34 im Sommer vorherrschend trockne N.- und NO.-Winde über die Flächen hin, und nur die höheren Gebirge erhalten etwas Regen. Inden tiefer liegenden Strecken ist die Wärme des Sommers nur am Tage sehr bedeutend. Temperaturen bis zu 50 ° C. sind nicht selten, während der Boden sich sogar auf 67 0 E. erhitzt. Da der trockene, vegetationslose Wüstensand noch höhere Temperatur annimmt als die Luft, so ist es be¬ greiflich, daß man in demselben Eier hart sieden kann; „hier ist die Erde Feuer, der Wind eine Flamme!" Dann entstehen die heißen Wüstenwinde (z. B. der Samum oder Harmattan, in Ägypten Chamsin genannt), welche den Sand der Wüste aufwirbeln, die Brunnen verschütten und austrocknen. 6. Pflanzenwelt. Daß bei einem solchen Klima in Verbindung mit einem sandigen und steinigen, teilweis salzhaltigen Boden die Pflanzenwelt eine höchst dürftige ist, versteht sich von selbst. Daher giebt es auch nur einen einzigen Baum, der in der Wüste seine Heimat hat: die Dattelpalme; sie kommt überall vor, wo ihr Fuß das Grundwasser erreicht, oder wo es ihm zugänglich gemacht wird. Denn nach einem arabischen Sprichwort hat sie den Fuß im Wasser, das Haupt im Feuer. — Die wenigen sonst noch vorkommenden Gewächse sind nur Disteln, stachlichte Mimosen und Akazien, deren Fort¬ kommen von dem Steigen und Fallen des Grundwassers abhängt. 7. Tierwelt. Darnach sind die auf Pflanzennahrung angewiesenen Tiere gleichfalls spärlich, auf schnellfüßige Antilopen und besonders Vögel, zumal Strauße und Raubvögel, beschränkt. „Wüstenkönig ist der Löwe", singt zwar F. Freiligrath, aber der Löwe existiert nicht in der Wüste, höchstens am Rande derselben. 8. Die Oasen und ihre Bewohner. Die Bewohnbarkeit der Wüste durch Menschen beruht im wesentlichen auf dem Vorhandensein der Oasen, dieser „Hafenplätze für die Karawanen des Sandmeers". Die Oasen — vom altägyptischen Uahe — Wohnung — sind beckenartige Vertiefungen, in denen das Grundwasser entweder als lebendiger Quell hervortritt oder durch Brunnen erschlossen ist und aufs gewissenhafteste in den Pflanzungen verteilt wird. Der das Becken um¬ schließende Rand ist oft so steil, daß die Kamele ihn kaum ersteigen können. Der Boden der Oase ist fast nur von Kulturpflanzen bedeckt. Dattel¬ palmen, in Reihen gepflanzt, beschatten die niedrigen Aprikosen-, Psirsich- und Granatbäume, und die dazwischen liegenden Lücken sind als Getreide- und Baumwollenfelder benutzt. Kein Fuß breit bewässerungsfähigen Landes bleibt unbenützt und den wildwachsenden Pflanzen überlassen. Selbst das Dorf steht oft erst am Rande der Oase auf dem eigentlichen Wüstenboden. Die Bewohner der Oasen sind entweder die Wirte der Reisenden, oder die Gehilfen der Fahrt, oder die Eigentümer der Waren, die auf diesem Wege in Umlauf kommen. Die wichtigsten Oasen liegen im O. der libyschen Wüste und zwischen der libyschen Wüste und Sahet. In jener Kette liegen: die große, die kleine Oase und Siwah; im centralen Teile: Fezzan und Murzuk.