hauptstädte den Namen für Fürsten-
tümer und Landschaften abgeben."
Morena, Sierra, = schwarzes
Gebirge, so heifst ein Gebirge in
S.-Spanien, weil es, zur Sommer- und
Herbstzeit in ein einförmiges Dunkel-
grün gehüllt, von ferne gesehen eine
düstere, schwärzliche Färbung an-
nimmt, Egl. 380. Kiep, übersetzt
den Namen mit Mauren-Gebirge, weil
dasselbe längere Zeit die Grenze zwi-
schen den christlichen und arabischen
Besitzungen gewesen ist. Willk. 34
schliefst sich der zuerst angegebenen
Erklärung an.
Moriner, s. Armorica.
Moskan, Hauptstadt des Rus-
sischen Reiches, leitet ihren Namen
von dem Moschka-Stamme, einer Un-
terabteilung des finnisch-tatarischen
Volkes der Mordwa ab. C. Abel. Gr.
ü. Kl. Rufs. 13. Nach andern ist der
Name abzuleiten von Mokscha, einem
Worte, welches in finnisch-tatarischen
Sprachen den Aufenthaltsort der
Haupthorde bezeichnet. Das ganze
Wolgagebiet war früher von finnischen
Stämmen besetzt. Aus der Vermi-
schung der Finnen und der slavischen
Eroberer sind die Grofsrussen ent-
standen ; von den Kleinrussen wer-
den sie Moskowiter genannt.
Mostar, Hauptstadt der Herzego-
wina ; der Name bedeutet Brücken-
stadt, vom slav. most, Brücke.
An der Stelle befindet sich ein wich-
tiger Übergang über die Narenta.
Umlauft 153.
Mosul, Stadt am Tigris. Der
Name bedeutet Verbindung, weil
hier schon vor uralten Zeiten eine
Schiffbrücke über den Tigris führte.
Seydl. 6.
Möckern, Ort bei Magdeburg,
und auch sonst häufig in dieser oder
ähnlicher Form vorkommend. Der
Name geht auf wend. mok, poln.
mokry — nafs. Der genannte Ort
liegt zwischen lauter Wiesen. Butt.
105. Weise 19.
Mölme, s. Main.
Möhra in Thüringen, die Heimat
der Eltern Luthers, wird mit dem
108 Möris —
grofsen Moorgrund in Verbindung ge-
bracht, in dessen Nähe es liegt. Der
ganze Moorgrund bestand ehedem aus
einem von Wild belebten, mit Eichen
und Buchen bestandenen tiefen Sumpf;
er wurde im 17. Jahrhundert nach
zwei Seiten durchstochen, trocken-
gelegt und in Wiesen verwandelt.
Peterm. Ergz. 76. 68.
Möris, griech. Name des Beckens
von Fajum. Altägyp. liiefs es 79/2'
iôm nte-meri d. i. der See der
Überschwemmung. Es enthielt
einen künstlich angelegten See, der
bei Hochwasser durch den Nil ge-
speist wurde. Kiep. Leitf. 87.
Muelas = Backzähne, nennen
die Bewohner die merkwürdigen ab-
gestutzten Kegelberge des Iberischen
Gebirges mit ebener, oft sehr geräu-
miger Oberfläche. Egl. 383.
Mulatten, span. Mulato, von mulo
= Maulesel, dem bekannten Ba-
stard von Pferd und Esel, nannten
die Spanier nach der Einführung
der Negersklaven in Amerika die
Mischlinge von weifsen Männern
und schwarzen Sklavinnen. Egl. 384.
Mulde, in älterer Form Milde,
führt Th. Loh. Arch. 70. 371 auf
den Stamm mil, mei, schwarz
zurück; lit. melu, schwarz wer-
den, skr. malina, dunkel. Meldorf
in Holstein liegt an der Miele, de-
ren alter Name Milina heifst. Auch
den Bergnamen MellbOCUS führt
Loh. auf den Stamm mei zurück ;
buck, mittellat. bucus, begegnet in
Franken, Oberschwaben und am Ober-
rhein in der Bedeutung Berg,
Melibocus also Schwarzberg.
Munku Sardik, Berg in Sibi-
rien, bedeutet der unzugängliche
Schnee. Rug. 229.
Murviedro, spanische Stadt auf
der Stelle des alten Sagunts. Der
München.
Name bedeutet altes Gemäuer
und bezieht sich auf die Trümmer
des Amphitheaters und anderer Ge-
bäude der alten Stadt. Heute ist
der alte Name Sagunto officiell wie-
derhergestellt. Kiep. 497.
Muselmann, Bezeichnung für die
mohammedanischen Völker. Moslemü-
na ist der Plur. von Moslem; dies
ist das Participium von salima, wel-
ches die herzliche Hingabe des
Menschen an Gott und Gottes Ge-
bote, den Isiàm, ausdrückt, demnach
einen bedeutet, der sich Gottes
Willen unterworfen hat. Daher
ital. musulmano, span, und franz. mu-
sulman. Bei der Bildung des deutschen
Wortes hat die Anlehnung an Mann
mitgewirkt.
Mustagh, Name mehrerer Gebir-
ge in Asien. Der Name ist türk.
und bedeutet Eisberg,Gletscher-
berg. Egl. 386.
Muyscas, ein altes Kulturvolk im
nordwestl. Süd-Amerika, bedeutet in
der Chibcha-Sprache M e n s c h, M a nn.
Yermutlich ist Chibcha der eigent-
liche alte Name des Stammes, ob-
wohl derselbe jetzt blofs noch für
die Sprache gilt, und nach einer
Vermutung, die sich auf eine Wur-
zel dieser Sprache selbst stützt, be-
deutet derselbe sefshaft. A. a. Weltt.
9. 205.
Miiggelberge, Hügelpartie in der
Mark, dazu ein Müggelsee ; der
Name erklärt sich durch asl. mogyla,
der Hügel. Mikl. 202.
München deutet auf die erste
Ansiedluug durch Mönche oder auf
eine Siedlung auf dem Gebiete des
Klosters Schäftlarn. Ein Mönch mit
fliegender Kutte, das Münchener
Kind'l, und erhobenen Armen, in
der einen Hand ein Buch haltend,
bildet noch heute das Wappen der
Hauptstadt Bayerns. Egl. 383.
Münster — Nantes.
109
Münster, Stifts-Hauptkirche, mlid.
münster, munster, alici, monastri,
munistri, eigentl. = K1 o s t e r', Klo-
sterkirche, entstanden aus griech. -
lat. monasterium, griech. ¡xovagrrj-
Qiov. Insbesondere trägt die Stadt
Münster in Westfalen diesen Namen
als Hauptstadt eines der von Karl
dem Grofsen gegründeten sächsischen
Bistümer. Weig. II. 155.
Miiritzsee, s. Pommern.
Mürz, s. Mürzzuschlag.
Mürzzuschlag. Dem norddeut-
schen roden, den Wald räumen, ent-
spricht das süddeutsche schlagen.
Mürzzuschlag bedeutet die Rodung
an der Mürz. Mürz bedeutet
kleine Mur. Butt. 10.
Mycenae bedeutet Ecken- oder
Winkelberg, Tom griech. jWV/oç,
der innerste Winkel. Die Stadt
lag in der Tiefe des Inachosthales.
Egl. 386.
Mykale, MvxáXr¡, Vorgebirge an
der Westküste von Kleinasien, führt
Curt. 162 auf die Wurzel [xvx zurück,
wovon âno-fxvaaco, schnäuze, /uox-
Tijç, Nase kommt, Mykale also
Schnäuzchen. Das deutsche N a s e,
das schwed. naes wird in demselben
Sinne gebraucht. Yergl. Lindesnaes.
Myyatn, See in Island. „Nie hat
die geographische Bezeichnung irgend
einer Örtlichkeit besser das Wesen
und die Eigentümlichkeit derselben
wiedergegeben als der Name Myvatn
= Mückensee. Unsere Pferde wa-
ren fast wahnsinnig durch die Mük-
ken ; man kann sich in einem Ku-
bikfufse Luftraum nicht mehr lebende
Wesen denken, als hier sind; ihre
Schwärme sind so dicht, dafs man
oft einen nebenher reitenden Gefähr-
ten nicht zu erblicken vermag; dafs
man die Augen nicht öffnen, nicht
atmen kann : kurz, es ist eine der ent-
setzlichsten Plagen, welche nur mit
der ägyptischen der Heuschrecken
zu vergleichen ist/'. A. a. W. VI.
110.
Naalb, alt Naba, Nbflfs. der Donau,
und Nahe, Nbflfs. des Rheins, alt
Nava, geht auf einen Stamm nah,
nev zurück und bedeutet Flufs;
vergi, kymr. nov, Bach. In man-
chen Gegenden Bayerns nennt man
jeden Bach Nab. Buck 175.
Nabulus, der heutige Name des
alten Sichern, hat sich entwickelt
aus Neapolis; so hiefs die Stadt, seit
sie unter Vespasian eine römische
Kolonie erhalten hatte. Kiep. Leitf. 7 4.
Nachitschewan, Ort in Arme-
nien, in der Nähe des Ararat, ist
nach der Tradition der Armenier der
Ort, wo Noah das Thal betrat; der
Name bedeutet: er stieg zuerst
herab.
Nahe, s. Naab.
Nanking, s. Peking.
Nantes, Stadt in Frankreich. Der
Name ist entstanden aus dem Na-
men des gallischen- Volksstammes
der Namnetes, deren Hauptstadt es
unter dem Namen Condivinium war.
Kiep. Leitf. 192.
ilo
Nar — Naupaktos.
Nar, Nbflfs. der Tiber, geht auf
die "Wurzel snu und sna, zu der
griech. véco, schwimme, vaco,
fliefse gehört. Curt. 319.
Narbada, Flufs in Y.-Indien,
bedeutetFreudenspender, vom skr.
narma = Freude und da = ge-
bend. Egl. 389.
Nar GTT, Nbflfs. des Bug, geht
auf eine sia v. Wurzel, in der die Be-
griffe Wasser und Land vereint er-
scheinen. Namentlich häufig ist sie
zur Bezeichnung von Flüssen ge-
braucht. Darauf geht auch der Neben-
name der Wilia, Neris. Tsch.
nor, der See, poln. nor, Taucher,
lit. nérti, tauchen, schwimmen.
Anderseits bedeutet im altruss. nur
die Erde, poln. nor a Höhle unter
der Erde, lit. 7ior-agas Pflug-
schar. Ebendeshalb führt Ketrz. auf
diesen Stamm nach dem Vorgänge Wes-
selmanns den Namen der Nehrung;
siehe auch Max Voelkel, Lett. Sprach-
reste auf der Kurischen Nehrung.
1. Anm. Dieser kommt zuerst in einem
Vertrage zwischen Sventopolk und dem
deutschen Ritterorden vom Jahre 1248
vor „Concessimus Santopolco
et haeredibus suis insulam,
quae vocatur Nerie" — zur Be-
zeichnung der Frischen Nehrung vor
und wird später auch auf die Kuxi-
sche Nehrung übertragen. Der Name
ist slav. und im lit. ganz unbekannt.
Der Litauer nennt die Kurische
Nehrung kopos = Dünen. Pierson
leitet den Namen vom lit. nerti,
auf- und niedertauchen, als ob
er auf- und niedertauchendes Land
bedeute. Aber wenn es auch sicher
ist, dafs die Nehrung im Laufe geo-
logischer Perioden mehrere Male ver-
schwunden und wieder aufgestiegen
ist, so ist doch diese Erkenntnis nur
ein Resultat wissenschaftlicher Unter-
suchung, nicht empirischer Beobach-
tung, kann also die Veranlassung
zur Namengebung nicht gewesen
sein. Nehrung von Niederung, nd.
Nederung herzuleiten, geht nicht an,
da die Nehrung eben keine Niede-
rung ist. Ebenso müssen wir uns
gegen die sonstigen Versuche, den
Namen aus dem Deutschen zu deuten,
erklären. Dagegen mag daran er-
innert werden, dafs bereits Neumann-
Elbing auf skr. nar a, Wasser ge-
wiesen und Nehrung mit seichtes,
versandetes Gewässer, Insel-
land übersetzt hat.
Nassau, Stadt an der Lahn.
Nassaue geht auf ahd. naz = nafs,
zurück, au, aue geht auf ahd. awa,
owa, ouwa, mhd. ouwe, owe imd
hat die Bedeutung Flufs, auch be-
wässertes Wiesenstück, Insel,
Aue. Forst. D. 0. 130 u. 30.
Natal,Costa do=Weihnachts-
küste, heifst ein Teil der Ostküste
Afrikas, weil das Land am Weih-
nachtstage (dies natalis) 1498
durch Vasco da Gama entdeckt wurde.
Egl. 391.
Natolien, s. Anadoli.
Naugard, s. Grodno.
Naumburg an der Saale, in älterer
Form Niwanburg, geht auf ahd. niwi,
niuwi, mhd. niwe, niuwe, niu,
neu zurück. Forst A. N. 11.1154.
Naupaktos, Stadt an derNordküste
des korinth. Meerbusens, bedeutet
Schiffsbauplatz und wird von der
Tradition mit der Wanderung der Do-
rier in Verbindung gebracht, welche
hier ihre Fahrzeuge zur Überfahrt
nach dem Peloponnes gezimmert haben
sollen; mit mehr Recht dürfte man
sie wohl als eine alte Handelsnieder-
lassung der Korinther betrachten. Im
Volksmunde hat sich aus Naupaktos
EpaktOS entwickelt, und aus die-
sem ist wieder durch Verstümme-
lung im italienischen Munde der
Nauplia — Nestus.
Ill
Name Lepanto entstanden. Burs. I.
147.
Nauplia, Stadt im Peloponnes,
weist mit seinem Namen auf seine
zu einer Handelsstadt prädestinieren-
den Lage zwischen zwei Häfen; er
bedeutet so viel wie Scliifferstadt;
griech. vavg, Schiff. Egl. 391.
Navarino, beim Volke oí Naßa-
qÏvoi, in der Chronik von Morea
Avari nos genannt; daraufhin erklärt
Fallmerayer den Ort als Avarengrün-
dung; so auch noch Bursianll. 175.
Die heutige Form mit n ist aber die
ursprüngliche. Die. Stadt wurde im
Anfang des 14. Jahrhunderts von
einer Schar span.-franz. Abenteurer,
der Kompagnie des Navarrois ange-
legt und danach benannt. Brockh.
X. 814. Ein zweiter Name, den der Ort
in venetianischen Urkunden trägt,
läfst darüber keine Zweifel, Spanochóri,
d. i. Ort der Spanier. Glob. 80. 143.
Neapel, ital. Napoli; beide Namen
kommen vom griech. Neanohg =
Neustadt, so wurde diese Neu-
gründung der Kumäer im Gegensatz
zu einer älteren Siedlung Palaeopo-
lis, d. i. Altstadt, genannt. Egl. 392.
Neckar, ältere Form Nicar, Nechar,
Nbflfs. des Rheins. Th. Loh. 89
stellt den Namen zusammen mit der
indogerm. Wurzel nig, nag, waschen,
reinigen, nagna, nackend. Ar
steht für ara, Flufs. Neckar be-
deutet also der glänzende Flufs,
eine für diesen Bergstrom gewifs
recht passende Bezeichnung. Die-
selbe Erklärung giebt er auch dem
Flufsnamen Nagold, Nbflfs. der Enz,
in älterer Form Nag-alta; alta ist
nach ihm ein Grundwort von der
Bedeutung Flufs. Bacmeister, A.
W. 9 hält den Namen für keltisch
und führt ihn auf eine kelt.-germ.
Wurzel nig, nik von der Bedeutung
Was ser zurück.
Neckargmünd, Stadt in Baden.
Der Ort liegt da, wo die Eisens in
den Neckar mündet. Die Stadt hiefs
ursprünglich nur Gmünd, bekam
aber zur Unterscheidung von andern
gleichnamigen den Beinamen von
dem bekannteren Flufs. Auch Gmünd
in Württemberg liegt am Zusammen-
flufs zweier Bäche; Grlllündeil da,
wo der Traun aus dem Traunsee aus-
mündet, Weichselmiinde an der
Mündung der Weichsel. In Holland
tritt die Form monde ein, daher die
Namen Dendermonde und Roer-
moilde an der Einmündung der
Dender und Roer gelegen. Butt. 16.
u. 17.
Neda, s. Nestus.
Nedschd, der centrale Teil des-
arabischen Plateaus, bedeutet im
Arabischen Rücken, Hochland, im
Gegensatz zur tahama, dem Tief-
land. Egl. 395.
Negoi, höchster Berg Siebenbür-
gens in den transsilvanischen Alpen,
bedeutet der Nebelberg vom wal.
negura, Nebel. Uml au ft, 157.
Negroponte, s. Chalkis.
Nehrung, s. Narew.
Nemea, Ort in Argolis, Ne /usa,
geht auf vé[xw, lasse weiden, vé-
[xoç, Weidetrift, vo/âoç, Weide.
Curt. 313.
Nemonas, s. Hemel.
Nemonin, s. Memel.
Neris, s. Narew.
Nesse, s. Nidda.
Nestus, Néaxog, Flufs inThracien,
stellt Curt. 343 2u der Wurzel ned,
vonderdasskx.nad, tönen, brüllen,
rauschen, nadás, Brüller, Flufs,
7iadi, Flufs, Flut kommt. Auch
die Neda, Néóa, im Peloponnes,
welche als ein brausendes Gewässer
beschrieben wird, gehört hierher.
* / ISsY? . .'V« t>
0 /
112
Nette —
Niam-Niam.
Nettej s. Nidda.
Neu-Guinea erhielt seinen Namen
1545 durch den Spanier Ynigo Ortiz
de Retz, der an der nördl. Küste
entlang segelnd, eine Ähnlichkeit
zwischen ihr und dem westafrik. Ge-
stade Guineas zu sehen vermeinte.
Egl. 228 sieht die Veranlassung zur
Namengebung in der Ähnlichkeit
des Typus der Bevölkerung beider
Länder.
Neu-Holland, so nannte zunächst
der holl. Seefahrer Tasman dieN.-W.-
küste des Festlandes von Australien.
Der Name ging dann auf den ganzen
Kontinent über. In neuerer Zeit hat
er jedoch dem alten Australien
"wieder Platz machen müssen. Guthe
I. 174.
Neusiedel, Stadt in Ungarn, 1406
„Newsidel pei dem See", die neue
Siedelung der deutschen Einwan-
derer in dem öden Grenzlande. Nach
Neusiedel ist der Neusiedler See ge-
nannt. Umlauft 158.
Neu-Sii (l-Wales. So nannte Cook
die ganze Ostküste, weil sie in der
zerrissenen Küstenbildung, wie sie
ihm zu Gesicht kam, grofse Ähnlich-
keit mit der Südküste von Wales,
seinem Vaterlande, zeigte. Seydl. 336.
Neufs, Stadt in der Rheinprovinz.
Der Name hat sich entwickelt aus
dem alten Novesium. Arn. D. Urz. 56.
Neu werk, deutsche Insel in der
Nordsee. Einst hiefs sie Neu-0 oder
Neu-Oge = neue Insel oder auch
einfach O = Insel. Den Namen Neu-
werk erhielt sie, seitdem die Ham-
burger auf der Insel einen Turm
— turris Nige 0, alias Nige-
Werck — errichtet hatten. Oetk.
Helg. 20.
Nevada, Sierra, = Schneege-
birge, vom span, nevar, schneien,
heifst das höchste Gebirge der pyrenä-
ischen Halbinsel. Der Name ist später
auf einen Teil des kalifornischen Kü-
stengebirges übergegangen. Egl. 395.
Newcastle, häufig auf englischem
Sprachgebiet vorkommende Ortsbe-
zeichnung, bedeutet neues Schlofs,
neue Burg; neiv, neu, castle,
Schlofs, Kastell.
New-Foundland = neugefun-
denes Land, neues Land oder
neue Insel, wurde die von den
beiden Cabots gefundene grofse Insel
an der O.-küste von N.-Amerika ge-
nannt. Egl. 396.
New-Jersey, einer der vereinigten
Staaten von Nordamerika, wurde nach
1664 durch Berkeley, der das Land
zwischen Hudson und Delaware durch
den Herzog von York zugewiesen er-
halten hatte, so genannt, in Erinne-
rung an die normännische Insel Jersey,
deren Gouverneur er gewesen war.
Hopp, Gesch. d. ver. St. I. 102.
New-Orleans. Orléans nannten
die französischen Ansiedler die Me-
tropole des unteren Missisippi, dem
Herzog Philipp von Orléans, dem Re-
genten, zu Ehren, als im Jahre 1718
der Sitz der Regierung der französi-
schen Kolonie dorthin verlegt wurde.
Egl. 415.
New-York, s. Manhattan.
Nez Percés, ein Indianerstamm;
sie haben ihren Namen von der Sitte,
die Nase zu durchbohren, erhalten.
Kleinpaul 304.
Niagara, der berühmte "Wasser-
fall, ist der Sprache der Chippeways
entnommen ; O-ni-aw-ga-rah, wo-
raus sich Niagara entwickelt hat, be-
deutet in derselben Donner der
Gewässer. Rug. 286.
Niain - Niam, ein innerafrika-
nischer Volksstamm, der Anthropo-
phagie ergeben. Der Name ist sudan-
Nidda — Nogat.
113
arab. und bedeutet Menschen-
fresser. Brockh. X. 908.
Nidda. Nbflfs. des Mains, alid.
Nita. Th. Loh. führt den Namen auf
die Wurzel nad, strömen, skr .nada,
Flufs zurück. Im got. heifst natjan,
netzen, ahd. nat, nafs. Nidda
würde also so viel wie Flufs be-
deuten. Dieselbe Ableitung ist für
die Nied, Nbflfs. der Saar, und den
häufiger vorkommenden Flufsnamen
Nette zu geben. Vielleicht gehört
zu diesem Namen auch die Nesse,
der Nbflfs. der Hörsei. Arch. 353.
In einer späteren Abhandlung, Arch.
70. 411, stellt Th. Loh. diese Flufs-
namen zu einem hypothetischen germ.
Verb um nata not nötum natans,
ertönen, das zum skr. nad, er-
tönen, brüllen gehört. Aufser
den genannten Flufsnamen führt er
hierauf noch die brandenburgische
Nutlie zurück.
Nied, s. Nidda.
Njemetz = die Stummen, so
nannten die slavischen Stämme ihre
deutschen Nachbarn, weil diese ihrer
Sprache nicht mächtig waren. Dieses
Wort hat eine ungeheure Verbrei-
tung, indem es in den Mund der
Ungarn als nemet, der Kalmücken
als nemesch, der Türken als nemt-
sche, der Araber als nimsâwi über-
gegangen ist. Kleinpaul 326.
Nigir, s. Kuara.
Nikopolis, griech. Nixonohg,
bedeutet Siegesstadt. So hiefsen
mehrere zum Andenken an grofse
Siege gegründete Städte. Nikopoli
an der Donau wurde durch Trajan als
Nicopolis in Moesia inferior zur Er-
innerung an einen Sieg über die
Dacier gegründet. Egl. 398.
Nil, griech. iVfîAoç, kommt vom
semitischen nahal = Flufs. Der
einheimische Name Aura bedeutet
Thoipas, Etym. Wörterbuch.
der Verborgene, nämlich in Be-
ziehung auf seine Ursprünge; kopt.
heifst er Jaro oder Eiero. Kiep. 191.
Nilgherry, eigentlich Nilagiri,
vom skr. giri, gherry — Berg, Ge-
birge und nila— blau, also blauer
Berg, weil das Gebirge, vom Tief-
lande aus gesehen, sich in blauem
Dufte zeigt. Egl. 399.
Nillies hiefs im AltertumNemau-
sus. Der Name ist gleichbedeutend
mit dem in kelt. Ortsnamen häufigen
nemetum = Heiligtum, Tempel;
Nemausus war also das Kultus-
centrum des Stammes. Kiep. 510.
Nimwegen, holl. Nijmegen. Der
Name ist kelt., latinisiert Novioma-
gus und bedeutet Neustadt. Bac-
meister, A. AV. 25. Es mag erwähnt
werden, dafs man nach den nach-
teiligen Friedensschlüssen von Nim-
wegen und Ryswik in Deutschland
von dem Frieden zu Nim weg und
Reifs weg sprach.
Nipon, vom japan. ni = Feuer
oder in edlerer Bedeutung Sonne
und yon = Feste, Land, also
Sonnenland, Morgenland, heifst
die östlichste Hauptinsel des japan.
Reiches. Eine Modifikation dieses
Namens ist der Name Japan und
Japon zur Bezeichnung des ganzen
Reiches, dieses bei den romanischen
Völkern durch die Portugiesen, jenes
bei den Germanen durch die Hollän-
der eingeführt. Egl. 399. A. E. Seib.
82. 80. Müll. 234.
Nizza, griech. Nóxaia, lat. Nicaea,
Siegesstadt, wurde von den Massi-
liern nach einem Siege gegen die
benachbarten Barbaren als Bollwerk
gegen dieselben gegründet. Egl. 400.
Nogat ist nach Piers. 113 preu-
fsisch und bedeutet der rauschende
Flufs; vom lit. niukti, rauschen.
Forst. D. O. 259 möchte den ersten
8
114
Nomaden — Nyanza.
Teil des Namens auf lit. nanjas,
neu zurückführen; in dem zweiten
sieht er das weit verbreitete germani-
sche gat, Thor, Wasserstrafse.
Nahe bei der Nogatmündung liegt
die der alten Weichsel.
Nomaden, Nomades, Nojuàâeç,
G-esamtname für Hirtenstämme, be-
deutet die Umherschweifenden,
vom Yerb. véficv, ich weide, vo/nág,
vojuaâoç, auf der Weide umher-
schweifend. Egl. 400.
Noil, Cabo, vollständig Non plus
ultra = bis hierher und nicht
weiter, nannten die Portugiesen
des 15. Jahrhunderts ein schwarzes
Vorgebirge an der westafrikanischen
Küste, an dessen weit vortretenden
Untiefen die See so wild brandend
sich empörte, dafs die Portugiesen
sich nicht weiter getrauten. Egl. 400.
Nordalbinger, d.h. Leute nörd-
lich der Elbe, hiefs derjenige
sächsische Stamm, welcher nördlich
von der unteren Elbe, im heutigen
Holstein, safs.
Norderney, eine der friesischen
Inseln, bedeutet die nördliche In-
sel, entstanden aus nordern- Oe. Butt.
50. Das würde freilich eine adjek-
tiv. Form nordern für norder voraus-
setzen. Norderney gegenüber liegt
der Ort Norden. Yergl. d. Art.
Oeland.
Nordhausen, s. Sondershausen.
Nordkap, das auf der Küsten-
insel Mageroe befindliche nördliche
Vorgebirge, so genannt, seitdem eine
englische Expedition 1553 Europa
im Norden umschifft hatte. Egl. 401.
Nordsee. Die Benennung ist von
den Niederländern ausgegangen. Yon
der Nordsee unterscheiden sie die
Südsee, d. Ii. den Zuider See. Die
Normannen nannten das Meer Yestur
Yeg = Westweg, Westfahrt, die
Dänen nennen es noch heute Yester-
havet = die Westsee. Egl. 401.
Normandie heifst eine weite
Landschaft Nordfrankreichs, seitdem
Karl der Einfältige im Anfang des
10. Jahrhunderts dieses Gebiet den
Normannen überlassen hatte; Nor-
mandie also Land der Norman-
nen. Egl. 401.
Norte, Ilio Grande do, s. Sul,
Rio Grande do.
Northumberland, s. Sussex.
Norwegen, eigentlich Norrveg =
Weg des Nordens, nannten die
normännischen Seefahrer zunächst
die nach Norden führenden Gewässer
im Gegensatz zu Yesturveg, so be-
zeichneten sie die Nordsee, und Au-
sturveg, die Ostsee. Später ging der
Name auf das Land über, das nach
Norden wies. Egl. 403.
NoYiodunum, häufiger vorkom-
mende kelt. Ortsbezeichnung, bedeutet
Neuburg, Neustadt; nov = neu
(altir. nü) unddunum, Hügel, Burg,
befestigter Ort, entspricht also
in seiner Bildung dem hellenischen
Neapolis, dem slav. Naugard in
Pommern, Nowgorod in Rufsland.
Bacmeister, A. W. 12.
Now aja Senil ja nannten die
russischen Schiffer das neu entdeckte
Polarland = neues Land; der
Name ist vermutlich nur die Ueber-
setzung eines alten samojedischen
Namens. Egl. 404.
Nowgorod, s. Grodno.
Numidier, griech. No/nàôeç, war
anfangs ein Generalname für wan-
dernde Hirtenstämme, wurde dann
aber Eigenname für die libyschen
Stämme im innern Hinterlande des
karthagischen Gebietes. Kiep. 219.
Nuthe, s. Nidda.
Nyanza bedeutet in der Sprache
ostafrikanischer Yölker g r o f s e s
Nyassa — Oder.
115
Wasser, See, Flufs und wird
namentlich zur Bezeichnung der bei-
den grofsen Sammelbecken des Nils
angewandt, des Luta- oder Mwilta-
Nzige == See der toten Heu-
schrecken und des Ukerewe,
dieser nach einer Insél desselben so
genannt. Der Ukerewe wurde 1858
durch den englischen Reisenden Speke,
der Mwuta-Nzige 1863 durch Baker
entdeckt. Der Name Victoria- und
Allbert-Nyanza bezieht sich auf
das englische Königspaar, Victoria
und Albert. Egl. 406. Hierher ge-
hört auch der Nyassa, im Gebiet
des Zambese. Der Nyassa wurde
1859 durch Livingstone aufgefunden.
Nyassa, s. Nyanza.
Nyküpillg, s. Falun.
Oase, griech. tjaùtç, kommt vom
ägypt. ovahé, kopt. uah; das Wort
bedeutet Station und bezieht sich
zunächst auf die Oasen der libyschen
Wüste; sie wurden schon früh als
Ruhepunkte für die Wüstenreisen be-
nutzt. Kiep. 204.
Ob, 01)y, Obe = die beiden,
weil die beiden Quellflüsse nach ihrer
Konfluenz noch auf lange Strecken
hin unvermischt fortfliefsen, die aus
dem Gebirge entsprungene Katunga
schäumend und milchig, die aus der
Ebene^-kommende Bija klar und bläu-
lich. Egl. 407.
Ol) clorsk, Ort am untern Ob, voll-
ständig Obdorskoi Gorodok = Flek-
ken an der Obmündung. Bei
den Syrjänen heifst Obdor die Ob-
mündung. Egl. 407.
Obschtscllij-Syrt, ein Landrücken
im südl. Rufsland, bedeutet allge-
meine Erhöhung. HeHw. D. E.
u. i. V. n. 110.
Ocliotsk hat seinen Namen nach
dem Flusse Ochota erhalten, an dessen
Ufern die Stadt liegt. Egl. 409.
Ocker, in älterer Form Obacra
oder Ovokare. Ob erklärt Th. Loh.
Arch. 70. 427 — ahd. opa, obci,
obe, oben, oberhalb; ac stellt er
zu ahd. ekka, mhd. ecke, egge, Berg-
kamm, Berg; ara = Flufs; also
Ocker so viel wie Hochbergflufs.
Die Ocker entspringt auf dem 3000
Fufs hohen Bruchberge.
Odenwald geht nach ZeuCs 10 auf
ahd. odi, leer, öde.
Oder, poln. Odra, wend. Wodra, alt
mit euphonischem w Yiadus für Via-
drus scheint in etymologischem Zusam-
menhang mit altslav. adro oder jadro,
welches Wort übergiefsen, Über-
schwemmungen, einen über-
schwemmten Ort, einen Meer-
busen bedeutet. Oder würde also
so viel wie Flufs bedeuten. Ketrz.
80. Butt. 114. Th. Loh. Arch.
70 B. 382 stellt die alte Form
Yiadus mit got. wato, Wasser
zusammen und sieht in wata ein
deutsches Grundwort von der Be-
deutung Flufs. Wir wollen darauf
aufmerksam machen, dafs ein zum
Wesergebiet gehöriger Bach im Ober-
harz den Namen Oder führt, oline
8*
y.£ t /
116
Odilienberg
— Oporto.
selbst daraus irgend welche Folge-
rungen zu ziehen.
Odilienherg, Berg im Wasgau,
hat seinen Namen von dem durch
die h. Odilie, Tochter des Herzogs
Eticho, um 680 auf ihm gegründeten
und noch heute existierenden Odilien-
kloster erhalten. Brockh. XI. 118.
Ofeil, Stadt in Ungarn. Zur Er-
klärung des Namens wird angeführt,
es hätten sich am Fufse des Berges,
auf dem das alte Schlofs Buda stand,
an dem Orte der Stadt, Kalköfen be-
funden; von ihnen erhielt die Stadt
ihren Namen. Der deutsche Name
wurde später auf Buda übertragen.
Die auf dem linken Donauufer ent-
stehende Ansiedlung erhielt den Namen
Pest, vom slav. pee, Ofen. Umlauft
162. Ofen und Pest bedeuten also
dasselbe ('?).
Oliio, der schöne Strom, ist
der indianische Name eines links-
seitigen Missisippizuflusses. Die Ame-
rikaner nennen den Strom wegen
seiner landschaftlichen Reize den
amerikanischen Rhein. Egl. 410.
Olilau, Nbflfs. der Oder, könnte
deutsch sein; als ältere Form wäre
Al-aha anzunehmen. Die Wurzel al
bedeutet eilen, got. aljana, as.
lijan, ahd. ìlari. Die Endung au ist
entstellt aus a, welches wieder für
aha, Wasser steht. Th. Loh. 29.
Der Name dürfte indes, wie die Na-
men der anderen Oderzuflüsse, slavisch
sein.
Ohrdruf in Thüringen, nach dem
Flusse Ohre genannt; druf steht =
Dorf. Älteste Form ist Orthorp.
Forst. D. 0. 103. Der mehrfach
vorkommende Flufsname Ore geht
nach Forst. D. 0. 101 auf ara,
Flufs, Wasser (s. d. Art.). Orla
könnte dazu ein Diminutiv sein.
Ohre, s. Ohrdruf.
Ohm, s. Enns.
Okeauos, Oeeanns bedeutet nach
der älteren mythischen aus phönici-
schen Schiffererzählungen umgebil-
deten Vorstellung einen breiten, die
Erdscheibe rings umflutenden Strom.
Später bezeichnet der Name das
äufsere Weltmeer im Gegensatz zu
dem innern, mittelländischen Meer.
Der Name ist wahrscheinlich phöni-
cisch. Man leitet ihn von og, agen,
Allumfasser ab. Egl. 409. Kiep.
29. 30.
Oldenburg, s. Grodno.
Olmiitz, Stadt in Mähren, hat
sich entwickelt aus dem tsch.
Ilolomauc, welches vom altmähr, holy
mauc, kahler Felsen herkommt.
Der tschechische Name wird mit dem
Felsengrunde der ersten slavischen
Ansiedlung in Verbindung gebracht.
Umlauft 163.
Olympus, griech. "Olv[xnoq = á.&v
leuchtende Berg, ist nach den
vielen schneebedeckten Kuppen und
Zacken genannt. Egl. 412. Der
Name kommt von der Wurzel lamp,
dazu Xa/inoo, leuchte, Xa^nág,
Fackel, Xa/unQog, glänzend, lat.
limpidus, klar, hell. Curt. 265
scheint übrigens die Zugehörigkeit
von "OXvfJLTiog zu dieserWurzel fraglich.
Oneidas, eines der Völker des
Irokesenbundes ; der Name bedeutet
Granitvolk. Hopp, Gesch. d. ver.
St. I. 15.
Onon dagas, eines der Völker des
Irokesenbundes ; der Name bedeutet
Volk auf den Hügeln. Hopp,
Gesch. d. ver. St. I. 15.
Ontario = der schöne See.
So heifst der Name des untersten der
kanadischen Seen, dessen schöne
blaue Wogen auch von den Weifsen
gepriesen werden. Egl. 413.
Oporto = 0 Porto, bedeutet
einfach der Hafen. Es soll aus dem
OranjefluCs — Oste.
117
röm. Namen Portus (Cale) hervor-
gegangen sein.
Orailjeflufs wurde von den hol-
ländischen Kolonisten des Kaplan-
des zu Ehren des Hauses Oranien
so genannt. Egl. 415.
Orenburg hat seinen Namen von
dem Or, einem linksseitigen Zuflüsse
des Ural, an dem die Stadt im Jahre
1738 gegründet wurde. Egl. 415.
Orinoco heifst in der Sprache
der umwohnenden Indianer einfach
Flufs. Egl. 415.
Orkneys, Name einer im Norden
von Grofsbritannien liegenden Insel-
gruppe, ist abzuleiten von orkn,
dem Namen einer Delphinart und
an. ey = Insel. Egl. 415. Rug.
134.
Orla, s. Olire; s. auch Ara.
Orléans ist entstanden aus dem
Volksnamen derAureliani, in deren
Gebiet es lag. Bacmeister, A. W.
108.
—ort, häufig in Zusammensetzun-
gen zur Bezeichnung von vorsprin-
genden Küstenpunkten, namentlich
in der Ostsee, z. B. Brüsterort
im Samland; ahd., mhd. ort, as.
ord bedeutet äufserster Punkt,
Spitze. Schad. 667.
Oschatz, Stadt in Sachsen, er-
klärt sich durch nsl. osek, umzäun-
ter Platz für das Yieh. Mikl.
210.
Osker, lat. O s cus, in früherer
Form Opscus, griech. Ì'Onixot, die
ältere Bevölkerung italischer Land-
schaften, namentlich Kampaniens. Der
Name scheint ursprünglich nur Bau-
ern bedeutet zu haben; er geht auf
operavi, das Land bauen zurück.
Kiep. 443.
Osnianen, eigentlich Osmanlü, nen-
nen sich die Türken selbst nach ei-
nem ihrer bedeutendsten Sultane
Osman, der 1299 zwischen Angora
und Brussa das Osmanische Reich
stiftete.
Osnabrück, s. Osning.
Osning, sonst Teutoburger-Wald
genannt. Der Name geht auf ahd.
ans, sächs. os, altn. as— die Asen.
Zeufs'll. Damit hängt auch der Na-
me der Stadt Osnabrück zusammen.
Eine andere Ableitung giebt Th. Lob.
Arch. 70. B. 368. Derselbe stellt
ihn mit dem der Hase, an dem die
Stadt liegt, zusammen. Hase, in äl-
terer Form Hasa, Asa und Assa, er-
klärt er durch asa, worin er ein
deutsches Grundwort von der Be-
deutung Flufs, "Wasser sieht. Os-
nabrück, alt Asenbruggi, heifst ihm
Sumpfboden an der Hase. Öst-
lich von Osnabrück befindet sich
sumpfiges Terrain und ein Komplex
von Bauernhöfen, welcher Asbrucli
heifst. Auch den Namen des Osning
stellt er mit asa zusammen. Ältere
Formen sind Osneggi, Osnig, Asnig.
Als den zweiten Bestandteil des Na-
mens nimmt Th. Loh. Egge = Berg,
Gebirge, Osning also Egge,Gebirge
derAsa, d.h. des Flusses Hase,
oder allgemein W as s er gebirg e ;
von ihrer Eigenschaft als Quellen-
spender sind die Berge oft genannt.
Ossa, Berg in Griechenland, bedeu-
tet Schauburg; ocrae, die Augen,
oaaofxat^ ich schaue. Egl. 417.
Curt. 464.
Ossa heiCsen in der Sprache der
Eingeborenen von Joruba die zahl-
reichen Hintergewässer und Lagunen
der Sklavenküste. Der Name be-
deutet weiter nichts als Wasser.
Berliner Tageblatt. 1885. Nr. 154.
Oste, Nbfifs. der Elbe, in älterer
Form Osta oder Hosta, erklärt Th.
Loh. Arch. 70. B. 376 durch asa,
118
Osterinsel — Oelberg.
ein germanisches Grundwort von der
Bedeutung Flufs; aus asa hat sich
durch Einfügung des T.-Lautes Asta,
Osta entwickelt.
Osterinsel, die östlichste der be-
wohnten Inseln Océaniens, wurde
durch den Seefahrer Roggeween am
Ostertage 1722 entdeckt und des-
halb von ihm Paaschey land = O s t e r -
land genannt. Brockh. XI. 276.
Osterode, Stadt im Harz, ent-
spricht dem eben dort liegenden
Westerode, der Name bedeutet die
östliche Rodung. Butt. 51.
Ostfalen, s. Westfalen.
Ostia, an der Mündung der Ti-
ber, bedeutet die Mündungen und
wäre zu übersetzen mit Gmünd, Gmiin-
den; lat. os, oris M und, Mündung,
ostium Mündung,Eingan g, Thür;
lit. os tas, osta,, Mündung.
Ostjakcn, Bezeichnung für einen
Komplex westsibirischer Völker; der
Name kommt her vom tatar. üschtäh
— Fremdländer; Wilder. Egl.
417.
Ostsee nannten zuerst die nieder-
deutschen Schiffer das baltische Meer
im Gegensatz zur Nordsee. Den nor-
mannischen Seefahrern war es der
Austur Yeg = Ostweg, wie unsere
Nordsee der Vestur Yeg = der West-
weg. Egl. 418.
Osuilflufs, im Gebiete von Joru-
ba in Oberguinea ; osun bedeutet in
der Landessprache Wasser. Ber-
liner Tageblatt 1885. Nr. 154.
Otlirys, Gebirge in Thessalien,
ist nach Burs. I. 42 so viel wie oq-
-¿>oç, gerad, gerad in die Höhe,
aufrecht. Othrys also wohl so
viel als der steile Berg.
Otranto, Stadt in Unteritalien,
das alte Hydruntum, liegt auf einem
ins adriatische Meer hineinreichen-
den Felsen ; von griech. vôwç abge-
leitet würde der Name, der Lage
das Ortes entsprechend, Wasser-
stadt bedeuten. Brockh. XI. 344.
Ottawa, der grofse Flufs,
Nebenflufs des Lorenzstromes, trennt
Ostkanada von AVestkanada. Brockh.
XI. 315.
Ottensund heilst eine Stelle im
Lym-Fjord in Jutland, westl. von
Wiborg. Der Sage nach soll Otto
der Grofse bei seinem Zuge gegen die
Dänen bis zu diesem Punkte vorge-
drungen sein. „Hier schleuderte er
seinen Speer weit hinaus in die Wo-
gen, um nach alter Sitte damit das
Meer als seines Reiches Grenze zu
bezeichnen." Giesebrecht, Gesch. d.
deutsch. Kaiserz. I. 290. Kneisel 96.
Olirò Preto, vollständig Villa Rica
de Ouro Preto = reiche Stadt des
schwarzenG oldes, heifsteine brasi-
lianische Bergstadt. Nach der schwärz-
lichen Farbe des goldhaltigen Eisen-
glimmers nannten die brasil. Mineiros
das hier gefundene Gold schwarz
(preto) im Gegensatz zu dem ouro
branco, dem weifsen Golde.
Egl. 419.
Ozolisclie Lokrer, eine Abtei-
lung der Lokrer ; sie hiefsen so, d.
h. die stinkenden, weil sie nach
alter Weise sich in Ziegenfelle klei-
deten und daher, wo sie erschienen,
eine Art von Juchtenduft verbreite-
ten. Hehn 171.
Oeland, Insel an der schwedi-
schen Ostküste, bedeutet Inselland,
vom schwed., dän. ö, an. ey, mhd.
ouwe, ahd. awa, got. avi = In s el.
Oelberg, eine Höhe nordöstlich
von Jerusalem. Der Name erklärt sich
durch den von alters her an den Ab-
hängen des Berges betriebenen, jetzt
aber nur geringen Olivenbau, auf
welchen auch die durch die Lei-
Oelfliisse — Palermo.
119
densnacht Christi "bekannte Örtlich-
keit an seinem Fufse, Grethseniaiie,
d.i. Ölkelter, hinweist. Brockh. XI.
141.
Oelfliisse nennen die europ. Schif-
fer wegen der starken Palmölausfuhr
die Mündungsarme des Nigir. Egl.
409.
Oels, Stadt in Schlesien, erklärt
sich durch nsl. jeUa, poln. olsza,
die Erle. Mikl. 208.
Oenotrien, alter Name für den
Süden Italiens, bedeutet Land der
Weinpfähle, griech. oîvcûtçov, der
Weinpfahl. Oenotrien war die
Gegend, wo die Reben im Gegen-
satz zu der Art anderer Länder,
an Pfählen aufgebunden wurden.
Hehn 70.
Oesterreich = östliches Reich,
erhielt seinen Namen nach seiner
Lage an der Ostgrenze des alten
Reiches. Das Land hiefs zuerst die
avarische oder bayrische Mark, weil
an der bayrisch-avarischen Grenze
gelegen. Otto der Grofse stellte sie
nach ihrem Verfall als Ostmark wieder
her. Der Name Österreich kommt
bereits Ende des 10. Jahrhunderts
vor und verdrängte den der Ost-
mark mehr und mehr. Egl. 410.
Oeslbegeil, türkischer Stamm in
Turan. Der Name bedeutet die
Herren. Sie sind die herrschende
Klasse im Lande. Rug. 251.
Pacific, der Pacifische Ocean,
bedeutet der friedfertige, stille,
vom lat. pacificus = friedlich; so
nannte ihn Magalhies, weil er ihn
ohne jeden Sturm durchfahren konnte.
Dieser Name pafst nach der Natur
desselben nur für den tropischen
Teil. Bei den Deutschen gilt der
Name des Grofsen Oceans für dieses
nach Form und Gröfse maritimste
Meeresbecken. Egl. 421.
Pader, s. Bode.
Paderborn, s. Bode.
Pagani, so heifsen die Bekenner
des alten Götterdienstes, weil dieser
sich seit Konstantin d. Gr. vor dem
immer mächtiger werdenden Christen-
tum auf das platte Land (in pagum)
hatte flüchten müssen, und so jenen
Namen der Bauernreligion er-
hielt, der ihr bei der Nachwelt ver-
blieben ist. Die Übersetzung von
Pagani ist Heiden. Dieses ist ur-
sprünglich ein Adjektiv zu Heide,
d.i. Land,Gefilde. Kleinpaul 328.
Palaestina, Philistaea, be-
deutete und bezeichnete ursprünglich
das Land der Philistäer (hebr.
Plischti). Dieser Name wurde, viel-
leicht schon in der Zeit, wo die über-
mächtigen Philister auch das von den
Israeliten besetzte bergige Binnen-
land erobert hatten, auf dasselbe bis
zum Jordan, später sogar auf die
Landschaften osti, des Jordan über-
tragen. Kiep. 171.
Palermo geht auf cías altePanor-
mos. Der Name ist griech. und
bedeutet guter Hafen, vom griech.
näg ganz, alles und oçfioç Anker-
platz; die griech. Kolonisten gaben
120
Palk —
Parana.
der Niederlassung diesen Namen mit
Rücksicht auf die zur Hafenanlage
vorzüglich geeignete, weit geöffnete
Bucht, an der die Stadt liegt. Kiep. 47 2.
Palk = Strudel, ein singhal,
Wort, ist der Name der Meerenge
zwischen Ceylon und dem Festlande.
Egl. 424.
Palmaria, Insel im Mittelmeer,
jetzt Palmarola, erhielt seinen Namen
von dem Gesträuch der Zwergpalme
(Chamairops humilis), mit der
sie ursprünglich bedeckt war. Hehn
236.
Palmas, Cabo das, = Palmen-
kap, ein westafrikan. Vorgebirge, hat
seinen Namen von seinen zahlreichen
Palmen erhalten. Egl. 424.
Palmyra, s. Tadmor.
Pamir bezeichnet die grofsen
Plateaus im Westen von Taran. Das
"Wort scheint Wildnis, eine ent-
völkerte, verlassene, jedoch des An-
baus fähige Gegend zu bedeuten.
Das Wort ist türkischen Ursprungs.
Nach anderen bedeutet es Be-
herrscher der Ebene, von pam—
Ebene und mir = beherrschen,
nach noch anderen Dach der Welt.
Peterm. Ergänz. 52, 45 u. Peterm.
24, 467.
Pampas ist derPlur. von pampa,
ein Wort, welches offenes Feld,
Ebene bedeutet und zur Bezeich-
nung der weiten Niederungen im
Gebiet des Rio de la Plata und
seiner Zuflüsse gebraucht wird. Seydl.
305.
Panama. Der Name ist indian.
und bedeutet so viel als viele
Fische. Rug. 324.
Pail tisch al), der nordwestl. Teil
Indiens, bedeutetFünfstrom, Fünf-
stromland. Der indische Name
Pantschanada bezeichnet den aus
fünf Strömen gebildeten vereinigten
Induszuflufs, wie auch das ganze
Zwischenstromland. Pandschab ist
die pers. Form. Kiep. 34.
Pankow, Ort bei Berlin, geht auf
wend. penk, der Baumstamm, der
Stock oder Stumpf, der von
einem gefällten Baume in der
Erde bleibt. Butt. 87.
Panormos, s. Palermo.
Papireto, Flüfschen bei Palermo,
hat seinen Namen von der Papyrus-
staude, welche einst seine ganze
Niederung einnahm. Sie wurde wegen
der von ihr ausgehenden Malaria
trocken gelegt; mit ihr verschwand
auch die Papyrusstaude. Hehn 267.
Papua, die Urbevölkerung Neu-
Guineas. Der Name gründet sich
auf das malayische papnwah —
kraushaarig. Der Name ist den
Wilden wegen ihres dichten,schwarzen,
krausen Haares, auf dessen Frisur
sie viel Sorgfalt verwenden, gegeben
worden; sie stehn in Bezug auf die
Dichtigkeit des Haarwuchses am
höchsten unter allen Völkern. Klein-
paul 302. F. Müll. 101. Egl.
393 erklärt den Namen aus pua pua,
welches der Sprache der Papua selbst
angehört und so viel wie dunkel-
braun bedeutet.
Parà ist der Name brasilianischer
Flüsse. Es bedeutet im Kechua
Regen, im Tupi Meer, im Guarani
Gewässer. Der Name kommt
auch zur' Bezeichnung einer Stadt
am untern Amazonas vor. Bastian,
Geogr. u. ethn. Bild. 314.
Paraguay, Nbflfs. des Parana;
der Name ist indianisch und bedeutet
der Papageienflufs. Seydl. 308.
Parana ist wie Para ein india-
nischer Generalname für Flufs; ins-
besondere wird einer der grofsen Zu-
flüsse des Rio de la Plata so ge-
nannt. Egl. 429.
Paranahyba — Patagonier.
121
Paranahyba, einer der Haupt-
ströme von Brasilien ; der Name be-
deutet der schlechte Fluís.
Seydl. 308.
Parchim, Stadt in Mecklenburg;
der Name geht auf vend, para,
sumpfige, moorige Gregend.
Butt. 107.
Parias = die letzten, ist der
Name der niedrigsten Rangklasse der
brahmanischen Kasteneinteilung. Egl.
429.
Parime ist ein indianisches Wort
und bedeutet Wasser. Als Eigen-
name gehört das Wort einem Zu-
flüsse des Eio Negro an. Der Name
ist danach auf das Quellgebiet dieses
Flusses und später auf das ganze
Gebirge von Guyana übertragen. Egl.
429.
Paris, röm.-kelt. Lutetia Pari-
siorum, bedeutet die Kotstadt
und erklärt sich durch ir. loth,
Sumpf, kymr. lludedic, sumpfig.
Aid' der niedrig gelegenen Seineinsel
mochte es feucht und schmutzig ge-
nug sein. Bacmeister, Kelt. Br. 23.
Parliassos. In dem Namen steht
wahrscheinlich n für x und wäre
deshalb von xaça, xçàvov == Haupt,
Spitze herzuleiten, so dafs er so-
viel wie Horn, Hörnli bedeuten
würde. Dieselbe Ableitung hätte
Pariion, Gebirge im Peloponnes und
Parnés, Gebirge an der Nordgrenze
von Attika. Auch der Name der Akar-
nanen ginge auf denselben Stamm
und bedeutete Bewohner der Höhen.
Burs. I. 107 u. H. 102. Akarnanien
ist ein Land voller Berge. Eben
dahin gehört auch der Name der
böotischen Stadt Koronea; sie lag
auf einem aussichtsreichen Hügel.
Auch der Name Korinth ist hier-
her zu ziehen. Man denke an die
dominierende Lage von Akrokorinth.
Curt. 143. Kiep. 274 meint, der
letztere Name sei semitischer Her-
kunft und bedeute so viel wie Stadt.
Schliefslich gehört auch der zweite
Teil des Namens Halikarnassus hier-
her (s. d. Art.).
Parnés, Parnon, s. Parnassos.
Parthenope, griech. Kolonie in
Italien, wohl das spätere Neapolis.
Der Name ist herzuleiten vom griech.
naç&évoç— Jungfrau und œip —
Gesicht. Der Name bezieht sich
auf den Kultus der dort verehrten
jungfräulichen Sirenen. Egl. 431.
Parther wanderten aus Turan
nach Iran ein. Diese Thatsache
drückt sich auch in dem Namen aus,
welcher in der eigenen Sprache des
Volkes Vertrieb en e, Ausgewan-
derte bedeutet. Kiep. 65.
Pas de Calais bedeutet S traf se
von Calais; pas, franz., ital. und
portug. passo, span, paso, vom lat.
passus, Schritt, bedeutet Schritt,
Gang, Weg, Strafse. Weigand
II. 311. Das franz. Wort ist ins
Deutsche übergegangen. Im nd. er-
scheint es im 13. Jahrhundert als
Pas in der Bedeutung von Schritt,
Gang, W e g ; im nhd. erscheint es als
Pafs = Durchgang, zumDurch-
gang dienender enger Weg.
Passali ist entstanden aus Ca-
stra Batava, das batavische
Lager; so hiefs der Ort zur Römer-
zeit nach den dort in Garnison lie-
genden batavischen Truppen.
Patagonier = Tatzenfüfsler,
nannte der in spanischen Diensten
stehende Portugiese Magalhaes 1526
die wilden Eingeborenen Amerikas
südl. vom Rio de la Plata, weil ihre
Füfse mit Tierhäuten überzogen
waren und so wie Tierfüfse aus-
sahen; pato, port., Tatze. Egl. 432.
122
Patna — Permsylvanien.
Pallia, Stadt in y.-Indien, be-
deutet einfach. Stadt. Im Altertum
hiefs die Stadt Pataliputra = Stadt
der Blume Patali (b i g il o nia). Egl.
433.
Paumotu = Inselwolke, nen-
nen trefflich die Eingeborenen der
von den Europäern Niedrige In-
seln getauften Inselflur ihren heimi-
schen Archipel. Nach andern be-
deutet der Name eroberte In-
seln; es wäre dies die Bezeich-
nung , welche die Bewohner von
Tahiti dem Archipel gaben, seit dieser
den Wallen der Pomare erlag.
Später wurde der Name in den ähn-
lich klingenden Tuamotu, d. h. ent-
fernte Inseln, verwandelt. Egl.
434. Guthe meint, dieser letztere
Name wäre erst durch die Fran-
zosen aufgebracht.
Pavia, früher Ticinum genannt,
erhielt den neuen Namen Papia bei
der Gründung einer römischen Ko-
lonie daselbst nach der Tribus Papia,
aus der diese die Kolonen erhielt.
Aus Papia entstand später Pavia.
Kiep. 306.
Pegnitz, Nbflfs. der Rednitz;
eine alte Form ist Pag-inza. Den
ersten Teil des Namens bringt Th.
Loh. 34 u. 35 mit got. biiigan,
ahd. biogcin — biegen, skr. bhaj,
eilen, fliehen, gr. (pevyco, lat.
fugio zusammen. In inzci sieht er
ein deutsches Grundwort von der
Bedeutung Flufs, das sonst auch
als antia, miza, enza erscheint.
PeillO, Flufs in China, bedeutet
der weifse Flufs. Guthe I. 465.
Pekin g wird von den Chinesen
Be-szin oder Bei-tsin, d. i. nörd-
liche Residenzstadt genannt.
Im südchines. Dialekt lautet dieses
Wort wie Be-gin, woraus vermutlich
der europäische Name entstanden
ist. Ausi. 49. Im Gegensatz dazu
heifst Nanking die südliche
Hauptstadt.
Peloponncs = Insel des Pe-
lops, so genannt nach einem mythi-
schen Helden. Diese Bezeichnung der
südlichsten Abschnürung der Balkan-
halbinsel ist uneigentlich. Die neue
jenseits des Isthmus wieder konti-
nental sich entwickelnde Landesge-
staltung und die Eigenartigkeit der
Lebensverhältnisse seiner Bewohner
berechtigte aber die Alten, die enge
Verbindungsstelle übersehend, von
einer Insel zu reden. Egl. 437.
Pelusium, Stadt im alten Ägyp-
ten. Sie hiefs ägypt. f-er-ormi,
Kotstadt. Der griech. Name wäre
danach nur eine Übersetzung, vom
griech. nr¡Xóg^ Lehm, Schlamm,
Morast. Kiep. 198.
Peña, s. Penninische Alpen.
Penesten, die hörige Bevölkerung
Thessaliens, wird auf alban. peng,
binden, fesseln zurückgeführt, ist
also im Sinne von Sklaven zu
deuten. Kiep. 305.
Penninische Alpen, ein Teil
der Centralalpen. Der Name geht
auf bret., kymr. penn, pen = H a u p t,
Spitze. Dieselbe Bedeutung hat
Apennin und die Penninenkette
in England. Zeufs 5. Auch das in
Spanien zur Bezeichnung von Bergen
und Gebirgsstöcken vorkommende
Pena und das schottische Ben, wie
in Ben Ne vis, gehört hierher. Eug.
125.
Pennsylvanien, einer der Y. St.
von Nord-Amerika, ist so genannt
nach W. Penn, dem Besiecller des
Landes, der es 1681 von Karl H.
an Zahlungsstatt für eine bedeutende
Summe verliehen erhalten hatte. S y 1 -
vania = Waldland. Egl. 438.
Peraea —
Petersburg.
123
Peraea, vollständig r¡ neçàv tov
noTCt/ÁOv, hebr. = eber-han-nahar
= jenseit des Flusses, bezeich-
nete das ganze östl. vom Jordan ge-
legene Land; doch wurde der Name
gewöhnlich auf den nächst dem Jor-
dan gelegenen Landstrich beschränkt.
Kiep. 179.
Perekop, Schanzedesisthmus,
bei den Tataren Or-Kapu, Thor der
Reiselinie, heilst ein Ort im Gouver-
nement Taurien, mitten auf dem hier
10 Bolometer breiten Isthmus gele-
gen, welcher die Halbinsel Krim mit
dem Festlande verbindet. Brockh.
XI. 591.
Pergamum, mehrfach vorkom-
mender Name, insbesondere für die
Burg Trojas, bedeutet die hohe
Burg; nach Passow verwandt mit
nvqyoç, Burg, Berg.
Péri gor d und Péri gueux, Land-
schaft und Stadt in Frankreich. Bei-
de Namen haben sich entwickelt aus
dem Namen des gallischen Stammes
der Petrocorii. Kiep. Leitf. 191.
Fernambuco , eigentlich Para-
nambuco, vom indianischen jparana
= Flufs; Seitenflufs und mbuk
== Arm. Zwei Küstenflüsse haben
hier eine haffartige Mündung. Der
alte Hauptteil der Stadt heifst Ile-
eife == Riff, vollständig Ciudad
do Recife = Stadt am Riff, nach
dem gewaltigen Felsriff, welches das
Hafenbassin abschliefst. Egl. 440.
Recife, port., verkürzt aus arrecife,
span, arrecife, Dammstrafse,
Klippe des Meeres, vom arab.
ar-racîf, Dammweg an einem
Flusse, hohe Fahrstrafse,
arraçaf, Reihe von Steinen im
Wasser, um darauf hinüber zu
schreiten. Diez 425.
Pérouse, Détroit de la, die Meer-
enge zwischen Sagalin und Jeso, ist
so genannt nach dem franz. See-
fahrer La Pérouse, welcher sie im
Jahre 1787 durchfuhr. Egl. 441.
Persante nimmt Th. Loh. 17
für deutschen Ursprungs und deutet
es als B ä r e nf 1 u f s vom ahd. bëro,
pero, mhd. ber, Bär. Der zweite
Teil des Namens führt auf sinna,
das durch den t-laut eine Weiter-
bildung erhalten hat, zurück; sinna
ist nach ihm ein Grundwort und be-
deutet F1 u f s.
Perser bringt man mit dem
sanskr. parasäh, R o f s zusammen.
Dafs Persien sich vortrefflich zur
Pferdezucht eignet und die alten
Perser gute Reiter waren, ist be-
kannt. Kleinpaul 285.
Peril, von den Spaniern einge-
führte Bezeichnung für ein ausge-
dehntes span.-amerik. Vicekönigreich,
jetzt auf eine der südamerik. Repu-
bliken beschränkt, hat seinen Namen
von einem Flüfschen Biru od. Piru
an dessen Mündung die Spanier
zuerst genauere Berichte über das
Goldland erhielten. Egl. 441.
Pesclieräs wurden die Einge-
borenen des Feuerlandes von dem
französischen Seefahrer Bougainville
genannt, nach einem Worte, das
dieser häufiger aus ihrem Munde
vernahm. Über die Bedeutung dieses
Wortes ist es bisher nicht gelungen,
Genaueres zu erfahren. Egl. 442.
Petersiburg, St., wurde zuerst
als Fort gegen die Schweden, dann
als Hauptstadt des Reiches von Peter
dem Grofsen angelegt und nach einem
der beiden nationalen Heiligen Peter
und Paul, zugleich zur Erinnerung
an den Stifter der Stadt selbst, so
genannt. Egl. 442.
124
Peträische Arabien — Philister.
Peträiselie Arabien erhielt sei-
nen Beinamen von der Hauptstadt
Petra; der Name ist also nicht, wie
gewöhnlich geschieht, auf die Be-
schaffenheit des Landes, welche es ja
mit dem übrigen Arabien gemein hat,
zu beziehen und durch steinig zu
übersetzen. Kiep. 185.
Pctropawlowsk = Peter- und
Paulshafen, von dem in russischen
Diensten stehenden Dänen Bering
gegründet und nach den beiden Schif-
fen seiner Expedition, St. Peter und
St. Paul, so genannt. St. Peter und
St. Paul gelten als die Schutzpatrone
Rufslands. Egl. 443.
Petsclienegen, ein im Mittelalter
im südlichen Kufsland, westlich vom
Dnjepr auftretendes Yolk; ihr Name
kann vom tatarischen Worte pétschen
= Heu kommen, also Feld-,
Steppenleute = Nomaden. Ausi.
81. 115.
Petschora, Zuflufs zum nördlichen
Eismeer. Der Name ist samojedisch
und bedeutet Wasser, Flufs. AVenn
angegeben wird, der Flufs habe seinen
Namen von den zahlreichen Höhlen
an seinen Ufern, so gründet sich
dies auf eine volksetymologische
Umdeutung des samojedischen Namens
im russischen Munde. Yergl. d. Art.
Ofen.
Pfahl graben, soheifsen die Reste
des grofsen Grenzwalles (limes
rhaeticus od. transdanubianus),
weil er aufser dem vorliegenden
Graben noch durch eingerammte
Pfähle befestigt war. Arn. D. Urz. 84.
Pfefferküste nannte man seit
der Zeit der Portugiesen einen Strich
Ober-Guineas, von welchem sie die
Früchte des Paradiesingwers als Sur-
rogat des ostind. Pfeffers eintauschten.
Egl. 443.
Pforzheim, Stadt in Baden. Der
Name klingt römisch und wäre nach
Bacmeister, A. W. 98 mit lat. porta,
Pforte, ahd. mhd. porzih, pforzich,
der Vor h of zusammenzustellen.
Philadelphia, vom griech. cpdia
= Liebe und aöelcfog — Bruder,
also Bruderliebe, nannte W. Penn,
der Gründer der auf gegenseitiger
Religionsduldung gestifteten pennsyl-
vanischen Kolonie, die erste städtische
Anlage, aus der heute eine der be-
deutendsten Städte der Y. St. er-
wachsen ist. Egl. 444.
Philae, so hiefs eine kleine in
den Nilkatarakten von Syene ge-
legene Insel. Der Name erklärt sich
nicht durch griech. nvXat — P f o r t e,
sondern durch ägypt. pilak =
Grenze. Bis dahin ging die Grenze
Ägyptens. Egl. 444.
Philippinen ist eine gröfsere
ostasiatische Inselgruppe; sie trägt
ihren Namen zu Ehren des spanischen
Königs Philipp II., unter dem seit
1571 die Bekehrung der Einge-
borenen und die Kolonisation der
Insel begann. Egl. 444. Der Ent-
decker der Inselgruppe Magalhäes
hatte sie Archipelago de San Lazaro
=Lazarusarchipel genannt, weil
sie am Lazarustage, dem 17. März
1521, entdeckt wurde.
Pliilippopolis trägt seinen Na-
men zu Ehren Philipps, des Yaters
Alexanders des Grofsen, der die Stadt
gegründet hat. Die Türken haben
daraus Felibe gemacht.
Philister bedeutet nach Kiep.
172 die Auswanderer. Ob-
gleich semitischen Stammes, wer-
den die Philister in den bibli-
schen Büchern als fremden Stam-
mes bezeichnet. Nach Kiep, sind
sie indentisch mit den Pelasgern,
denen er semitische Herkunft zu-
schreibt.
Phlegräische Felder — Pinzgau.
125
Phlegräisclie Felder, das durch
Krater mit Seen und Solfataren
ausgezeichnete Gebiet um den Meer-
busen vonBajä, bedeutet Brandge-
filde, vom griech. (p?Jya>, brenne.
Kiep. 377.
Phönicier (i>omx£c, Poeni,
Puni). Der Ursprung des Namens
ist ganz dunkel. Die gewöhnliche Er-
klärung Phöniciens als Dattelland
wird hinfällig durch die Seltenheit der
in diesem Klima nicht mehr gedeihen-
den Dattelpalme. Umgekehrt wird die
. Dattel, da sie durch die Phönicier
importiert wurde, von den Griechen
als phönicische Frucht (yotvi'§) be-
zeichnet worden sein. (i>om£ heifst
auch die Purpurfarbe und als adj.
purpurrot. Man hat daher in dem
Namen den Begriff des Roten finden
wollen. Aber der pafst weder auf
den Kalkboden des Landes, noch auf
die angebliche Hautfarbe, noch auf die
doch immer nur als Ausnahme erschei-
nende Purpurbekleidung. Kiep. 168.
Pie bedeutet im franz. und prov.
Bergspitze; ital. picco, span, por-
tug. pico. Zu vergleichen ist ital.
picca, span, portug. pica, frz. pique,
S p i e f s und ital. piccare, span, por-
tug. picar, frz. piquer, stechen.
Diez 241.
Piémont ist entstanden aus Pede
montium = am Fufse der Ber-
ge, ein Name, der zu der Natur des
Landes vortrefflich pafst. Hellw. D.
E. u. i. V. II. 189.
Pikarclen, Bewohner einer nord-
östlichen Landschaft Frankreichs, er-
hielten ihren Namen von ihrer be-
sonderen Geschicklichkeit, mit der
sie die Pike handhabten. Kleinpaul
308. Yergl. d. Art. Pic.
Pikten, Picti hiefsen bei den
Römern die Bewohner Schottlands,
weil sie sich den Körper bemalten
oder tättowierten. Egl. 98 unter Cale-
donia. Der Name würde also dieselbe
Bedeutung haben wie der der Bri-
tani; s. d. Art.
Pilatus, wird gewöhnlich vom
lat. pileus = Hut, pileatus, ge-
hütet abgeleitet; der Nebelhut, wel-
cher den Berg oft bedeckt, gilt den
Umwohnern als ein Zeichen guten
Wetters. Eine zweite Ableitung wäre
die von pilare, kahl machen, also
mons pilatus, kahler Berg. Am
plausibelsten erscheint die Erklärung
Gatschets vom ahd. billón, hauen,
spalten. Diese Ableitung würde
sowolil mit dem Aussehn der Berg-
massen, als auch mit den anderen Be-
zeichnungen des Berges, Brochenberg
und dem rom. Frakmunt = mons
fractus = zerrissener Berg,
vortrefflich stimmen. Nach dem Volks-
glauben hat sich Pilatus in den Berg-
see gestürzt und treibt dort noch
heute bei stürmischem Wetter sein
Unwesen. Egl. 447.
Pilcoinayo, ein Zuflufs des Pa-
raguay, bedeutet soviel als Sper-
lingsflufs. Aber weshalb? Hellw.
D. E. u. i. Y. I. 340.
Pilkallen, s. Pillau.
Pillau, am Pillauer Tief gelegen,
ht. Pili aw a, erklärt sich durch
Ut. pilis, Burg, Schlofs, pilti,
aufschütten. Pillau bezeichnet also
die Stelle eines alten künstlich auf-
geschütteten Schlofsberges. Dieselbe
Bedeutung hat der Name des ost-
preufsischen Städtchens Pilkallen,
lit. Pilkalnis; lit. kalnas, der
Hügel, Berg.
Pinzgau, das obere Thal der
Salza, in ältester Form im 8. Jahr-
hundert Bisontio. Der Name geht
auf die bei alten Schriftstellern er-
wähnte Völkerschaft der Ambison-
tier. A. E. Seib. 82. 176.
126
Piiaoeus — Po.
Piraceus, Hafen und Hafen-
stadt von Athen. Die Halbinsel,
auf und an welcher die Hafenanlage
•durch Themistokles gemacht wurde,
war ursprünglich eine später land-
fest gewordene Insel, daher der
Name des Piraeeus, des jenseiti-
gen. Kiep. 280.
Pirmasens, Stadt in der bayri-
schen Rheinpfalz. Der Name hat
sich entwickelt aus dem lat. Sancti
Pirminii sedes. Brockh. XII.
Pirna, Stadt in Sachsen, erklärt
sich durch aslv. perunu, Donner,
Donnergott. Die Stelle der einsti-
gen Gottesverehrung ist auf dem
jetzigen Sonnenstein zu suchen. Hey,
Slav. O. 40.
Pisckawer, Stadt in Ostindien;
der Name ist pers. und würde so
viel wie buschtragend, in den
Büschen liegend bedeuten. Hellw.
D. R. i. Cent. 65.
Pittsburg, eine Stadt in Penn-
sylvanien, erhielt seinen Namen nach
der Eroberung durch Washington
1758 zur Erinnerung an Pitt, den
grofsen engl. Staatsmann des vorigen
Jahrhunderts. Egl. 450.
Pitynsen, Inselgruppe an der
Ostküste Spaniens, bei den Phöniciern
Ibusim = Inseln der Fichten,
nach dem Fichtenreichtum derselben,
genannt. Die Griechen übersetzten
diesen Namen durch Tlixvovüüat,
lat Pityussae. Anderseits entstand
aus Ibusim die Form Ebusus, woraus
sich Ibiza entwickelt hat. Kiep.
498. Egl 451.
Piz ist ein in Graubünden oft
angewandtes Grundwort von der Be-
deutung Berg,
Planina, häufig auf südslavischem
Sprachgebiet vorkommende Bezeich-
nung von Bergen und Gegirsstöcken,
bedeutet im. nsL einfach die Alp.
Stara planin a bedeutet die alte Alp.
Mikl. 215.
Piata, Rio (le la, = Silber-
strom, nannte nach den eingetausch-
ten Silberproben Sebastian Cabot 1526
den grofsen südamerik. Mündungs-
busen. Egl. 451 ; piata bedeutet im
span, und port. Silber, eigentlich
Metallplatte.
Plateau, allgemein eingeführte
Bezeichnung für Hochebene, erklärt
sich durch franz. plat, ital. piatto,
portug., span, chato, flach, also alles,
was eben, flach ist. Die Ausdrücke
gehen zurück auf griech. nlarvç
breit, flach. Diez 245.
Platte,Rivière, = der seichte
Flufs, nannten die franz. Ansiedler
einen Nebenflufs des Missouri nach
der Beschaffenheit seines Bettes.
Egl. 451.
Plattensee, s. Flatow.
Plaue, Plauen, in dieser und
ähnlicher Form auf slav. Gebiete
häufig vorkommende Ortsbezeichnung,
geht auf aslv. plavu, tsch. plav, olw.
plaiv, das Schwemm en, Flöfsen
des Holzes = Flöfsplatz. Hey,
Arch. 69. 206. Yergl. d. Art. Berlin.
Plön, Stadt in Holstein, in der
Senkung des gleichnamigen Sees ge-
legen, geht auf wend. plun, plon,
die Ebene zurück.
Plymouth bedeutet Mündung
(mouth) des Flüfschens Plyme.
Egl. 452.
Po, lat. Padus, würde aus dem
kelt. abgeleitet Föhrenflufs bedeu-
ten, von padi, Kiefer, Föhre; bei
den Ligurern hiefs er Bôâeyxoç, lat.
Bodincus, was nach Plinius der bo-
denlose bedeuten würde. Im Mittel-
alter hiefs der Flufs bei den Deut-
schen Phat. Egl. 452. .Siehe dagegen
Bode.
Podolien — Porto Santo.
127
Podolien, poln.-ruthenisclie Land-
schaft, erklärt sich durch poln., ruth.
podolny, tiefliegend, niedrig,
eine Erklärung, welche zu der Natur
des Landes gut stimmt. Umlauft 179.
Polaren, ein slavischer Stamm
auf dem rechten Ufer der untern
Elbe, bedeutet Elbanwohner. Laba
ist der slavische Name der Elbe.
Polder, neues aus sumpfigem
Meerboden entstandenes eingedeichtes
Marschland, hat sich aus lat. palus,
Sumpf entwickelt; aus palus bildete
sich zunächst md. pol, engl, pool,
Pfuhl, Lache und hieraus weiter
der poller, pold&r, pollern, poldern,
inpollern, einen Poller eindeichen.
Jütt. 170.
Polen bedeutet Bewohner der
Ebene; slav. pole = Feld, Flach-
land. Der Name ist zugleich Landes-
name. Zeufs 662.
Polynesien = Land der vie-
lenlnseln, vomgriech. noXiiç, viel
und vrjffog, Insel, ist die seit dem
Anfang dieses Jahrhunderts für die
in dem grofsen Ocean zerstreute, un-
zählige Inselwelt des fünften Erdteils
gebräuchliche Bezeichnung. Die heu-
tige Wissenschaft umfafst aber durch-
aus nicht alle australischen Inseln
mit diesem Namen. Nach Jung, Der
Weltt. Austral. III. 71 setzt sich
Polynesien aus fünfzehn Archipelen
und mehreren isolierten Inseln zu-
sammen.
Pomesanien, Landschaft im alten
Preufsen, bedeutet soviel als Land
der Hinterwäldler, vom lit. po,
preufs.juo, bei und lit. medis, preufs.
median, Wald. Es erhielt diesen
Namen ganz passend von der Wald-
wildnis , welche Pomesanien und
Kulmerland trennte. Piers. 113.
Pomnierelleil, s. Pommern.
Pommern. Der Name ist slavisch
und bedeutet Land am Meere, vom
slav. po, bei, more, mor je, Meer.
Der Name des östlichen Pommerns
Pommerellen wäre mit Klein-
Pommern zu geben. Y on dem Dimi-
nutiv morid = kleines Meer ist
der Name des Müritzsees in Meck-
lenburg abzuleiten. Kühnel.
Pondisliery, engl., Pondichery,
franz., an der Koromandelküste gele-
gen, tamul. Podutschéri = Neu-
stadt, kommt von podu, neu und
tschéry, Stadt. Egl. 455.
Pontiniseke Sümpfe, Pompti-
li a e pal u des, haben ihren Namen
von der alten Stadt P o m e t i a erhalten.
Hellw. D. E. u. i. Y. FE. 33.
PontllS, griech. 77oVroç, bei Ho-
mer und anderen Dichtern vorkom-
mende Bezeichnung für den Begriff
Meer. Später bezeichnen damit die
Griechen unser Schwarzes Meer. Yon
der Lage an seiner Küste hiefs eine
Landschaft Kleinasiens ebenfalls Pon-
tus. Kiep. 29.
Popo, s. Ptfvo.
Popocatepetl, höchster Yulkan
in Mexiko, bedeutet der rauchende
Berg, vom aztek. popocani = rau-
chend und tepetl = Berg. Egl.
455.
Porcopolis ist der Spitzname für
das durch seine Schweineschlächte-
reien und Fleischwaren wichtige Cin-
cinnati, vom lat. por cus = Schwein
und griech. nofag = Stadt. Egl.
455.
Porto Rico, eigentlich Puerto
Rico = reicher Hafen, so nann-
ten die Spanier nach einem der Haupt-
landungsplätze der S.-küste eine der
grofsen Antillen. Egl. 457.
Porto Santo = heiliger
Hafen, eine Insel an der westl.
Küste Afrikas, ist so genannt, weil
sie ihren vom Sturm verschlagenen
128
Portsmouth — Prüm.
portugiesischen Entdeckern zum Ret-
tungsort wurde, als dieselben bei dem
Versuche, Afrika zu umsegeln, in das
weite Meer hinausgetrieben, dem Ver-
hungern nahe waren. Seydl. 53.
Portsmouth = Mündung
(mouth) oder Eingaug des Ha-
fens {port), liiefs schon bei den Rö-
mern Portus magnus = dergro-
fse Hafen. Egl. 456.
Portugal kommt von dem römi-
schen Portus Cale. Dieses lag an
der Mündung des Duero und war der
Hafenort der Kolonie Bracara. Sicher
ist, dafs mit den Namen Portucalia
zuerst der nördlich vom Duero gele-
gene Landstrich bezeichnet wurde.
Willk. 138. Kiep. Leitf.
Posen, poln. Poznan, bedeutet
das Besitztum des Poznan.
Poyo oder Popo = Volk, nannte
sich der Stamm Anango an der Küste
von Ober-Guinea mit einem portu-
giesischen Ausdruck, der aus der
Zeit des Sklavenhandels stammt. Die
Orte Klein- und Grofs-Popo heifsen
in der eigenen Sprache Anochá und
Flah. Bekanntlich ist ein Teil die-
ser Küste unter deutsches Protektorat
gestellt. Kleinpaul 287.
Prairie, s. Savanne.
Pregel könnte, wenn der Name I
für deutsch genommen wird, als
Holzflufs gedeutet werden, von ahd.
prach, brach = Holz. Th. Loh. 45.
Er erinnert dabei an die grofsen
Wälder, welche noch heute einen
grofsen Teil seines Gebietes einneh-
men. Der Name ist sicher undeutsch.
Presburg, Stadt in Ungarn.
Altere Formen Bracislawos Burg,
Brezisburg, Brezesburg, Breziburc,
dann Preslawaspurch machen die Ab-
leitung des deutschen Namens von
Brecislaws Burg unzweifelhaft.
Umlauft 185.
Preusclimark = P r e u r s i s c h e r
L Markt, Flecken in Ostpreufsen. In
! der Nähe dieses Ortes lag der be-
■ rühmte preufsische Handelsort Tru-
s o, wie Stadtrat Neumann aus Elbing
• nachgewiesen hat. Eine Erinnerung
daran hat sich in unserem Namen
erhalten. Toepp. Hist.-komp. Geogr.
v. Preufs. 193.
Preufsen, das Volk wird in den
Quellen Pruzi, in verlängerter Form
Prutheni genannt, von welchen For-
men die erstere durch polnische Ver-
mittlung gegangen ist, die andere
die einheimische sein dürfte ; das Land
heifst Prucia, Pruscia, Prussia. Die
Form Borussia ist im Anfange des
16. Jahrh. von einem gelehrten An-
tiquar gebraucht, dem die Borusker
des Ptolemäus vorschwebten. Nach
K. Lohm. Gesch. v. 0.- u. W.-Pr. 10
ist der Name vom lit. protas, Y er-
stand, Einsicht herzuleiten. Sie,
die Preufsen, betrachteten sich an-
deren Völkern gegenüber als die
bessern, begabteren, als das allein
verständige Volk.
Preufsisch-Holland, Stadt in
der Provinz Preufsen, verdankt sei-
nen Namen einer holländischen Kolo-
nie, welche sich um eine schon vor-
handene Ordensburg bildete. Toepp.
Hist.-komp. Geogr. v. Preufs. 193.
Propoli tis, griech. Tlooixovziq^
bedeutet die Vor see, d. h. das Meer,
welches man durchfährt, bevor man
nach dem Schwarzen Meer, dem
Pontus, kommt. Egl. 461.
Prinz Heinrichshafen, s. Kaiser
Wilhelmsland.
Prüm, Nbflfs. des Moselzuflusses
Sauer, in älterer Form Prumia, leitet
Th. Loh. 37 vom ahd. brëman,
prëman, mhd. br'èmen, brummen,
an. ags. brim, Meeresbrausen,
lat. fremere, griech. ßge/uoo, rauschen.
Pulo do Lobo — Pyrmont.
129
Prüm bedeutet demnach, der rau-
schende Flufs.
Pulo (lo Lol)0, der grofse Wasser-
fall des Guadiana, bedeutet der
Wolfssprung. Pass. Span. u. Port,
n. 195.
Pulo-Piliailg, auch Prince-of-
Wales-Island, an der "Westküste der
Halbinsel Malakka gelegen, bedeutet
im malay.Betelnufsinsel. Brockh.
XII. 175.
Pullier, Poeni oder Puni, die
römische Bezeichnung für Karthager
und Phönicier, hat sich aus dem Na-
men der letzteren entwickelt. Egl. 445.
Die lat. Form Poeni entspricht einem
griech. in alter Zeit gebräuchlichen
<Polvoç. Saalf. Italogr. 3.
Pllllta Arenas, chilenische Nie-
derlassung im östlichen Teile der
Magaihaesstrafse, hat seinen Namen
von der sandigen Beschaffenheit des
umliegenden Bodens erhalten. Hellw.
D. E. u. i. V. I. 353.
Pustertlial. Das obere Kienz-
und Drauthal in Tirol, im Mittelalter
vallis Pustrissa. Dieses Pust-
rissa stellt Miklos. II. 223 zu aslv.
pusty, sloy. pust, öde, wüst. Der
Name stammt aus einer Zeit, da das
Thal noch nicht kolonisiert war.
Puszta. Dieses magyarische Wort
ist ein Lehnwort aus dem slav., vom
altslv. pusty, öde, wüst. Mit die-
sem Ausdrucke bezeichnet der Magyar
nicht blofs ein wüstes, leeres Gefilde,
wie er auch von der Puszta Sahara
spricht, sondern auch gröfsere, von
Ortschaften entferntere Flächen, die
wohl gröfstenteils zur freien Weide
verwendet werden, aber auch kulti-
viertes Ackerland und grofse Wald-
strecken enthalten. Umlauft 188.
Pllteoli, italien. Puzzuoli, Stadt
am M.-B. von Neapel, bedeutet die
Brunnen oder die Brünnlein, vom
Thomas, Ety m. W örterbuch.--
lat. puteus, Brunnen. Der Name be-
zieht sich auf die in Menge im vul-
kanischen Gebirge sich öffnenden
Einsturzhöhlen mit Schwefelexhalatio-
nen und Schwefelgruben. Kiep. 447.
Pliy de Dome, Gipfel in dem Ge-
birge von Auvergne, bedeutet Kup-
pelberg. Puy, irz. der Berg, vom
lat. podium, ist im be sondern im
südfranz. Hochlande der Auvergne
und der Cevennen der Name für die
dort so zahlreichen abgestumpften
Kegelberge erloschener Vulkane ;
dôme bedeutet Kuppel, Kuppel-
gewölbe, entsprechend dem ital.
duomo, vom lat. domus dei, das
Haus Gottes. Der Übergang zu
der Bedeutung Gewölbe erklärt sich
durch den für den byzantinischen
Stil charakteristischen Kuppelbau.
Pygmäeil, ein fabelhaftes Volk,
das schon Homer kennt und welches
spätere Schriftsteller in das Innere
von Afrika versetzen. Pygmäen sind
gleichsam Fäustlinge, unseren
Däumlingen zu vergleichen, d. h.
faustgrofseMenschen, nach dem
griech. nvy/j,r¡, Faust. Kleinpaul 299.
Pylos, mehrfach in Griechenland
vorkommender Stadtname, wird abge-
leitet vom griech. 7ivXr¡ = das
Thor. Egl. 465. Der Name liefse
sich auch aus demalbanes. ableiten,
von nvh, Wald. Ausi. 51. 799.
Pyrenäen, soll von dem kelt.
Wort pira, Gebirge herkommen.
Willk. I. 9. Ähnlich Egl.
Pyrmont wird gewöhnlich erklärt
als entstanden aus Petri mon s.
Dieses ist aber weiter nichts als eine
Mönchsumdeutung eines älteren, nicht
mehr verstandenen Permunt. Dieses
bedeutet so viel wie Bärenflufs;
munt ist eine Weiterbildung von
moina, ein Grundwort von der Be-
deutung Flufs. Th. Loh. Arch. 70.
355. u. f.
9
130
Quadeii — Bagnit.
Q-
Quaden, ein deutscher Volks-
stamm. Der Name soll vom ahd.
quëdan, Prät. quad, mhd. queden,
reden, sprechen kommen. So würde
sich das Volk selbst genannt haben, im
Gegensatz zu den Fremden, die seine
Sprache nicht verstehen. Kiep. Leitf.
203 giebt als Bedeutung des Namens
die Bösen an; vergi, ndd. quad,
böse.
Qualöen = Walinsel, die Insel
von Hammerfest, ist benannt nach
der Menge der Wale, welche ihre
Küsten besuchen. Egl. 465 ; im schwed.
heilst hvalfisk, Walfisch, oe, I n s e 1.
Qiiarnero, Golfo del, bedeutet der
Karnische Busen, zwischen Kro-
atien und Istrien gelegen, im Süden
durch die Quarnerischen Inseln be-
grenzt. Im Norden davon liegen die
Karnischen Alpen. Im Altertum
wird hier ein Volk der Carni ge-
nannt. Der Karst heifst im Alter-
tum Carusadius; s. Krain. Brockh.
XII. 217.
Quebec, Stadt in Canada. Der
Name bedeutet Flufserweiterung.
Die Stadt liegt am Ufer des breiten,
mächtig strömenden Lorenzstromes.
Rug. 308.
Queensland, eine der australi-
schen Kolonien, wurde zu Ehren der
Königin Viktoria so getauft; queen,
engl. = Königin. Egl. 466.
Querfurt, in älterer Form Quirni-
furt, geht auf got. quairnus, alts,
und ndd. quem, Mühle zurück. Forst.
A.N.II. 1206. Lütt, führt den Namen
auf die germ. Wurzel kar zurück
= tönen. Eine Weiterbildung die-
ser Wurzel giebt levar. Querfurt
liegt an der Querne, dem tönen-
den, rauschenden Bach.
Rachel, Berg im Böhmer Walde,
auch sonst häufig zur Bildung von
geogr. Namen benutzt. Im MeiCs-
nischen heifst Rachel ein Rifs im
Acker, slav. rolde, Schlucht. Das
könnte dem Namen zu Grunde liegen.
Buck, Oberd. Fin. 109.
Itadauue, NbflCs. der Weichsel, ist
aus dem poln. abzuleiten, von red-
%ina, feuchter, fetter Boden,
fettes Erdreich, Morast, feuchte
Niederung. Altpr. Mont. 10.453.
Radschputen, Radjaputra, einer
der bedeutendsten indischen Stämme ;
der Name bedeutet Königssöhne.
Kiep. 36.
ßagnit, Stadt an der Memel,
oberhalb Tilsits, hat, wie schon Peter
v. Dusburg bemerkt, seinen Namen von
dem unterhalb der Stadt mündenden
Flüfschen Ragaina erhalten, von dem
der Stadtname ein Diminutiv ist.
Ragaina erkärt sich durch lit. ragas,
Horn, Uferspitze, Bergnase.
Die Ragaina ist durch den deutschen
Orden durch Schüttung eines Dammes
Kagupe — Regen.
131
zu einem Teich aufgestaut, so clafs
der Name nur dem kurzen Flufslauf
nach dem Austritt aus demselben
geblieben ist. Noch giebt es im
Gebiet der Hemel und des Pregels
mehrere Bäche, welche den Namen
Ragli p e (upe, lit. Fluís) führen, ein
Name, welcher dieselbe Bedeutung
wie Ragaina hätte.
Ragupc s. Eagnit.
Rajah, eigentlich riaja, plur. des
arab. Wortes raïje, die Herde,
dient den Türken als Kollektivbe-
zeichnung der der Pforte unterwor-
fenen Völkerschaften, welche, sofern
sie nicht durch Annahme des Islam
in die herrschende Rasse der Os-
manen eintraten, von diesen als
willen- und rechtlose Herde ange-
sehen und ausgebeutet werden. Brockh.
XII. 273.
Rami)erg, ein schon 1326 ge-
nannter Name für den höchsten Berg
des anhaltschen Harzes, gehört ent-
weder zu alid. hraban, hram, ram,
Rabe, oder zu ahd. und mhd. ram,
Widder. Schulze 16.
Rangún, Hauptstadt von Britisch-
Birma, bedeutet Stadt des Sieges.
Hellw. d. E. u. i. V. II. 537.
Rapta, südlichster den Alten be-
kannter Hafen an der 0.-Küste Afri-
kas. Der Name soll griechisch und von
den mit Kokusnufsfasern zusammen-
genähten {Qanxôç — zusammen-
genäht) Canoes der Küstenbewohner
hergenommen sein, wie sie dort noch
heute unter dem Namen Dau in
Gebrauch sind.
Ratilbor, Stadt in Schlesien, auch
sonst in dieser und ähnlicher Form
auf slav. Boden vorkommend, erinnert
mit seinem Namen an den Lichtgott
der Slaven Radegast; die Endung
bor bedeutet Wald. Hierher gehört
auch Ratzelburg. Nach Umlauft 173
geht der Name auf den Personen-
namen Ratibor. Butt. 165.
Ratzeburg s. Ratibor.
Rätien, Name eines grofsen Alpen-
gebiets in römischer und vorrömischer
Zeit, ein schwer zu deutender Name.
Auf die kelt. Wurzel rait zurück-
geführt, würde es so viel wie Ge-
birgsgegend bedeuten. Egl. 404:.
Recife s. Pernambuco.
Rednitz, ahd. Rad-antia, Rat-anza,
Rat-enza. Den ersten Teil des Na-
mens rad stellt Th. Loh. mit an.
hradkr, ags. hradh, ahd. hrad, rad,
lirai, rat, rade, rede, schnell zu-
zammen. In dem zweiten Teil sieht
er ein deutsches Grundwort von der
Bedeutung Flufs. Dieselbe Ablei-
tung hat die Rezat, ahd. Reth-rat-
anza. Das reth stellt Th. Loh. mit
ahd. hriot, riot, riet und hrëod,
rëod, ried = Schilfrohr, Sumpf-
gras, Riedgras, ein mit Sumpf-
gras bewachsener Grund zu-
sammen.
Red River = roter Flufs,
heifst der letzte grofse rechtsseitige
Nebenflufs des Missisippi nach den
rötlichen Schlammmassen, welche
sein aus rotem, horizontal geschich-
tetem Sandstein und Thon gebildetes
Gebiet ihm zuführt.
Rega s. Regen.
Regen, Nbflfs. der Donau, in
älterer Form Regana, bringt Th. Loh.
in Verbindung mit an. röhr, Fin-
sternis, skr. rajas, dunkel; an
ist Suffix ; das a = aha. Regen
also der dunkle Flufs. Der Na-
me würde für diesen Flufs des Böh-
mer Waldes gut passen, dessen In-
neres rauh und wild ist durch un-
wegsame sumpfige Strecken,durch hohe
mit Tannenwald bewachsene Berge,
9*
132
Reichenau — Reufs.
durch menschenleere von dunklen
Waldbächcn durchströmte Thäler.
Nach dem Flufs wurde das von den
Römern 14 v. Chr. angelegte Kastell
Castra Hegina oder Reginum
genannt. Eben dahin gehört auch
der Name des pommerschen Küsten-
flusses Rega. Von diesem Flusse
haben die deutschen Rugicr ihren
Namen. Mikl. erklärt den Flufsnamen
freilich für slav. und leitet ihn von
aslv., nsl. reka, Flufs ab.
Reichenau, eine grofse Insel im
Zeller See, erhielt diesen Namen,
seitdem das Kloster der Insel durch
seinen Reichtum sprichwörtlich ge-
worden war. Früher hiefs sie Sint-
lesau oder einfach Au. Egl. 374.
Reiclienliall s. Halle.
Reiferscheid, Orte in der Rhein-
provinz. Der erste Teil des Namens
hat sich entwickelt aus Ripuarii,
Riparii, so hiefs ein Teil des frän-
kischen Stammes (s. Ripuarii) ; scheid
bedeutet jede Art von Grenze
und gehört besonders dem fränki-
schen Stamm an. Der Name Reifer-
scheid bezeichnet die Grenze, bis zu
der sich die Ripuarier westlich vom
Rhein ausgedehnt hatten. Arn. D.
Urz. 150; s. d. Art. Scheid.
Reims, in gallischer Zeit als Du-
rocortorum Hauptstadt der Remi,
nahm in der späteren Zeit den Na-
men des Volksnamens an, aus dem
sich der moderne Name entwickelt
hat. Jul. Jung 61.
Reinerz, das schlesische Bad, ist
entstanden aus Reinhards, dem Ge-
nitiv von Reinhard. Andre. 69.
Remagen, Ort am Rhein, geht
auf kelt. Rigomagus. Der erste Teil
dieses Namens erklärt sich durch
cymr. ri, corn, ruy, König und
vnagus, Haus, Gebäude. Bacmeister,
A. W. 24.
Remscheid s. Scheid.
Reimes, Stadt in Frankreich.
Der Name hat sich entwickelt aus
dem des gallischen Stammes der R e-
dones, deren Hauptstadt es unter
dem Namen Condate war. Kiep.
Leitf. 192.
Rennsteig oder Rennstieg auf
dem Thüringer Walde, ehemals Rain-
steig genannt, geht auf mhd. rem,
Rain, abgrenzender Bodenstreifen,
Schad. 708, Rand, Abhang zurück
und bedeutet Grenzweg. Daniel,
Lehrbuch d. Geogr. nennt ihn einen
uralten Grenzweg zwischen Franken
und Thüringen. Lütt. 30. Der Renn-
steig soll ein uralter Verkehrsweg
längs der Firstlinie des Gebirges ge-
wesen sein, doch hat derselbe niemals,
wenn auch auf einzelnen Strecken
dazu benutzt, in seiner ganzen Aus-
dehnung als Handelsstrafse gedient.
F. Regel, Die Entwickelung der Ort-
schaften im Thüringerwald. Peterm.
Ergz. 76. 11.
Rethra, Hauptort der Redarier
in Mecklenburg, berühmt durch sei-
nen Tempel, geht nach Schafarik auf
aslv. rati, Krieg zurück, ratar o —
Krie gs te m p el. Kühnel I. 23.
Réunion = Wiedervereini-
gung, nannten die Franzosen eine
der Mascarenen, nachdem sie die-
selbe durch den Frieden von 1815
wiedererhalten hatten, denn von 1810
—15 war sie von den Engländern
besetzt gewesen. Ihren älteren Na-
men Isle de Bourbon erhielt sie
1651 nach der franz. Dynastie der
Bourbonen. Egl. 377.
Reufs, Name eines deutschen
Fürstentums, bedeutet neugerode-
tes Land, von demselben Stamm,
der in den Endsilben von Ortsnamen
noch oft vorkommt, wie - rod,
- rode, - roda, - gerode, - reutli,
Rezat — Riad.
133
- gereuth ; es geht zurück auf ahd.
riuti, mlid. riute, Neuland, zu
ahd. riutjan, riutan, mhd. riuten
= reuten. Dahin gehört auch das
Rütli, auch Eüti oder G rütli, eine
Matte oberhalb des Yierwaldstätter
Sees. Magaz. 75. 389. Was Egl.
377 zu Art. Reufs sagt, ist ganz
unhaltbar.
Rezat s. Rednitz.
Rha, so nennen die Anwohner
finnischen Stammes die Wolga; der
Name bedeutet einfach der Strom.
Kiep. 346.
Rhegium, griech. cPr¡yiov, leitet
Plin. Hist. nat. III. 8 G von §r¡yvvfxi,
zerreifse, spalte, die Stadt
an der Spalte, dem Risse zwischen
Italien und Sicilien. Egl. 378. Der
Name ist sicher ungriechisch und von
dem der oberitalischen Stadt Regium
nicht verschieden. Kiep. 462.
Rhein, bei den Kelten Renus ge-
nannt, bedeutet der Fliefsende.
In alt-irischen Glossen heifst erRian;
ir. rian heifst Weg, Pfad; kym.
rhin, der Kanal. Die Wurzel zu
Renus ist skr. ri, riy-âmi, ich
gehe. Der Germane knüpfte den
fremden Namen an sein heimisches
hrînan, an. Urina = tönen, daher
Hrîn, dann Rîn, welchem neu-
deutsch Rhein entspricht. Bacmei-
ster, A. W. 68. Ein zweiter Rhein
flofs bei der Keltenstadt Bononia
vorbei, er heifst noch heute Reno.
Glob. 80. 263. Auf denselben Stamm
führt Bacmeister auch den Namen
der Rhone (s. dagegen den Art. Roth).
Th. Loh. Arch. 70. 401 hält den
Namen Rhein für deutsch. Im Kel-
tischen, meint er, läfst sich die zu
rê gesteigerte Wurzel ri, von der
Rhenus abgeleitet wird, nicht nach-
weisen. Er nimmt zur Erklärung
des Namens ein deutsches Grund-
wort rena von der Bedeutung Flufs
an, das auch als ama, ara und ra
erscheint. Dadurch erklärt er auch
den Rhin, Nbflfs. der Havel, und
eine Zahl ähnlich klingender Namen.
In Bünden ist Rhein noch völlig
appellativ = Flufs.
Rheinwaldthal, am oberen Rhein,
ist volksetymologisch aus rom. Hin
Vol, was an sich schon Rheinthal
bedeutet, umgebildet. Kirchh. 155.
Rhin s. Rhein.
Rlliuni = Landspitze, Yorge-
birge, griech. ¿¿ov, heilst ein Yor-
sprung Achajas, der mit dem gegen-
überliegenden Antirhium, d. h. Ge-
genrhium, den korinthischen Meer-
busen von dem von Patras trennt.
Egl. 378.
Rhodus = Roseninsel, benannt
nach dem reichen und prächtigen,
die Berghänge bekleidenden Rosen-
flor, welcher die Insel den ältesten
Besuchern auffällig machte ; auf den
rhodischen Münzen diente eine Rose
als Wahrzeichen ; griech. oáóov, die
Rose. Auch Rhodope, Gebirge in
Thracien, der heutige Despoto Dagh,
gehört hierher. Die Rose wanderte
über Phrygien, Thracien und Macé-
donien in Griechenland ein. Egl.
379. Hehn, Kulturpfl.
Rhone s. Don.
Rhön ist wohl kelt. ; aber frag-
lich, ob es zum ir. rinn, Berg ge-
hört. Arn. Ans. u. Wand. 49. Wir
weisen darauf hin, dafs hraun
(gesp. rön) im Isländischen Lavafelder
bezeichnet. Bekanntlich ist die Rhön
reich an vulkanischem Gestein. Nord.
297.
Riad = Gär ten, heifst bei den
Wahabiten ihre heutige, in einem blü-
henden Gartenlande gelegene Haupt-
stadt. Egl. 379.
yf) < /' *
134
Riefs — Rocky Mountains.
Riefs, so heilst im Yolksmunde
die Umgebung von Augsburg. In
Aventins Chronik lieifst es „Augspurg
im Riefs" und in einer Augsburger
Chronik zum Jahre 1483 „die stat
Augspurk im oberen riefs". Bacmei-
ster, A. W. 67. glaubt darin eine
Erinnerung an den Namen der rö-
mischen Provinz Raetia sehen zu
müssen, welche einst alles Land zwi-
schen Donau, Inn und St. Gotthard
umfafste.
mf, ein Gebirge, welches von
der Strafse von Gibraltar der Küste
entlang nach Südosten zieht und
zwischen sich und der Küste einen
schmalen ebenen Streifen freiläfst.
Der Name geht auf lat. ripa, Ufer
zurück und bedeutet Küstenebene
und Kü st en gebirg e. Brockh. XII.
555.
Riga. Eine Rige oder Jauje ist
bei den Letten und Litauern ein
Trockenschauer zum Trocknen des
Flachses und Getreides. Nach einer
solchen soll die Stadt genannt sein.
Loth. Web. 264. Nach Müller, Samml.
russ. Gesch. I. 52, dem andere fol-
gen, erhielt die Stadt den Namen
nach einem jetzt verschütteten Flufs-
arme, der Rvghe oder Riege, und
hiefs zuerst tho Ryghe, später Riga.
Es wäre nicht schwer, diese Ablei-
tung mit der zuerst entwickelten zu
kombinieren. Egl. 481.
Rigi, Berg in der Schweiz, 1384
an Riginen, der Berg an Rigi ne n.
Rige bedeutet Klinge, Schlucht.
So wäre der Name eines Teiles hier,
wie es oft gesehicht, auf das Ganze
übertragen. Buck, Oberd. Fin. 218.
Ripuarier ist die umgedeutschte
Form für das lat. Riparii, so hiefs
ein Teil des fränkischen Stammes
nach seinen Wohnsitzen an beiden ;
Ufern des Rheins, vom lat. ripa, I
Ufer. Arn. D. Urz. 153.
Rjllkanfofs, grofsartiger Wasser-
fall in Telemarken in Norwegen,
bedeutet der rauchende Fall. Er
verdient in Anbetracht seiner sich
in Staub und Dampf hüllenden
Wassermassen diesen Namen mit
Recht. Hellw. D. E. u. i. Y. II.
102.
Riviera ital., span, ribera, ver-
kürzt vera, portug. prov. ribeira, ver-
kürzt portug. beira, altfrz. rivière,
Ufer, eigentlich Ufergegend, kommt
vom lat. riparia. Insbesondere wer-
den die Küsten des Meerbusens von
Genua als Riviera di Ponente,
westliche Küste, und Riviera
(li Levante, östliche Küste, be-
zeichnet. In leichter Übertragung
gebrauchen die genannten Sprachen
dasselbe Wort nicht nur für die Ufer-
gegend, sondern für den Flufs selbst,
und diese Bedeutung ist dem frz.
rivièreausschliefslich verblieben. Diez
273.
Roca, Cabo da, Kap an der West-
küste von Portugal, == Vorgebirge
desFelsens; rocca und roccia it.,
span- roca, portug. prov. roca, rocha,
frz. roche, Fels , Kli pp e, frz. rocher
und roc Fels ist von zweifelhafter
Herkunft. Am wahrscheinlichsten ist
die Herleitung vom lat. rupes mit
Hilfe der aus diesem entwickelten
Formen rupea und rupica. Diez 273.
Rochefort s. Rochelle.
Roclielle bedeutet Fels, Fel-
senstadt; entstanden aus dem lat.
rupella, von rupes, der Fels. Ro-
cliefort würde der starkeFelsen,
die Felsenburg heifsen.
Rocky Mountain s = Felsen-
gebirge, heifst das grofse nordame-
rik. Gebirgssystem nach dem Anblick,
welchen es von 0. her darbietet. An
vielen Orten stellt sich der O.-abhang
Rogasen — Rotrufsland.
135
als eine Folge mauerartig aufgetau-
ter Felswände dar.. Egl. 483.
Rogasen, mehrfach auf slav. Ge-
biete vorkommender Ortsname, erklärt
sich durch wend. rogoscha, Teich-
binse, wend. und poln. rogosna,
ein mit Binsen bewachsener
Ort. Butt. 111. Mikl. 227.
Rolandspforte s. Roncesvalles.
Roma stellt Corssen mit griech.
Çéco, fliefsen, §ei~[.ia, Flufs zu-
sammen. Ältere Formen sind Ru-
ma, Reuma. Rumo ist ein älterer
Name der Tiber. Rom ist also Strom-
stadt.
Romagna, in älterer Form Ro-
mania, so hiefs das sog. Exarchat in
longobardischer Zeit, weil es im 6. bis
8. Jahrh. der letzte Rest römischen,
hier oströmischen Besitzes war.
Roncesvalles, franz. Roncevaux,
kleiner Ort im span. Navarra, führt
seinen Namen nach der von hohen
Bergen umschlossenen Thalebene, in
welcher die Nachhut des Heeres
Karls des Grofsen 778 von den
Basken geschlagen wurde, wobei
Roland seinen Tod gefunden haben
soll. Aus dem Thal führt die Ro-
landspforte nach Frankreich weiter.
Yer schieden davon ist die Rol all ds-
hresehe, welche weiter östlich an
dem Mont Perdu vorbei nach Ara-
gonien führt. Roncesvalles bedeutet
das Dornenthai und erklärt sich
durch frz. ronce, prov. ronsei", Dorn-
busch; beide Formen gehen auf lat.
rumex, welches ein Geschofs, viel-
leicht ein mit Widerhaken versehenes,
war. Brockh. XII. 688. Diez 671.
Rofstrappe, eine der schönsten
Felsenpartien des Harzes, bedeutet
Rofsspur. Der Name kommt von
einem auf der obersten Platte be-
findlichen Felsenrifs, in dem man
eine Hufspur erkennen will, die
vom Rosse der schönen Brunhildis
stammen soll, welche, vom König
Bodo verfolgt, liier in den Bodeflufs
hinabsprang.
Rote Erde (Westfalen) hat nichts
zu thun mit rot — ruber. Die Be-
nennung entspringt vielmehr aus mifs-
verstandenem plattd. rue ere d. h.
rauhe, rohe Erde, im Sinne von
bloCser, freier Erde, auf der die
Fehmgerichte gehalten wurden, nicht
auf gedieltem Boden. Andre. 63.
Rotenburg a. d. Tauber bedeutet
die rote Burg. Der Ort ist einer
der ältestsn in Franken und verdient
seinen Namen wegen der vielen
Kirch- und Mauertürme noch heute.
Brockh. K. 729.
Roterturmpafs, in den trans-
silvanischen Alpen, ist nach einem rot
bemalten Felsenkastell, welches einst
zur Beherrschung desselben angelegt
war, benannt. Am Südausgange des
Passes lag im Altertum Castra Tra-
jana, weshalb der Pais im Mittel-
alter auch Trajanspforte genannt
wurde. Brockh. XII. 730.
Rotes Meer hat seinen Namen
von den Oscillâtorien, Wesen zwischen
Tier und Pflanze stehend, welche
ganze Strecken des Meeres rot färben.
Pesch. Gesch. d. Erd. 590.
Rotll, häufiger Flufsname. Hier
ist wohl kaum die Farbe gemeint,
der Name ist vielmehr vordeutsch. Es
giebt ja auch keine Schwarz, Weit's
u. s. w. Zu Grunde liegt, wie auch
in Rhodanus, (Rotten), die Wurzel
racl, graben, laufen. Buck, Oberd.
Fin. 222.
Rothschild, Stadt auf Seeland,
ist umgedeutet aus dem dänischen
Roeskilde = Rullequelle, und die-
ses ist wieder volksetymologisch um-
gebildet aus Hroarskilde, Quelle
Hroars, eines alten Königs.Andre.67.
Rotrufsland hat nichts mit rot
zu thun. Waldimir der Grofse er-
136
Rottennianntáuern — Russen.
oberte um 980 die Stadt Tscher wen,
an der Nordostseite der Karpaten,
und verband die dortigen Slaven mit
seinem Reiche. Dieses Gebiet hieCs
das Tscherwenische, russ. Tscher-
wennaja Russia. In volksetymolo-
gischer Weise deutete man den Namen
als Czerwona Rossya = Rotruis-
land, vom poln. czerwony, rot. Klein-
paul 300.
Rottenmanntauern s. Mann.
Rotterdam. Der Name erklärt
sich durch die Lage der Stadt an
dem Flü [sehen Rotte und an einem
Schutzdamm. Egl. 23.
Kottweil am Neckar, in älterer
Form Rotweila, ist herzuleiten vom
alid. mhd. rot, rot, ruber und
ahd. wîla, mhd. wîle, nlid. — weil ;
dieses ist abgeleitet vom lat. villa
= Landhaus, Gut, im mittellat.
Ortschaft, Stadt. Forst. A. N. II.
1228 und Forst. D. 0. 88.
Rudelsburg bei Kösen, in älterer
Form Ruthelebesburg, Ruthleibisburg,
Rodelebisburg, bedeutet die Burg
des Hrod-liup; dieser Personen-
name erklärt sich durch nord, hrôdhr,
ags. hrêdhe = ruhmreich, und
ahd. Hub = lieb, angenehm.
Lütt. 23.
Iillfias, der alte Alpheios, Flufs
im Peloponnes, ist auch in seinem
Namen mit diesem identisch. Aus
Urkunden und Hafenbüchern ergeben
sich die Zwischenstufen Alfeas, Arfeas,
Orfeos, Orfias, Roñas, Ruñas. Die
Umstellung von r und o zeigt slav.
Einflufs. Glob. 80. 149.
Rugarci s. G-rodno.
Rugier s. Regen.
Rulir, Nbflfs. des Rheins. Rura =
Rur-â = Rur-alia bedeutet Schilf-,
Rohrflufs, vom ahd. mhd. ror,
und aha, Wasser, Flufs. Die Be-
deutung pafst gut auf die Ruhr, die
in ihrem Quelllauf mit Röhricht be-
wachsene Wiesen durchfliegt; die-
selbe Bedeutung hat der Name des
Maaszuflusses Roer. Tli. Loh. 39.
Ruhrort, Stadt am Rhein, an
der Mündung der Ruhr, bedeutet
Ruhrecke, Ecke vom Rhein- und
Rulirufer; ort geht auf ahd. mhd.
0)i, as. ord, äufserster Punkt,
Spitze, Ecke.-
Rumänen nennen wir ein roma-
nisches Volk in den untern Donaulän-
dern, welches aus der Vermischung
römischer Ansiedler mit den Einge-
bornen jener Landschaften entstanden
ist. Egl. 490.
Rumelien, türk. Rum Iii, =
Land von Rom, ist der Name
eines Teils der europäischen Türkei,
hauptsächlich des alten Thraciens.
Die Araber nennen das gesamte
Gebiet der europ. Türkei Rum und
die Bevölkerung, die Türken inbe-
griffen, Rumin. Egl. 490. In der
byzantinischen Zeit nannten sich die
Griechen Rliomaeer d. i. Römer,
Püi¡itdoL) vulg. 'Poùfxeoi. Für das alte
Hellas ist der Name Rumelien eben-
falls im Gebrauch. Aus cPoofJiaZoL,
Pco/usoí hat sich durch Metathesis
der Name Morea entwickelt; s. d.
Art. Glob. 80. 144.
Runs, der und die Runse, der
Lauf des Baches, das Rinnsal, Bett
eines Baches ; mhd. runs, ahd. runs,
got. runs, und mhd. runse, ahd.
runsa, ist gebildet aus dem PI. Prät.
von rinnen, rann (runnen) ge-
ronnen = fliefsen. Jütt. 240.
Weigand 505.
Russell, Rus oder Rhos, bezeich-
nete ursprünglich die von Skandina-
vien herübergekommenen Waräger,
welche sich unter den Slaven fest-
setzten und die Gründer des spätem
russischen Reiches wurden. Die
Slaven nahmen den Namen von den
finnischen Stämmen, durch welche
Eügen walde
— Sachsen.
137
sie von der Ostsee damals abge-
schnitten waren. Bei den Finnen
heifsen die Schweden noch heute
Ruotsi-moa. In Schweden heiCsen die
Finnland gegenüberliegenden Küsten-
gebiete Roslagen. Mit Rother oder
Rothin wurden früher die Land-
schaften von Upland und O st-Gotland
bezeichnet, welche, an der See ge-
legen, im Mittelalter zu Kriegszeiten
Schiffe stellen mufsten. Die Be-
wohner dieser Landschaften wurden
Rodskarlar genannt, gerade wie die
norwegischen Fischer heutigen Ta-
ges noch den Namen Rods-Folk
oder Ross-Folk führen. Wie wir
aus der Chronique d'Adhémar wis-
sen, wurden die Normannen auch
in der Normandie lange Zeit Ruo-
threr d. h. Ruderer, oder Russen ge-
nannt. Der Name der Russen be-
deutet also Rudermänner, Ru-
derer, Seefahrer. C. Abel. Gr.
u. Kl. Russ. 6. S. dagegen Egl.
492.
ßiigenwalde hat seinen Namen
von dem deutschen Yolksstamme der
Rugier. Yon eben diesen leitet Th. Loh.
auch den Namen der Insel Rügen ab.
Ketrz.l 11 führt dagegen diesenNamen
auf den des slav. Yolksstammes der
Ranen zurück.
Hiitli s. Reufs.
S
Saale, mehrfach vorkommender j
Flufsname, in älterer Form Sala,
könnte als Salz flufs erklärt werden,
doch bemerkt Th. Loh., dafs in den
germ. Sprachen das Thema sali die
Fortbildung durch t erfahren hat,
so dafs das germ. Thema salta ist
und in keiner germ. Sprache dieses
t fehlt. Yon diesem Stamm salt
kommt Salza = Salzaha = Salz-
flufs her. Deshalb erklärt Th. Loh.
Sala als eilender Flufs, indem er es
von der Wurzel sar oder sal, gehen,
eilen herleitet, welches im griech.
aXloixoL, springe, lat. salio, hervor-
tritt. Darauf würde auch Sa ¡Iii,
Nbflfs. der Mosel, in älterer Form j
Sal-mana, zurückgehen; ebensoSclkc,
Nbflfs. der Bode, in älterer Form Sal-ica.
Buck sieht in salt auch nur die
Fortbildung der Wurzel sal und meint,
dafs auch Salza und Salzach mit Salz
(sal) nichts zu thun haben. Buck 150.
Saane, Nbflfs. der Aar, im 11.
Jahrhundert Sanona, stellt Th. Loh.
13 mit Sinna, Senne zusammen.
In Sinna sieht er ein deutsches
Grundwort für Flufs, zusammen-
hängend mit ahd. sinnan, gehen,
reisen; ona ist Ableitungssilbe.
Saane würde also die Gängerin
bedeuten.
Saar s. Saur.
Saarlouis erinnert mit seinem
Namen daran, dafs die Festung von
Louis KIY. angelegt ist, und zwar
durch den ausgezeichneten Festungs-
baumeister Yauban. Egl. 493.
Sal>äer, alte Yölkerschaft im südl.
Arabien, bedeutet Menschen. Der
Name geht auf sabe, welches im
ätliiop. und in der Tigresprache
Mensch bedeutet; im amhar. heifst
die Form saw oder sab. Die Be-
weisstellen s. Ausi. 602.
Sachsen ist herzuleiten vom ahd.
und mhd. sahs, der eigentüm-
lichen Waffe der Sachsen, einem
kurzen messerartigen Schwert zu
Hieb und Stich. Ygl. zunächst das
lat. saxum, Fels, Felsstück. Schar-
fen Feuerstein bearbeiteten die der
138
Sadowa
— Salza.
Metalle unkundigen Völker der Urzeit
zu Waffen d. h. Messern und kurzen
Schwertern. Noch heute heifst im
Saterlande das stumpfe Messer Sachs.
Schad. 736.
Sadowa bedeutet im slav. so
viel wie pomarium, deutsch etwa
Baumgarten. Pott 10.
Sagalin, eine ostasiatische Insel,
von den Mandschus so genannt,
weil sie der Mündung des Amur, den
sie Sagalin-Ula oder Sachalian-Ula,
d. h. der schwarze Strom, lieifsen,
vorgelagert ist. Bei den japanischen
Seeleuten heifst die Insel Karafto von
Kara-fu-to = die an Kara (d. h.
das nördliche China) grenzende.
Egl. 495.
Sagard s. Grodno.
Sahara, die grofse afrikanische
"Wüste, hat ihren Namen von dem
arabischen Worte çahhar, welches
Ebene bedeutet. Dieselbe Bedeu-
tung hat das zur Bezeichnung ge-
wisser Gebiete der Wüste angewandte
sachei. Ausi. 51. 594.
Sahel s. Sahara.
Sajanische Kette, Gebirge in
Sibirien, bedeutet die weif se. Hug.
229.
Saintes s. Saintonge.
Saintonge und Saintes, Land-
schaft und Stadt in Frankreich.
Beide Namen haben sich entwickelt
aus dem des gallischen Stammes
der Santones. Kiep. Leitf. 191.
Salamis, Stadt auf Cypern, hat
seinen Namen von der dort verehrten
Hauptgottheit genommen, dem Ba'al-
schalâm. Dieser Name bedeutet
Baal des Friedens, weil Salamis
der Bundesort für mehrere umwoh-
nende Stämme oder Städte war. Egl.
496. Kiep. 134. Auch das griech.
Salamis, hat, weil phönicischer Her-
kunft, dieselbe Bedeutung. Kiep. 242.
Salier, ein Teil des Franken-
stammes ; sie haben ihren Namen ver-
mutlich von ihren AVohnsitzen an
der Yssel erhalten. Dort lag der
Gau Salon; noch heute heifst dieser
Landstrich nördlich von Deventer
Saalland. Sala war vermutlich der
ältere Name der Yssel. Zeufs 329.
Sailli s. Saale; s. auch Main.
Salomonsinseln, eine austral.
Inselgruppe. Als es dem spanischen
Entdecker Mendana hier gelang,
einiges Gold einzutauschen, glaubte
man das biblische Ophir, das den
Pliöniciern und dem Könige Salomo
einst so reiche Goldschätze geliefert
hatte, gefunden zu haben, und be-
nannte danach die Inseln. Egl. 497.
Saloniki. Die Stadt hiefs, ur-
sprünglich als griech. Kolonie ange-
legt, Therme, erhielt aber durch
Kassander den Namen Thessalonike,
seiner Gemahlin, der Tochter Philipps,
zu Ehren. Aus Thessalonike hat
sich der moderne Name Saloniki
entwickelt. Kiep. 313.
Salt Lake, Great, = grofser
Salzsee, heifst bei den Nordame-
rikanern einer der grofsen Seen des
Utahplateaus, weil sein Wasser stark
salzhaltig ist. Egl. 498.
Salvador, San, = der heilige
Erlöser, so nannte in dankbarem
Gefühl Kolumbus die am 12. Oktober
1492 zuerst betretene Bahamainsel ;
der indianische Name derselben war
Guanahani. Egl. 498.
Salza, mehrfach vorkommender
Flufsname, ist verkürzt aus Salz-aha
= Salz flu fs, und geht auf got. ags.
salt, ahd. und mhd. salz; alia =
Flufs. Forst. A. N. 1400 und 1286
führt auch den Namen Slllza auf
Salzwedel — Sans-scaici.
139
denselben Stamm zurück, indem er
suit für eine Nebenform von salt
erklärt. In der Nähe von Stadt-
Sulza a. d. Ilm befindet sich ein
Salzwerk Neu-Salza; s. auch Saale.
Salzwedel, niederd. Soltwedel.
Der erste Teil des Wortes ist Salz
= sei; in dem zweiten Teil sieht
Forst. D. 0. 68 ein ahd. widil in
der Bedeutung Sumpf; andere legen
dem "Wort den Sinn von Quelle bei.
Samaden soll= s um m o d'O en
sein, d. h. zu oberst am Inn,
Ort im Engadin. Egl. 429.
Samara, Stadt an der Wolga,
wurde 1586 an der Mündung der
Samara in die Wolga gegründet.
Brockh. XIII. 11.
Samaria, Hauptstadt von Israel,
ist die griech. Form für das hehr.
Schomrôn, assyr. Samirina = Warte.
Kiep. 176. Egl. 499.
Samarkand, Stadt in Turkestan,
bedeutet Stadt Samars. Derselbe,
ein Araber, legte 643 den Grund-
stein zu der Stadt. Brockh. XIII. 14.
Sambre s. Sau.
Samojeden = Sumpfbewoh-
ner, wird von dem finnischen sooma
— S u m p f abgeleitet. Nach anderen
nannten die Russen das Yolk so von
seiner Sitte, Fische und Renntierfleisch
roh zu essen, Syrojestzi = Roh-
fresser. Daraus soll sich Samojedy
= Selbstfresser, Menschen-
fresser gebildet haben (?). Egl.
499. Nach Kleinpaul 287 bedeutet
der Name Selbstesser, einen der
ohne Beihilfe eines Koches ifst,
der roh if st. Sie selbst nennen sich
Cbasowa, d. i. Männer. Als russi-
sche Bezeichnung giebt Kleinpaul
die Form Samoëd an.
Samos, auch Same, Name mehre-
rer Inseln in griechischen Meeren;
der Name bedeutet d i e H ö h e, griech.
aáfiog, Anhöhe, und ist dem ge-
birgigen Charakter der Inseln ent-
sprechend. Kiep. 296 nimmt auch
diesen Namen als phönicisch in der-
selben Bedeutung.
Samothrake, das thracische
Samos, hiefs so zur Unterscheidung
von andern, nach seiner Lage in der
Nähe der thracischen Küste. Kiep.
324.
Sanderban ist der einheimische
Name des Ganges-Brahmaputradeltas.
Der Name ist von den für die Nie-
derung charakteristischen Sundara-
gehölzen, den Heritieren, genommen.
Egl. 500.
Sandwich-Inselli, eine der poly-
nesischen Inselgruppen, wurde von
Cook auf seiner dritten Reise 1778/79
erforscht und nach seinem Gönner,
dem Grafen Sandwich, dem damaligen
ersten Lord der Admiralität benannt.
Jung, Austr. III. 124.
Sansibar, Insel, Stadt und Sulta-
nat in Afrika. Der Name ist arab.
und bedeutet Land d e r S c h w a r z e n.
Rug. 218.
Sans-souci. Schon 1746 nannte
sich Friedrich der Grofse auf dem
Titelblatt der brandenburgischen
Denkwürdigkeiten : Philosoph von
Sans-souci. „Der Name soll daher
stammen, dafs noch vor Vollendung
des Schlosses ganz im geheimen eine
Gruft daselbst ausgemauert wrurde,
über der sich eine Bildsäule der
Blumengöttin erhob, und die er aus
seinem Studierzimmer stets vor Augen
hatte. In dieser Gruft wollte er be-
graben sein und sagte einst: Quand
je serai là, je serai sans souci."
Eberty, Gesch. d. Preufs. St. III. B.
338.
140
Santjago de Compostela — Saron.
Santjago de Compostela, spani-
scher Wallfahrtsort, so genannt, weil
der Apostel Jacobus hier begraben sein
soll. Der Zuname kommt von dem
Zeugnis, compostela, welches die
"Wallfahrer hier als Beweis ihrer
Wallfahrt ausgestellt erhielten. Egl.
502. Die Legende erzählt, im neunten
Jahrhundert erschien ein Stern, wel-
cher die Stelle bezeichnete, wo die
Gebeine des h. Jacobus lagen; man
brachte sie nach der Stadt, welche
fortan als campus stellae, Ster-
il e nfeld bezeichnet wurde. Offenbar
ein populärer Versuch, den Namen
zu deuten. Grlob. 23. 211.
Sailtorill, Insel im ägäischen
Meer, im Altertum Thera genannt,
hat seinen Namen von der Schutz-
patronin der Insel, der im Jahre 304
als Märtyrerin hingerichteten h. Irene
von Thessalonich. Burs. II. 520.
Saone ist entstanden aus San-
co na, ein Name, den Ammian über-
liefert hat ; der Name ist echt kelt.
Ursprunges. Ausi. 513.
Sarajewo s. Bosna-Seraj.
Saratoga, Name eines Ortes im
Staate New-York, korrumpiert aus
dem indianischen Sah - rahka =
Bergseite. Egl. 503.
Saratow, Stadt an der Wolga.
Die Stadt wurde unter Iwan dem
Schrecklichen ursprünglich auf dem
linken Ufer der Wolga, an der Mün-
dung des Baches Saratowka, erst
1605 an der jetzigen Stelle angelegt.
Brockh. XIII. 76.
Sarazenen. Im arab. heilst scha-
rak oder saraq stehlen, rauben.
Wegen ihrer räuberischen Einfälle
in die Nachbarländer wurden die
Araber Scharkin d. i. Räuber ge-
nannt; ursprünglich auf die Bewoh-
ner Arabiens vom mittleren Hidschâz
bis östlich an den Euphrat hin be-
schränkt, ging dieser Name später
auf alle Moslems über. Nach andern
würde Sarazenen so viel wie unser
Orientalen sein, indem die arabi-
schen Stämme Mesopotamiens von
den Syrern als von Syrien gegen
Osten hausend Scharakijune, d. i.
gegen Morgen wohnend, genannt
worden wären. Kleinpaul 312.
Sarepta ist einer der biblischen
Ortsnamen, die die Herrnhuter bei
ihren Anstedlungen wählten. Eine
dieser liegt an der Wolga. Der Name
selbst bedeutet im Pliönicischen und
Hebräischen Schmelzhütte. Egl.
504.
Sargans = der^ Grans, Grant, d. h.
Fels an der Saar, Ort in der
Schweiz. Die Saar ist ein Neben-
flüfschen des Rheines. Egl. 504.
Sargassomeer heifst ein zwischen
den canarischen und westindischen
Inseln gelegener Teil des Atlantischen
Oceans, in welchem eine grofse Masse
schwimmenden Seetangs sich befindet.
Sargaço ist der portug. Name des
Tanges. Ähnliche Tangansammlungen
giebt es im Grofsen Ocean nördlich
von den Sandwiclxinseln, im Süden des
Atlantischen und des IndischenOceans.
Die eigentliche Heimat des Tanges
des nordatlantischen Sargassomeeres
ist nach Schleiden walirscheinlich die
Nordküste von Südamerika, von wo
der Golfstrom die durch Stürme und
Wellen vom Boden abgerissenen
Pflanzen mit fortträgt, um sie im
grofsen atlantischen Wirbel abzu-
setzen. Durch ihre Schwimmblasen
erhalten sie sich auf der Oberfläche,
wachsen weiter, da sie von der Wur-
zel unabhängig sind, und bilden so
die frischen schwimmenden Wiesen.
Saroil, hebr. Scliârôn = Ebene,
heifst die N.-Hälfte der palästinen-
sischen Küstenebene. Die S.-Hälfte
Saroiiischer Meerbusen — Schahi.
141
führt den Namen Sepílela = Nie-
derung. Egl. 504. Ein Saron lag
in Griechenland, in der Ebene von
Troezen. Kiep. 276 hält auch den
Namen für semitisch und von der-
selben Bedeutung. Yon diesem Ort
führte der saronische Meerbusen
seinen Namen.
Saronisclier Meerbusen s. Saron.
Sart s. Tadschick.
Saskatsclievan, Zuflufs zum
Winipegsee, bedeutet schnelles
Wasser. Rug. 286.
Satledseh, vom kr. sataclru, ist der
Hinduname eines der Nebenflüsse
des Indus. Der Name bedeutet der
Hundertfältige. Egl. 505.
Sau, alt. Savus, geht auf einen
alten Stamm sab, saw, von der Be-
deutung FluCs; zu vergleichen ist
skr. savara, Wasser, zur Wurzel
su = effundere gehörig. Auch das
französische Sambrc, alt. S a bis,
gehört hierher. Buck 177.
Sauerland, der südl. Teil des
alten Sachsenlandes, bedeutet Süd-
land. Zur volkstümlichen Erklärung
des Namens wird er im Gegensatz
zu süeze Lant gebracht, einem Aus-
druck zur Bezeichnung des Heimats-
landes. Yon anderer Seite wird an-
geführt, Karl der Grofse habe nach
der Eroberung gesagt: „Das war
mir ein saures Land". Andre. 63.
Sauerland ist die hochdeutsche Form
für Surland, dieses aber durch Aus-
fall des d aus Süderland ent-
standen.
Saur, Nbflfs. der Mosel, geht auf
die Wurzel sru, fliefsen, zurück.
Ebendahin gehört auch der Name
des Moselzuflusses Saar. Bacmeister,
A. W. 74.
Savannen ist der Name für die
weiten Flächen des Missisippigebietes
fom spanischen sabana, savana,
Betttuch, Altartuch, figürlich
weite Fläche, Steppe; sábana,
prov. savena, altfrz. savene, Bett-
tuch, Altartuch, im späteren lat.
sabanum, savanum kommt vom
griech. oaßavov, leinenes Tuch
zum Abtrocknen im Bade. Diez
278. Insoweit sie frei von Busch-
werk und nicht sumpfig waren, wurden
die Savannen von den französ. Kolo-
nisten prairies = Wiesenebenen
genannt. Egl. 506.
Say oyen, alt Sapaudia genannt,
ist nach Gatscliet: Ortsetymol. For-
schungen 64 auf das romanische
Batoiswort xaù, dsaù, dsaou^ (immer
zweisilbig) = Alp, Weidentrift in
den Wäldern zurückzuführen. Also
wäre Savoyen = Land der Alpen-
triften. Egl. 506.
Sawallili = Küstenbewoh-
ner, nennen die Araber eine Anzahl
ostafrikanischer Stämme, vom arab.
sahil, plur. sawahil = Küste. Egl.
507.
Säntis, Berg in den Appenzeller
Alpen. Im Jahre 868 wird eine
Alp auf ihm S ambi ti genannt,
später heilst es ad alpam Samba-
tinam, alpa de Sampium. Dem
Namen der Alp liegt ein Fersonen-
name zu Grunde; Sambatina erscheint
als Frauenname, der Name der Alp
ist dann auf den Berg übergegangen.
Buck, Oberd. Fin. 228.
Schaffliausen, in älterer Form
Scafhusen , Scefhusen , bedeutet
Schiffsstation, Schiffshäuser,
vom ahd. seif, scè'f, mhd. sehif,
schè'f — Schiff. Schaff ist eine
Nebenform zu Schiff. Schiffshäuser
wurden dort errichtet, weil Schiffe,
welche vom Bodensee herabkamen,
wegen des Rheinfalls umladen mufsten.
Egl. 508.
SchaM, See in Armenien, sonst
142
Schalauen — Schlei.
auch Urumiahsee genannt, bedeutet
der königliche See. Rug. 227.
Schalauen oder Skalwen, eine
litauische Landschaft an der untern
Memel, vom Orden erobert und fest-
gehalten , erhielt ihren Namen von
der Hauptburg des Landes S k a 1 w i s,
der späteren Schalauerburg. Dieselbe
existiert noch heute als Erdschanze
bei dem Dorfe Paskalwen zwischen
Ragnit und Tilsit. Der Name Skalwis
erklärt sich durch lit. skaláuti, be-
spülen, skalawimas-, Spülen,
Waschen. Der Burgberg liegt dicht
am Rande des Memelthales, so dafs
noch heute der Fuis des Berges
bei Hochwasser von der Memel be-
spült wird.
Scham o s. Gobi.
Schandau an der Elbe geht auf
poln. saß; tsch. saiid, Gericht,
alsv. sqditi, richten. Der Ort war
eine alte Gerichtsstätte. Hey, Slav.
O. 51.
Schall gall a, so bezeichnen die
christlichen Abessinier die heidnischen
Neger; der Name bedeutet Heiden.
Kleinpaul 328.
Schang-hai, Stadt in China, im
Mündungsgebiet des blauen Flusses
gelegen. Der Name bedeutet vom
Meere aufwärts. Rug. 261.
Schar häufiger zur Bezeichnung
von Meeresstrafsen und Flufsengen
vorkommend ist ein russisches Wort
unsichern Ursprungs und kommt ver-
mutlich vom syränischen schür =
Bach, Quelle, Flufsarm, Durch-
fahrt zwisehen zwei Inseln,und
findet sich häufig in Zusammensetzun-
gen. Egl. 509.
Scliari = Flufs, ist der Name
eines Zuflusses des Tsadsees. Egl.
509.
Schat-cl-Arah = Strom der
Araber, bei den Griechen Pasi ti gris
genannt. Seydl. 4.
—scheid geht auf ahd. seeit, mhd.
seeid, seeit, nd. sceth, scet, seed,
seeid — divisio, zu seeidan sepa-
rare, bezeichnet jede Art von
Grenze, Landes- oder Mark-
grenz e, W a s serse h ei de oder Rük-
ken, daher mit Berg oft synonym.
Arn. Ans. u. Wand. 343. Darauf
gehen Namen wie Lüdenscheid,
Remscheid ; ßeiferscheid, Schei-
deck. scheid gehört namentlich dem
fränkischen Stamme an.
Scheideck s. Scheid.
Schifferinseln. Diese austral.
Inselgruppe erhielt diesen Namen
1768 durch den franz. Seefahrer
Bougainville, nicht, wie häufig be-
hauptet wurde, weil die Bewohner
sich als besonders kühne Seefahrer
liervorthaten, denn sie sind nach ih-
ren eigenen Angaben niemals über
ihr eignes Vaterland hinausgekommen.
Vielmehr hat Bougainville den Na-
men deshalb vorgeschlagen, weil in
dieser Gegend sich die Kurse meh-
rerer früherer Seefahrer berührten.
Jung, Austr. IH. 231.
Schilka, der Oberlauf des Amur.
Der Name ist burätisch und bedeu-
tet einfach Flufs. Laxmann 12.
Seil ir wäll, Landschaft in Trans-
kaukasien. Der Name wird von ori-
entalischen Schriftstellern auf den
neupersischen Sassanidenkönig Chos-
ru Anuscliirwân 1531—79 zurück-
geführt, der hier Grenzkolonien aus
allerlei Völkern stationiert zu haben
scheint. Brockli. XHI. 215.
Schlailgeilinsel, moderner Name
der vor den Donaumündungen lie-
genden Pontusinsel; den Namen hat
das Eiland von der Menge der das-
selle bevölkernden schwarzen Schlan-
gen erhalten. Egl. 511.
Schlei, an. sie = Röhre, heilst der
längste der Fjorde, welche in die
Ostküste der jütischen Halbinsel ein-
Schleiz — Schwarzes Meer.
143
dringen. An dem Ende desselben
liegt Schleswig, d. h. Ort an der
Schlei; wîch alid., mhd. wîch, as.
wie, Wohnstätte. Egl. 512.
Schleiz, Stadt im Fürstentum
Roufs. Der Name kommt von aslv.
sliva, die Pflaume. Mikl. 234.
Schlesien trägt seinen Namen
von der Slenza, der heutigen Lohe,
die oberhalb Breslau in die Oder
fällt. Ursprünglich bezeichnete die-
ser Name nur das an dem Flüfschen
gelegene Gebiet, in welchem auch
der Berg Slesicz, jetzt Zobten genannt,
lag, wo sich ein altes Nationalhei-
ligtum befand. Yoigt 89.
Schleswig s. Schlei.
Schleusingen in Thüringen hat
seinen Namen von dem Flüfschen
Schleuse, an dem es liegt. Die
Schleuse fliefst in die Werra. Peterm.
Ergz. 76. 87.
Schmalkalden, an der Sclimal-
kalde gelegen, geht auf ahd. smal=
nhd. schmal zurück und ahd. halda,
fons, parvus fluvius. Arn. Ans.
u. Wand. 128.
Schneeherg, im Glatzer Gebirge,
ist so genanut, weil er vom Herbst
bis ins Frühjahr hinein acht Monate
lang Schnee trägt. Kirchh. 191.
Schöllenen heifst die schauerliche,
Lawinenstürzen ausgesetzte Fels-
schlucht, welche Uri vom Urseren-
thale trennt. Der Name kommt von
den scaliones = den Felsentrit-
ten des alten Weges. Egl 512.
Schreckhörner, eigentl. Schrick -
hörner, vom ahd. scric, mhd. schrie,
Sprung, Spalte, Rifs, so heifst
eine Gruppe von Felsgipfeln der Fin-
steraarhorngruppe. Egl. 513. Schad.
Scimmia (türk.) oder Schumna
(bulgar.), Stadt in Bulgarien. Der
Ort kommt im neunten Jahrhundert
uuter dem Namen Schumen vor; der
Name geht auf bulgar. schuma, der
Wald zurück. Brockh. XHL 388.
Schwab, ung. Svab, so nennt
man die Deutschen an der untern
Donau, insbesonders in Ungarn. Im
Gegensatz zu den nördlichen deut-
schen protestantischen Kolonien führte
die österreichische Regierung nach
dem südlichen Ungarn, namentlich
nach dem 1706 wieder eroberten
Banat, Ansiedler aus katholischen Ge-
bieten Deutschlands, namentlich aus
dem schwäbischen Kreise. Yon diesen
schwäbischen Kolonien ging der Na-
me Schwab zunächst auf die an-
dern Ansiedler, dann auf alle Deut-
schen über. Glob. 34. 219.
Schwallll, in älterer Form Sul-
manaha, Nbflfs. der Fulda, vom
ahd. und mhd. sualm, Strudel und
aha, Wasser. Auf denselben Stamm
geht der Name der Stadt Schwelm
in Westfalen zurück. Forst. A. N.
II. 1418.
Schwanflufs nannte der Hollän-
der Willem de Ylaming 1696 einen
westaustral. Flufs nach den vielen
schwarzen Schwänen, die er an sei-
nen Ufern sah und von denen er
zwei lebendig nach Batavia mit-
nahm. Egl. 553.
Schwarza s. Diemel.
Schwarziburg s. Diemel.
Schwarzes Meer verdankt seinen
Namen den dichten Nebeln, die es- r
für den Scliiffer gefährlich machen, ^ ' K
wie überhaupt seinem auffallend un-
freundlichen Charakter gegenüber den
heitern und lieblichen Inselgewässern
des ägäischen Meeres. Egl. 514.
Auch die andern modernen Namen,
türk. Kara-Deniz,neugriech. Mavri-
Thalassa, russ. Tschernoje-More
haben dieselbe Bedeutung.
144
Schweidnitz
— Semiten.
Schweidnitz, häufiger auf slav.
Gebiet vorkommende Ortsbezeichnung,
erklärt sich durch tsch. svid, Rain-
weide, Hartriegel (ligustrum
vulgare). Immisch 22.
Schweiz s. Schwyz.
Schwelm s. Schwalm.
Schwerin, uralte Stadt in Meck-
lenburg , bedeutet eine tierreiche
Gegend, welcher Begriff besonders
ehemals, als noch ungeheure "Wal-
dungen das Land bedeckten, für
dasselbe sehr bezeichnend war. Der
Name ist vom wend.swere, Tier ab-
zuleiten. Butt. 120.
Schwyz, Hauptflecken eines
schweizerischen Kantons, dann auf
diesen, und in der Form Schweiz, auf
die ganze Eidgenossenschaft übertra-
gen, könnte auf ahd. suedan = ver-
brennen zurückgehen ; Schwyz also
ein an der Stelle eines niedergebrann-
ten Waldes angelegter Ort. Egl. 516.
Seeland, holl. Zeeland, ist in der
That ein Land des Meeres und der
Gewässer. Es besteht aus neun In-
seln und einem Küstenstrich am
Südufer der Westerschelde. Seydl.
153. In dem Namen der dänischen
Insel Seeland hat laiid mit Land,
terra, nichts zu thun. Der an. Na-
me ist Soelundr und geht auf neu-
nord. lund, Gehölz, Hain; der Na-
me ist mit Rücksicht auf die herr-
lichen Buchenwälder der Insel ge-
wählt. Andie. 63.
Segura s. Jucar.
Seifen, namentlich in Schlesien
häufig vorkommende Bezeichnung
für Bäche und Flüsse. Der Name
erklärt sich durch as. ags. sipari,
ahd. sifan, triefen, tröpfeln.
Weigand II. 682.
Seine s. Sieg.
Seïstàn, Landschaft im östl. Iran,
hat seinen Namen von den Saken,
einem ^iranischen Stamme, welcher
im ersten vorchristlichen Jahrhundert
liier einwanderte. Seïstan also Land
der Saken. Der alte Name ist Sa-
ken land. Aus dem alten Çakas-
thrâna haben sich die Formen ge-
bildet Segistân, Sedjistân Seïstân.
Kiep. 61.
Seldsehucken, ein türkisches
Geschlecht, welches im 11. und 12.
Jahrhundert mehrere Dynastien in
Mesopotamien, Persien, Syrien und
Kleinasien stiftete. Der Name geht
auf Seldschuk, den Sohn Dekaks,
den Stammvater des Geschlechtes
zurück. Brockh. XII. 567.
Selinus, griechische Kolonie in
Sicilien. Der Name geht auf den
hier wildwachsenden Eppich,aéhvov
zurück, den die Stadt auch als Münz-
typus führte. Kiep. 471.
Selke s. Saale.
Selvas = Wälder, ist der span,
und portug. Name der ausgedehnten
Urwaldebenen im Gebiet des Ama-
zonenstromes, vom lat. silva. Egl.
541.
Semiten bedeutet die Roten,
Hamiten die Schwarzen, Japhe-
titen die We i Isen, wie es diese
Rassen auch sind. Die Bibel setzt
als Stammväter derselben Sem, hebr.
Schern, Ham, hebr. Cham, Japhet,
hebr. Jefet. Früher erklärte man die
Semiten, den Namen auf hebr. DTD
zurückführend, für die berühmten,
doch dürfte die Analogie von Hami-
ten und Japhetiten für die oben ge-
gebene Etymologie sprechen. Klein-
paul 291. Knobel, Yölkertafel 22
leitet den Namen der Japhetiten
vom hebr. japha= schön sein ab,
und erklärt diese Bedeutung durch
den Gegensatz zu der häfslichen
Hautfarbe der Hamiten.
Senegal —
Shetland.
145
Senegal wurde 1447 von dem
Portugiesen Lancerota entdeckt und
nach den Senega-Berbern an seiner
Mündung benannt. BrocMi. XIII.
587.
Senegamlbien heilst ein groCses
Landgebiet in Afrika nach den beiden
Hauptströmen desselben, dem Senegal
und dem Gambia.
Senekas, eines der Yölker des
Irokesenbundes; der Name bedeutet
Yolk des groCsenHügels. Hopp,
Gesch. d. Ver. St. I. 15.
Sennaar wird von dem arab.
sei-nar = wie Feuer (heii's) ab-
geleitet mit Anspielung auf die außer-
ordentliche Sommerhitze daselbst.
Egl. 523.
Senne geht auf ahd. sinidi, as.
sinithi zurück und bedeutet "Weide.
Die bekannteste Senne liegt im Norden
von Paderborn, im Quellgebiet der
Lippe, an den Abhängen des Osning.
Arn. Ans. u. Wand. 532.
Sens, Stadt in Frankreich. Der
Name hat sich entwickelt aus dem
des gallischen Stammes der S e n o n e s,
deren Hauptstadt es unter dem Na-
men Agedincum war. Kiep. Leitf.
192.
Sepílala s. Saron.
Sepias, der südöstlichste Teil
der Halbinsel Magnesia, hat seinen
Namen von den hier sehr häufigen
Tintenfischen, úr¡Tt¿a: erhalten.
Burs. I. 40.
Serbal, Berg auf der Halbinsel
Sinai, yon Neueren für den Berg der
Gesetzgebung angesehen, war, wie
sein Name Baalsberg beweist, eine
der Kultusstätten des semitischen
Sonnengottes, „der gerade diese
Felsenspitzen noch mit seinem Götter-
strahl beleuchtete, wenn über das
Thomas, Etym. Wörterbuch.
Tiefland am Meer und am Nil sich
bereits die Schatten der Nacht ge-
lagert hatten". Ausi. 46. 928.
Serdesir heifsen die Plateauland-
schaften im Süden von Iran im Ge-
gensatz zu Germsir, dem warmen
Lande; der Name bedeutet das
kalte Land und erklärt sich leicht
durch die Höhenlage des Landes.
Serika s. China.
SeripllOS, Insel im ägäischen
Meer; der Name ist phönicisch und
bedeutet Schmelzhütte. Derselbe
bezieht sich auf die Eisenbergwerke
der Insel, welche die Phönicier in
Betrieb genommen hatten. Kiep.
252.
Sevilla. Der Name ist phönic.
Sephela, und bedeutet, seiner Lage
entsprechend, Ebene. Darausmach-
ten die Griechen "lüno~Áa} die Römer
Hispalis, die Araber Ischbiliah, die
Spanier Sevilla. Pass. Span. u. Port,
n. 138.
Sewastopol, Sebastopol = Stadt
des Erlauchten, Kaiserstadt,
Stadt auf der Krym, vom griech. 08-
ßactzog, verehrt, dem lat. augustus
entsprechend. Die Stadt wurde gleich
nach der Besatzung der Krym durch
die Russen gegründet. Egl. 524.
Seychellen, eine ostafrik. Insel-
gruppe; sie haben ihren Namen nach
dem französischen Marineminister
Hérault de Seychelles erhalten. Egl.
524.
Shetland, im Jahr 964 durch die
Normannen aufgefunden. Die Insel-
gruppe bekam ihren Namen von ihren
hohen Basaltfelsenwänden, vom an.
het = Basalt, also zunächst Het-
land, ein Name, welcher noch zu
Anfang des Jahrhunderts im Gebrauch
war. Egl. 525.
10
146
Siam — Sierren.
Siam, hinterindisches Reich, ist
entstanden aus Schan; so nannten
die Chinesen und Birmanen die ältere
Bevölkerung jener Gebiete. Schan
oder Schyan soll dem skr. sckyama,
braun entstammen. F. Müll. 360.
Sibirien ist benannt nach dem
türk.-tatari sehen Chanat Ssibir, wel-
ches annähernd das Gebiet des Ir-
tysch umfai'ste und 1581 durch den
Kosakenhetman Jarmak erobert wurde.
Egl. 526.
Sichern, hebr. sch'kem = Schul-
ter, Nacken, Bücken, Land-
rücken, "Wasserscheide hiefs die
auf der Wasserscheide zwischen zwei
nach 0. und W. abfallenden Thälern
und zwischen den Bergen Ebal und
Garizim gelegene Hauptstadt Israels.
Egl. 527. Kiep. 177.
Sickingen, in älterer Form Sig-
genheim, gebildet durch Yermittelung
eines nom. propr. von ahd. sigu,
Sieg, victoria. Forst. A. N. II.
1331. Dieselbe Ableitung zeigt Sig-
maringen, in älterer Form Sigima-
ringen. Forst. A. N. II. 1334.
SicyOIl, Stadt im Peloponnes, ist
die Gurkenstadt vom griech. öL-
xvog, Gurke. Der frühere Name der
Stadt war Mekone, die Mohnstadt,
vom griech. ¡LLr¡xcov. Danach trug
die fruchtbare Ebene von Sicyon zu-
erst Mohn, später erst die aus dem
Morgenlande eingeführten Gurken und
Kürbisse. Hehn, Kulturpf. 2 7 0. Kiep.
273 hält beide hier behandelte Na-
men für ungriechisch. Mekone, mit
einem Ortsnamen in Palästina gleich-
lautend, bedeutet nach ihm Haus,
Wohnung.
Sidonier, der vornehmste Stamm
der Phönicier, bedeutet die Fischer,
nach ihrer hauptsächlichsten Be-
schäftigung in der ältesten Zeit so
genannt. Yom Volksnamen ist der
Name der Stadt Sidoil genommen.
Kiep. 167.
Sidra, Golf von, moderner Name
der gröfsern, östlichem der beiden
Syrten, nach Egl. 553 aus dem alten
Namen Syrtis entstanden, und da-
nach auch Sydra zu schreiben.
Siebenbürgen ist nach Hunfalvy
eine Verdrehung des Namens Cibin,
mag. Szeben, den die zuerst an-
gelegte deutsche Kolonie Hermanstadt
nach dem Flusse Cibin, einem rechts-
seitigen Zuflüsse der Aluta, führte.
Sie hiefs davon Castra Cibin,
deutsch Sibinburg. Die Benennung
„Septem castra" kommt schon bei
dem Ungar Keza im 13. Jahrhund,
vor. Glob. 34. 220. Nach Egl. 527
wäre Siebenbürgen von den sieben
Stühlen oder Gerichtsstätten benannt,
in welche das Land geteilt war. Um-
lauft 216.
Sieg, Nbflfs. des Rheins, alt Si-
gma, führt Buck 177 auf den Stamm
sac, sec, seg von der Bedeutung
Flufs zurück. Eben dahin gehört
auch die Seine, aus S e qua na ver-
kürzt.
Sierra Leona, Löwengebirge,
spanischer Name eines Teils der
Küste von Ober-Guinea; er lautet
bei den Portugiesen, den ersten Ent-
deckern jener Region, Serra Liona.
Die Portugiesen gaben der Küste
wegen der brüllenden Donner auf
ihren hohen stürmischen Gipfeln die-
sen bezeichnenden Namen. Egl. 324.
Sierren, so heifsen in Spanien
gewisse Gebirgsketten, wie Sierra
Morena, Sierra Nevada; im portug.
tritt dafür Serra ein. Die Ausdrücke
gehen auf lat. serra, die Säge und
sind zur Bezeichnung der Gebirge
Sjewero Wostotschnoij -- Skandinavien.
147
wegen der gezackten Gestalt dersel-
ben genommen. Der Montserrat
in Katalonien bedeutet der gesägte,
zackige Berg; serratus, gezackt.
Diez 293.
Sjewero Wostotschnoij bedeu-
tet so viel wie Nordostkap; deriva-
rne entspricht der Lage des Punktes
zum Festland von Sibirien. Pesch.
Gesch. d. Erd. 458.
Sigmaringen s. Sickingen.
Sikokf = Vierland, so nennen!
die 'Japanesen eine ihrer gröCseren
Inseln nach den vier Fürstentümern,
welche sich in den Besitz derselben
teilten. Egl. 528.
Sila, ein Waldgebirge in Kala-
brien. Der Name ist wohl oskisch =
lat. silva, griech. vli¡, also "Wald-
gebirge. Kiep. 761.
Sillberberg, Stadt in Schlesien,
erinnert mit seinem Namen an die
alten Bergwerke, die heute freilich
längst aufgegeben sind. Butt. 26.
Silvaplana = ebener Wald,
heilst eine Ortschaft des oberen En-
gadin. Silvaplana liegt frei auf dem
aus der Pafseinsenkung des Julier
herabkommenden Geschiebe; der ebene
Wald, welcher sich ehemals am See
hinzog und dem Orte den Namen
gab, ist spurlos verschwunden. Egl.
529.
Sinai, der Berg der Gesetzgebung,
hat seinen Namen nach der die west-
liche Küste der Sinaihalbinsel beglei-
tenden Sandwüste Sin erhalten. Kiep.
Leitf. 80.
Sillghaleseil, Bewohner von Cey-
lon, die bei den Europäern gebräuch-
liche Form für das einheimische
Sinhala. Der Name wird abgeleitet
von sinha = Löwe, dem poeti-
schen Beinamen der arischen Eroberer.
Aus Sinhala, vulgär Sihala, ist der
Name der Insel Sêlân, nach portu-
giesischer Schreibweise Ceylon, ent-
standen. Egl. 109 läfst den Yolks-
namen aus dem Namen der Insel er-
wachsen. Kiep. 42. Auch der Name
der Stadt Singapur in Hinterindien
gehört hierher, er bedeutet Löwen-
Stadt. Egl. 529.
Sioux, Name eines weit verbrei-
teten Indianerstammes in Nordamerika,
ist eine Abkürzung für Naudowesioux,
ein Wort, welches so viel wie Hals-
abschneider bedeutet. Hopp, Gesch.
d. Ver. St. I. 16.
Siwas, Stadt in Kleinasien, hat
sich entwickelt aus Sebastia ; so wurde
die Stadt Augustus zu Ehren ge-
nannt; creßaacog, verehrt, ehrwür-
dig = augustus. Früher hiefs
die Stadt Pompejus zu Ehren Mega-
lopolis = Stadt des Grofsen, näm-
lich Pompejus. Egl. 530.
Skagen s. Skager Eack.
Skager Rack hiefs zunächst die
vor Skagen liegende grofse Sandbank,
dann durch Übertragung das umlie-
gende Meer, und bedeutet das Riff
oder die Meerenge von Skagen.
Egl. 531. Skagen selbst heifst weiter
nichts als Yorgebirge; an. skagi,
ein scharf vorspringendes Yor-
gebirge; rack geht auf got. rali-
jan, ahd. recchan, sich erstrecken,
reichen, recken. Schad. 773.
Skandinavien = Insel Skan-
dia, würde sich durch got. [avi]—
an. ey erklären. Der Name bezog
sich ursprünglich wohl nur auf das
südliche Schweden, woselbst der Name
der Provinz Scholien, schwed. Skäne,
dem alten Skandia entspricht; das
südliche Schweden ist von dem nörd-
10*
148
Skipetaren — Solimoes.
liehen durch eine Seensenke getrennt,
welche jenes in einem gewissen
Sinne zu einer Insel macht. Kiep.
548.
Skipetaren s. Albanesen.
Skrälinger, nordische Bezeich-
nung der Eskimos, bedeutet Wichte,
vom an. skräl, klein. Den hochge-
wachsenen Gestalten der Normannen
gegenüber verdiente dieses Polarvolk
den Namen mit Recht. Pesch.
Glesch, d. Erd. 86.
Sk lita ri, slav. Skadar, türk. Isch-
kodra oder Uschkodra, Stadt in Al-
banien, ist das alte Skodra. Ein
anderes Skutari liegt in Kleinasien.
Dieses heifst türk. Uesküdar oder
Iskudar, d. h. die Post. Brockh.
XIII. 777.
Skythen, der durch die Griechen
überlieferte Gesamtname vieler im
südl. Rufsland und in den asiatischen
Steppen hausenden Völkerstämme,
könnte durch russ. skitatsja, um-
herirren erklärt werden. Ausi. 56.
601.
Slaven. Den Namen leiten Sla-
visten von s/ava = Ruhm her, also
die Ruhmreichen. Ausi. 56. 602.
Nach anderen bedeutet Slowane
Leute desWortes, verständliche,
im Gegensatz zu nemec, unverständ-
liche Leute. Egl. 532.
Sluis, Stadt in den Niederlanden,
franz. L'Ecluse. Die Stadt hiefs
früher Lambertsvliet und erhielt ihren
jetzigen Namen nach einer 1331 da-
selbst angelegten Schleuse, denn
dieses bedeutet der Name. Brockh.
Xm. 785.
Smaland, Landschaft inSchweden,
bedeutet kleines Land, kleine
Landstücke. Yon Natur eine Wald-
wüste, ist das Land durch Ansiedler
hier und da kultiviert und hat da-
von seinen Namen erhalten. Pass.
Schwed. 36.
Smeerenherg, vom holl. smeer
= Fett, Talg, Schmiere, hiefs
im 17. saec. eine in der nördlichsten
Bai Spitzbergens angelegte Kolonie
für den Walfang, ein Sammelplatz
der Wal- und Seehundsjäger, wegen
der im grofsen hier betriebenen
Thransiederei. Egl. 533.
Smej inogorsk, Bergwerksstadt
in Sibirien. Der Name bedeutet
Schlangenberg. Rug. 255.
Sneehättan = Schnee h aube,
ein Hochgipfel des skandinavischen
Dovre Fjelds.
Soden erklärt sich aus mhd. sot,
Quelle, Brunnen. Arn. Ans. u.
Wand. 128.
Soest, entstanden aus Sosatium.
Nach Forst. A. N. II. 1358 geht
der erste Teil des Namens auf as.
suth, nhd. süd, der zweite Teil auf
got. sitan, ahd. sizan, sitzen zu-
rück.
Sogdiane, eine pers. Provinz,
altpers. Sughada, bedeutet rein; der
Name bezog sich ursprünglich nur
auf den Hauptstrom des Landes, den
Zerafschan. Kiep. 55.
Sokotora, Insel an der Ostecke
Afrikas gelegen, ist eine Verstümme-
lung aus dem Sanskritnamen diva
sukhatara = glückliche Insel.
Kiep. 210.
Solenhofen, Stadt in Bayern, ist
von einem Angelsachsen Sola, der
im Jahre 858 als Missionar in die
Gegend kam, gegründet und nach
ihm benannt worden. Cass. Hohenst.
29.
Soliniòes, der Mittellauf des
Amazonas, hat diesen Namen nach
einem an seinen Ufern hausenden
Indianer stamme erhalten. Rug. 287.
"hune*
Solothurn —
Solothurn ist entstanden ans
kelt. Salodurum. Der letzte Teil
des Namens bedeutet Befestigung.
Der erste Teil des Namens wird er-
klärt als Weide; ir. sail, lat. salix,
ahd. salaiia, "Weide, Salweide.
Bacmeister, Kelt. Brief. 46.
Somal, Yolk im Osten von Afrika,
bedeutet nach Hildebrandt scliwarz,
dunkel. Die Somal erscheinen
zwar stark mit arab. Blute gemischt,
doch der Grundstock der Bevölkerung
ist echt afrikanisch. Hartm. 183.
Sondersliausen, Stadt in Thü-
ringen. Der Name ist nach Butt.
51 aus Sundershausen entstanden,
ahd. sundar, mhd. sunder, bedeutet
südlich. Die Stadt würde danach
im Gegensatz zu dem kaum 2—3
Meilen entfernten Nordhauseil so
genannt sein. Butt. 51.
Songari s. Amur.
Soracte, Berg inEtrurien, erklärt
sich durch die W. svar, leuchten,
scheinen, zu der griech. üeigtaco,
brenne, leuchte, lat. serenus,
heiter, sol, die Sonne gehört.
Curt. 551. Heute heifst der Berg
wie ein an seinem Fufse liegendes
Dorf San Oreste. Dieser Name ist
entstanden durch ein MiCsverständnis
aus dem Worte Soracte. Als der
klassische Name des Berges dem
Gedächtnis der Umwohnenden ent-
schwunden war, fand man auf dem-
selben eine Inschrift SORACTE und
hielt das S für eine Abkürzung yon
San, so dafs es nun San Oracte
hiefs. Da aber ein Heiliger Oracte
nicht bekannt war, so setzte man
dafür den anklingenden Namen
Orestes ein und bildete San Oreste.
Thomas 25. Ausi. 46. 886.
Söderköping s. Köping.
Spartivento. 149
Sorata, vollständig Nevado de
Zorata = Schneeberg vonZorata,
heifst einer der höchsten bolivia-
nischen Andengipfel. Egl. 537.
Spalato, Stadt in Dalmatien. Die
Einwohner von Salona siedelten
sich nach der Zerstörung der Stadt
durch die Avaren in den Ruinen
des Diokletianischen Palastes an und
nannten den neuen Ort ad Palatium,
beim Palaste, woraus der moderne
Name entstanden ist. Glob. 30. 39.
Spanien ist entstanden aus dem
lat. Hispania. Bei den Griechen
hiefs das Land Hesperia, d. h.
Westland. Es wäre möglich, dafs
aus diesem, natürlich auch den itali-
schen Griechen geläufigen Namen
der von den Römern oder allgemein
gebrauchte Name Hispania umgestal-
tet sei, wenigstens giebt es für densel-
ben keine andere haltbare Erklärung.
Kiep. 482. Egl. 538 erklärt den
Namen für phönic. und übersetzt ihn
mit Kaninchenland. Der Name
soll sich auf den ehemaligen und
auch noch gegenwärtigen Reichtum
des Landes an diesen Tieren be-
ziehen.
Sparta. Der Ort bestand aus
mehreren offenen Weilern, die erst
später zu einer Stadt zusammen-
wuchsen, und verdiente deshalb seinen
Namen, die Zerstreute, mit vollem
Rechte. Burs. n. 119. Der Name
gehört zu üjieíqw, säen, ausstreuen.
Eben dahin gehören auch die Spo-
raden , so nannten die Griechen
die Inseln des östlichen ägäischen
Meeres, im Gegensatz zu der im
Kreise herumliegenden westlichen
Gruppe der Cykladen. Burs. H.
350.
Spartivento = Windspalter, ist
der Name der Südostspitze der kala-
brischen Halbinsel. Egl. 538.
150
Speier —
Strafsburg.
Speier hat seinen Namen von
dem Speierbach erhalten, an dem es
liegt. Ältere Formen sind Spira,
Spîrâ, Spîraha. Früher hiefs der
Ort Nemetum, Nemetae, noch früher
Noviomagus. Bacmeister, A. W. 25.
Spitzbergen wurde bei der dritten
N.-O.-Fahrt des Holländers Willem
Barents entdeckt und nach den
spitzen Bergformen des Landes be-
nannt. Alle Beschreibungen erwäh-
nen der pittoresken, zerrissenen For-
men der Gebirge. Egl. 540.
Sporaden s. Sparta.
Spree, der grofse Nbflfs. der Havel,
slav. Srjpawa, geht nach Dr. Mahn
auf die Wurzel srb, sbr zurück, aus
der auch der einheimische Name
der Wenden, Serben oder Sorben,
erwachsen ist. Spree bedeutet also
soviel wie Wendenflufs. Butt.
116.
Srinagar, Hauptstadt von Kasch-
mir, bedeutet nach Seydl. 18 Woh-
nung des Glücks. Egl. 541 giebt
die Erklärung heilige Stadt. Rug.
268 giebt die Erklärung Sonnen-
stadt,
Stade, in älterer Form Statho,
Statha vom got. staths, as. statk,
ahd. stad und staclo, mhd. stade,
Ort, Stelle, Stätte, Raum, Ge-
stade d. h. die Stelle, wo die
Schiffe nach der Fahrt stehen blei-
ben, landen. Forst. D. 0. 39.
Starnimi s. Konstantinopel.
Stara planilla s. Planina.
Stargard s. Grodno.
Staufen s. Hohenstaufen.
Steiermark, eine der Marken an
der bayrischen Grenze. Den Na-
men Steiermark erhielt das Land
von der Burg Steier an der Ens.
Forst. D. 0. 101. Umlauft 227.
Stendal, in älterer Form Steine-
dal, ist abzuleiten von ahd. stain, \
stein, mhd. stein, as. sten, Stein
und ahd. tal, dal, mhd. tal, as. dal,
Thal. Forst. A. N. H. 1375.
Stockholm. Der älteste Teil
der Stadt ist auf einer Insel gebaut,
welche zwischen dem Mälarsee und
einem schmalen Ostseefjord liegt.
Für solche Sunde existiert in Schweden
das finnisch-lappische Wort stächet,
stäck; holm bedeutet eine kleine
Insel, namentlich in einer Bucht,
einem See. Stäckholm, Stockholm
also Sundinsel. Egl. 545.
Stolp, Stadt in Pommern, Stol-
pen in Sachsen, verdanken ihre
Namen dem gleichen Etymon, wel-
ches auf eine gleiche Beschaffenheit
hinweist, stolp oder sloup heilst
Pfahl, Säule. Das niedrig, in
sumpfiger Ebene gelegene Stolpe
wurde auf Pfählen, die in den Sumpf
gerammt wurden, erbaut, und bei
Stolpen in Sachsen findet sich be-
kanntlich eine der ausgezeichnetsten
säulenförmigen Basaltabsonderungen,
die zur Namenbildung einlud. Glob.
19. 40.
Stör, Nbflfs. der Elbe, in älterer
Form Sturia, leitet Forst. A. N. n.
1396 vom ahd. stur, an. stör,
grol's ab.
Stralsund, am Strelasund gele-
gen und danach benannt ; Baed.
Mitt.- u. Nord.-Deutschl. Karte von
Rügen. Sund = Meerenge, ist wohl
nur durch nordischen Einflufs nach
Deutschland verschlagen worden.
Forst. D. 0. 29.
Strafsburg, Burg an der
Strafse, so genannt nach dergrofsen
Strafse, welche bei der Stadt über
den Rhein führt. Lor. u. Scher.
Gesch. d. Eis. 10. Dem gleichen
Grunde seiner Lage an einem wich-
tigen Flufsübergange verdankt auch
Straubingen — Sundewitt.
151
die Stadt Strafsburg an der Drewenz
ihren Namen.
Straubingen, in älterer Form
Strubingen, gellt auf ahd. mhd. struot
zurück, Sumpf, sumpfiges mit
Buschwerk und Sumpfrohr be-
standenes Dickicht. Schad. 884.
Forst. A. N. II. 1398.
Strelila, Stadt in Sachsen; der
Name geht nach Hey, Slav. O. 52 auf
tsch. strela, poln. strzala, der Pfeil.
Ebendahin gehört auch Strehlen in
Schlesien u. a. m. S. Strelitz.
Strelitz weist, wie auch Schwerin,
mit seinem Namen auf den ehema-
ligen Tierreichtum des Landes hin.
Der Name ist abzuleiten vom wend.
sezelz, Bogenschütze, Jäger,
poln. strzelec, russ. streletz. Butt.
121.
Stromboli, eine der liparischen
Inseln; der Name ist entstanden aus
GtQoyyvkr¡, d. h. die runde. Kiep.
474. Dieselbe Erklärung s. Egl. 546.
Strymon, Flufs in Macédonien.
Der Name geht auf die allgemein
arische Wurzel sru zurück, d. h.
strömen. Stry mon also einfach F1 u C s.
Kiep. 332.
Stubbenkammer s. Kamenz.
Stuttgart hat seinen Namen von
der Lage in der Nähe eines Stuten-
gartens, eines Gestütes erhalten.
Egl. 547.
Sudan, eigentlich Beled n' Ssu-
dan=Land der Schwarzen, nennt
der Araber die südl. an der Sahara
gelegenen, von Negern bewohnten
Gebiete, vom arab. soda, dunkel,
schwarz. Egl. 547.
Sudauer, alter Yolksstamm zwi-
schen Memel und Bug, wäre nach Piers.
107 vom lit. suditi, Recht spre-
chen herzuleiten. Nirgends in
Preufsen, fügt er zur Begründung
dieser Etymologie hinzu, gab's einen
so zahlreichen und mächtigen Adel
wie in Sudauen.
Sue vi, Gesamtname deutscher
Volksstämme, ahd. Suâpa, mhd.
Swabe, geht auf die Wurzel swiban,
suipan, getragen werden, suepen
= schweben. Sue ven oder Sueben
bezeichnet also die Völker der
alten unstäten Lebensweise.
Zeufs 56.
Suhl an der Suhl a gelegen; eine 4
ältere Form des Flufsnamens ist Sul-
aha. Sul geht auf sar, sal, gehen, ^
eilen, strömen zurück; aha =
Wasser. Th. Loh. 22. Arn. Ans.
u. Wand. III. erinnert an ahd. sûl,*-
Schweineschwemme und bemerkt
dabei, dafs die zahlreichen Ort-
schaften dieses Namens an Bächen
gelegen sind.
Sul, Rio Grande do, = grò fser
Flufs des Südens, nennen die
Portugiesen einen südbrasilianischen
Flufs im Gegensatz zum Ilio Grande
do Norte, dem grofsen Flufs des
Nordens. Ein Flufs in Nordamerika
führt den Namen Rio Grande del
Norte. Jene beiden Namen sind auf die
anliegenden Provinzen übertragen.
Egl. 549.
Sülm s. Main.
Sulza s. Salza.
Sumatra hat seinen Namen von
der Hauptstadt eines auf der Insel
einst mächtigen Sultanats erhalten.
Egl. 550.
Sunda war, als die Portugiesen
in den asiatischen Gewässern er-
schienen, ein Reich, welches die
W.-Hälfte Javas einnahm. Davon
erhielt zunächst die Meerenge zwi-
schen Java und Sumatra ihren Na-
men, später wurde derselbe General-
name für die ganze umliegende
Inselwelt. Egl. 551.
Sundewitt, Halbinsel zwischen
dem Alsensunde und dem Flens-
152
Suomalaiset — Sziget.
burger Fjord. Der Name bedeutet
Wald am Sunde. BrocMi. XIV.
261.
Suomalaiset s. Finnen.
Superior Lake, = Ober see,
heilst nach seiner Lage der oberste
der fünf canadischen Seen. Egl. 551.
Surate, Stadt in Indien, kommt
vom skr. sauradschtra = das
schöne Königreich. Egl. 551.
Susa, eine der Hauptstädte des
persischen Reiches; der Name ist
semitisch (aram. hebr. Schû-schân,
assyr. Susan) und wird von den
Alten richtig auf die Menge der
dort wachsenden Lilien bezogen.
Kiep. 140.
Sussex, Wessex, Essex, drei
jener kleinen, auf britischem Boden
durch die einwandernden Angeln,
Sachsen und Jüten gegründeten
Reiche. Die Namen bedeuten Süd-,
"West-, Ostsachsen. Die uns er-
haltenen angelsächsischen Namen
Sudseaxna rîce, Vestseaxna
rîce, Eastseaxna rîce bedeuten
Reich der Südsachsen u. s. w.
Noch ist uns ein vierter angelsäch-
sischer Name jener alten Landschaften
und Reiche erhalten, nämlich für
N ortlmmherland Northymbra
rice = Reich der Männer nörd-
lich vom Humber.
Sliwalki, Stadt in Rufsland. Bei
den Kriegsreisen des deutschen Or-
dens nach Litauen nannte man die
Nachtlager in der Wildnis Suwalk.
Das Wort ist aus dem lit.-preufs. zu
erklären durch su-walkis, Zusam-
menziehung, Rendez- vous. Loth.
Web. 582.
Südsee nannte Balboa den von
ihm entdeckten grofsen Ocean, weil
er ihn beim Vordringen über die
Landenge von Panama zuerst im
Süden erblickte. Kirch. 43. Egl.
421.
Siintel s. Twiel.
S wall etilen, Name einer südlich
vom Kaukasus gelegenen Landschaft,
soll vom grusin. Worte ssawane,
Zufluchtsort, Herberge kommen.
Swanethien ist eine schwer zugäng-
liche Berglandschaft und mag von
jeher die Zufluchtsstätte Flüchtiger
gewesen sein. Egl. 552.
Syene, abendländische Form der
Grenzstadt gegen Nubien, vom ägypt.
suan = Eröffnung (des oberen
Landes.) Bei den Arabern heifst
die Stadt Assuan. Egl. 553.
Syros, Insel im ägäischen Meer;
der Name ist phönicisch und bedeutet
Felsen. Kiep. 252.
Szameiten, eine litauische Land-
schaft im Norden der Memel und im
Westen der Dobese, bedeutet Nieder-
land, vom lit. zemas, niedrig,
davonzemaitis, ein Niederlitauer.
Im Gegensatz zu Szameiten steht
Auxtote, das Oberland, Oberli-
tauen, zu auksztas, hoch gehörig.
Szekler, ein Volksstamm in
Siebenbürgen, ist herzuleiten vom
ung. Wort székely, Grenzhüter.
Glob. 27. 65.
Sziget bedeutet im ung. Insel,
Sziget-vár Inselburg, Insel-
festung; vâr, Burg, Schlofs,
Festung. A. E. Seib. 82. 71.
Tadmor — Tataren.
153
Tadmor, in einer quellenreichen
Einsenkung zwischen Damaskus und
dem Euphrat gelegen, bedeutet
Palmen sta dt; so nannte Salomo
die von ihm gegründete Stadt nach
dem Reichtum an Palmen, den die
Oase barg. Die Römer übersetzten
den Namen in Palmyra. Kiep.
166.
Tadscliiks sind die Bewohner
Turans iranischer Abstammung;
tadsch heilst gekrönt, ruhmvoll
und ist ein Beiname. Dagegen be-
deutet Sart, wie sie von den tür-
kischen Völkern genannt werden, so
viel wie altes "Weib, Lump,
Feigling. Peterm. 21. 154. Egl.
erklärt letzteren Namen als Kauf-
leute, weil sie vorzugsweise dem
Handel obliegen.
Tafelbai, bei der Kapstadt gele-
gen, ist so genannt nach dem Tafel-
lberge, an dessen Fuis sie sich aus-
dehnt. Dieser hat seinen Namen von
der viereckigen Gestalt und dem
tischartig abgeplatteten Gipfel. Solche
würfelförmige, abgeplattete Berge
kommen häufig im Kaplande und
auch sonst auf der Erde vor. Egl.
556.
Tahama s. Nedschd.
Tanarus s. Don.
Tanganyika erklärt Stanley
durch kitonga, kleiner See, und
htka, Ebene, also ebenenähn-
licher See (?) Glob. 31. 281.
Egl. 558 giebt die Erklärung Be-
gegnung, Zusammenmündung,
nämlich der Gewässer.
Tarai, der sumpfige Waldsaum
am Fufse des Himalaja, bedeutet
Niederland. Andere schreiben
Terai und leiten es aus dem pers.
ab ; es würde dann so viel wie
feucht bedeuten. Beide Erklärungen
stimmen zu der Natur des Landes.
Egl. 568.
Tarantschen, ein Volksstamm
türkischer Abstammung im Iiithal,
fleifsige Ackerbauer; ihr Name scheint
von tary, Hirse herzukommen. Ta-
rantschen also Hirsebauer. Peterm.
Ergz. 54. 36.
Tarbagatai Oola = Murmel-
tiergebirge, vom mong. tarbaga,
Murmeltier und oola, Berg abge-
leitet, ist der Name einer centralasia-
tischen Gebirgskette. Egl. 559.
Tarnopol, Stadt in Galizien, trägt
ihren Namen von Job. Tarnowski,
der sie im 16. Jahrhundert gegründet
hat. Brockh. XIV. 368.
Tartaren s. Tataren.
Taschkend, Stadt in Turan. Der
Name ist türkisch und bedeutet das
steinerne Schiofs. Pesch. Gesch. d.
Erd.
Tasmania hat seinen Namen von
seinem Entdecker (25. Nov. 1642),
dem boli. Seefahrer Abel Tasman.
Dieser nannte das Land selbst nach
dem holl.-ostind. Generalstatthalter
Van Diemen, auf dessen Befehl er
seine Fahrt unternommen hatte,
Yan Diemensland. Egl. 559.
Tataren bezeichnete ursprünglich
die mongolischen Stämme, ging dann
aber, als diese die türkischen Völker
ihren Reichen einverleibten, auf diese
über. Der Name soll dem mong.
entstammen und bedeutet, von tafa-
nai, ausspähen abgeleitet, so
viel wie Räuber. Egl. 560. Die
Form Tataren ist eine volksety-
mologische Anlehnung an den Tar-
154
Tatra — Tengri-Khan.
tarus und ist durch die Russen nach
W. gekommen. Bei einem Schrift-
steller aus der Zeit Ludwig TX",
heilst es: exeuntes a Tartaro,
ut bene Tartari, quasi tatarei
nuncupentur. A. E. Seib. 82. 78.
Tatra, Gebirgsstock in den Cen-
tralkarpaten, bedeutet Vaterge-
birge. Die Bezeichnung von Bergen
uud Gebirgsstöcken als Vater, Mutter,
Mann, Frau findet sich häufiger.
Kirchh. 116. Vergi, d. Art. Man.
Tauiber, in älterer Form Dubra.
Der Name gehört zu dem kelt. dubr,
¥a s s er; derselbe Name ist auch
in Dubris, Dover enthalten. Forst.
A. N. n. 487.
Tauern nennt man in den Ost-
alpen hochgelegene Gebirgspässe. Die
Älpler verstehen unter Tauern zu-
nächst nur die Kammsenken zwischen
den Bergmassen. Erst später wurde
der Name auf gewisse Züge der
norischen Alpen übertragen. Das
Wort ist uralt und vor deutsch. In
den norischen Alpen wohnten die
Taurisker; altkelt. taur, ir. tor
bedeutet Berg.
Taunus, Name eines deutschen
Mittelgebirges, wird vom kelt. daun,
dun, Höhe abgeleitet. Egl. 561.
Taurisker s. Tauern.
Taurus, G-esamtname für ver-
schiedene kleinasiat. Gebirgssysteme.
Der Name ist aus dem aram. zu den
Griechen gekommen, wo tur, tura
Gebirge bedeutet. Kiep. 73.
Tännengehirge, ein Stock im
Salzkammergut, bedeutet Tannen-
gebirge. Der Name des Gebirges
ist hergekommen von dem Reich-
tum seiner Bewaldung. Gegenw. 25.
107.
Teheran, Stadt in Persien; der
Name bedeutet die Reine. Brock.
5IV. 411.
Tejas, in älterer Orthographie
Texas, Name eines der N.-amerik.
Freistaaten, bezeichnete ursprünglich
die indianischen Eingeborenen des
Landes. Auf die Frage der an der
Küste landenden Spanier, von wel-
chem Stamme sie wären, antworteten
jene mit dem Worte texia — gut
Freund. Egl. 562.
Tempe, das untere zwischen den
Steilwänden des Olympos und des Ossa
eingeschnittene Thal des Peneios;
der Name bedeutet die Einschnitte,
rà Té/Liny, zu ré/uno), schneide,
für réfi co, zur W. t£/i gehörig. Kiep.
303. Curt. 221.
Teneriffa wird auf den letzten
Guanchenkönig Tinerfe oder Chinerfe
zurückgeführt, der zu Ende des 14.
Jahrhunderts sein Scepter über die
ganze Insel schwang. Auf alten
Karten heifst die Insel Insola del
Inferno. Ausi. 52. 915.
Teil gis tail, Gebirgslandschaft im
Süden des Plateaus von Iran, bedeu-
tet das Land der Pässe. Die Pässe
erscheinen als enge, kaum passierbare
Schluchten.
Tengri-Khan = Geister fürst,
Name eines der höchsten Gipfel des
Thianschan. Nicht weniger als zwan-
zig Gipfel, alle ziemlich gleich hoch,
treten in einen dichten Haufen zu-
sammen, von oben bis unten in eine
fleckenlose Schneedecke gehüllt. Aus
ihrer Mitte, sie alle noch fast um
die Hälfte seiner relativen Höhe über-
ragend, eben so blendend weifs und
fleckenlos wie sie, ragt majestätisch,
unübertrefflich der wunderbarste Gip-
fel hervor. In dieser imponierenden
Gestaltung eine Welt erhabener Gei-
ster zu erblicken, ist eine schöne
poetische Vorstellung. Egl. 564.
Tennessee — Thrinakia.
155
Tennessee, Nbflfs. des Ohio, in-
dian. Tenwassee — krummerLöf-
fel. Mit diesem Bilde wollten die
Indianer die vielen Windungen des
Stromes andeuten. Der Name des
Flusses ist auf den anliegenden Staat
übergegangen. Egl. 565.
Teplitz, mehrfach auf slav. Ge-
biet vorkommender Ortsname, geht
auf slav. teply, warm zurück. Alle
Orte dieses Namens sind durch warme
Heilquellen ausgezeichnet. Butt. 95.
Terai s. Tarai.
Terceira, zu ergänzen ilha, die
dritte Insel, ist der Name einer
Insel der Azorengruppe, weil sie, hinter
St. Maria und San Miguel gelegen,
als die dritte des Archipels entdeckt
wurde. Egl. 564.
Terror s. Erebus.
Teutoburger Wald s. Detmold.
Teutonen s. Detmold u. Deutsch.
Thabor, ein Berg in Galiläa, be-
deutet einfach Berg. Egl. 566.
Thames, deutsch Themse, bei
Cäsar Tame sis, soll entstanden sein
aus den Namen zweier Quellfiüsse
Thame und Isis. Nach Klöden ist
der Isis eine Gelehrtenphantasie.
Thames heifst der Flufs, noch ehe
der Thame einmündet. Das Schlufs
-5 ist Suffix, das sonst in kelt. Flufs-
namen als -isa, -osu, -usa erscheint.
Derselbe Stamm erscheint in den
oberdeutschen Flufsnamen Zemos,
Nbflfs. der Hl. Ausi. 68. 511.
Thananariva, europ. Namensform
für die Hauptstadt von Madagascar,
fürThanaan-arive, tausend Dörfer,
so genannt, weil der Ort aus vielen
getrennten Häusergruppen besteht.
Egl. 567.
Thapsakus, Stadt am Euphrat.
Ihren Namen, der so viel wie Über-
gang bedeutet, verdankt sie der
untersten für Kamele praktikabeln,
weil bei niederm Wasserstande nicht
über 3 bis 4 Fufs tiefen Furt des
Euphrat. Kiep. 162.
Tharandt, Ort in Sachsen, er-
klärt Hey, Slav. O. 53 durch poln.
tarant, Apfelschimmel. Vielleicht
bestand hier einst ein altes Gestüt.
Theben in Aegypten, führte den
hieratischen Namen Pe-Amur = H a u s
des Am m on und den vulgären Bei-
namen ape — Haupt. Aus diesem,
mit dem fem. Artikel apet oder ta-
pe, ist die an den griech. Stadtnamen
anklingende Benennung gebildet wor-
den. Kiep. 203.
Theben, Hauptstadt von Boötien,
al GTjßcu. Der Name bedeutet in der
alten gräko-italischen Sprache einen
Hügel. Nach Varrò sagten die
Sabiner teba für co 11 is. Der älteste
Teil der Stadt ist eine Anhöhe mit-
ten in einer langen Kette von Hü-
geln. Burs. HI. 225.
Themse s. Thames.
Thermopylen, die warmen
Thore, hiefs der Engpafs, der von
Thessalien nach Mittelgriechenland
führte, von den warmen Quellen, die
sich in seiner Nähe befanden; griech.
&£Ql.ióg, warm, rtvXvj, das Thor.
Thian-Schau = Him m els g e-
birge, ist der chinesische Name
eines centralasiatischen Gebirgs-
systems. Egl. 568.
Tliracier, Thraker, scheint eine
griech. Benennung zu sein und bedeu-
tet die Rauhen, die Gebirgs-
stämme, vom griech. Tçaxvç, rauh,
mit vertauschter Aspiration. Hehn,
Kulturpf. 56.
Thrinakia für Thrinakria, der
alte Name Siciliens, bedeutet Drei-
fels, Dreikap, nach den drei Vor-
156
Thun — Tilsit.
gebirgen Lilybaeum, Pächynum und
Pelorum, welche die dreieckige Ge-
stalt der Insel bedingen. Egl. 570.
Thun, Stadt in der Schweiz; der
Name kommt vom kelt. dun =
Hügel, Befestigung. Egl. 570.
Thür, in älterer Form Dura, geht
auf kelt. dur zurück, welches die
Bedeutung von Wasser gehabt hat.
Dieselbe Ableitung haben auch Zürich,
in älterer Form Turicum, und Diireil.
Forst. A. N. II. 495. Auf denselben
Stamm dur führt Buck die Flufs-
namen Durius, heute Duero und
Duranius, heute Dor (logue zurück.
Dahin gehört auch die Dora Ri-
pera und Dora Baltea, Neben-
flüsse des Po.
Tiberias, Stadt am galiläischen
Meere, ist durch Herodes Antipas
gegründet und zu Ehren seines Be-
schützers, des Kaisers Tiberius, so
genannt. Egl. 571.
Tibet, geht auf die tibetanischen
Worte thub und phod zurück, welche
beide fähig, stark sein bedeuten
und in ihrer Zusammensetzung den
Begriff verstärken sollen. Egl. 571.
Tief, das Pillauer, Memeler; ahd. I
tiufi, an. diup, fries, diep, mhd.
tiufe bedeutet Abgrund, Meeres-
tiefe, Fahrwasser imMeere, aber
auch einen künstlichen Graben
oder Kanal. Die letzte Bedeutung
käme der der Bezeichnung des Pillauer
und Memeler Tiefs zu Grunde liegen-
den am nächsten. Forst. D. 0. 29.
Tien sia s. Clima.
Tiflis, korrumpiert aus dem georg.
Tphilissi, Tbilissi, Tphiliss = Warm-
stadt, welcher Name ihr wegen
ihrer warmen Bäder gegeben ist.
Dieselbe Bedeutimg hat auch das
fern abliegende Teplitz. Egl. 572.
Tigranocerta, Hauptstadt von j
Armenien, von Tigranes II. gegrün-
det und nach ihm genannt; kert,
ein syrisches Lehnwort, bedeutet
Stadt. Kiep. 79.
Tigris, der Zwillingsstrom des
Euplrrat. Der durch die Griechen
überlieferte Name schliefst sich an
die altiranische Form Tigra. In
diesem Idiom ist dieses Wort gleich-
bedeutend mit Pfeil. Schon die
Griechen bezogen diese Bedeutimg
auf die Schnelligkeit des reifsenden
Bergwassers. Jedoch ist das irani-
sche Tigra nur umgebildet aus der
ältern semitischen Benennung, aram.
Diglath, assyr., hebr. Chiddekel,
Hiddekel. Gesenius, Hebr. Lex. leitet
dieses von chadak= schnell sein,
ab. F. Lenormant, la langue
primitive de la Chaldée hält den
Namen für accadisch; sein ältester
Name sei Tiggar, derselbe bedeute
einfach Flufs. Gött. gel. Anz. 1875
1129. Kiep. 79. Egl. 244. 572.
Tigris, Boca = Tigerrachen,
heifst bei den europ. Seefahrern die
gemeinschaftliche Mündung dreier
chines. Ströme, welche den Canton-
strom bilden, nach der in ihr lie-
genden Ilha do Tigre = der Tiger-
insel. Die tropischen Begen haben
im Laufe der Zeiten von den unge-
heuren Granithügeln imd Blöcken
derselben die Erde fortgewaschen, so
dafs die merkwürdigsten Formen zu
Tage getreten sind. So trägt die
Insel ihren Namen von der grotesken
Form ihrer zerrissenen Bestandteile,
deren Umrisse von weitem an einen
liegenden Tiger erinnern. A. a. W.
8. 147; über boca s. Bocca.
Tilleda s. Twiel.
Tilsit, auch Tilse genannt, hat
seinen Namen von dem dicht bei der
Stadt mündenden Memelzuflufs Tilze,
heute gewöhnlich Til ¿ele genannt.
Timbuktu — Town.
157
Der Name erklärt sich durch lit. til-
sziis, sumpfig, patilzçs versumpft.
Tilze also Sumpf-, Moorflufs, eine
Bezeichnung, die namentlich zu der ¡
Beschaffenheit des Unterlaufs trefflich !
pafst. Der Flufsname Tilze kommt
auch sonst noch im diesseitigen Li-
tauen vor.
Timbuktu, die europäische Na-
mensform einer centralafrik. Stadt,
■welche auch Tumbuktu, Tombuktu
genannt wird. Nach Barth kommt
der Name von túmbutu = Höhle,
nach der Einsenkuug, in welcher
die Stadt zwischen den Sandhügeln
eingebettet liegt. Egl. 573.
Timor, eine der kleinen Sunda-
inseln, bedeutet der Osten. Egl.
573.
Titicacasee, auf dem Plateau von
Oberperu gelegen,hat seinenNamen von
einer seiner Inseln, dem Sonneneiland
Titicaca. Dasselbe ist berühmt durch
die Ruinen eines Palastes der Incas
und eines Sonnentempels. Brockh.
XIY. 633.
Tobel, Waldthal, Waldschlucht,
kleine thalähnliche Yertiefung an
einem Bergabhange, namentlich in
der Schweiz und in anderen Alpen-
gebieten gebräuchlich; ahd. tubil,
mhd. tobel. Schad. 942 weist auf
lit. dübe, Grube, dauba, Schlucht,
Höhle.
Tollensee, Flufs und See in
Mecklenburg. Schafafik meint, dafs
das t entstanden sei aus slav. d und
führt den Namen auf altsl. dolu,
Thal, wend. dol und dot, tsch. dui,
Grube, dobiiica, Thalland zurück.
Kühnel I. 27 bezweifelt die Rich-
tigkeit dieser Etymologie, ohne eine
andere aufzustellen. Dahin gehört
auch Delitzsch, Name zweier Städte
in der Provinz Sachsen. Hey, Slav.
O. 19. Auch die Dolinen, kleine
kesseiförmige oder trichterförmige
Einsturzthäler in den Kalkalpen ge-
hören hierher.
Toledo s. Zollern.
Tokio, der neue Name der Haupt-
stadt Japans, sonst Jedo genannt,
bedeutet die östliche Haupt-
stadt, im Gegensatz zu Saikio,
der westl. Hauptstadt, die sonst
Miako heifst. Der letzte Name be-
deutet Palast. Rug. 257.
Torres-Str a fee heilst die Meer-
enge zwischen dem austral. Festlande
und Neu-Guinea nach dem spanischen
Seefahrer, der sie 1606 zuerst durch-
schifft hat. Egl. 576.
Tote Mailil, eine Felspartie an
der Rhön, so genannt, weil dieselbe
von mancher Seite aus wie ein hoch
aufgestellter Sarg aussieht. Kirchh.
181.
Totes Meer nennen wir den
grofsen Salzsee, welcher den Jordan
aufnimmt, weil das von öden Fels-
mauern umgebene gesättigte Salz-
wasser keine Fische ernährt und
überhaupt mit seiner Umgebung den
Eindruck des unendlich Einsamen
und Toten macht. Egl. 574.
Toni s. Zollem.
Toulouse s. Zollern.
Tours ist entstanden aus dem
Volksnamen der Turones, deren
Hauptstadt es unter dem Namen
Caesarodunum, d. h. Kaiserburg
war; kelt. dunum, befestigte An-
höhe, Burg. Bacmeister, A. "W. 11.
Tower, die berühmte Citadelle
an der Ostseite der City von London.
Der Name ist entstanden aus dem
franz. tour, der Turm. Brockh.
XIY. 697.
Town, engl.Marktflecken,Stadt,
158
Trajanspforte — Tripolis.
erklärt sich durch ahd. mhd. %ûn,
Zaun, Hecke, Gehege; ags. tun,
das Umzäunte, die Ortschaft,
altengl. tun, tonn, an. tun, ein-
gehegter Platz, eingehegter
"Wirtschaftsplatz mit den Ge-
bäuden. Damit ist zu vergleichen
das kelt.-lat. dunum in Städtenamen ;
altir. dun = castrum, kyrar. dîn,
castellum, oppidum. Schad. 1300.
Trajanspforte s. Roterturmpafs.
Trakelinen, Dorf in Preufsisch-
Litauen, bedeutet Leute, welche
auf einer durch Abbrennen des
"Waldes gewonnenen Fläche
wohnen, vom lit. trakas, ein Ort,
wo der Wald ausgebrannt ist.
Trankelbar, Sanskritname einer
Stadt auf der Küste Coromandel, be-
deutet Wogenort. Egl. 578.
Transleitlianien s. Cisleitha-
nien.
Transsilvanisehe Alpen, das öst-
liche und südliche Grenzgebirge
Siebenbürgens. Der Name Transsil-
vanien stammt aus dem Mittelalter,
als der gröfste Teil Siebenbürgens,
namentlich die das Plateau umgeben-
den Gebirge, mit Urwald besetzt
war. Die Ungarn nannton das Land
Erdélyország, das Wal dl and. In
der officiellen lateinischen Sprache
heilst das Land Transsilvania = L a n d
jenseits der Wälder. In der
Folge blieb der Name an den süd-
östlichen Gebirgen haften. Kiep.
534.
Trapezuilt, Name einer griech.
Kolonie am Südufer des Schwarzen
Meeres, bedeutet ti sc h form ig, vom
griech. xqánTisch, Tafel,nach
dem schnurgeraden Profil der Vor-
berge , welche an der anliegenden
Küste ganz im Gegensatz zu den
Kegelformen im W. den Horizont so
gerade abschneiden, dafs man einen
einzigen langen Tafelberg vor sich
zu haben glaubt. Egl. 378.
Trasimeni! s, heute der See von
Perugia genannt, bedeutet nach
Corssen der jenseitige. Curt. 222.
Traun s. Durance; s. auch Eider.
Traz OS Montes, portug. Provinz,
hat ihren Namen, hinter den Ber-
gen, deshalb erhalten, weil sie von
den umliegenden Landschaften fast
auf allen Seiten durch hohe Gebirge
abgeschieden ist. Willk. 222.
Trelmije, Stadt in Montenegro,
bedeutet Opferstätte von aslv.
triebine, Opfer. A. E. Seib. 82.
174.
Treuenbrietzen s. Briesen.
Trilbur, Ort oberhalb Mainz ge-
legen. Der erste Teil des Namens
ist nach Forst. A. N. II. 481 das
ahd. drî, drei, mhd. drî, as. thria;
bur bedeutet Wohnung, Haus.
Trier ist entstanden aus dem röm.
Augusta Trevirorum. Diese römi-
sche Kolonie führte ihren Namen
nach dem umwohnenden gallischen
Stamme der Trevirer.
Triglay, Berg in den Ostalpen,
bedeutet im slav. Dreikopf, nach
seinen drei Gipfelspitzen. Kirchh.
158. Der Name könnte auch eine
mythologische Bedeutung haben.
Dann wäre der Name des slav. Gottes
Triglav auf den Berg übertragen.
Trinidad = Dreiheit, nannte
Columbus die auf seiner dritten Fahrt
am 31. Jul. 1498 entdeckte Insel,
weil dieselbe aus der Ferne drei
flache Gipfel zeigte. Egl. 580.
Tripolis = Dreistadt, eine
phönic. Stadt, so genannt, weil sie
als Bundesort von den drei Städten
Tripolitza —
Tungusen.
159
Tyrus, Aradus und Sidon gegründet
wurde. Das afrikanische Tripoli be-
zeichnete ursprünglich das Gebiet
dreier Städte, um später auf die so
genannte Stadt überzugehen. Egl.
581.
Tripolitza, Stadt auf Morea.
Vermutlich liegt in dem Namen eine
Erinnerung an die alten Städte Tegea,
Mantinea und Pallantion, auf deren
Gebiet die moderne Stadt steht; der
Name würde Dreistadt bedeuten.
Bnrs. II. 221.
Trollhätta, der grofse Wasser-
fall, den die Götaelf nach ihrem
Austritt aus demWenern macht, be-
deutet nach Seydl. 267 Riesen-
haube. Der Name ist wohl der
Anschauung der mächtigen sich aus
dem Wasserfall entwickelnden Dampf-
säulen entnommen, in denen die
Phantasie des Volkes Riesen und
Geister erblicken konnte.
Troppau, Stadt an der Oppa, an
einer Stelle gelegen, wo die Über-
fahrt stattfand. Das Volk bezeich-
nete die Stelle zur Oppa, z'r Oppa,
woraus sich Troppau entwickelte.
Der poln. Name der Stadt ist Opawa.
Butt. 59. Derselben Ansicht ist
auch Mikl. 177.
Troyes, Stadt in Frankreich. Der
Name hat sich entwickelt aus dem
Namen der Tricasses, deren Haupt-
stadt es unter dem Namen Augusto-
bona war. Kiep. Leitf. 192.
Tröbnitz, Trebnitz, häufiger
auf slay. Gebiet vorkommende Orts-
bezeichnung, geht nach Weis. Slav.
A. 22 auf aslv. trebiti, reinigen,
poln. trêbic, roden zurück.
Tsad, eigentlich Tsadhe oder
Tsade, ist der Name eines grofsen
innerafrik. Sees, bedeutet Wasser-
ansammlung, See. Glob. 41. 140.
An Tsad klingt Tschadda an, Nbflfs.
des Nigir. Man hat gemeint, der
Name sei irrtümlich von jenem
Strome auf diesen übertragen worden.
Indes andere halten die Selbstän-
digkeit des Namens aufrecht und
geben ihm die Bedeutung Flufs.
Tschadda s. Tsad.
Tsclierkessen bedeutet nach Egl.
584 Wegabschneider, vom türk.
tscher, W e g und kessmek, abschnei-
den. Gegenw. 83. 75 giebt die Ablei-
tung vom tatar. tscherk, abschneiden
und kes, Kopf, also Kopfabschnei-
de r. Sie selbst nennen sich A dighe,
die Spätergekommenen.
Tschernoje More s. Schwarzes
Meer.
Tschernosem, ein breiter durch
seine aufserordentliche Fruchtbarkeit
ausgezeichneter Strich Landes, der
das südliche Rufsland durchzieht;
der Name bedeutet schwarze Erde
und bezieht sich auf die Farbe des
Bodens. Rug. 147.
Tscheu s. Fu.
Tschináb = der Wassersam-
melnde, vom pers. tschiniden =
sammeln und ab = Wasser, Flufs.
Indessen da tschinap der pers. und
hind. Name für China ist, und der
Flufs aus Tibet kommt, dieses aber
als ein Teil Chinas gilt, so könnte
der Name auch Chinaflufs bedeuten.
Egl. 585.
Tsclmden, Name finnischer Völ-
kerstämme. Der Name ist russ. und
bedeutet Fremdvolk. Egl. 586.
Tsckllktschen ist korrumpiert
aus Tschauktus, d. h. Leute, so
nennt sich dieses Polarvolk selbst.
Peterm. Ergz. 54. 12.
Tungusen nennen sich selbst
I schlechthin boje, bo ja, d. i. Mensch.
160
Tunguska — Ugrische Strafse.
Der Name Tunguse oder, wie er
in den ältesten Quellen erscheint,
Tingoese, ist den Tataren entlehnt
und kommt wahrscheinlich von tin-
gi s, tengis, See; er mag ihnen des-
wegen gegeben worden sein, weil
sie sich mit Yorliebe an gröfseren
Gewässern aufhalten. G lob. 26 B.
208. Andere leiten den Namen von
dem tatarischen Worte tongus,
Schwein ab, und vielleicht haben
die Tataren den etwas unsaubern
Naturkindern dieses Epitheton ornans
beigelegt. Noch andere geben dein
Namen die Bedeutung: Leute von
den drei Stämmen. Peterm.
Ergz. 54. Yon dem Yölkernamen
kommt der Flufsname Tunguska;
er bezeichnet mehrere Nebenflüsse
des Jenissey, in deren Gebieten die
Tungusen namentlich sitzen.
Tunguska s. Tungusen.
Turan. Humboldt, Kosmos II. 119
giebt die Ableitung von zend. tûirja,
skr. turuschka, schnell, eilend
zur Bezeichnung der Reitervölker der
Turanischen Steppe. Hellw. D. Russ.
i. Cent. 2.
Türken. Der Name ist durch die
Araber aufgekommen, welche jene als
turkur — Räuber bezeichneten,
eine Bezeichnung, welche sie wohl
verdienten. Die Osmanen betrachten
den Namen als ein Schimpfwort. Die
in Turan und sonst nomadisierenden
Stämme bezeichnen sich als Türkmen,
men = tum, schaft, Türkmen =
Türkentum, Türk en schaft, Tür-
ken par excellence. StattTürkmen
ist bei uns die durch die Perser ver-
mittelte Form Turkomanen gebräuch-
lich. Egl. 588. Nach arabischen
Sagen wäre Turk, der Sohn Japhets,
der Stammvater der Türken.
Twiel, mehrfach vorkommender
Bergname ; am bekanntesten ist der Ho-
hentwiel im Hegau. Der Name ist
vordeutsch. Möglicherweise liegt ihm
das kelt. tul, toi Berg, Bergfeste
zu Grunde. Buck, Oberd. Fin. 284.
Th. Loh. Arch. 70. 415 nimmt auch
diesen Namen als deutschen in An-
spruch. Zur Erklärung desselben
nimmt er ein deutsches Grundwort
dui, thul von der Bedeutung Erhe-
bung, Berg an, entsprechend dem
kelt. dui. Dasselbe kehrt in dem
ahd. thulan, tragen wieder. Es fin-
det sich ferner in Tilleda am Kyff-
häuser, wo eda das ortsbezeichnende
Suffix ist. Tilleda oder Dullide,
Tullida hiefse danach Ort am Berge.
Auch dal in dem Bergnamen Sunt-
dal, siehe Siintel, das doch unmöglich
Thal bedeuten kann, ist die abge-
schwächte Form von dui, so dafs
Süntel so viel wie Südberg bedeu-
tet; ahd. mhd. sunt, Süden.
Tyrus, eigentlich Çôr oder Çûr,
verdankt seinen Namen, welcher
Felsen bedeutet, den flachen, aber
felsigen Inseln, welche, nahe der
Küste gelegen, den wichtigsten Teil
der Stadt enthielten. Kiep. 170.
ü.
Uándala, Landschaft im flachen eine Insel des Zürichsees im Gegen-
Sudan, bedeutet in vielen Negerspra- satz zur untern Au, der Halbinsel bei
chen Sumpfland. Horgen. Egl. 594.
Ufenau, die obere Insel, heilst Ugrische Strafee, nach dem
TJkerewe
— Urga.
161
Russischen eigentlich Jugrische Strafse,
heilst die Passage zwischen der Insel
Wajgatsch und dem Festlande nach
dem Volke der Ugren, welches jenes
Festlandsgebiet einst bewohnte. Egl.
594.
Ukerewe s. Nyanza.
Ukermark führt ihren Namen
nach dem slavischen Stamme der
Ukrer, welche dieses Gebiet einst be-
wohnten. Egl. 594. Die Ukrer haben
wieder ihren Namen von dem Haupt-
flufs der Landschaft, der Uker.
Ukraine = Grenzland, Mark,
vom russ. Worte lirai, d. i. Rand.
Unter der Regierung des Zaren
Alexei traten viele Kosaken in russ.
Dienste, welche an den Grenzen
gegen Polen angesiedelt wurden.
Dieses Gebiet erhielt später den Na-
men Ukraine. Peterm. 24. 331.
Timbrer s. Ammer.
Ulistrut, in älterer Form bei Gregor
von Tours Onestrudis. Der Name ist
nicht slav., da der Flufs bereits vor
der Ankunft der Slaven diesen
Namen besafs; ahd. struot bedeutet
Sumpf, sumpfige mit Busch-
werk bewachsene Stelle, Ge-
büsch, Dickicht. Ehemals war
das ganze Quellgebiet der Unstrut
mit wildem Walde, der Strut, be-
deckt. Ona leitet Th. Loh. I. von
der Wurzel an = atmen, sausen,
rasch bewegen ab also=Wasser,
Sumpf, Flufs. Schad. 884.
Unterslberg bei Salzburg. Dort
schläft nach der Sage der Kaiser
Karl. Simrock erklärt den Namen
durch das dialektische undern, d. h.
den Mittagsschlaf halten. Der
Name enthielte also schon einen
Hinweis auf die Sage. Es könnte
sich aber auch die Sage in Anleh-
nung an diese Deutung des Berg-
namens gebildet haben. Fufs 8.
Thomas, Elym. Wörterbuch.
Unterwaiden heilst einer der
Schweiz. Urkantone als das Land
zu den Füfsen der grofsen Berg-
wälder, welche sich einst weit gegen
den Yierwaldstätter See vorschoben.
Egl. 598.
Unyamwesi, die Hochebene zwi-
schen der Küste und den südafri-
kanischen Seen, bedeutet Mond-
land; die Eingeborenen nennen sich
selbst Wa-nyamwesi, Mondleute.
Pesch. Gesch. d. Erd. 31. Die Vor-
satz silbe U bedeutet in der Bantu-
sprache Land, Ba oder Wa Leute.
Guthe I. 345.
Uppernawik, eine grönländische
Absiedlung, bedeutet in der Sprache
der Eskimos soviel als Sommer-
wohnung. Egl. 413.
Upsala = die hohen Säle,
Paläste. Der Name erinnert daran,
daCs Upsala Jahrhunderte hindurch Sitz
der Königsherrschaft und Gottesver-
ehrung gewesen ist. Nicht der Lage
der Burg, wie Egl. 596 nach Passarge
meint, und der ältern Stadtteile
hoch über der Unterstadt verdankt
die Stadt ihren Namen. Das alte
Upsala (Gamia U.), dem der Name
ursprünglich zukam, liegt nördlich
von der Universitätsstadt.
Uracil, in älterer Form Uraha,
geht auf ahd. uro, mhd. ûr, ûre,
der Ur und aha, Flufs. Forst. A.
N. IL 1514.
Ural bedeutet im türk. so viel
wie Gürtel; von den alten Russen
wurde er nicht ohne Anmut Semnoi
pojas, Gürtel der Welt, genannt.
Pesch. Gesch. d. Erd. 316.
Urga, Ort in der Mongolei, kommt
von dem mong. Worte urgo, Schlofs;
der Ort heifst auch Kuren, was so
viel wie Einfriedigung, Ver-
il
162
Uruguay — Vancouver.
schan zun g bedeutet. Glob. 29.
170.
Uruguay, einer der gròí'sen sich
in die Bucht des Rio de la Plata
ergiefsenden Ströme, hat nach Andree,
Geogr. des Welthandels II. 514 sei-
nen Namen von den vielen Strom-
schnellen und "Wasserfällen erhalten.
Egl. 598. Nach Seydl. 308 bedeutet
der Name "Wasser des bunten
Y ogels.
Uslbeken, ein türk. Volksstamm;
sie haben diesen Namen nach einem
ihrer Sultane erhalten. Brockh. XIV.
954.
Usl>0j, das alte sich nach dem
Kasp. Meer ziehende Bett des Amu,
bedeutet im türk. niedrige Ebene.
Hellw. D. E. u. i. V. II. 410.
Ustlirt, das zwischen demKaspi-
und Aral-See gelegene Plateau, =
hohes Land, erhebt sich gegen
600 Ful's über das Niveau beider
Seen, durch ziemlich steile und hohe
Ränder begrenzt, welche dasselbe
scharf umziehen. Hellw. Die Russ.
i. Cent. 14.
Utah heilst ein Plateaugebiet N.-
Amerikas nach einem Indianerstamm
gleichen Namens. Egl. 599.
Utica, griech. jItvxit¡, phönic. Ko-
lonie an der N.-Küste Afrikas, be-
deutetStation,Ansiedlung. Kiep.
216.
Utrecht, an einem wichtigen
Flufsübergange gelegen, daher sein
Name Oude-Trecht, alte Furt, Tra-
jectus ad Rhenum. Seydl. 153.
Ueliti and = ö d e s Land, wurde
die Umgegend von Freiburg genannt
von der Zeit her, als zwischen dem
deutschen und burgundischen Reiche
in Helvetien eine weite Einöde lag.
Egl. 593.
Vaduz, Hauptort des Fürsten-
tums Lichtenstein, ist korrumpiert
aus dem rätorom. Valdutsch =
süfses Thal; lat. vallis, franz.
vallée = Thal und lat. dulcís, franz.
doux, douce — süfs.
Valette, la, die Hafenstadt Maltas,
ist nach ihrem Gründer, dem Grofs-
meister der Malteser La Valette
benannt. Egl. 600.
Valladolid = Valle de Olid =
Thal Olid s, ihres maurischen Grün-
ders, lautet der Name einer spanischen
Stadt. Nach andern ist der Name
korrumpiert aus Belad-Walid= Land
des Wahd, des Kalifen, unter dem die
Stadt gegründet wurde. Willk. n. 17 6.
Valparaiso, Stadt in Chile, be-
deutet Thal des Paradieses. Den
Seeleuten, welche nach langer See-
fahrt wieder an Land kommen, mag
die Stadt in der That als ein Ort
des Paradieses erscheinen. Hellw.
D. E. u. i. V. I. 396.
Vancouver, eine grofse Insel an
der Küste von N.-Amerika, ist so ge-
nannt nach dem engl. Seefahrer
Vancouver, welcher Ende des ver-
V and alen
— Vichy.
163
gangenen Jahrhunderts die Insel
nebst der gegenüberliegenden Küste
aufnahm. Egl. 600.
Vandalen, deutscher Volksstamm.
Der Name erklärt sich durch ahd.
vandjan, wenden, wantalon, wan-
deln. Vandalen sind also die Un-
stäten, Umherschweifenden.
Zeufs 57. In der spätem Zeit seiner
Geschichte erscheint das ganze Volk
beritten.
Van Diemensland s. Tasmania.
Tardar, Flufs in Macédonien,
scheint auf das alb. bard, weif s
zurückzugehn. Kiep. 309.
Varel, Stadt in Oldenburg, liefse
sich als Farn loh e erklären von
Farn, Farnkraut, filix, ahd.
far am, farm, mhd. varm, varn, und
ahd. loh, niedriges Gebüsch,Wald.
Strackerj. 28.
Vásárliely, häufig in Ungarn
vorkommender Ortsname, bedeutet
Marktplatz, vom ung. vasar,
Markt; hely, Ort. A. E. Seib. II.
65.
Velletri s. Elea.
Veltlin, das obere Thal der Adda,
vom ital. Valtellina = Val di
T egli o, ist nach dem ehemaligen
Hauptort des Thaies so genannt.
Egl. 602.
Venezuela, eine der südamerik.
Republiken, ist eine spätere Umfor-
mung des Namens Venezia, mit dem
die span. Entdecker ein grofses
indianisches Dorf bezeichneten, das
durch seine Pfahlbauten und den
regen Verkehr seiner Kähne an
Venedig erinnerte. Egl. 602.
Veilloo, Stadt in Holland, geht
auf got. fani, ahd. fenni, mlid. ven,
Sumpf, Moor und ahd. loh, niedri-
ges Buschwerk, Gehölz, Hain
zurück.
Verde, Cafro = grünes Vorge-
birge, nannte sein portug. Entdecker
den westlichsten Punkt Afrikas nach
der Fülle seiner immergrünen "Wälder,
in welche er es gekleidet fand, ganz
im Gegensatz zu der herrschenden
Vorstellung, als müfste zu beiden
Seiten des Aequators ein sonnenver-
brannter , unbewohnbarer Erdgürtel
liegen. Egl. 603.
Verden, Stadt an der Aller, in
älterer Form Fardium, ist herzuleiten
vom ahd. fart, as. fard, zusammen-
hängend mit dem ahd. far an, fahren,
die Furt. Forst. D. O. 38.
Verdun s. Birten.
Vermont, dem Franz. entnomme-
ner Name einer der V. St. von N.-
Amerika, bedeutet grüner Berg.
Egl. 603.
Vesterliavet s. Nordsee.
Vestur Veg s. Nordsee.
Vesuv, griech. Ovsaovßiog, auch
Beößiog, könnte ein der ligurischen
Urzeit angehöriger Name sein, da es
im ligurischen Apennin einen Stamm
derVesubiani im Thale derVesubbia
gab. Kiep. 377. Benfey leitet den
Namen aus einer osk. Wurzel (fesf?)
— Dampf ab. Egl. 604.
Via Mala = schlechter Weg,
vomlat. via, Weg, malus, schlecht,
heiCst der PaCs, welcher die untere
und mittlere Thalstufe des Hinter-
rheins voneinander trennt, nach dem
schlimmen und beschwerlichen Berg-
pfade, dem Vorläufer der heutigen
Kunststrafse. Selbst heute ist der
Weg nach anhaltendem Regenwetter
nicht ganz ohne Gefahr. Egl. 604.
Vichy, der bekannte Badeort in
Frankreich, im Departement Allier.
Der Name ist entstanden aus dem
römischen Vi cus callidus =
warmer Ort. Den Römern waren
die Heilquellen von Vichy, wie die
11*
164
Victoria Nyanza — Vulcano.
Überreste von Badebecken, "Wasserlei-
tungen und Münzfunde beweisen, wohl
bekannt. Brockh. XIV. 650.
Victoria Nyanza s. Nyanza.
Vierwaldstätte keiísen die um
den nach ihnen genannten See liegen-
den vier Schweizer Kantone. Wald-
statt war der allgemeine Name,
welchen man in jenen Gebieten einem
Komplex von Ansiedlungen beilegte,
welche allmählich auf dem Boden
der gelichteten Wälder entstanden.
Auch am Rhein gab es vier Wald-
stätte. Egl. 606.
Vindhja, das nördliche Randge-
birge des Plateaus von Dekhan,
bedeutet das gespaltene. Den
Namen hat das Gebirge von den
vielen Schluchten, welche es durch-
setzen. Trotz derselben bildet es
ein fast von Meer zu Meer reichen-
des Verkehrshindernis zwischen dem
nördlichen Tieflande und der Hoch-
ebene. Kiep. 45.
Yinland = Weinland, nannten
die Normannen das von ihnen ent-
deckte Küstengebiet von Neu-England
nach der von ihnen in den Wäldern
gefundenen amerikanischen Rebe.
Egl. 608.
Vintschgau, das obere Thal der
Etsch, hiefs im M.-A. valí i s Ve-
nusta; dieser Name geht auf den
alten Stamm der Venostes zurück.
Kiep. 368.
Virginia, vom lat. virgo =
Jungfrau, also Jungfrauenland,
heifst seit der Expedition des engl.
Seefahrers W. Raleigh 1584 einer
der V. St. von N.-Amerika nach der
jungfräulichen Königin Elisabeth. Egl.
608.
Viti Levu, die gröfste der Fid-
schi-Inseln, bedeutet Grofsfidschi.
Glob. 27. 105.
Vogelsfoerg, ein Gebirge in
Mitteldeutschland, verdankt seinen
Namen dem interessanten Tier- und
Naturleben seiner Wälder. Gegenw.
107.
Vogesen, Diese falsche Form ist
im 17. saec. gebildet von Vogesus,
einer schlechten Lesart alter Hand-
schriften. Die richtige Lesart, zu-
gleich durch Inschriften beglaubigt,
ist Vosagus. Davon ist richtig ge-
bildet das franz. Vosges und das
deutsche Wasgenwald. Kiep. 501.
Vogtland, Landschaft im N.-O.vom
Fichtelgebirge. Der Name stammt
daher, dafs sich in diesem Gebiete
einst eine Reichsvogtei ausdehnte,
welche zum Schutze gegen die Slaven
angelegt war. Kirchh. 188.
Volhynien s. Wohlau.
Volturnus, Flufs in Italien, be-
deutet der dahineilende Flufs, von
lat. volare, eilen, laufen, fliegen,
von der Wurzel gval, werfen. Th.
Loh. 42.
Vorarlberg, Landschaft im Süden
des Bodensees, hat seinen Namen
daher, weil es vor dem Arlberge
oder den Arlberger Alpen liegt. Die-
selben trennen Vorarlberg von Tirol.
Der Arlberg ist benannt nach der
Arle, pinus montana, einem zwerg-
artigen, am Boden fortkriechenden
Nadelholze, dem Krummholz oder
der Legföhre. Brockh. II. 176. Egl.
33.
Vulcano, eine der Liparischen
Inseln, trägt ihren Namen mit Recht,
da sie aus einem jetzt erloschenen
Vulkan besteht. Saalf. Itolog. 7.
Waadt — Waräger.
165
w.
Waadt s. "Walachei.
Wadi, in der Aussprache von
Marocco ued — Flufs oder Thal,
heiisen im arai), die Winterbäche,
d. h. die sonst wasserlosen Flufs-
thäler, welche nur durch Regenfall
einen Wasserlauf bekommen. Egl.
612.
Waigats eil-Insel im nördl. Eis-
meer. Der Name der Insel wird am
richtigsten von ihrem früheren Ent-
decker, einemRussen, abgeleitet. Pesch.
Gesch. d. Erd. 321. Yon der Insel
ist der Name auf die zwischen ihr
und Novaja Semlja durchführende
Waigatsch-Strafse übergegangen. Sie
heilst sonst auch die Karische Pforte, I
weil sie den Zugang zum Karischen
Meere bildet. Egl. 612.
Walachei. Vom lat. gal lic us
bildete das ahd. unter Wandlung
von g in w walah, mhd. ivalch,
der Fremde, insbesondere der von
röm. oder kelt. Abstammung, ags.
vealh, schwed. wal, an. val. AVla-
chen ist eine slav. Form, von der
die bei uns heute gebräuchliche
Walachen eine Modifikation ist. Die
Bewohner der untern Donauländer
sprechen noch heute eine romanische
Sprache. Waadt, franz. Pays de
Vaud, bedeutet Land der "Walen,
Wälschen. Der Name der Insel Wal-
clieren, in ältester Form Walacria,
weist nach Forst. A. N. II. 1319
darauf hin, dafs die Insel wohl in
früheren Zeiten von Kelten besetzt
gewesen ist. Auch der Walelieil-
see hat seinen Namen von den ro-
manischen Bauern, welche dort sitzen
geblieben waren, als die Bajuwaren
die Voralpen besetzten. Ebenso
haben Walensee, Walenstadt,
Wallonen, Wales, Cornwallis,
Wälsclüand diese Abstammung.
I. n. R, 75. 408. Jütt. 204. Siehe
auch Egl. 490. 611. Auch der
Name der Morlakeil in Dalmatien
gehört hierher. Man sieht in ihnen
slavisierte römische Provinzialen und
erklärt den Namen als Mauro-Wlachen
d.h.schwarzeWlachenvom griech.
fiavçoç oder als Meerwlachen, vom
serb. more, Meer. Umlauft 152.
Walcheren s. Walachei.
Walensee s. Walachei.
Walenstadt s. Walachei.
Wales s. Walachei.
Walfiselllbai, englische Besitzung
nördlich von Lüderitzland, hat seinen
Ì Namen von den zahlreichen Wal-
fischen, welche mit vielen anderen
Fischarten das dortige Meer beleben.
Walfischfänger machen häufig in der
Bucht auch für längere Zeit Station.
Büttner 216.
Wallis, das obere Thal des Rheins,
ist nichts weiter als das lat. vallis
— Thal; so hiefs dieses Gebiet
schon im 14. Jahrhundert. Egl. 615.
Wallonen s. Walachei.
Wall, Stadt in Armenien, iden-
tisch mit dem von Ktesias genannten
Xavcov, C hau on. In diesem Namen
hat Jaquet das altiranische chivan
= Wohnung erkannt, armen, van.
Kiep. 81.
Wangerooge s. Norderney.
Wa-nyainwesi s. Unyamwesi.
Waräger bedeutet Verbündete,
Gefährten, vom nord. wa7*a,
Wahrheit, Treue, Vertrag. So
nannten die zuerst aus Schweden
zu den Sia ven gewanderten Normannen
(Russen) die im Westen zurückge-
bliebenen Brüder, die, wenn sie
nachkamen, besondere Vorrechte ge-
nossen.
166
Warnow —
Wendelmeer.
Warnow, Fluís in Mecklenburg,
ist Th. Loh. 25 geneigt als deut-
schen Ursprungs anzusehen. Es
könnte nach ihm von der Wurzel
vars reifsen, raffen kommen.
Die slav. Endung oiv ist eine Um-
* formung vom deutschen au, das aus
ahd. aha, got. ahva, Wasser ent-
standen wäre. Der Name ist indes
doch wohl slavisch.
Warschau, poln. Warszawa und
in älterer Form Warczowa, bedeutet
Dorf des Warsz.
Wartiburg bei Eisenach ist in
den Jahren 1067—70 durch Lud-
wig den Springer gegründet worden.
Yolksetymologisch wird der Name
durch folgende Sage erklärt: Ludwig
sei einst auf der Jagd an den Fufs
des Berges gelangt und habe von
dessen günstiger Lage und von der
Schönheit der Gegend entzückt aus-
gerufen: „Wart' Berg, du sollst mir
eine Burg werden." Die Burg er-
scheint zuerst unter dem Namen
Wartberc, hat also ihren Namen
yon dem Berge erhalten, der sie
trug ; warten mhd., ivartên ahd.,
hat nicht die Bedeutung von erwar-
ten, sondern bedeutet ausschauen.
AVartburg also etwa Schauenburg,
wie die von derselben Landgrafen-
familie bei Friedrichsroda um 1044
—45 erbaute Burg wirklich heifst,
ahd. Scouonburc. Rieh. Roth, Fried-
richsroda 73. Die Rundschau von der
Wartburg ist bekanntlich eine sehr
weite, die Burg verdient also ihren
Namen mit Recht.
Wasgenwald s. Yogesen.
Washington heilst neben vielen
andern Städten der Union auch die
Bundeshauptstadt zu Ehren des Ge-
nerals Washington, des Führers im
Befreiungskriege. Egl. 617.
Waterloo. Der erste Teil des
Namens ist gleich nhd. Wasser;
loo könnte herkommen von ahd. loh,
der Hain, jedoch nimmt man besser
wohl ein altniedl. loo von der Be-
deutung Sumpf an. Forst. D. 0. 58.
Watzmann s. Mann.
Weichsel, poln. Wisla, soll das
hängende Wasser bedeuten, von
den starken Wasserfällen im Ober-
lauf. Nach andern bedeutet es die
fruchtbare. Ich halte beide Er-
klärungen für falsch und erblicke
in Wisla ein Grundwort von der
Bedeutimg „Flufs." Laxmann, Sib.
Briefe, das Buch ist 1769 gedruckt,
berichtet, die Weichsel habe bei den
Preufsen Isla geheifsen = Flufs.
Ich bin geneigt, dieser Notiz Glauben
zu schenken; der Stamm is findet
sich, wie ich gelegentlich an einem
andern Ort nachweisen werde, in
einer ganzen Reihe von preufsischen
Flufs- und Seenamen.
Weichselmünde s. Neckargmünd.
We istritz, Nbflfs. der Oder, geht
auf poln. bystry, rasch, reifsend,
bystrosi, reifsender Flufslauf.
Hey, Slav. 0. 15. Der Name stimmt
trefflich zur Natur des Flusses.
Wei(ses Meer nannten die
Russen einen grofsen Golf des nörd-
lichen Eismeeres, weil es den grö-
fseren Teil des Jahres zugefroren
und mit Schnee bedeckt ist. Egl.
618.
WeltCYreden, Niederlassung der
Holländer auf der Insellava, bedeutet
Wohlzufrieden. Hellw. d. E. u.
i. Y. H. 554.
Wendelmeer, mhd., Wandelmeri^
ahd., ist der deutsche Name des
Oceans; der Name bedeutet das Meer,
das alles Land auf der Erde in
Windungen umgiebt und be-
grenzend einschliefst, zu win-
tan, windan, mhd. Winten, winden,
winden, drehen. Yon derselben
Wenden — Westeras.
167
Vorstellung ist die Bezeichnung der
Erde als Mitigart, die Umhe-
gung der Mitte, die Mittel-
¥0 Ii nun g genommen. Schad. 618.
1121.
Wenden. Die Slaven haben von
jeher gerne am und in der Nähe
des Wassers gewohnt. Diese Vor-
liebe hat ihnen den ältesten Namen
gebracht, den der Wenden, Winden.
Das Wurzelwort dieses Namens ist
winda, wenda, (Schafarik, Slav.
Altert. I. 164) das in den europäi-
schen Sprachen Wasser bedeutet,
z. B. lit. wa/rtdü, Wasser, finn.
wenna, kelt. wand, wend — flu-
vius, dän. vand. Ketrz. 148. Nach
' c
Arn. D. Urz. gehört der Name zu
got. vinja, die Bewohner des
Weidelands. Das Wendland,
eine Landschaft im Kreise Lüchow
im östlichen Hannover, trägt noch
heute seinen Namen zur Erinnerung
an die einstige wendische Bevölke-
rung. A. a. W. 151.
Wendland s. Wenden.
Werben, Stadt an der Elbe, auch
sonst auf slav. Gebiet vorkommende
Ortsbezeichnung, geht auf wend.
werba, die Weide. Butt. 92.
Werder s. Werth.
W erilitz, Nbflfs. der Donau, in
älterer Form War-inza. Der erste
Teil des Flufsnamens geht auf die
Wurzel vars, reifsen, raffen zu-
rück. In dem zweiten sieht Th.
Loh. ein Grundwort antia, ama,
enza von der Bedeutung Flufs;
also der rasch dahin fliefsende
Flufs.
Werth, Werder, ahd. warid,
werid, mhd. werd heilst eine Flufs-
insel, auch eine Erhöhung im Sumpf-
lande. Darauf gehen Kaiserswerth,
Nonnenwerth, Donauwörth, Ma-
rienwerder, ebenso das auf einer
Havelinsel gelegene Werder und
viele Werths und Wörths. Alle
diese Orte liegen, wenn auch nicht
unmittelbar auf einer Flufsinsel, so
doch ganz in der Nähe einer solchen,
so dafs der Name der Insel allmäh-
lich auf den benachbarten Ort über-
tragen werden konnte. Schad. 1098.
Butt. 39. Auch der Name der Wer-
der, der Niederungen an Weichsel,
Nogat und Elbingflufs, gehört hierher.
Der Name Nonnenwerth erklärt
sich durch das Kloster der Insel,
welches als Schauplatz der Sage
vom Ritter Toggenburg bekannt ist.
Weser, in älterer Form Wisara,
Wiseraha, Visurgis, geht auf west.,
occidens zurück, bedeutet also
Westflufs. Die Wurzel ist vis,
wie der Name der Wisigoten be-
weist. Dazu trat das r-Suffix.
Aus Wiseraha hat sich Weser und
Werra entwickelt. Forst. A. N. II.
1574. 75. Th. Loh. Arch. 37. leitet
den Namen der Weser vom ahd.
wisa, mhd. wise, Wiese ab. In
seiner Abhandlung Arch. 70. 387
verwirft derselbe indes diese Ab-
leitung. Das aha in Wiseraha erklärt
er als eine volksetymologische Ent-
stellung des nicht mehr verstandenen
Grundwortes ara, Flufs, welches den
zweiten Teil des Namens bildet. Den
ersten Teil desselben bringt er mit
dem europ. Stamm vas, aufleuch-
ten in Verbindung; Weser als der
glänzende Flufs hat also dieselbe
Bedeutung wie Neckar.
Wessex s. Sussex.
Westeras, zusammengezogen aus
Vestra Aros = Westmündung;
aros, dem lat. os, ostium, Mün-
dung entsprechend, heifst eine der
Einfahrten des Malärsees. Danach ist
die daran liegende Stadt genannt.
Egl. 620.
168
Westerplatte — Wight.
Westerplatte, eine landfest ge-
wordene Insel an der Weichselmün-
dimg. Das Wort Platte bedeutet eine
ehemalige Sandbank. Forst.D.O. 41.
Westerwald, bedeutet der "West-
wald, das westliche Gebirge;
ahd. wè'star, mhd. ivëster, as. wëstar,
westwärts. Westrich bezeichnet
einen Teil der bayrischen Rhein-
pfalz. Wëstarîche, Wëstrîche bedeutete
das westliche Reich, das west-
liche Reichsland, den zwischen Rhein,
Maas und Scheide gelegenen Teil vom
Reiche Karls des Gr of sen, im Gegen-
satz zu Ostarrîhhi., den übrigen
deutschen Landschaften. Der Name
ist an jener Landschaft haften ge-
blieben. Weigand II. 1098.
Westfale, ahd. wëstfalaho, wè'st-
faldh, entstanden aus West zur Be-
zeichnung der Himmelsgegend und
falaho, falah = Feld bewohn er,
also westlicher Feldbewohner,
Bewohner des westlichen Flach-
landes. Im Gegensatz dazu hiefsen
die Bewohner des Landes zwischen
Weser und Elbe Ostfalen. Der
Landesname Westfalen ist, wie das
immer bei der Bildung solcher Land-
schaftsnamen geschehen ist, aus dem
dat. plur. des Volksnamens: wëst-
fälun, wëstfâbn entstanden, ver-
kürzt aus zi (zu) wëstfâlun, w'èst-
fâlon. Weigand 1100.
Westrieh s. Westerwald.
Wetter, Nbflfs. der Nidda, geht
auf ahd. vatan, schreiten, wat.,
Untiefe, nd. watt, seichtes
Küstengewässer zurück ; ivattir
oder wettir sind die seichten Stellen,
die zum Übergang benutzt wurden.
Arn. Ans. u. Wand. 99. Th. Loh.
Arch. 369 giebt die Ableitung vom
ahd. witu, Holz; er nimmt er
als entstanden aus ara = Flufs,
also Holzflufs. Das erste e ist
Trübung des i, veranlafst durch das
ursprüngliche a der Ableitungssilbe
ar. Buck führt den Namen der
Wetter auf einen Stamm rad, ved
von der Bedeutung Flufs zurück.
Die Wetterau, in älterer Form
Wedereiba, bedeutet soviel wie
Wettergau; eiba, ahd. = Gau,
Land.
Wetter au s. Wetter.
Wetterhorn ist ein bekannter
Alpengipfel. Zur Erklärung des Na-
mens schreibt Egl. 621: „Die voll-
kommenste und schönste Pyramide
verhüllt fast immer das Haupt in
Wolken und dient den Einwohnern
als Wetterverkündiger."
Wetzlar, in älterer FormWetflar,
am Wetzbach, früher Wettiffa, Wetfa,
bedeutet Ort am Furtwasser und
gehört zum ahd. watan, va der e,
ivat, vadum, Furt; iffa geht auf
ahd. affa, got. ahva, lat. aqua zu-
rück; lar, Ieri ahd., Ieri, 1er, as. hat
die Bedeutung von Stätte, Nieder-
lassung, Gerichts- und Opfer-
platz. Arn. Ans. u. Wand. 99.
Wied, Neuwied geht auf ahd.
vitu, Holz, Wald zurück. Forst.
D. 0. 55.
Wiek, Putziger, Bucht zwischen
der H.-Insel Heia und dem Festlande.
Wiek, ndl. ivyk, an. vîk, bedeutet
Bucht, Meerbusen von altnd.
vîkja = weichen, wie recessus,
Meeresbucht, von recedere, zu-
rückweichen. Yom an. vik hatten
die Wikinger ihren Namen. Jütt.
218. In den Fjorden oder Wieken
der skand. H.-I. haben wir die Centra
zu sehen, in denen sich jene Nor-
mannenschwärme organisierten, wel-
che mit ihren Flotten die benach-
barten Meere durchzogen.
Wight, Insel an der südl. Küste
von England. Sie hiefs bei den
Wilia — Wirtemberg.
169
Römern und früher Vectis. Eckerdt,
Engl. 0. 4.
Wilia, Nebenflufs des Njemen,
geht auf die Wurzel val, wälzen,
zu der lat. volvere, lit. vilna, Wolle,
lit. vilnis, vilne Welle, ksl. vlina,
Welle gehört. Wilia bedeutet dem-
nach soviel wie Flufs. Dahin ge-
hört auch der Name des Memel-
zuflusses Wischwill, lit. Wéáwilé,
der Krebsflufs, vom lit. wèzys,
der Krebs. Eben dahin stelle ich
die Welle, einen NebenfluCs der i
Drewenz.
Winchester, Stadt in England,
ist korrumpiert aus dem alten kelt.
Namen Cair Guent ; ehester erklärt
sich durch das lat. Castrum. Eckerdt,
Engl. 0. 9.
Waldenburg, eine vom deutschen
Orden an der Mündung des Rufs-
stromes in das Kurische Haff ge-
gründete Burg. Danach genannt die
Windenburger Ecke. Der Name hat
nichts zu thun mit den Winden und
Wenden. Im lit. heifst die Winden-
burger Ecke Wéncze rags. Ich
erkläre den Namen durch lit. wén-
tarisi der Wenter, ein grofses
Netz in der Form eines Sackes, wel-
ches aber nicht gezogen, sondern im
Wasser aufgestellt wird, poln. yjiç-
cierz, Fischreuse, und lit. ragas,
Horn, Bergnase. An der Winden-
burger Ecke befinden sich reiche
Fischgründe, welche namentlich durch
Aufstellung der Wenter ausgebeutet
werden. Der Name Wéncze rags
kommt noch einmal zur Bezeichnung
einer Bergnase im untern Scheschupe-
thale vor.
Winipeg, von den Kreewörtern
ivi, schlammig und nipi, Wasser
herzuleiten, ist der Name eines Sees
und Flusses von N.-Amerika. Das
Wasser des Sees und der einmün-
denden Flüsse, namentlich des Sas-
katschawan, ist trübe und undurch-
sichtig infolge der Menge weif sen
Thones, den es enthält. Egl. 626.
Winterthur geht auf kelt. Vitu-
durum, Yitodurum zurück, schon im
9. saec. Winturdura, Winter-tura.
Der letzte Teil des Namens bedeutet
Befestigung, der erste erklärt sich
durch ir. fid, Baum, Holz. Nahe
liegen auch die germ. Formen,
ags. vudu, engl, wood, ahd. witu,
Holz, Gehölz. Bacmeister, Kelt.
Br. 46.
Wipper, alt Wipfra, wiederholt vor-
kommender Flufsname. Die Flüsse sind
so genannt nach der hüpfenden, sprin-
genden Bewegung des Wassers; wip-
pen ist niederd., mhd. wipfen =
springen, hüpfen. Dieselbe Be-
deutung hat die Wupper, neben
wippen kommt wuppen vor, im klev.
wyppen = schwanken. Jütt. 31.
Weig. I. 1123.
Wishy, Stadt auf der Insel Got-
land, bedeutet soviel wie Opfer-
stätte. Pass. Schwed. 252. Da-
gegen ist zu bemerkeny dafs engl.
by, dän. bye, Wohnsitz bedeutet.
Man sollte danach in dem ersten
Teil unseres Namens ein no men
proprium vermuten. Fiedler, Wiss.
Gramm. 22.
Wirtemherg, nach officieller
Schreibung Württemberg, ursprüng-
lich eine Burg über dem Neckar,
geht nach Bacmeister, A. W. 9. u. f.
auf ein verschollenes keltisches Viro-
dunum zurück. Dieser Name würde
nach ihm soviel wie die grüne
Burg bedeuten. Buck, Oberd. Fin.
203 verwirft die Ableitung aus dem
Keltischen. Nach ihm geht es auf
einen Personennamen Wirtino zurück ;
k Í&*r-/Aé~*
170 "Wittenberg
die älteste Form von 1092 heifst
"Wirtinisberk. Auch der Ortsname
Birten (bei Xanten) gehört hierher.
Es erscheint bei Gregor von Tours
als Bertunum oppidum. Diesem
liegt vermutlich ein altgall. Viro-
dumun zu Grunde. Dieses erklärt
sich durch kymr. givyr — grün,
kräftig, ir. /er, féur = Gras,
"Wiese, dunum bedeutet Befesti-
gung. Auch dem heutigen Verdun
liegt ein altes Yirodunum zu Grunde.
Marj. Kelt. u. lat. 0. 5.
Wittenberg s. Belgern.
Wittstock. Der Name ist sowohl
in dem ersten, wie zweiten Teile
slav.; er bedeutet die hochgelegene
(Stadt). Das Nähere Mikl. 258.
Wladikawkas = Herr des
Kaukasus, russ. Name einer 1785
an dem N.-Fufse des Kasbek gegrün-
deten Feste. Mit Recht führt dieser
Ort den Namen, denn er beherrscht
den Eingang der grofsen Militär-
strafse, welche über das Gebirge
führt. Die Feste erhebt sich da, wo
der Terek aus dem Gebirge in die
Ebene hinaustritt. Egl. 627.
Wolllau, Stadt in Schlesien, geht
auf poln. woi, Rind zurück. Die-
selbe Herleitung zeigt der Name der
Landschaft Yolliynien. Bekannt-
lich erzeugt dieses Land ein vortreff-
liches und zahlreiches Rindvieh. Butt.
123. Mikl. 256 leitet den Namen
Wohlau vom poln. wola, der Frei-
grund her.
Wolclionski - Wald bedeutet
"Wald der Wasserscheide. Als
Quellort für Wolga, Dnjepr, Düna
führt die Bodenanschwellun g diesen
Namen mit Recht. Zeufs 296.
Wolfeilbiittel. Der zweite Teil
des Namens fällt mit dem as. bodl,
— Würzen.
villa, ags. boti, dorn us zusammen.
Der erste Teil geht auf einen Per-
sonennamen. Forst. D. 0. 85.
Wolga, d. h. die Grofse, von
den Tataren Iti, d. h. die Frei-
gebige genannt. Beide Namen
stimmen vortrefflich zu der Natur
des Stromes. Seydl. 283.
Wolmirstadt, Stadt in der Alt-
mark. Den Namen erklärt die Volks-
etymologie so: Karl derGrofse habe,
als er an wohlgeborgener Stelle hinter
der Ohre sein Kriegslager hielt, aus-
gerufen: „Wohl mir der Stätte." Glob.
32. 128.
Wolof, Negerstamm zwischen
Senegal und Gambia, bedeutet die
Schwarzen, im Gegensatz zu den
Fulall, den Gelben. S. Fulah.
F. Müll. 115.
Worcester, Stadt in England, ist
korrumpiert aus dem alten kelt. Na-
men Cair Guiragon od. Wrangon ;
ehester ist das lat. Castrum. Eckerdt,
Engl. 0. 9.
Worms, kelt. Borbetomagus.
Das magus ist ganz abgefallen. Aus
Borbeto wurde AVorweto, daraus Wor-
meto. Urkundlich belegte Formen
sind AVormiza , Wormeze , Wormez.
Bacmeister, A. W. 23.
Wormser jocli, der Pafs zwischen
dem Schweiz. Münsterthal und Grau-
bünden, ist genannt nach dem klei-
nen Städtchen Bor mio, deutsch
Worms. Egl. 629.
Wörth s. Werth.
Wupper s. Wipper.
Würzen an der Mulde leitet Hey,
Slav. 0. 54 vom asl. vrutu, sorb.
vort, Garten, Hag ab.
"Wustrow — Yucatan.
171
Wustrow, Güstrow, häufig
auf slav. Gebiet vorkommende Orts-
bezeichnung. Die Namen bedeuten
Insel, asl. ostrovic, Insel, Halb-
insel, westsl. vostrov. Mild. 211.
Würziburg ist verderbt ausWirz-
burg, Burg Wirzos. Die lat. Über-
setzung Herbipolis lehnt sich an
wir%, Kraut, Kohl an. Andre. 66.
X.
Xanthos, mehrfach vorkommender
Flufsname, bedeutet der gelbe, falbe
vom griech. gav&og, gelb, falb. Die
Wasser des troischen Flusses dieses
Namens zeigen Sommer und Winter
eine hellgelbe Farbe. Egl. 630.
Yang-tse-Kiang, der Name des
grofsen chinesischen Stromes, wird
gewöhnlich der blaue Fluís über-
setzt. Einen blauen Strom kennen
die Chinesen nicht; dieser Name
wäre auch ganz impassend, denn die
Wasser des Yang-tse-Kiang tragen
keine Spur von blauer Färbung an
sich, sondern geben dem Meere bis
auf hundert Seemeilen vom Ausflufs
eine schmutzige Lehmfarbe. Die
Ubersetzung des Namens Yang-tse-
Kiang mit Sohn des Oceans
beruht gleichfalls auf einem Irrtum.
Yang heifst allerdings Ocean, tse
Sohn, kiang Flufs, jedoch hat
der Ubersetzer nicht die chinesischen
Hieroglyphen des Flufsnamens gese-
hen, denn das für Yang gebrauchte
Zeichen bedeutet hier den uralten
Namen einer Provinz an der Mün-
dung des Stromes; das Zeichen tse
ist ein bedeutungsloser Laut, wie die
Chinesen ihn oft des Wohlklangs
wegen einschieben. Yang-tse-Kiang
heifst demnach Strom der Pro-
vinz Yang." Ausi. 46. 2,
Yosemite, Flufs in Kalifornien,
bedeutet imindian. Thal des grauen
Bären. Grlob. 31. 8.
Ypern, Stadt in Westflandern,
könnte auf nd. '¿per, die Ulme
und heurne — H o r n, Ecke, Yor-
sprung der Gteest ins Moor oder in
die Marsch gehen. Strackerj. 29.
Yssel s. Isar.
Yucatan, Halbinsel in Centrai-
amerika. Als die Spanier 1506 die
Küsten des Landes betraten, fragten
sie die Indianer, wie es heifse; diese
antworteten: juca tan, d. i. was
sagt ihr? Die Spanier nahmen das
für den Landesnamen. Kleinpaul
324.
172
Zaandam — Zerbst.
Zaamlaill. Stadt ill Holland, liegt
zwischen der Za an, welche hier in
das T mündet, und einem Damm;
daher der Name. Egl. 23.
Zab, zwei linksseitige Nebenflüsse
des Tigris. Der Name kommt be-
reits in den assyrischen Inschriften
vor. Im syr. heilst %aba der "Wolf.
Kiep. 67 erklärt den Namen des
Flusses mit der zerstörenden Kraft
seiner Gewässer.
Zalbern, im Elsafs, ist entstanden
aus Tabernae. Taberna heilst Hütte,
Bude; mit diesem Namen bezeich-
neten die Römer häufiger die Sta-
tionen der Militärstrafsen. Eben da-
hin gehören Bergzabern und an-
dere Ortsnamen.
Zalillküste oder Elfenbeinküste
nennen die Europäer seit der Zeit der
Portugiesen noch immer einen Strich
Oberguineas, weil dort lange ein der
portugiesischen Krone einträglicher
und ihr als Regal vorbeh alten er Han-
del in Elfenbein mit den Negern
unterhalten wurde. Egl. 634.
Zambezi bedeutet nach Seydl.
37 der Fischflufs, nach Egl. 634
der grofse Flufs, der Flul's als
solcher.
Zainos, Stadt in Polen, trägt
ihren Namen nach Jan Zamojski, der
die Stadt im Jahre 1588 gegründet
hat. Brock. XIV. 713.
Zankle, das spätere Messina, er-
hielt diesen Namen von der den
Hafen umschliefsenden sichelförmigen
Landzunge, griech. táyxXv, sik. tdyxXov
die Sichel. Kiep. 466.
Zante, durch die Italiener kor-
rumpiert aus griech. Zakynthos. Nach
Curtius ist der Name entstanden aus
ÖLaxavSog d. h. reich an Acan-
thus. Burs. H. 378 macht dagegen
den Einwand, dafs der Acanthus
für die Vegetation der Insel keines-
wegs charakteristisch ist.
Zaragoza, entwickelt aus dem
röm. Caesar Augusta, einer der
zahlreichen nach Augustus und spä-
tem Kaisern gewählten lat. Orts-
namen. Egl. 635.
Zarskoje -Sselo, Schlofs bei
Petersburg, bedeutet soviel wie kai-
serliches Dorf. Seydl. 289.
Zanelle, eine Landschaft in der
Mark, auch als Ortsbezeichnung vor-
kommend, geht auf slav. suchy ==>
trocken. Zauche nannte man ehe-
mals solche Stellen des Sumpf- und
Moorlandes, die durch Entwässerungs-
arbeiten trocken gelegt waren, so
dafs auf und an denselben Ortschaf-
ten entstehen konnten Butt. III.
ZeMendorf s. Zielenzig.
Zell, häufig vorkommender Orts-
name, ist entstanden aus dem lat.
cella, mit welchem "Wort man Ka-
pellen, Einsiedeleien u. dergl.
bezeichnete. Dahin gehört Zell am
Untersee, Appenzell u. a. Egl. 636.
Appenzell erhielt seinen Namen,
seitdem der Abt von St. Gallen dort
im Jahre 1061 eine Kapelle errich-
tet hatte.
Zerafseliän, ein bedeutender
Flufs in Turan, bedeutet Goldspen-
der, Goldstreuer, pers.xer, Gold.
Der Name bezieht sich wohl auf die
ungemeine Fruchtbarkeit der Ebene,
welche von dem Flufs und den von
demselben abgezweigten Kanälen
durchzogen wird. Hellw. d. Russ. i.
Cent. 45.
Zerbst, Stadt in Dessau. Der
Name ist slav. und bedeutet nach
Hey, Slav. 0.16 grofses Eichicht,
Eichenwald. In der Nähe liegt
das Dorf Eichholz. Nach andern geht
Zermatt —
Zwickau.
173
der Name auf serbski serbisch, sor-
bisch, Zerbst also Sorbenstadt.
Zermatt s. Matterhorn.
Zielenzig, Stadt in der Mark,
geht auf wend. selény, poln. zielony,
grün. Auch der Ort Zehlendorf
hat diese Ableitung. Butt. 81.
Zigeimer, türk. Cingjane, ung.
Cigan, ital. Zingaro. Man knüpft
diesen Namen an den eines Volks-
stammes am Ausflufs des Indus.
Sie selbst nennen sich Kaie, Mel-
lele, d. i. Schwarze, Sinde oder
Sinte, d. i. Anwohner des Indus,
Manusch, Eom, d. i. Menschen,
Leute. Kleinpaul 287.
Zinzaren, die südl. Rumänen,
werden yon den Griechen und Slaven
so genannt, weil sie das wlachische
Zahlwort 5, tschintsch, in ihrer
Mundart wie xinic aussprechen. Rug.
163.
Zion, die von David eroberte
Festung der Jebusiter, bedeutet B urg.
Kiep. 178.
Zittau, Stadt in Sachsen, auch
sonst zur Bezeichnung von Orten
auf slav. Gebiet vorkommend, geht
auf wend. zyto, das grüne G-e-
t rei de, besonders der Roggen, zu-
rück oder auf ein davon gebildetes
nomen proprium. Butt. 99.
Immisch 26.
Zobtenlberg in Schlesien, slav.
Sobotkagora, bedeutet Feuerberg
und erinnert an seine einstige Be-
deutung als Opferstätte. Rug. 75.
Zollern, Hohenzollern, Forst.
A.N. II. 1619 sagt darüber: Wenn
der Name deutsch ist, so könnte er
mit got. tulgjan, befestigen zu-
sammenhängen. Die italienische Fa-
milie Collalto betrachtet Hohenzollern
als Übersetzung ihres Namens. Bac-
meister führt den Namen auf kelt.
tul, toi, Berg, starke Bergfeste,
die Feste xaz^eÇoxijv zurück, wie
sie es als merkwürdiger Ausläufer
der Alb sicherlich schon in vorrömi-
scher Zeit gewesen ist. Dieselbe
Ableitung zeigen die Namen der
franz. Städte Toul, alt. Tullum, und
Toulouse, alt. T o 1 o s a. Auch Toledo,
alt. Tole tum, könnte hierher ge-
hören. Bacmeister, A. W. 144. Buck,
Oberd. Fin. 312.
Zorn, mehrfach vorkommender
Flulsname; derselbe ist vordeutsch
und erklärt sich durch die Wurzel
STM, fliefsen. Buck, Oberd. Fin.
313.
Zschopau, mit altem Namen Sa-
pawa, Nbflfs. der Mulde, seit alters
wegen seiner Wildheit bekannt,
erklärt sich nach Hey, Slav. O. 51
durch tsch. sap, schnauben, zi-
schen. Sapava, zu ergänzen rêka,
ist die Reifsende, Zischende,
Tosende.
Zuidersee s. Nordsee.
Züllieliau, Stadt in der Mark,
geht auf wend. %ola, die Biene
zurück. Bekanntlich spielte die Honig-
ausbeute der Wälder eine grofse
Rolle in dem Haushalte unserer Vor-
fahr en. Butt. 128.
Zülpich in der Rheinprovinz ge-
legen, hat sich entwickelt aus kelt.-
röm. Tolbiacum. Bacmeister, A.W.
28.
Zürich s. Duero, s. auch Thür.
Zwickau, Stadt an der Mulde.
Der Name ist slav. und bedeutet
etwa Ort am Winde gelegen,
Windhausen. Die Stadt liegt zwi-
schen dem Windberge und dem
Brückenberge. Hey, Slav. O. 53.
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Adrar ist im berber. der gebräuch-
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GL Eohlfs 41.
Aghadlr geht wie die unter Ka-
dix genannten Ortsnamen auf phönic.
gader — Mauer. Egl. 8.
Aimarás = Säcke, Name eines
südamerikanischen Indianerstammes,
nach dem sackartigen Kleidungsstück,
welches die Angehörigen desselben
zu tragen pflegen, so genannt. Egl. 11.
Alabama, einer der vereinigten
Staaten von Nordamerika, trägt seinen
Namen nach dem Hauptflufs des
Landes. Dieser wieder ist nach dem
Indianerstamm so getauft, welchen
die Spanier 1540 dort vorfanden.
Egl. 44.
o
Alands-Inseln, eine Inselgruppe
am Eingange des bottnischen Meer-
busens, sind genannt nach der gröfsten
derselben. Aland, d. h. Wasser-
land, vom schwed. â — Wasser;
vergi, ahd. aha, got. ahva, ags.
eai an. â, Wasser, Flufs.
Albort nannten die Araber die
Pyrenäen vom lat. portae, also Ge-
birge der Tliore. Die Pyrenäen
sind reich an Querthälern, engen Spal-
ten ohne Thalgrund, oft im mittleren
Teil mehrfach bassinartig erweitert,
welche Strecken durch enge Felsen-
gassen untereinander zusammen-
hängen. Klöden, Handb. d. Erd. II. 27.
Alburs. C. Ritter (Asien, B. YIII.
42) und nach ihm Tietze (Bemer-
kungen über die Tektonik des Al-
bursgebirges in Persien, Wien 1879)
haben über den Ursprung des Namens
Thomas, Etym. Wörterbuch.
ausführlicher berichtet. Ursprüng-
lich als Alborj, d. h. der Grrofse,
Erhabene, von den Ariern für
den Himalaya gebraucht, wurde er
in veränderter Form als Alburs der
nördlichen Eandkette Irans beige-
legt. Nach den Anschauungen der
alten Perser ist der Alburs der Vater
aller Berge der Erde, der Lichtberg,
der Nabel der Erde, um den alle
Gestirne kreisen. Der Name El-
burs im Kaukasus hat gleichen
sprachlichen Ursprung, ja Tietze
meint, dafs das Wort Alpen auch
vielleicht damit in Verbindung stehen
könnte. Peterm. 31. 255.
Almeria, Stadt in Spanien. Der
Name ist entstanden aus arab. al
Meryah, die glänzende. Klöden,
Handb. d. Erd. II. 108.
Am âz i gli = Freie, Edle, ist
der eigentliche Generalname, welchen
sich die nord afrikanischen Berber-
stämme beilegen. Egl. 20.
Anden soll sich nach Klöden IV.
897 aus Antâsaya, welches so-
viel wie Metall-Distrikt bedeu-
det, entwickelt haben. Edlinger 8.
Ansbach, früher Onoldesbach,
zunächst der Name des Baches,
an dem die Stadt liegt, geht auf
ein nom. propr. On old. Der Name
des Baches ist in Holz bach umge-
deutet. Forst. A. N. II. 157.
Apalachen, Gebirge in Nord-
amerika, ist nach einem der Indianer-
stämme, welche dieses Gebiet be-
wohnten, so genannt. Egl. 47.
Aquisgranum, römisch - kelti-
12
178
Aranjuez — Berlin.
scher Name der Stadt Aachen. Gra-
nus war eine keltische Gottheit,
deren Name vom kelt. grian, Sonne
oder g rea nn, H a a r, Bart abz uleiten
wäre. Plant. 37.
Arailjuez soll sich aus einem
Ara Jovis = Altar des Jupiter
entwickelt haben. Edlinger 9.
Ardea, alte Stadt der Rutuler,
erklärt sich gut, seiner Lage ent-
sprechend, durch lat. arduus, steil.
Die Stadt lag hoch auf einem Felsen.
Edlinger 9.
Arnliems-Land heilst ein Küs-
tenstrich im N. des Festlandes von
Australien nach einem der beiden
Fahrzeuge Arn hem, mit denen
Jan Carstens 1623 jenes Gebiet
entdeckte. Egl. 33.
Ar temisi Ulli, Ort und Vorge-
birge auf der Nordküste von Eu-
böa, erhielt seinen Namen nach
einem Tempel der Artemis.
Artois, Landschaft im nördl.
Frankreich, hat sich, wie der Name
der Stadt Arras, aus dem des galli-
schen Namens der Atrebates ent-
wickelt. Kiep. Leitf. 197.
AvOll oder Afon, häufig in Grofs-
britannien vorkommender Flufsname,
bedeutet im kelt. einfach Flufs.
Klöden, Handb. d. Erd. II. 611.
Balfrusch, eigentlich Bâlfurûsch,
oder Bârfurûsch, persische Stadt am
kaspischen Meer, bedeutet Handels-
platz, Marktort. Edlinger 14.
Barrier - Riff heifst ein der
N. - Ostküste des Festlandes von
Australien entlang laufender Gürtel
von Riffen, Korallenbauten, welche
nordwärts der Küste näher und
näher rücken und für Cook, welcher
sich 1770 in diese abgeschlossene
See hineingewagt hatte, das Fahr-
wasser unheimlich verengten, so
clafä er froh war, als sich ihm eine
Lücke bot, zu entkommen. Egl. 54.
Bayern s. Böhmen.
Bären-Insel, Beren-Eylant, eine
Insel im nördlichen Eismeer, wurde
durch W. Barents 1591 entdeckt
und nach einem Eisbären, welchen
die Holländer dort erlegten, benannt.
Egl. 66.
Bella, Isola = schöne Insel,
ist der italienische Name einer der
borromäischen Inseln des Lago Mag?
giore. Sie verdient diesen Namen
mit Rücksicht auf ihre entzückende
Lage und ihre prächtigen Gärten
mit Recht.
Beresow, Ort in Sibirien, ist die
russische Übersetzung eines ostjaki-
schenNamens und bedeutet Birken-
ort. Egl. 66.
Berlin. Wir führen nach dem
Aufsatz des Dr. G. Hey, Über den
slavischen Namen Berlin, zur Ety-
mologie dieses Namens Genaueres
auf. Derselbe verwirft die Herlei-
tung des Namens aus dem kelt.,
wie sie Dr. C. A. F. Mahn, Etymo-
logische Untersuchungen über geo-
graphische Namen V. 75 versucht
hat, von paûr-lûyn = Weide-
wald, sowie auch alle bisher ge-
machten Versuche, den Namen aus
dem slav. abzuleiten. Er führt aus,
dafs der Name Berlin aufser zur
Bezeichnimg der Hauptstadt, noch
zehnmal vorkommt und zwar meistens
als der Berlin. Auch der Name
der Hauptstadt erscheint als der
Berlin, to dem Berlin. Die so
genannten Orte haben, an den
Flüssen gelegen, ihre Benennung
von dem aslv. brulenï, tsch. brlen,
sorb, barlerí oder berlerí, d. i. der
Wasserrechen, Flöfsrechen,
Flöfsholzfang, ein Balkengerüst,
welches quer über das AVasser ge-
Biscayisches Meer — Don.
179
baut zum Auffangen des Flößholzes
dient. Ganz unzweifelhaft, schliefst
Hey nach einer längeren sprachlichen
Auseinandersetzimg, verdankt Berlin
nebst seinen Namensgenossinnen der
vornehmlich in alter Zeit, indes auch
noch heute stark betriebenen Holz-
flöfserei sowohl Entstehung als auch
Benennung imd schliefst sich einer
ganzen Reihe von Orten gleicher
Bedeutung an (s. Plauen). Es dürfte
nicht schwer halten, die frühere
Existenz eines Spreerechens in Berlin
aus chronikalischen Aufzeichnungen
oder märkischen Urkunden nachzu-
weisen.
Biscayisclies Meer oder Golf
von Vizcaya ist nach der spanischen
Provinz Vizcaya genannt. Egl. 72.
Bismarck - Archipel sind auf
Antrag der Neu-Guinea-Kompanie
die im Osten von Neu-Guinea lie-
genden, unter deutschen Schutz ge-
stellten Inselgruppen mit Genehmi-
gung Seiner Majestät des Kaisers
genannt worden. Derselbe umfafst
die bisher unter den Namen Neu-
britannien, Neuirland, Neuhannover,
Admiralitäts-Inseln u. a. bekannten
Gruppen. Reichsanzeiger v. 21. Mai
1885. Peterm. 31. 228.
BlailCO, Calbo = weif se s Vor-
gebirge, ist der Name vieler Vor-
gebirge, welche sich entweder durch
weifse Felsenmassen oder durch
weifse Sanddünen charakteristisch
von der Umgegend abheben. Egl. 74.
Bogdo-Oola, eine Massenerhe-
bung im Thian-Schan, bedeutet im
mongl. der erhabene Berg. Klö-
den, Handb. d. Erd. III. 21. Nach
Egl. 7 6 ist seine Bedeutung der
heilige Berg.
Bolor -Tagli, tiirk. Bulyt-Tagh
oder Belüt-Tagh, bedeutet im uigur.
Wolkengebirge. Egl. 77.
Bonifacio, Strafse von, welche
Korsika von Sardinien trennt, ist
nach dem die Passage beherrschenden
korsikanischen Fort San Bonifacio
genannt. Egl. 78.
Borromäische Inseln nennt
man die reizend im Lago Maggiore
gelegene Inselgruppe, welche der
Graf Vitaliano Borromeo im 17.
Jahrhundert aus nackten Felsen in
paradiesische Gärten umwandeln liefs.
Boston, Stadt in Massachusetts,
in N.-Amerika, ist 1630 durch eng-
lische Piu'itaner gegründet und nach
der englischen Stadt Boston in Lin-
colnshire, aus welcher mehrere der
Ansiedler gebürtig waren, genannt.
Egl. 80.
Bötzen geht auf ein lat. Pons
Drusi, so hiefs eine römische Station
an der Brennerstrafse. Noch heute
existieren in Bötzen Reste alter rö-
mischer Befestigungen. Plant. 123.
Dackel, el,Oase in der Lybischen
Wüste, bedeutet, seiner Lage zu den
andern Oasen entsprechend, die in-
nere. Glob. 26. 222.
Dakotall = Verbündete, ist
der Name eines Indianerstammes in
N.-Amerika, welcher sich selbst
Oceti sakowin = sieben Rats-
feuer nennt. Vergi, d. Art. p. 29.
Darmstadt ist nach dem Flüfs-
chen Darm benannt.
Dialblcrets = Teufelsberge,
nennt man die kahlen, zerrissenen
Felsmassen, welche in den Berner
Alpen, zwischen Waadt und Wallis
liegend, schon zweimal die anlie-
genden Alpen mit gewaltigen Schutt-
massen erfüllt und Hirten und
Herden erschlagen haben. Egl. 149.
Don. Den unter diesem Artikel
zusammengestellten Flufsnamen fügt
sich Deine an, der Name mehrerer
Bäche im alten Griechenland. Der
12*
180
Dyrrhachium — Grinell Land.
Name stellt sich zu griech. óévr¡, W i r-
bel, òte^iat, eile, laufe, skr.
dì dígate, schwebe, fliege.
Dyrrhachium, das heutige Du-
razzo, bedeutet üble Brandung;
övq assimiliert aus âvç ; Qa%ía, Bran-
dung. Edlinger 3 2.
Elhurs s. Alburs.
Elephanta, eine kleine Insel bei
Bombay, berühmt durch ihre Felsen-
tempel, auf die auch der einhei-
mische Name Gari-puri = Felsen -
stadt hinweist. Der europäische
Name erklärt sich durch die plumpe
Figur eines Elefanten aus schwar-
zem Stein, der ehemals unfern des
Landungsplatzes stand. Klöden,
Handb. d. Erd. III. 537.
Eliasherg. St. Elias wurde
durch Bering 1741 ein Inselvor-
sprung an der N.-W.-Küste von Ame-
rika genannt, weil man ihn um die
Zeit des Eliastages (20. Juli) er-
reichte. Cook bezog 1778 den Na-
men irrtümlich auf den hinter der
Küste aufsteigenden Schneeberg,
welcher seitdem Eliasberg heifst.
Edlinger 33.
Filiscll-Hafen an der Küste von
Neu-Guinea, nördlich vom Huon-
Golf, ist dem deutschen Reisenden
Dr. Finsch zu Ehren so genannt
worden. Peterm. 31. 228.
Francisco in Kalifornien. Die
erste Niederlassung wurde von Fran-
ziskanern angelegt und nach dem
heiligen Franziskus von Assisi, dem
Stifter des Ordens, genannt. Ed-
linger 37.
Fusijama, ein Yulkan auf der
InselNipon, bedeutet grofser Berg.
Edlinger 42.
Gíaves heifsen franz. viele kleine
Pyrenäenbäche, span. G ab a s. Der
Name bedeutet einfach Flufs und
kommt nach AV. von Humboldt vom
bask, gav, Höhlung, Schlucht.
Klöden, Handb. d. Erd. II. 24.
Georgetown = Georgsstadt,
tauften die Engländer das frühere
Stabrock zu Ehren des englischen
Königs Georg IY. Egl. 210.
Grlogail, Name zweier schlesischer
Städte, erklärt sich durch poln. glog,
AVeifsdorn. Edlinger 88.
O ranada wurde von den Ara-
bern 724 gegründet und von ihnen
Garnath genannt, woraus später der
Name Granada entstanden ist, den
die einen mit dem Reichtum an
Granatäpfeln ihrer Umgebungen und
Gärten in Verbindung gebracht haben,
während er nach andern davon her-
rühren soll, dafs der Grundrifs der
Stadt einem aufgesprungenen Gra-
natapfel gleiche. AVillk. III. 130.
Dagegen ist nach Klöden, Handb. d.
Erd. I. 109 Granada korrumpiert
aus dem phönic. Namen Kartannah.
Das häufig vorkommendePräfix kar be-
deutet auf der Höhe ge baut, nata
hat man mit Fremder übersetzt,
oder es ist der Name einer lokalen
Gottheit.
Gran Sasso, der höchste Berg
Italiens, bedeutet der grofse Fel-
sen, der grofse Berg.
Grrayakasas, der Sanskritname
des Hindukuh, bedeutet glänzen-
des Felsgebirge, wohl mit Be-
zug auf seinen glänzenden Schnee-
mantel. Klöden, Handb. d. Erd.
III. 19.
(xreenwicll, Stadt in England,
bedeutet grüne Stadt, vom engl.
green, grün ; wich entspricht ahd.
wich, Wohnstätte, Ortschaft,
Stadt, as. wîc, ags. vîk.
Grrinell Land, ein arktisches
Ländergebiet, durch den nord-
amerikanischen Franklinsucher Kane
Grofs "Wardein — Kalifornien.
1§1
1853 entdeckt und nach dem Haupt- j
förderer der Expedition genannt.
Egl. 284.
(il'OÍs Wardein, Stadt in Un-
garn, ungr. Nagy Yarad, = Grofs-
stadt; nagy, grofs, varad, Stadt.
Edlinger 27 unter Cordova.
Halloren. A. Kirchhoff hat im
Ausland 48. 600 die Herleitung von
kelt. hai, Salz wiederaufgenommen.
Darauf geht nach ihm auch der Name
der Stadt, insbesondere der Stadt-
teil der Halle, in welchem die
Soole quillt.
Hampshire, New, einer der
vereinigten Staaten von N.-Amerika,
ist nach der englischen Grafschaft
Hampshire genannt, deren Gouver-
neur einer der ersten Ansiedler im
Lande gewesen war. Egl. 233.
Han-Hai, ein grofses Wüstenge-
biet im N.-O. des Lop-Sees, bedeutet
trocknes Meer. Mit seinen nack-
ten Klippen, umhergestreuten Kiesel-
blöcken und seinem furchtbaren, von
den Stürmen zu Bergen aufgewehten
und durch die Luft gewirbelten Flug-
sande ist es seit den ältesten Zei-
ten gefürchtet. Yon den chinesischen
Schriftstellern wird es als alter
Meeresgrund betrachtet. Klöden,
Handb. d. Erd. III. 24.
Hekla oder Heklufjalla, Yulkan
auf Island, bedeutet der Mantelberg,
nach dem Wolkenmantel so genannt,
in den der Berg sich zu hüllen
pflegt. Klöden, Handb. d. Erd. II.
867.
Homburg, Stadt am Taunus.
Der Name erklärt sich, der Lage der
Stadt entsprechend, als Hohenburg,
d. h. hohe Burg. Kneisel 38.
•laiton-See s. Rotes Meer.
Jerez de la Frontera. Als
römische Kolonie hiefs es Asta regia.
Die Araber nannten die Stadt Scherisch,
woraus ihr jetziger Name entstanden
ist. Willk. HI. 212.
Hill-Orma oder Ilm-Oroma, so~
nennen sich die Gala selbst, bedeu-
tet nach Klöden, Handb. d. Erd. I.
877 so viel wie Kinder der Men-
schen.
istillilo*, allgemeine Bezeichnung
für Landenge, bedeutet der Hals.
Egl. 275.
Julier, einer der Alpenpässe in
Graubünden, geht auf kelt. jul,
S traf se. Plant. 8.
JÜn-ling, eine mächtige Schnee-
lind Gletscherkette in China. Der
Name bedeutet W o 1 k e n g e b i r g e.
Klöden, Handb. d. Erd. III. 17.
Kalllamba, ein Gebirge in Kaff-
raria, bedeutet in der Kaffernsprache
soviel wie Felsengebirge. Peterm.
31. 162.
Ii alias- Gebirge in Tibet, ist
gleich Kailasso zu setzen. Der
Name bedeutet sehr hoher kalter
Berg. Klöden, Handb. d.Erd. III. 16.
Kaiserkanal ist der Name des
ungeheuren Kanalwerkes, welches
N.-Cliina mit dem getreidereichen
S.-Cliina verbindet. Der chinesische
Name ist Ju-IIo =Kaiserflufs. Der
grofse Ebrokanal führt seinen Namen
nach Karl Y., der ihn 1529 zu
bauen begann. Edlinger 51.
Kalifornien ist wohl korrum-
piert aus dem indianischen Namen
einer Bucht, welche der spanische
Entdecker Ximenes 1533 an dem
S.-O.-Ende der Halbinsel besuchte.
Der Name wurde allmählich auf die
ganze Halbinsel, ja später auf die
nördlich anliegenden Gebiete über-
tragen. Unter den kalifornischen
Mönchen ging die Sage, Cortez habe
den Namen aus den lat. Wörtern
182
Caltasinetta — Klinge.
cedida , li ei fs und fornax, Ofen
gebildet, um das heii'se Wetter jener
Gegend zu bezeichnen. Egl. 98.
Caltasinetta, modern italieni-
sche Form für das arabische Kalat
el-Msa, = Frauensch lofs, Name
einer Stadt im Innern der Insel Si-
cilien. Egl. 99.
Canadian River, anscheinend =
Flufs von Canada, Name eines
rechtsseitigen Zuflusses des Arkan-
sas. Der Name ist durch Mifsver-
ständnis verstümmelt aus dem span.
cañada — tiefe Schlucht. Der
Flufs fliefst über hundert Stunden
weit durch eine tiefeingerissene
Schlucht mit so hohen, fast senk-
rechten Steilwänden, dafs er auf
dieser ganzen Strecke nicht zu über-
schreiten ist. Egl. 100.
Kanakeil, Bewohner der poly-
nesischen Inseln ; der Name bedeu-
tet soviel wie Menschen. Klöden,
Handb. d. Erd. I. 579.
Kargell, el, Oase in der lybi-
schen Wüste, bedeutet seiner Lage
zu den anderen Oasen entsprechend,
die äufsere. Glob. 26. 222.
Kasan ist der tatarische Name
einer Stadt an der Wolga; er be-
deutet Kessel und ist von der
Lage der Stadt zwischen sieben Hü-
geln genommen. Edlinger 53.
Katllllja heifst einer der bei-
den Quellflüsse des Ob. Der Name
erklärt sich durch russ. katatj —
wälzen. Egl. 290.
Charleston = Kar Is sta dt, in
S.-Carolina, ist 1672 resp. 1680
durch englische Ansiedler gegrün-
det und nach dem damaligen eng-
lischen König Karl II. genannt.
Egl. 111.
Chrefoet = Gebirgsrücken, ein
russ. Wort, das in vielen Berg- und
Gebirgsnamen vorkommt.
Christiania, die Hauptstadt von
Norwegen, früher Oslo genannt, er-
hielt diesen Namen dem Könige
Christian IAr. von Dänemark zu
Ehren, der die Stadt nach einem
grofsen Brande herstellen liefs. Ed-
lin ger 26.
Kidron, der trübe, nannten die
Hebräer den Bach, welcher sich von
Jerusalem zum Toten Meere hinzieht
und nur nach Regengüssen Wasser
führt. Edlinger 54.
Kilima bedeutet in ostafrikan.
Sprachen Berg und findet sich
in vielen Znsammensetzungen. Egl.
297. '
Citlaltepetl = Sternberg, ist
der aztekische Name eines mejika-
nischen Vulkans, von citlalin, Stern
und tepetl, Berg. Edlinger 26.
Civita Vecchia, eine Hafenstadt
nördlich von der Tibermündung, be-
deutet Altstadt. Früher hiefs der
Ort dem Kaiser Trajan zu Ehren
Portus Trajani, und erhielt den Namen
Civitavecchia erst, seitdem die 828 von
den Sarazenen vertriebenen Einwoh-
ner nach vierzigjährigem Exil in
ihre alte Stadt zurückgekehrt waren.
Edlinger 21.
Cleve, Stadt am Rhein. Der
Name ist entsprechend der Lage des
Ortes auf einem Bergvorsprung, auf
ahd. hleo, gen. hlêves, as. hlêo, dat
sing, hlêwe, mild, le, gen. lêwes.
Grabmal, Hügel zurückzuführen
Schad. 405.
Klinge bedeutet soviel wie enge
Schlucht, Tobel, eigentlich der
Thalbacli, der schmale Bach;
ahd. chlinga, klinka, mhd. klinge,
vom mhd. klingen. Letzteres Wort
wurde namentlich vom Plätschern
und Rieseln des Brunnens, Baches
gebraucht. Klinge also eigentlich
Cordova — Laufen, der.
183
der r a u s eli e il cl e Bach. Wei-
gand I. 805.
Cordova, bei den Römern Cor-
duba, Stadt in Spanien, eine phönic.
Gründung, soll aus karta tuba,
Grò fs Stadt entstanden sein. Ed-
linger 27.
Koromandel ist korrumpiert aus
Tscholamandel = Land d er D yn a-
stie Tschola. Egl. 127.
Kot lion, so hiefs der kleinere,
innere Hafen von Karthago ; der
Name bedeutet der kleine. Eben-
dahin gehört der Name der sici-
lischen Stadt Katana, heute Cata-
nia, einer als phönic. bezeugten
Gründung. Den Namen erhielt der
Ort entweder mit Bezug auf den
kleinen Hafen, vielleicht im Gegen-
satz zu dem von Syrakus, oder mit
Beziehung auf den kleinen Umfang
der Stadt. Egl. 307.
Königslbergi.Pr., 1254 gegründet
und nach gewöhnlicher Annahme dem
König Ottokar II. von Böhmen zu
Ehren so genannt. So auch K. Loh-
meyer, Gesch. v. Ost- und West-
preufsen 93. Prutz, Die Anfänge
des Deutschen Ordens in Preufsen
und seine Beziehungen zum Hei-
ligen Lande, Altpreufs. Monatsschr.
1878. 11, bezweifelt die Zusam-
mengehörigkeit des Stadtnamens mit
dem des böhmischen Königs. Er
glaubt vielmehr, der Name sei aus
den Beziehungen des deutschen Or-
dens zu dem Orient zu erklären.
Ein Castrumregis oder Castrum
regium, im Norden von Accon
gelegen, gehörte zu den wichtigern
Ordensburgen jener Gegend. Es
wäre aber auch möglich, dafs der
Name genommen sei von der zwar
nicht dem Deutschen Orden selbst
angehörigen, aber als eine der stra-
tegisch wichtigsten Positionen der
Pranken in den syrischen Grenzge-
bieten hochberühmten und heifs um-
strittenen Feste Möns regalis oder
Montroyal (heute Schôbak). Wie
Montroyal ein Bollwerk gegen feind-
liche Überfälle und als weitvor-
geschobener Posten einen Ausgangs-
punkt von Streifzügen gegen die
Sarazenen bildete, so, hoffte man,
würde die am Pregel gegründete Burg
eine gleiche Bedeutung für Samland
gewinnen.
Knpferniinenflufs nannte der
englische Eeisende Heare 1771 einen
in das nördliche Eismeer münden-
den Strom nach den reichen Kupfer-
lagern, welche sich in seiner Nähe
befinden und schon früh von den
umwohnenden Indianern ausgebeu-
tet sind. Egl. 126.
Cunene, einheimischer Name eines
südafrikanischen Stromes, bedeutet
der grofse (Flufs). Egl. 134.
Laalaild, Lavland, Lolland, eine
der dänischen Inseln, bedeutet nie-
driges Land; vergi, engl, low,
holl. laag, isl. lagr, schw. lag. Die
Insel ist ganz flach. Klöden, Handb.
d. Erd. II. 857.
La Manche, der Ärmel, der
Ärmelsund, heilst der Kanal
zwischen England und Frankreich
nach der Ähnlichkeit seiner Gestalt
mit dem Ärmel eines Kleides ; manche,
Ärmel kommt vom lat. manica,
ein Wort von derselben Bedeutung.
Latinili hat nichts mit latus,
breit zu thun, hängt vielmehr zu-
sammen mit latus, Seite und TcXarvg,
flach, also Ebene, eine Etymolo-
gie, die auch Mommsen gebilligt
hat. Kirchli. 419.
Laufen, der, nennt das Volk den
Rheinfall bei Schaffhausen selbst;
184
Lesina — Mrima.
der Name ist dann auf den daran
liegenden Ort übertragen.
Lesina = S chu st era h le, ita-
lienischer Name einer dalmatischen
Insel, wahrscheinlich von ihrer langen
und schmalen Gestalt so genannt.
Egl. 325; lesina ital., lesna oder
alesna span., alena provv alêne frz.,
die Ahle. Diez 192.
Linifjord, heute uneigentlich so
genannt, trägt seinen Namen nach
der an seinen Ufern häufigen Ko-
rallkreide, dem Limsteen. Klöden,
Handb. d. Erd. II. 847.
Lol)0, Salto (lei, = Wolfs-
sprung, nennen die Spanier den in
enger Gebirgsschlucht befindlichen
Katarakt das Guadiana. Egl. 331.
Vergleiche den Namen Z ab.
Ludwigsiburg, Stadt in Württem-
berg, ursprünglich ein Jagdschlofs,
das der Herzog Eberhard Ludwig
im Jahre 1704/5 gegründet und
nach sich genannt hat. Egl. 336.
Ludwigskanal, der bekannte die
Nordsee und das Schwarze Meer
verbindende Kanal, trägt seinenNamen
nach Ludwig von Bayern, seinem
Erbauer.
Ludwigslust, die gewöhnliche
Residenz der Herzöge von Mecklen-
burg - Schwerin, wurde durch den
Herzog Christian Ludwig II. als
Jagdschlofs gegründet und nach ihm
genannt (1756). Egl. 331.
Madeira = Wald- oder Holz-
(strom),Name eines grofsen, rechts-
seitigen Nebenflusses des Amazonas,
trägt seinen Namen nach der Wald-
region, welche er durchströmt, und
der er eine ungeheure Menge von
Bäumen entführt. Edlinger 61. S.
d.' Art. Madeira p. 95.
Madrid kommt im Jahre 930
unter dem Namen Majerit vor; das
soll im arab. so viel wie ein Strom
frischer Luft bedeuten. Klöden,
Handb. d. Erd. II. 75. Nach Gachet
ist der Name ein Diminutiv von ma-
teria, Bauholz; materita — klei-
nes Wäldchen. Egl. 342.
Maniberamiiiu, so nennen die
Eingeborenen den Amberno, den
gröfsten Flufs in Holländisch-Neu-
Guinea. Der Name bedeutet das
grofse Wasser. Ausi. 58. 564.
Manaos, Stadt am Zusammen-
flufs des Amazonas und des Rio
Negro, ist nach einem Indianerstamm
genannt, welcher noch heute in der
Umgegend haust. Egl. 349.
Marburg am Einflüsse des Mar-
baches in die Lahn gelegen und da-
nach genannt. S. d. Art. Marbach.
Marienwerder = M a r i e n i n -
sel; gemeint ist die Jungfrau Maria,
die Schutzpatronin des Deutschen
Ritterordens. Die Stadt Marienwer-
der liegt heute in einiger Entfer-
nung von der Weichsel an der Liebe.
Marienwerder wurde aber 1233 durch
den Landmeister Hermann Balke als
Burg auf der Weichselinsel Quidin
gegründet und erst später an seine
jetzige Stelle verlegt. Toppen 3.
und 178. Über die Bedeutung von
Werder s. d. Art. Werth.
Montserrat verdient seinen Na-
men der zersägte Berg mit Recht.
Vom Meere aus erscheint er wie ein
hoher Wall mit sieben steilen Pyra-
miden, von Barcelona aus wie ein
tafelförmiger Kolofs, dessen Kamm
mit zahllosen Spitzen wie eine Säge
besetzt ist. Klöden, Handb. d. Erd.
II. 25.
Ml'ima heifst die Sansibar gegen-
über liegende Küste bis Mombas.
Der Name bedeutet Gebirge. Ge-
genw. 38. 178.
Malahacen — Paz, la.
185
Mulahaceil, der höchste Berg in
der Sierra Nevada in Spanien. Der-
selbe soll nach Muley-Hassan, dem
vorletzten Könige von Granada, so
genannt sein. Klöden, Handb. d.
Erd. n. 37.
Murray River, der gröfste Fluís
des Festlandes von Australien, hat
seinen Namen von dem englischen
Seefahrer Murray, welcher 1800/1
seine Mündung auffand. Egl. 385.
Nebraska, Flufs und Staat in
N.-Amerika. Der Name ist indianisch
und herzuleiten von ne, W a s s e r
und braska, weit. Klöden IY-
1118. 1267. Edlinger 68.
Negro, Rio = schwarz er Fluís,
heil'sen wegen der dunklen Färbung
ihrer Gewässer mehrere Flüsse in
S.-Amerika. Egl. 393.
Nikolajewsk = Nikolausstadt,
ist eine 1851 im Amuiiande ge-
gründete russische Kolonie dem I
Kaiser Nikolaus zu Ehren genannt.
Edlinger 69.
Non-Tlial, in Tirol, geht auf den
altenVolksnamen der Anauni. Plant. 51.
Norwich, Stadt in England, be-
deutet nördliche Stadt, vom engl.
north, ags. nor dit ; ivich entspricht
ahd. wich, Wohnstätte, Ort-
schaft, Stadt, as. ivíc, ags. vìe.
Nos = Nase, ist der häufig an-
gewandte russische Name für Kap.
Egl. 403.
Nubien bedeutet, vom ägyptischen
nuba, Gold abgeleitet, Goldland.
Edliuger 70. Schon die Pharaonen
hatten dort ihre Goldwäschereien.
Oberrheinische Tiefebene heifst
so im Gegensatz zur niederen, ab-
wärts von Bonn gelegenen, der nie-
derrheinischen, nicht als ob sie
vom Oberrhein durchflössen wäre.
Den Oberlauf des Rheines rechnet
man nur bis Basel.
Otlense, ehemals Odens-Ey oder
Oe = Insel Odins, der Sage
nach durch Odin selbst gegründet.
Klöden, Handb. d. Erd. II. 858.
Olynth, Stadt auf der Halbinsel
Clialcidice, bedeutet die F eigen -
stadt. Egl. 412.
OrniUZ, Strafse von, europäi-
scher Name für den Eingang zum
Persischen Golf, hat ihren Namen
von der kleinen Insel erhalten,
welche denselben beherrscht. Egl. 416.
Ostrog = Fort, Festung,
eine russ. Bezeichnung, welche na-
mentlich in zahlreichen sibirischen
Ortsnamen wiederkehrt. Egl. 417.
Over-Ijssel, eine der niederlän-
dischen Provinzen, bedeutet jen-
seit der Ijssel. Klöden, Handb.
d. Erd. II. 583. Eine andere Schrei-
bung des Flufsnamens ist Yssel, je
nach dem holl. oder vläm.
Pamplona soll von Pompejus
erbaut worden sein und ursprüng-
lich Pompei opolis geheilsen haben.
Willk. IH. 5.
Parahiba oder Parahyba, auch
Parnahiba und Paranahiba, bedeutet
schlechter Flufs, im Gegensatz
zu Paracatu = guter Flufs,
indianischer Name brasilianischer
Flüsse. Egl. 428.
Paz,la,vollständigP ueblo Nuevo
de Nuestra Señora de la Paz
= neuer Ort unserer Frauen
des Friedens, heifst eine bolivi-
anische Stadt, Avelche im Jahre 1548
von Alonzo de Mendoza gegründet
wurde zum Andenken an den Frie-
den, Partei-
für internationale
Schuibuchforschung
Braunschweig
Snhulbuchbibliothek
186
Pe Kiang — Eio Tinto.
gänger Pizarros und Almagros nach
langem blutigem Zwiespalt wieder
feierten. Egl. 434.
Pe Kiailg s. Si Kiang.
PelYOUX = Kegel, Bergkegel,
ein Hochgipfel in den Westalpen.
In dem Dialekt der Dauphiné ist
das Wort pelve Generalname für
Bergkegel. Egl. 438.
Pillali g", Insel am N.-Eingänge
der Malakkastrafse, bedeutet Areka-
Nufs, weil sie in ihrer Gestalt einer
solchen ähnelt. Klöden, Handb. d.
Erd. III. 525,
Pyrenäen, span. Pirineos, sollen
von den Phöniciern Purani ge-
nannt worden sein; pura heifst im
hebr. Holz. Die Yasken halten für
die Wurzel des Stammes biri, d. h.
Höhe oder bierri enac, d. i. zwei
Länder. Diejenigen, welche den
Namen aus dem kelt. ableiten, von
pira, Gebirge, bren, Berg, Ge-
birge, stellen damit den Brenner
zusammen. Klöden, Handb. d. Erd.
II, 23.
Popocatepetl, ein Yulkan auf
dem Plateau von Anahuac, der seit
300 Jahren keinen Ausbruch gehabt
hat, bedeutet der rauchende Berg.
Klöden, Handb. d. Erd. I. 46.
Port Saïd wurde die am nörd-1
liehen Ausgange des Suezkanals an-
gelegte Stadt dem ägyptischen Vice-
könig Saïd (1854—63) zu Ehren
genannt. Egl. 497.
Provence. Das Land, welches
heute diesen Namen fühlt, bildete
nur einen Teil des von den Römern
an der S.-Küste Galliens in Besitz
genommenen Gebietes, welches, da
es für längere Zeit die einzige rö-
mische Besitzung in dieser Gegend
blieb, einfach als Provinz bezeichnet
wrurde.
Purpiirmeer, bei Kalifornien,
verdankt seine rote Farbe der Menge
kleiner Krebse und Krabben, welche
es beleben. Klöden, Handb. d. Erd.
I. 435.
Reif s. Riva.
Reu tl ill tien, Stadt ill Württem-
berg, alt Ruitlinga, erklärt sich durch
ahd. riiitan, mhd. ñuten = reu-
ten, ausroden. Forst. A. N. II.
1263.
Rcykjavîk, R e y k j a r v ì k in Is-
land, kommt von reylja, rauchen,
dampfen und vîk, Bucht, also
Rauchbucht. Nord. 295 schreibt:
Die Umgegend von Reykjavik ist sehr
sumpfig. An zahlreichen Stellen
entspringen da dem Boden warme
und kalte Quellen, welche, da das
Terrain kein genügendes Gefälle hat,
im Grunde versickern und ihn in
einen ausgedehnten übelriechenden
Morast verwandeln. Ein anderer
Ort in Island Reykir hat seinen
Namen von zahllosen Fumarolen und
Solfataren, die einen Hügel und ein
weites Thal neben R. über und
über bedecken. Nord. 303.
Iliecl, ein häufiger Ortsname, geht
entweder auf ahd. hriod, Rohr,
Röhricht oder auf ahd. ruiti,
Reute, Rodung. Bei zusammen-
gesetzten Namen auf — ried wird
man, wenn der erste Teil ein Per-
sonenname ist, eher an riuti, Ro-
dung denken. Vergi. Reufs, Rütli,
Osterode.
Rio Tinto, ein Flufs auf der
pyrenäischen Halbinsel ; er kommt
aus der Sierra Morena. In seinem
oberen Tliale liegen die Kupfermi-
nen, von denen er sein schwärz-
liches Wasser hat. Den Namen hat
der Flufs von der Farbe des Wassers.
Klöden; Handb. d. Erd. II. 49.
Riva — Sawolotsche.
187
lìiya, Stadt in Tirol am Garda-
see, von ital. riva = Ufer; ver-
deutscht heilst es Reif. Umlauft 198.
Rostock, mehrfach auf slay. Ge-
biet vorkommender Name, geht nach
Mililos. 225 auf aslv. rastok B,
tsch. roxstok, Ort, wo zwei
Flüsse sich trennen oder ver-
einigen.
Rotes Meer. Klöden, Handb. d.
Erd. I. 435 giebt für den Namen
folgende Erklärung. Die Salzteiche
an den Küsten Frankreichs reflek-
tieren ein gelbrotes Licht, wenn die
Soole recht konzentriert ist, dieselbe
Farbe, von der der Jaltoil-See
seinen Namen hat, d. h. der gol-
dene. Auch bei ihm ist der Liclit-
reflex gelbrot. In den Buchten des
Koten Meeres ist nun der Salzgehalt
des heifsen Wassers vielleicht be-
deutender als irgendwo, und sie
müssen daher in derselben roten i
Färbung erscheinen.
Rovereit, Rofreit, ital. Rovereto,
Stadt in Tirol, soll seinen Namen
von dem grofsen Eichenwald e
haben, welcher in frühester Zeit
die ganze Gegend bedeckte; daher
die Eiche auch im Wappen der
Stadt. Mundartlich heifst rovere (lat.
robur) die Steineiche. Um-
lauft 200.
Rudolstadt, alt Hrotholfstedi,
ist nach seinem Gründer Hrotholf,
d. h. Rudolf genannt. Forst. A.
N. II. 850.
Rutil eilen, einer der sia vischen
\ olksstämme. Der Name Ruth en e
kommt von dem latinisierten Ruthe-
nus, welcher von den mittelalter-
lichen Diplomaten erfunden und ge-
braucht, von dem Volke aber nicht
adoptiert wurde. Der Ruthene nennt
sich selbst Rusyn. Umlauft 202.
Sahhioiicello, dalmat. Halbinsel,
kroat. Peljesac. Im kroat. bedeutet
peljesat, pieskovit, sandig; ital.
sabbia, grober Sand, sabbion-
cello. sandiger Boden. Beide
Namen sind wohl von der Be-
schaffenheit der Halbinsel genommen.
Umlauft 203.
Sachsen, so nennt man die Deut-
schen Siebenbürgens. Schon die
ältesten Ansiedler in Siebenbür-
gen gehörten wahrscheinlich ver-
schiedenen deutschen Stämmen an.
Urkundlich werden sie Teutonici
Ultrasilvani, Flandrenses und
erst 1206 zum erstenmale Sax ones
genannt. Dieser Name wurde dann
ausschliefslich gebraucht, obgleich
es bezeugt ist, dafs auch nicht-
sächsische Deutsche aus Nürnberg
und Franken schon unter den ersten
Ansiedlern waren. Umlauft 209.
Salve, Hohe, Berg in Tirol, kommt
nach Steub, Herbsttage in Tirol, 127
und 250 vom rom. selva, Wald;
mundartlich wird dort Faid für
Feld, schnall für schnell ge-
sprochen. Umlauft 205.
Salzkaminergut. Kammergut ist
das Gut des Landesherrn als Lan-
desherrn, die Domäne, Salzkammer-
gut also eine Domäne, deren Er-
trag aus der Salzgewinnung fliefst.
Der Name Salzkaminergut wird zuerst
in einer Teilungsurkunde von 1379
erwähnt.Umlauft206. Weigand I. 755.
el Sawahil oder Suahilikiiste
heilst ein Teil der Ostküste Afrikas
von dem arab. Worte sahîl = See-
küste, plur. sawahil, adj. salvàbili
(gesp. saweili.) Die Bewohner der
Küste heifsen Wasawaliili, das Land
Usawahili, der Einzelne ist ein
M'sawahili und die Sprache Kisa-
waliili. Gegenw. 38. 178.
Sawolotscbje ist eine alte Be-
zeichnung des russischen Nordens.
188
Sächsische Schweiz — Stafel.
Es wird abgeleitet von saivolotschen-
nij, ver wachsen, mit undurch-
dringlichen Wäldern bedeckt,
oder auch von ivolotschitj, schlep-
pen, die Böte über die Trag-
plätz e schleppen.Peterm. 31.195.
Sächsische Schweiz hiefs früher
ganz richtig Meifsner Oberland. Die
beiden Pfarrer Götzinger zu Neu-
stadt und Nicolai zu Lohmen machten
1795 zuerst auf die Schönheiten des
Meifsner Oberlandes aufmerksam, und
von ihnen rührt auch die hochtönende
Bezeichnung sächsische Schweiz
her.
Scesaplana, eigentlich Scaesa-
plana = Saxa plana = Glatte n-
stein, ist der rom. Name des höchsten
Gipfels im graubündnerischen Rätikon.
Umlauft 208.
Schleiz, Stadt im Fürstentum
Reufs, erklärt sich durch wend. ssle-
wiza, Schlehdorn. Edlinger 88.
Schönhruim, kaiserliches Lust-
schloCs bei "Wien, benannt nach dem
von Kaiser Matthias entdeckten schö-
nen Brunnen im Garten, dessen
Wasser seit Kaiser Joseph in der Wie-
ner Hofburg verwendet wurde. Um-
lauft 211.
Schwarzer Fluís, ein NebenfluCs
des Kongo, dessen Einmündung in
der Nähe der Äquatorstation liegt, hat
seinen Namen von seinem tinten-
schwarzen Wasser. Die Eingeborenen
nennen ihn Mohindu. Ausi. 58.724.
Semmeriiig. Berg und Pafs,
deutsch gewöhnlich Cerewald, wohl
verkürzt aus Cerbnwald, von Zir-
bel, Zirben, Zerm = pinus,
cembra. Semmering könnte auch
slavischer Herkunft sein, von aslv.
smreib. nslv. smreka, Wachol-
der. Umlauft 215.
Septimer, Pafs und Alpenstrafse
in Graubünden, wird von Planta 50
mit dem römischen Kaiser Septimius
Severus in Zusammenhang gebracht,
der in Rätien großartige Strafsenar-
beiten ausführen liefs.
Si Kiailg = Weststrom, der
westliche Arm des Kantonflusses, so
genannt im Gegensatz zum Pe Kiailg?
dem Nordstrom und dem Tong
Kiailg, dem Oststrom. Egl. 528.
Sigtuna, Stadt am Mälarsee, einst
die Hauptstadt des alten Schwedens;
der Name bedeutet Siegesstadt.
Klöden, Handb. d. Erd. II. 815.
Sine-Schall, eine mächtige Schnee-
und Gletscherkette in China, bedeutet
Schneegebirge. Klöden, Handb.
d. Erd. III. 17.
Skailderilll, auch Alexandrette, an
der nach der Stadt genannten Bucht
gelegen, erinnert mit seinem Namen
anAlexander den Grofsen, derdie
Stadt gegründet hat. Egl. 274.
Smith Sund, ein breiter Meeres-
arin, welcher vom Baffinsmeer aus
nach nördlicheren Meeresteilen führt
und von dem englischen Seefahrer
Baffin im Sommer 1616 entdeckt
und nach Sir Thomas Smith be-
nannt wurde. Egl. 533.
Sofala, Name eines Küstenstriches
in Ostafrika ; der Name ist arab. und
bedeutet, der Natur des Landes ent-
sprechend, Nie derla nd. Edlinger 85.
Soissons, Stadt in Frankreich,
einst Hauptstadt des gallischen Volks-
stammes der Suessones. Zur Zeit
des Kaisers Augustus führte sie den
Namen Augusta Suessonum, später
Suessio, woraus sich der heutige
Name entwickelt hat. Edlinger 86.
Stafel nennt der Alpenbewohner
die verschiedenen Höhen stufen der
für die Weide benutzbaren höheren
Berggebiete, welche er als ebenso
viele Stationen benutzt, um im Vor-
sommer allmählich höher zu steige11
und im Spätsommer wieder hinab
Sundgau — Trebinje.
189
zu steigen; mlid. stciffel, Stufe,
Fufsgestell, ahd. stagliai, sta fai,
Q-rundlage, Schritt gehört zu
ags. stapan, ahd. stafan, schreiten,
ttiit gehobe n en Be i nen ein he r-
gehen. Weigand II. 791. Egl.542.
Sundgan, der südliche Teil des
Elsafs, bedeutet nach der Lage der
Landschaft der südliche Grau, von
ahd. sundar, mlid. sunder, südlich.
Sydra, ftolf toh, moderner ISTa-
Die der grölseren, östlichen der bei-
den Syrten, durch Metathesis aus
dem alten Namen Syrtis ent-
standen = Sandbank, Golf an
den Sandbänken, von avQoo,
Spülen, anschwemmen. Die
kleine westliche Syrte führt heute
îiach der daran liegenden Stadt den
tarnen Golf von Kabes oder Gabes.
%1. 553.
Tarifa, Stadt im südlichen Spa-
nien, in der Nähe davon das Kap
îarifa. Der Name kommt vom dem
Berberhäuptling Tarif Jbn Malik,
Welcher zuerst an dieser Stelle in
Spanien landete. Klöden, Handb.
d. Erd. II. 112.
Tarnowitz, Stadt in Schlesien,
Geklärt sich durch tarnih, Dorn-
strauch. Edlinger 88.
Tarraco, Stadt in Spanien, er-
klärt sich durch slav.phönic. tarchon,
d. h. Citadelle. Klöden, Handb.
<3. Erd. II. 101.
> Terrai, der schmale Waldgürtel
aüa Fufse des Himalaya. Bei Klöden,
ïîandb. d. Erd. III. 14 finden wir
den beiden p. 153 gegebenen
Etymologien noch eine dritte. Er
s^tzt Terrai = Tarajant, Durch-
Sangsland, eine Erklärung, die
^icht ihre Begründung findet.
Tili -si-sclian, grofses Gebirge in
^Kina, im S.-O. des Chuche-Nor; er
Ölt als der höchste Berg im Lande.
Der Name bedeutet aufgehäufte
Fei sen. Klöden, Handb. d. Erd. III. 9.
Tliomas-Ilisel, port. Jlha de
Sào Thomé, nannten die Portugiesen
eine 1470 am Tage des h. Thomas,.
21. Dezbr., entdeckte Insel im Golf
von Guinea. Edlinger 90.
Thorn, der erste bedeutende Waf-
fenplatz, den der Deutsche Orden
bei seinem Einrücken in Preufsen
errichtete, in älterer Form Toron,
Thorun. Nach H. Prutz, Die An-
fänge des Deutschen Ordens in
Preufsen und seine Beziehungen zum
Heiligen Lande, Altpreufs. Monats-
schr. 1878, p. 1. u. f. ist der Na-
me aus Palästina übertragen. Toron,
das heutige Tibnin, zwischen Banias
und Tyrus gelegen, war die erste
gröfsere Besitzung, welche der Orden,
unmittelbar nachdem er als solcher
aus dein vor Accon gegründeten Hos-
pitale hervorgegangen war, erworben
hatte. Dieses Toron besafs für den
Orden etwa dieselbe Bedeutung, wie
die erste der von dem Orden im
Kulmerlande gegründeten Burgen.
Tind = B e r g s p i t z e, entsprechend
dem deutschen Horn und franz.
aiguille, Bezeichnung der auf den
norwegischen Plateaus aufgesetzten
höchsten Bergkuppen.
Tirol ist nach dem in der Nähe
von Meran thronenden Schlosse ge-
nannt, wo noch im 14. Jahrhundert
die Grafen von Tirol residierten.
Umlauft 245. Tirol wird in Zu-
sammenhang mit kelt. tir, Erde,
Acker, Grund gebracht. Plant. 8.
Toilg Kiang s. Si Kiang.
Tödi oder Dödi, Berg in den
Glarner Alpen, soll entstanden sein
aus kelt. deöthi und zwei Spitzen
bedeuten. Plant. 8.
Treib i lije, häufige auf slavischem
Sprachgebiete vorkommende Ortsbe-
zeichnung, geht nach Miklos. 248
t
f
190
Tsclieljuskin, Kap
— Zwittaii.
auf asi v. trêbiti, reinigen, aus-
rotten, ausroden zurück.
Tsclieljuskin, Kap, der nörd-
lichste Punkt Asiens, ist nach dem
Russen Tsclieljuskin genannt, welcher
im Jahre 1743 einen Teil der sibiri-
schen Küste aufnahm. Edlinger 91.
Valdivia. Stadt in Chile, ist nach
ihrem Gründer Pedro de Valdivia
(1550/58) genannt. Egl. 600.
Weifses Meer. Dasselbe ver-
dankt nach Kl öden, Handb. d. Erd. I.
435 seinen Namen nicht sowohl den
Schnee- und Eismassen, welche es
bedecken, als vielmehr den häufigen
Nebeln, dort See-Weihrauch genannt.
Wien, an der Mündung des Flusses
Wien in die Donau, Der kelt.-
lat. Name der Stadt war Vindo-
bona, d. h. Mündung des Flusses
Yindo,d. h. des weif s en Flu s s es:
vergi, ir. findo, weif s. Edlinger 97.
Wrangellantl nannte der ameri-
kanische Seefahrer Long ein von
ihm nördlich von der sibirischen
Küste entdecktes Polarland nach
dem Chef der grofsen ostsibirisclien
Expedition von 1820/24. Egl. 629
Zossen, mehrfach auf slav. Sprach-
gebiet vorkommender Ortsname, geh
auf tsch., poln. sosna, Kiefer
Fichte. Miklos. 237. i
Zwittaii. Stadt in Mähren, nach
dem Flusse Zwittawa genannt. Mi-
klos. 243 stellt den Namen zu tsch
svid, svida, roter Hartriegel.