78 Erich von Drqgalski. diese Driften durchqueren zu wollen. Dabei kommt man immer wieder fest und deshalb nur äußerst langsam voran. Möglich aber ist es, zwischen solchen Driften nordsüdlich oder südnördlich zu fahren. Solcher Wege gibt es viele- ihre Lage hängt von den Winden ab- doch darf man immer darauf rechnen, solche Wege zu finden und so bis zur Rüste zu ge- langen. Dies sind die allgemeinen Bedingungen für die Schiffahrt in jenem ganzen großen Gebiet. Nach zwei vergeblichen versuchen, die uns nur über das Nichtvorhandensein von Termination-Land Kunde brach- ten, fanden auch wir einen solchen Weg und drangen vom 18. Fe- bruar 1902 an mit verhältnismäßig leichter Mühe nach Süden voran. Dann kamen Stockungen. Die Eisberge mehrten sich und drohten mit Schollen vereint uns den Weg zu verlegen- doch ließ es sich gut überwinden, und wunderbarerweise schlug uns bald von Süden her wieder Dünung*) entgegen, und bald hatten wir auch die weite, offene Wasserfläche, der sie ent- stammte. Ein großes, freies Meer nach Süden, scheinbar ohne Grenzen dorthin ein offener Weg: hoch schwellten die hoff- nungen, daß wir nun eine freie Route zu hohen südlichen Breiten gefunden, vielleicht ein westliches Knalogon des Roß- Meeres, eine zweite, noch unbekannte Einbruchspforte zu den Gebieten des Pols — da schlug, nachdem wir noch kurz zuvor Tiefen von 3000 m und darüber gelotet, am 19. Februar un- erwartet das tot schon in 240 m Tiefe auf Grund. Es herrschte Schneesturm, und wir konnten nichts sehen. Doch wir hatten Flachsee- der Wind ließ Föhneigenschaften2) erkennen, kam also von £and; auch das Plankton zeigte Landnähe an: Keine Frage mehr, wir standen vor einer Rüste, doch wir sahen nicht wo. — Spannend war der folgende Tag, an dem wir in heftigem Schneesturm zwischen Eisbergen trieben, aber sonst im offenen Meer. In der Nacht auf den 21. Februar wurde es besser, und als die kurze Nacht an diesem Tage wich, lag das Land vor unseren Äugen: ein neues Land. 1) Seegang. — 2) Warm und trocken.