51. Die asiatische Steppe. 173 einsenken. Eintönig wirkt sie nur, weil ein und dasselbe Bild tausendfältig sich wiederholt. Der Russe bezeichnet mit dem Wort Steppe alle unter mittleren Breiten gelegenen, waldlosen Landschaften mit nutzbarer Pflanzendecke, gleichviel, ob es sich um vollständige oder sanftwellige Ebenen, um Hügelgelände oder Gebirge handelt, ob fette Schwarzerde stellenweise ertragsfähigen Landbau ermöglicht, oder ob magerer Boden einzig und allein dem Wanderhirten die Ausnutzung der auf ihm gewachsenen Pflanzen gestattet. Als waldlos muß die Steppe bezeichnet werden, gänzlich baumlos aber ist sie nicht. Breiteren und tiefer eingeschnittenen Strom- oder Flußtälern Abbildung 72. Pferdeherde in der Kirgisen-Steppe nördlich vom Aralsee. mangeln weder höhere Gesträuche noch Bäume. Unter besonders günstigen Umständen erstarken Weiden, weiße und Silberpappeln zu hohen Bäumen, die sich zu einem geschlossenen Ufersaum vereinigen können, oder siedeln sich Birken an und bilden Haine und Wäldchen, oder fassen Kiefern auf sau- digeu Dünen festen Fuß uud treten zu Bestäudeu zusammen, die sich zwar mit wirklichen Waldungen uicht vergleichen lassen, aber doch in ähnlicher Weise geschlossen sein können, wie jene Ufersäume. Doch solche Stellen sind Ausnahmen von der Regel, bilden gewissermaßen eine fremde Welt in der Steppe; sie lassen sich vergleichen mit den Oasen der Wüste. Man würde Unwahres behaupten, wenn man sagen wollte, daß die Steppe anmutiger und selbst großartiger Landschaften gänzlich entbehre. Die norddeutsche Heide ist trostloser, sogar unsere Mark eintöniger als sie. ochon in der sanftwelligen Ebene haftet das Auge gern an den Seen, welche alle tieferen Mulden füllen. Im Hügellande oder zwischen höheren Gebirgen bilden die Wasserbecken immer einen wahren Schmuck der Landschaft. Dein ^ee mangelt in den meisten Fällen freundlich begrünender Baumschlag,