97 Teutschland. Die Bewohner der österreichisch -teutschenStaa-Karakter, ten sind wirklich ungleich weniger in den Hauptzügen Sitten^ und des Karakters von einander verschieden, als man in Dergnugun* so weit ausgedehnten, zum Theil von einander getrenn-^^"° ten Landern vermuthen sollte, wenigstens hat die bis¬ herige geringe 2lufklarung sie so ziemlich alle auf der¬ selben Stufe der Kultur erhalten- und nur seit dem letzten schlesischen Kriege hat der durch die vielen Feld- Züge bewirkte Umgang mit so vielen anders denkenden Menschen hie und da Veränderungen im Denken und Handeln hervorgebracht. Die Revolution, welche die Veranstaltungen des Kaisers bewerkstelligt haben, ist in der That schon sehr groß gewesen; in der Nähe seiner Person werden Oesterreichs Bewohner in kur¬ zem vollkommen veredelt feyn, aber es wird lange währen, ehe die entfernteren Provinzen die Folgen dieser heilsamen Umschaffung erfahren, und überall die Dunkel zerstreuet seyn werden, welche bisher die Nationalbildung so außerordentlich aufgehalten ha¬ ben. Was die äußere Gestalt betrifft, so bringen die österreichischen Staaten einen derben gesunden Schlag von Menschen hervor, der bey beyden Geschlechtern mehr inö Plumpe als ins Zierliche fällt. So schöne geistvolle Gesichter, als man in dem mittleren Teutfch-^ Land findet, sucht man meist überall vergebens, und mit den blühendsten Figuren ist gewöhnlich ein Ueber- maaß von Fleisch lind eine gänzlich unbedeutende ge¬ dankenlose Miene verbunden, die eine Folge der sü durchgängig herrschenden Sinnlichkeit ist. Essen und Trillken scheint die Hauptleidenschaft deö ganzen süd¬ lichen Teutschlands zu feyn; jedes Frühstück besteht hier auö einer so gewaltigen Menge von Speisen, daß sich eine Familie Tage lang damit sättigen könnte, und die Tafel eines nur etwas vermögenden Bürgers ist viel reichlicher besetzt, als manche Hochzeittafel in andern Gegenden. Daher ha., es auch so schwer, II Band. G Hs /