59 wird. Zuletzt muß solch ein Tylinder in einem besondern Streck- ofen auf einer heißen Platte noch gestreckt werden. Zn Hellen Tropfen rinnt der Schweiß von der Stirn des Arbeiters, bis die Glocke Feierabend gebietet. Dann eilt er seiner Wohnung zu. Längs des Thales am klaren Bache zieht sich eine Reihe freundlicher pariser bin. Zeder Arbeiter besitzt einen kleinen Garten neben dem Pause und am Bache eine kleine Wiese, welche das nötige Futter für eine Auh liefert. 48. Friedrich Wilhelms Zug nach der Nordsee. Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels war der Sohn des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand, den bei Auerstädt die feindliche Kugel getroffen hatte. Das Herzogtum war zum Königreich Westfalen geschlagen und Friedrich Wilhelm seines Kechtes beraubt worden. Aber in ihm lebte das welfische Heldenblut, und seine Seele dachte an Kampf gegen den grofsen Räuber Deutschlands und seines Erbes. Als Österreich 1809 seinen Krieg mit Napoleon begann, warb er auf eigne Hand eine Freischaar und kämpfte damit gegen die Erbfeinde. Da schlofs Kaiser Franz nach der blutigen Schlacht bei Wagram den Waffenstillstand von Znaim, der auf einmal Friedrich Wilhelms Hoffnungen niederschlug. Wollte er als österreichischer Offizier gelten, so war er mit in die Be¬ dingungen desselben eingeschlossen, aber im Stolz eines gebo¬ renen Fürsten verschmähte er dies und nahm das Recht eines selbständigen Kriegers für sich in Anspruch. Auf seine Auf¬ forderung erklärte sich etwa die Hälfte seiner Leute, 1300 Jäger, 650 Reiter und 80 Artilleristen mit 4 Geschützen, bereit, ihm zu folgen, wohin es sei. Die kleine Heldenschar trug zum Sinnbild den Totenkopf am Tschako. Mit ihr unternahm es der Herzog, sich den Weg nach seiner Hauptstadt und weiter bis zum Meere zu bahnen. Sie glich einer altgermanischen Gefolgschaft, die, wie einst ein Römer von unsern Vorfahren sagte, es für Ehre hielt, mit ihrem Fürsten zu fallen, für Schande, ihn zu überleben.