10 Zadriades ein zweites Armenisches Reich entstanden, welches um 70 v. Chr. durch Tigranes II. mit dein grösseren östlichen vereinigt, und durch Unterwerfung von Cappadocien, Corducne und Theilen von Syrisch Mesopotamien (Nisibis) und Medien noch vergrössert wurde. Als Hauptstadt dieses Reiches wurde im südlichen Thcile Tigranocerta (armen. Tigranakert, d. i. Bau des T., wahrsch. das spätere Maipheracta , Mar- tyropolis, jetzt Mejaf'arkin, nicht Sört, wie gewöhnlich angegeben wird) gegründet, welches aber bald darauf durch die Römer zerstört wurde, und aufhörte Hauptstadt zu sein. Von den Eroberungen blieb nur Corducne dauernd beim Reiche (§. 34); der Tlieil westlich vom Euphrat w'urde unter dem Namen Armenia Minor von den Römern als abhängiges Reich, und seit etwa 60 n. Cbr. als Römische Provinz eingerichtet. Im Gegensatz dazu führt das Ilaupt- land, östlich vom Euphrat, bei den spätem Autoren gewöhn¬ lich den Namen Gross-Armenien. <$. 441. Landschaften (Gaue) und Orte Arme¬ niens mit Beifügung ihrer einheimischen Namen '). Im SO. Mok, JVfoJoijcij (Aloks oder Mokösch), Arzen oder Arzun, ’vipimojeij (Charzan). Im SW. au den Tigris-Ouellen bis zum Euphrat Dzoph, Zb>tf r]vri (syr. Tzüphan, daher bei spätem Autoren auch £e>- (/'«eiji'ij, Aram Zoba des A. T.?) mit Ainida (arm. Hamith, ob Ilamath in Zoba des A. T.? Kura Amid oder Djarbekr) und der Festung Arsamosata (Arschamaschat), welche im Seleuciden-Rcich Sitz eines eigenen Dynasten war. Im W. am Euphrat C h o r d z e n, Xopfijcij oder Xopf»«- rijry, Handzit, ’ArCiTtivij, Haschtean, 'AverarXm oder 'Aancirijn), Ekegbeats, ’Axihatjvi}, mit den Ilauptteinpeln der Anahit (Diana) zu Erez oder Eriza (Erzingan), daher auch die Landschaft bei den Classikcm ’ Artur is genannt; Derdschan, Anjirjrrj, Karin, Kagi]riris, mit gleichnamiger Stadt, unfern der Euphrat-Quellen, wo 415 n. Chr. zum Schutze der neuerworbenen Römischen Provinz Armenien die Gränzfestung T h eo d o si o p olis angelegt wurde (Garin seit der Arab. Eroberung Erzeriim genannt). Im Mittellande Taraun oder Tarön, Tagtnriris (Ta- raunitium regio, Tacit. Ann. XIV, 24) mit der Tempelstadt Jaschtischat, Bagrevand, BctyQavardrjrri, T 0 s p, Gioamrig, mit der Stadt Van Tospai (Surania oder Bovara, 14 ‘ an) auch Schamiramakert (Bau der Semiramis) genannt, mit colossalen assyrischen und persischen Monumenten und In¬ schriften. Der Sec Gtotrnins der Alten (Dzow Tospai, d. i. See von Tosp der Armenier) ist der jetzige Wan-See, der auch Arsissa genannt wird, von der daran gelegenen Stadt Ardschesch, "Agarjoa (Ardscltiscli * **)s). Airarat mit den Hauptstädten (s. oben §. 42) und der uralten Stadt Nach- dschavan, Nalovuva, noch Nachtlschtnvan. Sehirak, ~i- (¡axr/vij, Wohnsitz des arischen Volks der Siraken (§. 32, 12). (¡¡¡i. 45. Ausserhalb des eigentlichen Armeniens an der NW.-Grän ze. Taikh (arm. Plur. des Volksnamens, das *) Dieselben sind, wo Angaben der Classiker zu sehr abweiclien oder ganz fehlen, mich auf der Karte (Bl. VI.) eingetragen; ihre An¬ setzung beruht auf spccieliern, noch nicht veröffentlichten Arbeiten des Verf. aus den altarmenischen Quellen, mit Benutzung des werthvollen, gleichfalls armenisch verfassten und daher wenig bekannten geographi¬ schen Werks von Lucas lndschidschean; das schützbare Werk von St. Martin. Recherches sur 1’Armenie, Baris ISIS, enthalt manche lrr- thiimer und namentlich eine falsche Transscription der armen. Namen. **) Gewöhnlich, aber falsch, werden beide Namen verschiedenen Seen beigelegt; auch der Name Manti an e- oder Matiane-See oder blauer Sec gehört nirht, wie oft angegehen wird , hierher, sondern nach West-Medien, wo die Matianer wohnten (vgi. § 32, 15), es ist der .jetzige See von Onnia oder Schahi, der bei den Alten auch Kapauta (Kapoit, d. 1. „blau“ im armen.) hiess, bei Strabo falsch SnaOra ge¬ schrieben. Land hiess Tao, der Hanptort noch jetzt Taus- oder Tawas- gerd, d. i. Stadt von Tao) sind die von den Zehntausend durchzogenen Tito/oi; damals unabhängig von Persien, so wie die' weiter nördlich folgenden Xt'Uvßfi, Xxvttimn, Mtt- xgtnrr; *). Die Chalyber, auch Chaldäer genannt, vielleicht ein Zweig der südlichem Kardoischen Chaldäer (§. 34), durch Bearbeitung des Eisens zu Stahl (griecli. yotlvifi) und Gewinn von Silber (^Akvßg, Sihr aqyigov rari yrrtfU-q , Horn.) schon früh berühmt, wohnten nach den Angaben der Alten in dem ganzen innern Gebirgs- systeme des Paryadres, welches noch jetzt an Silber, Gold und Eisen reich ist (Bergwerke von Ispir und Gümüsch- Chane) und reichten weiter westlich, schon nahe dem Ther- modon , an die Küste des l’onlus, wo ihr Gebiet auch von den Zehntausend später durchzogen wurde (Anab. V, 5); diess sind wahrscheinlich die bis zum Pontus reichenden Völ¬ ker, die zur alten Persischen Satrapie Armenien gehörten, bei Ilerod. III, 93. Neben ihnen bildeten eine besondere Satrapie (den XIV. Bezirk) die Mos’cher (s. §. 48), Maren (wahrscheinlich im südlichen Colchis, welches bei den Ein¬ wohnern Margvi hiess), Macroner (bei den Späteren Sannen oder Tzannen, noch jetzt Dschanen genannt), Mosynöker und Tibarener; letztere beide an der Küste westlich von Trapezus bis zu den westlichen Chalybern, so wie eine Ab¬ theilung der Colcher über Trapezus selbst, wo ihr Gebiet von den Zehntausend durchzogen wurde. Später bildeten alle diese Völkerschaften einen Tlieil des Ponlischen Reiches, und wurden unter den Römern auch zur Provinz Pontus gerechnet (s. §. 55, 56). §. 4«. An der N0,-Grunze, ¡in Flussgebiete des Cyrus (armen. Kur, georg. Mtkvari, wahrsch. vom altpers. Chware, d. i. Sonne, jetzt Kur), von W. nach 0. oder flussabwärts die Gebiete der Gogarer (armen. Gugarkh, daher die Landschaft Гыуадчгц, wahrsch. Gog des Л. T.), der Sakeu (Skythen der Griechen, wahrscheinlich eines Tlicils der über den Caucasus her im 7. Jahrh. v. Chr. in Vorderasien eingefallenen nomadischen Völker; ihr Land hiess armen. Schakaschen, d. i. Anbau der Salten, daher Хах.иащгц), derUtier (ihr Land armen. Uti oder Oti, ’Sirtjrq), lind der Caspier, welche die unteren Ebenen am Caspischcn Meere, um die im Alterthume noch nicht wie jetzt vereinig¬ ten Mündungen desAraxes und Cyrus inne hatten. Alle diese früher unabhängigen oder zu Iberien und Albanien gerech¬ neten Gebiete wurden erst durch die Eroberungen des Artaxias (um 180 v. Chr.) mit dem Armenischen Reiche ver¬ einigt; früher gehörten sie, vielleicht mit Einschluss Iberiens und Albaniens, zum XV. Bezirk des Persischen Reiches (Scixai und Kuenioi, Herod. III, 93). Caucasus - Länder. (Colchis, Ibcria, Albania.) <$. 47. Der Caucasus, die grosse Völkerscheide West¬ asiens (wie der Himalaja in Ostasien), war äusserste nörd- *) Nordöstlich oder nordwestlich? ist nach Xen. nicht zu unter¬ scheiden, da das Heer, nach den angegebenen Entfernungen zu schliessen, in den unbekannten Waldgegenden grosse Umwege gemacht haben muss. I'u/xvias, Anal). IV, 6, ist wahrscheinlich das spätere Sper, der Fluss "Apnaooz wohl der Apsaros oder Acampsis der spätem, keinesfalls, wie Sewöhnlich erklärt wird, der in den Araxes fliessende Arpa-tschai oder rpa-su, welcher diesen türkischen Namen erst spät crnalten hat, und bei den Alt-Armeniern Achurean hiess. liehe Gränze des Perserreichs, dem das an seiner Südseite liegende Land wenigstens im westlichen Theile tributpflichtig, wenn auch nicht direct unterworfen war (Herod. III, 97). Hier wohnten Völker vom Stamme der Mes’eher oder Mos’cli er (Mesech des A. T.), deren älteste bekannte Hei¬ mall) das Quellgebiet des Kur ist. Vor hier aus gründeten sie die Völker und Reiche von 1) Iberia, im 0. am obern Cyrus (Kur), bei den Ein¬ heimischen Kharthli, bei den Armeniern Wer (Plur. Wirkh, Land Wrastan), daher bei den Byzantinern Georgia, jetzt russ. Gmsia, pers. und türk. Gurdschistän genannt; älteste Hauptstadt Mtzchetha (Mnsryrjra bei Ptol., noch jetzt Ruinen Mtzcheth) am Zusammenflüsse des Aragus (Aragwi) und Cyrus; spätere seit dem 2. Jahrh. v. Chr. Arm azi Tziché (d. i. Armaz oder Ormuzd-Veste, bei den Classikern ’Aguo(ix¡¡, Harmastica), östl. Gränzlluss Alazonius (Alazani). 2) Colchis, im W. im Gebiet des Phasis oder llliion (noch Rhioni oder Fasch), in einheimischer Sprache Egrissi, im nördlichen Thcile auch Mingreli (*Kxgr¡iLXÍ¡. Múenui.cn bei Ptol.), später von dem inwohnenden Volke, den Lazen (die jetzt noch die südlichen Gebirge inne haben) L azi ca ge¬ nannt. Alte Hauptstadt Kvraia (von den Griechen für Aicc der Argonaulensage gehalten), einheimisch Kuthathisi (bei den Byzantinern Kovrarißior, Kutais) , Gränzfestung gegen Iberien Sarapana (Schorapani). An der Küste Griechische llandelscolonien, Gründungen der Milesier: Phasis (an der Mündung des gleichnamigen Flusses, unter den Römern, Augustes zu Ehren, Sebastopolis genannt, jetzt Poti), Dioäclirias (später ebenfalls Sebasto¬ polis genannt, die Ruinen noch Jskúrieh; Pityus (Pitzunda). Diese und andere Küstenorte bildeten seit Trajan die nord¬ östlichste Gränze des Römischen Reichs, die Reiche Colchis, Iberien und Albanien aber standen früher zu Pompejus Zeit, nach der Besiegung des Mithridates und Tigrones, später unter Trajan auf kurze Zeit unter sehr unbestimmter Abhän¬ gigkeit von Rom. 8). 48. Alban ia; am östlichen Caucasus, wo die frühere Zeit (vgl. §. 46) die Caspier und Ulier kennt, be¬ stand wenigstens seit dem 2. Jahrh. v. Chr. als eigenes Kö¬ nigreich, Hptst. Alb ana, nördlicher die sogenannte Albani¬ sche oder Sarmatische Pforte n), wo jetzt Derbend, d. i. Engpass. Der Nationalität nach gehörten die Albaner (ei¬ gentlich Aluaner) wahrscheinlich wie die Caspier, Utier u. a. zum Arischen Stamme, der sich vom nordwestlichen Medien aus durch Auswanderung bis in und über den Caucasus aus¬ breitete, wo ihm noch die Gelen und Alanen (die Assen des Mittelalters, jetzt Ossen, gewöhnlich falsch Osseten ge¬ nannt, die sich selbst Iröni nennen), sowie in den nördlichen Ebenen die Siraken, Sarmaten, Roxalanen und andere Völker angeboren (s. unten bei Sarmatien). Ausserdem wohnten im östlichen Caucasus die Legen, von den älteren Autoren (Herod. VII, 72) Atyvts, von den Armeniern und Iberiern Leki genannt, jetzt Lesgier; im westlichen, an der Küste des Pontus die C e rc eta e ('Tscher- kessen), Zichi (Adhighe, noch jetzt Name tscherkessischer Stämme), Coraxi, Heniochi (wahrscheinlich ein griechisch umgebildeter Name; Reinlichen soll noch jetzt ein Lesgischer Stamm heissen), Sanni oder Sanichi (Dschanen), Abasgi *) Der Name „Caspisches Thor“ bezieht sich dagegen nicht auf diesen Pass, wie inan nach dem Namen des benachbarten Meeres vermu- then könnte, sondern er bezeichnet einen Pass in der nördlichen Medi- schen oder Tapurischen Gebirgsgegend am Nordrande der grossen Ira¬ nischen Wüste, in welcher Gegend nach dem obengesaglen ($■ 32, 13, S- 33, 16) das.Volk der Caspier früher wohnte.