VI Vorrede. Wer aber glaubt, daß ich den Römer in den Künsten und Wissenschaften zu tief herab- sehe, wenn ich ihn hierin einen bloßen Nachah¬ mer nenne, der höre meine Gründe. Wir haben Beispiele, daß oft siegende Nationen Religion, Sitten und Gesetze der Besiegten annahmen: — dies waren aber rohe Streifvölker, welchen ein cultivirtes Land und gebildeteNgtionen zur Beutewurden; aber wenn der selbstständige Römer, der Osten und Westen sich unterwarf, in allen Fachern Nachahmer der Griechen wird; wenn selbst die Genien der Rö¬ mer sichnichrgetrauen, sie selbstzuseyn, und nur ihren Geist in ihren Werken zu verewigen: so kann nran ihn, seinem Stolze zum Trotze, ohne Anstand in das Reich der Assen setzen. Wo ist das Fach der Künste und Wissenschaften, welches die Römer bearbeiteten, wo nicht die griechische Form inö Auge springt? Ihr vornehmstes philosophisches Werk — die 3 Bücher von den Pflichten — ist ein Nach¬ hall der Lehre des Panatius; Plantus ahmte den Diphilus und Tercnz den Menander nach. Lucrez richtete sich nach EmpedocleS; Virgil nahm sich Homeren und Theokriten zu Mustern; ■m